Söflinger Winteranzeiger 2020
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6 | Söflinger Anzeiger Kalendarisches
Ausgabe 04 | Dezember 2020
Jahreszeiten
Wintersonnenwende
Am 21. Dezember ist Wintersonnenwende
– die Sonne steht
mittags in der geringsten Höhe
über dem Horizont. Wir schreiben
den kürzesten Tag und die
längste Nacht, und jetzt beginnt
der astronomische Winter.
Von jeher wurde die Sonne als
Lebensspender verehrt und mit
Festen gefeiert. Wer kennt nicht
aus Kreuzworträtseln den ägyptischen
Sonnengott „Ra“, den
griechischen „Helios“ oder den
spätrömischen „Sol“. Viele Naturvölker
und frühere Hochkulturen
verehrten die Sonne als
göttliches Wesen oder betrieben
wie die Inkas in Südamerika,
die sich als Söhne der Sonne sahen,
einen ausgeprägten Sonnenkult
mit Sonnentempeln.
Die Bedeutung
der Sonne
Wir kennen solche Riten von
vielen Völkern auch aus unserem
Lebenskreis, wie z. B. von
den Germanen, den Kelten oder
aus nordeuropäischen Ländern.
Diese Traditionen reichen Jahrtausende
zurück und wurden
schon in frühgeschichtlicher
Zeit ausgeübt.
Die früheren Winter waren
hart und oft mit dem Kampf
ums Überleben verbunden.
Reichten die Vorräte für die Sippe?
Konnte man der Kälte trotzen?
Deshalb wurde die Wintersonnenwende
sehnsüchtig erwartet
und war ein bedeutendes
Ereignis. Jetzt feierte man das
Fest des unbesiegten Sonnengottes
mit Trommeln, Tänzen
und Jubel. Man begrüßte die
Wiedergeburt des Lichts und
den Triumph über die Dunkelheit.
Die Vorfreude auf mehr
Tageslicht und neuer Mut und
neue Hoffnung stellten sich ein.
„Little Stonehenge“
bei Ermingen
Am bekanntesten als Verehrungsort
für die Sonne dürfte
die Kultstätte „Stonehenge“ im
Süden Englands sein, deren
Frühphase auf 3.100 Jahre
v. Chr. datiert wird. In Anlehnung
daran kann man am Panoramaweg
auf dem Hochsträß
südlich von Ermingen ein „Little
Stonehenge“ finden.
Hier stehen 12 Steinstelen als
Symbole für die 12 Monate. Sie
sind in einem Kreis mit einem
Radius von 12 m angeordnet.
Zusätzlich werden dabei die
Richtungen Nord-Süd und Ost-
West eingehalten. An den beiden
Sonnenwendtagen im Juni
und im Dezember treffen die
Sonnenstrahlen durch ein
Steintor im Osten auf einen bestimmten
Punkt. Die dafür nötigen
Berechnungen wurden
von der Universität Ulm vorgenommen.
Örtliche Firmen lieferten
die Kalksteinquader, und
mit viel Eigenleistung wurde
das Werk vollendet.
Wie intensiv sich auch bei
uns die Vorfahren mit den Himmelskörpern
beschäftigten,
zeigt die „Himmelsscheibe von
Nebra“ in Sachsen-Anhalt. Sie
zeigt Mondphasen und Sterne,
und mit ihr können sich die
Sonnenwenden bestimmen lassen.
Otto Schempp
(Quelle: La Roche: Volksbrauch im Winter)
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