Die Mila Käsefibel
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Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
KÄSE<br />
aus der Milch von Südtirols kleinen Bergbauernhöfen<br />
Tradition und Leidenschaft
Unsere Käsemeister<br />
haben die <strong>Mila</strong>-Käsesorten<br />
den zwölf Sternzeichen zugeordnet.<br />
Jede Sorte ist in ihren<br />
Charaktereigenschaften<br />
einzigartig.<br />
Welcher Käse passt zu Ihrem<br />
Tierkreiszeichen?<br />
PUSTERTALER<br />
„Der Lausbub“<br />
SCHLANDERSER LEICHT<br />
„Der edle Ritter“<br />
Fische<br />
Widder<br />
KRÄUTERHEXE<br />
„Der Freigeist“<br />
Wassermann<br />
Steinbock<br />
WEINKÄSE LAGREIN<br />
„Der Eigenwillige“<br />
Schütze<br />
Skorpion<br />
PSEIRER ZIEGENKÄSE<br />
„Der Geheimnisvolle“<br />
ORTLER<br />
„Der Flirter“<br />
SCHWARZENSTEIN<br />
„Der Gipfelstürmer“<br />
PFEFFERKÄSE<br />
„Der Scharfzüngige“
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
MILA-KÄSESORTEN · STERNZEICHEN 2<br />
STILFSER g.U.<br />
„Der Drahtzieher“<br />
Stier<br />
Zwilling<br />
VINSCHGER<br />
„Der Luftikus“<br />
Krebs<br />
DOLOMITENKÖNIG<br />
„Der Sagenheld“<br />
Löwe<br />
Jungfrau<br />
ALTA BADIA<br />
„Der Kühne“<br />
GRAN SPICCHIO<br />
„Der Reife“<br />
Waage<br />
BELA BADIA<br />
„<strong>Die</strong> Geschmeidige“<br />
MASCARPONE<br />
„Der Einwanderer“<br />
FRISCHKÄSE<br />
„Der Zielstrebige“<br />
MARIENBERGER<br />
„Der Waagrechte“<br />
PRAGSER STANGE<br />
„Der Elastische“
Kräuterhexe<br />
lat. Herbarum Maga<br />
Der Freigeist –<br />
für eine Käseverkostung mit<br />
magischer Anziehung und mancher Heilkraft<br />
21.01. – 19.02.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Wassermann<br />
Ich bin, wie ich bin: das könnte<br />
ein Satz der Kräuterhexe sein.<br />
<strong>Die</strong>ser Käse liebt die Freiheit.<br />
Das Schlimmste für ihn: sein<br />
wie alle anderen. Er braucht<br />
Publikum, dann entfaltet er sich<br />
gern: den Wind, der durch das<br />
Gras blühender Almwiesen<br />
weht, die Bäuerin, die<br />
mit ihren Fingern<br />
die Grasspitzen streichelt, das<br />
Wasser, das kühl in der Mittagssonne<br />
gluckst. In seinem<br />
Wesen ist der Käse flippig, er<br />
gilt als außergewöhnlich und<br />
unberechenbar. Unter unseren<br />
Käsespezialitäten<br />
ist er<br />
der freie<br />
Geist.
1<br />
6<br />
KRÄUTERHEXE · „DER FREIGEIST“<br />
4<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
BESCHREIBUNG<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 20 cm<br />
Höhe:<br />
5 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 2,4 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 45 %<br />
Reifung:<br />
30 Tage<br />
Rinde:<br />
hellgelbe Rinde, die mit Kräutern<br />
und Heublumen ummantelt ist<br />
Konsistenz:<br />
weich, fein, geschmeidig<br />
Lochung:<br />
Bruch- bzw. Schlitzlochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: frisch, angenehm, milchig, nach<br />
Kräutern, Kräuterbutter, Wiesen,<br />
Weide<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
<strong>Die</strong>ser Käse stellt aufgrund seines verführerischen<br />
Äußeren einen Blickfang<br />
dar.<br />
Der Käse wird von einer hellgelben<br />
Rinde umhüllt, die mit Kräutern sich<br />
schmückt. Der Geruch der Rinde geht<br />
in Richtung Kräuter, Weide oder Alm.<br />
Das Innere des Käses ist von hellem<br />
bis strohfarbenem Gelb, je nach Jahreszeit.<br />
Der Käseteig weist eine Bruchbzw.<br />
Schlitzlochung auf.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist fein,<br />
weich, geschmeidig und schmelzend.<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
sind frisch und angenehm, es kommen<br />
milchige, buttrige Noten zum<br />
Vorschein, die von Kräuteraromen,<br />
Wiesen, Weiden und Natureindrücken<br />
begleitet werden.<br />
<strong>Die</strong> Rinde sollte bei der Verkostung mitgegessen<br />
werden.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
WENN DIE MILCHGEISTER INS KRAUT SCHIEßEN<br />
HERSTELLUNG<br />
Milch stehlen, Milch verderben, Milch<br />
in Blut verwandeln. Was hat man<br />
den „Hexen“ nicht alles vorgeworfen<br />
in den vergangenen Jahrhunderten.<br />
Der Sarner Bäuerin Barbara Pachler,<br />
genannt „Pachler-Zottl“, zum Beispiel<br />
wird 1540 der Prozess gemacht, weil<br />
sie angeblich von ihrer Mutter gelernt<br />
hat, Milch von den Nachbarn in die<br />
eigenen Kühe zu zaubern. Sie wird<br />
am lebendigen Leib verbrannt. In Völs<br />
„gesteht“ Anna Jobstin neben vielen<br />
wahnwitzigen Vergehen, sie habe<br />
Milch von fremden Kühen gestohlen,<br />
indem sie diese von einem Stock abgemolken<br />
habe. Dafür habe sie fünf<br />
Kräuter zu einem Strauß gebunden<br />
und dem Teufel übergeben. Sie wird<br />
1506 hingerichtet. 1<br />
Erst im 18. Jahrhundert kommen die<br />
Richter zur Vernunft. Bis dahin ist vieles,<br />
was unerklärbar schiefgeht, Teufelswerk.<br />
<strong>Die</strong> Milchschäden<br />
sind in der bäuerlichen<br />
Welt Kapitalverbrechen,<br />
sie können nicht ungesühnt bleiben.<br />
Man schaut sich um: Den Frauen<br />
oblag früher das Melken und Käsen,<br />
auf ihren Höfen lebten sie am Rande<br />
der Gesellschaft, ebenso wie die Unkräuter,<br />
mit denen sie experimentierten,<br />
und die dunklen Mächte, mit denen sie<br />
naturgemäß paktelten. Na bitte, da<br />
haben wir die Schuldigen.<br />
Schon bald fummeln andere am Gegenzauber,<br />
hängen Thymian und<br />
Rosmarin über die Stalltür, schütten<br />
Salz ins Butterfass, streichen mit<br />
einem Wacholderzweig über den<br />
Milchkübel. Alles, um böse Geister<br />
abzuwehren. Vereinzelt bis weit ins<br />
20. Jahrhundert hinein. 2<br />
Moment, was heißt das für die Kräuterhexe?<br />
Wird der Käse durch den<br />
Kräutermantel von oder vor den überirdischen<br />
Geistern beschützt? Als Erstes<br />
schmeckt man Liebstöckel. Im Mittelalter<br />
war es ein beliebtes Heilmittel,<br />
das die Verdauung fördern und Menstruationsbeschwerden<br />
lindern soll. Zur<br />
gleichen Zeit war man überzeugt, dass<br />
allein der Blick einer blutenden Frau<br />
die Milch gerinnen lässt. Wussten wir<br />
es doch.<br />
<strong>Die</strong> Kräuterhexe spielt mit einem<br />
Kindheitsgeschmack. 17 alpine Kräuter,<br />
darunter Thymian, Schabziegerklee,<br />
Bärlauch und Bohnenkraut,<br />
haben Entwickler Ludwig Tschurtschenthaler<br />
und sein Team zu einem<br />
komplexen Gewürz gemischt. Ein<br />
Kraut sticht heraus: Liebstöckel, das<br />
bekannte Maggikraut. „Bei allen<br />
Verkostungen hat dieser Geschmack<br />
überzeugt“, sagt Ludwig, „alle verbinden<br />
mit ihm eine Erinnerung.“<br />
Alle Kräuter und Blüten sind getrocknet<br />
und thermisch behandelt. Sie werden<br />
kurz vor der Abfüllung im Käsefertiger<br />
in den Käseteig eingearbeitet. <strong>Die</strong><br />
Kuhmilch, aus der die Kräuterhexe gefertigt<br />
ist, ist ebenso wie das zugefügte<br />
Kälberlab frei von Gentechnik.<br />
Nach dem Salzbad reift der Käse bei<br />
tiefen Temperaturen im Reiferaum der<br />
Käserei in Bruneck im Pustertal. Hier<br />
werden die Laibe alle zwei Tage gewendet<br />
und mit Salzwasser gebürstet.<br />
Mitten im Raum steht ein Tisch. Von<br />
Hand werden die gereiften Laibe dort<br />
mit Kräutern und Blüten von Ringelund<br />
Kornblume dekoriert. So ist keine<br />
Kräuterhexe wie die andere.<br />
1<br />
(Perkmann, <strong>Die</strong> Völser Hexenprozesse 1506 und 1510)<br />
2<br />
(Hager/ Schönweger / Hönigschmid, Südtiroler Kräuterfrauen)
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
KRÄUTERHEXE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
6<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
<strong>Die</strong> Kräuterhexe kann sowohl pur als auch in<br />
Kombination mit sehr intensiven Brotsorten verzehrt<br />
werden. Wir finden sie in Südtirol sehr oft<br />
auf dem typischen „Marendbrettl“. Aufgrund<br />
ihres speziellen Geschmacks wird sie gerne bei<br />
Käseverkostungen und Käsebuffets gereicht, da<br />
sie eine wunderbare Ergänzung zu sehr vielen<br />
anderen Käsesorten darstellt.<br />
Zu Kartoffeln und zu Speck ist sie ein wunderbarer<br />
Begleiter.<br />
Sie kann auch für die Zubereitung von Omeletten<br />
oder zum Überbacken von Fleisch verwendet<br />
werden und dabei unerwartete Aromen schenken.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Kräuterhexe<br />
und SEKT<br />
Kräuterhexe<br />
und BIER<br />
Kräuterhexe<br />
und BROT<br />
Zu diesem Käse passt<br />
hervorragend ein Goldmuskateller<br />
oder ein<br />
„blumiger“ Gewürztraminer.<br />
<strong>Die</strong>se Kombination ist ein<br />
Highlight und ist empfehlenswert.<br />
Allerdings muss<br />
der Sekt ein gewisses Maß<br />
an Restsüße aufweisen.<br />
<strong>Die</strong>se Anpassung ist<br />
besonders originell,<br />
wenn ein Sixtus Bier der<br />
Brauerei Forst zum Käse<br />
kombiniert wird.<br />
Als hervorragende<br />
Kombination eignen sich<br />
Weißbrot, Kümmelbrot,<br />
Vinschger Urpaarl oder ein<br />
Südtiroler Schüttelbrot.
Schlanderser leicht<br />
lat. Silanderes Levis<br />
Der edle Ritter –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit sportlichen Tugenden<br />
20.02. – 20.03.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Fische<br />
Es geht nichts über gute Intuition.<br />
Was der Schlanderser kann,<br />
fordert er auch von den anderen.<br />
<strong>Die</strong>ser Käse ist komplex<br />
und schwierig in der Herstellung.<br />
Heimlich wird er beobachtet,<br />
weil die Käser endlich<br />
seinen Geheimnissen auf die<br />
Spur kommen wollen.<br />
Setzt man ihm<br />
die Gabel<br />
an die Brust, weicht er elegant<br />
aus. Und wieder bleibt der<br />
Zweifel: „Ist das wirklich ein<br />
Magerkäse?“, denn er ist besonders<br />
cremig, alles andere<br />
als ein typischer Asket. Figurbewusste<br />
und sportliche Menschen<br />
sind im Nu hingerissen<br />
von seiner noblen<br />
Bescheidenheit.
1<br />
6<br />
SCHLANDERSER LEICHT · „DER EDLE RITTER“<br />
8<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 35 cm<br />
Höhe:<br />
9 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 9 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: max. 32,5 %<br />
Reifung:<br />
40 Tage<br />
Rinde:<br />
strohgelb bis leicht rötlich<br />
Konsistenz:<br />
weich, elastisch<br />
Lochung:<br />
Bruchlochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: leicht säuerlich, leicht hefig mit<br />
leicht animalischen Noten<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten<br />
Rinde von strohgelber bis leicht rötlicher<br />
Farbe umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />
geschlossen und etwas rau, bedingt<br />
durch die Käsepflege.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
Keller (Käsekeller) und animalische<br />
Note.<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />
der Käseteig von einer Bruchlochung<br />
durchzogen ist.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist geschmeidig<br />
und elastisch. <strong>Die</strong>s passt<br />
sehr gut zum Gesamtbild des Käses.<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
sind leicht säuerlich, hefig, animalisch.<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
mild/lieblich würzig/scharf
MAGER WAR DER KÄSE WIE DIE ZEITEN<br />
HERSTELLUNG<br />
Der erste Käse in den Alpen war mit<br />
Sicherheit mager, sagt der Schweizer<br />
Foodhunter Dominik Flammer. <strong>Die</strong> Älpler<br />
kannten die römische Methode,<br />
mit Lab Fettkäse herzustellen, noch<br />
nicht. Bis ins Mittelalter blieb die Sauermilchkäserei<br />
für den Eigenbedarf<br />
im Gebirge die wichtigste Form der<br />
Milchverarbeitung. 1<br />
Später, als der Käse auch in den Alpen<br />
fetter wurde und die Bauern Geld<br />
mit dem „guten Kas“ verdienen wollten,<br />
waren die Zeiten nicht danach,<br />
um dick zu werden. Dafür sorgten<br />
schon der Landesfürst und der Bischof.<br />
Immer wieder wogen sie ab: Was ist<br />
wichtiger, das Seelenheil oder der<br />
Fettbedarf der Christen? <strong>Die</strong> Butternachfrage<br />
in den Städten oder der<br />
Käseverdienst der Bauern?<br />
Entschieden wurde lange gegen den<br />
Käse. So wurde der Käseverkauf<br />
durch Händler 1573 in der Tiroler<br />
Landesordnung einfach<br />
verboten.<br />
Butter galt im Mittelalter<br />
als verbotenes<br />
Lebensmittel<br />
für das Volk.<br />
Um 1700 wurde die Fettkäserei<br />
komplett untersagt; zugelassen war<br />
nur die Herstellung von Magerkäse,<br />
der Rahm wurde für die Butter<br />
der Adeligen und Bürger gebraucht.<br />
Was aber ist der Leib, wenn die Seele<br />
auf dem Spiel steht. Bischof Nikolaus<br />
von Kues (Cusanus) war gnadenlos:<br />
Im 15. Jahrhundert bestand er darauf,<br />
dass in Tirol Milch, Käse und Butter<br />
an allen Fastentagen – nahezu 150 im<br />
Jahr – gemäß päpstlicher Verfügung<br />
verbotene Speisen waren. <strong>Die</strong> Leute<br />
sollen eben Olivenöl essen, sagte<br />
der Bischof. Nur wo das in den rauen<br />
Bergen zu kriegen war, das sagte er<br />
den Leuten nicht. Es blieb nur, sich freizukaufen:<br />
mit dem „Schmalzpfennig“,<br />
ähnlich dem Kirchenablass. Das Verbot<br />
selbst blieb weitere hundert Jahre<br />
aufrecht. Dann gab der Papst auf. 2<br />
Ob sich die braven Tiroler rächen wollten,<br />
als sie den Kässonntag einführten?<br />
So wird in Südtirol der erste Fastensonntag<br />
genannt. Historiker meinen,<br />
das rühre daher, dass am Samstag<br />
davor große Käsemärkte stattfanden.<br />
Man musste sich schließlich eindecken<br />
für die magere Fastenzeit. Oder?<br />
Der Schlanderser ist der Magerkäse<br />
von <strong>Mila</strong>. Und eine besondere Herausforderung<br />
für die Käser. Magerkäse<br />
wirkt leicht trocken und leer im Geschmack.<br />
Da ein beachtlicher Fettanteil<br />
durch Wasser ersetzt wird, besteht<br />
die Gefahr, dass der Käse bitter wird.<br />
„Da sind die Käser sehr gefordert“,<br />
sagt Ludwig Tschurtschenthaler, Käsefachmann<br />
im Milchhof Bruneck, „sie<br />
müssen den Geschmack in den Käse<br />
hineinbringen.“<br />
<strong>Die</strong>ses Verfahren hat sich bewährt: <strong>Die</strong><br />
Milch wird homogenisiert, wie sonst<br />
nur beim Blauschimmelkäse üblich.<br />
Dabei entstehen von einem großen<br />
Fettkügelchen viele kleine. So wird<br />
die Milch insgesamt cremiger. Danach<br />
hängt es vom Geschick der Käser und<br />
der Rezeptur ab, wie die Mischung der<br />
Milchsäurebakterien im Käse gelenkt<br />
wird, um das gewünschte Aroma zu<br />
erhalten.<br />
Über die Jahre ist das Rezept des<br />
Schlanderser immer wieder verfeinert<br />
worden. „Wir sind auf dem Weg zur<br />
Perfektion“, sagt Ludwig Tschurtschenthaler.<br />
1<br />
(Flammer/ Müller: Das kulinarische Erbe der Alpen, S. 78 ff.)<br />
2<br />
(Arunda Kulturzeitschrift, Nr. 53, Milch, S. 74 und 119 f.)
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
SCHLANDERSER LEICHT · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
10<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Schlanderser leicht kann sowohl pur als<br />
auch in Kombination mit Schüttelbrot,<br />
Grissini oder mit Buttermilch<br />
genossen werden.<br />
Der Schlanderser eignet sich<br />
sehr gut zur Zubereitung<br />
von Käsesalat.<br />
Er entfaltet seinen besonderen<br />
Geschmack, wenn er in Verbindung<br />
mit Karotten serviert wird.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Schlanderser<br />
und MILCH<br />
Schlanderser<br />
im WURSTSALAT<br />
Schlanderser<br />
und BROT<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu leichten, fruchtigen<br />
Rotweinen, wie einem<br />
Südtiroler Vernatsch.<br />
Eine angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung<br />
findet er mit einer frisch<br />
pasteurisierten Vollmilch von<br />
Kühen.<br />
Der Schlanderser kann aber<br />
auch mit der „Milchperle“<br />
(fermentierte Magermilch)<br />
von <strong>Mila</strong> kombiniert werden.<br />
Im Käsesalat oder Wurstsalat<br />
fühlt sich der Schlanderser<br />
sehr wohl. <strong>Die</strong> Zutaten<br />
wie Essig, Öl und Zwiebel<br />
unterstreichen seinen<br />
Charakter. Es kommt keine<br />
Rivalität auf – im Gegenteil.<br />
Mit Schüttelbrot und<br />
Grissini ergibt sich eine<br />
harmonische Verbindung.<br />
Gut eignet sich auch ein<br />
halbschwarzes Brot.
Pustertaler<br />
lat. Pustriosa Vallis<br />
Der Lausbub –<br />
für eine Käseverkostung<br />
voller Energie und Leidenschaft<br />
21.03. – 20.04.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Widder<br />
Her mit den Siebenmeilenstiefeln!<br />
Der Pustertaler ist ein Energiebündel:<br />
Er hat Schwung, alles an ihm<br />
strebt nach vorne, dem Neuen<br />
entgegen. So gesehen ist bei ihm<br />
immer Frühling. Was kümmert’s<br />
ihn, wenn andere Bedenken haben:<br />
Er strahlt Optimismus und<br />
Siegeswillen aus.<br />
Sollen es alle sehen: Er ist ein<br />
ursprünglicher Geselle – feurig,<br />
impulsiv und leidenschaftlich. Zu<br />
verstecken gibt es da nichts. Nur<br />
leben nach Lust und Laune.
PUSTERTALER · „DER LAUSBUB“<br />
12<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 35 cm<br />
Höhe:<br />
9 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 9 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: mind. 50 %<br />
Reifung:<br />
70 Tage<br />
Rinde:<br />
hellgelb, dunkelgelb (wenn gewaschen)<br />
bis rötlich<br />
Konsistenz:<br />
weich, geschmeidig und elastisch<br />
Lochung:<br />
vereinzelte runde, erbsengroße Löcher<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: sehr angenehm und mild, aromatisch<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
<strong>Die</strong>ser Käse wird aus Kuhmilch hergestellt.<br />
Wie alle unsere Käsesorten wird<br />
auch der Pustertaler aus Milch ohne<br />
Gentechnik hergestellt. Davon ist das<br />
für die Eiweißgerinnung notwendige<br />
Lab nicht ausgenommen.<br />
<strong>Die</strong> Dicklegung der Milch erfolgt bei<br />
einer Temperatur von 32,5°C mittels<br />
Kälberlab. Nach dem Schneiden der<br />
Gallerte wird das Bruch-Molkegemisch<br />
in eine Wanne zum Vorpressen<br />
abgefüllt.<br />
Anschließend wird der Käselaib geformt<br />
und in den Formen gepresst. Das<br />
Salzen erfolgt im Salzbad.<br />
<strong>Die</strong> Reifung der Käselaibe erfolgt auf<br />
Holzbrettern.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Der Käse wird laufend mit Salzwasser<br />
gepflegt. Dem Salzwasser werden<br />
spezielle Mikroorganismen hinzugefügt,<br />
die den besonderen Charakter<br />
des Käses unterstreichen. Nur so erhält<br />
der Pustertaler Käse die richtige<br />
Rindenstruktur und seinen geschmacklichen<br />
Charakter.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
WENN PAUL EBENKOFLER AUSRÜCKT, GIBT’S AM NÄCHSTEN TAG KÄSE<br />
10.17 Uhr. Füllstand im Wagen: 6.100<br />
Liter Milch. Wir sind gut in der Zeit.<br />
Fährt Paul Ebenkofler deshalb so langsam<br />
um die Kurve? „Jetzt kommt gleich<br />
der Linienbus von Ahornach“, sagt er.<br />
Tatsächlich. Da ist der Bus. Paul lacht.<br />
Seit 18 Jahren fährt er die Bergstraßen<br />
im Ahrntal hinauf und sammelt die<br />
Milch von 72 Bauern ein. Er ist einer<br />
von 32 Milchsammelfahrern von <strong>Mila</strong>.<br />
Oft steht eine einzige Milchkanne am<br />
Straßenrand. An anderen Sammelpunkten<br />
warten die Bauern und tauschen<br />
Neuigkeiten aus. „Manche sehe<br />
ich nie“, sagt Paul, „andere jeden Tag.“<br />
Jeden Tag wird in Südtirol die Milch<br />
der Bauern abgeholt. Auch sonntags.<br />
Früher haben die Bauern die Milch<br />
mit dem Linienbus in die Sennerei<br />
geschickt.<br />
10.35 Uhr. 7.200 Liter Milch. Vier Stunden<br />
ist der Paul auf dieser Route unterwegs.<br />
<strong>Die</strong> erste Tour beginnt schon um<br />
5.45 Uhr. Er fährt bei Wind und Wetter.<br />
„Da gibt’s nichts. Du musst hinauf in die<br />
Dörfer“, sagt er. Nur einmal hat er kapituliert.<br />
Zu viel Schnee. Da kam der<br />
Paul einen Tag zu spät.<br />
„Hoi, Paul“, winkt ein Bauer, der sich an<br />
den Rand der Straße drückt. „Frisch<br />
auf?“, fragt Paul. „Immer“, sagt der<br />
Bauer. Viel Zeit ist nicht. In Windeseile<br />
zieht der Schlauch die Milch<br />
aus dem „Ponzn“, wie man<br />
hier sagt, in den<br />
Milchwagen.<br />
450 Liter in der Minute. Der Bauer erzählt<br />
gerade noch, dass er beim Schlägern<br />
der Zirbelkiefern ist. Dann muss<br />
der Paul weiter.<br />
10.56 Uhr. 8.300 Liter. Auf einer der<br />
Milchkannen legt er zwei Papiertüten<br />
ab. Schwangerschaftstests für die<br />
Kühe. Einmal drückt ihm ein Bauer<br />
eine einzelne Milchprobe in<br />
die Hand.
