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SOLiNZ Juni 2023

Editorial SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen. Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen! Kontakt: office@solidarwerkstatt.at

Editorial
SOLiNZ – Solidarisches Linz - das Online-Medium der Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt. Wir verstehen uns als Nachbarschaftszeitung in mehrfacher Hinsicht: Unser Schwerpunkt liegt auf Linz und seinen Nachbargemeinden; auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung zum Lesen sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen.
Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass Menschen mithelfen, SOLiNZ zu gestalten und zu verbreiten.
Wenn auch du dazu Lust hast, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder schick uns deine Ideen!
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<strong>SOLiNZ</strong><br />

3/<strong>2023</strong><br />

Die Nachbarschaftszeitung lesen - hören - schauen und aktiv werden!<br />

1,2 MILLIARDEN<br />

für A26<br />

verbrennen?<br />

Die Kosten für die A26-Autobahn explodieren - und Luger und Steinkellner liefern<br />

bereitwillig das Geld von Stadt und Land an die ASFINAG. >> Seiten 2 bis 5<br />

Aus dem Inhalt:<br />

> Radeln auf der Autobahn 6<br />

> Initiative Froschberg: Erhalten, was uns gefällt 7<br />

> Dynatrace-Ausbau: Argument für die Hafenbahn 9<br />

> Groteske um zwei Stadien 19<br />

> Sozialhilfe OÖ: Quäle deinen Nächsten 22<br />

Widerstand gegen A26<br />

geht weiter > Seite 2


Aktion für eine Volksbefragung über den Bau der A26 vor dem Linzer Rathaus am 24. Mai <strong>2023</strong><br />

A26-Bahnhofsautobahn/Westring<br />

Lasst die Linzer:innen<br />

entscheiden!<br />

Rund 10.000 Unterschriften hatten AktivistInnen<br />

des Netzwerks „Zukunft<br />

statt Autobahn-Bau!“ gesammelt, um eine<br />

Volksbefragung zu initiieren, bei der die<br />

Linzer Bevölkerung selbst mitbestimmen<br />

soll, ob die Stadt Linz wirklich 50 Millionen<br />

Euro für die geplante A26-Bahnhofsautobahn<br />

mitfinanzieren oder das Geld für umwelt-<br />

und klimafreundliche Verkehrswende<br />

investieren soll. Mit dieser Volksbefragung<br />

soll auch Druck dafür gemacht werden, den<br />

Weiterbau des Westrings nach der Fertigstellung<br />

der Hängebrücke zu stoppen.<br />

Linzer Bürgermeister fürchtet Linzer<br />

Bürger:innen<br />

Doch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger<br />

versucht, mit Tricksereien diese Volksbefragung<br />

zum Weiterbau des Westrings<br />

zu verhindern. Per Bescheid richtete der<br />

Magistrat aus, dass die notwendige Anzahl<br />

an Unterschriften (6.104) für die Einleitung<br />

einer Volksbefragung nicht erreicht<br />

worden sei. Dabei ist einiges mehr als fragwürdig:<br />

• Zuerst wurde offenbar alles getan, die<br />

Zahl der gültigen Unterschriften willkürlich<br />

nach unten zu drücken (kein Zählen<br />

der Online-Unterschriften, Erfindung<br />

einer „doppelten Stichtagsregelung“).<br />

• Gleichzeitig richtete Luger über die<br />

Medien aus, dass er das Nachreichen<br />

von allenfalls fehlenden Unterschriften<br />

nicht zulassen werde.<br />

2


Diese Rechtsauslegung ist nicht nur<br />

eine Verhöhnung des zivilgesellschaftlichen<br />

Engagements, sie trifft auch auf<br />

den juristischen Widerspruch des Linzer<br />

Rechtsanwalts Dr. Blum, der eindeutig der<br />

Meinung ist: „Die bereits vorliegenden<br />

Unterstützungserklärungen können bei<br />

einem neuen Antrag auf eine Volksbefragung<br />

(zusammen mit neu gesammelten<br />

Unterstützungserklärungen) verwendet<br />

werden.“ Die Aktivist:innen der Volksbefragung<br />

„Zukunft statt Autobahn-Bau!“<br />

kommentieren die Vorgehensweise von<br />

Bürgermeister Luger: „Der Bürgermeister<br />

betreibt Politik von gestern für ein Autobahn-Projekt<br />

von vorgestern. (> siehe hier)<br />

Widerstand gegen A26 geht weiter!<br />

Die Initiative „Zukunft statt Autobahn-Bau!“<br />

hat daher Rechtsmittel gegen<br />

den Bescheid des Magistrats eingelegt<br />

und setzt auch ihren öffentlichen Protest<br />

fort. Bereits am 24. Mai fand eine Aktion<br />

vor dem Alten Rathaus statt, bei der ein<br />

Offener Brief an alle Gemeinderät:innen<br />

übergeben wurde (> siehe hier). Während<br />

drinnen der Gemeinderat tagte, forderten<br />

heraußen die AktivistInnen „Lasst die Linzer:innen<br />

entscheiden – Volksbefragung!“<br />

(sh. Foto). Doch mit den Stimmen von<br />

SPÖ, FPÖ und ÖVP wurde ein Antrag,<br />

der von Grünen, Linz plus, KPÖ und Wandel<br />

eingebracht wurde, der Gemeinderat<br />

möge von sich aus eine Volksbefragung<br />

ermöglichen, niedergestimmt.<br />

Die Aktivistinnen lassen sich davon<br />

nicht entmutigen. Bei einer kurz darauf<br />

stattfindenden Aktionskonferenz am 31.<br />

Mai wurde beschlossen: Wir machen weiter<br />

mit unserem Widerstand gegen diese<br />

völlig aus der Zeit gefallene Autobahn.<br />

Einerseits wird das Sammeln von Unterschriften<br />

für die Einleitung einer Volksbefragung<br />

fortgesetzt. Andererseits soll der<br />

Druck auf die Bundespolitik erhöht werden.<br />

Denn letztlich fällt die Entscheidung<br />

über dieses Autobahnprojekt auf der bundespolitischen<br />

Ebene. So heißt es in einer<br />

Presseaussendung von „Zukunft statt<br />

Autobahn-Bau!“ Ministerin Gewessler hat<br />

den Bau der Lobau-Autobahn gestoppt,<br />

weil dieses Projekt beim Klimacheck<br />

durchgefallen ist. Ihre damalige Begründung:<br />

„Wir müssen darauf schauen, die<br />

Mobilitätsbedürfnisse der Menschen klima-<br />

und umweltfreundlich zu befriedigen.<br />

Es gibt Alternativen zum Autobahnbau,<br />

vor allem durch den zügigen Ausbau des<br />

öffentlichen Verkehrs. In 20 Jahren werden<br />

wir von den heutigen Kindern gefragt<br />

werden, was wir damals getan haben, um<br />

ihre Zukunft zu retten.“ (Pressekonferenz<br />

1.12.2021).<br />

Das gilt 100-prozentig auch für den Linzer<br />

Westring, Frau Ministerin!<br />

www.volksbefragung-linz.at<br />

3


„Es gibt Alternativen zur A26!“<br />

Rede von Christian Leckschmidt (Netzwerk Zukunft statt Autobahn-Bau,<br />

Initiative Verkehrswende jetzt!), 24.5.<strong>2023</strong> bei der Aktion „Lasst die Linzer:innen<br />

