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SOLiNZ Dezember 2020

Editorial Die Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt gibt ein neues Medium heraus, das monatlich erscheinen soll: SOLiNZ – Solidarisches Linz. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen. Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

Editorial

Die Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt gibt ein neues Medium heraus, das monatlich erscheinen soll: SOLiNZ – Solidarisches Linz. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen.
Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

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<strong>SOLiNZ</strong><br />

Die Nachbarschaftszeitung<br />

lesen - hören - schauen<br />

und aktiv werden!<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong><br />

80.000 zusätzliche Autos<br />

Täglich 80.000 Autofahrten zusätzlich drohen, wenn die milliardenteuren Autobahnprojekte in und um<br />

Linz - Bahnhofsautobahn und Ostautobahn - nicht verhindert werden. Hier eine Aktion der "Initiative<br />

Verkehrswende jetzt!" und Fridays for Future im Juni gegen diesen Autobahnwahn. Weiter Seite 2<br />

Editorial<br />

Die Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt gibt ein<br />

neues Medium heraus, das monatlich erscheinen soll:<br />

<strong>SOLiNZ</strong> – Solidarisches Linz. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung<br />

in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt<br />

liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen<br />

– was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein<br />

großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft<br />

fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam<br />

Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen.<br />

Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und<br />

ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung<br />

aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch,<br />

mehr als eine Zeitung zum Lesen zu sein, indem wir Text, Video<br />

und Audio miteinander verknüpfen.<br />

Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir<br />

sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, <strong>SOLiNZ</strong> zu gestalten<br />

und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau<br />

bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder<br />

schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at<br />

Aus dem Inhalt:<br />

> Autofreier Hauptplatz sofort umsetzbar S 4<br />

> Radfahren S 5<br />

> Sag mir, wo die Plakatständer sind S 6<br />

> Poller für Albtraumschiffe S 7<br />

> Linzer Grüngürtel schützen S 8<br />

>“Der Tower ist eine Maschine die kostet“ S 10<br />

> Zusammen haben wir vieles erreicht S 11<br />

> Leben und Wohnen im Linzer Süden S 12<br />

> Wasserwald Haid/Ansfelden in Gefahr S 14<br />

> Corona: „Es hat nicht viel zur Triage gefehlt!“ S 16<br />

> Pflegefall Pflege? Angestellte berichtet S 17<br />

> Sozialhilfe Neu: sozial, treffsicher? S 18<br />

> Heldinnen brauchen mehr S 19<br />

> Petition: Welt Ernährungsprogramm S 22<br />

> “Hände weg von unserer Wasserkraft!“ S 23<br />

> Keine Landesförderung für Rechtsextreme S 21


Verkehr<br />

2<br />

Wahnwitzige Verkehrspolitik in Linz<br />

80.000 zusätzliche Autofahrten täglich bis 2030<br />

Das wäre das Ergebnis,<br />

wenn es uns nicht gelingt,<br />

den Bau der beiden<br />

Autobahnen – Bahnhofsautobahn<br />

und Ostautobahn<br />

– zu verhindern.<br />

Eigentlich ist es unfassbar.<br />

Laut UNO-Klimarat muss<br />

uns im nächsten Jahrzehnt eine<br />

Klimawende gelingen, damit<br />

wir noch einen Klimakollaps<br />

verhindern können. Und was<br />

macht die Verkehrspolitik in<br />

Linz: Sie will in genau in diesem<br />

Jahrzehnt zwei gigantische Autobahnprojekte<br />

in und um Linz<br />

bauen:<br />

• die Bahnhofsautobahn,<br />

das ist der zweite und<br />

größte Abschnitt des<br />

A26-Westrings, mit dem<br />

– so die ASFINAG – rund<br />

30.000 zusätzliche Autofahrten<br />

täglich produziert<br />

werden – mitten im<br />

Linzer Stadtzentrum<br />

• die Ostautobahn, die<br />

vom Unteren Mühlviertel<br />

kommend, durch die<br />

Traunauen und den Linzer<br />

Süden verlaufen soll.<br />

Wer Straßen sät,<br />

erntet Autoverkehr!<br />

Die Kosten für diese beiden<br />

Autobahnen gehen in Richtung<br />

zwei Milliarden Euro.<br />

„Mehr und breitere Straßen zu bauen, um den Stau zu verringern, ist genauso<br />

wie seinen Hosengürtel zu öffnen, um Übergewicht loszuwerden.“<br />

Die offizielle Begründung für<br />

diese Monsterprojekte liefert<br />

die OÖ-Nachrichten am<br />

15.2.<strong>2020</strong>: Der Autoverkehr<br />

von und nach Linz werde bis<br />

2030 von derzeit 220.000 Autofahrten<br />

auf 300.000 ansteigen<br />

– täglich! Das stellt die Politik<br />

einfach als Naturgesetz dar.<br />

Tatsächlich verhält es sich gerade<br />

umgekehrt. Dieser Anstieg<br />

um 80.000 Autofahrten täglich<br />

(plus 35%!) wird erst dann Realität,<br />

wenn diese Autobahnen<br />

gebaut werden. Denn: Wer<br />

Straßen sät, wird Autoverkehr<br />

ernten. Staus werden dadurch<br />

keineswegs beseitigt, sondern<br />

bloß verlagert und weiter eskaliert.<br />

Das hat sich mittlerweile<br />

sogar in der ASFINAG<br />

herumgesprochen. Auf dem<br />

ASFINAG-Blog vom 26.5.<strong>2020</strong><br />

finden wir einen bemerkenswerten<br />

Eintrag: „Der Ausbau des<br />

Streckennetzes lindert das Stauproblem<br />

aber nicht nachhaltig.<br />

Die Erfahrung zeigt: Je breiter<br />

die Straßen, desto größer wird<br />

das Verkehrsaufkommen. Das<br />

bedeutet, dass neue Staus nur<br />

eine Frage der Zeit sind.“<br />

Damit anerkennen selbst<br />

Kreise innerhalb der ASFINAG,<br />

was der US-amerikanische Verkehrsexperte<br />

Luis Mumford<br />

bereits im Jahr 1954 – also vor<br />

über sieben Jahrzehnten! –<br />

pointiert formuliert hat: „Mehr<br />

und breitere Straßen zu bauen,<br />

um den Stau zu verringern, ist<br />

genauso wie seinen Hosengürtel<br />

zu öffnen, um Übergewicht<br />

loszuwerden.“<br />

Jahrhundertentscheidung<br />

Die Frage, ob es uns gelingt,<br />

diesen wahnwitzigen Autobahnausbau<br />

zu verhindern,<br />

ist eine Jahrhundertentscheidung.<br />

Wenn die Autobahnen<br />

gebaut werden, verhindert<br />

das eine ernsthafte Verkehrswende<br />

im Großraum Linz auf<br />

lange Zeit. Und umgekehrt<br />

gilt: Wenn sie nicht gebaut<br />

werden, muss sofort mit dem<br />

Einstieg in eine klimafreundliche<br />

Verkehrswende begonnen<br />

werden! Es hängt von unserem<br />

Engagement ab, welche<br />

Entwicklungsrichtung sich<br />

durchsetzen wird. Die nächsten<br />

Jahre werden darüber entscheiden.<br />

Gerald Oberansmayr<br />

Klima- und Umweltschutz<br />

durch Verkehrswende!<br />

Am 19. Juni <strong>2020</strong> fand ein österreichweiter Aktionstag<br />

von Verkehrsinitiativen statt, um sich gemeinsam<br />

für eine umwelt- und klimafreundliche Verkehrswende<br />

zu engagieren.<br />

Das Video „Am Ende des Tunnels“ dokumentiert zwei<br />

dieser Aktionen: "Stopp der A26-Bahnhofsautobahn"<br />

in Linz und "Grüngürtel statt Westspange" in Steyr.<br />

ZUM<br />

VIDEO<br />

Hier zum Nachschauen >>


3<br />

Verkehr<br />

Reindlstraße/Urfahr<br />

Autoverkehrsertüchtigung<br />

statt S-Bahn?<br />

Die „Initiative Verkehrswende jetzt!“ kritisiert die „Autoverkehrsertüchtigung“<br />

in der Reindlstraße in Urfahr.<br />

Von einem „durch und<br />

durch grünen Boulevard“<br />

bzw. „nach Ausbau grüner“<br />

ist von Seiten der Stadt Linz<br />

die Rede. Wenn man sich im<br />

umgebauten Straßenabschnitt<br />

Reindlstraße das Vorher und<br />

Nachher anschaut (sh. beiliegende<br />

Fotos), da kommt man<br />

zu einem ganz anderen Ergebnis.<br />

Im angehängten Vergleichsbild<br />

erkennt man, dass<br />

auch vorher ein ähnlich breiter<br />

Grünstreifen vorhanden war.<br />

Wo sollen hier 500 m² mehr<br />

Grün sein? Die Versiegelung<br />

hat zugenommen, gut durchlässiger<br />

Gleisschotter ist Asphalt<br />

gewichen. Die großen<br />

Bäume im Areal der ehemaligen<br />

Kunst-Uni gibt es nicht<br />

mehr, bis die acht Minibäume<br />

einmal halbwegs eine Größe<br />

haben werden, wo sie mit dem<br />

Grün von vorher konkurrieren<br />

können, müssen sie schon wieder<br />

weg sein.<br />

Immerhin hat das Land OÖ<br />

schon in den 90er Jahren (City-S<br />

Bahn) und auch in den<br />

letzten Jahren immer wieder<br />

angekündigt, dass in der<br />

Reindlstraße eine S-Bahn fahren<br />

wird. Dass das hier bald<br />

der Fall sein wird, darf bei<br />

der Schaffung einer 6 - 12 m<br />

breiten Straßenverkehrsfläche<br />

nicht angenommen werden.<br />

Der Westring ist im Bau, eine<br />

ÖV-Alternative dazu von einem<br />

Baustart meilenweit entfernt.<br />

Um die weit größere Krise -<br />

die Klimakrise - ist es ruhig geworden<br />

bzw. hat Linz ja noch gar<br />

nicht begonnen, entschieden<br />

dafür das Ruder herumzureißen.<br />

Im Herausreißen von Schienen<br />

ist die Stadt dafür Vorreiter!<br />

Quelle:<br />

https://www.verkehrswende-jetzt.<br />

at/presse/linz-urfahr-stadtbahn-abgesagt-05-08-<strong>2020</strong>/<br />

Vorher (schmale Straße, Bahntrasse, Grünstreifen und große Bäume)<br />

Nachher (breite Straße, Grünstreifen und kleine Bäume)<br />

Die INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT!<br />

ist ein Netzwerk von 20 Bürgerinitiativen und Vereinen, die<br />

sich für eine klima-, umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende<br />

in Oberösterreich einsetzt.<br />

Kontakt: www.verkehrswende-jetzt.at, info@verkehrswende-jetzt.at<br />

Kurzgemeldet<br />

„Kiss and walk“<br />

statt Elterntaxiflut<br />

Im Oktober machten die<br />

BewohnerInnen der Knabenseminarstraße<br />

mit einer öffentlichen<br />

Aktion ihrem Unmut<br />

darüber Luft, dass die Luft in<br />

ihrem Viertel immer schlechter<br />

wird. Ursache: Immer mehr<br />

Eltern fahren ihre Sprösslinge<br />

mit dem Auto über die<br />

Knabenseminarstraße vor die<br />

Haustür des Petrinums. 230<br />

solcher „Elterntaxis“ zählte die<br />

„Initiative Knabenseminarstraße“<br />

zwischen 7 und 8 Uhr in<br />

der Früh. Die BewohnerInnen<br />

fordern, bereits am Anfang der<br />

Knabenseminarstraße einen<br />

„Kiss and walk“-Parkplatz einzurichten.<br />

Die Kinder und Jugendlichen<br />

könnten dann die<br />

letzten 500 Meter zu Fuß zur<br />

Schule gehen. Eine Sprecherin<br />

der „Initiative Knabenseminarstraße“:<br />

„Neben etwas Bewegung<br />

und Frischluft, würde vor<br />

allem die Sicherheit aller Kinder<br />

und Anrainer profitieren.“<br />

Bei der Critical Mass Ende<br />

Oktober zeigten sich auch die<br />

RadlerInnen der Critical Mass<br />

mit einer kurzen Protestaktion<br />

am Anfang der Knabenseminarstraße<br />

solidarisch mit<br />

den BewohnerInnen (sh. Bild<br />

oben).<br />

Kontakt:<br />

https://www.facebook.com/<br />

Aktion-Knabenseminar<br />

-108684314076096


Umwelt<br />

4<br />

So schaut der Linzer Hauptplatz von Bürgermeister Luger und<br />

Verkehrsstadtrat Hein aus.<br />

Autofreier Hauptplatz in Linz sofort umsetzbar!<br />

Es war am 18. Juli <strong>2020</strong>:<br />

Nach gerade einmal drei<br />

Tagen wurde der für den gesamten<br />

Sommer angekündigte<br />

Probebetrieb des autofreien<br />

Hauptplatzes auch schon wieder<br />

durch die Stadtregierung<br />

aufgehoben. Laut VCÖ viel<br />

zu früh, um aufgrund des vermeintlich<br />

zu hohen Verkehrsaufkommens<br />

dessen Scheitern begründen<br />

zu können.<br />

Vielmehr zeigt sich hier in<br />

zweierlei Hinsicht das Scheitern<br />

der Linzer Verkehrspolitik:<br />

Zum einen ist es bezeichnend,<br />

dass eine einspurige, gepflasterte<br />

Straße als notwendig für<br />

den Verkehrsfluss angesehen<br />

wird. Zum anderen meldete die<br />

Gruppe AUTOFREItag für Klima<br />

und Gerechtigkeit in der Folgewoche<br />

mehrere Kundgebungen<br />

an der Hauptplatzeinfahrt an.<br />

Diese zeigten, dass ein autofreier<br />

Hauptplatz mit ausreichend<br />

Ankündigung im Vorfeld sehr<br />

wohl umsetzbar ist. Seitens der<br />

Landespolizei wurde bestätigt,<br />

dass es keine durch die Aktionen<br />

verursachten Staus gab.<br />

Die Linzer Stadtpolitik nahm<br />

dies aber ganz und gar nicht auf<br />

konstruktive Weise zur Kenntnis,<br />

sondern drückte in diversen<br />

Interviews ihre Ablehnung der<br />

angemeldeten und friedlichen<br />

Versammlungen aus. Insgesamt<br />

schien es, auch durch Kampagnenjournalismus<br />

der Krone verstärkt,<br />

so viel Druck zu geben,<br />

dass die Behörde die Hälfte<br />

der geplanten Aktionen äußerst<br />

kurzzeitig untersagte. U.a. war<br />

als Begründung zu lesen: es<br />

gäbe kaum Interesse an der Versammlung;<br />

und die betroffenen<br />

Autolenker*innen hätten einen<br />

Umweg nehmen müssen, der<br />

die Umwelt belaste.<br />

Untersagung von Versammlungen für<br />

den autofreien Hauptplatz<br />

Am 29. Juli wurde eine für mehrere Tage jeweils nachmittags<br />

angemeldete Kundgebung in der Theatergasse (Zufahrt<br />

zum Linzer Hauptplatz) untersagt. Die Gruppe AUTOFREItag hat<br />

dagegen Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht eingereicht.<br />

