Höxter-Kurier 535
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<strong>Höxter</strong>-<strong>Kurier</strong> Nr. <strong>535</strong> 3. März 2021 Seite 2<br />
Gespräch an der Theke<br />
Mensch Anton, man kennt dich ja nicht mehr wieder. Du warst ja<br />
immer noch nich beim Friseur und hast dir die Haare schneiden lassen!<br />
Dein Bart sieht auch richtig usselig aus. Vielleicht solltest du dir, wie<br />
Angela Merkel, eine Visagistin zulegen. Dann hättest du mit deiner<br />
Frisur und dem Bart kein Problem.<br />
Stimmt Heinrich, kann aber nich jeder eine persönliche Assistentin<br />
haben. Mein Friseur durfte mir ja die ganze Zeit nicht die Haare<br />
schneiden. Es wird jetzt für mich aber auch höchste Zeit, dass ich<br />
einen Termin bekomme, denn wegen meinem Bartwuchs kann mich<br />
die von der Regierung verordnete FFP2-Maske, schon nicht mehr<br />
vor einer eventuellen Corona-Infektion schützen. Mit meiner Frisur<br />
habe ich eigentlich weniger Probleme, weil ich draußen immer einen<br />
Hut aufsetze. Nächste Woche dürfen die Friseurläden ja auch endlich<br />
wieder öffnen.<br />
Jau Anton, unter einem Hut kann man die langen Haare gut verstecken.<br />
Während die Fußballspieler und Soldaten der Bundeswehr immer einen<br />
akkuraten Haarschnitt hatten, mussten wir sehen, dass wir irgendwie<br />
zurecht kommen. Irgendwann ist unserer Verteidigungsministerin,<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer, doch aufgefallen, dass ihre Jungs<br />
immer schick aussahen. Sie hatte dann ganz schnell per Erlass die<br />
Friseurgeschäfte in den Kasernen schließen lassen. Die Soldatinnen und<br />
Soldaten, durften sich laut Infektionsschutzgesetz auch in Pandemie-<br />
Zeiten immer noch professionell die Haare schneiden lassen.<br />
Na ja Heinrich, eigentlich mussten se das ja auch, denn das entspricht<br />
nun mal den „militärischen Erfordernissen“. Das äußere Erscheinungsbild<br />
der Soldatinnen und Soldaten, muss nicht nur stets korrekt sein,<br />
sondern dient auch dem sicheren Sitz einer ABC-Maske.<br />
Stimmt Anton! Allerdings hatten unsere Soldaten mit ihren Haaren<br />
schon öfter Probleme. Die hatten in den 60er Jahren auch schon mal<br />
Langhaar-Frisuren, die aber durch einen Haarerlass ausdrücklich<br />
verboten waren. Der ehemalige Verteidigungsminister, Helmut Schmidt,<br />
machte es dann aber mit dem Haarnetz-Erlass möglich, dass die<br />
Soldaten ihre schulterlange Haartracht behalten durften, wenn sie im<br />
Dienst ein Haarnetz trugen. Ein Jahr später wurde der Erlass dann<br />
aber doch wieder aufgehoben.<br />
Genau so war es Heinrich! Helmut Schmidt hat für den Haarnetz-Erlass<br />
sogar den „Orden wider den tierischen Ernst“ erhalten. Den Orden des<br />
Aachener Karnevalsvereins hätte unsere Verteidigungsministerin jetz<br />
bestimmt auch bekommen, wenn sie für alle Soldatinnen und Soldaten<br />
Haarnetze beschafft hätte.<br />
Na ja Anton, dann sieh erst mal zu, dass du einen Termin beim Friseur<br />
bekommst. Wird bestimmt nicht ganz einfach sein, denn alle wollen ja<br />
wieder vernünftig aussehen. Ich habe auch schon seit einigen Tagen<br />
verzweifelt versucht einen Friseurtermin oder einen Impftermin zu<br />
bekommen, damit ich von Covid-19 und den Mutanten aus Afrika oder<br />
Großbritannien verschont bleibe. Hat aber weder telefonisch, noch über<br />
das Internet-Portal geklappt, obwohl man im Impfzentrum in Brakel<br />
die Impftermine sogar doppelt vergeben hatte. War dann aber wohl<br />
doch ein Versehen mit der Doppelvergabe. Statt einem Coronavirus,<br />
habe ich mir durch mein verzweifeltes suchen im Internet jetz einen<br />
Computervirus eingefangen.<br />
Tja Heinrich, wer weiß wo du versucht hast, einen Termin zu bekommen.<br />
Außerdem biste ja noch nich an der Reihe, geimpft zu werden.<br />
Ich will jetz auch erst mal meinen Friseur anrufen, damit ich wieder<br />
ein wenig „Würde“ zurückgewinne. Auf diesen Termin bin ich aber<br />
gespannt. Kaffee, Wasser oder Sekt wird es dieses Mal wohl nich geben.<br />
Da die Hygieneauflagen ab dem 1. März noch strenger geworden sind,<br />