entscheiden!“ vor dem Alten Rathaus in Linz.<br />

Die Politeliten des Landes Oberösterreich<br />

und der Stadt Linz glauben<br />

noch immer, dass dieses Autobahnprojekt<br />

A26 alternativlos sei. Wir vom Bündnis<br />

„Zukunft statt Autobahnbau“ fragen uns:<br />

Was ist mit all den Versprechen der letzten<br />

Jahre? Wie zum Beispiel:<br />

• ein vernünftiges, sicheres Radwegenetz<br />

im Zentralraum<br />

• die zweite Straßenbahnachse<br />

• der für 2015 versprochene Ausbau<br />

der Summerauerbahn nach Freistadt<br />

Eine weitere Alternative wäre die Durchbindung<br />

der Mühlkreisbahn über die Hafenbahn<br />

in den Linzer Hauptbahnhof. Seit<br />

ich in Linz bin, wundere ich mich über den<br />

Kopfbahnhof der Mühlkreisbahn, die in<br />

Urfahr endet. Mit der neuen Eisenbahnbrücke<br />

erhoffte ich mir die Durchbindung<br />

in den Hauptbahnhof. So wie sie jetzt<br />

ist, verkümmert die Mühlkreisbahn, weil<br />

sie den Mobilitätsbedürfnissen der Menschen<br />

nicht gerecht wird und nicht mit<br />

dem PKW-Verkehr konkurrieren kann. Die<br />

Hafenbahn, auf der anderen Seite der Donau,<br />

zweigt östlich des Hauptbahnhofs von<br />

der Westbahn ab und verläuft, voll elektrifiziert,<br />

parallel zur Industriezeile bis zum<br />

Posthof. Von der Voest über den Chemiepark<br />

und die Industriezeile befinden sich<br />

rund 50.000 Arbeitsplätze. 50.000 Menschen,<br />

die nur durch die Errichtung von<br />

Bahnsteigen schon eine Anbindung an das<br />

Schienennetz haben könnten. Vom Ende<br />

der Hafenbahn, beim Posthof, sind es nur<br />

Christian Leckschmidt<br />

noch 2,7 km bestehende, unverbaute Trasse<br />

in den Mühlkreisbahnhof.<br />

Diese Verbindung von Mühlkreisbahn<br />

und Hafenbahn über die schienenlose Eisenbahnbrücke<br />

wäre einfach umzusetzen<br />

und verlangt wenig bauliche Eingriffe.<br />

Herr Landesrat Steinkellner, Herr Bürgermeister<br />

Luger, das wäre eine einfache,<br />

zukunftsorientierte Alternative zur A26-Autobahn!<br />

Sie würde den Stau und die Verkehrsbelastung<br />

auf der B127 und in der Rudolfstraße<br />

reduzieren.<br />

> Gesamte Rede siehe hier<br />

Videos zum Projekt Mühlkreisbahn –<br />

Hafenbahn:<br />

- Vortrag von DI Leopold Walli zum Projekt<br />

Böhmerwaldbahn<br />

- Trassenwanderung Hafenbahn<br />

- Linz AG torpediert Druchbindung der<br />

Mühlkreisbahn<br />

4


Was haben Luger und<br />

der Westring gemeinsam?<br />

Kosten A26 (in Mio. Euro)<br />

Vor wenigen Tage schlüpfte die Katze<br />

aus dem Sack. Die Kosten für die<br />

A26-Westring-Autobahn explodieren um<br />

über 60 Prozent auf mittlerweile fast 1,2 Milliarden<br />

Euro. Seit dem Beginn der Planungen<br />

im Jahr 2002 haben sich die Kosten sogar<br />

mehr als verfünffacht (sh. Grafik rechts).<br />

Was könnte man mit diesem Geld nicht<br />

Sinnvolles im Verkehr anstellen: Über den<br />

Daumen gepeilt könnte man damit<br />

• die Durchbindung der Mühlkreisbahn<br />

zum Hauptbahnhof<br />

• eine 2. Straßenbahnachse parallel zur<br />

Landstraße durch die Gruberstraße<br />

• die großzügige Attraktivierung der Summerauer-Bahn<br />

• den Ausbau des Radwegenetzes in und um<br />

Linz nach dem Vorbild von Graz (sh. Seite 6)<br />

zusammen damit finanzieren.<br />

Alternativ könnte man auch allen erwachsenen<br />

LinzerInnen die Jahreskarte der<br />

Linz-Linien schenken – ein Viertel Jahrhundert<br />

lang!<br />

Doch statt endlich in Richtung Umweltfreundlichkeit<br />

umzusteuern, wollen Stelzer,<br />

Steinkellner und Luger weiter unverdrossen<br />

an dieser Monster-Autobahn festhalten. Den<br />

Vogel schießt dabei der Linzer Bürgermeister<br />

Luger ab: „Wir müssen in diesen sauren<br />

Apfel beißen“, teilt uns der Bürgermeister<br />

mit, denn „der Tunnel ist die Basis dafür, dass<br />

40.000 Menschen vom Durchzugsverkehr<br />

entlastet werden“ (OÖN, 16.6.<strong>2023</strong>). Damit<br />

führt der Bürgermeister die Bevölkerung hinters<br />

Licht. Denn wer in die Unterlagen der<br />

ASFINAG schaut, sieht dass die ASFINAG<br />

prognostiziert, dass die A26 im Vollausbau<br />

30.000 zusätzliche<br />

Autofahrten<br />

täglich<br />

(!) nach Linz<br />

schleust.<br />

Selbst für<br />

die Linzer<br />

Innenstadt<br />

wird für nur<br />

9% Prozent<br />

der<br />

Straßenzüge<br />

eine<br />

Abnahme erwartet, in fast 90% aller Straßenzüge<br />

kommt es zu einer Zunahme des Autoverkehrs<br />

– und zwar teilweise gewaltig: z.B.<br />

im Bahnhofsgebiete gibt es eine Explosion<br />

des Autoverkehrs um über 100%.<br />

Allein für Linz würden durch die A26 60<br />

Millionen Euro an Kosten anfallen. In den<br />

sauren Apfel beißen freilich nicht der Bürgermeister,<br />

sondern die BürgerInnen dieser<br />

Stadt, denn diese Millionen fehlen bei der<br />

sozialen und ökologischen Infrastruktur in<br />

der Stadt.<br />

Daher werden wir weiter Widerstand<br />

gegen dieses Wahnsinnsprojekt leisten,<br />

das wir uns in keiner Hinsicht leisten können.<br />

Immer mehr Menschen erkennen,<br />

dass diese Autobahn und die mit ihr<br />

verbundene Politik eine Sackgasse sind.<br />

Mittlerweile kursiert bereits ein durchaus<br />

ernst gemeinte Scherz: Was haben Luger<br />

und der Westring gemeinsam? Beide sind<br />

Fossile und beide werden sich bald politisch<br />

verabschieden.<br />

5


„Autofreier Tag“ in Linz<br />

Radeln auf der Autobahn<br />

Am 16. April fand in Linz wieder der Linz-Marathon statt. Ein Tag, an dem<br />

die Linzer Innenstadt aufatmen kann, weil der Autoverkehr weitgehend aus<br />

der Stadt verbannt ist. Die Initiative Verkehrswende jetzt! nutzte diesen<br />

„autofreien Tag“ und lud zu ein gemeinsamen Rad-Demo auf der A7 ein.<br />

Motto: Radln auf der Autobahn – gegen den Bau neuer Autobahnen.<br />

A26 verschlingt das 2000-fache des<br />

jährlichen Linzer Radfahrbudgets<br />

Auf den Weiten der Autobahn bekommt<br />

man ein Gefühl dafür, wie viel<br />

Platz dem Automobil eingeräumt wird im<br />

Vergleich zu anderen umweltfreundlicheren<br />

Mobilitätsformen wie z.B. dem Rad.<br />

Gerade Linz ist punkto Radverkehr nach<br />

wie vor ein Nachzügler. Während hier<br />

laut letzter Verkehrserhebung der Anteil<br />

des Radverkehrs bei rd. 8% liegt, haben<br />

Städte wie Graz oder Salzburg einen Radanteil<br />

am Gesamtverkehr von 20%.<br />

Diese geben allerdings auch deutlich<br />

mehr für die Förderung des Radverkehrs<br />

aus. In Graz sollen bis 2030 100 Millionen<br />

Euro in den Radverkehr investiert<br />

werden. Pro Jahr und EinwohnerInnen<br />

sind das dann 32 Euro. Ein Spitzenwert.<br />

Aber auch Salzburg mit 15 Euro pro Kopf<br />

liegt nicht schlecht. Zum Vergleich: Linz<br />

kommt mit dem Radfahrbudget 2022 auf<br />

sage und schreibe 2,40 Euro pro Kopf.<br />

Dafür ist Linz wo anders Spitze: rund 60<br />

Millionen Euro will die Stadt mittlerweile<br />

an Zuzahlungen für den Bau der geplanten<br />

A26-Bahnhofs-Autobahn ausgeben.<br />

Das entspricht dem mehr 100-Fachen<br />

des jährlichen Linzer Radfahrbudgets.<br />

Die gesamte A26-Autobahn wird 1,2 Milliarde<br />

kosten (sh. Seite 5). Das ist dann<br />

das mehr als 2000-Fache des Radfahrbudgets<br />

von Linz.<br />

Video vom Radeln auf der A7<br />

Graz macht es vor!<br />

Zugegebenermaßen soll das Radfahrbudget<br />

für Linz im Jahr <strong>2023</strong> ansteigen. Wir<br />

kämen dann laut Budgetvoranschlag auf<br />

3,67 Euro pro LinzerIn. Leider immer noch<br />

ein mickriger Wert verglichen mit Städten<br />

wie Graz oder Salzburg. Dass kein Geld<br />

vorhanden wäre, ist absurd. Würde Linz aus<br />

der Mit-Finanzierung der A26-Autobahn<br />

aussteigen, könnte rasch der Anschluss an<br />

Graz und Salzburg gefunden werden!<br />

6


Initiative Froschberg<br />

Erhalten, was uns gefällt<br />

So schaut es jetzt noch aus<br />

Unmut und Widerstand gegen das Großprojekt „Froschberg 2.0“ wachsen.<br />

