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Kulturfenster Nr. 01|2021 - Februar 2021

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informiert & reektiert<br />

Was Altes mit<br />

Neuem zu tun hat<br />

Wenn alte Gebäude fallen, fällt ein Stück Identität<br />

Die Volkskundlerin Barbara M. Stocker<br />

beschäftigt sich in folgendem Beitrag mit<br />

der Frage, warum es in bestimmten Fällen<br />

wichtig ist, alte Bausubstanz zu erhalten,<br />

selbst wenn sie nicht unter Denkmalschutz<br />

steht.<br />

Wenn ich vom Abbruch eines alten Gebäudes<br />

höre, so wie dies 2020 mehrmals<br />

der Fall war, erinnere ich mich jedes<br />

Mal an den Abriss des gemeindeeigenen<br />

Gasthauses „Oberhauser“ in Terlan. Auch<br />

hier hatte sich in den 1990er-Jahren eine<br />

Bürgerinitiative mit der Unterstützung des<br />

Heimatpflegeverbandes für den Erhalt des<br />

alten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden<br />

Gasthauses am Dorfplatz eingesetzt.<br />

Leider ohne Erfolg. 1993 ließ die Gemeindeverwaltung<br />

das Gebäude abreißen. Die<br />

Bürgerinitiative schrieb damals in einem<br />

Faltblatt: „Der Oberhauser ist ein untrennbarer<br />

Bestandteil des Dorfzentrums von<br />

Terlan. Sein Abbruch bedeutet, ein altgewohntes<br />

Merkmal für immer auszulöschen.“<br />

Und so geschah es.<br />

Bauerhaltung ist<br />

Umweltschutz<br />

1993 musste das geschichtsträchtige<br />

Gasthaus „Oberhauser“ in Terlan einem<br />

Neubau weichen. Foto: Albert Haberer<br />

Seit damals sind Jahrzehnte vergangen.<br />

Doch die Lage erhaltenswerter Bauten in<br />

Südtirol hat sich nicht gebessert. Sie wird<br />

sich auch nicht bessern, solange die Politik<br />

nicht bereit ist, die Weichen dafür zu<br />

stellen, dass vor dem Abbruch eines Gebäudes<br />

dessen Erhalt steht. In den Reden<br />

fallen zwar die Begriffe „kulturelles<br />

Erbe“, „Tradition“ und „Nachhaltigkeit“.<br />

Doch diese sind nicht gegeben, solange<br />

Gebäude zerstört werden, deren Sanierung<br />

möglich wäre.<br />

Das Problem stellt sich auch in den Nachbarländern.<br />

2007 schrieb die deutsche<br />

Wochenzeitung „Die Zeit“, dass Deutschland<br />

durch die Auslöschung vieler Baudenkmäler<br />

„sein kulturelles Erbe verliert“<br />

und dass der Bauschutt 60 Prozent des<br />

Sondermülls ausmache.<br />

Um dem entgegenzuwirken, gibt es in mehreren<br />

Ländern Initiativen zur Aufklärung<br />

und Information. Die „Deutsche Stiftung<br />

Denkmalschutz“ setzt bei den Jugendlichen<br />

an, unter dem Motto „denk mal aktiv.<br />

Kulturerbe macht Schule“. Im Schweizer<br />

Freilichtmuseum Ballenberg wurde 2007<br />

in Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung<br />

Pro Helvetia ein Haus aus dem 16. Jahrhundert<br />

saniert, das zeigen soll, wie alte<br />

Häuser zu vernünftigen Kosten restauriert<br />

werden können. Den Projektmitarbeiten-<br />

KulturFenster<br />

30 01/<strong>Februar</strong> <strong>2021</strong>

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