PUSTERTALER · „DER LAUSBUB“ 14<br />
HERSTELLUNG<br />
Der Pustertaler ist der Veteran unter<br />
den <strong>Mila</strong>-Käsesorten. Zum ersten<br />
Mal hat Käsemeister Lorenz Stecher<br />
(s.S. 86) den Käse 1974 auf den Markt<br />
gebracht. Damals war er die erste Sorte<br />
in Südtirol mit Rundlochung.<br />
Paul Ebenkofler bei der täglichen Abholung<br />
der frischen Bergmilch direkt am Hof<br />
Sie soll im Labor untersucht werden.<br />
Es ist eine kleine Welt. Man kennt sich.<br />
Man hilft sich. <strong>Die</strong> Milchqualität muss<br />
trotzdem stimmen. Da ist auch der<br />
Paul eisern.<br />
Am frühen Morgen hat er erfahren,<br />
dass er heute Milchproben ziehen<br />
muss. „Das wissen wir nie vorher.“<br />
Von jedem Bauern wird eine Probe<br />
Milch auf Hemmstoffe untersucht. <strong>Die</strong><br />
Kontrollen laufen über den Südtiroler<br />
Sennereiverband.<br />
12.16 Uhr. Zurück im Tal, wo die größeren<br />
Höfe liegen, klettert die Milch rasend<br />
die Messsäule hinauf. 17.023,9 Liter<br />
sind es am Ende. <strong>Die</strong> Milch eines<br />
Abends und eines Morgens. Ohne<br />
Hemmstoffe, das muss die Probe ergeben.<br />
<strong>Die</strong> Bauern passen auf. Sie<br />
wissen, sonst wird die gesamte Milch<br />
entsorgt, und es gibt kein Geld. Paul<br />
meldet die Milchmenge noch von unterwegs<br />
an die Sennerei. „So können<br />
die dort die Milch schon verplanen.“<br />
Vorausgesetzt das Labor gibt grünes<br />
Licht. Ob auch der Pustertaler heute<br />
dran ist, den die Sennerei seit 1974<br />
herstellt?<br />
<strong>Die</strong> größte Herausforderung für den<br />
damals jungen Käsemeister war: Wie<br />
kriege ich nur jene Löcher in den Käse,<br />
die ich dort haben will? Lorenz: „Das<br />
war ein bissl eine Kunst.“ <strong>Die</strong> Lösung<br />
ist: In der Vorpresswanne muss so<br />
viel Molke sein, dass der Käseteig<br />
vollständig untertauchen kann. „Man<br />
muss aufpassen, dass man keine Luft<br />
drinnen hat.“<br />
Verarbeitet wird die Kuhmilch, die am<br />
Vortag gesammelt wurde. „<strong>Die</strong> Milch<br />
muss frisch sein, sonst gelingt der Käse<br />
nicht“, sagt Lorenz Stecher. Im Fall<br />
<strong>Mila</strong> ist die verwendete Milch frei von<br />
Gentechnik.<br />
Der Pustertaler hat sich gut erhalten.<br />
„Er sieht fast genauso aus wie damals,<br />
als ich ihn entwickelt habe“, befindet<br />
Lorenz Stecher.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der autochthone Pustertaler kann sowohl pur als<br />
auch in Kombination mit Speck, Äpfeln sowie<br />
Brot verzehrt werden. In der typischen alpinen<br />
Küche wird er zum Schmelzen auf Polenta und<br />
Gemüse eingesetzt. Er wird gerne für Käseknödel,<br />
für Risotti und zum Verfeinern von Vorspeisen<br />
verwendet.<br />
Wir finden ihn sehr oft auf dem typischen Südtiroler<br />
„Marendbrettl“.<br />
Gern gesehen ist er als Begleiter in den verschiedensten<br />
Salaten.
PUSTERTALER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE 16<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Pustertaler<br />
und HONIG<br />
Pustertaler<br />
und SPECK<br />
Pustertaler<br />
und BROT<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu leichten, fruchtigen<br />
Rotweinen, wie dem Südtiroler<br />
Vernatsch, oder zu<br />
leichten Weißweinen, wie<br />
dem Weißburgunder,<br />
einem nicht zu stark ausgebauten<br />
Kerner oder einem<br />
leichten Riesling.<br />
Es eignet sich besonders gut<br />
ein Blütenhonig, z.B. Apfelblütenhonig<br />
(nur einen zarten,<br />
hauchdünnen Honigstreifen<br />
über den Käse träufeln)<br />
Eine glückliche „Mariage“:<br />
Beide Produkte ergänzen<br />
sich und werten den anderen<br />
Partner auf. Im Gaumen<br />
ergibt sich dadurch ein<br />
Gleichgewicht und somit<br />
ein harmonisches Zusammenspiel<br />
der Geschmacksnuancen.<br />
Es sollte Speck mit<br />
wenig weißem Fett- bzw. mit<br />
einem hohen Fleischanteil<br />
dazu gegessen werden.<br />
Eine tolle Kombination stellt<br />
das Nussbrot dar. Allerdings<br />
dürfen im Nussbrot<br />
nicht zu viele geröstete Nüsse<br />
vorkommen, ansonsten<br />
geht der Geschmack vom<br />
Käse verloren.<br />
Ein weiterer Begleiter wäre<br />
eine Laugenstange.<br />
Pustertaler<br />
und APFEL<br />
Pustertaler<br />
und MILCH<br />
Pustertaler<br />
und DESTILLATE<br />
Pustertaler<br />
und BIER<br />
Besonders gut ist die Kombination<br />
mit einem reifen,<br />
saftigen Golden Delicious.<br />
Eine angenehme und<br />
harmonische Übereinstimmung<br />
ergibt sich mit frisch<br />
pasteurisierter Vollmilch<br />
von Kühen.<br />
In Verbindung mit einem<br />
Marillendestillat werden<br />
unerwartete Aromen<br />
freigesetzt.<br />
Als Begleitung zum prominenten<br />
Südtiroler eignet<br />
sich das Kronenbier der<br />
Brauerei Forst.
Stilfser g.U.<br />
lat. Stilvis Transitus<br />
Der Drahtzieher –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit gesichertem Ursprung<br />
21.04. – 21.05.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Stier<br />
Er weiß, wer Geduld hat,<br />
kommt ans Ziel. Man muss nur<br />
die richtigen Fäden spannen.<br />
Der Stilfser g.U. stellt andere<br />
ganz schön auf die Probe. Er<br />
zieht einfach sein Ding durch.<br />
Ruhig und selbstzufrieden lächelt<br />
er über das Erreichte.<br />
Nie könnte er das vergessen<br />
oder sich hinreißen lassen,<br />
plötzlich etwas ganz und gar<br />
Verrücktes zu tun. Es zählt, was<br />
man sieht. Darüber allerdings<br />
kann mancher beim Stilfser ins<br />
Träumen geraten.<br />
Der erste und einzige Südtiroler Käse<br />
mit Ursprungsschutz
1<br />
6<br />
STILFSER G.U. · „DER DRAHTZIEHER“<br />
18<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 35 cm<br />
Höhe:<br />
9 cm<br />
Gewicht:<br />
9 – 10 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 50 %<br />
Reifung:<br />
mind. 60 Tage<br />
Rinde:<br />
hellgelb, dunkelgelb<br />
(wenn gewaschen) bis rötlich<br />
Konsistenz:<br />
weich, elastisch<br />
Lochung:<br />
vereinzelte runde,<br />
erbsengroße Löcher<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: aromatisch, sehr intensiv und würzig<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />
hellgelben bis dunkelgelben<br />
Rinde umschlossen. <strong>Die</strong>se ist etwas rau,<br />
bedingt durch den Abrieb der Rotkultur.<br />
Durch diese Maßnahme ist die Rinde<br />
des Stilfser trocken und nicht nässend.<br />
Ein weiteres Merkmal ist, dass<br />
sich der typische, intensive Geruch nur<br />
im Käse konzentriert.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
vegetaler Note, angetrocknetes Gras<br />
und Heu. Ebenso finden wir leicht nussige<br />
Noten. Erkennbar ist eine feine<br />
und leichte Holznote, die auf die Lagerung<br />
und Reifung auf Holzbrettern<br />
zurückzuführen ist.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />
der Käseteig mit vereinzelten, gleichmäßig<br />
verteilten, runden Löchern<br />
ausgeschmückt ist. <strong>Die</strong>ser Anblick<br />
lässt bereits das Wasser im Munde<br />
zusammenfließen. >><br />
mild/lieblich würzig/scharf
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist sehr<br />
weich, fein, der Käse schmilzt fast wie<br />
Butter. <strong>Die</strong>se sehr elegante Konsistenz<br />
wird von allen geschätzt und geliebt.<br />
Der Geruch des Käses erinnert an<br />
milchige, getoastete und nussige Noten.<br />
Je nach Reifegrad überwiegt der<br />
buttrige bzw. der karamellige Geschmack.<br />
Je reifer, umso mehr sind diese<br />
Aromen ausgeprägt.<br />
OSWALD THÖNI ODER DAS REZEPT,<br />
DAS ALLE KANNTEN UND NIEMAND WUSSTE<br />
Wo sollte er nur anfangen, dachte sich<br />
Oswald Thöni, als er den Auftrag bekam,<br />
den ersten Südtiroler Käse schützen<br />
zu lassen. Thöni war damals Käsemeister<br />
in der <strong>Mila</strong>-Käserei Burgeis im<br />
Vinschgau, jener Südtiroler Region, die<br />
an die Schweiz grenzt und dadurch<br />
von Käse, wie wir ihn heute kennen, am<br />
meisten Ahnung hatte. „Wir Vinschger<br />
sind die Einzigen in Südtirol, die schon<br />
früh Labkäse hergestellt haben“, sagt<br />
Oswald Thöni. Es gab also eine Tradition<br />
im Vinschgau. So viel war klar. Es<br />
gab aber kein eindeutiges und schriftliches<br />
Rezept, auf das man sich hätte<br />
stützen können.<br />
Ob der Käse gut wurde, hing lange<br />
einfach vom Senner ab. Nicht vom<br />
Rezept. „<strong>Die</strong> Senner waren Geheimniskrämer.<br />
<strong>Die</strong> haben ihr Wissen für sich<br />
behalten. Das war ihr tägliches Brot<br />
im nächsten Jahr“, erzählt Thöni. Dass<br />
aus der Milch Käse geworden ist, war<br />
alles andere als eine klare Sache. Oft<br />
war es ein Probieren viel mehr als ein<br />
Wissen. Immer wieder ist es passiert,<br />
dass Bauern das Almpersonal gezahlt<br />
haben, und am Ende der Saison gab<br />
es keinen Käse. „Das war ein Schaden“,<br />
sagt Herbert Pinggera, Jahrgang<br />
1933, Bauer am Fraggeshof in Stilfs<br />
und 30 Jahre Almmeister auf der Stilfser<br />
Alm. „Käse war früher ein totales<br />
Naturprodukt. Man konnte nicht wie<br />
heute die Folgen jedes Handgriffs vorhersehen“,<br />
sagt Thöni. „Oh mei“, sagt<br />
der Bauer, „einmal hat die Säuerung<br />
nicht funktioniert, dann ist die Molke im<br />
Käse geblieben und der Käse hat ganz<br />
bitter geschmeckt, oder es war zu viel<br />
Wasser im Käse, dass er vom Regal<br />
geflossen ist. Schrecklich.“ Man kann<br />
also verstehen, wenn Oswald Thöni<br />
sagt: „Ein guter Senner ist hoch gehandelt<br />
worden.“<br />
DEN KÜHEN<br />
AUFS MAUL GESCHAUT<br />
In seiner Käserei stellte Oswald Thöni<br />
nun Käse her, der immer gelang und<br />
von gleichbleibender Qualität war.<br />
Er hatte die Vinschger Tradition in<br />
Wissen gepresst und in einem Rezept<br />
nachvollziehbar gemacht. Dabei verfolgte<br />
er eine besondere Philosophie.<br />
„Ich wollte so traditionell wie möglich<br />
arbeiten. So wie man es früher musste.“<br />
Das macht den ursprungsgeschützten<br />
Stilfser Käse auch aus.<br />
Milch, die für den Stilfser Käse verwendet<br />
wird, stammt einzig von Südtiroler<br />
Bergbauernhöfen. <strong>Die</strong> Kühe erhalten<br />
bevorzugt Futter, das in der Region<br />
wächst. Zur Säuerung der Milch wer-
STILFSER G.U. · „DER DRAHTZIEHER“ 20<br />
Oswald Thöni (li.) im Käse-Gespräch<br />
mit Herbert Pinggera aus Stilfs<br />
den ausschließlich natürliche Keime<br />
eingesetzt, die in der Sennerei weitergezüchtet<br />
werden. „Es war wichtig,<br />
dass sich die Bakterien an das Medium<br />
Milch gewöhnen können“, erinnert<br />
sich Thöni, „dazu brauchen sie aber<br />
vier bis fünf Tage.“<br />
WER SCHMIERT<br />
DENN SCHON DEN KÄSE?<br />
Nur einige wenige schmierten damals<br />
ihre Käse, erinnert sich Oswald Thöni.<br />
Er schmierte jeden Käse in der Reifephase<br />
mit Rotkultur ein, einer Bakterienkultur,<br />
die in der Luft liegt und speziell<br />
gezüchtet wurde, im individuellen<br />
Zusammenspiel aus Temperatur, Feuchtigkeit,<br />
Salzgehalt und den Fichtenbrettern,<br />
auf denen der Stilfser gelagert<br />
wird. „Alle zwei Tage wird der junge<br />
Käse damit geschmiert“, sagt Oswald<br />
Thöni.<br />
Früher nahmen sich nicht alle Senner<br />
dafür die Zeit. „Nein, wir zum Beispiel<br />
haben die Käse nie geschmiert“, erinnert<br />
sich Herbert Pinggera, „wir kannten<br />
nicht einmal das Salzbad.“ Der<br />
Käse auf der Alm wurde oft mit Naturschimmel<br />
gereift. „Bevor er von<br />
der Alm gekommen ist, hat man<br />
ein Messer genommen und den<br />
Schimmel abgekratzt,“ ergänzt<br />
Oswald.
OSWALD THÖNI<br />
Oswald Thöni kann als „Vater“ des<br />
Stilfser g.U. bezeichnet werden.<br />
Er war 1977 bis 1987 Leiter der Käserei<br />
<strong>Mila</strong> in Bozen. Dort war er federführend<br />
im Einsatz bei der Entwicklung<br />
und Produktion der vielen Käsespezialitäten,<br />
auf die noch heute aufgebaut<br />
wird. Es waren die sog. „wunderbaren<br />
Jahre“ der urigen Käse namens „Granat“,<br />
„Rigatello“, „Kampill“, „Seiser<br />
Alm“ und auch der Südtiroler Ricotta.<br />
<strong>Mila</strong> stellte unter Thöni auch Mozzarella,<br />
den Ortler, eine geräucherte<br />
Caciotta, den weichen Schnittkäse<br />
„Tina“ sowie Quark her. Ab 1986 war<br />
<strong>Mila</strong> mit Thöni der erste Südtiroler<br />
Hersteller von Mascarpone. <strong>Die</strong> Herstellung<br />
erfolgte damals nach dem<br />
Prinzip der Ultrafiltration. Durch einen<br />
rein mechanischen Prozess wurden die<br />
Milchinhaltsstoffe aufkonzentriert.<br />
Als Langtauferer aus dem Vinschgau<br />
wechselte Thöni dann 1987 seinen<br />
Arbeitsort nach Burgeis. <strong>Die</strong> dortige<br />
Sennerei wurde in den Jahren 1987<br />
bis 2004 von <strong>Mila</strong> gepachtet. In<br />
dieser Zeit wurde der Stilfser Käse<br />
von <strong>Mila</strong> in Burgeis hergestellt. <strong>Die</strong><br />
gut gehütete Rezeptur verlangte den<br />
Einsatz von autochthoner Bakterienflora<br />
im Keller, die äußerst schonende<br />
Behandlung der Rohmilch sowie<br />
eine sorgfältige Käsepflege während<br />
der Reifung.<br />
2005 erkrankte Oswald Thöni und seine<br />
Krankheit hielt ihn viele Jahre fern<br />
von seiner größten Leidenschaft, die er<br />
zum Beruf gemacht hatte. Doch kurz<br />
bevor er erkrankt war, hatte er alle ministeriellen<br />
Obliegenheiten begleitet,<br />
die schlussendlich zur Anerkennung<br />
der Ursprungsbezeichnung für den<br />
Stilfserkäse im Jahr 2007 führten. Außerdem<br />
hatte er vor Ende des <strong>Mila</strong><br />
Pachtvertrages in der Sennerei Burgeis<br />
bereits regen Kontakt mit seinen Käsereikollegen<br />
im Milchhof Bruneck, wo<br />
sein Wissen um den Stilfser Käse auch<br />
heute noch täglich Anwendung findet.<br />
Oswald Thöni ist heute in Pension und<br />
erfreut sich wieder bester Gesundheit.<br />
Oswald Thöni im Reifekeller<br />
(1985)
STILFSER G.U. · „DER DRAHTZIEHER“ 22<br />
HERSTELLUNG<br />
Der Stilfser Käse ist ursprungsgeschützt.<br />
Seine Herstellung erfolgt nach<br />
genau festgelegten Kriterien eines<br />
sog. Pflichtenheftes. Jeder einzelne<br />
Schritt in der Produktion ist vorgegeben<br />
und wird akribisch dokumentiert.<br />
<strong>Die</strong> Milch ist ohne Gentechnik. <strong>Die</strong> Käsereifung<br />
dauert mindestens 60 Tage. Es<br />
werden Laibe von 8 bis 10 Kilo Gewicht<br />
produziert.<br />
Einzigartig ist die autochthone Rotkultur,<br />
mit der die Laibe während der Reifephase<br />
zwei Mal in der Woche geschmiert<br />
werden und die dem Stilfser<br />
seinen typischen würzigen Geschmack<br />
und sein rötliches Aussehen verleiht.<br />
Eine Selektion dieser autochthonen<br />
Kultur wird heute in Flüssigstickstoff bei<br />
–196°C aufbewahrt. „Sie muss ewig<br />
halten“, sagt Ludwig Tschurtschenthaler,<br />
der heutige Leiter der Käseentwicklung<br />
bei <strong>Mila</strong>. Bei Bedarf werden aus<br />
dieser Mutterkultur kleine Mengen entnommen<br />
und in der Sennerei weitergezüchtet.<br />
Dazu werden die gefrorenen<br />
Bakterien in Wasser aufgelöst und mit<br />
Milchbestandteilen gefüttert. Damit<br />
die Bakterien gut wachsen, müssen die<br />
Glaskolben, in denen sie schwimmen,<br />
ständig geschüttelt werden. Auf diese<br />
Weise wird dem Nährmedium immer<br />
genug Sauerstoff zugeführt. Das geht<br />
dann zwei, drei Tage so, bis sich die<br />
Bakterien um einige Milliarden vermehrt<br />
haben.<br />
Irmgard Oberkofler mit den<br />
fleißigen Rotkulturbakterien<br />
„Rotkulturbakterien sind Sportfreaks bei<br />
Zimmertemperatur. Sie müssen tanzen,<br />
damit sie sich vermehren“, sagt Produktionsleiter<br />
Florian Pueland. Wieder einmal<br />
stehen im Schüttelapparat in der<br />
Brunecker Sennerei im Pustertal drei<br />
Behälter, die in ständiger Bewegung<br />
gehalten werden. Zwei bis drei Tage<br />
dauert es, bis die Kultur den richtigen<br />
pH-Wert erreicht hat und der Salzlake<br />
beigemengt werden kann.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Stilfser g.U. kann sowohl pur als auch in<br />
Kombination mit Speck, Äpfeln und Brot genossen<br />
werden.<br />
In der typischen alpinen Küche dient er zum<br />
Schmelzen auf Polenta und Gemüse. Er wird gerne<br />
für Käseknödel, für Risotti und zum Verfeinern<br />
von Vorspeisen verwendet. Wir finden ihn sehr oft<br />
auf dem typischen Südtiroler „Marendbrettl“.<br />
Er kann für Salate verwendet werden oder als<br />
Teil einer Käsefonduemischung.
