IM BLICK 2020
Das Neuerscheinungsmagazin des Verlag Österreich - einem der führenden Verlage für juristische Fachinformation in Österreich.
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Im Interview: Sebastian Bergmann, Erik Pinetz, Karoline Spies • Lesedauer: 3 Minuten<br />
Was mit dem EU-Meldepflichtgesetz auf<br />
Beratung und Unternehmen zukommt<br />
Verlag Österreich: Das EU-Meldepflichtgesetz<br />
ist am 1. Juli dieses<br />
Jahres in Österreich in Kraft getreten.<br />
Was macht dieses Gesetz so wichtig<br />
und wer wird davon betroffen sein?<br />
Erik Pinetz: Mit dem EU-Meldepflichtgesetz<br />
(EU-MPfG) wurde auf<br />
Basis unionsrechtlicher Vorgaben in<br />
Österreich eine Meldepflicht für bestimmte<br />
grenzüberschreitende Steuergestaltungen<br />
eingeführt. Diese<br />
Meldepflicht ist insofern besonders,<br />
als vor allem die an der Gestaltung<br />
beteiligten Intermediäre (also die<br />
beteiligten Berater verschiedenster<br />
Beratungszweige) Ansprechpersonen<br />
der Meldepflicht sind.<br />
Karoline Spies: Allgemein hat das EU-<br />
Meldepflicht das Ziel, die Transparenz<br />
im Steuerrecht erheblich auszuweiten<br />
und damit die grenzüberschreitende<br />
Steuervermeidung zu bekämpfen. Die<br />
Meldepflicht soll dem Gesetzgeber<br />
vor allem helfen, potentielle Steuerschlupflöcher<br />
frühzeitig zu identifizieren<br />
und durch Reformen schließen zu<br />
können. Daneben hat die Meldepflicht<br />
aber sicherlich auch präventiven Charakter<br />
und wird Unternehmen schon<br />
von Beginn an davon abhalten, bestimmte<br />
Gestaltungen (zB Nutzung<br />
von Safe-Harbor Regeln, Ansiedelung<br />
in Staaten mit besonders niedrigen<br />
Steuersätzen oder mit präferentiellen<br />
Steuerregimen) überhaupt zu implementieren.<br />
Es geht bei Verstößen gegen<br />
die Meldevorschriften also nicht<br />
nur um finanzstrafrechtliche Problemfelder,<br />
sondern auch um die Reputation<br />
der betroffenen Unternehmen und<br />
Personen.<br />
Wer und was muss gemeldet<br />
werden?<br />
Pinetz: Wie bereits angerissen, betrifft<br />
die Meldepflicht insbesondere<br />
Intermediäre. Dazu zählen etwa Steuerberater,<br />
Rechtsanwälte oder Notare,<br />
aber auch Banken und sonstige<br />
involvierte Berater, die an der grenzüberschreitenden<br />
Gestaltung unmittelbar<br />
oder unterstützend mitwirken.<br />
Die Bandbreite ist durchaus groß.<br />
Sebastian Bergmann: Gemeldet werden<br />
müssen ganz bestimmte Steuergestaltungen.<br />
Das bedeutet nicht,<br />
dass sämtliche potentiell zu Steuervorteilen<br />
führende Gestaltungen meldepflichtig<br />
sind, sondern nur jene,<br />
die vom EU-MPfG explizit erfasst<br />
werden. Es kann also durchaus vorkommen,<br />
dass bestimmte aggressive<br />
Steuergestaltungen nicht zu melden<br />
sind.<br />
Spies: Um meldepflichtig zu sein,<br />
muss die Gestaltung bestimmte im<br />
EU-MPfG gelistete Kennzeichen<br />
(auch „Hallmarks“ genannt) erfüllen.<br />
Viele der in diesen Kennzeichen verwendeten<br />
Rechtsbegriffe sind dem<br />
österreichischen Steuerrecht bisher<br />
fremd (zB „Umwandlung von Einkünften“).<br />
Einige Kennzeichen sind<br />
zudem mangels konkreterer Beispiele<br />
nur schwer eingrenzbar und könnten<br />
daher auch eine Vielzahl alltäglicher<br />
Situationen erfassen. Auch wenn der<br />
österreichische Gesetzgeber versucht<br />
hat, „Über-Meldungen“ durch<br />
die zusätzliche Melde-Voraussetzung<br />
des bestehenden „Risikos der Steuervermeidung“<br />
zu minimieren, bleibt<br />
Rechtsunsicherheit bestehen.<br />
Können Sie ein paar Beispiele für<br />
grenzüberschreitende Gestaltungen<br />
bringen?<br />
Pinetz: Die Bereiche sind durchaus<br />
vielfältig und unterschiedlich. Im Konzernbereich<br />
betrifft es etwa grenz-