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Frühling (24.2 MB)

| Der Nahversorger“ - Coverinterview mit Robert Schmid | | Zu Tisch Mit Karl Weidlinger | | Exklusiv im Fokus-Interview mit Robert Schmid, Karl-Heinz Strauss, Christoph Pramböck & Bernd Winter | | Kommentare u.a. von Andreas Gobiet, Harald Greger, Clemens Hecht, Hannes Gerstmann, Spaun, Silberknoll | |Themen im Fokus: Hoffnung für Top-Arbeitgeber, The European Heritage Academy, Geld und Daten, BIM ist ein Gedankenwechsel, Punktgenau Am Ball, Bauen mit Abfall, Wie Perlen auf der Gummischnur, Roboter kooperieren im Holzbau, Planen ohne Fallen, Hilfreiche Technologie, Intelligente Aufzugswartung, Energie & Energieeffizienz; Bauteilaktivierung, Lüftung, Windkraftan-Lagen, Gebäudekühlung |

| Der Nahversorger“ - Coverinterview mit Robert Schmid |
| Zu Tisch Mit Karl Weidlinger |
| Exklusiv im Fokus-Interview mit Robert Schmid, Karl-Heinz Strauss, Christoph Pramböck & Bernd Winter |
| Kommentare u.a. von Andreas Gobiet, Harald Greger, Clemens Hecht, Hannes Gerstmann, Spaun, Silberknoll |

|Themen im Fokus: Hoffnung für Top-Arbeitgeber, The European Heritage Academy, Geld und Daten, BIM ist ein Gedankenwechsel, Punktgenau Am Ball, Bauen mit Abfall, Wie Perlen auf der Gummischnur, Roboter kooperieren im Holzbau, Planen ohne Fallen, Hilfreiche Technologie, Intelligente Aufzugswartung, Energie & Energieeffizienz; Bauteilaktivierung, Lüftung, Windkraftan-Lagen, Gebäudekühlung |

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Sommer 2018<br />

ERSTE<br />

AUSGABE<br />

Gedacht.<br />

Geplant.<br />

Gebaut.<br />

Genutzt.<br />

ROBERT<br />

SCHMID<br />

DER NAHVERSORGER<br />

Baumanagement & & Objektsicherheitsprüfungen<br />

ÖNORM B1300 B1300 und und B1301 B1301 Wir leben<br />

www.ehl.at<br />

www.ehl.at<br />

Immobilien.<br />

Wir leben Wir leben<br />

Immobilien. Immobilien.


P1 (Headline), Innsbruck<br />

P2, Innsbruck<br />

P3, Innsbruck<br />

Haus am Schottentor, Vienna


Geerdete Perspektiven<br />

„Bei neuen Projekten ist für die PEMA Gruppe besonders wichtig,<br />

eine moderne und kreative architektonische Lösung zu schaffen, die<br />

unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht wird. Erfolgreich<br />

ist eine Immobilienentwicklung aus unserer Sicht, wenn nach der<br />

Fertigstellung oder Revitalisierung eines Gebäudes ein Mehrwert für<br />

die Mieter, die Investoren und die BürgerInnen am jeweiligen Standort<br />

realisiert wurde.Wir sind bestrebt, einen urbanistischen Mehrwert<br />

für Generationen zu schaffen.”<br />

Mag. Markus Schafferer,<br />

Gründer und Mehrheitseigentümer PEMA Gruppe<br />

PEMA Gruppe | Bruneckerstraße 1, 6020 Innsbruck | Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien | T +43 512 251276-10 | E offi ce@pema.at


128<br />

Das war der<br />

Baukongress<br />

Der Nahversorger<br />

26<br />

INTERVIEW MIT ROBERT SCHMID<br />

INHALT<br />

SOMMER<br />

Rubriken<br />

008 VOM HERAUSGEBER<br />

010 EDITORIAL<br />

012 KURZ & BÜNDIG<br />

192 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

ImFokus<br />

024 BAUKAUFMANN<br />

046 VOX FEMINA<br />

064 BAUMARKETING<br />

066 TRENDTABLE: PROJEKTMANAGEMENT<br />

080 ZU TISCH MIT …<br />

178 TALKING HEADS<br />

186 TOPDEAL<br />

188 PROJEKT IM FOKUS<br />

190 AUFSTEIGER / ABSTEIGER<br />

Bauen & Technik aus der Praxis<br />

072 HOFFNUNG FÜR TOP-ARBEITGEBER<br />

Fachkräftemangel<br />

076 THE EUROPEAN HERITAGE ACADEMY<br />

Professionalisierung in der<br />

Baudenkmalpflege<br />

136 GELD UND DATEN<br />

A Map for the Road to Go<br />

144 BIM IST EIN GEDANKENWECHSEL<br />

Alle reden davon, wenige wenden es an<br />

150 PUNKTGENAU AM BALL<br />

Stadionbau mit BIM<br />

154 BAUEN MIT ABFALL<br />

Recyclingmaterial<br />

158 WIE PERLEN AUF DER GUMMISCHNUR<br />

Pilotprojekt<br />

162 ROBOTER KOOPERIEREN IM HOLZBAU<br />

Integrierte Bauweise<br />

172 PLANEN OHNE FALLEN<br />

Wissen rund um das Bauen<br />

174 HILFREICHE TECHNOLOGIE<br />

Intelligenter Sturzsensor<br />

176 INTELLIGENTE WARTUNG<br />

Aufzüge


120<br />

Austrian Green Planet<br />

Building Award<br />

162<br />

Roboter im<br />

Holzbau<br />

94 Die<br />

Lichtversteher<br />

AUSGABE<br />

Im Brennpunkt:<br />

Energie & Energieeffizienz<br />

086 BAUTEILAKTIVIERUNG<br />

Gebäude als Energiespeicher<br />

090 COOLE LÜFTUNG<br />

Forschung<br />

094 DIE LICHTVERSTEHER<br />

Mensch im Mittelpunkt<br />

102 VOM WINDE VERWEHT<br />

Windkraftanlagen<br />

108 MODERNER KLIMAWANDEL<br />

Gebäudekühlung<br />

Positionen & Meinungen<br />

026 DER NAHVERSORGER<br />

Interview mit Robert Schmid<br />

054 BIM IST KEIN ALLHEILMITTEL<br />

Interview mit Karl-Heinz Strauss<br />

166 GLÜCKLICH AM QBC<br />

Interview mit Christoph Pramböck<br />

und Bernd Winter<br />

Kommentare<br />

038 GOBIET<br />

040 GREGER<br />

042 HECHT<br />

048 GERSTMANN<br />

050 SPAUN<br />

052 SILBERKNOLL<br />

BranchenService<br />

044 BAUTECFAKTEN<br />

120 AGPB AWARD<br />

128 BAUKONGRESS<br />

140 KONE XCHANGE DIGITAL<br />

146 PLATTFORM 4.0<br />

194 BAUEN ERLESEN


Benchmarks, Trends in Bau & Technik<br />

In der Decke integrierte Rohrleitungen speisen den Betonspeicher<br />

und sorgen für eine effiziente Raumtemperierung.<br />

Energiespeicher Beton<br />

Innovativ, zukunftssicher und nachhaltig.<br />

Sommer 2018<br />

ERSTE<br />

AUSGABE<br />

Gedacht.<br />

Geplant.<br />

Gebaut.<br />

Genutzt.<br />

Das Magazin für Innovationen,<br />

Der Beginn<br />

einer neuen Ära<br />

Infos unter:<br />

www.betonmarketing.at/Energiespeicher-Beton<br />

Beton ist ein hervorragender Wärmespeicher<br />

und ein sehr guter Wärmeleiter. Eine thermisch<br />

aktivierte Geschoßdecke aus Beton sorgt für<br />

wohlige Wärme im Winter und angenehme<br />

Frische im Sommer.<br />

Sommer 2018<br />

Das Magazin für Innovationen, Benchmarks, Trends in Bau & Technik<br />

Baumanagement & Objektsicherheitsprüfungen<br />

Baumanagement & & Objektsicherheitsprüfungen<br />

ÖNORM B1300 und B1301 ÖNORM ÖNORM B1300 B1300 und und B1301 B1301 Wir leben<br />

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Bautec-Fokus_HK_AZ_WS_2018.indd 2 15.05.18 10:05<br />

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ROBERT<br />

SCHMID<br />

DER NAHVERSORGER<br />

www.ehl.at<br />

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Immobilien.<br />

Immobilien. Immobilien.<br />

„Visionen ohne<br />

Umsetzung<br />

bleiben geträumt.“<br />

BIRGIT SALOMON & CHRISTIAN CALL<br />

E<br />

s ist geschafft: Der neue BauTec-<br />

Fokus liegt vor Ihnen am Tisch.<br />

Dies ist aber nicht nur eine neue<br />

Ausgabe, sondern die erste überhaupt.<br />

Dieser Moment kommt im Leben eines<br />

Herausgebers nur einige wenige Male vor und<br />

dementsprechend bewegt bin ich. Denn es<br />

war zu Beginn eine Vision und aus dieser ist<br />

nun Realität geworden. Meine Partner und ich<br />

wollten bei der Gründung für die Bau- und Immobilienwirtschaft<br />

arbeiten und ein Teil dieser<br />

so stolzen Branche werden. Wir starteten mit<br />

dem ImmoFokus und haben mit diesem Print-<br />

Produkt schöne Erfolge erzielen können: Der<br />

ImmoFokus ist das Immobilienmagazin für die<br />

nachhaltige Immobilienwirtschaft, welches<br />

viermal im Jahr alle Antworten auf die Fragen,<br />

wer kauft, baut oder bewirtschaftet was, warum<br />

und wo, liefert. Wir sind ein vollwertiges<br />

Magazin und der Ort, wo Diskussionen stattfinden.<br />

Das Magazin liefert Hintergründe und<br />

vermittelt Wissen für Immoprofis.<br />

Wissen für Bauprofis<br />

Alle im Team wollten schon immer Gleiches<br />

für die Bauwirtschaft schaffen und der Frage<br />

nachgehen, wie gebaut und bewirtschaftet<br />

wird. Beim ImmoFokus standen wir einfach<br />

oft an: Wir haben darüber berichtet, warum<br />

ein internationaler Fonds ein Projekt kaufen<br />

will und welchen Preis er dafür zahlt. Warum<br />

das Projekt aber so einzigartig ist, was es so<br />

besonders macht und vor allem, was andere<br />

von den umgesetzten Maßnahmen lernen<br />

können, dafür war einfach kein Platz mehr.<br />

Grund genug, sich Gedanken zu machen.<br />

Dies haben wir über Monate gemacht – der<br />

Prozess war nicht einfach und für alle Beteiligten<br />

intensiv. Etwas Neues zu schaffen, ist<br />

einfach eine besondere Herausforderung.<br />

Dies beginnt beim Namen und endet in der<br />

Endproduktion ohne vorheriger Routine, da<br />

es ja zum ersten Mal gemacht wird.<br />

Gedacht. Geplant. Gebaut. Genutzt.<br />

Herausgekommen ist das Baumagazin<br />

BauTecFokus und wir sind mehr als stolz. Auf<br />

annährend 200 Seiten halten Sie ein Magazin<br />

in Händen, welches es bisher nicht gab und<br />

welches eine neue Ära einläutet. Dafür galt es<br />

die richtige Person fürs Cover zu finden, was<br />

uns mit Robert Schmid mehr als gelungen ist.<br />

Ich bin glücklich, dass er dazu bereit war!<br />

Danke dem Team<br />

Für die Umsetzung der großen Vision ist das<br />

richtige Team notwendig. Mit unseren Neuzugängen<br />

Birgit Salomon als Chefredakteurin,<br />

Christian Call als Verlagsleiter und Jelio Anton<br />

Stefanov (Grafik) verdoppelten wir die Mannschaft<br />

in den letzten Monaten und das gesamte<br />

Team hat Überwältigendes geleistet. Jetzt haben<br />

wir es geschafft und unser BauTecFokus<br />

hat das Licht der Welt erblickt!<br />

Jetzt liegt es an Ihnen und Ihrem Urteil. Wir sind<br />

alle demütig und schon gespannt auf Ihre Meinung.<br />

Schreiben Sie mir und sagen Sie uns, wo<br />

wir noch besser werden können. Sie erreichen<br />

mich unter philipp.kaufmann@media-house.at.<br />

Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich haben<br />

Sie so viel Freude daran, wie wir beim Schreiben<br />

und Machen.<br />

Ihr<br />

Philipp Kaufmann<br />

Herausgeber<br />

08 BauTecFokus


RAUM<br />

FÜR LEBEN<br />

INNENAUSBAU<br />

MIT VERLÄSSLICHKEIT<br />

AUF ALLEN EBENEN<br />

WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH<br />

ZENTRALE DER AK WIEN<br />

BILDUNGSZENTRUM SIMMERING<br />

AIR CARGO CENTER<br />

HAUS DER FORSCHUNG<br />

OFFICE PARK I & II<br />

SCHIFFSSTATION WIEN-CITY<br />

ERBER GROUP CAMPUS<br />

KAPO FLAGSHIPSTORE<br />

GESUNDHEITSZENTRUM MARS<br />

MOTEL ONE HAUPTBAHNHOF<br />

ZENTRALE TEST BASE<br />

VGN MEDIATOWER<br />

KRANKENANSTALT RUDOLFSTIFTUNG<br />

WU WIEN<br />

UNI ROSSAUER LÄNDE 3<br />

TERMINAL CHECK-IN 3<br />

HYPO KONZERNZENTRALE<br />

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Sommer 2018<br />

09


Energie<br />

sucht Effizienz<br />

Gebaut wird immer, die Frage ist bloß wie.<br />

„Mehr mit- als<br />

gegeneinander.“<br />

W<br />

ir bauen für die Gesellschaft<br />

von morgen und neben<br />

der lauten Diskussion um<br />

Digitalisierung, der demografischen<br />

Entwicklung sowie der Schonung<br />

der Ressourcen kommt vor allem der Energieeffizienz<br />

eine besondere Bedeutung zu. Über<br />

dieses Thema wird viel diskutiert, politisiert<br />

und geforscht. Etwa ob die Bauteilaktivierung<br />

mit Wind- und Sonnenenergie zukunftsfähig<br />

ist. Das Ergebnis: Auch bei volatilen Energielieferanten<br />

funktioniert das Prinzip „Gebäude als<br />

Energiespeicher“. Ein Basis-Berechnungstool<br />

samt Leitfaden für Planer und Baumeister gibt<br />

es auch schon. (Seite 86)<br />

Die Sommer werden spürbar heißer. Natürliche<br />

Nachtlüftung und tageslichtoptimierte<br />

Verschattung wird aktuell jedoch meist nur<br />

manuell gesteuert und damit nicht optimal<br />

genutzt. Ein neues Forschungsprojekt will dies<br />

nun ändern. (Seite 90) Neue Aspekte liefert<br />

Human Centric Lighting ab Seite 94.<br />

Schmid, Chef des familiengeführten Baustoffimperiums<br />

Schmid Industrie Holding. Im<br />

großen BauTecFokus-Interview (ab Seite 26)<br />

wünscht er sich mehr „Bewusstseinsbildung“,<br />

bemängelt komplizierte Fördermaßnahmen<br />

und spricht über ökologische Komponenten,<br />

gesundes Wohnen, Digitalisierung und<br />

Schuhschachteln.<br />

Für Porr-Chef Karl-Heinz Strauss wird die<br />

Bauindustrie immer attraktiver. Ab Seite 54<br />

verrät er im Interview, warum er mehr Frauen<br />

für die Branche begeistern will und dass es vor<br />

allem auf Lean Design und Lean Construction<br />

ankommt. Auch die öffentliche Hand hat noch<br />

einiges aufzulösen.<br />

„Zu Tisch“ waren wir mit Karl Weidlinger, Geschäftsführer<br />

der Linzer Baugesellschaft Swietelsky.<br />

So richtig ins Schwärmen kommt er, wenn<br />

die Rede auf sein Hobby die Imkerei kommt. „Ein<br />

Management kann viel von den Bienen lernen“,<br />

so Weidlinger. Im Detail ab Seite 80.<br />

Brigitte Schaden, Präsidentin Projekt Management<br />

Austria, und Christian Maeder, Head of<br />

Construction Competence Network bei der<br />

PORR, sind sich einig: Ohne Vertrauen im Team<br />

und genügend Zeit für die Planung wird es bei<br />

der Umsetzung von Bauprojekten schwierig.<br />

(Seite 66). Beispielhafte Umsetzungen, wo mehr<br />

mit- als gegeneinander gearbeitet wurde, sind<br />

anlässlich des Baukongresses mit dem KOOP-<br />

AWARD ausgezeichnet worden. Ab Seite 128<br />

finden sich weitere Highlights des Baukongresses<br />

2018.<br />

Web to print. Der BauTecFokus hat im Vorfeld<br />

des erstmaligen Erscheinens Branchen-Einblicke<br />

im Rahmen einer Video-Interviewrunde<br />

mit Entscheidungsträgern eingeholt. Sie erzählten<br />

viel, vor und abseits der Kamera. Einen<br />

kleinen Auszug mit ausgewählten Antworten<br />

finden Sie ab Seite 178, die Videos dazu auf<br />

www.bautecfokus.at.<br />

Nach Jahren mit vielen Neubauten sollte nun<br />

wieder mehr Augenmerk auf Sanierungen<br />

und Ausbauten gelegt werden, meint Robert<br />

Birgit Salomon<br />

Chefredakteurin<br />

10 BauTecFokus


ANGST<br />

VERMESSUNG<br />

Mit mehr als 10 Standorten in<br />

4 österreichischen Bundesländern<br />

Kontakt +43 1 211 72 0<br />

Wir sind eines der führenden Unternehmen Europas in den Bereichen Vermessung,<br />

Architektur, Projektentwicklung, Immobilien und Umwelt. Innovation wird<br />

groß geschrieben. Etwa bei Plänen für das Grundbuch bis zu Grundlagen für Neu-,<br />

Um- und Zubauten sowie Parzellierungen. Kontaktieren Sie uns: office@angst.at<br />

www.angst.at<br />

Sommer 2018<br />

11


Kurz & Bündig > Unternehmen&Märkte<br />

Holz-Hybridbau<br />

Zech und Cree<br />

n Die Zech Group GmbH aus Bremen ist<br />

seit Mitte April 2018 neben Eigentümer<br />

Rhomberg Ventures zweiter Partner in der<br />

Cree GmbH aus Dornbirn in Vorarlberg.<br />

Die Euphorie war Cree-Geschäftsführer<br />

Hubert Rhomberg bei der Unterzeichnung<br />

des Vertrags anzumerken: „Mit dieser Kooperation<br />

bündeln wir deutsche Abwicklungskompetenz<br />

mit profundem österreichischen<br />

Knowhow über den<br />

Systembau mit Holz. Diese Partnerschaft<br />

ermöglicht es Cree, sich verstärkt auf den<br />

Ausbau der Bauplattform zu konzentrieren.“<br />

Zwei Projekte in Deutschland sind<br />

bereits in Vorbereitung, weitere Aufträge<br />

stehen vor dem Abschluss. In den kommenden<br />

Monaten soll so die einzigartige<br />

Cree-Plattform sukzessive ausgebaut werden<br />

und sich zur führenden Projektplattform<br />

für die Holz-Hybridbauweise entwickeln.<br />

Bodenbelags- & Parkettkleber<br />

Speziell geklebt<br />

n Die wachsende Nachfrage nach Bodenbelägen<br />

und Parkett schob in Österreich<br />

im Jahr 2017 auch den Markt für Bodenbelags-<br />

& Parkettkleber an. Dabei setzten<br />

die Verarbeiter wieder verstärkt auf Spezialkleber,<br />

zeigen aktuelle Daten einer<br />

Marktstudie zu Bodenbelagsklebern und<br />

Parkettklebern in Österreich von BRAN-<br />

CHENRADAR.com Marktanalyse. Auf<br />

Ebene der Produktgruppen zeigten sich<br />

speziell Grundierungen und Dickbeläge<br />

überdurchschnittlich dynamisch, die<br />

infolge auch für 70 Prozent des Marktwachstums<br />

verantwortlich waren. Der<br />

Umsatz mit Versiegelungen legte nur<br />

um 2 Prozent zu, Dünnbeschichtungen<br />

um 7 Prozent.<br />

Schiedel Kamine<br />

Neue Akademie<br />

n Am 26. April 2018 fand in Nußbach in<br />

Oberösterreich die Eröffnung der Schiedel<br />

Akademie statt. Das moderne Schulungsund<br />

Ausbildungszentrum des Kaminmarktführers<br />

wurde feierlich von Präsident<br />

Alessandro Cappellini, Österreich-Geschäftsführer<br />

Franz Nürnberger und Konzern<br />

CEO Georg Harasser eröffnet. Seit über<br />

zehn Jahren schult das Unternehmen über<br />

4.500 Mitarbeiter von Baustoff-Fachhändlern<br />

und Baumeistern pro Jahr und das in<br />

Gerald Prinzhorn, Geschäftsführer<br />

der Austrotherm Gruppe,<br />

freut sich über einen Rekordumsatz<br />

von 351 Millionen Euro<br />

im Jahr 2017.<br />

ganz Österreich. Zukünftig werden der neue<br />

Vortragssaal, Test- und Ausstellungsbereich<br />

am Standort in Nußbach für mehr Schulungen<br />

verwendet werden. „Schulungen unserer<br />

Partner wie Baustoffhändler und Baumeister<br />

sind ein sehr wichtiges Thema für<br />

uns als Qualitäts- und Marktführer bei Kaminen.<br />

Mit einem neuen Konzept und noch<br />

mehr ‚Hands-on‘-Training werden wir hier<br />

für die Zukunft noch besser“, zeigte sich<br />

Nürnberger überzeugt.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Boris Recsey, Geschäftsführer<br />

CRIF Österreich, beschreibt die<br />

Stimmung am „Branchenradar<br />

Bau“ als positiv, auch wenn<br />

Neugründungen zurückgingen.<br />

Über das bisher beste Ergebnis<br />

im Jahr 2017 ist Grundfos-<br />

Konzernpräsident Mads Nipper<br />

stolz. Die organische Umsatzsteigerung<br />

betrug 5,3 Prozent.<br />

News Ticker<br />

Internorm Deutschland 2018: Innovative Kunststoff-Fenstersysteme und Digitalisierungsoffensive sorgen für Ausbau der<br />

Markenführerschaft. Expansion: Baumit, der Spezialist für Wärmedämmverbundsysteme, Putze und Estriche, übernimmt den<br />

Fassadenbereich der Cantillana Gruppe in Frankreich. REHAU: Eröffnung von Campus für Innovation und Inspiration.<br />

Fotos: Martin Peterseil, Austrotherm/Baldauf, Christoph Hopf, Grundfos<br />

12 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen&Märkte<br />

Umsatzhoch im Massivbau<br />

VÖB-Barometer<br />

n Der Optimismus der gesamten Baubranche<br />

spiegelt sich auch im aktuellen VÖB-<br />

Konjunkturbarometer, der zweimal jährlich<br />

die Stimmung der österreichischen Betonund<br />

Fertigteilbranche einfängt, wider: Im<br />

1. Halbjahr 2018 rechnen gut 90 Prozent der<br />

Verbandsmitglieder mit einem mindestens<br />

zufriedenstellenden Ergebnis für ihr Unternehmen.<br />

Mit Blick auf die gesamte Branche<br />

stufen sie die Entwicklungen im Geschäftsjahr<br />

2018 weiterhin optimistisch ein: 63 Prozent<br />

gehen von einer Umsatzsteigerung aus.<br />

VÖB-Präsident Franz Josef Eder versteht die<br />

Euphorie, die die einträgliche Auftragslage<br />

derzeit mit sich bringt, mahnt die Branche<br />

jedoch zur Vorsicht: „Auch wenn die derzeitige<br />

Auslastung Anlass zur Freude gibt, kann<br />

sich die Situation in den kommenden Jahren<br />

durchaus verändern. Es wurden rund 55.000<br />

neue Baugenehmigungen für Wohnungen<br />

erteilt. 40.000 bis 45.000 Genehmigungen<br />

werden von der Branche als vernünftiger,<br />

nachhaltiger Bedarf gesehen. Vor nicht allzu<br />

langer Zeit wurden lediglich 35.000 Baugenehmigungen<br />

statistisch erfasst“, warnt Eder<br />

vor allzu euphorischen Zukunftsausblicken.<br />

E-Mobilität<br />

Stehzeit als potentielle Ladezeit<br />

n Das vom Grazer Startup Easelink<br />

entwickelte„Matrix Charging“ automatisiert<br />

den Ladevorgang von E-Fahrzeugen,<br />

das händische An- und Abstecken<br />

des Kabels entfällt. Ermöglicht wird der<br />

kabellose Ladevorgang durch einen Konnektor.<br />

Dieser befindet sich im Fahrzeugunterbau<br />

und senkt sich vollautomatisch<br />

ab, ehe er sich mit einem am Boden befindlichen<br />

Pad verbindet. Die genaue<br />

Parkposition spielt dabei keine Rolle. Der<br />

Ladevorgang erfolgt für den Nutzer unbemerkt.<br />

Geladen werden könne so theoretisch<br />

nicht nur am Parkplatz, sondern<br />

auch im „Drive-In“ und sogar an der Ampelkreuzung.<br />

Über Konnektor und Pad<br />

werde eine Leistung von bis zu 43 kW<br />

(DC) bzw. 22 kW (AC) erzielt, bei einer Effizienz<br />

von mehr als 99 Prozent. „Mit<br />

‚Matrix Charging‘ wird Stehzeit zu potenzieller<br />

Ladezeit. So bekommen wir eines<br />

der größten Hemmnisse der Elektromobilität<br />

in den Griff“, so Easelink-Gründer<br />

Hermann Stockinger.<br />

Sonnenschutz<br />

Positive Aussichten<br />

n Die R+T, die internationale Weltleitmesse<br />

für Rollläden, Tore und Sonnenschutz, setzte<br />

2018 ihre Erfolgsgeschichte fort. 1.027 Aussteller<br />

aus 41 Ländern belegten die zehn Hallen<br />

der Messe zur Gänze. Über 65.500 Fachbesuchern<br />

war die Leitmesse in Stuttgart<br />

eine Reise wert, die auch ein guter Indikator<br />

für die Marktentwicklung in Österreich ist.<br />

Die Marktzahlen der heimischen Sonnenschutzindustrie<br />

spiegeln die positive Stimmung<br />

wider. So weist der Umsatz der Branche<br />

einen Zuwachs von knapp 6 Prozent auf<br />

und gegenüber 2016 stellten die Mitgliedsbetriebe<br />

fast doppelt so viele Mitarbeiter neu<br />

ein. Nach wie vor geht jedes dritte Produkt in<br />

den Export. Demgegenüber steht ein ebenfalls<br />

beinahe unveränderter Import von 17<br />

Prozent, der allerdings großteils auf Zuläufen<br />

von eigenen Werken basiert.<br />

Sommer 2018<br />

13


Kurz & Bündig > Technik&Wissen<br />

Institute of Science and Technology<br />

Raumqualität<br />

n Entsprechend den hohen Anforderungen<br />

des Institute of Science and Technology<br />

(IST) soll die Architektur perfekte<br />

Rahmenbedingungen bieten. Akustik<br />

und Schallschutz leisten dabei einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Raumatmosphäre.<br />

Bei der Optimierung der räumlichen Qualitäten<br />

verlässt sich der hauseigene Designer<br />

auf die Produktpalette von Ecophon.<br />

Den Anstoß für die Errichtung eines neuen<br />

Institutes für naturwissenschaftliche<br />

Grundlagenforschung und Postgraduiertenausbildung<br />

gab der wohl bekannteste<br />

österreichische Quantenphysiker Anton<br />

Zeilinger im Zuge der Alpbacher Technologiegespräche<br />

im Jahr 2002. Das war die<br />

ideelle Geburtsstunde des IST Austria. Das<br />

Institut soll bis 2026 über 90 unterschiedliche<br />

Forschungsgruppen beherbergen.<br />

Das Lab Building East ist eines der jüngeren<br />

Gebäude am Campus. Im Zuge der<br />

Neugestaltung wurde das bisher kaum genutzte<br />

viergeschoßige Foyer mit einer<br />

dichten Bepflanzung in eine Art Indoor-<br />

Dschungel verwandelt. Die Pflanzen verbessern<br />

das Raumklima und die Akustik.<br />

JOANNEUM RESEARCH<br />

Neue Konzepte<br />

n LIFE – das Zentrum für Klima, Energie<br />

und Gesellschaft der JOANNEUM RE-<br />

SEARCH – bringt mit Unterstützung des<br />

Landes Kärnten ein neues Forschungsthema<br />

in den Klagenfurter Lakeside Park. Die<br />

Kompetenzgruppe „Innovative Mobility<br />

Modelling“ soll sich ab Mitte 2018 mit aktuellen<br />

Fragestellungen zum Mobilitätsverhalten<br />

und der räumlichen Entwicklung<br />

befassen. Damit komme, neben der<br />

Robotik, ein zweiter bedeutender Forschungsschwerpunkt<br />

nach Klagenfurt.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Geschäftsführer Johannes<br />

Artmayr, Strasser Steine<br />

GmbH, freut sich über die<br />

Umsatzspitze von 30,4<br />

Millionen Euro im Jahr 2017.<br />

Peter Gubisch, Schlotterer-<br />

Geschäftsführer, gibt stolz<br />

ein Umsatzwachstum von<br />

6 Prozent auf 69,9 Millionen<br />

Euro bekannt.<br />

René Rieder, Geschäftsführer<br />

QUESTER, bestätigt: „Die<br />

Baukonjunktur hat sich positiv<br />

entwickelt.“ - Neue Investments<br />

in Standorte für 2018 geplant.<br />

News Ticker<br />

Wasserstoff: Größte Wasserstoff-Pilotanlage der Welt entsteht in Österreich. 18-Millionen-Euro-Projekt von Voestalpine,<br />

Siemens und Verbund. Big Data-Analysen: Neuartige Prototypen des Research Studios Data Science der Research Studios<br />

Austria Forschungsgesellschaft (RSA FG) für Betrugsschutz von Unternehmen entwickelt und in mehreren Branchen im Einsatz.<br />

Fotos: STRASSER Steine, ANDREAS HAUCH, QUESTER/APA-Fotoservice/Tanzer, alufenster.at | Hertha Hurnaus, Franz Pfluegl, Peter Tuma / SEHSTERN<br />

14 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik&Wissen<br />

FH Campus<br />

Lebenszyklus<br />

n Life-Cycle-Engineering im konstruktiven<br />

Betonbau ist in Smart Cities ein wichtiges<br />

Thema. Öffentliche Gebäude, wie Schulen,<br />

Krankenhäuser oder Bahnhöfe, sollen für<br />

alle möglichst lange und sicher zur Verfügung<br />

stehen. Die Gebäude stellen zudem ein<br />

Anlagevermögen dar.<br />

Objektiv noch gar nicht notwendige Ersatzneubauten<br />

werden oft mit großem Ressourcenaufwand<br />

vorgenommen. Ursachen dafür<br />

sind beispielsweise ein vielfach schlechter<br />

Erhaltungszustand, die Komplexität bei Erneuerungen<br />

der gebäudetechnischen Anlagen<br />

in Bestandsbauwerken oder veränderte<br />

Nutzungsbedürfnisse.<br />

Deshalb forscht das Kompetenzzentrum für<br />

Bauen und Gestalten unter der Leitung von<br />

Markus Vill zum Life-Cycle-Engineering im<br />

konstruktiven Betonbau. Die Stadt Wien,<br />

MA23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik –<br />

fördert das Projekt.<br />

In die Lebenszyklusberechnung beziehen<br />

FH-Experten Beanspruchungen, Erhaltungszustand<br />

und Umwelteinwirkungen<br />

ein. Im Projekt geht es darum, Prognosemodelle<br />

auf Basis des Erhaltungszustandes zu<br />

erstellen, um den gesamten Lebenszyklus<br />

betrachten zu können, die Restlebensdauer<br />

von Infrastrukturbauten zu beurteilen und<br />

die Dauerhaftigkeit von Betonkonstruktionen<br />

zu untersuchen.<br />

So sollen Ressourcen effizient eingesetzt<br />

werden und CO2-Klimaschutzziele besser<br />

erreicht werden können.<br />

Industrie 4.0<br />

Internationale Standards gefragt<br />

n „Mehr denn je braucht es branchenübergreifende<br />

und grenzüberschreitende Lösungen,<br />

um Industrie 4.0 voll zum Durchbruch<br />

verhelfen zu können“, erklärte<br />

Elisabeth Stampfl-Blaha, Managing Director<br />

von Austrian Standards, bei der Eröffnung<br />

des 2. Fachkongresses Industrie 4.0. –<br />

Future Standards Now! im Austria Standards<br />

Meeting Center. Hochkarätige Industrievertreter<br />

präsentierten im Verlauf des Kongresses<br />

unterschiedlichste praktische Anwendungen:<br />

von der vernetzten Fertigung,<br />

deren Abläufe mit Hilfe ausgeklügelter Sensorik<br />

und künstlicher Intelligenz optimiert<br />

wird, über umfassende Digitalisierungsstrategien<br />

und disruptive Geschäftsmodelle etablierter<br />

Unternehmen bis hin zu Praxisberichten<br />

über Kostenersparnis und<br />

Produktivitätssteigerung durch Predictive<br />

Maintenance. Zwei Praxis-Sessions am<br />

Nachmittag widmeten sich innovativen Geschäftsmodellen<br />

auf Basis digitaler Prozessoptimierung<br />

und dem Thema smarte und<br />

sichere Produktion.<br />

Metallbau<br />

ÖNORMEN<br />

n Das Aluminium-Fenster-Institut (AFI)<br />

hat eine Aufstellung der wichtigsten Normen<br />

aus dem Bereich Metallbau online<br />

gestellt.<br />

Die aktualisierte Auswahl von über 300<br />

ÖNORMEN für den Metallbau soll Planer,<br />

Architekten, Bauherren und Metallbaubetriebe<br />

in ihrer Arbeit unterstützen. Ergänzt<br />

wird diese Aufstellung durch aktuelle<br />

Gesetze, Verordnungen und<br />

Richtlinien. Neu ist die zusätzliche Listung<br />

von Normenentwürfen, die bereits<br />

über einen längeren Zeitraum aufliegen.<br />

Durch die direkte Verlinkung mit Austrian<br />

Standards kann man sich rasch über<br />

die Details der Norm oder des Entwurfes<br />

informieren. Dies beinhaltet unter anderem<br />

die Bauprodukteverordnung, Baustofflisten,<br />

das Bundesvergabegesetz, die<br />

geltende Bauordnung und Bautechnikgesetze,<br />

einen Leitfaden für die Montage<br />

von Fenstern und Fassaden sowie unterschiedliche<br />

ÖNORMEN zu äußeren und<br />

inneren Abschlüssen von Markisen, luftdichten<br />

Abschlüssen mit Prüfung der<br />

Luftdurchlässigkeit oder zu einbruchshemmenden<br />

Fenstern und Türen.<br />

Sommer 2018<br />

15


Kurz & Bündig > Gebäudeausrüstung&-management<br />

Smart Home-Lösung<br />

Kooperation<br />

n Schneider Electric, Danfoss und Somfy gehen<br />

eine strategische Partnerschaft ein, um<br />

ein „Connectivity Ecosystem“ für private Gebäude,<br />

mittelgroße Zweckbauten sowie den<br />

Hotelbau zu entwickeln. Die drei Unternehmen<br />

vereinen 300 Jahre Innovation und<br />

Knowhow mit einem globalen Netzwerk aus<br />

qualifizierten Installateuren. Der weltweite<br />

Markt für Konnektivität nimmt rasant zu.<br />

Für 2020 werden rund 8,4 Milliarden vernetzte<br />

Geräte prognostiziert. Der Markt für<br />

Smart Home-Anwendungen ist im Gegensatz<br />

dazu noch ausbaufähig. Im Jahr 2016<br />

verfügten weniger als 17 Prozent der Haushalte<br />

in den US über ein Smart Home-Gerät<br />

oder -System. In Europa waren es weniger<br />

als 4 Prozent. Schneider Electric, Danfoss sowie<br />

Somfy haben sich nun zusammengeschlossen,<br />

um die kommunikative Grundlage<br />

für einfach realisierbare Smart Home-Lösungen<br />

mit Komponenten unterschiedlicher<br />

Hersteller zu schaffen. Die Konnektivitätsund<br />

Technologiestrategien der Unternehmen<br />

werden aufeinander abgestimmt, um<br />

die Entwicklung eines offenen Connectivity<br />

Ecosystems sicherzustellen und ihre Produkte<br />

nahtlos interoperabel zu gestalten.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Andreas Schierenbeck,<br />

thyssenkrupp Elevator, will in<br />

Testturm in Zhongshan ersten<br />

seillosen Aufzug MULTI<br />

präsentieren.<br />

Wolfgang Gleissner, BIG, freut<br />

sich über die österreichweit<br />

erste Zertifizierung des TÜV<br />

Austria „Arbeits- und Gesundheitsschutz-Management“.<br />

Über viele Neuaufträge freut<br />

sich Harald Eder, Geschäftsführer<br />

der GIG FASSADEN<br />

GmbH. Neue Projekte werden<br />

europaweit realisiert.<br />

Sicherheit<br />

Luftmanagement<br />

n In explosionsgefährlichen Bereichen<br />

kommt dem Luftmanagement eine große<br />

Bedeutung zu. Es umfasst Sicherheits-, Kontroll-<br />

und Regeleinrichtungen für den Einsatz<br />

außerhalb des Ex-Bereichs. Dafür präsentiert<br />

TROX jetzt den X-CUBE Ex. Er erfüllt<br />

alle Anforderungen der Richtlinie und die<br />

Voraussetzungen, die in der ATEX-Richtlinie<br />

1999/92/EG beschrieben sind. Diese regelt<br />

die Mindestanforderungen zur Verbesserung<br />

des Gesundheitsschutzes und der Sicherheit<br />

der Arbeitnehmer.<br />

News Ticker<br />

Konzentration: Akustik-Leuchten von Thorn reduzieren Lärm und bieten bessere Lichtqualität und Energieersparnis in<br />

Schulen. Pilotprojekt in der Neuen Mittelschule in Anger. Gebäudehüllen: Von Eurac Research und Stahlbau Pichler neu<br />

entwickeltes Fassadensystem reduziert den Energieverbrauch um bis zu 40 Prozent.<br />

Fotos: Michael Hetzmannseder, eric kruegl, Thomas Pirot, FOTO HAUS<br />

16 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäudeausrüstung&-management<br />

Energieeffizienz<br />

Akustik-Leuchten<br />

n Zu den Belastungen für Lehrer und Schüler<br />

gehört oft ein hoher Lärmpegel. Hier<br />

können schalldämpfende Leuchten eine<br />

deutliche akustische Verbesserung bringen<br />

und so auch den Lernerfolg steigern. Bei einem<br />

Pilotprojekt in der Neuen Mittelschule<br />

in Anger in der Steiermark wurden ein Klassenzimmer<br />

und ein Gang mit den innovativen<br />

Akustik-Leuchten von Thorn ausgestattet.<br />

Diese bestehen aus LED Modulen und<br />

Schalldämpfungseinlagen. Die LED-Leuchten<br />

bringen eine Energieersparnis von<br />

45 Prozent, eine gleichmäßige Beleuchtungsstärken<br />

von 300 Lux und eine um die<br />

Hälfte reduzierte Nachhallzeit. Im gleichen<br />

Design sind auch sogenannte Leermodule<br />

mit ausschließlich akustischem Material erhältlich.<br />

Waffelofen-Fernwärme<br />

600 Haushalte<br />

n Während im weltgrößten Waffelofen am<br />

Manner-Produktionsstandort in der Minute<br />

450 Schnitten gebacken werden, entsteht<br />

auch Energie. Die Abwärme des Waffelofens<br />

versorgt nicht nur den eigenen Betrieb mit<br />

Energie, sondern gibt zusätzlich Wärme an<br />

das lokale Fernwärmenetz ab. Die Kooperation<br />

zwischen Manner und der Wien Energie<br />

gibt es seit Herbst 2016. 1.400 Megawattstunden<br />

wurden im Probebetrieb eingespeist<br />

und damit rund 150 Haushalte mit<br />

Wärme versorgt. Mit der abgeschlossenen<br />

Modernisierung der Manner-Fertigungsstraße<br />

startet jetzt auch der Vollbetrieb der<br />

„Schnitten-Heizung“: Der Energieeintrag<br />

wird sich auf rund 5.600 Megawattstunden<br />

vervierfachen und zukünftig rund 600<br />

Haushalte mit Wärme für Heizung und<br />

Warmwasser versorgen. Michael Strebl, Geschäftsführer<br />

Wien Energie: „Die Zusammenarbeit<br />

mit Manner ist ein Paradebeispiel<br />

für innovative, umweltfreundliche Energielösungen<br />

mitten in der Stadt. Wir nutzen<br />

hier ohnehin vorhandene Wärme effizient<br />

und versorgen damit hunderte Haushalte.<br />

Durch die „Schnitten-Heizung“ werden pro<br />

Jahr 1.000 Tonnen CO2 eingespart.“<br />

ARTCLEAR GLAS<br />

Startschuss<br />

n Im Mai startete ARTWEGER mit der Produktion<br />

von dauerhaft pflegeleichten<br />

Duschgläsern. Das ARTCLEAR GLAS des<br />

Bad Ischler Unternehmens soll damit eines<br />

der größten Kundenbedürfnisse in diesem<br />

Bereich erfüllen: den Wunsch nach weniger<br />

Reinigungsaufwand.<br />

Die spezielle Oberfläche ist wasserabweisend,<br />

außerdem sollen Kalk und Schmutz<br />

keinen Halt finden. Das Glas soll auch ohne<br />

Abziehen und Trockenwischen über die gesamte<br />

Lebensdauer sauber bleiben. Somit<br />

werden Reinigungsmittel gespart und in<br />

weiterer Folge die Umwelt geschont. Der<br />

entscheidende Unterschied von ART-<br />

CLEAR GLAS zu anderen Duschgläsern<br />

liegt in der UV-Aushärtung der speziell behandelten<br />

Glasoberfläche. Gemeinsam mit<br />

den außenseitig verklebten Scharnieren<br />

und den verdeckten Silikonfugen bietet<br />

ARTWEGER damit seinen Partnern die reinigungsfreundlichsten<br />

Duschen am Markt.<br />

Sommer 2018<br />

17


Kurz & Bündig > Materialien&Maschinen<br />

Service für Architekten<br />

On Demand<br />

n AGC Interpane ermöglicht mit dem<br />

neuen Service „Coating on Demand“ (CoD)<br />

Architekten die Entwicklung einzigartiger<br />

Verglasung. Diese wird exakt auf die Bedürfnisse<br />

abgestimmt und unabhängig<br />

von der Standardproduktpalette produziert.<br />

Das Herzstück des Service ist eine<br />

Rendering Software, die das beschichtete<br />

Glas in realistischen Einbausituationen<br />

farbecht simulieren kann. Dabei werden<br />

alle physikalischen Werte sowie klimatischen<br />

Bedingungen berücksichtigt. Es ist<br />

möglich, mit Lichttransmission, Reflektionen<br />

und Glasfarbe zu experimentieren,<br />

damit der Kunde die perfekte Konfiguration<br />

für das entsprechende Projekt finden<br />

kann. Ebenso kann nach gewünschter<br />

Konfiguration eine Machbarkeitsprüfung<br />

durchgeführt und gegebenenfalls optmiert<br />

werden. Die ersten physischen Mustergläser<br />

werden zeitoptimiert im Interpane<br />

Werk erstellt.<br />

Schöck<br />

Trittschallschutz<br />

n Speziell in Wohngebäuden lässt sich Lärm bereits gut reduzieren. Die Verantwortung, die<br />

richtigen Produkte zu kennen und einzusetzen, liegt bei den Planern und Ausführenden.<br />

Laut einer Umfrage von Radio Wien fühlt sich jeder zweite Wiener vom Lärm in der Stadt<br />

gestört. Top-Platzierungen sind Straßenlärm (31 Prozent) und Nachbarschaftslärm (28 Prozent).<br />

Ganze 15 Prozent geben an, dass der Lärm in den eigenen vier Wänden sehr hoch bzw.<br />

hoch ist. Gerade im mehrgeschoßigen Wohnbau ist Schallschutz deshalb essentiell. Er betrifft<br />

zahlreiche Bauteile im Inneren des Gebäudes, besonders den Trittschallschutz zwischen<br />

Stiegenhaus und Wohneinheit. Der Bauproduktehersteller Schöck hat dafür die Tronsole<br />

entwickelt. Diese funktioniert als ganzheitliche Trittschall-Lösung, indem sie zuverlässig<br />

Stiegenläufe und Podeste entkoppelt. Sie schließt die Fuge zwischen Stiege und Gebäude und<br />

vermeidet so Schallbrücken zwischen Putz und Stiege.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Benjamin Kromoser erforscht<br />

seit Februar 2018 mit Unterstützung<br />

von fischer „Biobasiertes<br />

Konstruieren“ an der Universität<br />

für Bodenkultur Wien.<br />

Gregor Puscher wird neuer<br />

Geschäftsführer im Wohnfonds<br />

Wien. Aktuell leitet er die<br />

Magistratsabteilung 21 – Stadtteilplanung<br />

& Flächennutzung.<br />

Eduard Artner übernimmt<br />

die Leitung des Geschäftsfeldes<br />

3D-Druck und steuert<br />

BauMinator® 3D-Druck von<br />

Baumit.<br />

News Ticker<br />

Robust: Steckverbinder von DEUTSCH für extreme Umweltbedingungen bei Conrad Business Supplies erhältlich.<br />

Recycle-Teppich: Die Kollektion SLO Advantage von Carpet Concept zeigt, dass eine Teppichfliese, die fast zur Hälfte aus<br />

Recyclingmaterial besteht, Individualität und Umwelfreundlichkeit im Officebereich vereinen kann.<br />

Fotos: Alexandra Kromus; VOEB<br />

18 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien&Maschinen<br />

Beton<br />

Im Mittelpunkt<br />

n Die Österreichische Bautechnik Vereinigung<br />

(övb) veranstaltet alle zwei Jahre den<br />

Baukongress. Dieser ist inzwischen die bedeutsamste<br />

Informationsplattform für das<br />

Bauwesen in Österreich. Traditionell besetzte<br />

der Stand des Betonmarketing<br />

Österreich (BMÖ) im Ausstellungsbereich<br />

den Mittelpunkt und lud heuer speziell zur<br />

Diskussion um die Zukunft des Betons in<br />

der DACH-Region unter Berücksichtigung<br />

der jeweiligen Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte.<br />

Das Projekt C3 – carbon concrete composite<br />

wird vom Deutschen Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung mit einem<br />

Förderungsvolumen von 45 Millionen Euro<br />

unterstützt.<br />

Textilbeton soll Stahlbeton ersetzen, Ressourcen<br />

einsparen, die CO2-Bilanz verbessern<br />

und letztlich auch formal über filigrane<br />

Strukturen einen Anreiz für innovatives<br />

Bauen schaffen. Mehr als 160 internationale<br />

Partner aus Wissenschaft und Praxis<br />

haben sich in dem C3-Konsortium zusammengefunden.<br />

Bis 2020 sollen alle Voraussetzungen<br />

geschaffen werden, um Textilbeton<br />

am Markt zu etablieren.<br />

Erstes Bürohaus aus Fichtenholz<br />

HoHo<br />

n In der Seestadt in Wien aspern wächst das<br />

erste Stadtbüro aus Holz. Nach eineinhalb<br />

Jahren Bauzeit wurden im ersten fertiggestellten<br />

Bauteil Musterbüros präsentiert.<br />

Die Wände und Decken der 19.500 Quadratmeter<br />

Mietfläche bestehen aus naturbelassenem<br />

Fichtenholz. Der typische Holzgeruch<br />

strömt daher in alle Räume und erzeugt<br />

ein einzigartiges Raumklima. Insgesamt liefert<br />

HASSLACHER fürs HoHo Wien rund<br />

800 Stück Brettschichtholz-Stützen sowie<br />

14.400 Quadratmeter Brettsperrholz als Außenwandelemente.<br />

Neben den 16.000 Quadratmetern<br />

XC®-Deckenelementen kommen<br />

noch 99 Treppen und Podeste und über<br />

600 Laufmeter Stützen, 4.800 Laufmeter<br />

Fertigteilträger und 2.300 Quadratmeter<br />

Elementdecken zum Einsatz. Das verarbeitete<br />

Holz muss einer Nachhaltigkeitszertifizierung<br />

unterliegen. Anfang 2019 können die<br />

ersten Mieter das besondere Büro direkt neben<br />

der U2 Station Seestadt beziehen.<br />

Richtlinie<br />

Nachhaltigkeit<br />

n Der Verband Österreichischer Beton- und<br />

Fertigteilwerke (VÖB) hat zum ersten Mal eine<br />

Richtlinie zum Recycling von Holzbauteilen<br />

erstellt. Dazu wurden von der Bautechnischen<br />

Versuchs- und Forschungsanstalt<br />

Salzburg (bvfs) Versuche durchgeführt. Die<br />

Richtlinie zeigt die Aufbereitung des Baustoffs<br />

nach dem Abbruch und Anwendungsmöglichkeiten<br />

des Rezyklats auf. Der nachhaltige<br />

Umgang mit dem Baustoff wird so<br />

von den Herstellern der Holzmantelbetonsysteme<br />

im VÖB gefördert. Wurden die Baumaterialien<br />

bisher weitgehended deponiert,<br />

werden sie nun effizient wieder genutzt.<br />

Holzbeton, wie er beispielsweise in Gebäudewänden<br />

oder Lärmschutzwänden eingesetzt<br />

wird, besteht im Durchschnitt aus rund<br />

50 Prozent Rest- und Altholz. Bei dem Material<br />

handelt es sich um einen nachhaltigen<br />

Baustoff. In der Produktion entstehen nahezu<br />

keine Abfälle. Frässchrot und Schnittstaub<br />

können bis zu 99 Prozent wieder in<br />

den Produktionskreislauf zugeführt werden.<br />

„Trotz der Langlebigkeit von Holzbeton<br />

ist schon jetzt ein effektives Recyclingkonzept<br />

des Baustoffs im Sinne der Ressourceneffizienz<br />

notwendig. Die Bestandteile von<br />

Holzbetonsystemen – Holz, Zement, Wasser,<br />

Kernbeton – sind vollständig natürlichen Ursprungs.<br />

Holzbeton und Kernbeton werden<br />

jedoch bislang kaum getrennt. Durch die<br />

Trennung können die Bestandteile deutlich<br />

besser als bisher verwertet werden“, so Gernot<br />

Brandweiner, Geschäftsführer VÖB.<br />

Sommer 2018<br />

19


Kurz & Bündig > Praxis&Lösungen<br />

Kosten im Griff<br />

Verwaltung<br />

n Die Experten der BMD Systemhaus GesmbH<br />

orten einen dringend notwendigen<br />

Digitalisierungsschub in der Bauwirtschaft.<br />

Es sei noch großes Optimierungspotenzial<br />

vorhanden. Gerhard Poschinger,<br />

BMD-Baustoffexperte, rechnet mit einem<br />

beträchtlichen Einsparungspotenzial in<br />

der Verwaltung und Organisation in der<br />

Bauwirtschaft. „Zukünftig wird es für die<br />

Bauwirtschaft notwendig werden, Arbeitsabläufe<br />

zu vereinfachen, rascher auf<br />

Kundenwünsche zu reagieren, Informationen<br />

zentral abzulegen und eine genauere<br />

Baustellenkalkulation durchzuführen,<br />

um ihre Ziele zu erreichen. Klar ist, dass<br />

die Digitalisierung auch eine Veränderung<br />

der Firmenorganisation notwendig<br />

macht.“ Aufgrund der steigenden Komplexität<br />

der Anforderungen hat BMD Anpassungen<br />

in der Software veranlasst. Es wurden<br />

eine Vielzahl neuer Funktionen und<br />

Abläufe erarbeitet. Die Leistungen reichen<br />

von der Baustellenorganisation bis zur<br />

Nachkalkulation. Beinhaltet sind u.a. Zeiterfassung,<br />

Materialfluss, Geräteverwaltung,<br />

Freigaben und Finanzbuchhaltung.<br />

Lichteinfall<br />

Visualisierung<br />

n Wenn es um die Behaglichkeit geht, ist der<br />

wichtigste Faktor für die Österreicher das Tageslicht.<br />

Allerdings ist für viele nur schwer<br />

vorstellbar, wie sich die Anzahl und Positionierung<br />

der Fenster auf den Lichteinfall und<br />

den Raum auswirken.Vor allem bei Dachbodenausbauten<br />

oder Renovierungen fehlt oft<br />

die Vorstellungskraft. Dafür hat VELUX eine<br />

App entwickelt, die sich dieses Problems annimmt.<br />

Mit der MyDaylight App kann ein<br />

Dachraum inklusive Tageslichteffekten visualisiert<br />

werden. Zunächst werden Grundriss,<br />

Dachform und Dachneigung angepasst.<br />

Anschließend wird die Ausrichtung nach<br />

Himmelsrichtung bestimmt. Schließlich<br />

kann man vom Fenster bis zur Einrichtung<br />

auswählen. Als letzter Schritt werden Tagesund<br />

Jahreszeit ausgewählt. Das Ergebnis<br />

wird entweder in 360-Grad-Ansicht oder<br />

mittels Virtual Reality ausgegeben.<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

Alexandra Hailzl steigt in die<br />

DACH-Region HR bei Schneider<br />

Electric, dem Spezialisten für<br />

Energiemanagement und<br />

Automatisierung, auf.<br />

Michael Ausserwinkler<br />

übernahm die Verantwortung<br />

für die Finanzagenden<br />

beim Kärntner<br />

Rohrspezialisten Amiblu.<br />

Thomas Tschol übernimmt<br />

im Zuge der Neuaufstellung<br />

des Vorstands der Zumtobel<br />

Group die Funktion des<br />

Finanzvorstands.<br />

SIEMENS<br />

Mitglied<br />

n Die Siemens-Division Building Technologies<br />

ist dem Verband buildingSmart International<br />

(bSI) beigetreten und wird dort<br />

Mitglied im Strategierat („Strategic Advisory<br />

Council“) und in verschiedenen Ländervertretungen<br />

(„National Chapters“).<br />

„Mit dem Beitritt zu bSI untermauern wir<br />

unser klares Bekenntnis zu BIM und bringen<br />

unsere Kompetenzen hinsichtlich der<br />

Digitalisierung von Gebäuden in die richtungsweisende<br />

Standardisierungsarbeit<br />

von bSI ein...“, so Matthias Rebellius, CEO.<br />

News Ticker<br />

Innovationspartnerschaft: FEEI begrüßt Umsetzung der EU-Vergaberichtlinie im Ministerrat vom 21. März 2018.<br />

Standard: Mehr denn je gilt: Digitalisierung braucht internationale Standards. Breiter Konsens beim 2. Fachkongress Industrie<br />

4.0 – Future Standards Now. Bildung: Erstes Kolleg für Gebäude- und Energietechnik in Westösterreich an der HTL Jenbach.<br />

Fotos: Schneider Electric, Amiblu Holding GmbH, Zumtobel Group<br />

20 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis&Lösungen<br />

Tekla BIM-Software<br />

Mehr Kontrolle<br />

n Mit der neuen BIM-Software Tekla<br />

Structures für Tragwerksplanung, Fertigung-<br />

und Bauausführung von Trimble<br />

sollen der Baubranche mehr Kontrolle<br />

und schnellere Arbeiten ermöglicht werden.<br />

Sie bietet eine schnellere und bessere<br />

3D-Modellierung, ein besseres Änderungsmanagement<br />

und eine schnellere<br />

Zeichnungserstellung mit weniger Aufwand.<br />

Ebenso wurden zahlreiche Arbeitsabläufe<br />

verbessert. Mit der neuen Version<br />

sollen Punktwolken unterstützt werden,<br />

damit koordinierte Entwürfe übergeben<br />

werden können, die zum aktuellen Bestand<br />

passen.<br />

„Wir entwickeln Softwarelösungen, die unseren<br />

Kunden im Praxisalltag zu mehr Synergie<br />

verhelfen“, erklärt Ville Rousu, bei<br />

Trimble für die Tekla-Softwareentwicklung<br />

verantwortlich. „Trimble hat während der<br />

gesamten BIM-Arbeitsabläufe moderne<br />

Technologien fest im Blick – vom Entwurf<br />

über die Fertigung bis hin zur Bauausführung.<br />

Darum tragen unsere BIM-Tools zum<br />

Wandel der Baubranche bei.“<br />

Immer mehr Experten aus dem Baugewerbe<br />

als auch Behörden und Bauherren weltweit<br />

nutzen die BIM-Technologien und<br />

-Prozesse. Die Lösungen werden nicht nur<br />

für Gebäude, sondern auch Brücken und<br />

Industrieanlagen verwendet. Durch die<br />

kontinuierliche Weiterentwicklung will<br />

Trimble Engagement für Innovation im<br />

konstruktiven Ingenieurbau, in der Fertigteilproduktion<br />

und in der Effizienz der<br />

Bauausführung zeigen.<br />

Fassade<br />

Klimaanlage<br />

n Die zwei Energieexperten Eurac Research<br />

und Stahlbau Pichler haben ein<br />

Fassadensystem entwickelt, welches sich<br />

der Heizung, Kühlung und Belüftung eines<br />

Gebäudes annimmt. Dadurch sollen<br />

spürbar Kosten eingespart werden. Der<br />

Prototyp der Fassade wurde bereits fertiggestellt.<br />

Damit können die Räume unabhängig<br />

voneinander und bedarfsorientiert<br />

klimatisiert werden. Laut Tests und<br />

Simulationen wird der Energieverbrauch<br />

für die Klimatisierung der Büros je nach<br />

Bedingung um 26 bis 40 Prozent reduziert.<br />

Der Stromverbrauch sinkt, Wärme<br />

und Kälte können effizienter verteilt und<br />

die Luftqualität gesteigert werden. Das<br />

neue System wird in die Module einer<br />

vorgefertigten Fassade eingebaut.<br />

2018<br />

10. Oktober 2018<br />

Austria Center Vienna<br />

www.pma.at<br />

über Zeit und Geschwindigkeit<br />

im Projektmanagement<br />

Sommer 2018<br />

21


Kurz & Bündig > Hoch-&Tiefbau<br />

Deutschlands erstes Holzhochhaus<br />

SKAIO<br />

Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig + Kurz & Bündig<br />

n ZÜBLIN und die Stadtsiedlung Heilbronn<br />

GmbH errichten das höchste Holzhochhaus<br />

Deutschlands. Das zehngeschoßige<br />

SKAIO wird nach den Plänen<br />

des Berliner Architekturbüros<br />

Kaden+Lager in Heilbronn errichtet. Das<br />

im Rahmen der Stadtausstelllung zur BU-<br />

GA 2019 errichtete Gebäude ist mit 34<br />

Metern Höhe sogleich Deutschlands erstes<br />

Holzhochhaus. Die oberirdische<br />

Bruttogeschoßfläche beträgt 5.685 Quadratmeter<br />

und bietet Platz für 60 Mietwohnungen<br />

mit insgesamt 3.300 Quadratmetern<br />

Wohnfläche. Im Erdgeschoß<br />

ist eine Gewerbefläche angedacht. In diese<br />

wird eine Bäckerei einziehen. ZÜBLIN<br />

Timber wird das Bauwerk in Holz-Hybrid-Bauweise<br />

errichten. Decken und<br />

Wände sind aus Holz und machen den<br />

überwiegenden Teil des Gebäudes aus.<br />

Sockelgeschoß und Treppenhaus werden<br />

aus Stahlbeton errichtet.<br />

Stefan Messar, Geschäftsführer<br />

Glorit, ist stolz auf<br />

das Rekordjahr 2017<br />

mit einem Umsatzplus von<br />

34 Prozent.<br />

Alexander Zschokke verlässt den<br />

Sanitär-Konzern Franke Gruppe<br />

und überlässt nun Patrik<br />

Wohlhauser die Führung des<br />

Unternehmens als neuer CEO.<br />

Stefan Jausz verstärkt die<br />

Führungsmannschaft von Herz<br />

Energietechnik und ist für<br />

Finanzen, Personal, Marketing<br />

und Vertrieb zuständig.<br />

Kaprun-Maiskogel-Kitzsteinhorn<br />

K-onnection<br />

n Die Gletscherbahnen Kaprun AG läutete<br />

den offiziellen Baustart für die seilbahntechnische<br />

Verbindung der Skigebiete Maiskogel<br />

und Kitzsteinhorn ein. Bürgermeister<br />

Manfred Gaßner, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

Arno Gasteiger und Vorstand Norbert Karlsböck<br />

übergaben den zuständigen Betriebsund<br />

Projektleitern symbolisch drei Grundsteine<br />

für das Generationenprojekt. Bereits<br />

in der kommenden Wintersaison soll die<br />

neue MK Maiskogelbahn in Betrieb gehen.<br />

Die Maiskogelbahn hat eine Länge von 3.813<br />

Metern und Fahrtzeit von zwölf Minuten.<br />

Der Bau der 3K K-onnection von der Bergstation<br />

der MK Maiskogelbahn zum Kitzsteinhorn<br />

startet ebenfalls jetzt, die Fertigstellung<br />

der ersten Salzburger 3-S Bahn – einer Dreiseilumlaufbahn<br />

– erfolgt im Dezember 2019.<br />

Es werden 81,5 Millionen Euro in das Gesamtprojekt<br />

der K-onnection investiert.<br />

News Ticker<br />

Ausgezeichnet: STRABAG baut LEED-zertifiziertes Bürogebäude im Zentrum Bukarests mit einem Auftragsvolumen von 39<br />

Millionen Euro. Fertigstellung ist für Oktober 2019 vorgesehen. Holz-Mietwohnung: Der Holzbau-Spezialist Buchner errichtet<br />

in Weitersfelden erstmals einen mehrgeschoßigen Wohnbau mit sieben Wohneinheiten in Holzbauweise.<br />

Fotos: Lukas LORENZ, Franke Gruppe, tinefoto.com | martin steinthaler, Matthias Moosbrugger<br />

22 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch-&Tiefbau<br />

Wohnbauselbsthilfe & Rhomberg<br />

Startschuss<br />

n In der Wolfurter Lerchenstraße entsteht<br />

ein ungewöhnliches Bauprojekt<br />

von der Wohnbauselbsthilfe und Rhomberg<br />

Bau. Christian Jauk, Rhomberg<br />

Bau, formuliert das Ziel so: „Herausfinden,<br />

was der Holzwohnbau noch alles<br />

kann.“ In den kommenden Monaten<br />

werden zwei Wohngebäude entstehen,<br />

die bis auf die Materialien weitgehend<br />

identisch sind. Eines wird aus Holz, das<br />

andere aus Stahlbeton errichtet und<br />

diese dann miteinander verglichen.<br />

„So wollen wir solide Daten sammeln,<br />

die es uns zukünftig ermöglichen, die<br />

besten Materialien und Bauweisen für<br />

qualitativ hochwertigen, ökologischen<br />

und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum<br />

zu wählen“, erklärt Jauk. Die Initiatoren<br />

erhoffen sich Erkenntnisse<br />

über die Unterschiede bei der Baudauer,<br />

der Baustellenlogistik, der Lärm- und<br />

Staubentwicklung oder auch der Energieeffizienz.<br />

Nach der Fertigstellung ist dort Platz für<br />

33 Wohnungen und einen Gemeinschaftsraum.<br />

Die Wohnungen sind sowohl<br />

gefördert als auch als Eigentumswohnungen<br />

vorgesehen. Die<br />

Fertigstellung soll bis November 2019<br />

erfolgen.<br />

Anz_ImmoFokus_04-2018_Layout 1 23.03.18 11:38 Seite 1<br />

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Sommer 2018 23<br />

Das Beste, was Ihnen passieren kann.