STILFSER G.U · VERWENDUNG IN DER KÜCHE 24<br />
Stilfser g.U.<br />
und WEIN<br />
Stilfser g.U.<br />
und BIER<br />
Stilfser g.U.<br />
und SEKT<br />
Stilfser g.U.<br />
und DESTILLATE<br />
Zum Stilfser lassen sich gut<br />
ein Kerner, ein Vernatsch,<br />
oder, wer einen extravaganten<br />
Gaumengenuss<br />
sucht, ein Gewürztraminer<br />
kredenzen.<br />
Als Begleitung zum prominenten<br />
Südtiroler eignet sich<br />
das Kronenbier der Brauerei<br />
Forst oder das helle<br />
Bock, das durch seinen Charakter<br />
den Stilfser g.U. mit<br />
seinen Geschmacksnuancen<br />
herausfordert.<br />
Es eignen sich besonders<br />
gut halbtrockene<br />
Schaumweine.<br />
Stilfser g.U.<br />
und SPECK<br />
Ein besonderes Highlight<br />
stellt die Kombination aus<br />
Stilfser und Vinschger<br />
Marillenschnaps dar.<br />
Stilfser g.U.<br />
und APFEL<br />
Stilfser g.U.<br />
und MILCH<br />
Eine angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung findet<br />
der Vinschger mit frisch<br />
pasteurisierter Vollmilch<br />
von Kühen.<br />
Stilfser g.U.<br />
und BROT<br />
Als hervorragende Kombination<br />
zeigt sich das<br />
Vinschger Urpaarl.<br />
Eine super Kombination.<br />
Beide Produkte ergänzen<br />
sich und werten den<br />
anderen Partner auf, im<br />
Gaumen ergibt sich<br />
dadurch ein Gleichgewicht<br />
und somit ein harmonisches<br />
Zusammenspiel der<br />
Geschmacksnuancen.<br />
Besonders gut ist die Kombination<br />
mit Stark Delicious<br />
bzw. Red Delicious oder<br />
einem reifen, saftigen Gold<br />
Delicious (Golden).<br />
Stilfser g.U.<br />
und HONIG<br />
Stilfser g.U. und<br />
SCHOKOLADE<br />
Stilfser g.U.<br />
und BIRNE<br />
Es eignet sich besonders gut<br />
ein Blütenhonig, z.B. Apfelblütenhonig<br />
(nur einen<br />
zarten, hauchdünnen Honigstreifen<br />
über den Käse<br />
träufeln).<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
ist es, den Stilfser mit<br />
Schokolade zu kombinieren.<br />
Gut eignet sich Schokolade<br />
mit einem hohen Anteil an<br />
Bitterschokolade.<br />
Sehr gut eignet sich eine<br />
reife Williamsbirne. Der<br />
Geschmack und die Struktur<br />
der reifen Birne lassen sich<br />
perfekt mit dem Stilfser g.U.<br />
kombinieren.
Vinschger<br />
lat. Venostus<br />
Der Luftikus –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit wechselnden Ansprüchen<br />
22.05. – 21.06<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Zwilling<br />
Wie! Es gibt nur Schwarz oder<br />
Weiß? Das kann der Vinschger<br />
sich beim besten Willen nicht<br />
vorstellen. Er ist ein Meister der<br />
Beweglichkeit. Muss man sich<br />
denn entscheiden? Kann man<br />
nicht alles gleichzeitig haben?<br />
Wie der Vinschger Wind,<br />
der unvermittelt<br />
die Richtung<br />
dreht, ist<br />
der Käse<br />
manchmal<br />
unauffällig, dann wieder<br />
anhaltend stark in seinem<br />
aromatischen Drang. Routine<br />
ist ihm ein Gräuel. Auf der Alm,<br />
wo er ursprünglich herkommt,<br />
hat er gelernt, dem Leben<br />
gegenüber offen zu sein: Ist<br />
die Arbeit hart? Gut. Sind<br />
die Sitten locker? Warum<br />
nicht. Wo bleibt<br />
sonst die Abwechslung?
1<br />
6<br />
VINSCHGER · „DER LUFTIKUS“<br />
26<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 35 cm<br />
Höhe:<br />
9 cm<br />
Gewicht:<br />
9 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 45 %<br />
Reifung:<br />
90 Tage<br />
Rinde:<br />
strohgelb, rötlich bis leicht<br />
bräunliche Töne<br />
Konsistenz:<br />
kurz im Teig, aber trotzdem<br />
geschmeidig und schmelzend<br />
Lochung:<br />
vereinzelte Rundlochung<br />
Inneres:<br />
sattes Strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: intensiv, fruchtig, würzig, angenehm<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen<br />
und strohgelben Rinde umhüllt.<br />
<strong>Die</strong>se kann auch leicht rötliche bzw.<br />
bräunliche Töne aufweisen. <strong>Die</strong> Rinde<br />
ist geschlossen und etwas rau, bedingt<br />
durch die Käsepflege.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
fruchtig. Das Innere des Käses ist von<br />
sattem Gelb, je nach Jahreszeit unterschiedlich<br />
intensiv. Der Käseteig weist<br />
nur vereinzelt eine Rundlochung auf.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kurz,<br />
aber trotzdem geschmeidig und<br />
schmelzend.<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
sind intensiv und komplex. Wir finden<br />
milchige, teilweise leicht säuerliche<br />
Noten. Zudem finden wir leicht fruchtige<br />
Aromen von Gras und Heu.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Stark ist auch der Abgang dieses Käses.<br />
<strong>Die</strong> komplexen Geschmacksnoten<br />
bleiben im Gaumen lang erhalten.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
DER KÄSE, DEN DIE VINSCHGER<br />
NIE FETT WERDEN LIEßEN.<br />
Im südlichen Tirol war die Butter<br />
meistens wichtiger als der Käse. Sie<br />
lieferte das Fett, das die Bauern bei<br />
der schweren Arbeit bitter nötig hatten.<br />
Der Käse war das, was übrigblieb,<br />
wenn man Butter machte. „Das war<br />
ein totaler Magerkäse“, erinnert sich<br />
Herbert Pinggera, der alte Bauer vom<br />
Fraggeshof in Stilfs im Vinschgau, dort,<br />
wo die Straße sich bis auf 2.700 Meter<br />
zum Stilfser Joch hinaufschlängelt.<br />
Mit einem Löffel haben die Senner das<br />
Fett von der frisch gemolkenen Milch<br />
geschabt. Für die Butter. „Wir haben<br />
den Rahm noch weggeblasen“, erinnert<br />
sich der Herbert.<br />
Er war erst zwölf, da musste er nach<br />
der Schule daheim beim Käsen helfen.<br />
Mit dem Lab – Herbert nennt<br />
ihn „Renn“ – sei das immer ein Risiko<br />
gewesen, erinnert er sich: „Wenn wir<br />
das Lab selber hatten, ist es gegangen.<br />
Wenn wir es von einem Händler<br />
gekauft haben, war es oft verschnitten.“<br />
Dann musste man oft eine Stunde<br />
warten, bis die Milch dick wurde.<br />
Verwertet wurde alles. Aus der Molke,<br />
die beim Käsen übrigblieb, wurde Ziger-Käse<br />
gemacht.<br />
Und was da nicht verbraucht wurde,<br />
kriegten die Schweine. Das war im Tal<br />
nicht anders als auf der Alm. „Aber<br />
man hatte etwas zu essen“, sagt Herbert.<br />
Dafür wurde aus der Talsennerei<br />
im Sommer sogar die Käsepresse mit<br />
auf die Alm geschleppt.<br />
Immer war es knapp. Aber die Erfahrung<br />
zeigte, dass man über die Runden<br />
kam, solange man der Tradition folgte.<br />
Als in den 1960er Jahren industriell<br />
gefertigtes Pulverlab das Naturlab<br />
verdrängte und auch noch die uralten<br />
Holzschüsseln gegen Inoxstahl ausgetauscht<br />
wurden, waren die Senner<br />
verzweifelt. Es wurde kein Käse mehr.<br />
„Denen haben ihre alten Bakterien<br />
gefehlt“, sagt Oswald Thöni, früher<br />
<strong>Mila</strong>-Käsemeister in Burgeis im Vinschgau<br />
und Berater vieler Vinschger Käsebauern<br />
(s.S.20). Mit idealen Bedingungen<br />
der Käseproduktion hatten<br />
die Senner keine Erfahrung. So war es<br />
eine Zeit lang leichter, sich auf das Ungewisse<br />
zu verlassen, als sich auf das<br />
neue Wissen der Käsereien unten im<br />
Tal einzulassen.<br />
HERSTELLUNG<br />
Der Vinschger lehnt sich an die Almtradition<br />
im Vinschgau an, die noch<br />
heute stark gepflegt wird. Früher war<br />
der Vinschger deshalb ein ausgesprochener<br />
Sommerkäse. Heute wird er<br />
das ganze Jahr über hergestellt. „Ein<br />
typischer Käse, wie er im Vinschgau<br />
früher gemacht wurde“, sagt der ehemalige<br />
Käsemeister Oswald Thöni. Der<br />
Vinschger ist ein Vollfettkäse, er nähert<br />
sich dem Hartkäse, weil er sehr trocken<br />
gekäst wird. Thöni: „Meistens war Almkäse<br />
ein Halbfettkäse. Über die Halbfettstufe<br />
ist nie einer hinausgekommen.“<br />
Der Vinschger wird aus Kuhmilch ohne<br />
Gentechnik und Kälberlab hergestellt.<br />
<strong>Die</strong> Höfe, auf denen die Milch gemolken<br />
wird, liegen nahezu alle über 800<br />
Meter Meereshöhe.<br />
Nach dem Schneiden der Gallerte wird<br />
das Bruch-Molke-Gemisch unter Molke<br />
in die Vorpresswanne abgefüllt und zu<br />
einem großen Kuchen gepresst. <strong>Die</strong>ser<br />
wird dann in kleine Stücke geschnitten,<br />
welche in die einzelnen Käseformen<br />
passen. Das Salzen erfolgt im Salzbad.<br />
Danach reift der Käse auf Fichtenholzbrettern.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
VINSCHGER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
28<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Vinschger kann sowohl pur als auch in Kombination<br />
mit einem dunklen oder hellen “Paarl“<br />
verzehrt werden. Wir finden ihn sehr oft auf dem<br />
typischen Südtiroler „Marendbrettl“.<br />
Zu Kartoffeln und zu Speck ist er ein wunderbarer<br />
Begleiter.<br />
Auch zu Obst, wie zum Beispiel zu einer Birne,<br />
kann dieser Käse genossen werden, da er selbst<br />
wunderbar fruchtige Aromen besitzt.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Vinschger<br />
und MILCH<br />
Vinschger<br />
und BROT<br />
Vinschger<br />
und BIER<br />
Zu diesem Käse lassen sich<br />
hervorragend ein Kerner,<br />
Riesling oder ein Vernatsch<br />
(im Holzfass ausgebaut)<br />
kredenzen.<br />
Eine angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung<br />
findet der Vinschger mit einer<br />
pasteurisierten Vollmilch<br />
von Kühen.<br />
Als feinste Kombination hat<br />
sich ein dunkles oder helles<br />
Vinschger Paarl erwiesen.<br />
Als harmonische Begleitung<br />
passt ein helles Bock der<br />
Brauerei Forst.
Dolomitenkönig<br />
lat. Dolomianorum Montium Rex<br />
Der Sagenheld –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit König Laurin und anderen Ungeheuern<br />
22.06. – 22.07.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Krebs<br />
Uhhh, kommt mir jemand zu<br />
nahe? Bleib weg! Oder nein,<br />
komm! Wie der Krebs ist der<br />
Dolomitenkönig unentschlossen.<br />
So sagt man. <strong>Die</strong> Gefühle spielen<br />
bei ihm Purzelbaum. Wenn<br />
er Zutrauen fasst, kann es ihm<br />
nicht lieblich genug sein. Er<br />
ist dann wie König<br />
Laurin, wenn<br />
er Similde<br />
zu umgarnen versucht. Ist er<br />
dagegen misstrauisch, schnallt<br />
er wie ein Krebs seinen Panzer<br />
um und bläht sich innerlich auf.<br />
Genau dafür hat er die vielen<br />
Löcher im Laib. Glücklicherweise<br />
hält die Schutztarnung nie<br />
lange an. Der Dolomitenkönig<br />
ist ein Harmoniekäse.
DOLOMITENKÖNIG · „DER SAGENHELD“<br />
30<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 35 cm<br />
Höhe:<br />
12 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 9 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 45 %<br />
Reifung:<br />
50 Tage<br />
Rinde:<br />
strohgelb, rötlich bis leicht<br />
bräunliche Töne<br />
Konsistenz:<br />
kurz im Teig, aber trotzdem<br />
geschmeidig und schmelzend<br />
Lochung:<br />
vereinzelte Rundlochung<br />
Inneres:<br />
sattes Strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: intensiv, fruchtig, würzig, angenehm<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
<strong>Die</strong>ser Käse stellt aufgrund seiner Lochung<br />
bereits einen Blickfang dar.<br />
Der Käse wird von einer grifffesten,<br />
leicht fettigen Rinde mit einer Farbe<br />
von Eschen umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />
geschlossen und etwas rau, bedingt<br />
durch die Käsepflege. Der Geruch der<br />
Rinde geht in Richtung „Edelranzigkeit“.<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />
der Käseteig von einer Großlochung<br />
durchzogen ist. <strong>Die</strong> Rundlochung hat<br />
die Größe einer Kirsche bzw. von<br />
Walnüssen.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kompakt,<br />
trotzdem aber weich und etwas<br />
geschmeidig.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Der Geruch des Käses ist komplex, wir<br />
finden leicht süßliche, nussige Noten,<br />
die ganz leicht herb im Gaumen wirken<br />
können. Ist der Käse länger gereift,<br />
dann wird der Geschmack würziger<br />
und die nussige Komponente im Gaumen<br />
nimmt zu.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
SIND ES DIE SALIGEN FRAUEN,<br />
DIE DEN KÄSE MACHEN?<br />
Es muss nicht leicht gewesen sein, damals<br />
in grauer Vorzeit, aus Milch einen<br />
passablen Käse zu machen. Wenn es<br />
einmal gelang und einer fortan wusste,<br />
wie es ging, wurde in der Nachbarschaft<br />
wild spekuliert: über Geisterhände,<br />
von denen man am besten die<br />
Finger ließ und die man selber ebenso<br />
für sich herbeisehnte. Irgendwie. 1<br />
So kamen wohl Geschichten wie diese<br />
in Umlauf: Der Großpluner-Bauer in<br />
Lüsen im Eisacktal hatte auf seiner Alm<br />
einen überaus fleißigen Senner. Butter<br />
und Käse produzierte er zuhauf. Alle<br />
im Dorf wunderten sich, wie er allein<br />
mit der vielen Arbeit dort oben fertig<br />
wurde. Was jedoch niemand<br />
wusste: Aus heiterem Himmel<br />
war eine Salige zum<br />
Senner gekommen, die<br />
ihm die ganze Hausarbeit<br />
machte, und mehr. Der<br />
Senner war zufrieden,<br />
er nahm den Segen<br />
hin, ohne<br />
lang zu fragen.<br />
Als<br />
die Salige den Senner verließ, sagte<br />
sie traurig: „Hättest du mich gefragt,<br />
dann hätt’ ich dir gesagt, wie man von<br />
Jutte (Käsewasser) Käse macht.“ 2<br />
Ehe die Wissenschaft begann, die<br />
Welt zu erklären, war der Alltag von<br />
geheimnisvollen Mächten bestimmt,<br />
von Hexen, die Milch stehlen, von Dolomitenkönigen<br />
wie dem Zwerg Laurin,<br />
der mit seinem Fluch in der Dämmerung<br />
den Rosengarten zum Glühen<br />
bringt, oder eben von den Saligen, die<br />
den Menschen zeigen, wie man aus<br />
Milch Käse macht.<br />
<strong>Die</strong>se saligen Frauen sind unheimlich<br />
reizvoll. Wo sie auftauchen, scheint<br />
das Glück einzuziehen. Wehe aber,<br />
wenn man das Ende des häuslichen<br />
Segens oder Reichtums herbeifürchtet,<br />
und das gar noch ausspricht. Dann verschwindet<br />
die hilfreiche Salige und mit<br />
ihr das Glück.<br />
„Es ist noch nie passiert, dass wir eine<br />
Milch hatten, die nicht zu gutem Käse<br />
geworden ist“, lacht Andreas Molling,<br />
stellvertretender Produktionsleiter der<br />
<strong>Mila</strong>-Käserei. Ist vielleicht schon vor<br />
langer Zeit heimlich eine Salige in<br />
die <strong>Mila</strong> eingezogen?<br />
HERSTELLUNG<br />
„Käse mit Propionibakterien hat es immer<br />
gegeben“, sagt <strong>Mila</strong>-Käseentwickler<br />
Ludwig Tschurtschenthaler. <strong>Die</strong> thermophilen<br />
Bakterien kommen im Gras<br />
und im Heu vor und überleben die<br />
Pasteurisierung. Oft bohrten sie in der<br />
Geschichte der Käseherstellung Löcher<br />
in Käse, wo sie es nicht sollten. Ludwig:<br />
„Lange war der Vorgang nicht dokumentiert,<br />
man tüftelte und probierte.“<br />
<strong>Die</strong> Löcher werden heute durch gezielte<br />
Zugabe von Propionsäurebakterien<br />
herbeigeführt. <strong>Die</strong>se sorgen im Käse<br />
für einen süßlich-nussigen Geschmack.<br />
In der Produktion wird darauf geachtet,<br />
dass der Käse nicht zu tief säuert; dafür<br />
wird beim Käsen ein Teil der Molke und<br />
damit ein Teil des Milchzuckers abgezogen<br />
und durch Wasser ersetzt. <strong>Die</strong>s<br />
nennt man „Bruchwaschen“.<br />
Bei der Reifung im 26°C warmen Gärkeller<br />
beginnen die Propionibakterien<br />
zu wachsen. Während der Gärung<br />
entsteht Kohlendioxid, das durch die<br />
– speziell bei diesem Käse – dichte Rinde<br />
nicht entweichen kann und deshalb<br />
Löcher im Käseteig bildet. Der Käselaib<br />
wölbt sich. Sobald die Löcher groß genug<br />
sind, wird der Vorgang im kühleren<br />
Reifekeller gestoppt. Damit die Löcher<br />
aber rund werden, muss der Käse regelmäßig<br />
gewendet werden.<br />
1<br />
(Fuchs / Krapf: Von wilden & weisen Frauen, S.77 ff.)<br />
2<br />
(Arunda Kulturzeitschrift, Nr. 53, Milch, S.58)
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
DOLOMITENKÖNIG · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
32<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Verkostungsakt ist für den Dolomitenkönig<br />
ein tief empfundenes Erlebnis. Ein One-Night-<br />
Stand ist nichts für ihn. Er liebt es romantisch, mit<br />
Kerzen, emotionaler Musik wie Blues, Klassik und<br />
einem guten Glas Wein.<br />
Zu Karotten, gedünstet, aber auch roh, passt der<br />
Dolomitenkönig besonders gut. Er eignet sich<br />
wunderbar zum Überbacken. Dadurch erhalten<br />
die Speisen eine besondere Note. Ebenso<br />
offenbart er in den Südtiroler Käseknödeln sein<br />
ganzes Potential. Er ergänzt jedes Käsebuffet mit<br />
eleganter Raffinesse.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Dolomitenkönig<br />
und MILCH<br />
Dolomitenkönig<br />
und BROT<br />
Dolomitenkönig<br />
und APFEL<br />
Es lassen sich gut ein<br />
Müller Thurgau, ein kräftiger<br />
Vernatsch oder ein „leichter“<br />
Lagrein kombinieren.<br />
Übereinstimmung findet der<br />
Dolomitenkönig mit frisch<br />
pasteurisierter Vollmilch<br />
von Kühen.<br />
Als hervorragende Kombination<br />
hat sich das Puschtra<br />
Breatl erwiesen.<br />
Besonders beliebt ist die<br />
Kombination mit dem<br />
Fuji-Apfel aus Südtirol.<br />
Dolomitenkönig<br />
und BIER<br />
Dolomitenkönig<br />
und SEKT<br />
Dolomitenkönig<br />
und DESTILLATE<br />
Empfehlenswert ist das Kronenbier<br />
der Brauerei Forst.<br />
Voraussetzung: Sekt mit<br />
gewisser Restsüße.<br />
Ein Highlight: Apfeldestillat<br />
oder Obstler.
Alta Badia<br />
lat. Alta Badia<br />
Der Kühne –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit würziger Note<br />
23.07. – 23.08.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Löwe<br />
Hier bin ich! So viel ist sicher:<br />
Komplexe kennt der Alta Badia<br />
nicht. Seine Kraft und Energie<br />
tut er lautstark kund. Ja, egozentrisch<br />
ist er, aber nicht egoistisch.<br />
Tatsächlich beschenkt er<br />
Freunde großzügig. <strong>Die</strong>se danken<br />
es ihm mit Bewunderung. Er<br />
sonnt sich darin. Wie<br />
nur Löwen es<br />
können.<br />
Da sie sich ihrer Wirkung bewusst<br />
sind, können sie wohlwollend<br />
sein und ihre Gunst freimütig<br />
verteilen. Das macht auch<br />
den Alta Badia zu einem Käse,<br />
der hofiert an der Spitze steht.
1<br />
6<br />
ALTA BADIA · „DER KÜHNE“<br />
34<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse / Hartkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 35 cm<br />
Höhe:<br />
10 cm<br />
Gewicht:<br />
10 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 40 %<br />
Reifung:<br />
180 Tage<br />
Rinde:<br />
rustikal, edel<br />
Konsistenz:<br />
sehr kurz im Teig, etwas fest, trotzdem<br />
aber geschmeidig und schmelzend<br />
Lochung:<br />
keine, geschlossener Teig<br />
Inneres:<br />
sattes Strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: intensiv, langanhaltend, milchige<br />
und getoastete Noten<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />
rustikalen Rinde umhüllt. <strong>Die</strong><br />
Rinde ist geschlossen und etwas rau,<br />
bedingt durch die Käsepflege.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
Nuss und Röstaromen. Das Innere des<br />
Käses ist von sattem Gelb, je nach<br />
Jahreszeit.<br />
Der Käseteig weist keine Lochung auf,<br />
er ist völlig geschlossen. <strong>Die</strong> Konsistenz<br />
im Gaumen ist kurz, fest, aber trotzdem<br />
geschmeidig und schmelzend.<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
sind intensiv und sehr komplex. Wir<br />
finden milchige, getoastete, langanhaltende<br />
Noten. Zudem finden wir leichte<br />
Kartoffelnoten. Der Abgang dieses Käses<br />
ist ebenfalls lang.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
<strong>Die</strong> komplexen Geschmacksnoten<br />
bleiben im Gaumen lang erhalten. Ein<br />
Käse von allerhöchstem Profil.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
WIE LUDWIG TSCHURTSCHENTHALER DEM GENIALEN AROMA VERFIEL
ALTA BADIA · „DER KÜHNE“ 36<br />
Evi Huber und Ludwig Tschurtschenthaler<br />
mit neuen Käsekreationen<br />
Wie findet man das richtige Aroma,<br />
wenn man nicht weiß, wonach man<br />
sucht? „Ich habe gedacht, ich schüttle<br />
das aus dem Ärmel“, sagt Ludwig<br />
Tschurtschenthaler, Käseideator beim<br />
<strong>Mila</strong>-Milchhof in Bruneck. Am Anfang<br />
sollte er ja nur eine bestehende Rezeptur<br />
verbessern. Bald aber stieg dieses<br />
Aroma in seinen Kopf, das ihn nicht<br />
mehr losließ ...<br />
„Es war eine Nuance von einem Geschmack,<br />
nicht mehr.“ Er ließ seine<br />
Mitarbeiter kosten, Freunde, ehemalige<br />
Kollegen, andere Käseexperten.<br />
Fast alle empfanden den Geschmack<br />
als ungenießbar. „Das war er auch“,<br />
erzählt Ludwig, „sauer, herb, stechend<br />
im Nachgeschmack. Aber da war<br />
auch eine geniale Geschmacksnote<br />
dabei. Ich war süchtig danach.“<br />
Wenn der Ludwig will, kann er durchhalten.<br />
Als Kind hat er jeden Abend<br />
die Milch vom Hof, auf dem er aufwuchs,<br />
in die Dorfsennerei gebracht.<br />
Der Käser hat ihn schon erwartet. Er<br />
wusste, der Ludwig würde ihm beim<br />
Aufhängen der ausgewaschenen Käsetücher<br />
helfen. Mit der Zeit kamen<br />
weitere Aufgaben dazu. „Irgendwann<br />
war ich fast schon ein Hilfsarbeiter“,<br />
erinnert sich Ludwig. Als Lohn hat der<br />
Käser immer ein Stück Käse oder einen<br />
Joghurt herausgerückt.
