hinnerk April / Mai 2021
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04.<strong>2021</strong> І APRIL • MAI І AUSGABE 414<br />
HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />
SZENE<br />
1 Jahr Corona:<br />
Wie geht es uns?<br />
COMEBACK<br />
Rag'n'Bone<br />
EXKLUSIV<br />
Muslime und Gedöns:<br />
Politdrama um<br />
Rundfunkrat<br />
Man<br />
im exklusiven Gespräch<br />
04<br />
4 194379 801903<br />
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INTERVIEWS: BONNIE TYLER, DAVID ZIMMERSCHIED, BIRDY, LONDON GRAMMAR<br />
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SZENE<br />
Wie geht es uns nach<br />
einem Jahr SARS-CoV-II?<br />
Verbände, Szenemacher*innen<br />
und<br />
Ricardo M. berichten.<br />
GESELLSCHAFT<br />
Gleich mehrere wissenschaftliche<br />
Studien<br />
zu queerem Leben und<br />
Initiativen im Bundestag<br />
gegen den Hass.<br />
REISE<br />
Unser Reisespezial beschäftigt<br />
sich mit leicht<br />
erreichbaren Zielen wie<br />
dem Salzburger Land oder<br />
den gayfriendly Aspekten<br />
Italiens. Außerdem werfen<br />
wir einen Blick auf Euro-<br />
Games und World Pride.<br />
Liebe Queers,<br />
zunächst mehr Sternchen für alle. Passend zum Titelthema<br />
um das „Gedöns“ im Rundfunkrat des NDR hat die <strong>hinnerk</strong><br />
Redaktion Verstärkung erhalten: Victoria Forkel (vf) ist für zwei<br />
Ausgaben nonbinäre studentische Praktikant*in im Haus und<br />
nutzt die Pronomen Dey/deren. Wir können nach dem ersten<br />
Monat schon eine steile Lernkurve vermelden und werden –<br />
wie auch die meisten Redaktionen des öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunks – in Zukunft noch mehr auf Sichtbarkeit der Geschlechter<br />
im Schrift- bzw. Sprachbild achten. Gegner*innen<br />
verweisen gerne auf eine angebliche Verschandelung der<br />
deutschen Sprache, die zudem nicht aussprechbar sei. Dabei<br />
kennt die deutsche Sprache das Phänomen und nutzt es<br />
in fast in jedem Satz: Im Sprechen macht Mensch einfach<br />
eine kurze Pause, wenn eins gendern möchte. Genau wie bei<br />
Spiegelei, Theater oder Haustürschlüssel, bei denen zwischen<br />
Silben oder Wortteilen kleine Pausen gemacht werden:<br />
Spiegel|ei, The|ater, Haus|tür|schlüssel ... Das Fachwort dafür<br />
ist Glottisschlag oder Knacklaut. Kein Hex*innenwerk also,<br />
dieses Gender|sternchen.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
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IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />
Chefredakteur:<br />
Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Christian Knuth (ck)<br />
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Vertrieb: redaktion@leo-magazin.de<br />
REDAKTION:<br />
Thomas Wassermann, Matthias Rätz (mr),<br />
Ricardo M., Felix Just (fj), Patrick Heidmann,<br />
Leander Milbrecht (lm), Victoria Forkel (vf),<br />
Dirk Baumgartl (dax), Dagmar Leischow,<br />
Steffen Rüth<br />
Lektorat (ausgewählte Texte):<br />
Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de,<br />
Sabine Hannakampf,<br />
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4 SZENE<br />
REPORT<br />
Politspielchen um queere<br />
Repräsentation im Rundfunkrat:<br />
„HANEBÜCHENER UNSINN!“<br />
Was haben das ZDF, Radio<br />
Bremen und der MDR, was der<br />
NDR nicht hat? Eine diversifizierte<br />
Aufstellung ihrer Kontrollgremien,<br />
dem jeweiligen Rundfunk- bzw.<br />
Fernsehrat. Inklusive Vertreter*innen,<br />
die die Communitys der LGBTIQ*<br />
repräsentieren und vertreten.<br />
Warum der NDR dies trotz aktueller Novellierung<br />
des Staatsvertrages zwischen<br />
Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />
und eines entsprechenden Grundsatzurteils<br />
des Bundesverfassungsgerichts<br />
nicht hat, ist Gegenstand unserer <strong>hinnerk</strong><br />
Titelstory und – vorweggenommen – ein<br />
politisches Ärgernis.<br />
DARUM GEHT ES<br />
Der NDR-Rundfunkrat setzt sich aus<br />
den vier Landesrundfunkräten Hamburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen<br />
und Schleswig-Holstein zusammen.<br />
Die 58 ehrenamtlichen Mitglieder<br />
kontrollieren, ob der Staatsvertrag des<br />
NDRs in Filmen, Serien etc. eingehalten<br />
wird. Außerdem muss der Rundfunkrat<br />
den Wirtschaftsplan und besonders<br />
teure Projekte genehmigen.1991 wurde<br />
der diese Dinge regelnde Staatsvertrag<br />
ursprünglich aufgesetzt, 2005 erstmals<br />
und in diesem Jahr letztmalig novelliert.<br />
Im Schnitt alle 15 Jahre stecken die<br />
Chef*innen der NDR-Bundesländer also<br />
die Köpfe zusammen und reformieren<br />
vorsichtig die Vorgaben, die dem<br />
wichtigsten öffentlich-rechtlichen Sender<br />
(u.a. Tagesschau und Tagesthemen) „von<br />
Staats wegen“ gemacht werden. Ende<br />
Februar wurde bekannt, dass es wieder<br />
so weit ist und dass es diesmal auch<br />
um politisch heiße Eisen gehen wird,<br />
denn seit 2005 ist viel Wasser die Elbe<br />
herabgeflossen. Zum Beispiel musste ein<br />
Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
zum ZDF-Staatsvertrag miteinbezogen<br />
werden, das 2014 grundsätzlich und<br />
damit auch für den NDR entschied:<br />
„Die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien<br />
der öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunkanstalten ist gemäß Art. 5<br />
Abs. 1 Satz 2 GG am Gebot der<br />
Vielfaltsicherung auszurichten.“<br />
ALTE „VIELFALTSSICHERUNG“<br />
Das bisherige Selbstverständnis des NDR-<br />
Rundfunkrates sah offensichtlich keinen<br />
Reformbedarf. Auf seiner Internetseite<br />
schreibt das Gremium über sich selbst:<br />
„Der NDR-Rundfunkrat vertritt die<br />
Interessen aller Bürgerinnen und<br />
Bürger im Sendegebiet des NDR. So<br />
ist er auch zusammengesetzt: Über<br />
die 58 Mitglieder im Rundfunkrat<br />
wird die Bandbreite des gesellschaftlichen<br />
Lebens in Norddeutschland<br />
gespiegelt.“
In der Realität ist Vielfalt dieses:<br />
■ Tarifparteien 26 % (Arbeitnehmer*innen/<br />
Arbeitgeber*innen)<br />
■ Parteien 21 % (inklusive<br />
AfD mit eigenem Sitz für<br />
Mecklenburg-Vorpommern)<br />
■ Religionsgemeinschaften 14 % (römischkatholisch,<br />
evangelisch und immerhin<br />
ein Sitz für die jüdische Gemeinde, aber<br />
keinen für die muslimischen Gemeinden)<br />
Die restlichen 39 Prozent verteilen sich auf<br />
■ Familie,<br />
■ Senior*innen,<br />
■ Migrant*innen,<br />
■ Sport,<br />
■ Bildende Künste und<br />
■ Frauen.<br />
Die meisten Mitglieder der Räte sind über<br />
50 und weiß. Queere Repräsentation<br />
existiert nicht, obwohl LGBTIQ*-Personen<br />
mit zehn Prozent durchaus einen<br />
gewichtigen Teil der „gesellschaftlichen<br />
Vielfalt“ darstellen (sollten) – gleiches<br />
gilt für den hohen Anteil muslimischer<br />
Mitbürger*innen.<br />
FOTO: NRD / HERZIG<br />
Jahre Zuständigen. Um so überraschter<br />
waren der Lesben- und Schwulenverband<br />
Deutschland (LSVD) und sein<br />
Hamburger Landesbüro, als sie über die<br />
Neuerungen in der <strong>2021</strong>er-Version des<br />
NDR-Staatsvertrages informiert wurden.<br />
Die wichtigsten Änderungen laut Entwurf<br />
sind kürzere Amtszeiten und eine auf drei<br />
Amtszeiten beschränkte Wiederwahl der<br />
Rät*innen. Die wichtigsten Änderungen<br />
laut Entwurf: kürzere Amtszeiten und<br />
maximal drei Amtsperioden für die Mitglieder.<br />
Beworben wurden die Änderungen<br />
und eine zusätzliche Verringerung der<br />
Vergütungspauschalen („Aufwandsentschädigung“)<br />
zugunsten einer Erhöhung<br />
der Sitzungsgelder als „Dynamisierung der<br />
Gremien“ im Sinne der Vielfaltssicherung.<br />
Der LSVD reagierte verschnupft und<br />
schrieb am 18. Februar an die vier<br />
Landesfürst*innen:<br />
„Weshalb die für den Norddeutschen<br />
Rundfunk zuständigen Landesregierungen<br />
[...] hinsichtlich der<br />
Vielfaltssicherung die Entscheidung<br />
des Bundesverfassungsgerichts sowie<br />
die seitdem erreichten Standards in<br />
Bezug auf LSBTI* ignorieren, ist uns<br />
völlig unverständlich. [...] Die heutige<br />
gesellschaftliche Vielfalt muss sich in<br />
den Gremien aller öffentlich-rechtlichen<br />
Medien und den entsprechenden<br />
Gremien der Landesmedienanstalten<br />
abbilden. Auch dort müssen die vom<br />
Bundesverfassungsgericht formulierten<br />
Grundsätze zum Tragen kommen.<br />
LSBTI* müssen in diesen Gremien<br />
überall angemessen vertreten sein, das<br />
gilt auch für den NDR. Aufgrund der<br />
bevorstehenden Ratifizierung bitten wir<br />
freundlichst um Stellungnahme bis zum<br />
26. Februar <strong>2021</strong>.“<br />
Eine Antwort binnen gesetzter Frist erhielt<br />
der LSVD aus keiner der Staatskanzleien.<br />
Auch nicht nach Ablauf der Frist.<br />
FOTO: ROMAN HOLST / INSTAGRAM.ROMAN_HOLST<br />
SZENE 5<br />
BÜRGERMEISTER DELEGIERTE AN DIE<br />
KULTURBEHÖRDE ...<br />
Erst als <strong>hinnerk</strong> am 15. März mit folgenden<br />
Fragen an das Büro von Hamburgs<br />
Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher<br />
herantrat, kam Bewegung in die Sache.<br />
Wir fragten:<br />
■ Wie kommt es, dass nach mehreren<br />
positiven Beispielen (ZDF, MDR,<br />
Radio Bremen), die weltoffene Freie<br />
und Hansestadt Hamburg einen<br />
Staatsvertrag unterzeichnet, der rund<br />
zehn Prozent der Bevölkerung eine<br />
Repräsentation verweigert?<br />
■ Warum wird der Dialog mit den<br />
Verbänden dieser relevanten Bevölkerungsgruppe<br />
nicht aktiv gesucht<br />
bzw. der Dialogversuch des LSVD nicht<br />
beantwortet?<br />
■ Stimmt es, dass ein Bundesland die<br />
Verabschiedung des Staatsvertrages<br />
per Vetodrohung in dieser Frage<br />
verhindern wollte?<br />
Noch am selben Tag kam die Antwort<br />
aus dem Büro Tschentschers: Das<br />
Büro verwies auf eine Weiterleitung<br />
des LSVD-Schreibens an die<br />
zuständige Kulturbehörde. Die dortige<br />
Nachfrage führte einen weiteren Tag<br />
später zu folgender Stellungnahme<br />
FOTO: LSVD HAMBURG<br />
NEUE „VIELFALTSSICHERUNG“ RUFT<br />
LSVD AUF DEN PLAN<br />
So sahen es jedenfalls die für ZDF,<br />
MDR, Radio Bremen und einige weitere<br />
Staatsvertragsnovellierungen der letzten<br />
Wolfgang Preussner vom LSVD Hamburg
6 SZENE<br />
des Pressesprechers der Kulturbehörde,<br />
Enno Isermann:<br />
„Mit der Novellierung des NDR-<br />
Staatsvertrags soll eine Anpassung<br />
an die aktuelle Rechtsprechung des<br />
Bundesverfassungsgerichts sowie an<br />
den Medienstaatsvertrag erfolgen.<br />
Hamburg hat sich im Kreis der Staatsvertragsländer<br />
auch für eine Reform<br />
des NDR-Rundfunkrates und eine<br />
zeitgemäße Abbildung unserer heutigen,<br />
pluralen Gesellschaft eingesetzt.<br />
Eine entsprechende Reform konnte<br />
Hamburg aber nicht allein durchsetzen.<br />
Vielmehr mussten alle vier<br />
NDR-Staatsvertragsländer (Hamburg,<br />
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-<br />
Vorpommern und Niedersachsen)<br />
allen Teilen der Reformüberlegungen<br />
zustimmen.<br />
Auf Grund der nicht erfolgten<br />
Erhöhung des Rundfunkbeitrages<br />
durch die verweigerte Zustimmung von<br />
Sachsen-Anhalt, die derzeit vor dem<br />
Bundesverfassungsgericht verhandelt<br />
wird, wurde die Neujustierung des<br />
Rundfunkrates jedoch zunächst<br />
verschoben. Der NDR befand sich<br />
bereits vor diesen Geschehnissen unter<br />
deutlichem Sparzwang, was sich durch<br />
die nicht erfolgte Beitragserhöhung<br />
nun noch verstärken wird. Auch nicht<br />
unerhebliche Einsparungen im Programm<br />
werden als Folge erwartet. Vor<br />
diesem Hintergrund haben die Staatsvertragsländer<br />
sich darauf geeinigt,<br />
vorerst die Kontinuität im Rundfunkrat<br />
zu wahren und eine Änderung der<br />
Zusammensetzung des Gremiums<br />
zu verschieben, das insbesondere für<br />
Programmfragen zuständig ist.<br />
Die NDR-Länder eint aber der feste<br />
politische Wille, bei einer künftigen<br />
Reform weitere Interessengruppen und<br />
Verbände in den Rundfunkrat einzubeziehen,<br />
um auf diese Weise die Vielfalt<br />
der Bevölkerung in Norddeutschland<br />
möglichst gut zu repräsentieren.<br />
Dabei wird der LSVD – wie bei den<br />
bisher erfolgten Reformüberlegungen<br />
– auf jeden Fall in der Diskussion<br />
berücksichtigt.“<br />
... DIE KULTURBEHÖRDE MAUERT<br />
Nicht erklärt wird, warum der LSVD keine<br />
Antwort auf sein Schreiben erhielt.<br />
Nicht erklärt wird auch, was genau die<br />
Finanzierungsfrage mit der Vielfaltssicherung<br />
zu tun hat. Immerhin wäre es sogar<br />
ohne Umbau der Vergütungsstruktur ein<br />
Einfaches, die Zusammensetzung des Rates<br />
bei gleichbleibender Mitgliederzahl diverser<br />
auszurichten.<br />
Ebenso nicht erklärt wird, warum im<br />
ursprünglichen Entwurf die Neujustierung<br />
des Rundfunkrates schon als „Erledigung“<br />
der Vielfaltssicherung angepriesen wurde.<br />
Nicht nur in der Redaktion wurden dementsprechend<br />
die Fragezeichen in den Köpfen<br />
eher größer denn kleiner.<br />
„INAKZEPTABEL UND BESCHÄMEND“<br />
Mangels direkter Kommunikation wurde<br />
der LSVD durch uns über die Antwort<br />
informiert, die gleichsam als eine solche<br />
auf den Brief an Herrn Bürgermeister<br />
Tschentscher zu werten ist. Wolfgang<br />
Preussner, Vorstandsmitglied des LSVD<br />
Hamburg, übermittelte daraufhin im Namen<br />
des Hamburger Landesverbandes und des<br />
Bundesverbandes folgende, inzwischen<br />
nicht mehr zurückhaltend kritische<br />
Stellungnahme:<br />
„Es ist inakzeptabel und beschämend,<br />
dass keine der zuständigen Landesregierungen<br />
die Chance genutzt hat, LSBTI<br />
im NDR-Rundfunkrat zu berücksichtigen.<br />
Die Hamburger Landesregierung hätte<br />
hier deutlich protestieren und die<br />
Unterschrift verweigern müssen. Dass<br />
nun die nicht erfolgte Erhöhung des<br />
Rundfunkbeitrages noch bemüht wird,<br />
um LSBTI und weiteren Gruppen im<br />
NDR Sitz und Stimme zu verweigern, ist<br />
hanebüchener Unsinn.“<br />
UND NUN, LIEBE BÜRGERSCHAFT?<br />
Inzwischen ist das Vertragswerk längst<br />
von allen Landeschef*innen unterzeichnet<br />
und soll am 1. September <strong>2021</strong> in Kraft<br />
treten. Chance verpasst also? Nicht<br />
ganz. Ratifizierung heißt der Hebel für die<br />
Zivilgesellschaft und ihre demokratischen<br />
Repräsentant*innen in den Parlamenten,<br />
der zumindest ein wenig hoffen lässt.<br />
Die Landesparlamente, also auch die<br />
Hamburger Bürgerschaft, müssen der<br />
Novellierung noch zustimmen. Eigentlich<br />
eine Pro-forma-Angelegenheit, ergibt sich<br />
daraus für unsere queeren Communitys<br />
wie auch für die muslimische Gemeinde,<br />
die sich informierten Kreisen zufolge<br />
ebenfalls vergeblich um einen Sitz im<br />
Rundfunkrat bemühte, die Möglichkeit,<br />
Druck auszuüben.<br />
Ein paar Anrufe und E-<strong>Mai</strong>ls später<br />
können wir exklusiv immerhin folgende<br />
Antwort aus dem Regierungslager der<br />
Bürgerschaft vermelden:<br />
FOTO: DAVID MARK / CC0
04<br />
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SZENE 7<br />
FOTO: ROMAN HOLST / INSTAGRAM.ROMAN_HOLST<br />
DAS SCHULNETZWERK<br />
BENÖTIGT EINE<br />
BUNDESKOORDINATION!<br />
Simon Kuchinke<br />
Farid Müller<br />
„Wir Grüne und SPD-Abgeordnete halten die Neuaufstellung<br />
des NDR-Rundfunkbeirats mit bisher fehlenden<br />
Stimmen aus der Zivilgesellschaft, wie die LSBT*IQ, für<br />
politisch richtig und haben den Senat bei der Berücksichtigung<br />
der Community bestärkt. An Hamburg<br />
ist diese Neuaufstellung jedenfalls nicht gescheitert.<br />
Sobald der Staatsvertrag die Hamburgische Bürgerschaft<br />
erreicht, werden sich die Regierungsfraktionen<br />
SPD und Grüne für einen Antrag einsetzen, um deutlich<br />
zu machen, dass mehr Vielfalt dem Rundfunkrat gut<br />
tut und deshalb braucht es u.a. einen Platz für die<br />
LSBT*IQ-Community.“<br />
Farid Müller, medien- und queerpolitischer Sprecher der<br />
Grünen Bürgerschaftsfraktion<br />
Simon Kuschinke, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter<br />
und Sprecher für LSBT*IQ<br />
KOMMENTAR<br />
Das ist suboptimal gelaufen ...<br />
... oder um es mit Hape Kerkeling zu sagen: Das ist eine<br />
ganz besch... Situation! Ein bisschen erinnert sie an<br />
Gerhard Schröders historische Abwertung von Gleichstellungsfragen<br />
und deren Subsumtion unter dem flapsigen<br />
Begriff „Frauen und Gedöns“.<br />
EPES<br />
Lange Reihe 58 · 20099 Hamburg<br />
Tel.: (040) 24 56 64 · Fax: (040) 24 44 26<br />
Die Frage nämlich bleibt: Was hat die schlechte finanzielle<br />
Ausstattung des NDRs mit den Vertragsverhandlungen<br />
zum Rundfunkrat zu tun? Es manifestiert sich der Eindruck,<br />
dass die faire Besetzung der Gremien ein politisches<br />
Problem darstellt, mit dem sich die Länder erst später, ggf. in<br />
15 Jahren beschäftigen wollen. Bei der Hamburger Behörde<br />
für Kultur und Medien scheint zwar ein politischer Wille für<br />
queere Repräsentation vorhanden zu sein. Doch offensichtlich<br />
mangelt es am Willen, diesem Willen Nachdruck zu<br />
verleihen.<br />
Ob anstehende Wahlkämpfe, die SPD-interne Diskussion<br />
über Identitätspolitik und Genderfragen und der Druck vom<br />
rechten Rand, besonders in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
ausschlaggebend für dieses Nichtglanzstück politischer Willensbildung<br />
sind, bleibt Rathausflurgetuschel. Die Hoffnung<br />
hängt nun erst einmal bei der Bürgerschaft und, sollte diese<br />
versagen, beim dringenden Appell, nicht weitere 15 Jahre bis<br />
zur neuerlichen Novellierung des Staatsvertrages über den<br />
NDR in die vier Bundesländer vergehen zu lassen.<br />
*Victoria Forkel & Christian Knuth<br />
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SZENE<br />
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Anzeigenschluss<br />
ist der 17.5.<strong>2021</strong><br />
Erscheinungstermin<br />
ist der 27.5.<strong>2021</strong>
8 SZENE<br />
FOTO: FOTOGRAFIERENDE / UNSPLASH / CC0<br />
STUDIE<br />
EIN JAHR CORONA:<br />
Wie geht es uns?<br />
300 queere Organisationen und<br />
Expert*innen wurden befragt, 41 Seiten<br />
bedruckt: Der Corona-Bericht zum Stand<br />
der Dinge in der queeren Szene ist fertig und<br />
kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen.<br />
Bestehende Probleme verschärfen sich<br />
dramatisch.<br />
Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld<br />
(BMH), der Bundesverband Trans* (BVT), der<br />
Verein Intersexuelle Menschen (IM e.V.) und<br />
der Lesben- und Schwulenverband Deutschland<br />
(LSVD) veröffentlichten diese Woche ihre<br />
Broschüre „Auswirkungen der Coronapandemie<br />
auf lesbische, schwule, bisexuelle, trans*,<br />
intergeschlechtliche, queere und asexuelle<br />
Personen in Deutschland“. Ziel der Veröffentlichung<br />
ist es, LGBTIQ*-Rechte stärker in den<br />
Fokus der kommenden Bundestagswahl zu<br />
rücken. Hier ein paar Ausschnitte:<br />
FINANZIELLE ÄNGSTE<br />
Finanzielle Probleme von Beratungsstellen<br />
und kulturellen Orten verstärkten sich unter<br />
anderem durch die notwendig gewordene<br />
technische Aufrüstung. Initiativen befürchten<br />
