IM BLICK 2020
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Ausgewählte unions- und verfassungsrechtliche Fragen der österreichischen<br />
Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Covid-19-Virus<br />
Reinhard Klaushofer · Benjamin Kneihs · Rainer Palmstorfer* · Hannes Winner**<br />
Leseprobe<br />
Von Mitte März bis Ende April <strong>2020</strong> galten in Österreich zur Eindämmung der Covid-<br />
19-Pandemie weit reichende Beschränkungen. Der vorliegende Aufsatz untersucht die<br />
empirische Datenlage, die diesen Maßnahmen zu Grunde liegt, und prüft die Maßnahmen<br />
auf ihre Vereinbarkeit mit dem Unions- und Verfassungsrecht. Dabei spielen zahlreiche<br />
Grundrechte, aber auch das rechtsstaatliche Determinierungsgebot eine Rolle. Manche der<br />
von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen waren von Anfang an unions- und verfassungs-<br />
bzw gesetzwidrig, andere wurden es mit abnehmender Bedrohung oder durch<br />
Ungleichheiten bei der Lockerung. Insbesondere überschritten einige der Beschränkungen<br />
den vom Gesetz vorgegebenen Rahmen, das insbesondere Betretungsverbote nur gestattet,<br />
soweit dies zur Eindämmung der Pandemie erforderlich ist. Die damit schon im Gesetz<br />
angelegte Verhältnismäßigkeit haben einige der Beschränkungen von Anfang an, andere<br />
erst dadurch verfehlt, dass sie bei Abnahme der Gefahr nicht (rechtzeitig) zurückgenommen<br />
wurden. Der Beitrag wurde verfasst, bevor der VfGH im Juli <strong>2020</strong> erste inhaltliche<br />
Erkenntnisse zu den auch hier interessierenden Fragen vorgelegt hat. Er versteht sich nicht<br />
primär als Besprechung oder Auseinandersetzung mit diesen Entscheidungen, wenngleich<br />
sie (nachträglich) in die vorliegenden Betrachtungen einbezogen wurden.<br />
To combat the Covid-19 pandemic, Austria applied far-reaching restrictions from mid-<br />
March to the end of April <strong>2020</strong>. This paper analyzes the empirical data underlying the adopted<br />
restrictions and assesses the compatibility of central measures with European Union<br />
law and Austrian constitutional law. As regards European Union law, the paper focuses on<br />
an analysis of border controls and entry restrictions for persons against the background<br />
of the Schengen Borders Code and the Free Movement Directive. As regards Austrian<br />
constitutional law, it is, in the fi rst place, a series of fundamental rights as well as the requirement<br />
of legal clarity (rule of law) that are relevant for the assessment of the examined<br />
restrictions. Some of these measures violated EU-law and Austrian constitutional law from<br />
the outset, while others only did so later on because of decreasing threat or unequal treatments<br />
in the process of the relaxation of the respective measures. In particular, some of the<br />
restrictions exceeded the legal framework, which, in particular, only allows for restraining<br />
orders insofar as this is necessary for the containment of the pandemic. While some measures<br />
missed the proportionality requirement enshrined in the law from the start, others<br />
failed to do so, because they were not taken back timely although the danger was decreasing.<br />
The paper was drafted before July <strong>2020</strong>, when the Austrian Constitutional Court<br />
delivered its fi rst substantial rulings on the legal issues analyzed herein. The paper is not<br />
to be understood as a comment or treatise on these rulings in the fi rst place, although the<br />
latter have been included in the present study.<br />
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