#14<br />

BauKaufmann<br />

Regelmäßige Kolumne über Fakten<br />

und Inhalte, die verändern und prägen<br />

LCY, LCA, LCC oder die Frage,<br />

wann rechnet sich das Bauen?<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Herausgeber des ImmoFokus<br />

n Wirtschaftlichkeit und Bauen ist ein wahres Spannungsfeld; so wie<br />

schon Helmut Qualtinger Simmering gegen Kapfenberg als wahre<br />

Brutalität festgestellt hat. In den Sinn kommen mir dabei auch zwei<br />

getrennte wissenschaftliche Welten: einerseits in Wien, beispielsweise<br />

die WU und eben die altehrwürdige TU Wien. Auf beiden Seiten<br />

wird geforscht und gelehrt – beide Universitäten beschäftigen sich<br />

auch mit Immobilien und in der Schnittmenge geht es darum, wann<br />

sich bauen rechnet. Wie die Wirtschaftlichkeit kalkulierbar ist?<br />

Mantra: die Investitionskosten<br />

In meinen ersten Berufsjahren war es noch denkbar einfach: wir hatten<br />

eine konkrete Anforderung und dann suchten wir die billigste Lösung<br />

dafür. Einzige Aufgabenstellung für mich als Projektentwicklung zu<br />

diesem Zeitpunkt war, möglichst wenig Geld zu Beginn dafür auszugeben.<br />

Wir beschäftigten uns im Team mit allen möglichen Fragestellungen<br />

und Ideen, wie wir die Leistungen billiger bekommen, welche<br />

Lösungen am Markt verfügbar sind und wie wir einzelne Dienstleister,<br />

ob eine Baufirma oder ein Tischler, derart motivieren, dass der Preis<br />

am Schluss passt. Dabei lernte ich verhandeln und ein Großmeister<br />

dieser Zunft war unbestritten mein Vater. Ich durfte miterleben, wie<br />

bei Vergabeverhandlungen gefeilscht, gerungen und ein wahres<br />

Theater inszeniert wurde. Oftmals kam es zu überraschenden Bewegungen<br />

bei den Anbietern, da einer der eingeladenen Unternehmen<br />

den Auftrag einfach wollte und plötzlich bei einzelnen Positionen<br />

Preise in den Ring warf, die vorher undenkbar waren. So geschah<br />

es öfter, dass das Ergebnis eine Punktlandung war<br />

und nicht selten der Zuschlag deutlich unter dem<br />

kalkulierten, internen Preis lag. Geschafft! Die<br />

Investitionskosten waren optimiert.<br />

Neue Herausforderung: der Lebenszyklus<br />

Diese gelebte Praxis hat nur einen Haken:<br />

unsere Immobilien gibt es für Jahrzehnte<br />

und die Nutzungsphase steht meist für 80 der<br />

gesamten Kostenwahrheit. Die anfänglichen<br />

Investitionskosten stehen nicht nur für weniger als 20 Prozent, sie<br />

beeinflussen alle folgenden Kosten. Die Planung zu Beginn und deren<br />

Ausführung öffnet Spielräume für die Bewirtschaftung oder schränkt<br />

die Umnutzungsfähigkeit, Adaptierbarkeit oder einfach deren Wartbarkeit<br />

massiv ein. Wie das Sprichwort „Billig gekauft ist doppelt gekauft“<br />

schon sagt, sind Investitionskosten nicht die gesamte Wahrheit<br />

und Fehler zu Beginn, werden später doppelt und mehrfach bezahlt.<br />

Der Umdenkprozess hat in der Branche und bei allen Beteiligten längst<br />

begonnen. Woran es oftmals noch mangelt, ist die konkrete Umsetzung.<br />

Wie bekommen wir es hin, einfach besser über den Lebenszyklus zu<br />

denken und zu handeln? Die Besonderheiten unserer Branche sind hier<br />

für uns nicht besonders hilfreich und die Darstellung ist komplex. Wenn<br />

ich nur daran denke, dass die Akteure des Bauens nicht die gleichen der<br />

Nutzungsphase und umgekehrt sind. Auch verkauft der Developer das<br />

Objekt oftmals mit Fertigstellung, wenn nicht sogar schon früher und<br />

daher bleibt zu fragen, welche Motivation er hat, Mehrkosten zu Beginn<br />

in Kauf zu nehmen, damit er für eine optimale Lebenszyklusbetrachtung<br />

sorgt? Die Fragen liegen am Tisch und nun gilt es Antworten zu suchen.<br />

Dabei lade ich alle<br />

ein, sich daran zu beteiligen und<br />

viele Initia- tiven sind bereits gesetzt. Erste<br />

Lösungen<br />

gibt es mit neuen Konzepten, wie<br />

der Ökobilanz (Life Cycle Assessment<br />

oder LCA), der LCC<br />

(Life Cycle Costing) oder auch<br />

Hinwendung zur LCY (Life<br />

Cycle Yield). Gemeinsam mit<br />

Freunden, wie beispielsweise<br />

Christian Wetzel (CalCon), Gunther<br />

Maier (WU Wien) oder Wilhelm<br />

Reismann (TU Wien) kommt es zu einer<br />

neuen Synthese, einem unerwarteten<br />

Zusammenspiel der Kräfte, die Neues<br />

entstehen lässt. Darauf freue mich und<br />

ich lade alle ein, sich daran zu beteiligen.<br />

24 BauTecFokus


Einfallsreich<br />

Strategisch<br />

Umsichtig<br />

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CHSH Austria Belarus Bulgaria Czech Republic Hungary Romania Slovak Republic<br />

Sommer 2018<br />

25


Positionen & Meinungen<br />

Der Nahversorger<br />

„Mehr Bewusstseinsbildung wäre wichtig.“ Robert Schmid, Chef des<br />

Baustoffimperiums Schmid Industrie Holding, über mangelnde Sanierungen,<br />

komplizierte Fördermaßnahmen, ökologische Komponenten, gesundes Wohnen,<br />

Digitalisierung und Schuhschachteln.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

26 BauTecFokus


Sommer 2018<br />

27


Positionen & Meinungen<br />

„Förderungen<br />

müssen besser<br />

und anders<br />

gestaltet werden.“<br />

Robert Schmid,<br />

Chef des Baustoffimperiums<br />

Schmid Industrie Holding<br />

In der Baubranche herrscht wieder Optimismus<br />

und laut Marktanalysen geht es<br />

der Baubranche wieder hervorragend. Sehen<br />

Sie das auch so?<br />

Robert Schmid: Absolut, es wird gebaut im<br />

mehrgeschoßigen, großvolumigen Wohnbau,<br />

ohne Ende. Beim Einfamilienhaus hat sich aus<br />

unserer Sicht nichts Wesentliches getan, das<br />

ist immer gleich stabil gewesen. Die Sanierung,<br />

besonders die thermische Sanierung,<br />

von der wir leben, die liegt im Argen. Also da<br />

wird derzeit gar nichts gemacht, besonders<br />

von den Privaten. Es ist uns ganz klar: Die<br />

Winter werden wärmer, die Heizkosten gehen<br />

runter oder sind zumindest nicht im Steigen.<br />

Hier sieht man die Kurzsichtigkeit der Bewohner<br />

oder der derzeitigen Investoren. Sie sehen<br />

derzeit keine Notwendigkeit zu sanieren.<br />

Erhoffen Sie sich in diesem Zusammenhang<br />

mehr Impulse von der Regierung? Das<br />

Regierungsprogramm enthält ja ein klares<br />

Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen?<br />

> > Natürlich, es gibt ja wieder Impulse wie den<br />

Sanierungsscheck und finanzielle Beiträge der<br />

öffentlichen Hand für das thermische Sanieren<br />

sowie Förderungen. Das sind sicher wichtige<br />

Maßnahmen, aber noch viel wichtiger als das<br />

Geld, das der Staat bereitstellen sollte, ist die<br />

Wissensbekundung, also „das ist uns wichtig“<br />

oder „das halten wir für sinnvoll“. In die Richtung<br />

gehend „wir halten das für richtig und<br />

deswegen unterstützen wir das“.<br />

Also es geht um die Bewusstseinsbildung?<br />

> > Ja genau, das ist ganz wichtig!<br />

Und wie könnte man diese verbessern<br />

oder verändern?<br />

> > Sicher nicht, indem man Förderungen zurücknimmt,<br />

sondern sie müssen besser und<br />

anders gestaltet werden. Das Thema gehört<br />

28 BauTecFokus


positioniert, viel darüber geredet und Motivatoren<br />

miteinbezogen. Themen wie etwa der<br />

Sanierungsscheck haben in Wahrheit nichts<br />

gekostet. Das Geld war noch nicht mal ausgegeben,<br />

war es schon wieder herinnen.<br />

Die Wirksamkeit war so groß, dass der Sanierungsscheck<br />

nun ein Comeback feiern soll.<br />

Die Fördervolumen zur thermischen Sanierung<br />

werden in der Regel gar nicht zur<br />

Gänze ausgeschöpft?<br />

> > Ein zweites Problem ist die Verkomplizierung.<br />

Der Sanierungsscheck war eigentlich ziemlich<br />

einfach und man hat leicht Geld bekommen.<br />

Die wissenschaftlichen Stellen, Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

usw., meinen, eine Rate<br />

von drei Prozent wäre sinnvoll. Eine Sanierung<br />

der Gebäude innerhalb von 30 Jahren<br />

wäre richtig und auch umsetzbar, wenn man<br />

dahinter ist. Diese Sanierungsrate ist zwar in<br />

den Köpfen und wird auch von der EU gefordert,<br />

aber der Staat selbst macht am allerwenigsten.<br />

Bei der Sanierung der öffentlichen<br />

Gebäude passiert quasi nichts.<br />

…weil kein Geld da ist oder weil der Staat<br />

einfach nachrechnet?<br />

> > Derzeit wird das Geld für den Neubau ausgegeben.<br />

Hierzulande haben wir natürlich<br />

gewisse Planungs- und Baukapazitäten und<br />

daher wird derzeit viel Neues gebaut.<br />

Aber Zeiten ändern sich, es kommen sicher<br />

wieder die Zeiten, wo mehr saniert wird. Mir<br />

persönlich als Unternehmer ist die Sanierung<br />

Dies zeigt, dass je komplizierter das Förderwesen<br />

ist, desto nutzloser ist es. Die Leute<br />

sind nicht bereit, die Komplexität der Förderungen<br />

zu verstehen. Dafür ist zu wenig Geld<br />

im Spiel, um sich im Vorhinein monatelang<br />

zu informieren, damit man schließlich versteht,<br />

was man machen muss, um Geld vom<br />

Staat zu bekommen.<br />

Haben Sie andere Vorschläge?<br />

> > Ich halte diesen einmaligen Zuschuss,<br />

diesen "Einmal-Cash-Beitrag", für das sinnvollste<br />

Instrument. Für mich ist „keep it simple“<br />

die oberste Prämisse, sag ich immer. Das<br />

gilt bei möglichst allem.<br />

Beim Thema Klimaziele spielt die C02 Reduktion<br />

eine bedeutende Rolle. Österreich<br />

ist hier nicht wirklich vorbildlich. Wo liegen<br />

die Ursachen Ihrer Meinung nach?<br />

> > Die Industrie muss was tun und das macht<br />

sie auch. Hier werden die C02 Emissionen im<br />

Verhältnis zur Produktion weniger.<br />

Der ganz große C02-Verursacher Gebäude und<br />

Wohnen wird im Neubau sehr wohl beachtet.<br />

Die Kriterien im Neubau sind sehr klimafreundlich<br />

und die diesbezüglichen Standards hoch.<br />

Der meisten Gebäude sind jedoch im Bestand<br />

und der müsste schneller saniert beziehungsweise<br />

schneller thermisch optimiert werden.<br />

Fotos: veekicl (Fotolia)<br />

Haben Sie Zahlen im Kopf, wie viel es bringen<br />

würde, wenn in Österreich die Sanierungsrate<br />

größer wäre?<br />

> > Wir haben eine Sanierungsrate von unter einem<br />

Prozent des Gebäudebestandes, also dauert<br />

es über 100 Jahre, um alle Gebäude, die wir<br />

haben, zu sanieren.<br />

Sommer 2018<br />

29


Positionen & Meinungen<br />

„Unser<br />

Hauptanliegen<br />

ist immer die<br />

Sensibilisierung<br />

der Baustoffe.“<br />

Robert Schmid<br />

natürlich lieber. In diesem Bereich sind unsere<br />

Produkte eher zu Hause. Auch unsere Problemlösungen.<br />

Aber natürlich profitieren wir<br />

auch vom Neubau.<br />

Inwieweit sind die Produktionsstätten Ihrer<br />

Unternehmensgruppe klimarelevant?<br />

> > Wir behaupten, hier in Wopfing das sauberste<br />

Baustoffwerk der Welt zu sein. Und wir<br />

glauben auch daran. Von den 100 Millionen<br />

Euro, die wir im letzten Jahrzehnt hier am<br />

Standort Wopfing investiert haben, waren 80<br />

Prozent für die Umwelt und keine produktivitätssteigernden<br />

Investitionen.<br />

Wir haben Filter ohne Ende, Ersatzrohstoffe,<br />

Ersatzbrennstoffe, Nachverbrennungsanlagen,<br />

die wieder die Abgase reinigen, etc. Wir machen<br />

im Umweltbereich sehr sehr viel.<br />

Und: Wir produzieren ja in erster Linie Produkte,<br />

die zum Energie sparen sind und für<br />

den Umweltschutz dienlich sind – wie etwa<br />

Fassadendämmsysteme.<br />

Machen Sie das aus Überzeugung ?<br />

> > Die Umweltschutzmaßnahmen in der Produktion,<br />

also die Maßnahmen, die wir gesetzt<br />

haben, sind fast ausschließlich über das gesetzlich<br />

geforderte Maß hinausgegangen und<br />

erfolgten ausschließlich freiwillig. Meine Familie<br />

wohnt ja auch hier und wir wollen eine<br />

saubere Umwelt. Als Familienbetrieb müssen<br />

wir zudem mit den Leuten, die hier leben,<br />

entsprechend kommunizieren und koexistieren.<br />

Das funktioniert sehr gut.<br />

Sie sagen Familienbetrieb, was ist das Besondere<br />

an einem Familienunternehmen?<br />

> > Sie haben ja schon das Wort Nachhaltigkeit<br />

erwähnt und ein Familienbetrieb verkörpert<br />

das. Wir müssen wirtschaftlich sein und Geld<br />

verdienen, wollen aber auch sozial sein und<br />

sind nicht nur auf einen kurzfristigen Erfolg<br />

30 BauTecFokus


Zum Unternehmen<br />

Die Schmid Industrie Holding befindet sich in<br />

dritter Generation zu 100 Prozent in österreichischem<br />

Familienbesitz und hat ihren Hauptsitz<br />

in Wopfing in der Marktgemeinde Waldegg (Bezirk<br />

Wiener Neustadt-Land). Der Mischkonzern<br />

bündelt mehr als 90 Firmen in 27 Ländern und<br />

erwirtschaftete 2017 mit 5.900 Mitarbeitern 1,7<br />

Milliarden Euro Umsatz.<br />

Rund eine Milliarde Euro entfallen auf die neu<br />

organisierte Baumit-Gruppe, (bis Ende 2017<br />

Wopfinger Baustoffindustrie). Die restlichen<br />

knapp 40 Prozent verteilen sich auf die Konzerntöchter<br />

Austrotherm, Murexin, Lorencic, Calmit,<br />

Eurotalc, Eurominerals, Furtenbach, Ortner,<br />

Wolfplastics und Kettner.<br />

Die Baumit GmbH zählt mit der Marke „Baumit"<br />

national wie international schon lange zu den<br />

Innovationsführern in der Baustoffbranche.<br />

Eine Vielzahl an revolutionären Entwicklungen<br />

und innovativen Produkten (Baumit open – Die<br />

KlimaFassade, Baumit KlebeAnker, Baumit<br />

NanoporPutz, Baumit KlimaProdukte, Slagstar,<br />

Ökobeton etc.) sind in den letzten Jahren in<br />

Wopfing entstanden.<br />

aus. Auch die ökologische Komponente gilt es<br />

stark zu beachten, weil da, wo wir jetzt sind, haben<br />

wir auch vor, in der nächsten Generation zu<br />

sein. Insofern differenziert uns das von einem<br />

reinen `Geld-Verdiener´- Unternehmen.<br />

Baustoffe und die Art der Anwendung<br />

haben viel Einfluss auf die Gesundheit?<br />

Baumit hat unlängst „Healthy Living“<br />

präsentiert. Wie läuft dieser Bereich?<br />

> > Wir haben vor zehn Jahren begonnen, uns<br />

als Unternehmen dahingehend zu positionieren,<br />

dass wir einen Beitrag leisten wollen,<br />

damit die Menschen gesünder wohnen. Es<br />

war am Anfang schwierig, auch für unsere<br />

Mitarbeiter, zu verstehen, was wir damit meinen.<br />

Der Ansatz „was macht uns gesünder“,<br />

war ein Novum. Es gibt unheimlich viele Einflussfaktoren,<br />

die zum Wohle des Menschen<br />

im Wohnraum gestaltet werden können. Das<br />

große Thema des „Healthy Living“, und daran<br />

arbeiten wir konsequent, kommt am Markt<br />

immer besser an. Die Umsätze steigen und<br />

wir wachsen ganz gut in diesem Bereich.<br />

Europaweit?<br />

> > In Westeuropa ganz gut, am stärksten in<br />

Deutschland. Auch Österreich läuft gut. In<br />

Osteuropa zählt eher noch das kaufmännische<br />

Element. Dort wollen die Leute eine Wärmedämmfassade<br />

nicht, um besser zu leben, sondern<br />

aus Energiesparmaßnahmen. In Westeuropa<br />

verstehen die Leute langsam, dass die<br />

Fassade einen Einfluss auf die Gesundheit hat.<br />

Baumit forscht seit Jahren auf diesem Gebiet.<br />

Mit welchem Ergebnis?<br />

> > Wir haben hier in Wopfing unseren VIVA<br />

Forschungspark, also ein Wohndorf mit derzeit<br />

zwölf verschiedenen Gebäudekonstruktionen<br />

aufgebaut. Wir erforschen seit drei Jahren<br />

den Einfluss der verschiedenen Konstruktionsarten,<br />

von Ziegel, Beton über Leichtbau<br />

bis hin zu Vollholz, mit und ohne Dämmung<br />

sowie verschiedenen Innen- und Außenbeschichtungen.<br />

Wir wollen nicht irgendwelche<br />

Theorien aufstellen, sondern wir analysieren,<br />

wie wird gebaut und wo liegen die Unterschiede.<br />

Wir messen das seit mittlerweile drei<br />

Jahren und haben in dieser Zeit drei Millionen<br />

Euro nur in diesen einen Forschungspark investiert.<br />

Begleitet werden wir nicht nur durch<br />

baunahe Organisationen, sondern auch von<br />

medizinischen Experten. Die Med Uni Wien<br />

ist federführend bei dem Projekt dabei. Die Ergebnisse<br />

werden laufend kommuniziert.<br />

Wie lauten die Erkenntnisse?<br />

> > Es gibt drei Kernbotschaften beim gesunden<br />

Wohnen, die man absolut beachten<br />

sollte. Die erste Botschaft ist Dämmen first,<br />

alles beginnt im gut gedämmten Haus, weil<br />

erst, wenn Wärme und Kühle in einem Haus<br />

reguliert werden können, kann man über<br />

gesundes Wohnen nachdenken. Der zweite<br />

Schlüssel: Masse ist klasse. Je mehr Masse,<br />

Sommer 2018<br />

31


Positionen & Meinungen<br />

„Es dauert über<br />

100 Jahre, um<br />

alle heimischen<br />

Bestandsgebäude<br />

zu sanieren.“<br />

Robert Schmid<br />

desto besser wirkt dieser Speicher und desto<br />

stabiler, angenehmer und gesünder ist das<br />

Innenraumklima. Dritter Kernsatz sind die<br />

inneren Werte, „pass auf, was du dir auf die<br />

ersten Zentimeter deiner Wohnraumfläche<br />

draufgibst, die können nämlich sehr viel Gutes,<br />

aber auch Schlechtes für den Bewohner<br />

bewirken“.<br />

In diesem Zusammenhang fällt mir die<br />

IONIT Wandcreme, die für gesundes<br />

Raumklima aufgrund einer erhöhten Luftionenkonzentration<br />

sorgt, ein. Habe sie<br />

schon vor Jahren in meinem Büro aufgetragen.<br />

Läuft das Produkt gut?<br />

> > Nein, aber sie war eigentlich der Ursprung<br />

des gesunden Wohnens.<br />

Als wir 2010 mit Ionit begonnen haben, war<br />

bei den Bauschaffenden überhaupt kein Verständnis<br />

für das Thema gesundes Wohnen<br />

und Bauen da. Das war ein nicht-existierendes<br />

Thema und wir haben schon einige Jahre<br />

gebraucht, um bei den Baustoffhändlern, bei<br />

den Architekten überhaupt das Verständnis<br />

zu schaffen, dass Raumluft ein Thema ist.<br />

Mittlerweile spüren wir das Interesse und<br />

dass die Leute anfangen, darüber nachzudenken,<br />

und auch entsprechende Entscheidungen<br />

treffen.<br />

Könnte man das in Prozenten ausdrücken?<br />

> > Mittlerweile schaffen wir ein gute Quote bei<br />

all jenen, wo wir die Chance bekommen, zu<br />

reden und zu sensibilisieren. Bei Menschen,<br />

die ein Haus bauen und dann auch beleben<br />

oder betreiben, haben wir mittlerweile sicher<br />

eine Trefferquote von 50 Prozent. Je weiter<br />

der Investor vom Bewohner und Nutzer weg<br />

32 BauTecFokus


WORDRAP mit<br />

Robert Schmid<br />

Nehmen Sie gern Risiko?<br />

Muss man als Unternehmer, aber immer nur so weit, dass –<br />

wenn’s schiefgeht – ein Weiterleben trotzdem möglich ist.<br />

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?<br />

Kein Buch, meist Trend oder Profil, also Zeitschriften.<br />

Wenn Sie im Auto das Radio aufdrehen –<br />

welcher Sender läuft?<br />

Jetzt wieder Ö3, da die endlich nicht mehr so eintönig immer<br />

dieselben Lieder spielen.<br />

Haben Sie Ihre persönliche Traumimmobilie<br />

schon gefunden?<br />

Ja, ein kleiner Bauernhof im Piestingtal, wo alles rund um gesundes<br />

Wohnen drinnen ist, was man sich vorstellen kann.<br />

Wenn ich heute zehn Millionen im<br />

Lotto gewonnen hätte, dann ...<br />

Keine Ahnung, zu viel Geld haben ist genauso anstrengend wie zu<br />

wenig davon.<br />

Mit welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person<br />

würden Sie gerne einen Abend verbringen?<br />

Mit meinem Großvater, den habe ich leider nicht wirklich gekannt<br />

und würde ihn sehr vieles fragen.<br />

Mein größtes Laster ist ...<br />

Mir schmeckt der Wein zu gut, da muss ich aufpassen!<br />

Damit habe ich mein erstes Geld verdient …<br />

In der Schule von meinen Kollegen Coca-Cola-Pfandflaschen um<br />

50 Groschen zu kaufen und sie dann um 1 Schilling beim Schulwart<br />

zurückzubringen. Damals habe ich mich richtig reich gefühlt.<br />

Meinen Kaffee trinke ich am liebsten …<br />

Klein und schwarz.<br />

In den nächsten zehn Jahren möchte ich unbedingt …<br />

Eine gesunde Familie, ein gesundes Unternehmen und auch selber<br />

gesund bleiben.<br />

Sommer 2018<br />

33


Positionen & Meinungen<br />

ist, desto geringer ist die Chance. Derzeit wird<br />

ja alles, was Wohnraum ist, gekauft. Es ist<br />

völlig egal, welche Qualität das Gebäude hat.<br />

Solange es Wohnraum ist, wird es gekauft.<br />

Die Developer wären also blöd, wenn sie aus<br />

ihrer Sicht unnötige Kosten in das Projekt<br />

hineinbuttern. Es ist aus ihrer Vertriebssicht<br />

gar nicht notwendig. Also bei dieser Klientel<br />

tun wir uns schon sehr schwer mit unserem<br />

Gesundheitsthema durchzukommen.<br />

Ist das ein österreichisches Phänomen<br />

oder international auch so?<br />

> > Die Deutschen entscheiden sich schon<br />

mehr in Richtung hochwertige Baustoffe.<br />

Die waren schon viel früher auf dem Zug<br />

in Richtung Gesundheit und Wohnen. Dort<br />

verkaufen wir auch viel mehr Klimaprodukte<br />

als in Österreich.<br />

„Bei öffentlichen<br />

Gebäuden passiert<br />

quasi nichts.<br />

Die thermische<br />

Sanierung liegt<br />

im Argen.“<br />

Robert Schmid<br />

Welche internationalen Märkte entwickeln<br />

sich besonders gut?<br />

> > Also eigentlich geht es überall gut. Für uns<br />

sind Länder schwierig, die eine ganz andere<br />

Kultur- und Währungsthematik haben, wie<br />

etwa China und die Türkei. Aber das Knowhow<br />

für diese Märkte ist vorhanden.<br />

Auch in der Ukraine und Russland?<br />

> > Ja, die Ukraine und Russland laufen gut.<br />

Wir sind ja Nahversorger, das ist schon eine<br />

Philosophie von uns. Wir sehen Baustoff als<br />

regional zur Verfügung zu stellendes Produkt<br />

und das muss auch in der Region hergestellt<br />

werden. Baustoffe müssen immer günstig sein<br />

34 BauTecFokus


Einfach professionell.<br />

Passt!<br />

Professionalität, auf die man bauen kann.<br />

Schindler Your First Choice<br />

Sommer 2018<br />

35


Positionen & Meinungen<br />

und sie werden auch immer schwer sein. Der<br />

Transport ist teuer. Daher lautet die Prämisse,<br />

sich möglichst aus der Nähe zu bedienen.<br />

Nähe zum Kunden, Stichwort Digitalisierung.<br />

Mehr als ein Hype-Thema?<br />

> > Digitalisierung ist für uns ein großes Innovationsthema.<br />

Vor allem dahingehend, dass wir<br />

sehr weit im 3D Druck sind. Nicht das Drucken<br />

von ganzen Häusern, sondern von Gebäudeteilen.<br />

Drucken von ganzen Häusern halte ich<br />

nicht für zielführend aus derzeitiger Sicht.<br />

Aber der 3D Druck birgt für uns das Potenzial,<br />

die teilweise recht langweilig gewordene Architektur<br />

im günstigen Bau wieder etwas interessanter<br />

zu machen. Das an jedem Eck nur noch<br />

Schuhschachteln herumstehen, hat ja nicht<br />

nur energetische Gründe. Schuhschachteln<br />

sind einfach billiger als irgendwelche Rundungen<br />

und Gestaltungselemente. Komplizierte<br />

Bauformen sind meistens sehr arbeitsintensiv<br />

und daher sehr teuer. Wenn ich diesen Arbeitslohnkostenanteil<br />

reduziere, indem ich sie drucke,<br />

versetze ich die Bauherren wieder in die<br />

Lage, nicht nur die Standard-oder Fertigstiege,<br />

sondern vielleicht auch mal ein ovales Stiegenhaus<br />

in mein Haus zu machen, was heute im<br />

Vergleich das Sieben- oder Achtfache kostet.<br />

Mit 3D Druck vielleicht nur mehr das Doppelte.<br />

Ist noch immer teuer, aber im Bereich des<br />

Leistbaren. Also dass man sich was Schönes<br />

auch wieder leisten kann.<br />

Weitere Anliegen rund ums Bauen?<br />

> > Unser Hauptanliegen ist ja immer die Sensibilisierung<br />

der Baustoffe. Wie bau ich mein<br />

Haus, was kann ich besser machen. Es geht<br />

darum, bedarfs- oder nutzungsgerechte Gebäude<br />

zu konstruieren. Das ist uns besonders<br />

wichtig. Auch bei billigen oder schnellen Baumethoden<br />

gibt es Mittel und Wege, um trotzdem<br />

ein angenehmes und gesundes Wohnen<br />

zu gewährleisten. Um Leute dahingehend zu<br />

sensibilisieren, suchen wir Mitstreiter.<br />

„Wir sind ja<br />

Nahversorger,<br />

das ist schon<br />

eine Philosophie<br />

von uns.“<br />

Robert Schmid<br />

Zur Person<br />

Robert Schmid ist Geschäftsführer<br />

und Gesellschafter der<br />

Schmid Industrie Holding.<br />

Er ist nach dem Studium der<br />

Betriebswirtschaft als Ältester<br />

von drei Geschwistern mit 29<br />

Jahren in das elterliche Unternehmen<br />

eingestiegen. Im Jahr<br />

1997 hat er die Geschäftsführung<br />

der damals neugegründete<br />

Wopfinger Baustoffindustrie<br />

übernommen. Seither hat<br />

er viel bewegt…<br />

Zur Schmid Industrie Holding gehört u. a.<br />

auch die Eduard Kettner GmbH. Der Jagdbereich<br />

passt irgendwie nicht so ganz zur<br />

Bauwelt – oder doch?<br />

> > Nein, es passt überhaupt nicht zur Branche,<br />

aber wie ich den Betrieb übernommen hab<br />

und mein Vater so quasi in Teilzeitpension<br />

ging, weil ein richtiger Unternehmer kann<br />

nie so richtig in Pension gehen, wollte er noch<br />

eine Beschäftigung haben. Da hat sich die<br />

Chance ergeben den Kettner zu kaufen und<br />

wir haben irgendwo eine Chance gesehen, es<br />

besser zu machen als die Eigentümer davor<br />

und so ist Kettner entstanden. Es ist ein nettes<br />

Hobby und verdient heute sogar Geld. n<br />

36 BauTecFokus


DAMIT IHR IMMOBILIENPROJEKT<br />

KEINE ÜBERRASCHUNG WIRD.<br />

Mehr dazu im Kurzfilm auf scwp.com<br />

RECHTSANWÄLTE,<br />

ERFAHREN UND<br />

KREATIV.<br />

AUSTRIA BELGIUM BULGARIA CHINA CZECH REPUBLIC GERMANY<br />

HUNGARY ITALY POLAND ROMANIA SLOVAKIA SPAIN<br />

SCWP.COM<br />

Sommer 2018<br />

37


Wir müssen über Bildung<br />

im Hier und Jetzt sprechen<br />

Kommentar: Andreas Gobiet<br />

n Wir haben das 30-jährige Jubiläum des VZI zum Anlass genommen,<br />

Vertreter der Bau- und Immobilienbranche zur Zukunft unseres Berufsstands<br />

zu befragen. Das Ergebnis hat mich persönlich als Präsident des<br />

Verbands, der die Interessen der großen Ziviltechniker- und Ingenieurbüros<br />

Österreichs vertritt, nicht überrascht: Kommunikative und soziale<br />

Fähigkeiten müssen geschult, Managementqualitäten gestärkt und ein<br />

hohes Verständnis für innovative Prozesse muss aktiv gelebt werden.<br />

Wenn wir über den Ingenieurberuf in Zukunft nachdenken, müssen<br />

wir über Bildung im Hier und Jetzt sprechen. Es ist meine tiefste Überzeugung,<br />

dass flexible Strukturen in der Ausbildung zur Grundvoraussetzung<br />

eines funktionierenden Systems in der digitalen Wirtschaft<br />

zählen. Lehrpläne, die über viele Jahre gleich bleiben, müssen der Vergangenheit<br />

angehören. Digitalisierung und Automatisierung betreffen<br />

zudem nicht nur die Prozesse, sondern auch den Ingenieurberuf selbst<br />

und führen zu einer Neugewichtung seiner Funktionen.<br />

Bereits jetzt bedarf es in der Praxis neben der technischen Ausbildung –<br />

Stichwort Building Information Modeling (BIM) – zusätzlicher Managementkompetenzen<br />

in rechtlicher, kommunikativer und organisatorischer<br />

Hinsicht. Mit zunehmender Wahrnehmung technischer Aufgaben<br />

durch digitale Systeme nehmen Architekten und Ingenieure immer mehr<br />

eine wichtige Kontroll- und Überwachungsfunktion ein. Die Aufgabe besteht<br />

in der Plausibilisierung von Informationen, die über das technische<br />

System vermittelt werden: Ausgleichende und problemlösungsorientierte<br />

Kommunikationskompetenzen sind im digitalen Zeitalter daher<br />

wichtiger denn je. Auch komplexe Rahmenbedingungen – z.B. seitens<br />

der Gesetzgebung – benötigen ein hohes kommunikatives Verständnis.<br />

Wir haben uns deshalb entschieden, mit dem CCC-Award 2018 erstmals<br />

Einzelpersonen aus der Branche für ihr besonderes Engagement für<br />

eine hohe Qualität der Zusammenarbeit bei Immobilien- und Infrastrukturprojekten<br />

auszuzeichnen. Wir möchten diesem Thema mehr<br />

Aufmerksamkeit verschaffen, da viele Bauprojekte an der Qualität der<br />

Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten und den am Bauprozess<br />

beteiligten Gewerken scheitern. Die Verbesserung der Zusammenarbeit,<br />

kooperative Projektabwicklung sowie hohe Qualität der Arbeitsbedingungen<br />

stehen dabei im Fokus der Bewertung.<br />

Im Falle der öffentlichen Auftraggeber könnten zudem klarere Zahlungsmodalitäten<br />

– im besten Fall Akontozahlungen – dazu beitragen, das<br />

strukturelle Machtgefüge zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

auszugleichen. Dabei geht es vor allem um ein neues Selbstverständnis<br />

des Staates, das eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen Bauherrn und<br />

Baudienstleister wieder möglich macht. Funktionieren könnten Vorauszahlungen<br />

– wie z.B. von Internationalen Finanzierungsinstituten (IFIS)<br />

oder auch im skandinavischen Raum angewendet – etwa mit Sicherstellung<br />

in Form einer Bankgarantie. Abgesehen von der Steigerung der<br />

Liquidität und Bonität beteiligter Unternehmen hat ein solches Vorgehen<br />

positiven Einfluss auf das Auftraggeber/Auftragnehmerverhältnis und<br />

trägt damit zur Erhöhung der Qualität von Bauprojekten bei.<br />

Lasst uns daher auch bei der Ingenieurskunst damit beginnen, etablierte<br />

Strukturen neu zu denken, statt stets zu versuchen, Bestehendes<br />

zu verbessern!<br />

Zum Autor<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gobiet, Zivilingenieur für Bauwesen, Präsident<br />

der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien,<br />

Niederösterreich und Burgenland Österreichischer Vertreter<br />

in der EFCA, Vorstandsmitglied in der FIDIC (Weltverband der<br />

Ingenieure); Vortagstätigkeiten, u.a. an der TU Wien, zahlreiche<br />

Publikationen; Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter<br />

Sachverständiger Mediator.<br />

38 BauTecFokus


Sommer 2018<br />

39


Kunststofffenster werden in Wien künftig gefördert<br />

Kommentar: Harald Greger<br />

n Die Antworten auf Fragestellungen in Bezug auf Materialvergleiche sind<br />

meist mehrdeutig. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass die (Un-)<br />

Klarheit werkstoffbezogener Aussagen immer von unterschiedlichsten<br />

Interessengruppen getragen wird.<br />

Fensterwerkstoffe bilden hier keine Ausnahme, im Gegenteil – sie sind<br />

eher Vorreiter in Sachen Verwirrung. Transparenz wird daher von Bauherren<br />

und Nutzern in hohem Maße gefordert. Und hier ist das Aluminium-<br />

Fenster-Institut (AFI) zukunftsweisender Wegbereiter. Das AFI hat mit<br />

dem Positionspapier ALU-FENSTER, das von der MA 39 der Prüf-, Überwachungs-<br />

und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien und dem ibpm an<br />

der TU Wien erstellt wurde, klare Aussagen zu Wirtschaftlichkeit, Funktionalität<br />

und Lebensdauer getroffen. Konstruktionen aus Aluminium,<br />

die die Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER führen, konnten in Dauerbelastungstests<br />

als werthaltigste Konstruktionen identifiziert werden. Die<br />

Lebenszykluskosten sind damit wesentlich niedriger, wobei die Vorteile<br />

FENSTERWERKSTOFFE<br />

IM ÖKOLOGIEVERGLEICH<br />

67<br />

Herstellung<br />

219<br />

114<br />

456<br />

Holz Kunststoff Aluminium<br />

Lebenszyklus<br />

103<br />

212<br />

Quelle: IBO<br />

hoher Tragfähigkeit, Farben- sowie Formenvielfalt und höchste Funktionssicherheit<br />

selbstverständlich sind.<br />

Das IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie – hat mit seinem<br />

Umweltindikator „OI3-Index“ eine Ökokennzahl unter Berücksichtigung<br />

von Treibhauspotenzial, Versauerungspotential und des Bedarfs an<br />

nicht-erneuerbarer Primärenergie entwickelt. Es ist deutlich erkennbar,<br />

dass Fenster mit hoher Lebensdauer ökologisch besser abschneiden.<br />

Lebenszyklisch betrachtet, haben Alufenster die Nase vorn, auch gegenüber<br />

Holzfenstern. Betrachtet man nur die Herstellphase, werten hingegen<br />

Holzfenster am besten. Lediglich Kunststofffenster zeigen sowohl bei<br />

ausschließlicher Betrachtung der Herstellung als auch bei der Berücksichtigung<br />

des gesamten Lebenszyklus die ungünstigsten Werte. Wenn der<br />

Öko-Wertevergleich in der Herstellungsphase noch einigermaßen ausgeglichen<br />

ist, so klafft die Bewertung über das Gebäudeleben drastisch auseinander<br />

– und das ist es, was interessieren sollte. Genaues Hinterfragen und<br />

Überdenken hat seine Berechtigung – auch oder besonders bei langfristigen<br />

Entscheidungen … und diese sind „gebäude-immanent“. Zu einem<br />

ähnlichen Ergebnis wie der OI3-Index kommt auch eine von M.O.O.CON<br />

und bauXund durchgeführte Fenstervergleichsstudie. Auch hier war die<br />

Konklusion, dass sich letztendlich Fenster dann besonders umwelt- und budgetfreudlich<br />

zeigen, wenn Recycling und Langlebigkeit einhergehen.<br />

Die stärksten Öko-Argumente für Aluminiumfenster sind die 96-prozentige<br />

Wiederverwertung und, dass Aluminium, welches in Gebäuden Verwendung<br />

findet, beim Rückbau gesammelt und bei einem Energieeinsatz von<br />

nur 5 Prozent im Verhältnis zur Primäraluminiumproduktion recycelt wird.<br />

Zum Autor<br />

Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI Aluminium-Fenster-<br />

Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine spartenübergreifende<br />

Kooperation österreichischer Gewerbe-, Industrie- und<br />

Handelsunternehmen. AFI-Mitglieder sind u.a. Aluminium-<br />

Profilsystem-Anbieter, ALU-FENSTER-Fachbetriebe oder Eloxalund<br />

Pulverbeschichtungsbetriebe.<br />

40 BauTecFokus


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Sommer 2018<br />

41


Vollwärmeschutz ist Teil der Lösung<br />

für eine energieeffiziente Zukunft<br />

Kommentar: Clemens Hecht<br />

n Wir wissen, dass nicht verbrauchte Energie die beste ist. Vor allem im<br />

Gebäudesektor kann viel eingespart werden, denn die Bereitstellung von<br />

Raumwärme macht rund 1/3 des gesamten Energieeinsatzes in Österreich<br />

aus und verursacht ca. 20 Prozent des heimischen CO2-Ausstoßes.<br />

Dass über die Fassadendämmung enorm viel Energie eingespart werden<br />

kann, zeigen eindrucksvoll u.a. die Siegerprojekte des ETHOUSE<br />

Awards: Mit Hilfe von thermischer Sanierung erreichen diese eine Reduktion<br />

des Heizwärmebedarfs von bis zu 98 Prozent! Dies verdeutlicht<br />

die Möglichkeiten von Wärmeschutzmaßnahmen – genau das, was die<br />

ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme als Auslober des Preises<br />

für energieeffiziente Sanierungen aufzeigen möchte.<br />

Neben dem klimatischen Aspekt verzeichnet Gebäudedämmung und<br />

thermische Sanierung auch wirtschaftlich positive Effekte. Thermische<br />

Sanierung gilt als Jobmotor, hat hohe Multiplikatoreffekte auf<br />

Produktion und Beschäftigung, ist stark verflechtet mit vor- und nachgelagerten<br />

Wirtschaftsbereichen. So konnte in früheren Jahren der<br />

Sanierungsscheck Investitionen von bis zu 860 Millionen Euro und 200<br />

Millionen Steuereinnahmen generieren und schuf 10.000 Arbeitsplätze.<br />

Trotz dieser Zahlen und Fakten sank kontinuierlich das zur Verfügung<br />

gestellte Budget. Ob und wie die Aktion künftig weiterläuft, ist derzeit<br />

ungewiss. Die österreichische Bundesregierung hat eine höhere Sanierungsquote<br />

zum Ziel, Sanierung und Dämmung von Bestandsbauten<br />

ist ein Schlüsselfaktor im Regierungsprogramm. Offen bleibt die Frage<br />

nach der Finanzierung. Nicht vergessen werden sollten die steigenden<br />

Energiepreise. Sie führen zu deutlich kürzeren Amortisationszeiten von<br />

effizienzsteigernden Maßnahmen wie Sanierungen.<br />

Klar bleiben aber die Vorteile stehen: klimapolitisch, wirtschaftlich und<br />

auch umweltmedizinisch. Denn nicht zuletzt spielt Wärmeschutz eine<br />

Rolle beim optimalen Raumklima. 90 % unseres Lebens verbringen wir<br />

in Räumen. Innenraumklima und Luftqualität stehen dabei mit Energieeffizienz<br />

und Ressourcenschonung nicht im Widerspruch. Die optimale<br />

Gebäudehülle ist eine Maßnahme im Zusammenspiel mit anderen, z.B.<br />

der Haustechnik. Gemeinsam sorgen sie für ein gesundes Wohnumfeld<br />

und Behaglichkeit. Der Einfluss wird oft unterschätzt und bei den immer<br />

krasser werdenden Temperaturschwankungen und immer weiter<br />

steigenden Heizgradtagen (die Österreichische Energieagentur errechnet<br />

eine Zunahme von 20 Prozent) kann das unangenehm für BewohnerInnen<br />

sein. Vollwärmeschutz ist sommers wie winters funktional: Im<br />

Winter wird die Wärme im Wohnraum gehalten, im Sommer vor Überhitzung<br />

geschützt. Letzteres als Herausforderung der Zukunft.<br />

Eine Energiezukunft sehen wir mit einem optimierten Gebäudebestand,<br />

der Energiearmut entgegenwirkt und unabhängig von ausländischen<br />

Energielieferanten macht. Die Studie Wärmezukunft 2050 der Energy<br />

Economics Group der TU Wien zitierend: Zentraler Bestandteil eines<br />

Wärmewende-Szenarios ist die thermische Sanierung des Gebäudebestandes,<br />

die sukzessive gesteigert wird. Dabei kann das Wärmewende-<br />

Szenario sogar mit negativen Gesamtkosten realisiert werden. Allerdings<br />

sind dafür zunächst höhere Investitionen notwendig, die langfristig aber<br />

durch reduzierte Energiekosten aufgewogen werden.<br />

Vollwärmeschutz ist Teil der Lösung für eine energieeffiziente Zukunft!<br />

Zum Autor<br />

Seit 2012 Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

und Referent an der WKO Österreich; 2009 bis 2012 Leiter der Abteilung<br />

Bautechnik, Baustoffprüfung und Bauschadenanalyse der<br />

TVFA – TU Wien GmbH; bis 2009 Mitarbeiter der TU Wien – Institut<br />

für Hochbau & Technologie, Zentrum für Bauphysik & Bauakustik;<br />

freier Mitarbeiter als wissenschaftlicher Berater für verschiedene Firmen;<br />

2001 Doktorat an der TU Wien; Schwer- punkt: nachträgliche<br />

Mauerwerksinjektion und Ersatz von Sanierputzen mittels Platten<br />

aus Calciumsilikat; seit 2012 im Vorstand der European Association<br />

of ETICS (EAE); seit 2004 Mitarbeit im österreichischen Normungsinstitut;<br />

seit 1998 Mitglied der WTA, Schriftleitung für die WTA-<br />

Merkblätter und WTA reviewed in der Zeit- schrift BAUSUBSTANZ,<br />

seit 03/2009 im Vorstand der WTA; Mitinitiator des Fachverbandes<br />

Innendämmung e.V. und des Bundesverbandes Schimmelsanierung<br />

und technische Bauteiltrocknung e.V.<br />

42 BauTecFokus


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Sommer 2018<br />

43


DIE BAUTECFAKTEN<br />

Daten und Fakten für und über die Bauwirtschaft<br />

DURCHSCHNITTLICHER<br />

AUFTRAGSBESTAND<br />

BAUWIRTSCHAFT<br />

IN WOCHEN<br />

(AUFTRAGSPOLSTER)<br />

2017 Q4 Mär 18 4. Quartal 2012 bis 2017<br />

Wochen<br />

Δ Wochen<br />

zu 2016 Q4<br />

Burgenland 10,0 1,4<br />

Kärnten 10,9 1,6<br />

Niederösterreich 14,5 0,4<br />

Oberösterreich 15,6 1,7<br />

Entwicklung<br />

Salzburg 11,2 -1,4<br />

Steiermark 12,8 0,4 na<br />

Tirol 12,5 1,4<br />

Vorarlberg 19,9 1,5<br />

Wien 11,5 0,6<br />

Österreich 13,5 0,8<br />

Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung<br />

BAUWIRTSCHAFT –<br />

HOCH- UND TIEFBAU<br />

Bauproduktion 840,0 17,4%<br />

Jänner 2018 Jännerwerte 2014 bis 2018<br />

in Mio. € % VJM * Entwicklung<br />

in Prozent % VJM * Entwicklung<br />

Bauproduktion<br />

Anteil öffentlich<br />

32% -6,4%<br />

Anzahl % VJM * Entwicklung<br />

Beschäftigte 65.835 10,7%<br />

in Mio. € % VJM * Entwicklung<br />

Bruttolöhne<br />

und -gehälter<br />

269,0 10,7%<br />

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria<br />

*<br />

VJM = zu Vorjahresmonat<br />

KREDITE<br />

(NACH ZKRM-V ** )<br />

Bauwesen 12.596,0 15,9%<br />

2017 Q4 2017 Q4 Quartalswerte 2014 Q1 bis 2017 Q4<br />

€ Mio. % VJQ * Entwicklung<br />

Gesamtwirtschaft 717.372,0 -1,8%<br />

Quelle: OeNB Österreichische Nationalbank<br />

*<br />

VJQ = zu Vorjahresquartal<br />

**<br />

Zentralkreditregistermeldungs-Verordnung<br />

44 BauTecFokus


Die BauTecFakten erscheinen regelmäßig im<br />

BauTecFokus und bringen erstmals Daten und<br />

Fakten für und über die Bauwirtschaft. Diese<br />

Serie erscheint in Kooperation mit dem IFI unter<br />

der Leitung von Robert Neuberger. Diese<br />

und viele weitere Auswertungen sind in den<br />

ImmoFakten veröffentlicht, welche zweimal<br />

im Jahr erscheinen und im Abo vertrieben<br />

werden. Gerade die Bauwirtschaft hat sich<br />

oftmals nicht mit einer besonderen Liebe zu<br />

Zahlen und fundierten Entscheidungen ausgezeichnet;<br />

umso mehr sollen die BauFakten<br />

Gedankenanstöße bieten und vielleicht sogar<br />

überraschende Zusammenhänge beleuchten,<br />

die zum Schmunzeln führen.<br />

BAUKLIMA –<br />

AUFTRAGSEINGANGS-<br />

ERWARTUNGEN FÜR<br />

DAS NÄCHSTE<br />

2013 Q4 2014 Q4 2015 Q4 2016 Q4 2017 Q4<br />

Österreich -3% -21% -22% -6% 6%<br />

Burgenland -25% -14% -36% 8% -26%<br />

Kärnten -26% -65% -53% -54% -21%<br />

Niederösterreich -10% -33% -19% -7% -11%<br />

QUARTAL * Mär 18 Jännerwerte 2014 bis 2018 Ø 2016 Ø 2017<br />

Oberösterreich -1% 0% -33% 1% 11%<br />

Salzburg -4% -19% -31% -9% 16%<br />

Steiermark -13% -3% 1% 18%<br />

Tirol 24% 3% 0% 31% 27%<br />

Vorarlberg 12% 51% 31% 38% 10%<br />

Wien -1% -47% -40% -39% 17%<br />

Quelle: Bundesinnung Bau und KMU-Forschung<br />

*<br />

Saldo aus steigend zu sinkend in % der befragten Unternehmen<br />

INSOLVENZEN<br />

BAUWIRTSCHAFT<br />

Eröffnete Insolvenzen 178,0 -3,3%<br />

2018 Q1 Quartalswerte 2017 Q1 bis 2018 Q1<br />

Fälle % VJQ * Entwicklung<br />

Gesamtwirtschaft 49,9 6,9%<br />

in Mio. € % VJQ * Entwicklung<br />

in Prozent % VJQ * Entwicklung<br />

Eröffnete Insolvenzen<br />

Anteil Bau am Gesamt<br />

Passiva<br />

Anteil Bau am Gesamt<br />

22 % -6,0%<br />

10 % -38,3%<br />

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria<br />

*<br />

VJQ = zu Vorjahresquartal<br />

BAUKOSTEN-<br />

INDEX **<br />

(BASIS 2015 =100)<br />

Wohnhaus- und<br />

Siedlungsbau<br />

Index % VJM * Entwicklung zu Vorjahr in % zu Vorjahr in %<br />

106,1 2,6% 0,6% 3,5%<br />

Straßenbau 103,9 2,1% -1,0% 3,6%<br />

Brückenbau 107,0 3,3% -0,6% 5,2%<br />

Siedlungswasserbau 104,1 1,8% 0,5% 2,4%<br />

Quelle: WKO Geschäftsstelle Bau, Statistik Austria <br />

*<br />

VJM = zu Vorjahresmonat <br />

**<br />

Entwicklung der Kosten, die den Bauunternehmern bei der Ausführung von Bauleistungen durch Veränderung der Kostengrundlagen (Material und Arbeit) entstehen.<br />

Sommer 2018<br />

45


Steigen die Baukosten ins Unermessliche?<br />

Kommentar: Dr. Ingrid Fitzek-Unterberger, Präsidentin des Salon Real<br />

n Die gesamte Immobilienbranche klagt schon seit längerem über immer<br />

weiter steigende Baukosten. Doch was steckt genau dahinter? Ich habe<br />

mich darüber mit Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht, die näher an<br />

der Baustelle dran sind als ich und in ihrer täglichen Arbeit mit der Kostensituation<br />

am Bau konfrontiert sind. Das Feedback machte deutlich, dass<br />

wir hier es mit einem äußerst vielschichtigen und komplexen Thema zu<br />

tun haben und die Kostentreiber aus mehreren Richtungen kommen.<br />

Da wäre einmal der Aspekt der Überregulierung und der sich häufig ändernden<br />

Normen und Gesetze. Es sei richtig – so die Kollegenschaft –, dass<br />

in den letzten Jahren die rechtlichen und technischen Anforderungen<br />

stark gestiegen sind, vor allem in den Bereichen Brandschutz, Barrierefreiheit<br />

und Energie. Dabei gibt es Verständnis für viele Änderungen und<br />

Anforderungen werden zu einem Teil durchaus als sinnvoll und vernünftig<br />

bezeichnet, vor allem wenn sie dem besseren Schutz von Leben und<br />

Gesundheit dienen. Manche Anforderungen gehen aber auch zu sehr ins<br />

Detail und man könnte einige Kosten sparen, wenn man im Rahmen einiger<br />

Normen etwas flexibler agieren könnte, zum Beispiel bei der bereits<br />

erwähnten Barrierefreiheit.<br />

Preistreiber ist aber nicht nur der Gesetzgeber, denn auch kundenseitig<br />

sind immer höhere Erwartungen an Wohnimmobilien spürbar und hochwertige<br />

architektonische Lösungen und Materialeinsätze fordern auch<br />

kostenseitig ihren Tribut.<br />

Weiter geht es mit der Preisentwicklung bei Generalunternehmern und<br />

Subfirmen. Nach einer Periode der ungewöhnlich geringen Preissteigerungen,<br />

befinden wir uns aktuell in einer Phase der extrem hohen<br />

Baunachfrage und eines sprunghaften Nachziehens des Preisniveaus.<br />

Es wird einfach – gerade in Wien – aktuell derart viel gebaut, dass sich<br />

viele Firmen, die Aufträge aussuchen können bzw. die Auftragsbücher<br />

derart gut und langfristig gefüllt sind, dass die Firmen neuen Anfragen<br />

gar nicht mehr nachkommen können, geschweige denn neues Personal<br />

für weitere Aufträge finden. Der allgemeine Fachkräftemangel tut dazu<br />

sein Übriges: Mir wurde berichtet, dass es in einigen Schlüsselgewerken<br />

zu einer teilweise dramatischen Verknappung am Markt gekommen ist –<br />

namentlich genannt seien hier die Bereiche Fassaden-/Metall-/Glasbau,<br />

das Haustechnikgewerk und seit zirka einem Jahr werden die personellen<br />

Ressourcen auch in den Bereichen Trockenbau, Boden- und Fliesenleger<br />

sowie bei Malern immer knapper.<br />

On top zu all diesen Preistreibern kommen noch die steigenden Rohstoffpreise,<br />

z.B. bei Metall und Stahl, sowie die steigenden Energiekosten, die<br />

bei dem hohen Transportkostenanteil in der Bauwirtschaft und bei allen<br />

Nebengewerken stark ins Gewicht fallen.<br />

Die Digitalisierung und der technische Fortschritt auf der Baustelle der<br />

Gegenwart und Zukunft spielen Frauen und Mädchen, die sich für diese<br />

Branche interessieren, gerade enorm in die Karten: Man muss in Zukunft<br />

kein starker Mann mehr sein, um im harten Baugewerbe bestehen zu<br />

können. Diese harten, körperlichen Arbeiten wird es natürlich weiterhin<br />

geben, dennoch eröffnen Digitalisierung, BIM und auch Robotik in vielen<br />

Bereichen des Bauens neue Jobmöglichkeiten, in denen mehr Kopfarbeit<br />

statt Muskelkraft gefragt sind.<br />

Mein Appell: Machen Sie Frauen und Mädchen in Ihrem Umfeld auf diese<br />

neuen Jobchancen in Bauberufen aufmerksam! Viele denken vielleicht<br />

noch gar nicht daran, dass auch die Baubranche spannende Karrieremöglichkeiten<br />

für sie bieten kann.<br />

Zum Autor<br />

Gründungsmitglied Ingrid Fitzek-Unterberger ist seit Mai 2015<br />

Obfrau des Salon Reals, des überparteilichen Vereins für Frauen<br />

in Führungspositionen in der österreichischen Immobilienwirtschaft.<br />

Als Bereichsleiterin Marketing & Kommunikation verantwortet<br />

sie seit mehr als 5 Jahren die Agenden für Österreich und<br />

Deutschland in der börsennotierten BUWOG Group.<br />

46 BauTecFokus


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Sommer 2018<br />

47


Sonnenschutz in Zeiten des Klimawandels<br />

Kommentar: Hannes Gerstmann<br />

n Ohne Sonne und Licht kein Leben; die Sonne liefert Energie und Licht<br />

ermöglicht uns das Sehen; aber zu viel Licht kann blenden und zu viel<br />

Sonne kann Räume überwärmen. Es kommt auf die richtige Dosis an, dass<br />

sich Menschen, Tiere und Pflanzen wohl fühlen. Über viele Jahrhunderte<br />

war die Be- und Verschattung ein wesentliches Element einer funktionalen<br />

Gebäudehülle. Ein vergleichsweise geringer Fensterflächenanteil<br />

sowie eine kühlwirksame Lüftung hielten die Gebäude sommertauglich.<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts schien das Energieangebot unerschöpflich<br />

und neue Gebäudekonzepte wurden entwickelt. Die Architektur<br />

„entmaterialisierte“ die Bauwerke und „durchflutete“ die Räume mit<br />

Licht. Die thermoregulierende Funktion der Fassade wurde von technischen<br />

Anlagen fürs Heizen und Kühlen übernommen. Doch die Klimaund<br />

Energiekrise holte uns ein, es galt vor allem den Energieverbrauch<br />

fürs Heizen zu senken. Dass gut gedämmte und dichte Gebäudehüllen<br />

gepaart mit großzügiger Verglasung für die Sommertauglichkeit der<br />

Gebäude problematisch sein könnten, wurde entweder nicht erkannt<br />

oder in Kauf genommen.<br />

Während sich die energetische Optimierung von opaken Wänden leicht<br />

bewerkstelligen lässt, gilt es bei transparenten Bauteilen wie Fenstern<br />

und Glasfassaden auch andere Faktoren, wie die Qualität der Sichtverbindung<br />

und die Tageslichtversorgung, mit zu berücksichtigen. Letztere<br />

hat nicht nur eine energetische, sondern auch eine biologische und<br />

psychologische Komponente. Eine gute Tageslichtversorgung reduziert<br />

den Stromverbrauch für Kunstlicht am Tag! Eine gute Tageslichtversorgung<br />

wirkt sich zudem – ähnlich wie gute Raumluft – nachweislich auf<br />

die Stimmung, Leistungsfähigkeit und Gesundheit aus. Bei Gebäudebewertungen<br />

werden die volks- und betriebswirtschaftlichen Auswirkungen<br />

der natürlicheren Belichtung (Gesundheitswesen und Produktivität)<br />

in der Regel nicht berücksichtigt! Auch die OIB-RL6 verlangt keinen<br />

Nachweis für den Beleuchtungsstrombedarf.<br />

Um das Überwärmungsrisiko zu minimieren, wird nicht selten der Lichteintrag<br />

um 30% und mehr reduziert. Um das Problem zu lösen, werden<br />

Gebäude quasi Sonnenbrillen aufgesetzt, die nicht mehr als 25 Prozent<br />

Licht durchlassen. Die Energiebilanz fällt dürftig aus – einem geringen<br />

Kühlenergiebedarf stehen geringe solare Gewinne und ein hoher Strombedarf<br />

für Licht untertags gegenüber! Ähnliches gilt für Fensterüberbauungen;<br />

diese müssten auf Grund dessen, dass energieeffiziente Gebäude<br />

von April bis Oktober ein Überwärmungsrisiko haben, 3 bis 4 m auskragen,<br />

was wiederum 60 bis 80 Prozent weniger Tageslicht und deutlich<br />

reduzierte solare Gewinne in den Übergangszeiten zur Folge hat!<br />

Wenn man Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz ernst<br />

nimmt, dann war adaptives und smartes Beschatten von Fenstern und<br />

Glasfassaden mit Jalousien, Läden und Markisen noch nie notwendiger<br />

als für unsere modernen Bauweisen. Bei Einhalten der Regeln<br />

für sommertaugliches Bauen lassen sich Wohngebäude auch bei<br />

1.5K Klimaerwärmung ohne aktive Kühlung planen und bauen. Dem<br />

Schutz vor Überwärmung muss bei der Baubewilligung der gleiche<br />

Stellenwert eingeräumt werden wie der Notwendigkeit des geringen<br />

Heizwärmebedarfs!<br />

Zum Autor<br />

Hannes Gerstmann ist seit 2010 Repräsentant und Sprecher des<br />

Bundesverbandes Sonnenschutztechnik Österreich (www.BVST.<br />

at). Die wichtigste Zielsetzung des Verbandes ist, das Wissen und<br />

den Nutzen passiver Maßnahmen für den thermischen und visuellen<br />

Komfort – also den bedarfsgerechten Eintrag von Sonne und<br />

Licht über transparente Bauteile – im Kontext zu den Klima- und<br />

Energiezielen zu verbreiten. Hannes Gerstmann bringt zudem<br />

seine langjährigen Fachkenntnisse in die Dachorganisation EU-<br />

ROPEAN SOLAR SHADING ORGANIZATION (www.es-so.com)<br />

ein und wirkt als Experte im Normungswesen mit. Den Bezug zur<br />

Praxis hält er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />

Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />

48 BauTecFokus


BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

BAUGESELLSCHAFT M.B.H.<br />

Ihr Ansprechpartner bei der Revitalisierung und<br />

Ihr Sanierung Ansprechpartner von historischer bei der Bausubstanz.<br />

Revitalisierung und<br />

Sanierung von historischer Bausubstanz.<br />

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Sanierung<br />

Ansprechpartner<br />

von historischer<br />

bei der<br />

Bausubstanz.<br />

Revitalisierung und<br />

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Fassadensanierung • Dachgeschossausbau<br />

Fassadensanierung Zu- und Umbauten •<br />

Aufzugseinbau<br />

Dachgeschossausbau<br />

Zu- und Umbauten •<br />

Aufzugseinbau<br />

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www.novotny-bau.at<br />

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Sommer 2018<br />

49<br />

www.novotny-bau.at


Zement und Beton visionär gedacht<br />

und innovativ angewandt<br />

Kommentar: Sebastian Spaun<br />

n Die Zementindustrie Österreichs forscht seit zehn Jahren erfolgreich<br />

an der Zwischenspeicherung von Sonnen- und Windenergie in aktivierten<br />

Betonbauteilen und ist damit internationales Vorbild bei der sektorenübergreifenden<br />

Entwicklung energieflexibler Gebäude. Viel Wert<br />

legt die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie dabei auch<br />

auf die Verbreitung des Wissens, da nur so der Energiespeicher Beton<br />

einen Weg in die breite Baupraxis finden kann; beispielsweise mit dem<br />

Planungsleitfaden „Thermische Bauteilaktivierung“. Ein besonderes<br />

Anliegen ist uns zudem die regionale Herkunft der Baustoffe. Diese<br />

initiiert lokale Innovationsketten und ist so ein großer Hebel im Sinne<br />

der Versorgungssicherheit und des effizienten Einsatzes von Ressourcen.<br />

Die österreichische Zementindustrie begrüßt ausdrücklich die Betonung<br />

einer aktiven Klimaschutzpolitik und in diesem Zusammenhang<br />

die Forcierung heimischer Baustoffe im neuen Regierungsprogramm.<br />

In Niederösterreich wird seit 2016 ein Einfamilienhaus als "Pilotprojekt"<br />

eines energieflexiblen Gebäudes betrieben. Dieses hat sich in den letzten<br />

zwei Jahren zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, denn überschüssige<br />

Windenergie wird in Betonbauteilen eingespeichert und bei Bedarf<br />

abgerufen. So konnten die Eigenheimbesitzer im heurigen langen Winter<br />

den Strombedarf ihrer Wärmepumpe zu 90 Prozent aus überschüssiger<br />

Windenergie abdecken. Dank gebührt dabei einem engagierten<br />

Team: der Baufirma Aichinger, dem Energiepionier Harald Kuster, der<br />

WEB Windenergie und dem Technologieministerium bmvit, welches<br />

das Monitoring des Projekts unterstützt hat, um die Daten auszuwerten<br />

und die Erfahrungen multiplizierbar zu machen. Anreize für sektorenübergreifende<br />

Innovationen sollten das Kernelement der Klima- und<br />

Energiestrategie werden.<br />

Der Baustoff Zement punktet generell mit kurzen Wegen und einer<br />

starken Verankerung in der Region: Der Durchschnittswert vom Abbau<br />

des Rohstoffs bis zum Zementwerk beträgt nur 47 Kilometer, der Weg<br />

vom Werk zum Kunden nur 68 Kilometer. Bemerkenswert ist auch der<br />

Wertschöpfungseffekt in der Region: 80 Prozent der rund 1.300 direkt<br />

beschäftigten MitarbeiterInnen leben in der nahen Umgebung der elf<br />

Werke in den österreichischen Bundesländern. Zudem trägt jeder der<br />

einzelnen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Schaffung von mehr<br />

als drei weiteren Jobs in seiner unmittelbaren Umgebung bei. Einen so<br />

hohen Multiplikationsfaktor schaffen nur Produktionsbetriebe.<br />

Positiv hervorzuheben ist weiters die Personalstruktur in den Zementwerken:<br />

Die Lehrlingsquote ist beispielsweise dreimal höher als die anderer<br />

Industriebetriebe. Mit über 8 Prozent ist der Anteil an AkademikerInnen<br />

hoch, diese sind vorwiegend im Bereich der Forschung tätig. Diese ideale<br />

Zusammensetzung aus langjährigen, erfahrenen MitarbeiterInnen und<br />

jungen Nachwuchstalenten ist gemeinsam mit der Forschung, die direkt<br />

in den Zementwerken stattfindet, ein Garant für die Innovations- und<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Zementindustrie.<br />

Zum Autor<br />

DI Sebastian Spaun (50) ist seit 1.1.2015 Geschäftsführer der Vereinigung<br />

der österreichischen Zementindustrie (VÖZ), zuvor war<br />

er seit 1998 Leiter der Abteilung Umwelt & Technologie und seit<br />

2004 stellvertretender Geschäftsführer der VÖZ. Während seines<br />

Studiums beschäftigte sich Spaun mit den Themenfeldern<br />

Wasser/Abwasser, Abfall- und Kreislaufwirtschaft. In der VÖZ<br />

engagiert er sich für die großen Themen der Zementerzeuger wie<br />

Klima-, Energie- und Umweltpolitik.<br />

50 BauTecFokus


© ZOOM VP.AT<br />

University Library Freiburg, Germany, DEGELO ARCHITEKTEN,www.degelo.net, Photo © Barbara Bühler<br />

© AllesWirdGut<br />

EINLADUNG<br />

A-NULL präsentiert<br />

BIM im Einsatz | ARCHICAD 22<br />

20. Juni 2018 18:00 Uhr | MAKwien | Weiskirchnerstraße 3 | 1010 Wien<br />

präsentiert<br />

BIM im Einsatz | ARCHICAD 22<br />

20. Juni 2018 18:00 Uhr | MAK Wien<br />

Weiskirchnerstraße 3 | 1010 Wien<br />

Anmeldung bis 13. Juni 2018 unter<br />

www.a-null.com/ac22<br />

Sommer 2018<br />

51


HOLZ-BETON-VERBUNDDECKE<br />

Kommentar: Jürgen Silberknoll<br />

n Das Schlagwort „Holz-Beton-Verbunddecke“ wurde in den letzten<br />

25 Jahren zu einer allgemein üblichen Bezeichnung im konstruktiven<br />

Hochbau für Holzdeckenkonstruktionen mit einer mitwirkenden Betonplatte.<br />

Eine weiterentwickelte „Hightech-Lösungsvariante“ bildet<br />

die Verbundverstärkung mit Stahlfaserbeton. Eine öbv-Richtlinie „Holz-<br />

Beton-Verbunddecke“ wird deshalb erstmals erarbeitet.<br />

Mit dem Arbeitskreis „Holz-Beton-Verbunddecke“ geht die Österreichische<br />

Bautechnik Vereinigung auf das ungebremste Interesse an Dachgeschoßausbauten<br />

ein. Dieses, vor allem bei Gründerzeithäusern, beliebte<br />

Verfahren wird somit erstmals in einem Regelwerk eigenständig behandelt.<br />

Die geplante Richtlinie soll dabei ausgehend von notwendigen Voruntersuchungen<br />

und Hinweisen auf weitere notwendige Erkundungen<br />

im Bauwerk bis hin zur Berechnung und Ausführung als Leitfaden für<br />

Bauherren, Planer und Ausführende dienen.<br />

Am Anfang wurde diese (mitwirkende) Faserbeton-Verbundplatte nach<br />

experimentellen Untersuchungsergebnissen aus einer Forschungsarbeit<br />

an der TVFA der TU Wien bzw. in Anlehnung an die ÖNORM B 5073<br />

statisch-konstruktiv konzipiert, dimensioniert und ausgebildet. Seit<br />

März 2002 gab diesbezüglich auch schon die öbv-Richtlinie „Faserbeton“<br />

entsprechende Hinweise mit einer dem aktuellen Stand der Technik<br />

entsprechenden sachgerechten Anwendung des Faserbetons. Damit<br />

wurden damals auch die technisch-konstruktiven und bauwirtschaftlich-technologischen<br />

Vorgaben für (Tragwerks-)Planer, Betonhersteller,<br />

Bauausführende und Bauüberwachende (Prüfingenieure) von Holz-Faser-Beton-Verbunddeckenkonstruktionen<br />

hinsichtlich des Faserbetons<br />

geschaffen. Mit der noch für heuer geplanten, eigenständigen Richtlinie<br />

werden diese Themen nun vertieft und aus der speziellen Sicht der<br />

Holz-Beton-Verbunddecken behandelt. Die Richtlinie spannt dabei<br />

einen Bogen angefangen bei der Bestandsaufnahme und der Erkundung<br />

möglicher Schadstellen über mögliche Sanierungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen<br />

der Holzträger bis zur abschließenden Bemessung der<br />

Holz-Beton-Verbunddecke.<br />

Bei diesen Konstruktionslösungen übernimmt der Faserbeton als Druckgurt<br />

sowohl eine tragende, aussteifende und stabilisierende Funktion<br />

und führt außerdem noch zu einem günstigeren Brandverhalten. Weiters<br />

wird auch das bauphysikalische Verhalten verbessert. Dieses zeichnet<br />

sich durch eine Verbesserung des akustischen Verhaltens und des<br />

Schwingens aufgrund der höheren Biegesteifigkeit aus.<br />

Grundvoraussetzung ist und bleibt jedoch ein im Sinne der öbv-Richtlinie<br />

„Faserbeton“ geprüfter Faserbeton mit klar definierten und eindeutig<br />

prüfbaren/kontrollierbaren, statisch-konstruktiv relevanten Eigenschaften<br />

bzw. Materialkennwerten und daraus abgeleiteten „charakteristischen<br />

Festigkeits-Rechenwerten“.<br />

Durch die Kombination der neu erscheinenden Richtlinie „Holz-Beton-<br />

Verbunddecke“ und der Faserbeton-Richtlinie ist es somit einerseits<br />

möglich, die Holz-Beton-Verbundtragwerke in ein einheitliches, EURO-<br />

CODE-konformes Sicherheitskonzept einzubinden, andererseits ist es<br />

auch möglich, diese Tragwerke auf ein ähnlich hohes „Vertrauens- bzw.<br />

Sicherheitsniveau“ zu heben wie vergleichbare Stahlbeton- und Spannbetontragwerke.<br />

Zum Autor<br />

Ing. Jürgen Silberknoll (38) ist in der Österreichischen Bautechnik<br />

Vereinigung (ÖBV) als Referent für Forschung & Fachausschüsse<br />

mit der Koordination und Betreuung der Forschungsprojekte und<br />

der Arbeitskreise zur Richtlinien und Merkblatterstellung betraut.<br />

Als Hauptaufgabe versteht der gelernte HTL-Ingenieur, in den<br />

zahlreichen Unterausschüssen und einzelnen Arbeitskreisen auf<br />

die gemeinsamen Ziele zu fokussieren und die unterschiedlichen<br />

Regelwerke aufeinander abzustimmen.<br />

52 BauTecFokus


Errichtet nach dem Cradle to Cradle Konzept: Gewerbepark in Amsterdam, Niederlande<br />

RHEINZINK IST NATÜRLICH ÖKOLOGISCH<br />

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Sommer 2018 53<br />

RZ_4904-4C-A


Positionen & Meinungen<br />

54 BauTecFokus


„BIM ist kein<br />

Allheilmittel“<br />

Die Bauindustrie wird immer attraktiver. Karl-Heinz Strauss steht<br />

erfolgreich an der Spitze der Porr AG. Warum er mehr Frauen für die<br />

Branche begeistern will, dass es vor allem auf Lean Design und Lean<br />

Construction ankommt und wieso die öffentliche Hand noch einiges<br />

aufzulösen hat, erklärt er im Interview mit dem BauTecFokus.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

Sie haben soeben das zweitbeste Jahr der<br />

Unternehmensgeschichte und einen Rekordauftragsbestand<br />

von 6,4 Milliarden<br />

Euro präsentiert. Was sind die Grundpfeiler<br />

dieses Erfolgs?<br />

Karl-Heinz Strauss: Unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Bau ist ein lokales<br />