In erster Instanz war deren Urteil zwar negativ; der Fall wird<br />

nun aber in den nächsten Wochen vor den Verfassungsgerichtshof<br />

gebracht. „Im Sinne der Versammlungsfreiheit war uns das ein<br />

wichtiger Schritt. Es gab bei der Anmeldung keinerlei Bedenken,<br />

dass mehrtägige Versammlungen nicht vom Versammlungsgesetz<br />

gedeckt seien. Zudem urteilte die Landespolizei selbst vor Ort,<br />

dass wir keinen nennenswerten Stau verursacht haben. Daher war<br />

die – noch dazu extrem kurzfristige – Untersagung für uns nicht<br />

begründet.“ Über das weitere Geschehen werden wir berichten.<br />

So schaut der Linzer Hauptplatz aus, für den wir kämpfen.<br />

Unterstützung durch Linzer<br />

Gewerbetreibende<br />

Beide Argumente sind irreführend:<br />

Unterstützung für die<br />

Aktion erhielt AUTOFREItag<br />

durch Anwohner*innen, durch<br />

mehrere Initiativen und durch<br />

den Verein Altstadt neu, in dem<br />

Gewerbetreibende der Linzer<br />

Innenstadt zusammengeschlossen<br />

sind. Schließlich ist es auch<br />

für sie ein wirtschaftlicher Vorteil,<br />

wenn der Durchzugsverkehr<br />

abnimmt. Und eine Umweltschutzinitiative<br />

dafür zu kritisieren,<br />

sie würde der Umwelt schaden,<br />

ist absurd. Der autofreie<br />

Hauptplatz wäre ein Startpunkt<br />

für eine verkehrsbefreitere Innenstadt.<br />

Eine solche ist sowohl<br />

angesichts der Gesundheit der<br />

Anwohner*innen als auch vor allem<br />

wegen der fortschreitenden<br />

Klimakrise dringend notwendig.<br />

Während Stimmen aus der Wissenschaft<br />

energisch mahnen,<br />

dass wir dieses Jahrzehnt die<br />

Emission von Treibhausgasen<br />

drastisch einschränken müssen,<br />

steigt der CO2-Ausstoß des österreichischen<br />

Verkehrssektors<br />

sogar!<br />

ZUM<br />

VIDEO<br />

MIV muss zurückgefahren<br />

werden!<br />

Bürgermeister Luger meint,<br />

den autofreien Hauptplatz in<br />

vier Jahren, nach Fertigstellung<br />

der Eisenbahnbrücke, umzusetzen.<br />

Das ist unverantwortlich!<br />

Hier wird von einem fixen,<br />

unveränderbaren Verkehrsauskommen<br />

ausgegangen. Klarerweise<br />

muss jedoch der motorisierte<br />

Individualverkehr (MIV)<br />

unmittelbar zurückgefahren<br />

werden. Dieser ist letztlich ein<br />

Relikt des 20. Jahrhunderts und<br />

mit den Klimazielen inkompatibel.<br />

Insbesondere die Stadt<br />

bietet ein Umfeld, in dem sanfte<br />

Mobilität zur Verfügung steht<br />

und ausgebaut werden kann.<br />

Selbstverständlich darf dabei<br />

aber niemand auf der Strecke<br />

bleiben! Flankierend sind<br />

Maßnahmen wie ein starker<br />

Öffi-Ausbau und sichere Radwege<br />

notwendig, für die wir uns<br />

ebenso einsetzen.<br />

Es wird noch einiges zu tun<br />

sein, bevor Linz wirklich zur „Klimahauptstadt“<br />

werden kann.<br />

VIDEO ...<br />

Andreas Schütz<br />

Kontakt: Autofreier Hauptplatz https://www.facebook.com/AutofreierHauptplatzLinz<br />

Kontakt: AUTOFREItag für Klima und Gerechtigkeit: https://autofreitag.org/<br />

... vom Fest für einen autofreien<br />

Hauptplatz am 31.7.<strong>2020</strong><br />

am Linzer Hauptplatz.<br />

Pickerl: "Autofreier Hauptplatz mog i!"<br />

können bestellt werden bei:<br />

office@solidarwerkstatt.at


5 Radfahren<br />

Unterführung Untergaumberg:<br />

10 Jahre Planung<br />

führt zu Murks<br />

Die Radlobby OÖ kritisiert heftig den Umbau der Eisenbahnunterführung<br />

in Untergaumberg. Für RadfahrerInnen hat der<br />

Umbau seit 2009 zu einer sukzessiven Verschlechterung geführt (sh.<br />

die beiden Fotos). Konnten 2009 RadfahrInnen noch durchfahren,<br />

so müssen sie nun absteigen und das Rad über Stufen bewegen<br />

oder mit einem Lift fahren. Die Radlobby zeigt 9 Fehler auf, die<br />

im Zuge der Planung passiert sind (Link: https://www.radlobby.at/<br />

oberoesterreich/oebb-unterfuehrung-untergaumberg-chronologie-der-versaeumnisse).<br />

Fazit der Radlobby OÖ: „Wenn die zuständige Politik - in Leonding<br />

und Linz, und auch auf Landes- und Bundesebene - es ernst<br />

meint, mit der Förderung des Radverkehrs, wenn sie ihn als „wichtigen<br />

Mosaikstein im Gesamtverkehrskonzept“ sieht, wenn sie „Radhauptrouten<br />

kontinuierlich ausbauen will“, wenn sie „den Linzer<br />

Radverkehr ankurbeln“ will, dann sollte sie aus dem Zustandekommen<br />

dieser Pfuschlösung Lehren ziehen! Sonst wird das nichts!“<br />

Die neue Unterführung oben. Wie es vorher war unten.<br />

Quelle: https://www.radlobby.at/oberoesterreich<br />

Mehr zum Thema:<br />

https://www.radlobby.at/oberoesterreich/oebbunterfuehrung-untergaumberg-chronologieder-versaeumnisse<br />

„Donauradweg“ zwischen Ottensheim und Puchenau:<br />

Eine gefährliche Zumutung!<br />

Der „Donauradweg“ entlang<br />

der Rohrbacher<br />

Bundesstraße B127 stellt für<br />

alle Radfahrenden eine besonders<br />

gefährliche Zumutung dar.<br />

Das Teilstück des „Donauradweges“<br />

R1 zwischen Ottensheim<br />

und Puchenau, der nicht<br />

an der Donau, sondern entlang<br />

der Bundesstraße 127 geht,<br />

ist aufgrund seiner<br />

vielen Gefahrenstellen<br />

eine gefährliche<br />

Zumutung. In den<br />

letzten Jahren gab es<br />

immer wieder schwere<br />

Unfälle auf diesem<br />

Teilstück des „R1“,<br />

welche durch die vielen<br />

Unterbrechungen<br />

dieses Hauptradweges<br />

durch Straßeneinmündungen,<br />

Tankstellenausfahrt<br />

und Hausausfahrten<br />

ausgelöst wurden.<br />

Dabei könnte dieses<br />

äußerst gefährliche Teilstück<br />

des Donauradweges<br />

rasch entschärft werden. Dazu<br />

benötigt es, so wie zwischen<br />

Linz und Puchenau, die Verle-<br />

gung jenseits der Geleise der<br />

Mühlkreisbahn zur Donau hin.<br />

Dass das technisch machbar<br />

ist, zeigt ganz klar die Verlegung<br />

ebendieses Radweges<br />

zwischen Puchenau und Linz.<br />

Seit der Verlegung dieses Teilstückes<br />

explodieren die Benutzerzahlen<br />

auf über 300.000<br />

Radfahrende. Damit ist es an<br />

der Zeit, die Versprechen auch<br />

für in Ottensheim und davor<br />

liegenden Radfahrenden einzulösen.<br />

Das heißt, den Donauradweg<br />

als Radhauptroute<br />

nach Linz entsprechend zu<br />

entschärfen und als wirklichen<br />

„Donauradweg“ sicher und<br />

radfahrfreundlich an die Donau<br />

zu verlegen. Sofort!<br />

Rudi Schober


Demokratie<br />

6<br />

Sag mir, wo die Plakatständer sind…<br />

Vor drei Jahren wurden der „Initiative Verkehrswende jetzt!“ vom Magistrat<br />

der Stadt Linz 20 Plakatständer entwendet. Begründet wurde das mit einer<br />

dreisten Lüge. Zurückgegeben wurden sie bis heute nicht. Ein Sittenbild.<br />

Die „Initiative Verkehrswende<br />

Linz“ suchte im<br />

Septemnber 2017 darum an,<br />

20 Plakatständer aufzustellen,<br />

um eine Demonstration<br />

für eine umweltfreundliche<br />

Verkehrswende am 6.10.2017<br />

zu bewerben. Nachdem nach<br />

einer Woche die Stadt auf dieses<br />

Ansuchen immer noch nicht<br />

reagiert hatte, stellte die Verkehrswende<br />

die Plakatständer<br />

auf – im Vertrauen darauf, dass<br />

es an der Überlastung des Magistrats<br />

lag, dass die Genehmigung<br />

noch Zeit brauchte. Das<br />

war zuvor auch schon manchmal<br />

der Fall. Weiteres Zuwarten<br />

hätte keinen Sinn gehabt, weil<br />

dann die zu bewerbende Veranstaltung<br />

bereits vorbei gewesen<br />

wäre. Das Genehmigen von Plakatständern<br />

ist schließlich kein<br />

Gnadenakt, sondern ein durch<br />

die Meinungsfreiheit gedecktes<br />

Recht. Die Stadt kann nur prüfen,<br />

ob durch die Plakatständer<br />

die Sicherheit (z.B. des Verkehrs)<br />

nicht gefährdet wird. Da die Plakatständer<br />

an Stellen aufgestellt<br />

wurden, die auch davor immer<br />

anstandslos genehmigt wurden,<br />

hätte es auch diesmal keinen<br />

Grund gegeben, eine Genehmigung<br />

zu verweigern.<br />

Dreiste Lüge<br />

Doch diesmal kam alles ganz<br />

Die Plakatständer, mit denen diese Demonstration am<br />

6.10.2017 angekündigt wurden, wurden von der Stadt Linz<br />

vor über drei Jahren in einer Nacht- und Nebelaktion entwendet<br />

– und bis heute nicht zurückgegeben.<br />

anders. Die Stadt Linz, die zuvor<br />

auf das Ansuchen nicht reagierte,<br />

wurde plötzlich hyperaktiv.<br />

In einer Nacht und Nebelaktion<br />

wurden alle Plakatständer einkassiert.<br />

Offizielle Begründung:<br />

Diesmal würde das Aufstellen<br />

von Plakatständern nicht genehmigt,<br />

weil die „Initiative Verkehrswende<br />

jetzt!“ eine nicht<br />

bezahlte Rechnung beim Linzer<br />

Magistrat offen hätte. Eine<br />

dreiste Lüge! Die „Initiative Verkehrswende<br />

jetzt!“ hat zig-Mal<br />

die Stadtverantwortlichen aufgefordert,<br />

diese angeblich offene<br />

Rechnung vorzulegen. Bis<br />

wurde diese offene Rechnung<br />

nicht vorlegt. Aus einem klaren<br />

Grund: Es gibt sie nicht.<br />

Ein Hoffnungsschimmer?<br />

Und: Bis heute – mehr als drei<br />

Jahre später! - hat die Stadt<br />

Aktionen vor dem Grünen Haus in Linz<br />

Linz die 20 Plakatständer nicht<br />

zurückgegeben, obwohl das<br />

von der Initiative wiederholt<br />

urgiert wurde. Einmal – Mitte<br />

2018 - gab es einen Hoffnungsschimmer.<br />

Stadträtin Fechter<br />

versprach in einem persönlichen<br />

Gespräch, die 20 Plakatständer<br />

ausfindig zu machen und<br />

zurückzugeben bzw. falls diese<br />

nicht mehr vorhanden wären,<br />

Plakatständer gleicher Qualität<br />

zurückzuerstatten.<br />

Doch dann verstummte die<br />

Stadt Linz wieder für mehr als<br />

zwei Jahre. Alle weiteren Erinnerungen<br />

an das Versprechen der<br />

Frau Stadträtin blieben unbeantwortet.<br />

Bis vor Kurzem: Ende<br />

November <strong>2020</strong> reagierte Landtagsabgeordnete<br />

Peter Binder<br />

im Namen von Stadträtin Fechter<br />

schließlich doch per Mail<br />

auf eine der Urgenzen. Er werde<br />

„die intern offenen Fragen<br />

klären“. Er ersuche „allerdings<br />

ein letztes Mal um ein wenig<br />

Geduld bis spätestens Jänner<br />

2021, da die meisten involvierten<br />

Dienststellen derzeit vor<br />

allem in der Pandemiebekämpfung<br />

engagiert sind.“<br />

Es bleibt spannend, ob<br />

die Stadt Linz in der Lage ist,<br />

nach 40 Monaten die 20 entwendeten<br />

Plakatständer zurückzugeben.<br />

Ein Sittenbild<br />

dafür, wie die Stadtverantwortlichen<br />

mit engagierten<br />

Initiativen umgehen, gibt diese<br />

unendliche Plakatständergeschichte<br />

bereits jetzt ab.<br />

Am Freitag, 13. November, fand eine spontane Aktion von Klimaaktivist*innen vor dem Grünen<br />

Haus in der Linzer Altstadt statt. Auslöser war die fortschreitende Rodung des Dannenröder<br />

Waldes in Hessen. Dort wird ein alter Waldbestand für eine Autobahn-Verbindungsstrecke abgeholzt<br />

und verbetoniert. Aktuell ist eine schwarz-grüne Landesregierung im Amt; gebaut wird die neue A49<br />

von der österreichischen Strabag! Eine Stellungnahme auch der Linzer Grünen ist dringend geboten.<br />

Einerseits als grüne Gegenposition zum Bau, andererseits um die österreichische Strabag in die Pflicht<br />

zu nehmen. Am selben Tag gab es bereits in Wien eine Demonstration des Bündnisses "#Dannibleibt-<br />

Wien" gegen die polizeiliche Räumung der Waldbesetzer*innen. Zwei Tage danach gab es seitens der<br />

Parents for Future Deutschland die traurige Nachricht, dass eine Aktivistin im Wald lebensbedrohlich<br />

verletzt wurde, weil ein Polizist im Zuge eines Einsatzes ein Sicherungsseil durchschnitten hatte (https://parentsforfuture.de/de/node/2983).<br />

In der Presseaussendung wird auch darauf verwiesen, dass<br />

Greenpeace aufzeige, wie der Bau von der Landesregierung rechtlich noch gestoppt werden könnte;<br />

siehe hier. Von mehreren Seiten wurde danach die Stimme für einen Stopp der Rodungen erhoben.<br />