zudem, dass ihre Arbeit in der Pandemie<br />
vom Staat für unnötig erklärt und unter<br />
kommenden Haushaltskürzungen besonders<br />
leiden wird:<br />
„ Angestellte verzichten zu Jahresbeginn<br />
in manchen Fällen sogar auf einen Teil<br />
ihres Gehalts, damit keine Kolleg*innen<br />
entlassen werden müssen.“<br />
Tammo Wende von RosaLinde Leipzig<br />
VERANSTALTUNGEN UND HILFSANGE-<br />
BOTE WERDEN SELTENER<br />
Fast 40 Prozent der im Heft befragten<br />
Initiativen gaben an, dass sie den Großteil<br />
ihrer Veranstaltungen absagen mussten. Der<br />
Rest wurde ins Digitale verlagert. Obwohl<br />
viele queere Menschen unter dem Verlust<br />
von Präsenzveranstaltungen leiden, freuen<br />
sich viele ältere, chronisch kranke und<br />
behinderte Menschen über Online-Formate,<br />
die ihre Teilnahme erstmals ermöglichen.<br />
KATASTROPHALER ZUGANG ZUR<br />
GESUNDHEITSVERSORGUNG<br />
Queere Menschen leiden besonders<br />
oft unter mentalen Krankheiten. Die<br />
Dauerpräsenz von Diskriminierungserfahrungen<br />
verbindet sich nun mit den<br />
Auswirkungen der Corona-Krise: Isolation,<br />
Existenzangst, Sorge um sich und andere.<br />
Der Bedarf an diskriminierungssensiblen<br />
Psychotherapeut*innen ist dementsprechend<br />
weiter gestiegen.<br />
„In einer Erhebung des Deutschen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
aus dem Jahr 2017<br />
berichteten lesbische, schwule<br />
und bisexuelle Menschen doppelt<br />
so häufig wie heterosexuelle<br />
Menschen, dass bei ihnen schon<br />
einmal eine depressive Erkrankung<br />
diagnostiziert wurde.“<br />
Noah Rieser von TransInterQueer e.V.<br />
und das Universitätsklinikum Hamburg<br />
Eppendorf berichten unabhängig<br />
voneinander, dass das ständige Gängeln<br />
durch medizinisches Personal bei inter- und<br />
trans*geschlechtlichen Personen zur<br />
Vermeidung von Corona-Tests führt. Dazu<br />
kommt, dass sich die Bearbeitungsdauer<br />
von Anträgen auf Namensänderung etc. bei<br />
trans* Personen verlängert und Operationen<br />
abgesagt werden. Tragisch, da auch ohne<br />
Pandemie eine rechtliche und medizinische<br />
Transition Jahre dauern kann.<br />
SOZIALE ISOLATION<br />
Queere Geflüchtete sind in der Pandemie<br />
unterschiedlichsten Gefahren ausgesetzt:
STELLENAUSSCHREIBUNG<br />
Bei Hein & Fiete, dem schwulen<br />
Checkpoint in Hamburg, ist zum<br />
01.05.<strong>2021</strong> oder später die Stelle<br />
„Vor-Ort-Arbeit in den schwulen/<br />
bisexuellen Szenen Hamburgs“<br />
neu zu besetzen.<br />
Einer Corona-Infektion durch überfüllte Sammelunterkünfte,<br />
schlechtere Chancen auf Asyl durch den Wegfall von<br />
rechtlicher Beratung und Isolation wegen der Streichung von<br />
Community-Treffen. Wegen der<br />
schlechten Internetverbindung<br />
in ihren Unterkünften können<br />
sie nicht auf digitale Angebote<br />
zurückgreifen. Angesichts<br />
dieser schwierigen Umstände<br />
gelangen Lilith Raza vom<br />
Queer Refugees Deutschland<br />
und Ibrahim Willeke von<br />
der Landeskoordination der<br />
Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben,<br />
Schwule & Trans* in NRW zu<br />
folgender Einschätzung:<br />
„Seit Beginn der Pandemie haben wir [die beiden] einen<br />
deutlichen Anstieg von Suizidalität, Gewalterfahrungen,<br />
Depressionen und Angst unter geflüchteten LSBTIQA+<br />
beobachtet.“<br />
Hein & Fiete ist ein Projekt zur<br />
HIV/STI-Prävention für schwule<br />
und bisexuelle Männer in<br />
Hamburg.<br />
AUFGABEN<br />
• Organisation, Planung und Durchführung von<br />
Präventionsaktionen in der schwulen/bisexuellen Szene<br />
• Organisation, Anleitung, Betreuung und Führung der<br />
ehrenamtlichen Gruppe „Safety Crew“<br />
(Szene- & Vor-Ort-Arbeit-Gruppe)<br />
• Organisation von Veranstaltungen<br />
• Administrative Tätigkeiten im Checkpoint<br />
• Teilnahme an regelmäßig stattfindenden<br />
Teambesprechungen und Supervision<br />
• Regelmäßige Informationsverteilungen und<br />
Kontaktpflege zu den Läden der schwulen Szene<br />
(Gespräche mit Wirten, Partyveranstaltern,<br />
Pornokinobesitzer u.a.m.)<br />
• Begleitung und Weiterentwicklung der<br />
Selbstverpflichtung der „schwulen Wirte“<br />
• Präventionsberatung in unserem HIV/STI-Testangebot<br />
• Pflege des Internetauftritts von Hein & Fiete<br />
(Homepage, soziale Netzwerke, Gay Health Chat etc.)<br />
• Erstellen von Materialien für die Vor-Ort-Arbeit<br />
Carolina Brauckmann vom Verband Lesben und Alter weist<br />
neben den Schwierigkeiten der Pandemie auf die Krisenerfahrenheit<br />
von älteren queeren Menschen hin: Sie besäßen<br />
durch lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Kämpfe in der<br />
letzten Jahrhunderthälfte erprobte Bewältigungsstrategien.<br />
VERORDNETE FAMILIENIDYLLE<br />
Im Zuge des Infektionsschutzes wird laut Rebekka<br />
Blum, Francis Seeck und Ilka Quindeau die Familie wieder<br />
traditioneller: Der Kontakt zu Herkunftsfamilien und monogamen<br />
Partner*innen wird weniger streng eingeschränkt,<br />
als bei Freund*innen und mehreren Partner*innen. Fatal für<br />
queere Menschen, da viele LGBTIQ*-Personen sich mit einer<br />
selbst gewählten Familie enger verbunden fühlen. Polyamore<br />
Menschen werden durch solche Regelungen gezwungen, sich<br />
zwischen Partner*innen zu entscheiden. *vf<br />
VORAUSSETZUNGEN<br />
• Studium der Sozialpädagogik, Psychologie,<br />
Pädagogik oder vergleichbare Qualifikation<br />
• Selbständiges Arbeiten, Kontaktfreude und Kreativität<br />
• Berufserfahrung in schwuler Projektarbeit<br />
oder AIDS-Hilfe<br />
• Erfahrung im Bereich: Organisation, Anleitung<br />
und Beratung<br />
• Erfahrung in der Arbeit mit Ehrenamtlichen<br />
• Bereitschaft zur flexiblen Abend- und Wochenendarbeit<br />
• Erfahrung in Anleitung von Gruppen<br />
• Internet- und EDV-Kenntnisse<br />
WIR BIETEN<br />
• 35 h Stelle / Vergütung in Anlehnung TVL-S<br />
• Zusammenarbeit in einem freundlichen und<br />
engagierten Team, vier Hauptamtliche und<br />
ca. 90 Ehrenamtliche<br />
• Supervision und Weiterbildung<br />
Viele queere Menschen arbeiten selbstständig, um Diskriminierung zu<br />
entgehen. In der Pandemie sind sie besonders oft von Hartz 4 betroffen, da<br />
sie als Soloselbstständige nicht arbeitslosenversichert sind und die Corona-<br />
Maßnahmen des Bundes für sie größtenteils unwirksam waren. So auch DJ<br />
Seet, der im <strong>hinnerk</strong> 8/20 von seinen Erfahrungen berichtete.<br />
FOTO: SELFIES<br />
NÄHERE<br />
INFORMATIONEN<br />
Marc Grenz,<br />
Tel. 040/240440,<br />
marc@heinfiete.de,<br />
www.heinfiete.de<br />
(Geschäftsführung)<br />
BEWERBUNGEN AN<br />
Prävention e.V.,<br />
Vorstand<br />
Pulverteich 21,<br />
20099 Hamburg<br />
www.heinfiete.de • www.iwwit.de
10 SZENE<br />
FOTOS: SELFIES<br />
NACHGEFRAGT<br />
AMANDA COX<br />
„Es geht mir so gut, wie lange nicht“<br />
Trotz Corona-Sorgen und<br />
Frust überall lässt sich die<br />
Hamburger Dragqueen nicht unterkriegen.<br />
Denn eigentlich geht es ihr<br />
so gut, wie lange nicht. Wir trafen<br />
Amanda Cox zu einem Bummel auf<br />
der Reeperbahn.<br />
Traurig, die leere Reeperbahn zu<br />
sehen. Wie geht es dir damit?<br />
Es ist schon sehr, sehr traurig zu sehen, wie<br />
leer und grau es sein kann, wenn gerade auf<br />
der größten Dauerpartymeile nichts los ist.<br />
Klar, die Bars und Klubs nutzen die Chance<br />
für ein paar Umbauten. Aber die Energie, die<br />
gerade die Reeperbahn und meine Große<br />
Freiheit so lebendig und umwerfend macht,<br />
ist erst einmal weg. Ich kann nur hoffen, dass<br />
mit den Lockerungen und den ersten positiven<br />
Zahlen die Menschen zurückkommen<br />
und wieder Lust haben, den Abend hier zu<br />
genießen.<br />
Du hast einmal gesagt, dass die<br />
Community in Hamburg dich extrem<br />
warm aufgenommen hat. Wie ist der<br />
Kontakt in Corona-Zeiten?<br />
Ab und an hört man voneinander oder<br />
textet sich, aber der Kontakt fällt halt leider<br />
aus, man möchte hier ja kein großes Risiko<br />
eingehen. Aber ich schätze die Hamburger<br />
Community und die queere Szene sehr für<br />
ihre Art und Weise. Hier habe ich mich schon<br />
nach ein paar Monaten so wohl gefühlt. Klar,<br />
an ein paar Ecken gibt es Streithähne, aber in<br />
einem Käfig voller Pfaue muss es ja auch mal<br />
Ärger geben.<br />
Du lebst nun gesünder und entspannter<br />
als damals in Berlin, oder?<br />
Gesünder nicht so ganz. Ich trinke halt nicht<br />
mehr so viel Alkohol, das hat mich Berlin<br />
gelehrt, und als Drag während der Arbeit erst<br />
recht keinen mehr. Dennoch fehlt Bewegung<br />
und das ständige Training in Heels. Was<br />
mir gerade viel hilft, sind Spaziergänge und<br />
Rückenschulungen.<br />
Mittlerweile hast du einen Tageslicht-<br />
Job, aber wenn Corona „im Griff“ ist,<br />
erleben wir dich wieder als Dragqueen<br />
in der WunderBar und bei Olivia, oder?<br />
Das wird auf jeden Fall passieren, aus keinem<br />
anderen Grund bin ich nach Hamburg<br />
gezogen, um hier meiner Passion als queere<br />
Person nachzugehen. Ich freue mich auch<br />
schon umso mehr, wieder in der WunderBar<br />
vor, hinter und unter dem Tresen zu liegen.<br />
Zu tanzen im Schmidts Tivoli auf der<br />
Pink Inc. und im Docks bei Berrys Partys.<br />
Besonders vermisse ich aber die Bühne und<br />
als Dragqueen die Leute zum Lachen zu<br />
bringen.<br />
Wie läuft es mit deiner Mitbewohnerin<br />
Geena Tequila?<br />
Was sich liebt, das neckt sich. Wir zwei<br />
mögen und hassen uns zugleich unter<br />
Corona. Man merkt halt, dass dieses<br />
Aufeinandergehocke nicht immer gesund ist.<br />
Aber wir kommen gut durch. Neulich hatten<br />
wir quer durch Hamburg eine kleine private<br />
Zwei-Mann*-Bar-Tour gemacht und beim<br />
Spazieren etwas Sekt mit Orange genossen.<br />
(lacht)<br />
Und was macht die Liebe?<br />
Dating ist ja während Corona leider etwas<br />
schwer. Und auch sonst in einer neuen Stadt<br />
Kontakte zu knüpfen ... Aber wer weiß schon,<br />
was in den Sternen steht?! Der Richtige kann<br />
ja spontan bei mir klingeln – wenn er noch<br />
'ne Pizza mitbringt, natürlich.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.instagram.com/monstamoda,<br />
www.facebook.com/DragQueenAmanda
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12 SZENE<br />
KOLUMNE<br />
Corona-Survival-Tipps<br />
Ein Jahr Corona – Zeit für einen Rückblick auf ein Jahr, wie es niemand von<br />
uns je zuvor erlebt hat. Dabei begann alles ganz harmlos. Neun ganze Fälle<br />
gab es in Norditalien, als ich, ausgestattet mit einem Funkmikrofon, das tat,<br />
wofür mich ein Hamburger Unternehmen gebucht hatte: Laufkundschaft<br />
auf der Mönckebergstraße ansprechen, das Tombola-Rad drehen und der typischen<br />
Winterhuderin mit Anmerkungen über Steppjacke und Perle im Ohr ordentlich auf den<br />
Zahn fühlen, um sie dann hintenrum als treue Kundin zu gewinnen. Als Top-Verkaufsrepräsentant<br />
kein Problem für mich, die Gage stimmte auch mal wieder – und das, was<br />
ich da an männlichem Material vorbeilaufen sah, auch. Dass genau das mein vorerst<br />
letzter Auftritt sein sollte, ahnte ich natürlich nicht.<br />
Ich könnte diesen Rückblick jetzt<br />
kinderleicht dazu missbrauchen, um<br />
aufzuzählen, wie schrecklich alles ist, für<br />
uns Künstler*innen, für die Theater, die<br />
Clubs … und – ach – eigentlich für alle. Ich<br />
behaupte nicht das Gegenteil. Sollte ich<br />
damit aber auch nur ein Milligramm Futter<br />
all jenen vor die Nase werfen, die das zur<br />
Stärkung ihrer „Es reicht!“-Parolen nutzen<br />
und die blind vor Frust und Wut auf was<br />
sonst noch alles übersehen, dass rechts<br />
von ihnen auf ihren Superspreader-Demos<br />
Nazis mitlaufen und dann auch noch<br />
grölen, diese Demokratie sei eine Diktatur,<br />
dann lasse ich das sehr gerne. Mein<br />
Fortbildungstipp für all jene: einfach mal<br />
eine Zeit lang in Belarus, Russland oder<br />
Nordkorea „leben“. Viel Vergnügen!<br />
Da der ganze Corona-Scheiß ja noch ne<br />
Weile dauern wird, habe ich für euch lieber<br />
meine ultimativen Corona-Survival-Tipps<br />
zusammengestellt:<br />
A WIE ABSTAND.<br />
Seien wir doch mal ehrlich: Was gibt es<br />
eigentlich Praktischeres, als den Typen<br />
vor uns an der Kasse endlich mal mit<br />
gebührendem Abstand von oben bis<br />
unten anglotzen zu können? Vor Corona<br />
sah man maximal Hals und Schultern.<br />
Langweilig!<br />
H WIE HYGIENE.<br />
Meine jahrelange Praxiserfahrung belegt,<br />
dass frisch Gewaschenes nicht nur<br />
gesünder ist, sondern in der Regel auch<br />
besser schmeckt.<br />
A WIE ALLTAGSMASKE.<br />
Um es hier mal auf den Punkt zu bringen:<br />
Optisch bleibt einem endlich auch einiges<br />
erspart! Ansonsten gilt mein Unterhosen-<br />
Tipp: Regelmäßiges Wechseln ist nicht das<br />
Allerschlechteste.<br />
L WIE LÜFTEN.<br />
Wissenschaftliche Studien belegen:<br />
frische Raumluft fördert die Konzentration<br />
und Denkkraft. Vielleicht haben die<br />
Covidioten einfach nur vergessen, das<br />
Fenster aufzumachen?!<br />
Es bereitet derzeit seine BINGO!-Show<br />
im Livestream vor und verrät nur so viel:<br />
Wenn das klappt, wird’s richtig geil! Haltet<br />
durch und denkt an andere. Mehr denn<br />
je gilt jetzt mein All-Time-Show-Classic:<br />
Lebt die Liebe und liebt das Leben!<br />
Euer Ricardo M.<br />
www.ricardo-m.com
immer aktuell<br />
informiert<br />
www.männer.media
FOTO: Z. NER / CC0<br />
14 NORDDEUTSCHLAND<br />
KOMMENTAR<br />
VERBEUTELTE<br />
SPENDEN<br />
Eigentlich könnte wohl „offener<br />
Brief“ statt „Kommentar“ über<br />
diesen Zeilen stehen. Aber – und da sind<br />
wir auch gleich beim Kern der Sache – wir<br />
sind nicht an Befindlichkeiten interessierte<br />
PR-Schreiber*innen, sondern eine nach<br />
journalistischen Grundsätzen arbeitende<br />
Redaktion. Jetzt wird es also persönlich.<br />
Ja, auch das darf Journalismus. Muss<br />
Journalismus.<br />
Dies ist nun die dritte Ausgabe in Folge,<br />
in der wir euch, unsere Leser*innen, über<br />
unsere Rechercheergebnisse im Fall der<br />
CSD-Spenden der Wirte Dennis R. und<br />
Johannes Z. informieren. Die Faktenlage<br />
hat sich jedes Mal erst nach unseren Veröffentlichungen<br />
geändert. Die Darstellung,<br />
es hätte keine Kommunikationsversuche<br />
unsererseits gegeben, ist schlicht falsch.<br />
Richtig ist, dass selbst nach dem ersten<br />
Bericht Ende Herbst 2020 von Dennis R.<br />
nur der Scan eines Überweisungsbeleges<br />
und ehrabschneidende Beschimpfungen<br />
gegenüber unserem Mitarbeiter Mathias<br />
und meiner Person und eingingen.<br />
Johannes Z. reagierte auf meine Fragen<br />
zur Banktransaktion ganz offensichtlich so<br />
schwammig und weglassend wie möglich,<br />
dass uns und insbesondere mir nur die<br />
Wahl blieb, gutgläubig klein bei zu geben<br />
oder eben – was ich für meinen Job halte:<br />
hartnäckig zu bleiben, bis die Faktenlage<br />
mich von einer adäquaten Darstellung<br />
der Realität überzeugt. Warum er das tat?<br />
Spekulativ. Die Folge: Auf einmal sind die<br />
Dinge erklärbar. Aber wiederum erst nach<br />
einer weiteren Runde Quellenbefragung<br />
inklusive Arbeitsaufwand für ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter*innen beim CSD und<br />
der Buchhaltung bzw. Geschäftsführung<br />
der Aidshilfe (Dank an dieser Stelle noch<br />
einmal!) und der Veröffentlichung der sich<br />
daraus ergebenden Sachlage.<br />
Ich zitiere aus einem von Johannes Z. und<br />
Dennis R. auf den Facebookseiten des<br />
Schwarzen Hermann und der Bar Friends<br />
nach diesem Bericht geposteten Beitrag<br />
vom 4. Februar unter der Zwischenüberschirft<br />
„Haben wir Fehler gemacht“:<br />
„Ja klar, wir sind Menschen. Wir sind<br />
unreflektiert in einen dummen Konflikt<br />
gegangen, den Gespräche zur richtigen<br />
Zeit hätten vermeiden oder zumindest<br />
entschärfen können. Wir haben weder<br />
der AIDS-Hilfe noch den Käufer:innen der<br />
Pride-Beutel ausreichend kommuniziert,<br />
dass ihre Spende einem anderen als dem<br />
ursprünglichen Zweck zu Gute kommen<br />
sollte. Darüber hinaus wirkte die Verknüpfung<br />
mit einer anderen Aktion, dem zuvor<br />
benannten Advents-Bingo, und unserer<br />
schlechten Kommunikation zu weiteren,<br />
sehr wohl vermeidbaren Verwirrungen.<br />
Und ja, Dennis hat im Eifer des Gefechts<br />
oder sagen wir besser, in den Wirrungen<br />
des Konfliktes die Anweisung der<br />
zugesagten Spende der Veranstaltung<br />
vergessen.“<br />
WIR STELLEN FEST<br />
Ein konstruierte Konflikt zwischen meinem<br />
Mitarbeiter, einem CSD-Vorstand und den<br />
Wirten, hat letztere seit 2018 davon abgehalten<br />
eine vertraglich vereinbarte Umsatzbeteiligung<br />
weiterzuleiten und dies erst<br />
nach mehr als einem halben Jahr intensiver<br />
öffentlicher Schadensbegrenzungs-PR in<br />
Reaktion auf ganz normale journalistische<br />
Berichterstattung getan. Die 550 Euro<br />
sind am 2. Februar <strong>2021</strong> beim CSD Verein<br />
eingegangen. Schenkt man* zusätzlich der<br />
Darstellung der Wirte Vertrauen, dass die<br />
Überweisung vom Friends Weihnachtsbingo<br />
an die Aidshilfe die Beutelspenden enthielt,<br />
obwohl zwei schriftlich vorliegende Aussagen<br />
und der Zeitablauf dagegen sprechen,<br />
ist der Fall abgeschlossen:<br />
Es wurden Spenden umgewidmet und<br />
andere verbeutelt. Sie wurden nachgezahlt<br />
und man* hat sich zumindest bei den<br />
Spender*innen dafür entschuldigt. Dass<br />
wir als Redaktion da nicht mitgemeint<br />
wurden, ist Berufsalltag: Journalismus<br />
heißt schreiben, was andere nicht gedruckt<br />
sehen wollen. Alles andere ist PR.<br />
*Christian Knuth<br />
Hinweis:<br />
Wir appellieren an Johannes Z. und<br />
Dennis R., ehrenrührige Angriffe auf die<br />
journalistische Integrität der <strong>hinnerk</strong><br />
Redaktion, insbesondere unseres Mitarbeiters<br />
Mathias Rätz
OLDENBURG<br />
CSD verschoben<br />
NORDDEUTSCHLAND 15<br />
Der CSD Nordwest ist nach dem Hamburger CSD die größte Pride-<br />
Veranstaltung im Norden. Die Demonstration findet zwar in Oldenburg<br />
statt, hat aber, wie der Name andeutet, ein weites Einzugsgebiet. Beim<br />
25. Geburtstag 2019 demonstrierten rund 11.000 Menschen. *vf<br />
FOTO: M. RÄTZ<br />
Letztes Jahr konnte der CSD in<br />
Oldenburg aus Infektionsschutzregelungen<br />
nicht wie gewohnt<br />
stattfinden. Das Organisationsteam<br />
ließ sich jedoch nicht<br />
entmutigen und plante viele kleine<br />
Aktionen, wie eine Fahrraddemo,<br />
Plakataktion und einer Mahnwache.<br />
Dieses Jahr wünschen sich<br />
die Organisator*innen, dass ein<br />
größerer CSD wieder möglich<br />
sein wird. Aus diesem Grund wird<br />
der traditionelle Termin im<br />
Juni auf dem 18. September<br />
verlegt. Die Veranstalter*innen<br />
erhoffen sich von der Verschiebung<br />
mehr Planungssicherheit,<br />
als der Sommer während der<br />
Corona-Pandemie bieten könnte.<br />
Im Herbst freuen sie sich auf rege<br />
Beteiligung an der Demonstration.<br />
„Wir rufen alle Bürger*innen<br />
und Organisationen, denen die<br />
