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Die Mila Käsefibel

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Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

KÄSE<br />

aus der Milch von Südtirols kleinen Bergbauernhöfen<br />

Tradition und Leidenschaft


Unsere Käsemeister<br />

haben die <strong>Mila</strong>-Käsesorten<br />

den zwölf Sternzeichen zugeordnet.<br />

Jede Sorte ist in ihren<br />

Charaktereigenschaften<br />

einzigartig.<br />

Welcher Käse passt zu Ihrem<br />

Tierkreiszeichen?<br />

PUSTERTALER<br />

„Der Lausbub“<br />

SCHLANDERSER LEICHT<br />

„Der edle Ritter“<br />

Fische<br />

Widder<br />

KRÄUTERHEXE<br />

„Der Freigeist“<br />

Wassermann<br />

Steinbock<br />

WEINKÄSE LAGREIN<br />

„Der Eigenwillige“<br />

Schütze<br />

Skorpion<br />

PSEIRER ZIEGENKÄSE<br />

„Der Geheimnisvolle“<br />

ORTLER<br />

„Der Flirter“<br />

SCHWARZENSTEIN<br />

„Der Gipfelstürmer“<br />

PFEFFERKÄSE<br />

„Der Scharfzüngige“


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

MILA-KÄSESORTEN · STERNZEICHEN 2<br />

STILFSER g.U.<br />

„Der Drahtzieher“<br />

Stier<br />

Zwilling<br />

VINSCHGER<br />

„Der Luftikus“<br />

Krebs<br />

DOLOMITENKÖNIG<br />

„Der Sagenheld“<br />

Löwe<br />

Jungfrau<br />

ALTA BADIA<br />

„Der Kühne“<br />

GRAN SPICCHIO<br />

„Der Reife“<br />

Waage<br />

BELA BADIA<br />

„<strong>Die</strong> Geschmeidige“<br />

MASCARPONE<br />

„Der Einwanderer“<br />

FRISCHKÄSE<br />

„Der Zielstrebige“<br />

MARIENBERGER<br />

„Der Waagrechte“<br />

PRAGSER STANGE<br />

„Der Elastische“


Kräuterhexe<br />

lat. Herbarum Maga<br />

Der Freigeist –<br />

für eine Käseverkostung mit<br />

magischer Anziehung und mancher Heilkraft<br />

21.01. – 19.02.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Wassermann<br />

Ich bin, wie ich bin: das könnte<br />

ein Satz der Kräuterhexe sein.<br />

<strong>Die</strong>ser Käse liebt die Freiheit.<br />

Das Schlimmste für ihn: sein<br />

wie alle anderen. Er braucht<br />

Publikum, dann entfaltet er sich<br />

gern: den Wind, der durch das<br />

Gras blühender Almwiesen<br />

weht, die Bäuerin, die<br />

mit ihren Fingern<br />

die Grasspitzen streichelt, das<br />

Wasser, das kühl in der Mittagssonne<br />

gluckst. In seinem<br />

Wesen ist der Käse flippig, er<br />

gilt als außergewöhnlich und<br />

unberechenbar. Unter unseren<br />

Käsespezialitäten<br />

ist er<br />

der freie<br />

Geist.


1<br />

6<br />

KRÄUTERHEXE · „DER FREIGEIST“<br />

4<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

BESCHREIBUNG<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 20 cm<br />

Höhe:<br />

5 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 2,4 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 45 %<br />

Reifung:<br />

30 Tage<br />

Rinde:<br />

hellgelbe Rinde, die mit Kräutern<br />

und Heublumen ummantelt ist<br />

Konsistenz:<br />

weich, fein, geschmeidig<br />

Lochung:<br />

Bruch- bzw. Schlitzlochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: frisch, angenehm, milchig, nach<br />

Kräutern, Kräuterbutter, Wiesen,<br />

Weide<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

<strong>Die</strong>ser Käse stellt aufgrund seines verführerischen<br />

Äußeren einen Blickfang<br />

dar.<br />

Der Käse wird von einer hellgelben<br />

Rinde umhüllt, die mit Kräutern sich<br />

schmückt. Der Geruch der Rinde geht<br />

in Richtung Kräuter, Weide oder Alm.<br />

Das Innere des Käses ist von hellem<br />

bis strohfarbenem Gelb, je nach Jahreszeit.<br />

Der Käseteig weist eine Bruchbzw.<br />

Schlitzlochung auf.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist fein,<br />

weich, geschmeidig und schmelzend.<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

sind frisch und angenehm, es kommen<br />

milchige, buttrige Noten zum<br />

Vorschein, die von Kräuteraromen,<br />

Wiesen, Weiden und Natureindrücken<br />

begleitet werden.<br />

<strong>Die</strong> Rinde sollte bei der Verkostung mitgegessen<br />

werden.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


WENN DIE MILCHGEISTER INS KRAUT SCHIEßEN<br />

HERSTELLUNG<br />

Milch stehlen, Milch verderben, Milch<br />

in Blut verwandeln. Was hat man<br />

den „Hexen“ nicht alles vorgeworfen<br />

in den vergangenen Jahrhunderten.<br />

Der Sarner Bäuerin Barbara Pachler,<br />

genannt „Pachler-Zottl“, zum Beispiel<br />

wird 1540 der Prozess gemacht, weil<br />

sie angeblich von ihrer Mutter gelernt<br />

hat, Milch von den Nachbarn in die<br />

eigenen Kühe zu zaubern. Sie wird<br />

am lebendigen Leib verbrannt. In Völs<br />

„gesteht“ Anna Jobstin neben vielen<br />

wahnwitzigen Vergehen, sie habe<br />

Milch von fremden Kühen gestohlen,<br />

indem sie diese von einem Stock abgemolken<br />

habe. Dafür habe sie fünf<br />

Kräuter zu einem Strauß gebunden<br />

und dem Teufel übergeben. Sie wird<br />

1506 hingerichtet. 1<br />

Erst im 18. Jahrhundert kommen die<br />

Richter zur Vernunft. Bis dahin ist vieles,<br />

was unerklärbar schiefgeht, Teufelswerk.<br />

<strong>Die</strong> Milchschäden<br />

sind in der bäuerlichen<br />

Welt Kapitalverbrechen,<br />

sie können nicht ungesühnt bleiben.<br />

Man schaut sich um: Den Frauen<br />

oblag früher das Melken und Käsen,<br />

auf ihren Höfen lebten sie am Rande<br />

der Gesellschaft, ebenso wie die Unkräuter,<br />

mit denen sie experimentierten,<br />

und die dunklen Mächte, mit denen sie<br />

naturgemäß paktelten. Na bitte, da<br />

haben wir die Schuldigen.<br />

Schon bald fummeln andere am Gegenzauber,<br />

hängen Thymian und<br />

Rosmarin über die Stalltür, schütten<br />

Salz ins Butterfass, streichen mit<br />

einem Wacholderzweig über den<br />

Milchkübel. Alles, um böse Geister<br />

abzuwehren. Vereinzelt bis weit ins<br />

20. Jahrhundert hinein. 2<br />

Moment, was heißt das für die Kräuterhexe?<br />

Wird der Käse durch den<br />

Kräutermantel von oder vor den überirdischen<br />

Geistern beschützt? Als Erstes<br />

schmeckt man Liebstöckel. Im Mittelalter<br />

war es ein beliebtes Heilmittel,<br />

das die Verdauung fördern und Menstruationsbeschwerden<br />

lindern soll. Zur<br />

gleichen Zeit war man überzeugt, dass<br />

allein der Blick einer blutenden Frau<br />

die Milch gerinnen lässt. Wussten wir<br />

es doch.<br />

<strong>Die</strong> Kräuterhexe spielt mit einem<br />

Kindheitsgeschmack. 17 alpine Kräuter,<br />

darunter Thymian, Schabziegerklee,<br />

Bärlauch und Bohnenkraut,<br />

haben Entwickler Ludwig Tschurtschenthaler<br />

und sein Team zu einem<br />

komplexen Gewürz gemischt. Ein<br />

Kraut sticht heraus: Liebstöckel, das<br />

bekannte Maggikraut. „Bei allen<br />

Verkostungen hat dieser Geschmack<br />

überzeugt“, sagt Ludwig, „alle verbinden<br />

mit ihm eine Erinnerung.“<br />

Alle Kräuter und Blüten sind getrocknet<br />

und thermisch behandelt. Sie werden<br />

kurz vor der Abfüllung im Käsefertiger<br />

in den Käseteig eingearbeitet. <strong>Die</strong><br />

Kuhmilch, aus der die Kräuterhexe gefertigt<br />

ist, ist ebenso wie das zugefügte<br />

Kälberlab frei von Gentechnik.<br />

Nach dem Salzbad reift der Käse bei<br />

tiefen Temperaturen im Reiferaum der<br />

Käserei in Bruneck im Pustertal. Hier<br />

werden die Laibe alle zwei Tage gewendet<br />

und mit Salzwasser gebürstet.<br />

Mitten im Raum steht ein Tisch. Von<br />

Hand werden die gereiften Laibe dort<br />

mit Kräutern und Blüten von Ringelund<br />

Kornblume dekoriert. So ist keine<br />

Kräuterhexe wie die andere.<br />

1<br />

(Perkmann, <strong>Die</strong> Völser Hexenprozesse 1506 und 1510)<br />

2<br />

(Hager/ Schönweger / Hönigschmid, Südtiroler Kräuterfrauen)


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

KRÄUTERHEXE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

6<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

<strong>Die</strong> Kräuterhexe kann sowohl pur als auch in<br />

Kombination mit sehr intensiven Brotsorten verzehrt<br />

werden. Wir finden sie in Südtirol sehr oft<br />

auf dem typischen „Marendbrettl“. Aufgrund<br />

ihres speziellen Geschmacks wird sie gerne bei<br />

Käseverkostungen und Käsebuffets gereicht, da<br />

sie eine wunderbare Ergänzung zu sehr vielen<br />

anderen Käsesorten darstellt.<br />

Zu Kartoffeln und zu Speck ist sie ein wunderbarer<br />

Begleiter.<br />

Sie kann auch für die Zubereitung von Omeletten<br />

oder zum Überbacken von Fleisch verwendet<br />

werden und dabei unerwartete Aromen schenken.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Kräuterhexe<br />

und SEKT<br />

Kräuterhexe<br />

und BIER<br />

Kräuterhexe<br />

und BROT<br />

Zu diesem Käse passt<br />

hervorragend ein Goldmuskateller<br />

oder ein<br />

„blumiger“ Gewürztraminer.<br />

<strong>Die</strong>se Kombination ist ein<br />

Highlight und ist empfehlenswert.<br />

Allerdings muss<br />

der Sekt ein gewisses Maß<br />

an Restsüße aufweisen.<br />

<strong>Die</strong>se Anpassung ist<br />

besonders originell,<br />

wenn ein Sixtus Bier der<br />

Brauerei Forst zum Käse<br />

kombiniert wird.<br />

Als hervorragende<br />

Kombination eignen sich<br />

Weißbrot, Kümmelbrot,<br />

Vinschger Urpaarl oder ein<br />

Südtiroler Schüttelbrot.


Schlanderser leicht<br />

lat. Silanderes Levis<br />

Der edle Ritter –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit sportlichen Tugenden<br />

20.02. – 20.03.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Fische<br />

Es geht nichts über gute Intuition.<br />

Was der Schlanderser kann,<br />

fordert er auch von den anderen.<br />

<strong>Die</strong>ser Käse ist komplex<br />

und schwierig in der Herstellung.<br />

Heimlich wird er beobachtet,<br />

weil die Käser endlich<br />

seinen Geheimnissen auf die<br />

Spur kommen wollen.<br />

Setzt man ihm<br />

die Gabel<br />

an die Brust, weicht er elegant<br />

aus. Und wieder bleibt der<br />

Zweifel: „Ist das wirklich ein<br />

Magerkäse?“, denn er ist besonders<br />

cremig, alles andere<br />

als ein typischer Asket. Figurbewusste<br />

und sportliche Menschen<br />

sind im Nu hingerissen<br />

von seiner noblen<br />

Bescheidenheit.


1<br />

6<br />

SCHLANDERSER LEICHT · „DER EDLE RITTER“<br />

8<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 35 cm<br />

Höhe:<br />

9 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 9 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: max. 32,5 %<br />

Reifung:<br />

40 Tage<br />

Rinde:<br />

strohgelb bis leicht rötlich<br />

Konsistenz:<br />

weich, elastisch<br />

Lochung:<br />

Bruchlochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: leicht säuerlich, leicht hefig mit<br />

leicht animalischen Noten<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten<br />

Rinde von strohgelber bis leicht rötlicher<br />

Farbe umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />

geschlossen und etwas rau, bedingt<br />

durch die Käsepflege.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

Keller (Käsekeller) und animalische<br />

Note.<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />

der Käseteig von einer Bruchlochung<br />

durchzogen ist.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist geschmeidig<br />

und elastisch. <strong>Die</strong>s passt<br />

sehr gut zum Gesamtbild des Käses.<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

sind leicht säuerlich, hefig, animalisch.<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

mild/lieblich würzig/scharf


MAGER WAR DER KÄSE WIE DIE ZEITEN<br />

HERSTELLUNG<br />

Der erste Käse in den Alpen war mit<br />

Sicherheit mager, sagt der Schweizer<br />

Foodhunter Dominik Flammer. <strong>Die</strong> Älpler<br />

kannten die römische Methode,<br />

mit Lab Fettkäse herzustellen, noch<br />

nicht. Bis ins Mittelalter blieb die Sauermilchkäserei<br />

für den Eigenbedarf<br />

im Gebirge die wichtigste Form der<br />

Milchverarbeitung. 1<br />

Später, als der Käse auch in den Alpen<br />

fetter wurde und die Bauern Geld<br />

mit dem „guten Kas“ verdienen wollten,<br />

waren die Zeiten nicht danach,<br />

um dick zu werden. Dafür sorgten<br />

schon der Landesfürst und der Bischof.<br />

Immer wieder wogen sie ab: Was ist<br />

wichtiger, das Seelenheil oder der<br />

Fettbedarf der Christen? <strong>Die</strong> Butternachfrage<br />

in den Städten oder der<br />

Käseverdienst der Bauern?<br />

Entschieden wurde lange gegen den<br />

Käse. So wurde der Käseverkauf<br />

durch Händler 1573 in der Tiroler<br />

Landesordnung einfach<br />

verboten.<br />

Butter galt im Mittelalter<br />

als verbotenes<br />

Lebensmittel<br />

für das Volk.<br />

Um 1700 wurde die Fettkäserei<br />

komplett untersagt; zugelassen war<br />

nur die Herstellung von Magerkäse,<br />

der Rahm wurde für die Butter<br />

der Adeligen und Bürger gebraucht.<br />

Was aber ist der Leib, wenn die Seele<br />

auf dem Spiel steht. Bischof Nikolaus<br />

von Kues (Cusanus) war gnadenlos:<br />

Im 15. Jahrhundert bestand er darauf,<br />

dass in Tirol Milch, Käse und Butter<br />

an allen Fastentagen – nahezu 150 im<br />

Jahr – gemäß päpstlicher Verfügung<br />

verbotene Speisen waren. <strong>Die</strong> Leute<br />

sollen eben Olivenöl essen, sagte<br />

der Bischof. Nur wo das in den rauen<br />

Bergen zu kriegen war, das sagte er<br />

den Leuten nicht. Es blieb nur, sich freizukaufen:<br />

mit dem „Schmalzpfennig“,<br />

ähnlich dem Kirchenablass. Das Verbot<br />

selbst blieb weitere hundert Jahre<br />

aufrecht. Dann gab der Papst auf. 2<br />

Ob sich die braven Tiroler rächen wollten,<br />

als sie den Kässonntag einführten?<br />

So wird in Südtirol der erste Fastensonntag<br />

genannt. Historiker meinen,<br />

das rühre daher, dass am Samstag<br />

davor große Käsemärkte stattfanden.<br />

Man musste sich schließlich eindecken<br />

für die magere Fastenzeit. Oder?<br />

Der Schlanderser ist der Magerkäse<br />

von <strong>Mila</strong>. Und eine besondere Herausforderung<br />

für die Käser. Magerkäse<br />

wirkt leicht trocken und leer im Geschmack.<br />

Da ein beachtlicher Fettanteil<br />

durch Wasser ersetzt wird, besteht<br />

die Gefahr, dass der Käse bitter wird.<br />

„Da sind die Käser sehr gefordert“,<br />

sagt Ludwig Tschurtschenthaler, Käsefachmann<br />

im Milchhof Bruneck, „sie<br />

müssen den Geschmack in den Käse<br />

hineinbringen.“<br />

<strong>Die</strong>ses Verfahren hat sich bewährt: <strong>Die</strong><br />

Milch wird homogenisiert, wie sonst<br />

nur beim Blauschimmelkäse üblich.<br />

Dabei entstehen von einem großen<br />

Fettkügelchen viele kleine. So wird<br />

die Milch insgesamt cremiger. Danach<br />

hängt es vom Geschick der Käser und<br />

der Rezeptur ab, wie die Mischung der<br />

Milchsäurebakterien im Käse gelenkt<br />

wird, um das gewünschte Aroma zu<br />

erhalten.<br />

Über die Jahre ist das Rezept des<br />

Schlanderser immer wieder verfeinert<br />

worden. „Wir sind auf dem Weg zur<br />

Perfektion“, sagt Ludwig Tschurtschenthaler.<br />

1<br />

(Flammer/ Müller: Das kulinarische Erbe der Alpen, S. 78 ff.)<br />

2<br />

(Arunda Kulturzeitschrift, Nr. 53, Milch, S. 74 und 119 f.)


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

SCHLANDERSER LEICHT · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

10<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Schlanderser leicht kann sowohl pur als<br />

auch in Kombination mit Schüttelbrot,<br />

Grissini oder mit Buttermilch<br />

genossen werden.<br />

Der Schlanderser eignet sich<br />

sehr gut zur Zubereitung<br />

von Käsesalat.<br />

Er entfaltet seinen besonderen<br />

Geschmack, wenn er in Verbindung<br />

mit Karotten serviert wird.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Schlanderser<br />

und MILCH<br />

Schlanderser<br />

im WURSTSALAT<br />

Schlanderser<br />

und BROT<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu leichten, fruchtigen<br />

Rotweinen, wie einem<br />

Südtiroler Vernatsch.<br />

Eine angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung<br />

findet er mit einer frisch<br />

pasteurisierten Vollmilch von<br />

Kühen.<br />

Der Schlanderser kann aber<br />

auch mit der „Milchperle“<br />

(fermentierte Magermilch)<br />

von <strong>Mila</strong> kombiniert werden.<br />

Im Käsesalat oder Wurstsalat<br />

fühlt sich der Schlanderser<br />

sehr wohl. <strong>Die</strong> Zutaten<br />

wie Essig, Öl und Zwiebel<br />

unterstreichen seinen<br />

Charakter. Es kommt keine<br />

Rivalität auf – im Gegenteil.<br />

Mit Schüttelbrot und<br />

Grissini ergibt sich eine<br />

harmonische Verbindung.<br />

Gut eignet sich auch ein<br />

halbschwarzes Brot.


Pustertaler<br />

lat. Pustriosa Vallis<br />

Der Lausbub –<br />

für eine Käseverkostung<br />

voller Energie und Leidenschaft<br />

21.03. – 20.04.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Widder<br />

Her mit den Siebenmeilenstiefeln!<br />

Der Pustertaler ist ein Energiebündel:<br />

Er hat Schwung, alles an ihm<br />

strebt nach vorne, dem Neuen<br />

entgegen. So gesehen ist bei ihm<br />

immer Frühling. Was kümmert’s<br />

ihn, wenn andere Bedenken haben:<br />

Er strahlt Optimismus und<br />

Siegeswillen aus.<br />

Sollen es alle sehen: Er ist ein<br />

ursprünglicher Geselle – feurig,<br />

impulsiv und leidenschaftlich. Zu<br />

verstecken gibt es da nichts. Nur<br />

leben nach Lust und Laune.


PUSTERTALER · „DER LAUSBUB“<br />

12<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 35 cm<br />

Höhe:<br />

9 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 9 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: mind. 50 %<br />

Reifung:<br />

70 Tage<br />

Rinde:<br />

hellgelb, dunkelgelb (wenn gewaschen)<br />

bis rötlich<br />

Konsistenz:<br />

weich, geschmeidig und elastisch<br />

Lochung:<br />

vereinzelte runde, erbsengroße Löcher<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: sehr angenehm und mild, aromatisch<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

<strong>Die</strong>ser Käse wird aus Kuhmilch hergestellt.<br />

Wie alle unsere Käsesorten wird<br />

auch der Pustertaler aus Milch ohne<br />

Gentechnik hergestellt. Davon ist das<br />

für die Eiweißgerinnung notwendige<br />

Lab nicht ausgenommen.<br />

<strong>Die</strong> Dicklegung der Milch erfolgt bei<br />

einer Temperatur von 32,5°C mittels<br />

Kälberlab. Nach dem Schneiden der<br />

Gallerte wird das Bruch-Molkegemisch<br />

in eine Wanne zum Vorpressen<br />

abgefüllt.<br />

Anschließend wird der Käselaib geformt<br />

und in den Formen gepresst. Das<br />

Salzen erfolgt im Salzbad.<br />

<strong>Die</strong> Reifung der Käselaibe erfolgt auf<br />

Holzbrettern.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Der Käse wird laufend mit Salzwasser<br />

gepflegt. Dem Salzwasser werden<br />

spezielle Mikroorganismen hinzugefügt,<br />

die den besonderen Charakter<br />

des Käses unterstreichen. Nur so erhält<br />

der Pustertaler Käse die richtige<br />

Rindenstruktur und seinen geschmacklichen<br />

Charakter.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


WENN PAUL EBENKOFLER AUSRÜCKT, GIBT’S AM NÄCHSTEN TAG KÄSE<br />

10.17 Uhr. Füllstand im Wagen: 6.100<br />

Liter Milch. Wir sind gut in der Zeit.<br />

Fährt Paul Ebenkofler deshalb so langsam<br />

um die Kurve? „Jetzt kommt gleich<br />

der Linienbus von Ahornach“, sagt er.<br />

Tatsächlich. Da ist der Bus. Paul lacht.<br />

Seit 18 Jahren fährt er die Bergstraßen<br />

im Ahrntal hinauf und sammelt die<br />

Milch von 72 Bauern ein. Er ist einer<br />

von 32 Milchsammelfahrern von <strong>Mila</strong>.<br />

Oft steht eine einzige Milchkanne am<br />

Straßenrand. An anderen Sammelpunkten<br />

warten die Bauern und tauschen<br />

Neuigkeiten aus. „Manche sehe<br />

ich nie“, sagt Paul, „andere jeden Tag.“<br />

Jeden Tag wird in Südtirol die Milch<br />

der Bauern abgeholt. Auch sonntags.<br />

Früher haben die Bauern die Milch<br />

mit dem Linienbus in die Sennerei<br />

geschickt.<br />

10.35 Uhr. 7.200 Liter Milch. Vier Stunden<br />

ist der Paul auf dieser Route unterwegs.<br />

<strong>Die</strong> erste Tour beginnt schon um<br />

5.45 Uhr. Er fährt bei Wind und Wetter.<br />

„Da gibt’s nichts. Du musst hinauf in die<br />

Dörfer“, sagt er. Nur einmal hat er kapituliert.<br />

Zu viel Schnee. Da kam der<br />

Paul einen Tag zu spät.<br />

„Hoi, Paul“, winkt ein Bauer, der sich an<br />

den Rand der Straße drückt. „Frisch<br />

auf?“, fragt Paul. „Immer“, sagt der<br />

Bauer. Viel Zeit ist nicht. In Windeseile<br />

zieht der Schlauch die Milch<br />

aus dem „Ponzn“, wie man<br />

hier sagt, in den<br />

Milchwagen.<br />

450 Liter in der Minute. Der Bauer erzählt<br />

gerade noch, dass er beim Schlägern<br />

der Zirbelkiefern ist. Dann muss<br />

der Paul weiter.<br />

10.56 Uhr. 8.300 Liter. Auf einer der<br />

Milchkannen legt er zwei Papiertüten<br />

ab. Schwangerschaftstests für die<br />

Kühe. Einmal drückt ihm ein Bauer<br />

eine einzelne Milchprobe in<br />

die Hand.