Andreas Schütz


7<br />

Umweltschutz<br />

Donaupark LInz<br />

16 Poller für noch mehr (Alb-)Traumschiffe?<br />

Bagger reißen derzeit im Donaupark tiefe Löcher auf, um dort 16 Poller für neue Schiffsanlegestellen<br />

zu betonieren.<br />

Der<br />

Kreuzfahrttourismus<br />

ist in Linz längst zu einer<br />

Plage geworden. Denn<br />

diese „Traumschiffe“ sind im<br />

Grunde richtige Dreckschleudern.<br />

Sie hinterlassen enorme<br />

Mengen an Abfall und mit ihren<br />

Dieselaggregaten soviele<br />

Abgase, dass laut einer Studie<br />

des Landes OÖ regelmäßig<br />

Überschreitungen der Schadstoffgrenzwerte<br />

im Bereich der<br />

Donaulände gemessen wurden<br />

– mitten in einem der wichtigsten<br />

Naherholungsgebiete in<br />

Linz! In den letzten zehn Jahren<br />

bis 2019 hat sich die Zahl<br />

der Anlandungen in Linz verfünffacht.<br />

Aufgrund massiver<br />

Kritik an diesem ausufernden<br />

Kreuzfahrttourismus beschloss<br />

der Linzer Gemeinderat im<br />

September 2019 eine Erklärung,<br />

in der er festlegte, keine<br />

weiteren Schiffanlegestellen im<br />

Bereich des Donauparks haben<br />

zu wollen: „Der Gemeinderat<br />

bekennt sich dazu, dass vorerst<br />

keine weiteren Schiffsanlegestellen<br />

im Bereich Donaupark<br />

zwischen Lentos und Neuer<br />

Donaubrücke Linz errichtet<br />

werden.“<br />

Wer derzeit einen Spaziergang<br />

im Donaupark macht,<br />

dem müssen Zweifel an der<br />

Ernsthaftigkeit des Beschlusses<br />

kommen. Denn genau dort, wo<br />

der Gemeinderat keine weiteren<br />

Schiffe sehen will, werden<br />

16 neue Poller einbetoniert,<br />

damit dort große Kreuzfahrtschiffe<br />

anlegen können. Landstrom<br />

ist an diesen Stellen keiner<br />

vorgesehen, sodass damit<br />

auch ein hoher Schadstoffausstoß<br />

durch die Dieselverbrennung<br />

zur Stromerzeugung<br />

droht, wenn nach Corona diese<br />

„(Alb-)Traumschiffe“ in noch<br />

größerer Zahl anlanden.<br />

Vitaler Ahornbaum fällt<br />

Kettensäge zum Opfer<br />

Lockdown für<br />

Westring-Autobahn<br />

Am letzten Freitag im November machten sich<br />

einige RadlerInnen gemeinsam auf, um der<br />

monströsen Westring-Baustelle in Linz einen Besuch<br />

abzustatten. Dort wird derzeit 24 Stunden am Tag daran<br />

gearbeitet, eine herrliche Naturlandschaft zu zerstören.<br />

Mit dem ab 2024 geplanten Bau der 2. Etappe<br />

des Westrings – der Bahnhofsautobahn – droht außerdem<br />

eine zusätzliche Autoverkehrslawine. Sogar die<br />

ASFINAG geht davon aus, dass durch diese Bahnhofsautobahn<br />

rund 30.000 Autofahrten zusätzlich täglich<br />

mitten ins Stadtzentrum geschleust werden. Die RadfahrerInnen<br />

hinterließen daher eine klare Botschaft bei<br />

der Baustelle: Lockdown für Westringautobahn!<br />

Am<br />

Bauernberg<br />

fiel ein großer<br />

Ahorn der Kettensäge<br />

des Magistrats zum<br />

Opfer. Die Baumrettungsinitiative<br />

kritisiert<br />

auf ihrer Facebook-Seite:<br />

"Dieser Ahorn aus<br />

der Parkgründung um<br />

1900 wurde von einem<br />

Baumsachverständigen<br />

begutachtet und<br />

hätte mit einer Erneuerung<br />

der Kronenab-<br />

spannung und einen Kronenrückschnitt<br />

noch Jahrzehnte<br />

stehen bleiben können. Er stand<br />

an markanter Stelle an der Straße<br />

des Parkaufganges und war<br />

vollkommen vital."


Grüngürtel Linz<br />

8<br />

Linzer Grüngürtel schützen, jetzt!<br />

Am Linzer Freinberg sollen 5.000 qm für den Profit weniger geopfert werden. Der Widerstand dagegen geht weiter.<br />

Statt Minigolf<br />

für alle<br />

Luxuswohnungen<br />

für<br />

wenige?<br />

Ende April 2018 hat das<br />

Aloisianum (Österreichische<br />

Provinz der Gesellschaft<br />

Jesu) das Verfahren für eine<br />

Umwidmung des Grundstückes<br />

„Minigolfplatz am Linzer<br />

Freinberg“ eingeleitet. Die<br />

Raumordnungsabteilung des<br />

Landes (damals unter der Leitung<br />

von Michael Strugl) hatte<br />

zu diesem Zeitpunkt schon<br />

ganze Arbeit geleistet und<br />

genau dieses Grundstück aus<br />

dem regionalen Grüngürtel<br />

herausgenommen.<br />

Klar war immer, dass das<br />

Aloisianum die 5.000 m2 zu<br />

sündteurem Bauland umwidmen<br />

will, um – vordergründig<br />

– das Geld für die letzte Bauphase<br />

ihres aufwändigen Umbaus<br />

zu lukrieren. Ebenso war<br />

klar, dass es nur um einen millionenschweren<br />

Widmungsund<br />

den Projektgewinn für die<br />

späteren Bauträger ging. Dass<br />

es sich hierbei nur um Luxusund<br />

Anlageprojekte handeln<br />

kann, versteht sich von selbst.<br />

Vor der offiziellen Beschlussfassung<br />

im Gemeinderat – am<br />

23. Jänner <strong>2020</strong> – wurde der<br />

Bürgermeister noch auf eine<br />

Anzahl gesetzes- und verfassungswidriger<br />

Umstände aufmerksam<br />

gemacht – so zum<br />

Beispiel:<br />

• Änderungen von Flächenwidmungs-<br />

und Bebauungsplänen<br />

dürfen<br />

nicht bloß dazu dienen,<br />

wirtschaftliche oder sonstige<br />

Interessen zu unterstützen,<br />

sondern haben<br />

vielmehr übergeordneten<br />

Zielen zu entsprechen.<br />

• Die vorgesehene Änderung<br />

ist nicht im Interesse<br />

des Gemeinwohls und es<br />

kann nicht davon ausgegangen<br />

werden, dass öffentliches<br />

Interesse, insbesondere<br />

Interessen einer<br />

ökologischen Energienutzung,<br />

für die geplante Änderung<br />

sprechen.<br />

• Die geplante Änderung<br />

des Flächenwidmungsplanes<br />

widerspricht zweifellos<br />

den Planungszielen<br />

der Gemeinde. Dies ergib<br />

sich schon daraus, dass<br />

eine Ermöglichung erst<br />

nach Änderung des Öffentlichen<br />

Entwicklungskonzeptes<br />

möglich war.<br />

• Beim Beschluss der Umsetzung<br />

des Linzer Stadtklimaprogrammes<br />

geht es<br />

darum, die Überhitzung<br />

des Stadtklimas zu verhindern.<br />

Die Umwidmung<br />

widerspricht zweifellos<br />

diesen Zielvorstellungen.<br />

• Es werden Interessen<br />

Dritter verletzt – nicht nur<br />

die der unmittelbaren Anrainer,<br />

sondern auch die,<br />

der im Einzugsgebiet des<br />

Grüngürtels lebenden Bevölkerung.<br />

• Ein Gutachten betreffend<br />

ökologischer Folgen<br />

besagt, dass die<br />

geplanten Änderungen<br />

gesetzeswidrig sind. Eine<br />

entsprechende Grundlagenforschung<br />

seitens der<br />

Gemeinde ist nicht ersichtlich.<br />

• Für eine Änderung des<br />

Entwicklungskonzeptes<br />

müsse „starker Baulanddruck“<br />

bestehen. Bei der<br />

beachtlichen Baulandreserve,<br />

die es in Linz gibt,<br />

wohl kein Faktum.<br />

Diese und noch weitere<br />

Punkte wurden seitens des Bürgermeisters<br />

in keinster Weise<br />

einer Prüfung unterzogen.<br />

Schritt zum Verfassungsgerichtshof<br />

Der nächste Weg der Bürgerinitiative<br />

„Linzer Grüngürtel<br />

schützen, jetzt!“ führte nach<br />

Wien zu Volksanwalt Werner<br />

Amon, der beim ersten Gespräch<br />

in Linz versprochen<br />

hatte, bei einem tatsächlichen<br />

Beschluss des Gemeinderates<br />

seine Einwände geltend zu<br />

machen.<br />

Mittels eines ausführlichen<br />

Schreibens – in dem auf einige<br />

Punkte nicht konkret eingegangen<br />

wurde, ebenso wenig<br />

wie auf die Interessen des<br />

Grüngürtels und der Anrainer<br />

¬– wurde uns mitgeteilt, dass<br />

die Volksanwaltschaft kein gesetzeswidriges<br />

Verhalten feststellen<br />

konnte.<br />

Eine direkte Verordnungsanfechtung<br />

beim Verfassungsgerichtshof<br />

ist daher der nächste<br />

– unausbleibliche – Schritt.<br />

In der Zwischenzeit ist zu hören,<br />

dass in Sachen Minigolfplatz-Grundverkauf<br />

mindestens<br />

20 potenzielle Käufer zum<br />

Kaufanbot eingeladen wurden,<br />

um dann an den Höchstbieter<br />

zu verkaufen.<br />

Renate Ortner<br />

Kontakt zur Bürgerinitative:<br />

"Linzer Grüngürtel<br />

schützen, jetzt!"<br />

https://www.facebook.com/<br />

linz.gruenguertel/<br />

Renate Ortner<br />

renate.ortner@liwest.at


9 Grüngürtel Linz<br />

Filz am Freinberg<br />

Dieser rote Keil soll aus dem Grüngürtel herausgeschnitten werden, um darauf Luxuswohnungen zu errichten.<br />

Der geplante Bau von Luxuswohnungen<br />

im Grüngürtel<br />

am Freinberg ist ein Hohn.<br />

Man fragt sich, wie in Zeiten der<br />

Klimawandels und zunehmender<br />

Hitzetage in Linz ein solcher<br />

Angriff auf den Grüngürtel<br />

eine Mehrheit im Landtag bzw.<br />

im Linzer Gemeinderat finden<br />

konnte. Eine Antwort dürfte in<br />

den politischen und wirtschaftlichen<br />

Vernetzungen – treffender<br />

wäre wohl Verfilzungen – des<br />

Aloisianums zu finden sein,<br />

das als Eigentümer auf diese<br />

Umwidmung gedrängt hat, um<br />

damit den teuren Umbau des<br />

Gymnasiums zu finanzieren.<br />

Betongoldfilz<br />

Vorsitzender des Absolventenvereins<br />

des Aloisianums<br />

(„Altfreinberger“) ist Heinrich<br />

Schaller, Generaldirektor der<br />

Raiffeisen Landesbank OÖ. Im<br />

Vereinsvorstand der „Altfreinberger“<br />

finden wir auch Landeshauptmann<br />

Thomas Stelzer, der<br />

vor Schaller Vorsitzender des<br />

Vereins war. Das könnte erklären,<br />

warum 2018 das Land OÖ<br />

haargenau diesen Grünzug auf<br />

Wunsch des Aloisianums aus<br />

dem Grünzug herausgenommen<br />

hat.<br />

Doch die Umwidmung selbst<br />

kann nur der Linzer Gemeinderat<br />

beschließen. Und hier<br />

kommt der Aloisianum-Filz in<br />

die andere politische Richtung<br />

ins Spiel. Denn im Vereinsvorstand<br />

sitzt auch der eh. Generaldirektor<br />

der Linz AG Alois<br />

Froschauer als Querverbinder<br />

zur Linzer Bürgermeisterpartei.<br />

Froschauer bekleidet das<br />

Amt des stv. Obmann des Aloisianum-Schulvereins,<br />

wo er als<br />

Geschäftsführer der „Freinberg<br />

Immo“ - einer 100-prozentigen<br />

Tochtergesellschaft des Schulvereins<br />

- für die Immobilien des<br />

Aloisianums zuständig ist.<br />

Ebenfalls im Vorstand des<br />

Schulvereins befindet sich Markus<br />

Redl, führender Funktionär<br />

im ÖVP-Wirtschaftsbund OÖ<br />

und Geschäftsführer und Miteigentümer<br />

des Bauträgers LE-<br />

WOG. Das Magazin „Linza“ berichtet<br />

über die LEWOG: „Laut<br />

Webseite befinden sich die LE-<br />

WOG-Immobilien bevorzugt ‚in<br />

schönen, attraktiven, sonnigen,<br />

begehrten und ausgewählten<br />

Lagen in Leonding und dem<br />

Großraum von Linz‘ und ‚erfüllen<br />

höchste Ansprüche‘. Insider<br />

berichten von einem – seit<br />

langem fertigen – Projekt von<br />

Seiten dieses Bauträgers für das<br />

Grundstück ‚Minigolfplatz‘“.<br />

Veritabler Polit-Skandal<br />

Wenn dem so ist, dann ist<br />

diese Umwidmung nicht nur<br />

ein unverantwortlicher Angriff<br />

auf den Grüngürtel, sondern<br />

auch ein veritabler Polit-Skandal:<br />

Damit sich eine private<br />

Eliteschule eine schmucke Fas-<br />

sade leisten kann, wird der Politfilz<br />

in den Vereinen des Aloisianums<br />

genutzt, um Grünland<br />

in Bauland umzuwidmen und<br />

darauf Luxuswohnungen zu<br />

errichten. Das Aloisianum gewinnt<br />

Millionen Umwidmungsgewinne,<br />

ein mit dem Aloisianum<br />

verbandelter Bauträger<br />

satte Immobiliengewinne, eine<br />

Handvoll Reicher einen schönen<br />

Ausblick auf die Stadt. Es<br />

verlieren alle Linzerinnen und<br />

Linzer, die ein Interesse an einem<br />

intakten Grüngürtel und<br />

einem wertvollen Naherholungsgebiet<br />

haben.<br />

Wir fragen die Stadtverantwortlichen:<br />

Schaut so der Weg<br />

zur „Klimahauptstadt“ aus?<br />

Wir fragen das Aloisianum:<br />

Ist das euer Verständnis von<br />

„jesuitischer Erziehung“, die<br />

auf eurer Webpage so gepriesen<br />

wird?