Zwischen Bestandswohnungen sollen Tiefgaragen und unleistbare Neubauten<br />

hineingezwickt werden. Die Folgen: Zerstörung von Gemeinschaftsgärten<br />

und Grünflächen, mehr Autoverkehr, höhere Wohnkosten. Ein Bewohner<br />

berichtet.<br />

Aus der Zeitung mussten wir Bewohner<br />

Mitte April erfahren, welches Zerstörungswerk<br />

die Wohnungs-Genossenschaft<br />

WAG dem Froschberg und seinen Bewohnern<br />

und Bewohnerinnen antun will. Unter<br />

der Schirmherrschaft der SPÖ und der Grünen<br />

soll der Froschberg ab 2025 regelrecht<br />

umgegraben werden. Doppelt so viele<br />

Wohneinheiten sollen ins Viertel hineingezwickt<br />

werden.<br />

Besonders aufgebracht zeigen sich die<br />

Bewohner und Bewohnerinnen gegenüber<br />

den geplanten Laubengängen und dem<br />

Verlust der Gärten und Grünflächen. Mit der<br />

billigen Laubenganglösung (horizontale Betongänge<br />

auf jedem Stockwerk eingerahmt<br />

von Metallgittern) wird die Privatsphäre in<br />

den Wohnungen defacto aufgehoben. Die<br />

Vorgärten und die Gartenstrukturen rund<br />

um die Häuserblöcke, von den Bewohnern<br />

selber aufgebaut und seit Jahrzehnten gepflegt,<br />

werden Vergangenheit sein. Die Seele<br />

des Froschbergs wird damit zerstört. Die<br />

Initiative Froschberg hat bereits über 350<br />

Unterschriften gesammelt und stemmt sich<br />

gegen diesen Wahnsinn. Mit dem Slogan<br />

„Sanieren statt Planieren“ wirbt sie für weitere<br />

Unterschriften, um die WAG zu alternativen<br />

Lösungen zu zwingen. Die Initiative<br />

Froschberg ist eine Bewohner- und Bewohnerinnen<br />

Bewegung, die versucht die Lebens-<br />

und Wohnqualität am Froschberg zu<br />

erhalten und leistbares Wohnen zu sichern.<br />

Die Initiative wirbt für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />

denn gegen den Wohnbau<br />

Riesen WAG braucht sie einen langen Atem.<br />

Klaus Pilz<br />

> Weitere Informationen siehe hier<br />

Infopoint: Händelstrasse 31, Montag –<br />

Freitag 18:30 -19:30, Tel. 0699 10603655<br />

Facebook: Klaus F Pilz<br />

7


Freinberg<br />

Mondlandschaft<br />

am Freinberg<br />

Abholzungen Jänner 2021<br />

Mondlandschaft <strong>Juni</strong> <strong>2023</strong><br />

Weitere Infos: www.facebook.com/linz.gruenguertel<br />

Nachdem die Leichtathletik<br />

aus dem gemeindeeigenen<br />

Gugl-Stadion<br />

verschwinden musste, um<br />

für die Raiffeisen-Arena Platz<br />

zu machen, soll der Sportplatz<br />

der Diözese Linz am<br />

Freinberg mit Landesgeldern<br />

leichtathletikfit gemacht werden.<br />

Wenn viel Geld im Spiel<br />

ist, haben BewohnerInnen<br />

und Natur leicht das Nachsehen.<br />

So wurden Anfang 2021<br />

in einer Nacht und Nebelaktion<br />

110 Bäume abgeholzt.<br />

Nach zahlreichen Protesten<br />

gab sich die Diözese zunächst<br />

gesprächsbereit. Doch hinter<br />

den Kulissen agierte man<br />

knallhart: So wurde den AnrainerInnen<br />

das Recht auf Parteienstellung<br />

bei der Bauverhandlung<br />

entzogen, indem<br />

die Diözese die Grundstückgrenzen<br />

auf „kreative“ Art<br />

und Weise neu bestimmte.<br />

Dass die Versprechungen<br />

der Landesverantwortlichen<br />

und der Diözese, man werde<br />

möglichst „naturschonend“<br />

beim Bau der Anlage vorgehen,<br />

wenig Wert sind, konnte<br />

nun im <strong>Juni</strong> am Freinberg beobachtet<br />

werden. Die Bagger<br />

haben eine Mondlandschaft<br />

geschaffen. Eine etliche Meter<br />

hohen Mauer schneidet brutal<br />

in die Landschaft ein. Weitere<br />

Bäume wurden gefällt. Man<br />

kann es nur mit den Worten<br />

fassen, die bereits am Anfang<br />

der Proteste gegen diese<br />

Naturzerstörung standen:<br />

SCHÄMT EUCH!<br />

8


Dynatrace-Ausbau<br />

Noch ein Argument für die<br />

Hafenbahn<br />

Protest bei<br />

der Eröffnung<br />

der<br />

neuen Eisenbahnbrücke,<br />

bei der auf<br />

Schienen<br />

„vergessen“<br />

wurde.<br />

Wie in der letzten SoLinz-Ausgabe<br />

(2/<strong>2023</strong>) berichtet, baut das IT-Unternehmen<br />

Dynatrace in der Petzoldstraße groß<br />

aus. Ein tragfähiges und nachhaltiges Verkehrskonzept<br />

für die 1.000 zusätzlichen<br />

Mitarbeiter:innen fehlt jedoch bislang. Der<br />

Bericht der städtebaulichen Kommission<br />

sieht vor, dass neben dem Ausbau von<br />

Straßenverbindungen die öffentlichen Verkehrsmittel<br />

ausgebaut werden sollen. So<br />

soll die neue Linzer Stadtbahn „zu einem<br />

Rückgrat für […] das gesamtstädtische öffentliche<br />

Verkehrsnetz“ werden soll. Und<br />

genau hier muss eingehakt werden. Die<br />

Stadtbahn allein kann aus mehreren Gründen<br />

nicht die so dringend notwendige Verkehrslösung<br />

darstellen:<br />

1. wird sie viel zu spät fertiggestellt. Das<br />

neue Dyntracegebäude soll 2025 stehen,<br />

das heißt, zu einer Zeit, in der mit dem Bau<br />

der Stadtbahn noch nicht einmal begonnen<br />

wird (Baubeginn 2026). Daher kann<br />

diese auf Jahre keine Alternative zum zunehmenden<br />

Autoverkehr durch die zusätzlichen<br />

Beschäftigten darstellen.<br />

2. ist die geplante Haltestelle der Stadtbahn<br />

vom Dynatracegebäude aus mit 450<br />

Metern Distanz zwar gut zu erreichen, von<br />

anderen Unternehmen in der Industriezeile<br />

jedoch nicht mehr. Mit einer Trassenführung<br />

im Bereich Industriezeile könnten viel<br />

mehr Menschen zum Umsteigen bewogen<br />

werden. Eine solche wäre mit der Hafenbahn<br />

zu haben!<br />

3. muss das Nutzen des öffentlichen<br />

Verkehrs attraktiviert werden, indem zum<br />

Beispiel geeignete Fußgängerwege von/<br />

zu den Haltestellen errichtet werden. Noch<br />

wichtiger ist aber: Wenn gleichzeitig neue<br />

Straßenverbindungen errichtet werden,<br />

macht man den Vorteil des Öffi-Ausbaus<br />

zunichte. Was den Ausbau der Kreuzung<br />

Petzoldstraße/Hafenstraße, wie von der<br />

städtebaulichen Kommission geplant, betrifft,<br />

muss eine Einschränkung gemacht<br />

werden. Denn zumindest ein Errichten eines<br />

zusätzlichen Autobahnanschlusses ist<br />

kontraproduktiv und macht erneut eine Tür<br />

für mehr PKW-Verkehr auf.<br />

Andreas Schütz<br />

>> Zum gesamten Beitrag siehe hier<br />

9


ZU KNAPP!<br />

RadfahrerInnen beim Überholen in<br />

Gefahr<br />

Seit Oktober 2022 ist der Mindestabstand<br />

für Kfz beim Überholen von RadfahrerInnen<br />

endlich in der StVO gesetzlich<br />

verankert. Innerorts sind nun mindestens<br />

1,5 Meter Abstand einzuhalten, außerorts<br />

mindestens 2 Meter. In der Praxis hat sich<br />

leider noch kaum etwas verbessert - wenig<br />

überraschend, denn weder wurden dazu<br />

bewusstseinsbildende Maßnahmen gesetzt<br />

noch wird die Einhaltung von der Exekutive<br />

überwacht.<br />

Die Radlobby OÖ hat auf den zahlreichen<br />

alternativlos radweglosen Hauptrouten<br />

im Großraum Linz in den letzten Monaten<br />

Abstandsmessungen durchgeführt.<br />

Mit einer Kamera am Lenker montiert und<br />

einem Abstandsmessgerät wurden hunderte<br />

Überholmanöver dokumentiert und ausgewertet.<br />

Erschreckende Ergebnisse<br />

Das Ergebnis ist erschreckend: Knapp<br />

80 % der Überholvorgänge waren unter<br />

1,5 Meter. 30% fanden trotz Gegenverkehrs<br />

statt. Nur ein geringer Teil der<br />

Kfz-LenkerInnen überholte mit einem<br />

kompletten Fahrspurwechsel, was für das<br />

beste Sicherheitsgefühl sorgen würde.<br />

Die Radlobby OÖ fordert Verkehrslandesrat<br />

Günther Steinkellner erneut auf,<br />

endlich eine landesweite Sicherheitskampagne<br />

für die Themen Radverkehrssicherheit<br />

und Überholabstand durchzuführen.<br />

Nähere Informationen siehe: https://<br />

www.radlobby.at/oberoesterreich/abstand<br />

10


Traunradweg: Welche<br />

Verkehrsfläche befindet<br />

sich hinter den Schildern?<br />

Radfahrverbot-gebot, oder<br />

doch nicht?<br />

Von Ebelsberg gibt es eine Rampe hinunter zum Traunradweg, sowie zum Radweg<br />