PUSTERTALER · „DER LAUSBUB“ 14<br />

HERSTELLUNG<br />

Der Pustertaler ist der Veteran unter<br />

den <strong>Mila</strong>-Käsesorten. Zum ersten<br />

Mal hat Käsemeister Lorenz Stecher<br />

(s.S. 86) den Käse 1974 auf den Markt<br />

gebracht. Damals war er die erste Sorte<br />

in Südtirol mit Rundlochung.<br />

Paul Ebenkofler bei der täglichen Abholung<br />

der frischen Bergmilch direkt am Hof<br />

Sie soll im Labor untersucht werden.<br />

Es ist eine kleine Welt. Man kennt sich.<br />

Man hilft sich. <strong>Die</strong> Milchqualität muss<br />

trotzdem stimmen. Da ist auch der<br />

Paul eisern.<br />

Am frühen Morgen hat er erfahren,<br />

dass er heute Milchproben ziehen<br />

muss. „Das wissen wir nie vorher.“<br />

Von jedem Bauern wird eine Probe<br />

Milch auf Hemmstoffe untersucht. <strong>Die</strong><br />

Kontrollen laufen über den Südtiroler<br />

Sennereiverband.<br />

12.16 Uhr. Zurück im Tal, wo die größeren<br />

Höfe liegen, klettert die Milch rasend<br />

die Messsäule hinauf. 17.023,9 Liter<br />

sind es am Ende. <strong>Die</strong> Milch eines<br />

Abends und eines Morgens. Ohne<br />

Hemmstoffe, das muss die Probe ergeben.<br />

<strong>Die</strong> Bauern passen auf. Sie<br />

wissen, sonst wird die gesamte Milch<br />

entsorgt, und es gibt kein Geld. Paul<br />

meldet die Milchmenge noch von unterwegs<br />

an die Sennerei. „So können<br />

die dort die Milch schon verplanen.“<br />

Vorausgesetzt das Labor gibt grünes<br />

Licht. Ob auch der Pustertaler heute<br />

dran ist, den die Sennerei seit 1974<br />

herstellt?<br />

<strong>Die</strong> größte Herausforderung für den<br />

damals jungen Käsemeister war: Wie<br />

kriege ich nur jene Löcher in den Käse,<br />

die ich dort haben will? Lorenz: „Das<br />

war ein bissl eine Kunst.“ <strong>Die</strong> Lösung<br />

ist: In der Vorpresswanne muss so<br />

viel Molke sein, dass der Käseteig<br />

vollständig untertauchen kann. „Man<br />

muss aufpassen, dass man keine Luft<br />

drinnen hat.“<br />

Verarbeitet wird die Kuhmilch, die am<br />

Vortag gesammelt wurde. „<strong>Die</strong> Milch<br />

muss frisch sein, sonst gelingt der Käse<br />

nicht“, sagt Lorenz Stecher. Im Fall<br />

<strong>Mila</strong> ist die verwendete Milch frei von<br />

Gentechnik.<br />

Der Pustertaler hat sich gut erhalten.<br />

„Er sieht fast genauso aus wie damals,<br />

als ich ihn entwickelt habe“, befindet<br />

Lorenz Stecher.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der autochthone Pustertaler kann sowohl pur als<br />

auch in Kombination mit Speck, Äpfeln sowie<br />

Brot verzehrt werden. In der typischen alpinen<br />

Küche wird er zum Schmelzen auf Polenta und<br />

Gemüse eingesetzt. Er wird gerne für Käseknödel,<br />

für Risotti und zum Verfeinern von Vorspeisen<br />

verwendet.<br />

Wir finden ihn sehr oft auf dem typischen Südtiroler<br />

„Marendbrettl“.<br />

Gern gesehen ist er als Begleiter in den verschiedensten<br />

Salaten.


PUSTERTALER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE 16<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Pustertaler<br />

und HONIG<br />

Pustertaler<br />

und SPECK<br />

Pustertaler<br />

und BROT<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu leichten, fruchtigen<br />

Rotweinen, wie dem Südtiroler<br />

Vernatsch, oder zu<br />

leichten Weißweinen, wie<br />

dem Weißburgunder,<br />

einem nicht zu stark ausgebauten<br />

Kerner oder einem<br />

leichten Riesling.<br />

Es eignet sich besonders gut<br />

ein Blütenhonig, z.B. Apfelblütenhonig<br />

(nur einen zarten,<br />

hauchdünnen Honigstreifen<br />

über den Käse träufeln)<br />

Eine glückliche „Mariage“:<br />

Beide Produkte ergänzen<br />

sich und werten den anderen<br />

Partner auf. Im Gaumen<br />

ergibt sich dadurch ein<br />

Gleichgewicht und somit<br />

ein harmonisches Zusammenspiel<br />

der Geschmacksnuancen.<br />

Es sollte Speck mit<br />

wenig weißem Fett- bzw. mit<br />

einem hohen Fleischanteil<br />

dazu gegessen werden.<br />

Eine tolle Kombination stellt<br />

das Nussbrot dar. Allerdings<br />

dürfen im Nussbrot<br />

nicht zu viele geröstete Nüsse<br />

vorkommen, ansonsten<br />

geht der Geschmack vom<br />

Käse verloren.<br />

Ein weiterer Begleiter wäre<br />

eine Laugenstange.<br />

Pustertaler<br />

und APFEL<br />

Pustertaler<br />

und MILCH<br />

Pustertaler<br />

und DESTILLATE<br />

Pustertaler<br />

und BIER<br />

Besonders gut ist die Kombination<br />

mit einem reifen,<br />

saftigen Golden Delicious.<br />

Eine angenehme und<br />

harmonische Übereinstimmung<br />

ergibt sich mit frisch<br />

pasteurisierter Vollmilch<br />

von Kühen.<br />

In Verbindung mit einem<br />

Marillendestillat werden<br />

unerwartete Aromen<br />

freigesetzt.<br />

Als Begleitung zum prominenten<br />

Südtiroler eignet<br />

sich das Kronenbier der<br />

Brauerei Forst.


Stilfser g.U.<br />

lat. Stilvis Transitus<br />

Der Drahtzieher –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit gesichertem Ursprung<br />

21.04. – 21.05.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Stier<br />

Er weiß, wer Geduld hat,<br />

kommt ans Ziel. Man muss nur<br />

die richtigen Fäden spannen.<br />

Der Stilfser g.U. stellt andere<br />

ganz schön auf die Probe. Er<br />

zieht einfach sein Ding durch.<br />

Ruhig und selbstzufrieden lächelt<br />

er über das Erreichte.<br />

Nie könnte er das vergessen<br />

oder sich hinreißen lassen,<br />

plötzlich etwas ganz und gar<br />

Verrücktes zu tun. Es zählt, was<br />

man sieht. Darüber allerdings<br />

kann mancher beim Stilfser ins<br />

Träumen geraten.<br />

Der erste und einzige Südtiroler Käse<br />

mit Ursprungsschutz


1<br />

6<br />

STILFSER G.U. · „DER DRAHTZIEHER“<br />

18<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 35 cm<br />

Höhe:<br />

9 cm<br />

Gewicht:<br />

9 – 10 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 50 %<br />

Reifung:<br />

mind. 60 Tage<br />

Rinde:<br />

hellgelb, dunkelgelb<br />

(wenn gewaschen) bis rötlich<br />

Konsistenz:<br />

weich, elastisch<br />

Lochung:<br />

vereinzelte runde,<br />

erbsengroße Löcher<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: aromatisch, sehr intensiv und würzig<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />

hellgelben bis dunkelgelben<br />

Rinde umschlossen. <strong>Die</strong>se ist etwas rau,<br />

bedingt durch den Abrieb der Rotkultur.<br />

Durch diese Maßnahme ist die Rinde<br />

des Stilfser trocken und nicht nässend.<br />

Ein weiteres Merkmal ist, dass<br />

sich der typische, intensive Geruch nur<br />

im Käse konzentriert.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

vegetaler Note, angetrocknetes Gras<br />

und Heu. Ebenso finden wir leicht nussige<br />

Noten. Erkennbar ist eine feine<br />

und leichte Holznote, die auf die Lagerung<br />

und Reifung auf Holzbrettern<br />

zurückzuführen ist.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />

der Käseteig mit vereinzelten, gleichmäßig<br />

verteilten, runden Löchern<br />

ausgeschmückt ist. <strong>Die</strong>ser Anblick<br />

lässt bereits das Wasser im Munde<br />

zusammenfließen. >><br />

mild/lieblich würzig/scharf


<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist sehr<br />

weich, fein, der Käse schmilzt fast wie<br />

Butter. <strong>Die</strong>se sehr elegante Konsistenz<br />

wird von allen geschätzt und geliebt.<br />

Der Geruch des Käses erinnert an<br />

milchige, getoastete und nussige Noten.<br />

Je nach Reifegrad überwiegt der<br />

buttrige bzw. der karamellige Geschmack.<br />

Je reifer, umso mehr sind diese<br />

Aromen ausgeprägt.<br />

OSWALD THÖNI ODER DAS REZEPT,<br />

DAS ALLE KANNTEN UND NIEMAND WUSSTE<br />

Wo sollte er nur anfangen, dachte sich<br />

Oswald Thöni, als er den Auftrag bekam,<br />

den ersten Südtiroler Käse schützen<br />

zu lassen. Thöni war damals Käsemeister<br />

in der <strong>Mila</strong>-Käserei Burgeis im<br />

Vinschgau, jener Südtiroler Region, die<br />

an die Schweiz grenzt und dadurch<br />

von Käse, wie wir ihn heute kennen, am<br />

meisten Ahnung hatte. „Wir Vinschger<br />

sind die Einzigen in Südtirol, die schon<br />

früh Labkäse hergestellt haben“, sagt<br />

Oswald Thöni. Es gab also eine Tradition<br />

im Vinschgau. So viel war klar. Es<br />

gab aber kein eindeutiges und schriftliches<br />

Rezept, auf das man sich hätte<br />

stützen können.<br />

Ob der Käse gut wurde, hing lange<br />

einfach vom Senner ab. Nicht vom<br />

Rezept. „<strong>Die</strong> Senner waren Geheimniskrämer.<br />

<strong>Die</strong> haben ihr Wissen für sich<br />

behalten. Das war ihr tägliches Brot<br />

im nächsten Jahr“, erzählt Thöni. Dass<br />

aus der Milch Käse geworden ist, war<br />

alles andere als eine klare Sache. Oft<br />

war es ein Probieren viel mehr als ein<br />

Wissen. Immer wieder ist es passiert,<br />

dass Bauern das Almpersonal gezahlt<br />

haben, und am Ende der Saison gab<br />

es keinen Käse. „Das war ein Schaden“,<br />

sagt Herbert Pinggera, Jahrgang<br />

1933, Bauer am Fraggeshof in Stilfs<br />

und 30 Jahre Almmeister auf der Stilfser<br />

Alm. „Käse war früher ein totales<br />

Naturprodukt. Man konnte nicht wie<br />

heute die Folgen jedes Handgriffs vorhersehen“,<br />

sagt Thöni. „Oh mei“, sagt<br />

der Bauer, „einmal hat die Säuerung<br />

nicht funktioniert, dann ist die Molke im<br />

Käse geblieben und der Käse hat ganz<br />

bitter geschmeckt, oder es war zu viel<br />

Wasser im Käse, dass er vom Regal<br />

geflossen ist. Schrecklich.“ Man kann<br />

also verstehen, wenn Oswald Thöni<br />

sagt: „Ein guter Senner ist hoch gehandelt<br />

worden.“<br />

DEN KÜHEN<br />

AUFS MAUL GESCHAUT<br />

In seiner Käserei stellte Oswald Thöni<br />

nun Käse her, der immer gelang und<br />

von gleichbleibender Qualität war.<br />

Er hatte die Vinschger Tradition in<br />

Wissen gepresst und in einem Rezept<br />

nachvollziehbar gemacht. Dabei verfolgte<br />

er eine besondere Philosophie.<br />

„Ich wollte so traditionell wie möglich<br />

arbeiten. So wie man es früher musste.“<br />

Das macht den ursprungsgeschützten<br />

Stilfser Käse auch aus.<br />

Milch, die für den Stilfser Käse verwendet<br />

wird, stammt einzig von Südtiroler<br />

Bergbauernhöfen. <strong>Die</strong> Kühe erhalten<br />

bevorzugt Futter, das in der Region<br />

wächst. Zur Säuerung der Milch wer-


STILFSER G.U. · „DER DRAHTZIEHER“ 20<br />

Oswald Thöni (li.) im Käse-Gespräch<br />

mit Herbert Pinggera aus Stilfs<br />

den ausschließlich natürliche Keime<br />

eingesetzt, die in der Sennerei weitergezüchtet<br />

werden. „Es war wichtig,<br />

dass sich die Bakterien an das Medium<br />

Milch gewöhnen können“, erinnert<br />

sich Thöni, „dazu brauchen sie aber<br />

vier bis fünf Tage.“<br />

WER SCHMIERT<br />

DENN SCHON DEN KÄSE?<br />

Nur einige wenige schmierten damals<br />

ihre Käse, erinnert sich Oswald Thöni.<br />

Er schmierte jeden Käse in der Reifephase<br />

mit Rotkultur ein, einer Bakterienkultur,<br />

die in der Luft liegt und speziell<br />

gezüchtet wurde, im individuellen<br />

Zusammenspiel aus Temperatur, Feuchtigkeit,<br />

Salzgehalt und den Fichtenbrettern,<br />

auf denen der Stilfser gelagert<br />

wird. „Alle zwei Tage wird der junge<br />

Käse damit geschmiert“, sagt Oswald<br />

Thöni.<br />

Früher nahmen sich nicht alle Senner<br />

dafür die Zeit. „Nein, wir zum Beispiel<br />

haben die Käse nie geschmiert“, erinnert<br />

sich Herbert Pinggera, „wir kannten<br />

nicht einmal das Salzbad.“ Der<br />

Käse auf der Alm wurde oft mit Naturschimmel<br />

gereift. „Bevor er von<br />

der Alm gekommen ist, hat man<br />

ein Messer genommen und den<br />

Schimmel abgekratzt,“ ergänzt<br />

Oswald.


OSWALD THÖNI<br />

Oswald Thöni kann als „Vater“ des<br />

Stilfser g.U. bezeichnet werden.<br />

Er war 1977 bis 1987 Leiter der Käserei<br />

<strong>Mila</strong> in Bozen. Dort war er federführend<br />

im Einsatz bei der Entwicklung<br />

und Produktion der vielen Käsespezialitäten,<br />

auf die noch heute aufgebaut<br />

wird. Es waren die sog. „wunderbaren<br />

Jahre“ der urigen Käse namens „Granat“,<br />

„Rigatello“, „Kampill“, „Seiser<br />

Alm“ und auch der Südtiroler Ricotta.<br />

<strong>Mila</strong> stellte unter Thöni auch Mozzarella,<br />

den Ortler, eine geräucherte<br />

Caciotta, den weichen Schnittkäse<br />

„Tina“ sowie Quark her. Ab 1986 war<br />

<strong>Mila</strong> mit Thöni der erste Südtiroler<br />

Hersteller von Mascarpone. <strong>Die</strong> Herstellung<br />

erfolgte damals nach dem<br />

Prinzip der Ultrafiltration. Durch einen<br />

rein mechanischen Prozess wurden die<br />

Milchinhaltsstoffe aufkonzentriert.<br />

Als Langtauferer aus dem Vinschgau<br />

wechselte Thöni dann 1987 seinen<br />

Arbeitsort nach Burgeis. <strong>Die</strong> dortige<br />

Sennerei wurde in den Jahren 1987<br />

bis 2004 von <strong>Mila</strong> gepachtet. In<br />

dieser Zeit wurde der Stilfser Käse<br />

von <strong>Mila</strong> in Burgeis hergestellt. <strong>Die</strong><br />

gut gehütete Rezeptur verlangte den<br />

Einsatz von autochthoner Bakterienflora<br />

im Keller, die äußerst schonende<br />

Behandlung der Rohmilch sowie<br />

eine sorgfältige Käsepflege während<br />

der Reifung.<br />

2005 erkrankte Oswald Thöni und seine<br />

Krankheit hielt ihn viele Jahre fern<br />

von seiner größten Leidenschaft, die er<br />

zum Beruf gemacht hatte. Doch kurz<br />

bevor er erkrankt war, hatte er alle ministeriellen<br />

Obliegenheiten begleitet,<br />

die schlussendlich zur Anerkennung<br />

der Ursprungsbezeichnung für den<br />

Stilfserkäse im Jahr 2007 führten. Außerdem<br />

hatte er vor Ende des <strong>Mila</strong><br />

Pachtvertrages in der Sennerei Burgeis<br />

bereits regen Kontakt mit seinen Käsereikollegen<br />

im Milchhof Bruneck, wo<br />

sein Wissen um den Stilfser Käse auch<br />

heute noch täglich Anwendung findet.<br />

Oswald Thöni ist heute in Pension und<br />

erfreut sich wieder bester Gesundheit.<br />

Oswald Thöni im Reifekeller<br />

(1985)


STILFSER G.U. · „DER DRAHTZIEHER“ 22<br />

HERSTELLUNG<br />

Der Stilfser Käse ist ursprungsgeschützt.<br />

Seine Herstellung erfolgt nach<br />

genau festgelegten Kriterien eines<br />

sog. Pflichtenheftes. Jeder einzelne<br />

Schritt in der Produktion ist vorgegeben<br />

und wird akribisch dokumentiert.<br />

<strong>Die</strong> Milch ist ohne Gentechnik. <strong>Die</strong> Käsereifung<br />

dauert mindestens 60 Tage. Es<br />

werden Laibe von 8 bis 10 Kilo Gewicht<br />

produziert.<br />

Einzigartig ist die autochthone Rotkultur,<br />

mit der die Laibe während der Reifephase<br />

zwei Mal in der Woche geschmiert<br />

werden und die dem Stilfser<br />

seinen typischen würzigen Geschmack<br />

und sein rötliches Aussehen verleiht.<br />

Eine Selektion dieser autochthonen<br />

Kultur wird heute in Flüssigstickstoff bei<br />

–196°C aufbewahrt. „Sie muss ewig<br />

halten“, sagt Ludwig Tschurtschenthaler,<br />

der heutige Leiter der Käseentwicklung<br />

bei <strong>Mila</strong>. Bei Bedarf werden aus<br />

dieser Mutterkultur kleine Mengen entnommen<br />

und in der Sennerei weitergezüchtet.<br />

Dazu werden die gefrorenen<br />

Bakterien in Wasser aufgelöst und mit<br />

Milchbestandteilen gefüttert. Damit<br />

die Bakterien gut wachsen, müssen die<br />

Glaskolben, in denen sie schwimmen,<br />

ständig geschüttelt werden. Auf diese<br />

Weise wird dem Nährmedium immer<br />

genug Sauerstoff zugeführt. Das geht<br />

dann zwei, drei Tage so, bis sich die<br />

Bakterien um einige Milliarden vermehrt<br />

haben.<br />

Irmgard Oberkofler mit den<br />

fleißigen Rotkulturbakterien<br />

„Rotkulturbakterien sind Sportfreaks bei<br />

Zimmertemperatur. Sie müssen tanzen,<br />

damit sie sich vermehren“, sagt Produktionsleiter<br />

Florian Pueland. Wieder einmal<br />

stehen im Schüttelapparat in der<br />

Brunecker Sennerei im Pustertal drei<br />

Behälter, die in ständiger Bewegung<br />

gehalten werden. Zwei bis drei Tage<br />

dauert es, bis die Kultur den richtigen<br />

pH-Wert erreicht hat und der Salzlake<br />

beigemengt werden kann.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Stilfser g.U. kann sowohl pur als auch in<br />

Kombination mit Speck, Äpfeln und Brot genossen<br />

werden.<br />

In der typischen alpinen Küche dient er zum<br />

Schmelzen auf Polenta und Gemüse. Er wird gerne<br />

für Käseknödel, für Risotti und zum Verfeinern<br />

von Vorspeisen verwendet. Wir finden ihn sehr oft<br />

auf dem typischen Südtiroler „Marendbrettl“.<br />

Er kann für Salate verwendet werden oder als<br />

Teil einer Käsefonduemischung.