Stadtplanung<br />

10<br />

Der 95 Meter hohe Bruckner-Tower: Während er für 99,99% der LinzerInnen das Stadtbild verschandelt, soll er ab 2021<br />

einer Handvoll betuchter Personen einen wunderschönen Ausblick über die Stadt offerieren.<br />

„Der Tower ist eine Maschine, die kostet“<br />

Der 95 Meter hohe Bruckner-Tower<br />

mitten in Urfahr<br />

ist ein Sinnbild für eine<br />

verfehlte Stadtpolitik – in jeder<br />

Hinsicht.<br />

Schaut man von der Linzer<br />

Donauländer nach Urfahr, erblickt<br />

man seit Fertigstellung<br />

des „Bruckner-Towers“ eine<br />

häßliche Hochhaus-Skyline, die<br />

von manchem Blickwinkel aus<br />

das Linzer Wahrzeichen, den<br />

Pöstlingberg, völlig verschwinden<br />

lässt. Der Bruckner-Tower<br />

ist mit 95 Meter das mittlerweile<br />

höchste Hochhaus von Linz.<br />

Während er für 99,99% der<br />

LinzerInnen das Stadtbild verschandelt,<br />

soll er ab 2021 einer<br />

Handvoll betuchter Personen<br />

einen wunderschönen Ausblick<br />

über die Stadt offerieren. Denn<br />

dieses Hochhaus schafft Luxuswohnraum<br />

als Anlageobjekt.<br />

Kurz: Betongold.<br />

„Das ist nicht billig“<br />

Die Kosten reichen von<br />

336.000 Euro (für 70 qm im<br />

3. Stock) bis zu 734.000 Euro<br />

(für 118 qm im 28. Stock).<br />

Das macht Quadratmeterpreise<br />

zwischen 4.800 und 6.220<br />

Euro. Dazu kommen nochmals<br />

25.000 Euro für einen Tiefgaragenplatz.<br />

„Das ist nicht billig“,<br />

gibt Anne Pömer-Letzbor,<br />

Geschäftsführerin des Linzer<br />

Immobilienentwicklers City<br />

Wohnbau zu, "aber ein Tower<br />

ist eine Maschine, die etwas<br />

kostet", Sozialwohnungen würden<br />

sich aus Kostengründen<br />

in den Türmen "von vorne bis<br />

hinten nicht ausgehen" (Der<br />

Standard, 15.10.2018).<br />

Der Frage ist, was sich die<br />

Stadtpolitik dabei denkt, einen<br />

solchen Schandfleck mitten in<br />

die Stadt platzieren zu lassen,<br />

der nur einer kleine Upperclass<br />

dient, während es viel zu wenig<br />

Sozialwohnungen gibt. Für die<br />

Solidarwerkstatt gilt: Wir brauchen<br />

ganz sicher nicht noch<br />

mehr Anleger- und Luxuswohnungen<br />

für wenig, sondern erschwinglichen<br />

Wohnraum für<br />

viele.<br />

Verkehrsmagnet<br />

Doch nicht nur wohnpolitisch<br />

und städtebaulich ist<br />

dieser Tower verfehlt, auch<br />

verkehrspolitisch. Denn das<br />

monströse Bauwerk reicht<br />

nicht nur 30 Stockwerke in die<br />

Höhe, sondern auch fünf in die<br />

Erde hinein, um Platz für 376<br />

PKWs und 137 Motorräder zu<br />

schaffen. Bedenkt man, dass<br />

laut VCÖ jeder innerstädtische<br />

Parkplatz durchschnittlich 13,7<br />

Autokilometer täglich gene-<br />

riert, kann man erkennen, dass<br />

hier ein zusätzlicher Verkehrsmagnet<br />

im Stadtzentrum entsteht.<br />

Die „Klimahauptstadt<br />

Linz“ lässt grüßen.<br />

Linzer Schandflecken<br />

Haben Sie auch den Eindruck,<br />

dass Linz immer „schiacher“<br />

wird – durch eine<br />

einfallslose Architektur, Bauplanung<br />

und immer noch<br />

viel zu viel Autozentrierung?<br />

Schicken Sie uns Fotos von<br />

diesen „Schandflecken“ für<br />

die nächste Ausgabe und<br />

überlegen wir Alternativen.<br />

Neben Umweltschutz, Gesundheit,<br />

sozialer Gerechtigkeit<br />

sollte auch Schönheit<br />

(wieder) ein Kriterium für<br />

eine zukünftige Stadtentwicklung<br />

sein. Fotos an:<br />

office@solidarwerkstatt.at


11 Domviertel<br />

Initiative Domviertel<br />

Zusammen haben wir vieles erreicht!<br />

Die Initiative Domviertel<br />

konnte eine Tiefgarage in<br />

der Hafnerstraße verhindern,<br />

die noch mehr Autos<br />

in den ohnehin verkehrsgeplagten<br />

Stadtteil gebracht<br />

hätte. Nun geht es weiter<br />

mit Initiativen zur Verkehrsberuhigung<br />

und Hebung<br />

der Lebensqualität im<br />

Viertel rund um den neuen<br />

Dom. Ein Bericht von Zoe<br />

Michaela Riess, Obfrau der<br />

Initiative Domviertel.<br />

Der Plan einer Tiefgarage<br />

in der schmalen Hafnerstraße,<br />

hat viele BewohnerInnen<br />

des Domviertels im Frühjahr<br />

2017 dazu gebracht, sich<br />

zusammen zu tun, um Konzepte<br />

für ihr Viertel zu entwickeln.<br />

Diese Ideen beinhalten die<br />

Verbesserung der Lebens- und<br />

Wohnqualität, sowie die Erhaltung<br />

der Grünflächen und des<br />

alten Baumbestandes. Es geht<br />

darum, den Leuten und auch<br />

den PolitikerInnen bewusst zu<br />

machen, dass im Domviertel<br />

Menschen leben, die gerne<br />

mitgestalten würden und nicht<br />

einfach alle baulichen und teilweise<br />

zerstörerischen Veränderungen<br />

hinnehmen möchten.<br />

Erfolgreiches Waltherstraßenfest 2019 - so schön kann eine<br />

Stadt ohne Autos sein!<br />

Der Dorfplatz konnte leider<br />

aufgrund der Dombaustelle<br />

bis jetzt noch nicht umgesetzt<br />

werden. Auch die E-Car-Sharing-Station<br />

sowie die Baumbepflanzung<br />

stellten uns vor behördliche<br />

Hürden. Um wieder<br />

neue Energie zu fassen, wurde<br />

2019 aber das seit Jahren im<br />

Viertel besprochene Waltherstraßenfest<br />

umgesetzt. Das war<br />

ein voller Erfolg und wird hoffentlich<br />

im kommenden Jahr<br />

2021 wieder stattfinden!<br />

Tiefgarage verhindert!<br />

Im Mai dieses Jahres konnte<br />

eine weitere Tiefgarage im<br />

Innenhof eines Gevierts verhindert<br />

werden. Der Architekt<br />

Steinlechner plante dazu auch<br />

eine umfangreiche Bodenversiegelung,<br />

die eine Rodung<br />

von sehr altem Baumbestand<br />

mit sich gebracht hätte. Viele<br />

BewohnerInnen hatten von<br />

diesem Projekt gehört und sich<br />

besorgt bei der Obfrau der<br />

Initiative gemeldet. Durch die<br />

gute Zusammenarbeit mit der<br />

Stadt Linz konnte dieses Projekt<br />

dann gestoppt werden.<br />

Die lang ersehnte Umwidmung<br />

des Bebauungsplans für dieses<br />

Geviert wurde nun durchgeführt<br />

und somit vor jeglichen<br />

Versieglungen oder Tiefgaragen<br />

geschützt.<br />

Begegnungszone kommt!<br />

Seit einigen Wochen ist auch<br />

die Durchführung einer Begegnungszone<br />

von Seiten der<br />

Stadtpolitik fix. Aufgrund des<br />

viel zu starken und unbedacht<br />

schnellen Verkehrs im Domviertel<br />

ist diese Entscheidung eine<br />

lang ersehnte und sehr wichtige.<br />

Wir freuen uns sehr, dass<br />

wir zusammen so vieles erreichen<br />

und die Politiker zu positiven<br />

Entscheidungen inspirieren<br />

konnten.<br />

Nun braucht es nur mehr<br />

die Umsetzung und die baulichen<br />

Maßnahmen für die Begegnungszone,<br />

die uns in den<br />

nächsten Monaten zugesagt<br />

wurden. Danach werden wir<br />

wieder auf der Straße feiern und<br />

laden alle herzlich dazu ein!<br />

Beste domviertlerische Grüße<br />

Zoe Michaela Riess<br />

Erfolgreiches Waltherstraßenfest<br />

Nach dem erfolgreichen<br />

Baustopp der Tiefgarage in<br />

der Hafnerstraße startete die<br />

Initiative mit einem umfangreichen<br />

Gestaltungs-Workshop,<br />

an dem einige Mitglieder sowie<br />

auch Nicht-Mitglieder teilnahmen.<br />

Unter der Leitung von<br />

Herrn Kleboth entwickelten<br />

die Leute wunderbare Ideen<br />

für die Umgestaltung und<br />

Nutzung des Domviertels.<br />

Dazu gehört zum Beispiel das<br />

Konzept „Dorfplatz“ mit einer<br />

E-Car-Sharing-Station, Parklets,<br />

Begegnungszonen und die Gestaltung<br />

der Straßen mit den<br />

Bäumen von Bernhard Baier.<br />

Staugeplagter Alltag im Domviertel (Hafner-, Waltherstraße)


Linz - Süd<br />

12<br />

Leben und Wohnen im Linzer Süden<br />

Teil 1 „Bauen ohne Plan“<br />

Foto by Michael Mandl<br />

„Naturpark Linz Süd“<br />

Was tut sich aktuell beim<br />

Projekt "Naturpark<br />

Linz Süd": Wie schon einmal<br />

berichtet werden hier von der<br />

LAWOG rund 270 Wohneinheiten<br />

auf dem ehemaligen<br />

Gelände der Christ & Lacke<br />

errichtet. Nicht unumstritten<br />

ist dieses Gelände und die Bebauung.<br />

Die Bürgerinitiative<br />

Linz- Süd kritisiert ua., dass der<br />

Masterplan nur einen niedriggeschoßigen<br />

Ausbau mit längerem<br />

Grünzug erlaube, wo<br />

jetzt höher gebaut wird (sh.<br />

Bericht Seite 12).<br />

Ein Aspekt, welcher nicht<br />

nur bei diesem Projekt im Linzer<br />

Süden für Entsetzen sorgt,<br />

ist die mangelnde Auseinandersetzung<br />

mit der Verkehrsproblematik.<br />

BIO-BAUERNMARKT<br />

Solar-City am 19.12.<strong>2020</strong><br />

Der einzige reine Bio Bauernmarkt in Linz<br />

findet jeden 3. Samstag im Monat im Linzer<br />

Süden am Lunaplatz der Solar-City statt. Hier<br />

wird ein abwechslungsreiches Vollsortiment mit<br />

frischen Produkten von regionalen und zertifizierten<br />

Biobauern angeboten. Der nächste Bio-Bauernmarkt<br />

findet am 19. <strong>Dezember</strong> <strong>2020</strong> statt. Anreise<br />

am besten mit der Straßenbahnlinie 2.<br />

Weitere Informationen:<br />

https://www.solarcity.at/bio-bauernmarkt<br />

Schon jetzt ist es so, dass mit<br />

den vorhandenen Siedlungen<br />

im Süden von Linz das tägliche<br />

Chaos auf den Straßen existiert<br />

und in Ermangelung von<br />

vernünftigen und sparsamen<br />

Öffi-Lösungen hier keine weiteren<br />

Verbesserungen von der<br />

derzeitigen Stadtregierung zu<br />

erwarten sind.<br />

Auch wurde darauf hingewiesen,<br />

dass es noch Altlasten<br />

im Boden gibt. Sobald es Erdbewegungen<br />

geben würde,<br />

wären die umliegenden Brunnen<br />

von einer Verseuchung<br />

durch die Gifte betroffen.<br />

Was wieder einmal übrig<br />

bleibt, ist eine seltsam anmutende<br />

Umgangsweise der<br />

Stadtregierung mit der Demokratie<br />

und dem Recht auf<br />

Bürger*innenbeteiligung. Die<br />

Mächtigen drücken ihren Willen<br />

durch, ohne auf Wohl und<br />

Wehe der ortsansässigen Bevölkerung<br />

Rücksicht zu nehmen.<br />

Deren Bedenken und<br />

Einsprüche werden sang- und<br />

klanglos vom Tisch gewischt.<br />

Als Resümee nach einigen<br />

Gesprächen bleibt, dass die<br />

Gesetze funktionieren würden,<br />

wenn die Einhaltung durch die<br />

Behörden ausreichend überwacht<br />

werden würde.<br />

Armin Kraml


13 Linz - Süd und Umgebung<br />

„Wird hier mit demselben Maß gemessen?“<br />

Ein Betroffener schildert die Fehlentwicklungen im Linzer Süden aus Sicht der Bürgerinitiative „Linz-Süd“.<br />

Hier wird inmitten einer<br />

Einfamilienhaussiedlung<br />

(ca. 100 Häuser) ein 5-stöckiger<br />

Wohnkomplex mit 270 Wohnungen<br />

hingestellt. (sh. Fotos<br />

Seite 12, 13). Einer Nachbarin<br />

wurde bei ihrem Einfamilienhaus<br />

die Aufstockung des Hauses<br />

untersagt, weil es nicht ins<br />

Ortsbild passt – und genau vor<br />

ihr wird dann 5-stöckig gebaut<br />

– wird hier mit demselben Maß<br />

gemessen?<br />

Wir als Bürgerinitiative haben<br />

mit allen Mittel gekämpft,<br />

um dieses Projekt „erträglicher“<br />

zu machen – allerdings<br />

sind wir auf taube Ohren gestoßen.<br />

Fazit: wir konnten es nur<br />

um ein Jahr verzögern.<br />

Bebauungsplan wird erst im<br />

Nachhinein erstellt<br />

Ursprünglich war das Grundstück<br />

auch mit einer GFZ (Geschoßflächenzahl)<br />

von 0,6 belegt.<br />

Das Gesamtprojekt wurde<br />

aber mit GFZ 0,8 geplant und<br />

nun auch so realisiert. Wie:<br />

man hat es in Bauetappen unterteilt<br />

… bei den ersten beiden<br />

Etappen blieb man auf die<br />

gesamte Baufläche gerechnet<br />

unterhalb des Werts … und für<br />

die 3. Bauetappe wurde durch<br />

Beschluss des Linzer Gemein-<br />

5-stöckiger Wohnkomplex inmitten einer<br />

Einfamilienhaussiedlung<br />

derat die GFZ auf 0,8 erhöht.<br />

Bebauungsplan im Vorfeld gab<br />

es seitens der Stadt keinen –<br />

der wird gerade maßgeschneidert<br />

auf das Projekt im Nachhinein<br />

erstellt.<br />

Grundsätzlich ging alles<br />

schief, indem der Grund an die<br />

LAWOG verkauft wurde. Diese<br />

machen nur sozialen Wohnbau<br />

und konnten aufgrund der hohen<br />

Grundkosten nur das Maximum<br />

an Wohnungen rausholen.<br />

Es gab auch viele andere<br />

– zum Teil private – Bauträger,<br />

die sich für das Grundstück<br />

interessiert hätten. Dann wäre<br />

sicher was rausgekommen, was<br />

in eine Einfamilienhaussiedlung<br />

passt. Wer hier die Fäden<br />

gezogen hat, hatte nicht das<br />

Wohl der dort lebenden Bevölkerung<br />

im Kopf.<br />

Vor dem Verkehrskollaps<br />

Zusätzlich steht uns ein Verkehrskollaps<br />

bevor. Es werden<br />

aktuell gerade ca. 1.400 Wohnungen<br />

in Pichling gebaut –<br />

schon jetzt ist der Mona Lisa<br />

Tunnel und Ebelsberg (die<br />

einzigen beiden Verbindungen<br />

über die Traun) überlastet.<br />

Einzige und ideale Entlastung<br />

wäre eine richtige S-Bahn.<br />

Hier scheitert es aber anscheinend<br />

an 2 Kilometer Gleis zwischen<br />

Kleinmünchen und dem<br />

Hauptbahnhof Linz.<br />

Könnte man die Bahnfrequenz<br />

erhöhen (z.B. alle 10-15<br />

min) und die S-Bahn bis zumindest<br />

Enns erweitern, könnte<br />

man sehr viel Individualverkehr<br />

Richtung Bahn umleiten<br />

– Pendlerparkplätze in Enns,<br />

Asten und Pichling und viele<br />

würden auf den Zug umsteigen,<br />

weil es viel schneller ist –<br />

7 min vom Bahnhof Ebelsberg<br />

zum Linzer Hauptbahnhof mit<br />

Straßenbahnanschluss …<br />

Das hochgelobte Seilbahnprojekt<br />

ist aus unserer Sicht<br />

teurer Schwachsinn. Eine zusätzliche<br />

Brücke über die Traun<br />

für Radfahrer und Öffi-Verkehr<br />

wäre wesentlich besser und<br />

günstiger. Ebenso lehnen wir<br />

die geplante Ostumfahrung ab<br />

– sie ist keine Umfahrung, sondern<br />

führt mitten durch dicht<br />

besiedeltes Gebiet in Ebelsberg!<br />

Als Umfahrung muss sie<br />

außerhalb der Stadt verlaufen<br />

und nicht durch die Stadt!<br />

FreiRaumWels erhalten!<br />

Der FreiRaumWels wurde im September 2015 am Standort Altstadt<br />

8 gegründet, um den Menschen in Wels kostenlos einen Raum zur<br />

selbstständigen Umsetzung nachhaltiger Aktivitäten zur Verfügung zu stellen.<br />