nach St.Florian und Ansfelden. Doch welche Verkehrsfläche befindet sich hinter<br />

diesen Schildern? Das Stadtgebiet Linz scheint zu enden. Der Gemischte Geh-&Radweg<br />

endet auch. Darf hier ein KFZ fahren? Na wenigstens wird eingeräumt, seinen Drahtesel<br />

hier schieben zu dürfen. Ist hier gar Radfahren verboten? Vielleicht sollte der Autor<br />

seinen Führerschein zurücklegen, denn er ist reichlich verwirrt, auf welcher Grundlage<br />

hier die Polizei gelegentlich Radfahrerinnen abstraft, die die Rampe im Sattel sitzend<br />

passieren.<br />

Einen Freude wäre es, wenn auf einer ausgeschilderten Durchzugsstraße, nichts anderes<br />

ist dieses Wegstück für Pedalritter, die Autos auch Mal für acht Meter geschoben<br />

werden müssten.<br />

Christian Leckschmidt<br />

11


Ein paar Stunden<br />

Verkehrsberuhigung<br />

Bereits zum dritten Mal<br />

geht die Bürgerinitiative<br />

„Lebenswerter Hessenplatz<br />

und Umgebung“ auf<br />

die Straße, um auf die<br />

Verkehrssituation im lärmund<br />

abgasgeplagten Neustadtviertel<br />

aufmerksam<br />

zu machen.<br />

Bismarckstraßenfest am 30. <strong>Juni</strong><br />

Seit mittlerweile sieben Jahren engagiert<br />

sich die Bürgerinitiative für eine<br />

Verkehrsberuhigung im Neustadtviertel.<br />

Werner Hudelist – Obmann der Bürgerinitiative<br />

– betont, dass in den letzten Jahren<br />

auf Seiten der Stadt Linz zwar ein Umdenken<br />

stattgefunden hat und sogar die<br />

Rückeroberung des öffentlichen Raumes<br />

für Menschen und sanfte Mobilität propagiert<br />

wird. Auf konkrete Umsetzungen, die<br />

eine spürbare Verbesserung im Neustadtviertel<br />

herbeiführen könnten, warten viele<br />

Menschen jedoch noch immer - im Linzer<br />

Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte.<br />

„Eine weitreichende Verkehrsberuhigung<br />

in der Linzer Innenstadt ist wohl<br />

nur mehr eine Frage der Zeit. Während<br />

andernorts mutig<br />

gehandelt wird,<br />

erschöpft sich die<br />

Stadt Linz jedoch<br />

in der Erarbeitung<br />

von Strategien und<br />

Konzepten, wodurch<br />

Umsetzungen<br />

in weite Ferne<br />

rücken. Wir brauchen weniger Tempo auf<br />

den Straßen und definitiv mehr Tempo<br />

bei der Realisierung zukunftsfähiger Verkehrslösungen.“,<br />

so der Tenor der Bürgerinitiative.<br />

Damit sich zumindest für ein paar Stunden<br />

ein wenig Verkehrsberuhigung im<br />

Neustadtviertel einstellen kann, beansprucht<br />

die Bürgerinitiative unter dem<br />

Motto „Reclaim the Street“ die Bismarckstraße<br />

und lädt am Freitag den 30. <strong>Juni</strong><br />

zwischen 18:00 und 22:00 zum Straßenfest.<br />

Einerseits werden ansässige Betriebe<br />

Verpflegung und Unterhaltung anbieten.<br />

Andererseits wird genug Platz zur Verfügung<br />

stehen, um die Straße individuell zu<br />

nutzen - ganz ohne Konsumzwang oder<br />

kommerzielle Nutzung.<br />

„Erobern wir gemeinsam den Straßenraum.<br />

Verwandeln wir die Bismarckstraße<br />

in einen Ort der Begegnung<br />

und genießen wir die neu gewonnene<br />

Aufenthaltsqualität - wenn auch nur für<br />

ein paar Stunden.“, lautet die Einladung<br />

zum dritten Straßenfest in der Bismarckstraße.<br />

Werner Hudelist<br />

12


Verkehrspolitik<br />

„Wasch mich, aber mach<br />

mich nicht nass.“<br />

So könnte man den Ausspruch des<br />

Linzer Verkehrsreferenten Vizebürgermeister<br />

Martin Hajart auch verstehen,<br />

wenn er sagt „Wir müssen<br />

die Lebens- und Aufenthaltsqualität<br />

erhöhen, dürfen aber gleichzeitig<br />

das Grundbedürfnis nach Mobilität<br />

nicht ersticken“ (OÖN 27.5.<strong>2023</strong>.).<br />

Von Hans Hörlsberger.<br />

Die Frage ist, was ist unter „Grundbedürfnis<br />

nach Mobilität“ zu verstehen<br />

ist. Gehen, laufen, wandern, bummeln,<br />

schlendern, flanieren, spazieren und gar lustwandeln,<br />

vermutlich nicht. Denn diese Mobilitätsbedürfnisse<br />

wären ja eher unter Lebensund<br />

Aufenthaltsqualität einzuordnen. Diese<br />

Lebens- und Aufenthaltsqualitäten stehen<br />

offenbar im Gegensatz zum so genannten<br />

„Grundbedürfnis nach Mobilität“.<br />

Neben der physischen Mobilität bleiben<br />

noch die Mobilitätsarten, die mittels<br />

Fahrzeuge erfolgen. Und da wiederum ist<br />

es der massenhaft auftretende, viel Platz<br />

beanspruchende Autoverkehr, der die Lebensqualität<br />

am meisten belastet.<br />

Wenn schon nicht „erstickt“, so doch erheblich<br />

unattraktiver, langsamer und weniger<br />

sollte der Autoverkehr in den Städten<br />

werden. So Harald Frey von der TU Wien,<br />

ein erfahrener Expert (Umgestaltung der<br />

Wiener Mariahilfer Straße). Wichtig sei, so<br />

der Experte, ein dementsprechend einschränkendes<br />

Verkehrskonzept und ein<br />

funktionierendes Parkleitsystem, damit Auto-Besucher<br />

sicher wissen, wo sie ihr Fahrzeug<br />

abstellen können.<br />

Von einem „gesunden Mix“ spricht der<br />

Linzer Verkehrsreferent. Gesund ist eigentlich<br />

nur die Zu-Fuß-Mobilität. Ein richtiger<br />

„Mix der Mobilitätsarten auf Augenhöhe“,<br />

wäre ja auch in Begegnungszonen vorgesehen.<br />

Aber auch mit dem Mix in Form<br />

einer Begegnungszone, tut sich die Stadt<br />

Linz schwer.<br />

Ausführlicher hier anhand von Beispielen:<br />

- Begegnungszone Eisenhandstraße<br />

(zwischen Mozartstraße und Krankenhausstraße)<br />

- Begegnungszone Lederergasse (zwischen<br />

Pfarrplatz und Herbert Bayer Platz)<br />

- Begegnungszone Domgasse<br />

- Begegnungszone Südliche Landstraße<br />

>> Weiterlesen<br />

13


Radweg Ebelsberger Kasernenareal<br />

(realisiert)<br />

Radwegecheck Linzer Süden<br />

Part II<br />

Seit dem Radcheck Part I im Linzer Süden hat sich einiges getan. Teil 2 des Radwegcheck<br />