STILFSER G.U · VERWENDUNG IN DER KÜCHE 24<br />

Stilfser g.U.<br />

und WEIN<br />

Stilfser g.U.<br />

und BIER<br />

Stilfser g.U.<br />

und SEKT<br />

Stilfser g.U.<br />

und DESTILLATE<br />

Zum Stilfser lassen sich gut<br />

ein Kerner, ein Vernatsch,<br />

oder, wer einen extravaganten<br />

Gaumengenuss<br />

sucht, ein Gewürztraminer<br />

kredenzen.<br />

Als Begleitung zum prominenten<br />

Südtiroler eignet sich<br />

das Kronenbier der Brauerei<br />

Forst oder das helle<br />

Bock, das durch seinen Charakter<br />

den Stilfser g.U. mit<br />

seinen Geschmacksnuancen<br />

herausfordert.<br />

Es eignen sich besonders<br />

gut halbtrockene<br />

Schaumweine.<br />

Stilfser g.U.<br />

und SPECK<br />

Ein besonderes Highlight<br />

stellt die Kombination aus<br />

Stilfser und Vinschger<br />

Marillenschnaps dar.<br />

Stilfser g.U.<br />

und APFEL<br />

Stilfser g.U.<br />

und MILCH<br />

Eine angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung findet<br />

der Vinschger mit frisch<br />

pasteurisierter Vollmilch<br />

von Kühen.<br />

Stilfser g.U.<br />

und BROT<br />

Als hervorragende Kombination<br />

zeigt sich das<br />

Vinschger Urpaarl.<br />

Eine super Kombination.<br />

Beide Produkte ergänzen<br />

sich und werten den<br />

anderen Partner auf, im<br />

Gaumen ergibt sich<br />

dadurch ein Gleichgewicht<br />

und somit ein harmonisches<br />

Zusammenspiel der<br />

Geschmacksnuancen.<br />

Besonders gut ist die Kombination<br />

mit Stark Delicious<br />

bzw. Red Delicious oder<br />

einem reifen, saftigen Gold<br />

Delicious (Golden).<br />

Stilfser g.U.<br />

und HONIG<br />

Stilfser g.U. und<br />

SCHOKOLADE<br />

Stilfser g.U.<br />

und BIRNE<br />

Es eignet sich besonders gut<br />

ein Blütenhonig, z.B. Apfelblütenhonig<br />

(nur einen<br />

zarten, hauchdünnen Honigstreifen<br />

über den Käse<br />

träufeln).<br />

Eine besondere Herausforderung<br />

ist es, den Stilfser mit<br />

Schokolade zu kombinieren.<br />

Gut eignet sich Schokolade<br />

mit einem hohen Anteil an<br />

Bitterschokolade.<br />

Sehr gut eignet sich eine<br />

reife Williamsbirne. Der<br />

Geschmack und die Struktur<br />

der reifen Birne lassen sich<br />

perfekt mit dem Stilfser g.U.<br />

kombinieren.


Vinschger<br />

lat. Venostus<br />

Der Luftikus –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit wechselnden Ansprüchen<br />

22.05. – 21.06<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Zwilling<br />

Wie! Es gibt nur Schwarz oder<br />

Weiß? Das kann der Vinschger<br />

sich beim besten Willen nicht<br />

vorstellen. Er ist ein Meister der<br />

Beweglichkeit. Muss man sich<br />

denn entscheiden? Kann man<br />

nicht alles gleichzeitig haben?<br />

Wie der Vinschger Wind,<br />

der unvermittelt<br />

die Richtung<br />

dreht, ist<br />

der Käse<br />

manchmal<br />

unauffällig, dann wieder<br />

anhaltend stark in seinem<br />

aromatischen Drang. Routine<br />

ist ihm ein Gräuel. Auf der Alm,<br />

wo er ursprünglich herkommt,<br />

hat er gelernt, dem Leben<br />

gegenüber offen zu sein: Ist<br />

die Arbeit hart? Gut. Sind<br />

die Sitten locker? Warum<br />

nicht. Wo bleibt<br />

sonst die Abwechslung?


1<br />

6<br />

VINSCHGER · „DER LUFTIKUS“<br />

26<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 35 cm<br />

Höhe:<br />

9 cm<br />

Gewicht:<br />

9 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 45 %<br />

Reifung:<br />

90 Tage<br />

Rinde:<br />

strohgelb, rötlich bis leicht<br />

bräunliche Töne<br />

Konsistenz:<br />

kurz im Teig, aber trotzdem<br />

geschmeidig und schmelzend<br />

Lochung:<br />

vereinzelte Rundlochung<br />

Inneres:<br />

sattes Strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: intensiv, fruchtig, würzig, angenehm<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen<br />

und strohgelben Rinde umhüllt.<br />

<strong>Die</strong>se kann auch leicht rötliche bzw.<br />

bräunliche Töne aufweisen. <strong>Die</strong> Rinde<br />

ist geschlossen und etwas rau, bedingt<br />

durch die Käsepflege.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

fruchtig. Das Innere des Käses ist von<br />

sattem Gelb, je nach Jahreszeit unterschiedlich<br />

intensiv. Der Käseteig weist<br />

nur vereinzelt eine Rundlochung auf.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kurz,<br />

aber trotzdem geschmeidig und<br />

schmelzend.<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

sind intensiv und komplex. Wir finden<br />

milchige, teilweise leicht säuerliche<br />

Noten. Zudem finden wir leicht fruchtige<br />

Aromen von Gras und Heu.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Stark ist auch der Abgang dieses Käses.<br />

<strong>Die</strong> komplexen Geschmacksnoten<br />

bleiben im Gaumen lang erhalten.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


DER KÄSE, DEN DIE VINSCHGER<br />

NIE FETT WERDEN LIEßEN.<br />

Im südlichen Tirol war die Butter<br />

meistens wichtiger als der Käse. Sie<br />

lieferte das Fett, das die Bauern bei<br />

der schweren Arbeit bitter nötig hatten.<br />

Der Käse war das, was übrigblieb,<br />

wenn man Butter machte. „Das war<br />

ein totaler Magerkäse“, erinnert sich<br />

Herbert Pinggera, der alte Bauer vom<br />

Fraggeshof in Stilfs im Vinschgau, dort,<br />

wo die Straße sich bis auf 2.700 Meter<br />

zum Stilfser Joch hinaufschlängelt.<br />

Mit einem Löffel haben die Senner das<br />

Fett von der frisch gemolkenen Milch<br />

geschabt. Für die Butter. „Wir haben<br />

den Rahm noch weggeblasen“, erinnert<br />

sich der Herbert.<br />

Er war erst zwölf, da musste er nach<br />

der Schule daheim beim Käsen helfen.<br />

Mit dem Lab – Herbert nennt<br />

ihn „Renn“ – sei das immer ein Risiko<br />

gewesen, erinnert er sich: „Wenn wir<br />

das Lab selber hatten, ist es gegangen.<br />

Wenn wir es von einem Händler<br />

gekauft haben, war es oft verschnitten.“<br />

Dann musste man oft eine Stunde<br />

warten, bis die Milch dick wurde.<br />

Verwertet wurde alles. Aus der Molke,<br />

die beim Käsen übrigblieb, wurde Ziger-Käse<br />

gemacht.<br />

Und was da nicht verbraucht wurde,<br />

kriegten die Schweine. Das war im Tal<br />

nicht anders als auf der Alm. „Aber<br />

man hatte etwas zu essen“, sagt Herbert.<br />

Dafür wurde aus der Talsennerei<br />

im Sommer sogar die Käsepresse mit<br />

auf die Alm geschleppt.<br />

Immer war es knapp. Aber die Erfahrung<br />

zeigte, dass man über die Runden<br />

kam, solange man der Tradition folgte.<br />

Als in den 1960er Jahren industriell<br />

gefertigtes Pulverlab das Naturlab<br />

verdrängte und auch noch die uralten<br />

Holzschüsseln gegen Inoxstahl ausgetauscht<br />

wurden, waren die Senner<br />

verzweifelt. Es wurde kein Käse mehr.<br />

„Denen haben ihre alten Bakterien<br />

gefehlt“, sagt Oswald Thöni, früher<br />

<strong>Mila</strong>-Käsemeister in Burgeis im Vinschgau<br />

und Berater vieler Vinschger Käsebauern<br />

(s.S.20). Mit idealen Bedingungen<br />

der Käseproduktion hatten<br />

die Senner keine Erfahrung. So war es<br />

eine Zeit lang leichter, sich auf das Ungewisse<br />

zu verlassen, als sich auf das<br />

neue Wissen der Käsereien unten im<br />

Tal einzulassen.<br />

HERSTELLUNG<br />

Der Vinschger lehnt sich an die Almtradition<br />

im Vinschgau an, die noch<br />

heute stark gepflegt wird. Früher war<br />

der Vinschger deshalb ein ausgesprochener<br />

Sommerkäse. Heute wird er<br />

das ganze Jahr über hergestellt. „Ein<br />

typischer Käse, wie er im Vinschgau<br />

früher gemacht wurde“, sagt der ehemalige<br />

Käsemeister Oswald Thöni. Der<br />

Vinschger ist ein Vollfettkäse, er nähert<br />

sich dem Hartkäse, weil er sehr trocken<br />

gekäst wird. Thöni: „Meistens war Almkäse<br />

ein Halbfettkäse. Über die Halbfettstufe<br />

ist nie einer hinausgekommen.“<br />

Der Vinschger wird aus Kuhmilch ohne<br />

Gentechnik und Kälberlab hergestellt.<br />

<strong>Die</strong> Höfe, auf denen die Milch gemolken<br />

wird, liegen nahezu alle über 800<br />

Meter Meereshöhe.<br />

Nach dem Schneiden der Gallerte wird<br />

das Bruch-Molke-Gemisch unter Molke<br />

in die Vorpresswanne abgefüllt und zu<br />

einem großen Kuchen gepresst. <strong>Die</strong>ser<br />

wird dann in kleine Stücke geschnitten,<br />

welche in die einzelnen Käseformen<br />

passen. Das Salzen erfolgt im Salzbad.<br />

Danach reift der Käse auf Fichtenholzbrettern.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

VINSCHGER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

28<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Vinschger kann sowohl pur als auch in Kombination<br />

mit einem dunklen oder hellen “Paarl“<br />

verzehrt werden. Wir finden ihn sehr oft auf dem<br />

typischen Südtiroler „Marendbrettl“.<br />

Zu Kartoffeln und zu Speck ist er ein wunderbarer<br />

Begleiter.<br />

Auch zu Obst, wie zum Beispiel zu einer Birne,<br />

kann dieser Käse genossen werden, da er selbst<br />

wunderbar fruchtige Aromen besitzt.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Vinschger<br />

und MILCH<br />

Vinschger<br />

und BROT<br />

Vinschger<br />

und BIER<br />

Zu diesem Käse lassen sich<br />

hervorragend ein Kerner,<br />

Riesling oder ein Vernatsch<br />

(im Holzfass ausgebaut)<br />

kredenzen.<br />

Eine angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung<br />

findet der Vinschger mit einer<br />

pasteurisierten Vollmilch<br />

von Kühen.<br />

Als feinste Kombination hat<br />

sich ein dunkles oder helles<br />

Vinschger Paarl erwiesen.<br />

Als harmonische Begleitung<br />

passt ein helles Bock der<br />

Brauerei Forst.


Dolomitenkönig<br />

lat. Dolomianorum Montium Rex<br />

Der Sagenheld –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit König Laurin und anderen Ungeheuern<br />

22.06. – 22.07.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Krebs<br />

Uhhh, kommt mir jemand zu<br />

nahe? Bleib weg! Oder nein,<br />

komm! Wie der Krebs ist der<br />

Dolomitenkönig unentschlossen.<br />

So sagt man. <strong>Die</strong> Gefühle spielen<br />

bei ihm Purzelbaum. Wenn<br />

er Zutrauen fasst, kann es ihm<br />

nicht lieblich genug sein. Er<br />

ist dann wie König<br />

Laurin, wenn<br />

er Similde<br />

zu umgarnen versucht. Ist er<br />

dagegen misstrauisch, schnallt<br />

er wie ein Krebs seinen Panzer<br />

um und bläht sich innerlich auf.<br />

Genau dafür hat er die vielen<br />

Löcher im Laib. Glücklicherweise<br />

hält die Schutztarnung nie<br />

lange an. Der Dolomitenkönig<br />

ist ein Harmoniekäse.


DOLOMITENKÖNIG · „DER SAGENHELD“<br />

30<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 35 cm<br />

Höhe:<br />

12 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 9 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 45 %<br />

Reifung:<br />

50 Tage<br />

Rinde:<br />

strohgelb, rötlich bis leicht<br />

bräunliche Töne<br />

Konsistenz:<br />

kurz im Teig, aber trotzdem<br />

geschmeidig und schmelzend<br />

Lochung:<br />

vereinzelte Rundlochung<br />

Inneres:<br />

sattes Strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: intensiv, fruchtig, würzig, angenehm<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

<strong>Die</strong>ser Käse stellt aufgrund seiner Lochung<br />

bereits einen Blickfang dar.<br />

Der Käse wird von einer grifffesten,<br />

leicht fettigen Rinde mit einer Farbe<br />

von Eschen umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />

geschlossen und etwas rau, bedingt<br />

durch die Käsepflege. Der Geruch der<br />

Rinde geht in Richtung „Edelranzigkeit“.<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />

der Käseteig von einer Großlochung<br />

durchzogen ist. <strong>Die</strong> Rundlochung hat<br />

die Größe einer Kirsche bzw. von<br />

Walnüssen.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kompakt,<br />

trotzdem aber weich und etwas<br />

geschmeidig.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Der Geruch des Käses ist komplex, wir<br />

finden leicht süßliche, nussige Noten,<br />

die ganz leicht herb im Gaumen wirken<br />

können. Ist der Käse länger gereift,<br />

dann wird der Geschmack würziger<br />

und die nussige Komponente im Gaumen<br />

nimmt zu.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


SIND ES DIE SALIGEN FRAUEN,<br />

DIE DEN KÄSE MACHEN?<br />

Es muss nicht leicht gewesen sein, damals<br />

in grauer Vorzeit, aus Milch einen<br />

passablen Käse zu machen. Wenn es<br />

einmal gelang und einer fortan wusste,<br />

wie es ging, wurde in der Nachbarschaft<br />

wild spekuliert: über Geisterhände,<br />

von denen man am besten die<br />

Finger ließ und die man selber ebenso<br />

für sich herbeisehnte. Irgendwie. 1<br />

So kamen wohl Geschichten wie diese<br />

in Umlauf: Der Großpluner-Bauer in<br />

Lüsen im Eisacktal hatte auf seiner Alm<br />

einen überaus fleißigen Senner. Butter<br />

und Käse produzierte er zuhauf. Alle<br />

im Dorf wunderten sich, wie er allein<br />

mit der vielen Arbeit dort oben fertig<br />

wurde. Was jedoch niemand<br />

wusste: Aus heiterem Himmel<br />

war eine Salige zum<br />

Senner gekommen, die<br />

ihm die ganze Hausarbeit<br />

machte, und mehr. Der<br />

Senner war zufrieden,<br />

er nahm den Segen<br />

hin, ohne<br />

lang zu fragen.<br />

Als<br />

die Salige den Senner verließ, sagte<br />

sie traurig: „Hättest du mich gefragt,<br />

dann hätt’ ich dir gesagt, wie man von<br />

Jutte (Käsewasser) Käse macht.“ 2<br />

Ehe die Wissenschaft begann, die<br />

Welt zu erklären, war der Alltag von<br />

geheimnisvollen Mächten bestimmt,<br />

von Hexen, die Milch stehlen, von Dolomitenkönigen<br />

wie dem Zwerg Laurin,<br />

der mit seinem Fluch in der Dämmerung<br />

den Rosengarten zum Glühen<br />

bringt, oder eben von den Saligen, die<br />

den Menschen zeigen, wie man aus<br />

Milch Käse macht.<br />

<strong>Die</strong>se saligen Frauen sind unheimlich<br />

reizvoll. Wo sie auftauchen, scheint<br />

das Glück einzuziehen. Wehe aber,<br />

wenn man das Ende des häuslichen<br />

Segens oder Reichtums herbeifürchtet,<br />

und das gar noch ausspricht. Dann verschwindet<br />

die hilfreiche Salige und mit<br />

ihr das Glück.<br />

„Es ist noch nie passiert, dass wir eine<br />

Milch hatten, die nicht zu gutem Käse<br />

geworden ist“, lacht Andreas Molling,<br />

stellvertretender Produktionsleiter der<br />

<strong>Mila</strong>-Käserei. Ist vielleicht schon vor<br />

langer Zeit heimlich eine Salige in<br />

die <strong>Mila</strong> eingezogen?<br />

HERSTELLUNG<br />

„Käse mit Propionibakterien hat es immer<br />

gegeben“, sagt <strong>Mila</strong>-Käseentwickler<br />

Ludwig Tschurtschenthaler. <strong>Die</strong> thermophilen<br />

Bakterien kommen im Gras<br />

und im Heu vor und überleben die<br />

Pasteurisierung. Oft bohrten sie in der<br />

Geschichte der Käseherstellung Löcher<br />

in Käse, wo sie es nicht sollten. Ludwig:<br />

„Lange war der Vorgang nicht dokumentiert,<br />

man tüftelte und probierte.“<br />

<strong>Die</strong> Löcher werden heute durch gezielte<br />

Zugabe von Propionsäurebakterien<br />

herbeigeführt. <strong>Die</strong>se sorgen im Käse<br />

für einen süßlich-nussigen Geschmack.<br />

In der Produktion wird darauf geachtet,<br />

dass der Käse nicht zu tief säuert; dafür<br />

wird beim Käsen ein Teil der Molke und<br />

damit ein Teil des Milchzuckers abgezogen<br />

und durch Wasser ersetzt. <strong>Die</strong>s<br />

nennt man „Bruchwaschen“.<br />

Bei der Reifung im 26°C warmen Gärkeller<br />

beginnen die Propionibakterien<br />

zu wachsen. Während der Gärung<br />

entsteht Kohlendioxid, das durch die<br />

– speziell bei diesem Käse – dichte Rinde<br />

nicht entweichen kann und deshalb<br />

Löcher im Käseteig bildet. Der Käselaib<br />

wölbt sich. Sobald die Löcher groß genug<br />

sind, wird der Vorgang im kühleren<br />

Reifekeller gestoppt. Damit die Löcher<br />

aber rund werden, muss der Käse regelmäßig<br />

gewendet werden.<br />

1<br />

(Fuchs / Krapf: Von wilden & weisen Frauen, S.77 ff.)<br />

2<br />

(Arunda Kulturzeitschrift, Nr. 53, Milch, S.58)


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

DOLOMITENKÖNIG · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

32<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Verkostungsakt ist für den Dolomitenkönig<br />

ein tief empfundenes Erlebnis. Ein One-Night-<br />

Stand ist nichts für ihn. Er liebt es romantisch, mit<br />

Kerzen, emotionaler Musik wie Blues, Klassik und<br />

einem guten Glas Wein.<br />

Zu Karotten, gedünstet, aber auch roh, passt der<br />

Dolomitenkönig besonders gut. Er eignet sich<br />

wunderbar zum Überbacken. Dadurch erhalten<br />

die Speisen eine besondere Note. Ebenso<br />

offenbart er in den Südtiroler Käseknödeln sein<br />

ganzes Potential. Er ergänzt jedes Käsebuffet mit<br />

eleganter Raffinesse.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Dolomitenkönig<br />

und MILCH<br />

Dolomitenkönig<br />

und BROT<br />

Dolomitenkönig<br />

und APFEL<br />

Es lassen sich gut ein<br />

Müller Thurgau, ein kräftiger<br />

Vernatsch oder ein „leichter“<br />

Lagrein kombinieren.<br />

Übereinstimmung findet der<br />

Dolomitenkönig mit frisch<br />

pasteurisierter Vollmilch<br />

von Kühen.<br />

Als hervorragende Kombination<br />

hat sich das Puschtra<br />

Breatl erwiesen.<br />

Besonders beliebt ist die<br />

Kombination mit dem<br />

Fuji-Apfel aus Südtirol.<br />

Dolomitenkönig<br />

und BIER<br />

Dolomitenkönig<br />

und SEKT<br />

Dolomitenkönig<br />

und DESTILLATE<br />

Empfehlenswert ist das Kronenbier<br />

der Brauerei Forst.<br />

Voraussetzung: Sekt mit<br />

gewisser Restsüße.<br />

Ein Highlight: Apfeldestillat<br />

oder Obstler.


Alta Badia<br />

lat. Alta Badia<br />

Der Kühne –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit würziger Note<br />

23.07. – 23.08.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Löwe<br />

Hier bin ich! So viel ist sicher:<br />

Komplexe kennt der Alta Badia<br />

nicht. Seine Kraft und Energie<br />

tut er lautstark kund. Ja, egozentrisch<br />

ist er, aber nicht egoistisch.<br />

Tatsächlich beschenkt er<br />

Freunde großzügig. <strong>Die</strong>se danken<br />

es ihm mit Bewunderung. Er<br />

sonnt sich darin. Wie<br />

nur Löwen es<br />

können.<br />

Da sie sich ihrer Wirkung bewusst<br />

sind, können sie wohlwollend<br />

sein und ihre Gunst freimütig<br />

verteilen. Das macht auch<br />

den Alta Badia zu einem Käse,<br />

der hofiert an der Spitze steht.


1<br />

6<br />

ALTA BADIA · „DER KÜHNE“<br />

34<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse / Hartkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 35 cm<br />

Höhe:<br />

10 cm<br />

Gewicht:<br />

10 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 40 %<br />

Reifung:<br />

180 Tage<br />

Rinde:<br />

rustikal, edel<br />

Konsistenz:<br />

sehr kurz im Teig, etwas fest, trotzdem<br />

aber geschmeidig und schmelzend<br />

Lochung:<br />

keine, geschlossener Teig<br />

Inneres:<br />

sattes Strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: intensiv, langanhaltend, milchige<br />

und getoastete Noten<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />

rustikalen Rinde umhüllt. <strong>Die</strong><br />

Rinde ist geschlossen und etwas rau,<br />

bedingt durch die Käsepflege.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

Nuss und Röstaromen. Das Innere des<br />

Käses ist von sattem Gelb, je nach<br />

Jahreszeit.<br />

Der Käseteig weist keine Lochung auf,<br />

er ist völlig geschlossen. <strong>Die</strong> Konsistenz<br />

im Gaumen ist kurz, fest, aber trotzdem<br />

geschmeidig und schmelzend.<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

sind intensiv und sehr komplex. Wir<br />

finden milchige, getoastete, langanhaltende<br />

Noten. Zudem finden wir leichte<br />

Kartoffelnoten. Der Abgang dieses Käses<br />

ist ebenfalls lang.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

<strong>Die</strong> komplexen Geschmacksnoten<br />

bleiben im Gaumen lang erhalten. Ein<br />

Käse von allerhöchstem Profil.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


WIE LUDWIG TSCHURTSCHENTHALER DEM GENIALEN AROMA VERFIEL


ALTA BADIA · „DER KÜHNE“ 36<br />

Evi Huber und Ludwig Tschurtschenthaler<br />

mit neuen Käsekreationen<br />

Wie findet man das richtige Aroma,<br />

wenn man nicht weiß, wonach man<br />

sucht? „Ich habe gedacht, ich schüttle<br />

das aus dem Ärmel“, sagt Ludwig<br />

Tschurtschenthaler, Käseideator beim<br />

<strong>Mila</strong>-Milchhof in Bruneck. Am Anfang<br />

sollte er ja nur eine bestehende Rezeptur<br />

verbessern. Bald aber stieg dieses<br />

Aroma in seinen Kopf, das ihn nicht<br />

mehr losließ ...<br />

„Es war eine Nuance von einem Geschmack,<br />

nicht mehr.“ Er ließ seine<br />

Mitarbeiter kosten, Freunde, ehemalige<br />

Kollegen, andere Käseexperten.<br />

Fast alle empfanden den Geschmack<br />

als ungenießbar. „Das war er auch“,<br />

erzählt Ludwig, „sauer, herb, stechend<br />

im Nachgeschmack. Aber da war<br />

auch eine geniale Geschmacksnote<br />

dabei. Ich war süchtig danach.“<br />

Wenn der Ludwig will, kann er durchhalten.<br />

Als Kind hat er jeden Abend<br />

die Milch vom Hof, auf dem er aufwuchs,<br />

in die Dorfsennerei gebracht.<br />

Der Käser hat ihn schon erwartet. Er<br />

wusste, der Ludwig würde ihm beim<br />

Aufhängen der ausgewaschenen Käsetücher<br />

helfen. Mit der Zeit kamen<br />

weitere Aufgaben dazu. „Irgendwann<br />

war ich fast schon ein Hilfsarbeiter“,<br />

erinnert sich Ludwig. Als Lohn hat der<br />

Käser immer ein Stück Käse oder einen<br />

Joghurt herausgerückt.