Es war zu erwarten: Der Alta Badia<br />
wurde ein neuer Käse. Drei Jahre lang<br />
tüftelte Ludwig an der Rezeptur: „Das<br />
ist extrem schnell für einen so lang gereiften<br />
Käse.“ Dabei seien die ersten<br />
Versuche käsetechnisch total misslungen.<br />
Ludwig, der früher Mittelstreckenläufer<br />
war, nahm das gelassen hin. Er<br />
hatte ja immer sein Ziel vor Augen.<br />
„Immer, wenn es danebenging, sind<br />
mir zehn Dinge eingefallen, die wir<br />
besser machen konnten.“ Alles in ihm<br />
drängte zu diesem Duft hin, der ihn begeistert:<br />
„<strong>Die</strong>ses fruchtig-blumige Aroma,<br />
ich habe gewusst, nach dieser Geschmacksnote<br />
muss ich weitersuchen.“<br />
HERSTELLUNG<br />
Natürlich ist es keine Kunst, das fruchtig-blumige<br />
Aroma des Alta Badia herauszuschmecken.<br />
Jetzt, wo der Käse<br />
da ist. Ludwig Tschurtschenthaler aber<br />
musste das Aroma kennen, bevor es<br />
greifbar war. „Man sucht nach etwas<br />
Bestimmten, aber man weiß nur im<br />
Groben, wie man ans Ziel kommt.“<br />
Der Alta Badia ist ein Hartkäse. Er<br />
wird aus Kuhmilch ohne Gentechnik<br />
und Lab gemacht. Damit der Käseteig<br />
glatt, lochfrei und geschmeidig bleibt,<br />
wird der Käse „unter Molke abgefüllt“.<br />
<strong>Die</strong> Käserinde weist eine karamellfarbene<br />
Oberfläche auf.<br />
Im Mund hält der Alta Badia lang an.<br />
Entsprechend viel Zeit nimmt er sich für<br />
die Reifung. Sechs Monate lagert er<br />
im Reifekeller, bis sein Aroma sich voll<br />
entwickelt hat. Erst im letzten Monat<br />
kommt der Geschmack durch.<br />
Immer noch macht es jeder Alta Badia<br />
bis zum letzten Moment spannend.<br />
Sechs Monate lang muss der Käse reifen.<br />
Erst im letzten Monat entwickelt<br />
er sein spezielles Aroma. Eben auch<br />
ein Mittelstreckenläufer. Wie Ludwig<br />
Tschurtschenthaler.<br />
Wie finde ich<br />
das richtige Aroma?
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
ALTA BADIA · VERWENDUNG IN DER KÜCHE 38<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Alta Badia kann sowohl pur als auch in Kombination<br />
mit dunklem Brot genossen werden. Wir<br />
finden ihn in Südtirol sehr oft auf dem typischen<br />
„Marendbrettl“. Aufgrund seines speziellen Geschmacks<br />
wird er gerne bei Käseverkostungen<br />
und Käsebuffets gereicht, da er eine wunderbare<br />
Ergänzung zu sehr vielen anderen Käsesorten<br />
darstellt.<br />
Zu Kartoffeln und zu Speck ist er ein wunderbarer<br />
Begleiter.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Zu diesem Käse lassen sich<br />
hervorragend ein Riesling,<br />
ein rassiger Kerner, ein blumiger<br />
Gewürztraminer oder<br />
ein lang gereifter, samtiger<br />
Lagrein kredenzen.<br />
Alta Badia<br />
und BROT<br />
Als optimale Kombination<br />
hat sich das „Puschtra<br />
Breatl“ etabliert.<br />
Alta Badia<br />
und MILCH<br />
Eine angenehme und<br />
harmonische Übereinstimmung<br />
findet der Alta Badia<br />
mit frisch pasteurisierter<br />
Vollmilch von Kühen.<br />
Alta Badia<br />
und BIER<br />
Als Begleitung zum edlen,<br />
wertvollen Südtiroler eignet<br />
sich hervorragend das<br />
Kronenbier oder ein helles<br />
Bock der Brauerei Forst.<br />
Alta Badia<br />
und DESTILLATE<br />
Ein Highlight stellt die Kombination<br />
von Alta Badia<br />
und Aprikosendestillat<br />
(„Marilleler“) dar.
Bela Badia<br />
lat. Pulchra Badia<br />
<strong>Die</strong> Geschmeidige –<br />
für eine Käseverkostung<br />
von jugendlicher Reinheit<br />
24.08. – 23.09<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Jungfrau<br />
Hallo, sieht mich jemand? Lieblich<br />
ist Bela Badia. Schüchtern?<br />
Vielleicht. Sie will wohl eher<br />
erobert werden, als dass sie<br />
selbst auf Fang geht. Sie ist<br />
eben ein Einzelkind bei <strong>Mila</strong>.<br />
Nur wer sie näher kennenlernt,<br />
entdeckt hinter der augenscheinlichen<br />
Weichheit ihren starken Willen,<br />
allen möglichen Erwartungen<br />
von Kindern und Erwachsenen<br />
zu entsprechen. Sie ist also ein<br />
ausgesprochenes Multitalent<br />
und passt auf jede Käseplatte.
1<br />
6<br />
BELA BADIA · DIE „GESCHMEIDIGE“<br />
48<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Weichkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 20 cm<br />
Höhe:<br />
5 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 2,5 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 45 %<br />
Reifung:<br />
ca. 30 Tage<br />
Rinde:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Konsistenz:<br />
weich, geschmeidig,<br />
elastisch und elegant<br />
Lochung:<br />
Bruchlochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: frisch, leicht säuerlich, buttrig<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />
hellgelben bis dunkelgelben<br />
Rinde umhüllt. <strong>Die</strong>se ist geschlossen<br />
und durch den Abrieb bzw. durch die<br />
Käsepflege glatt.<br />
Der Geruch der Rinde ist leicht hefig,<br />
salzig, milchig (Sauermilch) und buttrig.<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />
der Käseteig mit einer Bruchlochung<br />
durchzogen ist.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist sehr<br />
weich, schmelzend, geschmeidig, einfach<br />
angenehm. Der Käse schmilzt fast<br />
wie Butter. <strong>Die</strong>se sehr elegante Konsistenz<br />
wird geschätzt und macht diesen<br />
Käse beliebt.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Der Geruch des Käses erinnert an<br />
milchige und sehr buttrige Noten, diese<br />
gehen in Richtung Sauerrahm und Sauerrahmbutter.<br />
<strong>Die</strong>se Noten finden wir<br />
auch im Geschmack des Käses wieder.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
IM SOMMER BRINGT DER KÄSE DIE KINDER<br />
HERSTELLUNG<br />
Hirten, Melker und Senner wurden<br />
mitgeschickt, wenn die Kühe im Sommer<br />
auf die Alm gingen. Den Bauern,<br />
die diese anheuerten, war nicht immer<br />
wohl dabei. Und den Pfarrern schon<br />
gar nicht. Erstens: Man wusste, dass<br />
die Almleute da oben, so ohne Kirchenpredigt<br />
und verordnete Schinderei,<br />
recht lässig in den Tag lebten. Was ein<br />
Loch in das Säcklein des Bauern riss.<br />
Zweitens: Oft waren auch unverheiratete<br />
Frauen unter den Almleuten. Was für<br />
die Pfarrer den Höllenschlund öffnete.<br />
Warum sollte es auf den Almen im Gadertal,<br />
nach dem der Käse Bela Badia<br />
benannt ist, sittsamer zugegangen sein?<br />
Also schritt man zur Tat: Allerorten<br />
wurden Bestimmungen gegen das<br />
drohende Sommertreiben erlassen. In<br />
den freizügigsten Fällen mussten die<br />
Sennerinnen ein von der Kirche ausgestelltes<br />
Sittenzeugnis vorweisen. Nur<br />
so konnte ein Bauer sie in den <strong>Die</strong>nst<br />
nehmen. Doch die Frauen brauchten<br />
das Geld und kamen deshalb auf allerhand<br />
Schliche. Besonders hübsch<br />
die Überlieferung: „Eine dunkelbraune,<br />
runzlichte, abgewelkte Fee erhielt<br />
manchmal den Schein, und ein hurtiges,<br />
rosenrotes Mädchen zog auf<br />
die Alpe.“ 1<br />
Den Bauern war’s am Ende ganz recht.<br />
Es ging die Rede, dass die Sennerinnen<br />
das Käsegeschirr sauberer putzten<br />
als die Senner. Außerdem war ihr<br />
Lohn für gewöhnlich geringer als jener<br />
der Männer. Wenn’s hoch kam, kriegten<br />
die Frauen noch ein Paar Schuhe<br />
und einen Ballen Leinentuch dazu.<br />
Was will man mehr.<br />
Bela Badia ist ein milder Weichkäse,<br />
ähnlich dem bekannten Bel Paese. Auffallend<br />
sind die starken milchigen Noten.<br />
„<strong>Die</strong>se Käsemasse ist sehr fragil“, sagt<br />
Ludwig Tschurtschenthaler, Leiter der<br />
Abteilung Forschung und Entwicklung<br />
bei <strong>Mila</strong>. <strong>Die</strong> Gallerte wird in walnussgroßes<br />
Bruchkorn geschnitten. Aufgrund<br />
des hohen Wassergehalts muss<br />
dieses besonders umsichtig behandelt<br />
werden. Nur ein robuster Käsebruch<br />
kommt, ohne kaputt zu gehen, in die<br />
Form. Ludwig: „Wenn er zerbricht, ist<br />
es, als würde ein Luftballon platzen.“<br />
Dann ist es vorbei mit dem weichen,<br />
cremigen Käse.<br />
Bela Badia entsteht aus Milch ohne<br />
Gentechnik. Nach dem Salzbad reift<br />
der Käse auf Fichtenholzbrettern.<br />
1<br />
(Penz: <strong>Die</strong> Almwirtschaft in Österreich)<br />
Das Gadertal (Val Badia) in den<br />
Südtiroler Dolomiten
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
BELA BADIA · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
50<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Bela Badia eignet sich sowohl pur als auch in<br />
Kombination mit Speck, weißen, süßen Trauben<br />
oder einem Stück Weißbrot.<br />
In der typischen alpinen Küche wird er zum<br />
Schmelzen auf Kartoffeln oder für einen hochwertigen<br />
Toast verwendet. Er wird gerne für „Risotti“<br />
und zum Verfeinern von Vorspeisen verwendet.<br />
Er ist ein beliebter Dessertkäse.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Bela Badia<br />
und MILCH<br />
Bela Badia<br />
und BROT<br />
Bela Badia<br />
und HONIG<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu leichten, fruchtigen<br />
Rotweinen wie einem<br />
Südtiroler Vernatsch, oder<br />
zu leichten Weißweinen wie<br />
z.B. Weißburgunder.<br />
Ein Muss für Käseliebhaber<br />
und Feinschmecker – eine<br />
angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung<br />
ergibt sich mit frisch pasteurisierter<br />
Vollmilch von Kühen.<br />
Als ausgezeichnete Kombination<br />
hat sich die Verbindung<br />
mit einem Weißbrot<br />
erwiesen. Als „Pünktchen<br />
auf dem i“ wird das Brot<br />
vorher mit Sauerrahmbutter<br />
bestrichen. Sehr gut eignet<br />
sich auch ein Nussbrot.<br />
Waldhonig eignet sich<br />
besonders gut. Der Honig<br />
verleiht Bela Badia ein unverkennbares<br />
Alpenaroma<br />
(nur einen zarten, hauchdünnen<br />
Honigstreifen über<br />
den Käse träufeln).
Mascarpone<br />
lat. mollis dulcisque caseus „Mascarpone”<br />
Der Einwanderer<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit offenem Ausgang<br />
24.08. – 23.09<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Jungfrau<br />
Sein Ziel bringt ihn nach vorne.<br />
Wenn der Mascarpone es<br />
schon wagt, in die Fremde zu<br />
gehen, muss es dort besser sein<br />
als zu Hause. Sonst hätte sich<br />
der Aufwand nicht gelohnt.<br />
Mit sicherem Plan schreitet der<br />
Jungfrauen-Käse zur Tat. Er will<br />
der Beste sein, mit Feingefühl<br />
sich vorpirschen, dass über seinem<br />
Erfolg alle neidisch werden.
1<br />
6<br />
MASCARPONE · „DER EINWANDERER“<br />
52<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Frischkäse<br />
Form:<br />
portioniert im Becher<br />
Gewicht:<br />
250 g / 500 g / 2 kg / 10 kg / 1.000 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 80 %<br />
Konsistenz:<br />
weich, geschmeidig,<br />
elastisch und elegant<br />
Lochung:<br />
keine Lochung<br />
Geruch/Geschmack: frisch, leicht säuerlich, buttrig<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Frischkäse ist elfenbeinfarben.<br />
Seine Konsistenz: cremig und streichbar.<br />
<strong>Die</strong> Masse ist geschmeidig<br />
schmelzend. Er schmeckt angenehm<br />
mild, süßlich und sahnig und duftet<br />
herrlich nach frischer Milch.<br />
Bei diesem Frischkäse ist zu beachten,<br />
dass er schnell Gerüche annimmt. Darum<br />
sollte er immer in verschlossenen<br />
Behältern im Kühlschrank aufbewahrt<br />
werden.<br />
Den <strong>Mila</strong>-Mascarpone<br />
gibt es auch laktosefrei.<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
mild/lieblich würzig/scharf
DER ITALIENER AUS DEN BERGEN<br />
Der Letzte macht das Licht aus. Aber<br />
es lohnt sich fast nicht. Bei <strong>Mila</strong> wird<br />
praktisch rund um die Uhr Mascarpone<br />
produziert. 35.000 Kilo am Tag, so<br />
viel wie 50 Kühe zusammen an Gewicht<br />
auf die Waage bringen. „<strong>Die</strong><br />
Schicht beginnt um 2 Uhr früh“, sagt<br />
der Mascarpone-Verantwortliche<br />
Karl Guggenberger, „und um 10 Uhr<br />
abends geht der Letzte heim.“<br />
So geht das jetzt schon 25 Jahre. Zu<br />
jener Zeit ist eine Maschine in der Käserei<br />
freigeworden. Als man überlegte,<br />
was man damit anstellen wollte, hatte<br />
der damalige Käsemeister Lorenz Stecher<br />
(s.S. 86) diese Idee, die so gar<br />
nicht zu Südtirol passen wollte: Probieren<br />
wir es doch mit Mascarpone.<br />
Ausgerechnet Mascarpone. Wie<br />
konnten die Südtiroler nur glauben,<br />
sie würden die Spitzencreme der italienischen<br />
Süßspeisenrezepte ebenso<br />
gut produzieren wie die erfahrenen<br />
Käsereien in der Lombardei? Von dort<br />
soll der Mascarpone seinen Ausgang<br />
genommen haben, wahrscheinlich als<br />
„mascherpa“ oder „mascarpia“, was<br />
im lombardischen Dialekt soviel bedeutet<br />
wie Rahm oder Ricotta. Wenn<br />
man den Nachforschungen glaubt, ist<br />
eine Art Mascarpone seit Jahrhunderten<br />
bekannt. Napoleon soll die Käsecreme<br />
vergöttert haben, der Koch<br />
Vatel soll sich sogar das Leben genommen<br />
haben, als er bemerkte, dass er<br />
zu wenig Mascarpone für das Dessert<br />
an der Tafel des Sonnenkönigs Ludwig<br />
XIV. besorgt hatte.<br />
Nun, die Südtiroler haben beim<br />
Mascarpone ihren eigenen Kopf. Sie<br />
schwören auf ihr Rezept. „Bisher wurde<br />
von dem für den Mascarpone angelegten<br />
Milch-Rahm-Gemisch nach<br />
dem Ansäuern die Molke abgetrennt.<br />
Durch ein spezielles Verfahren entziehen<br />
wir das Wasser vorher.“, sagt<br />
Karl Guggenberger verkostet die noch heiße Mascarpone-Masse.<br />
Karl Guggenberger. Der Unterschied?<br />
„Der Vorgang ist anders, die Inhaltsstoffe<br />
bleiben alle erhalten.“ Und der<br />
Südtiroler Mascarpone schmeckt rahmiger<br />
und süßer. „Der muss genau so<br />
schmecken“, sagt Karl.<br />
Als er jung war, fuhr er täglich für ein Fertighausunternehmen<br />
auf Montage. „<strong>Die</strong><br />
Häuser stehen noch“, sagt er lachend.<br />
Im Milchbetrieb arbeitet er seit 34 Jahren;<br />
zuerst in der Butterei, danach in der<br />
Joghurtherstellung. Genau sein, das ist<br />
Karls Credo. Bei seinem Mascarpone<br />
macht er nie eine Ausnahme.
MASCARPONE · „DER EINWANDERER“<br />
54<br />
HERSTELLUNG<br />
Mascarpone ist ein milder, cremiger<br />
Doppelrahm-Frischkäse, frei von Salz<br />
und Konservierungsstoffen. Er wird<br />
am selben Tag hergestellt, an dem<br />
die Milch morgens angeliefert wird.<br />
<strong>Die</strong> Zentrifuge trennt den Rahm von<br />
der Milch. Der Mascarponerahm mit<br />
einem Fettgehalt von ca. 38 Prozent<br />
wird mit pasteurisierter Milch im Verhältnis<br />
70:30 vermischt, die Mischung<br />
anschließend homogenisiert. <strong>Die</strong> Fettkügelchen<br />
der Milch werden dabei<br />
aufgebrochen. So wird die Konsistenz<br />
verbessert: die Creme wird luftiger.<br />
In der Eindampfungsanlage wird der<br />
vorbereiteten Milch-Sahne-Mischung<br />
Wasser entzogen; sie wird auf 66 Prozent<br />
der Masse eingedampft. Der dabei<br />
entstehende Wasserdampf wird<br />
abgesaugt. Das so erhaltene Konzentrat<br />
wird auf ca. 90°C erwärmt,<br />
dann erfolgt die Zugabe von Milchsäure,<br />
welche durch die Säuerung<br />
von Milch durch Milchsäurebakterien<br />
gewonnen wird. Eine „Hitze-Säure-Fällung“,<br />
die schon früher bei uns<br />
auf den Bauernhöfen zur Herstellung<br />
vom sog. Milch-„Schotten“ zum<br />
Einsatz kam.<br />
Noch warm wird der Mascarpone in<br />
Plastikbecher abgefüllt und direkt nach<br />
der Abkühlung ausgeliefert.<br />
Wegen der kurzen Haltbarkeit wird<br />
Mascarpone bei <strong>Mila</strong> nur auf Bestellung<br />
hergestellt. Anders als im<br />
Mascarpone-Ursprungsgebiet, der<br />
Lombardei, wird das Rahm-Milch-Gemisch<br />
bei <strong>Mila</strong> nicht ultrafiltriert, somit<br />
nicht die festen Milchpartikel mittels<br />
einer Membran von der Flüssigkeit<br />
getrennt, sondern schonend eingedampft.<br />
Alle Milchinhaltsstoffe, die<br />
beim Vorgang konzentriert werden,<br />
bleiben so vollständiger erhalten.<br />
Mitarbeiter der<br />
<strong>Mila</strong>-Mascarpone-Abteilung
(oben) Weitere Team-Mitglieder der<br />
Mascarpone-Abteilung rund um<br />
Karl Guggenberger<br />
(links) Bei der Abfüllung ist<br />
die rahmige Masse noch<br />
ganz warm.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
MASCARPONE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
56<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Mascarpone wird oft als „Tiramisu-Käse“ bezeichnet.<br />
Dabei wird eine Mascarpone-Creme<br />
abwechselnd mit in Kaffee getränkten Löffelbiskuits<br />
geschichtet und gut gekühlt. Allerdings ist<br />
der elegante Frischkäse auch Begleiter und Veredler<br />
von vielen anderen Speisen, egal ob süß<br />
oder salzig.<br />
Sehr häufig wird er als Sahneersatz eingesetzt<br />
oder zur Herstellung von Tortenfüllungen auf der<br />
Basis von Erdbeere, Aprikose, Himbeere, Waldfrüchten<br />
und Honig verwendet.<br />
Seine cremige Konsistenz veredelt italienische<br />
Risotti sowie Nudeln als wichtige Zutat für<br />
verschiedene Saucen wie z.B. Carbonaraund<br />
Walnuss-Saucen.<br />
In Kombination mit Gorgonzola<br />
ergeben sich besonders elegante und<br />
würzige Gerichte.
Frischkäse<br />
lat. recens caseus<br />
Der Zielstrebige –<br />
für eine Käseverkostung<br />
ohne Konkurrenzdenken<br />
24.08. – 23.09<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Jungfrau<br />
Er weiß genau, wo sein Platz<br />
zwischen allen anderen Käsesorten<br />
ist. Kommt gar nicht<br />
in Versuchung, sich zu messen,<br />
sondern entzieht sich jedem<br />
Vergleich. Der Frischkäse fühlt<br />
sich nur sich selbst verpflichtet.<br />
Dort aber will er glänzen. Wie<br />
jede zielstrebige Jungfrau.