Der Verein „FreiRaumWels“ kümmert sich mit viel Liebe und Engagement<br />

darum, dass möglichst viele Menschen und Gruppen zur aktiven Gestaltung<br />

von Gesellschaft ermutigt werden und ihre Ideen Raum finden.<br />

Über 1130 Aktivitäten haben seither im FreiRaumWels stattgefunden.<br />

Doch das freute nicht jeden. Anfang September <strong>2020</strong> teilte der freiheitliche<br />

Bürgermeister der Stadt Wels – Dr. Andreas Rabl – dem Vorstand des<br />

Vereines FreiRaumWels mit, dass er den Mietvertrag für den Standort Altstadt<br />

8 kündigen wird. Offensichtlicher Grund: Es haben – für die Bürgermeisterpartei<br />

- zu kritische Veranstaltungen im FreiRaumWels stattgefunden.<br />

Gegen diesen Versuch, ein erfolgreiches Projekt zur Förderung von Eigenaktivität<br />

abzudrehen, hat sich seither ein vielfältiger Widerstand entwickelt.<br />

Nach Protestaktionen und Unterschriftensammlung wird jetzt versucht, über<br />

Crowdfunding die Mittel aufzutreiben, um den Betrieb eigenständig fortzusetzen.<br />

Helfen wir mit! Nähere Informationen und Möglichkeiten zur<br />

Unterstützung siehe https://www.freiraumwels.at/freiraumwels.html


Um Linz - Haid/Ansfelden<br />

14<br />

Haider Wasserwald wird gigan<br />

45.000 KFZ, Zerstörung<br />

von 30 Hektar Ackerboden<br />

und 4 Hektar Wasserwald.<br />

Die Errichtung einer neuen<br />

B139 und die Verlegung<br />

der Autobahnanschlüsse<br />

beherrschen seit mehr als 30<br />

Jahren die Ansfeldner Gemeindepolitik.<br />

Tägliche Verkehrsüberlastung<br />

auf der B139<br />

durch Pendlerströme und Einkaufsverkehr,<br />

Rückstaus auf die<br />

A1 bei der Autobahnabfahrt,<br />

die mitten durch das Zentrum<br />

von Haid führt, der Ausweichverkehr<br />

auf Siedlungsstraßen,<br />

unzureichende öffentliche Verkehrsmittel<br />

sowie miserable Bedingungen<br />

für RadfahrerInnen<br />

und FußgängerInnen lassen die<br />

staugeplagte Bevölkerung an<br />

die gebetsmühlenartig wiederholten<br />

Versprechen der Landesund<br />

Gemeindepolitiker glauben,<br />

dass die alleinige Lösung<br />

aller Verkehrsprobleme eine<br />

leistungsstarke vier- bis sechsspurige<br />

Umfahrungsstraße sei.<br />

Geglaubt wird das auch deshalb,<br />

weil die negativen Auswirkungen<br />

des Megaprojektes<br />

kleingeredet oder gänzlich verschwiegen<br />

werden, damit keine<br />

grundsätzliche Kritik am Straßenprojekt<br />

aufkommt: „Was<br />

brauchen wir eine teure Umfahrungsstraße,<br />

wenn die Bevölkerung<br />

nur Nachteile davon hat?“<br />

Politiker propagieren eine<br />

massive Entlastung für Haid,<br />

eine höhere Lebensqualität für<br />

BewohnerInnen, Verkehrssicherheit,<br />

weniger Verkehr, weniger<br />

Lärm- und Luftschadstoffe,<br />

Stärkung der ökologischen<br />

Funktion, eine Attraktivierung<br />

des Wirtschaftsstandortes, eine<br />

Konjunkturförderung für heimische<br />

Unternehmen und die<br />

Sicherung von Arbeitsplätzen.<br />

Propaganda und Wirklichkeit<br />

klaffen weit auseinander.<br />

Straßenprojekt<br />

Durch die 3 km lange neue<br />

vier- bis sechsspurige B139 und<br />

die Autobahnanschlüsse an die<br />

A1 und A25 werden 10 ha landwirtschaftliche<br />

Fläche versiegelt.<br />

Mit dem Umbau der Kreisverkehre<br />

im Norden und im Süden<br />

in verkehrsabhängig gesteuerte<br />

Ampelkreuzungen wird der<br />

Verkehr flüssiger gestaltet. Die<br />

Verkehrsplaner geben zu, dass<br />

sich beim Kreuzungspunkt der<br />

neuen 4-spurigen mit der alten<br />

2-spurigen B139 Staus Richtung<br />

Traun nicht vermeiden<br />

lassen, was einen vierspurigen<br />

Ausbau der Umfahrung Traun<br />

notwendig macht. Damit entsteht<br />

ein Autobahnzubringer,<br />

der die A7 entlasten und die<br />

Verkehrsströme des Westrings<br />

aufnehmen kann. Diese Megastraße<br />

bringt eine massive<br />

Überdimensionierter B139-Neubau würde die Zahl der täglichen<br />

In diesem Bereich würde der kreuzungsfreie überdimensionale<br />

Anschluss der neuen B139 an die Traunuferstraße erfolgen.<br />

Zunahme des KFZ-Verkehrs.<br />

2035 fahren auf der Kremstalstrecke<br />

täglich über 45.000<br />

KFZ statt derzeit 26.000 KFZ.<br />

Auf der A1 werden in Haid mit<br />

täglich 146.000 KFZ und einem<br />

LKW-Anteil von 26.000 die Kapazitätsgrenzen<br />

überschritten.<br />

Die Lärmschutzwände wurden<br />

derart angebracht, dass ein<br />

8-spuriger Ausbau der Westautobahn<br />

möglich ist. Diese Megastraße<br />

in den Gemeinden<br />

Ansfelden und Pucking verschlingt<br />

ca. 100 Millionen €.<br />

Mindestens 6 Millionen € sollen<br />

Grundstückseigentümer<br />

bezahlen, die Umwidmungsgewinne<br />

von mehr als 30 Millionen<br />

€ lukrieren.<br />

Raumordnung und Verkehr<br />

Im Zuge des Straßenbaus<br />

werden über 30 ha landwirtschaftliche<br />

Fläche in Betriebsbaugebiet<br />

umgewidmet. Dem<br />

Straßenprojekt wird auch der<br />

Großteil des naturnahen 80<br />

Jahre alten Wasserwaldes mit<br />

einer reichhaltigen Vogelwelt<br />

geopfert. Der 7 ha große Haider<br />

Wasserwald wurde Ende<br />

Juli 2015 an die neu gegründete<br />

WWP Wasserwaldpark<br />

GmbH um 6 €/m² verkauft.<br />

Ein Pfandrecht im Grundbuch<br />

besagt, dass 2 Millionen € an<br />

die Linz AG bezahlt werden<br />

müssen, wenn der Ansfeldner<br />

Gemeinderat 3,6 ha auf Wohnbaugebiet<br />

umwidmet. Drei


15<br />

Um Linz - Haid/Ansfelden<br />

tischem Straßenbau geopfert!<br />

Autofahrten von von derzeit 26.000 auf 45.000 Kfz explodieren lassen.<br />

Wochen vorher schloss die<br />

Landesstraßenverwaltung des<br />

Landes OÖ mit der BLF Vermögensverwaltung<br />

GmbH, die<br />

einen Großteil des Ackerbodens<br />

in diesem Gebiet besitzt,<br />

und der WWP Wasserwaldpark<br />

GmbH eine privatrechtliche<br />

Vereinbarung ab, wo das Land<br />

OÖ die Unterstützung bei Behördenverfahren<br />

für die Umwidmungen<br />

verspricht, falls die<br />

neue B139 errichtet wird. Beide<br />

Unternehmen gehören der<br />

Stepski Privatstiftung, die dem<br />

ehemaligen Eigentümer der<br />

Nettingsdorfer Papierfabrik Dr.<br />

Ulrich Stepski zuzuordnen ist.<br />

Obwohl der Wasserwald noch<br />

nicht umgewidmet ist, haben<br />

vier Wohnbaugenossenschaften<br />

seit Jänner 2018 detaillierte<br />

Pläne für 220 Wohnungen<br />

und ca. 400 Parkplätze im Geheimen<br />

entwickelt. Durch ein<br />

baureifes Projekt soll der Eindruck<br />

vermittelt werden, dass<br />

jeglicher Widerstand gegen<br />

die Schlägerung des Wasserwaldes<br />

sinnlos sei. Politiker versprechen<br />

eine Neuaufforstung<br />

zwischen Betriebs- und Wohnbaugebiet.<br />

Allerdings kann<br />

man einen 80 Jahre alten Wald<br />

nicht einfach versetzen.<br />

Straßenbahn und<br />

Pendlerparkplatz<br />

Das Maßnahmenpaket des<br />

Landes OÖ zur Entwicklung<br />

des Verkehrs und der Raumordnung<br />

beinhaltet neben<br />

den Straßenbauten und Umwidmungen<br />

auch die Verlängerung<br />

der Straßenbahnlinie<br />

von Traun nach Kremsdorf sowie<br />

die Errichtung einer neuen<br />

Haltestelle zwischen Haid und<br />

Nettingsdorf mit einem 800<br />

Abstellplätze umfassenden<br />

Pendlerparkplatz in der Nähe<br />

von IKEA, der als Endpunkt der<br />

Straßenbahn dient. Die Verlegung<br />

der Haltestellen aus den<br />

Ortszentren sowie ein gigantische<br />

Pendlerparkplatz sind die<br />

falschen Ansätze.<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

Am 17. April <strong>2020</strong> wurden<br />

die Projekte B139 Umfahrung<br />

Haid und die neue Anschlussstelle<br />

Traun an die A1/A25 bei<br />

der Umweltrechtsabteilung des<br />

Landes OÖ zur Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

eingereicht.<br />

Die Umweltbehörde verlangt<br />

Nachbesserungen im Bereich<br />

des Lärmschutzes und ein innerörtliches<br />

Verkehrskonzept<br />

von Ansfelden, das bis Mitte<br />

des Jahre 2021 vorliegen<br />

wird. Die bestehende B139<br />

kann wegen hunderter neu<br />

entstandener Wohnungen mit<br />

jeweils zwei Parkplätzen nicht<br />

einfach geschlossen werden.<br />

Das öffentliche Verfahren zur<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

wird daher frühestens im Juni<br />

2021 stattfinden. FPÖ Straßenlandesrat<br />

Günther Steinkellner<br />

propagiert immer noch einen<br />

Baubeginn von 2021, was aber<br />

sicher nicht zu halten sein wird,<br />

da das Straßenprojekt in einem<br />

Luftsanierungsgebiet liegt und<br />

etliche Einwendungen zu erwarten<br />

sind.<br />

Eine zweispurige Umfahrung<br />

und die Verlegung der Autobahnfahrt<br />

aus dem Ortszentrum<br />

von Haid würden in Verbindung<br />

mit einer Straßenbahn<br />

und einer Taktverdichtung auf<br />

der Pyhrnbahnstrecke die Verkehrs-<br />

und Umweltprobleme<br />

besser lösen als ein überdimensionaler<br />

vier- bis sechsspuriger<br />

Autobahnzubringer und<br />

ein enormer Bodenfraß.<br />

Anni Jank<br />

aus Haid, Gemeinde Ansfelden<br />

Mehr dazu:<br />

Video Land OÖ<br />

Werkstatt-Radio<br />

Wer profitiert von der praktizierten<br />

Raum(un)ordnung? Am<br />

Beispiel Haid-Ansfelden.<br />

Kontakt:<br />

Bürgerinitiative<br />

Erhalt und Schutz des<br />

Wasserwaldes in Haid:<br />

https://de-de.facebook.com/<br />

BI.wasserwald.haid


Gesundheit<br />

16<br />

„Es hat nicht viel zur Triage gefehlt“<br />

Was bedeutet die Coronakrise für die Beschäftigten und PatientInnen in den Spitälern?<br />