Vielfalt und Gleichberechtigung<br />
von Menschen am Herzen<br />
liegen, auf, sich zu beteiligen<br />
und einzubringen.“<br />
www.csd-nordwest.de<br />
BREMEN<br />
Rettet die Zone: Fetisch muss leben!<br />
Das Community-Zentrum<br />
„Zone283“ ringt ums Überleben,<br />
der Bremer Klub bittet jetzt um<br />
Spenden.<br />
„Liebe Freunde, Fördermitglieder<br />
und Fans der Zone283, im Rahmen<br />
der aktuellen Entwicklung mit dem<br />
erneuten Lockdown für die Gastronomie,<br />
muss selbstverständlich<br />
auch die Zone283 bis auf Weiteres<br />
geschlossen bleiben.“<br />
Quelle: Facebook<br />
Der 1996 gegründete schwule Safe<br />
Space war seit den 1990ern für Fetisch-<br />
Kerle diverser Spielarten eine wichtige<br />
Anlaufstelle, Ort für Spaß, Lust und<br />
Vereinsleben. Dann kam Corona. <strong>2021</strong><br />
braucht er die Unterstützung der<br />
Community!<br />
Der (Männer-)Verein betreibt einen<br />
nicht kommerziellen Klub und finanzierte<br />
sich vor Corona vor allem durch<br />
niedrige Eintrittspreise. Und wie alle<br />
anderen Veranstalter*innen treffen<br />
die Corona-Schutzverordnungen<br />
zur Bekämpfung der Pandemie<br />
auch das Team der Zone283 sehr<br />
hart. Um in der Zukunft für die<br />
Leder-Community ein Treffpunkt<br />
sein zu können, bittet der Verein um<br />
finanzielle Unterstützung. *vf/rä<br />
Wer spenden möchte, kann<br />
dies direkt über Paypal tun:<br />
paypal.me/Zone283,<br />
www.zone283.de<br />
FOTO: CHRISTIAN BUEHNER / UNSPLASH / CC0<br />
LÜBECK<br />
MenCheck-Woche<br />
FOTO: GNACIO MARES / UNSPLASH / CC0<br />
Die Lübecker AIDS-Hilfe lädt mit der Beratungsstellle für sexuelle Gesundheit<br />
und HIV und der AIDS-Pflege zur nächsten MenCheck-Woche ein. Vom 19. bis<br />
22. <strong>April</strong> kann man sich kostengünstig auf HIV und andere sexuell übertragbare<br />
Krankheiten testet lassen. Die Beratungsstelle weist daraufhin, dass wegen<br />
der Pandemie eine Telefonanmeldung erforderlich ist. Wer einen männlichen<br />
Berater möchte, soll dies bei der Anmeldung vermerken. Für einen Hepatitis-<br />
Test muss der Impfpass mitgebracht werden. *vf<br />
19. - 22.4. Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit und HIV, Gesundheitsamt<br />
Lübeck, Sophienstraße 2 – 8, Lübeck, Anmeldung unter 04511225327
16 NORDDEUTSCHLAND<br />
BREMEN<br />
Die bekannteste lesbische<br />
Graswurzelbewegung<br />
Nein, wir werden euch jetzt nicht die Geschichte über ein Frauengefängnis<br />
in New York im Jahr 1969 erzählen und welchen Einfluss FLIT* of<br />
Colour auch auf die kurze Zeit später beginnenden Stonewall-Aufständen hatten.<br />
Das tun die Frauen vom „Lesbenfrühlingstreffen für alle frauenliebenden<br />
Frauen“ (LFT) aber in diesem Frühling sicher besonders gerne. Denn das seit<br />
1974 bestehende Festival lädt virtuell nach Bremen ein und blickt stolz zurück.<br />
FOTO: RODRIGO CURI / UNSPLASH / CC0<br />
Das politische und emanzipatorische<br />
Frühlingsfest findet vom 21. – 23. <strong>Mai</strong><br />
nach einer Corona bedingten Umplanung<br />
online statt. Dieses Jahr ist das<br />
Motto „Lesbenfrühling – rising to the<br />
roots“. Es wird an die Geschichte des<br />
ersten LFT 1974 bis heute der erinnert<br />
und diese reflektiert. Jedoch wird<br />
auch über das LFT hinaus Frauenund<br />
Lesbengeschichte thematisiert.<br />
So soll zum Beispiel über Spiritualität,<br />
Armut, Körper und Kapitalismuskritik<br />
aus lesbischer Sicht nachgedacht<br />
werden. Wer ist eingeladen? Frauen<br />
in jeder Façon, die Frauen lieben. Das<br />
Orga-Team beschreibt das Ziel so:<br />
„Damit stärken wir uns und all unsere<br />
Sinne im Kampf gegen patriarchal<br />
unterdrückerische, ausbeuterische<br />
und zerstörerische Strukturen, von<br />
denen Frauen und Mädchen hier und<br />
weltweit betroffen sind.“<br />
Normalerweise kommen zum<br />
LFT mehrere Hundert Lesben, oft<br />
sogar aus aller Welt. Ob das LFT<br />
im virtuellen Format genauso viele<br />
Frauen anlockt oder sogar mehr,<br />
bleibt abzuwarten. Wünschenswert<br />
wäre es. *vf/ck<br />
21. – 23.5., Lesbenfrühlingstreffen –<br />
rising to the roots, https://lft<strong>2021</strong>.de/<br />
Schule der VIELFALT<br />
Schule der Vielfalt ist ein inklusives Antidiskriminierungsprogramm<br />
mit dem Ziel, Vielfalt von LGBTIQ* im Bildungsbereich anzuerkennen<br />
und zu verankern. Menschen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht.<br />
Ein Unterschied betrifft ihre sexuelle und geschlechtliche Identität.<br />
Im (Schul-) Alltag werden Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität häufig<br />
als „normal“ angesehen und diejenigen, die „anders“ sind, ausgegrenzt.<br />
Deshalb haben Lesben, Schwule, Bisexuelle<br />
und Trans*menschen auch an den Schulen<br />
Angst davor, beleidigt und ausgegrenzt<br />
zu werden. In einem Bericht der EU-<br />
Kommission heißt es dazu: „Homo-/<br />
Transphobie ist eines der größten Probleme<br />
an deutschen Schulen. 73 % der LGBTIQ*-<br />
Schüler haben in der Schule noch nie offen<br />
über ihre sexuelle Orientierung gesprochen.<br />
64 % haben negative Kommentare über<br />
ihre Klassenkameraden gehört, die als<br />
LGBTIQ* wahrgenommen werden.<br />
Trotz weitgehender rechtlicher<br />
Gleichstellung in den letzten Jahren<br />
deuten zahlreiche Studien weiterhin auf<br />
spezifische Belastungen von Menschen<br />
mit Coming-out-Erfahrungen hin, die sich<br />
mit Beratungsanfragen und -gesprächen<br />
der Landeskoordination decken: Ein Drittel<br />
der befragten 15- bis 17-jährigen LGBTIQ*<br />
einer EU-Studie geht fast nie offen mit<br />
ihrer Identität um. Fast die Hälfte der<br />
befragten Jugendlichen einer Studie des<br />
Deutschen Jugendinstituts hat in der<br />
Schule nie erlebt, dass Lehrkräfte<br />
auf homo- oder transfeindliche<br />
Äußerungen reagieren. In derselben<br />
Studie berichtet über die Hälfte der<br />
Befragten, die sich geoutet haben,<br />
von Beschimpfungen und Beleidigungen<br />
in Schule oder Ausbildung.<br />
Laut der Mitte-Studie 40 Prozent der<br />
Befragten in Deutschland zwei sich in der<br />
Öffentlichkeit küssende Homosexuelle<br />
ekelhaft. Eine lesbische Tochter oder<br />
einen schwulen Sohn zu haben, wäre laut<br />
erstgenannter Studie rund 40 Prozent<br />
unangenehm. Die Ursachen dieser<br />
Einstellungen sind vielfältig und können<br />
hier nur angerissen werden. Am ehesten<br />
lassen sie sich mit einer heteronormativen<br />
Grundstruktur von Gesellschaft erklären.<br />
Für den Bereich der Aus- und Fortbildung<br />
von Lehrkräften berät Schule der Vielfalt<br />
als Programm Ausbildungsinstitutionen<br />
und Multiplikatoren. Zugleich stellt<br />
das Projekt auf seiner Homepage<br />
www.schule-der-vielfalt.de Informationen<br />
und Materialien für Lehrkräfte, Schulleitungen,<br />
Eltern und am Bildungsprozess<br />
Interessierte bereit.<br />
Das Schulprojekt arbeitet daran,<br />
weitere „offene Schulen“ im Netzwerk<br />
als Projektschulen zu gewinnen, die sich<br />
gegen die Diskriminierung von Lesben,<br />
Schwulen, Bisexuellen und Trans* und für<br />
mehr Akzeptanz einsetzen. Dabei haben<br />
die Schulen, die öffentlich sichtbar das<br />
Projektschild „Come in“ anbringen und als<br />
Projektschulen die Selbstverpflichtung zur<br />
Erfüllung der Qualitätsstandards eingehen,<br />
Modellcharakter.
GESELLSCHAFT 17<br />
FOTO: SIMONE M. NEUMANN<br />
INTERVIEW<br />
Rechte unter dem Regenbogen?<br />
Die Goethe-Uni will das erforschen!<br />
„Homo-, bisexuell und<br />
rechtskonservativ: vereinbar<br />
oder widersprüchlich?“ So der<br />
Titel der Forschungsarbeit eines<br />
Master-Projektes im Institut für<br />
Ethnologie an der Goethe-Universität<br />
Frankfurt am <strong>Mai</strong>n, für das<br />
Interviewpartner*innen gesucht<br />
werden.<br />
Maryna Nathkir studiert dort Sozial- und<br />
Kulturanthropologie und sucht für das<br />
Projekt zum Beispiel AfD-Wähler*innen<br />
aus der LGBTIQ*-Community. Nicht nur<br />
die notwendige Debatte um Nina Queer,<br />
sondern – und das ist auch außerhalb<br />
des Trash-TV-Kosmos relevant – die Gays<br />
for Trump oder die Homosexuellen in der<br />
AfD bis hin zur lesbischen Oppositionsführerin<br />
im Bundestag, der Co-Vorsitzenden<br />
der AfD-Fraktion Alice Weidel, genauso wie<br />
mehrere Wahlumfragen unter Queers zeigen,<br />
dass die wissenschaftliche Forschung<br />
zu diesem Themenkomplex überfällig ist.<br />
Wir bitten um Aufmerksamkeit und haben<br />
mit Maryna Nathkir über ihre Motivation<br />
gesprochen.<br />
Warum interessierst du dich dafür,<br />
dass Queers rechtspopulistisch<br />
wählen?<br />
Wenn sich Menschen über mein<br />
Forschungsvorhaben erkundigen, runzeln<br />
sie öfters die Stirn und fragen dann, ob<br />
ich lesbisch bin oder zu einem rechten<br />
Gedankengut neige. Dann antworte ich,<br />
dass weder meine sexuelle Orientierung<br />
noch meine politischen Ansichten damit<br />
zu tun haben, es geht um reine wissenschaftliche<br />
Neugier. Es fing mit zufälligen<br />
Online-Artikeln über homosexuelle<br />
AfD-Politiker*innen an, in welchen die<br />
Widersprüchlichkeit stark hervorgehoben<br />
wurde. Dabei kommen nur wenige Menschen<br />
auf den Gedanken, dass auch ein<br />
gewisser Anteil von Schwulen und Lesben<br />
die AfD-Partei wählt und unterstützt. Das<br />
häufige Gefühl des Widerspruchs sowie<br />
die Frage nach politischen Beweggründen<br />
homosexueller AfD-Wähler*innen und<br />
–Unterstützer*innen haben mich letztendlich<br />
dazu bewegt, mich mit diesem Thema<br />
gründlich auseinanderzusetzen.<br />
Auf was müssen/dürfen sich<br />
Teilnehmer*innen einstellen?<br />
Ein Verhör, ein Interview, einen<br />
Fragebogen?<br />
Der Hauptteil meiner Forschung besteht<br />
aus qualitativen Methoden. Dabei<br />
stellen halbstrukturierte Interviews und<br />
offene Gespräche eine zentrale Rolle<br />
dar. Davon abgesehen beweist sich auch<br />
eine Online-Umfrage als eine geeignete<br />
Methode, um – mithilfe offener Fragen<br />
unter dem Schutz der Anonymität – näher<br />
zum Kern der Forschungsfrage zu<br />
kommen.<br />
Wie wird das Interview geführt?<br />
Es bestehen drei Möglichkeiten der<br />
Durchführung eines Interviews: online<br />
durch Chats, soziale Medien u. a., durch<br />
ein Telefonat oder in Präsenz. Ich richte<br />
mich meistens nach den Wünschen meiner<br />
Kontaktpersonen. Bei den letzteren zwei<br />
Optionen werden die Gespräche aufgenommen<br />
und anschließend transkribiert.<br />
Alle Informationen werden anonymisiert.<br />
Vor jedem Interview lege ich eine von mir<br />
unterschriebene Datenschutzerklärung vor.<br />
Ist es für dich schwierig, in den Interviews<br />
Distanz zu halten, also neutral<br />
zu bleiben?<br />
Als Wissenschaftlerin strebe ich danach, die<br />
Forschung möglichst neutral durchzuführen.<br />
Dazu gehören selbstverständlich auch<br />
Interviews. Die Meinung von jeder einzelnen<br />
Person wird gehört und berücksichtigt, ohne<br />
dabei die nötige Distanz zu verlieren.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
Teilnahmeinteressierte können sich<br />
unter maryna.natkhir@gmail.com bei<br />
Maryna melden
18 GESELLSCHAFT<br />
Du wurdest zwischen 1940<br />
und 1970 geboren und bist<br />
lesbisch, schwul, trans*, inter*<br />
oder bisexuell?<br />
Dann melde dich bei<br />
Kathrin unter<br />
promotion.lgbti@gmail.com<br />
oder 015203512745<br />
STUDIE<br />
FOTO: LAURA THONNE / UNSPLASH / CC0<br />
QUEER ALTERN:<br />
Was sind deine Pläne?<br />
Kathrin Kürsten ist Anfang 40,<br />
lesbisch und nach mehreren<br />
Jahren in der Pflege im Promotionsstudiengang<br />
Pflegewissenschaften<br />
an der Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule in Vallendar eingeschrieben.<br />
Für ihre Dissertation erforscht<br />
sie, ob und welche Bedürfnisse<br />
Queers im Alter haben, die in der<br />
Mehrheitsgesellschaft eventuell<br />
weniger prioritär sind. Dafür möchte<br />
sie deine Erwartungen und Befürchtungen<br />
mit dir besprechen.<br />
Was und wer interessiert dich<br />
genauer? Geht es um Pflege im Alter,<br />
Bedürfnisse im sozialen Gefüge?<br />
Sexualität?<br />
In meiner Masterarbeit habe ich mich für<br />
die Bedürfnisse von queeren Menschen<br />
in Altenpflegeeinrichtungen interessiert,<br />
„Mich trieb die Frage<br />
um, was man hätte<br />
tun können, damit<br />
die beiden einen<br />
angenehmeren<br />
Lebensabend hätten<br />
verbringen können.“<br />
weil ein schwules Paar in meiner<br />
Einrichtung lebte und ich mich fragte,<br />
warum die beiden – die früher wohl sehr<br />
offen lebten – jetzt auf eigenen Wunsch<br />
kaum am gesellschaftlichen Miteinander<br />
teilhatten. Mich trieb die Frage um, was<br />
man hätte tun können, damit die beiden<br />
einen angenehmeren Lebensabend hätten<br />
verbringen können. Jetzt geht es mir<br />
weniger um die Pflege im Alter, sondern<br />
darum, was Queers sich für ihr Alter(n)<br />
wünschen, denn auch dazu gibt es kaum<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse. Zwar ist<br />
Pflege sicherlich weiterhin Thema, aber<br />
ich möchte gerne ein größeres „Feld“<br />
bearbeiten. Eigentlich gehört alles dazu,<br />
was die Teilnehmenden mir erzählen<br />
möchten. Altern wir anders und wenn<br />
ja: warum? Gibt es andere Bedürfnisse<br />
im sozialen Gefüge, als heteronormative<br />
Menschen sie haben? Und, und, und.<br />
Warum interessiert dich das denn<br />
ganz persönlich?<br />
Siehe oben! (lacht) Die Masterthesis<br />
hatte mehr das Ziel, einen akademischen<br />
Abschluss zu erlangen, der mich zu einer<br />
anderen Berufsausübung berechtigt<br />
hätte (höhere Führungsebene in der<br />
Pflege). Allerdings hat die Arbeit mein<br />
wissenschaftliches Interesse geweckt,<br />
weswegen sich auch meine berufliche
Ausrichtung verändert hat.<br />
Bei meiner Dissertation<br />
geht es mir nun vielmehr<br />
um einen weitreichenderen<br />
Erkenntnisgewinn. Ich will<br />
tatsächlich mehr wissen und<br />
meine Ergebnisse aus der<br />
Arbeit veröffentlichen und<br />
der Scientific Community<br />
zur Verfügung stellen, denn<br />
national gibt es zu diesem<br />
Thema nur sehr wenig. Das<br />
heißt, dass meine Grundlagenforschung<br />
dazu dienen<br />
soll, dass sich andere – seien<br />
es Wissenschaftler*innen<br />
und/oder Praktiker*innen<br />
– anknüpfend Gedanken<br />
machen können, wie man die<br />
Ergebnisse in die Tat umsetzen<br />
kann. Als Lesbe, die<br />
sich auch mit dem eigenen<br />
Alter(n) auseinandersetzt,<br />
möchte ich zusätzlich meinen eigenen<br />
Horizont erweitern. Vielleicht ergeben sich<br />
aus den Interviews auch Ideen, an die ich<br />
gar nicht gedacht hätte.<br />
Wie läuft die Datenerhebung ab?<br />
Die Datenerhebung würde über offene/<br />
halbstrukturierte Interviews erfolgen.<br />
FOTO: CASPAR RAE / UNSPLASH / CC0<br />
Es gibt also kein Frage-Antwort-Spiel,<br />
mehr eine Unterhaltung, wovon eine<br />
Audioaufnahme gemacht wird, die<br />
ich anschließend verschriftliche.<br />
Dabei ist der Datenschutz von ganz<br />
besonderer Bedeutung. Hierzu erhalten<br />
alle Interviewten zuvor noch eine<br />
Datenschutzerklärung sowie ein weiteres<br />
Informationsschreiben.<br />
Alle Informationen werden<br />
entsprechend anonymisiert,<br />
sodass keinesfalls auf<br />
einzelne Personen Rückschlüsse<br />
gezogen werden<br />
können.<br />
Und Menschen welchen<br />
Alters sollten sich<br />
idealerweise melden?<br />
Ich möchte gerne ein großes<br />
Spektrum an Meinungen,<br />
Interessen und Bedürfnissen<br />
abbilden. Deswegen suche<br />
ich nach Teilnehmenden,<br />
die zwischen 1940 und<br />
1970 geboren wurden.<br />
Dabei spielt es keine Rolle,<br />
ob die Personen out leben,<br />
teilweise oder nicht. Je mehr<br />
Perspektiven, desto besser.<br />
Wie erreicht man dich?<br />
Mir ist bewusst, dass bestimmt noch viele<br />
Fragen offen sind. Daher bin ich jederzeit<br />
telefonisch unter 01520-3512745 oder<br />
per <strong>Mai</strong>l unter promotion.lgbti@gmail.com<br />
zu erreichen.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
GESELLSCHAFT 19<br />
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20 GESELLSCHAFT<br />
NACHGEFRAGT<br />
FOTO: RA DRAGON / CC0<br />
QUEER REFUGEES:<br />
Wir schaffen das. Nicht?<br />
Sie sind alarmierend, die<br />
Ergebnisse einer Studie zu den<br />
Gewaltschutzkonzepten in den<br />
Unterkünften für Geflüchtete in<br />
den 16 Bundesländern. Queere Geflüchtete<br />
werden besonders häufig Opfer von<br />
Gewalt und gelten in Deutschland als<br />
schutzbedürftige Gruppe. In den Maßnahmen<br />
der Bundesländer schlägt sich das<br />
nur erschreckend unzureichend nieder, wie<br />
jetzt der LSVD berichtet. Wir fragten bei<br />
Patrick Dörr vom Bundesvorstand nach.<br />
Was hat dich an den Ergebnissen<br />
eurer Studie am meisten überrascht?<br />
Dass zum Zeitpunkt der Studie nur 9 von<br />
den 16 Bundesländern überhaupt über<br />
ein Gewaltschutzkonzept verfügten, war<br />
meiner Mitautorin Alva Träbert und mir im<br />
Grunde klar gewesen. Inzwischen sind es<br />
immerhin elf Landesgewaltschutzkonzepte.<br />
Das heißt aber auch, dass sich fünf<br />
Bundesländer immernoch keine solchen<br />
Vorgaben zum Schutz Geflüchteter gegeben<br />
haben! Überrascht hat mich allerdings,<br />
dass sich auch in den vorliegenden neun<br />
Gewaltschutzkonzepte nur ein Bruchteil<br />
der Schutzmaßnahmen für LSBTI-<br />
Geflüchtete wiederfindet, die bundesweit<br />
als Mindeststandards identifiziert wurden.<br />
Welche Probleme haben queere<br />
Geflüchtete in den Unterkünften?<br />
Das größte Problem ist sicherlich, dass<br />
ein offenes Leben als LSBTI-Person in<br />
den Sammelunterkünften der Länder und<br />
Kommunen praktisch kaum möglich ist. Zu<br />
groß ist einfach die Gefahr, ausgegrenzt<br />
oder Opfer von LSBTI-feindlicher Gewalt<br />
zu werden. Dies bedeutet mitnichten, dass<br />
die anderen Bewohner*innen in der Unterkunft<br />
alle homo- oder transphob sind. Die<br />
Erfahrungen aus unserem bundesweiten<br />
LSVD-Projekt „Queer Refugees Deutschland“<br />
zeigen: Es reicht schon, wenn nur<br />
eine Person massiv LSBTI-feindlich<br />
eingestellt ist, um das Leben in der<br />
Sammelunterkunft zur Hölle zu machen.<br />
Fast alle queeren Geflüchteten versuchen<br />
daher, nicht als queer aufzufallen, viele<br />
isolieren sich vollkommen.<br />
Es scheint ein häufiges Problem zu<br />
sein, dass geflüchtete Queers kein<br />
Vertrauen in staatliche Hilfsangebote<br />
haben. Woran liegt das und was<br />
kann man dagegen tun?<br />
Circa drei Viertel der nach Deutschland<br />
geflüchteten Personen kommen aus<br />
Ländern, in denen der Staat queere Personen<br />
systematisch per Gesetz verfolgt.<br />
Dass queere Geflüchtete dann wenig<br />
Vertrauen in staatliche Hilfsangebote<br />
haben, wundert nicht. Umso wichtiger<br />
ist es daher, dass sie in der Nähe queerer<br />
Organisationen untergebracht werden. Oft<br />
sind dies die einzigen Stellen, in die sie das<br />
nötige Vertrauen haben, um ihre Probleme<br />
anzusprechen.
