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74 DAS WOLLEN WIR WISSEN<br />
WER BEIM YOGA DIE<br />
KERZE NICHT SCHAFFT,<br />
MACHT EBEN EIN TEELICHT AN<br />
Bis vor Kurzem war Scheitern was Schreckliches. Etwas, was man besser verschämt für sich<br />
behielt. Heutzutage ist Scheitern dagegen ja in – denn es zeigt, dass man mit Fehlschlägen<br />
umgehen kann, nicht den Fehler macht, keine Fehler machen zu wollen und in der Lage ist,<br />
nach vorne zu sehen. Also können wir im Rahmen aller guten Vorsätze dieser Welt getrost<br />
alles mal ausprobieren, was wir schon lange mal schaffen wollten. Geht’s gut, ist’s prima.<br />
Geht’s schief, ist es einfach Teil der modernen Kultur des Scheiterns – dachte sich auch Simone<br />
Blaß und versuchte sich in einer Sportart, die versprach, gleich drei Fliegen mit einer<br />
Klappe zu schlagen: Abnehmen, Tiefenmuskulatur stärken und Stress abbauen.<br />
Text Simone Blaß<br />
Yoga ist ja jetzt modern. Und ich finde, es<br />
klingt auch so chic. Vor allem für jemanden,<br />
der schweißtreibenden Ausdauer-Sportarten<br />
lieber aus dem Weg geht. Ein bisschen hierhin<br />
und ein bisschen dahin verbiegen, die<br />
innere Mitte finden und zum Schluss eine<br />
Runde dösen – das hörte sich für mich nach<br />
der perfekten Sportart an. Für jetzt und alle<br />
Zukunft. Schließlich kann man damit alt<br />
werden – im Gegensatz zu Beachvolleyball<br />
zum Beispiel. Obwohl – wenn ich meine<br />
guten Vorsätze inklusive gesunder Ernährung<br />
und Schokoladenverzicht<br />
durchhalten würde,<br />
hätte ich ja vielleicht doch<br />
noch eine Chance auf die<br />
für diese Sportart notwendige<br />
Bikinifigur.<br />
Aber jetzt erst mal Yoga.<br />
Und schon stellt sich mir das<br />
erste Problem: Welches Yoga ist<br />
das richtige? Eine Yoga-Form wie<br />
das Bikram-Yoga, das seinem Begründer<br />
nach einer Folter gleicht und bei dem<br />
man sogar an den Schienbeinen schwitzt, kam<br />
für mich von vornherein genauso wenig in Be-<br />
tracht wie Nacktyoga oder einer der<br />
neuesten Trends: Surfyoga. Letzteres<br />
zum einen in Ermangelung des geeigneten<br />
Wassers in der Nähe, und<br />
zum anderen, weil ich schon froh bin,<br />
wenn ich auf festem Boden länger als<br />
drei Sekunden auf einem Bein stehen<br />
kann, ohne umzukippen. Und was<br />
bei uns im Viertel los gewesen wäre,<br />
wenn ich der Nachbarin erzählt hätte,<br />
dass ich jetzt zum SM-Yoga gehe?<br />
Da wäre ich ja nicht mal mehr zum<br />
Erklären gekommen. Also war das<br />
auch gestrichen. Doga, bei dem der<br />
Hund den Hund macht, oder das aus<br />
Kalifornien stammende Ganja-Yoga,<br />
bei dem der Geist nicht gereinigt,<br />
sondern vernebelt wird, erschlossen<br />
sich mir nicht. Ähnlich war es mit<br />
dem Bieryoga – wobei ich persönlich<br />
ja Weinyoga sowieso viel interessanter<br />
gefunden hätte, aber das gibt es<br />
leider nicht. Wahrscheinlich, weil es<br />
semantisch zu nah am Lachyoga liegt<br />
und somit zu Verwirrungen führen<br />
könnte.