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Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch VIII - Literatur 65<br />

ROSENZOPF<br />

Trink ma no amol auf de Leit, de irgendwo im Dreck liegen, de vahungan, während de åndan wegfliegen.<br />

Geh ma essn und dann scheiß ma drauf, daß die Welt nimma zu ändern is.<br />

Mit Spenden kånnst fünf Blinde retten, während tausend åndere daneben varreckn.<br />

Klane Kinda mit große Augen schaun zum Himmel ohne Gottvertraun.<br />

Pånza rolln über Leichn,<br />

den Bomben kann sowoeso kana ausweichn.<br />

Die Hoffnung, daß de si endlich schleichn vapufft gånz schnell bei da nächstn Explosion<br />

und des nur, weil irgend a Religion statt a Hirn Gedärme im Kopf håt.<br />

Frieden is a Illussion, da Normalzustand sollt es sein.<br />

Oba wenn sogoa bei uns daham a Übernoa aus Eifersucht jemanden niederkråcht.<br />

Ana ålten Frau wird ihr Tascherl graubt, klane Kinder vagewoitigt, gschlågn und eingegråben.<br />

Paragraphen aus Gummi san, a Mörder zum Opfer wiad,<br />

weil Psychologen si in eam selber segn,<br />

ja dånn wiads ganz sche eng.<br />

Daßt net amoi auszuckst, di nimma duckst, oder aus Rücksicht ollas schluckst.<br />