Um welche Schutzmaßnahmen<br />
geht es?<br />
Unterkünfte müssen allen Geflüchteten<br />
signalisieren, dass lesbisch, schwul oder<br />
trans* zu sein in Deutschland akzeptiert wird.<br />
LSBTI-Geflüchtete müssen auch erfahren,<br />
an wen sie sich diskret innerhalb und<br />
außerhalb der Unterkunft mit ihren Fragen<br />
zur Unterbringung und zum Asylsystem<br />
wenden können. Wichtig ist natürlich auch,<br />
dass die Länder dann auch Möglichkeiten<br />
vorhalten, LSBTI-Geflüchtete gesondert<br />
unterzubringen – hierfür gibt es gute<br />
Beispiele vor allem in einigen Kommunen.<br />
Aber auch in den Sammelkünften können<br />
Mitarbeiter*innen einiges tun, um queere<br />
Bewohner*innen besser zu schützen. Hierzu<br />
muss das Personal – einschließlich der<br />
Security und der Sprachmittlungen – jedoch<br />
entsprechend geschult werden.<br />
Wie haben die Bundesländer abgeschnitten?<br />
Wo gibt es Vorbildliches,<br />
wo eher Suboptimales?<br />
In den vorliegenden Landesgewaltschutzkonzepten<br />
findet sich im Schnitt nicht<br />
einmal ein Drittel der LSBTI-spezifischen<br />
Schutzmaßnahmen wieder, die bundesweit<br />
eigentlich als Mindeststandards für die<br />
Unterbringung identifiziert wurden. Mit 55<br />
% der Schutzmaßnahmen hat das Land<br />
Bremen besonders gut abgeschnitten, während<br />
Sachsen mit nur 5 % das Schlusslicht<br />
der Studie bildet. Gleichzeitig möchte ich<br />
betonen: In unserer Studie geht es erst<br />
einmal nur um die Konzepte. Die Hoffnung<br />
ist hier natürlich, dass diese überarbeitet<br />
werden, sodass sich dann auch die Praxis<br />
verbessert.<br />
An wen richtet sich eure Kritik: An den<br />
Bund oder die Länder? Es gab ja in den<br />
Jahren nach 2015 doch einige bemerkenswerte<br />
Projekte unter anderem<br />
zwischen dem LSVD und dem<br />
Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge (BAMF).<br />
Hat das gar nichts<br />
gebracht?<br />
Die Unterbringung<br />
und somit auch der<br />
Gewaltschutz sind<br />
Ländersache. Für die<br />
Identifizierung vulnerabler<br />
Geflüchteter – somit<br />
auch von LSBTI-Personen<br />
– ist jedoch neben den Ländern<br />
auch das BAMF zuständig. Das<br />
LSVD-Projekt schult das Bundesamt darin,<br />
wie seine Asylverfahrensberater*innen den<br />
besonderen Bedarfen queerer Geflüchteter<br />
begegnen können. Wichtig ist jedoch, dass<br />
GESELLSCHAFT 21<br />
die tatsächlich unabhängige Asylverfahrensberatung<br />
durch die Wohlfahrtsverbände<br />
nicht weiter von dieser Beratung durch das<br />
BAMF verdrängt wird.<br />
Wie würdet ihr die Frage aus der Überschrift<br />
beantworten? Schaffen wir das<br />
mit dem Schutz und der Integration<br />
queerer Geflüchteter?<br />
Um die Frage zu beantworten, müsste man<br />
zunächst noch einmal über die ganzen<br />
Probleme im Asylverfahren reden! Besonders<br />
schlimm finde ich, dass das BAMF immer<br />
wieder Asylanträge beispielsweise<br />
von schwulen Pakistanern oder<br />
Iranern ablehnt; entweder<br />
weil diese angeblich nicht<br />
hinreichend geoutet leben<br />
wollten oder aber, weil die<br />
Strafen in diesen Ländern<br />
– in Iran und Pakistan –<br />
zwar im Gesetz stünden,<br />
aber kaum zur Anwendung<br />
kämen. Im Grunde sagt das<br />
BAMF doch hiermit: Leb weiter<br />
im Schrank, hab niemals öffentlich<br />
eine Beziehung, gründe niemals<br />
eine Familie, tritt niemals für deine Recht ein,<br />
dann passiert dir ja auch nichts.<br />
FOTO: CARO KADATZ<br />
*Interview: Christian Knuth
22 GESELLSCHAFT<br />
POLITIK<br />
FOTO: TORSTEN HERBST / CSD DRESDEN<br />
36 Prozent mehr Hassgewalt:<br />
Kommt jetzt Artikel 3 Grundgesetz?<br />
Laut Innenministerium wurden im<br />
letzten Jahr 728 Straftaten gegen<br />
LGBTIQ* gemeldet. Das ist zum Vorjahr<br />
ein Anstieg um 36 Prozent. 2019 wurden<br />
im Vergleich zum Vorjahr 60 Prozent mehr<br />
Straf- und Gewalttaten gegen LGBTIQ*<br />
verzeichnet. Besondere Aufmerksamkeit<br />
erlangte der schreckliche Terroranschlag<br />
von Dresden. Die Bundestagsfraktion<br />
Bündnis 90/Die Grünen hatte dazu<br />
einen Antrag eingereicht, über den das<br />
Parlament am 24. Februar überraschend<br />
leidenschaftlich debattierte. Es wurde<br />
einmal mehr deutlich, wie fatal das jahrzehntelange<br />
Schweigen der Regierung<br />
zu queerfeindlicher Gewalt sich auf die<br />
Gesellschaft auswirkt.<br />
WORUM GEHT ES?<br />
Der Antrag stellt zwölf Forderungen auf,<br />
unter anderem sieht er die Erfassung von<br />
Hasskriminalität gegen LGBTIQ* bundeseinheitlich<br />
und lückenlos vor. Zudem sind<br />
Sensibilisierung und Prävention auf allen<br />
gesellschaftlichen und staatlichen Ebenen<br />
von Bildung bis Polizei vorgesehen.<br />
DIE AUSSPRACHE IM BUNDESTAG<br />
Ulle Schauws von den Grünen begann<br />
ihre Rede damit, die Regierung für<br />
ihr fehlendes Engagement anzuprangern:<br />
Während ihrer gesamten Existenz habe die<br />
Innenministerkonferenz queerfeindliche<br />
Gewalt noch nie verurteilt oder den<br />
Opfern Unterstützung zugesichert.<br />
Dabei erinnerte sie besonders an<br />
den homofeindlichen und islamistischen<br />
Terroranschlag 2020 in Dresden:<br />
„Frau Bundeskanzlerin, Herr Bundesinnenminister,<br />
Mitglieder der Bundesregierung:<br />
Warum haben Sie sich nicht<br />
geäußert? Warum blieben hier öffentliche<br />
Kondolenzbekundungen aus, die bei<br />
einem solchen Anschlag so wichtig und<br />
so richtig gewesen wären?“<br />
ABLENKUNGSMANÖVER UND<br />
GESPRÄCHSBEREITSCHAFT<br />
VON DER UNION<br />
Dr. Jan-Marco Luczak von der CDU/<br />
CSU beklagte die Blockierung des „Gesetz<br />
zur Bekämpfung des Rechtsextremismus<br />
und der Hasskriminalität“ durch die<br />
demokratische Opposition, insbesondere<br />
die Grünen. Seiner Ansicht nach würden<br />
Queers in besonderem Maße von diesem<br />
Gesetzentwurf profitieren. Hasskriminalität<br />
gegen queere Menschen sei dort inkludiert.<br />
(A. d. R. LGBTIQ* sind im betreffenden<br />
Entwurf nicht explizit benannt. Die<br />
demokratische Opposition hat zudem<br />
verfassungsrechtliche Bedenken. Dies steht<br />
auch im Antrag der Grünen.)<br />
FOTO: ACHIM MELDE / DEUTSCHER BUNDESTAG
FOTO: ANKE JACOB / DEUTSCHER BUNDESTAG<br />
GEBALLTER RASSISMUS, TRANSPHO-<br />
BIE UND MISOGYNIE VON DER AFD<br />
Dr. Bernd Baumann driftete vollständig<br />
ins verschwörungstheoretische Framing<br />
seiner Partei ab, sah Queerfeindlichkeit<br />
nur aus islamistischer Richtung und mutmaßte<br />
gesellschaftszerstörende Pläne<br />
der Grünen als eigentlichen Hintergrund<br />
des Antrages, den er als Angriff auf<br />
konservative Werte begriff:<br />
„Worauf zielen dann aber Ihre Anträge<br />
in Sachen Gender-Gaga, Transsexuelle,<br />
Homosexuelle, Migranten,<br />
People of Color, Black Lives Matter<br />
usw.? Hinter allem steht die neue<br />
Identitätspolitik der Linksgrünen.“<br />
GROKO-SPIELCHEN UM ARTIKEL 3<br />
Dr. Karl-Heinz Brunner betonte, wie<br />
wichtig es sei, in der breiten Gesellschaft<br />
queerfeindliche Ressentiments<br />
abzuschaffen. Brunner widmete sich,<br />
wie auch schon sein Koalitionskollege<br />
Luczak, dem Gesetzesentwurf für<br />
die Erweiterung des Artikels 3 um das<br />
Merkmal sexuelle Orientierung. Er rief<br />
seinen Koalitionskollegen Luczak und die<br />
Union dazu auf, eine Abstimmung über<br />
dieses Gesetz zu ermöglichen.<br />
DEUTSCHLAND HINKT MAL WIEDER<br />
HINTERHER<br />
Dr. Jens Brandenburg von der FDP<br />
weist auf den von der FDP verfassten<br />
Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit<br />
hin, der unter anderem auch die Reform<br />
des Artikels 3 vorsieht. Der FDP-Redner<br />
richtete diesbezüglich ebenfalls ermutigende<br />
Worte an Luczak und die Union.<br />
LINKSGRÜNE EINIGKEIT<br />
Doris Achelwilm von DIE LINKE sicherte<br />
dem Antrag der Grünen die Unterstützung<br />
ihrer Fraktion zu. Sie betonte in ihrer<br />
knappen Rede besonders die Dunkelziffer<br />
von queerfeindlichen Straftaten.<br />
KOMMT ARTIKEL 3 NOCH VOR DER<br />
SOMMERPAUSE?<br />
Zum Schluss bot Dr. Volker Ullrich von<br />
der CSU einen überraschenden wie<br />
auch bemerkenswerten Kompromiss<br />
in der Frage der Grundgesetzänderung<br />
Artikel 3 an:<br />
„Lassen Sie<br />
uns darüber<br />
reden.“<br />
FAZIT<br />
Alle Bundestagsfraktionen außer<br />
der AfD sind sich einig, dass queere<br />
Menschen mehr staatlichen Schutz<br />
brauchen. Obwohl es um den<br />
diesbezüglichen Antrag von Bündnis<br />
90/Die Grünen ging, diskutierten die<br />
anderen Parteien auch Lösungen<br />
außerhalb des Forderungspapiers, wie<br />
den Gesetzesentwurf „Gesetz zur<br />
Bekämpfung des Rechtsextremismus<br />
und der Hasskriminalität“ der Koalition<br />
und den Gesetzesentwurf von Bündnis<br />
90/Die Grünen, DIE LINKE und FDP<br />
für eine Erweiterung des Artikels 3 im<br />
Grundgesetz um das Merkmal sexuelle<br />
Orientierung.<br />
Schaut man* mit etwas Abstand auf<br />
die Dramaturgie der Redner*innen,<br />
besonders der drei von der Regierungskoalition,<br />
scheint sich ein Kuhhandel<br />
abzuzeichnen, der so aussehen könnte:<br />
Die Grünen geben ihre Blockade zum<br />
„Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus<br />
und der Hasskriminalität“<br />
auf und bekommen dafür von der<br />
Union die Freigabe der Abstimmung zur<br />
Erweiterung des Artikels 3.<br />
*Victoria Forkel & Christian Knuth<br />
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24 KULTUR<br />
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Nach dem großen Erfolg in 2020 geht Deutschlands größter LGBT+ Stream „Pride<br />
Live“ im <strong>Mai</strong> dieses Jahres in die zweite Runde. Am Vortag (16.5.) des IDAHOBITs<br />
(Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie) sendet die blu<br />
Mediengruppe auf ihren Social-Media-Kanälen und auf ihren Websites wieder ein<br />
mehrstündiges Programm, bestehend aus Konzerten, Talkrunden, Interviews und politischen<br />
Botschaften. Ausgewählte Inhalte werden außerdem erstmals auf OUTtv ausgestrahlt, das<br />
seit dem 28. Januar Teil von Amazon Prime ist*.<br />
Christopher<br />
Nach einer Programmvorschau startet der<br />
Stream mit unseren „LGBT+ Greetings“: Szenesternchen,<br />
Drags, Künstler*innen, Politiker*innen<br />
und Diversity Netzwerke senden kurze<br />
Botschaften aus ganz Deutschland. Wir zeigen<br />
Interviews mit den lokalen CSD Vereinen und<br />
unterhalten uns im „Pride Talk“ mit Politikern<br />
und Meinungsmachern der Community unter<br />
anderem über den in letzter Zeit wieder häufiger<br />
diskutierten Artikel 3 des Grundgesetzes. Es<br />
wird gefordert den Antidiskriminierungs-Artikel<br />
um die sexuelle Orientierung und geschlechtliche<br />
Identität zu erweitern.<br />
Wir wagen außerdem einen Blick über den<br />
Tellerrand der deutschen LGBT+ Szene hinaus<br />
und sprechen mit Aktivisten in Polen und<br />
im afrikanischen Ghana über die aktuelle<br />
Situation der Queers vor Ort. Erst kürzlich hat<br />
sich die Lage im homophob geprägten Ghana<br />
wieder verschlechtert.<br />
In „My Roots“ erzählen Künstler wie Catherrine<br />
Leclery („Queen of Drags“), Daniel Noël<br />
Fleischmann („Tator“) oder Christian Bojidar<br />
(„Enfant Terrible“) von ihrer ganz persönlichen<br />
Coming-out-Story. Im letzten Jahr war dies<br />
eines unserer erfolgreichsten Formate.<br />
Darüber hinaus haben wir mit „Being<br />
Trans*“ in 2020 ein Format geschaffen, das<br />
transidentitären Menschen zu mehr Sichtbarkeit<br />
verhilft. Auch in der zweiten Edition<br />
von Pride Live wollen wir diese Sendung<br />
fortführen und sprechen mit Brix Schaumburg<br />
(„SUNNY - Wer bist du wirklich?“) über<br />
das ganz normale Leben als Trans*mann in<br />
Deutschland und wie es sich anfühlt seit<br />
Kurzem Vater zu sein.<br />
Für musikalische Unterhaltung sorgen dieses<br />
Mal Christopher aus Dänemark, L_TASHINA,<br />
Eli, Patric Scott und viele weitere Künstler.<br />
Also, Termin im Kalender eintragen und<br />
stream, connect, love!<br />
www.maenner.media<br />
*Seit dem 28. Januar <strong>2021</strong> ist der europäische Fernsehsender<br />
OUTtv bei Amazon Prime als Channel verfügbar und damit<br />
der erste LGBT-Kanal in der Geschichte von Amazon<br />
Deutschland überhaupt, der in das Angebot von Amazon<br />
Prime Video Channels aufgenommen wurde.<br />
Ausgewählte Inhalte unseres Pride Live Streams werden<br />
neben dem Broadcast auf unseren Social-Media-Kanälen<br />
auch auf OUTtv ausgestrahlt.<br />
L_TASHINA<br />
Brix Schaumburg<br />
Catherrine Leclery
GESUNDHEIT<br />
IN HAMBURG<br />
BIOGRAFIE<br />
Olivia Jones<br />
„Mein schrilles Doppelleben“<br />
Sie ist eine der bekanntesten Dragqueens Deutschlands,<br />
umflittert von Stars und Sternchen, Kiez-<br />
Wirtin, RTL-Star und Sat.1-Moderatorin. Ende <strong>April</strong> soll eine<br />
Biografie über die bunte Laute erscheinen: „Olivia Jones:<br />
Ungeschminkt – Mein schrilles Doppelleben“.<br />
„Geschichten von Enttäuschungen, familiären Tragödien, von<br />
Armut, Liebe, Tod, Humor, Skandalen und Durchhaltevermögen“<br />
– Das über 250 Seiten dicke Buch mit 60 Bildern, das<br />
am 21. <strong>April</strong> beim Rowohlt Verlag erscheinen soll, entstand<br />
zusammen mit Lena Obschinsky und verspricht jede Menge<br />
spannender Einblicke auf das sicherlich ungewöhnliche Leben<br />
der Reeperbahn-Größe, die spätestens seit ihrer Teilnahme<br />
an „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ bundesweit<br />
bekannt wurde. Und diese Prominenz auch nutzte, um sich<br />
gegen Rechts und für Queers<br />
einzusetzen. Und vor allem<br />
wurde sie zu einem queeren<br />
Vorbild in Sachen Mut und der<br />
Freude am bunten Leben in all<br />
seinen Facetten. Sie hat viel<br />
erlebt! Und viele getroffen: So<br />
kommen in dem Buch dann<br />
auch Weggefährt*innen wie<br />
TV-Legende Hella von Sinnen,<br />
Porno-Ikone Dolly Buster<br />
und auch Designer Guido<br />
Maria Kretschmer („Shopping<br />
Queen“) zu Wort.<br />
Über Olivia Jones: Die im November 1969 in Niedersachsen<br />
Geborene ist gern gesehener Talkgast, beliebte Moderatorin<br />
und auch mal Model für Marmeladenwerbung. Olivia<br />
Jones betreibt inzwischen mehrere Läden auf der Großen<br />
Freiheit in Hamburg, veranstaltete vor Corona Reeperbahn-<br />
Rundgänge und Hafenfahrten. Ja, den Titel der Königin von<br />
St. Pauli trägt sie zu Recht. Gut zu wissen: Sie ist eine enge<br />
Freundin von Gloria Glamour. *rä<br />
FOTO: Y. SCHMEDEMANN<br />
ÄRZTE<br />
■ Andreas Britz,<br />
Dr. med.Praxisklinik am Rothenbaum,<br />
Privatpraxis, Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />
Lasertherapie, Kosm.-<br />
ästhet. Behandlungen, Allergologie,<br />
Heimhuder Str. 38, & 44809812,<br />
www.dr-britz.de<br />
■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,<br />
Allgemeinmedizin, Reise-Medizin,<br />
HIV, Hepatitis, STD,<br />
Damnmtorstr. 27, & 35715638,<br />
www.dammtorpraxis.de<br />
■ ICH Grindel,<br />
Dr. med. Thomas Buhk,<br />
Dr. med. Stefan Fenske,<br />
Prof. Dr. med. Hans-Jürgen<br />
Stellbrink,<br />
All gemeine und Innere Medizin,<br />
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Grindelallee 35, & 4132 420,<br />
www.ich-hamburg.de<br />
■ ICH Stadtmitte,<br />
Dr. med. Axel Adam,<br />
Stefan Hansen,<br />
PD Dr. med. Christian Hofmann,<br />
Dr. med. Michael Sabranski,<br />
Dr. med. Carl Knud Schewe,<br />
Allgemeine und Innere Medizin,<br />
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Glockengießerwall 1,<br />
& 28004200,<br />
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■ Medizinisches Versorgungszentrum<br />
Hamburg,<br />
Prof. Andreas Plettenberg,<br />
Dr. Albrecht Stoehr,<br />
Prof. Jörg Petersen,<br />
Dr. Peter Buggisch,<br />
HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,<br />
Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg<br />
Haus L, & 28407600,<br />
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■ Urologische Praxis<br />
Oliver Neubauer,<br />
Facharzt für Urologie,<br />
Herthastr. 12, & 64224500,<br />
www.urologe-hamburg.com<br />
■ Schwerpunktpraxis<br />
Nerven-Psyche,<br />
Dr. med. Hans Ramm,<br />
Dr. med. Andrea Oster,<br />
Neurologie, Psychiatrie,<br />
Psychotherapie,<br />
Kreuzweg 7, & 245464,<br />
www.nervenarzt-hh.de<br />
■ Ambulanzzentrum des UKE,<br />
Bereich Infektiologie:<br />
Dr. med. Olaf Degen,<br />
Dr. med. Anja Hüfner,<br />
Dr. med. Sabine Jordan,<br />
Dr. med. Guido Schäfer,<br />
Dr. med. Stefan Schmiedel,<br />
Fachärzte für Innere Medizin, Allgemeinmedizin,<br />
HIV, Hepatitis, STD,<br />
Spezialsprechstunde PrEP, Impfungen,<br />
Infektions- & Tropenkrankheiten,<br />
Universitätsklinikum Hamburg-<br />
Eppendorf, Martinistr. 52,<br />
& 741052831, infektionen@uke.de,<br />
www.uke-infektionen.de<br />
ukeprep.de<br />
■ Josef Stuch,Dr.<br />
All gemeinmedizin,<br />
Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060<br />
■ Dr. med. Martin Eichenlaub,<br />
Facharzt für Neurologie,<br />
Nervenheilkunde, Psychiatrie u.<br />
Psychotherapie,<br />
Elbgaustr. 112., & 841084,<br />
www.nervenarzt-eichenlaub.de<br />
■ Dr. Roy Heller,<br />
Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,<br />
Suchtmedizin, Psychotherapie,<br />
HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36,<br />
& 4300890<br />
■ Dr. med. Welf Prager & Partner,<br />
Dermatologie,<br />
ästhetische Dermatologie,<br />
operative Dermatologie,<br />
Allergologie, Phlebologie,<br />
Lasermedizin,<br />
Hemmingstedter Weg 168,<br />
& 040 81 991 991<br />
www.derma-hamburg.de<br />
ZAHNÄRZTE<br />
■ Martin Schuh,<br />
Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,<br />
www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />
■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,<br />
Holsteiner Chausee 267, & 55505962,<br />
www.zahnaerzte-schnelsen.de<br />
COACHING<br />
■ Markus Bundschuh,<br />
Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />
(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />
& (0179) 5270700,<br />
www.therapie.de/psychotherapie/<br />
bundschuh<br />
■ Ruthemann Coaching,<br />
Heilpraktiker f. Psychotherapie,<br />
Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,<br />
www.ruthemann-coaching.de<br />
■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,<br />
Systemischer Berater&Therapuet<br />
DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,<br />
& 04532-2045500,<br />
www.familyspirits.de<br />
APOTHEKEN<br />
■ Apotheke am H auptbahnhof,<br />
Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,<br />
& 241241<br />
■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,<br />
Lange Reihe 39, & 245044<br />
■ Epes Apotheke,<br />
Lange Reihe 58, & 245664<br />
