Die Mila Käsefibel
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IM SOMMER BRINGT DER KÄSE DIE KINDER<br />
HERSTELLUNG<br />
Hirten, Melker und Senner wurden<br />
mitgeschickt, wenn die Kühe im Sommer<br />
auf die Alm gingen. Den Bauern,<br />
die diese anheuerten, war nicht immer<br />
wohl dabei. Und den Pfarrern schon<br />
gar nicht. Erstens: Man wusste, dass<br />
die Almleute da oben, so ohne Kirchenpredigt<br />
und verordnete Schinderei,<br />
recht lässig in den Tag lebten. Was ein<br />
Loch in das Säcklein des Bauern riss.<br />
Zweitens: Oft waren auch unverheiratete<br />
Frauen unter den Almleuten. Was für<br />
die Pfarrer den Höllenschlund öffnete.<br />
Warum sollte es auf den Almen im Gadertal,<br />
nach dem der Käse Bela Badia<br />
benannt ist, sittsamer zugegangen sein?<br />
Also schritt man zur Tat: Allerorten<br />
wurden Bestimmungen gegen das<br />
drohende Sommertreiben erlassen. In<br />
den freizügigsten Fällen mussten die<br />
Sennerinnen ein von der Kirche ausgestelltes<br />
Sittenzeugnis vorweisen. Nur<br />
so konnte ein Bauer sie in den <strong>Die</strong>nst<br />
nehmen. Doch die Frauen brauchten<br />
das Geld und kamen deshalb auf allerhand<br />
Schliche. Besonders hübsch<br />
die Überlieferung: „Eine dunkelbraune,<br />
runzlichte, abgewelkte Fee erhielt<br />
manchmal den Schein, und ein hurtiges,<br />
rosenrotes Mädchen zog auf<br />
die Alpe.“ 1<br />
Den Bauern war’s am Ende ganz recht.<br />
Es ging die Rede, dass die Sennerinnen<br />
das Käsegeschirr sauberer putzten<br />
als die Senner. Außerdem war ihr<br />
Lohn für gewöhnlich geringer als jener<br />
der Männer. Wenn’s hoch kam, kriegten<br />
die Frauen noch ein Paar Schuhe<br />
und einen Ballen Leinentuch dazu.<br />
Was will man mehr.<br />
Bela Badia ist ein milder Weichkäse,<br />
ähnlich dem bekannten Bel Paese. Auffallend<br />
sind die starken milchigen Noten.<br />
„<strong>Die</strong>se Käsemasse ist sehr fragil“, sagt<br />
Ludwig Tschurtschenthaler, Leiter der<br />
Abteilung Forschung und Entwicklung<br />
bei <strong>Mila</strong>. <strong>Die</strong> Gallerte wird in walnussgroßes<br />
Bruchkorn geschnitten. Aufgrund<br />
des hohen Wassergehalts muss<br />
dieses besonders umsichtig behandelt<br />
werden. Nur ein robuster Käsebruch<br />
kommt, ohne kaputt zu gehen, in die<br />
Form. Ludwig: „Wenn er zerbricht, ist<br />
es, als würde ein Luftballon platzen.“<br />
Dann ist es vorbei mit dem weichen,<br />
cremigen Käse.<br />
Bela Badia entsteht aus Milch ohne<br />
Gentechnik. Nach dem Salzbad reift<br />
der Käse auf Fichtenholzbrettern.<br />
1<br />
(Penz: <strong>Die</strong> Almwirtschaft in Österreich)<br />
Das Gadertal (Val Badia) in den<br />
Südtiroler Dolomiten