Die Welln in dem Sturm wern langsam zhoch. Es kostet sehr vüll Kråft,<br />

dast es schåffst nur mehr zu saufn und üba allas deppert låchst.<br />

Wer denkt scho weit, Hauptsach is, heit gehts uns guat.<br />

I glaub, vor uns ziagt sogoa no da Teifel den Huat.<br />

Und so weiter und so fuat. I bin in da Gluat.<br />

DAS POLYGRAMM<br />

oder REKLAME FÜR MICH SELBER<br />

Franz Kafka, Georg Trakl, Rainer Maria Rilke,<br />

H.v. Doderer, Joseph Roth, Friedrich Nietzsche,<br />

Friedrich Hölderlin, Heinrich Rombach,<br />

Martin Heidegger, Michael Kleinbauer,<br />

Diethard Leopold, Paul Celan, Peter Turini,<br />

Dorothea Zeemann, Ernest Hemmingway,<br />

Norman Mailer, Truman Capote, Tom Wolfe,<br />

Primo Levi, Paul Auster, Issak B. Singer,<br />

Thomas Frechberger, T.C. Boyle, J.P. Sartre,<br />

Edmond Jabes, Flann O’Brian, Antonin Artaud,<br />

Jacqes Derrida, Jean Baudrillard, Michel<br />

Faucould, Simone de Beauvoir, Susan Sontag,<br />

Eleonore Weber, Dostojewski, Bulgakov,<br />

Solschenizyn, Tolstoi, Stanislav Lem, Karl<br />

Marx, Bakunin, Henri Miller. Charles Bukowski,<br />

GOTT, Eliphas Levi, Alesteir Crowly,<br />

Michel Houellebecq, Stephen King, Karl May,<br />

Mark Twain, Jim Tomstone, Günther Geiger,<br />

Joseph Haslinger, Doron Rabinovici, Franz<br />

Schuh, Sören Kierkegaard, Meister Eckehard,<br />

u.v.a. sind mir wichtig, dennoch wurde keiner<br />

von diesen bedeutenden Autoren zum<br />

Vorbild für mich. Vielleicht hing diese Unabhängigkeit<br />

mit der unbewussten Entstehung<br />

der Idee zu einem Buch zusammen, das ich<br />

schließlich POLYGRAMM nannte.<br />

Wildnis – das ist das erste Wort, das mir<br />

einfällt, wenn ich das Polygramm näher beschreiben<br />

will. Ich bin ein Waldkind – das in<br />

der Stadt aufwuchs. Oder ein Stadtkind, das<br />

im Wald groß geworden ist. Wie man will.<br />

Ein paar Jahre war der Wald um Mödling<br />

mein einsamer Spielplatz. Aus dieser Zeit, in<br />

der ich Tag für Tag über Felsen kletterte und<br />

KLAPPE<br />

NTEXTE<br />

mich in Höhlen versteckte, datiert die äußerst<br />

deutliche Empfindung „WILDNIS“. Das Allerseltsamste<br />

ist aber, dass mir zugleich das<br />

Wort MEER einfällt. Es ist so seltsam, weil ich<br />

noch nie am Meer war. Unglaublich, nicht?<br />

Und eben dieses Bild ist sogar das stärkere, es<br />

erzeugte die Kraft zum Schreiben. Das alles<br />

meint keineswegs, dass ich über Wildnis und<br />

Meer geschrieben habe. Diese anachronen<br />

Klischees waren die Sinnbilder der Form, sie<br />

haben die gesamte Struktur erzeugt.<br />

Die Welt unter Wasser ist mehr als jene darüber<br />

– begrenzt. Wie das Buch begrenzter ist<br />

als die Welt, die es zum „Inhalt“ hat. Diese<br />

Grenzen des Buches und des Meeres verhindern<br />

nun keineswegs Grenzenlosigkeit auf<br />

einer anderen Ebene. Dafür sorgt die Koexistenz<br />

unzähliger verschiedener Wesen, ihre<br />

Wechselwirkungen. Ein streng begrenzter<br />

Raum mit unendlich vielen Möglichkeiten<br />

von Ereignissen. Ich versuchte, ein Buch zu<br />

machen, das eine gleichwertige Vielfalt in<br />

einem eng begrenzten Raum bieten sollte.<br />

Obwohl die Anzahl der Textsequenzen in<br />

dem Buch natürlich beschränkt ist, lässt die<br />

Form des Polygramms Unendlichkeit zu, da<br />

sie weder formale noch thematische Einheit<br />

kennt. Man kann ein Leben lang an einem<br />

Polygramm schreiben, ohne dass es sich verlieren<br />

oder verfehlen könnte.<br />

Ein Polygramm bietet allen Textsorten Raum.<br />

Mehr noch: Es bietet ihnen jeglichen Zeit<br />

Raum. Man kann einfach das hineinschreiben,<br />

das einem in diesem Moment wichtig<br />

von Alexander Schießling<br />

ist, man kann ein philosophisches Werk, einen<br />

Roman, Gedichte, Essais, Satzfragmente,<br />

Interviews, Reportagen etc., in den selben<br />

Raum stellen, da dieser per definitionem<br />

zunächst leer ist, offen. Das Polygramm ist<br />

nichts weiter als dieser offene Raum, diese<br />

freie Zeit.<br />

Oder: Chaos (Wildnis). In diesem Chaos<br />

können durchaus Ordnungen, Muster,<br />

Strukturen erkennbar sein, aber eben so<br />

viele verschiedene, dass sich keine einheitliche<br />

Über-Ordnung bilden kann. Es gibt nur<br />

eine Einheit: Das Buch. Oder das Speichermedium<br />