PSYCHOTHERAPIE<br />
■ Markus Bundschuh,<br />
Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />
(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />
& (0179) 5270700,<br />
www.therapie .de/psychotherapie/<br />
bundschuh<br />
■ Christian Perro, Dr. med.,<br />
Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,<br />
& 464554<br />
■ Kurt Strobeck,<br />
Dr. med. Facharzt Psychiatrie und<br />
Psychotherapie, Ferdinandstr. 35,<br />
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26 PEOPLE<br />
Gute<br />
NACHGEFRAGT<br />
Laune<br />
joshdem804 aka Jochen aus<br />
Essen hat sich auf Instagram<br />
eine solide und wachsende Fangemeinde<br />
aufgebaut. Wir fragten mal<br />
nach.<br />
Wie hat Corona deinen Alltag<br />
verändert?<br />
Eigentlich gar nicht. Ich arbeite im Vertrieb in<br />
der IT-Branche und habe einen 100 Prozent<br />
Homeoffice-Job. Das heißt, ich arbeite nicht<br />
erst seit Corona im Homeoffice. Daher hat<br />
sich beruflich nichts verändert und ich habe<br />
auch keine Kurzarbeit, eher im Gegenteil.<br />
Privat ist das schon etwas anders. Da ich<br />
Single bin, bin ich eigentlich immer alleine<br />
und sehe, wie viele andere auch, Familie und<br />
Freunde so gut wie gar nicht. Meine Familie<br />
dank Social Media<br />
wohnt etwas weiter weg und ein Teil meiner<br />
Freunde hat Familie und/oder ist Risikogruppe,<br />
und da will ich keinen gefährden.<br />
Wie und wo hältst du dich so fit?<br />
Da ich in der Stadt wohne, gehe ich jeden<br />
Weg zum Supermarkt zu Fuß. Ansonsten<br />
habe ich wieder angefangen (nach längerer<br />
Pause), zu Hause Gym zu machen. Sprich,<br />
diverse Übungen mit Kurzhanteln, Sit-ups,<br />
Planking usw. Das mache ich in der Regel<br />
nach der Arbeit täglich mindestens 60<br />
Minuten zu Hause.<br />
Interessanterweise ist mir aufgefallen, dass<br />
ich in den letzten Wochen weniger bis<br />
kaum noch Fertiggerichte esse, sondern<br />
frisch koche. Überwiegend mit Puten- oder<br />
Hähnchenbrust, Reis, Vollkornnudeln und<br />
Kartoffelgerichte. Ich versuche schon, etwas<br />
auf Kalorien zu achten, aber das klappt<br />
nicht immer, und ganz auf Schokolade und<br />
Energydrinks verzichten kann ich nicht. Und<br />
ich bin ein absoluter Coke-Zero-Junkie.<br />
Deine Fangemeinde auf Instagram<br />
wächst, was macht den Reiz von Insta<br />
aus?<br />
Fangemeinde finde ich schon einen recht<br />
hochtrabenden Begriff. Ich bin einfach nur<br />
ein normaler Kerl. Standard 08/15. Vielleicht<br />
ist das mit ein Grund, warum mir die Menschen<br />
folgen, weil ich normal bin und man<br />
sich mit mir deswegen identifizieren kann.<br />
Aber klar, ich freue mich, wenn ich positives
PEOPLE 27<br />
Feedback erhalte, und es macht Spaß, sich mit anderen<br />
Menschen auszutauschen (egal ob es Freunde sind,<br />
Insta-Freunde oder Follower). Ich denke, das ist das Coole<br />
an Insta. Du kannst dich locker mit anderen verknüpfen und<br />
austauschen, und ich nutze es auch, um bzgl. Nachrichten<br />
auf dem Laufenden zu bleiben.<br />
Du lebst in Essen. Was magst du an der Stadt<br />
besonders?<br />
Ich bin in einem kleinen 160-Seelen-Dorf groß geworden.<br />
Da kennt jeder jeden und mein Vater wusste am nächsten<br />
Tag immer, was ich abends gemacht habe, wo ich war und<br />
mit wem. Da ist das Stadtleben anders. Du kannst mehr<br />
machen. Egal ob in ein Restaurant oder eine Bar gehen, Kultur,<br />
feiern und natürlich Gym. Alles ist viel leichter erreichbar<br />
und zu machen, und natürlich ist in einer Großstadt alles<br />
etwas anonymer. Auch das Dating ist einfach leichter als<br />
aufm Dorf oder in einer Kleinstadt, aber leichter heißt nicht<br />
zwangsläufig auch besser.<br />
Worauf freust du dich gerade?<br />
Aktuell freue ich mich sehr darauf, wenn das Bild geliefert<br />
wird, das ich für mein Wohnzimmer bestellt habe! Am<br />
meisten freue ich mich aber darauf, wenn Corona vorbei<br />
ist und ich mit meinen Freunden mal wieder was essen<br />
und trinken gehen kann, wenn das Gym wieder öffnet und<br />
wenn ich wieder reisen kann.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.instagram.com/joshdem804
28 PEOPLE<br />
UNSER MANN FÜR DEN ESC<br />
Es sind noch ein paar Wochen<br />
hin, aber im <strong>Mai</strong> soll es soweit<br />
sein, der „Eurovision Song Contest“, jeder<br />
Musikwettbewerb, der uns Lena brachte,<br />
ABBA zu Weltstars und Dana, Verka<br />
und Conchita zu queeren Heldinnen<br />
machte, soll stattfinden. Mit einem<br />
neuen Kandidaten für Deutschland.<br />
Der Wahlberliner Musical-Darsteller und<br />
Singer-Songwriter Jendrik Sigwart soll<br />
<strong>2021</strong> für Deutschland in Rotterdam beim<br />
Eurovision Song Contest antreten und<br />
sein funkiges „I Don‘t Feel Hate“ – singen.<br />
Der gebürtige Hamburger Queer hatte<br />
sich ganz frech und äußerst überzeugend<br />
via Instagram beworben, nachdem<br />
der eigentlich geplante Vorjahreskandidat<br />
Ben Dolic seinen Rückzug bekannt<br />
gegeben hatte. Gelernt hat Jendrik<br />
sein Können am lnstitut für Musik der<br />
Hochschule Osnabrück, zu sehen war er<br />
unter anderem schon bei „Hairspray“ in<br />
Dortmund, „Wahnsinn! Das Musical“ und<br />
„Berlin, Berlin“. *rä<br />
www.instagram.com/mynameis_jendrik<br />
KLATSCH<br />
& STERNE<br />
SCHWULE KUNST<br />
Den Dresdner Künstler Søren<br />
Zschocke haben wir dir schon<br />
einmal mit einem Interview nähergebracht.<br />
Jetzt hat er ein neues Projekt am Start:<br />
art.berghain. „Kunst hat immer auch mit<br />
Freiheit zu tun, und Freiheiten gab es<br />
vor Corona im Berghain auch zu erleben.<br />
Wenn jetzt die Kunst wieder gehen darf<br />
und nur die Party wiederkäme, so ist das<br />
für mich unglaubwürdig. Kunst darf alles,<br />
begeistern und provozieren. So auch das<br />
Berghain, aber nur gemeinsam mit den<br />
Kunstwerken“, so der Künstler. *rä<br />
www.instagram.com/art.berghain,<br />
www.instagram.com/studiozschocke<br />
FROM AUSTRIA WITH LOVE:<br />
QUEER RAINBOW FAMILY<br />
Eine 28-jährige Österreicherin aus<br />
Tirol gründete im Juni 2019 die Facebook-<br />
Gruppe „Queer Rainbow Family“, inzwischen<br />
ist es ein Erfolgsprojekt mit 6.300 Mitgliedern,<br />
einer monatlichen Interaktionszahl von<br />
ca. 100.000 Reaktionen, 65.000 Kommentaren<br />
und 1.800 Beiträgen. Hut ab! Was macht<br />
das Projekt denn so besonders? „Wir sind<br />
eine Facebook-Gruppe, die sich von anderen<br />
in vielen Dingen unterscheidet, beispielsweise<br />
veranstalten wir (wenn nicht gerade<br />
Corona ist) monatliche Gruppentreffen, die<br />
in ganz Deutschland und Österreich verteilt<br />
sind, bisher hatten wir ca. 11 Gruppentreffen
PEOPLE 29<br />
mit bis zu 50 Teilnehmern. Des Weiteren unterscheidet sich<br />
unsere Gruppe mit eigenem Merchandising, welches ich<br />
vor ein paar Monaten ins Leben gerufen habe. Viele unserer<br />
Mitglieder sind einsam und haben Angst, sich der Außenwelt<br />
so zu zeigen, wie sie sind“, so Bettina Scherwitzl via E-<strong>Mai</strong>l.<br />
„Unsere Gruppe hat ihnen so viel Rückhalt und Sicherheit<br />
gegeben, dass sie sich tatsächlich so zu leben trauen,<br />
wie sie es schon immer wollten, und als Unterstützung<br />
trugen sie unsere Mütze mit Logo oder Schlüsselanhänger,<br />
Armbänder ... Viele junge Mitglieder haben in der Schule<br />
unsere Kugelschreiber dabei. Andere tragen unser Shirt und<br />
wiederum andere trinken aus unserer Tasse, wenn sie sich<br />
zu Hause einsam fühlen. Andere finden ihre große Liebe!<br />
Beim Schreiben dieser Zeilen habe ich Gänsehaut, weil es<br />
einfach so unfassbar berührend ist, was man im Leben mit<br />
einer tollen Community erreichen kann“, fährt sie fort. „Unser<br />
bisheriges Merch ist derzeit ausverkauft, die Erlöse spendete<br />
ich an Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Regenbogen<br />
Kinderhospiz oder 4 Pfoten. Die Zeit für Produktion, Versand<br />
usw. habe ich natürlich ehrenamtlich investiert.“ Klasse, sollte<br />
man unterstützen! *rä<br />
www.queer-rainbow-family.lgbt,<br />
www.facebook.com/QueerRainbowFamily<br />
SO EIN SEXY FINNE<br />
Mit Tomi Saario schickt<br />
das dünn besiedelte Waldland<br />
Skandinaviens einen Künstler<br />
ins Rennen, der sich deutlich von<br />
Landsmännern wie Lordi, Jimi Tenor<br />
oder den Leningrad Cowboys unterscheidet.<br />
Der Singer-Songwriter Tomi<br />
Saario überzeugt mit bluesigem Pop und<br />
Model-Optik. Über seine neue Single „Someone Like You“<br />
verrät der Musiker via E-<strong>Mai</strong>l: „Die Inspiration für diesen Song<br />
lag weniger in meinen Erfahrungen als vielmehr darin, mich<br />
musikalisch von einer Mischung aus Alt und Neu inspirieren<br />
zu lassen. Für mich ist ‚Someone Like You‘ wie das liebe Kind<br />
von ‚Sexual Healing‘ (Marvin Gaye) und ‚Can‘t Feel My Face‘<br />
(The Weeknd). Ich mag den Gedanken, dass die Zukunft der<br />
Musik oft in der Vergangenheit zu finden ist. Ich möchte auch<br />
ein großes Lob an HitImpulse aussprechen, die meine Vision<br />
erkannt haben und den Track dope klingen lassen“. Popmusik,<br />
die den Frühling noch herrlicher macht, die Sorgen vertreibt<br />
und entstresst ... Eigentlich kommt solch schöner Pop ja<br />
meist aus Schweden, die finnische Kunstszene setzt meist<br />
mehr auf Rock und dunklen Elektro. Tomi Saario zeigt uns die<br />
andere Seite dieses kreativen Lands. Kiitos! *rä<br />
www.facebook.com/TomiSaariomusic<br />
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ZEITREISE MIT NEIL UND CHRIS<br />
Am 23. <strong>April</strong> wird „Discovery: Live in Rio 1994“<br />
erstmals digital als 2CD und DVD veröffentlicht.<br />
Die Pet Shop Boys hatten damals nach ihrer umjubelten, wie<br />
gleichzeitig aber auch finanziell völlig aus dem Ruder gelaufenen<br />
Megaproduktion „Performance“ einfach Lust auf Tanzen.<br />
Und wohl auch damit dieses für die Pop-Perfektionisten<br />
so ungewöhnlich spontane Erlebnis seine Goldjacket- und<br />
Go-Go-Schweiß-Patina nicht einbüße, entschieden sie sich<br />
für eine DVD in „normaler“ TV-Auflösung ohne HD-Chi-Chi.<br />
Das muss man* sacken lassen. Am besten mit Magaritas,<br />
Champagner und Rotwein. Und mit „One in a Million/Mr<br />
Vain“, „It‘s a Sin“, „Paninaro“ (Chris dancing!) und „Can You<br />
Forgive Her?“. *ck/rä<br />
www.petshopboys.co.uk<br />
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Ein Start-up aus der Hansestadt überzeugt mit Design und Idee. Hier<br />
erfährst du mehr über fabriq., das aus den übrig gebliebenen Stoffrollen<br />
der Modeindustrie Neues macht.<br />
FOTOS: FABRIQ.<br />
So geht Nachhaltigkeit! Die Weltweite<br />
Fashion-Welt geht gerne großzügig<br />
mit Ressourcen und Materialien um,<br />
nicht alles wird verwendet, vieles wird<br />
verschwendet, das belastet Umwelt und<br />
Mensch. Klasse, dass immer mehr Labels<br />
(bisher meist kleine) auf Nachhaltigkeit<br />
setzen und sich nicht scheuen, „Reste“<br />
zu verwenden.<br />
„Durch die begrenzten Stoffmengen von<br />
meist nur 30 bis 100 Metern, handelt es<br />
sich bei fabrıq. im wahrsten Sinne des<br />
Wortes um individuelle Kollektionen und<br />
keine Ware von der Stange“, verrät das<br />
Team via E-<strong>Mai</strong>l. „Die einzelnen Entwürfe<br />
sind geprägt von Minimalismus in der<br />
Gestaltung und folgen bewusst keinen<br />
saisonalen Trends. Die Weiterentwicklung<br />
der Kollektionen wird getrieben durch<br />
die verfügbaren Stoffe – die Wertigkeit,<br />
Haptik und der Look dieser steht für<br />
fabrıq. im Mittelpunkt“. Gründer und<br />
CEO des Mode-Start-up, Jan Seidel,<br />
will Herrenmode anbieten, ohne die<br />
gebeutelte Natur noch mehr zu belasten.<br />
Also verwenden er und sein Team übrig<br />
gebliebene Stoffe französischer und<br />
italienischer Haute-Couture-Labels. Herausgekommen<br />
sind klassische Schnitte<br />
und Designs, die Lust machen, sich neu<br />
einzukleiden – ganz ohne schlechtes<br />
Gewissen. *rä<br />
www.fabriq.de<br />
WIEDER DA<br />
Haspa-Filiale ist jetzt<br />
Nachbarschaftstreff<br />
Eigentlich wollten Guido Dittkuhn und sein Team die<br />
Wiederöffnung der Haspa an der Langen Reihe 14<br />
groß feiern. Alternativ lud der Filialleiter als Gast Jane Doe<br />
ein, um die Räume online vorzustellen. Er betont:<br />
„Wir sind Teil des Stadtteils und der<br />
Community. Das möchten wir auch<br />
durch die Gestaltung zeigen.“<br />
Im Erdgeschoss werden die Gäste am offenen Tresen<br />
empfangen, der an eine Hotellobby erinnert. Oben<br />
herrscht Wohnzimmer-Atmosphäre: In der Lounge<br />
Regenbogen kann man sich auf Sofas lümmeln und die<br />
Illustration von Tulio Barrios bewundern. Jeder Raum<br />
ist anders gestaltet. An der Stadtteilwand sowie auf<br />
einer Sonderfläche können sich Vereine und Betriebe<br />
aus der Nachbarschaft präsentieren. Am großen Tisch<br />
soll es Veranstaltungen geben, sobald es geht – von<br />
Vorträgen über Lesungen bis zu Konzerten. Bis dahin<br />
wird zu Online-Events auf haspa-veranstaltungen.de<br />
eingeladen. Guido & Co. sind für Anregungen offen:<br />
„Welche Themen interessieren Euch? Schreibt mir an<br />
guido.dittkuhn@haspa.de.“<br />
Blick in die Lounge mit Sofas:<br />
In seiner Illustration hat<br />
Tulio Barrios die Vielfalt des<br />
Stadtteils eingefangen<br />
Platz zum Plauschen,<br />
für Infos und Veranstaltungen:<br />
die Stadtteilwand<br />
mit großem Holztisch<br />
Filialleiter Guido Dittkuhn<br />
und Gast Jane Doe führten<br />
in einem Online-Event durch<br />
die neuen Räume
ALLES, WAS DU FÜR DEN<br />
URLAUB WISSEN MUSST!<br />
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Spartacus Traveler erscheint in der DMA –<br />
Deutsche Media Agentur & Verlag GmbH<br />
Degnerstr. 9b, 13053 Berlin / Germany
32 REISE<br />
KREUZFAHRT<br />
The Second Coming<br />
Die deutschsprachige Gay Cruise<br />
Endlich ist es so weit. Nach verschiedenen<br />
Anläufen, die durch Umstrukturierungen<br />
unserer Partnerreedereien<br />
ergebnislos blieben, stechen wir<br />
wieder in See. Termin ist der 8. bis<br />
18. Februar 2022 mit einer Route vor<br />
der afrikanischen Küste. Bei deutlich<br />
über 20 Grad im Schatten und acht<br />
Sonnenstunden pro Tag kann man den<br />
Winter hinter sich lassen und Wärme<br />
tanken. Gleichzeitig sind es angenehme<br />
Temperaturen für Ausflüge.<br />
Es wird die zweite Gay Cruise der blu<br />
Mediengruppe mit ihren Magazinen blu,<br />
gab, LEO, <strong>hinnerk</strong> und rik sowie dem zum<br />
Verlag gehörenden Spartacus. Getreu<br />
dem Motto, dem schwulen Reisenden das<br />
beste Produkt zum besten Preis zu bieten,<br />
werden die Angebote bereits bei 999<br />
Euro pro Person starten. An Bord werden<br />
wieder zahlreiche Stars der Community<br />
sowie bekannte DJs für zehn Tage beste<br />
Urlaubsstimmung sorgen. Die Cruise wird<br />
ohne Social-Distancing-Maßnahmen<br />
und Maskenpflicht durchgeführt. Daher<br />
muss jeder Gast spätestens 14 Tage vor<br />
der Abfahrt eine abgeschlossene Covid-<br />
Impfung oder Immunitätsbescheinigung<br />
nachweisen.<br />
Vasco da Gama – das umweltfreundliche<br />
Boutique-Schiff<br />
Der Partner ist die renommierte Reederei<br />
nicko cruises mit ihrem Schiff Vasco da<br />
Gama. Das Schiff wurde 1993 als Statendam<br />
durch die Holland-America Line<br />
in Dienst gestellt. Mit einer Breite von 30<br />
Metern und 219 Meter Länge verfügt das<br />
Schiff über neun Passagierdecks und Platz<br />
für knapp 1.300 Passagiere. Von den 630<br />
Kabinen sind nur 129 im Inneren angelegt.<br />
Alle anderen sind Außenkabinen, davon<br />
150 mit Balkon.<br />
Mit 55.000 Bruttoregistertonnen bietet sie<br />
ein Verhältnis von 1 zu 43 pro Passagier<br />
und verfügt über zwei Pool-Areale. Eines<br />
befindet sich prominent am Heck des<br />
Schiffes mit einer großzügigen Liegefläche.<br />
Das andere ist mittschiffs und mit<br />
einem fahrbaren Dach ausgestattet, über<br />
das in der Kreuzfahrt nur eine verschwindend<br />
kleine Zahl von Schiffen verfügt.<br />
Echte Qualität zeigt sich in der Regel bei<br />
dem Restaurant-Angebot. Auch hier spielt<br />
die Vasco da Gama in der Oberliga. Sie<br />
verfügt über drei À-la-carte-Restaurants,<br />
unter denen insbesondere das asiatisch<br />
ausgelegte Dragon Lady mit Liebe zum<br />
Detail überzeugt. Dazu gehören auch
REISE 33<br />
stilechte japanische Tische auf Bodenhöhe. Aber auch<br />
das Buffet-Restaurant Pantry sticht konzeptionell<br />
hervor. Es erinnert eher an einen Food Court, der<br />
verschiedene Stile an unterschiedlichen Stationen<br />
vereint. Dazu zählen ein Mexikaner, ein Inder, ein Asiate<br />
sowie eine Gartenbar mit Salaten, ein Süßwarenladen<br />
für Desserts und ein Fleischgrill. Dieser konzeptionelle<br />
Ansatz findet sich auch bei den zahlreichen Bars<br />
und seinen Höhepunkt in der rundum verglasten<br />
Aussichtslounge The Dome. Hinzu kommt ein edler<br />
Wellness-Bereich mit Sauna und Dampfbad, ein großes<br />
Fitness-Center und Sportflächen auf den Außendecks.<br />
Das Show-Theater Hollywoods erstreckt sich über zwei<br />
Decks.<br />
Die Reederei hat gerade die Dieselmotoren der<br />
Vasco da Gama mit einer neuer Treibstoffanlage<br />
ausgestattet. Zurzeit unterscheidet man zwischen<br />
dem bislang gebräuchlichen Schweröl, das noch von<br />
fast allen Schiffen verwendet wird, auf der einen<br />
Seite bis hin zum modernen Flüssiggas (LNG) auf der<br />
anderen Seite. Da bislang die Häfen im Rückstand sind,<br />
entsprechende LNG-Betankung anzubieten, setzen<br />
einige Reedereien eine weitgehend schadstoffreduzierte<br />
Variante ein, die sich MGO (Marine Gas Oil)<br />
nennt. nicko cruises ist der vierte Anbieter weltweit,<br />
der mit einer hohen Investition seinen Antrieb darauf<br />
umgerüstet hat. Außerdem hat das Schiff einen<br />
Stickoxidkatalysator (SCR) auf Harnstoff-Wasser-Basis<br />
erhalten. Damit teilt sich die Vasco da Gama künftig<br />
den Platz 1 beim Kreuzfahrtranking des NABU zusammen<br />
mit Ponant. Zusätzlich wurde auf dem Schiff ein<br />
neues Abwassersystem der deutschen Firma MARTIN<br />
Systems GmbH installiert, das Schwebstoffe ohne<br />
Einsatz von Chemikalien auf null reduziert.<br />
Mehr Infos unter www.spartacus.cruises<br />
Gran Canaria - Madeira - Lanzarote - La Palma - La Gomera - Gran Canaria
34 REISE<br />
LUZERN<br />
Art Deco Hotel Montana<br />
Ausgezeichnet als das beste 4-Sterne-Stadthotel der<br />
Schweiz, bietet das auf einer Anhöhe gelegene Art Deco Hotel<br />
Montana eine grandiose Aussicht über den Vierwaldstättersee<br />
und die ihn umgebende Bergkulisse.<br />
Die vor dem Eingang wehende Regenbogenfahne macht deutlich:<br />
Hier ist jeder willkommen. Ab <strong>Mai</strong> verwandelt sich die große<br />
