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NATURZYT - Das Schweizer Naturmagazin, Ausgabe März 2021

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützen. 4 Ausgaben für nur CHF 29.50

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JA, EINIGE MENSCHEN HALTEN SICH GERNE<br />

REPTILIEN, AMPHIBIEN ODER GAR SPEZIELLE<br />

INSEKTEN ALS HAUSTIERE. WIEDER ANDERE<br />

ZÜCHTEN INSEKTEN ALS FUTTERTIERE FÜR<br />

REPTILIEN ODER SPINNENTIERE.<br />

Ehrlich, solche Menschen gibt es? Finden die anderen<br />

Leute die denn nicht komisch? Und dass es sogar<br />

welche gibt, die uns züchten, aber als Futtertiere,<br />

das ist doch gemein, oder?<br />

Im Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong><br />

Winifred, genannt Winnie, ist eine Bernstein­Waldschabe. Er liebt<br />

es herumzuflitzen, ernährt sich am liebsten von abgestorbenen<br />

Pflanzenteilen und kommt neugierig ins Haus, wenn Licht brennt.<br />

Vögel mag er gar nicht, dafür ist er ein begnadeter Trommler und<br />

bricht damit reihenweise Waldschabendamen­Herzen.<br />

NA JA, ICH SELBST WÜRDE WEDER SOLCH EIN<br />

HAUSTIER HALTEN WOLLEN NOCH WELCHE<br />

ZÜCHTEN. ICH MUSS ABER GESTEHEN, DASS<br />

ICH AUCH SCHON FROH WAR, DASS ES ZÜCHTER<br />

FÜR INSEKTEN GIBT. WIR HATTEN NÄMLICH<br />

MAL EINE KLEINE SPITZMAUS IN WINTER VORM<br />

HUNGERTOD GERETTET, UND DANN INSEKTEN<br />

ZU FINDEN, WÄRE NICHT SEHR EINFACH GE-<br />

WESEN. SO KONNTEN WIR DIE KLEINE GUT<br />

ÜBERWINTERN, INDEM WIR HEIMCHEN UND<br />

GRILLEN IM TIERFUTTERSHOP GEKAUFT HABEN.<br />

Find ich trotzdem nicht sehr nett. Aber na ja, das ist<br />

wohl der Lauf der Dinge. Fressen und gefressen<br />

werden. Und ausserdem vermehren wir uns ja auch<br />

ziemlich stark.<br />

KANNST DU UNS DAZU AUCH NOCH ETWAS<br />

ERZÄHLEN? IST DIE FORTPFLANZUNG BEI ALLEN<br />

SCHABENARTEN GLEICH?<br />

Nein, auch da gibt es sehr viele Unterschiede.<br />

Schabenweibchen locken uns Männchen über<br />

längere Entfernungen mit einem Duftstoff an.<br />

Wir dagegen sondern aus unseren Duftdrüsen<br />

am Hinterleib einen paarungsstimulierenden<br />

Duftstoff ab. Damit locken wir die Weibchen auf<br />

unseren Rücken. Wenn wir dann beide parallel<br />

ausgerichtet sind, packen wir die Weibchen mit<br />

unseren hakenförmigen Genitalanhängen. Bei<br />

vielen Arten kommt es dabei zu einem recht<br />

komplizierten Paarungsspiel, bei dem oft auch<br />

Trommelsignale von uns Männchen eine Rolle<br />

spielen. Ich bin übrigens ein begnadeter Trommler.<br />

Am Ende der Paarung sind wir dann in entgegengesetzter<br />

Richtung orientiert und mit<br />

unseren Genitalien aneinander gekoppelt. <strong>Das</strong><br />

Sperma einer Paarung reicht für mehrere Eipakete<br />

aus. Die Weibchen legen jeweils 20–50 Eier in<br />

ein solches Paket. Je nach Art werden die Eipakete<br />

kurz, etwa 2 Tage, oder sogar bis zur Geburt<br />

mitgetragen. Es gibt somit sowohl Schaben, welche<br />

aus dem Eipaket schlüpfen, als auch solche,<br />

welche lebendgebärend sind. Und je nach Art<br />

brauchen dann die kleinen Nymphen bis zu 13 Ent -<br />

wicklungsstadien, bis sie geschlechtsreif sind. Bei<br />

einigen Arten geht das ganz fix, bei anderen kann<br />

das sogar mehrere Jahre dauern. <strong>Das</strong> ist immer<br />

abhängig von den Lebensbedingungen. Bei ausreichend<br />

Wärme, so um die 30° Grad, geht das<br />

schnell. Also ich habe ganze 2 Jahre gebraucht,<br />

bis ich endlich geschlechtsreif war. Nach der Abage<br />

der Eipakete überwintert unsere Art darin und<br />

schlüpft im folgenden Jahr etwa im Juni, dann<br />

entwickeln sich unsere Nymphen bis etwa zum<br />

vierten Stadium und überwintern nochmals, um<br />

sich dann, etwa im April darauf, weiter zu ent wickeln.<br />

Ab Mai sind dann unsere adulten Tiere zu finden.<br />

DAS IST SEHR INTERESSANT. WANN SEID IHR<br />

DENN ZEITLICH SO UNTERWEGS? EHER NACHTS<br />

ODER AM TAG? UND WIESO WARST DU EIGENT-<br />

LICH IN UNSERER REDAKTIONSKÜCHE UNTER-<br />

WEGS?<br />

Also ich bin eher am Nachmittag in der Bodenvegetation<br />

oder Strauchschicht unterwegs, die<br />

Weibchen und Nymphen aber eher nachts am Boden<br />

oder in der Streuschicht. Da gibt es viel leckeres<br />

Essen. In deiner Küche war ich gar nicht absichtlich,<br />

sondern habe nur das Licht gesehen und bin<br />

deswegen neugierig durch einen offenen Fensterspalt<br />

geschlüpft. Ich bin froh, dass du mich wieder<br />

rausbringst, denn sonst müsste ich da drinnen<br />

elendiglich verhungern.<br />

NA, DAS MÖCHTEN WIR JA NICHT. WIE SIEHT<br />

ES DENN MIT PRÄDATOREN DRAUSSEN AUS?<br />

HABT IHR NEBEN VÖGELN, MÄUSEN ODER<br />

28 <strong>NATURZYT</strong>

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