von Armin Kraml im Linzer Süden.<br />

So wurde ua. der Radweg vom Bereich<br />

rund um das Ebelsberger Kasernenareal<br />

bis zum Billa in Pichling entlang der<br />

Bundesstraße fertiggestellt (sh. Bild oben<br />

links). Was ist hier schiefgelaufen?<br />

So wäre es besser<br />

1) Druckampel für Radfahrer:innen….<br />

Sehr freundlich. Man erkennt gleich den<br />

Stellenwert von Radfahrer:innen im Verkehrsgeschehen<br />

(sh. Foto rechts)<br />

2) Ampelschaltung für neuerliche Querung<br />

zum Radweg…. Fließender Radverkehr<br />

sieht<br />

anders aus,<br />

oder? (Bilder<br />

(links: Querung<br />

der Straßen<br />

Richtung<br />

Kasernenareal<br />

bzw. Richtung<br />

Radweg ehem.<br />

Florianerbahn)<br />

14


Wenn man will, dass man wirklich ein zügiges<br />

Radwegenetz mit „Highways“ in Linz<br />

etablieren will, dann sollte man hier folgende<br />

Variante wählen (sh. Bild Seite 14, oben<br />

rechts). Aber wie so oft hatte man nicht<br />

die letzte Konsequenz angedacht und den<br />

Grundstücksbesitzer davon überzeugen<br />

können, dass es sinnvoll wäre die Trasse<br />

hier zu legen.<br />

Außerdem könnte man bei einem Radweg,<br />

welcher am Grundstücksende des<br />

Feldes verlaufen würde, auch sein Feld vor<br />

Überschwemmung und Verlusten schützen.<br />

Da ein Abflusskanal errichtet werden<br />

müsste, würde das herunterfließende Wasser<br />

sich nicht mehr aufstauen, sondern<br />

könnte in diesem abfließen.<br />

Radweglücke von 1,4 km<br />

Etwas, was nicht im Bereich der Stadt<br />

Linz liegt, aber trotzdem erwähnenswert<br />

ist: Am Ende des Radweges klafft eine<br />

Lücke von ca. 1,4 km auf dem Gemeindegebiet<br />

von St. Florian (sh. Foto unten).<br />

Und wieder sind es die Interessen von<br />

Landwirten, welche eine sichere Radhauptroute<br />

verhindern.<br />

Chance Tunnelsperre<br />

Ein Bereich, welcher in der letzten Ausgabe<br />

thematisiert wurde, war der Bereich<br />

rund um den Ebelsberger Bahnhof. Diesem<br />

kommt jetzt mit der Schließung des Mona-Lisa-Tunnels<br />

mehr Bedeutung zu.<br />

Hier könnte man zeigen, dass die ÖBB<br />

mit ihrem leistungsfähigen Schienennetz<br />

eine moderne Alternative zum motorisierten<br />

Individualverkehr sein könnte. Dabei<br />

kommt der von Dipl. Ing. Leopold Walli mit<br />

Unterstützung der Betriebsrät:inneninitiative<br />

( https://www.facebook.com/BRInitiativeHafenviertelLinz<br />

) entwickelten „Industriegebietstransversalen“<br />

(Hafenbahn) eine<br />

zentrale Bedeutung zu.<br />

Ein weiterer Plan, um dem befürchteten<br />

Verkehrschaos zu entgehen, ist der Ausbau<br />

der Moosfelder Straße für den Radverkehr,<br />

den einspurigen motorisierten Verkehr und<br />

für die Busse, welche den Tunnel so umfahren<br />

sollen (sh. Bild oben, Moosfeld Straße,<br />

Ausfahrt nach dem Monalisa-Tunnel). Dabei<br />

wird auf Taktverdichtung der Straßenbahn,<br />

Umleitung der Busse der Linz-Linien 11<br />

bzw. 19 bis zur Haltestelle Simonystraße<br />

Wert zu legen sein. Aber auch auf den aktiven<br />

Ausbau von Radverleihstellen in den<br />

verschiedensten Teilen im Linzer Süden.<br />

Die Chance, welche die Tunnelsperre für<br />

die nachhaltigen Mobilitätsformen bietet,<br />

ist jetzt ungemein groß. Es bleibt abzuwarten,<br />

ob diese auch angenommen werden!<br />

>> zum ungekürzten Text<br />

15


Plakatierfreiheit in Linz<br />

2,8 Quadratzentimeter je<br />

Einwohner/n sind zu wenig!<br />

Ein mickriger Start für<br />

mehr Plakatierfreiheit in<br />

Linz. Da muss noch mehr<br />

kommen!<br />

Durch eine erfolgreiche Klage der Solidarwerkstatt<br />

vor dem Verfassungsgerichtshof<br />

und das Engagement von rund<br />

40 NGOs im Rahmen der „Initiative Plakatierfreiheit<br />

Linz“ ist gelungen, die extrem<br />

rigide Plakatierverordnung für Linz kippen.<br />

Die VertreterInnen der Stadt sagten daraufhin<br />

zu, endlich freie Plakatflächen für<br />

nicht-kommerzielle Initiativen zur Verfügung<br />

zu stellen. Das war 2019. Dann tat die<br />

Stadt einmal etliche Jahre nichts. Heuer hat<br />

die Stadt Linz nun endlich begonnen, solche<br />

Plakatflächen aufzustellen. 28 Flächen<br />

sollen es werden. Das ist nicht nur deutlich<br />

weniger als die 40, die von der „Initiative<br />

Plakatierfreiheit Linz“ gefordert wurden.<br />

Diese Plakattafeln – sofern auffindbar, zumeist<br />

abseits belebter Plätze - sind mit ca.<br />

2 Quadratmetern noch dazu extraklein ausgefallen.<br />

Das sind – umgerechnet auf die<br />

EinwohnerInnen von Linz – ca. 2,8 cm2 je<br />

EinwohnerIn an nicht-kommerziellen Plakatflächen.<br />

Ein mickriger Start. Da muss noch<br />

mehr kommen.<br />

Wir werden nicht locker lassen! Denn:<br />

Es kann nicht sein, dass für Parteien und<br />

Kommerz der öffentliche Raum per Plakat<br />

oder Videowall bis zum Überdruss in Beschlag<br />

genommen werden kann, zivilgesellschaftliches<br />

Engagement aber diskriminiert<br />

wird. Meinungsfreiheit heißt auch<br />

Plakatierfreiheit.<br />

Gerald Oberansmayr<br />

16


Stadt-Demokratie<br />

Beteiligungsmöglichkeiten<br />

in der Stadt<br />

Barbara Bretterklieber<br />

Magistrat Graz<br />

Die Konferenz „Stadt-Demokratie!“<br />

am 2. <strong>Juni</strong> <strong>2023</strong> im Wissensturm hat<br />

Beteiligungsmöglichkeiten in Linz unter die<br />

Lupe genommen. Was funktioniert gut?<br />

Was könnte verbessert werden? Können<br />

wir von Graz dazulernen? Zivilgesellschaft,<br />

Verwaltung und Politik kamen über Beteiligung<br />

in Linz miteinander ins Gespräch.<br />

Aus den Beteiligungsmöglichkeiten in<br />

Graz, die Barbara Bretterklieber vom Referat<br />

für Bürger:innenbeteiligung des Magistrat<br />

Graz vorgestellt hat, bieten sich die<br />

transparente Vorhabenliste, die berechenbaren<br />

Leitlinien für Bürger:innenbeteiligung<br />

und das Stadtteilbudget zur Nachahmung<br />

in Linz an. Oliver Schrot hat präsentiert,<br />

dass im Klimaneutralitätskonzept der Stadt<br />

Linz auch Beteiligung vorgesehen ist. Martina<br />

Fürrutter hat über Erfahrungen des europaweiten<br />

Städte-Netzwerks „European<br />

Capital of Democracy“ berichtet.<br />

In parallelen Workshops haben wir uns<br />

Diskussionsrunde von Linzer<br />

GemeinderätInnen<br />

mit dem Innovationshauptplatz, mit Bürger:inneninitiativen<br />

und mit Stadt-Volksbefragungen<br />

beschäftigt.<br />

Die entstandenen Fragen und Lösungsvorschläge<br />

haben wir dann im Schlusspanel<br />

mit Gemeinderäten diskutiert. Acht<br />

der neun Fraktionen sind der Einladung<br />

gefolgt. Aus den parallelen Workshops<br />

wurden Fragen mitgenommen. Vor allem<br />

Anliegen von Bürger:inneninitiativen waren<br />

Anlass für angeregte Diskussionen.<br />

Wir hoffen, dass Ideen und Vorschläge<br />

aus dieser Konferenz auch wirklich in die<br />

reale Linzer Stadtpolitik übernommen werden.<br />

Erwin Leitner<br />

Ankündigung, Präsentationen etc:<br />

https://www.mehr-demokratie.at/de/<br />

stadt-demokratie-linz<br />

DorfTV:<br />

https://www.dorftv.at/video/42255<br />

17


Donau-Kreuzschiffahrt<br />

Wann kommen endlich Stromanschlüsse<br />

für Luftverpester?<br />

Noch immer wird die Luft durch die<br />

Dieselabgase durch die in Linz anlegenden<br />

Kreuzfahrtschiffe schwer verpestet.<br />

Vor drei Jahren versprach die Stadtpolitik,<br />

Abhilfe zu schaffen. Nicht nur für<br />

Linz, nein auch an der Schiffsanlegestellte<br />

Engelhartszell sollen Stromanschlüsse<br />

von der zuständigen Linz AG Strom für<br />

die Donauschiffe geschaffen werden. Mit<br />

dieser Investition können jährlich 10 Millionen<br />

Liter Diesel eingespart und damit<br />

eine ungeheure Luftverpestung verhindert<br />

