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Die Mila Käsefibel

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<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist sehr<br />

weich, fein, der Käse schmilzt fast wie<br />

Butter. <strong>Die</strong>se sehr elegante Konsistenz<br />

wird von allen geschätzt und geliebt.<br />

Der Geruch des Käses erinnert an<br />

milchige, getoastete und nussige Noten.<br />

Je nach Reifegrad überwiegt der<br />

buttrige bzw. der karamellige Geschmack.<br />

Je reifer, umso mehr sind diese<br />

Aromen ausgeprägt.<br />

OSWALD THÖNI ODER DAS REZEPT,<br />

DAS ALLE KANNTEN UND NIEMAND WUSSTE<br />

Wo sollte er nur anfangen, dachte sich<br />

Oswald Thöni, als er den Auftrag bekam,<br />

den ersten Südtiroler Käse schützen<br />

zu lassen. Thöni war damals Käsemeister<br />

in der <strong>Mila</strong>-Käserei Burgeis im<br />

Vinschgau, jener Südtiroler Region, die<br />

an die Schweiz grenzt und dadurch<br />

von Käse, wie wir ihn heute kennen, am<br />

meisten Ahnung hatte. „Wir Vinschger<br />

sind die Einzigen in Südtirol, die schon<br />

früh Labkäse hergestellt haben“, sagt<br />

Oswald Thöni. Es gab also eine Tradition<br />

im Vinschgau. So viel war klar. Es<br />

gab aber kein eindeutiges und schriftliches<br />

Rezept, auf das man sich hätte<br />

stützen können.<br />

Ob der Käse gut wurde, hing lange<br />

einfach vom Senner ab. Nicht vom<br />

Rezept. „<strong>Die</strong> Senner waren Geheimniskrämer.<br />

<strong>Die</strong> haben ihr Wissen für sich<br />

behalten. Das war ihr tägliches Brot<br />

im nächsten Jahr“, erzählt Thöni. Dass<br />

aus der Milch Käse geworden ist, war<br />

alles andere als eine klare Sache. Oft<br />

war es ein Probieren viel mehr als ein<br />

Wissen. Immer wieder ist es passiert,<br />

dass Bauern das Almpersonal gezahlt<br />

haben, und am Ende der Saison gab<br />

es keinen Käse. „Das war ein Schaden“,<br />

sagt Herbert Pinggera, Jahrgang<br />

1933, Bauer am Fraggeshof in Stilfs<br />

und 30 Jahre Almmeister auf der Stilfser<br />

Alm. „Käse war früher ein totales<br />

Naturprodukt. Man konnte nicht wie<br />

heute die Folgen jedes Handgriffs vorhersehen“,<br />

sagt Thöni. „Oh mei“, sagt<br />

der Bauer, „einmal hat die Säuerung<br />

nicht funktioniert, dann ist die Molke im<br />

Käse geblieben und der Käse hat ganz<br />

bitter geschmeckt, oder es war zu viel<br />

Wasser im Käse, dass er vom Regal<br />

geflossen ist. Schrecklich.“ Man kann<br />

also verstehen, wenn Oswald Thöni<br />

sagt: „Ein guter Senner ist hoch gehandelt<br />

worden.“<br />

DEN KÜHEN<br />

AUFS MAUL GESCHAUT<br />

In seiner Käserei stellte Oswald Thöni<br />

nun Käse her, der immer gelang und<br />

von gleichbleibender Qualität war.<br />

Er hatte die Vinschger Tradition in<br />

Wissen gepresst und in einem Rezept<br />

nachvollziehbar gemacht. Dabei verfolgte<br />

er eine besondere Philosophie.<br />

„Ich wollte so traditionell wie möglich<br />

arbeiten. So wie man es früher musste.“<br />

Das macht den ursprungsgeschützten<br />

Stilfser Käse auch aus.<br />

Milch, die für den Stilfser Käse verwendet<br />

wird, stammt einzig von Südtiroler<br />

Bergbauernhöfen. <strong>Die</strong> Kühe erhalten<br />

bevorzugt Futter, das in der Region<br />

wächst. Zur Säuerung der Milch wer-

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