IM BLICK 2020
Das Neuerscheinungsmagazin des Verlag Österreich - einem der führenden Verlage für juristische Fachinformation in Österreich.
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Zur Vorbereitung virtueller Zusammenarbeit<br />
empfehlen wir auf folgende Dinge<br />
zu achten:<br />
• Technik: Technik per se kann ein Stolperstein<br />
sein. Daher ist eine gute Vorbereitung<br />
der Technik (funktionieren die W-Lan-Verbindung,<br />
Hardware, Software, Headsets<br />
usw?) für alle Teilnehmer*innen ein Muss.<br />
Eine Viertelstunde vor oder zu Beginn der<br />
eigentlichen inhaltlichen Arbeit sollte zudem<br />
eine gemeinsame „technische Probe“<br />
erfolgen, um zB Tonqualität, Kameraeinstellungen<br />
usw zu prüfen und um klarzustellen,<br />
was zu tun ist, falls die Technik versagt<br />
(etwa durch die Information, den<br />
Verantwortlichen bzw den/die Moderator*in<br />
anzurufen usw).<br />
• Wissen über Technik: Da oft nicht alle<br />
Teilnehmer*innen Vorerfahrungen mit gewissen<br />
Tools haben, sollten die Verantwortliche/n<br />
das Vorwissen aller ansprechen bzw<br />
überprüfen und allenfalls gemeinsam ausprobieren<br />
und erlernen.<br />
• Zeitfaktor: Wann und wie oft werden<br />
Termine virtuell eingerichtet? Hier muss<br />
man die Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen<br />
berücksichtigen, da die Grenzen zwischen<br />
privat und beruflich leicht verschwimmen.<br />
So sollte zB geklärt werden, ob es Betreuungspflichten<br />
gibt, wann eine ungestörte<br />
Arbeitsatmosphäre möglich ist usw. Auch<br />
müssen virtuelle Sitzungen zeitlich klar<br />
strukturiert und mit ausreichend Pausen<br />
versehen sein, denn erfahrungsgemäß ermüdet<br />
konzentriertes Arbeiten online mehr<br />
als „vor Ort“.<br />
• Überforderung der Moderation: Die<br />
Moderation virtueller Zusammenarbeit<br />
kann eine Herausforderung sein, vor allem<br />
dann, wenn eine Person sowohl für die Gesprächssteuerung<br />
als auch für das „technische<br />
Trouble-Shooting“ zuständig ist. Daher<br />
empfiehlt sich die Trennung der beiden<br />
Rollen (in zB einen Prozessmoderator und<br />
eine Technikmoderatorin), vor allem bei<br />
größeren Teams.<br />
• Vertraulichkeit: Die Vertraulichkeit virtueller<br />
Zusammenarbeit ist wesentlich.<br />
Nur wenn ein vertrauensvoller Raum auch<br />
online geschaffen wird, wird qualitätsvolle<br />
Arbeit möglich sein. Dafür ist einerseits<br />
der Datenschutz anzusprechen; andererseits<br />
gilt es seitens der Moderator*in das<br />
digitale Tool, das verwendet wird, auf die<br />
eigenen Bedürfnisse einzurichten, damit<br />
die Kontrolle bei den Moderator*innen verbleibt.<br />
Zuletzt empfehlen wir die Einführung<br />
gemeinsamer „Kommunikationsregeln“, zu<br />
denen eventuell auch das Verbot von nicht<br />
abgesprochenen Fotos oder Aufnahmen<br />
der Sessions durch Teilnehmer*innen gehören<br />
kann.<br />
• Sichtbarkeit: Oft wird vergessen, auf ein<br />
gutes Licht zu achten – keinesfalls sollte<br />
das Licht von hinten kommen, da sonst das<br />
eigene Gesicht im Schatten liegt. Bedacht<br />
werden sollte außerdem, welcher Raum im<br />
Bildausschnitt sichtbar wird (sofern nicht<br />
ein virtueller Hintergrund eingerichtet wird,<br />
was bei manchen Tools möglich ist). Hier<br />
sollte darauf geachtet werden, welche Bilder<br />
sichtbar sind und ob intime Details im<br />
Blick sind, die lieber nicht gezeigt werden<br />