werden. Wenn, ja wenn entsprechend von<br />

Seiten der Linz AG Strom gehandelt worden<br />

wäre.<br />

Wir schauten uns in Linz bei den Schiffsanlegestellen<br />

um und konnten sehen: Es<br />

ist nicht gehandelt worden; außer den<br />

wohlwollenden Ankündigungen über die<br />

Medien, nichts geschehen. Erfahrungsgemäß<br />

liegen die Schadstoffkonzentrationen<br />

im Bereich der Anlegestelle nähe Lentos<br />

regelmäßig über den Grenzwerten der EU.<br />

Im Linzer Hafen stinkt es nochmals extremer<br />

und über die langen Wintermonate<br />

hinweg.<br />

Tut etwas!<br />

Wann wird die Linzer Stadtpolitik endlich<br />

munter und mutet den Menschen nicht<br />

mehr solch Umweltwahnsinn zu. Stinkende<br />

Kreuzfahrtschiffe, stinkende Autos im täglichen<br />

Stau lassen die Gemüter der gemütlichen<br />

Menschen in Linz durch regelmäßiges<br />

Überschreiten von Abgasnormen erhitzen.<br />

In Zeiten der Klimakrise keine gute Voraussetzung<br />

für den Schmäh, Linz will Klimahauptstadt<br />

sein!!<br />

Tut etwas, dafür werdet Ihr bezahlt, so<br />

eine an der Donaulände eingefangene Aussage.<br />

Dem könne wir uns nur anschließen.<br />

Stromanschlüsse für Kreuzfahrtschiffe mit<br />

Anschlusszwang sofort, sonst können wir<br />

die Linzer Stadtpolitik nicht mehr riechen!<br />

Rudolf Schober<br />

18


Finanz- und Klima-Groteske<br />

um zwei Stadien<br />

Ein „kleines“ Beispiel dafür, dass was am großen System nicht stimmt<br />

Linz hatte bis 2021 ein gemeindeeignes<br />

Stadion auf der Gugl, das in früheren<br />

Zeiten Austragungsort für die Fußballspiele<br />

von zwei Bundesliga-Klubs war und auch<br />

LeichtathletInnen für das Trainieren und für<br />

Veranstaltungen auf internationalem Niveau<br />

zur Verfügung stand. 2012 wurde das Stadion<br />

um 32 Millionen generalsaniert. Doch<br />

2021 begann der neoliberale Wahnsinn. Das<br />

teuer sanierte Stadion wurde abgerissen. An<br />

seiner Statt wurden zwei Stadien aus dem<br />

Boden gestampft, die als private Spielstatt<br />

nur mehr für jeweils einen Verein dienen. Die<br />

Kosten sind enorm: knapp 100 Millionen für<br />

die Raiffeisen-Arena des LASK und über 40<br />

Millionen für das „Personal-Hofmann-Stadion“<br />

im Donaupark. Rund die Hälfte dieser<br />

Kosten von über 140 Millionen Euro trägt<br />

die öffentliche Hand (Land bzw. Stadt Linz),<br />

also die SteuerzahlerInnen. Der Gesamtnutzen<br />

der beiden – nun mehr de facto privatisierten<br />

- Stadien ist geringer als der des gemeindeeigenen<br />

Stadions zuvor, weil für die<br />

Leichtathletik auf der Gugl kein Platz mehr<br />

ist. Um das zu kompensieren, werden nun<br />

wieder mit erheblichen öffentlichen Mitteln<br />

(und viel Naturzerstörung) neue Athletik-Anlagen<br />

errichtet (sh. Freinberg).<br />

Doch mit der Verschwendung öffentlicher<br />

Mittel endet diese Groteske nicht. Auch<br />

die Klimabilanz ist bedrückend, denn der<br />

Bau solcher Stadien verschlingt viel Beton<br />

und Stahl. Etwas über den Daumen gepeilt<br />

wurden allein für Beton und Stahl für<br />

diese beiden Stadien rd. 25.000 Tonnen<br />

CO2 freigesetzt (dazu müsste man freilich<br />

noch vieles andere hinzuzählen: unzählige<br />

LKW-Fahrten, weiteres Baumaterial, Bauenergie<br />

…). Wiederum etwas über den<br />

Daumen gepeilt, entsprechen diese 25.000<br />

Tonnen dem CO2, das der gesamte Linzer<br />

Grüngürtel – 1.724 Hektar Wald – in 2 1/2<br />

Jahr zu binden in der Lage ist. So schaut´s<br />

aus mit der „Klimahauptstadt“ Linz.<br />

Resümee: Dutzende Millionen an Steuergeldern<br />

werden verpulvert, zehntausende<br />

Tonnen Treibhausgase werden emittiert,<br />

um letztlich mit zwei privaten Stadien weniger<br />

sportlichen Nutzen zu schaffen als vorher<br />

mit einem, das der Gemeinde gehörte<br />

und verschiedenen Sportarten zur Verfügung<br />

stand. Triebkraft für diesen Unfug ist<br />

die Dominanz partikularer Interessen – von<br />

Bauwirtschaft und Banken sowie einer abgehobenen<br />

Politik- und Sportkaste, die<br />

mit ersteren verbandelt ist. Ein „kleines“<br />

Beispiel dafür, dass was am großen System<br />

nicht stimmt.<br />

Christan Leckschmidt<br />

Gerald Oberansmayr<br />

19


Eindrucksvolle Menschenkette<br />

für CARE-Arbeit!<br />

Rund 200 Menschen versammelten<br />

sich am 11. Mai vormittags im Linzer<br />

Volksgarten, um unter dem Motto „Mehr<br />

für Care-Arbeit!“ die Dringlichkeit für mehr<br />

Geld, mehr Personal und bessere Arbeitsund<br />

Ausbildungsbedingungen im Bereich<br />

Pflege, Gesundheit, Soziales und Elementarpädagogik<br />

aufzuzeigen.<br />

Die Teilnehmer:innen brachten, stellvertretend<br />

für ihre diensthabenden Kolleg:innen,<br />

400 persönlich beschriftete Erste-Hilfe-Dreieckstücher<br />

mit Forderungen<br />

an die politisch Verantwortlichen in Land<br />

und Bund, die den Ernst der Lage im Care-Bereich<br />

offensichtlich immer noch nicht<br />

erkannt haben. Sie bildeten mit den Tüchern<br />

eine eindrucksvolle Menschenkette,<br />

mit der sie vor das Musiktheater und durch<br />

den Volksgarten zogen. Von PassantInnen<br />

gab es viel Zuspruch zu dieser Aktion.<br />

Gudrun Bernhard (stv. Betriebsratsvorsitzende<br />

Diakoniewerk OÖ) erläuterte<br />

die gemeinsamen Forderungen des OÖ<br />

Netzwerks „Mehr für Care-Arbeit“: „Wir<br />

alle wollen bei Bedarf zeitnah gut betreut,<br />

beraten, gepflegt und behandelt werden.<br />

Menschen-würdige Sorge-Arbeit ist das<br />

Herzstück gelingenden Zusammenlebens<br />

und Wirtschaftens. Dafür muss öffentlich<br />

gesorgt werden!“ Und weiter: „Von Aktion<br />

zu Aktion wird unsere Erste-Hilfe-Kette<br />

länger. Wir werden keine Ruhe geben, bis<br />

die Politik endlich handelt!“<br />

Boris Lechthaler (Solidarwerkstatt Österreich),<br />

forderte die OÖ Landesregierung<br />

auf, die Spar- und Kürzungspolitik in den<br />

Care-Bereichen endlich zu beenden und<br />

anstelle des Mantras, Oberösterreich müsse<br />

„eine der zehn wettbewerbsfähigsten<br />

Regionen Europas“ werden, sich ein Ziel<br />

zu setzen, das wirklich im Interesse der<br />

großen Mehrheit der Bevölkerung ist:<br />

„Oberösterreich muss eine der Regionen<br />

mit den besten öffentlichen Leistungen im<br />

Bereich der Sorge-Arbeit werden!“<br />

>> Weiterlesen<br />

20


„Die Menschen<br />

brauchen nicht<br />

nur körperliche,<br />

sondern<br />

auch psychische<br />

Pflege.“<br />

Virginia Gutierrez Fernandez<br />

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege werden immer prekärer. Daher ist es wichtig,<br />

die Betroffenen selbst zu hören. Rudi Schober sprach mit Virginia Gutierrez Fernandez,<br />

die lange Jahre im Behindertenbereich gearbeitet hat. Hier einige ihrer Aussagen:<br />

„Mit der Zeit ist ein Teufelskreis entstanden: Die Arbeit ist aufwändiger und intensiver,<br />

das Personal aber weniger geworden. Dadurch wurde die Arbeit unattraktiver für neue<br />

MitarbeiterInnen, sodass der Personalmangel zugenommen hat.“<br />

„In unserem Team haben wir uns sehr um die pädagogische Arbeit mit den Menschen<br />

gekümmert, also uns bemüht, inklusiv zu arbeiten, die Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

in der Bevölkerung präsent zu halten. Aber trotz dieser Mühe hat diese pädagogische<br />

Arbeit unter dem Personalmangel gelitten, ist immer ein bisschen weniger geworden,<br />

obwohl gerade dieser Teil der Arbeit für das Wohlbefinden und die Teilhabe sehr<br />

wichtig ist. Die Menschen brauchen mehr als nur „warm, satt, sauber“, sie haben auch<br />

bestimmte Vorstellungen, Wünsche, Ideen und Fähigkeiten, die sie in die Gesellschaft<br />

einbringen können.“<br />

„Die Menschen brauchen nicht nur körperliche, sondern auch seelische Pflege. Wir haben<br />