muss mein Friseur, da er ja keinen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern<br />
einhalten kann, eine FFP2-Maske tragen und darüber eine Schutzbrille,<br />
oder ein Gesichtsschild.<br />
Jau Anton und du musst eine medizinische Maske tragen. Deshalb<br />
kann er auch nur um die Maske herum schneiden. Dann haste, wenn<br />
du die Maske absetzt, eben einen Corona-Bart. Einige Friseure planen<br />
sogar einen 24-Stunden-Service, um alles wieder aufzuholen.<br />
Ne gute Idee Heinrich, die Friseure müssen jetzt ganz schön reinhauen,<br />
denn viele Kunden haben eine Frisur, die aussieht wie ein Teller voller<br />
Spagetti. Reingehauen haben aber auch die Bauarbeiter beim Bau<br />
des Hallenbades. Unser Bürgermeister meint, dass nur noch einige<br />
Restarbeiten und Techniktests durchgeführt werden müssen und das<br />
Hallenbad dann Ende März endgültig fertig ist.<br />
Na ja Anton, Fertigstellung ist nicht unbedingt Eröffnung, denn der<br />
Termin hängt nämlich von der aktuellen Corona-Lage ab. Karl Lauterbach,<br />
der SPD-Gesundheitsexperte, sieht schon wieder den Beginn<br />
einer neuen Welle. Wenn das Hallenbad dann irgendwann eröffnet<br />
wird, ist es ein Wellenbad.<br />
Kann sein Heinrich, lass uns aber trotzdem schon mal auf den Eröffnungstermin<br />
anstoßen. Prost Heinrich!!!<br />
Prost Anton!!!<br />
HKu<br />
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Das Gespräch an der Theke kompakt -<br />
mehrmals in der Woche eine neue Episode!<br />
facebook/kurier-verlag<br />
Montagmorgen um 8 Uhr. Es ist bereits das dritte Telefonat,<br />
das der hiesige CDU-Landtagsabgeordnete heute führt.<br />
Und wie bei fast allen Gesprächen dreht es sich um Corona<br />
und die Auswirkungen in Bad Driburg und Umgebung. Am anderen<br />
Ende der Leitung ist Manfred Hütte vom Bad Driburger <strong>Kurier</strong>. Es<br />
werden die Fragen gestellt, die zurzeit ganz Deutschland beschäftigen:<br />
Wann können wir endlich wieder das „normale“ Leben aufnehmen?<br />
Lockdown bedroht<br />
Existenzen<br />
Eigentlich ist die Karnevalszeit<br />
eine sitzungsfreie Zeit, tatsächlich<br />
reiht sich eine digitale Sitzung an<br />
die andere. Gemeinsam mit dem<br />
Parteikollegen und Bundestagsabgeordneten<br />
Christian Haase geht<br />
Matthias Goeken zu Besuch im Modehaus Stamm in Nieheim.<br />
Carsten Lödige (Friseur Stenner) im Gespräch mit Matthias Goeken.<br />
Jens Klingemann mit Matthias Goeken.<br />
MdL Matthias Goeken macht sich<br />
für schnelles Ende des Lockdowns<br />
stark / Goeken und Haase wollen<br />
Werbegemeinschaften helfen<br />
Goeken fordert klare<br />
Öffnungsperspektive<br />
Goeken dahin, wo der Lockdown<br />
die Existenzen bedroht: Es gab ein<br />
digitales Meeting mit dem Werbering<br />
Brakel, mit dem Modehaus Stamm<br />
in Nieheim und mit dem Modehaus<br />
Klingemann. Das ist nur eine kleine<br />
Auswahl, so Goeken im Telefonat,<br />
tatsächlich ist das Mitglied des<br />
Verkehrsausschusses sowie des<br />
Ausschusses für Wirtschaft, Energie<br />
und Landesplanung so etwas wie ein<br />
Blitzableiter für den wachsenden<br />
Unmut und das Unverständnis der<br />
Wirtschaft. Er lernt die persönliche<br />
Betroffenheit und die Not der meist<br />
inhabergeführten Unternehmen im<br />
Kreis aus erster Hand kennen. Wichtiger<br />
als jede Überbrückungshilfe sei<br />
jetzt eine klare Öffnungsperspektive.<br />
„Es muss jetzt gezeigt werden, wie<br />
es weitergeht“, sagt er zum Bad<br />
Driburger <strong>Kurier</strong>. Deshalb wolle er<br />
sich noch in dieser Woche mit Christian<br />
Haase und allen Werbegemeinschaften<br />
im Kreis kurzschalten und<br />
Initiativen vorantreiben. Dazu zählen<br />
rechtssichere Sonntagsöffnungen<br />
und weitere Hilfen.<br />
Politiker als Blitzableiter<br />
„Ich stehe wie ein Sender zwischen<br />
Kaimauer und Schiff“, sagt Goeken,<br />
und manchmal sei der Sender auch<br />
eine Art Blitzableiter. Goeken<br />
vermittelt seine Eindrücke an die<br />
Ministerinnen und Minister in Land<br />
und Bund und hofft auf eine klare<br />