Es war zu erwarten: Der Alta Badia<br />

wurde ein neuer Käse. Drei Jahre lang<br />

tüftelte Ludwig an der Rezeptur: „Das<br />

ist extrem schnell für einen so lang gereiften<br />

Käse.“ Dabei seien die ersten<br />

Versuche käsetechnisch total misslungen.<br />

Ludwig, der früher Mittelstreckenläufer<br />

war, nahm das gelassen hin. Er<br />

hatte ja immer sein Ziel vor Augen.<br />

„Immer, wenn es danebenging, sind<br />

mir zehn Dinge eingefallen, die wir<br />

besser machen konnten.“ Alles in ihm<br />

drängte zu diesem Duft hin, der ihn begeistert:<br />

„<strong>Die</strong>ses fruchtig-blumige Aroma,<br />

ich habe gewusst, nach dieser Geschmacksnote<br />

muss ich weitersuchen.“<br />

HERSTELLUNG<br />

Natürlich ist es keine Kunst, das fruchtig-blumige<br />

Aroma des Alta Badia herauszuschmecken.<br />

Jetzt, wo der Käse<br />

da ist. Ludwig Tschurtschenthaler aber<br />

musste das Aroma kennen, bevor es<br />

greifbar war. „Man sucht nach etwas<br />

Bestimmten, aber man weiß nur im<br />

Groben, wie man ans Ziel kommt.“<br />

Der Alta Badia ist ein Hartkäse. Er<br />

wird aus Kuhmilch ohne Gentechnik<br />

und Lab gemacht. Damit der Käseteig<br />

glatt, lochfrei und geschmeidig bleibt,<br />

wird der Käse „unter Molke abgefüllt“.<br />

<strong>Die</strong> Käserinde weist eine karamellfarbene<br />

Oberfläche auf.<br />

Im Mund hält der Alta Badia lang an.<br />

Entsprechend viel Zeit nimmt er sich für<br />

die Reifung. Sechs Monate lagert er<br />

im Reifekeller, bis sein Aroma sich voll<br />

entwickelt hat. Erst im letzten Monat<br />

kommt der Geschmack durch.<br />

Immer noch macht es jeder Alta Badia<br />

bis zum letzten Moment spannend.<br />

Sechs Monate lang muss der Käse reifen.<br />

Erst im letzten Monat entwickelt<br />

er sein spezielles Aroma. Eben auch<br />

ein Mittelstreckenläufer. Wie Ludwig<br />

Tschurtschenthaler.<br />

Wie finde ich<br />

das richtige Aroma?


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

ALTA BADIA · VERWENDUNG IN DER KÜCHE 38<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Alta Badia kann sowohl pur als auch in Kombination<br />

mit dunklem Brot genossen werden. Wir<br />

finden ihn in Südtirol sehr oft auf dem typischen<br />

„Marendbrettl“. Aufgrund seines speziellen Geschmacks<br />

wird er gerne bei Käseverkostungen<br />

und Käsebuffets gereicht, da er eine wunderbare<br />

Ergänzung zu sehr vielen anderen Käsesorten<br />

darstellt.<br />

Zu Kartoffeln und zu Speck ist er ein wunderbarer<br />

Begleiter.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Zu diesem Käse lassen sich<br />

hervorragend ein Riesling,<br />

ein rassiger Kerner, ein blumiger<br />

Gewürztraminer oder<br />

ein lang gereifter, samtiger<br />

Lagrein kredenzen.<br />

Alta Badia<br />

und BROT<br />

Als optimale Kombination<br />

hat sich das „Puschtra<br />

Breatl“ etabliert.<br />

Alta Badia<br />

und MILCH<br />

Eine angenehme und<br />

harmonische Übereinstimmung<br />

findet der Alta Badia<br />

mit frisch pasteurisierter<br />

Vollmilch von Kühen.<br />

Alta Badia<br />

und BIER<br />

Als Begleitung zum edlen,<br />

wertvollen Südtiroler eignet<br />

sich hervorragend das<br />

Kronenbier oder ein helles<br />

Bock der Brauerei Forst.<br />

Alta Badia<br />

und DESTILLATE<br />

Ein Highlight stellt die Kombination<br />

von Alta Badia<br />

und Aprikosendestillat<br />

(„Marilleler“) dar.


Bela Badia<br />

lat. Pulchra Badia<br />

<strong>Die</strong> Geschmeidige –<br />

für eine Käseverkostung<br />

von jugendlicher Reinheit<br />

24.08. – 23.09<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Jungfrau<br />

Hallo, sieht mich jemand? Lieblich<br />

ist Bela Badia. Schüchtern?<br />

Vielleicht. Sie will wohl eher<br />

erobert werden, als dass sie<br />

selbst auf Fang geht. Sie ist<br />

eben ein Einzelkind bei <strong>Mila</strong>.<br />

Nur wer sie näher kennenlernt,<br />

entdeckt hinter der augenscheinlichen<br />

Weichheit ihren starken Willen,<br />

allen möglichen Erwartungen<br />

von Kindern und Erwachsenen<br />

zu entsprechen. Sie ist also ein<br />

ausgesprochenes Multitalent<br />

und passt auf jede Käseplatte.


1<br />

6<br />

BELA BADIA · DIE „GESCHMEIDIGE“<br />

48<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Weichkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 20 cm<br />

Höhe:<br />

5 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 2,5 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 45 %<br />

Reifung:<br />

ca. 30 Tage<br />

Rinde:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Konsistenz:<br />

weich, geschmeidig,<br />

elastisch und elegant<br />

Lochung:<br />

Bruchlochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: frisch, leicht säuerlich, buttrig<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />

hellgelben bis dunkelgelben<br />

Rinde umhüllt. <strong>Die</strong>se ist geschlossen<br />

und durch den Abrieb bzw. durch die<br />

Käsepflege glatt.<br />

Der Geruch der Rinde ist leicht hefig,<br />

salzig, milchig (Sauermilch) und buttrig.<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />

der Käseteig mit einer Bruchlochung<br />

durchzogen ist.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist sehr<br />

weich, schmelzend, geschmeidig, einfach<br />

angenehm. Der Käse schmilzt fast<br />

wie Butter. <strong>Die</strong>se sehr elegante Konsistenz<br />

wird geschätzt und macht diesen<br />

Käse beliebt.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Der Geruch des Käses erinnert an<br />

milchige und sehr buttrige Noten, diese<br />

gehen in Richtung Sauerrahm und Sauerrahmbutter.<br />

<strong>Die</strong>se Noten finden wir<br />

auch im Geschmack des Käses wieder.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


IM SOMMER BRINGT DER KÄSE DIE KINDER<br />

HERSTELLUNG<br />

Hirten, Melker und Senner wurden<br />

mitgeschickt, wenn die Kühe im Sommer<br />

auf die Alm gingen. Den Bauern,<br />

die diese anheuerten, war nicht immer<br />

wohl dabei. Und den Pfarrern schon<br />

gar nicht. Erstens: Man wusste, dass<br />

die Almleute da oben, so ohne Kirchenpredigt<br />

und verordnete Schinderei,<br />

recht lässig in den Tag lebten. Was ein<br />

Loch in das Säcklein des Bauern riss.<br />

Zweitens: Oft waren auch unverheiratete<br />

Frauen unter den Almleuten. Was für<br />

die Pfarrer den Höllenschlund öffnete.<br />

Warum sollte es auf den Almen im Gadertal,<br />

nach dem der Käse Bela Badia<br />

benannt ist, sittsamer zugegangen sein?<br />

Also schritt man zur Tat: Allerorten<br />

wurden Bestimmungen gegen das<br />

drohende Sommertreiben erlassen. In<br />

den freizügigsten Fällen mussten die<br />

Sennerinnen ein von der Kirche ausgestelltes<br />

Sittenzeugnis vorweisen. Nur<br />

so konnte ein Bauer sie in den <strong>Die</strong>nst<br />

nehmen. Doch die Frauen brauchten<br />

das Geld und kamen deshalb auf allerhand<br />

Schliche. Besonders hübsch<br />

die Überlieferung: „Eine dunkelbraune,<br />

runzlichte, abgewelkte Fee erhielt<br />

manchmal den Schein, und ein hurtiges,<br />

rosenrotes Mädchen zog auf<br />

die Alpe.“ 1<br />

Den Bauern war’s am Ende ganz recht.<br />

Es ging die Rede, dass die Sennerinnen<br />

das Käsegeschirr sauberer putzten<br />

als die Senner. Außerdem war ihr<br />

Lohn für gewöhnlich geringer als jener<br />

der Männer. Wenn’s hoch kam, kriegten<br />

die Frauen noch ein Paar Schuhe<br />

und einen Ballen Leinentuch dazu.<br />

Was will man mehr.<br />

Bela Badia ist ein milder Weichkäse,<br />

ähnlich dem bekannten Bel Paese. Auffallend<br />

sind die starken milchigen Noten.<br />

„<strong>Die</strong>se Käsemasse ist sehr fragil“, sagt<br />

Ludwig Tschurtschenthaler, Leiter der<br />

Abteilung Forschung und Entwicklung<br />

bei <strong>Mila</strong>. <strong>Die</strong> Gallerte wird in walnussgroßes<br />

Bruchkorn geschnitten. Aufgrund<br />

des hohen Wassergehalts muss<br />

dieses besonders umsichtig behandelt<br />

werden. Nur ein robuster Käsebruch<br />

kommt, ohne kaputt zu gehen, in die<br />

Form. Ludwig: „Wenn er zerbricht, ist<br />

es, als würde ein Luftballon platzen.“<br />

Dann ist es vorbei mit dem weichen,<br />

cremigen Käse.<br />

Bela Badia entsteht aus Milch ohne<br />

Gentechnik. Nach dem Salzbad reift<br />

der Käse auf Fichtenholzbrettern.<br />

1<br />

(Penz: <strong>Die</strong> Almwirtschaft in Österreich)<br />

Das Gadertal (Val Badia) in den<br />

Südtiroler Dolomiten


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

BELA BADIA · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

50<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Bela Badia eignet sich sowohl pur als auch in<br />

Kombination mit Speck, weißen, süßen Trauben<br />

oder einem Stück Weißbrot.<br />

In der typischen alpinen Küche wird er zum<br />

Schmelzen auf Kartoffeln oder für einen hochwertigen<br />

Toast verwendet. Er wird gerne für „Risotti“<br />

und zum Verfeinern von Vorspeisen verwendet.<br />

Er ist ein beliebter Dessertkäse.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Bela Badia<br />

und MILCH<br />

Bela Badia<br />

und BROT<br />

Bela Badia<br />

und HONIG<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu leichten, fruchtigen<br />

Rotweinen wie einem<br />

Südtiroler Vernatsch, oder<br />

zu leichten Weißweinen wie<br />

z.B. Weißburgunder.<br />

Ein Muss für Käseliebhaber<br />

und Feinschmecker – eine<br />

angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung<br />

ergibt sich mit frisch pasteurisierter<br />

Vollmilch von Kühen.<br />

Als ausgezeichnete Kombination<br />

hat sich die Verbindung<br />

mit einem Weißbrot<br />

erwiesen. Als „Pünktchen<br />

auf dem i“ wird das Brot<br />

vorher mit Sauerrahmbutter<br />

bestrichen. Sehr gut eignet<br />

sich auch ein Nussbrot.<br />

Waldhonig eignet sich<br />

besonders gut. Der Honig<br />

verleiht Bela Badia ein unverkennbares<br />

Alpenaroma<br />

(nur einen zarten, hauchdünnen<br />

Honigstreifen über<br />

den Käse träufeln).


Mascarpone<br />

lat. mollis dulcisque caseus „Mascarpone”<br />

Der Einwanderer<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit offenem Ausgang<br />

24.08. – 23.09<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Jungfrau<br />

Sein Ziel bringt ihn nach vorne.<br />

Wenn der Mascarpone es<br />

schon wagt, in die Fremde zu<br />

gehen, muss es dort besser sein<br />

als zu Hause. Sonst hätte sich<br />

der Aufwand nicht gelohnt.<br />

Mit sicherem Plan schreitet der<br />

Jungfrauen-Käse zur Tat. Er will<br />

der Beste sein, mit Feingefühl<br />

sich vorpirschen, dass über seinem<br />

Erfolg alle neidisch werden.


1<br />

6<br />

MASCARPONE · „DER EINWANDERER“<br />

52<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Frischkäse<br />

Form:<br />

portioniert im Becher<br />

Gewicht:<br />

250 g / 500 g / 2 kg / 10 kg / 1.000 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 80 %<br />

Konsistenz:<br />

weich, geschmeidig,<br />

elastisch und elegant<br />

Lochung:<br />

keine Lochung<br />

Geruch/Geschmack: frisch, leicht säuerlich, buttrig<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Frischkäse ist elfenbeinfarben.<br />

Seine Konsistenz: cremig und streichbar.<br />

<strong>Die</strong> Masse ist geschmeidig<br />

schmelzend. Er schmeckt angenehm<br />

mild, süßlich und sahnig und duftet<br />

herrlich nach frischer Milch.<br />

Bei diesem Frischkäse ist zu beachten,<br />

dass er schnell Gerüche annimmt. Darum<br />

sollte er immer in verschlossenen<br />

Behältern im Kühlschrank aufbewahrt<br />

werden.<br />

Den <strong>Mila</strong>-Mascarpone<br />

gibt es auch laktosefrei.<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

mild/lieblich würzig/scharf


DER ITALIENER AUS DEN BERGEN<br />

Der Letzte macht das Licht aus. Aber<br />

es lohnt sich fast nicht. Bei <strong>Mila</strong> wird<br />

praktisch rund um die Uhr Mascarpone<br />

produziert. 35.000 Kilo am Tag, so<br />

viel wie 50 Kühe zusammen an Gewicht<br />

auf die Waage bringen. „<strong>Die</strong><br />

Schicht beginnt um 2 Uhr früh“, sagt<br />

der Mascarpone-Verantwortliche<br />

Karl Guggenberger, „und um 10 Uhr<br />

abends geht der Letzte heim.“<br />

So geht das jetzt schon 25 Jahre. Zu<br />

jener Zeit ist eine Maschine in der Käserei<br />

freigeworden. Als man überlegte,<br />

was man damit anstellen wollte, hatte<br />

der damalige Käsemeister Lorenz Stecher<br />

(s.S. 86) diese Idee, die so gar<br />

nicht zu Südtirol passen wollte: Probieren<br />

wir es doch mit Mascarpone.<br />

Ausgerechnet Mascarpone. Wie<br />

konnten die Südtiroler nur glauben,<br />

sie würden die Spitzencreme der italienischen<br />

Süßspeisenrezepte ebenso<br />

gut produzieren wie die erfahrenen<br />

Käsereien in der Lombardei? Von dort<br />

soll der Mascarpone seinen Ausgang<br />

genommen haben, wahrscheinlich als<br />

„mascherpa“ oder „mascarpia“, was<br />

im lombardischen Dialekt soviel bedeutet<br />

wie Rahm oder Ricotta. Wenn<br />

man den Nachforschungen glaubt, ist<br />

eine Art Mascarpone seit Jahrhunderten<br />

bekannt. Napoleon soll die Käsecreme<br />

vergöttert haben, der Koch<br />

Vatel soll sich sogar das Leben genommen<br />

haben, als er bemerkte, dass er<br />

zu wenig Mascarpone für das Dessert<br />

an der Tafel des Sonnenkönigs Ludwig<br />

XIV. besorgt hatte.<br />

Nun, die Südtiroler haben beim<br />

Mascarpone ihren eigenen Kopf. Sie<br />

schwören auf ihr Rezept. „Bisher wurde<br />

von dem für den Mascarpone angelegten<br />

Milch-Rahm-Gemisch nach<br />

dem Ansäuern die Molke abgetrennt.<br />

Durch ein spezielles Verfahren entziehen<br />

wir das Wasser vorher.“, sagt<br />

Karl Guggenberger verkostet die noch heiße Mascarpone-Masse.<br />

Karl Guggenberger. Der Unterschied?<br />

„Der Vorgang ist anders, die Inhaltsstoffe<br />

bleiben alle erhalten.“ Und der<br />

Südtiroler Mascarpone schmeckt rahmiger<br />

und süßer. „Der muss genau so<br />

schmecken“, sagt Karl.<br />

Als er jung war, fuhr er täglich für ein Fertighausunternehmen<br />

auf Montage. „<strong>Die</strong><br />

Häuser stehen noch“, sagt er lachend.<br />

Im Milchbetrieb arbeitet er seit 34 Jahren;<br />

zuerst in der Butterei, danach in der<br />

Joghurtherstellung. Genau sein, das ist<br />

Karls Credo. Bei seinem Mascarpone<br />

macht er nie eine Ausnahme.


MASCARPONE · „DER EINWANDERER“<br />

54<br />

HERSTELLUNG<br />

Mascarpone ist ein milder, cremiger<br />

Doppelrahm-Frischkäse, frei von Salz<br />

und Konservierungsstoffen. Er wird<br />

am selben Tag hergestellt, an dem<br />

die Milch morgens angeliefert wird.<br />

<strong>Die</strong> Zentrifuge trennt den Rahm von<br />

der Milch. Der Mascarponerahm mit<br />

einem Fettgehalt von ca. 38 Prozent<br />

wird mit pasteurisierter Milch im Verhältnis<br />

70:30 vermischt, die Mischung<br />

anschließend homogenisiert. <strong>Die</strong> Fettkügelchen<br />

der Milch werden dabei<br />

aufgebrochen. So wird die Konsistenz<br />

verbessert: die Creme wird luftiger.<br />

In der Eindampfungsanlage wird der<br />

vorbereiteten Milch-Sahne-Mischung<br />

Wasser entzogen; sie wird auf 66 Prozent<br />

der Masse eingedampft. Der dabei<br />

entstehende Wasserdampf wird<br />

abgesaugt. Das so erhaltene Konzentrat<br />

wird auf ca. 90°C erwärmt,<br />

dann erfolgt die Zugabe von Milchsäure,<br />

welche durch die Säuerung<br />

von Milch durch Milchsäurebakterien<br />

gewonnen wird. Eine „Hitze-Säure-Fällung“,<br />

die schon früher bei uns<br />

auf den Bauernhöfen zur Herstellung<br />

vom sog. Milch-„Schotten“ zum<br />

Einsatz kam.<br />

Noch warm wird der Mascarpone in<br />

Plastikbecher abgefüllt und direkt nach<br />

der Abkühlung ausgeliefert.<br />

Wegen der kurzen Haltbarkeit wird<br />

Mascarpone bei <strong>Mila</strong> nur auf Bestellung<br />

hergestellt. Anders als im<br />

Mascarpone-Ursprungsgebiet, der<br />

Lombardei, wird das Rahm-Milch-Gemisch<br />

bei <strong>Mila</strong> nicht ultrafiltriert, somit<br />

nicht die festen Milchpartikel mittels<br />

einer Membran von der Flüssigkeit<br />

getrennt, sondern schonend eingedampft.<br />

Alle Milchinhaltsstoffe, die<br />

beim Vorgang konzentriert werden,<br />

bleiben so vollständiger erhalten.<br />

Mitarbeiter der<br />

<strong>Mila</strong>-Mascarpone-Abteilung


(oben) Weitere Team-Mitglieder der<br />

Mascarpone-Abteilung rund um<br />

Karl Guggenberger<br />

(links) Bei der Abfüllung ist<br />

die rahmige Masse noch<br />

ganz warm.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

MASCARPONE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

56<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Mascarpone wird oft als „Tiramisu-Käse“ bezeichnet.<br />

Dabei wird eine Mascarpone-Creme<br />

abwechselnd mit in Kaffee getränkten Löffelbiskuits<br />

geschichtet und gut gekühlt. Allerdings ist<br />

der elegante Frischkäse auch Begleiter und Veredler<br />

von vielen anderen Speisen, egal ob süß<br />

oder salzig.<br />

Sehr häufig wird er als Sahneersatz eingesetzt<br />

oder zur Herstellung von Tortenfüllungen auf der<br />

Basis von Erdbeere, Aprikose, Himbeere, Waldfrüchten<br />

und Honig verwendet.<br />

Seine cremige Konsistenz veredelt italienische<br />

Risotti sowie Nudeln als wichtige Zutat für<br />

verschiedene Saucen wie z.B. Carbonaraund<br />

Walnuss-Saucen.<br />

In Kombination mit Gorgonzola<br />

ergeben sich besonders elegante und<br />

würzige Gerichte.


Frischkäse<br />

lat. recens caseus<br />

Der Zielstrebige –<br />

für eine Käseverkostung<br />

ohne Konkurrenzdenken<br />

24.08. – 23.09<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Jungfrau<br />

Er weiß genau, wo sein Platz<br />

zwischen allen anderen Käsesorten<br />

ist. Kommt gar nicht<br />

in Versuchung, sich zu messen,<br />

sondern entzieht sich jedem<br />

Vergleich. Der Frischkäse fühlt<br />

sich nur sich selbst verpflichtet.<br />

Dort aber will er glänzen. Wie<br />

jede zielstrebige Jungfrau.