Geschäft und auch ein People Business. Ohne<br />

gut motivierte und leistungsbereite Kolleginnen<br />

und Kollegen geht gar nichts. Da können<br />

Sie noch so viel vorhüpfen.<br />

Woher kommen die gut motivierten Mitarbeiter?<br />

Die ganze Branche klagt über<br />

Fachkräftemangel. Bekommen Sie das<br />

auch zu spüren?<br />

> > Natürlich. Das Bauingenieurstudium ist<br />

eines der schwierigsten Studien. Es dauert<br />

lang. Jeder Architektenlehrgang ist überlaufen.<br />

Und in der Baubranche gibt es totalen<br />

Nachwuchsmangel. Wenn man sich dann im<br />

Vergleich die asiatischen Unis ansieht, was<br />

sich dort bewegt und wieviel gute Leute da<br />

auf den Markt kommen...<br />

Woran liegt das?<br />

> > Die Baubranche ist natürlich nicht leicht.<br />

Die Projekte sind nicht dort, wo man wohnt,<br />

sondern dort, wo sie sind. Man verbringt viel<br />

Zeit vor Ort. Ich glaube, dass wir als PORR insgesamt<br />

sehr attraktiv sind, weil wir unternehmergeführt<br />

sind, börsennotiert und ein hohes<br />

Maß an Ausbildung und an Verantwortung<br />

bieten, die wir den Leuten von Haus aus mitgeben.<br />

Wir versuchen, unsere Leute, sowohl<br />

Arbeiter als auch Angestellte, umfassend<br />

und permanent auszubilden. Wir haben auch<br />

viele Programme wie Work & Life@PORR.<br />

Sommer 2018<br />

55


Positionen & Meinungen<br />

„Die Inflation<br />

wird falsch<br />

bemessen.“<br />

Karl-Heinz Strauss,<br />

Vorstand Porr AG<br />

Bauen ist durchaus anstrengend. Wenn man<br />

20 oder 25 Jahre am Asphalt arbeitet, dann ist<br />

das sehr belastend. Da muss man rechtzeitig<br />

eingreifen. Und das machen wir.<br />

Wie schaut das konkret aus?<br />

> > Wir bieten viel – PORR als best place to<br />

work, wo es spannend und motivierend ist<br />

– wir fordern Leistung, keine Frage, but we<br />

care for you. Das ist wesentlich. Gesundheitsprogramme,<br />

Netzwerke, spezielle Ausbildungen<br />

für Frauen und vieles mehr. Wir<br />

bevorzugen Frauen nicht, aber wir fördern<br />

sie. Generell müssen wir versuchen, die<br />

Frauen mehr für das Baugeschäft zu interessieren.<br />

Im kaufmännischen Bereich gibt<br />

es bei uns natürlich viele Frauen. Wir haben<br />

auch tolle Teams, die auf den Baustellen<br />

draußen sind. Bauarbeiterinnen, Poliererinnen,<br />

Vorarbeiterinnen, die das wirklich gut<br />

machen. Trotzdem müssen wir noch mehr<br />

Frauen ins Geschäft bringen, einfach weil<br />

56 BauTecFokus


der Mangel an „Fachmännern” da ist. Der<br />

wird auch nicht so schnell behoben werden.<br />

Wie hoch ist der Frauenanteil bei Porr?<br />

> > Es ist unterschiedlich in den Ländern, aber<br />

der durchschnittliche Anteil, wenn man quer<br />

über den Konzern schaut, liegt bei 11,8 Prozent.<br />

In Polen liegen sie weit über 20 Prozent im Vergleich<br />

zu den 13 Prozent im Durchschnitt. In<br />

der Zentrale sind es über 50 Prozent. Dort gibt<br />

es auch andere Themen.<br />

In Polen sind viele Frauen in technischen<br />

Berufen?<br />

> > Ja, Leiterinnen der Kalkulation oder Logistik<br />

– alles Frauen. Unter anderem, weil dort<br />

die Familie aus der Geschichte heraus anders<br />

funktioniert.<br />

Im Bauingenieurswesen sind aber schon relativ<br />

viele Frauen auf den Fachhochschulen?<br />

> > Viel zu wenig, obwohl die Bauindustrie immer<br />

attraktiver wird.<br />

In welcher Form attraktiver?<br />

> > Weil der gesamte Planungs- und Kalkulationsprozess,<br />

die Gestehung, heute in der<br />

digitalen Welt stattfindet. Auch bei Google,<br />

Amazon und Facebook, keine Frage. Aber<br />

beim Bau muss es auch jemand ausführen.<br />

Das wird in den nächsten 20 Jahren nicht<br />

automatisiert passieren. Automatisiert wird<br />

der Datenfluss und Prozess. Planung versus<br />

Realität. Man kann nicht alles im Kopf haben,<br />

muss vor Ort sein und Dinge angreifen. Am<br />

Zur Person<br />

Karl-Heinz Strauss<br />

Nach Abschluss der HTL in Mödling,<br />

Bereich Tiefbau, studierte Karl-Heinz<br />

Strauss an der Harvard University, an der<br />

Management Business School in St. Gallen<br />

und absolvierte ein <strong>MB</strong>A-Programm<br />

an der Imadec University in Wien. Bis<br />

zum Jahr 2000 war er in verschiedenen<br />

Funktionen bei der Raiffeisen Zentralbank<br />

tätig – unter anderem in den<br />

Bereichen Bau und Immobilien. Danach<br />

gründete er die Strauss & Partner Immobilien<br />

GmbH, zu deren bekanntesten<br />

Projekten das Euro Plaza am Wienerberg<br />

zählt. Im September 2010 übernahm der<br />

gebürtige Kärntner den Vorstandsvorsitz<br />

der Porr AG. Seither hat er durch eine<br />

konsequente Umstrukturierung den<br />

Konzern erfolgreich aus der Krise manövriert.<br />

Unter seiner Ägide avancierte<br />

das Unternehmen vom drittgrößten zum<br />

zweitgrößten Baukonzern Österreichs.<br />

Sommer 2018<br />

57


Positionen & Meinungen<br />

„Nur wenn die<br />

Infrastruktur<br />

funktioniert, kann<br />

auch eine moderne<br />

Wirtschaftspolitik<br />

greifen.“<br />

Karl-Heinz Strauss<br />

Ende des Tages gibt es ein fertiges Gebäude,<br />

eine Straße, einen Tunnel, eine Brücke, wo<br />

Sie sagen: „Das war ich.“ Das macht die Bauindustrie<br />

spannender als je zuvor.<br />

Die Bauwirtschaft boomt wieder. In welche<br />

Richtung entwickelt sich der Markt?<br />

> > Natürlich gibt es momentan einen Hype,<br />

weil in den Märkten viel passiert. Durch die<br />

Sparprogramme der letzten Jahre ist oft eine<br />

scheinbare Auslastung gegeben, weil Subunternehmer<br />

nicht genug Personal haben.<br />

Und weil viele Rohstoffe für den momentanen<br />

Bedarf nicht ausreichend da sind. Aber<br />

ich glaube, dass das alles nicht nachhaltig<br />

sein wird, sondern, dass das momentan eine<br />

Kumulation von den Effekten ist, die in den<br />

letzten Jahren gefehlt haben. Der Nachzieheffekt<br />

kompensiert das sozusagen. In der Infrastruktur<br />

sieht man ja, dass in Europa einiges<br />

zu tun ist.<br />

… und in Österreich?<br />

> > Ich glaube, es geht hier nicht um das<br />

Sponsern der Bauindustrie. Es geht darum,<br />

die Wirtschaftlichkeit der österreichischen<br />

Unternehmen darzustellen. Nur wenn die<br />

Infrastruktur funktioniert, kann auch eine<br />

moderne Wirtschaftspolitik greifen, die den<br />

Unternehmen dann wieder zugutekommt.<br />

Ich glaube, dass man die anstehenden Projekte<br />

wirklich durchziehen sollte.<br />

Wir haben durch Proteste und durch geschickte<br />

Verfahrensanwälte unglaubliche Verzögerungen.<br />

Man braucht sich beispielsweise nur die<br />

S7 in Fürstenfeld ansehen, wo jedes Quartal<br />

oder jedes Halbjahr neue Vögel, Frösche oder<br />

Blumen als schützenswert identifiziert werden.<br />

Da gehören die Verfahren gestrafft. Wenn<br />

ein Projekt verhandelt ist, ist es verhandelt.<br />

Oder wie beim Lobau Tunnel, wo die Gegner so<br />

lange Druck machen und so lange Verzögerungen<br />

verursachen, dass die Gutachten, die heute<br />

herangezogen werden, sieben oder acht Jahre<br />

alt sind, natürlich nicht mehr am Stand der<br />

Technik sind und wiederholt werden müssen.<br />

Und dann werden sie wieder angefochten. Das<br />

ist ein Kreislauf, der unerträglich ist.<br />

58 BauTecFokus


funktionierende Wirtschaft und wollen Westeuropa<br />

beliefern. Denen zu sagen, sie dürfen<br />

nicht in Infrastruktur investieren – das wird<br />

nicht funktionieren. Oder man hört auf mit<br />

der globalen Vernetzung in einem gemeinsamen<br />

Markt. Aber das ist auch nicht sinnvoll<br />

und ein Rückschritt.<br />

Bei den vielen Einsprüchen in Bürgerverfahren<br />

gibt es immer wieder Bestrebungen,<br />

man sollte das Verteuern mit Anwaltszwang,<br />

damit willkürliche Einsprüche minimiert<br />

werden. Wie sehen Sie das?<br />

> > Ich glaube, man sollte das so machen, dass<br />

bei gewissen Einsprüchen – da bin ich aber<br />

nicht der Jurist – durchaus so sein sollte. Derjenige,<br />

der den Einspruch erhebt und dann verliert,<br />

sollte auch die Kosten und die Kosten, die<br />

er verursacht hat, tatsächlich tragen. Leider ist<br />

es z.B. in Wien, aber auch anderswo ein neuer<br />

Geschäftszweig geworden unter Architekten<br />

und Rechtsanwälten, wenn wo gebaut wird,<br />

dem Nachbar zu sagen, wir kassieren 30.000<br />

Euro, ich kriege 10.000 und 20.000 Euro bekommen<br />

Sie. Das passiert laufend. Dem gehört<br />

Einhalt geboten.<br />

„Wir haben durch<br />

die Niedrigzinsen<br />

eine enorme<br />

Inflation der<br />

Sachgüter.“<br />

Karl-Heinz Strauss<br />

Es wird ja auch gerne mit den Klimazielen<br />

argumentiert, dass dann noch mehr<br />

belastender Verkehr durch Österreich<br />

rollt?<br />

> > Ja, schauen Sie: Der Verkehr rollt so oder<br />

so. Man muss heute schauen, dass wir in<br />

ganz Europa mehr Bahn-Hochgeschwindigkeitsnetze<br />

schaffen und ausbauen.<br />

Nachdem wir alle wissen, dass Kapazitäten<br />

beschränkt sind, werden wir dort etwas investieren<br />

müssen. Aber das will man auch nicht.<br />

Da beisst sich die Katze in den Schwanz. Alle<br />

wissen, dass wir weniger LKWs brauchen,<br />

aber erklären Sie das den Ländern, die östlich<br />

von uns sind und noch nicht so ein ausgebautes<br />

System haben. Die haben aber eine gut<br />

Oder beim Lobau Tunnel oder der S7. Wenn<br />

immer wieder neue Themen kommen, muss<br />

der Gesetzgeber rigoros sein, so wie es damals<br />

beim Hauptbahnhof war, wo man gesagt hat:<br />

„Okay, die Stadt Wien und die ÖBB und alle<br />

Beteiligten: Jetzt gibt es eine Diskussionsphase,<br />

das Projekt wird auf den Tisch gelegt.<br />

Die Phase dauert sechs oder neun Monate.<br />

Sommer 2018<br />

59


Positionen & Meinungen<br />

Die Anrainer sind eingeladen und nach neun<br />

Monaten wird entschieden, angepasst, was es<br />

zum Anpassen gibt. Und das, was entschieden<br />

wird, wird konsequent umgesetzt.“ Das war<br />

der Schlüssel des Erfolges eines der größten<br />

Bauprojekte Europas. Das ist eine Paradeentwicklung,<br />

wo Wien gezeigt hat, was im öffentlich-privat<br />

kombinierten Hochbau möglich ist.<br />

Wir vermarkten nur zu wenig, was Österreich<br />

und Wien hier geschaffen haben.<br />

Was sollte die Politik noch machen?<br />

> > Die Politik muss, was das Thema Widmung<br />

betrifft, gescheiter, schneller und effizienter<br />

werden, damit man die Themen schneller umsetzen<br />

kann und nicht ein bis drei Jahre auf<br />

Widmungen warten muss. Wenn der Boom da<br />

ist, die Widmung rausgeben, damit viel gebaut<br />

wird. Dann kommt viel auf den Markt und das<br />

wirkt immer preisdämpfend. Automatisch.<br />

Zudem sind die Zinsen tief, das fördert Wohnbau.<br />

Der Bedarf ist auch da. Wobei ich fürchte,<br />

dass langsam am Bedarf vorbeigebaut wird.<br />

„Die Grundstückspreise sind<br />

gestiegen, die Renditen für<br />

vermietete Gebäude sind<br />

dramatisch gesunken. Das<br />

bedeutet eine Preissteigerung.“<br />

Karl-Heinz Strauss<br />

Leistbares Wohnen ist ein riesen Thema und<br />

wir arbeiten auch daran. Der Hauptgrund sind<br />

nicht die Baukosten, die einen Bau leistbar<br />

machen oder nicht, sondern die Planung und<br />

am Anfang eines Projektes sind es die Grundstückspreise<br />

wesentliche Kostentreiber.<br />

Sie haben gemeint, es wird am Bedarf vorbeigebaut<br />

– wo sehen Sie solche Entwicklungen?<br />

> > Jeder möchte natürlich hochpreisige Wohnungen<br />

verkaufen. Das ist einfach eine Pyramide.<br />

Wir brauchen zu zwei Drittel Wohnungen,<br />

die leistbar sind mit einer Miete her, mit<br />

60 BauTecFokus


unter zehn Euro. Genauso bei den Kaufpreisen.<br />

Das verschiebt sich natürlich. Es ist eine<br />

Mischung aus Markt und Steuerung. Aber<br />

wenn ich heute die geförderten Bauvorhaben<br />

hernehme, die nicht mehr zu realisieren sind,<br />

weil ihnen die Kosten davongelaufen sind, da<br />

muss ich mich fragen, was falsch läuft. Die<br />

Baubranche erlebte in den letzten sieben<br />

Jahre eine Kostenerhöhung von 26 Prozent<br />

und hat von der öffentlichen Hand aber nur<br />

11 Prozent zugestanden bekommen. Wer hat<br />

die 15 Prozent getragen? Die Effizienz des<br />

Baugewerbes und die Effizienz der Bauindustrie,<br />

die haben das auf ihre eigene Kappe genommen.<br />

Aber jetzt geht es nicht mehr.<br />

Was waren die größten Kostentreiber, abgesehen<br />

von den Grundstückspreisen?<br />

> > Schauen Sie sich einmal die Personalkosten<br />

an. Wir haben jedes Jahr weit über zwei<br />

Prozent Erhöhung. Bei den Materialpreisen<br />

hat sich zum Beispiel der Stahlpreis verdoppelt.<br />

Auch der Betonpreis ist gestiegen. Es<br />

ist einfach eine Kette von Themen. Wir sagen<br />

immer und das ist eine Verzerrung am<br />

Markt – dass der Verbraucherpreisindex,<br />

also die Inflation, unter zwei Prozent ist.<br />

Das ist völliger Blödsinn. Gehen Sie einmal<br />

einkaufen zum Bäcker und überlegen, was<br />

Sie vor fünf Jahren gezahlt haben und was<br />

Sie heute zahlen. Die Inflation wird heute<br />

falsch bemessen. Der Warenkorb ist nicht<br />

mehr zeitgemäß und zeigt keine wahre<br />

Verteuerung. Die Preise bei Lebensmitteln,<br />

Wohnungen werden durch absurde Preissenkungen<br />

bei Fernsehern, Telefongebühren<br />

kompensiert. Aber wie viele Fernseher<br />

kauft man denn im Jahr?<br />

Das ist auch so ein Punkt, wo man aufwachen<br />

muss. Wir haben durch die Niedrigzinsen<br />

eine enorme Inflation der Sachgüter.<br />

Die Grundstückspreise sind gestiegen, die<br />

Renditen für vermietete Gebäude sind dramatisch<br />

gesunken. Das bedeutet eine Preissteigerung.<br />

Ob das alte Autos oder alte Uhren<br />

sind – unglaubliche Preissteigerungen.<br />

Wenn man heute beispielsweise schaut, was<br />

Wald kostet. Früher zahlte man einen Euro,<br />

heute bekommt man unter drei Euro gar<br />

nichts Vernünftiges mehr. Da sind schon<br />

große Faktoren, die hier mitspielen. Aber<br />

Sachgüter sind knapp und Grund und Boden<br />

sind auch ein knappes Gut.<br />

Blickt man in Richtung Nachhaltigkeit und<br />

Ressourcenschonung, welchen Einfluss hat<br />

das auf die Preisbildung?<br />

> > Naja, ohne Nachhaltigkeit geht heute nichts<br />

mehr. Wir versuchen ja – und die PORR ist auch<br />

hier ein Vorreiter. In der Planung und Bauausführung<br />

arbeiten wir, wenn möglich mit recyceltem<br />

Material. Der Infrastrukturasphalt bekann<br />

beispielsweise zu mehr als 50 Prozent aus<br />

altem recyceltem Asphalt bestehen.<br />

Kostet das in Summe nun mehr?<br />

> > Es ist auf jeden Fall wirtschaftlicher, natürlich.<br />

Wir recyceln bereits sehr viel, egal ob es<br />

Holz oder Ziegelschutt ist, und egal wofür es<br />

verwendet wird. Als Zuschlagsstoffe oder zur<br />

Zementerzeugung usw. Der Kreislauf der Materialien<br />

wird künftig noch viel stärker und<br />

nachhaltiger werden. Diese Materialen sind<br />

günstiger für alle.<br />

Themenwechsel in Richtung Digitalisierung.<br />

Andere Netze haben bekanntlich<br />

auch noch Aufholbedarf – gemeint ist die<br />

Breitband-Infrastruktur. Sind Sie im täglichen<br />

Betrieb davon betroffen?<br />

> > Die Breitbandanbindung ist ein wesentlicher<br />

Punkt. Heute geht ohne vernünftige An-<br />

Sommer 2018<br />

61


Positionen & Meinungen<br />

bindung gar nichts. Wir spüren es, wenn eine<br />

Baustelle mit unseren Zentralcomputern oder<br />

mit der Cloud verbunden ist. Wir brauchen eine<br />

gewisse Kapazität, damit die Programme auch<br />

wirklich funktionieren. Wir haben oft – in den<br />

Städten – damit zu kämpfen. Ich glaube, dass<br />

Deutschland da sogar noch hinter Österreich<br />

nachhinkt. Dramatisch.<br />

Wir helfen uns damit, dass wir dann über Satelliten<br />

gehen und eigene Leitungen nutzen. Aber<br />

wir merken, dass eine Baustelle nicht mehr<br />

funktioniert, wenn sie nicht gut angebunden<br />

ist. Wenn wir über Digitalisierung und Automatisierung<br />

reden, muss die Vernetzung zwischen<br />

Planen, Bau, Lieferketten und Logistik<br />

funktionieren. Sonst hat man keine Chance.<br />

Bei der ganzen Software, die Sie einsetzen,<br />

setzen Sie da auf Eigenentwicklungen<br />

oder Standardprogramme?<br />

> > Wir sind ein Vorreiter bei der Weiterentwicklung<br />

vom BIM. Wir reden nicht groß darüber,<br />

aber wir machen das seit 2011. Wir sind<br />

im Hochbau unglaublich weit, wir arbeiten<br />

mit BIM 3D bis 5D und vollziehen jetzt auch<br />

in der Infrastruktur große Schritte. Natürlich<br />

nehmen wir Standardprodukte, die wir dann<br />

weiter vernetzen. BIM ist ja nur ein Standard,<br />

für einen Prozess in der Planung über die Kalkulation<br />

bis zur Ausführung. Wir haben im<br />

Haus ein eigenes BIM-Team und entwickeln<br />

Lösungen laufend weiter.<br />

Wie groß ist die Abteilung?<br />

> > Wir machen das in der PORR Design and<br />

Engineering. Wir haben dort über 300 Architekten,<br />

Techniker und Planer. Wir haben auch<br />

eine Digital Unit. Alles was mit „Digitalisierung“<br />

zu tun hat, ist in einer eigenen Einheit<br />

zusammengefasst. Da gehört die IT dazu, die<br />

Softwareprogrammierung und -entwicklung,<br />

die kaufmännischen und technischen Applikationen.<br />

Es wird in Scrum Teams gearbeitet<br />

für Spezialthemen. Da entwickeln wir viel.<br />

Es geht heute darum, die Dinge anwendbar<br />

zu machen. Damit die Verbindungen da sind<br />

und der Planer mit der Baufirma viel früher<br />

zusammenarbeitet. Wir sehen, dass sich ein-<br />

Trend zum Generalunternehmer und zum Totalunternehmer<br />

abzeichnet.<br />

Was machen Sie mit den Kooperationspartnern,<br />

die noch nicht BIM-fähig sind?<br />

> > Man arbeitet trotzdem mit ihnen in 2D weiter.<br />

Das muss man auch in Kauf nehmen. Man<br />

muss die digitalen Themen vorsichtig angehen<br />

und um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

herum aufbauen. Was viel Wesentlichere<br />

ist – das macht den Unterschied: Unsere<br />

Bauherren müssen die Planung in diesem<br />

Standard beauftragen. Wenn sie das selbst planen<br />

und beauftragen, dann wird es der, der es<br />

baut, auch automatisch übernehmen. Das ist<br />

keine Hexerei, das funktioniert in UK, Nordeuropa.<br />

Sie können keine Brücke bauen, wenn<br />

Sie nicht BIM-fähig sind, brauchen Sie in Norwegen<br />

keine Ausschreibung abholen. Das ist<br />

alles in BIM-Standard geplant, fertig.<br />

„Es liegt nicht an den Baukosten,<br />

warum ein Bau leistbar oder<br />

nicht leistbar ist, sondern<br />

an der Planung und den<br />

Grundstückspreisen.“<br />

Karl-Heinz Strauss<br />

62 BauTecFokus


Deutschland hat eine Radikalmaßnahme getroffen:<br />

Ab 2020 muss die deutsche öffentliche<br />

Hand in BIM-Standard ausschreiben. In<br />

Österreich warte ich vergeblich darauf. Der<br />

Gesetzgeber muss hergehen und sagen, ab<br />

2020 oder 2021 arbeiten wir auch im BIM-<br />

Standard. Und nicht versuchen, in der Vergabe,<br />

wie es einer der größten öffentlichen<br />

Auftraggeber versucht hat bei einem Hochbauprojekt<br />

an der Ostautobahn, das so zu<br />

verpacken: „Wir schreiben es in 2D aus, aber<br />

wenn ihr es in 3D-BIM-Standard macht, bekommt<br />

ihr mehr Punkte bei der Vergabe und<br />

der Bewertung.“ Das heißt, er will um das<br />

gleiche Geld eine viel aufwändigere, bessere<br />

Planung. Das will der Auftraggeber nicht zahlen,<br />

sondern den Baufirmen umhängen.<br />

Unlängst bei einem Branchen-Round<br />

Table tauchte die Frage auf, wieso nicht<br />

gleich in BIM ausgeschrieben wird? Die<br />

Antwort lautete: Weil noch zu wenige<br />

BIM beherrschen. Es könnte ein zu großes<br />

Knock-out-Kriterium sein.<br />

> > Das ist das Prinzip „Henne und Ei“ – was<br />

war zuerst? Da muss ich mich trauen und<br />

schauen, wie es der Rest von Europa macht,<br />

und dann machen wir es doch bitte auch.<br />

Wieso können die Deutschen das und wir Österreicher<br />

trauen uns das nicht zu?<br />

Woran liegt es, dass in Österreich noch zu<br />

wenige Unternehmen BIM-fähig sind?<br />

An der Ausbildung, Erfahrung?<br />

> > Natürlich ist es ein Lernprozess, aber für<br />

alle. Man lernt und macht viel falsch. Aber<br />

je früher man damit beginnt, umso besser.<br />

Man darf eines nicht unterschätzen: Auf<br />

den HTLs, Fachhochschulen und Unis ist das<br />

heute schon überall ein Thema.<br />

Es gibt auch bereits viele kleine und mittlere<br />

baugewerbliche Firmen, die weit vorne<br />

sind und BIM permanent anwenden. BIM ist<br />

ja nicht das Allheilmittel. BIM ist nur Mittel<br />

zum Zweck, ein Prozess, ein Format. Wir<br />

sind ja schon viel weiter und reden von Lean<br />

Design und Lean Construction. Da gibt es<br />

flächendeckend Schulungen, damit unsere<br />

Leute das Konzept von Lean Design und Lean<br />

Construction wirklich verstehen lernen und<br />

anwenden.<br />

Worin liegt die Stärke von Lean Construction?<br />

> > Das ist eine andere Form des Bauens. Es sind<br />

von Anfang an alle mit dabei, es ist offen und<br />

es geht nicht darum, Subunternehmer auszupressen.<br />

Die Fassadenbauer, Haustechnikfirmen,<br />

Estrichbauer usw. sind von der ersten<br />

Minute alle involviert. Das macht den Unterschied.<br />

Nicht jeder gegen jeden, um einzelne<br />

Vorteile zu lukrieren, sondern sauber geplant.<br />

Im Endeffekt führt es dazu, dass der Bauherr<br />

zu seinem Budget ein Projekt bekommt, in der<br />

vereinbarten Zeit und in toller Qualität.<br />

Also Kooperation ist alles?<br />

> > Es ist ein partnerschaftlicher Ansatz. Das<br />

ist der wesentliche Punkt. Was momentan in<br />

der Branche viele entsetzt: Wenn Bauherren<br />

sagen, wir machen ein Budget und dann setzt<br />

man das Budget wegen der Realisierung nochmal<br />

um 10 Prozent runter, und wir werden<br />

schon einen finden, der das dann macht. Das<br />

ist in Zeiten wie diesen nicht mehr möglich.<br />

Weil A die Baufirmen sagen, sie haben andere<br />

Alternativen, und B das für die Subunternehmer<br />

nicht in Frage kommt. Da hat man keine<br />

Lieferanten mehr. Es geht darum, dass keiner<br />

den anderen über den Tisch zieht.<br />

Haben Sie noch berufliche Visionen?<br />

> > Wir feiern nächstes Jahr 150 Jahre PORR<br />

und wir bereiten uns für die nächsten 150<br />

Jahre vor.<br />

Es gibt wenige Baufirmen, die 150 Jahre alt<br />

werden.Vor allem auch mit der Kompetenz.<br />

Wir sind nicht nur vertikal im Bauen aufgestellt,<br />

sondern auch horizontal. Hochbau und<br />

Tiefbau – und wir können das auch wirklich.<br />

Bauen ist dort, wo Bauarbeiter sind, solange<br />

ich die habe, wird es eine Baufirma geben.<br />

Was ist Ihr aktuelles Lieblingsprojekt?<br />

> > Gibt es keines. Wir haben natürlich spannende<br />

Projekte. Ich habe keine Vorliebe, ob<br />

das Hochbau oder Tiefbau ist, ganz im Gegenteil.<br />

Ich schaue sehr genau, was kommt,<br />

kommt. Wir haben spannende Infrastrukturprojekte<br />

in Deutschland, die A1 Brücke über<br />

den Rhein, die in China vorgefertigt wird.<br />

Oder Fair, ein Ionenbeschleuniger in Darmstadt.<br />

In 14 Tagen schieben wir bei Parndorf<br />

eine neue Brücke über die Autobahn. Da bin<br />

ich dabei, wenn sie geschoben wird. So etwas<br />

interessiert mich.<br />

n<br />

Sommer 2018<br />

63


BauMarketing<br />

Gedankensplitter zum Marketing als<br />

regelmäßige Kolumne.<br />

Baue in DER Zeit,<br />

dann hast Du Projekte in der Zukunft<br />

Regelmäßiger Kommentar:<br />

Alexander Bosak & Philipp Kaufmann<br />

n Baufirmen und Marketing in einer Boomphase, macht das Sinn?<br />

Baufirmen können es sich zurzeit aussuchen, welche Projekte sie realisieren<br />

und welche nicht. Die Bauträger sind, wie wir wissen, mit vielen<br />

Absagen konfrontiert bzw. manche Baufirmen melden sich nicht einmal<br />

auf eine Anfrage eines Kunden. Manche Angebote werden bewusst<br />

so unattraktiv gestaltet, dass der Auftraggeber sie nur ablehnen kann<br />

oder der Deckungsbeitrag außerordentlich hoch ist. Noch interessanter<br />

ist, dass scheinbar Web 2.0 oder eine gute Homepage in<br />

dieser Branche eine Seltenheit ist. Scheinbar ist dies alles<br />

auch nicht notwendig, da das Geschäft brummt und<br />

alle Geld verdienen.<br />

Marketing und Baufirma?<br />

Die Frage, die sich hier stellt: Braucht eine<br />

Baufirma denn überhaupt Marketing?<br />

Wir meinen ja, wobei Sie zu Recht<br />

einwerfen werden, dass wir hier eine<br />

vorgefasste Meinung haben. Wir lieben<br />

Marketing und sind hier voreingenommen.<br />

Aber haben wir Recht?<br />

Eines steht fest: Es gibt sicher auch<br />

eine Zeit nach dem Boom und da<br />

gilt es, professionell vorzubauen.<br />

Gleichzeitig sind wir davon überzeugt,<br />

dass eine gute Kunden-Auftragnehmer-<br />

Beziehung Goldes wert ist. Darin gilt es zu<br />

investieren und jede Beziehung bedeutet<br />

Arbeit, Zeit und die richtige Einstellung. Die<br />

richtige Bezeichnung dafür heißt Marketing<br />

und dafür stehen wir zwei. Wir kennen uns<br />

seit Jahren und sind sowohl in der Theorie<br />

als auch Praxis mit Fragen des Marketings<br />

beschäftigt. Bisher haben wir im ImmoFokus<br />

regelmäßig zum ImmoMarketing geschrieben,<br />

welches wir beide in Österreich salonfähig<br />

gemacht haben. Mit dem BauTecFokus wollen wir auch für die<br />

Bauwirtschaft schreiben und uns mit ihr beschäftigen.<br />

Gespannt, was kommen wird<br />

Wir haben festgestellt, dass Marketing von Baufirmen bei den Bauträgern<br />

noch nicht wirklich sichtbar ist. Spannend finden wir, welche Erklärung<br />

uns einzelne Vertreter der Branche dafür liefern und wie sie dies zukünftig<br />

sehen. Kaum zu glauben, aber wir haben gehört<br />

„Marketing brauchen wir nicht“ oder „Diese<br />

Ausgaben sparen wir uns und haben<br />

einfach mehr Gewinn“! Wow! Solche<br />

Aussagen kennen wir von unseren<br />

bisherigen Untersuchungen nicht.<br />

Heutzutage weiß jeder Makler,<br />

wie wichtig Marketing ist: Für sein<br />

Objekt, für sich selber und sogar<br />

für ein gesamtes Stadtquartier. Im<br />

konkreten Fall sind wir gespannt,<br />

ob sich die Einstellung ändern wird,<br />

denn die nächste ruhigere Phase<br />

kommt bestimmt. Marketing schafft<br />

nicht nur loyalere Kunden, sondern<br />

baut vor, im nächsten Abschwung zu<br />

den Gewinnern zu gehören. Die Tools<br />

hierfür sind denkbar einfach und genau<br />

darüber wollen und werden wir berichten.<br />

Wir laden Sie ein, sich an dieser Reise zu beteiligen.<br />

Wir wollen Best-Practice-Beispiele vor<br />

den Vorhang holen und den Finger in Wunden<br />

legen, damit Sie davon profitieren. Dies sehen wir<br />

als Auftrag, damit BauMarketing zur gelebten Realität<br />

wird. Abschließend freuen wir uns, wenn wir<br />

von Ihnen hören und Sie sich, erfreut, erzürnt oder<br />

verwirrt, bei uns melden. Wir wollen aufrütteln und<br />

bewegen, denn nichts ist für uns schlimmer als Leere<br />

und nichts. Bewahren Sie uns bitte davor!<br />

64 BauTecFokus


Predictive Maintenance<br />

für Bienenstöcke<br />

App gegen Bienensterben. Monitoring-System gibt Auskunft über Bienenstöcke, die Daten aus aller Welt<br />

ermöglichen immer genauere Vorhersagen.<br />

Fotos: BeeAndMe<br />

„Ein wichtiger<br />

Beitrag gegen das<br />

Bienensterben.“<br />

Martin Bittner,<br />

Initiator von BeeAndMe<br />

A<br />

m Sonntag, den 20. Mai, war<br />

Welttag der Bienen. Was das mit<br />

Bautechnik zu tun hat? Nicht nur<br />

Karl-Heinz Strauss von PORR und<br />

Karl Weidlinger von Swietelsky setzen sich für<br />

Bienen ein, das junge Startup „BeeAndME“ hat<br />

ein smartes Monitoring-System für Bienenstöcke<br />

entwickelt, das mittels vielfältiger Sensoren dem<br />

Imker Auskunft über den Zustand seiner Bienenstöcke<br />

liefert. Unter anderem misst das System<br />

das Ausmaß an gesammeltem Honig, die lokale<br />

Temperatur und Luftfeuchtigkeit und die Gesundheit<br />

der Bienen durch eine Soundmessung.<br />

Eine App alarmiert zeitgerecht im Falle einer<br />

signifikanten Abweichung – auch über bevorstehende<br />

Ereignisse, z.B. das Ausschwärmen des<br />

gesamten Bienenstammes. So kann der Imker<br />

rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, auch wenn er<br />

nicht die Möglichkeit hat, all seine Stöcke täglich<br />

zu besuchen. Über eine eigene Cloud Analytics<br />

werden Daten unzähliger Bienenstöcke, die über<br />

den gesamten Erdball verstreut liegen, miteinander<br />

verglichen, um so wesentlich genauere<br />

Vorhersagedaten zu generieren. Das gesamte<br />

System wird damit mit der Zeit immer intelligenter<br />

und hilft Imkern, die traditionellen Herausforderungen<br />

der Imkerei besser zu bewältigen,<br />

und natürlich den Bienen. „Ein wichtiger Beitrag<br />

gegen das Bienensterben“, freut sich Initiator von<br />

BeeAndMe Martin Bittner, der als Accelerator<br />

vielen Startups unter die Arme greift, über immer<br />

mehr große Unternehmer als Mitstreiter.<br />

www.beeand.me<br />

n<br />

Sommer 2018<br />

65


Trendtable: Projektmanagement<br />

Wir-Gefühl braucht Zeit<br />

Projektmanagement. Im Expertengespräch mit Brigitte Schaden, Präsidentin Projekt Management Austria,<br />

und Christian Maeder, Head of Construction Competence Network bei der PORR, wird klar: Ohne Vertrauen in das<br />

Team und genügend Zeit für die Planung wird es bei der Umsetzung von Bauprojekten schwierig. Noch gibt es<br />

zu wenige Menschen, die das Projektmanagement wirklich beherrschen.<br />

Autor: Angelika Fleischl<br />

„Beim heutigen<br />

Entwicklungstempo<br />

der Technologien<br />

ist das fast noch<br />

Steinzeit.“<br />

Christian Maeder<br />

E<br />

ine perfekte Planung zu erstellen – das<br />

heißt, die Zukunft vollständig vorwegzunehmen,<br />

ist unmöglich und<br />

auch meist nicht von Erfolg gekrönt,<br />

weiß Christian Maeder aus seiner langjährigen<br />

beruflichen Erfahrung. Er hat kürzlich die Funktion<br />

Head of Construction Competence Network<br />

bei der PORR übernommen. Für pma-Präsidentin<br />

Brigitte Schaden ist Zeitmanagement ein ganz<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor. Auch wenn die Rahmenbedingungen<br />

wesentlich weniger stabil sind<br />

als früher. „Man kann sich auf weniger verlassen.<br />

Deshalb machen manche Planungsformen, wie<br />

wir sie früher gekannt haben, heute keinen Sinn<br />

mehr. Es ist oft so: Wenn man mit der Planung<br />

fertig ist, kann man wieder von vorne anfangen,<br />

weil sich so viel geändert hat.“ Nun gibt es Methoden<br />

wie etwa BIM, die die Baubranche unter<br />

diesen Voraussetzungen unterstützen.<br />

Digitalisierung<br />

Als das CAD (Computer Aided Design) eingeführt<br />

wurde, haben alle gesagt, jetzt wird<br />

es effizienter. Es wurde aber nicht weniger<br />

gezeichnet – eher das Gegenteil war der Fall.<br />

Mit dem neuen Werkzeug konnten die Pla-<br />

66 BauTecFokus


ner im Projektverlauf länger Änderungen<br />

vornehmen, was die Auftraggeber bald und<br />

sehr gerne genutzt haben. Der Ansatz der<br />

Effizienzsteigerung ist durch die Möglichkeiten<br />

der Tools fast vollständig konterkariert<br />

worden. Auch die baubegleitende Planung<br />

erfolgt bei aktuellen Projekten oft noch zum<br />

spätest möglichen Zeitpunkt oder aber zu<br />

spät. Das hat dann zwingend einen Einfluss<br />

auf den bereits errichteten Rohbau und die<br />

Systeme der Haustechnik. Man stelle sich<br />

vor, in einem Bürohaus muss aufgrund eines<br />

Nutzerwechsels während der Bauphase statt<br />

der vorgesehenen Büros ein Labor eingebaut<br />

werden: Eine derartige Änderung wirkt vom<br />

Brandschutz bis hin zur Lüftung und somit<br />

auf alle technischen Gewerke. Passiert so etwas<br />

zu spät, dann kann man davon ausgehen,<br />

dass die Änderung den Kosten- und Terminrahmen<br />

sprengen wird. So ist der Alltag.<br />

Dennoch ist Schaden überzeugt, dass BIM<br />

mehr Unterstützung bringt. Jeder Beteiligte<br />

kann alle Änderungen sofort einsehen – ein<br />

klarer Informationsvorteil. Klar ist: Wenn der<br />

Kunde weiß, was alles geht, nutzt er es auch.<br />

„Es wird vorher nicht so viel nachgedacht<br />

und im Nachhinein adaptiert. Ein Trend, den<br />

wir übrigens branchenübergreifend in allen<br />

Arten von Projekten beobachten können.<br />

Und der neben neuen Formen der Planung<br />

auch neue Kompetenzen in der Umsetzung<br />

erfordert.“ So produzieren Investoren für<br />

einen Markt, den sie nicht genau abschätzen<br />

können. Bei großen Projekten spricht man<br />

von Projektlaufzeiten von der ersten Idee bis<br />

zur Fertigstellung von fünf bis zehn Jahren.<br />

Es erfordert Anpassung, um das Gebäude<br />

letztendlich nutzen zu können.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Bei den großen Projekten im öffentlichen Bereich<br />

fängt es oft schon beim Auftraggeber an.<br />

Der ist häufig politisch bestimmt, kann sich<br />

auch schnell ändern und meist hat nicht nur<br />

eine Person das Sagen. Eine weitere Herausforderung<br />

stellt das Billigstbieterprinzip dar.<br />

„Das ist ein wesentlicher Grund, warum diese<br />

Dinge nicht funktionieren und auch nicht<br />

funktionieren können“, ist Schaden überzeugt.<br />

Ob Projekte gut funktionieren, hänge von den<br />

beteiligten Personen ab und ob diese sich gegenseitig<br />

vertrauen. Maeder: „Man muss offen<br />

sagen, dass bei bestimmten Vergabearten die<br />

„Das Billigstbieterprinzip<br />

ist<br />

ein wesentlicher<br />

Grund, warum<br />

Dinge nicht<br />

funktionieren<br />

und auch nicht<br />

funktionieren<br />

können.“<br />

Brigitte Schaden<br />

Fotos: Katharina Schiffl; PureSolution (Fotolia)<br />

Christian Maeder,<br />

PORR - Head of Construction Competence Network<br />

Präsidentin Brigitte Schaden,<br />

Projekt Management Austria (pma)<br />

Sommer 2018<br />

67


Trendtable: Projektmanagement<br />

„Projektmanagement<br />

hat auch mit dem<br />

Gespür zu tun, zum<br />

richtigen Moment<br />

auf den richtigen Ort<br />

hinzuschauen.“<br />

Christian Maeder<br />

resultierenden Teilnehmer manchmal nicht<br />

zueinander passen. Das wird bei solch langen<br />

Projektlaufzeiten mühsam.“<br />

Kurzum: Es braucht andere Rahmenbedingungen.<br />

Es muss einerseits vom Vergaberecht her<br />

möglich sein und die Auftraggeber müssen<br />

andererseits den Willen zeigen, das beste Team<br />

auszuwählen – nicht zwingend eine Ansammlung<br />

der „vermeintlich“ Billigsten. Es macht<br />

einen großen Unterschied, wer Verantwortung<br />

übernimmt, fachliche Entscheidungen<br />

fällt und in welcher Form ein Projekt rechtlich<br />

durchgeführt wird.<br />

Außerdem müsse man den Kontext über die<br />

Grenzen des eigenen Projektes hinaus betrachten.<br />

Dabei spiele die Sozialkompetenz und Erfahrung<br />

von Projektmanagern eine essenzielle<br />

Rolle. Je größer das Projekt, desto komplizierter<br />

wird es. Durch enge Zusammenarbeit in der<br />

Konzeptionsphase noch vor Erteilung eines<br />

Bauauftrages kann Vertrauen unter den Beteiligten<br />

entstehen. „Wenn man weiß, dass etwas<br />

funktionieren kann, geht man gleich ganz anders<br />

an die Sache heran“, so der PORR Experte.<br />

Es ist wichtig, mehr Leute dafür auszubilden.<br />

Aber: Nicht jeder sei für diese Position<br />

geschaffen. „Man muss für das Management<br />

von großen, komplexen Projekten geeignet<br />

sein und das auch wollen.“ Schaden sieht das<br />

ähnlich: „Tools begreift man schnell, Sozialkompetenz<br />

erlernen dauert. Unternehmen<br />

müssen kontinuierlich fördern und verbessern,<br />

das geht nicht von einem Tag auf den<br />

anderen. Die wirklichen Erfolgsfaktoren sind<br />

Sozialkompetenz und ob die Organisation<br />

projektorientiert aufgestellt ist.“ Die Funktion<br />

des Projektleiters ist jedenfalls heute<br />

komplexer und erfolgskritischer denn je. Dabei<br />

ist ein Projektmanager nicht automatisch<br />

der, der sich technisch am besten auskennt<br />

– das ist für die Funktion auch nicht nötig.<br />

68 BauTecFokus


Statt dessen sind ausgeprägte Leadership-<br />

Fähigkeiten, ein starker Zug zum Ziel und<br />

fundierte soziale Kompetenzen typische<br />

Kennzeichen umsetzungsstarker Projektleiter.<br />

Innerhalb des Unternehmens muss man<br />

wissen, wie man die eigenen Ressourcen am<br />

besten einsetzen kann. In vielen Betrieben<br />

gäbe es reichlich an Möglichkeiten, die jedoch<br />

nicht genutzt werden. Gut ausgebildete<br />

Leute gibt es durchaus.<br />

In manchen steckt weit mehr Potenzial, sie<br />

werden aber schlicht daran gehindert, es<br />

auszuleben. Wenn in diesem Bereich nicht<br />

investiert wird, kann man die Verzögerungen<br />

während der Umsetzung der Projekte statistisch<br />

nachrechnen. Meader: „Jeden Monat, den<br />

ich in Planung oder Arbeitsvorbereitung investiere<br />

oder eben nicht, kann sich am Ende zehnoder<br />

zwanzigfach auswirken. In kritischen<br />

Fällen kann es auch mal bis zu einem Faktor<br />

50 gehen.“ Trotzdem wird in den Phasen der<br />

Planung oder Ausführungsvorbereitung trotz<br />

überschaubarer Kosten immer wieder gespart<br />

und dann vielleicht noch an die Billigsten<br />

vergeben. Wenn das Bauen dann aber nicht<br />

wie vorgesehen klappt, ist das auch für den<br />

Bauherrn betriebswirtschaftlich ein schlechtes<br />

Geschäft.<br />

Prioritäten<br />

Man brauche Zeit, die Anforderungen zu bestimmen<br />

und zu wissen, was man will. Dabei<br />

dürfe die Betrachtung der Gesamtheit nicht<br />

vergessen werden. Ein gutes Beispiel sei der<br />

Wiener Hauptbahnhof, bei dem sogar die<br />

Bürger der Umgebung in den Prozess miteingebunden<br />

wurden. Für die große Zahl an<br />

komplexen Projekten gebe es aber zu wenige<br />

Menschen, die entsprechendes Projektmanagement<br />

wirklich beherrschen. Aber was<br />

führt zum Ziel? „Das erfolgreiche Zusammenspiel<br />

von Projektmanagement und Projekterfolg.<br />

Nur wenn beides zusammenkommt, hat<br />

„Tools begreift<br />

man schnell,<br />

Sozialkompetenz<br />

erlernen dauert.“<br />

Brigitte Schaden<br />

Sommer 2018<br />

69


Trendtable: Projektmanagement<br />

man den Erfolg ohne ausufernde Kosten und<br />

ohne signifikate Terminüberschreitungen –<br />

und die Beteiligten sind motivierter. Gutes<br />

Projektmanagement führt übrigens nicht<br />

zwingend zu gutem Projekterfolg, das zeigt die<br />

Geschichte. Aber ohne Projektmanagement<br />

ist der Projekterfolg reiner Zufall“, so Schaden.<br />

Einerseits braucht es also Zeit, andererseits gehen<br />

Veränderungen immer schneller vonstatten.<br />

Maeder sieht das nicht als Widerspruch:<br />

„Es geht um das Setzen der Prioritäten. Alles<br />

persönlich zu kontrollieren ist weder möglich<br />

noch zielführend. Projektmanagement hat<br />

auch mit dem Gespür zu tun, zum richtigen<br />

Moment auf den richtigen Ort hinzuschauen.<br />

Gerade das anfängliche Kennenlernen der<br />

Beteiligten wird als Voraussetzung für dieses<br />

Gespür in unserer schnelllebigen Zeit immer<br />

wichtiger.“ Wenn Richtlinien, Leistungskataloge<br />

und Kriterien immer länger und<br />

komplizierter werden, dann wächst das Fehlerpotenzial<br />

entsprechend und gleichzeitig<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass die beteiligten<br />

Menschen an diesen Rahmenbedingungen<br />

letztlich scheitern. Schaden zitiert passend<br />

den alten chinesischen Spruch: „Wenn du es<br />

eilig hast, setz dich hin und trink eine Tasse<br />

Tee.“ Das bringt es auf den Punkt. Ungeplanter<br />

Aktionismus ist kontraproduktiv.<br />

Ohne Zwang<br />

Ein Bauunternehmen sollte sich vor Vertragsabschluss<br />

über die Qualität, Vollständigkeit<br />

und Richtigkeit der Planung sicher sein. Um<br />

vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können,<br />

müssen die entsprechenden Informationen<br />

über Auftraggeber und die Beteiligten, über<br />

örtliche Gegebenheiten, die Gesetzeslage usw.<br />

eingeholt werden können. Dafür muss ausreichend<br />

Zeit sein.<br />

Eine politische Veränderung im Sinne einer<br />

Verpflichtung zu ausgewählten Projektmanagern<br />

für öffentliche Aufträge sieht Maeder<br />

kritisch: Zwangsmaßnahmen sind schlecht.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zum Ziel<br />

zu gelangen – aber in jedem Fall muss jemand<br />

die Koordinations- und Managementleistung<br />

erbringen.“ Die öffentliche Hand könnte sich<br />

in bestimmten Fällen zum Wohle des Steuerzahlers<br />

Gesamtprojekte von verschiedenen<br />

Totalunternehmerteams im Wettbewerb anbieten<br />

lassen und das Erfolgversprechendste<br />

auswählen. Leider ist das aktuell im öffentlichen<br />

Sektor bei uns noch unüblich.“ Den Wettbewerb<br />

braucht es aber auf jeden Fall, er führt<br />

zu besseren Lösungen und mehr Vielfalt. Darin<br />

sehen die beiden Experten eine große Chance.<br />

Eine Vorschrift, dass es ab einer gewissen<br />

Projekt größe eine Bauherrenvertretung<br />

gibt, die den Anforderungen nachweislich<br />

gewachsen ist, wird hingegen als sinnvoll<br />

erachtet. Wie bei allen Projekten ist auch bei<br />

Bauprojekten die Einbindung in die Organisation<br />

kritisch für ihren Erfolg. Projekte sind<br />

keine Linientätigkeiten. Daher unterscheidet<br />

sich eine projektorientierte Organisation von<br />

einer Linienorganisation – sie ist nicht zweisondern<br />

mehrdimensional. Dabei muss das<br />

„WIR“ im Team organisationsunabhängig<br />

„Die Projekte<br />

scheitern nicht<br />

an technischen<br />

Problemen,<br />

sondern an<br />

menschlichen<br />

Hürden.“<br />

Christian Maeder<br />

erst einmal geschaffen werden! „Es ist egal,<br />

woher die einzelnen Personen kommen“, ist<br />

Schaden überzeugt.<br />

Beziehungen<br />

Dieses Wir-Gefühl braucht Zeit. Aller Erfahrung<br />

nach scheint es sinnvoll, Bauherrenvertreter<br />

bei großen, komplexen Projekten in<br />

einem Baubüro zu organisieren. „Gerade bei<br />

gremial organisierten Bauherrn bewährt es<br />

sich, die Vertreter der Linien physisch an den<br />

Ort des Geschehens zu bringen – auch damit<br />

sie sehen, wofür sie das tun und sehen wie es<br />

wächst“, weiß Maeder. Letztendlich ginge es<br />

um den Menschen. Projektorganisationen<br />

funktionieren aufgrund der persönlichen<br />

Beziehungen der Beteiligten. Die Runde ist<br />

sich einig: Projekte scheitern meist nicht an<br />

technischen Problemen, sondern an menschlichen<br />

Hürden.<br />

Die Überzeugung, dass sich etwas ändern<br />

muss, steht fest im Raum. Diese Veränderung<br />

schlägt sich auch im internationalen Vergleich<br />

nieder. Wirft man einen Blick in die<br />

Vergangenheit der Branche, habe sich das,<br />

was in Deutschland gemacht wird, mit ein<br />

paar Jahren Verschiebung auch in Österreich<br />

durchgesetzt. Die Entwicklungen der letzten<br />

Jahre sollte Österreich dieses Mal anders<br />

durchlaufen. Gerade dazu braucht es ein neues<br />

Miteinander, um wirklich etwas zu ändern.<br />

Stichwort: Risikomanagement<br />

Neben der Umweltanalyse ist auch die Risikoanalyse<br />

eine Standardmethode des Projektmanagements.<br />

Denn jedes Projekt ist mit Risiko<br />

70 BauTecFokus


ehaftet. „Wenn es nicht so wäre, wäre es ein<br />

Prozess. Damit muss man sicher auseinandersetzen.<br />

Da sind wieder die Menschen eines der<br />

größten Risiken – der gegen den, die Partei gegen<br />

die andere.“, so Brigitte Schaden. Es ist wichtig,<br />

alle relevanten und identifizierbaren Risiken<br />

auf Kosten und Eintrittswahrscheinlichkeit zu<br />

bewerten und mit diesem Ergebnis weiterzurechnen.<br />

Viele Risiken seien sehr gut fassbar,<br />

aber nicht alle. Schaden: „Wenn ich einen Faktor<br />

nicht berechnen kann, muss ich trotzdem entscheiden,<br />

ob ich das Risiko in Kauf nehme oder<br />

nicht.“ Und dennoch: Für höhere Gewalt kann<br />

man keine Vorsorge treffen. Hier hilft es offen<br />

zu sein, auch auf andere zu schauen und zu hinterfragen,<br />

warum der Mitbewerb Erfolg hat.<br />

Stillstand<br />

Die Baubranche hat seit 25 Jahren auf jede<br />

bezahlte Baustunde die gleiche Effektivität.<br />

Der wirtschaftliche Schnitt bei der Steigerung<br />

durch die Digitalisierung liegt bei rund 40<br />

Prozent. „Es muss sich etwas tun. Da lebt man<br />

in der schnelllebigen Zeit fast noch Steinzeit“,<br />

so Maeder. Das seien gute Argumente, um die<br />

Unternehmensspitze dazu zu bringen, mehr<br />

zu investieren.<br />

Qualität<br />

Global betrachtet stehen die „üblichen Verdächtigen“<br />

an der Spitze. In Europa sind das<br />

die skandinavischen Länder und Dänemark.<br />

„Da werden Sachen gemacht, die in Österreich<br />

derzeit undenkbar sind.“ Auch die asiatischen<br />

Länder darf man nicht außer Acht lassen.<br />

Dort herrschen jedoch weit andere Rahmenbedingungen<br />

vor. Vieles geht schneller voran,<br />

beispielsweise im Bereich der Baugenehmigungen.<br />

Es sei nicht so basisdemokratisch.<br />

Ein gutes Beispiel ist für Brigitte Schaden der<br />

Terminal 4 am Singapur Airport. Die Anforderungen<br />

wurden definiert, deren Umsetzung<br />

freigestellt. Dadurch wurde der Kreativitätsfaktor<br />

durch die Beteiligten voll ausgeschöpft.<br />

Den angelsächsischen Raum kann man für die<br />

Einführung digitaler Planungstools beispielhaft<br />

heranziehen. Das Rechtssystem in dem<br />

Planung passiert, ist jedoch ein anderes. „Wir<br />

haben im Raum DACH eine Tradition, dass wir<br />

baubegleitend weiter planen und die Sphären<br />

der Planung und Ausführung meist strikt getrennt<br />

sind. Baubegleitende Planung bringt<br />

andere Schnittstellen und ganz andere Risiken,<br />

als es das angelsächsische System kennt. Dort<br />

könnte man sich unsere Vorgehensweise kaum<br />

vorstellen. Da gibt es schon auch mal Schwierigkeiten<br />

beim gegenseitigen Verständnis und<br />

Erklärungsbedarf. Und übertragbar sind die<br />

innovativen Methoden aus diesen Gründen<br />

auch nicht eins zu eins. Sie müssen angepasst<br />

werden und wir sollten über die Anpassung<br />

und Weiterentwicklung unserer Methodik<br />

nachdenken“, so Maeder.<br />

Projektmanagement ist ein freies Gewerbe,<br />

das in der Theorie jeder ausführen kann. Umso<br />

wichtiger ist es, die hohe Relevanz von PM-<br />

Kompetenznachweisen, zum Beispiel durch<br />

Zertifizierungen, aufzuzeigen. Als unabhängige<br />

Kompetenznachweise geben PM-Zertifikate<br />

dem Auftraggeber die Sicherheit, dass der<br />

Projektleiter für ein Projekt dieser Komplexität<br />

und dieses Umfangs qualifiziert ist. n<br />

„Für die<br />

große Zahl an<br />

komplexen<br />

Projekten gibt es<br />

aber zu wenige<br />

Menschen, die<br />

das Projektmanagement<br />

wirklich<br />

beherrschen.“<br />

Brigitte Schaden<br />

Projekt Management<br />

Austria (pma)<br />

pma ist mit 1.200 Mitgliedern die<br />

größte österreichische Projektmanagement-Vereinigung.<br />

In den<br />

60er Jahren gegründet und seit<br />

1973 als eingetragener Verein tätig,<br />

stellt pma heute eine etablierte<br />

Plattform für Kommunikation,<br />

Austausch und Weiterbildung dar.<br />

Ziel von pma ist die Qualitätssicherung<br />

von Projektmanagement<br />

und die Anerkennung des Berufsbilds<br />

"Projektmanager*in". pma<br />

ist offizielle IPMA-Zertifizierungsstelle<br />

für Projektmanager*innen.<br />

In Österreich sind derzeit mehr<br />

als 15.000 Personen nach IPMA®<br />

zertifiziert, Tendenz steigend.<br />

www.pma.at<br />

Sommer 2018<br />

71


BranchenService<br />

Hoffnung für<br />

Top-Arbeitgeber<br />

Fachkräftemangel. Wer das Beste erreichen will, muss mit den Besten arbeiten.<br />

Autor: Nadja Luze<br />

„Keine Branche<br />

und kein Ort<br />

hierzulande bleibt<br />

vom Fachkräftemangel<br />

verschont.“<br />

N<br />

achwuchssorgen kosten die<br />

Baubranche gehörig Umsatz – bis<br />

dato greifen Gegenstrategien<br />

eher ins Leere. Nicht alle Unternehmen<br />

strahlen Attraktivität für hochqualifizierte<br />

Kandidaten aus. Vor allem der Mittelstand<br />

leidet empfindlich darunter. Tendenz<br />

steigend: Der Anteil jener Unternehmen, die<br />

einen Mangel an qualifiziertem Personal als<br />

Gefahr sehen, wuchs innerhalb eines Jahres<br />

von 48 auf 59 Prozent. Rund die Hälfte der<br />

Befragten beklagte bereits Umsatzeinbußen,<br />

denn immer wieder können Aufträge nicht<br />

mehr angenommen werden, wie eine aktuelle<br />

Studie des Beraters EY belegt. Rund die Hälfte<br />

der Befragten beklagte bereits Umsatzeinbußen.<br />

Immer öfter können Aufträge nicht mehr angenommen<br />

werden. Laut EY senkt der Fachkräftemangel<br />

nicht nur in der Alpenrepublik<br />

signifikant das Wirtschaftswachstum.<br />

Top-Personal ist heiß begehrt und würde<br />

jederzeit mit offenen Armen empfangen: 35<br />

Prozent würden die Belegschaft noch bis Jahresmitte<br />

aufstocken wollen, mehr als je zuvor<br />

seit Beginn der EY-Umfrage vor zehn Jahren.<br />

Keine Branche und kein Ort hierzulande<br />

bleibt vom Fachkräftemangel verschont, gut<br />

ausgebildete Fachkräfte könnten sich die<br />

Jobs aussuchen.<br />

72 BauTecFokus


Vor allem kleinere Betriebe haben das Nachsehen,<br />

denn sie können im Wettbewerb um<br />

Mitarbeiter in vielerlei Hinsicht nur schwer<br />

mit bekannten, börsennotierten Konzernen<br />

mithalten.<br />

Bei näherer Betrachtung offenbart sich ein<br />

starkes Ost-West-Gefälle: Haben in Salzburg<br />

39 Prozent der Firmen „große“ und weitere<br />

49 Prozent „eher große“ Probleme, sind<br />

es in Tirol 37 bzw. 46 Prozent, in Vorarlberg<br />

32 bzw. 56 Prozent. Am besten ist die Situation<br />

noch in Wien. Nach Branchen betrachtet<br />

sind Transport, Bau- und Industrieunternehmen<br />

am stärksten betroffen.<br />

Großkonzerne haben mehr Möglichkeiten<br />

Große Unternehmen behelfen sich unter<br />

anderem mit der Rekrutierung von Arbeitern<br />

aus dem Ausland – die EU-Entsenderichtlinie<br />

macht´s möglich. Kleinere Firmen hingegen<br />

nehmen diese Möglichkeit so gut wie gar<br />

nicht wahr. Ein Patentrezept hat keiner –<br />

aber es zeigt sich, dass es sich lohnt, sich am<br />

Arbeitsmarkt von den Mitbewerbern abzuheben.<br />

Rekrutierung – wie zieht man die Klügsten<br />

und Besten an? Das ist zur Zeit eine der<br />

Gretchenfragen der Branche. Talentierte und<br />

bestqualifizierte Nachwuchskräfte, die ein<br />

Team wirklich verstärken, scheinen selten<br />

geworden zu sein. Es tobt ein Kampf um die<br />

besten Köpfe, bei dem „Employer Branding“<br />

zu einer Schlüsselkompetenz wird. Den gefragtesten<br />

Young Professionals geht es dabei<br />

zunehmend nicht nur ums Geld, sondern um<br />

ein Rundum-Paket. Unternehmen müssen<br />

sich klar positionieren und Alleinstellungsmerkmale<br />

entwickeln. Die Branche leidet<br />

nicht selten an einem schlechten Ruf – auch<br />

wenn sie sich oft als weit besser erweist als ihr<br />

Ruf, gerade für Auszubildende. Das deutsche<br />

PR- und Benchmarking-Projekt „Top Job“<br />

zeigt etwa die Attraktivität der Baubranche<br />

als Arbeitgeber auf. Gemeinsam mit der FH<br />

St. Gallen wies man nach, dass diese weit größer<br />

ist, als allgemein gedacht.<br />

Einsteigen zum Aufsteigen?<br />

Es herrsche weit öfters ein durchaus positives,<br />

leistungsförderndes Arbeitsklima und<br />

inspirierende Führungsarbeit, stellten die<br />

Experten fest. Dies dringt aber leider nicht oft<br />

genug nach außen: Wer seinen Weg einmal<br />

ins Bauwesen geschafft hat, sieht sein Jobum-<br />

In Sachen Rekrutierung zeigen sich die<br />

Unternehmen eher konservativ: 71 Prozent<br />

setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda,<br />

44 Prozent auf Werbung in Online- und<br />

Printmedien. Mehr als ein Drittel ist auch in<br />

sozialen Medien aktiv.<br />

Sanierungen gehen zurück<br />

Grundsätzlich ist die Baukonjunktur robust,<br />

die Produktion hat sich 2017 um weitere 5,5<br />

Prozent auf 39,8 Milliarden Euro erhöht. Der<br />

Fachkräftemangel wird aber immer stärker<br />

spürbar, so mancher nennt ihn bereits „dramatisch“.<br />

Das hat auch Auswirkungen auf<br />

Sanierungen, die im Gegensatz zum Neubau<br />

stagnieren – mangels Personal.<br />

Fotos: SFIO CRACHO; Impact Photography; boonchok<br />

Generell gibt es in der Branche eine Produktivitätssteigerung<br />

trotz Fachkräftemangel.<br />

Trotz höherer Bauleistung sank die Zahl der<br />

Beschäftigten in der Baubranche 2017 um 2,4<br />

Prozent auf 342.000, die Zahl der offenen Stellen<br />

kletterte um 52,9 Prozent auf 3.781. Allein<br />

zehn Berufsgruppen auf der Mangelberufsliste<br />

des Sozialministeriums zählen zur Baubranche.<br />

Akut fehlen etwa Zimmerer, Dachdecker,<br />

Spengler, Elektroinstallateure, Schlosser,<br />

Tischler sowie Boden- und Fliesenleger.<br />

Sommer 2018<br />

73


BranchenService<br />

Möglichkeiten beim Rekruting<br />

feld recht positiv und fühlt sich emotional am<br />

stärksten mit seinem Arbeitgeber verbunden,<br />

sagt die Studie. Diese Verbundenheit kann<br />

man aktiv steigern: Faire Bewerbungssituationen<br />

mit realistischen Versprechungen<br />

und Erwartungen im Bewerbungsprozess zu<br />

schaffen und in den ersten Tagen aktiv an<br />

Commitment und sozialer Integration jedes<br />

neuen Mitarbeiters zu arbeiten, sollte Standard<br />

sein. Ein konkretes Einarbeitungsprogramm<br />

erleichtert dies.<br />

Klare Ziele und Aufgaben, gute Briefings<br />

und bei Bedarf Hilfestellung und Feedback<br />

schaffen Vertrauen, Zufriedenheit – Basis für<br />

gute Zusammen- und Teamarbeit. Leistung<br />

und Gegenleistung müssen stimmen – das<br />

Gehalt spielt dabei eine, jedoch nicht die einzige<br />

Rolle. Mitarbeiterbeteiligung in Sachen<br />

Ideen und Veränderungsprozesse vermitteln<br />

Sicherheit und Perspektive.<br />

Gesundheit und Erschöpfungsgrad der Belegschaft<br />

sollte stets im Auge behalten werden.<br />

Ein positives Arbeitgeberimage und ständiger<br />

aktiver Kontakt wirken sich auf Leistung<br />

und Commitment aus.<br />

Austria´s got Talent<br />

Auch die oft hohen körperlichen Anforderungen<br />

schrecken so manchen jungen Bewerber<br />

ab, der eine langfristige Perspektive<br />

sucht. Nicht selten wird die Branche als unbeständig<br />

gesehen, was an einer Übernahme<br />

nach der Lehre oder einer längerfristigen<br />

Beschäftigung bei einem Arbeitgeber Zweifel<br />

aufkommen lässt. Attraktiv macht eine<br />

vielfältige Palette an Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten,<br />

die es zu kommunizieren<br />

gilt. Das nimmt auch ein wenig die Angst vor<br />

Billigkonkurrenz. Familienfreundliche Rahmenbedingungen<br />

runden die Pole Position<br />

im Kampf um die besten Köpfe ideal ab. n<br />

• Standardformulierungen bei Stellenausschreiben<br />

locken niemanden hinter<br />

dem Ofen hervor. Einzigartigkeit<br />

ist Trumpf.<br />

• Arbeitgebereigenschaften muss man<br />

eruieren, bevor man sie kommunizieren<br />

kann.<br />

• Dabei gilt es, trotzdem authentisch,<br />

glaubwürdig und attraktiv zu bleiben.<br />

Immobilienunternehmen sind immer<br />

Marken, deren Image optimiert werden<br />

sollte.<br />

• Alleinstellungsmerkmale beschreiben<br />

die sogenannte Employer Value<br />

Proposition (EVP), die der Unique<br />

Selling Proposition (USP) entsprechen.<br />

Nur gilt es, nicht Kunden, sondern<br />

Mitarbeiter zu überzeugen.<br />

• EVP müssen klar mit den Zielen und<br />

Wünschen der Zielgruppe abgeglichen<br />

werden. Das macht meist eine<br />

entsprechende Marktforschung notwendig.<br />

• Schnittstellen zwischen Bewerbervorstellungen<br />

und Unternehmensstärken<br />

gilt es explizit herauszufiltern, um<br />

sie hervorheben zu können und die<br />

Gesuchten zu überzeugen.<br />

• Leider passiert gerade in der Immobilienbranche<br />

häufig eines: Erkenntnisse<br />

werden leider nur teilweise<br />

angewendet. So optimiert man zwar<br />

Stellenausschreibungen, die Inhalte<br />

auf der Webseite aber nicht. Aber:<br />

Employer Branding muss stets auch<br />

online Einzug finden.<br />

74 BauTecFokus


IHR VERMIETPARTNER<br />

FÜR BAU-EQUIPMENT<br />

NEUMASCHINEN<br />

ERSATZTEILE<br />

Tiefbau | Hochbau<br />

GaLaBau<br />

Renovierung<br />

Stahlbau | Event<br />

Kettenbagger<br />

Mobilbagger<br />

Radlader<br />

Transporter<br />

7x IN ÖSTERREICH<br />

KREMS<br />

Karl-Mierka-Str. 7-9<br />

3500 Krems<br />

Tel +43 2732 737 55<br />

krems@cramo.com<br />

GRAZ<br />

Draisgasse 20c<br />

8010 Graz<br />

Tel +43 316 26 20 00<br />

graz@cramo.com<br />

LINZ/LEONDING Wiener Neudorf<br />

Peintnerstr. 2a IZ NÖ-Süd Str. 2A-M13<br />

4060 Linz<br />

2351 Wiener Neudorf<br />

Tel +43 732 68 39 80 Tel +43 2236 636 35-0<br />

linz@cramo.com wienerneudorf@cramo.com<br />

WIEN<br />

Wildpretstr. 4<br />

1110 Wien<br />

Tel +43 1 767 16-11<br />

wien@cramo.com<br />

SALZBURG<br />

Bergerbräuhofstr. 42<br />

5020 Salzburg<br />

Tel +43 662 87 89 22<br />

salzburg@cramo.com<br />

HALL I. TIROL<br />

Heiligkreuzfeld 38<br />

6060 Hall i. Tirol<br />

Tel +43 5223 412 79<br />

hall@cramo.com<br />

www.cramo.at<br />

Sommer 2018<br />

75


Ausbildung<br />

The European<br />

Heritage Academy<br />

Beitrag zur Professionalisierung in der Baudenkmalpflege. Europa verfügt über eine faszinierende<br />

Geschichte und zahlreiche historische Stätten, die imperiale Größe und Macht repräsentieren und jedes Jahr viele<br />

TouristInnen dazu veranlassen, diese zu besuchen, deren Erhaltung aber auch eine große Herausforderung darstellt.<br />

