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gelernt, sehr schnell zu reagieren.<br />

Alles andere ist unverantwortlich<br />

in solchen Situationen. Deshalb<br />

runterbremsen, Kurzarbeit beantragen,<br />

Kosten runterfahren. Der<br />

Werkzeugkasten ist in Krisenzeiten<br />

relativ klar umrissen.<br />

möbel kultur: Mit welcher Sortimentsstrategie<br />

wollen Sie ins nächste Jahr gehen?<br />

Volkmar Halbe: Wir haben uns aus der<br />

Sanierung heraus in den letzten Jahren<br />

schon sehr klar positioniert. Wir<br />

produzieren ausschließlich zerlegte<br />

Ware und sehen uns hier im mittleren<br />

bis oberen Preissegment, weil<br />

wir die Skalenvorteile, die Wettbewerber<br />

generieren, die im Ausland<br />

fertigen, in deutscher Produktion<br />

nicht darstellen können. Anders<br />

ausgedrückt: Wir sind die Edel-<br />

Zerlegten, die in der Positionierung<br />

Preis, Produkte, Preiswürdigkeit,<br />

das Made in Germany auch kapitalisieren<br />

müssen. 95 Prozent der<br />

Teile, die wir fertigen, kommen hier<br />

aus dem Werk in Schlangen. Dabei<br />

wird es bleiben, aber dafür müssen<br />

wir dann einen Mehrwert bieten,<br />

sowohl in der Formensprache als<br />

auch in der Funktionalität, der sich<br />

dann im Preis niederschlägt. Gleichwohl<br />

müssen wir auf der Kostenseite<br />

und logistisch auf dem Punkt<br />

sein. Dabei hat die Sanierung sehr<br />

geholfen. Auf dieser Basis wollen<br />

wir online weiter in die Offensive<br />

gehen, was nicht heißt, dass wir<br />

den stationären Handel vernachlässigen,<br />

aber wir sind davon überzeugt,<br />

dass dem Multi-Channel die<br />

Zukunft gehört.<br />

möbel kultur: Gibt es Verschiebungen in<br />

den Segmenten?<br />

Volkmar Halbe: Unser Fokus liegt weiterhin<br />

auf Garderoben und Wohnen.<br />

Darüber hinaus entwickelt<br />

sich das Thema Bad sehr gut, das<br />

wir vor zwei Jahren hinzugenommen<br />

haben. Und ebenso hat der<br />

Office-Bereich im letzten Jahr schon<br />

durch den Wegfall von Welle einen<br />

Schub bekommen und in diesem<br />

Jahr Corona-bedingt. Immer bezogen<br />

auf den Heimarbeitsplatz bzw.<br />

bis hin zum Semi-Profi-Bereich.<br />

Hiermit werden wir uns nach der<br />

Messe auch noch einmal intensiv<br />

beschäftigen.<br />

möbel kultur: Die Herbstmessen haben<br />

einmal mehr gezeigt, dass der Austausch<br />

wichtig ist und das Begutachten der Produkte<br />

vor Ort.<br />

Christian Pauly: Ja, das gilt für den<br />

stationären Handel, der ein Produkt<br />

auf der Messe ordert, während die<br />

Onliner einen Prozess kaufen.<br />

Volkmar Halbe: Während der stationäre<br />

Händler sich beim Einkauf die<br />

Beschläge, und die Oberflächen etc.<br />

anschaut, fragt der Onlinehändler<br />

nach Dropshipping oder wie er die<br />

Bilddaten bekommt, über welche<br />

Systeme wir verfügen.<br />

möbel kultur: Wie lange braucht ein<br />

Unternehmen aus Ihrer Erfahrung, um<br />

Dropshipping-fähig zu sein?<br />

Christian Pauly: Die erste Frage, die<br />

sich einem Unternehmer stellt, ist,<br />

ob das überhaupt von der Grundstruktur<br />

der Firma funktionieren<br />

kann. Selbst wenn Sie diese Frage<br />

mit Ja beantworten können, braucht<br />

es immer noch zwei bis drei Jahre,<br />

bis die Prozesse alle laufen.<br />

möbel kultur: Produkte sind den Onlineanbietern<br />

also eher egal?<br />

Christian Pauly: Natürlich muss ein<br />

Produkt zur Zielgruppe passen und<br />

die Qualität muss stimmen, aber<br />

die Kommunikation der Onliner<br />

funktioniert völlig anders als im<br />

klassischen Möbelhandel.<br />

Volkmar Halbe: Am Ende des Tages<br />

bekommen wir drei Gigabyte zur<br />

Verfügung und wir müssen diese<br />

Wir sind die Edel-<br />

Zerlegten, die das „Made<br />

in Germany“ auch kapitalisieren<br />

müssen.<br />

Volkmar Halbe<br />

so nutzen, dass wir bei den Suchmaschinen<br />

ganz oben stehen.<br />

Christian Pauly: Letztendlich entscheiden<br />

die Kunden, so argumentieren<br />

Onliner. Ein stationärer Händler hat<br />

diesbezüglich mit ganz anderen Dingen<br />

zu kämpfen, muss die Kojen<br />

dekorieren, die Werbung organisieren<br />

und hat im Zweifel das Lager voll<br />

und muss ein neues Produkt listen,<br />

wenn das andere nicht läuft.<br />

möbel kultur: Das hört sich nach einer<br />

düsteren Zukunft für den stationären<br />

Möbelhandel an.<br />

Volkmar Halbe: Auch der großflächige<br />

Möbelhandel erlebt aktuell Zeiten,<br />

wie es sie lange nicht gab. Wir<br />

hören davon, dass die Frequenzen<br />

relativ normal sind, aber die Entscheidungsgeschwindigkeiten<br />

und<br />

die Einkaufskörbe der Kunden deutlich<br />

gestiegen sind. Und das führt in<br />

der Industrie zu gefüllten Auftrags-<br />

Mit „GW-Lissabon“<br />

bedient Germania den<br />

Homeoffice-Bereich.<br />

Grifflose Fronten in<br />

den Dekoren Eiche<br />

und Graphit und eine<br />

moderne Schreibtischlösung<br />

entsprechen<br />

dem Zeitgeist.<br />

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