1<br />

6<br />

FRISCHKÄSE · „DER ZIELSTREBIGE<br />

58<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Form:<br />

Gewicht:<br />

Milchart:<br />

Frischkäse<br />

portioniert im Becher<br />

150 g (Frischkäse)<br />

150 g (Frischkäse Kräuter)<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: mind. 50 %<br />

Konsistenz:<br />

weich, geschmeidig, cremig<br />

Geruch/Geschmack: frisch,angenehm buttrig<br />

Produktionsort: Lodi (bei Tochterunternehmen<br />

von Bergmilch Südtirol,<br />

hergestellt mit 100 % Milch<br />

aus Südtirol)<br />

BESCHREIBUNG<br />

Frischkäse Natur<br />

Der streichfähige Käse ist porzellanweiß.<br />

Seine Konsistenz ist weich und<br />

milchig-sahnig.<br />

Er duftet erfrischend natürlich, rein und<br />

angenehm buttrig.<br />

Frischkäse mit Kräuter<br />

Beim verfeinerten „Bruder“ des Frischkäse<br />

Natur, dem Kräuterfrischkäse<br />

von <strong>Mila</strong>, wird der elfenbeinfarbene<br />

Käseteig mit aromatischen Kräutern<br />

verfeinert.<br />

Auf diese Weise wird der erfrischend<br />

reine Geschmack durch einen angenehmen<br />

Duft nach frischen Gartenkräutern<br />

ergänzt.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Frischkäse laktosefrei<br />

<strong>Die</strong> laktosefreie Variante des Frischkäse<br />

Natur geht von elfenbeinfarben zu<br />

einem hellen Strohgelb.<br />

Der leicht süßliche Geschmack in Richtung<br />

Karamell ist für ein laktosefreies<br />

Produkt typisch.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


ALS DIE FRAUEN DAS SAGEN<br />

ÜBER DEN KÄSE HATTEN<br />

HERSTELLUNG<br />

<strong>Die</strong>sen Aufstand hätten wir sehen wollen!<br />

Keine Bäuerin konnte sich leisten,<br />

zu sagen, der Käse ist noch nicht fertig<br />

gereift. Deshalb gebe es wieder nur<br />

Knödel zu Mittag. Unter uns: Es gab<br />

meistens Knödel oder Gerstenbrei<br />

oder Schmalznudeln, wenn’s hoch<br />

herging, ein Stück geselchtes Fleisch.<br />

Manchmal aber wurden Schlutzkrapfen<br />

und Tirtlan und Topfennocken<br />

kredenzt, im Fett gebacken oder mit<br />

Schmalz übergossen. Für die Füllung<br />

brauchte man Käse, der gar nicht die<br />

Zeit gehabt hat, Käse zu werden, wie<br />

wir ihn kennen. Weil er vorher aufgebraucht<br />

wurde.<br />

Im südlichen Tirol wurde Topfen, vielleicht<br />

der erste Frischkäse überhaupt,<br />

durch die klassische Säuregerinnung<br />

mit Hilfe von Milchsäurekulturen hergestellt.<br />

Er war entsprechend sauer<br />

und bröselig, im Gegensatz zum süßeren<br />

Quark, der in den Westalpen<br />

durch die Zugabe von Lab produziert<br />

wurde. Bei <strong>Mila</strong> folgt man in der Frischkäse-Herstellung<br />

der westalpinen Methode:<br />

<strong>Die</strong> Milch wird mit einer kleinen<br />

Menge Kälbermagenlab dickgelegt.<br />

Moderne Methoden machen die Käsemasse<br />

zudem cremig und streichfähig.<br />

Kurios: Solange der Käse am Hof verbraucht<br />

und deshalb nur kurz gelagert<br />

wurde, lag die Käseproduktion in den<br />

Händen der Frauen. Das hörte erst<br />

auf, als halbharte und harte Käselaibe<br />

verkauft werden konnten und die Männer<br />

in der Käseproduktion eine Möglichkeit<br />

zum Geldverdienst sahen. Ab<br />

diesem Zeitpunkt war Käse plötzlich<br />

Männersache.<br />

Und ist es mehr oder weniger geblieben.<br />

Auch bei <strong>Mila</strong>.<br />

Zwölf Stunden lang wird die Milch für<br />

den Frischkäse mit Hilfe von Kulturen<br />

und einer geringen Menge Lab gesäuert<br />

und dickgelegt. <strong>Die</strong> eingedickte<br />

Milch wird in der Ultrafiltrationsanlage<br />

aufkonzentriert, d.h. wie bei einem<br />

feinen Sieb rinnt das Wasser ab, die<br />

Feststoffe werden zurückgehalten. Für<br />

ein Kilogramm Frischkäse werden bei<br />

<strong>Mila</strong> drei Kilo Milch eingesetzt.<br />

<strong>Die</strong> abgetrennte Käsemasse wird mit<br />

Rahm angereichert und mit Salz gewürzt.<br />

Anschließend wird der Käseteig<br />

homogenisiert. Dadurch erhält der<br />

Frischkäse seine „luftige“ Struktur.<br />

Für den Kräuterfrischkäse werden dem<br />

Käseteig Kräuter und Gewürze beigemengt.<br />

Der Frischkäse ist sofort zum Verzehr<br />

bereit.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

FRISCHKÄSE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

60<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Wie jeder stark wasserhaltige Frischkäse wird der<br />

Frischkäse von <strong>Mila</strong> sofort nach der Herstellung<br />

eingesetzt. Als streichfähiger Begleiter von Schinken,<br />

als cremige Füllung für Kartoffeln, Champignons<br />

oder Tomaten sowie in Saucen eingerührt,<br />

ist er in der Küche vielseitig im Einsatz.<br />

Als wertvolle Basis, die man mit Schnittlauch,<br />

verschiedensten Kräutern, Karotten sowie Speck<br />

anreichern kann, sind die Kombinationsmöglichkeiten<br />

nahezu unendlich.<br />

Der vielseitige Einsatz des Frischkäses Natur gilt auch<br />

für den Kräuterfrischkäse. Besonders gut schmeckt er als<br />

Ergänzung zu einem saftigen Steak.<br />

Kartoffeln erhalten durch ihn eine besondere Note.<br />

Frischkäse<br />

und WEIN<br />

Frischkäse<br />

und KARTOFFELN<br />

Den Frischkäse gibt es<br />

auch laktosefrei.<br />

Frischkäse<br />

und FLEISCH<br />

Zur natürlichen Süße des<br />

Frischkäses passt Rotwein<br />

wie Vernatsch, Weißwein<br />

wie Chardonnay.<br />

Kartoffeln erhalten in<br />

Kombination mit dem <strong>Mila</strong><br />

Frischkäse (oder Kräuterfrischkäse)<br />

eine ganz<br />

besondere Note.<br />

Der Frischkäse passt gut zu<br />

einem saftigen Steak oder<br />

zu Fleisch generell.


Marienberger<br />

lat. Maria Mons<br />

Der Waagrechte –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit harmonischer Mitte<br />

24.09. – 23.10.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Waage<br />

Er ist das Zünglein an der<br />

Waage. Wenn er sich nur entscheiden<br />

würde. Aber das tut<br />

der Marienberger nicht. Er ist<br />

freundlich und aufgeschlossen<br />

gegen alle. So harmoniert er<br />

mit vielen anderen Käsesorten.<br />

Das schafft er, weil er im Geschmack<br />

herrlich neutral bleibt.<br />

Sein Platz ist die Mitte zwischen<br />

mild und würzig. Es scheint,<br />

als wolle er in seiner Art dem<br />

beschaulichen und feinsinnigen<br />

Klosterleben nacheifern.


1<br />

6<br />

MARIENBERGER · „DER WAAGRECHTE“<br />

62<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 35 cm<br />

Höhe:<br />

9 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 9 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 50 %<br />

Reifung:<br />

ca. 30 Tage<br />

Rinde:<br />

strohgelb bis leicht rötlich<br />

Konsistenz:<br />

kompakt, weich und geschmeidig<br />

Lochung:<br />

erbsengroße runde Lochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: angenehm milchig, leicht säuerlich<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten<br />

Rinde von strohgelber bis leicht rötlicher<br />

Farbe umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />

geschlossen und etwas rau, bedingt<br />

durch die Käsepflege.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

Kellernote (Käsekeller), animalisch<br />

(ledrige Note).<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />

der Käseteig von einer erbsengroßen<br />

Lochung durchzogen ist.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kompakt,<br />

sehr fein geschmeidig und weich, der<br />

Käse zergeht auf der Zunge wie Butter.<br />

Der Geruch und Geschmack des Käses<br />

ist angenehm frisch und milchig.<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

mild/lieblich würzig/scharf


KÄSE WAR DAS GELD DES MITTELALTERS<br />

<strong>Die</strong> Tiroler waren im Mittelalter beileibe<br />

kein belesenes Volk. So war das Wissen<br />

um die Herstellung von Labkäse vor<br />

allem in den Bibliotheken der Klöster<br />

verwahrt. Außerdem waren die Mönche<br />

keine Kostverächter. Käse gehörte<br />

zu ihrem Speiseplan. Und die Bauern<br />

mussten die dafür nötigen Jahresrationen<br />

liefern.<br />

Aus einem Einnahmeverzeichnis des<br />

Klosters Marienberg im Oberen Vinschgau<br />

wissen wir: <strong>Die</strong> Bauern der zur<br />

Herrschaft gehörenden Höfe zinsten<br />

an die Benediktinermönche jährlich jeweils<br />

bis 300 Käselaibe von einem halben<br />

bis zwei Kilo Gewicht. Manchmal<br />

ist auch von Laiben zu fünf Kilogramm<br />

die Rede. Gezinst wurde Magerkäse<br />

ebenso wie Fettkäse.<br />

<strong>Die</strong> Bauern brachten den Käse zu<br />

Bartholomäi (24. August) und zu Martini<br />

(11. November), also rechtzeitig,<br />

damit die Mönche einen Teil auf den<br />

zeitnahen Märkten zu Geld machen<br />

konnten. Wenn dieses ausging, war es<br />

landesweit üblich, Handwerker, Pfarrer,<br />

Almmeister und Gerichtsbeamte in Käse<br />

zu entlohnen. So ist in einem Urbar des<br />

Landesfürsten zu lesen: Zwei Maurer erhielten<br />

für drei Monate Arbeit 105 und<br />

ein Schweineschlächter 15 Käselaibe.<br />

Glaubt man den Historikern, konnte der<br />

Fürst leicht mit Käse um sich werfen: Angeblich<br />

gingen jedes Jahr 100.000 Kilo<br />

Käse an den Fürstenhof. Einige wurden<br />

auch vom Bestand des Klosters Marienberg<br />

abgezwackt.<br />

„Wir sind nicht stolz darauf, dass wir die<br />

Bauern 500 Jahre lang ausgenommen<br />

haben“, sagt Markus Spanier, der heutige<br />

Abt von Marienberg.<br />

Zur Rettung des Klosters mag gesagt<br />

sein, dass die Mönche ausgewählte<br />

Höfe mit Saatgut und Käsekesseln ausstatteten.<br />

Als Starthilfe sozusagen. Der<br />

<strong>Mila</strong> hat das Kloster gestattet, eine ihrer<br />

Käsesorten „Marienberger“ zu nennen.<br />

Als Gegenleistung wurde der mittelalterliche<br />

„Grundzins“ wiedereingeführt:<br />

Einige Käselaibe gehen jedes Jahr<br />

direkt ab Werk an die Benediktiner in<br />

Marienberg.<br />

Oben im Bild:<br />

Das Benediktinerkloster Marienberg<br />

im oberen Vinschgau<br />

Unten im Bild:<br />

die Fachschule für Land- und<br />

Forstwirtschaft Fürstenburg


MARIENBERGER · „DER WAAGRECHTE“<br />

64


HERSTELLUNG<br />

Florian Pueland, Abteilungsleiter der<br />

Käserei von <strong>Mila</strong> in Bruneck, sagt es<br />

frei heraus: „Der Marienberger war<br />

früher ein Käse, der ein Stilfser hätte<br />

werden sollen.“ Jeder Käse musste<br />

schließlich verkauft werden, auch<br />

wenn er nicht so gut gelungen war,<br />

wie es häufig genug vorkam. „Nur<br />

der Schönste wurde ein Stilfser“, lacht<br />

Ludwig Tschurtschenthaler, Leiter der<br />

Abteilung Forschung und Entwicklung<br />

bei <strong>Mila</strong>.<br />

<strong>Die</strong>se Zeiten sind vorbei. Längst hat<br />

der Marienberger sich zur eigenen<br />

Sorte entwickelt. So reift er in der<br />

Hälfte der Zeit, die ein Stilfser braucht.<br />

Überhaupt ist er milder im Geschmack.<br />

Auch in der Produktion ist der Marienberger<br />

unauffällig zurückhaltend: <strong>Die</strong><br />

Dicklegung der Milch erfolgt durch<br />

Kälberlab. <strong>Die</strong> Milch ist ohne Gentechnik.<br />

Nach dem Schneiden der<br />

Gallerte wird das Bruch-Molke-Gemisch<br />

in die Vorpresswanne abgefüllt,<br />

in Formen gepackt, gepresst und<br />

regelmäßig gewendet. Nach dem<br />

Salzbad reift der Käse nach bewährter<br />

<strong>Mila</strong>-Methode auf Holzbrettern.<br />

Er wird dabei regelmäßig mit Salzwasser<br />

gepflegt.<br />

Käsemeister Florian Pueland


MARIENBERGER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

66<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Kann sowohl pur als auch in Kombination mit<br />

Brot genossen werden. Wir finden ihn sehr oft in<br />

Südtirol auf dem typischen „Marendbrettl“.<br />

Der Marienberger lässt sich gut mit Milch, einem<br />

Feigenbrot oder Brot mit Leinsamen und Sonnenblumen<br />

kombinieren.<br />

Der Marienberger ergibt auch eine gute Kombination<br />

mit Honig.<br />

Für einen hochwertigen Toast kann er genauso<br />

verwendet werden.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Marienberger<br />

und MILCH<br />

Marienberger<br />

und BIER<br />

Marienberger<br />

und HONIG<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu leichten, fruchtigen<br />

Rotweinen wie zu einem<br />

Südtiroler Vernatsch oder zu<br />

einem gut gereiften, samtigen<br />

Blauburgunder.<br />

Eine angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung<br />

findet er mit frisch pasteurisierter<br />

Vollmilch von Kühen.<br />

Lässt sich zu einem<br />

Kronenbier der Brauerei<br />

Forst genießen.<br />

Der Marienberger ergibt<br />

auch eine gute Kombination<br />

mit Honig.


Pragser Stange<br />

lat. Caseus „Braies” Lacus<br />

Der Elastische –<br />

für eine Käseverkostung<br />

über alle Schicksale hinweg<br />

24.09. – 23.10.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Waage<br />

Wir verstehen uns doch alle so<br />

gut. Das Letzte, was der Pragser<br />

Käse will, ist, jemanden abzustoßen.<br />

Er schmeckt milchig und<br />

sahnig, seine Aromen besänftigen<br />

alle aufgeregten Gemüter.<br />

Mit Waldduft und Champignonnoten<br />

umgarnt der Pragser<br />

auch die heterogensten Charaktere<br />

und bringt Harmonie in<br />

wechselvolle Arrangements.


1<br />

6<br />

PRAGSER STANGE · „DER ELASTISCHE“<br />

68<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Stange<br />

Maße:<br />

30 cm x 11 cm x 13 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 4 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 50 %<br />

Reifung:<br />

mind. 40 Tage<br />

Rinde:<br />

helles Strohgelb<br />

Konsistenz:<br />

weich, elastisch<br />

Lochung:<br />

Bruchlochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb<br />

Geruch/Geschmack: milchige und buttrige Noten<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer sehr weichen<br />

Rinde von hellgelber Farbe umhüllt.<br />

<strong>Die</strong> Rinde ist geschlossen und etwas<br />

rau, bedingt durch die Käsepflege.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

Hefen (Hefe- bzw. Germteig) und<br />

enthält leichte Waldnoten in Richtung<br />

Champignon.<br />

Das Innere des Käses ist ein mehr oder<br />

weniger helles Strohgelb, je nach Jahreszeit,<br />

wobei der Käseteig von einer<br />

Bruchlochung durchzogen ist.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist weich,<br />

geschmeidig und elastisch.<br />

3<br />

4<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

sind aromatisch, milchig und sahnig.<br />

Im Geschmack ist eine leichte Waldnote<br />

erkenntlich, die in Richtung Champignon<br />

geht.<br />

2<br />

5<br />

mild/lieblich würzig/scharf


EIN GRAND HOTEL GEGEN DEN HUNGER<br />

HERSTELLUNG<br />

Prags im Pustertal – seit jeher war es<br />

ein Bauerntal. Arm, karg, einsam, und<br />

nichts deutete darauf hin, dass sich<br />

das irgendwann ändern würde. Für<br />

die Schönheit ihrer Landschaft mitten<br />

in den Dolomiten hatten die Pragser<br />

– den Kopf über dem Pflug gesenkt –<br />

kaum etwas übrig. Das änderte sich,<br />

als die Hotelierin Emma Hellenstainer<br />

den Pragser Wildsee entdeckte und<br />

ihre Nachkommen am Seeufer 1899<br />

ein Grand Hotel eröffneten. Mit einem<br />

Schlag war Prags Teil der großen Welt.<br />

Zuerst wurde alles besser. <strong>Die</strong> Bauarbeiter<br />

mussten versorgt werden,<br />

damit hatten die Bauern sichere<br />

Abnehmer für ihre Produkte. Dann<br />

braucht ein Hotel dieses Ranges<br />

natürlich Personal, und die Bauern<br />

verdienten ein Zubrot. Das beste<br />

Geschäft machte das Riedlgut.<br />

<strong>Die</strong> Hellenstainer kauften den Hof und<br />

machten ihn zum Milch- und Käselieferanten<br />

für das neue Hotel.<br />

1945 stand Prags wieder im Rampenlicht.<br />

Das hatten sich die Pragser nicht<br />

ausgesucht. Es war wenige Tage vor<br />

Kriegsende. 139 prominente Häftlinge<br />

der Hitler-SS – vor allem Gegner<br />

des Nazi-Regimes und Angehörige<br />

von Widerstandskämpfern – waren<br />

im nahe gelegenen Niederdorf von<br />

der deutschen Wehrmacht befreit worden.<br />

Im Grand Hotel Pragser Wildsee<br />

wurden sie untergebracht und bis zur<br />

Ankunft der Amerikaner versorgt. Das<br />

Hotel, das nur im Sommer genutzt<br />

wurde, stand leer. Ende April war es<br />

hier eiskalt. Viele Befreite waren völlig<br />

mittellos, manchen fehlte sogar die<br />

Unterwäsche, andere baten um Stiefel.<br />

In Windeseile waren die Pragser<br />

Bauern mit Kleidern und<br />

Lebensmitteln zur Stelle.<br />

Der Pragser Käse wird aus Kuhmilch<br />

ohne Gentechnik hergestellt.<br />

<strong>Die</strong> Dicklegung der Milch erfolgt<br />

mittels natürlichem Kälberlab. Wenn<br />

die Gallerte geschnitten ist, wird das<br />

Bruch-Molke-Gemisch in die dafür<br />

vorgesehenen Formen gefüllt und regelmäßig<br />

gewendet. Nach dem Salzbad<br />

wird der Käse auf Fichtenholzbrettern<br />

gereift. Dabei werden die Laibe laufend<br />

mit Salzwasser gepflegt.<br />

Altkäsemeister Lorenz Stecher<br />

im Reifelager<br />

(1977)<br />

Das Grand Hotel am Pragser Wildsee<br />

Allein überlebt man in den<br />

Bergen schwer. Nicht nur im<br />

Krieg. Das wissen die Pragser<br />

Bauern, seit sie ihre<br />

Höfe an die Säume der Felsen<br />

gebaut haben. In der<br />

Not kann man sich auf sie<br />

verlassen.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

PRAGSER STANGE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

70<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Pragser kann sowohl pur als auch in Kombination<br />

mit einem dunklen „Paarl“ konsumiert<br />

werden.<br />

Er eignet sich sehr gut zur Zubereitung von Käsesalat<br />

oder, in Kombination, Käse- und Wurstsalat.<br />

Den Pragser finden wir auch gerne auf<br />

dem „Marendbrettl“.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Pragser Stange<br />

und MILCH<br />

Pragser Stange<br />

und BROT<br />

Pragser Stange<br />

und WURST<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu leichten fruchtigen<br />

Rotweinen wie einem<br />

Südtiroler Vernatsch.<br />

Eine angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung<br />

findet er mit frisch pasteurisierter<br />

Vollmilch von Kühen.<br />

Als hervorragende Kombination<br />

hat sich das dunkle<br />

Paarl herausgestellt. Zudem<br />

passt der Pragser perfekt<br />

in ein Pausenbrot oder<br />

in ein belegtes Brot für<br />

Zwischendurch.<br />

Im Käsesalat oder kombiniert<br />

mit Wurst, d.h. im<br />

Wurst- und Käsesalat, fühlt<br />

sich der Pragser sehr wohl.


Pfefferkäse<br />

lat. caseus pipere addito<br />

Der Scharfzüngige –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit gewetzten Zähnen<br />

24.10. – 22.11.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Skorpion<br />

Der Pfefferkäse kann nur ein<br />

Skorpion sein. Entschlossen<br />

bezieht er Stellung. Bloß keine<br />

halben Sachen, bitte. Damit<br />

kann er nichts anfangen. Er ist<br />

intensiv und leidenschaftlich<br />

und gnadenlos ehrlich. So<br />

schafft er es mühelos, die<br />

Gemüter zu erregen. Sein<br />

verwegenes Aussehen<br />

macht ihn gleichzeitig extrem<br />

attraktiv. Wer sich ihm nähert,<br />

riskiert. Wer wagt es? Wie sein<br />

Tierkreiszeichen ist der Pfefferkäse<br />

gut gepanzert. Sein Stachel<br />

kann sogar gefährlich sein.<br />

Wenn’s aufs Ganze geht, setzt<br />

der Käse seine volle Schärfe<br />

ein.