76 BauTecFokus


HOFBURG<br />

Fotos: mRGB (Fotolia); romanple (Fotolia); photo 5000 (Fotolia)<br />

Z<br />

ahlreiche Gebäude werden als<br />

historisch wertvoll betrachtet,<br />

die Kriterien der Bewertung sind<br />

aber teilweise unterschiedlich.<br />

Gemeinsam ist diesen Gebäuden, dass einerseits<br />

deren Pflege und Instandhaltung Geld<br />

kostet, andererseits müssen sie für moderne<br />

Bedürfnisse und kommerzielle Zwecke angepasst<br />

werden. Die bisherigen Erfahrungen<br />

zeigen, dass in der Zusammenarbeit aller Stakeholder<br />

(Beteiligte wie EigentümerInnen,<br />

BetreiberInnen, NutzerInnen, Ausführende,<br />

AnrainerInnen etc.) deutliche Effizienzpotenziale<br />

liegen, die sich positiv auf die Lebenszykluskosten<br />

auswirken.<br />

Die Verantwortlichen für die Erhaltung solcher<br />

Gebäude benötigen besondere Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten, um sicherzustellen,<br />

dass historische Gebäude wie zum Beispiel<br />

die Hofburg Wien (Trägerin des Europäischen<br />

Kulturerbe-Siegels und Teil des Weltkulturerbes<br />

Innere Stadt Wien) und Schloss<br />

Schönbrunn auch für zukünftige Generationen<br />

erhalten bleiben – gleichzeitig aber für<br />

unterschiedliche Zwecke verwendet werden<br />

können, um die Kosten zu decken. Heute<br />

findet man Büros, Wohnungen, Museen,<br />

Geschäfte, Cafés und Restaurants und viele<br />

andere Nutzungsmöglichkeiten in diesen<br />

Gebäuden.<br />

Der Wirtschaftsfaktor Kulturerbe<br />

Eine durchgeführte Studie des Industriewissenschaftlichen<br />

Instituts in Wien zeigt,<br />

dass 95% der TouristInnen ein historisches<br />

Ambiente als wesentlichen Faktor ihrer Entscheidung<br />

betrachten, eine bestimmte Stadt<br />

zu besuchen. Investitionen in historische<br />

Sommer 2018<br />

77


Ausbildung<br />

BELVEDERE<br />

Objekte in Österreich sichern direkt 1.960<br />

Vollzeit-Arbeitsplätze und indirekt weitere<br />

etwa 27.000 Vollzeit-Arbeitsplätze. Der erwartete<br />

Mehrwert wird nur für Österreich<br />

auf 1,65 Milliarden Euro geschätzt. Das historische<br />

Erbe ist z.B. in England der größte<br />

Motivator für lokalen und internationalen<br />

Tourismus; dies liefert den fünftgrößten<br />

Beitrag zum BIP und hat eines der höchsten<br />

Wachstumspotentiale aller Bereiche.<br />

Die Bedeutung von Kulturerbe als Wirtschaftsfaktor<br />

wird am 7. Europäischen Kongress<br />

über die Nutzung, Bewirtschaftung und<br />

Erhaltung historisch bedeutender Gebäude<br />

am 14. und 15. November 2018 in der Hofburg<br />

Wien thematisiert (www.burghauptmannschaft-kongress.at).<br />

Die Akademie<br />

The European Heritage Academy basiert<br />

auf einem EU-Projekt, welches im erasmus+<br />

Programm gefördert wurde. Die Burghauptmannschaft<br />

Österreich hat mit weiteren<br />

acht Partnern 2014 das Projekt „MODI-FY -<br />

Maintaining Historic Buildings and Objects<br />

through Developing and Up-grading Individual<br />

Skills of Project Managers: Fostering<br />

European Heritage and Culture for Years to<br />

come“ eingereicht und genehmigt bekommen.<br />

Dabei ging es um die Entwicklung einer<br />

innovativen Berufsbildung für Projektmanager<br />

im Bereich der Erhaltung von baukulturellem<br />

Erbe. Das Projekt umfasste v.a.:<br />

• Die Entwicklung und den Test eines konventionellen<br />

und Online-Lernangebots für<br />

ProjektmanagerInnen und AssistentInnen<br />

von ProjektmanagerInnen<br />

• Die Entwicklung und den Test einer Trainthe-trainer<br />

Ausbildung für SpezialistInnen<br />

auf dem Gebiet der Erhaltung historischer<br />

Objekte<br />

• Die Einführung eines europäischen Zertifikats,<br />

ausgestellt durch die ECQA - European<br />

Certification and Qualification Association<br />

Die Träger<br />

The European Heritage Academy ist eine<br />

international zertifizierte Weiterbildungsinitiative,<br />

die von der Burghauptmannschaft<br />

Österreich (BHÖ) in Kooperation mit dem<br />

Bundesdenkmalamt | Informations- und<br />

Weiterbildungszentrum Baudenkmalpflege<br />

in der Kartause Mauerbach umgesetzt wird.<br />

Das Interesse der BHÖ an dieser Initiative<br />

liegt in einer Verkürzung der Einführungsphase<br />

neuer MitarbeiterInnen und in der<br />

Möglichkeit, die Zertifikate im Ausschreibungsprozess<br />

als Qualitätskriterium zu<br />

nutzen. Die Kartause Mauerbach als Weiterbildungsplattform<br />

für die Baudenkmalpflege<br />

dient hier sowohl als Seminarzentrum als<br />

auch als Trainingsgelände für praktische Umsetzungen.<br />

Der Regelbetrieb der European<br />

Heritage Academy startete mit den ersten<br />

Modulen im Dezember 2017.<br />

Das Trainingsangebot<br />

Im gemeinsamen Lehrangebot werden alte<br />

(durch Anerkennung) und neue Fähigkeiten<br />

(durch Zertifizierung) zu einer standardisierten<br />

Anforderung zusammengefasst, die<br />

auf gegenwärtige und zukünftige MitarbeiterInnen<br />

der Partnerorganisationen wie<br />

auch deren LieferantInnen und SubunternehmerInnen<br />

zugeschnitten ist. In Zusammenarbeit<br />

mit ECQA (www.ecqa.org) wird<br />

diese Weiterbildung FacharbeiterInnen und<br />

Freiwillige mit den erforderlichen zertifizier-<br />

78 BauTecFokus


ten Fähigkeiten ausstatten und damit den<br />

verantwortlichen Organisationen helfen, das<br />

Überleben europäischer historischer Schätze<br />

und des geschützten Erbes zu sichern.<br />

Die Zielgruppen<br />

Das Trainingsangebot richtet sich grundsätzlich<br />

an alle Personen, die mit der Erhaltung<br />

von historischen Gebäuden zu tun haben,<br />

dazu zählen:<br />

• EigentümerInnen (öffentlich und privat)<br />

• BetreiberInnen (öffentlich und privat)<br />

• NutzerInnen (wie Museen, Theater, sonstige<br />

Kultureinrichtungen, öffentliche Institutionen)<br />

• Planende (wie ArchitektInnen, DesignerInnen,<br />

PlanerInnen, StatikerInnen, BeraterInnen<br />

zu Nutzungsfragen)<br />

• Ausführende (wie Bauhandwerker, Poliere,<br />

Baustellen-MitarbeiterInnen, RestauratorInnen,<br />

KunsthistorikerInnen, BauforscherInnen,<br />

StuckateurInnen)<br />

• Projektverantwortliche für Bauprojekte im<br />

historischen Umfeld (wie BauleiterInnen,<br />

Baustellen-KoordinatorInnen, Beauftragte<br />

für Energie, Barrierefreiheit und Brandschutz)<br />

• MitarbeiterInnen in Kommunalverwaltungen,<br />

die mit Bauvorhaben in historischen<br />

Gebäuden (auch mit Denkmalschutzfragen)<br />

zu tun haben<br />

• Freiwillige MitarbeiterInnen bei verantwortlichen<br />

Körperschaften<br />

Das Resümee<br />

Durch das Angebot einer zertifizierten<br />

Weiterbildung, anerkannt durch ECQA und<br />

verknüpft mit ECVET und dem Europäischen<br />

Skills Pass, unterstützt The European<br />

Heritage Academy die verantwortlichen<br />

Körperschaften und Organisationen, den<br />

Fortbestand europäischer historischer<br />

Schätze zu garantieren und das Erbe zu<br />

sichern. So können auch künftige Generationen<br />

das eindrucksvolle Erbe der europäischen<br />

Länder in all seiner Großartigkeit<br />

genießen.<br />

n<br />

Infobox<br />

Termine:<br />

23.-25.10.2018 (WS2018M1.1):<br />

Modul 1: Prozess Baudenkmalpflege<br />

Projektmanagement und nationale/internationale<br />

Richtlinien<br />

5.-8.11.2018 (WS2018M2.1):<br />

Modul 2: Praxis Baudenkmalpflege<br />

Materialien und Techniken der Erhaltung<br />

WIENER MUSIKVEREIN<br />

4.-6.12.2018 (WS2018M3.1):<br />

Modul 3: Vertiefung Baudenkmalpflege 1<br />

Brandschutz, Energieeffizienz und Barrierefreiheit<br />

in historischen Gebäuden<br />

15.-17.1.2019 (WS2018M4.1):<br />

Modul 4: Vertiefung Baudenkmalpflege 2<br />

Kommunikation, Stakeholder-Management<br />

und Vermittlung Kulturerbe<br />

Anmeldungen sind unter<br />

training@european-heritage-academy.eu<br />

möglich.<br />

Detaillierte Informationen zu Trainingsinhalten,<br />

Prüfung und (Re-)Zertifizierung erhalten Sie unter<br />

UNIVERSITÄT FÜR ANGEWANDTE KUNST<br />

www.european-heritage-academy.eu.<br />

Sommer 2018<br />

79


Zu Tisch mit …<br />

Karl<br />

Weidlinger<br />

80 BauTecFokus


Karl Weidlinger ist<br />

Brückenbauer mit Herz<br />

und Seele. So richtig ins<br />

Schwärmen kommt er, wenn die<br />

Rede auf sein Hobby, die Imkerei,<br />

kommt. „Ein Management kann<br />

viel von den Bienen lernen“, erklärt<br />

der Swietelsky-Chef.<br />

Das Gespräch führte: Birgit Salomon<br />

W<br />

ir treffen einander im Stadtwirt<br />

in der Untere Viaduktgasse<br />

im 3. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Obwohl der Firmensitz in Linz<br />

ist, ist der Swietelsky-Chef im Durchschnitt zwei<br />

Tage in der Woche in Wien. So kommt er auch<br />

heute aus seinem Wiener Büro in der Wiedner<br />

Hauptstraße zu unserem gemeinsamen Abendtermin.<br />

Wir starten mit ein wenig Verspätung.<br />

Ein Regenguss machte es uns allen unmöglich,<br />

trocken pünktlich zu sein. Unsere Fotografin<br />

hatte es am schlimmsten erwischt. Im 3. Bezirk<br />

zu Hause, ist sie mit dem Rad gekommen.<br />

Ein schneller Blick in die Speisekarte – und<br />

der Fahrplan für den heutigen Abend steht<br />

fest. Die Vorspeise lassen wir beide aus. Mein<br />

Gegenüber wählt Tafelspitz mit den klassischen<br />

Beilagen Spinat und Rösti. Meine Wahl<br />

fällt – Spargelzeit – auf ein Spargelrisotto. Dazu<br />

gibt’s Ingwer-Zitronenlimonade. „Beim Essen<br />

bin ich nicht heikel. Am liebsten habe ich aber<br />

klassische Hausmannskost“, so Weidlinger.<br />

Selbst steht der Swietelsky-Chef nicht am Herd.<br />

„Dafür kocht meine Frau viel zu gut. In der Studentenzeit<br />

habe ich manchmal selbst gekocht<br />

– die Speisekarte war aber überschaubar. Ich<br />

bin dafür für das Grillen am Wochenende zuständig.<br />

Das ist nach wie vor nicht gegendert.“<br />

Auch wenn Hausmannskost beim Ranking<br />

ganz oben steht, zu Hause in Oberösterreich<br />

wird beim Kochen auf ausgewogene Ernährung<br />

geachtet. „Gemüse und Obst vom eigenen Garten<br />

steht je nach Jahreszeit immer im Vordergrund.<br />

Da weiß man genau: Das ist Natur pur“.<br />

Schon mit 13 stand der Berufswunsch fest. „Der<br />

Landwirtschaftslehrer meines Bruders hat<br />

mich bei einem Besuch bei uns am Bauernhof<br />

gefragt, was ich eigentlich werden möchte.<br />

Schon damals stand für mich fest: Ich möchte<br />

Brücken bauen. Brückenbau hat mich immer<br />

fasziniert.“ Und dabei ist es auch geblieben.<br />

Nach der HTL hat Weidlinger Bauingenieurwesen<br />

mit Vertiefung Konstruktiver Ingenieurbau<br />

studiert. „Also nicht das, was ich heute mache.“<br />

Als ich das Studium fertig hatte, habe ich mir<br />

gesagt, um planen zu können, muss ich erst<br />

sehen, was sich auf der Baustelle am besten umsetzen<br />

lässt. Ich hatte das Glück, dass ich ab dem<br />

zweiten Arbeitstag auf einer Brückenbaustelle<br />

tätig sein durfte. Ich war dann 12 Jahre lang<br />

Brückenbau-Bauleiter. Eine Kläranlage ist auch<br />

dazwischen gerutscht. Aber sonst nur Brückenneubauten<br />

und Sanierungen, sehr viele davon<br />

auf der Westautobahn. Das mit dem Zivilingenieurberuf<br />

war dann zweitrangig, ich habe<br />

gemerkt, wie schön es auf einer Baustelle ist.“<br />

Seine erste Brücke steht noch, weiß Weidlinger<br />

zu berichten. „Bis auf eine stehen alle noch,<br />

diese eine war bei ihrer Sanierung bereits 45<br />

Jahre alt.“ Mittlerweile wurde sie abgebrochen.<br />

Natürlich ist nicht jedes Projekt optimal gelaufen.<br />

Aber ich habe nie ein Objekt gehabt, wo ich<br />

KARL WEIDLINGER<br />

GF SWIETELSKY<br />

Von 1972 bis 1977 besuchte Karl Weidlinger<br />

die Höhere Technische Bundeslehranstalt für<br />

Tiefbau in Krems. Nach dem Präsenzdienst<br />

studierte er von 1978 bis 1983 Bauingenieurwesen<br />

an der TU Wien. Anschließend<br />

war er bis 1991 als Bauleiter bei der Firma<br />

Ferro-Betonit Werke AG in Linz beschäftigt.<br />

„Ich empfand es als großes Glück, bei dieser<br />

namhaften Firma mit Tätigkeiten betraut zu<br />

werden, die mir lagen, da ich so die Möglichkeit<br />

hatte, mich zu entwickeln. Hier konnte<br />

ich aber karrieremäßig nicht weiterkommen,<br />

daher folgte der Wechsel zur Firma Swietelsky,<br />

wo ich bis 1995 Bauleiter war. 1991<br />

absolvierte ich die Ziviltechnikerprüfung und<br />

1996 die Baumeisterprüfung." Ab September<br />

1995 war Weidlinger Niederlassungsleiter<br />

für Oberösterreich bei der Firma Alpine<br />

Bau GmbH. 2004 wurde Weidlinger in die<br />

Geschäftsführung der Alpine Bau GmbH berufen.<br />

2009 kehrte er zur Firma Swietelsky<br />

zurück und übernahm dort die Geschäftsführung.<br />

Es gelang ihm 2013 nach dem Konkurs<br />

der Alpine Gruppe mehr als 1000 seiner<br />

ehemaligen Mitarbeiter aufzunehmen.<br />

Der in Utzenaich geborene heute 60-Jährige<br />

ist verheiratet und Vater von vier Kindern:<br />

Susanna (1985), David (1987), Magdalena<br />

(1992) und Constanze (1999).<br />

Sommer 2018<br />

81


sage müsste, das ist aus der Bahn gelaufen. Das<br />

nicht. Auch jetzt gibt es immer wieder Projekte,<br />

die nicht ganz rund laufen oder wo es mitunter<br />

auch Fouls gibt. Es kommt auf den guten Mix<br />

an.“ Ob es sich beim Einspruch der STRABAG<br />

gegen den Zuschlag beim heiß umkämpften<br />

Brenner Basistunnel an den Bestbieter PORR<br />

um ein solches Foul handelt, will Weidlinger<br />

nicht kommentieren. „Ich kann nicht sagen,<br />

ob das ein Foul war oder nicht. Es hat jeder das<br />

Recht, um einen Auftrag zu kämpfen.“<br />

Weidlinger pflegt regelmäßigen Kontakt zu<br />

seinen Studienkollegen. „Einer ist sogar Geschäftsführerkollege.<br />

Vorige Woche hat es ein<br />

40-Jahres-Treffen gegeben, da war ich aber<br />

leider verhindert. Seit 10 Jahren treffen wir<br />

einander einmal jährlich. Davor waren die Zeitabstände<br />

größer.“<br />

Erholung findet daher (fast) ausschließlich<br />

am Wochenende statt. „Nur selten nehme<br />

ich mir Arbeit ins Wochenende mit, dafür<br />

sitze ich während der Woche manchmal sehr<br />

lange im Büro. Da herrscht dann die erforderliche<br />

Ruhe, um schwierigere Dinge minutiös<br />

aufzuarbeiten.<br />

In seiner spärlichen Freizeit ist Weidlinger<br />

Fernwärmebetreiber und Imker. Seine Hobbys.<br />

Gut gesagt. Für andere ist das ein Fulltime-<br />

Job. Denn Weidlinger ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter der GTS-Geothermie in St.<br />

Martin im Innkreis. „Die Anlage in St. Martin<br />

hat 450 Hausanschlüsse. Die zweite Anlage in<br />

Mehrnbach 170. Beides sind Geothermieanlagen<br />

mit Bohrungen von ca. 2.500 m Tiefe.<br />

Die erforderlichen Tätigkeiten werden auf das<br />

Wochenende verlagert.“ Doch wie wird man<br />

Betreiber einer Geothermieanlage? Weidlinger<br />

lacht: „Beim Eisstockschießen. Beim Essen<br />

nach einem Eisstockschießen sagt auf einmal<br />

der Bürgermeister von St. Martin: Wisst ihr<br />

eh, dass wir da auf heißem Wasser sitzen? Da<br />

war eine Gruppe von Leuten dabei, die gesagt<br />

haben: Aha, interessant, dem gehen wir nach.<br />

Wir haben dann ähnliche Anlagen besichtigt.<br />

Ich bin in einer Gegend daheim, wo sich geologisch<br />

die österreichisch-bayerische Molassezone<br />

befindet. Das ist eine wasserführende<br />

Schichte aus Kalk-Malm. In Geinberg, Haag<br />

am Hausruck, Altheim, Obernberg und im<br />

bayrischen Bäderdreieck hat es Geothermieanlagen<br />

bereits gegeben. Also haben wir mit<br />

25 Gesellschaftern das für die Förderbohrung<br />

notwendige Risikokapital in Höhe von zehn<br />

Millionen Schilling zusammengetragen, und<br />

gehofft, ausreichend Wasser vorzufinden. Wir<br />

hatten Glück. Bereits mit der ersten Bohrung<br />

hat es geklappt, nachdem wir eine Ablenkung<br />

in der Tiefe vorgenommen haben. Dann haben<br />

wir die zweite Bohrung gemacht, um das Wasser<br />

wieder zurückführen zu können. Dann ist<br />

es fünf Jahre wirtschaftlich mehr schlecht als<br />

recht gegangen, bis durch Industrieansiedlungen<br />

die entsprechende Abnehmerstruktur gegeben<br />

war. Diese Anlage existiert jetzt bereits<br />

seit 19 Jahren. Bei der zweiten Geothermieanlage<br />

bin ich vom Initiator angesprochen worden,<br />

ob ich mein Knowhow einbringen will, da<br />

habe ich natürlich zugesagt."<br />

„Das zweite wichtige Hobby ist meine Imkerei.<br />

Man muss ja auch von was leben, sag ich da<br />

immer“ und lacht dabei. Weidlinger nennt drei<br />

Stöcke sein Eigen. „2017 war ein Traumjahr.<br />

Pro Bienenvolk lag der Honigertrag bei 50 bis<br />

60 Kilo. Es gab aber schon Jahre mit 15 Kilo.<br />

Mit dem Verkauf von Honig könne man aber<br />

nicht reich werden“, schmunzelt Weidlinger.<br />

„Sie kommen auf einen Stundenlohn von zwei<br />

bis drei Euro. Geothermieanlage können Sie<br />

„Das zweite<br />

wichtige Hobby<br />

ist meine Imkerei.<br />

Man muss ja auch<br />

von was leben, sag<br />

ich da immer.“<br />

Karl Weidlinger<br />

sich damit keine leisten.“ Weidlinger kommt<br />

jetzt so richtig ins Schwärmen. „Bienen bringen<br />

Höchstleistungen, da könnten sich die Menschen<br />

viel abschauen.“ Und der Hobby-Imker<br />

hat auch gleich zwei Beispiele parat. „Zum Beispiel<br />

die Leistungsfähigkeit der obersten Frau,<br />

der Königin. Diese legt pro Tag bis zu 2.000<br />

Eier und vermisst vorher die Zelle, um dann<br />

je nach Größe der Zelle entweder ein Ei aus<br />

dem eine Arbeiterin oder ein Ei aus dem eine<br />

82 BauTecFokus


Drohne wird abzusetzen. Die Königin ist ein<br />

Wunderwerk der Natur, wie auch das gesamte<br />

Bienenvolk. Allein wie ein Bienenvolk reagiert,<br />

wenn es merkt, dass die Königin schwach wird.<br />

Dann wird durch das Bienenvolk selbst durch<br />

spezielle Ernährung mit Gelée Royale aus<br />

einem ganz normalen Arbeiterinnen-Ei eine<br />

neue Königin geschaffen.“<br />

„Man ist sich nicht sicher, ob das Volk ein<br />

Organismus ist oder ob jede Biene ein eigener<br />

Organismus ist. Da streiten sich die Wissenschaftler.<br />

Oder das Meldesystem für Nahrung.<br />

Ich hatte da eine interessante Beobachtung.<br />

Bei einem Bienenstock hatten die nach Hause<br />

kommenden Bienen alle gelbe Pollenhöschen,<br />

beim 50 cm daneben aufgestellten alle orange.<br />

Da ist nichts dem Zufall überlassen. Die einen<br />

Späher sind an einem Ort fündig geworden<br />

und haben ihr Volk dorthin geschickt und die<br />

anderen eben anderswo. Im Prinzip könne<br />

sich jede Organisation viel von den Bienen<br />

abschauen. Diese Selbsterhaltung, dieses Einstehen<br />

füreinander ist einfach beispielhaft.<br />

Jetzt zeigen Sie mir mal etwas Vergleichbares<br />

bei uns Menschen. Wenn eine Hornisse in<br />

einen Bienenstock eindringt, dann wird diese<br />

übermächtige Gegnerin von dutzenden Bienen<br />

so eng umgeben bis diese an Überhitzung<br />

stirbt. Das dauert nur ein paar Minuten.“ Jetzt<br />

ist Weidlinger nicht mehr zu halten. Man spürt,<br />

hier sitzt ein leidenschaftlicher Imker – er<br />

schwärmt von Schwärmen. Auch hier könne<br />

man Lehren für die eigene Organisation ziehen.<br />

„Die Gefahr des Schwärmens besteht nur<br />

wenige Wochen im Jahr, meistens wenn in der<br />

Vollblüte die Bienenanzahl stark zunimmt und<br />

dadurch zu wenig Platz im Stock ist oder die<br />

Königin schwach wird und vom Volk eine neue<br />

herangezogen wird. Beobachtungsgabe des Imkers<br />

und zeitgerecht zusätzlich Raum zu geben<br />

ist hier sehr wichtig.“ Mit besonderer Freude<br />

zeigt Weidlinger ein Foto auf seinem Handy<br />

von einem zurückgeholten Bienenschwarm<br />

von zirka 10 Liter Volumen.<br />

Die Leidenschaft für die Imkerei ist anscheinend<br />

genetisch bedingt. „Mein Großvater hatte<br />

Bienen und meine älteste Tochter hat sich für<br />

Bienen interessiert. Unser Imker, bei dem wir<br />

damals unseren Honig bezogen haben, wollte<br />

sich verkleinern und ihr wegen ihres Interesses<br />

ein Volk schenken. Stand also die Frage im<br />

Raum, wer kümmert sich um die Bienen, wenn<br />

die Tochter wieder zum Studieren in Wien ist.<br />

Meine Frau hat sich dazu bereit erklärt, nachdem<br />

ich klargemacht habe, dass ich dafür keine<br />

Zeit habe. Im Zuge der Anlernphase hatte dann<br />

einmal meine Frau gerade keine Zeit und ich<br />

bin eingesprungen. Das war der entscheidende<br />

Moment. Ab diesem Zeitpunkt habe ich das als<br />

meine alleinige Aufgabe gesehen.“<br />

Das Thema Fachkräftemangel sei aktuell und<br />

werde die Bauwirtschaft auch in nächster Zukunft<br />

begleiten, ist Weidlinger überzeugt. Eine<br />

Entspannung sei nicht in Sicht. „Das ist eigentlich<br />

sehr schade, denn in der Bauwirtschaft<br />

werden Unikate erzeugt und das laufend Neue<br />

hat seinen besonderen Reiz. Ich erinnere mich<br />

heute noch gerne zurück wenn ich über die<br />

Brücken fahre, die ich mit meinem Team bauen<br />

durfte. Die Herausforderung besteht darin, hohe<br />

Qualität zu einem wettbewerbsfähigen Preis<br />

anbieten zu können. Wer mehr Hirnschmalz<br />

hineinsteckt, geht als Sieger vom Platz.“<br />

Großes Potential sieht Weidlinger in der Baustellenlogistik.<br />

„Vor kurzem habe ich in einer<br />

Studie gelesen, dass 70 Prozent der Zeit auf<br />

der Baustelle mit Transport von Material vergeudet<br />

wird. 70 Prozent – nur um Dinge von A<br />

nach B zu transportieren. Das bestärkt mich in<br />

meiner Überzeugung, dass mit einer guten Arbeitsvorbereitung<br />

das meiste Geld zu sparen<br />

ist. Doch nicht immer bleibe genug Zeit dafür.<br />

„Bauherr und Planer haben oft lange Zeit, um<br />

ein Bauwerk zu kreieren und auszuschreiben.<br />

Während sich die eine Seite oft mehr als ein<br />

Jahr lang den Kopf zerbrechen kann, was sie<br />

haben möchte, müssen wir innerhalb von<br />

wenigen Wochen berechnen, was es kostet.<br />

Dann aber dauert es meist wieder ein bis vier<br />

Monate, bis der Bauherr sich entscheidet und<br />

der Zuschlag erteilt wird. Da rede ich noch gar<br />

nicht von irgendwelchen Einsprüchen, die<br />

das Verfahren zusätzlich verlängern können.<br />

Viele Bauherren erwarten dann aber, dass<br />

man 14 Tage später mit dem Bau beginnt. Das<br />

ist nicht wirklich sinnvoll verteilt.“<br />

Das Thema bringt uns dann weiter zur optimalen<br />

Baudauer. „Eine kurze Bauzeit ist oft wirtschaftlicher<br />

als eine lange. Aber eine zu kurze<br />

ist noch viel teurer als eine zu lange, weil bei<br />

einer zu kurzen Bauzeit oft sehr teuer forciert<br />

werden muss. Bei privaten Investoren steht<br />

sehr oft der möglichst kurze Kapitaleinsatz<br />

bis zum Vermietungsbeginn oder Verkauf im<br />

Mittelpunkt. Deshalb wird die Bauzeit oft sehr<br />

kurz vorgegeben. Öffentliche Bauherren sind<br />

bei der erforderlichen Bauzeit realitätsnahe,<br />

jedoch eher an verkehrstechnische Rahmenbedingungen<br />

gebunden und deshalb in ihren<br />

Vorgaben auch nicht wirklich frei.“<br />

Sommer 2018<br />

83


Zurück zur Auseinandersetzung PORR gegen<br />

STRABAG. Kann man als Familienbetrieb am<br />

Markt anders agieren als ein börsennotiertes<br />

Unternehmen? „Wir können vor allem wesentlich<br />

ruhiger agieren und müssen nicht<br />

ständig medial präsent zu sein. Familienunternehmen<br />

haben den Vorteil, dass man<br />

auf Mittel- und Langfristigkeit achten kann<br />

und nicht schnelle Gewinne gefordert sind,<br />

um Kurspflege zu betreiben. Lieber kaufen<br />

als leasen. Lieber Substanz aufbauen als Dividenden<br />

ausschütten. Das entspricht dem<br />

menschlichen Bedürfnis nach Sicherheit.<br />

Umsatzrenditen sind wesentlich wichtiger als<br />

Umsatzzuwächse. Wenn man die letzten zehn<br />

Jahre Revue passieren lasse, sehe man, dass<br />

die Umsatzzuwachskaiser meist nur unzufriedene<br />

Renditen ausweisen.“<br />

„Für den wirtschaftlichen Erfolg sind bei<br />

Swietelsky viele Faktoren entscheidend.<br />

Flache Hierarchien mit sehr selbstständig<br />

agierenden Mitarbeitern, denen wir auch den<br />

entsprechenden Freiraum lassen. Diese Mitarbeiter<br />

tragen in ihrem Umfeld auch die entsprechende<br />

Verantwortung. Jeder Bauleiter<br />

agiert so als wenn sein Bereich seine eigene<br />

Firma wäre. Er wird auch in der Prämienermittlung<br />

in dieser Art behandelt, ohne dass<br />

vorher Umlagen für Overhead abgezogen<br />

werden. Dieses Prinzip zieht sich auch für die<br />

darüber liegenden Hierarchieebenen durch<br />

das ganze Unternehmen und spornt entsprechend<br />

zusätzlich an."<br />

Arbeit nicht mehr machen können. Wir können<br />

diese Arbeitsplätze nicht mehr besetzen.“<br />

Eines steht für Weidlinger fest: „Man muss<br />

den Facharbeiterberuf attraktiver machen.<br />

Speziell in städtischen Bereichen würden – oft<br />

unterstützt mit viel Nachhilfe - die Kinder von<br />

den Eltern angehalten, Mittelschulen zu besuchen<br />

und zu studieren. Die Wertschätzung<br />

des Facharbeiterberufes muss in Zukunft wesentlich<br />

gesteigert werden. Aus meiner Sicht<br />

muss ein Facharbeiter, der ja wirklich etwas<br />

kann, auch mehr Geld ausbezahlt bekommen<br />

als ein einfacher Mittelschulabgänger. Das<br />

hört sich jetzt politisch unkorrekt an. Aber<br />

wir brauchen keine Unmengen an Ägyptologen,<br />

Publizisten oder Politologen."<br />

Was man auch sagen muss, man hat als interessierter<br />

Facharbeiter wirklich die Möglichkeit<br />

zum Aufstieg zum Polier, Techniker oder Bauleiter.<br />

Der Weg nach oben ist bei entsprechendem<br />

Einsatz also auch über ein Handwerk gut<br />

möglich. Oft werden aus Facharbeitern sogar die<br />

besseren Bauleiter, weil sie wissen, wie es in der<br />

Praxis wirklich ist. Kommen wir zurück zur Digitalisierung,<br />

wir haben da auch das Problem, dass<br />

die HTLs, die Schulen, die Unis, die FHs gefordert<br />

sind, die Lehrpläne auch auf das Thema Digitalisierung<br />

auszurichten. Wenn Digitalisierung<br />

und BIM flächendeckend angewendet werden<br />

soll, so benötigen wir die entsprechend ausgebildeten<br />

Leute und dabei müssen wir berücksichtigen,<br />

wie lange dauert es, bis wir sie dort haben,<br />

wo wir sie brauchen. Das erfordert auch die<br />

entsprechende Umstellung der Lehrpläne und<br />

die Ausbildung der Lehrer."<br />

Work-Life-Balance bekommt einen immer<br />

höheren Stellenwert. Für Weidlinger stellt sich<br />

die Gegenfrage: „Ist Arbeit nicht Leben? Für<br />

viele ist Arbeit pfui und Highlife ok. Für mich<br />

ist es auch Leben, wenn mich Arbeit erfüllt.<br />

Ich glaube, ein Teil der Jugend, die jetzt nachkommt,<br />

denkt anders als noch unsere Generation.<br />

Bei Ö3 dreht sich alles ums Wochenende.<br />

Freitag „Juhu“ und Montag „Oje“. Wir haben<br />

auch zunehmend eine Generation der Erben.<br />

Wir mussten noch sparen, damit wir uns ein<br />

Haus oder eine Wohnung leisten konnten.“<br />

Eines aber sei auch für Weidlinger klar. „Man<br />

braucht Enthusiasmus, um so leben zu wollen.<br />

Seit ich in den Beruf eingestiegen bin, war ich<br />

meist immer nur am Wochenende zuhause, abgesehen<br />

von ein paar Jahren, als ich zur Alpine<br />

Der Facharbeitermangel sei derzeit überall<br />

groß. Das beginne schon bei der Lehrlingssuche.<br />

„Wenn ich mich zurückerinnere,<br />

dann haben wir noch vor 10 Jahren allein in<br />

Taufkirchen a. d. Pram im Innviertel, wo wir<br />

aktuell 250 Mitarbeiter beschäftigen, immer<br />

rund 45 Bewerbungen für eine Lehrausbildung<br />

gehabt. Da waren Burschen dabei, die<br />

hatten in der Hauptschule fast nur Einser und<br />

Zweier. Wir haben jedes Jahr 20 Lehrlinge ausgewählt<br />

und aufgenommen. Wir hatten fast<br />

nur sehr gute und ausgezeichnete Erfolge und<br />

konnten damit guten Facharbeiternachwuchs<br />

sicherstellen. Jetzt ist es so, dass wir dort zum<br />

Beispiel nur noch 15 Bewerbungen haben. Ein<br />

Drittel davon hat nicht einmal einen Hauptschulabschluss.<br />

Das ist das Thema. Es wird uns<br />

nichts anderes übrigbleiben als zu automatisieren,<br />

um überhaupt noch Bauwerke errichten<br />

zu können. Die Digitalisierung vernichtet<br />

Arbeitsplätze, aber ohne sie werden wir die<br />

84 BauTecFokus


„Die Digitalisierung<br />

vernichtet Arbeitsplätze,<br />

aber ohne sie werden<br />

wir die Arbeit nicht<br />

mehr machen können.<br />

Wir können diese<br />

Arbeitsplätze nicht<br />

mehr besetzen.“<br />

Karl Weidlinger<br />

gewechselt habe.“ Ob er, wenn er von vorne<br />

beginnen könnte, wieder dieselbe Berufslaufbahn<br />

einschlagen würde? „Ja, weil ich weiß, was<br />

man daraus machen kann und wie interessant<br />

es tagtäglich ist. Im Privatleben muss man natürlich<br />

Zugeständnisse machen: Aber ich kann<br />

nur sagen, dass ich in meiner Ehe sehr glücklich<br />

bin. Wir haben vier tolle Kinder. Es bedarf<br />

natürlich einer sehr tüchtigen Frau wenn man<br />

nicht täglich zu Hause ist. Und ich denke man<br />

steigert die Qualität des Beisammenseins und<br />

freut sich noch mehr aufeinander wenn man<br />

einander nicht täglich sieht.“<br />

Nachtisch fällt aus. Nicht jedoch Kaffee. Auch<br />

heute bleibt Weidlinger in Wien. „Morgen<br />

geht es um das Thema Digitalisierung.“ Wobei<br />

für Weidlinger das Thema Digitalisierung viel<br />

mehr ist als BIM. „Da geht es um Systemimplementierung<br />

die es ermöglicht die Schnittstellen<br />

zwischen Baustelle, Einkauf, Abrechnung,<br />

Personal- und Rechnungswesen, Controlling,<br />

Geräteverwaltung, etc. optimal zu gestalten und<br />

die bereits vorhandenen Apps der Baustellenabwicklung<br />

und Dokumentation einzubinden.<br />

Wenn man hier zu oberflächlich agiert, passieren<br />

auf Dauer gesehen sehr kostenintensive<br />

Fehler.“ Wie weit man bei der Digitalisierung bei<br />

Swietelsky sei? „Wir stehen nicht am Anfang,<br />

sind aber auch noch lange nicht fertig damit,<br />

sofern es einen solchen Zustand überhaupt<br />

geben kann. Mit BIM-Planung machen vor<br />

allem unsere eigenen Bauträgerprojekte, einerseits,<br />

um Referenzprojekte zu schaffen und zu<br />

sehen, wo Probleme auftreten können. Auch<br />

einzelne Projekte im Generalunternehmerbau<br />

WORDRAP mit Karl Weidlinger<br />

Welcher Radiosender läuft im Auto?<br />

Ö3.<br />

Ausschließlich?<br />

Fast.<br />

Klassische Musik? Konzerte? Oper?<br />

Manchmal. Wenn - dann Ballett. Weil zwei meiner Töchter auch eine Ballettausbildung an<br />

der Wiener Staatsoper genossen haben.<br />

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?<br />

Führung leben: Praktische Beispiele - praktische Tipps - praktische Theorie.<br />

Lieblingskomponist?<br />

Mozart. Nicht ohne Grund heißt eine meiner Töchter Constanze.<br />

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne einen Abend verbringen?<br />

Mit meiner Frau.<br />

Wie kann man Sie aus der Fassung bringen?<br />

Mit Ungerechtigkeit. Wenn jemand unfair agiert.<br />

Was muss man anstellen, damit bei Ihnen die Tür zu ist?<br />

Im Normalfall gibt es eine zweite Chance: Die zweite Chance aber wieder zu verbocken, das<br />

ist das Aus. Wenn es ein Problem gibt, dann gehört die Wahrheit auf den Tisch. Egal, ob das<br />

betriebsintern ist oder nicht.<br />

Lieblingsessen?<br />

Cordon Bleu. Kardinalschnitte.<br />

Wohin reisen Sie gerne?<br />

Ich bin kein großer Reiser. Ich entdecke die Schönheit der Heimat sehr gerne. Wir sind fünf<br />

Ehepaare, die fünf Tage Wanderurlaub in Österreich machen, da suchen wir uns eine<br />

Destination aus. Man sieht einfach, was wir für eine schöne Gegend haben.<br />

Sie sind viel mit dem Auto unterwegs. Wieviel Kilometer legen Sie im Jahr zurück?<br />

Rund 65.000. Das sind in etwa 800 bis 900 Stunden. Wenn man das als Arbeitszeit<br />

rechnet, ein halbes Arbeitsjahr.<br />

Fahren Sie selbst?<br />

Teilweise fährt das Auto selbst. E-Klasse.<br />

in Deutschland werden mit BIM abgewickelt.<br />

Ich glaube, dass jene Firmen, die sagen, dass sie<br />

schon 70 Prozent mit BIM umsetzen, 70 Prozent<br />

von den paar Großbaustellen, die sie haben,<br />

meinen“, schmunzelt Weidlinger. Österreich sei<br />

beim Thema BIM leider etwas hinten nach. „Der<br />

gesamte deutschsprachige Raum hat noch riesigen<br />

Aufholbedarf.“ In Deutschland aber seien<br />

die richtigen Maßnahmen gesetzt worden: „Die<br />

Deutschen haben zum Beispiel in ihrer Agenda,<br />

dass die öffentlichen Auftraggeber bis 2020 verpflichtend<br />

BIM anzuwenden haben. Speziell die<br />

Deutsche Bahn ist hier sehr aktiv. Die ÖBB lehnt<br />

sich hier bereits an die DB an. Im öbv arbeiten<br />

wir innerhalb der Plattform 4.0 intensiv daran,<br />

dass eine BIM-Richtlinie und eine Roadmap herauskommen.<br />

Österreich darf hier den Anschluss<br />

einfach nicht verlieren.“<br />

n<br />

Sommer 2018<br />

85


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Bauteilaktivierung –<br />

erprobtes Werkzeug<br />

Gebäude als Energiespeicher. In Salzburg ist man dieser Frage wissenschaftlich auf den Grund gegangen,<br />

als erstes Ergebnis ist ein Basis-Berechnungstool samt Leitfaden für Planer und Baumeister herausgekommen.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

D<br />

ie Liste an Möglichkeiten, Energiesysteme<br />

für die Gebäudeklimatisierung<br />

zu nutzen, ist enden<br />

wollend: Aus den fossilen Energiequellen<br />

sollten wir raus, bei der Wasserkraft<br />

ist in Österreich kaum mehr etwas ausbaufähig<br />

und ein Blick auf die Preise bei Biomasse-Lösungen<br />

zeigt, dass es auch hier eng mit einer<br />

Weiterentwicklung wird. Was bleibt, sind Wind<br />

und Sonne. „Das Heikle an diesen Quellen ist<br />

ihre Fluktuation: Einmal geht ein Wind oder<br />

es scheint die Sonne, dann wieder nicht“, fasst<br />

Gunther Graupner zusammen. Der Baumeister<br />

ist Geschäftsführer des Salzburger Kompetenzzentrum<br />

Bauforschung (KBF) und hat als Leiter<br />

des Forschungsprojektes „Bauteilaktivierung<br />

– solares Heizen und Kühlen mit Beton“ eine<br />

besondere Situation für die Branche vorgefunden:<br />

Für eine beständige Energieversorgung<br />

eines Gebäudes zu Heiz- oder Kühlzwecken<br />

sind volatile Energiequellen schwierige Voraussetzungen.<br />

Zudem entscheidet der notwendige<br />

Ausgleich zwischen zeitlich vorhandenem<br />

Energieangebot und realem Bedarf künftig<br />

über die energetische Zukunftstauglichkeit<br />

von Gebäuden. Im Rahmen des Forschungs-<br />

86 BauTecFokus


projektes, das von der ARGE Bauteilaktivierung<br />

in Auftrag gegeben wurde, sollte sich am Ende<br />

das Gebäude als Energiespeicher herausstellen.<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Man startete hinsichtlich der Datenlage zunächst<br />

bei Null, erinnert sich Graupner an die<br />

Anfangszeit, wiewohl das Interesse der Branche<br />

an einem standardisierten Rechenverfahren<br />

für eine sinnvolle Energieplanung groß war. Jedoch:<br />

„Baumeister haben zwar vereinzelt in der<br />

Praxis mit Bauteilaktivierung und mit ihren<br />

eigenen Berechnungen gearbeitet, aber als wir<br />

nach verwertbaren Daten, die wissenschaftlich<br />

haltbar sein sollen, gefragt haben, wurden die<br />

Angebote immer dünner.“ Konfrontiert mit<br />

dieser Situation ging die Forschungsgruppe<br />

nun daran, einen eigenen so genannten Rechenkern<br />

(Modell zur Berechnung von Systemen<br />

wie z.B. Speicherfähigkeit) zu entwickeln.<br />

Dazu wurde zunächst ein Simulationsraum<br />

auf dem Gelände der Bauakademie Salzburg<br />

errichtet, um systematische Messungen durchführen<br />

zu können. Die Grundlagen zum Rechenkern<br />

wurden vom praktischen Experten<br />

der ARGE, dem bauteilaktivierungs-erfahrenen<br />

Energietechniker Harald Kuster, und Forschern<br />

der TU Wien geschaffen. „Wir erhielten<br />

einen Rechenkern, in dem die Speicherfähigkeit<br />

von Gebäuden erstmals nachgewiesen<br />

werden konnte – ein tolles Ergebnis“, freut sich<br />

Graupner. Das war aber den Forschern noch zu<br />

wenig. Zwar konnte man Interessierten den Rechenkern<br />

als Excel-Tabelle, die z.B. in jegliche<br />

Simulations-Software eingearbeitet werden<br />

konnte, zur Verfügung stellen, „das war aber<br />

noch ein bisschen zu kompliziert“, so der Projektleiter.<br />

In Zusammenarbeit mit der öster-<br />

„Wenn man technisch<br />

einigermaßen begabt<br />

ist, kann man sich die<br />

Energieeffizienz nun<br />

selbst ausrechnen.“<br />

Gunther Graupner,<br />

KBF-Geschäftsführer<br />

Fotos: KBF<br />

Sommer 2018<br />

87


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

reichischen Zementindustrie wurde daraufhin<br />

ein Planungsleitfaden entwickelt, wo das Zahlenmaterial<br />

über Formeln dargestellt werden<br />

konnte: „Wenn man technisch einigermaßen<br />

begabt ist, kann man sich die Energieeffizienz<br />

nun selbst ausrechnen.“ Das so geschaffene<br />

Datenkonstrukt richtet sich an Baumeister<br />

oder Architekten, die diese Erkenntnisse in<br />

ihre Berechnungen einfließen lassen können:<br />

„Wir geben das Grundwerkzeug mit, um Gebäude<br />

künftig energieeffizient berechnen und<br />

errichten zu können.“ Diese systematisierte<br />

Darstellungsform hat der ARGE Bauteilaktivierung<br />

den Energy Globe Award 2018 des<br />

Bundeslandes eingebracht.<br />

Unabhängige Energiequelle<br />

Eine weitere Besonderheit des Planungsleitfadens,<br />

erläutert Graupner, ist auch die Offenheit<br />

des Systems: „Welche Energiequelle der Bauherr<br />

verwenden will – Sonne oder Wind –, bleibt<br />

ihm überlassen. Über den Leitfaden ist jede dieser<br />

Möglichkeiten nach Belieben ableitbar.“ Die<br />

Bauteilaktivierung wird bislang hauptsächlich<br />

in Kombination mit einer thermischen Solaranlage<br />

eingesetzt. Aber auch in Verbindung<br />

mit Windenergie ließe sich die Bauteilaktivierung<br />

gut verwenden, weiß der Energieexperte<br />

„Für eine beständige<br />

Energieversorgung<br />

eines Gebäudes<br />

zu Heiz- oder<br />

Kühlzwecken<br />

sind volatile<br />

Energiequellen<br />

schwierige<br />

Voraussetzungen.“<br />

Gunther Graupner<br />

88 BauTecFokus


von einem Versuch im Waldviertel (wo es ja<br />

bekanntlich starke Windspitzen gibt), bei dem<br />

seit einiger Zeit getestet wird, ausschließlich<br />

mit Windüberstrom zu heizen.<br />

Mit dieser Datenbasis und den (raschen und<br />

unkomplizierten) Rechenlösungen im Hintergrund<br />

können nahezu simpel Gebäude auf<br />

Basis der Bauteilaktivierung (BTA) umgesetzt<br />

werden, resümiert Graupner. Denn auch die<br />

Errichtungskosten hielten sich in Grenzen:<br />

„Rein vom Rohrleitungsaufwand kommt diese<br />

Variante dem Verlegen einer Fußbodenheizung<br />

nahe. Vielleicht braucht man an der einen<br />

oder anderen Stelle fünf Zentimeter mehr<br />

Beton.“ So setzt das Gemeindezentrum in<br />

Hallwang das BTA-Konzept schon um, erzählt<br />

Graupner: „Das Gebäude braucht keine Energie<br />

von außen zum Heizen und Kühlen. Es ist<br />

auch zusätzlich derart mit dem benachbarten<br />

Hotel ‚verschränkt‘, dass die Überschüsse des<br />

Sommers zum Hotel ‚verschoben‘ werden<br />

können. Dort wird die Energie für die Warmwasseraufbereitung<br />

verwendet.“ Für große<br />

Produktionshallen, wo ein ständiges Kommen<br />

und Gehen herrscht, ist es schwierig, ein angenehmes<br />

Raumklima zu halten. In der Blechfertigungshalle<br />

von GMT Wintersteller in Kuchl<br />

ist dies durch Bauteilaktivierung gelungen. In<br />

Kombination mit der Nutzung von Abwärme<br />

konnten sogar 80 Prozent Energie eingespart<br />

werden. Auch im Bestand bzw. bei Sanierungen<br />

gibt es erste Schritte, Bauteilaktivierung<br />

umzusetzen, erzählt Graupner von einem<br />

Projekt im Anfangsstadium in Hallein: „Wir<br />

überwachen erst einmal die ersten Ergebnisse<br />

– aber es sieht vielversprechend aus.“<br />

Gewerbe und Wohnbau<br />

Freilich funktioniert die Speicherfähigkeit<br />

im Bestand noch nicht ganz so gut wie im<br />

Neubau, weil ja der Zustand der Gebäudehülle<br />

zu berücksichtigen ist. Prinzipiell geht die<br />

BTA-Initiative vom gewerblichen Sektor aus,<br />

erzählt Graupner von den Landesberufsschul-<br />

Werkstätten in Kleßheim und Bruck, auch<br />

Fertigteilwerke sowie Schauräume könnten<br />

mittels Bauteilaktivierung energieautark<br />

klimatisiert werden. Vereinzelt schafft es das<br />

System auch in den Wohnbau, wobei es im<br />

großvolumigen Bereich noch nicht so viele<br />

Projekte gebe. Der Bauforscher hat auch gleich<br />

eine Begründung zur Hand: „Im gemeinnützigen<br />

Wohnbau ist ja der Kostendruck sehr<br />

stark, da gibt es weniger Fußboden-Heizsysteme,<br />

sondern eher den klassischen Heizkörper.<br />

Aber, so leicht man die Energieeffizienz<br />

nun berechnen kann, das System muss man<br />

schon auch einbauen können.“<br />

Innovationen vorantreiben<br />

Dem Forscher geht es vor allem darum,<br />

Innovationen voranzutreiben. „Wir haben<br />

lange den Fehler gemacht, diese Technologie<br />

über die Behaglichkeit zu verkaufen. Dabei<br />

hat sich herausgestellt, dass der Argumentationshebel<br />

der war, Energie zu speichern,<br />

aber auch die Möglichkeit, über BTA Räume<br />

zu kühlen.“ Denn gibt es einen Erdkollektor,<br />

eignen sich die Betonwände auch dafür. Im<br />

Simulationsraum habe man auch das untersucht.<br />

Wenn in einem Bauteil einmal Leitungen<br />

verlegt sind, stellen sich auch die umliegenden<br />

Wände als Speicher dar. Graupner:<br />

„Zwischen den beheizten und unbeheizten<br />

Bauteilen haben wir nur zwischen 0,5 bis 0,7<br />

Grad Unterschied gehabt. Das heißt konkret:<br />

Hat der beheizte Bauteil 22,7 Grad, dann haben<br />

die anderen Bauteile 22 Grad.“ Und das<br />

Beste daran, freut sich Graupner, sei, dass<br />

man von der Speicherfähigkeit leben könne:<br />

Im Test ist es gelungen, etwa fünf bis sechs<br />

Tage ohne zusätzliche Energiezufuhr die gleiche<br />

Temperatur zu halten.<br />

n<br />

„Das Gebäude braucht<br />

keine Energie von<br />

außen zum Heizen und<br />

Kühlen. Es ist auch<br />

zusätzlich derart mit<br />

dem benachbarten Hotel<br />

‚verschränkt‘, dass die<br />

Überschüsse des Sommers<br />

zum Hotel ‚verschoben‘<br />

werden können.“<br />

Gunther Graupner<br />

Sommer 2018<br />

89


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Coole Lüftung<br />

Forschung. Natürliche Nachtlüftung und tageslichtoptimierte Verschattung – diese Kombination birgt hohes<br />

Potential, Gebäude energieeffizient zu kühlen. Diese Variante existiert bereits, wird aktuell jedoch meist nur manuell<br />

gesteuert und damit nicht optimal genutzt. Ein neues Projekt will dies nun ändern.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

„Die Umsetzung des<br />

Konzepts scheiterte<br />

bislang neben Hemmnissen<br />

bezüglich<br />

Einbruch- und Regenschutzes<br />

vorwiegend<br />

aufgrund des hohen<br />

Engineering-Aufwands<br />

für Planung<br />

und Umsetzung der<br />

Automatisierung.“<br />

Daniela Trauninger,<br />

Leiterin des Zentrums für<br />

Bauklimatik und Gebäudetechnik<br />

Donau-Uni Krems<br />

D<br />

ie Anzahl der Hitzetage, die über<br />

30 Grad plus liegen, wird stetig<br />

zunehmen, sind sich Klimaexperten<br />

einig. Diese Entwicklung hat<br />

auch die Nachfrage nach ökologischen und<br />

zugleich (energie)effizienten Methoden zur<br />

Gebäudeklimatisierung in den vergangenen<br />

Jahren stark steigen lassen, heißt es vonseiten<br />

der Klimatisierungs-Lösungsanbieter. Am Department<br />

für Bauen und Umwelt der Donau-<br />

Universität Krems nimmt man sich dieser<br />

Thematik nun im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />

an. Das Projekt CoolAIR, verantwortet<br />

von Daniela Trauninger, Leiterin des Zentrums<br />

für Bauklimatik und Gebäudetechnik, wurde<br />

mit Jahresbeginn gestartet und läuft bis Mitte<br />

2020. CoolAIR beschäftigt sich mit der Entwicklung<br />

einfach umzusetzender Maßnahmen zur<br />

passiven Kühlung von Gebäuden mittels natürlicher<br />

Nachtlüftung („ventilative cooling“) in<br />

Kombination mit einer tageslichtoptimierten<br />

Verschattung. Wirklich neu ist das Thema an<br />

sich nicht, erläutert Trauninger, denn das hohe<br />

Kühlpotential der ventilativen Kühlung ist sowohl<br />

durch unzählige Forschungsarbeiten als auch<br />

erfolgreiche Praxisbeispiele hinreichend bestätigt:<br />

„Diese energie- und kosteneffiziente Kühlmaßnahme<br />

wird in der Praxis kaum angewandt.<br />

Denn die Umsetzung scheiterte bislang neben<br />

Hemmnissen bezüglich Einbruch- und Regenschutzes<br />

vorwiegend aufgrund des hohen Engineering-Aufwands<br />

für Planung und Umsetzung<br />

der Automatisierung.“ Eine leicht zu installierende,<br />

dezentrale Lösung würde dieses Problem umgehen<br />

und einen wesentlichen Beitrag für eine<br />

Verbreitung dieser energieeffizienten Kühlart<br />

leisten, ist sich die Bauphysik-Expertin sicher.<br />

Grundlagen erarbeiten<br />

Das Projekt CoolAIR setzt genau hier an.<br />

Eine Forschungsgruppe erarbeitet nun die<br />

regelungstechnische Grundlage für eine abgestimmte<br />

Nachtlüftungs- und Verschattungssteuerung,<br />

die ohne vorhergehende Simulation<br />

und ohne Engineering-Aufwand in der Installation<br />

nach dem Plug & Play Prinzip möglichst<br />

simpel umgesetzt werden kann. „Dazu wird<br />

die Lüftung lediglich durch die Nutzung und<br />

teilweise Automatisierung bereits vorhandener<br />

Lüftungsöffnungen wie Fenster, Brandrauchentlüftungen<br />

oder Türschlitze gewährleistet“,<br />

erzählt Trauninger. „Sensoren werden soweit<br />

wie möglich minimiert und die Regelstrategie<br />

selbst erfolgt raumautonom und soll sich je nach<br />

bauphysikalischen und raumgeometrischen<br />

Bedingungen automatisch und selbstlernend<br />

mittels Machine Learning anpassen.“ Das Projekt,<br />

das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft<br />

(FFG) beauftragt wurde,<br />

befindet sich erst in der Konzept- und Entwurfsphase,<br />

erklärt Trauninger: „Derzeit sind wir dabei,<br />

Büroräumlichkeiten der Donau-Universität<br />

Krems, die uns für Messungen zur Verfügung<br />

stehen, mit Motoren, Verschattungseinrichtungen<br />

und Sensorik auszustatten, sodass mit den<br />

ersten Messreihen spätestens im Juni diesen<br />

90 BauTecFokus


WINDTURM DUBAI<br />

Das Prinzip der ventilativen<br />

Kühlung wurde bereits in der<br />

traditionellen arabischen Architektur<br />

in Form von Windtürmen<br />

eingesetzt.<br />

Fotos: pixabay; CoolAir<br />

Jahres gestartet werden kann.“ Diese Messungen<br />

werden dann zum Test der in Entwicklung<br />

befindlichen Algorithmen und zur Validierung<br />

der Simulationsprogramme herangezogen.<br />

In einem ersten Workshop im April konnten<br />

die Forscher, darunter auch Albert Treytl vom<br />

Department für integrierte Sensorsysteme,<br />

interessierten Unternehmen und Stakeholdern<br />

erste Informationen dazu geben: „Im Zuge dieses<br />

Transferworkshops konnten wir zusätzliche<br />

Praxisanforderungen aufnehmen und waren<br />

vom sehr großen Interesse an dem Projekt<br />

durchaus überrascht. Wir hätten den Bedarf<br />

eher langfristiger gesehen“, bestätigt Treytl.<br />

Praktischer Einsatz<br />

Zielsetzung des Projekts ist zwar nicht die<br />

Produktentwicklung selbst, dennoch soll die<br />

technische Grundlage für Systeme geschaffen<br />

werden, die ohne großen bautechnischen als<br />

auch fachmännischen Aufwand installiert<br />

und betrieben werden können. Die Forscher<br />

glauben an großes Potenzial, denn: „Dadurch<br />

ergeben sich bei entsprechenden Randbedingungen<br />

wie ausreichend großen Lüftungsöffnungen<br />

zur Be- und Entlüftung als auch<br />

nutzbaren Querlüftungs- und Kamineffekten<br />

durch z.B. Überstromöffnungen vielfältige<br />

Einsatzmöglichkeiten.“ Das größte Kühlpotential<br />

kann dabei sicher bei Neubauten erzielt<br />

werden, wo eine Planung der optimalen Lüftungsquerschnitte<br />

und Öffnungsverteilungen<br />

sowie der Verschattungsmaßnahmen bereits<br />

in der Entwurfsphase erfolgen kann, betont<br />

Treytl. Durch den selbstlernenden, dezentralen<br />

und vor allem minimal invasiven Ansatz<br />

ist das System aber auch und vor allem für die<br />

nachträgliche Ausstattung von Bestandsgebäuden<br />

bis zu historischen Gebäuden bestens<br />

geeignet. Bislang waren in solchen Gebäuden<br />

CoolAir<br />

CoolAIR beschäftigt sich mit<br />

der Entwicklung einfach umzusetzender<br />

Maßnahmen zur<br />

passiven Kühlung von Gebäuden<br />

mittels natürlicher Nachtlüftung<br />

(„ventilative cooling“)<br />

in Kombination mit einer tageslichtoptimierten<br />

Verschattung.<br />

Sommer 2018<br />

91


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

„Das größte Kühlpotential<br />

kann sicher bei Neubauten<br />

erzielt werden, wo eine<br />

Planung der optimalen<br />

Lüftungsquerschnitte und<br />

Öffnungsverteilungen sowie<br />

der Verschattungsmaßnahmen<br />

bereits in der Entwurfsphase<br />

erfolgen kann.“<br />

Albert Treytl,<br />

Department für Integrierte<br />

Sensorsysteme Donau-Uni Krems<br />

andere Kühlstrategien aufgrund ihrer Komplexität<br />

und ihrer massiven Eingriffe in die<br />

Bausubstanz oft nur schwierig bis gar nicht<br />

umsetzbar, argumentieren die Forscher.<br />

Bauliche Voraussetzungen<br />

Neben den klimatischen Randbedingungen<br />

(ausreichende Nachtabsenkung der Temperaturen)<br />

müssen vorrangig die inneren und äußeren<br />

Gebäudelasten gering gehalten werden,<br />

was sowohl durch entsprechende Verschattungsmaßnahmen<br />

als auch durch die Verwendung<br />

energieeffizienter Leuchtmittel und<br />

Geräte erfolgt. „Zudem müssen diese tagsüber<br />

anfallenden Wärmelasten zwischengespeichert<br />

werden können, um die Temperatur in<br />

den Räumen auch tagsüber angenehm zu halten“,<br />

erläutert Bauklimatik-Forscherin Trauninger.<br />

Die Speicherung kann dabei entweder<br />

über entsprechend massive Bauteile oder über<br />

speicherfähige Materialien (z.B. phase change<br />

materials) erfolgen. Durch die Nachtlüftung<br />

wird die zugeführte Energie in den Speichermassen<br />

dann wieder entladen, wozu entsprechend<br />

hohe Luftwechselzahlen benötigt<br />

werden, die mit einer herkömmlichen mechanischen<br />

Lüftungsanlage nur mehr schwer erreicht<br />

werden können, verweist Experte Treytl<br />

auf den weiteren Nutzen: „Zur Ausschöpfung<br />

des vollen Potentials der ventilativen Kühlung<br />

müssen deshalb in den zu kühlenden Räumen<br />

zu öffnende Lüftungsöffnungen vorhanden<br />

sein, die idealerweise miteinander über Oberlichten<br />

oder Lüftungsschlitze verbunden sind,<br />

sodass entsprechend hohe Luftwechselraten<br />

über Querlüftungsmaßnahmen und Kamineffekte<br />

erreicht werden.“<br />

Marktreife<br />

„Aktuell befinden wir uns in der Forschungsphase,<br />

ein Produkt als solches gibt es daher<br />

noch nicht auf dem Markt“, zieht Trauninger<br />

eine erste Bilanz. Mit Fenstermotorenherstellern<br />

und Firmen, die Belüftungssysteme<br />

verbauen, habe man aber potentielle Produzenten<br />

an Bord. „Wir denken, dass Fenstermotoren-<br />

und Verschattungshersteller, aber auch<br />

HKLS und MSR-Komponentenhersteller realistische<br />

Hersteller eines zukünftigen Produktes<br />

sind“, bestätigt Treytl. Aus Praxissicht sei<br />

es jedoch viel entscheidender, ein einfaches<br />

System zu schaffen, das gewerkeübergreifend<br />

agiert und den Planungs- und Engineering-<br />

Aufwand minimiert. So könne vermieden<br />

werden, dass auf Grund zu hoher Aufwände<br />

und Missverständnisse zwischen Gebäudebetreibern,<br />

Architekten, HKL und MSR-Planern,<br />

ausführenden Gewerken bis zu den Komponentenherstellern<br />

ein Einsatz dieser neuen<br />

Technologie scheitere.<br />

Aktuelle Projekte<br />

Das Prinzip der ventilativen Kühlung wurde<br />

bereits in der traditionellen arabischen Architektur<br />

in Form von Windtürmen rein auf physikalischen<br />

Prinzipien basierend eingesetzt.<br />

„Vereinzelt wird auch heute das Konzept zumeist<br />

als hybrides System in Verbindung mit<br />

Lüftungsanlagen umgesetzt. Die Entwicklung<br />

von simplen, dezentralen und gut aufeinander<br />

abgestimmten Einheiten aus Sensor, Regeleinheit<br />

und Stellantrieb als auch der Bedarf in<br />

der Systemintegration der Mess-Regel-Steuertechnik<br />

ist jedoch evident“, erklärt Treytl.<br />

In einer Vorstudie an der Donau-Universität<br />

wurde selbst mit einer einfachen regelbasierten<br />

Steuerung bereits die Wirksamkeit<br />

demonstriert, wenn auch das Potential noch<br />

keinesfalls ausgeschöpft wurde, räumen die<br />

Forscher ein. Unter günstigen Umständen<br />

konnten so an heißen Sommertagen die Wärmespitzen<br />

bereits deutlich unter denen der<br />

Referenzbüros gehalten werden. n<br />

Systembild mit prädiktiver Regeleinheit, adaptivem Raummodell, Aktuatoren<br />

und Luftströmungen © Projekt CoolAir<br />

92 BauTecFokus


Advertorial<br />

Nach mehr als zehn<br />

Jahren Energieausweis:<br />

„B“ ≠ „B“!<br />

Energieausweise gibt es in Österreich seit zwölf Jahren. Seit der Umsetzung des Energieausweis-<br />

Vorlage-Gesetzes 2006 (EAVG 2006) wird der Immobilienmarkt mit Energieausweisen überschwemmt.<br />

E<br />

nergieausweise gibt es in Österreich<br />

seit zwölf Jahren. Seit der Umsetzung<br />

des Energieausweis-Vorlage-<br />

Gesetzes 2006 (EAVG 2006) wird<br />

der Immobilienmarkt mit Energieausweisen<br />

überschwemmt.<br />

Ein Grund für die Einführung von Energieausweisen<br />

war, die Gesamtenergieeffizienz<br />

eines Hauses zu beurteilen und damit die Einsparungspotenziale<br />

sichtbar zu machen. Die<br />

systematische Aufarbeitung der wichtigsten<br />

Kennwerte wie Heizwärmebedarf, Primärenergiebedarf,<br />

CO2-Emissionen und Gesamtenergieeffizienzfaktor<br />

sollten letztlich auch<br />

einen Vergleich der Gebäudeenergieeffizienz<br />

der am Markt erhältlichen Immobilien ermöglichen.<br />

Außerdem bietet der Energieausweis<br />

eine kompakte Zusammenstellung der Gebäudedaten,<br />

die für Sanierungsmaßnahmen<br />

erforderlich sind.<br />

Kosten des Energieausweises<br />

Die Kosten für die Ausstellung eines Energieausweises<br />

sind nicht reglementiert und von<br />

der Größe und Komplexität des Gebäudes,<br />

vom Umfang der Datenaufnahme sowie von<br />

der Genauigkeit der Datenerhebung abhängig.<br />

Zu tragen sind sie vom Gebäudeeigentümer.<br />

Grundsätzlich gilt: Je genauer die<br />

vorhandene Datenbasis, desto geringer sind<br />

Kosten und Aufwand.<br />

Vergleichbarkeit nur bedingt gegeben<br />

Nach mehr als zehn Jahren zeigt sich, dass die<br />

Vergleichbarkeit der Energieausweise aber nur<br />

sehr eingeschränkt möglich ist. Änderungen<br />

bei der Berechnung und Erstellung u.a. aufgrund<br />

der Novellierungen der OIB-Richtlinie<br />

6 führten seither zu teils erheblichen Auswirkungen:<br />

So ist die Effizienzklasse eines mittleren<br />

„B“ zu einem schwachen „B“ geworden<br />

und kann unter Umständen sogar zu einem<br />

„C“ werden, ohne dass es Veränderungen am<br />

Gebäude gegeben hätte!<br />

Bei Neubauten kann es vorkommen, dass<br />

seitens des Bauwerbers eine Energieeffizienzklasse<br />

gefordert, diese dann auch geplant und<br />

baurechtlich bestätigt und das Gebäude ohne<br />

Abweichungen errichtet wurde, aber bei Fertigstellung<br />

nur mehr mit der Effizienzklasse<br />

„B“ bewertet wird, weil sich der Stand der<br />

Technik in der Zwischenzeit geändert hat. Natürlich<br />

ist das alles erklärbar, aber die Glaubwürdigkeit<br />

gegenüber dem Kunden fördert<br />

dies nicht. Die gewünschte Transparenz und<br />

Vergleichbarkeit auf dem Immobilienmarkt ist<br />

jedenfalls nur sehr eingeschränkt gegeben.<br />

Fachwissen ausschlaggebend<br />

Ein Laie wird mit diesen Abweichungen und<br />

Unzulänglichkeiten leben müssen, verstehen<br />

wird er sie nur schwer, außer einer der<br />

Vertragspartner ist Energieausweisspezialist.<br />

Der Aussteller muss allerdings aufpassen: Er<br />

haftet für die Richtigkeit der angegebenen<br />

Energiekennzahlen! Folglich muss er stets auf<br />

dem aktuellen Stand der Gesetzes- und Normenlage<br />

sein!<br />

Dabei hilft ihm das Standardwerk zum Energieausweis:<br />

„Der Energieausweis und die Energieeffizienz<br />

von Gebäuden“. Hier werden nicht<br />

nur die Berechnung Schritt für Schritt erklärt,<br />

sondern auch alle Problemfelder erläutert und<br />

Lösungsvorschläge unterbreitet. Es ist sicher<br />

das beste Werk am Markt! Zu bestellen unter<br />

https://forum-verlag.at oder 01/728 54 84. n<br />

Sommer 2018<br />

93


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

PSYCHIATRISCHE KLINIK, SLAGELSE<br />

Das Lichtkonzept für die Psychiatrische Klinik in Slagelse, Dänemark, nutzt das Tageslicht bestmöglich und integriert<br />

biologisch wirksames Licht in den Klinikalltag. Licht, das dem natürlichen Tagesverlauf folgt, unterstützt den Schlaf-<br />

Wach-Rhythmus des Menschen und wird nicht zuletzt deswegen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen immer<br />

wichtiger. Dort verbringen nämlich Patienten und Mitarbeiter mehr Zeit in geschlossenen Räumen als der Durchschnitt.<br />

Architekten: Karlsson Arkitekter/VLA<br />

Auszeichnungen: 2. Preis Dänischer Lichtpreis 2016, AR Healthcare Award 2016, MIPIM Award 2017<br />

Fotos: Jens Lindhe<br />

94 BauTecFokus


Die<br />

Lichtversteher<br />

Mensch im Mittelpunkt. Innovationen der Lichttechnik rücken neben<br />

der besseren Energieeffizienz den Menschen und seine Bedürfnisse in<br />

den Mittelpunkt. Ausdruck findet dies in der zunehmenden Bedeutung des<br />

Themas Human Centric Lighting. Mit der Umstellung auf LED ist in den<br />

vergangenen Jahren einer der größten Umbrüche in der Geschichte des<br />

Leuchtendesigns vollzogen worden.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

D<br />

as vor einigen Jahren aus Umweltgründen<br />

EU-weit verordnete Aus<br />

für die Glühbirne zeitigte nicht<br />

nur Hamsterkäufe verunsicherter<br />

Konsumenten. Das Verbot forderte die Lampenhersteller<br />

heraus, sich so rasch wie möglich<br />

Gedanken über Innovationen in Technik und<br />

Design zu machen. Nach einem kurzen Aufflackern<br />

des Halogen-Lagers sind Hersteller und Designer<br />

beim LED-Status angelangt – inklusive kreativer<br />

Lösungen. Aber nicht nur Design und Kreativität<br />

stehen im Fokus, auch ökonomische und<br />

Umweltaspekte gilt es zu berücksichtigen.<br />

Stromverbrauch und Heizwärmeausstoß der<br />

Beleuchtungskörper birgt Optimierungspotenzial.<br />

Bei Philips Lighting hat man die Beeinflussung<br />

von Beleuchtungssystemen auf andere<br />

Energieträger wie z.B. Heizwärme erkannt. Die<br />

Leistung der Beleuchtung trägt dazu bei, dass<br />

Gebäude erwärmt werden und somit weniger<br />

Heizenergie benötigt wird. Dabei gilt: Je höher<br />

die Beleuchtungsstärke, desto höher der Heizwert.<br />

Das von der Leuchte abgestrahlte Licht wird<br />

komplett in Wärme umgewandelt, hinzukommt<br />

die Eigenerwärmung der Leuchte z.B. durch<br />

Treiber und bei LED durch die Module. Zwar<br />

muss im Sommer die von der Beleuchtung erzeugte<br />

Wärme gekühlt werden, wird eine Beleuchtungsanlage<br />

jedoch saniert, verbraucht diese im<br />

Endeffekt weniger Energie, weiß man bei Philips<br />

Lighting anhand eines Fallbeispiels: So wurde<br />

einmal für ein großes Modegeschäft der Energieverbrauch<br />

vor und nach einer Beleuchtungssanierung<br />

berechnet. Dabei kam heraus, dass<br />

zwar im Winter mehr geheizt werden musste,<br />

dass aber durch die geringeren Kühlungskosten<br />

im Sommer eine Energieeinsparung von 8 Prozent<br />

erreicht werden konnte.<br />

Energieeffizienz bei Beleuchtungen<br />

„Das Thema Energieeffizienz ist bei Zumtobel<br />

ein großes Thema“, erklärt etwa Daniel Lechner,<br />

Director Global Marketing, des Vorarlberger<br />

Herstellers: „Durch den Umstieg auf LED<br />

kann der Stromverbrauch um bis zu 80 Prozent<br />

gesenkt werden. Mit einem intelligenten<br />

Lichtsteuerungssystem im Hintergrund fällt<br />

es leicht, kontinuierlich Energie zu sparen.“<br />

Arbeitszeiten, Anwesenheit und vor allem<br />

das Tageslicht eröffnen ein breites Spektrum<br />

an Einsparmöglichkeiten, erklärt Lechner:<br />

„Damit verbunden sind CO2-Reduktionen, mit<br />

denen ein Gebäude Punkte für begehrte Umweltzertifizierungen<br />

sammelt."<br />

Intelligente Business Lösungen<br />

Ähnlich argumentiert auch Thorsten Müller,<br />

Leiter der Innovation bei Osram, wiewohl der<br />

deutsche Hersteller keine Lampen mehr als<br />

Produkt im Privathaushalt produziert: „Moderne<br />

LED-Lampen sparen etwa 80 Prozent<br />

Strom im Vergleich zu Glühlampen. Gemes-<br />

Sommer 2018<br />

95


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

EIGENES REFERENZPROJEKT<br />

Für eine entspannte Atmosphäre im Skygarden sorgen Lunis Downlights und Wallwasher<br />

in warmer Lichtfarbe, Lichtvouten mit flexiblen LED-Strips entlang der Wände sowie Traxon<br />

Allegro RGB LED-Linearleuchten, die sowohl Decke als auch Untersicht orange beleuchten.<br />

„Mittlerweile spielt<br />

biologisch wirksames<br />

Licht und die Möglichkeit,<br />

die Lichtfarbe<br />

anzupassen, in beinahe<br />

jedem Lichtkonzept<br />

und Bauprojekt eine<br />

wichtige Rolle.“<br />

Christian Bartenbach,<br />

Bartenbach<br />

sen am Stromverbrauch typischer Haushalte<br />

lassen sich durch moderne LED-Lösungen<br />

etwa 8 Prozent des Strombedarfs einsparen.“<br />

Im industriellen und gewerblichen Umfeld<br />

sowie in der öffentlichen Außenbeleuchtung<br />

ist der Anteil der Beleuchtung am Stromverbrauch<br />

höher als im Privathaushalt. Dort<br />

wurden seit jeher meist effizientere Beleuchtungen<br />

als Glühlampen eingesetzt, zum Beispiel<br />

Leuchtstoffröhren, erinnert sich Müller.<br />

Dennoch lassen sich auch hier bis zu 90 Prozent<br />

Strom sparen, da zusätzlich noch mit Bewegungsmeldern<br />

bzw. Präsenzsensoren Licht<br />

intelligent angesteuert werden kann – also die<br />

Leuchten nur bei Bedarf eingeschaltet werden.<br />

„So haben wir jüngst nachgewiesen, dass<br />

sich etwa 60 Prozent Strom durch Umrüstung<br />

von Leuchtstoffröhren auf LED sparen lassen<br />

– und mittels intelligenter Ansteuerung die<br />

Stromersparnis auf 90 Prozent ausgeweitet<br />

werden kann.“ In der Praxis umgesetzt hat<br />

Osram die intelligente Vernetzung von Lichtsteuerungssystemen<br />

für den gewerblichen<br />

bzw. betrieblichen Sektor für VW. Seit 2016<br />

konnte der Autohersteller in seinem Mitarbeiterparkhaus<br />

in der Nähe von Kassel mithilfe<br />

intelligenter Lichtsteuerung zwei Drittel<br />

des Stromverbrauchs bei der Beleuchtung<br />

sparen. Durch die Plug&Play-Lösungen sind<br />

der elektrische Anschluss und die Inbetriebnahme<br />

der Steuerung durch das Fachpersonal<br />

einfach realisierbar. In Abhängigkeit vom<br />

Tageslicht wird die Steuerung durch einen<br />

Dämmerungsschalter unterstützt. Befindet<br />

sich niemand im Erfassungsbereich des Sensors,<br />

läuft die Anlage im reduzierten Betrieb,<br />

der in diesem Fall auf 20 Prozent der regulären<br />

Beleuchtungsstärke eingestellt ist.<br />

Tageslichtplanung bleibt wichtig<br />

Auch für Lichtplaner wie das österreichische<br />

Unternehmen Bartenbach sind LED-Leuchten<br />

mittlerweile Standard, vor allem in Fragen der<br />

Energieeffizienz, wie Geschäftsführer Christian<br />

Bartenbach erzählt: „Mit Lichtsystemen,<br />

die auf LED-Technologie basieren, stehen bereits<br />

sehr effiziente Beleuchtungssysteme zur<br />

Verfügung. Bei der Frage nach dem Energiebedarf<br />

eines Gebäudes spielt aber auch die Tageslichtplanung<br />

eine wesentliche Rolle. Wie<br />

96 BauTecFokus


viel Tageslicht kommt ins Gebäude? Wie sieht<br />

der Sonnenschutz, wie der Wärmeeintrag aus?<br />

Werden bei den ersten Sonnenstrahlen die<br />

Screens nach oben gefahren und das Kunstlicht<br />

eingeschaltet? Wie hoch ist der Heiz- und<br />

Kühlbedarf durch solaren Eintrag? All diese<br />

Faktoren beeinflussen den Energiebedarf<br />

eines Gebäudes wesentlich. Deswegen ist es<br />

wichtig, Tages- und Kunstlicht ganzheitlich zu<br />

planen.“ Um auch in frühen Entwurfsphasen<br />

Aussagen zum späteren Energiebedarf eines<br />

Gebäudes machen zu können, hat Bartenbach<br />

Licht im Gebäude: Hohes Einsparpotenzial<br />

ALTER DER<br />

BELEUCHTUNGSANLAGE<br />

IN JAHREN<br />

Research & Development gemeinsam mit der<br />

Universität Innsbruck und Zumtobel Lighting<br />

das Online-Konzeptanalysetool DALEC entwickelt.<br />

„Dieses Online-Tool soll schon in frühen<br />

Konzeptphasen unkompliziert Aussagen zu<br />

Themen wie Heizen, Kühlen oder Kunstlicht<br />

zulassen“, so Bartenbach.<br />

Human Centric Lighting<br />

Aber nicht nur auf den Strom- und Energieverbrauch<br />

wirken sich moderne Lichtsysteme<br />

aus. Das Wohlbefinden der in einem Gebäude<br />

ANTEIL LICHT AM<br />

STRO<strong>MB</strong>EDARF<br />

Lager 17,2 60 - 80 % = 70 %<br />

Einzelhandel, Textil 10,6 bis 80 % = 50 %<br />

Büro-,<br />

Verwaltungsgebäude<br />

9,2 30 - 50 % = 70 %<br />

Schulen 13,1 30 - 50 % > 50 %<br />

Hotel 11,7 30 - 40 % = 80 %<br />

Krankenhäuser 12,9 20 - 30 % > 40 %<br />

Einzelhandel,<br />

Lebensmittel<br />

12,2 bis 25 % > 50 %<br />

Industrie 11,7 bis 15 % = 50 %<br />

Wohnhäuser 9,8 bis 10 % = 80 %<br />

Quelle: Philips<br />

MÖGLICHES<br />

EINSPARPOTENTIAL<br />

IN AGU % ALTER<br />

TECHNOLOGIE<br />

„Wir haben jüngst<br />

nachgewiesen, dass<br />

sich etwa 60 Prozent<br />

Strom durch Umrüstung<br />

von Leuchtstoffröhren<br />

auf LED sparen<br />

lassen. Mittels intelligenter<br />

Ansteuerung<br />

kann die Stromersparnis<br />

auf 90 Prozent<br />

ausgeweitet werden.“<br />

Thorsten Müller,<br />

Osram<br />

VW PARKHAUS BAUNATAL<br />

Hochauflösende Sensoren und eine<br />

professionelle Steuerungstechnik<br />

ermöglichen es, die Leuchten etagenweise<br />

in Abhängigkeit von Bewegung und<br />

Tageslicht zu steuern.<br />

Fotos: Philips; Osram; Bartenbach<br />

Sommer 2018<br />

97


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Jährliche Kosten einer Lichtanlage pro m 2<br />