1<br />
6<br />
FRISCHKÄSE · „DER ZIELSTREBIGE<br />
58<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Form:<br />
Gewicht:<br />
Milchart:<br />
Frischkäse<br />
portioniert im Becher<br />
150 g (Frischkäse)<br />
150 g (Frischkäse Kräuter)<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: mind. 50 %<br />
Konsistenz:<br />
weich, geschmeidig, cremig<br />
Geruch/Geschmack: frisch,angenehm buttrig<br />
Produktionsort: Lodi (bei Tochterunternehmen<br />
von Bergmilch Südtirol,<br />
hergestellt mit 100 % Milch<br />
aus Südtirol)<br />
BESCHREIBUNG<br />
Frischkäse Natur<br />
Der streichfähige Käse ist porzellanweiß.<br />
Seine Konsistenz ist weich und<br />
milchig-sahnig.<br />
Er duftet erfrischend natürlich, rein und<br />
angenehm buttrig.<br />
Frischkäse mit Kräuter<br />
Beim verfeinerten „Bruder“ des Frischkäse<br />
Natur, dem Kräuterfrischkäse<br />
von <strong>Mila</strong>, wird der elfenbeinfarbene<br />
Käseteig mit aromatischen Kräutern<br />
verfeinert.<br />
Auf diese Weise wird der erfrischend<br />
reine Geschmack durch einen angenehmen<br />
Duft nach frischen Gartenkräutern<br />
ergänzt.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Frischkäse laktosefrei<br />
<strong>Die</strong> laktosefreie Variante des Frischkäse<br />
Natur geht von elfenbeinfarben zu<br />
einem hellen Strohgelb.<br />
Der leicht süßliche Geschmack in Richtung<br />
Karamell ist für ein laktosefreies<br />
Produkt typisch.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
ALS DIE FRAUEN DAS SAGEN<br />
ÜBER DEN KÄSE HATTEN<br />
HERSTELLUNG<br />
<strong>Die</strong>sen Aufstand hätten wir sehen wollen!<br />
Keine Bäuerin konnte sich leisten,<br />
zu sagen, der Käse ist noch nicht fertig<br />
gereift. Deshalb gebe es wieder nur<br />
Knödel zu Mittag. Unter uns: Es gab<br />
meistens Knödel oder Gerstenbrei<br />
oder Schmalznudeln, wenn’s hoch<br />
herging, ein Stück geselchtes Fleisch.<br />
Manchmal aber wurden Schlutzkrapfen<br />
und Tirtlan und Topfennocken<br />
kredenzt, im Fett gebacken oder mit<br />
Schmalz übergossen. Für die Füllung<br />
brauchte man Käse, der gar nicht die<br />
Zeit gehabt hat, Käse zu werden, wie<br />
wir ihn kennen. Weil er vorher aufgebraucht<br />
wurde.<br />
Im südlichen Tirol wurde Topfen, vielleicht<br />
der erste Frischkäse überhaupt,<br />
durch die klassische Säuregerinnung<br />
mit Hilfe von Milchsäurekulturen hergestellt.<br />
Er war entsprechend sauer<br />
und bröselig, im Gegensatz zum süßeren<br />
Quark, der in den Westalpen<br />
durch die Zugabe von Lab produziert<br />
wurde. Bei <strong>Mila</strong> folgt man in der Frischkäse-Herstellung<br />
der westalpinen Methode:<br />
<strong>Die</strong> Milch wird mit einer kleinen<br />
Menge Kälbermagenlab dickgelegt.<br />
Moderne Methoden machen die Käsemasse<br />
zudem cremig und streichfähig.<br />
Kurios: Solange der Käse am Hof verbraucht<br />
und deshalb nur kurz gelagert<br />
wurde, lag die Käseproduktion in den<br />
Händen der Frauen. Das hörte erst<br />
auf, als halbharte und harte Käselaibe<br />
verkauft werden konnten und die Männer<br />
in der Käseproduktion eine Möglichkeit<br />
zum Geldverdienst sahen. Ab<br />
diesem Zeitpunkt war Käse plötzlich<br />
Männersache.<br />
Und ist es mehr oder weniger geblieben.<br />
Auch bei <strong>Mila</strong>.<br />
Zwölf Stunden lang wird die Milch für<br />
den Frischkäse mit Hilfe von Kulturen<br />
und einer geringen Menge Lab gesäuert<br />
und dickgelegt. <strong>Die</strong> eingedickte<br />
Milch wird in der Ultrafiltrationsanlage<br />
aufkonzentriert, d.h. wie bei einem<br />
feinen Sieb rinnt das Wasser ab, die<br />
Feststoffe werden zurückgehalten. Für<br />
ein Kilogramm Frischkäse werden bei<br />
<strong>Mila</strong> drei Kilo Milch eingesetzt.<br />
<strong>Die</strong> abgetrennte Käsemasse wird mit<br />
Rahm angereichert und mit Salz gewürzt.<br />
Anschließend wird der Käseteig<br />
homogenisiert. Dadurch erhält der<br />
Frischkäse seine „luftige“ Struktur.<br />
Für den Kräuterfrischkäse werden dem<br />
Käseteig Kräuter und Gewürze beigemengt.<br />
Der Frischkäse ist sofort zum Verzehr<br />
bereit.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
FRISCHKÄSE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
60<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Wie jeder stark wasserhaltige Frischkäse wird der<br />
Frischkäse von <strong>Mila</strong> sofort nach der Herstellung<br />
eingesetzt. Als streichfähiger Begleiter von Schinken,<br />
als cremige Füllung für Kartoffeln, Champignons<br />
oder Tomaten sowie in Saucen eingerührt,<br />
ist er in der Küche vielseitig im Einsatz.<br />
Als wertvolle Basis, die man mit Schnittlauch,<br />
verschiedensten Kräutern, Karotten sowie Speck<br />
anreichern kann, sind die Kombinationsmöglichkeiten<br />
nahezu unendlich.<br />
Der vielseitige Einsatz des Frischkäses Natur gilt auch<br />
für den Kräuterfrischkäse. Besonders gut schmeckt er als<br />
Ergänzung zu einem saftigen Steak.<br />
Kartoffeln erhalten durch ihn eine besondere Note.<br />
Frischkäse<br />
und WEIN<br />
Frischkäse<br />
und KARTOFFELN<br />
Den Frischkäse gibt es<br />
auch laktosefrei.<br />
Frischkäse<br />
und FLEISCH<br />
Zur natürlichen Süße des<br />
Frischkäses passt Rotwein<br />
wie Vernatsch, Weißwein<br />
wie Chardonnay.<br />
Kartoffeln erhalten in<br />
Kombination mit dem <strong>Mila</strong><br />
Frischkäse (oder Kräuterfrischkäse)<br />
eine ganz<br />
besondere Note.<br />
Der Frischkäse passt gut zu<br />
einem saftigen Steak oder<br />
zu Fleisch generell.
Marienberger<br />
lat. Maria Mons<br />
Der Waagrechte –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit harmonischer Mitte<br />
24.09. – 23.10.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Waage<br />
Er ist das Zünglein an der<br />
Waage. Wenn er sich nur entscheiden<br />
würde. Aber das tut<br />
der Marienberger nicht. Er ist<br />
freundlich und aufgeschlossen<br />
gegen alle. So harmoniert er<br />
mit vielen anderen Käsesorten.<br />
Das schafft er, weil er im Geschmack<br />
herrlich neutral bleibt.<br />
Sein Platz ist die Mitte zwischen<br />
mild und würzig. Es scheint,<br />
als wolle er in seiner Art dem<br />
beschaulichen und feinsinnigen<br />
Klosterleben nacheifern.
1<br />
6<br />
MARIENBERGER · „DER WAAGRECHTE“<br />
62<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 35 cm<br />
Höhe:<br />
9 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 9 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 50 %<br />
Reifung:<br />
ca. 30 Tage<br />
Rinde:<br />
strohgelb bis leicht rötlich<br />
Konsistenz:<br />
kompakt, weich und geschmeidig<br />
Lochung:<br />
erbsengroße runde Lochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: angenehm milchig, leicht säuerlich<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten<br />
Rinde von strohgelber bis leicht rötlicher<br />
Farbe umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />
geschlossen und etwas rau, bedingt<br />
durch die Käsepflege.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
Kellernote (Käsekeller), animalisch<br />
(ledrige Note).<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />
der Käseteig von einer erbsengroßen<br />
Lochung durchzogen ist.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kompakt,<br />
sehr fein geschmeidig und weich, der<br />
Käse zergeht auf der Zunge wie Butter.<br />
Der Geruch und Geschmack des Käses<br />
ist angenehm frisch und milchig.<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
mild/lieblich würzig/scharf
KÄSE WAR DAS GELD DES MITTELALTERS<br />
<strong>Die</strong> Tiroler waren im Mittelalter beileibe<br />
kein belesenes Volk. So war das Wissen<br />
um die Herstellung von Labkäse vor<br />
allem in den Bibliotheken der Klöster<br />
verwahrt. Außerdem waren die Mönche<br />
keine Kostverächter. Käse gehörte<br />
zu ihrem Speiseplan. Und die Bauern<br />
mussten die dafür nötigen Jahresrationen<br />
liefern.<br />
Aus einem Einnahmeverzeichnis des<br />
Klosters Marienberg im Oberen Vinschgau<br />
wissen wir: <strong>Die</strong> Bauern der zur<br />
Herrschaft gehörenden Höfe zinsten<br />
an die Benediktinermönche jährlich jeweils<br />
bis 300 Käselaibe von einem halben<br />
bis zwei Kilo Gewicht. Manchmal<br />
ist auch von Laiben zu fünf Kilogramm<br />
die Rede. Gezinst wurde Magerkäse<br />
ebenso wie Fettkäse.<br />
<strong>Die</strong> Bauern brachten den Käse zu<br />
Bartholomäi (24. August) und zu Martini<br />
(11. November), also rechtzeitig,<br />
damit die Mönche einen Teil auf den<br />
zeitnahen Märkten zu Geld machen<br />
konnten. Wenn dieses ausging, war es<br />
landesweit üblich, Handwerker, Pfarrer,<br />
Almmeister und Gerichtsbeamte in Käse<br />
zu entlohnen. So ist in einem Urbar des<br />
Landesfürsten zu lesen: Zwei Maurer erhielten<br />
für drei Monate Arbeit 105 und<br />
ein Schweineschlächter 15 Käselaibe.<br />
Glaubt man den Historikern, konnte der<br />
Fürst leicht mit Käse um sich werfen: Angeblich<br />
gingen jedes Jahr 100.000 Kilo<br />
Käse an den Fürstenhof. Einige wurden<br />
auch vom Bestand des Klosters Marienberg<br />
abgezwackt.<br />
„Wir sind nicht stolz darauf, dass wir die<br />
Bauern 500 Jahre lang ausgenommen<br />
haben“, sagt Markus Spanier, der heutige<br />
Abt von Marienberg.<br />
Zur Rettung des Klosters mag gesagt<br />
sein, dass die Mönche ausgewählte<br />
Höfe mit Saatgut und Käsekesseln ausstatteten.<br />
Als Starthilfe sozusagen. Der<br />
<strong>Mila</strong> hat das Kloster gestattet, eine ihrer<br />
Käsesorten „Marienberger“ zu nennen.<br />
Als Gegenleistung wurde der mittelalterliche<br />
„Grundzins“ wiedereingeführt:<br />
Einige Käselaibe gehen jedes Jahr<br />
direkt ab Werk an die Benediktiner in<br />
Marienberg.<br />
Oben im Bild:<br />
Das Benediktinerkloster Marienberg<br />
im oberen Vinschgau<br />
Unten im Bild:<br />
die Fachschule für Land- und<br />
Forstwirtschaft Fürstenburg
MARIENBERGER · „DER WAAGRECHTE“<br />
64
HERSTELLUNG<br />
Florian Pueland, Abteilungsleiter der<br />
Käserei von <strong>Mila</strong> in Bruneck, sagt es<br />
frei heraus: „Der Marienberger war<br />
früher ein Käse, der ein Stilfser hätte<br />
werden sollen.“ Jeder Käse musste<br />
schließlich verkauft werden, auch<br />
wenn er nicht so gut gelungen war,<br />
wie es häufig genug vorkam. „Nur<br />
der Schönste wurde ein Stilfser“, lacht<br />
Ludwig Tschurtschenthaler, Leiter der<br />
Abteilung Forschung und Entwicklung<br />
bei <strong>Mila</strong>.<br />
<strong>Die</strong>se Zeiten sind vorbei. Längst hat<br />
der Marienberger sich zur eigenen<br />
Sorte entwickelt. So reift er in der<br />
Hälfte der Zeit, die ein Stilfser braucht.<br />
Überhaupt ist er milder im Geschmack.<br />
Auch in der Produktion ist der Marienberger<br />
unauffällig zurückhaltend: <strong>Die</strong><br />
Dicklegung der Milch erfolgt durch<br />
Kälberlab. <strong>Die</strong> Milch ist ohne Gentechnik.<br />
Nach dem Schneiden der<br />
Gallerte wird das Bruch-Molke-Gemisch<br />
in die Vorpresswanne abgefüllt,<br />
in Formen gepackt, gepresst und<br />
regelmäßig gewendet. Nach dem<br />
Salzbad reift der Käse nach bewährter<br />
<strong>Mila</strong>-Methode auf Holzbrettern.<br />
Er wird dabei regelmäßig mit Salzwasser<br />
gepflegt.<br />
Käsemeister Florian Pueland
MARIENBERGER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
66<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Kann sowohl pur als auch in Kombination mit<br />
Brot genossen werden. Wir finden ihn sehr oft in<br />
Südtirol auf dem typischen „Marendbrettl“.<br />
Der Marienberger lässt sich gut mit Milch, einem<br />
Feigenbrot oder Brot mit Leinsamen und Sonnenblumen<br />
kombinieren.<br />
Der Marienberger ergibt auch eine gute Kombination<br />
mit Honig.<br />
Für einen hochwertigen Toast kann er genauso<br />
verwendet werden.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Marienberger<br />
und MILCH<br />
Marienberger<br />
und BIER<br />
Marienberger<br />
und HONIG<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu leichten, fruchtigen<br />
Rotweinen wie zu einem<br />
Südtiroler Vernatsch oder zu<br />
einem gut gereiften, samtigen<br />
Blauburgunder.<br />
Eine angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung<br />
findet er mit frisch pasteurisierter<br />
Vollmilch von Kühen.<br />
Lässt sich zu einem<br />
Kronenbier der Brauerei<br />
Forst genießen.<br />
Der Marienberger ergibt<br />
auch eine gute Kombination<br />
mit Honig.
Pragser Stange<br />
lat. Caseus „Braies” Lacus<br />
Der Elastische –<br />
für eine Käseverkostung<br />
über alle Schicksale hinweg<br />
24.09. – 23.10.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Waage<br />
Wir verstehen uns doch alle so<br />
gut. Das Letzte, was der Pragser<br />
Käse will, ist, jemanden abzustoßen.<br />
Er schmeckt milchig und<br />
sahnig, seine Aromen besänftigen<br />
alle aufgeregten Gemüter.<br />
Mit Waldduft und Champignonnoten<br />
umgarnt der Pragser<br />
auch die heterogensten Charaktere<br />
und bringt Harmonie in<br />
wechselvolle Arrangements.
1<br />
6<br />
PRAGSER STANGE · „DER ELASTISCHE“<br />
68<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Stange<br />
Maße:<br />
30 cm x 11 cm x 13 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 4 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 50 %<br />
Reifung:<br />
mind. 40 Tage<br />
Rinde:<br />
helles Strohgelb<br />
Konsistenz:<br />
weich, elastisch<br />
Lochung:<br />
Bruchlochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb<br />
Geruch/Geschmack: milchige und buttrige Noten<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer sehr weichen<br />
Rinde von hellgelber Farbe umhüllt.<br />
<strong>Die</strong> Rinde ist geschlossen und etwas<br />
rau, bedingt durch die Käsepflege.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
Hefen (Hefe- bzw. Germteig) und<br />
enthält leichte Waldnoten in Richtung<br />
Champignon.<br />
Das Innere des Käses ist ein mehr oder<br />
weniger helles Strohgelb, je nach Jahreszeit,<br />
wobei der Käseteig von einer<br />
Bruchlochung durchzogen ist.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist weich,<br />
geschmeidig und elastisch.<br />
3<br />
4<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
sind aromatisch, milchig und sahnig.<br />
Im Geschmack ist eine leichte Waldnote<br />
erkenntlich, die in Richtung Champignon<br />
geht.<br />
2<br />
5<br />
mild/lieblich würzig/scharf
EIN GRAND HOTEL GEGEN DEN HUNGER<br />
HERSTELLUNG<br />
Prags im Pustertal – seit jeher war es<br />
ein Bauerntal. Arm, karg, einsam, und<br />
nichts deutete darauf hin, dass sich<br />
das irgendwann ändern würde. Für<br />
die Schönheit ihrer Landschaft mitten<br />
in den Dolomiten hatten die Pragser<br />
– den Kopf über dem Pflug gesenkt –<br />
kaum etwas übrig. Das änderte sich,<br />
als die Hotelierin Emma Hellenstainer<br />
den Pragser Wildsee entdeckte und<br />
ihre Nachkommen am Seeufer 1899<br />
ein Grand Hotel eröffneten. Mit einem<br />
Schlag war Prags Teil der großen Welt.<br />
Zuerst wurde alles besser. <strong>Die</strong> Bauarbeiter<br />
mussten versorgt werden,<br />
damit hatten die Bauern sichere<br />
Abnehmer für ihre Produkte. Dann<br />
braucht ein Hotel dieses Ranges<br />
natürlich Personal, und die Bauern<br />
verdienten ein Zubrot. Das beste<br />
Geschäft machte das Riedlgut.<br />
<strong>Die</strong> Hellenstainer kauften den Hof und<br />
machten ihn zum Milch- und Käselieferanten<br />
für das neue Hotel.<br />
1945 stand Prags wieder im Rampenlicht.<br />
Das hatten sich die Pragser nicht<br />
ausgesucht. Es war wenige Tage vor<br />
Kriegsende. 139 prominente Häftlinge<br />
der Hitler-SS – vor allem Gegner<br />
des Nazi-Regimes und Angehörige<br />
von Widerstandskämpfern – waren<br />
im nahe gelegenen Niederdorf von<br />
der deutschen Wehrmacht befreit worden.<br />
Im Grand Hotel Pragser Wildsee<br />
wurden sie untergebracht und bis zur<br />
Ankunft der Amerikaner versorgt. Das<br />
Hotel, das nur im Sommer genutzt<br />
wurde, stand leer. Ende April war es<br />
hier eiskalt. Viele Befreite waren völlig<br />
mittellos, manchen fehlte sogar die<br />
Unterwäsche, andere baten um Stiefel.<br />
In Windeseile waren die Pragser<br />
Bauern mit Kleidern und<br />
Lebensmitteln zur Stelle.<br />
Der Pragser Käse wird aus Kuhmilch<br />
ohne Gentechnik hergestellt.<br />
<strong>Die</strong> Dicklegung der Milch erfolgt<br />
mittels natürlichem Kälberlab. Wenn<br />
die Gallerte geschnitten ist, wird das<br />
Bruch-Molke-Gemisch in die dafür<br />
vorgesehenen Formen gefüllt und regelmäßig<br />
gewendet. Nach dem Salzbad<br />
wird der Käse auf Fichtenholzbrettern<br />
gereift. Dabei werden die Laibe laufend<br />
mit Salzwasser gepflegt.<br />
Altkäsemeister Lorenz Stecher<br />
im Reifelager<br />
(1977)<br />
Das Grand Hotel am Pragser Wildsee<br />
Allein überlebt man in den<br />
Bergen schwer. Nicht nur im<br />
Krieg. Das wissen die Pragser<br />
Bauern, seit sie ihre<br />
Höfe an die Säume der Felsen<br />
gebaut haben. In der<br />
Not kann man sich auf sie<br />
verlassen.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
PRAGSER STANGE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
70<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Pragser kann sowohl pur als auch in Kombination<br />
mit einem dunklen „Paarl“ konsumiert<br />
werden.<br />
Er eignet sich sehr gut zur Zubereitung von Käsesalat<br />
oder, in Kombination, Käse- und Wurstsalat.<br />
Den Pragser finden wir auch gerne auf<br />
dem „Marendbrettl“.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Pragser Stange<br />
und MILCH<br />
Pragser Stange<br />
und BROT<br />
Pragser Stange<br />
und WURST<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu leichten fruchtigen<br />
Rotweinen wie einem<br />
Südtiroler Vernatsch.<br />
Eine angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung<br />
findet er mit frisch pasteurisierter<br />
Vollmilch von Kühen.<br />
Als hervorragende Kombination<br />
hat sich das dunkle<br />
Paarl herausgestellt. Zudem<br />
passt der Pragser perfekt<br />
in ein Pausenbrot oder<br />
in ein belegtes Brot für<br />
Zwischendurch.<br />
Im Käsesalat oder kombiniert<br />
mit Wurst, d.h. im<br />
Wurst- und Käsesalat, fühlt<br />
sich der Pragser sehr wohl.
Pfefferkäse<br />
lat. caseus pipere addito<br />
Der Scharfzüngige –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit gewetzten Zähnen<br />
24.10. – 22.11.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Skorpion<br />
Der Pfefferkäse kann nur ein<br />
Skorpion sein. Entschlossen<br />
bezieht er Stellung. Bloß keine<br />
halben Sachen, bitte. Damit<br />
kann er nichts anfangen. Er ist<br />
intensiv und leidenschaftlich<br />
und gnadenlos ehrlich. So<br />
schafft er es mühelos, die<br />
Gemüter zu erregen. Sein<br />
verwegenes Aussehen<br />
macht ihn gleichzeitig extrem<br />
attraktiv. Wer sich ihm nähert,<br />
riskiert. Wer wagt es? Wie sein<br />
Tierkreiszeichen ist der Pfefferkäse<br />
gut gepanzert. Sein Stachel<br />
kann sogar gefährlich sein.<br />
Wenn’s aufs Ganze geht, setzt<br />
der Käse seine volle Schärfe<br />
ein.