Welche Lehren müssen für die Zukunft ziehen? Diese Fragen stellen wir<br />

im Interview Branko Novakovic, stv. Betriebsratsvorsitzender des Kepler Universitätsklinikums<br />

in Linz.<br />

„<br />

Nie wieder dürfen wir uns<br />

so eine Krise mit so wenig<br />

Personalressourcen stellen.“<br />

(Branko Novakovic, stv. Betriebsrats-Vorsitzender<br />

des Kepler<br />

Universitätsklinikums)<br />

Frage: Wie erlebst du die<br />

Auswirkungen von Covid<br />

auf die Arbeitssituation in<br />

eurem Krankenhaus?<br />

Branko Novakovic: Das<br />

Personal ist mit einer noch nie<br />

da gewesenen Belastung konfrontiert.<br />

Die Arbeit mit dieser<br />

Schutzausrüstung ist extrem<br />

anstrengend, man schwitzt<br />

ununterbrochen, die Atmung<br />

ist durch die Maske erschwert.<br />

Banale Sachen wie eine juckende<br />

Nase, die man nicht kurz<br />

kratzen kann, treiben einen in<br />

den Wahnsinn. Die Pflege der<br />

Patienten ist so intensiv, dass<br />

man drei normale Abteilungen<br />

schließen muss, um zwei mit<br />

Covid-Patienten zu betreuen.<br />

Frage: Wie steht es um den<br />

Schutz der Beschäftigten in<br />

den Spitälern?<br />

Branko Novakovic: Schutzausrüstung<br />

ist vorhanden.<br />

Manches was zur Verfügung<br />

steht, erfüllt zwar die Schutzfunktion,<br />

aber der Tragekomfort<br />

ist nicht überall gleich.<br />

Die MitarbeiterInnen klagen<br />

bei dem einen oder anderen<br />

Modell über Druckstellen im<br />

Gesicht oder über extremes<br />

Schwitzen unter der Schutzkleidung.<br />

Der Betriebsrat ist<br />

bei der Suche nach Lösungen<br />

ständig im Kontakt mit der<br />

Geschäftsführung, manche<br />

Diskussionen verlaufen viel<br />

hitziger als üblich. Ich glaube,<br />

dass bei allen die Nerven<br />

blank liegen.<br />

Frage: BetriebsrätInnen<br />

und Gewerkschaft machen<br />

schon seit langem darauf<br />

aufmerksam, dass es zu<br />

wenig Personal in den Spitälern<br />

gibt. Welche Auswirkungen<br />

hat das nun in der<br />

Corona-Krise auf die PatientInnen?<br />

Branko Novakovic: Eigentlich<br />

dramatische. Denn wir<br />

müssen daran denken, dass es<br />

neben Personalunterbesetzung,<br />

wir haben nach einer AK Studie<br />

von Mag. Heidemarie Staflinger<br />

aus dem Jahr 2019 rund 20 Prozent<br />

zu wenig Personal, weitere<br />

pandemiebedingte Ausfälle<br />

gibt. Wir können das Personal,<br />

welches der Risikogruppe aufgrund<br />

der Vorerkrankungen<br />

angehört, gar nicht einsetzen,<br />

des Weiteren kommen dazu<br />

Ausfälle, weil die MitarbeiterInnen<br />

selbst erkranken oder in die<br />

Quarantäne müssen. Das sind<br />

nicht wenige. Wir bewältigen<br />

die Pandemie gerade unter extrem<br />

schlechten Bedingungen.<br />

Frage: Was müssen aus deiner<br />

Sicht die Lehren aus<br />

dieser Pandemiekrise für<br />

unsere Spitäler sein? Welche<br />

Schritte müssten sofort<br />

in Angriff genommen<br />

werden, was muss das Ziel<br />

sein?<br />

Branko Novakovic: Damit es<br />

klar ist, es hat auch in Österreich<br />

nicht sehr viel gefehlt, dass es<br />

dazu kommt, dass Ärzte und<br />

Pflege triagieren müssen, also<br />

Entscheidungen treffen müssen,<br />

wer die lebensrettende<br />

Beatmung bekommt und wer<br />

nicht. Und der Grund war nicht<br />

Mangel an Betten oder Beatmungsgeräten,<br />

sondern der<br />

Mangel an Pflegekräften. Nie<br />

wieder dürfen wir uns so eine<br />

Krise mit so wenig Personalressourcen<br />

stellen. Wir brauchen,<br />

um für die Zukunft gerüstet zu<br />

sein, eine ordentliche Personalreserve.<br />

Von Minus 20% auf<br />

eine Personalausstattung mit<br />

Personalreserve zu kommen<br />

wird das Land und die Gemeinden<br />

massiv fordern, das muss<br />

uns bewusst sein, aber einen<br />

anderen Weg sehe ich nicht.<br />

Um dorthin zu kommen, werden<br />

wir einen Ausbau der Ausbildungskapazitäten<br />

benötigen<br />

und das über viele Jahre. Die<br />

Baby-Boomer gehen in den<br />

nächsten 5-7 Jahren in Pension.<br />

Die Lücke, die sie hinterlassen,<br />

wird riesig. Es müssen breite<br />

Anstrengungen unternommen<br />

werden, um auch diese Auswirkung<br />

zu kompensieren.<br />

Frage: Wie werden wir das<br />

durchsetzen können?<br />

Branko Novakovic: Momentan<br />

argumentiert niemand<br />

gegen diese notwendigen Reformen,<br />

die Frage ist nur, wie<br />

schnell und wie viel davon umgesetzt<br />

wird, bevor die Leute<br />

die Schreckensbilder aus den<br />

Spitälern anfangen zu vergessen.<br />

In Anbetracht 2021 bevorstehenden<br />

Landtagswahl in<br />

OÖ wird es sich wahrscheinlich<br />

keine politische Partei leisten<br />

können, diesbezüglich keine<br />

Position zu haben. Wichtig wäre<br />

es, die notwendige Mittel für<br />

die Stabilisierung und Personalaufstockung<br />

im Gesundheitssystem<br />

so aufzubringen, dass<br />

es zu keiner überdurchschnittlichen<br />

Belastung bei bestimmten<br />

Teilen der Bevölkerung gibt.<br />

Mit einfachen Worten: Es sollte<br />

nicht gerade die Ärmsten<br />

treffen. Ich glaube, dass es für<br />

diesen Zweck in Ordnung ist,<br />

diejenigen überproportional<br />

zur Kasse zu bitten, die sich das<br />

leicht leisten können.


17 Pflege<br />

„Ich wünsche mir, dass der Mensch<br />

wieder als Mensch gesehen wird“<br />

Die Pflege in Österreich ist selbst ein Pflegefall. Eine Pflegearbeiterin berichtet.<br />

Ich habe 2012 meine Ausbildung<br />

zum Fachsozialbetreuer<br />

Schwerpunkt Altenarbeit<br />

abgeschlossen. Arbeite auch<br />

seit meinem Abschluss in der<br />

Altenpflege mit einer kurzen<br />

Pause von vier Monaten. Viele<br />

Menschen arbeiten in der<br />

Pflege, weil sie den Menschen<br />

helfen wollen. Sicher nicht, weil<br />

man da viel verdient oder es<br />

eine einfache Arbeit ist. Doch<br />

was ich alles gesehen, gehört<br />

und gefühlt habe, ist schwer<br />

in Worte zu fassen. Ich habe<br />

Menschen gesehen, die einsam<br />

gestorben sind, weil das<br />

Pflegepersonal keine Zeit hatte,<br />

um dazu sein. Menschen,<br />

die geweint haben, weil sie für<br />

12 Menschen, die schwer verhaltensauffällig<br />

sind, allein zuständig<br />

waren. Man weiß einfach<br />

nicht, wo man anfangen<br />

soll. Ich habe Pflegepersonal<br />

gesehen, die zu Mittag heimgefahren<br />

sind, damit sie den<br />

Nachdienst machen können,<br />

weil keiner sonst mehr konn-<br />

„Ich habe Menschen gesehen, die einsam gestorben sind, weil<br />

das Pflegepersonal keine Zeit hatte, um dazu sein.“<br />

te. Kollegen/innen, die sieben<br />

Tage durchgearbeitet haben<br />

- mit Tag- und Nachtschicht.<br />

Die meisten Schichten dauern<br />

10 bis 12h. Bewohner, die mit<br />

Medikamenten ruhiggestellt<br />

werden, weil man keine Zeit<br />

hat, sich dem Menschen zu<br />

widmen. Man hatte einfach<br />

keine Zeit! Man übernimmt<br />

regelmäßig Dienste, weil jemand<br />

krank ist. Man sollte am<br />

besten Tag, Nacht, Wochenende<br />

und an Feiertagen Abruf<br />

bereit sein. Das ist manchmal<br />

eine ziemliche Belastung.<br />

Die Arbeit, die ich mache,<br />

liebe ich, aber es gibt Tage, da<br />

komme ich weinend nach Hause.<br />

Ich habe einfach keine Energie<br />

mehr. Es ist ein sehr großer<br />

Druck, 24 Stunden bereit zu<br />

sein. Von Führungskräften hört<br />

man oft dann nur abwertende<br />

Sachen, wie zum Beispiel: „Man<br />

soll sich die Zeit besser einplanen,<br />

man soll nicht so emotional<br />

sein, ja man muss Prioritäten<br />

setzten“. Das heißt im Klartext,<br />

Menschen oft in ihren eigenen<br />

Exkrementen sitzen zulassen,<br />

um den andern Menschen dran<br />

hindern, auf die Straße zu laufen.<br />

Ich würde mir wünschen, dass<br />

es mehr Pflegepersonal in den<br />

Pflegeeinrichtungen geben<br />

würde. Damit die Menschen<br />

eine adäquate Pflege bekommen.<br />

Damit man oft mehr Zeit<br />

mit den Menschen verbringen<br />

kann. Damit sie nicht psychisch<br />

vereinsamen. Vor allem wünsche<br />

ich mir, dass der Mensch<br />

wieder als Mensch gesehen<br />

wird und nicht als Gegenstand.<br />

Gesundheit für alle!<br />

WEG MIT<br />

DEM DECKEL!<br />

Infolge des EU-Fiskalpakts<br />

führte Österreich 2012 die sog.<br />

Deckelung der Gesundheitsausgaben<br />

ein. D.h. die Gesundheitsausgaben<br />

dürfen nur mehr<br />

maximal im Ausmaß des Bruttoinlandsprodukts<br />

wachsen. Angesichts<br />

der stark alternden und<br />

pflegebedürftigen Bevölkerung aber auch neuer Entwicklungen<br />

in der Medizin hat das seither zu Einschränkungen bei der Gesundheitsversorgung<br />

geführt. So ging z.B. im letzten Jahrzehnt<br />

die Zahl der Akutbetten um über 4.500 zurück. Jetzt in der Corona-Pandemie<br />

rächt sich das besonders. Unterstützt daher<br />

die Petition „Weg mit dem Deckel! Gesundheit für alle statt<br />

Zwei-Klassen-Medizin!“<br />

https://www.solidarwerkstatt.at/medien/kampagnen/formular-wegmit-dem-deckel-gesundheit-fuer-alle-statt-zwei-klassen-medizin<br />

PFLEGE IN DIE<br />

SOZIALVERSICHERUNG<br />

Die Solidarwerkstatt schlägt<br />

vor, die Pflege in die Sozialversicherung<br />

einzubinden.<br />

Wir haben dazu ein Infofaltblatt<br />

herausgebracht, das<br />

bei uns - gegen eine kleine<br />

Spende - bestellt werden<br />

kann oder hier zum<br />

Herunterladen<br />

In Print bestellen unter:<br />

T 0732 77 10 94<br />

office@solidarwerkstatt.at


Soziales<br />

18<br />

Sozialhilfe-neu: sozial, treffsicher?<br />

Interview von <strong>SOLiNZ</strong> mit Josef Pürmayr von der Sozialplattform OÖ<br />

„Der Geist des Kleinhaltens,<br />

Kontrollierens und Beschränkens<br />

durchweht das neue Sozialhilfegesetz.“<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Immer, aber speziell<br />

in schwierigen Zeiten,<br />

wie uns aktuell die Corna-Krise<br />

zeigt, ist ein gut funktionierendes<br />

leistungsstarkes<br />

soziales Netz wichtig. Mit<br />

Anfang <strong>2020</strong> hat die viel kritisierte<br />

"Sozialhilfe Neu" die<br />

Bedarfsorientierte Mindestsicherung<br />

(BMS) abgelöst.<br />

Was sind die wesentlichen<br />

Unterschiede im Vergleich<br />

zur BMS?<br />

Josef Pürmayr: „Aufgabe ist<br />

die Ermöglichung und Sicherstellung<br />

eines menschenwürdigen<br />

Lebens sowie die damit<br />

verbundene dauerhafte Einbeziehung<br />

in die Gesellschaft<br />

für jene, die dazu der Hilfe der<br />

Gemeinschaft bedürfen." So<br />

lautete der erste Satz im OÖ<br />

Mindestsicherungsgesetz. Dieser<br />

Satz wurde auch ins neue<br />

Sozialhilfegesetz übernommen,<br />

den dort enthaltenen Anspruch<br />

kann die Sozialhilfe allerdings<br />

nicht erfüllen – und sie will ihn<br />

auch nicht erfüllen. Das neue<br />

Sozialhilfegesetz relativiert das<br />

auch gleich im nächstfolgenden<br />

Absatz und formuliert nur mehr<br />

einen Beitrag zur Abdeckung<br />

des Wohnbedarfes und zur Unterstützung<br />

des Lebensunterhalts.<br />

Das ist eine klare Abkehr<br />

von der sozialen Sicherungsprämisse.<br />

Dieser Beitrag der neuen<br />

Sozialhilfe ist überwiegend auch<br />

geringer als es die Leistungen<br />

der Mindestsicherung waren.<br />

Während die Mindestsicherung<br />

den Anspruch hatte, das Mindeste<br />

für ein menschenwürdiges<br />

Leben und für gesellschaftliche<br />

Teilhabe für jene zu sichern,<br />

die sich in sozialen Notlagen<br />

befinden, durchweht der Geist<br />

des Kleinhaltens, Kontrollierens<br />

und Beschränkens das neue<br />

Sozialhilfegesetz.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Das Gesetz ist seit<br />

Jänner in Kraft. Gibt es bereits<br />

Erfahrungen, wie sich<br />

die Gesetzesänderung auf<br />

die betroffenen Menschen in<br />

der Praxis auswirkt?<br />

Josef Pürmayr: Bestehende<br />

Bescheide der Mindestsicherung<br />

laufen schrittweise aus,<br />

längstens Mitte 2021 muss alles<br />

auf Sozialhilfe umgestellt<br />

sein. Für neue Anträge seit<br />

Jänner <strong>2020</strong> kommt das Sozialhilfegesetz<br />

zum Tragen.<br />

Die meisten Richtsätze für die<br />

Geldleistungen wurden im Vergleich<br />

zur Mindestsicherung reduziert.<br />

Für Alleinstehende und<br />

die zweite erwachsene Person<br />

im Haushalt, die Sozialhilfe<br />

bezieht, ist die Reduzierung<br />

noch relativ gering. Für drei<br />

erwachsene Personen gibt es<br />

in Summe schon ca. 100 Euro<br />

monatlich weniger. Auch die<br />

Staffelung der<br />

Kinder-Sätze<br />

wurde verändert.<br />

Ein Haushalt<br />

mit nur<br />

einem Kind erhält<br />

zwar um ca.<br />

13 Euro mehr,<br />

bei zwei oder<br />

mehr Kindern<br />

kippt das allerdings<br />

deutlich<br />

ins Negative:<br />

Haushalte mit<br />

zwei Kindern<br />

minus 65 Euro,<br />

mit drei Kindern<br />

minus 236, mit<br />

4 Kindern minus<br />

374 usw.<br />

Angesichts der<br />

Tatsache, dass<br />

kinderreiche<br />

Familien schon<br />

bisher überdurchschnitt-<br />

lich von Armut betroffen waren,<br />

bedeutet das in Zukunft<br />

eine weitere Verschärfung und<br />

Verfestigung existenzieller Notlagen.<br />

Eine Verbesserung gibt<br />

es für Alleinerziehende. Sie erhalten<br />

einen Zuschlag, der mit<br />

der Anzahl der Kinder gestaffelt<br />

ist. Mit dem dritten Kind<br />

ist dieser Vorteil aber wegen<br />

der deutlich geringeren Kindersätze<br />

wieder ausgeglichen,<br />

ab dem 4. Kind geht's wieder<br />

ins Minus. Der Anteil des<br />

Wohnaufwands wurde im neuen<br />

Sozialhilfegesetz auf 25 %<br />

der Sozialhilfeleistung erhöht.<br />

Wer keinen Wohnaufwand hat<br />

bzw. nachweisen kann, erhält<br />

demnach weniger Sozialhilfe.<br />

Bei obdachlosen Personen beispielsweise<br />

verringert sich die<br />

Sozialhilfe im Vergleich zur Mindestsicherung<br />

dadurch um ungefähr<br />

80 Euro monatlich. Die<br />

Wohnbeihilfe muss beantragt<br />

werden, wird von der Sozialhilfe<br />

aber wieder abgezogen.<br />

Der Zuverdienst aus Fähigkeitsorientierter<br />

Aktivität (beispielsweise<br />

für Menschen mit<br />

Beeinträchtigung) oder tages-<br />

Quelle Grafik: https://awblog.at/sozialhilfe-neu/<br />

strukturierender Beschäftigung<br />

wird in deutlich größerem Ausmaß<br />

auf die Sozialhilfe angerechnet<br />

und damit abgezogen.<br />

Es gibt noch weitere Nachteile,<br />

die ich aus Platzgründen<br />

hier nicht mehr anführe.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Wie treffsicher ist<br />

das neue Gesetz?<br />

Josef Pürmayr: Unzufriedenstellend,<br />

hier gibt es Verbesserungsbedarf.<br />

Beispielsweise<br />

ist die Gruppe der<br />

subsidiär schutzberechtigten<br />

Personen völlig aus der neuen<br />

Sozialhilfe ausgesteuert,<br />

während der Geltung des<br />

Mindestsicherungsgesetzes erhielten<br />

sie Mindestsicherung.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Wo siehst du/Ihr<br />