ANWENDUNG ERNEUERUNGSZYKLUS ALTANLAGE / JAHR LED / JAHR<br />

Büro 15 Jahre, 2700 Std / J, 500 Lux ca. 16 W / m 2 = 9 € / m 2 ca. 5 W / m 2 = 1,5 € / m 2 83 %<br />

Industrie 15 - 20 Jahre, 4000 Std / J, 300 Lux ca. 10 W / m 2 = 8 € / m 2 ca. 2 W / m 2 = ca. 1,6 € / m 2 80 %<br />

Shop 10 Jahre, 3000 Std / J, 500 - 5000 Lux ca. 15 - 30 W / m 2 = 9 - 18 € / m 2 ca. 5 - 10 W / m 2 = 3-6 € / m 2 67 %<br />

Logistik 10 - 15 Jahre, 4000 Std / J, 200 Lux ca. 7 W / m 2 = 5,5 € / m 2 ca. 1,5 W / m² = ca. 0,8 € / m² 79 %<br />

EINSPARUNG<br />

PRO JAHR / %<br />

Strompreis 0,20 € / kwH // Werte nicht proportional zwischen den Applikationen, da unterschiedliche LED Produkte zur Anwendung kommen // Best - Leuchten einschließlich Lichtsteuerung<br />

Quelle: Philips<br />

befindlichen Menschen rückt zusehends in das<br />

Blickfeld der Beleuchtungsexperten: Stichwort<br />

Human Centric Lighting (HCL). „In modernen<br />

Bauprojekten steht der Mensch im Mittelpunkt<br />

– und das betrifft auch die Beleuchtung“, führt<br />

Zumtobel-Manager Lechner aus. Dynamische<br />

Lichtlösungen nach dem Human Centric<br />

Lighting-Ansatz werden von den Menschen<br />

als besonders angenehm empfunden, wenn<br />

sie dem Rhythmus des Tageslichts als deren<br />

Vorbild folgen. „Über eine Veränderung von<br />

Intensität, Lichtfarbe und -richtung zum passenden<br />

Zeitpunkt, abgestimmt auf die jeweilige<br />

Aktivität, bringen Lichtlösungen die Dynamik<br />

des natürlichen Lichts zurück, verweist Lechner<br />

auf die tunableWhite-Technologie von<br />

Zumtobel. Dadurch kann die Veränderung<br />

der Lichtfarbe in die Lichtplanung integriert<br />

werden, indem kaltweiße Lichtstimmungen<br />

nur zur Tagesmitte hin und am frühen Nachmittag,<br />

gegen Abend jedoch wärmeres Licht<br />

in einer niedrigeren Intensität ausgegeben<br />

werden. Auch Osrams Innovations-Chef Müller<br />

erkennt, dass bei größeren Neubauprojekten<br />

immer öfter HCL-Lösungen nachgefragt<br />

werden. Ein eigenes Referenzprojekt wurde im<br />

neuen Hauptverwaltungsgebäude von Osram<br />

Opto Semiconductors am Standort in Regensburg<br />

realisiert. Dort wurden die Büro- und<br />

Besprechungsräume mit einem LED-basierten<br />

HCL-Konzept ausgestattet. Dabei setzte das<br />

Lichtkonzept schwerpunktmäßig auf hohe vertikale<br />

Beleuchtungsstärken im aktivierenden<br />

Modus, dynamisch weiße Farbtemperaturen<br />

sowie eine dynamische Lichtsteuerung mit der<br />

Möglichkeit von Szenen- und Echtzeitprogrammierungen.<br />

Im gesamten Gebäude wurden<br />

mehr als 1.000 HCL-fähige Leuchten verbaut.<br />

Steuerbare Lichtstimmung<br />

Die Bedeutung des HCL-Konzepts bestätigt<br />

auch Lichtplaner Bartenbach: „Mittlerweile<br />

spielt biologisch wirksames Licht und die<br />

Möglichkeit, die Lichtfarbe anzupassen, in<br />

beinahe jedem Lichtkonzept und Bauprojekt<br />

eine wichtige Rolle. Denn einerseits wirken<br />

die nicht-visuellen Effekte des Lichts positiv<br />

auf die Gesundheit und unseren circadianen<br />

Rhythmus. Dies ist besonders wichtig für<br />

Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Andererseits<br />

unterstützen Lichtstimmungen auch<br />

Human Centric Lighting<br />

Eine HCL (Human Centric Lighting) orientierte Beleuchtungslösung versucht, den biologischen<br />

Prozess der Hormonsteuerung zu unterstützen bzw. die fehlende Sonneneinstrahlung,<br />

die diesen natürlichen Vorgang aktiv unterstützt, zu simulieren. Dass die meisten<br />

Menschen den Einfluss der Sonne nur selten zu spüren bekommen, kann zu Problemen wie<br />

Schlaflosigkeit, Ermüdung und sogar Depressionen führen. Eine biologisch ausgerichtete<br />

Leuchte folgt hinsichtlich der Lichtfarbe dem Verlauf der Sonne und sorgt so für eine gesündere<br />

Beleuchtungslösung. Dabei müssen allerdings ebenso die Aspekte Lichtintensität<br />

und Lichtrichtung berücksichtigt werden, um die Wirkung einer solchen Anlage entsprechend<br />

zu maximieren. Die Sonne hat Beleuchtungsstärken zwischen 3.000 Lux (trüber<br />

Wintertag) und 100.000 Lux (direkte Sonneneinstrahlung). Auch die Lichtrichtung spielt<br />

hier eine Rolle. So nimmt z.B. diffuses Himmelslicht einen erheblichen Teil im Sichtfeld<br />

des Menschen ein. Eine großflächige Beleuchtung im oberen Halbraum ist demnach wünschenswert,<br />

da diese die untere Hälfte der Netzhaut, in der sich die meisten lichtsensitiven<br />

Zellen befinden, am besten erreicht. Alle drei Faktoren (Lichtfarbe, Lichtintensität und<br />

Lichtrichtung) müssen bei einer anspruchsvollen und seriösen HCL-Beleuchtungsplanung<br />

berücksichtigt werden, um der Wirkung des Sonnenlichtes möglichst nahe zu kommen.<br />

HCL IM OFFICE<br />

Scriptus erfüllt alle funktionalen und ästhetischen<br />

Maßstäbe von Human Centric Lighting im Büro.<br />

98 BauTecFokus


„Die große<br />

Herausforderung<br />

wird aber sein,<br />

eine Balance zu<br />

finden zwischen<br />

dem, was technisch<br />

möglich ist,<br />

und dem, was für<br />

Gebäudenutzer<br />

sinnvoll ist.“<br />

Christian Bartenbach,<br />

Bartenbach<br />

BÜROGEBÄUDE GEISLINGER, BAD ST. LEONHARD IM LAVANTTAL, ÖSTERREICH<br />

Biologisch wirksames Licht im neuen Bürogebäude der Firma Geislinger steigert nicht nur<br />

Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter, es unterstützt auch ihren circadianen<br />

Rhythmus. Um die optimale Raumwirkung zu erzielen, verschwinden die Lichtquellen großteils<br />

unsichtbar in der Akustik-Gipskartondecke. Die von Bartenbach entwickelte LFO-Linse bündelt<br />

den Lichtstrahl in einer nur acht Millimeter großen Öffnung in der Decke.<br />

die Atmosphäre und Wahrnehmung eines<br />

Raums. Eventräume können so der Veranstaltung<br />

angepasst werden, Wohnräume<br />

sich im Laufe des Tages verändern.“ Für die<br />

Innovationen in der Lichttechnik heißt dies,<br />

dass man idealerweise in kompakten Optiken<br />

zwei LEDs platzieren kann. Bartenbach: „So<br />

kommt kaltweißes und warmweißes Licht direkt<br />

aus einer Lichtquelle. Wir setzen hier auf<br />

kompakte, entblendete Systeme, die exakte<br />

Lichtlenkung ermöglichen und sich optimal<br />

in die Architektur integrieren lassen.“ In der<br />

Planung wiederum sei es wichtig, den gesamten<br />

Raum und seine Oberflächen miteinzubeziehen.<br />

„Der so genannte ‚Weiße Raum‘<br />

in der Bartenbach-Lichtwelt ist zum Beispiel<br />

als ‚aktivierender‘ Besprechungsraum konzipiert.<br />

Prinzipien der Lichttherapie werden<br />

so in den Alltag integriert.“ Neben biologisch<br />

wirksamem Licht, das je nach Tageszeit<br />

verändert werden kann, sorgen Textil-Alu-<br />

Paneele an den Wänden für konzentriertes<br />

Seitenlicht und hohe Vertikalhelligkeit.<br />

Zusätzliche Funktionen<br />

Die Entwicklung in der intelligenten Lichtsteuerung<br />

wird künftig auch zahlreiche<br />

andere Funktionen übernehmen, die mit<br />

der Beleuchtung nichts mehr zu tun haben,<br />

Architekt: Atelier Volkmar Burgstaller<br />

Fotos: Angelo Kaunat<br />

nennt Lichtplaner Christian Bartenbach<br />

zum Beispiel Aufgaben für das Facility Management<br />

und die Gebäudeautomation. „Die<br />

große Herausforderung wird aber sein, eine<br />

Balance zu finden zwischen dem, was technisch<br />

möglich ist, und dem, was für Gebäudenutzer<br />

sinnvoll ist. Neben entsprechenden<br />

Steuerungskurven und Sensorik, die eine<br />

effiziente Zuschaltung des Kunstlichts und<br />

die Änderung der Lichtfarbe regelt, braucht<br />

es leicht bedienbare Nutzerschnittstellen, die<br />

es dem Nutzer erlauben, steuernd einzugreifen.<br />

Oberstes Ziel sollte sein, den dauerhaften<br />

Betrieb von komplexen Licht- und Steuerungssystemen<br />

durch anwenderfreundliche<br />

Bedienung sicherzustellen.“<br />

Sommer 2018<br />

99


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

GREENWAREHOUSE VON PHILIPS<br />

Mit „GreenWarehouse“ bietet Philips eine Beleuchtungslösung<br />

mit Einsparpotenzial für Logistikzentren,<br />

denn dieses Beleuchtungskonzept vereint energieeffiziente<br />

LED-Leuchten mit einem interaktiven<br />

Lichtmanagement.<br />

Messe-Innovationen<br />

„In modernen Bauprojekten<br />

steht der<br />

Mensch im Mittelpunkt<br />

– und das betrifft auch<br />

die Beleuchtung.“<br />

Daniel Lechner,<br />

Zumtobel<br />

Beleuchtungshersteller Philips Lighting präsentierte<br />

jüngst Lampen, die den Umstieg auf<br />

LED-Beleuchtung erleichtern sollen. Die True-<br />

Force LED Road ist – nach eigenen Angaben<br />

– die weltweit erste SON-T LED-Retrofitlösung<br />

für die Straßenbeleuchtung. Mit ihr lassen sich<br />

bestehende Installationen zur Außenbeleuchtung<br />

leicht auf LED umrüsten, ohne die Leuchte<br />

ersetzen zu müssen. Die CorePro LED Tube<br />

Universal T8 wiederum ist die Bezeichnung<br />

einer Reihe preiswerter Röhrenlampen für<br />

Kunden des Elektrogroßhandels, die den Umstieg<br />

auf LED-Beleuchtung einfach machen.<br />

Mit der MASTER LEDtube Universal T8 bietet<br />

Philips Lighting einen LED-Ersatz für Leuchtstofflampen<br />

an, der sich zum leichten Umstieg<br />

auf nachhaltige LED-Beleuchtung eignet.<br />

Typische Einsatzbereiche sind unter anderem<br />

Bürogebäude und Bildungseinrichtungen, Einzelhandelsflächen<br />

und Lagerhallen, die bislang<br />

mit Leuchtstofflampen beleuchtet wurden.<br />

Kabellose Steuerung<br />

Neben den LED-Leuchtenserien und LED-<br />

Lampen fokussiert man bei Philips auch auf<br />

Innovationen im Bereich vernetzter, intelligenter<br />

Beleuchtungssysteme. So verbindet<br />

das Konzept „Green Parking“ Sicherheit<br />

mit Sehkomfort bei gleichzeitig 80 Prozent<br />

Energieeinsparung. Das vernetzte LED-<br />

Beleuchtungssystem Pacific Green Parking<br />

ist ein patentiertes Lichtkonzept, das robuste,<br />

hocheffiziente LED-Leuchten mit kabelloser<br />

Steuerung und Anwesenheitsdetektion verbindet.<br />

Das funkgesteuerte Sensor-System<br />

macht eine Neuverkabelung mit Steuerleitungen<br />

überflüssig. Es kann ohne zusätzliche<br />

Kosten, mit nur geringem Montageaufwand,<br />

installiert werden.<br />

80 Prozent Energieeinsparung<br />

Weiters bietet dieses LED-System bei geringerem<br />

Energieverbrauch die gleiche Lichtleistung<br />

wie herkömmliche Leuchtstofflampen,<br />

jedoch bei deutlich längeren Wartungsintervallen.<br />

Der konkrete Mehrwert für den Betreiber<br />

ist eine Energieeinsparung von bis zu 80<br />

Prozent und für den Nutzer eine Beleuchtung,<br />

die zur rechten Zeit für Sicherheit und Komfort<br />

sorgt. Mit „GreenWarehouse“ bietet Philips<br />

ebenfalls eine Beleuchtungslösung mit Einsparpotenzial<br />

für Logistikzentren, denn dieses<br />

Beleuchtungskonzept vereint energieeffiziente<br />

LED-Leuchten mit einem interaktiven<br />

Lichtmanagement. Das heißt: Alle Leuchten<br />

im GreenWarehouse System sind mit einer<br />

Steuerungseinheit mit Bewegungssensor und<br />

Wireless Controller ausgestattet. Jüngst bestückt<br />

mit diesem System wurden Werke der<br />

Pöttinger Landtechnik GmbH.<br />

100 BauTecFokus


„Mit LITECOM infinity hat Zumtobel das Lichtmanagement<br />

der Zukunft entwickelt“, freut<br />

sich Daniel Lechner, Director Brand Management<br />

bei Zumtobel. Basierend auf einem App-<br />

Konzept, lässt sich jedes Lichtmanagementsystem<br />

individualisieren. LITECOM ist eine<br />

der Plattformen, die die Welt der Beleuchtung<br />

mit der IT-Welt vernetzt, so Lechner: „Unsere<br />

Schwestermarke ZGS hat dazu eigene Konzepte<br />

entwickelt. Zum Einsatz kommen dabei<br />

Komponenten wie Präsenz- und Bewegungsmelder,<br />

Tageslichtsensoren, Thermostate oder<br />

Signalgeber. Über eine cloud-basierte Datenauswertung<br />

werden relevante Informationen<br />

aus dem Lichtsteuerungssystem gewonnen.“<br />

Die Lichtlösungen sind alle mit LITECOM kompatibel<br />

und können mit integrierten Sensoren<br />

diese Zusatzfunktion erfüllen.<br />

Mit „Lightelligence“ setzt man auch bei Lichtkonzern<br />

Osram auf Software. „Wir etablieren<br />

uns mit unserer Technologie immer stärker als<br />

Raumversteher“, so Thorsten Müller. „Leuchten<br />

sind in jedem Gebäude überall vorhanden<br />

und haben einen Stromanschluss. Das sind perfekte<br />

Voraussetzungen, um durch Kombination<br />

mit Sensoren wertvolle Daten über Raumnutzung<br />

und Betriebsbedingungen zu erheben<br />

und auszuwerten.“ Man wolle die Standard-<br />

Plattform für smarte Lichtsteuerungen werden,<br />

weshalb man bei Osram auf ein gänzlich<br />

offenes System setzt, so Müller: „Produkte und<br />

Software anderer Hersteller – also auch von<br />

direkten Konkurrenten – lassen sich ebenso<br />

problemlos einbinden wie komplette andere<br />

Plattformen. Wo es noch keine IoT-Infrastruktur<br />

gibt, bieten wir Funktionalität: Gebäudemanagement,<br />

Smart-City-Anwendungen,<br />

Gewächshaussteuerungen – all das lässt sich<br />

integrieren.“ Wo schon andere Spezialsysteme,<br />

etwa für Smart Buildings, vorhanden<br />

sind, kann sich die Plattform auf die Rolle eines<br />

Domänenspezialisten beschränken und nur<br />

die Beleuchtung steuern, aber vernetzt mit der<br />

Gebäudesteuerung, erläutert Müller: „Lightelligence<br />

wird sozusagen das Windows der<br />

Lichtindustrie, einige Office-Anwendungen<br />

kommen von uns, andere von Fremdherstellern.<br />

Und ein App-Store für Programmierer<br />

und Anwender ist auch gleich integriert." n<br />

„Wir etablieren<br />

uns mit unserer<br />

Technologie<br />

immer stärker als<br />

Raumversteher.“<br />

Thorsten Müller,<br />

Osram<br />

OSRAM GREEN LED<br />

Gesteigerte Effizienz bei grünen LED<br />

ANWENDUNG LIGHTELLIGENCE<br />

Beleuchtete Hinweisschilder für Notausgänge<br />

können Leben retten. Regelmäßige Kontrollen<br />

sind daher Vorschrift. Die manuelle Wartung der<br />

Hinweisschilder ist aber zeit- und kostenintensiv.<br />

Sommer 2018<br />

101


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Vom Winde verweht<br />

Windkraftanlagen. Österreich ist, wenn es um Windkraft geht und nach der Einwohnerzahl gerechnet, eine<br />

Großmacht in Europa. Doch die Anlagen entwickeln sich nicht immer zur Freude der Anrainer..<br />

Autor: Reinhard Krèmer<br />

W<br />

ährend Windräder in anderen<br />

Ländern wie in<br />

Holland seit Jahrhunderten<br />

zum Landschaftsbild gehören,<br />

waren sie in Österreich rar gesät. Nur an<br />

wenigen Standorten, wie zum Beispiel in Retz,<br />

haben sie Tradition. Wenn die Dinger dann<br />

noch „neumodisch“ aussehen und nicht zum<br />

Mahlen von Getreide, sondern zur Stromerzeugung<br />

verwendet werden, klinken sich<br />

manche mental aus.<br />

Und so ist es kein Wunder, dass ihr Siegeszug<br />

den Windkraftanlagen zur Stromerzeugung<br />

in der Alpenrepublik quasi nicht in die Wiege<br />

gelegt war: Erste Anläufe zu Beginn der<br />

1990er Jahre stießen auf weitläufiges Unverständnis,<br />

vor allem auf Seiten der Behörden.<br />

Die machten das umständliche Bewilligungsverfahren<br />

zu einem wahren Spießrutenlauf<br />

– oder anders formuliert zum Kampf gegen<br />

Windmühlen. Trotzdem ging die erste Windkraftanlage<br />

Österreichs 1994 ans Netz.<br />

Das österreichische Glaubensbekenntnis<br />

Neben dem im österreichischen Beamtentum<br />

früher fest verankerten Credo „Do kennt jo a<br />

jeder kumman“ gab es dann noch Gegenwind<br />

aus der Wissenschaft: Denn bis vor etwa 20<br />

Jahren waren manche Meteorologen der Meinung,<br />

dass es hierzulande nicht genügend<br />

Wind gäbe, um damit in großem Stil Strom<br />

zu erzeugen. Wer jemals im Herbst im Marchfeld<br />

war, weiß, dass das Mumpitz ist. Denn<br />

dort gibt es Wind oft im Übermaß und den<br />

braucht die Maschine: Die Bewegungsenergie<br />

des Windes bringt die drei aus glas- oder<br />

kohlefaserverstärktem Kunststoff gefertigten<br />

Rotorblätter zum Drehen. Ein Umwandler<br />

oder Generator wandelt die Bewegungsenergie<br />

der Rotorblätter und des Getriebes in<br />

Elektrizität um; Sensoren steuern und überwachen<br />

den Anlagebetrieb.<br />

Private Pioniere ließen sich jedenfalls von den<br />

Blockierern hierzulande nicht entmutigen,<br />

konstruierten mit eigener Hand erste Windkraftanlagen<br />

und führten auf eigene Faust<br />

102 BauTecFokus


Förderung Ökostromgesetz<br />

In Österreich ist die Förderung von erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung im Ökostromgesetz<br />

2012 geregelt. Dieses sieht vor, dass Kraftwerke die Strom aus erneuerbaren<br />

Energiequellen erzeugen mittels Einspeisetarifen gefördert werden können. Die Dauer dieser<br />

Einspeisetarife (Tariflaufzeit) beträgt für rohstoffabhängige Anlagen wie Biomasse oder<br />

Biogas 15 Jahre, für die anderen Technologien (z.B. Photovoltaik und Windkraft) 13 Jahre.<br />

Einspeisetarife<br />

Den Einspeisetarif bekommen die Ökostromerzeuger von der Ökostromabwicklungsstelle<br />

OeMAG. Die OeMAG zahlt einen fest bestimmten Geldbetrag pro gelieferter Kilowattstunde<br />

Strom. Den Strom verteilt die OeMAG dann an die österreichischen Stromhändler. Die Höhe<br />

des Einspeisetarifs wird mittels Verordnung vom Wirtschaftsminister erlassen. Für das Jahr<br />

2016 betrug dieser für die Windenergie 9,04 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Strom, 2017<br />

waren es nur mehr 8,95 Cent. In den Jahren 2018 und 2019 sanken die Tarife für Ökostrom<br />

weiter auf 8,20 Cent und 8,12 Cent pro Kilowattstunde.<br />

Tariflaufzeit<br />

Die Dauer der Tariflaufzeit für Windkraftanlagen beträgt 13 Jahre. Nach dieser Förderzeit<br />

muss der Windkraftbetreiber den erzeugten Strom am Strommarkt verkaufen. Während<br />

der Laufzeit der Ökostromförderung kann der Windkraftbetreiber aber keinen Windstrom<br />

an jemand anderen als an die OeMAG verkaufen.<br />

Fotos: visualpower (Fotolia); ROBERTO ZILLI (Fotolia); thirdkey (Fotolia)<br />

Windmessungen durch, die zeigten, dass die<br />

Hügel des Alpenvorlandes ebenso wie die Ebenen<br />

Ostösterreichs sogar hervorragend für die<br />

Nutzung von Windenergie geeignet sind.<br />

Der Lockruf des Geldes<br />

Es wurden allerorten Anlagen gebaut; immerhin<br />

war damit auch Geld zu verdienen. Durch<br />

die lukrativen Förderungen via erhöhte Einspeistarife<br />

der erzeugten Energie von Bund und<br />

Land nach der Jahrtausendwende schossen die<br />

Anlagen wie Pilze aus dem Boden. Doch als der<br />

Staat sparen musste und die Zuwendungen<br />

kürzte, brach der Markt ein und kam zwischen<br />

2007 und 2010 fast zum Erliegen. Erst mit der<br />

Rückkehr von höheren Förderungen ab dem<br />

Jahr 2011 wurde wieder gebaut und ab 2012 war<br />

der Boom schließlich zurück.<br />

Heute erzeugen insgesamt 1.260 Windkraftanlagen<br />

mit einer Gesamtleistung von 2.844<br />

Megawatt sauberen und umweltfreundlichen<br />

Strom für über 1,9 Millionen Haushalte in<br />

Österreich – das sind mehr als 50 Prozent.<br />

Ein Elektroauto könnte damit 41 Milliarden<br />

Kilometer weit fahren – das ist 1.000.000<br />

Mal rund um den Globus. Die meisten Windkraftanlagen,<br />

nämlich rund 700, standen<br />

zum Ultimo 2017 in Niederösterreich, 426 im<br />

Burgenland (fast alle im Windpark Parndorf),<br />

100 in der Steiermark, 30 in Oberösterreich,<br />

neun in der Bundeshauptstadt und Schlusslicht<br />

ist Kärnten mit nur zwei Anlagen.<br />

Grüner Strom bezwingt Atom<br />

Mit der kumulierten Windstromproduktion<br />

können jährlich 4,3 Millionen Tonnen CO2 vermieden<br />

werden, meldet die IG Windkraft. Ein<br />

einziges der modernen Drei-Megawatt-Windkraftwerke<br />

spart jährlich so viel CO2 ein wie<br />

2.000 PKWs in Summe ausstoßen. Heuer soll<br />

die Ausbauphase der Windkraft etwas gebremst<br />

weitergehen, dann werden nämlich rund 68<br />

Windkraftanlagen mit mehr als 210 Megawatt<br />

Leistung neu dazukommen. Die österreichische<br />

Windbranche wird damit in nur einem Jahr<br />

rund 350 Millionen Euro investieren.<br />

Doch trotz all dieser positiven Zahlen und des<br />

Arguments, dass sich Österreich durch die<br />

Windenergie ein Atomkraftwerk ersparen<br />

konnte, erfolgt die Errichtung einer Windkraftanlage<br />

selten ohne Emotionen: Als in<br />

der kleinen Ortschaft Groißenbrunn im östlichen<br />

Zipfel der Republik, nahe Schloß Hof,<br />

eine Anlage in Betrieb genommen worden<br />

war, beschwerten sich Anrainer über das<br />

Rauschen der Rotorblätter, das ihren Schlaf<br />

störte. Immer wieder fallen auch Vögel den<br />

Rotorblättern zum Opfer; angeblich sollen<br />

auch schon einige Exemplare der unter<br />

strengstem Naturschutz stehenden Adlerpopulation<br />

so ihr Ende gefunden haben.<br />

Landschaftsschützer monieren die Zerstörung<br />

idyllischer Ecken, wie zum Beispiel im<br />

Sommer 2018<br />

103


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Weinviertel. Dort gab es kräftige Kontroversen,<br />

als die ersten Pläne für einen größeren<br />

Windpark, der heute zum Teil fertiggestellt<br />

ist, präsentiert wurden. Gegner warfen dem<br />

Errichter EVN vor, den Einwohnern einer<br />

Gemeinde nur Modelle zu zeigen, die ausschließlich<br />

ihr eigenes Gemeindegebiet betrafen.<br />

Alle Flächen zusammengelegt würden<br />

erst die Scheußlichkeit und das Ausmaß der<br />

Landschaftszerstörung zeigen, meinten sie.<br />

Auf die Größe kommt es an<br />

Dieses Argument führte auch dazu, dass sich<br />

Weikendorf, nach Einwohnern bemessen<br />

ein Winzling, aber nach Fläche ein Schwergewicht<br />

im Marchfeld, bis heute beharrlich<br />

weigert, eine Windkraftanlage zu genehmigen.<br />

Nicht ganz zu Unrecht, meinen viele: In<br />

der Nacht werde der Schrecken der Anlagen<br />

so richtig bewusst, wenn alle im Gleichklang<br />

ihre roten Warnlichter an der Spitze blinken<br />

lassen und man die Verbauungsdichte begreift,<br />

die tagsüber oft nicht auffällt. Auch<br />

der Blick vom beliebten Ausflugsziel Rochuskapelle<br />

in Mannersdorf an der March über<br />

die Weingärten Richtung Wien ist durch die<br />

Vielzahl der Anlagen nicht mehr ungestört.<br />

Da spielt auch die Höhe der Masten eine Rolle,<br />

denn die Größe der Windkraftanlagen ist von<br />

Bedeutung und hat sich mit dem Fortschritt<br />

der Technik deutlich verändert. Im Jahr 1960<br />

maßen Türme in Europa noch 24 Meter. Gut<br />

40 Jahre später waren sie bereits 114 Meter<br />

hoch. Mit zunehmender Größe werden auch<br />

die Windgeneratoren effizienter: Mit einer<br />

Höhe von 40 bis 65 Metern und einem Rotordurchmesser<br />

von 40 bis 55 Metern werden<br />

um die 600 Kilowatt Nennleistung generiert.<br />

Eine Windkraftanlage mit einer Höhe von<br />

130 Metern und einem Rotordurchmesser<br />

von 112 bis 126 Metern schafft dagegen bis zu<br />

6.000 Kilowatt Nennleistung.<br />

Vom Boot bis zur Baustelle<br />

Die Technik wird inzwischen in zahlreichen<br />

Varianten eingesetzt: Von Stromerzeugern<br />

auf Booten mit einem Rotordurchmesser von<br />

40 Zentimetern – auch auf Baustellen mobil<br />

einsetzbar, aber mit geringer Ausbeute – bis<br />

zu Windkraftanlagen fürs Eigenheim wird<br />

alles angeboten. Letztere haben meist eine<br />

Leistung bis maximal fünf Kilowatt mit einem<br />

Rotordurchmesser von maximal fünf<br />

Metern. Die Installation einer solchen Klein-<br />

windanlage erfolgt auf einem Mast im Garten,<br />

in der Regel weniger als 20 Meter hoch.<br />

Weil so ein Mast aber nicht jedermanns Sache<br />

ist, haben sich vife Tüftler Alternativen einfallen<br />

lassen: So wird von manchen Anbietern<br />

die Montage auf dem Dach empfohlen. Hier<br />

kann der Mast deutlich kürzer ausfallen und<br />

der Strom wird auf kurzem Wege ins Hausnetz<br />

eingespeist. Der Guss eines Fundamentes<br />

entfällt. Doch kann der Gebäudekörper die<br />

Ausbeute an Windenergie deutlich reduzieren<br />

und Körperschallübertragungen können zu<br />

lästigen Geräuschen im Gebäude führen.<br />

Horizontal oder vertikal?<br />

Eine inzwischen beliebte Alternative zu<br />

gängigen Windrädern sind vertikale Kleinwindkraftanlagen<br />

mit einem sehr geringen<br />

Schallpegel, bei denen Lamellen in einer<br />

vertikal aufgestellten Trommel den Wind<br />

einfangen. Sie benötigen deutlich weniger<br />

Platz als ihre ausladenden Kollegen und<br />

eignen sich so auch zur Stromerzeugung auf<br />

Baustellen. Sie können leicht auf- und wieder<br />

abgebaut werden.<br />

Der Nachteil: Sie haben einen deutlich geringeren<br />

Leistungsbeiwert als Anlagen mit horizontaler<br />

Achse. Während nach dem aktuellen<br />

Stand der Technik Horizontalläufer einen<br />

Leistungsbeiwert von rund 50 Prozent erreichen<br />

können, liegt die Leistungsausbeute von<br />

Vertikalläufern bei maximal 40 Prozent.<br />

Eine Musterrechnung des TÜV sieht so aus:<br />

Zwei 6-Kilowatt-Kleinwindanlagen mit vertikaler<br />

und horizontaler Rotorachse kosten<br />

beide pro Kilowatt Leistung 5.000 Euro –<br />

Gesamtpreis somit 30.000 Euro. Betrachtet<br />

man vom TÜV geprüfte Jahreserträge bei<br />

einer mittleren Jahreswindgeschwindigkeit<br />

von 5 m/s auf einem guten Standort im Binnenland,<br />

so ergeben sich für die vertikale<br />

Kleinwindkraftanlage mit 6 Kilowatt rund<br />

3.900 Kilowattstunden pro Jahr. Ihr horizontaler<br />

Cousin bringt es aber auf rund 9.500<br />

Kilowattstunden pro Jahr. <br />

n<br />

104 BauTecFokus


INSTALLIERTE<br />

WINDKRAFTLEISTUNG<br />

< 1000 MW<br />

< 5000 MW<br />

> 5000 MW<br />

Portugal<br />

5.316<br />

Färöer<br />

Inseln<br />

18<br />

Irland<br />

3.127<br />

Großbritannien<br />

18.872<br />

Spanien<br />

23.170<br />

Frankreich<br />

13.759<br />

Niederlande<br />

4.341<br />

Deutschland<br />

56.132<br />

Belgien<br />

2.843<br />

Luxemburg<br />

120<br />

Norwegen<br />

1.162<br />

Schweiz<br />

70<br />

Schweden<br />

6.691<br />

Slowenien<br />

3<br />

Kroatien<br />

631<br />

BIH<br />

Italien<br />

9.479<br />

Polen<br />

6.397<br />

0<br />

Finnland<br />

2.113<br />

Tschechien<br />

308 Slowakei<br />

3<br />

Ungarn<br />

329<br />

Estland<br />

310<br />

Lettland<br />

66<br />

Litauen<br />

493<br />

Weißrussland<br />

3<br />

Serbien<br />

18<br />

Rumänien<br />

3.029<br />

Mazedonien<br />

37<br />

Ukraine<br />

593<br />

Bulgarien<br />

691<br />

Griechenland<br />

2.651<br />

Türkei<br />

6.857<br />

ÖSTERREICH GESAMT<br />

1.260 ANLAGEN<br />

2.844 MW<br />

Oberösterreich<br />

30 Anlagen<br />

47,3 MW<br />

Niederösterreich<br />

693 Anlagen<br />

1.535,1 MW<br />

Wien<br />

9 Anlagen<br />

7,4 MW<br />

Zypern<br />

158<br />

Burgenland<br />

426 Anlagen<br />

1.026,1 MW<br />

Kärnten<br />

2 Anlagen<br />

1,3 MW<br />

Steiermark<br />

100 Anlagen<br />

227,0 MW<br />

Sommer 2018<br />

105


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Abstandsregelung<br />

In Österreich sehen verschiedene Gesetze<br />

zwingend Abstände zu Wohngebieten vor. Die<br />

Abstände sind je nach Bundesland verschieden.<br />

Die zwingenden Mindestabstände in Österreich<br />

zählen weltweit zu den strengsten Regelungen.<br />

Aber auch ohne Mindestabstände<br />

hätte die Errichtung von Windrädern durch<br />

das strenge gesetzliche Genehmigungsverfahren<br />

kaum Auswirkungen auf die AnrainerInnen,<br />

da Themen wie Schall und Schattenwurf<br />

im Genehmigungsverfahren detailliert und<br />

streng geprüft werden. <br />

n<br />

Oberösterreich<br />

Rechtsgrundlage: §30 Abs4 ROG; §12<br />

Abs2 OÖElWOG<br />

Widmung: Sonderwidmung Grünland<br />

Mindestabstand zu überwiegend für<br />

Wohnzwecke genutzten Gebäuden im<br />

Grünland, zu gewidmetem Bauland, zu<br />

Flächen, die als künftiger Baulandbedarf<br />

festgelegt sind (neu mit dem Windmasterplan<br />

ab Herbst 2017).<br />

• Bis zu 30 kW: 100 m<br />

• 30 kW bis 0,5 MW: 500 m<br />

• über 0,5 MW: 800 m<br />

Kärnten<br />

Rechtsgrundlage: § 5 Abs 6 Kärntner<br />

Windkraftstandorträume-Verordnung<br />

Widmung: Sonderwidmung Grünland<br />

§ 5 GplG oder Sonderwidmung Bauland<br />

§ 3 Abs 10<br />

• Abstände: Entfernung von Windparks<br />

zu ständig bewohnten Gebäuden und<br />

zu gewidmetem Bauland: 1.500 m,<br />

dieser Abstand ist reduzierbar, wenn<br />

eine „unzumutbare Belastung von<br />

ständig bewohnten Gebäuden“ vermieden<br />

werden kann.<br />

Burgenland<br />

Rechtsgrundlage: Burgenländisches<br />

Raumplanungsgesetz; Bgld Planzeichenverordnung<br />

Widmung: Grünfläche – Windkraftanlage<br />

(§ 13 und § 16 Abs 2 RplG)<br />

• Abstände: 1.000 m zu<br />

Siedlungsgebiet<br />

Ausgewiesene Eignungszonen: Regionales<br />

RO-Konzept, das von der Landesregierung<br />

beschlossen wurde und<br />

auf welches sich Fachdienststellen des<br />

Landes im Verfahren beziehen<br />

Steiermark<br />

Rechtsgrundlage: §25 ROG, § 26 Abs 7,<br />

§ 32 Abs 3 Z 1 ROG<br />

Widmung: Freiland mit Sondernutzung<br />

Energieerzeugungsanlagen<br />

• Abstände: keine rechtlichen<br />

Regelungen zu Mindestabständen<br />

Niederösterreich<br />

Rechtsgrundlage: §19 Abs2 Z19 ROG,<br />

§19 Abs 3a ROG<br />

Widmung: Grünland Windkraftanlage<br />

Eine neue Windkraftanlage muss in<br />

Niederösterreich mindestens 1.200<br />

Meter von Wohnbauten entfernt sein.<br />

Für die Widmung von Windkraftanlagen<br />

sind folgende Abstandsregelungen<br />

vorgesehen:<br />

• 1.200 m zu gewidmetem Wohnbauland<br />

und Bauland-Sondergebiet mit<br />

erhöhtem Schutzanspruch, z.B. Krankenhaus,<br />

Schule, Altersheim<br />

• 750 m zu landwirtschaftlichen Wohngebäuden<br />

und erhaltenswerten Gebäuden<br />

im Grünland, Grünland Kleingärten<br />

und Grünland Campingplätzen<br />

• 2.000 m zu gewidmetem Wohnbauland,<br />

welches nicht in der Standortgemeinde<br />

liegt. Mit Zustimmung der betroffenen<br />

Nachbargemeinde(n) kann<br />

der Mindestabstand von 2.000 m<br />

auf bis zu 1.200 m reduziert werden.<br />

Quelle: IG Windkraft<br />

106 BauTecFokus


Über den Raumcontroller wird wie gewohnt<br />

die Einzelraumregelung durchgeführt.<br />

Sommer 2018<br />

107


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

BETONKERNAKTIVIERUNG IM WOHNBAU PROJEKT KUGELMANNGASSE WIEN 10<br />

Moderner Klimawandel<br />

Innovativ kühlen. Die Gebäudekühlung wird im Wohnbau, aber auch in gewerblichen und industriellen<br />

Gebäuden ein immer wichtigeres Thema. Im Vergleich zum Heizenergiebedarf verschieben sich laut<br />

Experten sogar die Verhältnisse. Neben Klimatisierungsoptionen wie ausreichenden Speichermassen oder<br />

passiven Kühlstrategien (Verschattung, Nachtlüftung) rücken auch innovative Konzepte wie Fernkälte oder<br />

Bauwerksbegrünung ins Blickfeld von Planern und Bauträgern.<br />

Autor: Erika Hofbauer<br />

D<br />

er Klimawandel ist in Österreich<br />

präsenter denn je: Laut Daten der<br />

Zentralanstalt für Meteorologie<br />

und Geodynamik (ZAMG) wurde<br />

in den vergangenen Jahren in den österreichischen<br />

Alpen ein höherer Temperaturanstieg als im<br />

globalen Vergleich gemessen. Eine Zunahme der<br />

Niederschlagsmenge im Winter geht einher mit<br />

einer gleichzeitigen Abnahme der Regenmenge<br />

im Sommer. Eine Folge davon ist, dass Sommertage<br />

oder überhaupt heiße Tage in Zukunft zunehmen<br />

werden. Vor allem der Osten Österreichs<br />

wird überdurchschnittlich betroffen sein. Klimamodelle<br />

simulieren, dass im Winter hohe und<br />

im Sommer niedrige Windgeschwindigkeiten<br />

leicht zunehmen werden.<br />

Steigender Energieverbrauch<br />

Diese Wetterveränderungen bedingen auch<br />

Veränderungen im Energieverbrauch – sowohl<br />

von Menschen als auch Gebäuden.<br />

So stieg von 1990 bis 2015 in Österreich der<br />

gesamte Energieverbrauch (gemessen in<br />

Rohöleinheiten RÖE) laut Eurostat-Daten aus<br />

2016 von 25 auf über 33 Millionen Tonnen<br />

RÖE. Der Energieverbrauch der österreichi-<br />

108 BauTecFokus


schen Haushalte und Unternehmen ist 2015<br />

um 2,8 Prozent gestiegen. Ein Teil dieses<br />

Energieverbrauches ist auch auf den Einsatz<br />

von notwendig gewordenen Klimatisierungsmaßnahmen<br />

in Gebäuden zurückzuführen.<br />

So steigt mit höheren Außentemperaturen,<br />

dem erhöhten Komfortanspruch und fehlenden<br />

Speichermassen im Leichtbau sowie<br />

Südorientierung der Gebäude ohne ausreichende<br />

Verschattung der Anteil der Klimaanlagen,<br />

erläutert Energieexpertin Susanne<br />

Formanek, Präsidentin des Österreichischen<br />

Instituts für Baubiologie und Bauökologie<br />

(IBO) und Mitarbeiterin des Innovationslabors<br />

des Bauwerksbegrünungsverbandes<br />

GrünStattGrau. „Obwohl laut Bauordnung<br />

der Kühlenergiebedarf durch ausreichende<br />

Speichermassen und passive Kühlstrategien<br />

wie Verschattung oder Nachtlüftung minimal<br />

sein muss, nimmt der Einbau von Klimageräten<br />

kontinuierlich zu. Das bedeutet,<br />

dass der Stromverbrauch pro Haushalt ebenfalls<br />

stark steigt.“ Zwar kosten die kleinen<br />

Klimaanlagen bzw. mobilen Klimageräte im<br />

Bestandsgebäude zwar in der Anschaffung<br />

nicht viel, so Formanek, verbrauchen aber<br />

im Hochsommer viel zusätzlichen Strom:<br />

„Dadurch können durchaus Mehrkosten von<br />

über 400 Euro jährlich entstehen.“<br />

Technologieunterstützung notwendig<br />

Die starke Nachfrage nach Abkühlung im<br />

Sommer und Wärmeversorgung in Winter<br />

kann aber auch mit Alternativen erfüllt werden.<br />

„Betrachtet man die Ursachen des Klimawandels,<br />

so sollte es unser gesetztes Ziel sein,<br />

gänzlich ohne den Einsatz energieintensiver<br />

Klimatisierung Anpassung zu betreiben“, ist<br />

Formanek überzeugt: „Wenn es in Regionen<br />

eine nächtliche Abkühlung unter 20 Grad Celsius<br />

gibt, besteht ein begrenztes, aber nutzbares<br />

Potenzial zur ‚natürlichen‘ Wärmeabfuhr,<br />

das jedenfalls ausgeschöpft werden sollte. Die<br />

‚klimaneutrale Methode‘ kann eine natürliche<br />

Lüftung mit einem effektiven Luftwechsel<br />

schaffen.“ In den Ballungsräumen und überall<br />

dort, wo mit einem deutlichen Anstieg der Anzahl<br />

der Tropennächte zu rechnen ist, werde<br />

man jedoch ohne Technologieunterstützung<br />

nicht auskommen, glaubt die IBO-Präsidentin.<br />

Jedoch kann eine gute und umsichtige Planung<br />

bereits sehr viel Kühlenergie einsparen.<br />

„Betrachtet man<br />

die Ursachen des<br />

Klimawandels, so sollte<br />

es unser gesetztes Ziel<br />

sein, gänzlich ohne den<br />

Einsatz energieintensiver<br />

Klimatisierung<br />

Anpassung zu<br />

betreiben.“<br />

Susanne Formanek,<br />

Präsidentin des Österreichischen<br />

Instituts für Baubiologie und<br />

Bauökologie (IBO)<br />

WIEN ENERGIE TECHNIKER BEI ARBEITEN IN DER FERNKÄLTE SPITTELAU<br />

Fotos: Mischek; Roland Halbe; Schlotterer; Wien Energie; Schwabl<br />

Sommer 2018<br />

109


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

LOUVRE IN ABU DHABI<br />

Natürliche und technologische<br />

Kühlmaßnahmen<br />

1) Lüftungsanlagen: Sie sind mittlerweile<br />

technisch ausgereift und können sowohl bei<br />

Neubau wie auch bei Bestandsgebäuden relativ<br />

problemlos eingebaut werden. Bei Passivund<br />

Niedrigenergiehäusern sind sie schon<br />

vielfach in Anwendung. Dort setzen sie den<br />

Einbau von Komfortlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung<br />

voraus. Der weltweit tätige<br />

deutsche Hersteller von Belüftungssystemen<br />

Trox stattete unlängst den neu gebauten Louvre<br />

Abu Dhabi mit passiven Kühlbalken aus.<br />

Dieses Luft-Wasser-System ist besonders geeignet<br />

für die Abfuhr hoher Wärmelasten bei<br />

niedrigem Energieverbrauch. Durch den thermischen<br />

Auftrieb strömt die warme Raumluft<br />

nach oben, wird durch den Wärmeübertrager<br />

gekühlt und strömt mit niedriger Geschwindigkeit<br />

nach unten in den Aufenthaltsbereich.<br />

Dadurch soll ein angenehmes Raumklima bei<br />

niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten gewährleistet<br />

werden.<br />

2) Beschattung: Solare Einträge liefern im<br />

Sommer meist den größten Beitrag hinsichtlich<br />

der Erwärmung. Dieser Wärmeeintrag<br />

kann durch geeignete Beschattungsmaßnahmen<br />

wie Jalousien und Rollos deutlich<br />

reduziert werden. Der österreichische Hersteller<br />

Schlotterer, der außenliegenden<br />

Sonnenschutz „Made in Austria“ produziert,<br />

entwickelte bereits einige innovative Lösungen<br />

wie beispielsweise Tageslichtraffstoren.<br />

Besonders effektiv sind dabei Konstruktionen,<br />

über die beispielsweise die Schlotterer-<br />

Variante „RETROLux“ verfügt, bei der die<br />

Lamelle aus zwei Teilstücken besteht. Das äußere<br />

reflektiert die Sonnenstrahlen zurück in<br />

den Himmel und hält die Hitze draußen, das<br />

innere lenkt hingegen das Tageslicht blendfrei<br />

über die Decke in den Raum. Dadurch<br />

kann ganzjährig Energie für künstliche Beleuchtung<br />

und im Sommer für Kühlung gespart<br />

werden. Die kontinuierliche Änderung<br />

der Lamellenneigung über die Behanghöhe<br />

passt die Durchsicht den Anforderungen des<br />

Nutzers an: Im oberen Behangteil liegen die<br />

Lamellen flacher, so dass aus der Raumtiefe<br />

eine horizontale Durchsicht gewährleistet<br />

ist. Nach unten hin stellen sich die Lamellen<br />

schrittweise steiler ein, so dass keine Blendung<br />

entsteht.<br />

110 BauTecFokus


Die Raffrollo kann mit Elektromotor ausgestattet<br />

und somit automatisch gesteuert werden.<br />

Dafür sind lediglich eine ganz normale 230 V<br />

Spannungsversorgung und entsprechende<br />

Wandschalter notwendig. Bei Einsatz von<br />

Funkhandsendern können die Wandschalter<br />

entfallen. Sollte eine Spannungsversorgung<br />

nicht möglich sein, kann der Raffstore mit<br />

Kurbelstange manuell bedient werden. Solche<br />

Sonnenschutzlösungen senken den Energieverbrauch<br />

für Heizen, Kühlen und Beleuchten<br />

und können damit zur Verbesserung der Gesamtenergiebilanz<br />

eines Gebäudes beitragen,<br />

heißt es bei Schlotterer: Rund 30 Prozent des<br />

Gesamt-Energieverbrauchs durchschnittlicher<br />

Großraumbüros könne mithilfe von Tageslichtraffstoren<br />

eingespart werden. Denn durch<br />

diese Beschattungsvariante werden die direkten<br />

Sonnenstrahlen erst gar nicht an die Fensterscheiben<br />

herangelassen. Dadurch reduziert<br />

sich die Raumtemperatur gegenüber unbeschatteten<br />

Räumen um bis zu 10 Grad Celsius<br />

und in Folge auch die Kosten für eine energie-<br />

BLENDFREIE DURCHSICHT<br />

Das von den RETROLux-Lamellen gelenkte Tageslicht<br />

erhellt den Raum ohne Wärmeeintrag durch<br />

direkte Sonneneinstrahlung.<br />

Sommer 2018<br />

111


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

„Das eigene Haus<br />

wird zur Batterie.<br />

Im Sommer wird die<br />

Wärme gespeichert<br />

und im Winter zum<br />

Heizen verwendet.“<br />

Sebastian Spaun,<br />

Geschäftsführer der Vereinigung<br />

der österreichischen<br />

Zementindustrie (VÖZ)<br />

aufwändige mechanische Kühlung der Räume.<br />

Ganzjährig senkt der Tageslichtraffstore die<br />

Stromkosten für künstliche Beleuchtung – und<br />

das um bis zu 80 Prozent, heißt es weiter.<br />

3) Einsatz von speicherwirksamer Masse:<br />

Gebäude mit leichter Bauweise reagieren rascher<br />

auf nächtliche oder wetterbedingte Abkühlung,<br />

wärmen sich aber auch leichter auf.<br />

Mit dem Trägheitseffekt der speicherwirksamen<br />

Masse (abhängig vom Baumaterial) wird<br />

die Reaktionszeit des Gebäudes auf Temperaturschwankungen<br />

beeinflusst. Das Konzept<br />

der Bauteilaktivierung arbeitet nach diesem<br />

Prinzip, wie Sebastian Spaun, Geschäftsführer<br />

der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie<br />

(VÖZ), die Idee dahinter erläutert:<br />

„Das eigene Haus wird zur Batterie. Im Sommer<br />

wird die Wärme gespeichert und im Winter<br />

zum Heizen verwendet.“ Bei der Errichtung<br />

eines Gebäudes wird in großflächige Bauteile<br />

aus Beton ein Rohrsystem eingelegt, durch das<br />

je nach Bedarf warmes (ca. 26°C) oder kühles<br />

(ca. 20°C) Wasser geleitet wird. Ideal sind für<br />

diese Systeme etwa Geschoßdecken, die dann<br />

als Speichermasse und Übertragungsfläche<br />

thermisch aktiviert werden. Die Betonbauteile<br />

werden so zu Flächenkollektoren, die Strahlungswärme<br />

wird gleichmäßig abgegeben<br />

und die Oberflächentemperatur bleibt relativ<br />

gering. Spaun: „Dadurch empfinden wir diese<br />

Wärme als besonders wohltuend.“ Bei der<br />

Kühlung von Räumen wird die aktivierte Decke<br />

einfach abgekühlt, sie führt überschüssige<br />

Raumwärme ab. Diese Selbstregulierung, die<br />

nach den Gesetzen der Thermodynamik abläuft,<br />

ist die zentrale Funktionsweise der Thermischen<br />

Bauteilaktivierung (TBA), so Spaun<br />

weiter: „Die Bauteilaktivierung unterscheidet<br />

sich von anderen Flächenheizungen durch<br />

die Einbettung der Rohrregister in ein sehr<br />

gut wärmespeicherndes und gut wärmeleitfähiges<br />

Material, nämlich Beton.“ Was braucht<br />

es an baulichen Voraussetzungen, aber auch<br />

haustechnischer Infrastruktur, um die Bauteilaktivierung<br />

sinnvoll einzusetzen? „An<br />

haustechnischen Voraussetzungen braucht es<br />

einen Stromanschluss, eine Wärmepumpe, die<br />

zum Beispiel Erdwärme nutzt und möglichst<br />

mit Umweltenergie betrieben wird, weiters<br />

eine Regeltechnik und dann eben die Rohrregister,<br />

die vorrangig in der Betondecke verlegt<br />

werden. Baulich ist eine sehr gute Dämmung<br />

der Gebäudehülle Voraussetzung.“ Im gut gedämmten<br />

Neubau entstehen durch den Einsatz<br />

der TBA gegenüber konventionellen Heizsys-<br />

3D MODELL - ENERGIESPEICHER BETON<br />

112 BauTecFokus


SCHRÄGDACHBEGRÜNUNG IN EINER WOHNHAUSANLAGE<br />

temen keine Mehrkosten. Im Bestand kann die<br />

TBA auch angewendet werden, „ist aus unserer<br />

Sicht dort jedoch noch nicht wirtschaftlich<br />

durchführbar“, so Spaun.<br />

Die Bauteilaktivierung ermöglicht hohen<br />

Nutzerkomfort zu geringen Kosten und macht<br />

weiters die Nutzung von erneuerbarer Überschussenergie<br />

durch die Speicherung von z.B.<br />

Windstrom in massiven Bauteilen möglich,<br />

erläutert der VÖZ-Geschäftsführer: „Aktuelle<br />

Daten des Monitorings eines gut gedämmten,<br />

bauteilaktivierten Einfamilienhauses zeigen,<br />

dass sich die verbrauchte Wärme zum Heizen<br />

und das nötige Warmwasser für zwei Personen<br />

in einem Jahr mit 365 Euro Energiekosten zu<br />

Buche geschlagen haben.“<br />

4) Bauwerksbegrünung: Neben Wohnraumlüftung,<br />

Bauweise, Gebäudegeometrie,<br />

Heiztechnik und Beschattung sowie<br />

Speichermasse und Bauteilaktivierung hat<br />

auch eine Bauwerksbegrünung positiven<br />

Einfluss auf den Energiehaushalt eines Gebäudes.<br />

Wien hat eine Gesamtfläche von<br />

rund 41.000 Hektar. Das Flächenpotential<br />

für Dachbegrünungen wird auf rund 1.800<br />

Hektar geschätzt, während das Potential für<br />

Fassadenbegrünung in Wien bei rund 12.000<br />

Hektar liegt. Vera Enzi und Susanne Formanek<br />

vom Verband für Bauwerksbegrünung<br />

„GrünStattGrau“ erläutern die Prinzipien der<br />

grünen Außenwände und Dächer: „Die Funktionsweise<br />

ist immer ähnlich, wobei man bei<br />

der großen Bandbreite erfolgreicher Begrünungen<br />

von Fassaden und anderen vertikalen<br />

Flächen grundsätzlich zwei unterschiedliche<br />

Bauweisen mit jeweils mehreren Varianten<br />

unterscheidet. Da sind zunächst die bodengebundenen<br />

Begrünungstechniken mit Kletterpflanzen<br />

und die fassadengebundenen<br />

Begrünungstechniken.“ Entscheidend ist<br />

immer die an das regionale Klima angepasste<br />

Technik, gute Planung und Abstimmung mit<br />

den Gewerken, ausreichend Wurzelraum<br />

sowie eine Zuführung und Speicherfähigkeit<br />

von (Regen-)Wasser und Nährstoffen. Integrierte<br />

Planung ist ein Muss, so die Expertinnen:<br />

„Die interdisziplinäre Vereinbarkeit von<br />

Architektur, aktiver und passiver Energiegewinnung,<br />

Landschaftsarchitektur und Botanik<br />

sind Bestandteile des Konzepterfolges.“<br />

„Die Funktionsweise ist<br />

immer ähnlich, wobei man<br />

bei der großen Bandbreite<br />

erfolgreicher Begrünungen<br />

von Fassaden und anderen<br />

vertikalen Flächen<br />

grundsätzlich zwei unterschiedliche<br />

Bauweisen mit<br />

jeweils mehreren Varianten<br />

unterscheidet.“<br />

Vera Enzi,<br />

Verband für Bauwerksbegrünung<br />

„GrünStattGrau“<br />

Sommer 2018<br />

113


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

FERNKÄLTEZENTRALE SPITTELAU<br />

Die natürliche „grüne Klimaanlage“ absorbiert<br />

Sonnenstrahlung, die auf die Pflanzen trifft,<br />

die wiederum beginnen, Sauerstoff zu produzieren.<br />

Pflanzen „schwitzen“ und durch die<br />

entstehende Feuchtigkeit verdampft und kühlt<br />

die Umgebung. Die Oberflächentemperatur<br />

eines Blattes übersteigt kaum die Umgebungslufttemperatur<br />

und verursacht so nur wenig<br />

Wärmestrahlung, erklärt Enzi. Im Vergleich<br />

dazu erreichen Blech- und Schwarzdächer an<br />

einem heißen Sommertag manchmal sogar<br />

über 80 Grad Celsius. Dachbegrünungen können<br />

mit unterschiedlichen Konstruktionstypen<br />

kombiniert werden. Und diese Kombinationen<br />

erlauben Vorteile in der Energiegewinnung einerseits<br />

und Einsparungen andererseits, betont<br />

Formanek: So bringt die Begrünung von Dächern<br />

Vorteile beim Betrieb von Photovoltaikanlagen.<br />

Erklärt wird dies dadurch, dass Solarmodule<br />

elektrische Bauteile sind, bei denen die<br />

Leistung mit steigender Temperatur abnimmt,<br />

weil der elektrische Widerstand steigt. Die Leistungssteigerung<br />

beziffert sie zwischen 4 und<br />

8 Prozent. Energie kann weiters auch durch<br />

die Reduktion der Primärenergie beim Sonnenschutz<br />

eingespart werden. Auch durch die<br />

Verdunstungskälte kann Energie im Ausmaß<br />

von 280 kWh pro Tag eingespart werden. Zum<br />

Vergleich: Eine Waschmasche in einem Einfamilienhaus<br />

mit 2 Personen verbraucht 250<br />

kWh/Jahr. Insgesamt, betont Formanek, haben<br />

Begrünungen einen langfristigen Wert und<br />

sind auch als Wertanlage genau berechenbar<br />

und eine attraktive Investition, die sich rechnet:<br />

„Der Wiederverkaufswert einer Immobilie<br />

erhöht sich nur durch grüne Umgebung bereits<br />

um bis zu 5 Prozent, sind sichtbare Wasserflächen<br />

in der Umgebung, gar um 8 Prozent.“<br />

5) Fernkälte: Auch die Fernkältegewinnung<br />

heftet sich auf die Fahnen, deutlich umweltfreundlicher<br />

im Vergleich zu herkömmlich erzeugter<br />

Kälte zu sein. Die Produktion von Fernkälte<br />

verbraucht gegenüber konventionellen<br />

Klimatechniken ein Drittel weniger Primärenergie<br />

und weist eine 50prozentige Ersparnis<br />

an Kohlendioxid (CO2) auf. Energieanbieter<br />

wie z.B. Wien Energie setzen auf das Konzept<br />

der Fernkälte. Dabei wird – grob gesprochen<br />

– aus der Abwärme, die beim Verbrennen<br />

von Müll und in Kraftwerken entsteht, Kühlenergie<br />

gewonnen. Allein in Wien wächst der<br />

Bedarf von Fernkälte im Jahr durchschnittlich<br />

um 15 Prozent, heißt es. Das entspricht 10<br />

bis 20 Megawatt oder 200.000 bis 400.000<br />

Quadratmetern klimatisierter Fläche. Heute<br />

betreibt Wien Energie 13 Fernkältezentralen<br />

in ganz Wien, die Firmengebäude mit<br />

114 BauTecFokus


einer Gesamtfläche von 200 Fußballfeldern<br />

kühlen. Die 120 Megawatt Fernkälteleistung<br />

entspricht etwa 1,2 Millionen Kühlschränken.<br />

In den nächsten Jahren soll diese Leistung bis<br />

200 Megawatt ausgebaut werden.<br />

Die Erzeugung der Fernkälte erfolgt zu einem<br />

großen Teil in sogenannten Absorptionskältemaschinen,<br />

für deren Antrieb anstelle von<br />

Strom Wärme verwendet wird. Der Rest der<br />

Kälteerzeugung wird über elektrische Kältemaschinen<br />

erzeugt. Von den Fernkältezentralen<br />

gelangt das etwa 6 Grad kalte Wasser<br />

über ein eigenes Kältenetz zu großen Abnehmern<br />

in der Stadt und wird schließlich dort in<br />

die kundeneigenen Kühlsysteme eingespeist.<br />

Wien Energie bietet zwei Formen der Fernkälteversorgung<br />

an: Über zentrale Großkältezentralen<br />

wie Spittelau oder Schottenring<br />

können Gebäude in der Umgebung direkt<br />

an das Fernkältenetz angeschlossen werden.<br />

Wenn kein Fernkältenetz vorhanden ist,<br />

dann wird direkt im Gebäude vor Ort eine<br />

Kältezentrale von Wien Energie eingerichtet.<br />

Hier wird über das Fernwärmenetz Fernwärme<br />

eingespeist und als Antriebsenergie<br />

für die Absorptionskältemaschinen genutzt.<br />

Ein Gebäude benötigt, um Fernkälte nutzen<br />

zu können, eine Kaltwasserverteilung im<br />

Haus und eine Integration der Kälte in das<br />

Lüftungssystem bzw. entsprechende Endgeräte<br />

wie Fan-Coils, Deckenkühlung oder eine<br />

Betonkernaktivierung. Diese Systeme werden<br />

im gewerblichen Neubau standardmäßig<br />

gebaut, können aber auch in Bestandsgebäuden<br />

nachgerüstet werden. Die Fernkältezentralen<br />

argumentieren nicht nur mit der<br />

Ökologie, sondern auch mit Platzeinsparungen:<br />

Wenn ein Gebäude an das Fernkältenetz<br />

angeschlossen wird, sind weder Kühltürme<br />

noch Trafostation und Kältezentrale nötig.<br />

Das spart wertvolle Nutzfläche. Auch ein Kostenargument<br />

wird angeführt: Es gebe, heißt<br />

es bei Wien Energie, kein Kostenrisiko für<br />

Wartung, Betriebsführung und Betriebsmittel<br />

wie Kältemittel, Öl und Chemikalien. Und<br />

auch das Investitionsrisiko bei n trägt zum<br />

größten Teil Wien Energie.<br />

n<br />

Sommer 2018<br />

115


Advertorial<br />

VLNR. CORNELIA DANIEL MIT IHREN KOLLEGEN VON TAUSENDUNDEIN DACH MARTIN LACKNER UND CLAUS BAUMGARTNER<br />

Tausendundein Dach<br />

Hinter einer erfolgreichen Frau stehen viele blaue Dächer. Solarpionierin Cornelia Daniel will innerhalb<br />

der nächsten zwei Jahre 1001 Unternehmen mit einer Photovoltaikanlage ausstatten.<br />

Autor: Martina Schwarz<br />

W<br />

er sich auch nur ein wenig<br />

mit der neuen österreichischen<br />

Energieszene beschäftigt,<br />

stößt irgendwann auf sie.<br />

Cornelia Daniel, Solarpionierin der ersten Stunde<br />

mit einer großen Mission: Auf jedem heimischen<br />

Unternehmensdach eine Photovoltaikanlage.<br />

Als sie 2011 ihre Solarberatung Dachgold gründete,<br />

war diese Vision so weit weg wie 1978 Bill<br />

Gates Idee, dass auf jedem Tisch einmal ein<br />

Computer stehen sollte. 1978 eine Utopie, 20<br />

Jahre später die Normalität. Cornelia Daniel ist<br />

ebenfalls überzeugt, dass sich ihre Vision innerhalb<br />

von 20 Jahren erfüllen wird, und wie Bill<br />

Gates sorgt sie selbst dafür, dass es so kommt.<br />

Ökonomisch sinnvoll<br />

Mit der Initiative Tausendundein Dach hat<br />

sie sich gemeinsam mit dem Photovoltaikan-<br />

lagenbauer 10hoch4 ein hohes Ziel gesetzt.<br />

Nämlich 1001 Unternehmensdächer bis 2020<br />

mit einer Photovoltaikanlage auszustatten.<br />

Dann, meint sie, sei es nur mehr eine Frage<br />

von wenigen Jahren, bis alle anderen Unternehmen<br />

nachziehen und es den ersten 1001<br />

Unternehmen nachtun, da es ökonomisch einfach<br />

Sinn macht, günstigen Strom am eigenen<br />

Dach zu erzeugen, und uns auch die Klimaziele<br />

dazu zwingen werden, jeden verfügbaren<br />

Quadratmeter Dachfläche zu verbauen. All das<br />

passiert abseits der großen Energieversorger,<br />

die ebenfalls versuchen, in diesen Markt zu<br />

kommen, aber nicht so richtig vom Fleck kommen.<br />

Vielleicht auch, weil nicht ganz so viel<br />

Leidenschaft, sondern eher „Leiden“ bei den<br />

Großen im Vordergrund steht. Wer mit Cornelia<br />

Daniel spricht, merkt: Sie meint es ernst.<br />

Begonnen hat alles vor zehn Jahren mit einer<br />

Diplomarbeit über Solarenergie in Australien<br />

und einer Freundschaft zu einem der Solarpioniere<br />

in Deutschland, Hermann Scheer, der<br />

leider kurz vor ihrer Unternehmensgründung<br />

gestorben ist. Der Rest liest sich wie aus dem<br />

Lehrbuch einer Unternehmergeschichte, auch<br />

wenn sie selbst es laut eigenen Aussagen ganz<br />

und gar nicht so sieht.<br />

Dem Eigenverbrauch gehört die Zukunft<br />

Schon 2011 hat sie sich als erste mit gewerblichen<br />

Photovoltaikanlagen beschäftigt, nachdem<br />

sie in Italien und Spanien für die Projektierung<br />

von Großanlagen zuständig war. Ihr war<br />

sehr früh klar, dass die großflächigen Anlagen,<br />

welche nur mit Einspeisetarifen funktionieren,<br />

kein langfristiges Erfolgsmodell darstellen.<br />

„Dem Eigenverbrauch in Unternehmen gehört<br />

die Zukunft“, war sie schon damals überzeugt.<br />

116 BauTecFokus


Nach einigen Jahren der Beratung und Zusammenarbeit<br />

mit verschiedenen Anlagenbauern<br />

kam sie mit den Gründern von 10hoch4 in Kontakt<br />

und gemeinsam realisierten sie Projekte,<br />

bis sie irgendwann zu dem Schluss kamen,<br />

dass eine Kooperation im Gewerbesegment<br />

sehr sinnvoll sein könnte, um die Bedürfnisse<br />

von Unternehmerkunden, die vor allem keine<br />

Zeit haben, zu bedienen.<br />

„Dem Eigenverbrauch<br />

in Unternehmen<br />

gehört die Zukunft.“<br />

Cornelia Daniel<br />

Solarstrom vom Dach<br />

meistens günstiger als vom Netz<br />

Mit Tausendundein Dach wurde ein Projekt<br />

gestartet, dass es Unternehmern mit wenig Zeit<br />

erlaubt, sehr schnell eine fundierte Entscheidungsgrundlage<br />

zu bekommen, um zu prüfen,<br />

ob eine Anlage Sinn macht und ob der Strom<br />

vom Dach günstiger ist als jener vom Netz.<br />

Mittlerweile ist dies bei 90 Prozent der Unternehmen<br />

der Fall, was mit den massiv gesunkenen<br />

Anlagenpreisen zu tun hat. Mit dem eigens<br />

programmierten Flachdachchecker (www.<br />

flachdachchecker.at) und dem Gestehungskostenrechner<br />

(www.gestehungskostenrechner.<br />

com) kann jedes Unternehmen sein Solarpotenzial<br />

schnell und einfach selbst prüfen und<br />

falls man es nicht selbst ausrechnen will, einen<br />

Termin für den Quick-Check anfordern.<br />

Fotos: Tony Gigov<br />

Der Erfolg gibt ihnen Recht. Obwohl Gewerbekunden<br />

zum schwierigsten Kundensegment<br />

in der Photovoltaik zählen, geht bald Dach<br />

#200 ans Netz. Zu den Kunden zählen sowohl<br />

große Industrieunternehmen, wie Berndorf<br />

oder Trafomodern, als auch erfolgreiche<br />

Familienunternehmen, wie die LDS Lederer<br />

Gebäudereinigungs GmbH oder Schubbauer<br />

Industrieböden. Sogar McDonalds und einige<br />

Kircheninstitutionen haben kürzlich die ersten<br />

Dächer beauftragt. Alle Kunden bekommen<br />

nach Fertigstellung eigene Urkunden und<br />

Badges, mit denen die Zugehörigkeit zu diesem<br />

Netzwerk bestätigt wird. Das Netzwerk ist<br />

laut Daniel überhaupt ein zentraler Bestandteil<br />

der Initiative. Die „Solarhelden“, wie sie ihre<br />

Kunden nennt, sollen sich auch abseits der Anlagen<br />

kennenlernen, da nur erfolgreiche Unternehmen<br />

heute schon eine Anlage besitzen<br />

und jeder vom anderen profitieren kann. Außerdem<br />

werden so die nächsten strategischen<br />

Schritte vorbereitet, bei denen es um virtuelle<br />

Kraftwerke, Solarwährungen und Direktverkauf<br />

von Überschussstrom an die Mitarbeiter<br />

geht. Die Visionen gehen ihr offensichtlich<br />

auch nach den 1001 Dächern nicht aus. n<br />

FAUSTENHAMMER ERZEUGT RUND 100.000 KWH PRO JAHR<br />

Sommer 2018<br />

117


Rubrik Advertorial<br />

„Die Sonne macht die Dächer zu<br />

Kraftwerken – mitten in der Stadt!“<br />

Kraftwerke mitten<br />

in der Stadt<br />

Am Land begegnet man ihnen häufig: Solaranlagen. In der Stadt spielt Photovoltaik noch wenig Rolle,<br />

denn bisher durfte Sonnenstrom von Mehrparteienhäusern nur für Gemeinschaftsflächen wie Stiegenhaus oder<br />