1<br />
6<br />
PFEFFERKÄSE · „DER SCHARFZÜNGIGE“<br />
72<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 20 cm<br />
Höhe:<br />
6 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 2,4 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: mind. 45 %<br />
Reifung:<br />
ca. 30 Tage<br />
Rinde:<br />
Pfeffermantel mit sichtbaren<br />
Pfefferkörnern<br />
Konsistenz:<br />
weich, fein, elastisch, elegant<br />
Lochung:<br />
Bruchlochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb, der Käseteig ist von erlesenen<br />
Pfefferkörnern durchzogen<br />
Geruch/Geschmack: die elegante, feine, buttrige<br />
Käsenote wird vom Pfeffer übertrumpft,<br />
er übernimmt das Aroma<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einem Mantel aus<br />
grünen, roten und schwarzen Pfefferkörnern<br />
umschlossen. <strong>Die</strong> Rinde ist<br />
essbar, allerdings ist sie nur für sehr<br />
„scharfe“ Genießer geeignet.<br />
Der Geruch der Rinde ist vom Pfeffer<br />
dominiert und gibt gleich Aufschluss<br />
über die Art des Käses und über seine<br />
Vorzüge.<br />
Das Innere des Käses ist von mehr<br />
oder weniger hellem Strohgelb, das<br />
gleichmäßig von Pfefferkörnern durchzogen<br />
wird. Der Käse weist eine Bruchlochung<br />
auf.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz am Gaumen ist weich,<br />
geschmeidig und elegant.<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
sind vom Pfeffer dominiert.<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
mild/lieblich würzig/scharf
GIBT ES DAS? EIN KÄSER, DEM DER KÄSE STINKT?<br />
Zwei Uhr früh. Da legt Klaus Crepaz los<br />
mit seiner Arbeit. Um diese Zeit ist er allein.<br />
Er schaut auf den Produktionsplan:<br />
1 x Pfefferkäse, 8 x Stilfser, 2 x Pustertaler.<br />
Alles klar. Er kontrolliert, ob die Käsefertiger<br />
sauber sind und lässt die Milch<br />
einlaufen. Hat die Kultur den richtigen<br />
In der Antike dominierte der Pfeffer<br />
den Gewürzhandel von Asien nach<br />
Europa. <strong>Die</strong> scharf schmeckenden<br />
Früchte des Pfefferstrauchs halfen,<br />
Lebensmittel würzig und haltbar zu<br />
machen. So ist ein Rezept von Ricottakäse<br />
(caseus in fiscella pressus)<br />
überliefert, das mit „piper ut libet“,<br />
also beliebig viel Pfeffer, verfeinert<br />
werden kann. In dem vermutlich im<br />
12. oder 13. Jahrhundert verfassten<br />
Medizinbuch „Regimen Sanitatis<br />
Salernitanum“ werden Milch (lac),<br />
junger Käse (caseus infans) und<br />
Schwarzer Pfeffer (piper nigrum)<br />
ebenfalls als gut und nährstoffreich<br />
bezeichnet. Kurioser Zufall: Bianchinetta<br />
Colombo, Schwester von<br />
Christoph Columbus, war mit dem<br />
Käsehändler Giacomo Bavarello verheiratet.<br />
Musste Columbus deshalb<br />
den Seeweg nach Indien entdecken?<br />
pH-Wert, wie im Rezept angegeben?<br />
Klaus öffnet den Kulturenkessel – satter<br />
Buttermilchduft. Es geht los. Klaus schaltet<br />
das Rührwerk des Kessels ein.<br />
Er bewegt sich in der Käserei wie zu<br />
Hause. Saust gezielt da- und dorthin.<br />
Seit 41 Jahren ist er im Betrieb. Als man<br />
ihn vor Jahren zum Produktionsleiter der<br />
Käserei machen wollte, lehnte er ab:<br />
„Ich mag ja keinen Käse.“ Außer Alta Badia,<br />
Mozzarella, Dolomitenkönig und<br />
Gran Spicchio. „Da macht man sich ja<br />
unglaubwürdig.“<br />
Aber Käse machen, das kann er. Messen.<br />
<strong>Die</strong> Temperatur, den pH-Wert, die<br />
Gallertenfestigkeit, die Brucheigenschaften.<br />
Greifen. Warten. Oft warten.<br />
Dabei auf dem Sprung sein, weil eine<br />
Minute auf oder ab entscheidend ist.<br />
Wie jetzt. Er prüft, ob der Bruch für den<br />
Pfefferkäse abgefüllt werden kann, fährt<br />
vorsichtig in die Masse, quetscht, fühlt.<br />
„Ja“, sagt er, und: „Das entscheiden nur<br />
wir.“ Keine Maschine ist so präzise.<br />
„Das lernt man. Und irgendwann hat<br />
man es im Gefühl.“<br />
Jeder Schritt wird aufgezeichnet. Am<br />
Bildschirm des Rechners scheint der<br />
gesamte Produktionsprozess auf. Zudem<br />
wird auf Papier festgehalten, wie<br />
die Ergebnisse heute sind. „Wenn es<br />
funktioniert, ist es bärig“, schwärmt der<br />
Klaus. Wenn nicht, steht alles still. „Einmal<br />
mussten wir in den Fertiger steigen<br />
und alles von Hand ausschöpfen. 1.000<br />
Kilogramm Käse.“<br />
Heute läuft alles. Um 7 Uhr kriegt Klaus<br />
Verstärkung. Er setzt die Milchsäurekultur<br />
für den nächsten Tag an. Bis 8 Uhr<br />
hat er sechs Käsesorten gemacht. Bis 10<br />
Uhr noch zwei Mal Milch in den Fertiger<br />
gefüllt. Wenn das Förderband die<br />
gefüllten Plastikformen aus dem Raum<br />
schiebt, verliert Klaus Crepaz seinen<br />
Käse aus den Augen. Er hat seine Arbeit<br />
getan. Für heute.
PFEFFERKÄSE · „DER SCHARFZÜNGIGE“<br />
74<br />
Klaus Crepaz ist seit über 40 Jahren<br />
in der Käserei tätig.
HERSTELLUNG<br />
Der Pfefferkäse ist nicht nur Fassade.<br />
Unter dem geschlossenen Pfeffermantel,<br />
der den Käse umhüllt, wirkt das<br />
Scharfmacher-Gewürz fort. Kurz vor<br />
der Abfüllung des Käsebruches in die<br />
Form werden ausgewählte indische<br />
Pfefferkörner ganz oder gebrochen in<br />
den Käseteig eingearbeitet.<br />
<strong>Die</strong> Pfefferkörner werden vor der Verwendung<br />
thermisch gereinigt. <strong>Die</strong> für<br />
den Pfefferkäse verwendete Kuhmilch<br />
ist ohne Gentechnik.<br />
Nach dem Salzbad reift der Käse auf<br />
Holzbrettern im Reiferaum der Käserei<br />
in Bruneck im Pustertal. Hier werden<br />
die Laibe alle zwei Tage gewendet<br />
und mit Salzwasser gebürstet. Am Ende<br />
der Reifung wird der Käse von Hand<br />
durch schwarzen Pfefferschrot gerollt<br />
und zwei bis drei Tage getrocknet. Wer<br />
scharf drauf ist, isst den Pfeffermantel<br />
natürlich mit.<br />
Thomas Reden und Hans Mayr sorgen<br />
von Hand für den scharfen Pfeffermantel.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
PFEFFERKÄSE · VEREWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
76<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Pfefferkäse kann sowohl pur als auch in<br />
Kombination mit Kartoffeln gegessen werden.<br />
Pfefferkäse und Kartoffel sind dickste Freunde.<br />
Nirgendwo gibt es größere Harmonie.<br />
Er lässt sich auch bestens zum Würzen von Speisen<br />
verwenden. Dabei lässt er alle anderen<br />
Gewürze überflüssig erscheinen.<br />
Zum Garnieren oder als Blickfang am Buffet<br />
eignet sich der Pfefferkäse besonders gut.<br />
<strong>Die</strong> Würzkraft des Pfeffers sowie seine verdauungsfördernde<br />
Wirkung sind im Pfefferkäse gut<br />
eingesetzt. <strong>Die</strong>se Eigenschaft ist heute in der<br />
indischen, d.h. ayurvedischen, wie auch in der<br />
europäischen Küche sehr geschätzt.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Pfefferkäse<br />
und MILCH<br />
Pfefferkäse<br />
gibt WÜRZE<br />
Pfefferkäse<br />
und BROT<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu einem Gewürztraminer.<br />
Eine angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung<br />
findet er mit frisch pasteurisierter<br />
Vollmilch von Kühen.<br />
Pfefferkäse eignet sich gut<br />
zum Würzen von Speisen.<br />
Als hervorragende<br />
Kombination gilt ein ganz<br />
normales Weißbrot oder<br />
französiches Baguette.
Schwarzenstein<br />
lat. Nigra Lapis<br />
Der Gipfelstürmer –<br />
für eine Käseverkostung<br />
in entzückender Einsamkeit<br />
24.10. – 22.11.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Skorpion<br />
Voll oder gar nicht: Mit halben<br />
Sachen gibt sich der Schwarzenstein-Käse<br />
nicht zufrieden.<br />
Wie soll einer sonst den Gipfel<br />
der Käsekultur erklimmen?<br />
Gleichzeitig umgibt ihn wie<br />
jeden Skorpion ein Geheimnis:<br />
Wie macht er das? Unbeirrt<br />
seinen Weg gehen, alles Unbekannte<br />
erforschend, beinahe<br />
unverschämt selbstsicher, nur,<br />
um am Ziel Käsekenner nach<br />
ihm lechzen zu lassen.
1<br />
6<br />
SCHWARZENSTEIN · „DER GIPFELSTÜRMER“<br />
78<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Hartkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 34 cm<br />
Höhe:<br />
8 cm<br />
Gewicht:<br />
8,5 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: mind. 50 %<br />
Reifung:<br />
lange Spezialreifung<br />
Rinde:<br />
hart und schwarz<br />
Konsistenz:<br />
bröckelig, im Mund leicht schmelzend<br />
Lochung:<br />
keine (geschlossener Teig)<br />
Inneres:<br />
gelblicher Teig mit<br />
vereinzelten Salzkristallen<br />
Geruch/Geschmack: aromatisch würzig, besonders vielfältiges,<br />
langanhaltendes Aroma<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten, trockenen,<br />
schwarzen Rinde umschlossen,<br />
welche die Besonderheit dieses Käses<br />
unterstreicht. <strong>Die</strong>se ist geschlossen,<br />
rau und kompakt. Durch die kompakte<br />
und ausgeprägte Rinde wird das kräftige<br />
Aroma im Käse gut verwahrt und<br />
gehütet.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
Edelranzigkeit, Öl, Rotkultur. Weiters<br />
finden wir leichte, fruchtige Noten.<br />
Ebenfalls erkennbar sind eine feine<br />
und leichte Note nach Naturkeller,<br />
nach Stein, die den Reifungsort erahnen<br />
lässt.<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />
der Käseteig geschlossen ist. <strong>Die</strong><br />
Struktur ist kurz, leicht schuppig und<br />
schnittfest.>><br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
mild/lieblich würzig/scharf
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist wider<br />
Erwarten angenehm, fein, schmelzend,<br />
mürbe. <strong>Die</strong>se Konsistenz ist für den<br />
Gaumen ein Gedicht, diese Konsistenz<br />
wird geschätzt und geliebt.<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
lassen gleich erahnen, dass es sich<br />
um einen sehr charaktervollen, reifen<br />
und hochwertigen Käse handelt. Er<br />
enthält getoastete, buttrige Noten. <strong>Die</strong><br />
Geschmacksnoten gehen von milchig,<br />
fruchtig, pflanzlich bis röstig. Wir finden<br />
Noten von gekochten Kartoffeln,<br />
Noten von getrockneten Früchten,<br />
eine leichte Honignote, im Nachgeschmack<br />
entwickelt sich eine leichte<br />
Karamell- bzw. Schokoladennote.<br />
Durch die besondere Struktur und lange<br />
Reifezeit fühlt man auf der Zunge<br />
die Salzkristalle, gleichzeitig fördert<br />
der Schwarzenstein die Sukkulenz,<br />
den Speichelfluss. Der Geschmack ist<br />
somit sehr komplex, wuchtig und unverkennbar.<br />
Ein Käse mit Charakter und Wiedererkennungsnote.<br />
Der Hoffnungsträger<br />
mit Potential.<br />
WIE LUDWIG DEN KÄSE AUF DIE SPITZE TREIBT<br />
Vor vier Jahren kitzelte Ludwig Tschurtschenthaler<br />
ein neuer Käse in der<br />
Nase. Das Aroma, dem er auf der<br />
Spur war, schmeckte lange vor allem<br />
schwefelig, „echt unangenehm, auch<br />
penetrant“, sagt Ludwig. Trotzdem<br />
wusste er, dieses Aroma wird den Unterschied<br />
zu anderen Sorten machen.<br />
Viele Versuche waren noch notwendig.<br />
„Ich musste das Geniale intensivieren<br />
und das Störende wegkriegen.“ Aber<br />
immer wusste Ludwig, wohin er wollte.<br />
Er hat versprochen, dass dieser Käse<br />
endlich auch seiner Frau schmecken<br />
wird.<br />
Jetzt ist er fast am Ziel. Ludwig spürt,<br />
mit dem neuen Käse erklimmt er einen<br />
weiteren Gipfel in seiner Karriere.<br />
Hatte der Sternekoch Norbert Niederkofler<br />
also recht, als er vorschlug, den<br />
Käse nach einem der höchsten Südtiroler<br />
Berge zu benennen: Schwarzenstein?<br />
Eines ist sicher: <strong>Die</strong>ser<br />
Käse ist anders als<br />
alle <strong>Mila</strong>-Käse bisher.<br />
29 Varianten hat<br />
Ludwig in den vergangenen<br />
Jahren<br />
verkosten lassen.<br />
Bei der 30. Probe<br />
hat ein Fachmann<br />
von Gewicht gesagt: „Das ist es!“<br />
Endlich. „Aber das war erst der Anfang.<br />
Danach haben wir vier Jahre getüftelt“,<br />
erinnert sich Ludwig Tschurtschenthaler,<br />
bis er das Aroma so gut dosiert hatte,<br />
dass die Leute nicht mehr das Gesicht<br />
verzogen, als hätten sie in Knoblauch<br />
gebissen.<br />
Der neue Käse ist hart wie Grana-Käse,<br />
seine Textur kurz und bröselig.<br />
Wenn man ihn mit der Zunge am Gaumen<br />
zerdrückt, löst er sich einfach auf.<br />
„Er hat einen extrem feinen Schmelz“,<br />
schwärmt Ludwig. „Da brauchst du<br />
kein Stück Brot dazu essen, der kann<br />
allein stehen.“<br />
Allein am Gipfel. Welcher Schwarzenstein<br />
macht dann am Ende das<br />
Rennen? Jener, der nur nach einem anstrengenden<br />
Fußmarsch zu erreichen<br />
ist, oder jener, der höchsten Genuss<br />
mit einem Glas Wein in Aussicht stellt?
SCHWARZENSTEIN · „DER GIPFELSTÜRMER“<br />
80<br />
HERSTELLUNG<br />
Der neue Schwarzenstein zeichnet<br />
sich durch einen unverwechselbaren<br />
Charakter aus. Er wird in zwei Phasen<br />
ausgereift.<br />
Zu Beginn wird der Käse sehr intensiv<br />
gepflegt, ja fast bemuttert. In dieser<br />
Zeit entwickelt er sein einzigartiges,<br />
fruchtiges Aroma. In der zweiten Phase<br />
der Reifung werden die Käselaibe<br />
bei einem speziellen Raumklima veredelt.<br />
So entwickelt der Schwarzenstein<br />
seine körnige Struktur und seinen besonders<br />
kraftvollen, facettenreichen<br />
Geschmack.<br />
<strong>Die</strong> Milch, aus der der Schwarzenstein<br />
hergestellt wird, stammt von ohne Gentechnik<br />
ernährten Kühen und wird mit<br />
natürlichem Kälberlab dickgelegt. Das<br />
Salzen erfolgt in der Salzlake, danach<br />
reift der Käse auf Holzbrettern.<br />
Ludwig Tschurtschenthaler:<br />
„Nomen est Omen – der<br />
Schwarzenstein will hoch hinaus.“
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Kann sowohl pur als auch in Kombination mit<br />
Speck, Äpfel, Brot verzehrt werden.<br />
Er kann für Käseknödel, für Risotti und zum<br />
Verfeinern von Vorspeisen verwendet werden.<br />
<strong>Die</strong> Struktur lässt zu, dass er auch als Reibkäse<br />
verwendet werden kann. Damit ist er für sämtliche<br />
Nudelgerichte geeignet. <strong>Die</strong> geriebenen<br />
Käsespäne sind nicht sehr trocken und fest, daher<br />
schmelzen sie schnell und verfeinern im Nu<br />
das Gericht.<br />
Man kann ihn in Südtirol auf dem typischen<br />
„Marendbrettl“ servieren.<br />
Der Schwarzenstein kann als Vorspeise, als Nachspeise,<br />
für Hauptgerichte verwendet werden,<br />
und genauso ist er für eine Käsefonduemischung<br />
einsetzbar.
SCHWARZENSTEIN · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
82<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Schwarzenstein<br />
und SPECK<br />
Schwarzenstein<br />
und BIRNE<br />
Schwarzenstein<br />
und FRÜCHTE<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu einem Cabernet<br />
oder zu einem Lagrein.<br />
Beide Weine müssen lang<br />
gereift sein, genauso wie<br />
der Käse. <strong>Die</strong> samtige<br />
Struktur des Weines und<br />
die weichen, aber wuchtigen<br />
Noten betten den<br />
Geschmack des Käses so<br />
richtig ein und verbinden<br />
sich mit diesem zu einer<br />
Hochzeit im Gaumen<br />
(le mariage).<br />
Eine super Kombination,<br />
beide Produkte ergänzen<br />
sich und werten den anderen<br />
Partner auf, im Gaumen<br />
ergibt sich dadurch ein<br />
Gleichgewicht und somit<br />
ein harmonisches Zusammenspiel<br />
der Geschmacksnuancen.<br />
Schwarzenstein<br />
und MILCH<br />
Sehr gut eignet sich eine<br />
reife Williamsbirne. Der<br />
Geschmack und die Struktur<br />
der reifen Birne lassen sich<br />
gut mit der schuppigen,<br />
festen und trotzdem schmelzigen<br />
Struktur des Schwarzenstein<br />
kombinieren.<br />
Schwarzenstein<br />
und DESTILLATE<br />
Besonders gut eignet sich<br />
die Verbindung mit einer reifen,<br />
süßen Feige; genauso<br />
passen zum Schwarzenstein<br />
weiße, süße Trauben – eine<br />
Kombination, die sich sehen<br />
lassen kann.<br />
Schwarzenstein<br />
und BROT<br />
Eine angenehme und harmonische<br />
Übereinstimmung<br />
findet er mit frisch pasteurisierter<br />
Vollmilch von Kühen.<br />
Ein besonderes Highlight<br />
stellt die Kombination<br />
mit Birnen und Marillenschnaps/-destillat<br />
dar.<br />
Als hervorragende Kombination<br />
hat sich ein frisches<br />
weißes Brot mit der knusprigen<br />
Kruste oder einem<br />
Vorschlag-Brot erwiesen.<br />
Schwarzenstein<br />
und KARTOFFELN<br />
Schwarzenstein<br />
und HONIG<br />
Schwarzenstein und Kartoffeln,<br />
eine harmonische<br />
Verbindung und perfekt für<br />
ein Südtiroler Marendbrettl,<br />
ein Muss.<br />
Es eignet sich besonders gut<br />
Blütenhonig, z.B. Apfelblütenhonig<br />
(nur einen zarten,<br />
hauchdünnen Honigstreifen<br />
über den Käse träufeln).
Ortler<br />
lat. Caseus „Ortles” Mons<br />
Der Flirter –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit gegensätzlichen Eroberungen<br />
23.11. – 21.12.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Schütze<br />
Der Ortler mag sich einfach<br />
nicht festlegen. Es gibt doch so<br />
viel zu entdecken. Wie kann<br />
man wissen, dass man schon<br />
das Beste gekriegt hat? So<br />
ist der Ortler ein notorischer<br />
Eroberer wie jeder Schütze.<br />
Er hält immer nach Neuem<br />
Ausschau. Flirtet in diese<br />
Richtung und jene.<br />
Er ist zwar aus<br />
Kuhmilch hergestellt, erhält<br />
aber durch Ziegenlab eine<br />
kuhferne pikante Note, die an<br />
feinsten Schafkäse erinnert. All<br />
diese Kindereien machen ihn zu<br />
einem verspielten Gesellen, der<br />
das vermeintlich Unvereinbare<br />
zusammenbringt: animalische<br />
Geschmacksnoten,<br />
menschliches Streben<br />
und<br />
glücklichen<br />
Zufall.