wollen. Zuletzt ist auf passende Kleidung<br />
und Erscheinung zu achten.<br />
Neben den Hinweisen für die Vorbereitung<br />
und Rahmung von virtueller Zusammenarbeit,<br />
gilt es während der konkreten Sessions<br />
gewisse Empfehlungen zu beherzigen:<br />
• Ohne Moderation geht’s nicht! Ein häufiges<br />
Missverständnis betrifft die Vorstellung,<br />
dass virtuelle Zusammenarbeit keine<br />
Struktur braucht. Wie bei persönlichen Sitzungen<br />
oder Workshops in echten Räumen<br />
gilt auch hier: Vermeiden Sie Gesprächschaos!<br />
Es braucht eine klare Gesprächssteuerung<br />
und Verantwortung bei einem/r<br />
Moderator*in!<br />
• Online macht müde! Virtuelle Zusammenarbeit<br />
produziert einen hohen Bedarf<br />
an Aufmerksamkeit und Fokus. Das führt<br />
leicht zu Ermüdung und innerlichem „Abschalten“<br />
bei den Teilnehmer*innen. Anders<br />
als bei konkretem Zusammensein im<br />
selben Raum, kann das Aufmerksamkeitslevel<br />
der Teilnehmer*innen nicht (oder kaum)<br />
durch ihre Körpersprache abgecheckt werden.<br />
Daher braucht es immer wieder direktes<br />
Ansprechen der Teilnehmer*innen und<br />
die Vereinbarung gemeinsamer Regeln (zB<br />
keine E-Mails checken während der Session<br />
usw). Außerdem sollte man Pausen<br />
oft und bewusst einplanen. Möglich sind<br />
auch Auflockerungsübungen, die jede/r für<br />
sich machen kann bzw Phasen, in denen<br />
man in der Gesamtgruppe oder in kleinen<br />
Untergruppen gemeinsam virtuell etwas<br />
Lustiges zeichnen, Musik hören oder einen<br />
kurzen Film schauen kann usw.<br />
• Weniger Körpersprache heißt mehr<br />
Reden! Ein Teil der Körpersprache fehlt,<br />
dadurch fallen gewisse Interpretationsebenen<br />
weg. Deshalb braucht es genaues<br />
Nachfragen und konkretes Ansprechen von<br />
vermuteten oder tatsächlichen Interessen,<br />
Bedürfnissen, Gefühlszuständen usw der<br />
Teilnehmer*innen. Online Arbeiten braucht<br />
eine besonders klare Kommunikation. Da<br />
nonverbale und paraverbale Kommunikation<br />
als zusätzliche Ebene der Interpretation<br />
ausfallen, müssen wir noch deutlicher sagen,<br />
was wir meinen, um nichts misszuverstehen.<br />
Nur dadurch kann wechselseitiges<br />
Verständnis erleichtert werden.<br />
• Das Buffet ersetzen! Bei physischen Treffen,<br />
Workshops oder Konferenzen ist oft<br />
das Buffet der Zeitpunkt, zu dem informelle<br />
Informationen getauscht werden. Diese<br />
diffuse Kommunikation zwischen „Tür und<br />
Angel“, oder am Kaffeeautomaten, fällt<br />
bei virtueller Zusammenarbeit weg. Leider<br />
fehlt diese dann aber für den Vertrauensund<br />
Beziehungsaufbau. Es gilt daher zum<br />
Ausgleich ganz gezielt Momente zu schaffen,<br />
in dem solche ein Austausch möglich<br />
wird. Das können virtuelle Räume für Pausen<br />
sein oder auch informelles Verarbeiten<br />
in kleineren „Murmelgruppen“.<br />
Virtuelle Zusammenarbeit ist herausfordernd<br />
und erfordert gewissenhafte Planung<br />
und Übung. Sind wir damit schon<br />
am „Ende der Fahnenstange“ der Möglichkeiten?<br />
Nein, denn die nächste Herausforderung<br />
liegt in „hybriden“ Meetings, also<br />
solchen, bei denen ein Teil physisch anwesend,<br />
ein Teil virtuell zugeschaltet ist. Dieses<br />
Setting stellt an die Mediator*innen das<br />
Maximum an Schwierigkeit. Bis dahin heißt<br />
es also: Gutes Ausprobieren und Lernen!<br />
EAN 9783704685629<br />
€ 26,–<br />
29<br />
Mediation