1<br />

6<br />

PFEFFERKÄSE · „DER SCHARFZÜNGIGE“<br />

72<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 20 cm<br />

Höhe:<br />

6 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 2,4 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: mind. 45 %<br />

Reifung:<br />

ca. 30 Tage<br />

Rinde:<br />

Pfeffermantel mit sichtbaren<br />

Pfefferkörnern<br />

Konsistenz:<br />

weich, fein, elastisch, elegant<br />

Lochung:<br />

Bruchlochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb, der Käseteig ist von erlesenen<br />

Pfefferkörnern durchzogen<br />

Geruch/Geschmack: die elegante, feine, buttrige<br />

Käsenote wird vom Pfeffer übertrumpft,<br />

er übernimmt das Aroma<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einem Mantel aus<br />

grünen, roten und schwarzen Pfefferkörnern<br />

umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />

essbar, allerdings ist sie nur für sehr<br />

„scharfe“ Genießer geeignet.<br />

Der Geruch der Rinde ist vom Pfeffer<br />

dominiert und gibt gleich Aufschluss<br />

über die Art des Käses und über seine<br />

Vorzüge.<br />

Das Innere des Käses ist von mehr<br />

oder weniger hellem Strohgelb, das<br />

gleichmäßig von Pfefferkörnern durchzogen<br />

wird. Der Käse weist eine Bruchlochung<br />

auf.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz am Gaumen ist weich,<br />

geschmeidig und elegant.<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

sind vom Pfeffer dominiert.<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

mild/lieblich würzig/scharf


GIBT ES DAS? EIN KÄSER, DEM DER KÄSE STINKT?<br />

Zwei Uhr früh. Da legt Klaus Crepaz los<br />

mit seiner Arbeit. Um diese Zeit ist er allein.<br />

Er schaut auf den Produktionsplan:<br />

1 x Pfefferkäse, 8 x Stilfser, 2 x Pustertaler.<br />

Alles klar. Er kontrolliert, ob die Käsefertiger<br />

sauber sind und lässt die Milch<br />

einlaufen. Hat die Kultur den richtigen<br />

In der Antike dominierte der Pfeffer<br />

den Gewürzhandel von Asien nach<br />

Europa. <strong>Die</strong> scharf schmeckenden<br />

Früchte des Pfefferstrauchs halfen,<br />

Lebensmittel würzig und haltbar zu<br />

machen. So ist ein Rezept von Ricottakäse<br />

(caseus in fiscella pressus)<br />

überliefert, das mit „piper ut libet“,<br />

also beliebig viel Pfeffer, verfeinert<br />

werden kann. In dem vermutlich im<br />

12. oder 13. Jahrhundert verfassten<br />

Medizinbuch „Regimen Sanitatis<br />

Salernitanum“ werden Milch (lac),<br />

junger Käse (caseus infans) und<br />

Schwarzer Pfeffer (piper nigrum)<br />

ebenfalls als gut und nährstoffreich<br />

bezeichnet. Kurioser Zufall: Bianchinetta<br />

Colombo, Schwester von<br />

Christoph Columbus, war mit dem<br />

Käsehändler Giacomo Bavarello verheiratet.<br />

Musste Columbus deshalb<br />

den Seeweg nach Indien entdecken?<br />

pH-Wert, wie im Rezept angegeben?<br />

Klaus öffnet den Kulturenkessel – satter<br />

Buttermilchduft. Es geht los. Klaus schaltet<br />

das Rührwerk des Kessels ein.<br />

Er bewegt sich in der Käserei wie zu<br />

Hause. Saust gezielt da- und dorthin.<br />

Seit 41 Jahren ist er im Betrieb. Als man<br />

ihn vor Jahren zum Produktionsleiter der<br />

Käserei machen wollte, lehnte er ab:<br />

„Ich mag ja keinen Käse.“ Außer Alta Badia,<br />

Mozzarella, Dolomitenkönig und<br />

Gran Spicchio. „Da macht man sich ja<br />

unglaubwürdig.“<br />

Aber Käse machen, das kann er. Messen.<br />

<strong>Die</strong> Temperatur, den pH-Wert, die<br />

Gallertenfestigkeit, die Brucheigenschaften.<br />

Greifen. Warten. Oft warten.<br />

Dabei auf dem Sprung sein, weil eine<br />

Minute auf oder ab entscheidend ist.<br />

Wie jetzt. Er prüft, ob der Bruch für den<br />

Pfefferkäse abgefüllt werden kann, fährt<br />

vorsichtig in die Masse, quetscht, fühlt.<br />

„Ja“, sagt er, und: „Das entscheiden nur<br />

wir.“ Keine Maschine ist so präzise.<br />

„Das lernt man. Und irgendwann hat<br />

man es im Gefühl.“<br />

Jeder Schritt wird aufgezeichnet. Am<br />

Bildschirm des Rechners scheint der<br />

gesamte Produktionsprozess auf. Zudem<br />

wird auf Papier festgehalten, wie<br />

die Ergebnisse heute sind. „Wenn es<br />

funktioniert, ist es bärig“, schwärmt der<br />

Klaus. Wenn nicht, steht alles still. „Einmal<br />

mussten wir in den Fertiger steigen<br />

und alles von Hand ausschöpfen. 1.000<br />

Kilogramm Käse.“<br />

Heute läuft alles. Um 7 Uhr kriegt Klaus<br />

Verstärkung. Er setzt die Milchsäurekultur<br />

für den nächsten Tag an. Bis 8 Uhr<br />

hat er sechs Käsesorten gemacht. Bis 10<br />

Uhr noch zwei Mal Milch in den Fertiger<br />

gefüllt. Wenn das Förderband die<br />

gefüllten Plastikformen aus dem Raum<br />

schiebt, verliert Klaus Crepaz seinen<br />

Käse aus den Augen. Er hat seine Arbeit<br />

getan. Für heute.


PFEFFERKÄSE · „DER SCHARFZÜNGIGE“<br />

74<br />

Klaus Crepaz ist seit über 40 Jahren<br />

in der Käserei tätig.


HERSTELLUNG<br />

Der Pfefferkäse ist nicht nur Fassade.<br />

Unter dem geschlossenen Pfeffermantel,<br />

der den Käse umhüllt, wirkt das<br />

Scharfmacher-Gewürz fort. Kurz vor<br />

der Abfüllung des Käsebruches in die<br />

Form werden ausgewählte indische<br />

Pfefferkörner ganz oder gebrochen in<br />

den Käseteig eingearbeitet.<br />

<strong>Die</strong> Pfefferkörner werden vor der Verwendung<br />

thermisch gereinigt. <strong>Die</strong> für<br />

den Pfefferkäse verwendete Kuhmilch<br />

ist ohne Gentechnik.<br />

Nach dem Salzbad reift der Käse auf<br />

Holzbrettern im Reiferaum der Käserei<br />

in Bruneck im Pustertal. Hier werden<br />

die Laibe alle zwei Tage gewendet<br />

und mit Salzwasser gebürstet. Am Ende<br />

der Reifung wird der Käse von Hand<br />

durch schwarzen Pfefferschrot gerollt<br />

und zwei bis drei Tage getrocknet. Wer<br />

scharf drauf ist, isst den Pfeffermantel<br />

natürlich mit.<br />

Thomas Reden und Hans Mayr sorgen<br />

von Hand für den scharfen Pfeffermantel.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

PFEFFERKÄSE · VEREWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

76<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Pfefferkäse kann sowohl pur als auch in<br />

Kombination mit Kartoffeln gegessen werden.<br />

Pfefferkäse und Kartoffel sind dickste Freunde.<br />

Nirgendwo gibt es größere Harmonie.<br />

Er lässt sich auch bestens zum Würzen von Speisen<br />

verwenden. Dabei lässt er alle anderen<br />

Gewürze überflüssig erscheinen.<br />

Zum Garnieren oder als Blickfang am Buffet<br />

eignet sich der Pfefferkäse besonders gut.<br />

<strong>Die</strong> Würzkraft des Pfeffers sowie seine verdauungsfördernde<br />

Wirkung sind im Pfefferkäse gut<br />

eingesetzt. <strong>Die</strong>se Eigenschaft ist heute in der<br />

indischen, d.h. ayurvedischen, wie auch in der<br />

europäischen Küche sehr geschätzt.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Pfefferkäse<br />

und MILCH<br />

Pfefferkäse<br />

gibt WÜRZE<br />

Pfefferkäse<br />

und BROT<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu einem Gewürztraminer.<br />

Eine angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung<br />

findet er mit frisch pasteurisierter<br />

Vollmilch von Kühen.<br />

Pfefferkäse eignet sich gut<br />

zum Würzen von Speisen.<br />

Als hervorragende<br />

Kombination gilt ein ganz<br />

normales Weißbrot oder<br />

französiches Baguette.


Schwarzenstein<br />

lat. Nigra Lapis<br />

Der Gipfelstürmer –<br />

für eine Käseverkostung<br />

in entzückender Einsamkeit<br />

24.10. – 22.11.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Skorpion<br />

Voll oder gar nicht: Mit halben<br />

Sachen gibt sich der Schwarzenstein-Käse<br />

nicht zufrieden.<br />

Wie soll einer sonst den Gipfel<br />

der Käsekultur erklimmen?<br />

Gleichzeitig umgibt ihn wie<br />

jeden Skorpion ein Geheimnis:<br />

Wie macht er das? Unbeirrt<br />

seinen Weg gehen, alles Unbekannte<br />

erforschend, beinahe<br />

unverschämt selbstsicher, nur,<br />

um am Ziel Käsekenner nach<br />

ihm lechzen zu lassen.


1<br />

6<br />

SCHWARZENSTEIN · „DER GIPFELSTÜRMER“<br />

78<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Hartkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 34 cm<br />

Höhe:<br />

8 cm<br />

Gewicht:<br />

8,5 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: mind. 50 %<br />

Reifung:<br />

lange Spezialreifung<br />

Rinde:<br />

hart und schwarz<br />

Konsistenz:<br />

bröckelig, im Mund leicht schmelzend<br />

Lochung:<br />

keine (geschlossener Teig)<br />

Inneres:<br />

gelblicher Teig mit<br />

vereinzelten Salzkristallen<br />

Geruch/Geschmack: aromatisch würzig, besonders vielfältiges,<br />

langanhaltendes Aroma<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />

schwarzen Rinde umschlossen,<br />

welche die Besonderheit dieses Käses<br />

unterstreicht. <strong>Die</strong>se ist geschlossen,<br />

rau und kompakt. Durch die kompakte<br />

und ausgeprägte Rinde wird das kräftige<br />

Aroma im Käse gut verwahrt und<br />

gehütet.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

Edelranzigkeit, Öl, Rotkultur. Weiters<br />

finden wir leichte, fruchtige Noten.<br />

Ebenfalls erkennbar sind eine feine<br />

und leichte Note nach Naturkeller,<br />

nach Stein, die den Reifungsort erahnen<br />

lässt.<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />

der Käseteig geschlossen ist. <strong>Die</strong><br />

Struktur ist kurz, leicht schuppig und<br />

schnittfest.>><br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

mild/lieblich würzig/scharf


<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist wider<br />

Erwarten angenehm, fein, schmelzend,<br />

mürbe. <strong>Die</strong>se Konsistenz ist für den<br />

Gaumen ein Gedicht, diese Konsistenz<br />

wird geschätzt und geliebt.<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

lassen gleich erahnen, dass es sich<br />

um einen sehr charaktervollen, reifen<br />

und hochwertigen Käse handelt. Er<br />

enthält getoastete, buttrige Noten. <strong>Die</strong><br />

Geschmacksnoten gehen von milchig,<br />

fruchtig, pflanzlich bis röstig. Wir finden<br />

Noten von gekochten Kartoffeln,<br />

Noten von getrockneten Früchten,<br />

eine leichte Honignote, im Nachgeschmack<br />

entwickelt sich eine leichte<br />

Karamell- bzw. Schokoladennote.<br />

Durch die besondere Struktur und lange<br />

Reifezeit fühlt man auf der Zunge<br />

die Salzkristalle, gleichzeitig fördert<br />

der Schwarzenstein die Sukkulenz,<br />

den Speichelfluss. Der Geschmack ist<br />

somit sehr komplex, wuchtig und unverkennbar.<br />

Ein Käse mit Charakter und Wiedererkennungsnote.<br />

Der Hoffnungsträger<br />

mit Potential.<br />

WIE LUDWIG DEN KÄSE AUF DIE SPITZE TREIBT<br />

Vor vier Jahren kitzelte Ludwig Tschurtschenthaler<br />

ein neuer Käse in der<br />

Nase. Das Aroma, dem er auf der<br />

Spur war, schmeckte lange vor allem<br />

schwefelig, „echt unangenehm, auch<br />

penetrant“, sagt Ludwig. Trotzdem<br />

wusste er, dieses Aroma wird den Unterschied<br />

zu anderen Sorten machen.<br />

Viele Versuche waren noch notwendig.<br />

„Ich musste das Geniale intensivieren<br />

und das Störende wegkriegen.“ Aber<br />

immer wusste Ludwig, wohin er wollte.<br />

Er hat versprochen, dass dieser Käse<br />

endlich auch seiner Frau schmecken<br />

wird.<br />

Jetzt ist er fast am Ziel. Ludwig spürt,<br />

mit dem neuen Käse erklimmt er einen<br />

weiteren Gipfel in seiner Karriere.<br />

Hatte der Sternekoch Norbert Niederkofler<br />

also recht, als er vorschlug, den<br />

Käse nach einem der höchsten Südtiroler<br />

Berge zu benennen: Schwarzenstein?<br />

Eines ist sicher: <strong>Die</strong>ser<br />

Käse ist anders als<br />

alle <strong>Mila</strong>-Käse bisher.<br />

29 Varianten hat<br />

Ludwig in den vergangenen<br />

Jahren<br />

verkosten lassen.<br />

Bei der 30. Probe<br />

hat ein Fachmann<br />

von Gewicht gesagt: „Das ist es!“<br />

Endlich. „Aber das war erst der Anfang.<br />

Danach haben wir vier Jahre getüftelt“,<br />

erinnert sich Ludwig Tschurtschenthaler,<br />

bis er das Aroma so gut dosiert hatte,<br />

dass die Leute nicht mehr das Gesicht<br />

verzogen, als hätten sie in Knoblauch<br />

gebissen.<br />

Der neue Käse ist hart wie Grana-Käse,<br />

seine Textur kurz und bröselig.<br />

Wenn man ihn mit der Zunge am Gaumen<br />

zerdrückt, löst er sich einfach auf.<br />

„Er hat einen extrem feinen Schmelz“,<br />

schwärmt Ludwig. „Da brauchst du<br />

kein Stück Brot dazu essen, der kann<br />

allein stehen.“<br />

Allein am Gipfel. Welcher Schwarzenstein<br />

macht dann am Ende das<br />

Rennen? Jener, der nur nach einem anstrengenden<br />

Fußmarsch zu erreichen<br />

ist, oder jener, der höchsten Genuss<br />

mit einem Glas Wein in Aussicht stellt?


SCHWARZENSTEIN · „DER GIPFELSTÜRMER“<br />

80<br />

HERSTELLUNG<br />

Der neue Schwarzenstein zeichnet<br />

sich durch einen unverwechselbaren<br />

Charakter aus. Er wird in zwei Phasen<br />

ausgereift.<br />

Zu Beginn wird der Käse sehr intensiv<br />

gepflegt, ja fast bemuttert. In dieser<br />

Zeit entwickelt er sein einzigartiges,<br />

fruchtiges Aroma. In der zweiten Phase<br />

der Reifung werden die Käselaibe<br />

bei einem speziellen Raumklima veredelt.<br />

So entwickelt der Schwarzenstein<br />

seine körnige Struktur und seinen besonders<br />

kraftvollen, facettenreichen<br />

Geschmack.<br />

<strong>Die</strong> Milch, aus der der Schwarzenstein<br />

hergestellt wird, stammt von ohne Gentechnik<br />

ernährten Kühen und wird mit<br />

natürlichem Kälberlab dickgelegt. Das<br />

Salzen erfolgt in der Salzlake, danach<br />

reift der Käse auf Holzbrettern.<br />

Ludwig Tschurtschenthaler:<br />

„Nomen est Omen – der<br />

Schwarzenstein will hoch hinaus.“


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Kann sowohl pur als auch in Kombination mit<br />

Speck, Äpfel, Brot verzehrt werden.<br />

Er kann für Käseknödel, für Risotti und zum<br />

Verfeinern von Vorspeisen verwendet werden.<br />

<strong>Die</strong> Struktur lässt zu, dass er auch als Reibkäse<br />

verwendet werden kann. Damit ist er für sämtliche<br />

Nudelgerichte geeignet. <strong>Die</strong> geriebenen<br />

Käsespäne sind nicht sehr trocken und fest, daher<br />

schmelzen sie schnell und verfeinern im Nu<br />

das Gericht.<br />

Man kann ihn in Südtirol auf dem typischen<br />

„Marendbrettl“ servieren.<br />

Der Schwarzenstein kann als Vorspeise, als Nachspeise,<br />

für Hauptgerichte verwendet werden,<br />

und genauso ist er für eine Käsefonduemischung<br />

einsetzbar.


SCHWARZENSTEIN · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

82<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Schwarzenstein<br />

und SPECK<br />

Schwarzenstein<br />

und BIRNE<br />

Schwarzenstein<br />

und FRÜCHTE<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu einem Cabernet<br />

oder zu einem Lagrein.<br />

Beide Weine müssen lang<br />

gereift sein, genauso wie<br />

der Käse. <strong>Die</strong> samtige<br />

Struktur des Weines und<br />

die weichen, aber wuchtigen<br />

Noten betten den<br />

Geschmack des Käses so<br />

richtig ein und verbinden<br />

sich mit diesem zu einer<br />

Hochzeit im Gaumen<br />

(le mariage).<br />

Eine super Kombination,<br />

beide Produkte ergänzen<br />

sich und werten den anderen<br />

Partner auf, im Gaumen<br />

ergibt sich dadurch ein<br />

Gleichgewicht und somit<br />

ein harmonisches Zusammenspiel<br />

der Geschmacksnuancen.<br />

Schwarzenstein<br />

und MILCH<br />

Sehr gut eignet sich eine<br />

reife Williamsbirne. Der<br />

Geschmack und die Struktur<br />

der reifen Birne lassen sich<br />

gut mit der schuppigen,<br />

festen und trotzdem schmelzigen<br />

Struktur des Schwarzenstein<br />

kombinieren.<br />

Schwarzenstein<br />

und DESTILLATE<br />

Besonders gut eignet sich<br />

die Verbindung mit einer reifen,<br />

süßen Feige; genauso<br />

passen zum Schwarzenstein<br />

weiße, süße Trauben – eine<br />

Kombination, die sich sehen<br />

lassen kann.<br />

Schwarzenstein<br />

und BROT<br />

Eine angenehme und harmonische<br />

Übereinstimmung<br />

findet er mit frisch pasteurisierter<br />

Vollmilch von Kühen.<br />

Ein besonderes Highlight<br />

stellt die Kombination<br />

mit Birnen und Marillenschnaps/-destillat<br />

dar.<br />

Als hervorragende Kombination<br />

hat sich ein frisches<br />

weißes Brot mit der knusprigen<br />

Kruste oder einem<br />

Vorschlag-Brot erwiesen.<br />

Schwarzenstein<br />

und KARTOFFELN<br />

Schwarzenstein<br />

und HONIG<br />

Schwarzenstein und Kartoffeln,<br />

eine harmonische<br />

Verbindung und perfekt für<br />

ein Südtiroler Marendbrettl,<br />

ein Muss.<br />

Es eignet sich besonders gut<br />

Blütenhonig, z.B. Apfelblütenhonig<br />

(nur einen zarten,<br />

hauchdünnen Honigstreifen<br />

über den Käse träufeln).


Ortler<br />

lat. Caseus „Ortles” Mons<br />

Der Flirter –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit gegensätzlichen Eroberungen<br />

23.11. – 21.12.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Schütze<br />

Der Ortler mag sich einfach<br />

nicht festlegen. Es gibt doch so<br />

viel zu entdecken. Wie kann<br />

man wissen, dass man schon<br />

das Beste gekriegt hat? So<br />

ist der Ortler ein notorischer<br />

Eroberer wie jeder Schütze.<br />

Er hält immer nach Neuem<br />

Ausschau. Flirtet in diese<br />

Richtung und jene.<br />

Er ist zwar aus<br />

Kuhmilch hergestellt, erhält<br />

aber durch Ziegenlab eine<br />

kuhferne pikante Note, die an<br />

feinsten Schafkäse erinnert. All<br />

diese Kindereien machen ihn zu<br />

einem verspielten Gesellen, der<br />

das vermeintlich Unvereinbare<br />

zusammenbringt: animalische<br />

Geschmacksnoten,<br />

menschliches Streben<br />

und<br />

glücklichen<br />

Zufall.