Öffnungsperspektive. Allerdings<br />
werden die Coronaregeln in Berlin<br />
entschieden, in der Bund-Länder-<br />
Konferenz, die Minister, das Parlament<br />
und die gewählten Politiker<br />
sind daran nicht oder nicht direkt<br />
beteiligt. „Kein Politiker muss für<br />
seine Taten haften“, sagt er, „dann<br />
sähen manche Entscheidungen anders<br />
aus“. „Viele Politiker in Berlin<br />
quer durch alle Parteien wissen gar<br />
nicht, wie das wahre Leben aussieht“,<br />
sagt der frühere Unternehmer und<br />
Handwerksmeister, was zu einer<br />
„gestörten Wahrnehmung“ führe.<br />
Und mit diesen Entscheidungen ist<br />
Goeken nicht immer einverstanden.<br />
„Es muss sich etwas ändern“, sagt<br />
er und fordert eine Abkehr von einer<br />
Öffnungsperspektive, die sich alleine<br />
an den Inzidenzwerten (35 oder 50<br />
Infizierte pro 100.000 Einwohner)<br />
orientiere. Was hält Goeken von den<br />
verspäteten Zahlungen von Hilfen<br />
an die Unternehmen? Das was die<br />
Unternehmen jetzt brauchen, seien<br />
klare Öffnungsperspektiven. Dann<br />
sprach er sich für Direkthilfen aus,<br />
für die Stundung von Steuern und<br />
Sozialversicherungsbeiträgen, denn<br />
„Liquidität steht vor Rentabilität“.<br />
Die Antragsverfahren von Überbrückungshilfen<br />
seien zu kompliziert.<br />
Sie müssten auch gerade bei den<br />
vielen inhabergeführten Geschäften<br />
im Kreis <strong>Höxter</strong> den Unternehmerlohn<br />
beinhalten.<br />
Impfen als<br />
Gegenstrategie<br />
Lockerungen erst ab Inzidenzwerten<br />
von 35 oder 50 zu ermöglichen,<br />
lehnt Goeken ab, denn diese Werte<br />
resultieren daraus, wie viel getestet<br />
wird. Vielmehr sollte die Krankenhausversorgung,<br />
die Schwere der<br />
Krankheitsfälle, die Impfquote, die<br />
Zahl der immunen Bundesbürger zu<br />
einer „gemixten Zahl“ zusammengeführt<br />
werden. Gerade durch die Impfung<br />
der älteren Menschen erwartet<br />
Goeken eine deutliche Senkung der<br />
Todesfälle der mit oder an Corona<br />
Verstorbenen.<br />
„Aus der Krise lernen“<br />
„Wir müssen aus diese Krise neu<br />
lernen“, sagt Goeken zum Ende des<br />
Telefonats, „müssen den Datenschutz<br />
anpassen, müssen den Staat schlanker<br />
gestalten, Bürokratie abbauen<br />
und Abläufe effektiver gestalten“. Er<br />
begrüßt Schnelltests für Jedermann<br />
und setzt auf die Impfungen. Goeken<br />
kritisiert die Terminvergabepraxis<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung bei<br />
den Impfungen. Aus der anfänglichen<br />
Impfeuphorie sei eine Mangelverwaltung<br />
geworden. „Jetzt müsste<br />
es langsam besser vorangehen“,<br />
ist Goeken optimistisch. Er spricht<br />
sich dafür aus, im ländlichen Raum<br />
Hausärzte in den Praxen impfen zu<br />
lassen. Selber werde er sich auch impfen<br />
lassen und bei den Impfstoffen<br />
nicht wählerisch sein: „Ich nehme<br />
das was kommt“. Goeken rechnet<br />
damit, dass die Pandemie unsere<br />
Art zu leben ändern wird. Vielleicht<br />
werde die jährliche Impfung zur<br />
Regel, vielleicht sehen Stadt- und<br />
Schützenfeste in Zukunft komplett<br />
anders aus, vielleicht werden die<br />
hohen Hygienestandards demnächst<br />
selbstverständlich. Nachdenklich<br />
wurde Goeken, als seine dreieinhalbjährige<br />
Enkeltochter ihm ihren<br />
größten Weihnachtswunsch verriet:<br />
Endlich wieder in den Kindergarten<br />
zu dürfen. So müsse man bei der<br />
Beurteilung auch die Schäden durch<br />
Vereinsamung, Verarmung und anderer<br />
Begleitumstände mit einbeziehen.<br />
Goekens eigener<br />
„Lock-down“<br />
Der 1. März 2021 ist übrigens für<br />
Matthias Goeken ein besonderer<br />
Termin, eine Art „Lock(en)-down“<br />
im positiven Sinne. Um 8.30 Uhr hat<br />
er endlich nach mehreren Monaten<br />
wieder einen Termin mit dem Friseur<br />
seines Vertrauens. Inzwischen<br />
hat sich Goeken mit seinem langen<br />
Deckhaar angefreundet und will<br />
seine Frisur leicht ändern. „Da lasse<br />
ich dann aber lieber Profis ran“,<br />
lacht der Handwerksmeister und Bad<br />
Driburger Bürger.