Schwachstellen/Kritikpunkte?<br />

Josef Pürmayr: Im Einzelnen<br />

verweise ich auf meine Antwort<br />

auf die Frage nach den Auswirkungen<br />

in der Praxis. Und generell:<br />

Die neue Sozialhilfe ist<br />

zu gering, um Armut zu verhindern.<br />

Die Armutsgefährdungsschwelle<br />

nach EU-SILC lag 2019<br />

für Österreich bei einem Betrag


19<br />

Frauen<br />

Heldinnen brauchen mehr!<br />

Frauen sind nicht nur die Heldinnen der Coronakrise<br />

sondern auch die Hauptleidtragenden.<br />

85% der durch die Covid-19 Krise arbeitslos gewordenen<br />

Menschen sind Frauen. Häusliche Gewalt,<br />

Doppel und Dreifachbelastung stiegen, und Frauen<br />

wurden vermehrt in alte traditionelle Rollenbilder<br />

zurückgedrängt.<br />

„<br />

Die Frauenarbeit sei eine<br />

gesellschaftliche Notwendigkeit,<br />

auf der ökonomischen<br />

Unabhängigkeit oder Abhängigkeit<br />

beruhe die Freiheit oder die<br />

soziale Sklaverei. Die wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit der Frau sei<br />

die Voraussetzung für die Beseitigung<br />

der Unterdrückung der<br />

Frau.“ (Zitat Clara Zetkin)<br />

Die Forderung „gleicher Lohn<br />

für gleich(wertig)e Arbeit“ ist<br />

eine wichtige Forderung der<br />

Frauenbewegung. Doch heute<br />

greift diese Forderung allein,<br />

ohne Bezug auf den neoliberalen<br />

EU-Rahmen, zu kurz. In<br />

vielen Bereichen des Lebens<br />

sind Frauen nach wie vor noch<br />

weit von der hochpropagierten<br />

Gleichberechtigung entfernt.<br />

Zwar gehen immer mehr Frau-<br />

en einer bezahlten Arbeit nach,<br />

doch häufig zu prekären Bedingungen:<br />

in unfreiwilliger Teilzeit,<br />

zu niedrigen Löhnen, befristet<br />

oder in Minijobs. Krisen wie die<br />

Covid-19 Krise machen deutlich<br />

welche Risiken dies birgt.<br />

85% der während der Covid-19<br />

Krise arbeitslos gewordenen<br />

Menschen sind Frauen. Die<br />

Zahl der Opfer von physischer<br />

oder psychischer häuslicher Gewalt<br />

führte z.B. zu einer 100%<br />

Auslastung der 5 Frauenhäuser<br />

in OÖ. Frauen werden vermehrt<br />

in traditionelle Rollenbilder zurückgedrängt<br />

und Doppel- und<br />

Dreifachbelastungen im Zuge<br />

des Lockdowns haben sich verstärkt,<br />

da PartnerInnen häufig<br />

nicht die Hälfte der unbezahlten<br />

Arbeit im Haushalt und der<br />

Kinderbetreuung übernommen<br />

haben. Konflikte rund um die<br />

Wertschätzung von Kinderbetreuung<br />

und Hausarbeit als Arbeit<br />

versus Home-Office als Arbeit<br />

brachen vermehrt auf – die<br />

alte Frage welche Arbeit ist wie<br />

viel wert?<br />

Frauen erhielten als „Heldinnen“<br />

während des Lockdowns<br />

viel Applaus. Doch von Applaus<br />

allein kann keiner leben,<br />

sondern es braucht, statt des<br />

seit Jahren vorherrschenden<br />

Lohndumpings, endlich eine<br />

Anpassung der Löhne nach<br />

oben, sowie eine Aufwertung<br />

der systemrelevanten Berufe.<br />

Denn während Aktionärsgewinne<br />

in den letzten Jahren explodierten,<br />

stagnieren oder sinken<br />

die Reallöhne. Immer mehr<br />

Menschen sind trotz Arbeit arm.<br />

Auch ohne Corona Krise. Wir<br />

brauchen Löhne, von denen alle<br />

Menschen leben können. Gerade<br />

Arbeitnehmerinnen würden<br />

davon profitieren.<br />

Heldinnen brauchen, um<br />

volle politische, ökonomische<br />

Gleichstellung zu erreichen u.a.,<br />

• eine Umverteilung der unbezahlten<br />

Arbeit im Privaten<br />

• Aufwertung der Arbeit in<br />

systemrelevanten Berufen<br />

• einen Mindestlohn von<br />

1750,- Euro<br />

• Rechtsanspruch auf qualitativ<br />

hochwertige, kostenlose Kinderbetreuung,<br />

Nachmittagsbetreuung<br />

in den Schulen.<br />

• Einbeziehung der Pflege<br />

in die Sozialversicherung.<br />

Jede/jeder soll im Pflegefall<br />

Anspruch auf qualitativ<br />

hochstehende Pflegeleistungen<br />

entsprechend des<br />

Bedarfs haben, unabhängig<br />

vom jeweiligen Einkommen!<br />

• Branchenweise Einführung<br />

der 35 Stundenwoche bei<br />

vollem Lohnausgleich, beginnend<br />

in den Gesundheits-<br />

und Pflegeberufen.<br />

• Einführung einer sechsten<br />

Urlaubswoche.<br />

Eveline Steinbacher<br />

>>> Fortsetzung Interview Sozialhilfe neu - sozial, treffsicher?<br />

von 1.286 Euro monatlich für<br />

einen Ein-Personenhaushalt.<br />

Der Sozialhilfe-Richtsatz für<br />

eine alleinstehende Person<br />

beträgt monatlich 917 Euro.<br />

Je mehr Personen in Sozialhilfehaushalten<br />

leben, umso weiter<br />

geht die Schere auf. Das<br />

Nachweis-, Kontroll- und Sanktionierungsregime<br />

ist schärfer<br />

als bei der Mindestsicherung.<br />

Für mich hat es den Anschein,<br />

als gäbe es einen ins Gesetz<br />

gegossenen Generalverdacht<br />

des Sozialbetruges bei Sozialhilfebeziehenden.<br />

Hier ist<br />

anzumerken, dass es einen<br />

Rechtsanspruch auf Sozialhilfe<br />

gibt. Staatliche Organe sollten<br />

eigentlich tunlichst unterstützen,<br />

dass Anspruchsberechtigte<br />

zu ihrem Recht kommen.<br />

<strong>SOLiNZ</strong>: Als Sozialplattform<br />

bekommt ihr bestimmt viele<br />

Rückmeldungen aus den Sozialvereinen.<br />

Was müsste aus<br />

eurer Erfahrung an diesem<br />

Gesetz geändert werden?<br />

Josef Pürmayr: Dem OÖ Sozialhilfegesetz<br />

liegt das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz<br />

zu Grunde.<br />

Dieses Bundesgesetz gibt<br />

im Wesentlichen den Rahmen<br />

für die Sozialhilfe-Ausführungsgesetze<br />

der Länder vor und<br />

ist weitgehend verantwortlich<br />

für die oben angeführten Verschlechterungen.<br />

Dieses Grundsatzgesetz<br />

sollte in Richtung<br />

des abgeschafften Mindestsicherungsgesetzes<br />

mit besseren<br />

Sozialhilfestandards novelliert<br />

werden. Die Bundesländer<br />

müssten ihre Gesetze dann entsprechend<br />

anpassen. Der Sozial-<br />

und Gesundheitsminister ist<br />

während COVID-19 leider fast<br />

ausschließlich Gesundheitsminister,<br />

hinsichtlich einer neuen<br />

Sozialhilfegesetzgebung ist auf<br />

Bundesebene in absehbarer<br />

Zeit nichts zu erwarten. Daher<br />

wäre es umso wichtiger, dass auf<br />

Ebene des oberösterreichischen<br />

Sozialhilfegesetzes rasch Verbesserungen<br />

erfolgen. Das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz<br />

enthält<br />

neben den Muss-Bestimmungen<br />

auch Ermessensspielräume<br />

und Kann-Bestimmungen, die<br />

in oberösterreichischen Gesetz<br />

aber nur zum Teil genutzt wurden.<br />

Hier sollte durch Gesetzesänderungen<br />

nachgebessert<br />

werden. Viele Rückmeldungen<br />

aus den Sozialvereinen betref-<br />

fen die Sozialhilfe-Vollzugspraxis<br />

der Bezirksverwaltungsbehörden<br />

und Magistrate. Demnach<br />

gibt es in mehreren Bezirken<br />

und Städten überbordende<br />

Nachweispflichten bei der Antragstellung<br />

und damit lange<br />

Wartezeiten auf die Bescheide<br />

und die Sozialhilfe-Auszahlung.<br />

Von der Möglichkeit der Soforthilfe<br />

wird zu wenig Gebrauch<br />

gemacht, obwohl es auf Soforthilfe<br />

bei Vorliegen einer Notlage<br />

einen Rechtsanspruch gibt.<br />

Tipps zum Weiterlesen:<br />

https://sozialplattform.at/aktuelles-ganzer-beitrag/sozialkrise-corona.html;<br />

www.armutskonferenz.at/<br />

Werkstatt-Radio:<br />

Josef Pürmayr zum Thema:<br />

„Sozialhilfe neu in der Praxis“.


Soziales<br />

20<br />

Linz: Arbeitslosigkeit um 26% gestiegen<br />

Im Arbeitsmarktbezirk Linz<br />

stieg die Arbeitslosigkeit im<br />

November <strong>2020</strong> gegenüber<br />

dem November des Vorjahres<br />

um 26% auf 13.904 Menschen<br />

an. Gleichzeitig sank die Zahl<br />

der offenen Stellen um 26%.<br />

Damit stellen sich im Arbeitsmarktbezirk<br />

Linz fast 5 Arbeitslose<br />

um eine offene Stelle an.<br />

Noch dramatischer ist die Situation<br />

österreichweit. Dort kommen<br />

mittlerweile fast 8 Arbeitslose<br />

auf eine offene Stelle. In<br />

Österreich waren im November<br />

<strong>2020</strong> 457.197 Menschen arbeitslos<br />

(plus 25% gegenüber<br />

dem Vorjahr).<br />

§<br />

„Alles was Recht ist!“<br />

von Armin Kraml<br />

Thema: Urlaubsrecht<br />

Dramatischer Anstieg der<br />

Langzeitarbeitslosigkeit<br />

Dramatisch angewachsen<br />

ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen.<br />

Im November<br />

<strong>2020</strong> waren österreichweit<br />

163.054 Menschen länger als<br />

ein halbes Jahr arbeitslos,<br />

das ist ein Zuwachs von fast<br />

86% gegenüber dem November<br />

des Vorjahres. Angesichts<br />

der Auswirkungen des<br />

Lockdowns und der bevorstehenden<br />

Wintermonate ist mit<br />

einem weiteren Anstieg der<br />

Arbeitslosigkeit in den Wintermonaten<br />

zu rechnen.<br />

„Darf mich mein(e)<br />

Arbeitgeber*in in den<br />

Urlaub schicken?“<br />

Das Urlaubsrecht (UrlG) bildet in Österreich die gesetzliche<br />

Grundlage. In §4 wird der Rahmen vorgegeben, welcher<br />

einerseits Rücksicht auf die Erfordernisse des Betriebes Rücksicht<br />

nehmen, sowie auf die notwendige Erholungsmöglichkeit des/<br />

der Arbeitnehmer*in.<br />

Das Wichtigste vorab: Ein einseitiges Anordnungsrecht des<br />

Arbeitgebers kennt das UrlG nicht.<br />

Was ist jetzt mit Urlaub & Kurzarbeit:<br />

Die Richtlinie zur Corona-Kurzarbeit besagt, dass Alturlaube<br />

und Zeitausgleichsguthaben vor oder während der Kurzarbeit<br />

„tunlichst“ abzubauen sind. Sollte der Arbeitgeber das verlangen,<br />

ist dem unter Umständen nachzukommen, um die Kurzarbeit<br />

nicht zu gefährden. Werden Mitarbeiter*innen aber wegen<br />

eines Verdachts einer Covid-Infektion behördlich in Quarantäne<br />

geschickt, zählt das nicht als Urlaub.<br />

Durch Covid-19 kam es in der Gesetzgebung des ABGB (Allgemeines<br />

bürgerliches Gesetzbuch) zu einer Änderung, wonach bei<br />

einem behördlichen Betretungsverbot bzw. Einschränkung eines<br />

Betriebes ein verpflichtender Urlaubs- bzw. Zeitguthabenabbau<br />

vom Arbeitgeber*in unter bestimmten Voraussetzungen angeordnet<br />

werden darf.<br />

Quellen: Arbeiterkammer OÖ, Urlaubsgesetz<br />

Arbeitslosengeld rauf auf 80%!<br />

Aufgrund der in Österreich<br />

besonders niedrigen Nettoersatzrate<br />

von 55% bedeutet<br />

Arbeitslosigkeit, insbesondere<br />

wenn sie länger dauert,<br />

für viele den Absturz in Armut.<br />

Trotzdem verweigert die<br />

Regierung nach wie vor eine<br />

dauerhafte Erhöhung des Arbeitslosengeldes.<br />

Die Solidarwerkstatt<br />

ist der Meinung:<br />

Einmalzahlungen reichen angesichts<br />

dieser dramatischen<br />

sozialen Krise bei weitem<br />

nicht aus. Auch ein degressives<br />

Arbeitslosengeld, wie<br />

es von Regierungsvertretern<br />

angekündigt wurde, lehnen<br />

wir entschieden ab. Denn das<br />

würde gerade den Langzeitarbeitslosen,<br />

die am meisten<br />

von Armut bedroht sind,<br />

am wenigsten bzw. gar nicht<br />

helfen. Wir fordern daher die<br />

dauerhafte Anhebung des<br />

Arbeitslosengeldes auf 80%.<br />

Das hilft nicht nur den Arbeitslosen<br />

gegen die Armut,<br />

das schützt auch die Beschäftigten<br />

vor Lohndumping und<br />

unterstützt die Ankurbelung<br />

der darniederliegenden wirtschaftlichen<br />

Konjunktur.