1<br />

6<br />

ORTLER · „DER FLIRTER“<br />

84<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 20 cm<br />

Höhe:<br />

10 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 2,6 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: 50 %<br />

Reifung:<br />

ca. 60 Tage<br />

Rinde:<br />

ockergelb bis braun, wachsig<br />

Konsistenz:<br />

weich, geschmeidig, schnittfest, kompakt<br />

Lochung:<br />

Bruch- und Schlitzlochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: milchig, sehr angenehm, mild<br />

bis aromatisch<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten,<br />

trockenen, dunkelbraunen, wachsigen<br />

Rinde umhüllt. <strong>Die</strong> Rinde ist geschlossen<br />

und etwas rau, bedingt durch die<br />

Käsepflege.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

ledrig und animalisch.<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />

der Käseteig mit einer Bruch- bzw.<br />

Schlitzlochung versehen ist.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kompakt,<br />

trotzdem aber sehr weich und<br />

geschmeidig.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Der Geruch des Käses ist komplex,<br />

man findet im Ortler milchige, nussige<br />

Noten, eine leichte Pistaziennote ist<br />

im Gaumen feststellbar. Zudem ist der<br />

Geschmack animalisch. Er geht in Richtung<br />

Ziege, bedingt durch den Zusatz<br />

vom Ziegenlab.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


WIE LORENZ STECHER AUSZOG,<br />

DAS KÄSEN ZU LERNEN<br />

HERSTELLUNG<br />

Ein Riese wie Südtirols höchster Berg,<br />

der Ortler (3.905 m), ist Lorenz Stecher<br />

nicht von seiner Statur. Im Gegenteil,<br />

der Ortler saß ihm praktisch<br />

vor der Nase, als er in Langtaufers im<br />

Vinschgau aufwuchs, auf einem kleinen<br />

Hof auf 1.750 Meter Höhe. Luftig<br />

war es dort wohl, aber die Aussichten<br />

für den jungen Lorenz alles andere<br />

als weit. Bis dieser einen Riesenschritt<br />

wagte.<br />

Er war Knecht, als sein Bruder im Februar<br />

1957 das Inserat sah: <strong>Die</strong> kleine<br />

Sennerei in Burgeis suchte einen Lehrling.<br />

„Es war kein Geriss um die Stelle“,<br />

sagt Lorenz Stecher, „sonst hätten sie<br />

mich wohl nicht genommen.“ Der Vater<br />

hatte noch gefragt, ob das Käsen<br />

Zukunft habe. Am Anfang durfte der<br />

Lorenz nur putzen und ab und zu im<br />

Käsekessel rühren. Selber Käse gemacht<br />

hat er im Urlaub, daheim, im<br />

Waschzuber. Er ahnte, wenn er wirklich<br />

Käser werden wollte, musste er<br />

das von Grund auf lernen.<br />

In Tannheim in Deutschland schaute<br />

er zum ersten Mal durch ein Mikroskop<br />

und sah die Milchsäurebakterien,<br />

von denen er bisher nur gehört hatte:<br />

„Von Angesicht zu Angesicht.“ Endlich<br />

verstand er, was da vor sich ging. Er<br />

perfektionierte sein Wissen in Bayern<br />

und Österreich und am Ende auch in<br />

Südtirol. 1973 kam seine Chance: <strong>Die</strong><br />

Sennerei in Bruneck im Pustertal, wo<br />

heute der gesamte <strong>Mila</strong>-Käse hergestellt<br />

wird, wollte mit der Käseproduktion<br />

beginnen.<br />

„Mach etwas“, lautete die vage Aufgabe.<br />

Und so hat der Lorenz probiert und<br />

den ersten Käse mit Rundlochung weitum<br />

kreiert: den Pustertaler (s.S. 12), der<br />

bis heute im Sortiment ist. „Das war<br />

schon ein bissl eine Kunst“, erinnert<br />

er sich. Bei aller Bescheidenheit weiß<br />

Lorenz Stecher, was er kann: „Damals<br />

haben wir mit zwei Käsekulturen sieben<br />

bis acht Sorten gemacht.“<br />

1998 ging der Käsemeister Stecher in<br />

Pension. Auf sein Wissen und seine<br />

Erfahrung will die <strong>Mila</strong> bis heute nicht<br />

ganz verzichten. Manchmal wird er<br />

noch zu Verkostungen eingeladen.<br />

Dann sagt er offen seine Meinung.<br />

Zum Beispiel, dass ihm der Alta Badia,<br />

eine der jüngsten <strong>Mila</strong>-Kreationen, am<br />

besten schmeckt, nicht der Pustertaler<br />

oder der Ortler. Er ist halt einer, der<br />

immer den nächsten Schritt wagen will.<br />

Käsemeister Lorenz Stecher<br />

„face to face“<br />

mit den Milchsäurebakterien<br />

(1977)<br />

Es stand nicht gut um den Ortler, als<br />

der frühere Käsemeister Oswald Thöni<br />

(s.S. 20) diesen in die Finger bekam.<br />

<strong>Die</strong> vielen Rezeptveränderungen hatten<br />

dem Käse nicht gutgetan. Thöni<br />

verpasste ihm gleich eine weitere Kur:<br />

„Ich habe sofort acht Komponenten in<br />

der Rezeptur abgeändert.“ Und das,<br />

ohne einen Prototypen herzustellen.<br />

„Ich habe die Produktion sofort gestartet.<br />

Und es hat gepasst.“<br />

In die Nase sticht, dass die Kuhmilch<br />

für den Ortler, natürlich ohne Gentechnik,<br />

mit zweierlei Lab dickgelegt wird:<br />

in erster Linie ist es Ziegenlab, dieser<br />

wird durch Kälberlab ergänzt. Damit<br />

machte Oswald Thöni den Käse sofort<br />

würziger, irgendwie animalischer.<br />

Ein bisschen Kuh, ein bisschen mehr<br />

Ziege: Nach dem Salzbad reift der<br />

Ortler auf den <strong>Mila</strong>-typischen Fichtenholzbrettern<br />

zu einem pikanten, würzigen<br />

Schnittkäse.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

ORTLER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

86<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Kann sowohl pur als auch in Kombination mit<br />

Brot verzehrt werden. Gute Begleiter dieses Käses<br />

sind Sesambrot oder Sesamgrissini.<br />

Wir finden ihn sehr oft auf dem typischen Südtiroler<br />

„Marendbrettl“.<br />

Der Ortler wird sehr gerne zum Gratinieren, d.h.<br />

zum Überbacken/Überkrusten von Speisen im<br />

Backofen eingesetzt. Bei starker Oberhitze bildet<br />

sich dabei eine knusprige, goldbraune Kruste, da<br />

sich aus Kohlenhydraten und Eiweiß Röstaromen<br />

entwickeln.<br />

Eine besonders elegante Lösung zum Gratinieren<br />

ist eine Mischung aus Ei, <strong>Mila</strong>-Mascarpone und<br />

Ortler-Scheiben. Da das Gratinieren nur kurze<br />

Zeit dauert, müssen die übrigen Zutaten bereits<br />

gar sein.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />

zu leichten, fruchtigen<br />

Rotweinen wie z.B. einem<br />

Südtiroler Vernatsch.


Pseirer Ziegenkäse<br />

lat. Caprinus Caseus Passyriae Vallis<br />

Der Geheimnisvolle –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit intensiver Note<br />

23.11. – 21.12.<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Schütze<br />

Der Ziegenkäse ist wie gemacht<br />

für Individualisten. Immer auf<br />

der Suche nach dem Besonderen<br />

gibt er sich unangepasst,<br />

lebt seinen Freiheitsdrang aus,<br />

bleibt in ständiger Bewegung<br />

wie jeder begabte Schütze.<br />

Mit überraschender Fantasie beflügelt<br />

er jene, die sich von seiner<br />

Offenheit mitreißen lassen.


1<br />

6<br />

PSEIRER ZIEGENKÄSE · „DER GEHEIMNISVOLLE“<br />

88<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 14 cm<br />

Höhe:<br />

7 cm<br />

Gewicht:<br />

1 kg<br />

Milchart:<br />

Ziegenmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: mind. 50%<br />

Reifung:<br />

60 Tage<br />

Rinde:<br />

keine<br />

Konsistenz:<br />

weich, geschmeidig, schnittfest, kompakt<br />

Lochung:<br />

fast keine<br />

Inneres:<br />

porzellanweiß<br />

Geruch/Geschmack: milchig, sehr angenehm, mild<br />

bis aromatisch<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Außen wie innen ist der „Pseirer“ porzellanweiß.<br />

Das Äußere hat den typisch animalischen<br />

Geruch nach Ziege.<br />

Der Teig im Innern ist kompakt und<br />

weist vereinzelte Bruchlöcher auf.<br />

Geruch und Geschmack des „Pseirers“<br />

sind leicht säuerlich und gehen in Richtung<br />

Karamell.<br />

Ziegen sind ausgesprochene Feinschmecker.<br />

Sie fressen nur Blätter, Kräuter, Rinden, Triebe,<br />

Knospen und Flechten. <strong>Die</strong>s wirkt sich auf den<br />

Geschmack der Milch aus.<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

mild/lieblich würzig/scharf


DIE ZIEGE KÄST NACH IHREM EIGENEN KOPF<br />

HERSTELLUNG<br />

<strong>Die</strong> Verkäuferin hinter der Theke im<br />

Supermarkt schüttelt den Kopf. Nein,<br />

es gibt keinen Ziegenkäse. <strong>Die</strong> Ziegen<br />

sind in Mutterschaft. <strong>Die</strong> Kunden wundern<br />

sich, dann sagt einer: „Das finde<br />

ich gut.“<br />

Josef Pichler, lange Obmann der Ziegenmilchgenossenschaft<br />

in Südtirol,<br />

hebt die Schultern: „Ziegenmilch ist<br />

nicht Kuhmilch. <strong>Die</strong> Ziegen spielen<br />

einfach nicht mit.“ <strong>Die</strong> Kitze der Passeirer<br />

Gebirgsziege sind schon immer im<br />

Frühjahr zur Welt gekommen. <strong>Die</strong> Bauern,<br />

die versuchen, die Gebärzeit zu<br />

steuern, um das ganze Jahr Milch liefern<br />

zu können, haben es schwer. Ansatzweise<br />

gelingt es jetzt. Dennoch gilt:<br />

<strong>Die</strong> meiste Ziegenmilch wird von April<br />

bis August geliefert. Wie eh und je.<br />

<strong>Die</strong> Psairer Goaß ist eben eine echte<br />

Einheimische und als solche stur. „Ein<br />

z’nichtes Viech“, sagt Hermann Pircher,<br />

Obmann des Südtiroler<br />

Ziegenzuchtvereins.<br />

„Das gescheiteste<br />

Viech,<br />

das wir<br />

haben“, sagt<br />

Josef Pichler. „Sie<br />

checkt permanent die<br />

Lage und stellt immer<br />

etwas an“, sagt Stefan<br />

Haller, Geschäftsführer der Algunder<br />

Sennerei, der mit der je nach Jahreszeit<br />

wechselnden Milchmenge jonglieren<br />

muss.<br />

21.000 Gebirgsziegen gibt es in Südtirol.<br />

Allein im Passeiertal nördlich von<br />

Meran leben 8.000 Ziegen. „Gleich<br />

viel Ziegen wie Menschen“, lacht<br />

Stefan Haller. Früher hatte jeder Psairer<br />

Bauer zwei Ziegen. Sie gaben<br />

die Milch, wenn die Kühe oben auf<br />

der Alm waren, wenn Kleinkinder<br />

die Kuhmilch nicht verdauten oder<br />

die Almmäher zu weit von der Hütte<br />

entfernt waren, um abends dorthin<br />

zurückzukehren. Wo die Ziege auch<br />

war, meistens gab es Streit ihretwegen.<br />

Sie hält sich an keine Weideregeln,<br />

dennoch sind die Besitzer<br />

nachsichtig wie mit einem verzogenen<br />

Kind. Hermann Pircher: „Das ist heute<br />

noch so. Aber wir einigen uns meistens<br />

mit den Förstern und Kuhbauern.“<br />

Drei Liter Milch gibt eine Ziege am<br />

Tag. Darum reißen sich die Kunden<br />

heute. „<strong>Die</strong> Ziegenmilchkunden sind<br />

Fans“, sagt Stefan Haller. Wenn die<br />

Ziegenmilchtrinker merken, dass ihre<br />

Milch knapp wird, frieren sie einen<br />

Vorrat ein. So kommen sie sicher über<br />

den Winter.<br />

Ziegenmilch ist nicht Kuhmilch. Das<br />

schlägt sich auch in der Käseherstellung<br />

nieder. „Kuhkäse ist elastisch, Ziegenkäse<br />

ist bröckelig“, erklärt Stefan<br />

Haller, Geschäftsführer der Algunder<br />

Sennerei, wo auch der Pseirer Ziegenkäse<br />

für <strong>Mila</strong> produziert wird. Da die<br />

Struktur der Ziegenmilch sensibler ist<br />

als Kuhmilch, lassen die Käser besondere<br />

Vorsicht walten. „Sonst wird der<br />

Bruch zu Staub und rinnt mit der Molke<br />

ab“, warnt Stefan Haller.<br />

30 Bauern und 800 Ziegen liefern –<br />

möglichst täglich – ihre Ziegenmilch<br />

ohne Gentechnik in die Sennerei, wo<br />

die Milch weniger stark erhitzt wird<br />

als Kuhmilch. Anschließend wird die<br />

Milch mit Starterkulturen und Kälbermagenlab<br />

dickgelegt. <strong>Die</strong> geformten<br />

Laibe kommen ins Salzbad, danach<br />

trocknen sie sechs Tage lang und werden<br />

im Reifekeller gelagert. In dieser<br />

Zeit zieht das Salz gleichmäßig in den<br />

Käse ein. Nach 10 bis 15 Tagen ist der<br />

Käse fertig gereift. „Dann schmeckt er<br />

fein nach Ziege“, sagt Stefan Haller.<br />

Ziegenkäse gilt als leicht verdaulich.<br />

Ziegenkäse-Liebhaber halten ihn –<br />

wegen des niedrigeren Eiweiß- und<br />

Fettgehalts – für gesünder als Käse<br />

aus Kuhmilch.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

PSEIRER ZIEGENKÄSE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

90<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

<strong>Die</strong>ser aromatische Käse passt hervorragend zu<br />

frischem Salat und süßem Obst.<br />

Er hat ein mittel-intensives Aroma, kann bei der<br />

Herstellung von Vorspeisen, warmen Hauptgerichten<br />

sowie zum Überbacken eingesetzt werden<br />

und gibt all diesen Speisen sein typisches<br />

Ziegenaroma weiter.<br />

Bei gegrillten Ziegenkäsespießen, als Topping für<br />

Tiroler Knödel, als Füllung für Champignons und<br />

Gemüse, in Kroketten sowie mexikanischen Tortillas<br />

oder italienischen Piadine gilt Ziegenkäse als<br />

idealer natürlicher „Geschmacksgeber“.<br />

Ziegenkäse gilt bei Fingerfood-Snacks sowie Käsebuffets<br />

als aromatischer Hingucker und besondere<br />

Ergänzung zu Käsesorten aus Kuhmilch.<br />

Pseirer Ziegenkäse<br />

und KARTOFFELN<br />

<strong>Die</strong> Kombination mit<br />

Ofenkartoffeln ist besonders<br />

empfehlenswert.<br />

Pseirer Ziegenkäse<br />

und MARMELADE<br />

Am besten eignen sich<br />

Aprikosen- und Birnenmarmeladen.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Pseirer Ziegenkäse<br />

und HONIG<br />

Pseirer Ziegenkäse<br />

und FEIGEN<br />

Pseirer Ziegenkäse<br />

und APFEL<br />

Magdalener, Müller<br />

Thurgau und alle<br />

Schaumweine mit Restsüße<br />

sind optimal.<br />

Zum Käse der Pseirer Gebirgsziege<br />

eignet sich ein<br />

Almhonig am besten.<br />

Feigen können sowohl<br />

getrocknet als auch frisch<br />

dazu genossen werden.<br />

Der knackige und angenehm<br />

süße rote Rubens wirkt<br />

zusammen mit Ziegenkäse<br />

besonders erfrischend.


Weinkäse Lagrein<br />

lat. Caseus Vino Lagrino addito<br />

Der Eigenwillige –<br />

für eine Käseverkostung<br />

mit echt Südtiroler Bouquet<br />

22.12. – 20.01<br />

Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />

Steinbock<br />

Steil und unwegsam mag es<br />

dieser Käse am liebsten. Dann<br />

kann er sich so richtig abarbeiten.<br />

Kein Ziel erscheint ihm unerreichbar,<br />

wenn nur alle Kraft<br />

darauf verwendet wird. Wie<br />

sein Tierkreiszeichen erklimmt<br />

der Weinkäse klaglos jeden<br />

Berggipfel; unermüdlich strebt<br />

er Schritt für Schritt<br />

nach oben. Mit<br />

endlos scheinender<br />

Ausdauer. Wen wundert’s.<br />

Er hat ja eine gute Bodenhaftung:<br />

mit Südtiroler Bergmilch<br />

und dem autochthonen Lagrein.<br />

Schon einmal schien die Lage<br />

aussichtslos. Dann mobilisierte<br />

der Käse ungeahnte Kräfte, hütete<br />

sich aber davor, waghalsig<br />

zu sein. Straucheln lässt er – wegen<br />

seines Alkoholgehalts – die<br />

anderen. Er muss sich<br />

niemandem beweisen.<br />

Außer sich<br />

selbst.


WEINKÄSE LAGREIN · „DER EIGENWILLIGE“<br />

92<br />

KÄSE-STECKBRIEF<br />

Käsetyp:<br />

Schnittkäse<br />

Form:<br />

Laib<br />

Durchmesser: 20 cm<br />

Höhe:<br />

7 cm<br />

Gewicht:<br />

ca. 2 kg<br />

Milchart:<br />

Kuhmilch, pasteurisiert<br />

F.i.T.: mind. 50 %<br />

Reifung:<br />

ca. 45 Tage<br />

Rinde:<br />

rötlich, rustikal, einzigartig,<br />

leichter Milchschimmelanflug<br />

Konsistenz:<br />

weich, fein, geschmeidig<br />

Lochung:<br />

Bruch- bzw. Schlitzlochung<br />

Inneres:<br />

hellgelb bis strohgelb<br />

Geruch/Geschmack: frisch, angenehm, milchig, nach<br />

Knoblauch, Kräutern und Wein<br />

Produktionsort: Südtirol<br />

BESCHREIBUNG<br />

Der Käse wird von einer grifffesten,<br />

trockenen, rustikalen Rinde umhüllt.<br />

Sie ist geschlossen und etwas rau,<br />

bedingt durch die Käsepflege. Der<br />

Käse wirkt schon von seinem Äußeren<br />

her sehr edel, genauso wie der edle<br />

Lagrein-Rotwein, den er in seinem Inneren<br />

beheimatet.<br />

Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />

Gewürze, Wein, Knoblauch,<br />

Kräuter, Speck und einer intensiven<br />

Weinkellernote.<br />

Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />

strohgelb, je nach Jahreszeit. Der Käseteig<br />

weist eine Bruch- bzw. Schlitzlochung<br />

auf.<br />

<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist fein,<br />

weich, sehr geschmeidig und schmelzend.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Geruch und Geschmack des Käses<br />

sind frisch und angenehm. Es kommen<br />

milchige, buttrige Noten zum Vorschein.<br />

Der Hauptgeschmack wird aber vom<br />

Weinbad bestimmt und geht in Richtung<br />

Wein, Kräuter und Gewürze.<br />

mild/lieblich würzig/scharf


DER LAGREINKÄSE VON CHRISTIAN MOLLING WAR ZUERST EIN OSTEREI<br />

Ostern war lang vorüber, als Christian<br />

Molling 2001 verzweifelt nach Ostereierfarbe<br />

suchte. Im Juni sollte er in<br />

Kempten sein Meisterstück abgeben.<br />

„<strong>Die</strong>se Farbe kriegt man nicht so einfach,<br />

wenn das nächste Ostern noch<br />

weit ist“, erinnert sich Christian. Seine<br />

Mutter nahm die Sache in die Hand,<br />

rief ihre Freundinnen an. Eine hatte tatsächlich<br />

noch Farbe übrig. <strong>Die</strong> richtige<br />

Farbe. Rot.<br />

Für Christian war es die Rettung. Er<br />

malte seinen als Südtiroler Weinkäse<br />

angekündigten Käse rot an und präsentierte<br />

ihn der Kommission. „Sie haben<br />

es nicht gemerkt“, sagt Christian. Sie<br />

haben sich sogar gewundert, wie gut<br />

der Südtiroler Wein färbt. Christian<br />

Molling kam als Meister aus der Prüfung.<br />

Inzwischen ist er Käsesommelier<br />

und Betriebsleiter für den Bereich<br />

Joghurt, Butter, Frischmilch und H-Milch<br />

bei <strong>Mila</strong> in Bozen, und die Farbe auf<br />

dem Weinkäse stammt wirklich von der<br />

heimischen Rebsorte Lagrein.<br />

Was ist damals eigentlich schiefgegangen?<br />

„Ich habe viel experimentiert<br />

und ich war spät dran“, sagt Christian,<br />

„Käse braucht ja immer so lange,<br />

bis er reift.“ In Absprache mit seinem<br />

Lehrmeister Lorenz Stecher (s.S. 86)<br />

wollte der junge Käser seine Meisterprüfung<br />

mit der Kreation eines neuen<br />

Geschmacks ablegen. Bisher hatte die<br />

Sennerei nur einen Käse hergestellt,<br />

der ideal zum Wein schmeckte, jetzt<br />

sollte ein Käse entstehen, der selber<br />

nach Wein schmeckte. Nach all den<br />

Versuchen mit verschiedenen Oberflächenbehandlungen<br />

erschien der Weinkäse<br />

am aussichtsreichsten.<br />

(v.l.n.r.)<br />

Christian Molling,<br />

Lorenz Stecher,<br />

Michael<br />

Oberhollenzer<br />

(1997)<br />

So ging Christian in den nächsten Supermarkt<br />

und kaufte eine Fünf-Liter-Flasche<br />

Wein. „Hauptsache rot“, lacht er.<br />

Daheim im Keller schwamm der Käse<br />

dann 14 Tage in der weingetränkten<br />

Wanne. Wenn Christian nicht zu Hause<br />

war, rief er seine Mutter an: „Mama,<br />

dreh den Käse um.“ <strong>Die</strong> Mama meldete<br />

dem Sohn alle zwei Tage: Der Käse<br />

nimmt die Farbe nicht an. Schwaches<br />

Rosa. Mehr nicht. „Kein schönes dunkles<br />

Rot“, wie es Christian vorschwebte.<br />

Und die Prüfung rückte immer näher.<br />

Irgendwann blieb nur die Ostereierfarbe.<br />

Geschmacksneutral und für den<br />

Verzehr geeignet.<br />

Zurück in Südtirol ging Christian<br />

Molling eine Geschichte im Kopf herum,<br />

die er bei seiner Recherche gelesen<br />

hatte: Angeblich haben die Bauern<br />

im Süden Tirols bereits vor Jahrhunderten<br />

einen Weinkäse erfunden. Sie legten<br />

ihren Käse ins Weinfass, um ihn vor<br />

den Steuervögten zu verstecken. Einer<br />

war einmal vergessen worden ... Also<br />

war es möglich!<br />

Auch die <strong>Mila</strong> glaubte daran. Christian<br />

kriegte den Auftrag, echten Weinkäse<br />

herzustellen. <strong>Die</strong>smal nahm er<br />

den guten, schweren Wein aus Südtirol.<br />

Im Lagrein-Gewürzbad färbt sich<br />

der frisch gekäste Laib seitdem alle<br />

14 Tage kräftig dunkelrot.


WEINKÄSE LAGREIN · „DER EIGENWILLIGE“ 94<br />

HERSTELLUNG<br />

Das letzte Geheimnis verrät Andreas<br />

Molling, stellvertretender Produktionsleiter<br />

der Käserei in Bruneck: „Das<br />

Lagreinbad wird gewürzt. Mit einer<br />

Gewürzmischung, die Gran-Spicchio-Macher<br />

Michael Oberhollenzer<br />

(s.S. 42) daheim für seinen Speck<br />

verwendet.“ Gibt es einen besseren<br />

Beweis für gutes Betriebsklima?<br />

Von vorne. Der Weinkäse Lagrein<br />

wird aus frischer Kuhmilch hergestellt.<br />

<strong>Die</strong> Milch ist ohne Gentechnik. Nach<br />

dem Salzbad schwimmen die Laibe 14<br />

Tage lang im Lagrein-Gewürz-Bad und<br />

werden dabei alle zwei Tage gewendet.<br />

Anschließend reift der Käse 35<br />

Tage lang auf Fichtenholzbrettern.<br />

Der Raum ist gut verschlossen. Der<br />

Weinkäse reift allein. Damit die Rinde<br />

trocknet, setzt der Käse Edelschimmel<br />

an. Zu Beginn der Reifung werden die<br />

Laibe alle zwei Tage gewendet, später<br />

einmal in der Woche. Keine Sorge,<br />

bevor der Käse in den Verkauf kommt,<br />

wird der Edelschimmel abgewaschen.<br />

Ein Tipp von Käseerfinder Christian<br />

Molling: Nehmen Sie den Käse rechtzeitig<br />

aus dem Kühlschrank, damit<br />

sich – wie bei jedem Wein – sein Aroma<br />

entfalten kann.<br />

Hans Mayr gießt das Lagrein-Gewürz-<br />

Gemisch vorsichtig in das Bad mit dem<br />

jungen Weinkäse.