Außenbeleuchtung, nicht aber in den Wohnungen selbst genutzt werden. Mit der Novelle des Ökostromgesetzes<br />

2017 können auch Stadtbewohner ihren Sonnenstrom direkt vom eigenen Dach nutzen.<br />

D<br />

ie ersten Projekte starten nun in<br />

Wien. In Zusammenarbeit mit der<br />

WBV-GPA errichtet Wien Energie<br />

in der Donaustadt die erste Gemeinschafts-Photovoltaikanlage<br />

der Stadt. Dazu<br />

wird auf 400 Quadratmeter eine Photovoltaik-<br />

Anlage am Hausdach errichtet, die rund 60.000<br />

Kilowattstunden Solarstrom im Jahr erzeugen<br />

wird. Wien Energie selbst investiert knapp 80.000<br />

Euro in dieses Projekt. Für die Mieterinnen und<br />

Mieter fallen weder Investitions- noch laufende<br />

Fixkosten an. Der lokal erzeugte Sonnenstrom<br />

wird den BewohnerInnen als Tarif angeboten<br />

und ist durch den teilweisen Wegfall von Netzgebühren<br />

und Abgaben besonders günstig. Bei<br />

normalem Verbrauchsverhalten kann jeder<br />

Haushalt rund 30 Prozent seines Jahresstrombedarfs<br />

vom eigenen Hausdach decken.<br />

Photovoltaik auf dem Zinshaus<br />

„Wien Energie bietet hier ein attraktives<br />

Komplettangebot, das es Hauseigentümern<br />

ganz einfach ermöglicht, ihren Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern eigenen Sonnenstrom<br />

anzubieten“, so Geschäftsführer Michael<br />

Strebl. Wien Energie pachtet die Dachfläche<br />

vom Hauseigentümer, plant, errichtet und<br />

wartet die Anlage und übernimmt auch die<br />

Aufteilung des Stroms auf die einzelnen Parteien<br />

und die Abrechnung. Voraussetzung<br />

sind neben der passenden Ausrichtung und<br />

Größe des Dachs auch Smart Meter oder vergleichbare<br />

Strom-Messgeräte für die dynamische<br />

Aufteilung des Stroms. Laut Statistik<br />

Austria gab es 2011 in Wien rund 154.000<br />

Wohnhäuser. Davon sind rund 68.000<br />

Mehrfamilienhäuser.<br />

„Eine Gemeinschafts-Photovoltaik-Anlage<br />

lohnt sich aus unserer Sicht auf bis zu 10 Prozent<br />

dieser Mehrfamilienhäuser. Das sind bereits<br />

bestehende Wohnhäuser, wie Gemeindebauten,<br />

Genossenschaftsanlagen oder klassische Zinshäuser,<br />

aber natürlich bieten vor allem Neubauten<br />

entsprechend hohes Potential“, so Strebl.<br />

118 BauTecFokus


Auch für Gewerbe<br />

und Industrie sehr interessant<br />

In jedem Sonnenstrahl steckt wertvolle Energie,<br />

die jetzt auch Unternehmen nutzen können.<br />

Ohne technisches oder wirtschaftliches<br />

Risiko kann Ökostrom erzeugt und im eigenen<br />

Betrieb genutzt werden, überschüssige Energie<br />

kann verkauft werden. Wien Energie unterstützt<br />

bei der Photovoltaik-Förderung, trägt<br />

die Investitions- und Betriebskosten, betreibt<br />

und wartet die Anlage über Fernwartung und<br />

zentrale Betriebsführung. Während der Laufzeit<br />

von 25 Jahren sind Kosten und Erträge klar<br />

berechenbar, danach baut Wien Energie die<br />

Anlage ab und entsorgt sie. Auf Kundenseite<br />

ist keinerlei Know-how nötig.<br />

Umgesetzt wurde das Produkt „SolarKraft“ unter<br />

anderem mit LGV Frischgemüse. Die PV-<br />

Anlage mit 855 kWp auf 9.000 Quadratmetern<br />

deckt den Strombedarf der gesamten Sortierlogistik<br />

und Kühlung des Gemüselagers und<br />

somit knapp 2/3 des gesamten Strombedarfs<br />

am Standort Simmering. In Wien Mitte wurde<br />

die bislang größte Solaranlage in der Wiener<br />

Innenstadt errichtet. Sie liefert aus 356 kWp<br />

rund 324 MWh/Jahr für die Eigennutzung in<br />

den Büro- und Geschäftsflächen. n<br />

Vorteile für ...<br />

... Haus-Eigentümer:<br />

• Aufwertung einer Immobilie durch das Angebot von lokal erzeugtem Ökostrom<br />

an die BewohnerInnen<br />

• günstiger PV-Strombezug für die BewohnerInnen durch teilweisen Wegfall<br />

der Netzgebühren<br />

• Fixpreis für jeden verpachteten Quadratmeter der Dachfläche<br />

• kein Aufwand für die Planung, Errichtung und den Betrieb der Anlage<br />

• keinerlei bürokratischer Aufwand für die Aufteilung und Abrechnung des<br />

erzeugten Stroms und die Pflege der Schnittstelle zum Netzbetreiber<br />

• Sowohl Bestands- als auch Neubauten sind für Photovoltaik-Anlagen geeignet.<br />

... Unternehmer:<br />

• Photovoltaik-Anlage für Ihren Betriebsstandort<br />

• 25 Jahre 100 % sauberer Strom aus eigener Erzeugung<br />

• ohne finanziellen oder organisatorischen Mehraufwand<br />

• Ihre überschüssige Energie ist bares Geld wert<br />

Kontakt:<br />

0800/510 821<br />

pvstrom@wienenergie.at<br />

www.wienenergie.at/business<br />

Im Gespräch mit Michael Strebl,<br />

Geschäftsführer Wien Energie<br />

Rechnet sich Ökostrom-Erzeugung in der Stadt?<br />

>Theoretisch ist jede mit Sonne bestrahlte Fläche für Photovoltaik einsetzbar. In der Praxis jedoch lohnt sich<br />

nur ein Teil dieser Flächen. In Wien sind das knapp 7.000 Mehrfamilienhäuser, also 10 Prozent des Gesamtbestands.<br />

Wien ist eine Sonnenstadt – man kann mit etwa 1.100 Voll-Laststunden (2.200 Sonnenstunden)<br />

pro Jahr rechnen. Das ist im Bundeslandvergleich ein sehr guter Wert. Als Wien Energie schauen wir uns an,<br />

wo können wir Sonnenstrom auch für Wohnhäuser und Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll umsetzen.<br />

Fotos: Ian Ehm; Ludwig Schedl<br />

Warum gerade Photovoltaik?<br />

>Keine andere Form der erneuerbaren Energie eignet sich so gut für den urbanen Raum, denn das<br />

Potential liegt unmittelbar am Hausdach. Die Ökostromnovelle 2017 hat dabei eine Katalysatorfunktion<br />

für den Ausbau der Solarerzeugung in Städten. Die Möglichkeit, Solarstrom unter den Hausparteien<br />

aufzuteilen, eröffnet uns ganz neue Geschäftsmodelle, mit denen wir den Photovoltaik-Ausbau in Wien<br />

enorm voranbringen werden. Bis zum Jahresende möchten wir 1.000 Wienerinnen und Wiener mit<br />

hausgemachtem Sonnenstrom versorgen.<br />

Ihre Erfahrung mit erneuerbaren Energieträgern?<br />

Wien Energie ist der größte Sonnenstromerzeuger Österreichs. Wir starten aus einer Pole-Position eine<br />

Solaroffensive und installieren bis 2030 zusätzlich 600 Megawatt Photovoltaikleistung. Das entspricht<br />

einer Fläche von 1.300 Fußballfeldern oder zehnmal dem Bezirk Mariahilf. Allein in den nächsten 5<br />

Jahren investieren wir dafür 100 Mio. Euro.<br />

Sommer 2018<br />

119


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Klimaneutral<br />

ohne Grenzen<br />

Energieeffizient. Heimisches Knowhow im Bereich nachhaltiges Bauen<br />

und erneuerbare Energien ist weltweit sehr gefragt. Die nachhaltigsten<br />

Leistungen aus Österreich wurden nun erstmals mit dem „Austrian Green<br />

Planet Building Award“ ausgezeichnet.<br />

I<br />

m Rahmen des Internationalen Baukongresses<br />

„Future Building“ 2018 im Mai<br />

dieses Jahres wurde erstmals der „Austrian<br />

Green Planet Building Award“ für nachhaltiges<br />

Bauen aus Österreich vergeben. „Aufgrund<br />

seiner Langlebigkeit ist der Gebäudesektor<br />

ein Schlüssel für langfristig wirksamen<br />

Klimaschutz und daher auch ein wichtiges<br />

Zugpferd unserer #mission2030. Was global<br />

viele vor große Herausforderungen stellt, setzt<br />

Österreich bereits erfolgreich um“, betonte<br />

Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für<br />

Nachhaltigkeit und Tourismus, anlässlich der<br />

Feierlichkeiten.<br />

Für die vom BMNT, dem BMVIT sowie der<br />

Wirtschaftskammer Österreich getragene<br />

Auszeichnung werden ausschließlich österreichische<br />

Unternehmen und ihre internationalen<br />

Bauherren vor den Vorhang geholt. Der Preis<br />

soll die rot-weiß-rote Innovationskraft beim<br />

energieeffizienten Bauen entsprechend würdigen.<br />

Neben der richtigen Planung und Materialauswahl<br />

für einen energieeffizienten Bau<br />

braucht es auch fachliche Expertise, um diese<br />

innovative Architektur in allen Bauweisen<br />

umzusetzen – egal ob im konsequenten Holzbau,<br />

bei Ziegelbauwerken, der Stahlbetonbauweise<br />

oder im Umgang mit historisch wertvoller<br />

Bausubstanz, betonen die Ministerien.<br />

Energieeffizienz, nachhaltige Bauqualitäten<br />

und innovative Architektur – diese und andere<br />

höchste Standards werden von den vier Vorzeigeprojekten<br />

bedient. „Die vier ausgezeichneten<br />

Projekte zeigen eindrucksvoll, dass<br />

heimische Unternehmen die global relevanten<br />

Themen vorantreiben“, sagte Ulrike Rabmer-<br />

Koller, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer<br />

Österreich. Schon die Bandbreite an Nutzungen<br />

und die geografische Streuung der ersten ausgezeichneten<br />

Projekte zeigt auf, dass österreichisches<br />

Knowhow und österreichische Technologien<br />

weltweit reüssieren.<br />

120 BauTecFokus


Sommer 2018<br />

121


Die ausgezeichneten Gebäude<br />

Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Herausforderung in der Wüste<br />

Sheikh Zayed Desert Learning Center in<br />

Al Ain, Vereinigte Arabische Emirate. Das<br />

Learning Center ist eines der energieeffizientesten<br />

und ambitioniertesten Gebäude in<br />

der gesamten Golfregion. Österreichisches<br />

Bau-Knowhow begleitete das Projekt von der<br />

Planung bis zur Umsetzung und ermöglichte<br />

höchste Ansprüche bei der Lichtgestaltung,<br />

Haustechnik und nachhaltigen Kälteerzeugung.<br />

Darüber hinaus komplettieren große<br />

Photovoltaikanlagen am Dach des Lernzentrums,<br />

Museums und Zentralgebäudes des<br />

gleichnamigen Zoos das Vorzeige-Beispiel<br />

nachhaltiger Architektur.<br />

Eine zentrale Herausforderung beim Bauen in<br />

heißen Klimaregionen ist die Kühlung. Wie<br />

schon das architektonische Konzept dazu beitragen<br />

kann, den Kühlbedarf maßgeblich zu<br />

reduzieren, zeigt das Desert Learning Center.<br />

Das Gebäude wurde in die Tiefe gebaut – ein<br />

Drittel der Kubatur liegt unterhalb des Terrains.<br />

Die Gebäudeeingangszone ist nach Norden<br />

ausgerichtet. Durch den geringen Wärmedurchgangskoeffizienten<br />

und die hohe<br />

Speichermasse der Außenhülle, die durch<br />

massive Betonwände mit einer gedämmten<br />

und hinterlüfteten Sandsteinfassade erreicht<br />

wurden, konnte der Kühlbedarf des Gebäudes<br />

entscheidend verringert werden. Der Bau<br />

hat einen überdachten Innenhof sowie einen<br />

schattigen Hof im Außenbereich, wodurch<br />

eine weitere Klimaregulierung bewirkt wird.<br />

Einen wichtigen Beitrag zur Verringerung<br />

des Kühlbedarfs leisten<br />

auch die tiefen Laibungen der<br />

Fenster und die Dachvorsprünge<br />

vor den großen Glasfassaden,<br />

die den Einfall des direkten Sonnenlichts<br />

minimieren. Dennoch<br />

wird ausreichend Tageslicht in<br />

das Gebäude gelenkt, so dass in<br />

Kombination mit dem innovativen<br />

Lichtkonzept für eine energiesparende<br />

Ausleuchtung der<br />

Innenräume gesorgt ist.<br />

Das Sheikh Zayed Desert Learning<br />

Center ist ein nahezu energieautarkes<br />

Gebäude, das dank<br />

Solarthermie, Erdkühlung und<br />

Photovoltaik die Grundlast beinahe<br />

durchgehend zu 80 Prozent selbst über erneuerbare<br />

Energien bereitstellen kann. Durch<br />

die sinnvolle Kombination von aktiver und passiver<br />

Solarenergienutzung sowie den Einsatz<br />

von wasser- und energiesparenden Systemen<br />

konnte das Gebäude im Bereich Nachhaltigkeit<br />

höchste Kriterien erfüllen.<br />

n<br />

Energie- und Umweltaspekte:<br />

• Solarthermie/Geothermie für<br />

Kühlung 352 kW<br />

• PV-Anlage 150 kWp<br />

• Effiziente Lichttechnik LED<br />

• Dynamische Gebäudesimulation<br />

• Wassersparende Vakuumtechnologie,<br />

Regenwasseraufbereitung,<br />

Brauchwassernutzung<br />

• Optimiertes Gebäudekonzept zur<br />

Reduktion thermischer Lasten<br />

• Verwendung lokaler Baustoffe<br />

Gebäudelabel<br />

LEED Platinum, ESTIDAMA 5 Pearls<br />

Fotos: CHALABI Archtitects<br />

122 BauTecFokus


Sheikh Zayed Desert Learning Center<br />

Bauherrenschaft<br />

• AWPR Zoo and Aquarium<br />

Public Institution<br />

Planung<br />

• Architektur und Generalplanung:<br />

Chalabi Architekten und<br />

Partner ZT GmbH<br />

• Tragwerk: Bollinger-<br />

Grohmann- Schneider ZT GmbH Wien<br />

• Haustechnik: iC consulenten<br />

Ziviltechniker GesmbH<br />

• Lichttechnik: Bartenbach GmbH<br />

• Solarthermie: S.O.L.I.D. Gesellschaft für Solarinstallation<br />

und Design mbH Graz<br />

• Gebäudesimulation: AIT Austrian<br />

Institute of Technology<br />

Ausführung<br />

• Generalunternehmer Al Ain:<br />

Ed Züblin GmbH, Abu Dhabi –<br />

Tochtergesellschaft der STRABAG AG<br />

• Generalunternehmer Gebäudetechnik: STRABAG<br />

International GmbH<br />

• Photovoltaik: ertex<br />

solartechnik GmbH<br />

Forschungszentrum, Museum,<br />

Bürogebäude<br />

Fläche: 14.000 m²<br />

Gesamtinvestition: 56 Millionen EUR<br />

Sommer 2018<br />

123


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Botschaft in Bangkok<br />

Gebäudeeigentümer<br />

Bundesministerium für Europa,<br />

Integration, Äußeres<br />

Planung<br />

Architektur und Generalplanung:<br />

HOLODECK architects<br />

Tragwerksplanung: Gmeiner Haferl<br />

Zivilingenieure ZT Gmbh<br />

Bauphysik, Gebäudesimulation:<br />

IPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH<br />

„Die Verwendung<br />

lokal verfügbarer<br />

Ressourcen<br />

wurde kombiniert<br />

mit moderner<br />

Architektur.“<br />

„Null-Energie“-Embassy<br />

Österreichische Botschaft in Bangkok, Thailand:<br />

Das neue Botschaftsgebäude entspricht<br />

aufgrund seiner Energieeffizienz und seiner<br />

großen Photovoltaikanlage einem „Plus-<br />

Energie-Gebäude“, hat im Jahresbetrieb also<br />

eine positive Energiebilanz. Es setzt höchste<br />

Ansprüche an die Materialqualität: Die<br />

Verwendung lokal verfügbarer Ressourcen<br />

wurde kombiniert mit moderner Architektur<br />

und höchsten Anforderungen an die Behaglichkeit.<br />

Die rund 600 Quadratmeter große<br />

Photovoltaikanlage erfüllt zwei Funktionen:<br />

Einerseits produziert sie mehr Strom, als<br />

ganzjährig im Gebäude gebraucht wird. Da der<br />

erzeugte Strom zu 100 Prozent vorort genutzt<br />

werden kann, wird hohe Wirtschaftlichkeit<br />

erreicht. Andererseits ist sie auch Teil des<br />

Lüftungs- und Kühlungskonzepts: Sie spendet<br />

Schatten und sorgt für eine angenehme Umspülung<br />

des Bauwerks mit kühlerer Luft. Als<br />

"Null-Energie-Gebäude" im Ganzjahresbetrieb<br />

wurde hinsichtlich der Energieperformance<br />

ein Leuchtturmprojekt realisiert.<br />

Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />

sorgt für Behaglichkeit, in<br />

den Fenstern sind Überstrom-Flügel angebracht,<br />

die auch zur Nachtkühlung und vor<br />

allem auch zum Feuchteabtransport verwendet<br />

werden.<br />

Das Gebäude ist beispielhaft für die gesamte<br />

Region und findet bereits große positive Resonanz<br />

in der Architektur- und Planungsszene.n<br />

Fotos: HOLODECK Architects - Ketsiree Wongwan<br />

124 BauTecFokus


Sommer 2018<br />

125


Im Brennpunkt: Energie & Energieeffizienz<br />

Energie und Umwelt<br />

• Photovoltaik 240 MWh<br />

Produktion/Jahr<br />

• Effiziente Beleuchtung<br />

• Dynamic Building Simulation<br />

Stark optimiertes Gebäudekonzept<br />

zur Reduktion des Wärmebedarfs<br />

durch optimierte Wärmebrücken,<br />

erhöhte Dämmstandards<br />

(z.B. 4-fach-Verglasung), effiziente<br />

Lüftungsanlage mit 75 Prozent<br />

Wärmerückgewinnung reduzieren<br />

den Heizwärmebedarf auf<br />

rund 35 Prozent des vorort sonst<br />

üblichen Bedarfs.<br />

Erste energieautarke Moschee<br />

Die Yryskeldi Qaji Ata<br />

Mehiti in Astana, Kasachstan,<br />

ist die weltweit erste<br />

Moschee, die eine positive<br />

Strombilanz aufweist:<br />

Umfangreiche Photovoltaikanlagen<br />

rund um das<br />

gesamte Gebäude sorgen<br />

für deutlich mehr Ertrag,<br />

als im Gebäude elektrische<br />

Energie benötigt wird.<br />

Auch der Heizwärmebedarf<br />

konnte dank österreichischer<br />

Kompetenz auf 35<br />

Prozent des in Kasachstan<br />

sonst üblichen Werts reduziert<br />

werden. n<br />

Fotos: Schöberl & Pöll,<br />

126 BauTecFokus


Premiere in China<br />

Passivaus Zhuozhou in Zhuozhou,<br />

China. Das Bürogebäude mit angeschlossenen<br />

Betriebswohnungen ist<br />

das allererste Gebäude in China, das<br />

nach den strengen Passivhaus-Kriterien<br />

offiziell zertifiziert wurde. Mit<br />

der Hilfe österreichischer Experten<br />

konnten niedrigste Energieverbräuche<br />

für Wärme, Warmwasser und Betrieb<br />

umgesetzt werden.<br />

n<br />

Energie und Umwelt<br />

• Erstes zertifiziertes<br />

Passivhaus in China<br />

• Geothermie für Heizen<br />

und Kühlen<br />

• Wärmepumpen<br />

• Lüftungssystem mit<br />

Wärmerückgewinnung<br />

Yryskeldi Qaji Ata Mehiti<br />

Gebäudeeigentümer<br />

Spiritual Administration of Muslims of<br />

Kazakhstan<br />

Planung<br />

• Energiekonzept, Optimierung: NEUE<br />

BAUPHYSIK UND ENERGIEDESIGN<br />

G<strong>MB</strong>H – NEUBAU<br />

• Lüftungssystem: Das Leitwerk GmbH<br />

• Gebäudesimulation: IPJ Ingenieurbüro<br />

P. Jung GmbH<br />

Ausführung<br />

• Umsetzung vorort: Weissenseer JV<br />

Ost GmbH<br />

• Photovoltaik: Kärnten Solar | Ingenieurbüro<br />

Jaindl&Garz GmbH<br />

• Fertigstellung 2018. Fläche: 4.000 m²<br />

• Investment: 400.000 EUR (ausschließlich<br />

für Energiesystem)<br />

Fotos: Schöberl & Pöll, HOLODECK Architects - Ketsiree Wongwan, Kärnten Solar, David Michulec NEUBAU<br />

Passivhaus Zhuozhou<br />

Bauherrenschaft<br />

Hebei Xinhua Curtain Wall Co. Ltd.<br />

Planung<br />

• Bauphysik, Energieoptimierung:<br />

Schöberl & Pöll GmbH<br />

• Steuer- und Regeltechnik:<br />

DP-Regeltechnik GmbH<br />

• Haustechnik: BPS Engineering GmbH<br />

• David Michulec, Konsulent<br />

Energiemonitoring<br />

Bürogebäude mit angeschlossenem Wohnbau<br />

• Fertigstellung 2015. Fläche: 4.000 m²<br />

Sommer 2018<br />

127


Im Brennpunkt: Digitalisierung<br />

AUSSTELLUNG<br />

Die Ausstellungsfläche vor<br />

den Veranstaltungsräumen<br />

bot nicht nur rund 100 Ständen<br />

Platz. Hier nutzten die<br />

Kongressteilnehmer die Zeit<br />

zwischen den Sessions auch<br />

zum Austausch und zum<br />

Netzwerken.<br />

Bauen<br />

wird digital<br />

BAUKONGRESS 2018. Für alle, die sich fürs Bauen in all seinen<br />

Facetten interessieren, ist der von der Österreichischen Bautechnik<br />

Vereinigung (öbv) veranstaltete Baukongress in Wien seit vielen Jahren ein<br />

Fixtermin im Kalender.<br />

W<br />

enn sich Entscheidungsträger<br />

von öffentlichen<br />

und privaten Auftraggebern,<br />

Ingenieurbüros und<br />

Bau- sowie Baustoffunternehmungen anlässlich<br />

des BAUKONGRESSES im Vienna International<br />

Center treffen, geht es für zwei Tage<br />

um den aktuellsten Stand der Bautechnik und<br />

technisch beeindruckende Vorzeigeprojekte.<br />

Dieses Jahr stand außerdem eine revolutionäre<br />

digitale Technik im Zentrum des Interesses.<br />

Sie wird die Branche in den nächsten<br />

Jahren stark verändern. Auch heuer war der<br />

Andrang ungebrochen. Rund 2.000 Gäste<br />

aus 13 Ländern, erstmals mit einer eigenen<br />

öbv-Kongressapp auf ihren Smartphones ausgestattet,<br />

strömten ins Vienna International<br />

Center, um einen der über 50 Vorträge zu hören,<br />

zum Netzwerken und um sich im Rahmen<br />

einer Ausstellung mit rund 100 Ständen über<br />

Produktneuheiten zu informieren.<br />

„Ich freue mich, dass sich der Baukongress in<br />

den fast 70 Jahren seines Bestehens zu einem<br />

der wichtigsten Bauevents im deutschsprachigen<br />

Raum entwickelt hat und heute als<br />

die wohl neutralste Plattform für alle am<br />

Bau Beteiligten fungiert“, erklärte deshalb<br />

Michael Pauser, der Geschäftsführer der öbv,<br />

zu Beginn. Diese Behauptung stützen auch<br />

die Besucherzahlen: Während andere Großevents<br />

eine Hauptzielgruppe im Blick haben,<br />

besuchen den Baukongress Bauherren (24<br />

Prozent) ebenso wie Baufirmen (30 Prozent).<br />

Abgesandte von Ingenieurbüros (17 Prozent)<br />

füllen die Hallen des Austria Center genauso<br />

wie jene von Zulieferfirmen (14 Prozent) und<br />

Universitäten sowie FHs (15 Prozent).<br />

128 BauTecFokus


Sommer 2018<br />

129


Im Brennpunkt: Digitalisierung<br />

„Ich führe diese hohe Akzeptanz auch darauf<br />

zurück, dass wir uns als Österreichische Bautechnik<br />

Vereinigung allein dem Erarbeiten<br />

und Verbreiten des Letztstandes der Bautechnik<br />

und auch neuen digitalen Techniken für<br />

das Bauwesen widmen. Diesen Fokus aufs<br />

Inhaltliche wissen unsere Mitglieder und die<br />

Gäste des Baukongresses sehr zu schätzen“,<br />

versicherte der öbv-Vorstandsvorsitzende Peter<br />

Krammer.<br />

Baustoffindustrie gemeinsam erarbeitet wird<br />

und damit die Akzeptanz nach außen garantiert<br />

ist,“ unterstrich der öbv-Vorstandsvorsitzende<br />

Krammer in seinem Eröffnungsvortrag<br />

nochmals, wie wichtig BIM für die öbv ist.<br />

Fachwissen im Stundentakt<br />

Was heute alles im Bereich der Bautechnik<br />

möglich ist, zeigten nach der Eröffnung die<br />

vielen Fachvorträge in den einzelnen Sessions.<br />

Dort ging es beispielsweise um eine<br />

Stadtentwicklung im Großmaßstab, wie das<br />

Eurogate 2.0, bei dem bis zu 300.000 Quadratmeter<br />

Geschoßflächen geschaffen werden.<br />

Weiters ging es auch um Bauen im Quartier<br />

Belvedere auf 19 Meter hohen Stelzen, um<br />

Erfahrungen beim größten Wohnungsbau in<br />

Holzbauweise in der Schweiz, um eine Hoch-<br />

Die Digitalisierung erreicht die Baustelle<br />

Was Krammer damit konkret meint, zeigten<br />

auf dem diesjährigen Baukongress eine<br />

eigens für den Kongress entwickelte öbv-<br />

Kongressapp und die Vorträge zum Building<br />

Information Modeling (BIM) in der erstmalig<br />

abgehaltenen Vortragssession „Planen, Bauen<br />

und Betreiben mit BIM“. Diese neue Technologie<br />

hat das Potenzial, die Baubranche zu<br />

revolutionieren. Deshalb haben viele Akteure<br />

weltweit großes Interesse daran, die Standards<br />

dafür in ihrem Sinne zu definieren.<br />

Die im Herbst erscheinende öbv-Richtlinie<br />

„BIM in der Praxis“ ist für die Umsetzung von<br />

BIM in der täglichen Praxis besonders wichtig,<br />

da sie vom entscheidenden Gremium, nämlich<br />

von Bauherrn, Ausführenden, Planern und<br />

ÖBV-VORSTANDSVORSITZENDER PETER KRAMMER BEI DER ERÖFFNUNGSREDE<br />

Der Vorstandsvorsitzende der öbv Peter Krammer führt in seiner Eröffnungsrede die hohe Akzeptanz<br />

der Österreichischen Bautechnik Vereinigung bei den Baufachleuten auf die Richtlinienarbeiten,<br />

praxisgerechte Seminare und Forschung zurück und geht auf BIM ein. Ein digitaler Prozessablauf,<br />

der das Potenzial hat, die Baubranche zu revolutionieren.<br />

130 BauTecFokus


gebirgsbaustelle in 3.000 Metern Höhe oder<br />

auch den Bau der Metro in Doha.<br />

Ausklang bei A NIGHT AT BIM<br />

Nach diesem dichten Programm belohnten<br />

sich viele Teilnehmer zum Abschluss mit<br />

dem von der öbv organisierten Abendevent<br />

A NIGHT AT BIM in der Remise, dem Verkehrsmuseum<br />

der Wiener Linien. Dort konnte<br />

man vieles über die 150jährige Geschichte der<br />

Wiener Linien, angefangen von der Pferdetramway<br />

bis hin zur selbstfahrenden U-Bahn,<br />

erfahren und Kulinarisches genießen, begleitet<br />

von Magie- und Samba Acts.<br />

n<br />

ÖBV-GESCHÄFTSFÜHRER MICHAEL PAUSER<br />

Der GF Michael Pauser betonte während der Eröffnung<br />

vor allem die Funktion des Baukongresses<br />

als neutrale Wissensplattform für Bauherren,<br />

Baufirmen, Planer, Baustoffindustrie und FHs<br />

sowie Universitäten.<br />

ASFINAG<br />

Bauherrnunternehmungen wie die<br />

ASFINAG nutzten die Ausstellung,<br />

um ins Gespräch zu kommen.<br />

BAUSTOFFINDUSTRIE<br />

Die Baustoffindustrie darf natürlich bei der Ausstellung nicht fehlen.<br />

FCP<br />

Auch Planer wie die FCP nutzen immer mehr die Ausstellung zum Präsentieren ihrer Leistungen.<br />

Sommer 2018<br />

131


Im Brennpunkt: Digitalisierung<br />

Mit- und weniger<br />

Gegeneinander<br />

KOOP AWARD. Die Baubranche fördert besonders kooperative Projekte. Anlässlich des BAUKONGRESSES<br />

am 19./20. April 2018 wurde im Vienna International Center heuer zum zweiten Mal der KOOP AWARD für<br />

kooperative Projektabwicklung an zwei Teams aus den Bereichen „Hochbau“ und „Infrastruktur“ vergeben.<br />

M<br />

ehr Mit- und weniger Gegeneinander,<br />

mehr direkte<br />

Kommunikation, weniger<br />

Anwaltspost: So lässt sich<br />

die Intention des KOOP AWARD und des<br />

öbv-Merkblatts, das die Basis für seine Verleihung<br />

ist, auf den Punkt bringen. Denn<br />

egal ob ein Großprojekt ausgeschrieben ist<br />

oder private Bauvorhaben umgesetzt werden,<br />

am Bau wird viel gestritten. Das liegt<br />

an der hohen Komplexität, den vielen Beteiligten<br />

und den immer höheren technischen<br />

Anforderungen an moderne Bauwerke.<br />

Aber auch am Kostendruck und der großen<br />

Konkurrenz im Bausektor.<br />

Zeichen für mehr Miteinander<br />

In ihrem Zusammenspiel haben diese Faktoren<br />

dazu geführt, dass vor allem Großprojekte<br />

kaum noch ohne Rechtsstreitigkeiten<br />

unter den beteiligten Firmen, Planern und<br />

Bauherren auskommen. „Mit dem KOOP<br />

AWARD wollen wir nun ein Zeichen setzen,<br />

wie es mit mehr Kooperation sowohl besser<br />

als auch ökonomischer geht“, erklärte der<br />

Geschäftsführer der Österreichischen Bau-<br />

132 BauTecFokus


KOOP-PREISVERLEIHUNG<br />

Während des mit knapp 2.000<br />

Teilnehmern besuchten BAUKON-<br />

GRESSES 2018 wurde der KOOP<br />

an die kooperativsten Projektteams<br />

im Hochbau und in der<br />

Infrastruktur erstmals vergeben.<br />

„WHA IN DER WIESEN SÜD“<br />

Das Siegerteam des Hochbauprojekts „<br />

WHA In der Wiesen Süd“ im 23. Wiener<br />

Bezirk (bwsg, Architektin Prohazka und<br />

Porr) überzeugte die Jury vor allem<br />

durch die Pufferzeiten, die sowohl bei<br />

der Planung als auch bei der Bauausführung<br />

eingeplant wurden.<br />

Fotos: Nadine Studeny Photography<br />

technik Vereinigung (öbv) Michael Pauser<br />

anlässlich der Verleihung an die beiden<br />

Siegerprojekte „Umbau Knoten Prater“ und<br />

„WHA In der Wiesen Süd“ beim diesjährigen<br />

BAUKONGRESS vor rund 2.000 Gästen.<br />

Merkblatt für jede Baustelle<br />

Deshalb hat Österreichs wichtigste unabhängige<br />

Vereinigung für bauspezifisches<br />

Praxiswissen ein Merkblatt entwickelt, das<br />

wesentliche Kriterien und Anleitungen für<br />

gute und kooperative Zusammenarbeit bei<br />

großen Bauvorhaben zusammenfasst. Dieses<br />

bereits im vergangenen Mai erschienene<br />

Werk, das man auch von der Webseite www.<br />

bautechnik.pro herunterladen kann, bildete<br />

nun die Grundlage für die Entscheidung der<br />

Jury. Neben einigen Best Practices zeigten vor<br />

allem zwei Projekte, wie die theoretischen<br />

Vorgaben in der Praxis mit Leben gefüllt werden<br />

können.<br />

Die Siegerprojekte<br />

Im Rahmen des Projekts „WHA In der Wiesen<br />

Süd“ wurde aus den knappen budgetären<br />

Rahmenbedingungen lt. Vorgabe der Wohnbauförderung<br />

ein optimaler Konsens aus architektonischer<br />

Qualität, Ausgestaltung und<br />

Angebot an Freiräumen und Gemeinschaftsund<br />

Erholungsflächen gefunden. Ungewöhnlich<br />

war der erstmals angewandte Prozess, mit<br />

Einbindung von Anrainern, Stadtplanung und<br />

Fachleuten in mehreren Stufen moderierter<br />

Workshops die Projektentwicklung vorzubereiten.<br />

„Sowohl für die Planung als auch die<br />

Ausführungsphase wurden in die Zeitpläne<br />

Pufferzeiten eingeplant. Es wurden die jeweils<br />

besten Lösungen für das Gesamtprojekt gesucht<br />

und nicht "Einzelinteressen" in den Vor-<br />

Sommer 2018<br />

133


Im Brennpunkt: Digitalisierung<br />

dergrund gestellt,“ erläuterten die Architektin<br />

Elsa Prochazka und David Janda (PORR).<br />

Herausforderung Umbau Knoten Prater<br />

Der Knoten Prater stellt einen der wichtigsten<br />

Knoten Österreichs im hochrangigen Straßennetz<br />

dar. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung,<br />

mit 200.000 Fahrzeugen pro Tag,<br />

müssen während der Bauphase die gesamte<br />

Anzahl an Fahrspuren aufrechterhalten werden.<br />

Mit dem KOOP AWARD in der Kategorie<br />

„Infrastruktur“ honorierte die Jury nun, dass<br />

es dabei im Projektteam aus Auftraggebern,<br />

ausführenden Firmen, Planern und Bauaufsicht<br />

sehr gemeinschaftlich zuging und daraus<br />

auch ein volkswirtschaftlicher Nutzen erzielt<br />

wurde. Die Detailplanung war bereits zur<br />

Ausschreibung fertig, die Vorbereitungszeit<br />

zwischen Vergabe und operativem Baubeginn<br />

wurde mit 4,5 Monaten gezielt gesetzt, um<br />

einen geordneten Bauablauf zwischen Bauherr,<br />

Planer und Unternehmer abstimmen zu<br />

können. „Es gab innovative Vorschläge durch<br />

den Auftragnehmer, die eine Verkürzung der<br />

Gesamtbauzeit von einem Jahr bewirkten und<br />

die auch für den AN mit Bonusregelungen<br />

abgegolten wurden,“ unterstrichen Brigitte<br />

Müllneritsch als Vertreterin der ASFINAG und<br />

Peter Jungbauer von der HABAU. n<br />

„WHA IN DER WIESEN SÜD“<br />

Im Rahmen des KOOP-Siegerprojekts „WHA In der Wiesen Süd“ wurde aus den knappen budgetären<br />

Rahmenbedingungen lt. Vorgabe der Wohnbauförderung ein optimaler Konsens aus architektonischer<br />

Qualität, Ausgestaltung und Angebot an Freiräumen und Gemeinschafts- und Erholungsflächen<br />

gefunden.<br />

„U<strong>MB</strong>AU KNOTEN PRATER“<br />

Großes Projekt, großes Team: Der<br />

KOOP AWARD wird an ein Projektteam<br />

aus Vertretern von Auftraggeber,<br />

Auftragnehmer, Planer und<br />

örtlicher Bauaufsicht (Asfinag,<br />

Habau, Porr, Öhlinger, pcd, step,<br />

Tecton und Metz) vergeben. Bei<br />

einem Megaprojekt wie dem Umbau<br />

Knoten Prater wird es da selbst auf<br />

der Bühne des Austria Center eng.<br />

BAUPROJEKT „U<strong>MB</strong>AU KNOTEN PRATER“<br />

Durch eine „kooperative Projektabwicklung“ sind<br />

innovative Vorschläge durch AN, die eine Verkürzung<br />

der Gesamtbauzeit von einem Jahr bewirkten<br />

und die auch für den AN mit Bonusregelungen<br />

abgegolten wurden, hervorgegangen.<br />

134 BauTecFokus


Gut geplant<br />

von Beginn an<br />

Mit der ersten Ausgabe des BauTecFokus beginnt eine neue Ära und wir gratulieren<br />

dem gesamten Team zum gelungenen Magazin für die Bauwirtschaft. Wir sind<br />

von Beginn an dabei, so wie wir von Beginn an unsere Bauherren auf ihrem Weg<br />

begleiten. Diese können sich auf uns verlassen. Gemeinsam entstehen Gebäude<br />

für Generationen, welche optimal für ihre Nutzer geplant und gebaut sind.<br />

Nachhaltigkeit, Lebenszyklus, Wirtschaftlichkeit und Aufenthaltsqualität<br />

sind bei unser Arbeit keine Lippenbekenntnisse.<br />

Starten auch wir gemeinsam durch!<br />

• Architektur<br />

• Bauleitung<br />

• Projektsteuerung<br />

• Projektentwicklung<br />

• Projektmanagement<br />

www.kaufmann.at<br />

Sommer 2018<br />

135


Advertorial<br />

Geld und Daten – zwei<br />

problematische Werte?<br />

A Map for the Road to Go. Wir brauchen Werte! Immer wieder reden wir davon. Haben wir als Menschen an<br />

Wert verloren, weil wir dem Geld zu viel Wert beimessen? Und dazu kommt nun noch die neue Diskussion über<br />

den Wert der Daten.<br />

Autor: Wilhelm Reismann<br />

"Zum<br />

Sachverstand<br />

können wir<br />

beitragen.<br />

Zum Charakter<br />

nur bedingt.<br />

Immer nur<br />

zum eigenen."<br />

Wilhelm Reismann<br />

D<br />

aten sind die Werte von morgen,<br />

wird allen Immobilienentwicklern<br />

und Betreibern<br />

eingebläut. Erhebe sie. Erfasse<br />

und analysiere sie. Standardisiere und dokumentiere<br />

sie. Attributiere und modelliere.<br />

Baue dein Lebenszyklusmodell.<br />

Werden die Daten zu Lebenszyklusmodellen<br />

der Bauten oder der Menschen?<br />

Machen die Daten unsere Immobilien zu<br />

noch wertvolleren Anlagen?<br />

Machen die Daten uns Menschen zu wertlosen<br />

Nummern?<br />

Berechtigte Fragen.<br />

Antworten entstehen am besten aus einer<br />

Kombination von Sachverstand und Charakter.<br />

Zum Sachverstand können wir beitragen. Zum<br />

Charakter nur bedingt. Immer nur zum eigenen.<br />

Daten-Sachverstand<br />

Wahrscheinlich ist das ein Schlüsselwort für<br />

die Digitalisierung, nicht nur von Planen,<br />

Bauen und Betreiben.<br />

Dass die Daten künftig allgegenwärtig sein<br />

werden, ist Faktum. Welthistorische technologische<br />

Entwicklungen kann man nie rückgängig<br />

machen. Deren Auswirkung kann<br />

man steuern und beherrschen.<br />

Verstand impliziert Verstehen, also die<br />

Grundlage jeder vernünftigen Diskussion.<br />

Sachverstand erleichtert (ermöglicht?) das<br />

gegenseitige Verstehen, weil eine sachliche<br />

Diskussionsgrundlage viele unsachliche Argumente<br />

ausschließt. So weit das halt möglich<br />

ist. Unter Menschen. Da wären wir dann<br />

wieder beim Charakter.<br />

Nähern wir uns dem Thema Daten in Planung,<br />

Bau und Betrieb sachlich und beispielsweise,<br />

denn eine umfassende Darstellung sprengt<br />

diesen Rahmen und das Thema überhaupt.<br />

Zu vage, zu unbestimmt sind manche Entwicklungen<br />

und Erwartungen in der Digitalisierung,<br />

die uns noch lange mit Fragen und<br />

Überraschungen beschäftigen wird.<br />

Was ist heute möglich?<br />

Was erwartet uns morgen?<br />

Wo liegen die Vorteile und<br />

wo Herausforderungen?<br />

Nähern wir uns von zwei Seiten:<br />

Was bietet uns die Technologie?<br />

Wie sollte die Politik handeln?<br />

Technologie<br />

Die Technologie bietet uns neue Werkzeuge<br />

(digitale Tools) und zugehörige Prozesse:<br />

• Planung mit BIM, Building Information Modeling,<br />

mit direktem Übergang in den Betrieb<br />

• Erfassung und ingenieurmäßige, technischwirtschaftliche<br />

Analyse des Bestandes<br />

• Permanente Dokumentation aller Phasen<br />

und Prozesse bis hin zum As-Built-Modell<br />

136 BauTecFokus


Fotos: Robert Kneske (Fotolia); Andy Dean (Fotolia)<br />

• Visualisierung heutiger und künftiger Zustände<br />

über Augmented Reality<br />

• Digitale Simulation als Basis komplexer<br />

Entscheidungen in fast allen Fachbereichen<br />

• intelligente Sensorik in Projekten zur<br />

permanenten Erfassung und Optimierung<br />

des Betriebs<br />

• digitale Checks und Routinen anstatt aufwändiger<br />

technisch-rechtlich-wirtschaftlicher<br />

Prozesse<br />

• Automatisierung von Fertigungs- und<br />

Prüfprozessen<br />

• Rückkopplung und digitale Regelkreise als<br />

Prognose- und Planungsinstrumentarien<br />

• Selbstlernende Systeme und Internet of Things<br />

• Neue Formen von Erfahrungsweitergabe und<br />

Wissensmanagement, bessere Lernkurven<br />

• u.v.a.m. ohne dass wir heute genau wüssten,<br />

was, wann, wie<br />

Die Technologie wird unsere Planungs-, Fertigungs-<br />

und Betriebsprozesse revolutionieren.<br />

Auch am Bau, obwohl viele das für schwierig<br />

halten, weil der Bau so anders sei, als andere<br />

Industrien. Lassen wir uns überraschen.<br />

Die Technologie wird Vorteile mit sich bringen,<br />

wenn wir es klug anstellen. Beispielsweise<br />

• werden wir über die Daten den Lebenszyklus<br />

von Bauten besser kennenlernen<br />

• können wir die Lebenszykluskosten planen,<br />

kontrollieren, optimieren<br />

• wird sich die allseits geforderte frühe Einbindung<br />

von Betrieb und Bau realisieren<br />

lassen<br />

• werden wir Due Diligences im Sinne digitaler<br />

Routinechecks kostengünstig abwickeln<br />

• wird über Sensorik der Betrieb erfasst und<br />

optimiert werden können<br />

• werden Planungsprobleme früher erkannt<br />

und ohne großen Mehraufwand beseitigt<br />

• werden Prozesse in Bauvorbereitung und<br />

Ausführung digital optimiert<br />

• werden digital organisierte, standardisierte<br />

„BIM libraries“ neue Einkaufsmöglichkeiten<br />

bieten<br />

• gelingt die Abstimmung der Projektbeteiligten<br />

besser über klug eingesetzte Plattformen<br />

• wird die Automatisierung auch auf Baustellen<br />

Einzug halten und Routinen optimieren<br />

• sollten sich die Projekt-Abwicklungsmodelle<br />

den neuen Möglichkeiten anpassen<br />

und damit<br />

• die komplexen, vielgliedrigen, oft internationalen<br />

Wertschöpfungsketten besser<br />

steuern lassen<br />

• können wir viele Fehlentwicklungen früher<br />

und besser erkennen, beheben, künftig<br />

vermeiden<br />

• kann aus richtig gelebter Transparenz Reibung<br />

und Streit bewusst vermieden werden.<br />

Das „Klug anstellen“ wird uns noch oft zum<br />

Problem werden. Wenn wir nicht ebenso<br />

radikal, wie die Technologie sich entwickelt,<br />

Sommer 2018<br />

137


Advertorial<br />

Zentrale Empfehlung ist eine national abgestimmte<br />

Vorgangsweise mit Blick über den<br />

Tellerrand. Politik für eine zukunftsorientierte<br />

Wirtschaft, die uns auch morgen gut leben lässt.<br />

Fünf Logos trägt die Roadmap:<br />

• Plattform 4.0 – Planen.Bauen.Betreiben –<br />

Arbeit.Wirtschaft.Export<br />

• buildingSMART Austrian Chapter<br />

• Österreichische Bautechnik Vereinigung<br />

• Österreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein<br />

• TU Wien, Institut für interdisziplinäres<br />

Bauprozessmanagement als Herausgeber<br />

Auf einer Studie des Institutes, beauftragt von<br />

• BMVIT – Bundesministerium für Verkehr,<br />

Innovation und Technologie<br />

• WKO – Wirtschaftskammer Österreich,<br />

Geschäftsstelle Bau<br />

• Bundesinnung Bau und Fachverband der<br />

Bauindustrie<br />

unsere menschlich dominierten Prozesse weiterentwickeln,<br />

werden sich die Vorteile nicht,<br />

nur bedingt, viel später oder nur für andere ergeben.<br />

Denn wir sind nicht allein auf der Welt<br />

und die Technologie drängt weltweit.<br />

Gerade beim Hinweis auf die Fehlentwicklungen<br />

muss uns klar sein, dass immer WIR<br />

Menschen die Fehlentwicklungen erkennen<br />

und vermeiden müssen. Die Daten helfen uns<br />

nur dabei. Und fast alle Fehlentwicklungen<br />

können erfahrene ExpertInnen, auch heute,<br />

immer schon erkennen, ganz ohne Daten,<br />

nur mit dem Hausverstand. Und die Ursache<br />

sind fast immer WIR selbst. Die Menschen.<br />

Sind wir ehrlich genug, Fehlentwicklungen<br />

zuzugeben, wenn sie uns betreffen?<br />

Sind wir offen genug, Probleme an der Wurzel<br />

zu packen, wenn wir die Wurzel sind?<br />

Politik<br />

Genau hier setzt die Politik ein. Genau an<br />

dem Punkt ist sie gefordert, stehen konkrete<br />

Handlungen an. Genau dafür wird eine<br />

ROADMAP herausgegeben, die Handlungsempfehlungen<br />

an die Führenden in Politik<br />

und Wirtschaft enthält.<br />

Das „Klug anstellen“ erfordert kluge Rahmenbedingungen<br />

für einen Wirtschaftraum.<br />

Dabei meinen wir Österreich mit all seiner<br />

Einbettung in die Nachbarländer, die EU und<br />

die Welt.<br />

Die Handlungsempfehlungen sind in folgende<br />

Bereiche gegliedert<br />

R<br />

P<br />

A<br />

S<br />

F<br />

politische und rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Prozesse in Unternehmen und Projekten<br />

AVVA- Ausschreibung, Vergabe, Vertrag,<br />

Abrechnung<br />

Werkzeuge, Interoperabilität von Softwarelösungen<br />

Forschung und Entwicklung, Pilotprojekte,<br />

Wissenschaft<br />

Die Roadmap beginnt mit einer kurzen Darstellung<br />

von Grundlagen und Nutzen und<br />

schließt mit der Empfehlung, einen Stufenplan<br />

herauszugeben.<br />

beruhen viele Handlungsempfehlungen der<br />

Roadmap.<br />

Wertvolle Daten<br />

für ein besseres Planen, Bauen und Betreiben<br />

und damit bessere, gelungene Projekte werden<br />

wir also nur gewinnen, wenn<br />

• die Führenden in der Politik die richtigen<br />

Rahmenbedingungen schaffen<br />

• die Führenden in der Wirtschaft, in Industrie<br />

und Gewerbe, die Zeichen der Zeit erkennen<br />

• wir die gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

der Datenflut balanciert meistern<br />

• die Praktiker offen kommunizieren und<br />

ihre Fortschritte und Rückschläge ehrlich<br />

einbringen<br />

• die Wissenschaft dazu beiträgt, praktische<br />

Erkenntnisse zu ermöglichen und zu erhärten<br />

• die Auftraggeber immer wieder überschaubare<br />

Pilotprojekte umsetzen und auswerten<br />

• wir alle die Digitalisierung als Chance nutzen,<br />

auch „nicht digitale“ Probleme anzupacken<br />

Gelungene Projekte werden wir nur dann<br />

haben, wenn wir die Maxime „Mensch vor<br />

Daten“ nie vergessen.<br />

n<br />

138 BauTecFokus


„Die Zukunft hat<br />

jedenfalls schon begonnen.<br />

Genau jetzt.“<br />

sagt unser Gründer und Weichensteller Dr. Werner Siblik<br />

Siblik SmartHome<br />

Jedes Zuhause ist anders. Jedes Büro und jeder<br />

Zweckbau auch. Denn Architektur, Ausstattung und<br />

Funktion folgen bestimmten Vorlieben und Maßgaben.<br />

Verwirklichen Sie Ihre eigene Idee von Komfort, Effizienz<br />

und Nachhaltigkeit.<br />

smarthome.siblik.com<br />

Sommer 2018<br />

139


BranchenService<br />

Der denkende Ziegelstein<br />

Internet of Things. Anfang April standen beim XChange Digital Fragen der Digitalisierung und ihrer Folgen<br />

für die Immobilienwirtschaft im Mittelpunkt interessanter Vorträge und Diskussionen. Über 120 Gäste waren<br />

der Einladung von KONE, ImmoFokus und BauTecFokus gefolgt und verlebten einen kurzweiligen, spannenden<br />

Nachmittag im 57 RESTAURANT & LOUNGE des Meliá Vienna im DC Tower.<br />

Autor: Andreas Altstädter<br />

„Nicht neue<br />

Technologien<br />

sind gefragt,<br />

sondern neue<br />

Ideen und<br />

Abläufe.“<br />

Alexander Redlein,<br />

Vorstand des IFM-Instituts an der<br />

TU Wien<br />

N<br />

ach einer spannenden Einführung<br />

von Alexander Redlein,<br />

Vorstand des IFM-Instituts an<br />

der TU Wien, zum Thema „Stand<br />

der Forschung zum Impact der Digitalisierung<br />

in der Immobilienbranche“, in der Redlein auch<br />

aktuelle Umfragedaten präsentierte, gab Marcus<br />

Kottinger (Cognitive Solutions Unit at IBM)<br />

in seiner Keynote „Mit Artificial Intelligence<br />

und Cognitive Computing zu Kognitiven Gebäuden“<br />

einen Überblick, wie neue Technologien<br />

Unternehmen und Gesellschaft verändern<br />

werden. Den Bogen in die Praxis spannten<br />

Gregor Schob (Direktor Kundendienst KONE)<br />

mit Ausführungen zu den Themen „Kognitive<br />

Wartung – Die Revolution der Anlagenwartung“<br />

und „Fully Customized Contracts“ sowie KONE<br />

Vorstandsvorsitzender Gernot Schöbitz zu „Smart<br />

Home-Lösungen – Komfort für Bewohner und<br />

Verwaltung“. Den Abschluss bildete eine von<br />

ImmoFokus Chefredakteur Michael Neubauer<br />

geleitete Podiumsdiskussion über „Veränderungen<br />

für die Immobilienbranche“.<br />

Digitalisierung in der Immobilienbranche<br />

Wer nutzt die Chancen? Es sind nicht immer<br />

die Branchenteilnehmer, wie Alexander Redlein<br />

in seiner Keynote feststellte und gleich mit<br />

ein paar Beispielen belegte: „Der größte Vermieter<br />

weltweit AirBnB besitzt bisher keine<br />

Immobilie, der aktuell größte Logistikanbieter<br />

Uber kein Fahrzeug.“ Eines steht für Redlein<br />

fest: Die Digitalisierung wird die Immobilienbranche<br />

verändern, die Veränderungen<br />

kommen aber nicht notgedrungen aus der Immobilienbranche<br />

selbst. Regulatorien werden<br />

diese Veränderungen nicht aufhalten können.<br />

Vor allem aber: Die Digitalisierung hat längst<br />

eingesetzt und rechnet sich bereits. So zum<br />

Beispiel bei der Prozessautomation, wie etwa<br />

140 BauTecFokus


digitale Rechnungsprüfung oder automatische<br />

Finanzbuchhaltung. Internet of Things ist<br />

längst den Kinderschuhen entwachsen und beginnt,<br />

unseren Alltag zu bestimmen. Die Digitalisierung<br />

ändert nicht nur das Kerngeschäft.<br />

Im Bereich Immobilien bedeutet das einerseits<br />

neue Arbeitswelten und andererseits Effektivitätssteigerung<br />

im Betrieb.<br />

Bedarfsorientierter Service<br />

Internet of Things hat insgesamt den Vorteil,<br />

dass die Geräte direkt mit dem Betriebspersonal<br />

kommunizieren können. Im Servicefall<br />

kann zusätzlich direkt der Techniker verständigt<br />

werden. Das kann die CAFM Branche regelrecht<br />

revolutionieren. Bedarfsorientierter<br />

Service ist das Thema der Zukunft. Die nächsten<br />

Technologien, wie zum Beispiel Augmented/Virtual<br />

Reality oder Blockchain, stehen<br />

schon in den Startlöchern. „In drei bis zehn<br />

Jahren werden sich diese auch wirtschaftlich<br />

einsetzen lassen, da die für viele Applikationen<br />

notwendigen Sensoren immer günstiger<br />

werden. Aber, und darauf legt Redlein besonderen<br />

Wert: „Nicht neue Technologien sind<br />

gefragt, sondern neue Ideen und Abläufe. Die<br />

neuen Technologien werden sich nur durchsetzen,<br />

wenn der Kundennutzen deutlich erkennbar<br />

ist. Es geht um den Wow-Effekt beim<br />

Kunden“, so Redlein.<br />

Watson bringt den Wow-Effekt<br />

Watson von IBM werde, ist Marcus Kottinger,<br />

Cognitive Solutions Unit IBM, überzeugt, helfen<br />

diesen Wow-Effekt zu entwickeln. Watson<br />

ist ein Computerprogramm aus dem Bereich<br />

der künstlichen Intelligenz. Es wurde von<br />

IBM entwickelt, um Antworten auf Fragen<br />

zu geben, die in digitaler Form in natürlicher<br />

Sprache eingegeben werden. Das nach Tho-<br />

Sommer 2018<br />

141


BranchenService<br />

mas J. Watson, einem der ersten Präsidenten<br />

von IBM, benannte Programm wurde als Teil<br />

des DeepQA-Forschungsprojektes entwickelt.<br />

Zur Demonstration seiner Leistungsfähigkeit<br />

konkurrierte das Programm in drei<br />

vom 14. bis 16. Februar 2011 ausgestrahlten<br />

Folgen der Quizsendung Jeopardy! mit zwei<br />

menschlichen Gegnern, die in der Show zuvor<br />

Rekordsummen gewonnen hatten. Watson<br />

ging als Sieger vom Platz. „Watson kann Sprache<br />

verstehen und selbst sprechen lernen“,<br />

so Kottinger. „Mit Werkzeugen wie Watson<br />

entstehen neue Geschäftsmodelle, neue Organisationen<br />

und neue Unternehmen“, ist<br />

der IBM-Entwickler überzeugt. „Kognitive<br />

Systeme verstehen Bilder, Sprache und andere<br />

unstrukturierte Daten ähnlich wie wir<br />

Menschen. Sie schlussfolgern, erfassen die<br />

zugrundeliegenden Konzepte, formulieren<br />

Hypothesen und können Ideen ableiten und<br />

extrahieren. Mit jedem Datenpunkt, jeder Interaktion<br />

und ihrem Ergebnis entwickeln und<br />

schärfen sie ihre Expertise weiter, so dass sie<br />

niemals aufhören zu lernen. Sie können auch<br />

helfen, Facility-Management-Strategien an<br />

den rasanten Wandel anzupassen.“<br />

Individualisierbares Serviceportfolio<br />

Diesen Wandel hat KONE bereits eingeläutet,<br />

wie Schob und Schöbitz in ihren Ausführungen<br />

darlegten. Mit KONE Care werde ein individualisierbares<br />

Serviceportfolio angeboten, das Kunden<br />

die Möglichkeit gibt, verschiedene Optionen<br />

rund um die Wartung je nach ihren Anforderungen<br />

miteinander zu kombinieren. Um herauszufinden,<br />

welcher Wartungsumfang zu einem<br />

Aufzug, einer Rolltreppe oder einer Tür passt,<br />

werde jede Anlage gemeinsam mit dem Kunden<br />

analysiert. Wie wird das Gebäude genutzt?<br />

Welche Rolle spielt die Anlage dabei? Und hat<br />

sich die Nutzung eines Gebäudes – und damit<br />

auch der Anlage – im Laufe der Jahre geändert?<br />

„Sobald diese Fragen beantwortet sind, können<br />

wir eine passgenau zugeschnittene Wartungslösung<br />

anbieten, die die Wünsche des Kunden und<br />

der Nutzer optimal abdeckt“, so Schob, „Wartungsverträge<br />

können somit viel gezielter auf individuelle<br />

Kundenanforderungen abgestimmt<br />

werden.“ Hinzu kommen „24/7 Connected<br />

Services“, die auf der Internet-of-Things-Technologie<br />

„Watson“ von IBM basieren. Sie lassen<br />

u.a. verbesserte Analysen und Ferndiagnosen zu<br />

– und tragen so zur Optimierung der Leistungsfähigkeit<br />

sowie zur höheren Verfügbarkeit von<br />

Anlagen bei. Unter Berücksichtigung geltender<br />

Datenschutzrichtlinien sammelt und analysiert<br />

das cloud-basierte System Daten von einer<br />

Vielzahl von Anlagensensoren, um in Echtzeit<br />

Informationen über den Status von Anlagen zu<br />

liefern. Daran lässt sich beispielsweise ablesen,<br />

wie hoch die Auslastung von Aufzügen und<br />

Rolltreppen ist oder ob Ausfälle drohen. „Betreiber<br />

haben jederzeit eine Übersicht über den Status<br />

ihrer Anlagen und unsere Servicetechniker<br />

können noch vorausschauender reagieren, um<br />

Ausfälle zu vermeiden und Stillstandzeiten zu<br />

minimieren. So bleibt in Gebäuden stets ein optimaler<br />

Personenfluss gewährleistet“, so Schob.<br />

„Mit den 24/7 Connected Services starten wir in<br />

ein neues digitales Zeitalter.“<br />

Probleme proaktiv beheben<br />

„24/7 Connect ermöglicht, Probleme proaktiv<br />

zu beheben, bevor sie entstehen. Die Analyse<br />

von Trends und Symptomen minimiert Aus-<br />

142 BauTecFokus


fälle und erhöht die Verfügbarkeit der Anlage.<br />

Ermöglicht wird dies, da das System ununterbrochen<br />

mehr als 200 kritische Parameter<br />

überwacht, den Anlagenzustand analysiert<br />

und mögliche Probleme voraussagt. Die Vorteile:<br />

„Die Anlagenbetreiber erhalten detaillierten<br />

Einblick in den Status ihrer Anlagen<br />

und Vorschläge für den zukünftigen Betrieb.<br />

Servicetechniker bekommen die richtigen<br />

Informationen zur richtigen Zeit und können<br />

rechtzeitig eingreifen – im Idealfall bevor<br />

noch höherer Schaden eintritt.“ Nun schön.<br />

Aber wie sieht das in der Praxis aus? Schöbitz<br />

hat gleich ein Beispiel parat: „Ein signifikanter<br />

Anstieg der Tür-Wiederöffnungen zeigt ein<br />

mögliches Problem am Lichtvorhang an. Die<br />

Fehlermeldung ermöglicht nun eine präventive<br />

Störungsbehebung.“<br />

Digitalisierung bringt Komfortsteigerung<br />

Die Digitalisierung kann aber auch zur Komfortsteigerung<br />

herangezogen werden, wie Schöbitz<br />

am Beispiel Residential Flow erklärt. Durch die<br />

Nutzung mobiler Technologien und Cloud-<br />

Lösungen werden Automatiktüren, Aufzüge,<br />

Informationskanäle und Gegensprechanlagen<br />

mittels App miteinander verbunden. „Um Residential<br />

Flow zu entwickeln, haben wir mehr als<br />

200 Facility Manager, Projektentwickler und<br />

Gebäudebewohner weltweit befragt, um ihre<br />

Wünsche und Herausforderungen betreffend<br />

den Personenverkehr im Wohnbereich in den<br />

Fokus zu rücken. Dabei haben wir herausgefunden,<br />

dass es oft die Kleinigkeiten sind, die<br />

eine große Auswirkung auf den Komfortlevel<br />

der Bewohner haben: Eine Tür zu öffnen,<br />

wenn man die Hände voller Einkaufstaschen<br />

hat, oder eine Lieferung annehmen zu wollen,<br />

wenn man nicht zu Hause ist. Residential Flow<br />

entschärft diese Alltagssituationen und macht<br />

das Nachhause kommen wieder einfach.“ Access<br />

kontrolliert und öffnet Gebäudetüren und<br />

ruft automatisch einen Aufzug, um den Bewohner<br />

zu seinem Stockwerk zu befördern – all das<br />

ohne einen klassischen Schlüssel verwenden zu<br />

müssen. Visit inkludiert eine vernetzte Gegensprechanlage,<br />

die es Bewohnern ermöglicht,<br />

Besucher zu empfangen und ihnen per Smartphone<br />

App Zutritt zu gewähren. Hier bringt<br />

der Aufzug den Besucher ebenfalls direkt in<br />

das gewünschte Stockwerk. Bewohnern ist es<br />

zudem möglich, Zutrittsrechte in das Gebäude<br />

per Fernzugriff zu erteilen, was wiederum sehr<br />

hilfreich für Situationen wie Paketzustellungen<br />

ist. Das Online-Schlüsselmanagement unterstützt<br />

auch Hausverwaltung und Einsatzbereiche<br />

wie beispielsweise Kurzzeitvermietung.<br />

„Auch für Gebäudeeigentümer und Facility<br />

Manager bringt die Lösung mehr Flexibilität<br />

und Komfort mit sich, denn Gebäudeinformationen<br />

können leichter geteilt werden und<br />

Zutrittsrechte überall und jederzeit verwaltet<br />

und vergeben werden. Mit Residential Flow<br />

wird Ihr Gebäude zum smartesten im Wohnbezirk<br />

und steigert so automatisch seinen<br />

Wert“, so Schöbitz.<br />

n<br />

Sommer 2018<br />

143


Rubrik<br />

BIM ist ein<br />

Gedankenwechsel<br />

Alle reden davon, erst wenige wenden es. Die Rede ist von BIM - Building Information Modeling.<br />

Eine digitale Herausforderung, an der die Branche nicht vorbeikommt. Ausbildung hilft sie zu meistern.<br />

D<br />

er Wechsel von Handzeichnung<br />

in den Computer, also die Einführung<br />

von CAD-Programmen<br />

in den Architekturbüros hat rund<br />

zehn Jahre gedauert. Und so war man der irrigen<br />

Meinung BIM geht in der halben Zeit. Ein<br />

großer Fehler, wie man jetzt weiß. Damals war<br />

es eigentlich nur ein Digitalisieren des Zeichnens,<br />

bei BIM geht es um einen Wechsel in der eigentlichen<br />

Vorgangsweise. BIM ist modellieren,<br />

simulieren, prüfen, koordinieren usw… schlichtweg<br />

ein Gedankenwechsel, eine neue Methodik“,<br />

erklärt Alfred Hagenauer, Geschäftsführer von<br />

der A-Null Bausoftware GmbH. BIM ist weit<br />

mehr als eine Software-Lösung.<br />

Auf Grundlage von 3D-Daten werden Bauprozesse<br />

unterstützt. Dazu zählen Planungs-<br />

Daten, geometrischen Daten aller Baubestandteile<br />

sowie Zeit-, Kosten-, und Facility<br />

Managementpläne für das gesamte Projekt.<br />

Auch Energieversorgungs-, Beleuchtungs-,<br />

Brandschutz- oder Gebäudemanagementdaten<br />

werden berücksichtigt.<br />

Schnittstellen-Verunsicherung<br />

Da die ausführenden Firmen in BIM-Projekten<br />

gleichzeitig einen Teil zur Gesamtplanung<br />

beitragen, ist es für Architekten, Ziviltechniker<br />

und Bauunternehmen wichtig, über Software-<br />

144 BauTecFokus


Der BIM-<br />

Prozess<br />

begleitet ein<br />

Gebäude<br />

über den<br />

kompletten<br />

Lebenszyklus.<br />

Alfred Hagenauer,<br />

Geschäftsführer A-Null Bausoftware<br />

Regelsätze auf Knopfdruck<br />

Fotos: hurca.com (Fotolia)<br />

Produkte zu verfügen, mit denen sie ihre<br />

Planungsdaten in das 3D-Modell exportieren<br />

und auch für die Umsetzung aus dem Modell<br />

importieren können. „Hier herrscht große Verunsicherung<br />

in der Branche.“ so Hagenauer.<br />

Es gehe darum Schnittstellen aufzubauen und<br />

„Schnittstellen werden leider oft negativ angesehen.“<br />

Ein gemeinsames Projekt verlangt<br />

jedoch eine für alle Beteiligten zugängliche<br />

Datenbasis. Die Planungsgrundlagen sowie<br />

die Planungsergebnisse müssen in Form von<br />

allgemein verfügbaren und dokumentierten<br />

Datei- und Datenbankformaten zur Verfügung<br />

stehen. Diese Daten sind keine Echtzeitdaten,<br />

sondern werden aus der jeweiligen Planungssoftware<br />

heraus, zur aktuellen Planungsphase<br />

via geeigneter Schnittstelle in ein offenes BIM-<br />

Format exportiert, erläutert der IT-Experte.<br />

Qualitätskriterien im BIM-Projekt<br />

Die Qualität eines BIM-Modells lässt sich durch<br />

den Einsatz der entsprechenden Software gewährleisten.<br />

Die von A-Null angebotenen Lösungen<br />

wie ARCHICAD, können längst Daten im<br />

offenen IFC- und BCF-Standard im- und expor-<br />

tieren, darstellen und verarbeiten. Damit sind<br />

Architekten und Planer heute schon BIM-fähig.<br />

Der Solibri Model Checker ist beispielsweise eine<br />

hilfreiche Lösung im Bereich der Qualitätssicherung<br />

im BIM-Planungsprozess. (siehe Kasten).<br />

BuildingOne unterstützt bei der komplexen<br />

Datenverwaltung im BIM-Projekt oder ArchiPHYSIK<br />

erstellt normkonforme Bauphysikgutachten<br />

und Energieausweise, um nur<br />

einige zu nennen.<br />

Planungsbüros und Unternehmen sollten<br />

ihre Organisation, ihre Mitarbeiter und die<br />

Arbeitsweise auf die neuen Anforderungen<br />

einstellen. Ausbildung und Schulung sind<br />

ein Grundstein für erfolgreiche BIM-Projekte.<br />

„Alle wollen sich einen BIM-Guru holen, der<br />

ihnen sagt wie das funktioniert. Das ist der falsche<br />

Weg. Man sollte intern im eigenen Team<br />

schauen, wer dafür geeignet wäre und ihn<br />

dann dahingehend ausbilden. Der- oder diejenige<br />

weiß, wie die eigene Firma funktioniert<br />

und das ist sehr entscheidend für erfolgreiche<br />

Projekte“, meint Hagenauer. <br />

n<br />

Der Solibri Model Checker überprüft<br />

anhand von Regelsets alle Werte, die<br />

mathematisch und logisch erfassbar<br />

sind. Die OIB-Richtlinien, die aus der<br />

Harmonisierung der bautechnischen<br />

Vorschriften in Österreich entstanden<br />

sind, eignen sich dafür in großen Teilen.<br />

Die OIB- Richtlinien 2 (Brandschutz),<br />

2.2 (Brandschutz bei Garagen, überdachten<br />

Stellplätzen und Parkdecks),<br />

3 (Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz)<br />

und 4 (Nutzungssicherheit und<br />

Barrierefreiheit) lassen sich durch ihre<br />

konkrete Definition als Regel im Solibri<br />

Model Checker abbilden.<br />

Die aufwändige Arbeit der Regelerstellung<br />

hat A-NULL Bausoftware den<br />

Anwendern abgenommen und das OIB-<br />

Regelset für den Solibri Model Checker<br />

entwickelt. Auf Knopfdruck überprüfen<br />

über 120 Regelsätze die erforderlichen<br />

Klassifizierungen im BIM-Modell. In<br />

nur wenigen Augenblicken werden<br />

alle Problemstellen in der bestehenden<br />

Planung aufgezeigt, die dann an den<br />

jeweiligen Planungspartner zur Korrektur<br />

zurückgespielt werden können.<br />

Das Regelset ist in jeder Planungsphase<br />

einsetzbar, von der Machbarkeitsstudie<br />

bis zur Einreichplanung.<br />

Sommer 2018<br />

145


BranchenService<br />

Kuppelsaal<br />

statt Gerichtssaal<br />

Plattform 4.0. Gerald Goger und Wilhelm Reismann setzen mit ihrer „Roadmap<br />

Digitalisierung von Planen, Bauen und Betreiben in Österreich“ ein deutliches Zeichen.<br />