Dachterrasse in einen „Beach Club“, der zu den angesagtesten<br />
Sommer-Treffpunkten Luzerns zählt. Wer auch im Winter die<br />
Aussicht im Freien genießen möchte, wählt eine der zehn<br />
Penthouse-Suiten mit einem privaten Outdoor-Whirlpool.<br />
Das Restaurant Scala bietet neben seinem Panoramablick<br />
mediterrane Küche auf Spitzenniveau und ist bekannt für sein<br />
sonntägliches Brunch-Buffet.<br />
Adligenswilerstraße 22, Luzern, Schweiz, www.hotel-montana.ch<br />
SÜDTIROL<br />
Bergwellness<br />
FOTOS: GITSCHBERG.IT<br />
1.400 Meter über dem Alltag: Das Boutiquehotel Gitschberg<br />
ist mit seinen 38 Zimmern ein Haus mit Herz und<br />
Seele, mit Sinn fürs Schöne und Gute. Viel Licht, warme<br />
Farben und natürliche Materialien geben dem Einfachen<br />
mehr Raum und lassen die einmalige Panoramasicht über<br />
die Dolomiten besonders gut wirken.<br />
Tief verwurzelt mit der Südtiroler Natur und Tradition hat<br />
Familie Peintner auf dem Sonnenhochplateau von Meransen<br />
einen Freiraum zum Durchatmen geschaffen. Ökologisch<br />
nachhaltig und mit höchster Achtung vor den heimischen<br />
Ressourcen. Die Architektur erinnert an die urigen Heustadel<br />
der Almenregion Gitschberg-Jochtal. Im ganzen Haus duftet<br />
es herrlich nach Zirbe und Lärche. Besonders beeindruckend<br />
sind die „Gassla“ Spa Suiten mit privater Bergsauna und<br />
Wellnessloggia zum Wald hin. Aber auch der panoramareiche<br />
Fenilia Spa bietet Tiefenentspannung und Bergwellness der<br />
besonderen Art. Die Saunalandschaft schenkt sprudelnde<br />
Lebenskraft, während das Panoramabad die Sinne mit<br />
klarem Gebirgsquellwasser erfrischt. Die Behandlungen sind<br />
naturheilkundlich inspiriert und basieren auf den naturreinen<br />
Wirkstoffen der alpinen Bergwelt. Mit der Kraft und Energie<br />
der Natur, des Waldes und der Wiesenkräuter werden Körper,<br />
Geist und Seele gleichermaßen berührt. *dax<br />
www.gitschberg.it
meine<br />
gay<br />
cruise<br />
Gran Canaria - Madeira -<br />
Lanzarote - La Palma - Gomera -<br />
Gran Canaria FEBRUAR 2022<br />
Alle neuen Infos im Newsletter unter<br />
www.mcruise.de/newsletter
REISE<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/VLADORLOV<br />
COMMUNITY<br />
Schwuler Reisen<br />
Bereits seit zwanzig Jahren ist<br />
die LGBTIQ*-Bettenbörse Enjoy<br />
Bed and Breakfast (ebab) in der<br />
Community aktiv und hat sich<br />
als beliebte Alternative zu Hotels<br />
bzw. Vermittlungsplattformen von<br />
Privatunterkünften etabliert. Dank<br />
des umfangreichen Netzwerks<br />
konnten über die Jahre zahlreiche<br />
Besucher an Gastgeber in über<br />
siebzig Ländern vermittelt werden.<br />
Das Angebot von ebab ist insbesondere<br />
für jüngere Menschen<br />
interessant. Bei Preisen ab bereits<br />
25 Euro pro Nacht stellt ebab eine<br />
seriöse und sichere Alternative<br />
zum Couchsurfing dar. So kann die<br />
junge LGBTIQ*-Generation Städte<br />
und Länder entdecken, neue<br />
Freunde finden und Abenteuer<br />
erleben, ohne dabei das Budget<br />
zu sprengen. Aktuelle Infos zu<br />
Buchungs- und Stornobedingungen<br />
finden sich auf der Website.<br />
www.enjoybnb.eu<br />
KEY WEST<br />
Neuer LGBTIQ*-Guide<br />
Sommer, Sonne, schwule Szene<br />
– die Florida Keys mit Key West<br />
gelten als einer der bekanntesten<br />
LGBTIQ*-Urlaubsorte der<br />
USA. Mit einem neuen Guide<br />
macht die Inselkette im Süden<br />
Floridas Lust auf einen Nach-<br />
Corona-Besuch. Vier Jahre<br />
Twitter-Tiraden, Missachtung<br />
demokratischer Normen und<br />
Beschneidung von LGBTIQ*-<br />
Rechten waren genug. Mit<br />
der Wahl von Joe Biden zum<br />
46. Präsidenten der Vereinigten<br />
Staaten von Amerika halten<br />
der Stolz auf Diversität und<br />
der Respekt voreinander<br />
wieder Einzug in die US-Politik.<br />
Der von der Corona-Krise<br />
gebeutelten Tourismusindustrie<br />
kann das nur guttun. LGBTIQ*-<br />
Urlaubshochburgen wie die<br />
Florida Keys stehen jedenfalls<br />
schon in den Startlöchern,<br />
um Besucher aus aller Welt<br />
zu begrüßen. Ein neuer Guide,<br />
FOTO: MONROE COUNTY TOURISM DEVELOPMENT COUNCIL<br />
den es auf der deutschen<br />
Website des Tourismusbüros<br />
der Florida Keys & Key West als<br />
Download gibt, macht Lust auf<br />
einen Besuch der tropischen<br />
Inselkette, informiert über die<br />
verschiedenen Regionen der<br />
Florida Keys und gibt zahlreiche<br />
Tipps für Natur-, Kultur- und<br />
Szeneerlebnisse. Key West hält<br />
vom erstklassigen Restaurant<br />
über Livemusik und Szenebars<br />
bis hin zum weißen Sandstrand<br />
für jeden etwas bereit. Die<br />
Resorts für Schwule und<br />
Lesben wie etwa das Island<br />
House sind legendär. Dragshows,<br />
schwule Bootstouren,<br />
nächtliche Partys, Strände,<br />
FKK-Resorts und die einzigartige<br />
LGBTIQ*-Trolley-Tour<br />
machen Key West zu einem der<br />
schönsten Urlaubsziele für die<br />
Community. *dax<br />
www.fla-keys.de<br />
Rainbow Sommercamp<br />
Trotz der aktuellen Corona-Situation und mit Hoffnung<br />
auf eine Besserung ab Frühjahr haben die Veranstalter<br />
des „Rainbow Camping Weekend“ ihren Termin geplant.<br />
Vom 4. bis 6. Juni soll das vierte LGBTIQ*-Sommercamp<br />
auf dem FKK-Campingplatz am Rätzsee stattfinden. Im<br />
letzten Jahr waren rund achtzig Camper und Camperinnen<br />
aus ganz Deutschland dabei, in diesem Jahr rechnen<br />
die Organisatoren und Campingplatz-Inhaber Fabian<br />
und Martin mit noch mehr Teilnehmenden. Unter dem<br />
Motto „Von der Community für die Community“ verbindet<br />
der Event Mensch und Natur: Die Leidenschaft fürs<br />
Camping, gemeinsame Erlebnisse und die Natur stehen<br />
im Vordergrund des Wochenendes. Der FKK-Campingplatz<br />
am Rätzsee liegt idyllisch in der Mecklenburgischen<br />
Seenplatte und ist von Hamburg in gut zwei Stunden<br />
und von Berlin in weniger als zwei Stunden erreichbar.<br />
Es gibt Stellplätze fürs Zelt, den Bulli, das Wohnmobil<br />
oder den Caravan sowie vier vollausgestattete Miet-<br />
Wohnwagen und eine Ferienwohnung. Die Region lädt<br />
ein zu ausgedehnten Wanderungen und Paddeltouren in<br />
unberührter Natur. Der See selbst ist motorbootfrei und<br />
ideal zum Schwimmen oder Stand-up-Paddeln, eine<br />
Sauna am See lässt zum Relaxen ein – beste Voraussetzungen<br />
also für ein entspanntes und erlebnisreiches<br />
Wochenende. *dax<br />
www.raetzsee.de/rainbow<br />
DEUTSCHLAND<br />
FOTO: NORBERT SANDER
REISE<br />
FOTO: TOBIAS JØRGENSEN<br />
KOPENHAGEN<br />
Die Welt feiert<br />
FOTO: DAX<br />
Dänemarks Hauptstadt bereitet sich auf<br />
den größten LGBTIQ*-Event des Jahres<br />
vor. Komme, was wolle – so versprechen<br />
es zumindest die Veranstalter. In welcher<br />
Form und mit welchen Beschränkungen,<br />
wird sich in den Wochen vor dem<br />
Sommer zeigen.<br />
Royale Unterstützung<br />
Im Idealfall sollen bis zu 750.000 Besucher<br />
zwischen dem 12. und 22. August nach<br />
Kopenhagen und in die auf der schwedischen<br />
Seite des Öresund gelegene Stadt<br />
Malmö kommen, um dort unter dem Titel<br />
„Copenhagen <strong>2021</strong>“ sowohl den WorldPride<br />
als auch die EuroGames zu feiern. Neben<br />
den Schwerpunkten Sport, Feiern und<br />
Kultur wird es zusätzlich eine hochkarätig<br />
besetzte Menschenrechtskonferenz zum<br />
Thema LGBTIQ* geben. Dank des Einsatzes<br />
der dänischen Kronprinzessin Mary als<br />
Schirmherrin ist bereits schon jetzt internationale<br />
Aufmerksamkeit garantiert. Der<br />
Platz vor Kopenhagens Rathaus wird dabei<br />
als zentrale Anlaufstelle fungieren. Neben<br />
einem Pride Village steht hier auch die<br />
große Bühne für diverse Liveacts, und auch<br />
die Eröffnungs- und Abschluss-Zeremonie<br />
werden auf dem Rathausplatz stattfinden.<br />
Malmö bietet ebenfalls ein vielfältiges<br />
Angebot, etwa mit einer Eurovision Night<br />
und einem Pride Park.<br />
Spielplatz der Kreativszene<br />
Wer nebenbei noch Zeit findet oder gleich<br />
ein anderes Reisedatum wählt, sollte<br />
einen Abstecher zu Kopenhagens neuster<br />
Trend-Location machen. Etwa zwanzig<br />
Minuten mit dem Stadtbus braucht es,<br />
bis man den auf einer Halbinsel gelegenen<br />
Stadtteil Refshaleøen erreicht. Alternativ<br />
gibt es auch öffentliche Fähren, die vom<br />
Hafen aus verkehren. Der Bezirk gilt aktuell<br />
als Kopenhagens Spielplatz der Kreativszene.<br />
Hier, in einer 7.000 Quadratmeter<br />
großen Industriehalle, befindet sich das<br />
Kunstmuseum Copenhagen Contemporary,<br />
das vor allem raumgreifende Installationen,<br />
Videokunst und großformatige Werke in<br />
Wechselausstellungen zeigt. Nebenan ist<br />
das Areal des Reffen Street Food Market<br />
bei schönem Wetter einen Besuch wert.<br />
Dort reihen sich zahlreiche Imbissstände<br />
aneinander, die Spezialitäten aus aller Welt<br />
anbieten – von der vegetarischen Falafel<br />
über mexikanische Tacos und japanische<br />
Sushi bis zu frisch gegrilltem Fisch. Dazu<br />
gibt es einen tollen Blick auf die Stadt, den<br />
man am besten von einem der im aufgeschütteten<br />
Sand stehenden Liegestühle<br />
aus genießt. Wird es einem zu heiß, kann<br />
man sich nur wenige Meter vom Markt<br />
Baden bei Urban Rigger<br />
FOTO: DAX<br />
entfernt mit einem Sprung ins kühle Nass<br />
Abhilfe verschaffen. Gleich beim Studenten-<br />
Wohnprojekt Urban Rigger, das Schiffscontainer<br />
in stylishe Apartments verwandelt<br />
hat, gibt es dank einer Badeplattform und<br />
abgegrenzten Bahnen die Gelegenheit, in<br />
einem ehemaligen Hafenbecken seine Runden<br />
zu drehen. Sowieso ist das Schwimmen<br />
in Kopenhagens Kanälen und Wasserstraßen<br />
Trend – teils in kostenpflichtigen Bädern<br />
wie dem Hafenbad Islands Brygge, teils an<br />
Stegen und Ufern, die frei zugänglich sind.<br />
Generell ist das Baden in den Stadtgewässern<br />
an allen Stellen erlaubt – dazu gehört<br />
sogar das Nacktbaden, solange man sich im<br />
Wasser aufhält.<br />
Nackte Tatsachen<br />
Jeder Menge nackter Tatsachen begegnet<br />
man auch in Kopenhagens renommierter<br />
Ny Carlsberg Glyptotek, die Skulpturen von<br />
der Antike bis zur Moderne zeigt und in<br />
direkter Nachbarschaft zum Tivoli liegt. Der<br />
dank seiner Innenstadtlage einzigartige Vergnügungspark<br />
gehört zu den ältesten der<br />
Welt und bietet seinen Besuchern eine ganz<br />
spezielle Atmosphäre. Zum einen kommen<br />
hier die Fans rasanter Fahrgeschäfte voll<br />
auf ihre Kosten, zum anderen kann man<br />
im Park eine Reihe verschiedener Konzerte<br />
oder gutes Essen genießen. Natürlich wird<br />
auch der Tivoli während der Copenhagen-<br />
<strong>2021</strong>-Feierlichkeiten eine Rolle spielen:<br />
Neben einem Empfang der internationalen<br />
Pride Organisation InterPride ist auch ein<br />
Konzert für die LGBTIQ*-Community<br />
geplant. *dax<br />
www.copenhagen<strong>2021</strong>.com<br />
www.visitcopenhagen.com
REISE<br />
Inka-Ruine Machu Picchu<br />
PERU<br />
FOTO: LLAMATRIP.COM<br />
Im Land des Regenbogens<br />
Ob auf den Spuren der Inkas, in den<br />
Szeneklubs von Lima oder während<br />
eines Spaziergangs durch die koloniale<br />
Altstadt von Cusco – im Andenstaat<br />
Peru gibt es jede Menge zu entdecken.<br />
Regenbogenflaggen, wohin man schaut.<br />
Wer sich in Peru in die einstige Inka-<br />
Hauptstadt Cusco begibt, wundert sich im<br />
ersten Moment über das überall sichtbare<br />
Symbol der LGBTIQ*-Bewegung. Erst bei<br />
genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich<br />
die vor vielen öffentlichen Gebäuden und<br />
an Häusern wie Geschäften wehende<br />
Fahne durch einen zusätzlichen, hellblauen<br />
Streifen von der „Gay Pride“-Version<br />
unterscheidet. 1978 machte<br />
Cusco diese Version zur offiziellen<br />
Stadtflagge, die die kulturelle Vielfalt<br />
und den Stolz der indigenen<br />
Bevölkerung symbolisiert und sich<br />
auf das einstige Inkareich beruft.<br />
Eine erstmalige Verwendung<br />
fand die Flagge wohl Ende des<br />
18. Jahrhunderts während eines<br />
Aufstandes peruanischer Andenbewohner<br />
gegen die spanische<br />
Kolonialmacht.<br />
Barock in den Anden<br />
Die europäischen Eroberer unter Francisco<br />
Pizarro nahmen Cusco 1533 ein, ließen die<br />
Stadt aber weitgehend unberührt. Erst ein<br />
kurz darauf folgender Aufstand sowie ein<br />
großes Erdbeben im Jahr 1650 zerstörten<br />
einen Großteil der Gebäude, nicht aber die<br />
alten Grundmauern der einstigen Tempel<br />
und Paläste aus der Inkazeit. Auf diesen<br />
errichteten die spanischen Kolonialherren<br />
prächtige Kirchen und Klöster wie die<br />
barocke Kathedrale oder das Kloster<br />
Santo Domingo, in dessen Inneren sich<br />
das Inka-Sonnenheiligtum Coricancha<br />
befindet. Wer sich auf einen Spaziergang<br />
durch die zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />
Altstadt von Cusco<br />
gehörende Altstadt begibt, sollte sich Zeit<br />
nehmen. Der Grundriss der Stadt hat sich<br />
seit der Inkazeit kaum verändert, neben<br />
den imposanten Kolonialbauten stößt man<br />
an vielen Ecken auf die aus großen Steinblöcken<br />
fugenlos gebauten Mauern – etwa<br />
in der „Gasse der sieben Schlangen“ oder<br />
an der Calle Hatunrumiyoc, an der man auf<br />
Mauerreste des Palastes des Herrschers<br />
Inca Roca stößt. Zudem sollte man seinem<br />
Körper genügen Zeit geben, sich an die<br />
über 3.400 Höhenmeter zu gewöhnen, auf<br />
denen sich Cusco befindet. Kopfschmerzen<br />
und Atembeschwerden sind bei<br />
Touristen keine Seltenheit. Vor allem das<br />
Trinken von aus Koka-Blättern gebrautem<br />
Tee soll gegen das Aufkommen von<br />
Beschwerden helfen, Apotheken vor<br />
Ort bieten zudem entsprechende<br />
Pillen zur Vorbeugung gegen Symptome<br />
der Höhenkrankheit an. Etwas<br />
oberhalb von Cusco befinden sich<br />
zudem die beeindruckenden Ruinen<br />
der Inka-Stätte Sacsayhuamán mit<br />
ihren gewaltigen Mauern und einem<br />
Kultplatz, auf dem jeweils am 24.<br />
Juni auch heute noch das Sonnenfest<br />
Inti Raymi gefeiert wird.
REISE<br />
Dragshow im La Cueva<br />
Schokoladenverkäufer in Lima<br />
FOTOS: DAX<br />
Inka-Regenbogenflagge<br />
Valle Sagrado<br />
Mystisches Machu Picchu<br />
Cusco dient Perutouristen zudem als<br />
Ausgangspunkt für eine Reise zu der wohl<br />
bekanntesten Inkastätte des Landes. Die<br />
sagenumwobene Ruinenstadt Machu<br />
Picchu erreicht man ab Cusco entweder<br />
mit dem Zug oder zu Fuß im Rahmen einer<br />
geführten, viertägigen Wanderung über<br />
den Inka-Pfad, den täglich maximal 500<br />
Personen begehen können. „Eine weniger<br />
überlaufene Route ist der Salkantay<br />
Trek, eine siebentägige Wanderung mit<br />
Übernachtungen in Lodges, auf der<br />
man 15 unterschiedliche Ökosysteme<br />
kennenlernt.“ Der schwule Peruaner Marco<br />
Arellano kennt sich aus. 2011 gründete er<br />
den ersten LGBTIQ*-Reiseveranstalter des<br />
Landes. Unter dem Namen LlamaTrip organisiert<br />
er verschiedene Touren durch Peru<br />
und Südamerika, etwa in den Regenwald,<br />
die Anden und die Hauptstadt Lima. Dabei<br />
arbeitet er mit Luxusmarken wie Belmond<br />
oder Inkaterra ebenso zusammen wie mit<br />
preiswerteren Budgetunterkünften. Für<br />
Machu Picchu empfiehlt der 43-jährige<br />
Reiseprofi einen Aufenthalt von zwei<br />
Tagen. Einen, um die mystische Ruinenanlage<br />
mit einem Führer zu besichtigen, und<br />
einen zweiten, um das weitläufige Areal<br />
auf eigene Faust zu erkunden oder einen<br />
der benachbarten Berge wie den Huayna<br />
Picchu zu besteigen.<br />
Auf dem Rückweg nach Cusco sollte<br />
man zudem einen Stopp im Tal des<br />
Urubamba-Flusses einplanen. Das Valle<br />
Sagrado („Heiliges Tal“) diente einst als<br />
Kornkammer der Inka. Auch hier finden<br />
sich beeindruckende Ruinen – etwa die<br />
der Festungen Ollantaytambo und<br />
Pisac oder die Terrassen von<br />
Moray und Chinchero. „Das<br />
etwas tiefer gelegene Valle<br />
Sagrado ist auch eine<br />
gute Alternative, um sich<br />
vor einem Besuch von<br />
Cusco zu akklimatisieren<br />
und erst nach dem<br />
Besuch von Machu<br />
Picchu die Kolonialstadt ins<br />
Programm zu nehmen“, so der<br />
Tipp von Marco.<br />
Lima bei Tag und Nacht<br />
Im Gegensatz zur Andenregion hat man<br />
in Lima kein Problem mit Kopfschmerzen<br />
aufgrund von Höhe. Die bekommt man<br />
dafür, wenn man in einer der zahlreichen<br />
Szeneklubs zu lange feiert. Wie in<br />
Lateinamerika üblich, beginnt das Nachtleben<br />
erst weit nach Mitternacht. Einen<br />
ersten Drink kann man beispielsweise im<br />
LGBTIQ*-freundlichen Bazar nehmen, eine<br />
trendige Bar, die in Limas Stadtteil Miraflores<br />
liegt. Hier wohnen zahlreiche Schwule<br />
und Lesben, und auch viele Hotels sind<br />
in der Gegend zu finden, die direkt an die<br />
Museo Larco<br />
Pazifikküste grenzt. Marcos Lieblingsklub<br />
befindet sich im Stadtteil San Borja. Im<br />
La Cueva treffen sich am Wochenende<br />
Schwule und Lesben jenseits der 30, die<br />
hier mit Dragshows und Go-go-Tänzern bis<br />
in den frühen Morgen abfeiern.<br />
Zu viel Zeit im Bett sollte man in<br />
Lima allerdings nicht verbringen,<br />
denn auch tagsüber gibt<br />
es in Perus Hauptstadt jede<br />
Menge zu erleben. Neben<br />
der imposanten Kathedrale<br />
inmitten der Altstadt<br />
und dem benachbarten<br />
Präsidentenpalast lohnt<br />
ein Besuch des aus dem 17.<br />
Jahrhundert stammenden Franziskanerklosters,<br />
in dessen Katakomben<br />
die aufgeschichteten Gebeine tausender<br />
Verstorbener ausgestellt sind. Kunstwerke<br />
aus der Prä-Inka-Zeit findet man im Museo<br />
Larco, einem Privatmuseum, das neben<br />
Keramiken und Goldschmuck vor allem<br />
mit homosexuellen Darstellungen auf<br />
Trinkgefäßen überrascht und beweist, dass<br />
Sex unter Männern im alten Peru offenbar<br />
kein Problem war. Die Politik im modernen<br />
Peru tut sich da offensichtlich schwerer –<br />
bis heute gibt es hier weder die Ehe für alle<br />
noch die Möglichkeit einer eingetragenen<br />
Lebenspartnerschaft. *dax<br />
www.llamatrip.com
REISE<br />
KROATIEN<br />
Auf See mit Prince Charming<br />
FOTOS: DAX, TARAS KORNEV<br />
Nein, mit dem gleichnamigen TV-Format hat die im letzten Jahr<br />
gegründete Prince Charming Gay Cruise nichts zu tun, auch wenn<br />
bei der Premiere im Sommer 2020 ein ehemaliger Teilnehmer<br />
der schwulen Kuppel-Show mit an Bord war. Das Konzept der<br />
Kreuzfahrt entlang der Dalmatinischen Küste ist aber dennoch<br />
äußerst charmant. Mit einem kleinen Boutiqueschiff für maximal<br />
38 Passagiere führt die Route zwischen Split und Dubrovnik zu<br />
traumhaften Buchten, einsamen Stränden und romantischen<br />