1<br />
6<br />
ORTLER · „DER FLIRTER“<br />
84<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 20 cm<br />
Höhe:<br />
10 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 2,6 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: 50 %<br />
Reifung:<br />
ca. 60 Tage<br />
Rinde:<br />
ockergelb bis braun, wachsig<br />
Konsistenz:<br />
weich, geschmeidig, schnittfest, kompakt<br />
Lochung:<br />
Bruch- und Schlitzlochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: milchig, sehr angenehm, mild<br />
bis aromatisch<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten,<br />
trockenen, dunkelbraunen, wachsigen<br />
Rinde umhüllt. <strong>Die</strong> Rinde ist geschlossen<br />
und etwas rau, bedingt durch die<br />
Käsepflege.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
ledrig und animalisch.<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit, wobei<br />
der Käseteig mit einer Bruch- bzw.<br />
Schlitzlochung versehen ist.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist kompakt,<br />
trotzdem aber sehr weich und<br />
geschmeidig.<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Der Geruch des Käses ist komplex,<br />
man findet im Ortler milchige, nussige<br />
Noten, eine leichte Pistaziennote ist<br />
im Gaumen feststellbar. Zudem ist der<br />
Geschmack animalisch. Er geht in Richtung<br />
Ziege, bedingt durch den Zusatz<br />
vom Ziegenlab.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
WIE LORENZ STECHER AUSZOG,<br />
DAS KÄSEN ZU LERNEN<br />
HERSTELLUNG<br />
Ein Riese wie Südtirols höchster Berg,<br />
der Ortler (3.905 m), ist Lorenz Stecher<br />
nicht von seiner Statur. Im Gegenteil,<br />
der Ortler saß ihm praktisch<br />
vor der Nase, als er in Langtaufers im<br />
Vinschgau aufwuchs, auf einem kleinen<br />
Hof auf 1.750 Meter Höhe. Luftig<br />
war es dort wohl, aber die Aussichten<br />
für den jungen Lorenz alles andere<br />
als weit. Bis dieser einen Riesenschritt<br />
wagte.<br />
Er war Knecht, als sein Bruder im Februar<br />
1957 das Inserat sah: <strong>Die</strong> kleine<br />
Sennerei in Burgeis suchte einen Lehrling.<br />
„Es war kein Geriss um die Stelle“,<br />
sagt Lorenz Stecher, „sonst hätten sie<br />
mich wohl nicht genommen.“ Der Vater<br />
hatte noch gefragt, ob das Käsen<br />
Zukunft habe. Am Anfang durfte der<br />
Lorenz nur putzen und ab und zu im<br />
Käsekessel rühren. Selber Käse gemacht<br />
hat er im Urlaub, daheim, im<br />
Waschzuber. Er ahnte, wenn er wirklich<br />
Käser werden wollte, musste er<br />
das von Grund auf lernen.<br />
In Tannheim in Deutschland schaute<br />
er zum ersten Mal durch ein Mikroskop<br />
und sah die Milchsäurebakterien,<br />
von denen er bisher nur gehört hatte:<br />
„Von Angesicht zu Angesicht.“ Endlich<br />
verstand er, was da vor sich ging. Er<br />
perfektionierte sein Wissen in Bayern<br />
und Österreich und am Ende auch in<br />
Südtirol. 1973 kam seine Chance: <strong>Die</strong><br />
Sennerei in Bruneck im Pustertal, wo<br />
heute der gesamte <strong>Mila</strong>-Käse hergestellt<br />
wird, wollte mit der Käseproduktion<br />
beginnen.<br />
„Mach etwas“, lautete die vage Aufgabe.<br />
Und so hat der Lorenz probiert und<br />
den ersten Käse mit Rundlochung weitum<br />
kreiert: den Pustertaler (s.S. 12), der<br />
bis heute im Sortiment ist. „Das war<br />
schon ein bissl eine Kunst“, erinnert<br />
er sich. Bei aller Bescheidenheit weiß<br />
Lorenz Stecher, was er kann: „Damals<br />
haben wir mit zwei Käsekulturen sieben<br />
bis acht Sorten gemacht.“<br />
1998 ging der Käsemeister Stecher in<br />
Pension. Auf sein Wissen und seine<br />
Erfahrung will die <strong>Mila</strong> bis heute nicht<br />
ganz verzichten. Manchmal wird er<br />
noch zu Verkostungen eingeladen.<br />
Dann sagt er offen seine Meinung.<br />
Zum Beispiel, dass ihm der Alta Badia,<br />
eine der jüngsten <strong>Mila</strong>-Kreationen, am<br />
besten schmeckt, nicht der Pustertaler<br />
oder der Ortler. Er ist halt einer, der<br />
immer den nächsten Schritt wagen will.<br />
Käsemeister Lorenz Stecher<br />
„face to face“<br />
mit den Milchsäurebakterien<br />
(1977)<br />
Es stand nicht gut um den Ortler, als<br />
der frühere Käsemeister Oswald Thöni<br />
(s.S. 20) diesen in die Finger bekam.<br />
<strong>Die</strong> vielen Rezeptveränderungen hatten<br />
dem Käse nicht gutgetan. Thöni<br />
verpasste ihm gleich eine weitere Kur:<br />
„Ich habe sofort acht Komponenten in<br />
der Rezeptur abgeändert.“ Und das,<br />
ohne einen Prototypen herzustellen.<br />
„Ich habe die Produktion sofort gestartet.<br />
Und es hat gepasst.“<br />
In die Nase sticht, dass die Kuhmilch<br />
für den Ortler, natürlich ohne Gentechnik,<br />
mit zweierlei Lab dickgelegt wird:<br />
in erster Linie ist es Ziegenlab, dieser<br />
wird durch Kälberlab ergänzt. Damit<br />
machte Oswald Thöni den Käse sofort<br />
würziger, irgendwie animalischer.<br />
Ein bisschen Kuh, ein bisschen mehr<br />
Ziege: Nach dem Salzbad reift der<br />
Ortler auf den <strong>Mila</strong>-typischen Fichtenholzbrettern<br />
zu einem pikanten, würzigen<br />
Schnittkäse.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
ORTLER · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
86<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Kann sowohl pur als auch in Kombination mit<br />
Brot verzehrt werden. Gute Begleiter dieses Käses<br />
sind Sesambrot oder Sesamgrissini.<br />
Wir finden ihn sehr oft auf dem typischen Südtiroler<br />
„Marendbrettl“.<br />
Der Ortler wird sehr gerne zum Gratinieren, d.h.<br />
zum Überbacken/Überkrusten von Speisen im<br />
Backofen eingesetzt. Bei starker Oberhitze bildet<br />
sich dabei eine knusprige, goldbraune Kruste, da<br />
sich aus Kohlenhydraten und Eiweiß Röstaromen<br />
entwickeln.<br />
Eine besonders elegante Lösung zum Gratinieren<br />
ist eine Mischung aus Ei, <strong>Mila</strong>-Mascarpone und<br />
Ortler-Scheiben. Da das Gratinieren nur kurze<br />
Zeit dauert, müssen die übrigen Zutaten bereits<br />
gar sein.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
<strong>Die</strong>ser Käse passt hervorragend<br />
zu leichten, fruchtigen<br />
Rotweinen wie z.B. einem<br />
Südtiroler Vernatsch.
Pseirer Ziegenkäse<br />
lat. Caprinus Caseus Passyriae Vallis<br />
Der Geheimnisvolle –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit intensiver Note<br />
23.11. – 21.12.<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Schütze<br />
Der Ziegenkäse ist wie gemacht<br />
für Individualisten. Immer auf<br />
der Suche nach dem Besonderen<br />
gibt er sich unangepasst,<br />
lebt seinen Freiheitsdrang aus,<br />
bleibt in ständiger Bewegung<br />
wie jeder begabte Schütze.<br />
Mit überraschender Fantasie beflügelt<br />
er jene, die sich von seiner<br />
Offenheit mitreißen lassen.
1<br />
6<br />
PSEIRER ZIEGENKÄSE · „DER GEHEIMNISVOLLE“<br />
88<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 14 cm<br />
Höhe:<br />
7 cm<br />
Gewicht:<br />
1 kg<br />
Milchart:<br />
Ziegenmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: mind. 50%<br />
Reifung:<br />
60 Tage<br />
Rinde:<br />
keine<br />
Konsistenz:<br />
weich, geschmeidig, schnittfest, kompakt<br />
Lochung:<br />
fast keine<br />
Inneres:<br />
porzellanweiß<br />
Geruch/Geschmack: milchig, sehr angenehm, mild<br />
bis aromatisch<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Außen wie innen ist der „Pseirer“ porzellanweiß.<br />
Das Äußere hat den typisch animalischen<br />
Geruch nach Ziege.<br />
Der Teig im Innern ist kompakt und<br />
weist vereinzelte Bruchlöcher auf.<br />
Geruch und Geschmack des „Pseirers“<br />
sind leicht säuerlich und gehen in Richtung<br />
Karamell.<br />
Ziegen sind ausgesprochene Feinschmecker.<br />
Sie fressen nur Blätter, Kräuter, Rinden, Triebe,<br />
Knospen und Flechten. <strong>Die</strong>s wirkt sich auf den<br />
Geschmack der Milch aus.<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
mild/lieblich würzig/scharf
DIE ZIEGE KÄST NACH IHREM EIGENEN KOPF<br />
HERSTELLUNG<br />
<strong>Die</strong> Verkäuferin hinter der Theke im<br />
Supermarkt schüttelt den Kopf. Nein,<br />
es gibt keinen Ziegenkäse. <strong>Die</strong> Ziegen<br />
sind in Mutterschaft. <strong>Die</strong> Kunden wundern<br />
sich, dann sagt einer: „Das finde<br />
ich gut.“<br />
Josef Pichler, lange Obmann der Ziegenmilchgenossenschaft<br />
in Südtirol,<br />
hebt die Schultern: „Ziegenmilch ist<br />
nicht Kuhmilch. <strong>Die</strong> Ziegen spielen<br />
einfach nicht mit.“ <strong>Die</strong> Kitze der Passeirer<br />
Gebirgsziege sind schon immer im<br />
Frühjahr zur Welt gekommen. <strong>Die</strong> Bauern,<br />
die versuchen, die Gebärzeit zu<br />
steuern, um das ganze Jahr Milch liefern<br />
zu können, haben es schwer. Ansatzweise<br />
gelingt es jetzt. Dennoch gilt:<br />
<strong>Die</strong> meiste Ziegenmilch wird von April<br />
bis August geliefert. Wie eh und je.<br />
<strong>Die</strong> Psairer Goaß ist eben eine echte<br />
Einheimische und als solche stur. „Ein<br />
z’nichtes Viech“, sagt Hermann Pircher,<br />
Obmann des Südtiroler<br />
Ziegenzuchtvereins.<br />
„Das gescheiteste<br />
Viech,<br />
das wir<br />
haben“, sagt<br />
Josef Pichler. „Sie<br />
checkt permanent die<br />
Lage und stellt immer<br />
etwas an“, sagt Stefan<br />
Haller, Geschäftsführer der Algunder<br />
Sennerei, der mit der je nach Jahreszeit<br />
wechselnden Milchmenge jonglieren<br />
muss.<br />
21.000 Gebirgsziegen gibt es in Südtirol.<br />
Allein im Passeiertal nördlich von<br />
Meran leben 8.000 Ziegen. „Gleich<br />
viel Ziegen wie Menschen“, lacht<br />
Stefan Haller. Früher hatte jeder Psairer<br />
Bauer zwei Ziegen. Sie gaben<br />
die Milch, wenn die Kühe oben auf<br />
der Alm waren, wenn Kleinkinder<br />
die Kuhmilch nicht verdauten oder<br />
die Almmäher zu weit von der Hütte<br />
entfernt waren, um abends dorthin<br />
zurückzukehren. Wo die Ziege auch<br />
war, meistens gab es Streit ihretwegen.<br />
Sie hält sich an keine Weideregeln,<br />
dennoch sind die Besitzer<br />
nachsichtig wie mit einem verzogenen<br />
Kind. Hermann Pircher: „Das ist heute<br />
noch so. Aber wir einigen uns meistens<br />
mit den Förstern und Kuhbauern.“<br />
Drei Liter Milch gibt eine Ziege am<br />
Tag. Darum reißen sich die Kunden<br />
heute. „<strong>Die</strong> Ziegenmilchkunden sind<br />
Fans“, sagt Stefan Haller. Wenn die<br />
Ziegenmilchtrinker merken, dass ihre<br />
Milch knapp wird, frieren sie einen<br />
Vorrat ein. So kommen sie sicher über<br />
den Winter.<br />
Ziegenmilch ist nicht Kuhmilch. Das<br />
schlägt sich auch in der Käseherstellung<br />
nieder. „Kuhkäse ist elastisch, Ziegenkäse<br />
ist bröckelig“, erklärt Stefan<br />
Haller, Geschäftsführer der Algunder<br />
Sennerei, wo auch der Pseirer Ziegenkäse<br />
für <strong>Mila</strong> produziert wird. Da die<br />
Struktur der Ziegenmilch sensibler ist<br />
als Kuhmilch, lassen die Käser besondere<br />
Vorsicht walten. „Sonst wird der<br />
Bruch zu Staub und rinnt mit der Molke<br />
ab“, warnt Stefan Haller.<br />
30 Bauern und 800 Ziegen liefern –<br />
möglichst täglich – ihre Ziegenmilch<br />
ohne Gentechnik in die Sennerei, wo<br />
die Milch weniger stark erhitzt wird<br />
als Kuhmilch. Anschließend wird die<br />
Milch mit Starterkulturen und Kälbermagenlab<br />
dickgelegt. <strong>Die</strong> geformten<br />
Laibe kommen ins Salzbad, danach<br />
trocknen sie sechs Tage lang und werden<br />
im Reifekeller gelagert. In dieser<br />
Zeit zieht das Salz gleichmäßig in den<br />
Käse ein. Nach 10 bis 15 Tagen ist der<br />
Käse fertig gereift. „Dann schmeckt er<br />
fein nach Ziege“, sagt Stefan Haller.<br />
Ziegenkäse gilt als leicht verdaulich.<br />
Ziegenkäse-Liebhaber halten ihn –<br />
wegen des niedrigeren Eiweiß- und<br />
Fettgehalts – für gesünder als Käse<br />
aus Kuhmilch.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
PSEIRER ZIEGENKÄSE · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
90<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
<strong>Die</strong>ser aromatische Käse passt hervorragend zu<br />
frischem Salat und süßem Obst.<br />
Er hat ein mittel-intensives Aroma, kann bei der<br />
Herstellung von Vorspeisen, warmen Hauptgerichten<br />
sowie zum Überbacken eingesetzt werden<br />
und gibt all diesen Speisen sein typisches<br />
Ziegenaroma weiter.<br />
Bei gegrillten Ziegenkäsespießen, als Topping für<br />
Tiroler Knödel, als Füllung für Champignons und<br />
Gemüse, in Kroketten sowie mexikanischen Tortillas<br />
oder italienischen Piadine gilt Ziegenkäse als<br />
idealer natürlicher „Geschmacksgeber“.<br />
Ziegenkäse gilt bei Fingerfood-Snacks sowie Käsebuffets<br />
als aromatischer Hingucker und besondere<br />
Ergänzung zu Käsesorten aus Kuhmilch.<br />
Pseirer Ziegenkäse<br />
und KARTOFFELN<br />
<strong>Die</strong> Kombination mit<br />
Ofenkartoffeln ist besonders<br />
empfehlenswert.<br />
Pseirer Ziegenkäse<br />
und MARMELADE<br />
Am besten eignen sich<br />
Aprikosen- und Birnenmarmeladen.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Pseirer Ziegenkäse<br />
und HONIG<br />
Pseirer Ziegenkäse<br />
und FEIGEN<br />
Pseirer Ziegenkäse<br />
und APFEL<br />
Magdalener, Müller<br />
Thurgau und alle<br />
Schaumweine mit Restsüße<br />
sind optimal.<br />
Zum Käse der Pseirer Gebirgsziege<br />
eignet sich ein<br />
Almhonig am besten.<br />
Feigen können sowohl<br />
getrocknet als auch frisch<br />
dazu genossen werden.<br />
Der knackige und angenehm<br />
süße rote Rubens wirkt<br />
zusammen mit Ziegenkäse<br />
besonders erfrischend.
Weinkäse Lagrein<br />
lat. Caseus Vino Lagrino addito<br />
Der Eigenwillige –<br />
für eine Käseverkostung<br />
mit echt Südtiroler Bouquet<br />
22.12. – 20.01<br />
Ein Käse vom Tierkreiszeichen<br />
Steinbock<br />
Steil und unwegsam mag es<br />
dieser Käse am liebsten. Dann<br />
kann er sich so richtig abarbeiten.<br />
Kein Ziel erscheint ihm unerreichbar,<br />
wenn nur alle Kraft<br />
darauf verwendet wird. Wie<br />
sein Tierkreiszeichen erklimmt<br />
der Weinkäse klaglos jeden<br />
Berggipfel; unermüdlich strebt<br />
er Schritt für Schritt<br />
nach oben. Mit<br />
endlos scheinender<br />
Ausdauer. Wen wundert’s.<br />
Er hat ja eine gute Bodenhaftung:<br />
mit Südtiroler Bergmilch<br />
und dem autochthonen Lagrein.<br />
Schon einmal schien die Lage<br />
aussichtslos. Dann mobilisierte<br />
der Käse ungeahnte Kräfte, hütete<br />
sich aber davor, waghalsig<br />
zu sein. Straucheln lässt er – wegen<br />
seines Alkoholgehalts – die<br />
anderen. Er muss sich<br />
niemandem beweisen.<br />
Außer sich<br />
selbst.
WEINKÄSE LAGREIN · „DER EIGENWILLIGE“<br />
92<br />
KÄSE-STECKBRIEF<br />
Käsetyp:<br />
Schnittkäse<br />
Form:<br />
Laib<br />
Durchmesser: 20 cm<br />
Höhe:<br />
7 cm<br />
Gewicht:<br />
ca. 2 kg<br />
Milchart:<br />
Kuhmilch, pasteurisiert<br />
F.i.T.: mind. 50 %<br />
Reifung:<br />
ca. 45 Tage<br />
Rinde:<br />
rötlich, rustikal, einzigartig,<br />
leichter Milchschimmelanflug<br />
Konsistenz:<br />
weich, fein, geschmeidig<br />
Lochung:<br />
Bruch- bzw. Schlitzlochung<br />
Inneres:<br />
hellgelb bis strohgelb<br />
Geruch/Geschmack: frisch, angenehm, milchig, nach<br />
Knoblauch, Kräutern und Wein<br />
Produktionsort: Südtirol<br />
BESCHREIBUNG<br />
Der Käse wird von einer grifffesten,<br />
trockenen, rustikalen Rinde umhüllt.<br />
Sie ist geschlossen und etwas rau,<br />
bedingt durch die Käsepflege. Der<br />
Käse wirkt schon von seinem Äußeren<br />
her sehr edel, genauso wie der edle<br />
Lagrein-Rotwein, den er in seinem Inneren<br />
beheimatet.<br />
Der Geruch der Rinde geht in Richtung<br />
Gewürze, Wein, Knoblauch,<br />
Kräuter, Speck und einer intensiven<br />
Weinkellernote.<br />
Das Innere des Käses ist hellgelb bis<br />
strohgelb, je nach Jahreszeit. Der Käseteig<br />
weist eine Bruch- bzw. Schlitzlochung<br />
auf.<br />
<strong>Die</strong> Konsistenz im Gaumen ist fein,<br />
weich, sehr geschmeidig und schmelzend.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Geruch und Geschmack des Käses<br />
sind frisch und angenehm. Es kommen<br />
milchige, buttrige Noten zum Vorschein.<br />
Der Hauptgeschmack wird aber vom<br />
Weinbad bestimmt und geht in Richtung<br />
Wein, Kräuter und Gewürze.<br />
mild/lieblich würzig/scharf
DER LAGREINKÄSE VON CHRISTIAN MOLLING WAR ZUERST EIN OSTEREI<br />
Ostern war lang vorüber, als Christian<br />
Molling 2001 verzweifelt nach Ostereierfarbe<br />
suchte. Im Juni sollte er in<br />
Kempten sein Meisterstück abgeben.<br />
„<strong>Die</strong>se Farbe kriegt man nicht so einfach,<br />
wenn das nächste Ostern noch<br />
weit ist“, erinnert sich Christian. Seine<br />
Mutter nahm die Sache in die Hand,<br />
rief ihre Freundinnen an. Eine hatte tatsächlich<br />
noch Farbe übrig. <strong>Die</strong> richtige<br />
Farbe. Rot.<br />
Für Christian war es die Rettung. Er<br />
malte seinen als Südtiroler Weinkäse<br />
angekündigten Käse rot an und präsentierte<br />
ihn der Kommission. „Sie haben<br />
es nicht gemerkt“, sagt Christian. Sie<br />
haben sich sogar gewundert, wie gut<br />
der Südtiroler Wein färbt. Christian<br />
Molling kam als Meister aus der Prüfung.<br />
Inzwischen ist er Käsesommelier<br />
und Betriebsleiter für den Bereich<br />
Joghurt, Butter, Frischmilch und H-Milch<br />
bei <strong>Mila</strong> in Bozen, und die Farbe auf<br />
dem Weinkäse stammt wirklich von der<br />
heimischen Rebsorte Lagrein.<br />
Was ist damals eigentlich schiefgegangen?<br />
„Ich habe viel experimentiert<br />
und ich war spät dran“, sagt Christian,<br />
„Käse braucht ja immer so lange,<br />
bis er reift.“ In Absprache mit seinem<br />
Lehrmeister Lorenz Stecher (s.S. 86)<br />
wollte der junge Käser seine Meisterprüfung<br />
mit der Kreation eines neuen<br />
Geschmacks ablegen. Bisher hatte die<br />
Sennerei nur einen Käse hergestellt,<br />
der ideal zum Wein schmeckte, jetzt<br />
sollte ein Käse entstehen, der selber<br />
nach Wein schmeckte. Nach all den<br />
Versuchen mit verschiedenen Oberflächenbehandlungen<br />
erschien der Weinkäse<br />
am aussichtsreichsten.<br />
(v.l.n.r.)<br />
Christian Molling,<br />
Lorenz Stecher,<br />
Michael<br />
Oberhollenzer<br />
(1997)<br />
So ging Christian in den nächsten Supermarkt<br />
und kaufte eine Fünf-Liter-Flasche<br />
Wein. „Hauptsache rot“, lacht er.<br />
Daheim im Keller schwamm der Käse<br />
dann 14 Tage in der weingetränkten<br />
Wanne. Wenn Christian nicht zu Hause<br />
war, rief er seine Mutter an: „Mama,<br />
dreh den Käse um.“ <strong>Die</strong> Mama meldete<br />
dem Sohn alle zwei Tage: Der Käse<br />
nimmt die Farbe nicht an. Schwaches<br />
Rosa. Mehr nicht. „Kein schönes dunkles<br />
Rot“, wie es Christian vorschwebte.<br />
Und die Prüfung rückte immer näher.<br />
Irgendwann blieb nur die Ostereierfarbe.<br />
Geschmacksneutral und für den<br />
Verzehr geeignet.<br />
Zurück in Südtirol ging Christian<br />
Molling eine Geschichte im Kopf herum,<br />
die er bei seiner Recherche gelesen<br />
hatte: Angeblich haben die Bauern<br />
im Süden Tirols bereits vor Jahrhunderten<br />
einen Weinkäse erfunden. Sie legten<br />
ihren Käse ins Weinfass, um ihn vor<br />
den Steuervögten zu verstecken. Einer<br />
war einmal vergessen worden ... Also<br />
war es möglich!<br />
Auch die <strong>Mila</strong> glaubte daran. Christian<br />
kriegte den Auftrag, echten Weinkäse<br />
herzustellen. <strong>Die</strong>smal nahm er<br />
den guten, schweren Wein aus Südtirol.<br />
Im Lagrein-Gewürzbad färbt sich<br />
der frisch gekäste Laib seitdem alle<br />
14 Tage kräftig dunkelrot.
WEINKÄSE LAGREIN · „DER EIGENWILLIGE“ 94<br />
HERSTELLUNG<br />
Das letzte Geheimnis verrät Andreas<br />
Molling, stellvertretender Produktionsleiter<br />
der Käserei in Bruneck: „Das<br />
Lagreinbad wird gewürzt. Mit einer<br />
Gewürzmischung, die Gran-Spicchio-Macher<br />
Michael Oberhollenzer<br />
(s.S. 42) daheim für seinen Speck<br />
verwendet.“ Gibt es einen besseren<br />
Beweis für gutes Betriebsklima?<br />
Von vorne. Der Weinkäse Lagrein<br />
wird aus frischer Kuhmilch hergestellt.<br />
<strong>Die</strong> Milch ist ohne Gentechnik. Nach<br />
dem Salzbad schwimmen die Laibe 14<br />
Tage lang im Lagrein-Gewürz-Bad und<br />
werden dabei alle zwei Tage gewendet.<br />
Anschließend reift der Käse 35<br />
Tage lang auf Fichtenholzbrettern.<br />
Der Raum ist gut verschlossen. Der<br />
Weinkäse reift allein. Damit die Rinde<br />
trocknet, setzt der Käse Edelschimmel<br />
an. Zu Beginn der Reifung werden die<br />
Laibe alle zwei Tage gewendet, später<br />
einmal in der Woche. Keine Sorge,<br />
bevor der Käse in den Verkauf kommt,<br />
wird der Edelschimmel abgewaschen.<br />
Ein Tipp von Käseerfinder Christian<br />
Molling: Nehmen Sie den Käse rechtzeitig<br />
aus dem Kühlschrank, damit<br />
sich – wie bei jedem Wein – sein Aroma<br />
entfalten kann.<br />
Hans Mayr gießt das Lagrein-Gewürz-<br />
Gemisch vorsichtig in das Bad mit dem<br />
jungen Weinkäse.