Gespräche mit unseren KlientInnen, um abzuklären, was können sie, was brauchen<br />

sie, was wollen sie. Dieser Teil der Arbeit ist so wichtig, wie die Pflege selbst. Der Mensch<br />

ist nicht nur ein Körper, sondern auch ein Herz und eine Seele.“<br />

„Gerade weil wir keine große Lobby haben, ist es wichtig, dass die Bevölkerung auf<br />

unserer Seite steht. Dann haben wir ein Druckmittel. Wir müssen laut werden, sonst haben<br />

wir keine Möglichkeit, Druck bei Verhandlungen zu machen.“<br />

>> Hier zum gesamten Interview<br />

21


OÖ Sozialhilfe:<br />

Quäle deinen Nächsten<br />

Am 8. Mai veranstaltete die Solidarwerkstatt<br />

einen höchst interessanten<br />

Themenabend unter dem Titel „Sozialhilfe<br />

OÖ – Quäle deinen Nächsten“.<br />

Vortragende war Iris Woltran, Sozialexpertin<br />

der Arbeiterkammer OÖ. Der Titel<br />

brachte zum Ausdruck, was die schwarzblaue<br />

Landesregierung in Oberösterreich<br />

antreibt: Schikanieren der Ärmsten. Unter<br />

der VP-FP-Landesregierung ist die Zahl<br />

der Sozialhilfe-BezieherInnen in Oberösterreich<br />

dramatisch gesunken: von 19.590<br />

im Jahr 2015 auf 9.800 im Jahr 2022. Ein<br />

Minus von über 50%. In Zeiten von wachsender<br />

Inflation, massiver Wohnungsnot<br />

und Covid dürfte das wohl kaum daran<br />

liegen, dass die Armutsgefährdung zurückgegangen<br />

ist, sondern an den Verschlechterungen,<br />

die in diesem Bereich<br />

mit der Umstellung von der Mindestsicherung<br />

auf die Sozialhilfe neu stattgefunden<br />

haben. So wird etwa die Wohnbeihilfe von<br />

Iris Woltran, AK OÖ<br />

der Sozialhilfe abgezogen, die Leistungen<br />

für kinderreiche Familien sind deutlich gekürzt<br />

worden. Insgesamt liegt die Sozialhilfe,<br />

die in Oberösterreich pro Bedarfsgemeinschaft<br />

ausbezahlt wird, bei 573 Euro<br />

im Monat. Das ist der niedrigste Wert aller<br />

Bundesländern. Zum Vergleich: Das liegt<br />

20 Prozent unter dem Auszahlungsbetrag,<br />

der durchschnittlich in Österreich geleistet<br />

wird (712 Euro).<br />

Iris Woltran präsentierte auch AK-Forderungen,<br />

um die Sozialhilfe armutsfester zu<br />

gestalten. Dazu zählt u.a. die Anhebung<br />

der Sozialhilfe auf die Armutsgefährdungsschwelle,<br />

Erhöhung der<br />

Kinderrichtsätze, keine Anrechnung<br />

der Wohnbeihilfe. Wichtig<br />

ist auch die Verbesserung der<br />

Information. Studien haben gezeigt,<br />

dass rund 50% jeniger, die<br />

Anspruch auf Sozialhilfe hätten,<br />

keinen Antrag stellen – sei es aus<br />

Beschämung oder wegen fehlender<br />

Information.<br />

Informationen der AK OÖ zum<br />

Thema Sozialhilfe können gerne<br />

angefordert werden bei office@<br />

solidarwerkstatt.at<br />

22


Tag der Arbeitslosen <strong>2023</strong><br />

„Wir wollen arbeiten, aber<br />

wir können so nicht.“<br />

Auch heuer beteiligte sich die Solidarwerkstatt an einer breiten Aktionsgemeinschaft<br />

zum Tag der Arbeitslosen, deren Motor die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung<br />

bildet. Am Freitag, 28.4.<strong>2023</strong>, fand dazu auf dem Martin-Luther-Platz in Linz eine<br />

Kundgebung statt. Die Arbeitslosigkeit ist aus den Schlagzeilen geraten. Dennoch sind<br />

weit über 300 000 Menschen in Österreich ohne Arbeit. Drei Arbeitslose stellen sich um<br />

eine offene Stelle an.<br />

Es liegt nicht daran, dass diese Menschen nicht arbeiten wollen, sondern daran, dass<br />

die Rahmenbedingungen nicht passen. Der heurige Tag der Arbeitslosen befasste sich<br />

deshalb v. a. mit den Jugendlichen, den Langzeitarbeitslosen und Frauen mit Kindern.<br />

Adressiert wurde die Praxis der Totalsperren und die geringe Höhe der Geldleistungen,<br />

die Armut nicht verhindert. Gefordert wurden mehr Betreuungsplätze für Jugendliche.<br />

Diese sollen auch das Jugendticket für den Öffi-Verkehr bekommen. Für langzeitarbeitslose<br />

Menschen braucht es eine passgenaue Unterstützung. Es braucht einen Rechtsanspruch<br />

auf kostenlose Kinderbetreuung. Die Totalsperren müssen abgeschafft werden.<br />

Die Nettoersatzrate beim ALG muss auf 70% erhöht werden und die laufenden Leistungen<br />

müssen, um die Teuerung auszugleichen, angepasst werden. Boris Lechthaler<br />

23


1,2 Milliarden<br />

Lohnraub!<br />

Die AK hat berechnet:<br />

47 Millionen<br />

Überstunden<br />

wurden im Jahr<br />

2022 nicht bezahlt<br />

– das entspricht<br />

unglaublichen 1,2<br />

Milliarden Euro, die<br />

Arbeitnehmer:innen<br />

nicht bekommen<br />

haben, obwohl es<br />

ihnen zusteht.<br />

Der Linzer Betriebsrat<br />

Armin<br />

Kraml: „Wir werden<br />

uns nicht papierln<br />

lassen, wenn es<br />

darum geht, dass<br />

unseren Kollegen:innen<br />

47 Millionen<br />

geleistete Über- und<br />

Mehrstunden nicht<br />

abgegolten werden.<br />

Gleichzeitig ruft<br />

man uns bei den im<br />

Herbst bevorstehenden<br />

Kollektivvertragsverhandlungen<br />

zur Zurückhaltung<br />

auf, wo wir alle wissen,<br />

dass uns die<br />

Inflation massiv den<br />

Alltag erschwert! Wir<br />

werden so wie in der<br />

Vergangenheit dafür<br />

Sorge tragen, dass<br />

die Löhne und Gehälter<br />

der Inflation<br />

angepasst werden.“<br />

> Weitere Infos<br />

Systemisch AKTIV sein -<br />

„Was ist das?“<br />

Hans Linsmaier,<br />

ehemaliger<br />

Betriebsratsvorsitzener<br />

in der voestalpine<br />

und Jahrzehnte<br />

in der Gewerkschaft<br />

aktiv, lädt zu einem<br />

Projekt systemischer<br />

Innovation ein, um<br />

eine sozial gerechtere<br />

Gesellschaft zu<br />

erreichen.<br />

Hier der 3. Teil<br />

dieser Serie, in dem<br />

kurz die Systemtheorie<br />

von Niklas Luhmann<br />

vorgestellt<br />

wird. Hans Linsmaier<br />

sieht Möglichkeiten,<br />

diese Theorie auch<br />

für Veränderungen<br />

in verschiedenen<br />

gesellschaftlichen<br />

Bereichen nutzbar<br />

zu machen.<br />

> zum Weiterlesen<br />

„Alles was Recht ist!“<br />

§<br />

von Armin Kraml<br />

"Alles, was Recht ist!" - Der Podcast zu Arbeits- und Sozialrecht<br />

in Österreich<br />

Wir beschäftigen uns mit den gängigsten rechtlichen Fragestellungen<br />

in der Arbeitswelt aus Sicht der Arbeitnehmer:innen. Dabei<br />

kommen Arbeitnehmer:innen; Betriebsrät:innen und Spezialist:innen<br />

in einzelnen Bereichen im Interview zu Wort.<br />

Klar verständlich und einfach erklärt!<br />

Der Podcast ist eine Weiterentwicklung der regelmäßig erscheinenden<br />

Onlineartikel der <strong>SOLiNZ</strong> (Solidarisches Linz) der Solidarwerkstatt<br />

Österreich!<br />

Ihr findet den Podcast unter: Podcaster.de<br />

https://www.podcast.de/podcast/3156208/alleswas-recht-ist<br />

Spotify: https://open.spotify.com/show/0FdJhtTJhzJ0jrHdMB-<br />

Qibt?si=510f4b1236b34375<br />

Apple- Podcast: https://podcasts.apple.com/us/podcast/alleswas-recht-ist/id1662383250<br />