für drucktechnisch reproduzierbare<br />

optische Elemente. Dass ich das Polygramm<br />

übrigens als Text-Raum benützt habe, ist nur<br />

eine Möglichkeit. Wichtig ist bei dieser Form<br />

nur, dass die Elemente (musikalische, piktographische,<br />

filmische, dramatische, textile)<br />

radikal heterogen sind.<br />

Genau genommen ist ein Polygramm also<br />

offener Raum in technischer, physikalischer<br />

Begrenzung. Man muss die Frage stellen:<br />

Wozu das Ganze?<br />

Die schlichte Antwort lautet: Diese Methode<br />

befreit sowohl den Produzenten als auch<br />

den Co-Produzenten (Leser, Betrachter, Hörer)<br />

zur Spontaneität des Augenblicks und<br />

ermöglicht, bei kontinuierlicher Übung,<br />

zunehmend unzensurierte Sequenzen. Weder<br />

Produzent noch Co-Produzent können<br />

ahnen, was als Nächstes kommt. Abenteuer,<br />

Freiheit.<br />

Die wesentlichste Begrenzung des Polygramms<br />

ist der Produzent. Niemand hat<br />

alles in sich – obwohl das Polygramm alles<br />

aufnehmen kann. Die Form ist auch hier<br />

größer als der Schöpfer. Und aus eben dieser<br />

Beschränktheit des Produzenten ergibt das<br />

Polygramm Sinn. Es zeigen sich Konturen,<br />

Grenzlinien, Spezifika, eine Gestalt – wenn<br />

auch noch so vielschichtig und vielfältig –<br />

eine Art Konsubstanzialität von Produkt und<br />

Produzent, eine gewisse Unverwechselbarkeit,<br />

Originalität. Somit grenzt sich das Polygramm<br />

gegen Beliebigkeit ab, es trägt den<br />

Stempel seines Produzenten. (Das gilt auch<br />

dann, wenn man die Produktion einer oder<br />

mehreren Maschinen überlassen würde)<br />

In einem Buch, das sich der traditionellen<br />

Poetik verpflichtet, in einem Monogramm, in<br />

einem Buch, das die Einheit der Form wahrt,<br />

bzw. die Formenvielfalt eng begrenzt, kann<br />

sich nur ein kleiner Teil des Bewusstseins<br />

des Produzenten manifestieren, konstituieren<br />

oder konstruieren. Dagegen gestattet das<br />

Polygramm hundert Prozent.<br />

ALLES I<strong>ST</strong> ERLAUBT.<br />

Insofern kann man die literarischen Werke<br />

der Surrealisten, deren Idee der „ecriture<br />

automatique“ sowie das „Tagebuch als literarische<br />

Form“ wie man es bei Doderer und<br />

Dostojewski findet, zu den Vorläufern des<br />

Polygramms zählen.<br />

Das erste Exemplar dieser Gattung nennt<br />

sich „Sonnenfinsternis“ und ist auch ziemlich<br />

düster. Trotz aller Vielschichtigkeit und<br />

Vielfalt kann man wohl ein Gesicht erkennen.<br />

Gewiss: Etwas wirklich Neues wird nicht<br />

so leicht akzeptiert werden, aber ich habe Zeit<br />

– und schreibe am nächsten Polygramm.<br />

PATIENTENBIBLIOTHEK<br />

IN DEN KATA-<br />

BRANDAUERS SCHNAPS<br />

KOMBEN des<br />

weltbekannten Burgtheaters<br />

in Wien werden immer häufiger<br />

verlassen, bis seine Flasche Schnaps mante portugisische Chauffeur, war<br />

wieder auftaucht, die ihm zufor die auf Hilde Dalik auf Somubene? Und wieso<br />

die bis auf die Gebeine abgenagten Überreste<br />

seit Wochen vermisst gemeldeter<br />

Sicherheit bedachte Inspizientin vor dem kann auch nach stundenlangem Suchen<br />

zweiten Akt entrissen hatte.<br />

trotz des Einsatzes einer weltbekannten<br />

Kompaseriemitglieder gefunden.<br />

Goodyear - nie zuvor in einer Theateraufführung<br />

gewesen - beschliesst aus gefunden werden, in der Brandauer,<br />

Spezialistin die Flasche Stochnagar nicht<br />

Ein Skandal! - So fürchterlich, das die<br />

Presse zum Schweigen verpflichtet<br />

ermittlungstaktischen Gründen und als wie der aufmerksame Leser mittlerweile<br />

wird und die atraktive Spezialistin Nora<br />

Zuschauerin getarnt, aus einer Loge der vermutet, in einem Anfall von Wahn Teile<br />

Goodyear aus Kingston zur Aufklärung<br />

Aufführung beizuwohnen, und spielt so seines künstlichen Gebisses in Essig und<br />

des Falles eingeflogen wird.<br />

auch ihren eigenen Lockvogel. Was sie Öl eingelgt hat ...<br />

Handelt es sich wirklich nur um tragische<br />

erfährt, ist die grässliche Wahrheit des<br />

Unfälle? Die Gebeine - von wilden Ratten<br />

Theateralltags - schlecht einsehbahre<br />

geschändet?<br />

Bühne für die billigen Plätze, tödlche Auf all diese Fragen wird es wahrscheinlich<br />

