MK 11/20
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gelernt, sehr schnell zu reagieren.<br />
Alles andere ist unverantwortlich<br />
in solchen Situationen. Deshalb<br />
runterbremsen, Kurzarbeit beantragen,<br />
Kosten runterfahren. Der<br />
Werkzeugkasten ist in Krisenzeiten<br />
relativ klar umrissen.<br />
möbel kultur: Mit welcher Sortimentsstrategie<br />
wollen Sie ins nächste Jahr gehen?<br />
Volkmar Halbe: Wir haben uns aus der<br />
Sanierung heraus in den letzten Jahren<br />
schon sehr klar positioniert. Wir<br />
produzieren ausschließlich zerlegte<br />
Ware und sehen uns hier im mittleren<br />
bis oberen Preissegment, weil<br />
wir die Skalenvorteile, die Wettbewerber<br />
generieren, die im Ausland<br />
fertigen, in deutscher Produktion<br />
nicht darstellen können. Anders<br />
ausgedrückt: Wir sind die Edel-<br />
Zerlegten, die in der Positionierung<br />
Preis, Produkte, Preiswürdigkeit,<br />
das Made in Germany auch kapitalisieren<br />
müssen. 95 Prozent der<br />
Teile, die wir fertigen, kommen hier<br />
aus dem Werk in Schlangen. Dabei<br />
wird es bleiben, aber dafür müssen<br />
wir dann einen Mehrwert bieten,<br />
sowohl in der Formensprache als<br />
auch in der Funktionalität, der sich<br />
dann im Preis niederschlägt. Gleichwohl<br />
müssen wir auf der Kostenseite<br />
und logistisch auf dem Punkt<br />
sein. Dabei hat die Sanierung sehr<br />
geholfen. Auf dieser Basis wollen<br />
wir online weiter in die Offensive<br />
gehen, was nicht heißt, dass wir<br />
den stationären Handel vernachlässigen,<br />
aber wir sind davon überzeugt,<br />
dass dem Multi-Channel die<br />
Zukunft gehört.<br />
möbel kultur: Gibt es Verschiebungen in<br />
den Segmenten?<br />
Volkmar Halbe: Unser Fokus liegt weiterhin<br />
auf Garderoben und Wohnen.<br />
Darüber hinaus entwickelt<br />
sich das Thema Bad sehr gut, das<br />
wir vor zwei Jahren hinzugenommen<br />
haben. Und ebenso hat der<br />
Office-Bereich im letzten Jahr schon<br />
durch den Wegfall von Welle einen<br />
Schub bekommen und in diesem<br />
Jahr Corona-bedingt. Immer bezogen<br />
auf den Heimarbeitsplatz bzw.<br />
bis hin zum Semi-Profi-Bereich.<br />
Hiermit werden wir uns nach der<br />
Messe auch noch einmal intensiv<br />
beschäftigen.<br />
möbel kultur: Die Herbstmessen haben<br />
einmal mehr gezeigt, dass der Austausch<br />
wichtig ist und das Begutachten der Produkte<br />
vor Ort.<br />
Christian Pauly: Ja, das gilt für den<br />
stationären Handel, der ein Produkt<br />
auf der Messe ordert, während die<br />
Onliner einen Prozess kaufen.<br />
Volkmar Halbe: Während der stationäre<br />
Händler sich beim Einkauf die<br />
Beschläge, und die Oberflächen etc.<br />
anschaut, fragt der Onlinehändler<br />
nach Dropshipping oder wie er die<br />
Bilddaten bekommt, über welche<br />
Systeme wir verfügen.<br />
möbel kultur: Wie lange braucht ein<br />
Unternehmen aus Ihrer Erfahrung, um<br />
Dropshipping-fähig zu sein?<br />
Christian Pauly: Die erste Frage, die<br />
sich einem Unternehmer stellt, ist,<br />
ob das überhaupt von der Grundstruktur<br />
der Firma funktionieren<br />
kann. Selbst wenn Sie diese Frage<br />
mit Ja beantworten können, braucht<br />
es immer noch zwei bis drei Jahre,<br />
bis die Prozesse alle laufen.<br />
möbel kultur: Produkte sind den Onlineanbietern<br />
also eher egal?<br />
Christian Pauly: Natürlich muss ein<br />
Produkt zur Zielgruppe passen und<br />
die Qualität muss stimmen, aber<br />
die Kommunikation der Onliner<br />
funktioniert völlig anders als im<br />
klassischen Möbelhandel.<br />
Volkmar Halbe: Am Ende des Tages<br />
bekommen wir drei Gigabyte zur<br />
Verfügung und wir müssen diese<br />
Wir sind die Edel-<br />
Zerlegten, die das „Made<br />
in Germany“ auch kapitalisieren<br />
müssen.<br />
Volkmar Halbe<br />
so nutzen, dass wir bei den Suchmaschinen<br />
ganz oben stehen.<br />
Christian Pauly: Letztendlich entscheiden<br />
die Kunden, so argumentieren<br />
Onliner. Ein stationärer Händler hat<br />
diesbezüglich mit ganz anderen Dingen<br />
zu kämpfen, muss die Kojen<br />
dekorieren, die Werbung organisieren<br />
und hat im Zweifel das Lager voll<br />
und muss ein neues Produkt listen,<br />
wenn das andere nicht läuft.<br />
möbel kultur: Das hört sich nach einer<br />
düsteren Zukunft für den stationären<br />
Möbelhandel an.<br />
Volkmar Halbe: Auch der großflächige<br />
Möbelhandel erlebt aktuell Zeiten,<br />
wie es sie lange nicht gab. Wir<br />
hören davon, dass die Frequenzen<br />
relativ normal sind, aber die Entscheidungsgeschwindigkeiten<br />
und<br />
die Einkaufskörbe der Kunden deutlich<br />
gestiegen sind. Und das führt in<br />
der Industrie zu gefüllten Auftrags-<br />
Mit „GW-Lissabon“<br />
bedient Germania den<br />
Homeoffice-Bereich.<br />
Grifflose Fronten in<br />
den Dekoren Eiche<br />
und Graphit und eine<br />
moderne Schreibtischlösung<br />
entsprechen<br />
dem Zeitgeist.<br />
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