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Altweibersommer 2016

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Speisesaal, ca. 1910 Prunkschlafzimmer, ca. 1910<br />

Schloss Itter, ca. 1917; erste kolorierte Ansichtskarte<br />

des 14. Jahrhunderts dort gewohnt haben<br />

soll. Gemeinsam mit seinem Bruder Ekkehard,<br />

der auf der nahe gelegenen Burg Luerch<br />

weilte, und den Herren der Werburg<br />

unternahmen sie Raubzüge zu Wasser und<br />

zu Land, plünderten die vielen Frachtschiffe,<br />

die den Inn damals als Hauptverkehrsader<br />

nützten, und gingen als Wegelagerer<br />

schlimmster Sorte in die Geschichte ein.<br />

Generell war das Schloss Schauplatz vieler<br />

zeitpolitischer Geschehnisse und Umbrüche.<br />

Besonders zur Zeit der Bauernaufstände<br />

ging es hier rund. 1526 war ein<br />

schwarzes Jahr für das Bauwerk. Wehrhafte<br />

Bauern aus dem Brixental, die sich gegen<br />

überhöhte Steuern und die Beschneidung<br />

ihrer Rechte zur Wehr setzten, machten es<br />

zur Zielscheibe ihrer Revolte. Schloss Itter<br />

wurde geplündert und gebrandschatzt.<br />

Nach den Aufständen wurden die Beteiligten<br />

jedoch schwer bestraft - 3500 Gulden<br />

mussten sie aufbringen und so den Wiederaufbau<br />

der Burg mitfinanzieren. Ein für<br />

damalige Verhältnisse unglaublich hoher<br />

Betrag, an dem die Schuldiggesprochenen<br />

lange abzubezahlen hatten.<br />

DEM VERFALL PREISGEGEBEN<br />

In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde<br />

es immer ruhiger um Schloss Itter. Ende des<br />

17. Jahrhunderts hatte es seine Bedeutung<br />

beinahe verloren. Die unter Kaiser Maximilian<br />

erworbene Hohe Gerichtsbarkeit<br />

wurde nach Hopfgarten verlegt und mit<br />

dem Abzug der Pfleger und Richter wurde<br />

das Schloss nach und nach dem Verfall<br />

überlassen. 1812 wurde es dann für den<br />

symbolischen Preis von 15 Gulden an die<br />

Gemeinde verkauft. Diese erlaubte den<br />

umliegenden Bauern, Bausubstanzen und<br />

Baumaterialien abzutragen und neu zu<br />

verwenden. Das heutige Gemeindehaus<br />

(Krämerhaus) und das Ittererwirtshaus wurden<br />

beispielsweise so erbaut.<br />

WO TSCHAIKOWSKI UND LISZT ZUM<br />

TANZ LUDEN<br />

Mit dem 19. Jahrhundert beginnt für<br />

Schloss Itter eine Zeit reger Besitzerwechsel.<br />

Unglücklich gemacht habe es seine<br />

Eigentümer, so das einstimmige Credo der<br />

vielen Zeitungsberichte aus diesen Jahren.<br />

Gar als verwunschen wird Schloss Itter<br />

manchmal beschrieben. Tatsächlich, ein<br />

Blick in die Chroniken zeigt, auf lange Zeit<br />

schien Schloss Itter keinem der bisherigen<br />

Besitzer zum Vorteil verholfen haben.<br />

Der erste in einer langen Reihe von Besitzer<br />

war der Münchner Paul Spieß. Er ließ<br />

das Schloss in seiner heutigen Form aus<br />

den alten Grundmauern erbauen. In diesem<br />

herrlichen Ambiente entstand so eine<br />

Fremdenpension mit fünfzig Zimmern.<br />

Festsaal, ca. 1910<br />

Halle, ca. 1910 Festsaal, ca. 1910<br />

» Hier fanden<br />

rauschende<br />

Ballnächte, bei<br />

denen bekannte<br />

Persönlichkeiten<br />

wie Franz Liszt,<br />

Tschaikowski und<br />

Hugo Wolf anzutreffen<br />

waren,<br />

statt. «<br />

Halle, ca. 1910<br />

54 Wilde Kaiserin - <strong>Altweibersommer</strong><br />

<strong>Altweibersommer</strong> - Wilde Kaiserin<br />

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