Städtchen wie dem auf der gleichnamigen Insel gelegenen<br />
Korčula. Ein Besuch des für seine Wälder und Seen bekannten<br />
Nationalparks Mljet steht ebenso auf dem Programm wie ein<br />
Stopp am wohl schönsten Strand Kroatiens, dem Goldenen Horn<br />
auf der Insel Brač. Die Insel Hvar dagegen lockt mit trendigen<br />
Beach Clubs und dem bekanntesten schwulen Strand Kroatiens<br />
auf der vorgelagerten Insel Jerolim. Natürlich kommen Spaß<br />
und Unterhaltung auf der einwöchigen Tour nicht zu<br />
kurz. Neben täglichen Badestopps und Ausflügen stehen<br />
gemeinsame Abendessen, Dragshows, Yogastunden und<br />
Partys auf dem Programm. Insgesamt drei Termine gibt es<br />
im Juli zur Auswahl, vom 17. bis 24. Juli sogar als „Double<br />
Week“ mit zwei Schiffen gleichzeitig. Die Schiffe selbst<br />
verfügen über moderne Kabinen, einen Whirlpool<br />
sowie Sonnendecks mit FKK-Bereich. Im Preis<br />
ab 1.490 Euro inbegriffen sind Halbpension, zwei<br />
Abendessen und das Unterhaltungsprogramm an Bord.<br />
Für alle Reisen gelten aufgrund der aktuellen Situation<br />
großzügige Stornoregelungen, sollte sich Kroatien zu diesem<br />
Zeitpunkt noch in einem Lockdown befinden oder für das Land<br />
eine RKI-Reisewarnung mit Quarantänepflicht gelten. *dax<br />
www.princecharming.eu<br />
SCHWEIZ<br />
Rund ums<br />
Matterhorn<br />
Das autofreie Bergdorf Zermatt zählt<br />
sicher zu den bekanntesten Urlaubsorten<br />
in der Schweiz. Vor allem als noble<br />
Wintersportregion bekannt, locken ab<br />
Frühjahr auch etliche Wander- und<br />
Mountainbike-Wege zahlreiche Naturliebhaber<br />
und Alpinisten in das nur mit der<br />
Bahn zu erreichende Bergdorf. Der knapp<br />
4.500 Meter hohe Gipfel des Matterhorns<br />
bildet dabei stets eine spektakuläre<br />
Kulisse. Wanderungen ab der Bergstation<br />
Schwarzer See führen etwa hinauf zur<br />
Hörnlihütte, dem „Base Camp“ für die<br />
Matterhornbesteigung. Eine ganz andere<br />
Perspektive bietet sich von dem in über<br />
3.000 Meter gelegenen Gornergrat, den<br />
man in knapp vierzig Minuten von Zermatt<br />
aus mit einer Zahnradbahn erreicht. Neben<br />
dem Matterhorn fasziniert auf einem<br />
360-Grad-Loop ein Panorama aus 29<br />
Viertausendern, darunter das Monte-Rosa-<br />
Massiv sowie die Dufourspitze, der mit<br />
4.634 Metern höchste Berg der Schweiz.<br />
FOTO: PASCAL GERTSCHEN<br />
Nicht weniger atemberaubend ist die<br />
Fahrt hinauf zum Matterhorn Glacier<br />
Paradise. Mit 3.883 Metern ist sie die<br />
höchstgelegene Bergstation Europas,<br />
umgeben von einer überwältigender<br />
Kulisse aus 38 Viertausendern und 14<br />
Gletschern. Ein weiteres Highlight ist der<br />
15 Meter unter der Oberfläche gelegene<br />
Gletscherpalast im Eisfeld zwischen dem<br />
Klein Matterhorn und dem Breithorn,<br />
in dem sich kunstvolle Eisskulpturen<br />
befinden. Ein sicher einmaliges Erlebnis<br />
ist die Umrundung des Matterhorns in<br />
einem Helikopter: Mit Air Zermatt geht es<br />
vom Dorf aus mit 170 km/h hinauf in die<br />
Berg- und Gletscherwelt der Walliser Alpen<br />
mit Blick auf den Theodulgetscher, den<br />
Gornergrat, das Monte-Rosa-Massiv sowie<br />
den Mont Blanc. *dax<br />
www.zermatt.ch<br />
www.myswitzerland.com
REISE<br />
ÖSTERREICH<br />
FOTOS: EDERTOM.COM<br />
Hip am Hochkönig<br />
Hüttenwirte Tom (l.) und Mario<br />
Die Region um den knapp 3.000 Meter<br />
hohen Hochkönig im Salzburger Land<br />
gehört sicher zu einem der schönsten<br />
Wander- und Skigebiete Österreichs.<br />
Dank eines hippen Boutiquehotels und<br />
der wohl einzigen von einem schwulen<br />
Paar geführten Almhütte Österreichs<br />
ist das Dorf Maria Alm eine echte Alternative<br />
zum traditionell eher urigen<br />
Urlaub in den Bergen.<br />
Schafgarbe, Baldrian und Mädesüß – wer<br />
mit Mario über blühende Almwiesen<br />
wandert, kommt der Natur der Alpen ganz<br />
nah. Als „Kräuterbua“ bietet der 34-jährige<br />
Österreicher Kräuterwanderungen auf<br />
dem Natrun an. Der Berg erhebt sich gut<br />
1.200 Meter über dem im Salzburger Land<br />
gelegenen Dorf Maria Alm und lässt sich<br />
entweder zu Fuß oder mit einer Gondelbahn<br />
erreichen. „Die Berge und die Natur<br />
sind ein idealer Stressausgleich“, so Mario.<br />
Der gelernte Friseurmeister war neun Jahre<br />
lang mit einem eigenen Salon selbstständig,<br />
bevor er der Liebe wegen seinen Job aufgab<br />
und auf den Natrun zog. Seine Verbundenheit<br />
mit der Natur sowie das Interesse an<br />
Kräutern und deren Wirkung machte er zu<br />
seinem neuen Beruf. Mit einer Ausbildung<br />
für Traditionelle Europäische Heilkunde im<br />
Rücken gibt er sein Wissen an interessierte<br />
Urlauber weiter. Eine Kräuterwanderung mit<br />
Mario dauert etwa zwei bis drei Stunden,<br />
während der er viel erklärt, Pflanzen<br />
sammelt und im Anschluss verarbeitet.<br />
„Für jedes Wehwehchen ist ein Kraut<br />
gewachsen“, weiß Mario und ist froh, dieses<br />
Wissen auch vermitteln zu können. Was er<br />
auf den Almwiesen nicht findet, aber für<br />
seine Tinkturen, Salben und Tees braucht,<br />
zieht er in seinem eigenen Kräutergarten<br />
gleich neben der Tom Almhütte groß.<br />
Heimatverbunden<br />
Die 2018 eröffnete Hütte ist der eigentliche<br />
Grund, warum es Mario nach Maria Alm<br />
verschlagen hat, denn Marios Verlobter<br />
Tom wurde in dem gut 2.000 Einwohner<br />
zählenden Dorf geboren. Wer mit Tom<br />
ins Gespräch kommt, merkt schnell, dass<br />
man es hier nicht mit einem typischen<br />
Hüttenwirt zu tun hat. Der 35-Jährige,<br />
dessen Namen die Hütte trägt, stammt<br />
aus einer in Maria Alm etablierten<br />
Hoteliersfamilie und kam während seiner<br />
Ausbildung zum Hotelfachmann und in der<br />
Zeit danach viel herum. „Dennoch bin ich<br />
ein sehr heimat- und familienverbundener<br />
Mensch geblieben, und als sich mir die<br />
Chance bot, in meinem Heimatdorf auch<br />
unternehmerisch Fuß zu fassen, hab ich die<br />
Gelegenheit genutzt.“ Der kreative Kopf hat<br />
die Entscheidung nicht bereut. „Mir war klar,<br />
dass, wenn ich in Maria Alm bleibe, ich so<br />
leben will, wie ich bin.“ Seit seinem Comingout<br />
mit 19 gehe das Dorf entspannt mit<br />
seinem Schwulsein um.<br />
Hundehütte<br />
Wer die Tom Almhütte sieht, dem wird<br />
schnell klar, dass die Hütte nicht dem<br />
alpenidyllischen Klischee einer Skihütte<br />
entspricht. Schon vor dem Eingang<br />
werden die Gäste von einer überlebensgroßen<br />
Holzfigur eines Mopses begrüßt.<br />
Choupette heißt das bei Tom und Mario<br />
lebende Tier, das zugleich als Maskottchen<br />
der Hütte fungiert. Die Hütte selbst<br />
verbindet modernes Design wie das riesige<br />
Glasdach, das sich bei schönem Wetter<br />
zur Seite fahren lässt, mit natürlichen<br />
Elementen wie Holz und Stein. Die<br />
Küche setzt auf frische regionale Speisen<br />
und Produkte. „Die Kühe auf der Wiese<br />
unterhalb der Hütte sehen quasi schon, wo<br />
sie einmal enden“, scherzt Tom.<br />
Gipfelstürmer<br />
„Mit der Eröffnung des Boutiquehotels<br />
Sepp unten im Dorf und unserer Hütte hat<br />
sich das Publikum in Maria Alm spürbar<br />
verändert“, so Tom. „Die Gäste sind jünger<br />
und hipper geworden.“ Dabei ist die<br />
Region rund um den Hochkönig ohnehin<br />
ein attraktives Urlaubsziel für Wanderer,<br />
Mountainbiker und Wintersportler. Von<br />
leichten Wanderungen bis zu anspruchsvollen<br />
Hochgebirgstouren gibt es für jedes<br />
Fitnesslevel die passende Möglichkeit, das<br />
grandiose Bergpanorama des Steinernen<br />
Meeres zu genießen. *dax<br />
www.hochkoenig.at<br />
www.edertom.com
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#friendlyitaly - Ciao Italia!<br />
FOTO: LUKAS WERLICH<br />
Alle warten darauf, endlich wieder verreisen zu können und auch wenn vieles anders ist als vor<br />
der Pandemie lohnt es sich, die Koffer zu packen und über die Alpen Richtung Süden zu fahren.<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO/SIGNATURE COLLECTION/SERTS<br />
FOTO: ENIT/TERME EUGANEE<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO/ESSENTIALS COLLECTION/XANTANA<br />
Italien lockt schon ab Ostern mit mildem<br />
Klima und hat sich gut auf die Saison <strong>2021</strong><br />
vorbereitet: Abstands – und Hygieneregeln<br />
in öffentlichen Einrichtungen, in Hotels und<br />
Restaurants sorgen genauso wie eine hohe<br />
Impfrate für sicheres Urlauben. Auch wenn es<br />
aktuell noch keine Prides und Events geben<br />
wird, das Angebot für abwechslungsreiche<br />
Urlaubstage ist groß und vielversprechend:<br />
kleine und große Kunststädte bieten nicht nur<br />
beeindruckende Kultur, sondern auch viel Flair<br />
für entspannte Stadtbummel durch verkehrsberuhigte<br />
historische Zentren. Ob Shopping<br />
in angesagten Boutiquen oder auf bunten<br />
Märkten, müßige Stunden im Café oder beim<br />
Sehen-und-Gesehen-Werden auf dem Corso,<br />
der Italian Way of Life macht Spaß und ist im<br />
besten Sinne ansteckend. Städte wie Rom und<br />
<strong>Mai</strong>land haben eine lebendige LGBTQ*-Szene,<br />
aber auch Küstenorte wie Torre del Lago in<br />
der Toskana oder Gallipoli in Apulien sind<br />
beliebte Ziele der Community. Hier kann<br />
man neben Beachlife auch gut feiern, soweit<br />
es die Lage erlaubt. Des Weiteren lohnen<br />
zahlreiche malerische Orte an der Küste oder<br />
im Hinterland entdeckt zu werden: hier erlebt<br />
man das ursprüngliche Italien und man kann<br />
die authentische Küche am besten genießen.<br />
Ein besonderes Erlebnis sind im Sommer die<br />
Open-Air-Konzerte, von klassisch bis Rock,<br />
die oft an herrlichen Settings stattfinden und<br />
eine ganz besondere Atmosphäre besitzen.<br />
Oldtimer-Fans sollten einmal bei der Mille<br />
Miglia oder der Targa Florio dabei gewesen<br />
sein, entweder mit dem eigenen Wagen oder<br />
als Zuschauer entlang der Strecke. Wer mehr<br />
Adventure sucht, kann sich in den Bergen<br />
der Alpen oder des Apennins beim Climbing,<br />
Rafting oder Skifahren verausgaben. Auch<br />
entlang der rund 8.000 Kilometer langen Küste<br />
bieten sich vielseitige Gelegenheiten vom<br />
Segeln, Surfen bis zum Tauchen. Spezialisierte<br />
Anbieter organisieren zudem Bootsausflüge zu<br />
vorgelagerten Inseln, wie z.B.den Tremiti-Inseln<br />
vor Apulien oder mit Stopps an entlegenen<br />
Buchten wie in Sardinien. Wer sich gerne mit<br />
Wellnessanwendungen verwöhnen lässt, findet<br />
von Nord- bis Süditalien ein breites Angebot an<br />
Einrichtungen wie Wellness-Hotels, Thermalanlagen<br />
mit heißen Quellen und mediterranen<br />
Gärten oder Bäder in Natursteinbecken und<br />
im Vulkanschlamm wie auf der Insel Vulcano.<br />
Liebhaber von Kunst, Design und Kultur sind<br />
in Italien seit jeher am richtigen Platz: mit 55<br />
UNESCO-Welterbestätten führt das Land die<br />
Liste an und das immense Kulturerbe – von<br />
den antiken Zeugnissen der Römer und<br />
Etrusker, über die Araber und Normannen<br />
bis zu den Werken der Renaissance - lässt<br />
auch Kunstmuffel staunen. Wer es lieber<br />
modern und zeitgenössisch mag, findet in<br />
den Sammlungen wie im MART- oder im<br />
MACRO-Museum Werke von italienischen und<br />
internationalen Künstlern und in lebendigen<br />
Vierteln wie Brera in <strong>Mai</strong>land oder San<br />
Lorenzo in Rom gibt es<br />
Gallerien und Streetart.<br />
www.enit.de<br />
www.italia.it
GESUNDHEIT<br />
SCHLAU ZU HIV<br />
FOTO: CAMILO JIMENEZ / UNSPLASH / CC0<br />
THERAPIEVERSAGEN –<br />
der Herzinfarkt in der HIV-Behandlung<br />
Ziel jeder medikamentösen<br />
HIV-Therapie ist die dauerhafte<br />
Unterdrückung der Virusvermehrung im<br />
Körper. Da sich das Virus aber im Zeitverlauf<br />
verändert und Mutationen entstehen,<br />
kann es sein, dass Arzneimittel gegen das<br />
HI-Virus ihre Wirksamkeit verlieren. Das Virus<br />
hat dann Resistenzen ausgebildet und<br />
kann sich – weil unempfindlich gegen die<br />
laufende Therapie – wieder vermehren. Wie<br />
Resistenzen entstehen, wie hoch unter modernen<br />
Regimen das Risiko eines Therapieversagens<br />
ist und warum es so wichtig ist,<br />
Resistenzbildungen zu vermeiden, erklärt<br />
Professor Dr. Jürgen Rockstroh, Leiter der<br />
Ambulanz für Infektiologie & Immunologie<br />
am UK Bonn.<br />
Beginnt man heute mit einer<br />
HIV-Therapie, wird das HI-Virus vor<br />
der Auswahl des Therapieregimes<br />
auf Resistenzen untersucht. Dabei<br />
hat die Person doch noch gar keine<br />
Arzneimittel gegen die Infektion<br />
genommen. Warum wird das<br />
gemacht?<br />
Es wird nach den Leitlinien für die HIV-<br />
Therapie ein genotypischer Resistenztest<br />
durchgeführt, um festzustellen, ob eine<br />
Ansteckung mit HIV-Varianten vorliegt, die<br />
möglicherweise Medikamentenresistenzen<br />
beherbergen. Statistisch sind diese<br />
Untersuchungen kosteneffektiv, wenn bei<br />
ca. fünf Prozent der Patienten Resistenzen<br />
auftreten. Tatsächlich werden solche<br />
Mutationen bei ca. neun bis zehn Prozent<br />
gefunden. Es gibt allerdings zu diesen<br />
Resistenztests auch kritische Stimmen,<br />
weil die Ersttherapie heute im Wesentlichen<br />
auf Integrasehemmern aufbaut und<br />
zu diesen so gut wie keine resistenten<br />
Mutationen gefunden werden. Dennoch<br />
ist es aber prinzipiell gut zu wissen, welche<br />
Mutationen vorliegen, um zum Beispiel bei<br />
einem Therapiewechsel vorbereitet zu sein.<br />
Unter erfolgreicher antiretroviraler Therapie<br />
ist es heutzutage sehr schwer, genug Viren<br />
für eine genotypische Resistenztestung im<br />
Blut zu finden.<br />
Wie häufig treten heute Resistenzen<br />
auf, was sind die<br />
Gründe dafür und gibt<br />
es Unterschiede bei<br />
den verschiedenen<br />
Wirkstoffen?<br />
Wenn es im Verlauf<br />
der Therapie bei den<br />
Routinechecks zu<br />
einem Anstieg der<br />
Virenlast käme, würde<br />
ebenfalls ein genotypischer<br />
Resistenztest<br />
gemacht, um festzustellen,<br />
ob eventuell eine Mutation stattgefunden<br />
hat, die die Wirksamkeit eines Wirkstoffs<br />
der Therapie vermindert. Das passiert heute<br />
aber sehr viel seltener als früher. Dennoch:<br />
Wie eben erwähnt sind bei ca. zehn<br />
Prozent der Patienten therapierelevante<br />
Mutationen festzustellen. Das bedeutet<br />
aber nicht, dass jede Mutation dazu führt,<br />
dass keine wirksame Kombinationstherapie<br />
zusammengestellt werden kann. Die schon<br />
angesprochenen Integrasehemmer besitzen<br />
heute so eine hohe genetische Barriere,<br />
dass es selbst bei einem Therapieversagen<br />
äußerst selten, sogar fast nie zu einer Mutation<br />
kommt. Die modernen Therapien sind<br />
so potent, dass wir insgesamt einen starken<br />
Rückgang der Resistenzen verzeichnen.<br />
Worauf ist zu achten, wenn man als<br />
Mensch mit HIV das Risiko für eine<br />
Resistenzentwicklung so gering wie<br />
möglich halten will, und was können<br />
Behandler tun, wenn es doch zum<br />
Therapieversagen kommt?<br />
Der wirksamste Schutz gegen Resistenzentwicklungen<br />
ist eine wirksame<br />
Therapie. Sie verhindert ja die<br />
Vermehrung des HI-Virus und<br />
Mutationen treten eben<br />
bei der Vermehrung von<br />
Viren auf. Unsere heutigen<br />
Therapien sind so robust,<br />
dass sie eigentlich ein<br />
Leben lang wirksam bleiben<br />
– wenn sie regelmäßig<br />
eingenommen werden. Es gibt<br />
aber auch Patienten, die Varianten<br />
des Virus haben, die gegen sehr viele<br />
der geläufigsten Wirkstoffe resistent sind.<br />
Zum Beispiel Langzeitpositive, die mit<br />
den ersten Monotherapien behandelt<br />
wurden. Aber auch da gab es 2020/<strong>2021</strong><br />
einen Durchbruch, weil neue Wirkstoffe<br />
zugelassen werden, gegen die es noch<br />
keinerlei Resistenzen geben kann. Also<br />
kann jetzt auch bei den sehr wenigen<br />
Fällen des breiten virologischen Versagens<br />
(Mehrklassenresistenz) eine wirksame<br />
Kombination zusammengestellt werden.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
FOTO: UK BONN
DE-HIV-2020-09-0034 | Agenturfoto. Mit Model gestellt.
FILM<br />
INTERVIEW<br />
ANA ORTIZ:<br />
„Love,<br />
Victor“<br />
Mit schwulen Jungs kennt Ana Ortiz sich aus. In<br />
„Alles Betty“ (im Original: „Ugly Betty“) war sie vor<br />
15 Jahren nicht nur die Schwester der Titelheldin, sondern<br />
auch die leidenschaftlich liebende Mutter des unverkennbar<br />
queeren Grundschülers Justin. Nun zeigt die 50-jährige<br />
New Yorkerin in „Love, Victor“ als gläubige Katholikin, dass<br />
die Mutterliebe manchmal auch ein bisschen Zeit braucht,<br />
wenn der Sohn (gespielt von Michael Cimino) sich outet. Ab<br />
dem 23. Februar ist die erste Staffel des Serien-Ablegers<br />
der erfolgreichen Highschool-Komödie „Love, Simon“<br />
in Deutschland bei Disney+ STAR zu sehen (genauso<br />
übrigens wie alle Staffeln „Alles Betty“). Die Dreharbeiten<br />
zur zweiten laufen bereits. Wir sprachen mit Ortiz dazu im<br />
Videotelefonat.<br />
Ana, nach „Alles Betty“ spielen Sie in „Love,<br />
Victor“ nun schon zum zweiten Mal die Mutter<br />
eines queeren Kindes. Damit übernehmen Sie in<br />
gewisser Weise auch eine Art Vorbildfunktion,<br />
nicht wahr?<br />
Die Mütter dieser beiden wunderbaren schwulen Söhne<br />
zu spielen gehört zu den größten Freuden meines Lebens.<br />
Gerade auch, weil diese beiden Frauen ja verschiedene<br />
Seiten des Spektrums zeigen und sehr unterschiedlich<br />
mit der Identität ihrer Jungs umgehen. Hilda erlaubte<br />
niemanden, Justin auch nur schräg anzusehen. Sie<br />
verteidigte ihn und sein Recht, er selbst zu sein, mit<br />
Leib und Seele. Isabel in „Love, Victor“ ist längst nicht so<br />
akzeptierend. Sie glaubt anfangs wirklich, ihr Sohn könnte<br />
in die Hölle kommen. Sie liebt ihn aus ganzem Herzen, hat<br />
aber fürchterliche Angst, was das Leben für ihn bereithält.<br />
Bekommen Sie viele Reaktionen von Müttern, die<br />
sich in diesen Figuren wiedererkennen?<br />
Oh ja, natürlich. Gerade auf Hilda sprechen mich die<br />
Leute immer noch an. Jeder liebte Hilda. Aber ich habe<br />
auch schon von Müttern gehört, die sich mit Isabel<br />
identifizierten und mir mein Beileid zum schwulen Sohn<br />
ausgesprochen haben. Die fanden, dass Isabel ihren<br />
katholischen Werten treu bleiben und Victor in Gottes<br />
Schoß zurückholen soll. Die werden enttäuscht sein,<br />
dass das natürlich nicht die Richtung ist, die unsere Serie<br />
einschlägt. Denn die zweite Staffel „Love, Victor“ wird<br />
noch deutlich schwuler, um es mal so auszudrücken, und<br />
Isabels Liebe zu ihrem Sohn zum Glück nicht kleiner.<br />
Und ich hoffe natürlich, dass auch diese Entwicklung die<br />
eine oder andere Mutter inspirieren und ihre Einstellung<br />
verändern kann.