LAGREIN<br />
Der Lagrein wächst mit Vorliebe auf<br />
durchlässig kiesigen Böden und warmen<br />
Lagen bis circa 300 Meter Meereshöhe.<br />
<strong>Die</strong> schotterhaltigen Tallagen<br />
um Bozen sind dafür sehr geeignet<br />
und speichern im Herbst sehr lange<br />
die Wärme.<br />
Schriften belegen die Existenz dieser<br />
Rebsorte seit dem Jahre 1318, deshalb<br />
handelt es sich beim Lagrein um die<br />
älteste historisch belegte Rebsorte<br />
Südtirols.<br />
<strong>Die</strong>se rote Rebsorte entwickelt eine<br />
deutliche Säure und einen kräftigen<br />
Gerbstoffgehalt. Seine Aromen entwickeln<br />
sich in Richtung Kirsche, Brombeeren,<br />
Veilchen und Bitterschokolade.<br />
Im kleinen Holzfass ausgebaut, wird<br />
das Bouquet reicher und nimmt Noten<br />
von Dörrpflaumen, Muskatnuss, Lakritze<br />
und Brunelle an.<br />
Für den Weinkäse Lagrein ist der<br />
Wein daher ein idealer Begleiter. <strong>Die</strong><br />
rassige Säure sorgt für einen „sauberen“<br />
Gaumen, der feingesponnene<br />
Gerbstoff sorgt für das nötige Rückgrat<br />
und die Aromenähnlichkeit für die harmonische<br />
Abstimmung.<br />
<strong>Die</strong> Rebsorte des Lagrein wächst<br />
hauptsächlich im Bozner Talkessel,<br />
im Südtiroler Unterland, Überetsch<br />
sowie im Etschtal.
Originelle Rezepte für unsere<br />
Käse unter: www.mila.it<br />
WEINKÄSE LAGREIN · VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
96<br />
VERWENDUNG IN DER KÜCHE<br />
Der Weinkäse Lagrein kann sowohl pur als auch<br />
in Kombination mit sehr intensiven Brotsorten<br />
verzehrt werden. Wir finden ihn sehr oft auf dem<br />
typischen Südtiroler „Marendbrettl“. Aufgrund<br />
seines speziellen Geschmacks wird er gerne bei<br />
Käseverkostungen und Käsebuffets gereicht, da<br />
er eine wunderbare Ergänzung zu sehr vielen<br />
anderen Käsesorten darstellt.<br />
Er ist ein prickelnder Begleiter zu Kartoffeln<br />
und Speck.<br />
Welcher<br />
WEIN?<br />
Zu diesem Käse passt natürlich<br />
hervorragend ein Glas<br />
dunkler Lagrein. Es kann<br />
aber auch ein Gewürztraminer<br />
kredenzt werden.<br />
Weinkäse Lagrein<br />
und APFEL<br />
Pink Lady und Fuji sind<br />
fruchtige Begleiter.<br />
Weinkäse Lagrein<br />
und SEKT<br />
Es muss darauf geachtet<br />
werden, dass der Sekt ein gewisses<br />
Maß an Restsüße aufweist.<br />
Im Gaumen entwickelt<br />
sich in der Kombination mit<br />
Sekt ein neues Geschmackserlebnis,<br />
das in Richtung<br />
Holunderblüten geht.<br />
Weinkäse Lagrein<br />
und SPECK<br />
Als besonders guter Begleiter<br />
zu Weinkäse hat sich der<br />
Südtiroler Speck herauskristallisiert.<br />
Im Gaumen bilden<br />
diese beiden Traditionsprodukte<br />
ein unvergessliches<br />
Aroma, das für Südtirol<br />
unverwechselbar typisch ist.<br />
Weinkäse Lagrein<br />
und BROT<br />
Vorschlag-Brot und das<br />
Puschtra Breatl sind seine<br />
besten Freunde.
MILA-MILCHSAMMELGEBIET<br />
Sterzing<br />
Brixen<br />
Glurns<br />
Meran<br />
Klausen<br />
Sennerei Bozen<br />
Sennerei Bruneck<br />
Milchsammelgebiet<br />
Bergmilch Südtirol/<strong>Mila</strong>
MILA-INFO<br />
98<br />
DAS MILCH-SAMMELGEBIET<br />
VON SÜDTIROLS KLEINEN BERGBAUERN<br />
CH<br />
AT<br />
IT<br />
Südtirol (italienisch Alto Adige, Sudtirolo;<br />
ladinisch Südtirol), amtlich Autonome<br />
Provinz Bozen – Südtirol, ist die nördlichste<br />
Provinz Italiens. Das Land befindet<br />
sich zur Gänze in den Alpen.<br />
<strong>Die</strong> Milch für die Käsesorten von <strong>Mila</strong><br />
stammt zu 100 Prozent von Südtiroler<br />
Bergbauernhöfen, welche größtenteils in<br />
sehr entlegenen Gebieten und in starker<br />
Steillage seit Generationen bewirtschaftet<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Mila</strong>-Bergbauern leben in den hoch<br />
gelegenen Bergflanken von mächtigen<br />
alpinen Gebirgsgruppen wie Sesvennagruppe,<br />
südlichen Ötztaler, Stubaier sowie<br />
Zillertaler Alpen, Venedigergruppe,<br />
Rieserfernergruppe, Dolomiten, Fleimstaler<br />
Alpen, Nonsberggruppe und Ortler-Alpen.<br />
Besonders prominent sind die<br />
Dolomiten, die in Teilen von der UNES-<br />
CO als „Welterbe Dolomiten“ anerkannt<br />
wurden.<br />
„Und täglich grüßt das Murmeltier“.<br />
In Südtirol wiederholt sich eine Tätigkeit<br />
jeden Tag, auf die Minute genau und ohne<br />
Unterbrechung, 365 Tage im Jahr: <strong>Die</strong><br />
Milchsammelwagen von <strong>Mila</strong> holen die<br />
frische Bergbauernmilch direkt bei den<br />
2.600 Bergbauernhöfen oder an einer<br />
der vielen Sammelstellen ab und bringen<br />
den wertvollen Rohstoff zu den Veredelungswerken<br />
in Bozen und Bruneck. Dort<br />
startet die Südtiroler Milchverarbeitung.<br />
Es beginnt die Veredelung zu feinsten<br />
Milchprodukten.<br />
Auch die <strong>Mila</strong>-Käsesorten entstehen hier:<br />
Aus der Milch dieser Gebiete und der<br />
fachmännischen Käsereikunst ihrer Molkereifachleute.<br />
Käsekunst aus Südtirol, Käsekunst von<br />
<strong>Mila</strong>.
MILA-BAUERN<br />
BESTAND<br />
AN MILCHKÜHEN<br />
in Europas milchwirtschaftlichen<br />
Betrieben<br />
Ø 12<br />
MILCHKÜHE<br />
hält ein <strong>Mila</strong>-Milchbauer<br />
in seinem Stall<br />
500.000<br />
EINWOHNER<br />
IN SÜDTIROL<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
DE IT CH AT<br />
MILA<br />
ist die landwirtschaftliche<br />
Genossenschaft der kleinen<br />
Bergbauernhöfe Südtirols<br />
5.136<br />
MILCHBAUERN<br />
IN SÜDTIROL<br />
2.600<br />
DAVON SIND<br />
MILA-MILCHBAUERN
MILA-MILCHWAGENFAHRER<br />
2.100 m<br />
MILA-INFO<br />
100<br />
140 km FAHRTSTRECKE<br />
legt jeder Milchsammelwagen<br />
im Schnitt pro Tag zurück und hat<br />
40 SAMMELSTELLEN<br />
(d.h. ca. alle 3,5 km eine Abholstelle)<br />
3%<br />
26%<br />
1.700 m<br />
Eingeschränkter Einsatz von landwirtschaftlichen<br />
Nutzfahrzeugen aufgrund der<br />
starken Steillagen der Weideflächen.<br />
1.400 m<br />
Mehr als 50 % der<br />
<strong>Mila</strong>-Höfe befinden<br />
sich oberhalb von<br />
1.200 m<br />
28%<br />
1.200 m<br />
LKW<br />
20%<br />
19%<br />
4%<br />
1.000 m<br />
800 m<br />
<strong>Die</strong> frische Bergmilch wird an<br />
365 Tagen im Jahr abgeholt.
MILCHKUHRASSEN IN SÜDTIROL<br />
33.000<br />
MILA-KÜHE von<br />
2.600<br />
MILA-BAUERN<br />
grasen auf<br />
Südtirols Weiden<br />
36,2 %<br />
BRAUNVIEH
MILCHKUHRASSEN IN SÜDTIROL<br />
MILA-INFO<br />
102<br />
27,9 %<br />
FLECKVIEH<br />
14,3 %<br />
GRAUVIEH<br />
19,5 %<br />
HOLSTEINRIND<br />
2,1 %<br />
PINZGAUER
MILCHKUHRASSEN IN SÜDTIROL<br />
WAS SIE ÜBER KÜHE WISSEN SOLLTEN<br />
Wasser pro Tag: 100 Liter<br />
Futter pro Tag: 40 Kilo<br />
Melken pro Tag: 2 Mal<br />
Dauer Trächtigkeit: 9 Monate<br />
Höchstalter im Schnitt: 10 Jahre<br />
Kühe pro <strong>Mila</strong>-Stall: Ø 12<br />
PINZGAUER<br />
<strong>Die</strong>se Kuhrasse gilt als gutmütig, robust,<br />
unkompliziert, weidetüchtig. Man erkennt das<br />
Pinzgauer Rind leicht am kastanienbraunen<br />
Fell und einer typischen Weißzeichnung an<br />
Rücken, Kreuz und Bauch. <strong>Die</strong> Pinzgauer sind<br />
eine typische Bergrinderrasse.<br />
Herkunft: keltisch-bajuwarisch, später<br />
Pinzgau im Salzburger Land<br />
Größe: 140 – 145 cm (Kuh)<br />
Gewicht: 600 – 700 kg (Kuh)<br />
Farbe: kastanienbraun mit Weißzeichnung an<br />
Rücken, Kreuz, Bauch und Beinen<br />
Nutzung: Milch und Fleisch<br />
Milchleistung pro Jahr: 6.400 kg<br />
ALMA<br />
BERTA<br />
GRAUVIEH<br />
Viele Kühe in Südtirol gehören dieser Rasse<br />
an. Es gibt andere Rassen, die mehr Milch<br />
geben, dafür sind die grauen Kühe echte<br />
Bergbewohner: Sie sind kleiner in der Statur<br />
als Kühe in der Ebene und haben trittsichere<br />
Beine, die sie auch in extremen Hanglagen<br />
weidetauglich machen. Außerdem sind sie<br />
widerstandsfähig, langlebig, gutmütig und darum<br />
auch angenehm zu melken. Der Südtiroler<br />
würde sagen: gut zu haben. Das Grauvieh<br />
gehört zu den autochthonen Rinderrassen und<br />
ist vor allem im Alpenraum verbreitet.<br />
Herkunft: Alpenraum<br />
Größe: 129 – 139 cm (Kuh)<br />
Gewicht: 550 – 650 kg (Kuh)<br />
Farbe: einheitlich silber- bis eisengrau<br />
Nutzung: Milch und Fleisch<br />
Milchleistung pro Jahr: 5.100 kg
MILA-INFO<br />
104<br />
OLGA<br />
FLECKVIEH<br />
Das Fleckvieh – umgangssprachlich auch<br />
Simmentaler genannt – ist so, wie Kinder<br />
in Südtirol eine Kuh zeichnen: braun-weiß<br />
gefleckt, auf den Almwiesen daheim und unkompliziert<br />
im Wesen. <strong>Die</strong> Tiere sind ebenso<br />
gute Fleischlieferanten wie Milchkühe. Durch<br />
stete Weiterentwicklung sind sie heute die<br />
zweitgrößte Rinderrasse der Welt, nach der<br />
Holsteinerin.<br />
HOLSTEIN RIND<br />
<strong>Die</strong> Holsteinrasse ist die weltweit am stärksten<br />
verbreitete Rinderrasse. In Südtirol nennt man<br />
sie auch „Schwarzbunte“. Sie gehört zu den<br />
Hochleistungsrassen und ist die Milchkuh par<br />
excellence. In Südtirol erfreut sie sich immer<br />
größerer Beliebtheit, vor allem in günstig<br />
gelegenen Betrieben, die ihre Wirtschaft rein<br />
auf Milchproduktion ausgerichtet haben.<br />
<strong>Die</strong> Holsteinerinnen sind groß und kraftvoll,<br />
manche bringen bis zu 900 Kilo auf die<br />
Waage. Auffallend ist ihre schwarz-weiße<br />
Hautzeichnung.<br />
Herkunft: Simmental im Berner Oberland<br />
Größe: 138 – 142 cm (Kuh)<br />
Gewicht: 650 – 750 kg (Kuh)<br />
Farbe: braun-weiß gescheckt<br />
Nutzung: Milch und Fleisch<br />
Milchleistung pro Jahr: 6.600 kg<br />
Herkunft: Nordamerika, Neuzüchtung aus<br />
Kühen deutscher Aussiedler<br />
Größe:145 cm (Kuh)<br />
Gewicht: 600 – 750 kg (Kuh)<br />
Farbe: schwarz-weiß<br />
Nutzung: Milch<br />
Milchleistung pro Jahr: 8.000 kg<br />
LORE<br />
TRUDE<br />
BRAUNVIEH<br />
Das Braunvieh ist eine leistungsstarke<br />
Milchrasse, die besonders für ihre hohe<br />
Milchqualität geschätzt wird. In Südtirol sind<br />
diese Kühe seit über 100 Jahren zu Hause.<br />
Sie gelten als umgänglich und gesund. Als<br />
echte Bergbewohner gehören sie in Südtirol<br />
zu den langlebigen Rassen. Man erkennt sie<br />
an ihrem feinen Körperbau, der auch für steile<br />
Lagen geeignet ist, und am einheitlichen<br />
graubraunen Fell.<br />
Herkunft: Alpenraum<br />
Größe:140 – 155 cm (Kuh)<br />
Gewicht: 550 – 800 kg (Kuh)<br />
Farbe: graubraun<br />
Nutzung: Milch und Fleisch<br />
Milchleistung pro Jahr: 7.200 kg
ZUSAMMENSETZUNG BERGFRISCHER KUHROHMILCH VON MILA<br />
87 %<br />
WASSER<br />
4,6 %<br />
MILCHZUCKER<br />
4,2 %<br />
MILCHFETT<br />
3,5 %<br />
MILCHEIWEISS<br />
79 kg<br />
PASTEURISIERTE<br />
FRISCHMILCH<br />
verbraucht ein Südtiroler<br />
durchschnittlich im Laufe<br />
eines Jahres<br />
0,7 %<br />
VITAMINE UND<br />
MINERALSTOFFE
INFOS ZUR SÜDTIROLER MILCH<br />
MILA-INFO<br />
106<br />
257.000<br />
Milchgüteproben<br />
pro Jahr<br />
2.900<br />
Sensorische<br />
Untersuchungen<br />
pro Jahr<br />
14.000<br />
Chemische<br />
Untersuchungen<br />
pro Jahr<br />
5.300<br />
Physikalische<br />
Untersuchungen<br />
pro Jahr<br />
KONTROLLEN<br />
<strong>Die</strong> Südtiroler Milch ist streng<br />
kontrolliert. Das dichte Netz<br />
an Kontrollen umspannt den<br />
gesamten Herstellungsprozess:<br />
die Milchgewinnung, die<br />
verwendeten Futtermittel und<br />
die Milchverarbeitung.<br />
40.100<br />
Mikrobiologische<br />
Untersuchungen<br />
pro Jahr<br />
QUALITÄT SÜDTIROL<br />
Qualität Südtirol steht für:<br />
•Milch von Südtiroler Bergbauernhöfen<br />
•Qualitätskontrolle von der<br />
Milchgewinnung am Bauernhof<br />
bis zur Verarbeitung in der<br />
Molkerei<br />
•Natürliche Fütterung mit<br />
ausgewählten pflanzlichen<br />
Futtermitteln<br />
•Keine Gentechnik in der<br />
Fütterung und Verarbeitung<br />
•Artgerechte Tierhaltung und<br />
kontrollierte Tiergesundheit<br />
OHNE GENTECHNIK<br />
Das Landesgesetz vom<br />
22.01.2001 Nr. 1 regelt die<br />
Kennzeichnung gentechnikfreier<br />
Produkte. Bei den Milchprodukten<br />
ist der gesamte<br />
Produktionsprozess von der<br />
Fütterung bis zur Milchverarbeitung<br />
gentechnikfrei. Zudem<br />
dürfen in der Fütterung keine<br />
minderwertigen und nicht<br />
artgerechten Futtermittel eingesetzt<br />
werden.<br />
Quelle:<br />
Südtiroler Sennereiverband
MILA-MILCHJAHR<br />
365<br />
TAGE IM JAHR ABHOLUNG<br />
der frischen Bergmilch<br />
Der „<strong>Mila</strong>-Milcher“<br />
In Südtirol sagt man, dass der Bauer<br />
seine Uhr nach dem Milchsammelwagen<br />
stellt. <strong>Die</strong>ser kommt an 365 Tagen<br />
im Jahr auf die Minute genau direkt<br />
zum Bauernhof oder zur nahe gelegenen<br />
Sammelstelle.<br />
35 MILA-MILCHSAMMELWAGEN<br />
31 TÄGLICHE ABHOLTOUREN<br />
1.120 TÄGLICHE MILCHSAMMELSTELLEN<br />
2.600 BAUERNHÖFE SIND MITGLIED<br />
VON MILA<br />
h 24 <strong>Die</strong> Zeit, innerhalb der die frische Bergmilch zu<br />
Käse, Joghurt, Butter sowie anderen feinsten<br />
Milchprodukten veredelt wird.
MILA-MILCHVERARBEITUNG<br />
MILA-INFO<br />
108<br />
MILCHVERARBEITUNG UND MILCHVEREDELUNG<br />
<strong>Die</strong>s macht unsere Genossenschaft aus der Milch von Südtirols kleinen Bergbauernhöfen<br />
24 %<br />
SCHNITTKÄSE<br />
UND HARTKÄSE<br />
1 %<br />
FRISCHKÄSE<br />
1 %<br />
RAHM<br />
5 %<br />
Extra-Hartkäse<br />
GRAN SPICCHIO<br />
8 %<br />
MASCARPONE<br />
8 %<br />
FRISCHMILCH<br />
11 %<br />
H-MILCH<br />
6 %<br />
LAKTOSEFREIE<br />
H-MILCH<br />
1 %<br />
BUTTER<br />
35 %<br />
JOGHURT
KÄSEHERSTELLUNG BEI MILA<br />
2 ZUGABE<br />
von Lab und<br />
Bakterienkulturen<br />
1 BEFÜLLEN<br />
des Käsekessels mit<br />
frischer Bergmilch<br />
30 – 40°C<br />
30 – 40°C<br />
WALNUSSGRÖSSE<br />
ERBSEN- HASELNUSSGRÖSSE<br />
WEIZENKORNGRÖSSE<br />
3 SCHNEIDEN<br />
und Rühren des Bruches
MILA-INFO<br />
111<br />
„BRENNEN“<br />
ABTRENNEN<br />
DER MOLKE<br />
FORMEN<br />
DES BRUCHS<br />
PRESSEN SALZBAD REIFE<br />
& PFLEGE<br />
FERTIGES<br />
MILA-PRODUKT<br />
2–3 Wochen<br />
WEICHKÄSE<br />
35 – 40°C<br />
4–10 Wochen<br />
SCHNITTKÄSE<br />
45 – 54°C<br />
3 Monate bis<br />
2 Jahre<br />
HARTKÄSE
Quellenverzeichnis<br />
Elmar Perkmann: <strong>Die</strong> Völser Hexenprozesse 1506 und 1510, Gedenkschrift.<br />
Völs am Schlern, 2006<br />
Astrid Schönweger / Irene Hager von Strobele / Alice Hönigschmid: Südtiroler Kräuterfrauen.<br />
Innsbruck: Löwenzahn, 2014.<br />
Dominik Flammer / Sylvan Müller: Das kulinarische Erbe der Alpen.<br />
Aarau: AT Verlag, 2012.<br />
Arunda – Südtiroler Kulturzeitschrift, Nr. 53: Milch.<br />
Schlanders, 2000.<br />
Margareta Fuchs / Veronika Krapf: Von wilden & weisen Frauen:150 geheimnisvolle Frauen-Sagen aus Tirol<br />
Innsbruck: Löwenzahn, 2009.<br />
Hugo Penz: <strong>Die</strong> Almwirtschaft in Österreich. Wirtschafts- und sozialgeographische Studien.<br />
Kallmünz bei Regensburg: Lassleben, 1978.<br />
Hermann Wopfner: Bergbauernbuch, Band 1 und 2<br />
Innsbruck: Tyrolia Verlag 1951
Südtirol ist Alpenland. Südtirol ist Käseland.<br />
Täglich holt die Genossenschaft Bergmilch Südtirol/<strong>Mila</strong> den frischen Rohstoff ihrer<br />
Mitglieder ab. Es sind kleine Bergbauernhöfe mit durchschnittlich nur 12 Kühen im Stall.<br />
Ihre Milch ist gehaltvoll, vollmundig und prädestiniert für die Herstellung feinster<br />
Käsesorten. Kreative und erfahrene Käsemeister sorgen dafür, dass diese<br />
Käsespezialitäten überall großen Anklang finden.<br />
<strong>Die</strong> Zuordnung jeder Käsesorte zu einem Sternzeichen betont<br />
deren einzigartige Charaktereigenschaften.