LAGREIN<br />

Der Lagrein wächst mit Vorliebe auf<br />

durchlässig kiesigen Böden und warmen<br />

Lagen bis circa 300 Meter Meereshöhe.<br />

<strong>Die</strong> schotterhaltigen Tallagen<br />

um Bozen sind dafür sehr geeignet<br />

und speichern im Herbst sehr lange<br />

die Wärme.<br />

Schriften belegen die Existenz dieser<br />

Rebsorte seit dem Jahre 1318, deshalb<br />

handelt es sich beim Lagrein um die<br />

älteste historisch belegte Rebsorte<br />

Südtirols.<br />

<strong>Die</strong>se rote Rebsorte entwickelt eine<br />

deutliche Säure und einen kräftigen<br />

Gerbstoffgehalt. Seine Aromen entwickeln<br />

sich in Richtung Kirsche, Brombeeren,<br />

Veilchen und Bitterschokolade.<br />

Im kleinen Holzfass ausgebaut, wird<br />

das Bouquet reicher und nimmt Noten<br />

von Dörrpflaumen, Muskatnuss, Lakritze<br />

und Brunelle an.<br />

Für den Weinkäse Lagrein ist der<br />

Wein daher ein idealer Begleiter. <strong>Die</strong><br />

rassige Säure sorgt für einen „sauberen“<br />

Gaumen, der feingesponnene<br />

Gerbstoff sorgt für das nötige Rückgrat<br />

und die Aromenähnlichkeit für die harmonische<br />

Abstimmung.<br />

<strong>Die</strong> Rebsorte des Lagrein wächst<br />

hauptsächlich im Bozner Talkessel,<br />

im Südtiroler Unterland, Überetsch<br />

sowie im Etschtal.


Originelle Rezepte für unsere<br />

Käse unter: www.mila.it<br />

WEINKÄSE LAGREIN · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

96<br />

VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />

Der Weinkäse Lagrein kann sowohl pur als auch<br />

in Kombination mit sehr intensiven Brotsorten<br />

verzehrt werden. Wir finden ihn sehr oft auf dem<br />

typischen Südtiroler „Marendbrettl“. Aufgrund<br />

seines speziellen Geschmacks wird er gerne bei<br />

Käseverkostungen und Käsebuffets gereicht, da<br />

er eine wunderbare Ergänzung zu sehr vielen<br />

anderen Käsesorten darstellt.<br />

Er ist ein prickelnder Begleiter zu Kartoffeln<br />

und Speck.<br />

Welcher<br />

WEIN?<br />

Zu diesem Käse passt natürlich<br />

hervorragend ein Glas<br />

dunkler Lagrein. Es kann<br />

aber auch ein Gewürztraminer<br />

kredenzt werden.<br />

Weinkäse Lagrein<br />

und APFEL<br />

Pink Lady und Fuji sind<br />

fruchtige Begleiter.<br />

Weinkäse Lagrein<br />

und SEKT<br />

Es muss darauf geachtet<br />

werden, dass der Sekt ein gewisses<br />

Maß an Restsüße aufweist.<br />

Im Gaumen entwickelt<br />

sich in der Kombination mit<br />

Sekt ein neues Geschmackserlebnis,<br />

das in Richtung<br />

Holunderblüten geht.<br />

Weinkäse Lagrein<br />

und SPECK<br />

Als besonders guter Begleiter<br />

zu Weinkäse hat sich der<br />

Südtiroler Speck herauskristallisiert.<br />

Im Gaumen bilden<br />

diese beiden Traditionsprodukte<br />

ein unvergessliches<br />

Aroma, das für Südtirol<br />

unverwechselbar typisch ist.<br />

Weinkäse Lagrein<br />

und BROT<br />

Vorschlag-Brot und das<br />

Puschtra Breatl sind seine<br />

besten Freunde.


MILA-MILCHSAMMELGEBIET<br />

Sterzing<br />

Brixen<br />

Glurns<br />

Meran<br />

Klausen<br />

Sennerei Bozen<br />

Sennerei Bruneck<br />

Milchsammelgebiet<br />

Bergmilch Südtirol/<strong>Mila</strong>


MILA-INFO<br />

98<br />

DAS MILCH-SAMMELGEBIET<br />

VON SÜDTIROLS KLEINEN BERGBAUERN<br />

CH<br />

AT<br />

IT<br />

Südtirol (italienisch Alto Adige, Sudtirolo;<br />

ladinisch Südtirol), amtlich Autonome<br />

Provinz Bozen – Südtirol, ist die nördlichste<br />

Provinz Italiens. Das Land befindet<br />

sich zur Gänze in den Alpen.<br />

<strong>Die</strong> Milch für die Käsesorten von <strong>Mila</strong><br />

stammt zu 100 Prozent von Südtiroler<br />

Bergbauernhöfen, welche größtenteils in<br />

sehr entlegenen Gebieten und in starker<br />

Steillage seit Generationen bewirtschaftet<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Mila</strong>-Bergbauern leben in den hoch<br />

gelegenen Bergflanken von mächtigen<br />

alpinen Gebirgsgruppen wie Sesvennagruppe,<br />

südlichen Ötztaler, Stubaier sowie<br />

Zillertaler Alpen, Venedigergruppe,<br />

Rieserfernergruppe, Dolomiten, Fleimstaler<br />

Alpen, Nonsberggruppe und Ortler-Alpen.<br />

Besonders prominent sind die<br />

Dolomiten, die in Teilen von der UNES-<br />

CO als „Welterbe Dolomiten“ anerkannt<br />

wurden.<br />

„Und täglich grüßt das Murmeltier“.<br />

In Südtirol wiederholt sich eine Tätigkeit<br />

jeden Tag, auf die Minute genau und ohne<br />

Unterbrechung, 365 Tage im Jahr: <strong>Die</strong><br />

Milchsammelwagen von <strong>Mila</strong> holen die<br />

frische Bergbauernmilch direkt bei den<br />

2.600 Bergbauernhöfen oder an einer<br />

der vielen Sammelstellen ab und bringen<br />

den wertvollen Rohstoff zu den Veredelungswerken<br />

in Bozen und Bruneck. Dort<br />

startet die Südtiroler Milchverarbeitung.<br />

Es beginnt die Veredelung zu feinsten<br />

Milchprodukten.<br />

Auch die <strong>Mila</strong>-Käsesorten entstehen hier:<br />

Aus der Milch dieser Gebiete und der<br />

fachmännischen Käsereikunst ihrer Molkereifachleute.<br />

Käsekunst aus Südtirol, Käsekunst von<br />

<strong>Mila</strong>.


MILA-BAUERN<br />

BESTAND<br />

AN MILCHKÜHEN<br />

in Europas milchwirtschaftlichen<br />

Betrieben<br />

Ø 12<br />

MILCHKÜHE<br />

hält ein <strong>Mila</strong>-Milchbauer<br />

in seinem Stall<br />

500.000<br />

EINWOHNER<br />

IN SÜDTIROL<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

DE IT CH AT<br />

MILA<br />

ist die landwirtschaftliche<br />

Genossenschaft der kleinen<br />

Bergbauernhöfe Südtirols<br />

5.136<br />

MILCHBAUERN<br />

IN SÜDTIROL<br />

2.600<br />

DAVON SIND<br />

MILA-MILCHBAUERN


MILA-MILCHWAGENFAHRER<br />

2.100 m<br />

MILA-INFO<br />

100<br />

140 km FAHRTSTRECKE<br />

legt jeder Milchsammelwagen<br />

im Schnitt pro Tag zurück und hat<br />

40 SAMMELSTELLEN<br />

(d.h. ca. alle 3,5 km eine Abholstelle)<br />

3%<br />

26%<br />

1.700 m<br />

Eingeschränkter Einsatz von landwirtschaftlichen<br />

Nutzfahrzeugen aufgrund der<br />

starken Steillagen der Weideflächen.<br />

1.400 m<br />

Mehr als 50 % der<br />

<strong>Mila</strong>-Höfe befinden<br />

sich oberhalb von<br />

1.200 m<br />

28%<br />

1.200 m<br />

LKW<br />

20%<br />

19%<br />

4%<br />

1.000 m<br />

800 m<br />

<strong>Die</strong> frische Bergmilch wird an<br />

365 Tagen im Jahr abgeholt.


MILCHKUHRASSEN IN SÜDTIROL<br />

33.000<br />

MILA-KÜHE von<br />

2.600<br />

MILA-BAUERN<br />

grasen auf<br />

Südtirols Weiden<br />

36,2 %<br />

BRAUNVIEH


MILCHKUHRASSEN IN SÜDTIROL<br />

MILA-INFO<br />

102<br />

27,9 %<br />

FLECKVIEH<br />

14,3 %<br />

GRAUVIEH<br />

19,5 %<br />

HOLSTEINRIND<br />

2,1 %<br />

PINZGAUER


MILCHKUHRASSEN IN SÜDTIROL<br />

WAS SIE ÜBER KÜHE WISSEN SOLLTEN<br />

Wasser pro Tag: 100 Liter<br />

Futter pro Tag: 40 Kilo<br />

Melken pro Tag: 2 Mal<br />

Dauer Trächtigkeit: 9 Monate<br />

Höchstalter im Schnitt: 10 Jahre<br />

Kühe pro <strong>Mila</strong>-Stall: Ø 12<br />

PINZGAUER<br />

<strong>Die</strong>se Kuhrasse gilt als gutmütig, robust,<br />

unkompliziert, weidetüchtig. Man erkennt das<br />

Pinzgauer Rind leicht am kastanienbraunen<br />

Fell und einer typischen Weißzeichnung an<br />

Rücken, Kreuz und Bauch. <strong>Die</strong> Pinzgauer sind<br />

eine typische Bergrinderrasse.<br />

Herkunft: keltisch-bajuwarisch, später<br />

Pinzgau im Salzburger Land<br />

Größe: 140 – 145 cm (Kuh)<br />

Gewicht: 600 – 700 kg (Kuh)<br />

Farbe: kastanienbraun mit Weißzeichnung an<br />

Rücken, Kreuz, Bauch und Beinen<br />

Nutzung: Milch und Fleisch<br />

Milchleistung pro Jahr: 6.400 kg<br />

ALMA<br />

BERTA<br />

GRAUVIEH<br />

Viele Kühe in Südtirol gehören dieser Rasse<br />

an. Es gibt andere Rassen, die mehr Milch<br />

geben, dafür sind die grauen Kühe echte<br />

Bergbewohner: Sie sind kleiner in der Statur<br />

als Kühe in der Ebene und haben trittsichere<br />

Beine, die sie auch in extremen Hanglagen<br />

weidetauglich machen. Außerdem sind sie<br />

widerstandsfähig, langlebig, gutmütig und darum<br />

auch angenehm zu melken. Der Südtiroler<br />

würde sagen: gut zu haben. Das Grauvieh<br />

gehört zu den autochthonen Rinderrassen und<br />

ist vor allem im Alpenraum verbreitet.<br />

Herkunft: Alpenraum<br />

Größe: 129 – 139 cm (Kuh)<br />

Gewicht: 550 – 650 kg (Kuh)<br />

Farbe: einheitlich silber- bis eisengrau<br />

Nutzung: Milch und Fleisch<br />

Milchleistung pro Jahr: 5.100 kg


MILA-INFO<br />

104<br />

OLGA<br />

FLECKVIEH<br />

Das Fleckvieh – umgangssprachlich auch<br />

Simmentaler genannt – ist so, wie Kinder<br />

in Südtirol eine Kuh zeichnen: braun-weiß<br />

gefleckt, auf den Almwiesen daheim und unkompliziert<br />

im Wesen. <strong>Die</strong> Tiere sind ebenso<br />

gute Fleischlieferanten wie Milchkühe. Durch<br />

stete Weiterentwicklung sind sie heute die<br />

zweitgrößte Rinderrasse der Welt, nach der<br />

Holsteinerin.<br />

HOLSTEIN RIND<br />

<strong>Die</strong> Holsteinrasse ist die weltweit am stärksten<br />

verbreitete Rinderrasse. In Südtirol nennt man<br />

sie auch „Schwarzbunte“. Sie gehört zu den<br />

Hochleistungsrassen und ist die Milchkuh par<br />

excellence. In Südtirol erfreut sie sich immer<br />

größerer Beliebtheit, vor allem in günstig<br />

gelegenen Betrieben, die ihre Wirtschaft rein<br />

auf Milchproduktion ausgerichtet haben.<br />

<strong>Die</strong> Holsteinerinnen sind groß und kraftvoll,<br />

manche bringen bis zu 900 Kilo auf die<br />

Waage. Auffallend ist ihre schwarz-weiße<br />

Hautzeichnung.<br />

Herkunft: Simmental im Berner Oberland<br />

Größe: 138 – 142 cm (Kuh)<br />

Gewicht: 650 – 750 kg (Kuh)<br />

Farbe: braun-weiß gescheckt<br />

Nutzung: Milch und Fleisch<br />

Milchleistung pro Jahr: 6.600 kg<br />

Herkunft: Nordamerika, Neuzüchtung aus<br />

Kühen deutscher Aussiedler<br />

Größe:145 cm (Kuh)<br />

Gewicht: 600 – 750 kg (Kuh)<br />

Farbe: schwarz-weiß<br />

Nutzung: Milch<br />

Milchleistung pro Jahr: 8.000 kg<br />

LORE<br />

TRUDE<br />

BRAUNVIEH<br />

Das Braunvieh ist eine leistungsstarke<br />

Milchrasse, die besonders für ihre hohe<br />

Milchqualität geschätzt wird. In Südtirol sind<br />

diese Kühe seit über 100 Jahren zu Hause.<br />

Sie gelten als umgänglich und gesund. Als<br />

echte Bergbewohner gehören sie in Südtirol<br />

zu den langlebigen Rassen. Man erkennt sie<br />

an ihrem feinen Körperbau, der auch für steile<br />

Lagen geeignet ist, und am einheitlichen<br />

graubraunen Fell.<br />

Herkunft: Alpenraum<br />

Größe:140 – 155 cm (Kuh)<br />

Gewicht: 550 – 800 kg (Kuh)<br />

Farbe: graubraun<br />

Nutzung: Milch und Fleisch<br />

Milchleistung pro Jahr: 7.200 kg


ZUSAMMENSETZUNG BERGFRISCHER KUHROHMILCH VON MILA<br />

87 %<br />

WASSER<br />

4,6 %<br />

MILCHZUCKER<br />

4,2 %<br />

MILCHFETT<br />

3,5 %<br />

MILCHEIWEISS<br />

79 kg<br />

PASTEURISIERTE<br />

FRISCHMILCH<br />

verbraucht ein Südtiroler<br />

durchschnittlich im Laufe<br />

eines Jahres<br />

0,7 %<br />

VITAMINE UND<br />

MINERALSTOFFE


INFOS ZUR SÜDTIROLER MILCH<br />

MILA-INFO<br />

106<br />

257.000<br />

Milchgüteproben<br />

pro Jahr<br />

2.900<br />

Sensorische<br />

Untersuchungen<br />

pro Jahr<br />

14.000<br />

Chemische<br />

Untersuchungen<br />

pro Jahr<br />

5.300<br />

Physikalische<br />

Untersuchungen<br />

pro Jahr<br />

KONTROLLEN<br />

<strong>Die</strong> Südtiroler Milch ist streng<br />

kontrolliert. Das dichte Netz<br />

an Kontrollen umspannt den<br />

gesamten Herstellungsprozess:<br />

die Milchgewinnung, die<br />

verwendeten Futtermittel und<br />

die Milchverarbeitung.<br />

40.100<br />

Mikrobiologische<br />

Untersuchungen<br />

pro Jahr<br />

QUALITÄT SÜDTIROL<br />

Qualität Südtirol steht für:<br />

•Milch von Südtiroler Bergbauernhöfen<br />

•Qualitätskontrolle von der<br />

Milchgewinnung am Bauernhof<br />

bis zur Verarbeitung in der<br />

Molkerei<br />

•Natürliche Fütterung mit<br />

ausgewählten pflanzlichen<br />

Futtermitteln<br />

•Keine Gentechnik in der<br />

Fütterung und Verarbeitung<br />

•Artgerechte Tierhaltung und<br />

kontrollierte Tiergesundheit<br />

OHNE GENTECHNIK<br />

Das Landesgesetz vom<br />

22.01.2001 Nr. 1 regelt die<br />

Kennzeichnung gentechnikfreier<br />

Produkte. Bei den Milchprodukten<br />

ist der gesamte<br />

Produktionsprozess von der<br />

Fütterung bis zur Milchverarbeitung<br />

gentechnikfrei. Zudem<br />

dürfen in der Fütterung keine<br />

minderwertigen und nicht<br />

artgerechten Futtermittel eingesetzt<br />

werden.<br />

Quelle:<br />

Südtiroler Sennereiverband


MILA-MILCHJAHR<br />

365<br />

TAGE IM JAHR ABHOLUNG<br />

der frischen Bergmilch<br />

Der „<strong>Mila</strong>-Milcher“<br />

In Südtirol sagt man, dass der Bauer<br />

seine Uhr nach dem Milchsammelwagen<br />

stellt. <strong>Die</strong>ser kommt an 365 Tagen<br />

im Jahr auf die Minute genau direkt<br />

zum Bauernhof oder zur nahe gelegenen<br />

Sammelstelle.<br />

35 MILA-MILCHSAMMELWAGEN<br />

31 TÄGLICHE ABHOLTOUREN<br />

1.120 TÄGLICHE MILCHSAMMELSTELLEN<br />

2.600 BAUERNHÖFE SIND MITGLIED<br />

VON MILA<br />

h 24 <strong>Die</strong> Zeit, innerhalb der die frische Bergmilch zu<br />

Käse, Joghurt, Butter sowie anderen feinsten<br />

Milchprodukten veredelt wird.


MILA-MILCHVERARBEITUNG<br />

MILA-INFO<br />

108<br />

MILCHVERARBEITUNG UND MILCHVEREDELUNG<br />

<strong>Die</strong>s macht unsere Genossenschaft aus der Milch von Südtirols kleinen Bergbauernhöfen<br />

24 %<br />

SCHNITTKÄSE<br />

UND HARTKÄSE<br />

1 %<br />

FRISCHKÄSE<br />

1 %<br />

RAHM<br />

5 %<br />

Extra-Hartkäse<br />

GRAN SPICCHIO<br />

8 %<br />

MASCARPONE<br />

8 %<br />

FRISCHMILCH<br />

11 %<br />

H-MILCH<br />

6 %<br />

LAKTOSEFREIE<br />

H-MILCH<br />

1 %<br />

BUTTER<br />

35 %<br />

JOGHURT


KÄSEHERSTELLUNG BEI MILA<br />

2 ZUGABE<br />

von Lab und<br />

Bakterienkulturen<br />

1 BEFÜLLEN<br />

des Käsekessels mit<br />

frischer Bergmilch<br />

30 – 40°C<br />

30 – 40°C<br />

WALNUSSGRÖSSE<br />

ERBSEN- HASELNUSSGRÖSSE<br />

WEIZENKORNGRÖSSE<br />

3 SCHNEIDEN<br />

und Rühren des Bruches


MILA-INFO<br />

111<br />

„BRENNEN“<br />

ABTRENNEN<br />

DER MOLKE<br />

FORMEN<br />

DES BRUCHS<br />

PRESSEN SALZBAD REIFE<br />

& PFLEGE<br />

FERTIGES<br />

MILA-PRODUKT<br />

2–3 Wochen<br />

WEICHKÄSE<br />

35 – 40°C<br />

4–10 Wochen<br />

SCHNITTKÄSE<br />

45 – 54°C<br />

3 Monate bis<br />

2 Jahre<br />

HARTKÄSE


Quellenverzeichnis<br />

Elmar Perkmann: <strong>Die</strong> Völser Hexenprozesse 1506 und 1510, Gedenkschrift.<br />

Völs am Schlern, 2006<br />

Astrid Schönweger / Irene Hager von Strobele / Alice Hönigschmid: Südtiroler Kräuterfrauen.<br />

Innsbruck: Löwenzahn, 2014.<br />

Dominik Flammer / Sylvan Müller: Das kulinarische Erbe der Alpen.<br />

Aarau: AT Verlag, 2012.<br />

Arunda – Südtiroler Kulturzeitschrift, Nr. 53: Milch.<br />

Schlanders, 2000.<br />

Margareta Fuchs / Veronika Krapf: Von wilden & weisen Frauen:150 geheimnisvolle Frauen-Sagen aus Tirol<br />

Innsbruck: Löwenzahn, 2009.<br />

Hugo Penz: <strong>Die</strong> Almwirtschaft in Österreich. Wirtschafts- und sozialgeographische Studien.<br />

Kallmünz bei Regensburg: Lassleben, 1978.<br />

Hermann Wopfner: Bergbauernbuch, Band 1 und 2<br />

Innsbruck: Tyrolia Verlag 1951


Südtirol ist Alpenland. Südtirol ist Käseland.<br />

Täglich holt die Genossenschaft Bergmilch Südtirol/<strong>Mila</strong> den frischen Rohstoff ihrer<br />

Mitglieder ab. Es sind kleine Bergbauernhöfe mit durchschnittlich nur 12 Kühen im Stall.<br />

Ihre Milch ist gehaltvoll, vollmundig und prädestiniert für die Herstellung feinster<br />

Käsesorten. Kreative und erfahrene Käsemeister sorgen dafür, dass diese<br />

Käsespezialitäten überall großen Anklang finden.<br />

<strong>Die</strong> Zuordnung jeder Käsesorte zu einem Sternzeichen betont<br />

deren einzigartige Charaktereigenschaften.

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