26.02.2021 Aufrufe

Altweibersommer 2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zur Person<br />

Christian Feuchtner<br />

Christian Feuchtner ist Vater von zwei Töchtern und verheiratet mit Inge. Der große Stolz des Ehepaars<br />

Feuchtner sind ihre zwei Enkelkinder. Der pensionierte Angestellte der Liftanlage Scheffau widmet<br />

seinen Ruhestand ihnen und seinem Handwerksmuseum.<br />

» Ich habe ein<br />

Gespür dafür<br />

entwickelt, ob<br />

das Interesse bei<br />

einem Gast groß<br />

oder klein ist.<br />

Somit kann eine<br />

Führung durch<br />

mein Museum<br />

auch einmal an<br />

die drei Stunden<br />

dauern. «<br />

Christian Feuchter,<br />

Feuchtners Museum<br />

gebührend zu feiern. Die Wände dieser<br />

Stube waren halt doch ziemlich kahl und<br />

so begann man, sie mit vorhandenen alten<br />

bäuerlichen Gegenständen wie Hobeln,<br />

Sensenblättern und Sicheln zu schmücken.<br />

Hier begann nun die Jagd nach<br />

Gegenständen der Vergangenheit, welche<br />

sein Leben bis heute prägt und einen wohl<br />

einzigartigen Einblick in die Berufe des<br />

Alpenraums ermöglicht. Beschriftet ist so<br />

gut wie nichts, es gibt keine Vermerke, die<br />

den Sinn und Zweck des Werkzeuges beschreiben.<br />

Das braucht es auch nicht, da<br />

Christian Feuchtner es dem Besucher lieber<br />

selbst erklärt. „Ich habe im Laufe der<br />

Jahre ein Gespür dafür entwickelt, ob das<br />

Interesse bei einem Gast groß oder eher<br />

klein ist. Somit kann eine Führung durch<br />

mein Museum auch einmal an die drei<br />

Stunden dauern“, erzählt er mit einem<br />

Schmunzeln im Gesicht.<br />

MUSEUMSOBJEKTE ZUM ANGREIFEN<br />

Keine Vitrinen oder Scheiben trennen<br />

den Interessierten vom Ausstellungsstück.<br />

„Das Berühren der Figüren mit den Pfoten<br />

ist verboten“, dieser altbekannte Museumswärter-Spruch<br />

gilt im Handwerksmuseum<br />

Scheffau nicht. Das „Angreifen“<br />

und „Ausprobieren“ der Werkzeuge ist für<br />

den Laien oft selbsterklärend und lässt die<br />

Funktion erahnen. Sei es bei einer Speiseeismaschine<br />

für den Hausgebrauch aus<br />

der Jahrhundertwende oder bei einer Axt,<br />

an der man sehen kann, dass der Schmied<br />

die stumpfe Klinge aus Stahl immer wieder<br />

erneuerte, oder bei den grazilen Hämmern<br />

und Punzen des Goldschmieds. An<br />

einem der Durchgänge im Museum hängt<br />

ein wunderschön gefertigter „Ranzen“.<br />

Diese ledernen Leibgurte, welche zur<br />

männlichen Tracht im Alpenraum wie der<br />

Gamsbart auf dem Hut gehörten, erleben<br />

seit einigen Jahren eine richtige Renaissance.<br />

Ein in diesem Verfahren gefertigter<br />

Gurt konnte damals den Gegenwert eines<br />

Pferdes betragen. Ein solches Accessoire<br />

zur Tracht war und ist auch heute wieder<br />

ein beträchtliches Statussymbol. Aber nur<br />

mehr wenige Handwerker beherrschen<br />

heutzutage diese Fertigkeit.<br />

PANOPTIKUM DER JAHRHUNDERTE<br />

Eines der ältesten Stücke der Sammlung<br />

Feuchtner ist wohl eine aus einem Holzstück<br />

gearbeitete Schneeschaufel. Der<br />

gegenüber an einem Wandregal stehen<br />

Bügeleisen, angefangen von solchen, die<br />

noch mit heißen Kohlen befüllt wurden,<br />

bis hin zum ersten Dampfbügeleisen.<br />

Vergessene Berufe, wie der des Bürstenbinders,<br />

inklusive des dazugehörenden<br />

Werkzeuges, kann man in Scheffau ebenfalls<br />

finden. Ein weiterer aussterbender<br />

Beruf, welcher bis vor Kurzem noch sehr<br />

gefragt war, nämlich der des Graveurs und<br />

Ziseleurs, ist auch im Portfolio der „Sammlung<br />

Feuchtner“ vertreten. Die schwere Eisenkugel,<br />

gefüllt mit Pech und ruhend auf<br />

einem mit Sand befüllten Lederring, diente<br />

diesem Fachberuf zur Bearbeitung seiner<br />

fragilen und grazilen Werkstücke aus Metall.<br />

Aber auch Kuriositäten sind vorhanden,<br />

wie z.B. ein Massagegerät aus den<br />

späten 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

mit verschiedenen Aufsätzen. Die<br />

dazugehörende Beschreibung verspricht<br />

wahre Wunder, welche dieses Gerät ermöglichen<br />

soll. Von schlaffen Brüsten,<br />

Doppelkinn, Prostatabeschwerden, hin<br />

zu Spreizfüßen und Arterienverkalkung<br />

soll das Gerät Linderung der Beschwerden<br />

geben. Dominierend, in der Mitte der<br />

Ausstellungsflächen steht ein roter, sehr gepflegter<br />

alter Steyr-Traktor. Hierbei kommt<br />

Christian Feuchtner ins Schwärmen: „Mein<br />

Traktor ist nicht nur ein museales Ausstellungsstück,<br />

er kommt auch bei Oldtimer-<br />

Treffen noch zum Einsatz.“<br />

DER WEG ZUM MUSEUM<br />

Der alte Bauernhof, der ehemals eine<br />

Mühle war, liegt direkt an der Hauptstraße,<br />

bei der Bushaltestelle Niederachen. Der<br />

Eintritt ist frei, freiwillige Spenden ermöglichen<br />

und erhalten das Museum. Die Öffnungszeiten<br />

erfolgen nach telefonischer<br />

Anfrage unter der Nummer +43(0)5358 –<br />

8261. Museumsbesitzer Christian Feuchtner<br />

würde sich über mehr Besucher aus<br />

der Umgebung freuen. Man kann sicher<br />

sein, das einzigartige Handwerksmuseum<br />

Scheffau ist einen längeren Besuch wert.<br />

84 Wilde Kaiserin - <strong>Altweibersommer</strong><br />

<strong>Altweibersommer</strong> - Wilde Kaiserin<br />

85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!