Autor: Rudolf Preyer<br />

Ü<br />

bergeordnetes Ziel der Roadmap<br />

Digitalisierung sei, so Reismann<br />

bei der Präsentation im<br />

Rahmen eines Kolloquiums im<br />

Dachgeschoß „Karlsplatz 13“, scherzhaft: „Kuppelsaal<br />

statt Gerichtssaal“. Gerald Goger stellte<br />

seinen Ausführungen ein Zitat von Marie von<br />

Ebner-Eschenbach voran: „Immerwährender<br />

Fortschritt ist nur um den Preis immerwährender<br />

Unzufriedenheit zu erkaufen.“<br />

Die „Roadmap Digitalisierung“ enthält Handlungsempfehlungen<br />

an „Politik & Wirtschaft“.<br />

Anstatt an einer chronischen Depression an<br />

den bestehenden Zuständen zu leiden, müsse<br />

jetzt gehandelt werden. Mit der TU-Initiative<br />

„Plattform 4.0“ wurde hierzu der Rahmen<br />

geschaffen. Die Plattform ist eine Schwestern-<br />

organisation von „building SMART“, Kooperationen<br />

gibt es auch mit der Österreichischen<br />

Bautechnik Vereinigung (ÖBV) und dem<br />

Österreichischen Ingenieur- und Architekten-<br />

Verein (ÖIAV). Konkret gibt es mit der ASFI-<br />

NAG bereits ein Pilotprojekt, in das auch ein<br />

Planungsbüro und ein ausführendes Unternehmen<br />

eingebunden sind.<br />

„Safety2“-Konzept für den Baubetrieb<br />

Dekan Ronald Blab: „Die Wertschöpfungskette<br />

von Bauwerken wird durch die Digitalisierung<br />

in den nächsten Jahren einen wesentlichen<br />

Produktivitätsschub erfahren. Neben dem<br />

entsprechenden Werkzeug, beispielsweise<br />

BIM, braucht es freilich auch neue Formen<br />

der Logistik, neue Formen des Planens und<br />

auch neue Formen des Erhaltens und Bauens.“<br />

Goger schlug – angelehnt an Checklisten in<br />

der Luftfahrt – ein „Safety2“-Konzept für den<br />

Baubetrieb vor. Dazu gehören: Individualität<br />

schadet, Checklisten gehören entlastet, Anweisungen<br />

müssen wiederholt werden, Unfit to<br />

build („Achtung! Ich brauche Unterstützung!“)<br />

und: „aufeinander aufpassen“.<br />

Austrian Lean Construction Institute<br />

Shervin Haghsheno, Karlsruhe Institute of<br />

Technology (KIT), plädierte für eine „Kultur des<br />

Fragens“ anstatt einer „Kultur des Wissens.“<br />

Wir haben, so Haghsheno, gelernt, mit der<br />

„Brille der Verschwendung“ zu schauen, stattdessen<br />

sollten wir uns aber für Lean Management<br />

bzw. Lean Construction entscheiden. Das<br />

Lean Prinzip wurde zuerst am Massachusetts<br />

Institute of Technology (MIT) entwickelt und<br />

146 BauTecFokus


Fotos: Klaus Ranger; Nikolai Titov (Fotolia); Igor (Fotolia)<br />

hat seinen Ursprung in der Toyota-Produktion<br />

der 80er-Jahre. Zuallererst gehe es beim Lean<br />

Prinzip um die Prozessoptimierung, so der<br />

Bauingenieur, der sich ein österreichisches<br />

Lean-Institut wünscht. In seiner Kolloquiums-<br />

Conclusio wird Goger später mitteilen, dass<br />

demnächst das Austrian Lean Construction<br />

Institute ins Leben gerufen werden wird.<br />

Die ÖBB seien laut Marcus Frantz, Konzern-<br />

CIO aufgrund des Prinzips „Long View, Big<br />

Bang“ herausgefordert: „Es wird sehr lange<br />

dauern, bis Änderungen der Digitalisierung<br />

bei uns greifen, aber wenn, dann so richtig.<br />

Ohne Digitalisierung würde es die ÖBB in der<br />

heutigen Form nicht mehr geben.“ Simplify,<br />

connect und act sind laut Frantz Grundsätze<br />

der ÖBB, um gleich stolz die „technische<br />

Meisterleistung“ zu verkünden: „Wir haben –<br />

entgegen anderslautender Stimmen – auf der<br />

Westbahnstrecke WLAN vollausgebaut.“<br />

„Digitale Zwillinge & Soll-Zustände“<br />

Christoph Eichler (ode - office for digital engineering)<br />

erklärte in seinem Praxisvortrag: „BIM<br />

ist eine neue Sprache für die Bauwirtschaft.“<br />

Bei der CAD-Planung sei eine „abstrakte Planstruktur“<br />

gegeben, bei der Digitalisierung hingegen<br />

werden Entwicklungsschritte definiert.<br />

Eichler spricht in diesem Zusammenhang vom<br />

„digitalen Zwilling“: Der BIM-Zwilling habe<br />

der Wirklichkeit zu ähneln – so sehr, dass auch<br />

später im Betrieb die Gebäudetechnik damit<br />

arbeiten könne.<br />

Apropos Wirklichkeit. Im Rahmen der Enquete<br />

kam Wilhelm Reismann gegenüber dem<br />

BauTecFokus auf diese zu sprechen, um gleich<br />

einen Schlenkerer Richtung Soll-Zustand zu<br />

machen: Motivation der gemeinsamen Arbeit<br />

mit Goger, die „Roadmap Digitalisierung von<br />

Planen, Bauen und Betreiben in Österreich“<br />

zu entfalten, sei auch gewesen, dass die Politik<br />

den Kontakt zur Wissenschaft suche, um sich<br />

entsprechend beraten zu lassen – und dann<br />

in weiterer Folge klare Vorgaben zu erlassen:<br />

„Zuletzt haben wir eine Pressekonferenz dazu<br />

abgehalten – das ist auch über das Kabinett<br />

gelaufen. Das Ministerium hat erkannt: Es gibt<br />

Themenfelder, die es zu bearbeiten gilt.“<br />

„The Winner Takes It All“<br />

Peter Krammer, Strabag, blies ins gleiche Horn<br />

wie Eichler: „BIM und 5D-basierte Entwürfe<br />

ermöglichen den Baubeteiligten, sämtliche<br />

Änderungen und Varianten des Objekts in einem<br />

digitalen Zwilling nachzuvollziehen und<br />

vorab durchzusprechen.“ Und, in Richtung<br />

Haghsheno: „Bei der Strabag wird auf den Baustellen<br />

bereits Lean Construction eingesetzt.“<br />

Krammer konzediert freilich „Wir müssen unsere<br />

55-jährigen Poliere, die naturgemäß keine<br />

Digital Natives sind, überzeugen, dass die Digitalisierung<br />

am Bau wichtig ist.“ Hierfür entwickle<br />

die Strabag eigene „Baustellen-Apps“.<br />

Bewertungskriterien<br />

Neben digitalen Fortschritten werde es auch<br />

zu einer „massiven Aggregation von Daten<br />

auf umfangreichen Baudatenbanken“ kommen<br />

– gemäß dem Motto „The Winner Takes<br />

It All“: Den Mehrwert wird jener erzielen, so<br />

Krammer, der aus den Datenmengen das beste<br />

Geschäftsmodell entwickeln kann.<br />

Matthias Rant plauderte am Beispiel Skylink<br />

aus dem „juristischen Nähkästchen“. Rant<br />

Innovation und Technologie: In welchem Sinne ist das Projekt durch neue Ideen<br />

im Kontext der Digitalisierung zu sehen, inwieweit können Zukunftsfragen dadurch<br />

beantwortet werden?<br />

Wissenschaftlichkeit: Welche Forschungswerkzeuge wurden bei der Konzeption<br />

und Ausarbeitung der Forschungsarbeit bzw. des Projektes angewandt?<br />

Welche Forschungsfragen wurden behandelt?<br />

Umsetzungsrelevanz: In welcher Art und Weise wird die Arbeit für konkrete<br />

Projekte angewendet bzw. kann angewendet werden? Wie trägt das Projekt<br />

zum künftigen Erfolg des Wirtschaftsstandorts Österreich bei?<br />

Kontext Wissenschaft/Wirtschaft: Wurden bei der Entwicklung der Forschungsarbeit<br />

bzw. des Projektes konkrete Inputs von Unternehmen und externen<br />

Fachexperten eingearbeitet?<br />

Start-up-Potential: Gibt es in diesem Bereich bereits Unternehmen in Österreich,<br />

die in dieser Branche arbeiten? Welches Potential kann durch Unternehmensgründung<br />

ausgeschöpft werden?<br />

Sommer 2018<br />

147


BranchenService<br />

war vom Gericht als Sachverständiger mit der<br />

Beweissicherung beauftragt worden: „Wenn<br />

ich die Fotos aneinandergereiht hätte, wären<br />

es 43 Kilometer gewesen.“ Rant mahnte eine<br />

gründliche Dokumentation bereits im Vertragsprozess<br />

ein – aber: Die ersten Schritte<br />

punkto einer „Baudokumentation 4.0“ seien<br />

bereits erfolgt.<br />

„Wollen Sie lieber von diesem Roboter-Juristen<br />

im Hintergrund vertreten werden – oder durch<br />

mich?“, diese Frage stellte Anwalt Georg<br />

Karasek (Karasek Wietrzyk RA), um gleich<br />

abzuwinken: „Eine Maschine wird den Sachverhalt<br />

niemals herausfiltern können“, denn,<br />

so Karasek, diesen ermittle er gemeinsam mit<br />

den Klienten. Maria Wittmann-Tiwald, Präsidentin<br />

des Handelsgerichts Wien, und Michael<br />

Kunz, Richter des Oberlandesgerichts Wien,<br />

beschlossen den juristischen Part des Kolloquiums<br />

mit einer Vorstellung von „Justiz 3.0“<br />

– konkret mit dem „Integrationsportal“.<br />

allem auch für den Wirtschaftsstandort Österreich<br />

aufzeigen.<br />

Die Siegerin des PINT-Preises 2018, Meliha<br />

HONIC, durfte sich über ein Stipendium in<br />

Höhe von 2.500 Euro freuen. Zur Verfügung<br />

gestellt wird das Stipendium von der Plattform<br />

4.0, der Geschäftsstelle Bau der WKO und dem<br />

Alumni Club der TU Wien.<br />

Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien, hält<br />

die Vergabe dieses Preises für wichtig:<br />

„Innovation und die Etablierung der dafür<br />

nötigen Rahmenbedingungen begleiten die<br />

Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Technischen<br />

Universität Wien täglich. Umso positiver<br />

ist es, wenn insbesondere Unternehmenspartner<br />

über eine solche Auszeichnung junge<br />

Techniker motivieren, Innovationen im Bereich<br />

der Digitalisierung voranzutreiben.“ Wilhelm<br />

Reismann, Sprecher der Plattform 4.0, steht der<br />

Zusammenarbeit und gemeinsamen Vergabe<br />

des Stipendiums äußerst positiv gegenüber. Für<br />

Reismann ganz klar: „Genau hier werden wir in<br />

Zukunft ansetzen, um das Beste aus den Kompetenzen<br />

der einzelnen Institute zu fördern und<br />

für die Weiterentwicklung von Ideen zu nutzen.“<br />

Ulrike Rabmer-Koller, Vizepräsidentin der<br />

WKO, hält die Förderung des Nachwuchses im<br />

Bereich Innovation und Digitalisierung für besonders<br />

wichtig: „Forschung und Entwicklung<br />

sind notwendige Voraussetzung für den Ausbau<br />

der Wettbewerbsfähigkeit. Die Preisträger<br />

zeigen eindrucksvoll die Entwicklungspotenziale<br />

im Bereich der Digitalisierung, die es von der<br />

Wirtschaft zu nutzen gilt.“<br />

Alles in allem lässt sich sagen: Die Digitalisierung<br />

von Planen, Bauen und Betreiben in<br />

Österreich ist auf Schiene – Pardon – auf der<br />

Roadmap – und die wird nun Station für Station<br />

abgearbeitet.<br />

n<br />

„PINT“, Preis für Innovation<br />

und Technologie.<br />

Im eindrucksvollen bautechnischen Ambiente<br />

des Kuppelsaals der TU Wien fand zum<br />

Abschluss der Enquete die erstmalige Verleihung<br />

des Preises „PINT“, Preis für Innovation<br />

und Technologie, statt. Dieser wurde gemeinsam<br />

vom Alumni Club der TU Wien, der Plattform<br />

4.0 und der WKO ausgelobt. Zielsetzung<br />

ist die Auszeichnung der Leistungen von<br />

Studierenden, Alumni und Start-ups, welche<br />

die positive Wirkung der Digitalisierung vor<br />

Die Jury<br />

Mag. Ulrike Rabmer-Koller (o.l.), Vizepräsidentin<br />

der Wirtschaftskammer Österreich<br />

Univ.Prof. DI Dr.techn. Gerald Goger (o.r.),<br />

Forschungsbereich Baubetrieb und Bauverfahrenstechnik<br />

am Institut für Interdisziplinäres<br />

Bauprozessmanagement<br />

Hon.Prof. DI Dr.techn. Wilhelm Reismann<br />

(r.), Leitung der Plattform 4.0 Planen.Bauen.Betreiben<br />

– Arbeit.Wirtschaft.Export und Initiator<br />

von „the better way"<br />

148 BauTecFokus


Die Preisträger<br />

1. Meliha Honic , Thema: „BIMaterial Prozessdesign für<br />

einen BIM-basierten materiellen Gebäudepass“<br />

2. Benjamin Kromoser, Thema: „Wildbrücke AM2 – Zweifach<br />

gekrümmte Betonflächen: „Pneumatic Forming of<br />

Hardened Concrete (PFHC)“<br />

3. Patrick Jaritz, Thema: „ARIOT BIM2FIM BIM-IoT“ (Facility<br />

Management 4.0: BIM und IoT als Grundlage für den<br />

Digitalen Zwilling im Gebäudebetrieb)<br />

1<br />

2 3<br />

Nachgefragt bei Professor Goger<br />

Worum geht es bei der Roadmap?<br />

Die Roadmap ist ein Prozess – es geht um eine<br />

Bündelung der Kräfte: es muss nämlich etwas<br />

geschehen. Die Road Map beschreibt, in welche<br />

Richtung es gehen sollte. Konkret gibt es<br />

fünf Handlungsempfehlungen: Neben einer<br />

Bündelung der Kräfte geht es um die Prozesse<br />

in den Unternehmen, um AVVA: Ausschreibung,<br />

Vergabe, Vertrag, Abrechnung, als<br />

fünftes um die Werkzeuge, also etwa um die<br />

Softwarelösungen, und schließlich ist der Bereich<br />

Forschung und Entwicklung für uns von<br />

zentraler Bedeutung.<br />

Wie soll die Umsetzung angegangen werden?<br />

> > Hierzu haben wir einen nationalen Stufenplan<br />

mit klar definierten Maßnahmenpaketen,<br />

Teil- und Gesamtzielen sowie eine vorgegebene<br />

Zeitschiene entwickelt. Eine regionale<br />

Ausgewogenheit ist anzustreben, es sollten<br />

abgestimmte Forschungsaktivitäten in allen<br />

Bundesländern gesetzt werden.<br />

Haben Sie eine Idealvorstellung – wohin die<br />

Reise also gehen sollte?<br />

> > Einen Idealzustand kann es nicht geben.<br />

Aber: Wir haben ein konkretes Pilotprojekt<br />

mit der ASFINAG. Involviert sind hier schon<br />

ein Planungsbüro und ein ausführendes Unternehmen.<br />

Mit dem Betreiber schauen wir<br />

hier: Wo gibt es Schnittstellen? Und wo gibt<br />

es Probleme? Wir wünschen uns das Szenario<br />

einer engen Vernetzung zwischen Wissenschaft<br />

und Praxis.<br />

Gibt es ein Musterbeispiel für die Roadmap?<br />

> > Musterbeispiele in unserem Sinne sind Skandinavien<br />

und Großbritannien, dort ist man<br />

mindestens einen Schritt weiter als wir. Zuletzt<br />

haben wir mit Institutsmitarbeitern eine<br />

Bildungsreise nach England angetreten – wir<br />

haben gesehen: Dort gibt es einen anderen Zugang<br />

zur Materie. Dort geht man es „entspannter“<br />

an – und sucht Lösungen und sieht nicht<br />

ständig nur die Probleme. Aber: Dort wird auch<br />

nur mit Wasser gekocht. Jedenfalls haben diese<br />

Länder Vorbildwirkung für uns.<br />

Warum haben Sie die Roadmap kreiert?<br />

> > Unsere Motivation ist auch, dass die Politik<br />

den Kontakt zur Wissenschaft sucht, dass diese<br />

sich entsprechend beraten lässt – und dann in<br />

weiterer Folge klare Vorgaben gibt. Zuletzt haben<br />

wir eine Pressekonferenz dazu abgehalten<br />

– das ist auch über das Kabinett gelaufen, das<br />

Ministerium hat erkannt: Es gibt Themenfelder,<br />

die es zu bearbeiten gilt.<br />

n<br />

Sommer 2018<br />

149


BranchenService<br />

Punktgenau am Ball<br />

Stadionbau mit BIM. Wenn im Juni der Startschuss für die Fußball-Weltmeisterschaften 2018 fällt,<br />

erwartet die Zuschauer neben dem virtuosen Ballsport auch Stadionbaukunst der Meisterklasse.<br />

A<br />

ls eines der ersten Sportstadien<br />

erhielt die Mordovia Arena in<br />

Saransk im April 2018 die Genehmigung<br />

für den Spielbetrieb. Das<br />

anspruchsvolle Bauprojekt zeugt von einzigartiger<br />

Geometrie und komplexen Metallstrukturen.<br />

Der lokale Stahlproduzent LLC Belenergomash-<br />

BZEM nutzte modernste Fertigungs-,<br />

Diagnose- und Steuerungstechnologien, einschließlich<br />

der BIM-Software Tekla Structures,<br />

um die anspruchsvollen Stahlkonstruktionen<br />

des Stadions rechtzeitig für das Bauprojekt zu<br />

entwerfen, herzustellen und zu liefern.<br />

Schönheit mit herausfordernder Struktur<br />

Die für 45.000 Zuschauer geplante Mordovia<br />

Arena ist eines der zwölf Stadien, in denen<br />

die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Russland<br />

im Juni 2018 ausgetragen wird. Die Basis des<br />

Stadions besteht aus 88 G-förmigen Zusam-<br />

150 BauTecFokus


menbauten von 40 Metern Höhe – bei einer<br />

Gesamthöhe von 49 Metern. Die Lage der<br />

Schüssel über einem zweistöckigen Stylobat<br />

erzeugt ein Gefühl der Leichtigkeit. Alle Konsolen<br />

bestehen aus Stahlrohren, wodurch das<br />

Gesamtgewicht der Dachkonstruktionen nur<br />

etwa 6.000 Tonnen beträgt. Nach der Idee<br />

der Architekten ähnelt seine Schale einer<br />

strahlend roten Sonne – eines der Symbole der<br />

Republik Mordwinien.<br />

Fotos: Эрзянин; Mordovia-Arena<br />

Stahlfertigung mit 10 mm Genauigkeit<br />

Belenergomash-BZEM fertigte die komplexen<br />

Metallstrukturen des Stadions mit einer<br />

Toleranz von 10 mm über 60 Meter Spannweite<br />

einschließlich einer großen Anzahl von<br />

Schweißverbindungen. Der Projektplan ließ<br />

keine Verzögerungen zu und die Stadionstruktur<br />

wurde planmäßig fertiggestellt.<br />

TEKLA STRUCTURES<br />

Sommer 2018<br />

151


BranchenService<br />

„Komplexe<br />

Metallstrukturen<br />

mit einer<br />

Toleranz von<br />

10 mm über<br />

60 Meter<br />

Spannweite.“<br />

„Die BIM-Technologie half dabei, einen transparenten<br />

Workflow zu organisieren und ein<br />

produktives Zusammenspiel aller am Projekt<br />

Beteiligten sicherzustellen. Wir haben die technischen<br />

Fertigungsbedigungen individuell entwickelt<br />

und mit den am Bau der Anlage beteiligten<br />

Planungsunternehmen abgestimmt. Um<br />

den Start des Projekts vorzubereiten, haben die<br />

Spezialisten der Produktionsstätte mehrere<br />

Monate lang die Montage- und Schweißprozesse<br />

anhand von Prototypen erarbeitet“, so<br />

Dmitry Dolzhenkov, CAD-Support-Spezialist<br />

bei Belenergomash-BZEM.<br />

Beim Bau von Sportanlagen hat höchste<br />

Genauigkeit in allen Projektphasen oberste<br />

Priorität, so der Experte. Dies beginne bereits<br />

bei der Planung eines Bauprojektes. Hier spielt<br />

die richtige BIM-Software eine wichtige Rolle.<br />

Laut Dodge Data & Analytics können korrekt<br />

ausgewählte Software-Lösungen die Kosten<br />

eines Bauprojekts um fünf Prozent reduzieren<br />

und zu einer verkürzten Ausführungszeit<br />

führen. Auch die Produktivität der Arbeit<br />

lässt sich damit um 25 Prozent erhöhen. Eine<br />

Software, die eine ausführungsreife Planung<br />

mit hohem LOD (Level of Development) ermöglicht,<br />

hilft bei der Entwicklung der erforderlichen<br />

Elemente mit dem höchsten Detaillierungsgrad<br />

(LOD 500) im Modell. Aufgrund<br />

ihrer Genauigkeit wurde die Tekla-Software<br />

nach eigenen Angaben in acht der zwölf für die<br />

FIFA-Weltmeisterschaft 2018 vorgesehenen<br />

Stadien eingesetzt. Übrigens: Auf dem 105 mal<br />

68 Meter großen Geläuf in Saransk werden vier<br />

Vorrunden-Partien ausgetragen. n<br />

152 BauTecFokus


| BA12-10G |<br />

Der Grundstein<br />

für die Architektur<br />

der Zukunft.<br />

Building Automation von Beckhoff.<br />

TEKLA STRUCTURES<br />

Skalierbare<br />

Steuerungstechnik<br />

Das modulare Steuerungssystem<br />

von Beckhoff bietet Lösungen<br />

vom leistungsstarken Industrie-PC<br />

oder Embedded-PC als Gebäudeleitrechner<br />

bis zum dezentralen<br />

Ethernet-Controller.<br />

Der Automatisierungsbaukasten<br />

Das Beckhoff-Busklemmensystem<br />

für die Anbindung<br />

der Datenpunkte unter stützt<br />

mit 400 verschiedenen<br />

I/O-Klemmen alle gängigen<br />

Sensoren und Aktoren.<br />

www.beckhoff.at/building<br />

Trimble Buildings<br />

Tekla Structures ist eine Lösung aus dem Portfolio<br />

von Trimble Buildings, einem Teil der Trimble-Unternehmenssparte<br />

Engineering and Construction.<br />

Die Lösungen von Trimble Buildings<br />

optimieren den gesamten Gebäudelebenszyklus,<br />

vom Entwurf über den Bau bis zum Betrieb von<br />

Gebäuden. Trimble hat das Ziel, die Bauindustrie<br />

maßgeblich zu verändern. Die Lösungen sollen<br />

die Kommunikation und Zusammenarbeit<br />

verbessern, um die Produktivität zu steigern,<br />

Ausschüsse zu reduzieren und Zeitpläne und<br />

Budgets zu optimieren. In mehr als 150 Ländern<br />

weltweit will Trimble Buildings die Art, wie<br />

Gebäude und Infrastrukturprojekte entworfen,<br />

gebaut und genutzt werden, verändern.<br />

Mit PC- und Ethernet-basierter Steuerungstechnik von Beckhoff lassen<br />

sich alle Gebäudefunktionen softwarebasiert realisieren. Das durchgängige<br />

Automatisierungskonzept mit Hard- und Softwarebausteinen für alle<br />

Gewerke bietet maximale Flexibilität bei geringen Engineeringkosten.<br />

Die Automatisierungssoftware TwinCAT beinhaltet alle wesentlichen<br />

Gebäudefunktionen sowie eine standardisierte Systemintegration über<br />

Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP. Der Beckhoff Baukasten<br />

erfüllt eine Gebäudeautomation nach Energieeffi zienzklasse A.<br />

Sommer 2018<br />

153


BranchenService<br />

154 BauTecFokus


Bauen mit Abfall<br />

und Recyclingmaterial<br />

Konsequentes Kreislaufkonzept. Ein Wohnmodul, das sortenrein aus wiederverwendbaren,<br />

wiederverwertbaren oder kompostierbaren Materialien konstruiert ist: An dieser Prämisse orientiert sich die<br />

neueste Unit im NEST, dem modularen Forschungs- und Innovationsgebäude von Empa und Eawag in Dübendorf.<br />

Autor: Andreas Altstädter<br />

Fotos: Zooey Braun; Wojciech Zawarski<br />

„Wir müssen<br />

künftig mit<br />

sehr viel weniger<br />

Materialien<br />

für sehr viel<br />

mehr Menschen<br />

bauen.“<br />

Werner Sobek,<br />

Leiter des Instituts für Leichtbau<br />

Entwerfen und Konstruieren der<br />

Universität Stuttgart<br />

A<br />

nfang Februar 2018 wurde die<br />

NEST-Unit „Urban Mining &<br />

Recycling“ eröffnet und bietet<br />

fortan zwei Studierenden ein<br />

Zuhause. Gleichzeitig soll sie als belebtes Labor<br />

dazu dienen, den Wandel der Bauindustrie in<br />

Richtung Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen.<br />

Immer knapper werdende Ressourcen und<br />

der daraus abgeleitete Wunsch, der heutigen<br />

Wegwerfmentalität den Rücken zu kehren,<br />

führen dazu, dass sich die Baubranche vermehrt<br />

Gedanken über die Mehrfachnutzung<br />

und Rezyklierbarkeit von Materialien sowie<br />

über alternative Konstruktionsmethoden<br />

machen muss. Die neueste NEST-Unit «Urban<br />

Mining & Recycling» setzt diese Ideen<br />

konsequent um: Entstanden ist ein Wohnmodul,<br />

dessen Strukturen und Materialien nach<br />

dem Rückbau vollständig und sortenrein wieder-<br />

oder weiterverwendet, rezykliert oder<br />

kompostiert werden können. Das Konzept<br />

dazu stammt von Werner Sobek mit Dirk E.<br />

Hebel und Felix Heisel. Werner Sobek ist<br />

Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen<br />

und Konstruieren der Universität Stuttgart<br />

und Gründer der gleichnamigen Unternehmensgruppe.<br />

Dirk E. Hebel ist Leiter und<br />

Felix Heisel Forschungsverantwortlicher<br />

des Fachgebiets Nachhaltiges Bauen am KIT<br />

Karlsruhe und des Future Cities Laboratory<br />

am Singapore-ETH Centre. „Das nach wie vor<br />

anhaltende Wachstum der Weltbevölkerung<br />

sowie zur Neige gehende Ressourcen erfordern<br />

dringend ein Umdenken im Bauwesen“,<br />

so Werner Sobek. „Wir müssen künftig mit<br />

sehr viel weniger Materialien für sehr viel<br />

mehr Menschen bauen.“<br />

Sommer 2018<br />

155


BranchenService<br />

Eine zentrale Rolle auf dem Weg zu einer<br />

nachhaltigeren Bauwirtschaft spielt deshalb<br />

der Kreislaufgedanke: „Die verwendeten<br />

Materialien werden nicht verbraucht und<br />

dann entsorgt; sie sind vielmehr für eine<br />

bestimmte Zeit aus ihrem Kreislauf entnommen<br />

und werden später wieder in diesen<br />

zurückgeführt“, erklärt Dirk E. Hebel das<br />

Konzept. In der NEST-Unit „Urban Mining<br />

& Recycling“ kommen dementsprechend<br />

verschiedenste, seriell verarbeitete Bauelemente<br />

zum Einsatz, deren unterschiedliche<br />

Materialien sortenrein und rückstandsfrei in<br />

ihre jeweiligen Stoffkreisläufe zurückgeführt<br />

werden können. Unter anderem werden<br />

neuartige Dämmplatten aus Pilz-Myzelium,<br />

innovative Recyclingsteine, wiederverwertete<br />

Isolationsmaterialien sowie geleaste<br />

Teppichböden verwendet.<br />

Reversible Materialverbindungen als<br />

Voraussetzung für sortenreine Trennung<br />

Das Tragwerk und große Teile der Fassade bestehen<br />

aus unbehandeltem Holz. «Hier liegt<br />

die Innovation in den Verbindungen», erklärt<br />

Felix Heisel vom KIT. «Sämtliche Verbindungen<br />

können einfach rückgängig gemacht<br />

werden, weil die Materialien beispielsweise<br />

nicht verklebt, sondern gesteckt, verschränkt<br />

oder verschraubt sind.» Das eingesetzte Holz<br />

wird zudem so verwendet, dass eine sonst<br />

übliche chemische Behandlung nicht nötig<br />

ist und damit die sortenreine Wiederverwertung<br />

oder eine rein biologische Kompostierung<br />

möglich wird. Zusätzlich zum<br />

Holz besteht die Einfassung der Fassade aus<br />

wiederverwendeten Kupferplatten, die zuvor<br />

das Dach eines Hotels in Österreich deckten,<br />

bzw. aus Platten, die aus eingeschmolzenem,<br />

wiederverwertetem Kupfer gefertigt wurden.<br />

Die komplette Unit wurde im Werk vorfabriziert<br />

und innerhalb eines Tages ins Forschungsgebäude<br />

auf dem Empa-Campus in<br />

Dübendorf eingebaut. In Kürze werden zwei<br />

Studierende in die Dreizimmerwohnung einziehen<br />

und sich mit den beteiligten Forschern<br />

regelmäßig über ihre Alltagserfahrungen<br />

austauschen. «Mit der Umsetzung und der<br />

Demonstration des konsequenten Kreislaufkonzepts<br />

in einem realen und bewohnten Bauprojekt,<br />

erhoffen wir uns natürlich, das wir ein<br />

Umdenken im Bauwesen anstoßen können»,<br />

sagt Enrico Marchesi, verantwortlicher Innovation<br />

Manager im NEST. „In Zukunft sollen<br />

Gebäude nicht nur Wohn- und Arbeitsraum<br />

bieten, sondern gleichzeitig auch als Materiallager<br />

für die nächste Generation dienen.“<br />

„In Zukunft sollen<br />

Gebäude nicht<br />

nur Wohn- und<br />

Arbeitsraum bieten,<br />

sondern gleichzeitig<br />

auch als Materiallager<br />

für die nächste<br />

Generation dienen.“<br />

Enrico Marchesi,<br />

Innovation Manager im NEST<br />

156 BauTecFokus


„Urban Mining & Recycling“<br />

Bauherrschaft: Empa, Eidg. Materialprüfungs-<br />

und Forschungsanstalt, Dübendorf,<br />

Schweiz<br />

Konzeption, Entwurf und Objektplanung:<br />

Werner Sobek mit Dirk E. Hebel<br />

und Felix Heisel, Stuttgart und Karlsruhe,<br />

Deutschland<br />

NEST – Gemeinsam an der Zukunft bauen<br />

Im Bau- und Energiebereich ist es schwierig,<br />

neue Technologien und Produkte schnell<br />

auf den Markt zu bringen. Heute besteht oft<br />

eine große Lücke zwischen Technologien,<br />

die im Labor funktionieren, und dem Markt,<br />

der zuverlässige, ausgereifte Produkte verlangt.<br />

NEST (Next Evolution in Sustainable<br />

Building Technologies) beschleunigt den<br />

Innovationsprozess, indem es eine Plattform<br />

bietet, auf der Neues unter realen Bedingungen<br />

validiert, verbessert und demonstriert<br />

werden kann. Das modulare Forschungs- und<br />

Innovationsgebäude von Empa und Eawag<br />

besteht aus einem zentralen Rückgrat – dem<br />

«Backbone» – und drei offenen Plattformen,<br />

auf denen einzelne Forschungs- und<br />

Innovationsmodule nach einem «Plug-&-<br />

Play»-Prinzip installiert werden. In diesen<br />

Units wird gearbeitet und gewohnt – und<br />

gleichzeitig sind sie belebte Versuchslabors.<br />

Im NEST arbeiten nationale und internationale<br />

Forscherteams aus Universitäten und<br />

Fachhochschulen, Architekturbüros und<br />

innovative Firmen aus der Baubranche zusammen.<br />

Gemeinsam erschaffen Forschung,<br />

Wirtschaft und öffentliche Hand die Zukunft<br />

des Bau- und Energiebereichs. <br />

n<br />

Tragwerksplanung und Generalunternehmer:<br />

Kaufmann Zimmerei und<br />

Tischlerei GmbH, Reuthe, Österreich<br />

HLSKE und MSR: Amstein-Walthert<br />

AG, Zürich, Schweiz<br />

Sprinkler: NBG Ingenieure AG, Bern,<br />

Schweiz; JOMOS Feuerschutz AG,<br />

Balsthal, Schweiz<br />

Brandschutz: Balzer Ingenieure AG,<br />

Chur, Schweiz<br />

Bauphysik: Weber Energie und Bauphysik,<br />

Schaffhausen, Schweiz<br />

Sommer 2018<br />

157


Wie Perlen auf<br />

der Gummischnur<br />

Erfolgreiches Pilotprojekt. Die erste dehnfugenlose Brücke, die Satzengrabenbrücke, hat ihren<br />

ersten Winter überstanden. Die Messergebnisse zeigen, dass die neue Technik bestens funktioniert.<br />

W<br />

er im Auto mit flottem Tempo<br />

über eine Brücke fährt, spürt<br />

es sofort: Meist rumpelt man<br />

am Anfang und am Ende<br />

der Brücke über eine Dehnfuge, die dort eingebaut<br />

werden muss, weil sich die Brücke je nach<br />

Temperatur ausdehnt und zusammenzieht.<br />

Gerade diese Fugen sind teuer und wartungsintensiv.<br />

An der TU Wien wurde daher eine Brückenvariante<br />

entwickelt, bei der auf diese<br />

Dehnfugen verzichtet wird. Die Technik wurde<br />

von der ASFINAG beim Bau der Satzengrabenbrücke<br />

an der Nordautobahn erstmals eingesetzt.<br />

Nun hat die dehnfugenlose Brücke ihren ersten<br />

Winter überstanden. Die Messergebnisse zeigen,<br />

dass die neue Technik bestens funktioniert.<br />

Drohende Winterschäden<br />

„Kleinere Distanzen überbrückt man gerne<br />

mit sogenannten integralen Brücken – das<br />

sind monolithische Bauwerke, bei denen es<br />

keine getrennten Teile gibt, die sich gegeneinander<br />

verschieben könnten“, erklärt Prof.<br />

Johann Kollegger vom Institut für Tragkonstruktionen<br />

der TU Wien. Bei längeren Brücken<br />

ist das normalerweise nicht möglich, denn der<br />

Beton kann sich abhängig von der Temperatur<br />

ausdehnen oder zusammenziehen. Bei<br />

einer Brücke mit einer Länge von 100 Metern<br />

ergeben sich schon einige Zentimeter Längen-<br />

158 BauTecFokus


unterschied zwischen Sommer und Winter,<br />

rechnet Kollegger vor – und das ist zu viel.<br />

Besonders im Winter, wenn sich der Beton<br />

zusammenzieht, können schwere Schäden in<br />

der Asphaltfahrbahn entstehen. Im Sommer<br />

ist die Gefahr geringer, weil das Material bei<br />

höheren Temperaturen formbarer wird.<br />

Mit Dehnfugen lässt sich das Problem beheben:<br />

Die Brücke besteht dann aus mehreren<br />

Teilen, die sich in einem gewissen Ausmaß<br />

frei gegeneinander verschieben können –<br />

doch diese Dehnfugen sind ein typischer<br />

Schwachpunkt moderner Brückenbauten. Sie<br />

brauchen immer wieder Wartung, müssen<br />

manchmal ausgetauscht werden und sind die<br />

Ursache für etwa 20 Prozent der Brücken-Instandhaltungskosten.<br />

„Da sind allerdings die<br />

volkswirtschaftlichen Schäden noch gar nicht<br />

mitberücksichtigt, die durch Umleitungen,<br />

Staus und Verkehrsbehinderungen anfallen“,<br />

fügt Kollegger hinzu.<br />

Wie Perlen auf der Gummischnur<br />

Daher entwickelte man an der TU Wien eine<br />

Alternative: Statt die Verformung in einzelnen<br />

Fugen am Anfang und am Ende der<br />

Brücke aufzunehmen, verteilt man diese auf<br />

einen größeren Bereich. 20 bis 30 Betonelemente<br />

werden hintereinander aufgereiht und<br />

mit Seilen aus einem speziellen Glasfaser-<br />

Werkstoff miteinander verbunden. Die Konstruktion<br />

ähnelt einer Kette von Perlen, die auf<br />

einem Gummiband aufgefädelt sind: Wenn<br />

daran gezogen wird, erhöht sich der Abstand<br />

zwischen allen Perlen gleichmäßig im selben<br />

Ausmaß. Wenn sich die Brücke im Winter<br />

verkürzt, entstehen zwischen benachbarten<br />

Betonelementen kleine Spalten – allerdings<br />

nur im Millimeterbereich, sodass diese keine<br />

Gefahr für die Asphaltfahrbahn darstellen.<br />

Der fugenlose Fahrbahnübergang wurde von<br />

der TU Wien mit Unterstützung durch ihre<br />

Abteilung „Forschungs- und Transfersupport“<br />

patentiert. Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung<br />

war auch Bernhard Eichwalder, der<br />

mehrere Jahre lang im Team von Johann Kollegger<br />

forschte und im Jahr 2017 den FSV-Preis<br />

für seine Dissertation erhielt.<br />

Wichtig war außerdem, eine passende Asphaltmischung<br />

zu entwickeln, mit der man<br />

die Betonelemente bedecken kann. Sie muss<br />

flexibel genug sein, um die millimeterkleinen<br />

Bewegungen mitzumachen, ohne dabei rissig<br />

zu werden. Diese Aufgabe übernahm das<br />

Sommer 2018<br />

159


Bauen & Technik<br />

„Kleinere Distanzen<br />

überbrückt man gerne<br />

mit sogenannten integralen<br />

Brücken – das sind<br />

monolithische Bauwerke,<br />

bei denen es keine<br />

getrennten Teile gibt,<br />

die sich gegeneinander<br />

verschieben könnten.“<br />

Johann Kollegger,<br />

Institut für Tragkonstruktionen<br />

der TU Wien<br />

Team von Prof. Ronald Blab vom Institut für<br />

Verkehrswissenschaften der TU Wien.<br />

Pilotprojekt in Niederösterreich<br />

Die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-AG<br />

ASFINAG war von Beginn an<br />

am Projekt beteiligt und war somit auch der<br />

erste Bauträger, der die neuen Erkenntnisse<br />

umsetzen durfte: Als Teil der Nordautobahn<br />

A5 zwischen Schrick und Poysbrunn im Norden<br />

Niederösterreichs wurde die 112 Meter<br />

lange Satzengrabenbrücke errichtet – die nun<br />

längste integrale Brücke Österreichs.<br />

Nachdem es sich um ein erstes Pilotprojekt<br />

handelte, entschied man sich dafür, ein<br />

umfangreiches Monitoringprogramm zu installieren.<br />

So können wertvolle Erfahrungen<br />

gesammelt werden. Nun, nachdem die kälteste<br />

Zeit des Jahres vorüber ist und die Daten<br />

ausgewertet wurden, lässt sich eine positive<br />

Bilanz ziehen: „Unsere theoretischen Berechnungen<br />

zur Aufteilung der Verformungen auf<br />

die einzelnen Betonelemente konnten durch<br />

die Messungen bestätigt werden“, berichtet<br />

Michael Kleiser, der zuständige Experte für<br />

Brückenbau bei der ASFINAG. So steht nun<br />

dem Einsatz der neuen Technik für weitere<br />

Brückenbauten nichts mehr im Weg. Das<br />

Team hofft, dass sich die neue Methode nicht<br />

nur in Österreich, sondern auch in anderen<br />

Staaten bald durchsetzt.<br />

n<br />

160 BauTecFokus


SIKA PLANER- UND BAUHERRENBERATUNG<br />

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Sommer 2018<br />

161


Bauen & Technik<br />

Roboter kooperieren<br />

im Holzbau<br />

Integrierte Bauweise. Forschende der ETH Zürich überführen ein neues digitales Holzbauverfahren erstmals<br />

von der Forschung in die Praxis. Das Projekt vereint Architektur mit Robotik und Handwerk.<br />

Autor: Birgit Salomon<br />

Verändert<br />

sich etwas im<br />

Gesamtprojekt,<br />

kann das<br />

Computermodell<br />

laufend an<br />

die neuen<br />

Anforderungen<br />

angepasst<br />

werden.“<br />

Matthias Kohler,<br />

Professor für Architektur und<br />

Digitale Fabrikation an der ETH Zürich<br />

D<br />

ie Digitalisierung hat im Holzbau<br />

Einzug gehalten: Ganze Bauelemente<br />

werden bereits heute mit<br />

computergestützten Anlagen<br />

gefertigt. Dabei wird das Rohmaterial zwar von<br />

Maschinen zugeschnitten, danach jedoch meist<br />

manuell zu einem ebenen Rahmen verbaut.<br />

Dieser Fertigungsprozess schränkte die geometrische<br />

Gestaltungsfreiheit bis anhin stark ein.<br />

Im Rahmen des Nationalen Forschungsschwerpunktes<br />

(NFS) Digitale Fabrikation haben<br />

Forschende der Professur für Architektur und<br />

Digitale Fabrikation der ETH Zürich nun ein<br />

neues, digitales Holzbauverfahren entwickelt.<br />

Es erweitert die Möglichkeiten der traditionellen<br />

Holzrahmenbauweise, indem es erlaubt,<br />

geometrisch komplexe Holzmodule effizient zu<br />

realisieren. Spatial Timber Assemblies wurde<br />

in enger Zusammenarbeit mit der Erne AG<br />

Holzbau entwickelt und wird im DFAB HOUSE<br />

auf dem Forschungs- und Innovationsgebäude<br />

NEST der Empa und Eawag in Dübendorf erstmals<br />

eingesetzt. Gleichzeitig handelt es sich<br />

um das erste Mal, dass ein großmaßstäbliches<br />

Architekturprojekt mit den Baurobotern des<br />

neuen Robotic Fabrication Laboratory (RFL) an<br />

der ETH Zürich umgesetzt wird.<br />

Mit robotischer Präzision<br />

In einem ersten Schritt nimmt ein Roboter<br />

einen Holzbalken auf und führt ihn einer<br />

Säge für den Zuschnitt zu. Nach einem automatisierten<br />

Werkzeugwechsel bohrt ein<br />

zweiter Roboter die erforderlichen Löcher für<br />

die Anschlüsse zu den verbindenden Balken<br />

vor. Abschließend kooperieren die beiden<br />

Roboter und ordnen die Balken gemäß Computerentwurf<br />

präzise im Raum an. Damit es<br />

beim Positionieren der einzelnen Holzbalken<br />

nicht zu Kollisionen kommt, haben die Forschenden<br />

einen Algorithmus entwickelt, der<br />

den Bewegungspfad für die Roboter anhand<br />

des Baufortschritts fortlaufend neu berechnet.<br />

Handwerker verschrauben die Balken<br />

anschließend manuell.<br />

Nachhaltiger und individueller bauen<br />

Im Gegensatz zur traditionellen Holzrahmenbauweise<br />

kann bei Spatial Timber Assemblies<br />

auf Verstärkungsplatten zur Aussteifung verzichtet<br />

werden, denn die erforderliche Steifigkeit<br />

und Tragfähigkeit resultiert aus der<br />

geometrischen Anordnung. Das spart nicht<br />

nur Material, sondern eröffnet auch gestalterisch<br />

neue Möglichkeiten. Insgesamt sechs<br />

räumliche, geometrisch individuelle Holzmodule<br />

werden auf diese Weise erstmals vorfabriziert.<br />

Lastwagen bringen sie dann auf die<br />

Baustelle des DFAB HOUSE auf dem NEST in<br />

Dübendorf, wo sie zu einer doppelstöckigen<br />

Wohneinheit mit einer Fläche von mehr als<br />

100 Quadratmetern zusammengefügt werden.<br />

Die komplexe Geometrie des Holzbaus<br />

wird dereinst hinter einer lichtdurchlässigen<br />

Membranfassade sichtbar bleiben.<br />

Integrierte digitale Bauweise<br />

Die Informationen darüber, wie die Holzbalken<br />

zugeschnitten und angeordnet werden<br />

162 BauTecFokus


Fotos: ETH Zürich<br />

müssen, beziehen die Roboter aus einem<br />

computergestützten Gestaltungsmodell. Dieses<br />

wurde eigens ihm Rahmen des Projektes<br />

entwickelt und hat auf Basis verschiedener<br />

Eingabeparameter eine Geometrie aus insgesamt<br />

487 Holzbalken generiert.<br />

Dass bei Spatial Timber Assemblies nicht nur<br />

digital fabriziert, sondern auch entworfen<br />

und geplant wird, ist für Matthias Kohler,<br />

Professor für Architektur und Digitale Fabrikation<br />

an der ETH Zürich und Projektinitiant<br />

des DFAB HOUSE, ein entscheidender Vorteil:<br />

„Verändert sich etwas im Gesamtprojekt,<br />

kann das Computermodell laufend an die<br />

neuen Anforderungen angepasst werden.<br />

Robotic Fabrication Laboratory (RFL)<br />

Das Robotic Fabrication Laboratory (RFL) ist die weltweit erste Forschungsplattform<br />

im Bereich großmaßstäblicher, roboterbasierter Fabrikation in der Architektur.<br />

Als deckenmontiertes Portalsystem deckt das RFL die gesamte Laborhalle ab und<br />

kann ein Volumen von insgesamt 45 x 17 x 6 Metern mit vier kooperierenden Industrierobotern<br />

bearbeiten. Dies erlaubt es, Experimente im Bereich der robotischen<br />

Fabrikation in der Architektur von bislang unbekannter Dimension durchzuführen<br />

und neue Forschungsfelder zu erschließen. Das RFL ist ein integraler Bestandteil<br />

des neuen Arch_Tec_Lab des Instituts für Technologie in der Architektur (ITA) und<br />

wurde in enger Zusammenarbeit mit den Firmen ABB und Güdel realisiert.<br />

Beteiligte Industriepartner<br />

ABB Schweiz AG, Güdel Schweiz AG, Bachmann Engineering AG<br />

Sommer 2018<br />

163


Bauen & Technik<br />

Diese integrierte digitale Bauweise überwindet<br />

die Distanz zwischen Entwurf, Planung<br />

und Ausführung.“<br />

Erfolgsrezept Wissensaustausch<br />

Bereits beim robotergebauten Holzdach des<br />

Arch_Tech_Lab auf dem Campus Hönggerberg<br />

arbeitete die ETH Zürich erfolgreich mit<br />

Erne AG Holzbau zusammen. Im Rahmen von<br />

Spatial Timber Assemblies fließt nun erneut<br />

Holzbauwissen des Unternehmens in die ETH<br />

Forschung mit ein.<br />

Kohler ist vom Synergieeffekt dieser Zusammenarbeit<br />

überzeugt: „Die digitale Fabrikation<br />

ist auf das enorme Wissen, das im Handwerk<br />

steckt, angewiesen. Umgekehrt kann die Digitalisierung<br />

das Handwerk aufwerten und neue<br />

Möglichkeiten eröffnen.“ Dass die wissenschaftlichen<br />

Disziplinen Hand in Hand mit der<br />

Industrie arbeiten, sei außerdem ausschlaggebend<br />

dafür, dass Technologien nach so kurzer<br />

Zeit bereits in die architektonische Anwendung<br />

überführt werden können, so Kohler. n<br />

DFAB HOUSE – digital entworfen, geplant und gebaut<br />

Acht Professuren der ETH Zürich bauen gemeinsam mit Industriepartnern das DFAB HOUSE, eine dreigeschoßige Wohneinheit auf der Forschungs-<br />

und Innovationsplattform NEST der Empa und Eawag in Dübendorf. Mit der Fabrikation der „Mesh Mould“ Wand erfolgte im Mai 2017<br />

der Startschuss für dieses weltweit erste Gebäude, das gleich mehrere neuartige, digitale Bauprozesse unter einem Dach vereinigen wird. Seither<br />

wurden zwei weitere, ebenfalls digital geplante und fabrizierte Gebäudekomponenten<br />

zur Produktionsreife gebracht und digital mit dem<br />

Gesamtprojekt koordiniert. Mit dem automatischen Gleitschalungs-<br />

System „Smart Dynamic Casting“ wurden an der ETH bereits individuell<br />

dem Lastfall angepasste Fassadenpfosten aus Beton für die Glasfassade<br />

des Gebäudes vorfabriziert. In Vorproduktion befindet sich zudem ein<br />

sogenannter „Smart Slab“, eine statisch optimierte Geschoßdecke aus<br />

Beton, für deren Schalung Forschende großformatigen 3D-Sanddruck<br />

verwenden. Im Zusammenspiel mit Spatial Timber Assemblies gehen<br />

diese Elemente im DFAB HOUSE – das im Herbst 2018 eröffnet wird –<br />

eine einzigartige Verbindung ein.<br />

164 BauTecFokus


Energiekosten senken, Umwelt schützen<br />

mit enelteco Energie-Consulting<br />

Ing. Paul Durstmüller, BSc<br />

Geschäftsführer<br />

Energiemanagement und Beratung,<br />

das bietet die 2012 in Wien gegründete<br />

Firma enelteco.<br />

Und sie verspricht und liefert - je<br />

nach Region - bis zu 30 Prozent niedrigere<br />

Energiepreise für Strom und<br />

Gas, wobei im Osten Österreichs<br />

mehr „zu holen“ ist als im Westen.<br />

Berater-Honorare oder Wechselgebühren<br />

fallen bei enelteco keine an.<br />

Das Service ist kostenlos.<br />

Die Bündelung zahlreicher Abnehmer<br />

macht‘s möglich: „Wir sind auf<br />

Energieversorgung spezialisiert,<br />

nehmen unseren Kunden alles ab,<br />

was damit zu tun hat. Sie können<br />

sich dadurch auf ihre eigentliche Geschäftstätigkeit<br />

konzentrieren - und<br />

von unseren Konditionen profitieren,“<br />

erklärt enelteco-Gründer und<br />

Geschäftsführer Paul Durstmüller.<br />

Im enelteco-Energiepool sind mittlerweile<br />

Unternehmen mit einem<br />

Gesamtverbrauch von vielen Millionen<br />

Kilowattstunden vertreten. Dadurch<br />

können entsprechend attraktive<br />

Konditionen erzielt werden.<br />

Seit 2012 wurden tausende Firmen<br />

in Österreich und Deutschland beraten,<br />

in Sachen Beschaffung und Ausschreibung<br />

von Strom und Gaslieferungen<br />

sowie beim Tarifvergleich für<br />

Gas, Strom und Fernwärme wiederkehrende<br />

Energiemarktanalysen für<br />

alle wichtigen Commodity-Märkte.<br />

VERLÄSSLICH<br />

Durch langjährige Erfahrung und<br />

direkte Verträge mit österreichischen<br />

Partnern sowie konsequente<br />

Marktbeobachtung kann enelteco<br />

immer den optimalen Preis bieten.<br />

VERGLEICHBAR<br />

Laufendes Reporting und Auswertung<br />

der Kosten und des Verbrauchs<br />

ergänzen das Angebot von enelteco,<br />

das demnächst weiter ausgebaut<br />

wird: E-Monitoring-Systeme werden<br />

den Vergleich zwischen Gebäuden<br />

und Anlagen ermöglichen, auch der<br />

Energieverbrauch von Fahrzeugen<br />

wird so überwacht werden können.<br />

UMWELTFREUNDLICH<br />

Seit Anfang 2017 liefert enelteco<br />

ausschließlich Strom aus 100 Prozent<br />

Wasserkraft und damit CO 2<br />

neutral. Auf Wunsch wird auch<br />

100% Ökostrom angeboten.<br />

enelteco Energie-Consulting GmbH<br />

Richard Strauß Straße 15<br />

A-1230 Wien<br />

www.enelteco.eu<br />

Sommer 2018<br />

165


Positionen & Meinungen<br />

CHRISTOPH PRA<strong>MB</strong>ÖCK UND BERND WINTER<br />

„Wir haben ein funktionelles,<br />

hochwertiges und schönes Gebäude<br />

bezogen und haben es funktionell<br />

und auch hochwertig bespielt.“<br />

Bernd Winter<br />

166 BauTecFokus


Glücklich am QBC<br />

Option auf Expansion. Die BDO Partner Bernd Winter, Leiter Branchencenter Immobilienunternehmen, und<br />

Christoph Pramböck, Leiter Competence Center Immobilienbewertung, sind überzeugt: „Der Standort ist top.“<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Was waren die wichtigsten Punkte, die für<br />

den Standort QBC sprachen?<br />

Bernd Winter: Wir haben einen Standort<br />

gesucht, der sowohl von der Erreichbarkeit<br />

bzw. der Verkehrslage als auch von der Infrastruktur<br />

her erfüllt, was man von einem<br />

modernen, funktionellen und gut organisierbaren<br />

Bürostandort erwartet. Und ich glaube,<br />

dass wir das hier im QBC gefunden haben.<br />

Wir haben ein funktionelles, hochwertiges<br />

und schönes Gebäude bezogen und haben es<br />

funktionell und auch hochwertig bespielt.<br />

Christoph Pramböck: Für uns war bei der<br />

Standortsuche das Kriterium öffentliche Er-<br />

reichbarkeit ganz wichtig. Das ist hier – ebenso<br />

wie die Parkplatzsituation – auch ein Riesenvorteil<br />

gegenüber der Innenstadt. Wir waren<br />

jedenfalls nach der Erste Bank die Ersten, die<br />

Flächen in der QBC bezogen haben. Auf uns<br />

sind viele gefolgt. Das war am Anfang, als wir<br />

die Entscheidung getroffen haben hierherzuziehen,<br />

noch nicht absehbar.<br />

Winter: Wir wussten natürlich vorab, dass die Signa<br />

hier in der Nähe das Icon errichtet. Oder dass<br />

rundherum Büro-, Gewerbe-, Hotel- und Wohnflächen<br />

gebaut werden. Somit lag es auf der<br />

Hand, dass das QBC ein sehr attraktiver Standort<br />

wird – sowohl für unsere Mitarbeiter als auch für<br />

unsere Klienten. So oder so war es für uns klar,<br />

dass wir einen neuen Standort suchen mussten.<br />

Hätten Sie den Mietvertrag am alten Standort<br />

theoretisch verlängern können oder wollte<br />

das die Vermieterseite auch nicht mehr?<br />

Winter: Theoretisch hätten wir schon verlängern<br />

können. Das hätte aber das Problem nicht<br />

gelöst, dass wir am alten Standort nicht alle<br />

unsere Mitarbeiter unterbringen können.<br />

Pramböck: Wir hätten in der City um mehrere<br />

Stockwerke aufstocken müssen – durchaus<br />

auf Höhe des Stephansdoms (lacht) – um<br />

dort bleiben zu können.<br />

Sommer 2018<br />

167


Positionen & Meinungen<br />

„Die einzelnen<br />

Räume sind so<br />

ausgerichtet, dass<br />

darin bis zu sechs<br />

Personen sitzen<br />

können.“<br />

Christoph Pramböck<br />

Wie ist der Standortwechsel von den Mitarbeitern<br />

aufgenommen worden?<br />

Pramböck: Von unseren Mitarbeitern wurden<br />

der neue Standort und das neue Büro sehr gut<br />

angenommen.<br />

Winter: Das Feedback war sogar extrem gut.<br />

Das wissen wir, weil wir ja im Vorfeld von einer<br />

Beratungsfirma eine Mitarbeiterbefragung<br />

durchführen haben lassen. Dabei wurde auch<br />

erörtert, wie sich jeder Einzelne sein neues<br />

Büro vorstellt. Das haben wir versucht, entsprechend<br />

umzusetzen.<br />

Hat sich in der Befragung etwas ergeben,<br />

wo Sie gesagt haben, das müssen wir unbedingt<br />

machen?<br />

Winter: Der Trend der Zeit geht ja eindeutig<br />

in Richtung Großraumbüro mit Konzepten<br />

wie Desk-Sharing. Aus der Befragung hat sich<br />

ergeben, dass das keiner will. Rund 90 % der<br />

Mitarbeiter haben dazu ganz klar „nein“ gesagt.<br />

War es eine Überlegung, in ein Großraumbüro<br />

zu ziehen?<br />

Winter: Natürlich war es eingangs eine Überlegung<br />

– auch weil das Konzept derzeit sehr<br />

gehypt wird. Sie ist allerdings sehr schnell<br />

zerschellt. Ich persönlich frage mich mittlerweile,<br />

ob das Thema nicht von Leuten gehypt<br />

wird, die dann nicht drinnen arbeiten müssen.<br />

Desk-Sharing und Großraumbüros sind einerseits<br />

eine Kulturfrage. Andererseits spielt aber<br />

auch eine Rolle, was ein Unternehmen macht.<br />

Ich kann mir das sehr gut bei sehr kreativen<br />

Berufen – vielleicht im Marketing oder der<br />

Werbung vorstellen. Wenn ich allerdings einen<br />

Aktenvermerk ausarbeiten und sehr konzentriert<br />

arbeiten muss, ist es verständlich, dass<br />

man dafür eine gewisse Ruhe benötigt, um<br />

konzentriert arbeiten zu können. Spannend ist<br />

sicherlich auch, dass diverse Studien belegen,<br />

dass die neuen Arbeitsplatzkonzepte nicht<br />

wirklich viel Platzersparnis mit sich bringen.<br />

Pramböck: Unser wichtigstes Kapital sind<br />

unsere Mitarbeiter. Wenn wir sie nicht glücklich<br />

machen, wird unser Unternehmen weder<br />

mittel- noch langfristig funktionieren.<br />

Ich habe bis jetzt keine Studie gelesen, die<br />

wirklich belegt, dass man mit den neuen Arbeitsplatzkonzepten<br />

Flächen einsparen kann.<br />

Sie werden dann halt anders verwendet, aber<br />

die Möglichkeit, Flächen einzusparen, liegt in<br />

dem Sinn nicht vor.<br />

Winter: Auch weil man diese Rückzugs- und<br />

Ruhezonen erst wieder benötigt. Wie Christoph<br />

schon gesagt hat, sind unsere Mitarbeiter<br />

unser Kapital. Wenn wir jetzt im Vorfeld eine<br />

Studie machen und dann genau das Gegenteil<br />

umsetzen, wäre das völlig absurd und dazu<br />

noch vollkommen demotivierend. Das ist das<br />

eine. Das zweite ist, dass wir auch in Summe<br />

versucht haben, den Standort sehr mitarbeiterorientiert<br />

einzurichten. Das beginnt<br />

mit einem sehr großen Veranstaltungs- und<br />

168 BauTecFokus


Schulungsraum nach dem neuesten Stand<br />

der Technik, mit Videokonferenz- und Übertragungsmöglichkeiten<br />

zu unseren anderen<br />

Standorten in Graz, Linz etc. Wichtig war uns<br />

aber auch, andere Bedürfnisse der Mitarbeiter<br />

zu adressieren. Dazu gehören etwa Kantine,<br />

Betriebskindergarten und Silent Rooms, wo<br />

man die Möglichkeit hat, bei Bedarf ungestört<br />

zu telefonieren.<br />

Einen Betriebskindergarten gab es vorher<br />

nicht?<br />

Winter: Nein. Es gab weder ein Restaurant noch<br />

einen Betriebskindergarten. Beides wird übrigens<br />

sehr gut angenommen.<br />

Pramböck: Sehr gut angenommen werden<br />

auch Dinge wie höhenverstellbare Tische.<br />

Wichtig war für uns aber auch, über Kapazitäten<br />

für neue Mitarbeiter zu verfügen. Die einzelnen<br />

Räume sind so ausgerichtet, dass darin<br />

bis zu sechs Personen sitzen können. Bis der<br />

vorhandene Platz wirklich ausgenützt werden<br />

wird, wird es noch etwas dauern.<br />

Derzeit arbeiten rund 500 Mitarbeiter am<br />

neuen Standort. Wie viele könnte man hier<br />

insgesamt – im Falle einer Vollbelegung –<br />

unterbringen?<br />

Winter: Über 800. Wir haben hier also noch<br />

ein bisschen Luft nach oben.<br />

„Unsere<br />

Mitarbeiter<br />

sind unser<br />

Kapital.“<br />

Bernd Winter<br />

Sommer 2018<br />

169


Positionen & Meinungen<br />

Sie könnten hier in den nächsten beiden<br />

Jahren mit prognostiziertem Wachstum<br />

also noch Mitarbeiter unterbringen?<br />

Winter: Ja definitiv, diese Platzreserven<br />

sind vorhanden, ebenso ist die derzeitige<br />

Untervermietung zeitlich so gestaltet, dass<br />

unserem erwarteten Wachstum Rechnung<br />

getragen wird.<br />

War es von vornherein geplant, Flächen unterzuvermieten<br />

– etwa um die Kosten zu minimieren<br />

– oder hat sich das aufgrund der<br />

Standortwahl ergeben?<br />

Winter: Über Platz für Wachstum zu verfügen,<br />

war für uns von Anfang an ein wichtiges<br />

Kriterium bei der Standortwahl. Es ist natürlich<br />

schwierig abzuschätzen, wie schnell wir<br />

künftig wachsen werden. Bisher sind wir sehr,<br />

sehr rasant gewachsen. Wie ich in die Firma<br />

eingetreten bin, waren wir insgesamt 55 Mitarbeiter.<br />

Jetzt sind wir hier am Standort fast<br />

500. Wir blicken also auf eine tolle Entwicklung<br />

zurück. Und wir haben eigentlich bisher<br />

immer deshalb unseren Standort gewechselt,<br />

weil wir schlichtweg nicht die notwendigen<br />

räumlichen Kapazitäten hatten, um zu wachsen.<br />

Hätten wir uns jetzt für einen Standort<br />

entschieden, an dem 600 Mitarbeiter Platz<br />

gefunden hätten, so wäre das nicht langfristig<br />

und zukunftsorientiert. Daher haben wir auch<br />

eine entsprechend große Kapazität gesucht.<br />

Hier verfügen wir jetzt über 17.000 Quadratmeter<br />

an Nutzfläche. Mit Kindergarten<br />

und Restaurant fällt natürlich einiges weg.<br />

Trotzdem haben wir hier eine große Entwicklungsmöglichkeit.<br />

Am Innenstadtstandort<br />

hatten wir etwas über 6.000 Quadratmeter.<br />

Wir haben also unisono gesagt, dass für uns<br />

ein Standort mit weniger als 9.000 Quadratmetern<br />

nicht in Frage kommt, da wir sonst in<br />

unserem Wachstum limitiert wären.<br />

Ich kann mir vorstellen, dass es immer<br />

schwieriger wird, mit so vielen Mitarbeitern<br />

einen Standort zu suchen.<br />

Winter: Wir wurden von EHL Immobilien toll<br />

unterstützt, die uns eine gute Angebotslandkarte<br />

aufgezeichnet haben. Gemeinsam haben<br />

wir vieles durchbesprochen.<br />

Pramböck: Zwischen der Entscheidung, den<br />

Standort zu wechseln, und dem tatsächlichen<br />

Umzug hatten wir eine Vorlaufzeit von zwei<br />

Jahren. Das muss auch gesagt werden. Über<br />

eine entsprechende Vorlaufzeit zu verfügen,<br />

ist auch ganz besonders wichtig. Grundsätzlich<br />

werden ja laufend Projekte realisiert. Aber<br />

dass zu einem gewissen Zeitpunkt an einem<br />

Standort ein Projekt mit der richtigen Größenordnung<br />

fertig wird, ist meistens ein Zufall.<br />

Winter: Wir haben uns im Vorfeld schon<br />

einiges überlegt. Vor allem, was für unsere<br />

Mitarbeiter einen guten Standort ausmachen<br />

würde. Ganz wesentliche Punkte waren dabei<br />

Infrastruktur und Verkehrsanbindung.<br />

Wie wichtig ist für Sie, dass ihr Gebäude<br />

eine Zertifizierung – in diesem Fall von der<br />

ÖGNI – aufweist?<br />

Winter: Das ist wichtig. Alleine schon mit Hinblick<br />

auf die Wertigkeit des Gebäudes bzw. den<br />

Wiederverkaufswert. Ich gehe sogar so weit zu<br />

sagen, dass es ein moderner Bürostandort ohne<br />

entsprechende Zertifizierung schwer haben<br />

wird. Nachhaltige Gestaltung war für uns von<br />

Anfang an ein zentrales Anliegen.<br />

170 BauTecFokus


„Den guten<br />

Infrastruktur-Standort<br />

Hauptbahnhof wird es<br />

noch in hundert Jahren<br />

geben. Daher wohl<br />

auch die Überlegung,<br />

dass man ein Haus<br />

baut, das lange hält.“<br />

Christoph Pramböck<br />

Wir haben beispielsweise auch gesagt, dass,<br />

wenn man lange Stunden konzentriert arbeiten<br />

muss, die Beleuchtung stimmen muss.<br />

Daher haben wir sehr viel Wert auf gutes Licht<br />

gelegt. Hier haben wir durchgehend LED-Beleuchtung<br />

mit 3.500 Lumen, was wir als ideal<br />

empfinden. 3.000 Lumen wären zu warm gewesen.<br />

Da würde man eher rascher ermüden.<br />

Wer hat sich um die Inneneinrichtung gekümmert?<br />

Winter: Das Atelier Heiss. Dazu haben wir<br />

noch als Bauherrenvertreter DI Stephan Fuld<br />

zur Unterstützung hinzugenommen, was sehr<br />

positiv war. Beides hat sehr gut funktioniert.<br />

Strauss & Partner war bekanntlich der Developer.<br />

Der Architekt war Jabornegg & Palffy.<br />

Die Einrichtung stammt va von neudoerfler<br />

und Wittmann. Weiters involviert: ursprünglich<br />

S Immo, Porr, Strauss & Partner.<br />

Für mich ist unser Gebäude eigentlich das<br />

schönste im gesamten QBC. Das ist jetzt nur<br />

eine Kleinigkeit, aber die Fenster kann man<br />

überall einen Spalt öffnen. Man hat also immer<br />

das Gefühl, frische Luft reinlassen zu können.<br />

Pramböck: Und durch die Sogwirkung kommt<br />

auch wirklich frische Luft rein.<br />

Winter: Das ist unglaublich angenehm für die<br />

Mitarbeiter und uns alle – auch für mich, ich<br />

schätze das sehr.<br />

In vielen Büros ist einer der Hauptkritikpunkte<br />

– auch wenn die Klimatechnik und<br />

der Luftaustausch funktionieren – dass<br />

man die Fenster nicht öffnen kann.<br />

Winter: Insofern ist das Gebäude auch richtig<br />

gut durchdacht.<br />

Pramböck: Wir verfügen hier über Deckenkühlung,<br />

was eigentlich eh schon fast überall<br />

Standard ist. Weiters haben wir Radiatoren,<br />

also keine Klimaanlagenheizung. Zur Bautechnik<br />

kann man noch sagen: Den sehr guten<br />

Infrastruktur-Standort hier beim Hauptbahnhof<br />

wird es auch noch in einigen hundert Jahren<br />

geben. Der zentrale Hauptbahnhof wird<br />

jetzt nicht mehr so schnell umgebaut oder<br />

abgesiedelt werden. Auch eine Rücksiedelung<br />

zum Westbahnhof scheint unrealistisch. Daher<br />

wohl auch die Überlegung, dass man ein<br />

Haus baut, das lange hält.<br />

Winter: Dieser Standort ist sicherlich einer<br />

der allerletzten stadtnahen Entwicklungsgebiete<br />

Wiens. Für uns war also relativ schnell<br />

klar, dass das eine richtig gute Sache wird.<br />

Das hat für uns auch die Entscheidung hierher<br />

zu kommen entsprechend leicht gemacht.<br />

Wenngleich wir auch geschaut haben welche<br />

Möglichkeiten es im 1. Bezirk gibt – aber nicht<br />

fündig geworden sind.<br />

n<br />

Sommer 2018<br />

171


Bauen & Technik<br />

DIE REFERENTEN<br />

Architekt Robert<br />

Angst, Umweltkonsulent<br />

Arne Ragoßnig,<br />

Firmenchefin und<br />

Vermessungsexpertin<br />

Michaela Ragoßnig-<br />

Angst sowie Rainald<br />

Löscher von der MA<br />

37 (v.l.)<br />

Planen ohne Fallen<br />

Wissen rund um das Bauen. Von Bauträgern, Bauherren und Projektleitern wird kompaktes Knowhow<br />

verlangt, denn Planungsfallen lauern überall. Im Rahmen einer Fachveranstaltung der Angst Group wurden<br />