24


Bildung<br />

„Ressourcen sind<br />

nicht alles, aber<br />

ohne Ressourcen<br />

ist alles nichts.“<br />

300 Menschen versammelten sich am<br />

15. <strong>Juni</strong> anlässlich des österreichweiten<br />

Bildungsaktionstages am Linzer Martin<br />

Luther-Platz. Mit viel Applaus wurden<br />

die Redebeiträge aus verschiedenen Bildungsbereichen<br />

gewürdigt.<br />

Eine Rednerin brachte es auf den<br />

Punkt, was diese vereint: „Ressourcen<br />

sind nicht alles, aber ohne Ressourcen<br />

ist alles nichts!“ Die neoliberale Sparpolitik<br />

zeigt in allen Bildungseinrichtungen<br />

fatale Auswirkungen: Lehrkräfte brennen<br />

aus oder schrauben ihre Ansprüche massiv<br />

nach unten, soziale Selektion und Ausgrenzungen<br />

verschärfen sich, Kinder mit<br />

besonderen Bedürfnissen erhalten nicht<br />

die Förderung, die sie brauchen würden,<br />

das Hochschulpersonal muss zum Großteil<br />

unter prekären Bedingungen arbeiten.<br />

Dementsprechend auch die wiederkehrenden<br />

Forderungen in den Reden wie zum<br />

Beispiel:<br />

• inklusive gemeinsame Schule der 6 bis<br />

15-Jährigen (sh. Rede Renate Brunnbauer)<br />

• Ausbau der Ganztagsschule<br />

• Schulsozialarbeit an jedem Schulstandort<br />

• Zwei Lehrkräfte pro Klasse<br />

• Mehr FreizeitpädagogInnen<br />

• Kleingruppen für besonders herausfordernde<br />

SchülerInnen<br />

• Begeisterung von mehr jungen Menschen<br />

für den LehrerInnenberuf<br />

• Ausreichende öffentliche Basisfinanzierung<br />

für die Hochschulen<br />

Das alles kostet natürlich Geld. Können<br />

wir uns das leisten? Die RednerInnen gaben<br />

darauf eine klare Antwort: Die Frage,<br />

ob wir uns das leisten können, ist die<br />

falsche Frage. Die Frage ist vielmehr, ob<br />

wir uns das nicht leisten können, denn<br />

die größte Verschwendung ist, wenn wir<br />

die Potentiale und Talente unserer Kinder<br />

brach liegen lassen, weil wir ihnen nicht<br />

die bestmögliche Förderung zuteilwerden<br />

lassen.<br />

„Bildung statt Panzer!“<br />

Die Solidarwerkstatt Österreich machte<br />

mit einer Tafel darauf aufmerksam, dass<br />

die Regierung in ihrer mittelfristigen Budgetplanung<br />

die völlig falschen Schwerpunkte<br />

setzt. Während von 2022 bis 2026<br />

der Bildungsbereich um bescheidene 13%<br />

wachsen soll, soll das Militärbudget in diesem<br />

Zeitraum um 73% angehoben werden,<br />

der Ankauf von neuem Kriegsgerät<br />

sogar um sage und schreibe 303%. Die<br />

Forderung der Solidarwerkstatt: „Bildung<br />

statt Panzer!“<br />

25


Rede von Andreas Schütz, Vorsitzender<br />

der Solidarwerkstatt Österreich, bei der<br />

Radfahrt für Klima und Frieden (> siehe<br />

hier) in Linz am 15. Mai <strong>2023</strong> - anlässlich<br />

des 68. Jahrestags der Unterzeichnung des<br />

österreichischen Staatsvertrags.<br />

Wir haben uns versammelt, um an den<br />

68. Jahrestags der Unterzeichnung des österreichischen<br />

Staatsvertrags zu erinnern.<br />

Mit dem Abschluss des Staatsvertrags war<br />

die Zusage verbunden, dass Österreich aus<br />

freien Stücken die immerwährende Neutralität<br />

erklärt. Diese wurde am 26. Oktober<br />

1955 in der Verfassung verankert. Gerade<br />

jetzt ist sie entscheidend: Das neutrale<br />

Österreich muss alle seine Möglichkeiten<br />

nutzen, um sich für Friedensverhandlungen<br />

zwischen Russland und der Ukraine<br />

einzusetzen. Dazu gehört ein Rückzug der<br />

russischen Truppen vor die Linien des 24.<br />

Februar 2022 ebenso wie ein Lösen aller<br />

offenen Konflikte am Verhandlungstisch.<br />

Klima & Frieden<br />

„Die großen Krisen unserer Zeit können<br />

nur kooperativ gelöst werden.“<br />

Parlamentarische Bürgerinitiative<br />

DIE WAFFEN NIEDER! >> unterstützen!<br />

Andreas Schütz<br />

Seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar<br />

2022 ist deutlich mehr als ein Jahr vergangen.<br />

Auch die Friedensverhandlungen<br />

zwischen Russland und der Ukraine, die<br />

im April 2022 ihr Ende fanden, sind mehr<br />

als ein Jahr her. Es ist mehr als notwendig,<br />

dass der Krieg endlich ein Ende findet.<br />

Österreich muss dafür alle Möglichkeiten<br />

nutzen, um zum Brückenbauer zu werden.<br />

Nur so kann Österreich auch seiner<br />

Verantwortung für den Klimaschutz nachkommen.<br />

Denn mit dem Krieg ist nicht<br />

nur direktes Leid verbunden; er ist auch<br />

eine Bedrohung für das globale Klima.<br />

Einerseits werden durch die Kriegshandlungen<br />

große Mengen an Treibhausgasen<br />

angestoßen, andererseits<br />

wird die für den Klimaschutz notwendige<br />

Kooperation verunmöglicht. Die<br />

großen Krisen unserer Zeit können<br />

jedoch nur kooperativ gelöst werden.<br />

Damit Österreich einen Beitrag<br />

zu Frieden und Kooperation leisten<br />

kann, darf es nicht als Teil eines Militärblocks<br />

zu einem Teil des Problems<br />

werden, sondern muss seine Neutralität<br />

bewahren und nutzen.<br />

Daher setzen wir uns heute erneut<br />

gemeinsam für eine aktive Neutralitätspolitik<br />

ein.<br />

26


Freizeit<br />

Sommerferien der Solidarwerkstatt<br />

Dieses Jahr finden die Sommerferien der Solidarwerkstatt-Österreich<br />

von Samstag, 22. Juli bis 29. Juli in<br />

der „Haslmühle“, Prandegg 23, 4294 Prandegg statt.<br />

Die „Haslmühle“ befindet sich direkt an der wunderschönen<br />

Waldaist in der Nähe der Ruine Prandegg. Es<br />

gibt ausreichend Platz mit 4 Schlafräumen (40 Betten)<br />

und Selbstversorgung. Einen großen Lagerfeuerplatz,<br />

sowie ein Fußballfeld sind ebenfalls vorhanden.<br />

Mitzubringen sind Schlafsäcke, Leintuch, Decken,<br />

Polster und besondere Lebensmittel für Eigenbedarf<br />

(keine Gefriertruhe vorhanden).<br />

Die Kosten für eine Woche betragen 150 € pro Person.<br />

Anmeldung bei Boris Lechthaler, 0664-7607937 oder<br />

Johanna Weichselbaumer, 0699-17236403<br />

Sommerferien 22.-29.7.<br />

in der „Haslmühle“<br />

<strong>SOLiNZ</strong><br />

Wir über uns<br />

<strong>SOLiNZ</strong> - Solidarisches Linz<br />

ist das Onlinemedium der<br />

Kommunalgruppe Linz der Solidarwerkstatt<br />

Österreich. Wir verstehen<br />

uns als Nachbarschaftszeitung<br />

in mehrfacher Hinsicht:<br />

Unser Schwerpunkt liegt auf Linz<br />

und seinen Nachbargemeinden;<br />

auch Nachbarschaftsthemen – was tut sich im Grätzel? – wollen wir ein großes Augenmerk<br />

schenken; und wir wollen gute Nachbarschaft fördern – im Sinne von Zusammenstehen<br />

und gemeinsam Handeln statt sich auseinander dividieren zu lassen. Wir wollen dazu<br />

ermutigen, solidarisch für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung, für Demokratie<br />

und Selbstbestimmung aktiv zu werden. Dabei ist es unser Anspruch, mehr als eine Zeitung<br />

zum Lesen zu sein, indem wir Text, Video und Audio miteinander verknüpfen.<br />

Wir sind von Parteien und Konzernen unabhängig. Aber wir sind abhängig davon, dass<br />

Menschen mithelfen, <strong>SOLiNZ</strong> zu gestalten und zu verbreiten. Wenn auch du dazu Lust<br />

hast mitzumachen, schau bei unseren 14-tägigen Kommunalgruppen-Treffen vorbei oder<br />

schick uns deine Ideen!<br />

KONTAKT Büro: Waltherstraße 15, 4020 Linz, T (0732) 77 10 94 oder 0664 154 07 42<br />

office@solidarwerkstatt.at, www.solidarwerkstatt.at<br />

Wir freuen uns auch über finanzielle Unterstützung für das<br />

Zeitungsprojekt <strong>SOLiNZ</strong>: Bankverbindung: Raiffeisenbank Perg<br />

IBAN: AT42 3477 7000 0627 4146, BIC: RZOO AT2L 777<br />

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