nie eine Antwort geben, dafür können<br />

Sicher nicht! Die forensischen Ermittlungen<br />

zeigen deutliche Spuren eines<br />

Langeweile, halbgefüllte Ränge. Unverständniss<br />

und Ignoranz der Zielgruppe Sie ja mal wieder ins Theater gehen oder<br />

menschlichen Gebisses an den abgenagten<br />

Knochen. Wie sind diese Spuren<br />

verschlimmern diesen Zustand noch. ein Buch lesen.<br />

Der dritte Akt bringt sie kurz vor den Rand<br />

mit der abartigen, unmenschlichen DNA<br />

eines Nervenzusammenbruchs - zusätzlich<br />

macht ihr ein altes Alkoholproblem<br />

zu erklären, welche ebenfalls an den<br />

Knochen gefunden wird?<br />

zu schaffen!<br />

Der Intendant tobt: „The Show must go<br />

Da - sie will schon aufgeben und den Fall<br />

on!“<br />

zu den Akten legen (dieses würde das<br />

Und so bleibt es nicht aus, das zur dritten<br />

sofortige schliessen des Theaters und<br />

Spielzeit der Wiederaufnahme einer alten<br />

anschliessende niederbrennen desselben<br />

Zadekinszenierung die ersten Zuschauer<br />

bedeuten) begegnet sie auf der Damentoilette<br />

während der vierten Halbzeit<br />

nach Spielschluss abgenagt in den kleinen<br />

Privatlogen gefunden werden! Obendrein<br />

den zynischen Theaterkritiker Helmut<br />

MARCUS HINTERTHÜR<br />

wird ein Regieassistent in der Garderobe<br />

Schödel, welcher sie mit einer halben<br />

BRANDAUERS SCHNAPS<br />

erschossen.<br />

Flasche Stochnagar vor einem schrecklichen<br />

Ende der Vorstellung bewahrt.<br />

Ca. 200 Seiten<br />

Hardcover<br />

Jetzt kann die Presse nicht mehr lange<br />

ruhig gehallten werden. Währen unbemerkt<br />

Kastenwagen des österreichischen<br />

Gibt es wirklich ein „Phantom“<br />

19.80<br />

auf dem Schnürboden des Theaters? Was<br />

ISBN 3-931007-98-7<br />

Milliärs vor der Burg auffahren (so wird<br />

hat das alles mit dem Schwächeanfall<br />

1983<br />

das Gebäude nämlich im Volksmund<br />

eines verkannten fettleibigen Regisseurs<br />

Timothy Jones Products<br />

genannt), läuft Brandauers „Hamlet<br />

zu tun, der bei Zadek zu seiner Schande<br />

IV“ indessen super und es verschwindet<br />

nur mit einer simplen Nebenrolle besetzt<br />

auch niemand - ausser Brandauer selbst,<br />

ist? Welche Rolle spielt Alena Baich für<br />

der sich weigert, seine Garderobe zu<br />

die Ermittlungen, und wer ist der char-<br />

Thomas Frechberger<br />

Eine Nacht<br />

hab ich mit Natascha<br />

verbracht<br />

Ich hab sie (ziemlich besoffen)<br />

im Hilton getroffen<br />

Sie sprach mich an<br />

und fragte:<br />

„So alleine junger Mann?“<br />

„Ja warum?“ stellte ich mich dumm<br />

„Ich will nicht blöde fragen<br />

aber sie wirken sehr angeschlagen,<br />

was ist passiert?“<br />

„Ich hab mich im Wald der Poesie<br />

verirrt“<br />

„Dann sind sie ja ein Dichter!“<br />

„Ja Madame“ gab ich an<br />

„Mit einem Dichter war ich noch nie im Bett“<br />

meinte sie kokett<br />

„Dem kann ja Mann abhelfen<br />

Suche immer Zauberelfen,<br />

für Inspiration,<br />

sie wissen schon,<br />

gehn wir zu ihnen und<br />

verbringen eine Nacht<br />

aber ich bin Feldherr,<br />

also Geld her!“<br />

„Wie viel?“<br />

„€ 200.-“<br />

„Okay“<br />

„Und zahlen sie auch mein Bier?“<br />

„Selbstvernatürlich“ (In bavouröser Manier!)<br />

So habe ich eine geile Nacht<br />

mit Natascha verbracht<br />

(Nach dieser Nacht<br />

nannte ich mich Hubert Huber<br />

Und sie flog nach Kuba)<br />

EINE NACHT

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