21 Antifaschismus<br />

>> PETITION:<br />

"SCHLUSS MIT DER LANDES-<br />

FÖRDERUNG FÜR DIE RECHTS-<br />

EXTREME SZENE IN OÖ"<br />

Hier zum Unterstützen klicken<br />

Schluss mit der Landesförderung für<br />

die rechtsextreme Szene in OÖ"<br />

Die OÖ Landesregierung fördert seit vielen Jahren deutschnationale Burschenschaften mit hohen Geldbeträgen. Der „Landesdelegiertenconvent<br />

der pennalen und fachstudentischen Corporationen OÖ“ (LDC), der Dachverband von 15 deutschnationalen<br />

Burschenschaften in OÖ, erhielt z. B. im Jahr 2017 120.000,- Euro und im Jahr 2018 110.000,- Euro. Das Land OÖ finanziert<br />

damit Burschenschaften mit so klingenden Namen wie „Ostmark zu Linz“ oder „Germania zu Ried“. Letztere ist dadurch in die<br />

Schlagzeilen gekommen, dass der Neonazi-Liedermacher „Fylgien“ auf der Bude der „Germania zu Ried“ Lieder mit Texten wie<br />

„Wir kämpfen verbissen, das Reich kommt wieder“ gesungen hat.<br />

Fast schien es, als ob die beharrliche Kritik von AntifaschistInnen 2019 zu einem Umdenken bei den politisch Verantwortlichen<br />

in OÖ geführt hätte. Bis zum Budgetlandtag Anfang <strong>Dezember</strong> des Vorjahres wurden keine Subventionen an die Rechtsextremen<br />

überwiesen. Doch wenige Tage vor Weihnachten gewährte die schwarz-blaue Mehrheit in der OÖ-Landesregierung erneut<br />

110.000,- Euro an den LDC. Im Frühjahr setzte dann Landeshauptmann Stelzer sogar noch eines drauf. Er verlieh Michael Grünling,<br />

dem „Alten Herren“ der Burschenschaft „Eysn zu Steyr“ das Ehrenzeichen „Verdienste um die OÖ Jugend“. „Eysn zu Steyr“ ist<br />

ebenfalls Mitglied im LDC. Diese vom Land OÖ finanzierte Burschenschaft lud 2017 den rechtsextremen Chef der Identitären Martin<br />

Sellner als Referenten ein, um ihm unter dem Motto „Defend Europe“ eine Bühne für seinen Hass auf Flüchtlinge und Flüchtlingshelfer<br />

zu bieten. Herr Landeshauptmann, sind das „Verdienste um die OÖ Jugend? Wie schaut es mit Ihrem Versprechen aus,<br />

„mit Argusaugen darüber zu wachen, dass es keine persönlichen Verflechtungen (der FPÖ, Anm. d. Verf.) mit den Identitären gibt“<br />

(OÖ Nachrichten, 3.4.2019), wenn Sie selbst mit OÖ Steuergeldern an die Burschenschaften mithelfen, dass den Identitären eine<br />

Bühne geboten wird?<br />

Wir lassen daher nicht locker: Wir fordern erneut die OÖ Landesregierung auf, diese Subventionierungen der Burschenschaften<br />

zu beenden. Wir fordern den OÖ Landtag auf, einen Beschluss zu fassen, der die OÖ Landesregierung dazu verpflichtet,<br />

in keinem Fall die deutschnationalen Burschenschaften mit Steuermitteln zu unterstützen.<br />

(Beschluss des Großen OÖ Netzwerktreffen gegen Rassismus und Rechtsextremismus am 10.10.<strong>2020</strong> in Puchberg/Wels)<br />

Video: Rede von Hans-Henning Scharsach zu<br />

75 Jahre Befreiung Österreichs vom Faschismus<br />

ZUM<br />

VIDEO<br />

Beim 20. Großen Netzwerktreffen gegen Rassismus und<br />

Rechtsextremismus am 10.10.<strong>2020</strong> im Puchberg/Wels<br />

sprach der Publizist und Buchautor Hans-Henning Scharsach<br />

eindrucksvoll zu 75 Jahre Befreiung Österreichs vom Faschismus.<br />

Ebenfalls bei diesem Netzwerktreffen wurde einstimmig<br />

eine Resolution gegen die Förderung der rechtsextremen<br />

Burschenschaften mit Landesgeldern beschlossen. Hier ein<br />

Videobericht auf Dorf TV.<br />


Solidarität<br />

22<br />

Bitte Petition unterstützen<br />

Österreich – fairer Beitrag zum World Food<br />

Programme in Zeiten von Covid-19<br />

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz,<br />

sehr geehrter Herr Außenminister Alexander Schallenberg,<br />

Österreichs Beitrag<br />

zum UN-Welternährungsprogramm<br />

lag<br />

2019 unter dem von<br />

Sierra Leone. Auch der<br />

Beitrag des kleineren<br />

Dänemarks war heuer<br />

25 Mal höher als der<br />

Österreichs.<br />

das World Food Programme (Welternährungsprogramm) der Vereinten Nationen ist dafür verantwortlich, weltweit Menschen in<br />

Hungergebieten mit lebensrettender Unterstützung zu versorgen. Dazu zählen Lebensmittel und Hygieneartikel. Österreichs Beitrag<br />

der letzten Jahre liegt hinter dem einiger armer Länder wie Sierra Leone. Gerade jetzt, in Zeiten von Covid-19, ist die Unterstützung<br />

aber nochmals wichtiger, um schweres Leid und Hungertote zu vermeiden.<br />

Das Menschenrecht auf Leben kann nur durch sofortige Unterstützung glaubhaft vertreten werden.<br />

Andere Staaten beweisen, dass eine weitaus höhere Unterstützung möglich ist. Der Beitrag des kleineren Dänemarks im Jahr <strong>2020</strong><br />

ist momentan 25 mal höher als der österreichische. In Medienberichten wurde wiederholt betont, Österreichs Regierung werde Flüchtlingen<br />

und Notleidenden „Hilfe vor Ort“ leisten – auch bezogen auf die Auswirkungen von Covid-19. Diese ist nun dringend notwendig.<br />

Darüber hinaus hat Österreich sich im Rahmen der UN selbst zu Zahlungen verpflichtet.<br />

Wir fordern Sie daher auf, diese Versprechen einzuhalten und das World Food Programme unmittelbar mit einem angemessenen<br />

Beitrag von mindestens der Höhe Dänemarks zu unterstützen. Zudem muss gemeinsam mit Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und einem Gremium weiterer Expertinnen und Experten spätestens bis nächstes Jahr ein Konzept entwickelt werden, wie<br />

Österreich seine globale Verantwortung dauerhaft auf allen Ebenen erfüllen kann.


23<br />

Oberösterreich<br />

„Hände weg von unserer Wasserkraft!“<br />

Solidarwerkstatt-Aktion, am 4.9.<strong>2020</strong>,<br />

beim Kraftwerk Traun/Pucking (OÖ).<br />

sensible Bereiche der Daseinsfürsorge,<br />

die im öffentlichen<br />

Eigentum und unter demokratischer<br />

Kontrolle sein müssen.<br />

Wer Interesse hat, solche Aktionen<br />

auch bei anderen Wasserkraftwerken<br />

zu veranstalten,<br />

bitte melden unter:<br />

office@solidarwerkstatt.at.<br />

Mehr zum Thema:<br />

https://www.solidarwerkstatt.at/umwelt-energie/gefahr-der-enteignung-der-oesterreichischen-wasserkraftwerke<br />

Unter dem Motto „Hände<br />

weg von unserer Wasserkraft!“<br />

veranstaltete die Solidarwerkstatt<br />

Österreich am<br />

4.9.<strong>2020</strong> eine Transparentaktion<br />

beim Wasserkraftwerk Traun/<br />

Pucking in Oberösterreich. Hintergrund<br />

für diese Aktion: Die<br />

EU-Kommission will mit einem<br />

Vertragsverletzungsverfahren<br />

die Liberalisierung der wasserrechtlichen<br />

Bewilligungen für<br />

alle Wasserkraftwerke durchsetzen.<br />

Kommt die EU-Kommission<br />

damit durch, droht – so<br />

die Arbeiterkammer – „die Enteignung<br />

der österreichischen<br />

Wasserkraftwerke“ (A&W-Blog,<br />

13.11.2019). Große EU-Konzerne<br />

wie Veolia, Suez, EON,<br />

RWE usw. könnten sich dann<br />

um diese wasserrechtlichen<br />

Bewilligungen bewerben – und<br />

damit über die Hintertür des<br />

EU-Wettbewerbsrechts sich die<br />

österreichischen Wasserkraftwerke,<br />

die sich zum Großteil in<br />

öffentlichem Eigentum befinden,<br />

unter den Nagel reißen.<br />

Das Vertragsverletzungsverfahren<br />

wurde durch die Beschwerde<br />

eines – nicht näher benannten<br />

– „nicht-österreichischen<br />

Energiekonzerns“ ins Rollen gebracht.<br />

Für die Solidarwerkstatt<br />

ist klar: Wasser und Energie sind<br />

ZUM<br />

VIDEO<br />

Video von der Solidarwerkstatt-Aktion<br />

beim Kraftwerk Traun/<br />

Pucking (OÖ) gegen Ausverkauf<br />

und Privatisierung der österreichischen<br />

Wasserkraftwerke.<br />

Aufruf zur Unterstützung der Petition gegen die Errichtung<br />

eines aberwitzigen Schigebiets im oberösterreichischen<br />

Vorderstoder.<br />

Bitte unterstützen und weiterverbreiten:<br />

https://mein.aufstehn.at/petitions/naturjuwel-bergdorf-vorderstoder-in-gefahr-keine-schigebietsanbindung<br />

Vorderstoder: Naturjuwel<br />

in Gefahr - wehren wir uns!<br />

Es klingt wie ein Schildbürgerstreich: In einer Seehöhe zwischen<br />

700m und 1.200 m soll im oberösterreichischen Vorderstoder<br />

ein neues Schigebiet von knapp 51 Hektor errichtet<br />

werden. Dafür sollen 43 Hektar Wald gerodet, drei neue Seilbahnen<br />

errichtet und Platz für rund tausend Parkplätze verbetoniert<br />

werden. Auch für große Hotelprojekte soll landwirtschaftlicher<br />

Grund umgewidmet werden. Selbst den Projektbetreibern dürfte<br />

klar sein, dass in Zeiten des Klimawandels in dieser Seehöhe<br />

kaum mit stabilen Schneelagen zu rechnen sein dürfte. Der<br />

Schnee soll deshalb aus den Schneekanonen kommen, die aus<br />

dem sechs Kilometer entfernten Fluß Steyr Wasser abzapfen. Der<br />

Wasserbedarf von Schneekanonen ist enorm: Pro Hektar künstlich<br />

beschneites Schigebiet braucht man 4,7 Millionen Liter Wasser.<br />

Dazu kommen hoher Energieaufwand, Lärmbelästigung und<br />

schwere Eingriffe in die Tier- und Pflanzenwelt. Immer mehr Menschen<br />

wehren sich gegen dieses aberwitzige Schiprojekt.<br />


Medien/Kontakte<br />

24<br />

COOP –<br />

Selbstverwaltete<br />

Betriebe und ihre<br />

Auswirkungen auf<br />

Arbeit und Gesellschaft<br />

Autor:<br />

Christian Kaserer<br />

guernica-Verlag <strong>2020</strong><br />

EUR 9,90<br />

zu bestellen bei:<br />

office@guernica-verlag.at<br />

T 0664 15 40 742<br />

Auch für 2021 gibt die Solidarwerkstatt wieder einen Friedenskalender<br />

heraus. Wie in den vergangenen Jahren ist auch dieser<br />

Kalender wieder viel mehr als ein persönlicher Terminkalender. Er<br />

beinhaltet jede Menge Wissenswertes rund um das Thema Frieden,<br />

Anregungen zur Friedensarbeit und - last but not least - eine<br />

Vielzahl inspirierender Friedenskunstwerke.<br />

Zum Interview mit dem Autor<br />

Zum Video der Buchpräsentation<br />

Ein heißer Tipp für alle, die auf der Suche nach nachhaltigen<br />

Weihnachtsgeschenken sind. Gleich bestellen!<br />

FRIEDENSKALENDER 2021<br />

Hg.: Solidarwerkstatt Österreich<br />

244 Seiten, A5-Format, guernica Verlag <strong>2020</strong><br />

15,90€ | ab 3 Expl. 14,90 | ab 10 Expl. 12,90 (exkl. Versand)<br />

Bestellen bei: office@solidarwerkstatt.at, T 0664 15 40 742<br />

SOLIDAR-<br />

WERKSTATT<br />

RADIO<br />

MHZ<br />

105,0<br />

Die monatliche Radiosendung der Solidarwerkstatt<br />

auf Radio FRO (www.fro.at).<br />

jeden<br />

3. Montag<br />

im Monat<br />

19 - 20 h<br />

MITMACHEN? Beim nächsten Treffen dabei sein?<br />

Wir freuen uns!<br />

(aktuelle Termine auf www.solidarwerkstatt.at)<br />

KONTAKT IN LINZ<br />

Büro: Waltherstraße 15, 4020 Linz<br />

Bürozeiten: Montag bis Freitag täglich (14-18 Uhr)<br />

T (0732) 77 10 94 oder 0664 154 07 42<br />

F (0732) 77 10 94-20, office@solidarwerkstatt.at<br />

WERKSTATT-RADIO<br />

Jeden 3. Montag im Monat 19 - 20h, live hören: www.fro.at<br />

WDH Jeden 3. Dienstag im Monat, 14 - 15h<br />

Nachhören auf:<br />

www.solidarwerkstatt.at >>Rubrik Werkstatt-Radio<br />

Die Sendungen werden auch ausgestrahlt auf: Freies Radio Freistadt,<br />

Radio B138 (Kirchdorf), Radio Helsinki (Graz). Redaktion: Rudi Schober.<br />

TREFFEN DER KOMMUNALGRUPPE LINZ<br />

14-tägig, immer an einem Montag, ab 18 Uhr<br />

Bei Interesse bitte um Rückmeldung an<br />

office@solidarwerkstatt.at bzw. T 0664 154 07 42<br />

Wir freuen uns auch über finanzielle Unterstützung für das<br />

Zeitungsprojekt <strong>SOLiNZ</strong>: Bankverbindung: Raiffeisenbank Perg<br />

IBAN: AT42 3477 7000 0627 4146, BIC: RZOO AT2L 777<br />

www.solidarwerkstatt.at; www.facebook.com/solidarwerkstatt<br />

Impressum: <strong>SOLiNZ</strong> (1), Medieninhaberin (Verlegerin) & Herausgeberin & Redaktion: Solidarwerkstatt Österreich, Waltherstr. 15, A-4020 Linz, T (0732) 77 10 94, office@solidarwerkstatt.at, www.solidarwerkstatt.at.

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