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WILLI OSTERMANN

BIOGRAPHIE

über hinaus gefolgt war, zog es ihn mit unwiderstehlicher Sehnsucht in seine Vaterstadt

zurück. Wohl hatte er auch draußen ein Auge für das Schöne einer fremden

Umgebung, aber das Schönste blieb für ihn immer wieder sein Köln. In seiner Heimat

war er überall ein gern gesehener Gast, den man nicht nur schätzte und liebte

als den großen Lobsänger und Dichter seiner Heimat, sondern auch als einen gemütund

humorvollen, witzigen Plauderer.

Willi Ostermann entstammte einer Beamtenfamilie. Die Schulbank drückte Willi in

einer Deutzer Volksschule, und heute noch lebende Schulkameraden Ostermanns

wissen zu erzählen, daß er bereits als Schuljunge einen Ruf unter seinen Mitschülern

durch seine lustigen Reime genoß; auf Gedichte, die auswendig zu lernen waren,

verfaßte er beinahe im Handumdrehen Parodien. Auf dem Schulhof umstanden ihn in

den Pausen die Klassenkameraden und bogen sich vor Lachen, wenn Willi seine

Witzchen und Krätzchen erzählte und ihnen Liedchen vorsang, meist in Kölsch, die

er zum Teil selbst verfaßte. Er erfreute sich großer Beliebtheit unter seinen Mitschülern,

weil er nicht nur stets zu tollen, aber immer harmlosen Streichen aufgelegt,

sondern auch ein herzensguter, hilfsbereiter, treuer Kamerad war.

Aber lassen wir einmal Willi Ostermann selbst über seine Jugend und seinen Weg

zum Kölner Karneval und zum späteren Volksliederdichter erzählen. In einer kleinen

Abhandlung „Mein Werdegang (biographische Wandelbilder)“ schreibt Ostermann wie

folgt: Geboren: Jawohl! Besondere Kennzeichen: Impertinent blond, auf kölsch: fussig,

auf hochdeutsch: rot, in Koseworten: goldig (achtzehn Karat). Rufname: „Zwei zu fuffzehn".

Auch Pit Fries, der Herausgeber der „Lustigen Kölner Zeitung“ und langjähriger

Freund Willi Ostermanns, weiß aus seinen Jugendjahren zu erzählen: „Will’

war bereits als Schuljunge Theaterdirektor und dabei sein eigener Hausdichter. Op d'r

Läuv, also auf der Mansarde, hatte er sich ein Hänneschentheater eingerichtet. Die

Puppen waren von ersparten Sonntagsgroschen und gepfuschtem Brückengeld angeschafft.

Den Glanzpunkt seines Repertoires bildete eine selbstverfaßte Posse mit

Gesang und „Knuze“ , betitelt: „De Blotwoosch“ .

Noch in späteren Jahren versicherte Ostermann stets mit Stolz, daß sein Theater

unter „dä Pänz un Quös“ der Nachbarschaft sich großer Beliebtheit erfreut hätte und

daß er viele ausverkaufte „Läuve“ zu verzeichnen gehabt habe.

Zu Erhöhung des Opfermutes des deutschen Volkes in der Heimat hat Ostermann

durch seine dichterische Kunst erheblich beigetragen. Ein unvergängliches

Denkmal dieses Opfermutes bleibt „Der Kölner Bauer in Eisen“ . Dieses auf Veranlassung

des Kölner Kommerzienrates Max von Guilleaume von der Meisterhand

Professor Wallners entstandene Standbild vor dem Gürzenich zu Köln war seinerzeit

wegweisend für ganz Deutschland. Tag für Tag schlugen zahlreiche Kölner Bürger

ihren Nagel als Sinnbild für das, was sie auf dem Altar des Vaterlandes opferten, in

das aus Eichenholz geschnitzte Denkmal ein. Dieses Nageln war der Anlaß zu dem

in ganz Deutschland bekannt gewordenen Kriegsliedes „Dä Kölsche Boor en Iser“

Lesen wir aus dem Berichte des Stadtanzeigers zur Kölnischen Zeitung (vom 26. Juli

1915), wie es von den Kölnern bei seinem Bekanntwerden aufgenommen wurde:

....... Nun aber kam doch erst der wichtigste Augenblick. Das neue Lied von Willi

Ostermann: Der Kölsche Boor en Iser. Der Kölner Männerchor trug es unter Begleitung

der Kapelle der 59er vor, und den Kehrreim sangen bald alle Anwesenden mit

Wenn nicht unser aller Herz so voll Ernst wäre, dann hätte man die stürmische

Huldigung, die dem Dichterkomponisten dargebracht wurde, Jubel nennen können.“

Daß dieses Lied den Zustrom zu dem Standbild erheblich steigerte, ist eine erwiesene

Tatsache.

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