häufige Planungsfehler und relevante Aspekte beleuchtet.<br />

N<br />

ehmen Sie nicht immer alles so<br />

ernst, was Magistrats-beamten<br />

sagen.“ Mit diesen launigen<br />

Worten eröffnete Rainald Löscher<br />

von der Wiener Baubehörde seinen Vortrag.<br />

„Planen ohne Fallen“ lautete das Motto einer<br />

Fachveranstaltung der Angst Group und zahlreiche<br />

Kunden, allen voran Bauträger, folgten<br />

der Einladung in die Wiener Firmenzentrale.<br />

Löscher entschuldigte sich `höflich´ bei den<br />

Anwesenden, weil in der „Baubehörde oft vergessen<br />

wird, dass Bauträger ja ein viel umfassenderes<br />

Arbeitsgebiet zu meistern haben als<br />

die 140 Paragraphen der Bauordnung.“<br />

Es gebe aber immer wieder Fehler, Irrtümer,<br />

die sich in der Praxis wiederholen und zu<br />

einem langwierigen, im schlimmsten Fall ne-<br />

gativen Bewilligungsverfahren führen. Zum<br />

Beispiel, dass der Bauplatz nicht vorhanden ist.<br />

Wenn ja, passen die Fluchtlinien mit den Grenzen<br />

überein? Gibt es gefestigte Grenzen zu den<br />

Nachbarn? Ist das Grundstück im Grenzkataster?<br />

Was ist etwa mit den gemeinsamen Feuermauern<br />

an der Grundstücksgrenze und wie<br />

sehen diese aus? All diese Fragen gehören von<br />

Anbeginn geklärt. Für Unmut bei der Behörde<br />

sorgen bei der Einreichung die „überfrachteten<br />

Architektenpläne“ mit Ausstattungsdetails<br />

wie Kücheneinrichtung, Wohnzimmerbelag<br />

oder Angaben, wo der Fernseher steht. Das<br />

interessiert die Behörde überhaupt nicht,<br />

aber „die exakte Gebäudehöhe, die bebaute<br />

Fläche, der Geländeanschluss schon“. Diese<br />

bedeutenden Details fehlen mitunter und<br />

wenn vorhanden, passieren auch immer wieder<br />

Fehler in den CAD-Anwendungen. Die am<br />

Plan angegebenen Maßeinheiten stimmen in<br />

der jeweiligen Summe sehr oft nicht. „Bitte vor<br />

der Einreichung nachrechnen und kontrollieren“,<br />

lautet sein Appell. Schließlich sorgt auch<br />

der Paragraph 69 Ausnahmebestimmungen<br />

immer wieder für Diskussionen. Die Baubehörde<br />

erwartet sich eine Begründung für das<br />

Ansuchen. „Je mehr die Formulierung mit<br />

Argumenten gefüllt wird, desto erfolgsversprechender“,<br />

sagt Löscher.<br />

Altlasten und Schlüsselnummern<br />

Ein Standort für das Bauvorhaben ist gefunden<br />

und dem Kauf des zukünftigen Baugrunds<br />

oder Objekts steht nichts mehr im<br />

Wege. Vielleicht doch? Sehr oft befinden sich<br />

verdeckte, nicht auf den ersten Blick erkenn-<br />

172 BauTecFokus


„Die Abfall-<br />

verzeichnis-<br />

Verordnung<br />

kennt 1700<br />

unterschiedliche<br />

Abfallarten.“<br />

Arne Ragoßnig,<br />

Umweltkonsulent<br />

bare, unerwünschte Hinterlassenschaften<br />

auf dem Standort, die heute längst nicht<br />

mehr den umweltgesetzlichen Bestimmungen<br />

entsprechen. Solche Altlasten müssen<br />

dann teuer saniert oder entsorgt werden. Das<br />

ist manchmal so kostspielig, dass sich das<br />

Projekt nicht mehr rechnet oder gar unfinanzierbar<br />

wird. „In der Abfallwirtschaft spielt<br />

der Baubereich eine immer größere Rolle“,<br />

erklärt Umweltkonsult Arne Ragoßnig<br />

dem Publikum. Bei den Planern werde das<br />

Thema aber vielfach noch unterschätzt. Wie<br />

kann ich vermeiden, eine Altlast zu kaufen,<br />

beziehungsweise welche Verpflichtungen<br />

entstehen, wenn das Grundstück/Objekt<br />

kontaminiert ist? Ganz einfach: „Frühzeitig<br />

eine abfallwirtschaftliche Expertise einholen“,<br />

so Ragoßnig. Er leitet innerhalb der<br />

Angst Group den Bereich Umwelttechnik<br />

und berät Bauherren von der Analyse über<br />

Genehmigungsverfahren und Gutachten bis<br />

hin zur Beweissicherung. Die Einhaltung der<br />

Baustoffrecycling-Verordnung darf auf keinen<br />

Fall vernachlässigt werden. In der Praxis<br />

kann die Behörde eine Abrissmaßnahme<br />

einstellen, wenn sie beispielsweise entdeckt,<br />

dass Schadstoffe wie alte Leuchtstoffröhren,<br />

die als gefährlicher Abfall gelten, nicht ordnungsgemäß<br />

mit befugten Abfallentsorgern<br />

beseitigt werden. Zudem gibt es auch eine<br />

Trenn- bzw. Wiederverwertungspflicht für<br />

nichtgefährliche Materialien. Wie soll ich<br />

wissen, was ein gefährlicher Abfall ist und<br />

was nicht? Welche Materialien muss ich der<br />

Recyclingwirtschaft zuführen? Es empfiehlt<br />

sich, immer einen Experten hinzuzuziehen,<br />

um unvorhergesehene Probleme und Kosten<br />

zu vermeiden. „Die Abfallverzeichnis-<br />

Verordnung kennt 1.700 unterschiedliche<br />

Abfallarten, die nach Schlüsselnummern<br />

geordnet sind“, so Ragoßnig. Abfall-Behandlungsunternehmen<br />

haben jedoch unterschiedliche<br />

„Schlüssel“-Berechtigungen.<br />

Man muss also im Vorfeld genau wissen, wer<br />

was behandeln darf.<br />

Erdaushub gilt bei Zutreffen einer Entledigungsabsicht<br />

rechtlich als Abfall und man<br />

benötigt immer eine Abfallbeurteilung des<br />

Bodenaushubs. Im Vorfeld eines Ankaufs<br />

macht es natürlich Sinn, „detailliertere chemische<br />

Analysen des Bodens einzuholen,<br />

einerseits um keine Altlast zu erwerben bzw.<br />

andererseits um die Kosten des Aushubs<br />

exakt kalkulieren zu können“. Erde darf<br />

auch wiederverwertet werden – für Geländeanpassungen<br />

etwa, allerdings muss das<br />

behördlich im Einreichverfahren bereits genehmigt<br />

worden sein. Ragoßnig verweist in<br />

diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit<br />

der genauen Kubatur-Angabe des bewegten<br />

Erdreichs: „Sonst kommt der Zoll und hebt<br />

Altlastensanierungsbeiträge ein. Aktuell 78<br />

Euro pro Tonne.“ Schon schmerzhaft.<br />

Das richtige Maß<br />

„Vermesserin ist eine ganz unglückliche<br />

Bezeichnung für meinen Beruf“, meint Michaela<br />

Ragoßnig-Angst, Chefin der Angst<br />

Group. Schließlich gehe es doch darum: „Wie<br />

kann ich messen, ohne mich zu vermessen?“<br />

Im Lebenszyklus eines Gebäudes entfallen<br />

nur 3 Prozent der Kosten auf die Planungsphase.<br />

Es mache wenig Sinn, hier zu sparen,<br />

vor allem in Anbetracht dessen, was in der<br />

Realisierungsphase an Kosten und Ärger hinzukommen,<br />

wenn die Planung fehlerhaft ist.<br />

Eine Grundlagenerhebung vom gewählten<br />

Standort mit Flächenwidmung, Grundbuchsauszug,<br />

Grundstücksverzeichnis, digitaler<br />

Katastermappe, Teilungsplänen und alten<br />

Urkunden gehören professionell beurteilt.<br />

Vorsicht ist geboten bei den in Wien im Internet<br />

abrufbaren Flächenwidmungsplänen.<br />

„Daraus ist kein Rechtsanspruch ableitbar“,<br />

erklärt Ragoßnig-Angst. In der Praxis ist der<br />

gedruckte Plan manchmal anders abgebildet<br />

als die Onlineversion. Bei der digitalen Katastralmappe<br />

etwa ist der Grundsteuer-Kataster<br />

nicht rechtsverbindlich, der Grenzkataster<br />

von den Grenzverläufen her schon. Sind<br />

Grundstücksgrenzen noch nie verhandelt<br />

worden, ist besondere Vorsicht geboten, vor<br />

allem zeitlich, da die Anrainerverhandlungen<br />

miteingerechnet werden müssen. Ein<br />

weiterer wichtiger Aspekt, der oft vergessen<br />

wird: Ist die Liegenschaft noch verbaut, können<br />

Vermesser die genauen Grenzen nicht<br />

bestimmen. Auch, dass Bescheide zeitlich<br />

ablaufen, wird vielfach nicht beachtet. Beim<br />

Wiener Vermessungsamt sind es 18 Monate<br />

und bei der MA 64 zwei Jahre. Das heißt,<br />

wenn nicht innerhalb dieser Fristen die Änderungen<br />

im Grundbuch eingetragen worden<br />

sind, muss oft neu eingereicht werden.<br />

Der Architekt der Unternehmensgruppe<br />

Robert Angst, auch als Projektentwickler, Immobilienvermittler<br />

und Hausverwalter tätig,<br />

sieht im exakten Briefing viel Einsparungspotenzial.<br />

Architekten agieren als „Schnittstelle“<br />

zwischen Bauherren, Planern und<br />

Behörden. Genaue Vorgaben und Details sind<br />

das Um und Auf. Allerdings sollten diese Vorgaben<br />

stimmen und dann auch halten. Wenn<br />

es während eines Projekts laufend heißt „zurück<br />

an den Start“, weil Wohnungsgrößen,<br />

Wandaufbauten oder Ausstattungswünsche<br />

x-mal umgeändert werden, so ist das nicht<br />

zielführend. Der Zeitaufwand ist enorm und<br />

der Architekt verliert den Spaß. n<br />

„Aus der<br />

digitalen Flächenwidmung<br />

im<br />

Internet ist kein<br />

Rechtsanspruch<br />

ableitbar.“<br />

Michaela Ragoßnig-Angst,<br />

Firmenchefin und<br />

Vermessungsexpertin<br />

Sommer 2018<br />

173


Bauen Positionen & Technik & Meinungen<br />

KONTAKTLOSER STURZSENSOR<br />

Fearless hat die Größe einer 1-Liter-Flasche.<br />

Hilfreiche Technologie<br />

Intelligenter Sturzsensor. Fearless, eine Entwicklung des jungen Unternehmens cogvis, vereinfacht<br />

das Leben älterer Menschen.<br />

Autor: Birgit Salomon<br />

„Fearless kann problemlos<br />

in bestehende<br />

Notrufsysteme integriert<br />

werden.“<br />

Rainer Planinc,<br />

cogvis<br />

Demografische Herausforderung: Der Anteil<br />

älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung<br />

und die Lebenserwartung steigen stetig an.<br />

Umfasste die Gruppe der über 65-Jährigen<br />

im Jahr 2000 noch knapp 16 Prozent, so wird<br />

sie sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Die<br />

Forschung läuft auf Hochtouren, um mit technischen<br />

„Helferleins“ das Leben im Alter zu<br />

erleichtern. Allen voran sind es Entwicklungen<br />

wie altersgerechte Assistenzsysteme, die<br />

für zusätzliche Sicherheit und Unterstützung<br />

sorgen. Sie helfen auch, den Pflegeaufwand<br />

für Angehörige und Staat zu reduzieren. Ein<br />

High-Tech Start-up, das intensiv hinsichtlich<br />

Sturzvermeidung sowie schnelle Hilfe bei<br />

Stürzen erfolgreich geforscht hat, ist cogvis.<br />

Das Spin-off-Unternehmen der TU-Wien hat<br />

seine 3D-Sensortechnologie unter dem Produktnamen<br />

„fearless“ soeben zur Marktreife<br />

gebracht. „30 Prozent der Personen über 65<br />

Jahre stürzen einmal pro Jahr. Abgesehen von<br />

dem hohen Gesundheitsrisiko bei sturzgefährdeten<br />

Personen entstehen dem Gesundheitssystem<br />

Kosten, die durch Assistenzsysteme<br />

wie fearless verhindert werden können“,<br />

erklärt Rainer Planinc, CEO der Firma cogvis.<br />

Fearless wird in Pflegeheimen bereits erfolgreich<br />

eingesetzt. Bei der Technologie kommt<br />

ein D-Sensor zum Einsatz, der die menschlichen<br />

Bewegungen analysiert und bei Abweichungen<br />

wie einem Sturz Alarm schlägt.<br />

Dabei werden keine Bilder von Personen<br />

gemacht. „Das ist hinsichtlich Datenschutz<br />

von großer Bedeutung“, betont Planinc. Das<br />

174 BauTecFokus


ALTERSGERECHTE ASSISTENZSYSTEME<br />

Altersgerechte Assistenzsysteme werden in unserer Gesellschaft<br />

immer wichtiger, gerade in Hinblick auf den demografischen<br />

Wandel. Gemeint sind technische Möglichkeiten,<br />

die Menschen im fortschreitenden Alter oder auch Personen<br />

mit Handicaps unterstützen. Auch für Unternehmen der<br />

Baubranche bieten sich hier neue Geschäftsmodelle..<br />

System basiert auf einem hochkomplexen<br />

Algorithmus und die ausgeklügelte Sensorik<br />

misst nur die Reflexionen der Menschen und<br />

Objekte im Raum. Daraus entsteht dann eine<br />

3D-Abbildung. „Das System ist so exakt, dass<br />

es Stürze von anderen bodennahen Bewegungen<br />

unterscheiden kann. Auch wenn Möbel<br />

und Gegenstände die Person verdecken“, erläutert<br />

Planinc. Fearless kann auch erkennen,<br />

wenn jemand vom Bett aufsteht, und das Licht<br />

automatisch dazuschalten.<br />

Optisch wie eine Lampe<br />

Das Gerät mit dem 3D-Sensor ähnelt optisch<br />

einer Lampe und wird wie eine solche an der<br />

Wand oder Decke montiert. Ein einzelner<br />

Sensor kann Räume mit einer Fläche bis zu 20<br />

Quadratmetern abdecken. Für die Installation<br />

ist nur ein Stromanschluss und eine Internetanbindung<br />

erforderlich. „Fearless kann problemlos<br />

auch in bestehende Notrufsysteme<br />

integriert werden", so Rainer Planinc, der<br />

gemeinsam mit den Gründern Michael Brandstötter<br />

und Martin Kampel das Unternehmen<br />

leitet. Sie wollen neben Pflegeeinrichtungen<br />

und privaten Haushalten auch die Baubranche<br />

für das Thema sensibilisieren.<br />

Breites Interesse<br />

„Vorrausschauend und nachhaltig bauen bedeutet<br />

auch, hinsichtlich Gebäudetechnik an<br />

altersgerechte Assistenzsysteme zu denken“,<br />

so Planinc. Der derzeitige Bestand an Pflegeheimen<br />

oder Wohnungen ist für die Installation<br />

technischer Assistenzsysteme oft nicht<br />

geeignet und es müssen zusätzlich bauliche<br />

Anpassungen vorgenommen werden. Fearless<br />

wurde bereits durch das Förderungsprogramm<br />

„benefit” der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft<br />

(FFG) und durch das<br />

AAL Joint-Programm der Europäischen Union<br />

gefördert. Kürzlich investierte ein privates<br />

Investorenkonsortium 700.000 Euro. Das<br />

gibt uns als kleinem Unternehmen in einem<br />

rasch wachsenden Markt die Möglichkeit, Fuß<br />

zu fassen und fearless zu pflegebedürftigen<br />

Menschen zu bringen“, so Planinc. Der Fokus<br />

des Unternehmens wird dabei weiterhin auf<br />

dessen Kernexpertise liegen: „Wir möchten<br />

in erster Linie ein Technologieunternehmen<br />

bleiben und wollen zukünftig auf Kooperationspartner<br />

setzen, die unser Produkt nachhaltig<br />

am Markt implementieren“, so Planinc zur<br />

längerfristigen Ausrichtung von cogvis. n<br />

Zum Unternehmen<br />

Fotos: cogvis<br />

Cogvis wurde 2007 als Spin-off der Technischen<br />

Universität Wien (TU Wien) von Martin Kampel<br />

und Michael Brandstötter gegründet. Seit dem<br />

ersten Tag arbeitet cogvis intensiv am Technologietransfer<br />

und vermarktet neueste Forschungsergebnisse<br />

aus der Computer Vision in den entwickelten<br />

Produkten. Die Kompetenz bei der Analyse<br />

von 3D-Daten und -Bildern basiert auf langjähriger<br />

Forschungstätigkeit in den Bereichen Computer<br />

Vision, Machine/Deep Learning, Artificial Intelligence<br />

und 3D-Daten-Verarbeitung.<br />

Sommer 2018<br />

175


Bauen & Technik<br />

GOTTFRIED JUNG<br />

Intelligente Wartung<br />

Zuverlässigkeit. Aufzüge zählen zu den Produkten, von denen man am wenigsten möchte, dass sie ausfallen.<br />

Innovative digitale Service-Lösungen minimieren das Risiko.<br />

GOTTFRIED JUNG ILLUSTRIERT<br />

SCHINDLER DOORSHOW<br />

O<br />

b Büroturm oder Wohnkomplex,<br />

durch die Beförderung großer<br />

Menschenmengen nehmen Aufzugsanlagen<br />

schon lange eine<br />

Schlüsselrolle im Gebäude ein. Die rasant fortschreitende<br />

Digitalisierung eröffnet auch der<br />

Aufzugsbranche eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten<br />

und effizienten Services. „Der Aufzug<br />

wird zunehmend intelligenter und in die gesamte<br />

Kommunikation integriert", sieht Gottfried Jung,<br />

Existing Installation Director von Schindler<br />

Österreich, die Entwicklung. Kürzlich hat der<br />

Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller seine neue<br />

Technik-Plattform Schindler Ahead Core vorgestellt.<br />

„Damit ist das Internet der Fahrstühle oder<br />

„Internet of Elevators and Escalators“, wie wir es<br />

als Aufzugsfirma nennen, bereits jetzt Realität“,<br />

erklärt Jung. Das System ermöglicht einen vorausschauenden<br />

Service. Durch die Anbindung<br />

über eine Closed-Loop-Plattform können alle<br />

relevanten Informationen in Echtzeit analysiert<br />

und Probleme bereits vor dem Auftreten behoben<br />

werden. „So lassen sich Stillstandszeiten verringern<br />

und Betriebskosten senken, da der Aufzug<br />

mögliche Defekte auch in Echtzeit auf die Smartphones<br />

der Servicetechniker sendet“, erläutert<br />

Jung. Betreiber und Gebäudemanager können<br />

ebenfalls über entsprechende Apps Statusmeldungen<br />

zu ihren Anlagen abrufen. Zahlreiche<br />

im Aufzug verbaute Sensoren kontrollieren<br />

permanent die Betriebszustände der Anlagen<br />

und durch die Anbindung an das Schindler<br />

176 BauTecFokus


„Der Aufzug<br />

wird zunehmend<br />

intelligenter und<br />

in die gesamte<br />

Kommunikation<br />

integriert.“<br />

Gottfried Jung,<br />

Existing Installation Director<br />

Schindler Österreich<br />

Global Control Center könne auch ein optimaler<br />

Wartungsplan für jede Anlage entwickelt werden.<br />

24 Stunden sieben Tage die Woche ist die Anlage<br />

mit dem Schindler Kundenservice verbunden,<br />

wo jederzeit Fachkräfte sofort weiterhelfen.<br />

Ob prädiktive Wartung, elektronische Überwachung oder die permanente<br />

Bereitstellung der wichtigsten Daten - mit Schindler Ahead Core werden<br />

Aufzüge zukünftig zu intelligenten Maschinen.<br />

Fotos: Schindler<br />

Digitales "Schwarzes Brett"<br />

Die Plattform dient darüber hinaus als Basis<br />

für smarte Dienste: „Wir geben den Hausverwaltungen<br />

auch die Möglichkeit, mit ihren<br />

Mietern und Eigentümern zu kommunizieren“,<br />

so Jung. Ein kleiner Bildschirm, genannt<br />

„Black Board“, platziert vor oder in den Aufzugsanlagen,<br />

ersetzt das analoge klassische<br />

„Schwarze Brett“, das derzeit üblicherweise<br />

im Eingangsbereich von Gebäuden zu finden<br />

ist. Werbung, wichtige Termine bis hin zu „Informationen<br />

vom Greißler ums Eck“ können<br />

online bespielt werden. Wer großflächig Aufmerksamkeit<br />

erregen will, der kann auf die<br />

„Doorshow“ zurückgreifen. Auch eine Innovation,<br />

die Schindler neu im Portfolio hat. Ein<br />

netzwerkfähiger Beamer projiziert Texte und<br />

Bilder auf die Außenflächen von Aufzugstüren.<br />

Durch die riesige Informationsfläche<br />

könnten Gebäudebetreiber durch die Einbindung<br />

von Werbepartnern mittelfristig sogar<br />

Erlöse erzielen. Die Technologie ermöglicht<br />

die Nutzung aller gängigen Formate (Video,<br />

Audio, Gif, JPEG). Ein zentraler Server verteilt<br />

die Inhalte an die jeweiligen Projektoren beziehungsweise<br />

Aufzugtüren. <br />

n<br />

Sommer 2018<br />

177


Thema Umfrage<br />

Talking Heads<br />

Gebaut wird immer, die Frage ist bloß wie. Wir bauen für die Gesellschaft von morgen und neben<br />

der lauten Diskussion um Digitalisierung und BIM spielt auch die demografische Entwicklung sowie die<br />

Schonung der Ressourcen zunehmend eine Rolle. Der BauTecFokus wollte Einblicke aus der Praxis und hat<br />

im Vorfeld des Erscheinens zu einer Video-Interviewrunde mit Entscheidungsträgern der Branche geladen.<br />

Sie erzählten viel, vor und abseits der Kamera. Ein kleiner Auszug mit ausgewählten Antworten. (Die Videos<br />

dazu finden Sie auf www.bautecfokus.at).<br />

Die Fragen stellte: Birgit Salomon<br />

DIE FRAGEN<br />

Zukunft des Bauens? Wohin geht der Trend?<br />

Inwieweit prägt der technologische Fortschritt die Planung und das Bauen? Stichwort Digitalisierung oder BIM?<br />

Das Thema Nachhaltigkeit und die Bedeutung in Ihrem Bereich?<br />

4<br />

5<br />

Wie könnte man Lebensräume Ihrer Meinung nach lebenswerter gestalten?<br />

Welchen Stellenwert hat Wohnen für Sie persönlich? Haben Sie Ihr Traumdomizil schon gefunden?<br />

178 BauTecFokus


DIE ANTWORTEN<br />

Wir sehen - durch die Urbanisierung und den Trend des nachhaltigen Bauens – Gipskarton-<br />

Konstruktionen im Vormarsch. Sie sind einfach eine leichte, schnelle und nachhaltige Bauweise.<br />

Ob Schallschutz, Brandschutz, von der Formgebung bis hin zum Wasserthema, sie bieten alle<br />

bauphysikalischen Vorteile.<br />

Wir betreiben aktiv Baustoff-Recycling. Wir bieten Firmen eigene Sammelbehältnisse auf der<br />

Baustelle, wo die durch den Zuschnitt der Platten anfallenden Reste wieder ins Werk rückgeführt<br />

und wiederverwertet werden. Auch im Rückbau haben wir schon Projekte. Wir machen aus dem<br />

Gipskern, der sich zwischen den beiden Kartonschichten befindet, wieder neue Platten. Das ist mit<br />

relativ wenig Energieaufwand möglich und sehr energieeffizient.<br />

Michael Allesch<br />

Saint-Gobain RIGIPS<br />

Unsere Wand- und Deckenkonstruktionen können wir mittlerweile als BIM-Objekte in den verschiedenen<br />

Programmen und Datenbanken zur Verfügung stellen. In den skandinavischen Ländern<br />

oder England ist BIM bei öffentlichen Aufträgen schon verpflichtend. Wir sehen, dass Österreich hier<br />

noch nicht soweit ist, die Nachfrage ist gering, wir können aber unseren Architekten, Planer und<br />

Bauherrn mit den erforderlichen digitalen Daten versorgen. In den nächsten paar Jahren wird das<br />

Thema BIM auch hierzulande anspringen.<br />

4<br />

Wohnraum in den Städten ist knapp, daher werden Lebensräume multifunktioneller und damit<br />

meine ich adaptiver, um auch leistbar zu sein. Jedes Zimmer wird als Wohnraum mehr leisten<br />

müssen. Das adaptive Bauen wird die Haustechnik fordern, den Grundriss, aber auch die Baustoffe,<br />

damit man smarte Technologien implementieren kann. Akustik, Licht, Heizung etc. Wir werden<br />

vielleicht in zehn bis 15 Jahren ein modulares Kinderzimmer auf willhaben.at finden. Warum nicht ein<br />

Zimmer, wenn ich es nicht mehr benötige, weil die Kinder ausgezogen sind, der Nachbarwohnung<br />

zur Verfügung stellen? Ich denke, der modularen Bauweise gehört die Zukunft.<br />

5<br />

Ich wohne in einem Domizil, in dem ich mich sehr wohl fühle, wo vor allem die Kinder einen Garten<br />

und Auslauf haben. Meer ist keines in der Nähe, aber als Österreicher ist dieser Traum wohl keinem<br />

zu erfüllen – zumindest als Hauptwohnsitz.<br />

Sommer 2018<br />

179


Thema Umfrage<br />

Wir müssen künftig Immobilien bauen, die für alle Lebenszyklen geeignet sind. In diesem<br />

Zusammenhang wird auch die Hausautomation immer wichtiger. Untersuchungen und Studien<br />

belegen, dass ein überwiegender Prozentsatz der Bevölkerung – zwischen 60 und 80 Jahre alt –<br />

digitale Assistenzsysteme akzeptiert, wenn ihnen die Lösungen helfen, in den eigenen vier Wänden<br />

zu bleiben. Auch das Thema Barrierefreiheit wird oft fälschlicherweise mit Behinderung assoziiert.<br />

Aber auch eine Mutter mit Kinderwagen oder ein dreijähriges Kind wollen keine Hindernisse oder<br />

Stolperfallen. Man muss endlich beginnen, generationenübergreifend zu bauen.<br />

Ich halte grundsätzlich sehr viel von der Digitalisierung, man muss sich aber sehr genau ansehen,<br />

wo macht sie Sinn und wo nicht? Ich habe beispielsweise eine Baudokumentations-App gemeinsam<br />

mit einem Kooperationspartner entwickeln lassen, die von Beginn an von der Planung über die<br />

Bemusterung bis hin zum laufenden Betrieb alles erfasst. Die Lösung informiert beispielsweise dann<br />

nach drei Jahren die Bewohner, dass das Außenholz zu streichen wäre, nur um ein Beispiel zu nennen.<br />

Häuser werden gebaut, genutzt und dann wieder verkauft. Eine durchgehende Hausdokumentation<br />

kann sogar wertsteigernd sein.<br />

Erich Benischek<br />

Blaue Lagune<br />

Global gesehen ist Nachhaltigkeit für mich nicht nur das Thema Energie oder C02 alleine. Es<br />

geht um die gesamten Ressourcen.<br />

Für mich ist Wohnen sehr wichtig, ich will aber die Dinge, die mir Wohnen bietet, auch brauchen und<br />

nutzen. Ich bin ein großer Befürworter der Hausautomation, entsprechend meinen Bedürfnissen.<br />

5<br />

Die Veränderung ist durch den gesellschaftlichen Wandel getrieben. Aus den Grundbedürfnissen<br />

des Menschen ergeben sich die Trends. Zum einen haben wir die Überalterung der Gesellschaft<br />

mit Wohnen und sehr viel Pflege. Zum anderen die Urbanisierung, wo sehr viel Wohnraum<br />

benötigt wird und das in sehr kurzer Zeit. Das Thema der Migration erfordert ebenso eine rasche<br />

Wohnraumbeschaffung. In Zeiten des Sparens wird sich die Art und Weise des Bauens verändern.<br />

Wir brauchen billigeren Wohnbau. Dafür werden neue Techniken, neue Materialien und Prozesse<br />

zum Einsatz kommen. Und: Schließlich macht auch die Digitalisierung vor dem Bauen nicht halt.<br />

Stefan Graf<br />

Leyrer + Graf<br />

5<br />

BIM ist ein wunderschönes Thema. Alle rennen los und keiner weiß wohin. Das ist systembedingt,<br />

aber wir sind auf einem guten Weg. Relativ gesehen – zur Vergangenheit und im Vergleich zur<br />

IT-Branche – ist die Baubranche eher traditionell als innovativ. Wir bauen beispielsweise immer noch<br />

mit Ziegeln, die es schon vor tausend Jahren gegeben hat. Getrieben durch die Digitalisierung hat die<br />

Baubranche jedoch einen kräftigen technologischen Schub erhalten.<br />

Ich wohne im wunderschönen Waldviertel in einem größeren Haus, das ich selber geplant habe – mit<br />

einem großen Garten. Das Land ist für mich ein echter Rückzugsort und Ausgleich zum herausfordernden<br />

Arbeitsleben.<br />

180 BauTecFokus


Vernetzung total. Alle Welten wie BIM, Gebäudeinfrastruktur, GIS, Smart Cities usw. werden zusammenwachsen.<br />

Dafür müssen wir aber noch das Problem des Datentransfers lösen.<br />

Derzeit planen wir etwas und weisen uns selber nach, dass es eh möglich ist. Der langfristige Weg in<br />

der Zukunft wird sein, dass alles dynamisch funktioniert. Wenn ich dann in der Sekunde, wo ich am<br />

Bildschirm etwa eine Wand drehe oder verschiebe, gleich feststellen kann, welche Auswirkungen das<br />

hat. Auf allen Ebenen: bautechnisch, energetisch, produktbezogen etc.<br />

Wenn in Zukunft die Simulation perfekt funktioniert, unterstützt BIM sicherlich das Thema<br />

Nachhaltigkeit. Ich sehe beispielsweise künftig bei der Planung sofort, ob und wie sich eine<br />

Veränderung auf die Energieeffizienz des Gebäudes auswirkt.<br />

Im Bereich Baustoff-Recycling helfen IT-Lösungen, um zu analysieren, welche Ressourcen in<br />

so einem Gebäude, wenn es abgerissen wird, stecken. Auf diesem Gebiet gibt es derzeit eine<br />

Menge Forschungsprojekte.<br />

Ich bin ja auch ein bisschen Architekt, habe das mal studiert. Ich glaube, hier in Wien sollten wir<br />

die Erdgeschoßzonen mehr beachten. In den Stadtentwicklungsgebieten passieren hier aus<br />

meiner Sicht schlimme Dinge.<br />

4<br />

Lars Oberwinter<br />

Plandata<br />

Die Lage meiner Wohnung im zweiten Wiener Gemeindebezirk ist perfekt. Ich wohne schlicht und<br />

basic, eigentlich „un-smart“. Traumdomizil? Von der Lage her schon. Ich würde gerne höher hinauf.<br />

5<br />

Es wird uns vor allem das Thema Digitalisierung beherrschen und hier geht es darum, sie nicht<br />

als Selbstzweck zu sehen, sondern positiv zu nutzen. Im Bereich Sensorik zum Beispiel. Stichwort<br />

Frequenzmessungen oder auch Raumkonditionen, damit Dienstleistungen besser an den Nutzer<br />

angepasst werden können. Der Bau- und Facility-Management-Bereich hat in letzter Zeit ja<br />

nicht wirklich durch Innovationen geglänzt. Jetzt hat sich die Situation geändert. Digitale Services<br />

werden zunehmend nachgefragt, allerdings sollte man aufpassen bzw. wissen, wo sie wirklich<br />

einen Mehrwert für das Unternehmen bringen.<br />

Manuel Radauer<br />

ISS Austria<br />

4<br />

5<br />

Lebensräume? Den Menschen wieder in den Mittelpunkt des Geschehens rücken.<br />

Wohnen ist sehr wichtig. Wir haben schon ein Grundstück gekauft und sind gerade in der<br />

Planungsphase unseres Traumdomizils. Im Herbst soll der Spatenstich erfolgen.<br />

Sommer 2018<br />

181


Thema Umfrage<br />

Weniger das Development Business, sondern das Baubusiness steckt bei Innovationen immer<br />

noch in den Kinderschuhen. Wenn ich mir ansehe, wie Autos heute produziert werden und<br />

wie das vor 50 Jahren war. Die Baubranche ist immer noch dort, in der Einzelfertigung. Wir als<br />

Buwog sehen uns mit unterschiedlichen Partnern das Thema serielle Fertigung an. Spannend,<br />

was schon an Qualitäten bei der Herstellung von Bauteilen in den Fabriken möglich ist – im<br />

Vergleich zur Baustelle, wo ganz einfach die Arbeitsbedingungen ganz andere sind. Dieses<br />

Thema werden wir als Buwog, gestützt durch den Vonovia-Konzern, weiterentwickeln. Vor allem<br />

im Mietwohnungsbau ist das Thema wegen der Zeitersparnis besonders interessant. Wenn wir<br />

Eigentumswohnungen bauen, haben wir ungefähr 18 Monate Bauzeit und meist auch 18 Monate<br />

Verwertungszeit. Wenn ich hier schneller beim Bauen bin, gewinne ich eigentlich nichts. Wenn ich<br />

Mietwohnungen baue und zwölf Monate früher mit dem Objekt fertig bin, habe ich zwölf Monate<br />

mehr Miete. Das serielle Bauen ist daher für unser eigenes Portfolio sehr spannend.<br />

In Bezug auf „Smart Home“ sind die Leute zum Teil noch überfordert. Mit diesem Thema muss man<br />

sehr behutsam umgehen. Wir haben keine besonders guten Erfahrungen gemacht, die Wohnungen<br />

bis hin zum Concierge-Dienst komplett zu vernetzen. Gewisse Dinge wie etwa Heizungssteuerung<br />

via App sind jedoch hoch praktisch. Solche Tools werden wir weiterhin einsetzen.<br />

Daniel Riedl<br />

Buwog<br />

Energieeffizienz spielt bei großen Projekten eine wichtige Rolle. Wir bauen – wie etwa gerade<br />

in 50 Grad Berlin, wo 1000 Wohnungen entstehen – schon ein eigenes Nahversorgungsnetz.<br />

Oder wir schauen, dass wir mit Solarenergie Stromtankstellen bedienen können. Es ist aktuell<br />

noch nicht so, dass die Leute bereits explizit nach der Energieeffizienz fragen, aber in der<br />

Vermarktung ist es sicherlich kein Nachteil.<br />

Es geht immer um das Multidimensionale. Eine Monokultur ist immer langweilig. Wenn sie ein<br />

Wohnobjekt ausschließlich auf Effizienz trimmen, kommt meist nichts Spannendes heraus. Wenn<br />

wir große Projekte entwickeln, legen wir Wert darauf, dass architektonische Vielfalt entsteht. Und wir<br />

haben immer einen Mix aus Eigentums-, Miet- und Sozialwohnungen.<br />

4<br />

Wohnen ist für mich extrem wichtig. Wohnen ist zu Hause fühlen, ein zu Hause haben. So einen<br />

Ankerpunkt im Leben zu haben, ist für jeden wichtig, glaube ich.<br />

5<br />

182 BauTecFokus


Es gibt viele Trends, aber der, den wir bemerken, ist, dass der vermeintlich ärmere Osten und<br />

Südosten des Kontinents sich stark in Richtung Qualität bewegt. Hin zu hochqualitativen Immobilien.<br />

In der Türkei oder Bulgarien, wo beispielsweise ein Trend zum Naturstein bemerkbar ist. Das erfordert<br />

eine gänzlich neue Handwerkskunst mit neuen Materialien.<br />

Eine weitere Tendenz, die wir nicht so sehr in Europa, aber in Fernost bemerken, ist der Bereich<br />

„Prefabricated Products“, also Vorfertigung der Bauteile. Man verlagert die Bautätigkeit weg von der<br />

Baustelle hin zur Produktionsstätte. Die aktive Zeit an der Baustelle wird somit kürzer.<br />

Im Bereich Digitalisierung, vor allem bei den Social-Media-Kanälen, sind wir durchaus Weltspitze.<br />

Wir bespielen dieses Segment, weil das Thema Fachkraft von großer Bedeutung ist. Der junge<br />

Handwerker von morgen informiert sich anders als der heutige Mittvierziger.<br />

2<br />

Ich bin beruflich bedingt Vielreisender, daher ist Wohnen für mich sehr wichtig. Das Heimkommen<br />

ist das wichtige Element. Ich liebe freizügiges Wohnen mit Raumüberhöhen, das habe ich in<br />

Linz, in einem ruhigen Stadtteil. Darüber hinaus bin ich gerne an meinem kleinen „Fluchtort“ am<br />

Traunsee mit Blick auf den Dachstein.<br />

5<br />

Gunther Sames<br />

Ardex Österreich<br />

Ich denke, die Art und Weise, wie gebaut wird. Wenn man etwa nach China schaut, die bauen<br />

in Wochen, was wir in Monaten bauen. Wir haben schon sehr enge Gerüste hier in Österreich<br />

hinsichtlich Arbeitszeit und Auflagen. Twenty-four seven ist kein digitales System, sondern sollte<br />

durchaus auch im Hochbau ein Thema sein. Wir werden schlichtweg schneller arbeiten müssen.<br />

2<br />

Wir haben durch die Digitalisierung die Möglichkeit, die Gebäudesteuerung – von Zutritt über<br />

Aufzug, Klima bis hin zu Beleuchtung – in Abhängigkeit dessen, was die Menschen gerade benötigen,<br />

zu steuern. Dafür ist es notwendig, viel zu messen, zu regeln und auszuwerten. Die Tools und<br />

Anwendungen entwickeln sich sehr vielfältig.<br />

Gernot Schöbitz<br />

Kone AG Österreich<br />

3<br />

Wir sind als Konzern vielfach ausgezeichnet und haben unsere Produkte entsprechend auf<br />

Energieeffizienz ausgerichtet. Wir hatten mit dem Wiener Donauturm den ersten A-Klasse<br />

zertifizierten Aufzug in Europa und kurz danach den ersten A-Klasse zertifizierten im Wohnbau.<br />

Das ist viel schwieriger zu erreichen, weil ein Aufzug im Wohnbau viel mehr steht. Das heißt er<br />

verbraucht im Stillstand mehr als im Fahrbetrieb. Seit letztem Jahr sind wir als Kone Österreich<br />

klimaneutral gestellt, das heißt wir haben unseren ökologischen Fußabdruck messen lassen<br />

und die entsprechenden Zertifikate erhalten.<br />

4<br />

Für Kommunikation zu sorgen. Es ist kein Lebensraum, wenn jemand abgeschottet wohnt.<br />

Lebensraum heißt für mich, miteinander zu wohnen. Es geht auch gesellschaftlich darum, niemanden<br />

auszugrenzen. Vom architektonischen und bautechnischen Aspekt: viel Grün, viel Luft,<br />

viel Blick, viel Bewegungsfreiheit. Das ist natürlich im urbanen Bereich, wo wenig Quadratmeter zur<br />

Verfügung stehen, sehr schwierig zu gestalten. Ich bin froh, dass ich kein Architekt oder Stadtplaner<br />

bin, das ist wirklich eine echte Herausforderung.<br />

5<br />

Wohnen ist für mich extrem wichtig. Allerdings bin ich ein Mensch, der nicht gerne drinnen ist. Sobald<br />

es die Jahreszeit erlaubt, ist die Terrasse unser Wohnzimmer.<br />

Was ist ein Traumdomizil? Man könnte sagen, ein abbezahltes Domizil ist ein Traumdomizil, insofern<br />

habe ich es gefunden. Ich fühle mich sehr wohl, dort wo ich wohne.<br />

Sommer 2018<br />

183


Thema Umfrage<br />

Wir spüren deutlich das erhöhte Verkehrsaufkommen. Für uns ist die große Herausforderung,<br />

zu bauen und gleichzeitig den Verkehrsfluss in Gang zu halten. Dafür brauchen wir verlässliche<br />

Partner, die gute und innovative Konzepte entwickeln, damit möglichst wenige Staus und<br />

Behinderungen entstehen. Jedes Projekt hat seine Eigenheiten. Ein besonders gelungenes<br />

Beispiel war die Wiener Südost-Tangente, wo wir den Bauschutt über das Wasser, sprich die<br />

Donau, abtransportierten, damit keine Verkehrsbehinderungen durch zusätzliche LKW entstehen.<br />

Auf eine gute Planung kommt es definitiv an.<br />

Betrifft uns sehr stark. Wir haben ja mittlerweile die digitale Vignette sowie digitale<br />

Verkehrsinformationssysteme. Wir wollen auch stärker beim Planen und Bauen digitalisieren.<br />

Stichwort BIM. Es gibt bei uns auch schon BIM-Projekte, weil es hier darum geht, die Schnittstelle<br />

Planung und Bau näher zusammenzubringen. Der Karawankentunnel ist so ein Beispiel, wo BIM in<br />

Teilbereichen zum Einsatz kommt. Es ist aber noch ein Lernen auf beiden Seiten.<br />

Karin Zipperer<br />

ASFINAG AG<br />

Auch wenn es viele nicht glauben wollen, Autobahnbetreiber und Klimaschutz passen sehr wohl gut<br />

zusammen. Wir setzen auf nachhaltige Mobilität. Bis Ende des Jahres errichten wir österreichweit 23<br />

Elektro-Schnell-Ladestationen. Energieeffizienz im eigenen Bereich ist uns auch sehr wichtig. 60<br />

Prozent unseres Energieaufwandes benötigen wir im Tunnelbereich. Hier setzen wir auf erneuerbare<br />

Energien. Mittlerweile versorgen schon viele Photovoltaikanlagen Tunnelanlagen mit Strom.<br />

Es gilt abzuwägen, was wird als Infrastruktur und was als Ausgleich für Umwelt und Klima<br />

benötigt. Bei den neuen Projekten fallen ein Drittel der Kosten auf Ausgleichsmaßnahmen<br />

für Flora und Fauna. Grünbrücken für Wildwechsel, Amphibien- und Fledermaustunnel oder<br />

Waldflächen als Ausgleichsflächen zur Autobahn.<br />

4<br />

Wohnen ist sehr wichtig. Das ist der Rückzugsort. Ich habe auch schon mein Traumdomizil in<br />

einem Wiener Außenbezirk gefunden. Es ist ein älteres Haus, wo ich ein wenig umgebaut habe,<br />

– ein richtiger Wohlfühlort.<br />

5<br />

184 BauTecFokus


zum Glück seit 1447<br />

Sicher<br />

Wohnen<br />

in Wien<br />

570 Jahre Wiener Rauchfangkehrer.<br />

Sie überprüfen regelmäßig die<br />

Feuerstätten der Bürger. Erst so wurde<br />

ein komfortables Wohnen und sicheres<br />

Leben in der Stadt möglich.<br />

Technologische Entwicklungen haben<br />

Warmwasseraufbereitung und<br />

Heizen effizienter und umweltschonender<br />

gemacht. Die Wiener Rauchfangkehrer<br />

aus rund 100 Betrieben stehen<br />

beim Wechsel auf neue Systeme beratend zur<br />

Seite und ermöglichen einen sicheren Betrieb.<br />

Mobile Klimaanlagen<br />

„Kaum jemandem ist bewusst, welche Auswirkungen<br />

mobile Klimaanlagen auf den<br />

Lufthaushalt haben“, zeigt sich der Innungsmeister<br />

der Wiener Rauchfangkehrer besorgt.<br />

Nach den vielen Hitzetagen vergangener Jahre<br />

kaufen sich zunehmend mehr Menschen<br />

mobile Klimageräte für ihre Wohnungen.<br />

Doch beim Einsatz ist ein sorgfältiger Umgang<br />

empfehlenswert. Denn der Betrieb kann<br />

im schlimmsten Fall zu einer tödlichen Kohlenmonoxidvergiftung<br />

führen.<br />

Infofolder besorgen!<br />

Wissenswertes zu den Themen<br />

Abgasmessung, Befundungen und Fluchtwegen.<br />

Download: www.rauchfangkehrer.wien<br />

fährden die Bewohner sich selbst, aber auch<br />

ihre Nachbarn und die Rettungskräfte“, sagt<br />

Christian Leiner, Innungsmeister der Wiener<br />

Rauchfangkehrer. „Bricht ein Feuer aus,<br />

nimmt der Rauch in kürzester Zeit Sicht und<br />

Orientierung. Das kleinste Hindernis im Stiegenhaus<br />

kann tödlich sein“.<br />

© Weinwurm<br />

„Die jährliche Luftverbundmessung<br />

hat<br />

das Wohnen sicherer<br />

gemacht. Im Vorjahr<br />

gab es erstmals keinen<br />

tödlichen CO-Unfall.“<br />

Christian Leiner, IM<br />

Rauchfangkehrer Wien<br />

Regelmäßig messen<br />

Vor allem das geruchsneutrale, unsichtbare<br />

und ab einer gewissen Menge hochgiftige<br />

Kohlenmonoxid, werde meist unterschätzt.<br />

„Im Vorjahr entdeckten wir im Zuge der<br />

Hauptkehrungen in Wien über 6.000 Anlagen,<br />

die ein so großes Sicherheitsrisiko darstellten,<br />

dass wir diese sperren mussten. Mehr als<br />

4.600 davon konnten nur dank der Luftverbundprüfung<br />

ausfindig gemacht werden“,<br />

zieht Innungsmeister Leiner Bilanz. Verzeichne<br />

man 2010 noch sieben tödliche Unfälle,<br />

gab es im letzten Jahr glücklicherweise keinen<br />

einzigen. Vor allem die jährliche Überprüfung<br />

des Luftverbundes hat die Sicherheit in<br />

den Wohnungen wesentlich erhöht. Trotzdem<br />

reagieren manche Menschen verärgert über<br />

diese Sicherheitsmaßnahme: Leiner: „Es fehlt<br />

oft das Gefahrenbewusstsein.“<br />

Problem „Luftstoppel“<br />

„An heißen Tagen kann sich im Rauchfang<br />

ein sogenannter Luftstoppel bilden. Ist die Außenluft<br />

heißer als die Abgase, können diese<br />

nicht abziehen, die Luftzirkulation kann zum<br />

Stillstand kommen. „Dichte, geschlossene<br />

Fenster lassen auch keine Sauerstoffzufuhr<br />

von außen zu. Ist hier ein mobiles Klimagerät<br />

in Betrieb, steigen die CO-Werte bedrohlich<br />

an und es kann zu Lebensgefahr kommen“,<br />

warnt Leiner.<br />

Sicherheitsoffensive<br />

Im Frühjahr wurde mit „Sicher Wohnen“ eine<br />

neue Infokampagne gestartet. In speziell zu<br />

diesem Zweck produzierten Broschüren,<br />

wird auch alles rund um den Einbau von Heizund<br />

Warmwassergeräten erklärt. Ebenso finden<br />

sich darin wertvolle Tipps und Hinweise,<br />

welche Befunde einzuholen sind und worauf<br />

geachtet werden muss, um diese Geräte<br />

sorglos zu benutzen.<br />

Fluchtwege freihalten<br />

Ein besonderes Anliegen ist den Rauchfangkehrern<br />

die Freihaltung von Fluchtwegen<br />

und Dachböden. Viele Menschen nutzen<br />

Stiegenhäuser und Dachböden als erweitertes<br />

Vorzimmer für Schuhablagen, Fahrräder,<br />

Kinderwägen oder Pflanzen. „Stiegenhäuser<br />

sind Fluchtwege. Sind diese verstellt, ge-<br />

Tipps für den Sommer<br />

Vorsicht bei Hitze<br />

Hauptkehrung: Die persönliche Anwesenheit<br />

der Bewohner ist wichtig. Der<br />

direkte Kontakt mit ihrem Rauchfangkehrer<br />

lässt viele Probleme oft gar nicht<br />

entstehen.<br />

Wartung: Durchlauferhitzer oder Therme:<br />

immer von einem Installateur-Fachbetrieb<br />

oder dem Kundendienst des Geräteanbieters<br />

durchführen lassen.<br />

Fenster öffnen: Duschen, Geschirrabwaschen,<br />

etc. sobald das Gerät in Betrieb<br />

genommen wird, Fenster bzw. Türe zu<br />

anderen Räumen mit offenem Fenster<br />

öffnen. Auf Vollbäder möglichst verzichten.<br />

Klimageräte: Vor Inbetriebnahme<br />

unbedingt Rauchfangkehrer-Befund<br />

für Lufthaushalt erstellen lassen.<br />

Sommer 2018<br />

185


Im Fokus<br />

Das größte<br />

Tunnelbauprojekt Österreichs<br />

Jetzt wird wieder gebohrt. Gemeinsam mit ihrer im vergangenen Jahr erworbenen Tochter Hinteregger<br />

und Joint Venture Partnern aus Italien hat sich die PORR Baulos H51 Pfons-Brenner mit einer Länge von rund 18<br />

Kilometern gesichert.<br />

BAULOS BBT H51 PFONS-BRENNER<br />

ARGE: PORR Bau GmbH, G. Hinteregger<br />

& Söhne Baugesellschaft m.b.H., Società<br />

Italiana per Condotte d’Acqua S.p.A.,<br />

Itinera S.p.A<br />

Fertigstellungsfrist: 74 Monate<br />

Projekttyp: Planen und Bauen<br />

Vertragswert: rd. 966 Mio. Euro<br />

U<br />

nter der Leitung PORR/Hinteregger<br />

werden die Arbeiten im<br />

Frühsommer 2018 starten. Die<br />

Fertigstellung ist für 2024 geplant.<br />

Das Auftragsvolumen beträgt rund eine Milliarde<br />

Euro.<br />

„Mit dem Bau des größten Tunnelprojekts in<br />

Österreich beauftragt worden zu sein, sehen<br />

wir als Wertschätzung unserer Expertise. Der<br />

Projektumfang, die wechselhaften geologischen<br />

Gegebenheiten und die beschränkten<br />

Platzverhältnisse der Baustelleneinrichtung<br />

stellen besondere Herausforderungen dar.<br />

Bei anspruchsvollen Großprojekten wie beim<br />

Bau der U-Bahnlinie „Green Line“ in Doha<br />

haben wir bewiesen, dass wir auch äußerst<br />

komplexe Aufgaben in der versprochenen<br />

Zeit und Qualität – und im Budget – meistern.<br />

Das kam uns bei der Vergabe des Brenner Basistunnels<br />

sicherlich zugute“, erklärt PORR<br />

CEO Karl-Heinz Strauss.<br />

Der Bauabschnitt H51 umfasst die Errichtung<br />

von zwei Haupttunnelröhren zwischen Pfons<br />

und Brenner, rund neun Kilometer Erkundungsstollen<br />

sowie die Nothalte- und Überleitstelle<br />

bei St. Jodok. Die beiden eingleisigen<br />

Haupttunnelröhren werden hauptsächlich mit<br />

Tunnelbohrmaschinen mit einem Ausbruchsdurchmesser<br />

von 10,37 Metern aufgefahren<br />

– damit lässt sich eine Strecke von bis zu 30<br />

Metern pro Tag und Tunnelbohrmaschine<br />

vortreiben. Der Ausbruch des geplanten Erkundungsstollens<br />

erfolgt durch Sprengvortrieb mit<br />

Spritzbetonsicherung. Die Versorgung findet<br />

über einen einzigen Zugangsstollen statt.<br />

Die PORR verfügt über Erfahrung von mehr als<br />

600 km Tunnelvortrieb und hat bereits für den<br />

Brenner Basistunnel mehrere Erkundungsund<br />

Zugangstunnel gebaut.<br />

n<br />

186 BauTecFokus


INTEGRATED FACILITY SERVICES<br />

SUPPORT<br />

SERVICES<br />

SECURITY<br />

SERVICES<br />

TECHNICAL<br />

SERVICES<br />

CLEANING<br />

SERVICES<br />

CATERING<br />

SERVICES<br />

ISSWORLD.AT<br />

Sommer 2018<br />

187


Projekt<br />

im Fokus<br />

Shanghai-Nantong<br />

Yangtze River Bridge<br />

Brücke der Weltrekorde. In der chinesischen Provinz Jiangsu, nördlich von Shanghai, entsteht die<br />

größte Schrägseilbrücke der Welt, die Shanghai-Nantong Yangtze River Bridge. Künftig hat sie nicht nur die<br />

längste Spannweite der Welt (1.092 m), sondern auch die höchsten Pylone mit 325 Metern.<br />

B<br />

rücken sind in China oftmals Bauwerke der Superlative und konnten bereits<br />

einige internationale Auszeichnungen gewinnen. Die Shanghai-Nantong Yangtze<br />

River Bridge wird sich nach der Fertigstellung 2019 in die Liste der Megabrücken<br />

einreihen. Mit einer Gesamtlänge von 11.072 Metern ist die Brücke in zwei Abschnitte<br />

– eine sechsspurige Autobahn und eine viergleisige Eisenbahnstrecke – unterteilt.<br />

Die Südbrücke ist eine Schrägseilbrücke aus Stahlfachwerk, die über den Hauptkanal des<br />

Flusses Jangtse verläuft. Die nördliche Brücke, die über den Kanal des Tiansheng Hafens führt,<br />

hat einen starren Träger und einen flexiblen Bogen mit einer Hauptspannweite von 336 Metern.<br />

Die Brücke wird künftig nicht nur die größte Schrägseilbrücke der Welt sein, sondern auch<br />

die längste Eisenbahnstahlbrücke. Der Stahlbogen wiegt 32.400 Tonnen, was dem Gewicht<br />

von etwa drei Eiffeltürmen entspricht. Die Pylone entstehen in einem der größten und<br />

tiefsten (115 m) Wasserbeckenfundamente der Welt, vergleichbar mit 12 Basketballfeldern.<br />

Insgesamt werden knapp über 147.000 Kubikmeter Beton für einen Pylon verwendet.<br />

Nebel und schlechte Wetterbedingungen<br />

„Die größte Herausforderung auf dieser Baustelle ist die Höhe von über 300 Metern in<br />

Verbindung mit Nebel und schlechten Wetterbedingungen”, betont Herr Yuan Bo, Leitender<br />

Ingenieur von China Railway Bridge Bureau. Aus diesem Grund entschieden sich die<br />

Bauverantwortlichen für das Doka Selbstkletterschalungssystem SKE100 plus, das selbst<br />

bei extremen äußeren Bedingungen einen reibungslosen Baufortschritt garantiert. Ein<br />

hydraulisches Aggregat V140 ermöglicht das gleichzeitige Klettern der 30 Selbstklettereinheiten<br />

an jedem Fuß und erfüllt höchste Sicherheitsanforderungen. Mit einer Hubkraft<br />

von 10 Tonnen je Klettereinheit eignet sich das System insbesondere für die Struktur der<br />

Pylone und den hohen Anteil an Bewehrungsmaterial. Das Selbstklettersystem wird mit<br />

der Trägerschalung Top 50 kombiniert, die dem Beton seine Form gibt. <br />

n<br />

MARINA ONE SINGAPUR<br />

Standort: Nantong, China<br />

Bauwerksart: Schrägseilbrücke<br />

Spannweite: 1.092 m<br />

Länge: 11.076 m<br />

Höhe Pylon: 325 m<br />

Bauauftraggeber: <strong>MB</strong>EC No.4, No.2<br />

Bauausführende Firma: <strong>MB</strong>EC No.4, No.2<br />

Architekt:<br />

China Railway Major Bridge Engineering Group<br />

Baubeginn: Juni 2016<br />

Fertigstellung: Ende 2019<br />

Schalungsplanung:<br />

Doka China, Engineering (HQ Amstetten)<br />

188 BauTecFokus


Sommer 2018<br />

189


Alfred Watzl<br />

Neu im Führungsteam. Der 47-jährige Manager folgt bei der STRABAG<br />

auf Hannes Truntschnig, der auf eigenen Wunsch in den Ruhestand tritt.<br />

M<br />

it Alfred Watzl verjüngt sich der Vorstand ein weiteres<br />

Mal. Ausschlaggebend für seine Wahl waren neben<br />

seiner umfangreichen Bau- und Konzernerfahrung sowie<br />

seinen Erfolgen seine hohe Sozialkompetenz und seine<br />

ausgeprägten Führungsqualitäten – und nicht zuletzt die starke Identifikation<br />

mit den Konzernwerten, in deren Zentrum die Partnerschaftlichkeit<br />

steht“, streut der Vorsitzende des Aufsichtsrats der STRABAG SE Alfred<br />

Gusenbauer dem neuen Vorstandsmitglied Rosen. Watzl folgt auf Hannes<br />

Truntschnig, der nach 23 Jahren im Holding-Vorstand der STRABAG SE<br />

bzw. ihrer Vorgängergesellschaften in den Ruhestand tritt. Watzl wird das<br />

jüngste Vorstandsmitglied sein und mit dem Segment Nord + West betraut<br />

werden, das Deutschland, Polen, die Benelux-Länder, Skandinavien und<br />

den Spezialtiefbau beinhaltet.<br />

Alfred Watzl aus Neureichenau im Bayerischen Wald war im Wintersemester<br />

1995 Student des ersten Jahrgangs im Studiengang Bauingenieurwesen<br />

an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD). 1999<br />

schloss er dort sein Studium ab.<br />

Bereits in seinem Praktikumssemester war Watzl bei der Firma STRA-<br />

BAG in Katowice, wo er 1999 auch seine berufliche Zukunft als Bauleiter<br />

begann. Nach verschiedenen Managementstationen in diesem<br />

Unternehmen – unter anderem als technischer Direktionsleiter für<br />

Hoch- und Ingenieurbau – trug er dort seit 2013 als Vorstandsmitglied<br />

die Verantwortung für die polnischen Aktivitäten des Konzerns. In<br />

seiner Zeit als Student war Watzl Semestersprecher und gründete den<br />

studentischen VDBau, den Verein Deggendorfer Bauingenieure. Den<br />

Kontakt zur THD ließ der erfolgreiche Bauingenieur auch über die Jahre<br />

nie abreißen und zeigte sich der Fakultät stets verbunden. Als Teilnehmer<br />

am 20-jährigen Jubiläum der Fakultät für Bauingenieurwesen und<br />

Umwelttechnik betonte Watzl die Wichtigkeit einer breit angelegten,<br />

anspruchsvollen Ingenieursausbildung für die gesamte Bauindustrie.<br />

Thomas Birtel, seit Januar 2006 im Vorstand und seit Juni 2013 dessen<br />

Vorsitzender, wurde in seinem Amt bestätigt. Ebenso wurden seine<br />

Kollegen, Finanzvorstand Christian Harder, Peter Krammer und Siegfried<br />

Wanker wiederbestellt.<br />

n<br />

190 BauTecFokus


Advertorial<br />

Erfolg aus<br />

Herzblut<br />

Die Menschen mit ihren Anliegen, Sorgen und Wünschen<br />

zu verstehen. Das ist wohl eine jener Eigenschaften, die Reinhard<br />

Götze zu einem der erfolgreichsten Makler Österreichs machten.<br />

Reinhard Götze,<br />

Geschäftsführer<br />

RE/MAX Immowest<br />

Vom Kopfrechenknirps zum strategischen<br />

Broker Nr. 1 in Österreich:<br />

Die Eltern von Reinhard Götze (Jg. 1957) betrieben<br />

in der Vorarlberger Gemeinde Lauterach<br />

bei Bregenz einen Kiosk, einen Holzhandel,<br />

eine Frächterei und eine Landwirtschaft. Unternehmergeist<br />

wurde Reinhard Götze quasi<br />

in die Wiege gelegt. Während Mutter Anna<br />

als Lauteracher Institution Fremdenzimmer<br />

und die Tabaktrafik managte, saß der Junior<br />

oft im Verkaufsraum. Er rechnete die getätigten<br />

Transaktionen bereits im Kopf durch,<br />

um seine Ergebnisse von der Kasse bestätigt<br />

zu wissen. Das enorme Gedächtnis hat sich<br />

Reinhard Götze als „Datenbank für tausende<br />

Details“ bis heute bewahrt. Auch im digitalen<br />

Zeitalter kann er sich getrost auf diesen Kopfspeicher<br />

verlassen, er hat ihm stets bei der<br />

idealen Zusammenführung von Interessent<br />

und geeignetem Objekt gedient.<br />

Menschenkenntnis und Geschäftssinn<br />

Bei der angesehenen Familie verkehrten in<br />

den 60er und 70er Jahren rund um die Uhr<br />

Gäste der Frühstückspension, Arbeiter oder<br />

Kunden. Sich einen Überblick verschaffen,<br />

zupacken und zu Ende bringen – das war ein<br />

Prinzip im Hause Götze. Die kaufmännische<br />

Schulbildung erwarb Reinhard Götze an der<br />

Handelsakademie, die er 1976 mit der Matura<br />

in der Tasche verließ. Drei Jahre später<br />

emanzipierte er sich vom väterlichen Betrieb<br />

und wurde selbständiger Spediteur. Zwischen<br />

1982 und 1993 arbeitete der exzellente<br />

Netzwerker bei einer Vorarlberger Spedition<br />

als Prokurist, um 1994 in die Baubranche<br />

umzusteigen. Bei einem Vorarlberger Traditionsunternehmen<br />

baute er die dortige Immobilienabteilung<br />

auf, bevor er seine Talente<br />

im eigenen Unternehmen Götze Immobilien<br />

einbrachte und 2008 einen großen Schritt<br />

setzte: Seither gehört er dem Maklernetzwerk<br />

RE/MAX mit seinen Vorarlberger Büros an.<br />

In seinem Unternehmen RE/MAX Immowest<br />

eilt Götze von Erfolg zu Erfolg. Seit Jahren<br />

wird er regelmäßig als bester Makler Österreichs<br />

ausgezeichnet oder führte – obwohl im<br />

kleinsten Bundesland beheimatet – bereits<br />

die „Spur der Besten“ für den österreichweit<br />

höchsten RE/MAX-Monatsumsatz mehrmals<br />

an. Selbst in Europa-Rankings erreicht er<br />

immer wieder sensationelle Platzierungen<br />

unter den ersten fünf.<br />

Filmlocationfinder und Kosmopolit<br />

Das Netzwerk, das sich der erfolgreiche Gründer<br />

in- und außerhalb des Landes aufgebaut<br />

hat, ist legendär. Wenn in Vorarlberg eine<br />

Filmproduktion von Rang und Namen auf<br />

der Suche nach geeigneten Immobilien ist,<br />

wendet man sich vertrauensvoll an Reinhard<br />

Götze. Dasselbe gilt, wenn jemand eine<br />

Premium-Immobilie kaufen oder verkaufen<br />

möchte. Der Immobilienprofi mit dem<br />

markanten weißen Schnurrbart wickelt luxuriöse<br />

Eigenheim-Deals im Millionenwert<br />

ebenso gekonnt ab, wie Industrie-Flächen<br />

oder eine kleine Mietwohnung für Singles.<br />

Neben seinen Hobbies Skifahren, Reisen und<br />

Golf hat der Vielbeschäftigte gemeinsam<br />

mit Ehefrau Cornelia die Erinnerung an die<br />

Familie vornehm bewahrt: Die alte Trafik<br />

und die legendären Fremdenzimmer wurden<br />

stilvoll modernisiert, daneben eine elegante<br />

Gartenoase gestaltet und ein hochkarätiges<br />

Seminarzentrum errichtet. Dieses trägt in<br />

Erinnerung an Götzes Mutter den Namen<br />

„ANNA“ und ist eines der neuesten Projekte<br />

von Vorarlbergs Makler Nr. 1. Denn: „Erfolg<br />

wird“, so Götze „von Herzblut befeuert!“ n<br />

Firmensitz<br />

RE/MAX Immowest<br />

Schulgasse 3, 6900 Bregenz<br />

+43 5574 534 34<br />

vorarlberg@remax-immowest.at<br />

Kontakt<br />

Reinhard Götze<br />

Geschäftsführer<br />

RE/MAX Immowest<br />

+43 664 443 70 58<br />

r.goetze@remax-immowest.at<br />

Sommer 2018<br />

191


Lesen Sie in der<br />

nächsten Ausgabe:<br />

Mobilität Titel. Hier & kommt Logistik. ein Text... Die logistischen Anforderungen bei der Errichtung<br />

von Bauwerken steigen laufend – genauso wie die Überlegungen hinsichtlich<br />

der Mobilität der NutzerInnen bei An- und Zufahrt, aber auch<br />

im Gebäude selbst. Von der Betonanlieferung über die Garagen bis hin<br />

zu Rolltreppen und Leitsystemen und den Vorgaben von Barrierefreiheit.-<br />

Zu Tisch mit … - Das große Interview mit …<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: xxx<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: September 2018<br />

Coming soon …<br />

OÖ SPECIAL<br />

BLUE PRINT<br />

BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />

Media<br />

Impressum:<br />

Medieneigentümer: GNK Media House GmbH, 4020 Linz, Breitwiesergutstraße 10, Tel. +43.1.813 03 46-0,<br />

office@media-house.at, www.media-house.at Redaktionsanschrift: Handelskai 94-96, A-1200 Wien<br />

Geschäftsführer: Philipp Kaufmann, Michael Neubauer<br />

Chefredaktion: Birgit Salomon, MAS<br />

Design&Layout: Jelio Anton Stefanov, Peter Prearo, Johanna Hinterdorfer<br />

Lektorat: Ulrike Riedl<br />

Autoren dieser Ausgabe: Andreas Altstädter, Angelika Fleischl, Erika Hofbauer, Philipp Kaufmann,<br />

Reinhard Krémer, Nadja Luze, Rudolf Preyer.<br />

Anzeigen: Christian Call, Leander Haidacher<br />

Photos: wenn nicht anders angegeben: GNK Media House/DI Katharina Schiffl, GNK Media House/<br />

Michael Hetzmannseder Druck: Niederösterreichisches Pressehaus<br />

DER BAUTECFOKUS WENDET SICH IM SINNE DER GLEICHSTELLUNG GLEICHERMASSEN AN FRAU-<br />

EN UND MÄNNER. AUS GRÜNDEN DER ÜBERSICHTLICHKEIT UND VERSTÄNDLICHKEIT KANN ES BEI<br />

DEN BEITRÄGEN VORKOMMEN, DASS NUR DIE MASKULINE ANSPRECHFORM VERWENDET WIRD.<br />

192 BauTecFokus


www.bautecfokus.at<br />

Das Magazin für Innovation,<br />

Benchmarks, Trends in Bau & Technik<br />

Sommer 2018<br />

193


Buchtipps<br />

Bauordnung für Wien<br />

Kommentierte Gesetzesausgabe<br />

Heinrich Geuder, Gerald Fuchs<br />

1140 Seiten<br />

ISBN: 978 370 733 8447<br />

5. Auflage | 2018<br />

Linde Verlag<br />

108,00 Euro<br />

Kommentierte Gesetzesausgabe<br />

Bauordnung für Wien<br />

Die neue und aktualisierte Auflage reicht vom Baugesetzbuch über die Bautechnikverordnung und<br />

das Kleingartengesetz bis hin zum Kanalgesetz. Die 5. Auflage bietet umfassende Anmerkungen,<br />

legistische Neuerungen in den Nebengesetzen und umfangreiche Judikatur der Höchstgerichte.<br />

Neu aufgenommen wurden:<br />

• das Wiener Heizungs- und Klimaanlagengesetz 2015<br />

• das Wiener Feuerpolizeigesetz<br />

• das Wiener Reinhaltegesetz<br />

• die Wiener Brennstoffverordnung<br />

• der IG-L-Maßnahmenkatalog 2005.<br />

EDITOR´S<br />

CHOICE:<br />

Lesenswert!<br />

ÖNORM B 1300:2018 und<br />

ÖNORM B 1301:2016 richtig anwenden<br />

Objektsicherheitsprüfung<br />

in der Praxis<br />

Ivo Lager<br />

132 Seiten<br />

ISBN: 978-3-85402-346-3<br />

1. Auflage | 2018<br />

Austrian Standards<br />

22,63 Euro<br />

Praxisbuch für Bauindustrie und Baugewerbe<br />

Arbeitsrecht in der<br />

Bauwirtschaft<br />

Christoph Wiesinger<br />

256 Seiten<br />

ISBN: 978-0-000-00000-0<br />

3. Auflage | 2018<br />

Linde Verlag<br />

49,00 Euro<br />

Die regelmäßige Kontrolle eines Gebäudes<br />

auf Schäden und Gefahrenquellen gehört<br />

zu den Pflichten eines Gebäudeeigentümers<br />

bzw. seines Gebäudeverantwortlichen. Die<br />

ÖNORMEN B 1300:2018 "Objektsicherheitsprüfungen für Wohngebäude<br />

– Regelmäßige Prüfroutinen im Rahmen von Sichtkontrollen und zerstörungsfreien<br />

Begutachtungen– Grundlagen und Checklisten" und B 1301:2016<br />

"Objektsicherheitsprüfungen für Nicht-Wohngebäude – Regelmäßige Prüfroutinen<br />

im Rahmen von Sichtkontrollen und Begutachtungen – Grundlagen<br />

und Checklisten" bieten dafür mittels standardisierter Verfahrensregeln<br />

eine Orientierungshilfe, um die erforderlichen und zumutbaren Vorkehrungen<br />

in der Objektsicherheitsprüfung treffen zu können.<br />

Das für die gesamte Bauwirtschaft geltende<br />

Arbeitsrecht in einem Band behandelt<br />

die Neuauflage Arbeitsrecht in der Bauwirtschaft.<br />

Es werden u.a. das Bauarbeiter-<br />

Urlaubs- und Abfertigungsgesetz, Lohn- und Sozialdumping oder das Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz<br />

behandelt.<br />

Neben den auch sonst für Arbeitsverhältnisse geltenden Gesetzen und Verordnungen<br />

informiert dieses Buch über die Sondergesetze der Bauwirtschaft (insbesondere<br />

das BUAG) und die Regelungen in den beiden Kollektivverträgen.Das<br />

Kapitel zu den Haftungsbestimmungen für Entgelt von Bauarbeitern ist neu in<br />

der 3. Auflage. Ebenso werden Lohn- und Sozialdumping näher betrachtet. Verknüpfungen<br />

von Gesetz und Kollektivvertrag bieten einen guten Überblick.<br />

Reinhold Lindner<br />

114 Seiten<br />

1. Ausgabe | März 2018<br />

BMÖ<br />

Sorgfältig geplant | richtig ausgeführt<br />

Kellerbauen<br />

Keller oder Bodenplatte?– Bauherren erwarten sich von Experten Antworten. In diesem Werk finden Architekten,<br />

Planer oder Baumeister eine Entscheidungshilfe. Worauf kommt es beim Kellerbau überhaupt an und was<br />

muss bauphysikalisch beachtet werden? Technisches Knowhow wird gemeinsam mit anschaulichen Beispielen<br />

und wertvollen Tipps vermittelt.<br />

Der Autor Reinhold Lindner ist selbst Bauphysiker und weiß daher, worauf es in der Praxis ankommt.<br />

Er präsentiert den Keller als wertvolle Nutzfläche, nimmt die Kosten sowie die Konstruktion unter die Lupe und<br />

rückt Themen wie die thermische Aktivierung, den Brandschutz oder die Abdichtung des Kellers in den Fokus.<br />

194 BauTecFokus


Dedicated to People Flow TM<br />

KONE 24/7<br />

INTELLIGENTE SERVICES<br />

SIND DA<br />

Mit den neuen KONE 24/7 Connected Services<br />

haben wir stets einen virtuellen Techniker an<br />

Ihrer Anlage.<br />

So können wir handeln, bevor es zu<br />

Störungen kommt. Denn, wann immer etwas<br />

an Ihrer Anlage geschieht, wir wissen es<br />

bereits.<br />

SO SICHER,<br />

24/7<br />

technische<br />

Überwachung<br />

(+200 Parameter)<br />

SO TRANSPARENT,<br />

immer informiert,<br />

in Echtzeit<br />

SO INTELLIGENT,<br />

fast wie<br />

Hellsehen<br />

,<br />

KONE 24/7 Connect<br />

TM<br />

machineconversations.kone.com<br />

www.kone.at


Energiespeicher Beton<br />

Innovativ, zukunftssicher und nachhaltig.<br />

In der Decke integrierte Rohrleitungen speisen den Betonspeicher<br />

und sorgen für eine effiziente Raumtemperierung.<br />

Infos unter:<br />

www.betonmarketing.at/Energiespeicher-Beton<br />

Beton ist ein hervorragender Wärmespeicher<br />

und ein sehr guter Wärmeleiter. Eine thermisch<br />

aktivierte Geschoßdecke aus Beton sorgt für<br />

wohlige Wärme im Winter und angenehme<br />

Frische im Sommer.

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