FILM<br />
In dieser Hinsicht ist eine Serie<br />
wie „Love, Victor“ auch im Jahr<br />
<strong>2021</strong> mehr als bloß eine nette<br />
Highschool-Geschichte?<br />
Auf jeden Fall. Denn auch wenn es wie ein<br />
Klischee klingt: Repräsentation ist wichtig.<br />
Sich selbst bzw. Menschen, die sind wie<br />
man selbst, auf dem Bildschirm zu sehen,<br />
ist unglaublich wichtig. Und „Love, Victor“<br />
ist da tatsächlich ziemlich einzigartig, weil<br />
es gleich in zweifacher Hinsicht Lebenserfahrungen<br />
zeigt, die man sonst nicht alle<br />
Tage in Serien zu sehen bekommt. Junge<br />
Menschen, die herausfinden, wer sie sind<br />
und was sie wollen, ist das eine. Für die ist<br />
es, wenn ich nach den Reaktionen vieler<br />
queerer Kids auf die Serie gehe, enorm<br />
hilfreich, jemanden zu sehen, der das<br />
gleiche durchmacht und auch nicht weiß,<br />
wie er mit seinen Eltern darüber sprechen<br />
soll. Aber zum anderen ist auch der Alltag<br />
einer puerto-ricanischen Familie im Fernsehen<br />
wirklich eine Seltenheit. Ich freue<br />
mich wirklich sehr, dass unsere Serie auf<br />
Diversität, Inklusion und Repräsentation in<br />
mehr als nur einer Hinsicht setzt.<br />
Hat sich in dieser Hinsicht viel getan<br />
in den mehr als 20 Jahren.<br />
Oh ja, einiges. Die Vielfalt an Geschichten<br />
und Gesichtern ist heute eine ganz andere<br />
als damals, das kann man null vergleichen.<br />
Aber wir können uns auf diesen Fortschritten<br />
nicht ausruhen, denn es ist nicht so,<br />
dass es ausreichende und umfassende<br />
Repräsentation in alle Richtungen gäbe.<br />
Und das sage ich als Latinx-Schauspielerin<br />
nicht nur mit Blick auf Diversität in Sachen<br />
Hautfarbe und Herkunft.<br />
Sondern?<br />
Auch diesbezüglich ist natürlich nach<br />
wie vor Luft nach oben. „Love, Victor“ ist<br />
beispielsweise, wie gesagt, eine von nicht<br />
einmal einer Handvoll Serien, deren zentrale<br />
Figuren Latinx sind. Aber zum Beispiel<br />
ist unsere Branche und das, wovon wir in<br />
Serien erzählen, auch immer noch ziemlich<br />
altersdiskriminierend. Geschichten mit<br />
Frauen über fünfzig Jahren im Zentrum sind<br />
beispielsweise auch eine Seltenheit. Auch in<br />
Sachen sozialer Herkunft wird diskriminiert:<br />
Wir lieben Shows über gut situierte bis<br />
reiche Familien, aber die Arbeiterklasse wird<br />
eher selten gezeigt. An allen diesen Fronten<br />
können und müssen wir noch arbeiten.<br />
Eine letzte Frage noch zu Brian Tanen,<br />
dem schwulen Drehbuchautor und Produzenten,<br />
der einer der Showrunner bei<br />
„Love, Victor“ ist. Sie beide verbindet<br />
eine enge Beziehung, richtig?<br />
Oh ja, nach „Alles Betty“ und „Devious<br />
<strong>Mai</strong>ds“ ist „Love, Victor“ schon unsere dritte<br />
gemeinsame Serie. Ich liebe diesen Mann<br />
und würde mit ihm durchs Feuer gehen.<br />
Wenn er an einem Writers’ Room beteiligt<br />
ist, weiß man als Schauspieler*in, dass<br />
man in guten Händen ist. Bei „Love, Victor“<br />
gilt das mehr denn je, denn da werden wir<br />
von den Autor*innen enorm eingebunden.<br />
Das ist ein sehr bunt gemischter Haufen<br />
von Menschen, mit sehr verschiedenen<br />
Erfahrungshorizonten und Hintergründen,<br />
und wir können jederzeit Fragen stellen und<br />
Ideen einbringen. Im Zweifelsfall schicke ich<br />
auch mal nachts eine Textnachricht, wenn<br />
mir etwas auf dem Herzen liegt. Und Brian<br />
ist auch nie empfindlich, wenn man mal bei<br />
einem Dialog sagt: „Sorry, irgendwie klingt<br />
das so nicht authentisch.“ Im Gegenteil<br />
freuen er und die anderen sich immer über<br />
Input, schließlich wollen alle die Geschichte<br />
so wahrhaftig wie möglich erzählen.<br />
*Interview: Patrick Heidmann<br />
Mehr Features dieser Art auf<br />
instagram.com/blumediengruppe
FILM<br />
Ist es denn einfacher, mit Unternehmen<br />
wie Sky zu arbeiten?<br />
„Das Boot“ wird in über achtzig Länder<br />
verkauft, von englischen Autor*innen<br />
geschrieben, ist international besetzt. Da<br />
wird auf jeden Fall größer gedacht. Und<br />
etwas mehr Geld zu haben, macht das<br />
Arbeiten auf jeden Fall einfacher.<br />
Wie hat sich denn das Arbeiten durch<br />
die Pandemie verändert?<br />
Bei „Ein Schwarzwaldkrimi“ wurden wir<br />
durchgetestet, das war im Sommer 2020.<br />
Für mich als Schauspieler hat sich da wenig<br />
verändert, außer, dass man eben getestet<br />
wurde. „Das Boot“ wird in Prag gedreht,<br />
da musste ich dann immer 5 Tage vorher<br />
anreisen, im Hotelzimmer in Quarantäne<br />
sitzen und dann erst zum Set ... Aber<br />
in Relation zu dem, was andere gerade<br />
durchmachen, ist das ein Luxusproblem.<br />
Für die Produktionen ist es eben scheiße,<br />
weil es so viel teurer ist. Am Anfang fand<br />
ich es sogar toll, weil ich so viel mehr Zeit<br />
hatte, mich auf die Rollen vorzubereiten.<br />
DAVID<br />
ZIMMERSCHIED:<br />
„Ich bin sehr gut und gerne alleine“<br />
In „Ein Schwarzwaldkrimi“ spielst du<br />
einen Nerd. Wie nah ist diese Rolle an<br />
dir dran?<br />
Es gibt natürlich Elemente, die mir geläufig<br />
sind. In einer fremden Umgebung fühle ich<br />
mich manchmal nicht wohl, so wie sich dieser<br />
Archivar wahrscheinlich mit Menschen<br />
nie so richtig wohlfühlt. Er sitzt da in seinem<br />
Archiv und wirkt etwas soziopathisch. Die<br />
Parallele ist vielleicht, dass er gerne und gut<br />
alleine sein kann.<br />
War die Brille denn deine Idee?<br />
Das war eine Idee vom Regisseur, glaube<br />
ich. (lacht) Über die kann man natürlich diskutieren,<br />
ich habe sie bei der Vorbereitung<br />
zur Rolle zwei Monate lang auch zu Hause<br />
umgehabt, um mich daran zu gewöhnen.<br />
INTERVIEW<br />
Gerade sah man ihn im erfolgreichen ZDF-Zweiteiler „Waldgericht – Ein<br />
Schwarzwaldkrimi“, kennen wirst du ihn aber auch aus „Elser – Er hätte die<br />
Welt verändert“ und durch die Sky-Serie „Das Boot“ an der Seite von Clemens<br />
Schick. Für uns hatte der Schauspieler etwas Zeit.<br />
Ich denke, sie macht Sinn, denn ohne sie<br />
wäre es womöglich nur der David, der eben<br />
in einem Archiv sitzt ... Es ist natürlich ein<br />
Klischee, aber wenn man Klischees aufgrund<br />
einer inneren Haltung benutzt, nicht<br />
um ihrer selbst willen, dann ist das okay.<br />
Was macht für dich einen guten Film,<br />
eine gute Serie aus?<br />
Da landet man in Deutschland immer<br />
beim Wort Mut. Ich glaube, es werden viele<br />
unmutige Entscheidungen getroffen von<br />
Leuten, die ihren Posten nicht verlieren<br />
wollen und die immer wieder über das<br />
unsägliche Wort Einschaltquoten reden.<br />
Der Zuschauer wird unterschätzt. Oft<br />
entscheiden Bürokraten Dinge, wo man<br />
kreativ sein sollte.<br />
Bayern hat recht strikte Corona-<br />
Beschränkungen, beeinflusst das<br />
deinen Alltag sehr?<br />
Ich war tatsächlich schon vor der Pandemie<br />
ab 20 Uhr eher selten aus. Ich habe das<br />
Glück, dass ich genug Geld habe, mir meine<br />
Wohnung und Essen leisten zu können,<br />
auch mit dem Alleinsein komme ich sehr<br />
gut aus. Weihnachten und Silvester habe<br />
ich komplett ausfallen lassen und auch<br />
nicht meine Eltern in Niederbayern besucht.<br />
Was auch daran liegt, dass ich ab Februar an<br />
einem Kinofilm drehe und auf der sicheren<br />
Seite sein will. Ich bin sehr gut und gerne<br />
alleine, für mich ist es kein Problem.<br />
Wie stehst du zum Thema Impfung?<br />
Ich habe großen Respekt vor Corona,<br />
weil alles weiterhin so undurchsichtig ist,<br />
seien es die Infektionswege oder auch<br />
die Folgeschäden. Aber ich vertraue der<br />
Wissenschaft und ich werde mich impfen<br />
lassen, wenn es verlangt wird. Ich habe<br />
aber nicht so richtig Vertrauen in die<br />
Pharmaindustrie.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
ÜBER DAVID ZIMMERSCHIED<br />
Für „Der Pass“ gab es 2020 den Grimme-<br />
Preis, für „Unsere Mütter, unsere Väter“<br />
2014 die Goldene Kamera. Er ist dank „Das<br />
Boot“, „Kill Me Today, Tomorrow I’m Sick!“<br />
und Serien wie „München Mord“ sowie<br />
„SOKO Leipzig“ einer der erfolgreichsten<br />
Kino- und Theaterschauspieler Deutschlands.<br />
Geboren wurde David Zimmerschied<br />
am 15. November 1983 in Bayern, er lebt in<br />
München.<br />
www.instagram.com/zimmerschied_official
Privat statt Hotel<br />
Jetzt risikoarm übernachten<br />
Tausende<br />
von schwulen<br />
Gastgebern in über<br />
70 Ländern erwarten<br />
dich!<br />
Schon ab 25 EUR<br />
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Foto: istockphoto.com/vladorlov<br />
Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab
FILM<br />
DVD<br />
VENTO SECO<br />
FOTO: WWW.GMFILMS.DE<br />
Ein erotischer Sturm der Liebe: „VENTO<br />
SECO“ aus dem Hause GMfilms.<br />
Erzählt wird in dem Spielfilm, der 2020 seine<br />
Uraufführung auf der Berlinale feiern konnte,<br />
von den (Irr-)Wegen eines Männerpaares.<br />
Sandro und Ricardo führen eine eigentlich<br />
rein sexuelle Beziehung in der tiefsten<br />
Provinz Brasiliens. Wirklich nur sexuell, so<br />
denken die beiden von der Machokultur<br />
geprägten Kerle zumindest. Denn als der<br />
scheinbar einem Tom-of-Finland-Bild entsprungene<br />
<strong>Mai</strong>con auftaucht und eine Affäre<br />
mit Ricardo beginnt, merkt Sandro, dass da<br />
doch mehr im Spiel ist als nur Lust. Tatsächlich<br />
Liebe? Seine aufkommende Eifersucht<br />
zeigt ihm, dass er Ricardo für mehr haben<br />
will als bloß für Sex. Regisseur Daniel Nolasco<br />
gelingt es meisterhaft, den Zuschauer über<br />
100 Minuten lang zu unterhalten, nicht nur<br />
mit bloßer Erotik. Die Emotionen schwappen<br />
so schnell über, wie die Körperhaare der<br />
Schauspieler sich beim Sex und Arbeiten in<br />
der Hitze wiegen. Gelungen! *rä<br />
www.gmfilms.de<br />
VOD / DVD<br />
Loyalität und sexuelle<br />
Unterordnung<br />
Kein Streifen für Freunde leichter Unterhaltung, aber ein gar nicht so<br />
unrealistischer Blick auf schwules Leben und derbe Machokultur in<br />
Südamerika.<br />
FOTOS: SALZGEBER<br />
Die Gefängnisse Chiles gelten als<br />
lebensgefährlich, dreckig, brutal<br />
und verstörend. Ausgerechnet,<br />
nein, genau hier lässt Regisseur<br />
Sebastián Muñoz eine schwule<br />
Beziehung aufkeimen.<br />
Erzählt wird in seinem Film „Der<br />
Prinz“ die tragische Geschichte<br />
vom 20-jährigen Jaime, der<br />
seinen – in aller Heimlichkeit von<br />
ihm begehrten – besten Freund<br />
ersticht. Jaime landet im Gefängnis<br />
und trifft dort auf Potro, den Boss<br />
der Gruppenzelle, in der Jaime<br />
seine Strafe absitzen muss. Potro,<br />
genannt der Hengst, erwählt Jaime<br />
zu seinem Prinzen und beschützt<br />
ihn, erwartet aber im Gegenzug<br />
sexuelle Unterordnung und<br />
Loyalität von seinem Schützling.<br />
Jaime, auf der Suche nach Wärme<br />
und Zärtlichkeit, geht auf Potros<br />
unmissverständliches „Werben“ ein.<br />
Doch ein Gefängnis ist alles andere<br />
als eine sichere Welt für schwule<br />
Beziehungen.<br />
Ein packender und brutaler schwuler<br />
Film, der bei den Filmfestspielen<br />
in Venedig mit dem „Queeren<br />
Löwen“ ausgezeichnet wurde und<br />
nun dank Salzgeber als Video on<br />
Demand und DVD zu sehen ist. *rä<br />
www.salzgeber.de
MACH, WAS WIRKLICH ZÄHLT.<br />
FRIEDEN<br />
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ODER FRIEDEN<br />
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Jetzt als Offizier/-in (m/w/d) bewerben.<br />
bundeswehrkarriere.de
MUSIK<br />
COMEBACK<br />
RAG'N'BONE MAN:<br />
Kaum Raum für Selbstmitleid<br />
Wer an Rag 'n' Bone Man denkt, der hat sofort<br />
„Human“ im Ohr. Diesen phänomenalen Monsterhit<br />
aus dem Herbst 2016, mit dem der Engländer –<br />
wie auch mit dem Debütalbum gleichen Namens<br />
– auf der ganzen Welt unbeschreiblich<br />
abräumte und zu einem Weltstar wurde.<br />
Wenn auch zu einem, der dem Rummel<br />
skeptisch gegenübersteht. „Ich bin<br />
ein normaler Typ, der gerne singt<br />
und ein ruhiges Leben hatte“, sagt<br />
er. „Ich liebe die Bühne, aber es<br />
gibt selbstbewusstere Künstler<br />
als mich.“ Nach einigen<br />
Jahren der privaten Zurückgezogenheit<br />
heißt es jetzt<br />
allerdings: Willkommen<br />
zurück im Rampenlicht.
Eine Sache möchte Rory Graham, wie<br />
der Rag 'n' Bone Man bürgerlich heißt,<br />
gleich klarstellen: „Für mich ist ‚Life by<br />
Misadventure‘ nicht wirklich ein Trennungsalbum.<br />
Ich habe mich sehr darum<br />
bemüht, den Anteil an Herzschmerz in<br />
Grenzen zu halten. Okay, vielleicht gibt<br />
es den einen oder anderen Song, an dem<br />
der Liebeskummer so ein wenig emporkriecht,<br />
aber insgesamt sind die Stücke<br />
nicht sehr weinerlich.“ Was auch damit<br />
zusammenhängt, dass der Rag 'n' Bone<br />
Man den überwiegenden Anteil der neuen<br />
Lieder schon geschrieben hatte, als sich<br />
der Liebesmist in seinem Leben Bahn<br />
brach. „Die meisten Songs sind entstanden,<br />
als es mir richtig, richtig gut ging. Ich<br />
war angekommen im Leben, Vater geworden,<br />
frisch verheiratet. Alles war gut.“ Rory<br />
und seine langjährige Partnerin begrüßten<br />
im September 2017 ihren Sohnemann<br />
Reuben, sie zogen in ein stattliches<br />
Anwesen in seiner Heimatstadt Brighton,<br />
heirateten im <strong>Mai</strong> 2019 – und trennten<br />
sich am Ende desselben Jahres. „Ich<br />
fühlte mich verdammt traurig und allein“,<br />
so der Sänger mit der beeindruckenden<br />
Statur und der noch beeindruckenderen<br />
Stimme. „Zu allem Überfluss ging es dann<br />
auch noch mit der Pandemie los. Ich war<br />
und bin der festen Überzeugung, dass<br />
die Welt gerade nichts weniger dringend<br />
braucht als weitere deprimierende Lieder<br />
über eine kaputtgegangene Liebe. Ich<br />
finde, die Menschen müssen gerade nicht<br />
noch weiter runtergezogen, sondern aufgerichtet<br />
werden.“ Freilich badet der im<br />
Januar 36 Jahre alt gewordene Graham<br />
im Album auch schon mal im Selbstmitleid,<br />
im intensiv-traurigen „Talking to<br />
Myself“ zum Beispiel. Einmal mussten<br />
diese Gefühle einfach raus. „Oh yeah, was<br />
für ein selbstsüchtiger Song. Was für ein<br />
‚Ich-armer-Kerl‘-Song. Wenn ich den jetzt<br />
höre, denke ich ‚Was für ein pathetisches<br />
Geheule‘. Aber der Song ist gut. Und<br />
er ist wahr. Ein Schnappschuss meines<br />
Lebens.“ Er habe kein selbstmitleidiges,<br />
sondern ein geradezu schmerzhaft ehrliches<br />
Album machen wollen, sagt Rory.<br />
Sehr freundlich und aufgeräumt guckt<br />
Rory Graham beim Gespräch in die<br />
Computerkamera. Es ist<br />
Montagvormittag,<br />
Sohn Reuben hat er gerade im Kindergarten<br />
abgeliefert („Er geht da drei<br />
Mal die Woche hin. Es ist gut für ihn,<br />
eine Struktur zu haben“). Jetzt noch<br />
ein paar Zoom-Interviews und „danach<br />
werde ich zu einem kleinen Spaziergang<br />
antreten.“ Das Leben hat sich wieder<br />
beruhigt in Brighton. Nach einer ersten<br />
fehlgeschlagenen Romanze, die Rory im<br />
Lied „Fall in Love Again“ thematisiert,<br />
ist er seit mehreren Monaten wieder<br />
liiert, und zwar mit einer Mitarbeiterin<br />
jenes Cafés um die Ecke, in dem er<br />
morgens gerne seinen Latte trinkt. Die<br />
Erleichterung und Freude, dass „Life by<br />
Misadventure“ endlich das Licht der Welt<br />
erblickt, steht dem Sänger, der einst in<br />
der Kneipenszene von Brighton seine<br />
ersten scheuen und zaghaften, vom<br />
jovial-kommunikativen Vater sowie ein<br />
paar Pints Lager forcierten, gesanglichen<br />
Gehversuche machte,<br />
ins Gesicht geschrieben.<br />
Intensiv genug daran<br />
gearbeitet hat er.<br />
Aufgenommen<br />
hat Rory das<br />
Album<br />
MUSIK<br />
in Nashville, im Studio des Top-<br />
Produzenten Mike Elizondo (Eminem,<br />
Alanis Morissette). Dabei zeichnete<br />
sich mehr und mehr ab, „dass wir die<br />
Kurve in Richtung eines Gitarrenalbums<br />
nehmen“. Der auf dem Debüt „Human“<br />
noch prägende Blues-Anteil fällt jetzt<br />
deutlich geringer aus. Dafür gesellen sich<br />
Funk, ein wenig Gospel („Somewhere<br />
Along the Way“) und eine gute Ladung<br />
Pop (wie im hinreißenden Piano-Song<br />
„Anywhere Away from Here“) stilistisch<br />
hinzu. „Mit den extrem großartigen Musikern<br />
in Nashville haben wir das Album<br />
schließlich komplett live eingespielt“,<br />
erzählt der Rag'n'Bone Man stolz. „Ich<br />
wollte, dass es so roh und so ehrlich,<br />
notfalls auch so unbequem ist wie nur<br />
möglich.“ Roter Faden der Songs, so Rory,<br />
seien seine „Sorgen und Zukunftsängste,<br />
insbesondere jetzt als Vater“. Dass „Life<br />
by Misadventure“ trotzdem insgesamt<br />
fröhlicher und heiterer klingt als das<br />
„Human“-Album, hat sogar schon<br />
Grahams Mum festgestellt. „Sie hat mich<br />
gelobt und gesagt, dass sie beim neuen<br />
Album weniger geweint hat als beim<br />
ersten.“<br />
*Steffen Rüth<br />
FOTOS: COLUMBIA RECORDS/SONY MUSIC
MUSIK<br />
FOTO: EARMUSIC/TINA KORHONEN<br />
COMEBACK<br />
BONNIE TYLER:<br />
Definitiv Bonnie<br />
Die Waliserin mit der rauchigen<br />
Mordsröhre, die jetzt ihr starkes<br />
neues Album „The Best Is Yet to Come“<br />
veröffentlicht, hat auch kurz vor ihrem<br />
70. Geburtstag so rein gar nichts von ihrer<br />
Lebensfreude eingebüßt. Im Gegenteil.<br />
Dass sie nicht auf TikTok tanzen oder sich<br />
auf Instagram im Bikini räkeln musste, um<br />
ihre Popkarriere in den späten Siebzigern<br />
anzuschieben, bereut Bonnie Tyler<br />
nicht im Geringsten. „Wäre ich heute 19<br />
und nicht 69, dann würde ich das Spiel<br />
wahrscheinlich mitspielen, aber ich bin<br />
froh, dass es bei mir damals noch auf die<br />
althergebrachte Art funktionierte.“ Tyler,<br />
die aus einer Kleinstadt in Wales stammt<br />
und nach der Schule zunächst Make-up<br />
und Klamotten verkaufte, bewarb sich<br />
ganz klassisch und erfolgreich auf eine<br />
Zeitungsannonce, in der eine junge Frau<br />
als Harmoniesängerin gesucht wurde. An<br />
sechs Abenden pro Woche sang sie, „oft<br />
in Klubs für hart arbeitende Männer in<br />
den Bingo-Pausen oder neben der Dartscheibe“,<br />
so ziemlich alles – von Blues über<br />
Rock bis zu Tanzmusik. Lange blieb ihre<br />
Stimme nicht im „Verborgenen“, mit „Lost<br />
in France“ gelang Bonnie in den späten<br />
Siebzigern ihr erster Hit, der vor allem in<br />
Deutschland zündete („Auf deutschen<br />
Bühnen habe ich den letzten Rest meiner<br />
Schüchternheit eingebüßt“). Was folgte,<br />
war eine Weltkarriere mit unvergessenen<br />
Hits wie „Total Eclipse of the Heart“ oder<br />
„Holding Out for a Hero“. Bonnie Tyler war<br />
im Grunde nie weg, dennoch erlebt die<br />
kesse Britin in den letzten Jahren eine Art<br />
Renaissance. Das Album „Between the<br />
Earth and the Stars“ überzeugte 2019<br />
unter anderem mit Duett-Partnern wie<br />
Rod Stewart und Cliff Richard, auf ihrem<br />
neuen Werk „The Best Is Yet to Come“<br />
begeistert Bonnies kraftvolle Stimme ganz<br />
im Alleingang. „Als ich den Titelsong hörte“,<br />
so Tyler, „wusste ich sofort: ‚Das bin ich‘.<br />
Überhaupt ist dieses gesamte Album total<br />
und definitiv Bonnie. Ich habe es ganz kurz<br />
vor Corona mit dem Produzenten David<br />
Mackay aufgenommen. Der gute alte David.<br />
Wir hatten schon 1978 ‚It’s a Heartache‘<br />
zusammen gemacht. Und ich dachte die<br />
ganze Zeit so: ‚Wahnsinn, ich fühle mich<br />
wieder wie damals, wie mit 26‘. So frisch<br />
und voller Enthusiasmus.“<br />
Bonnies Lebenslust ist in den neuen Songs<br />
nicht zu überhören und auch ihre Texte<br />
kommen mitunter jugendlich ungestüm,<br />
geradezu frivol daher. „Nicht wahr? Es geht<br />
ganz schön zur Sache, in ‚Call Me Thunder‘<br />
zum Beispiel. Ich hatte erst Bedenken,<br />
ob die Nummer für eine fast 70-Jährige<br />
nicht etwas zu wild und explizit sei. Mein<br />
Produzent David meinte nur: ‚Quatsch, du<br />
kannst das machen‘. Also singe ich über<br />
das, was mein Mann und ich einst so am<br />
Strand getrieben haben … und vielleicht<br />
immer noch treiben (lacht). Wir sind noch<br />
sehr lebendig, Darling.“ Das glaubt man<br />
gern, zumal das Paar – Bonnie Tyler und<br />
der Immobilienentwickler Robert Sullivan<br />
sind seit 1973 verheiratet – immer noch<br />
gerne Neues ausprobiert. „Im goldenen<br />
Alter von 69 Jahren hat mein Mann mir<br />
im vergangenen Sommer tatsächlich das<br />
Schwimmen beigebracht“, prustet Bonnie.<br />
Die beiden halten sich seit März 2020 ohne<br />
Unterbrechung in ihrer Villa an der Algarve<br />
auf, gehen viel spazieren oder kochen<br />
gemeinsam, was man halt so macht in<br />
Pandemiezeiten. „Aber irgendwann kam<br />
der Punkt, an dem ich entschied: Ich will<br />
das jetzt endlich lernen.“ Ins tiefe Wasser<br />
traue sie sich noch nicht, gibt Bonnie zu,<br />
und auch ins Meer wage sie sich nur so<br />
weit vor, solange sie noch stehen kann:<br />
„Es ist noch Luft nach oben. Ich habe jetzt<br />
richtig Blut geleckt.“ *Steffen Rüth
MUSIK<br />
POP<br />
100 % Sia<br />
Was für ein Cover! Sängerin<br />
Sia veröffentlichte gerade ihr<br />
achtes Studioalbum „Music<br />
– Songs from and Inspired<br />
by the Motion Picture“. Die<br />
Albumankündigung der<br />
neunfach Grammy-nominierten Multiplatin-Künstlerin wird<br />
begleitet von der neuen Single „Hey Boy“, die Sia gemeinsam<br />
mit Jesse Shatkin und KAMILLE schrieb und von Jesse<br />
Shatkin produzieren ließ. Das Album umfasst insgesamt 14<br />
Songs, die sowohl speziell für ihren kommenden Film als<br />
auch inspiriert von dem Projekt geschrieben wurden.<br />
CALIFORNIAN<br />
SOIL<br />
SOUL<br />
Celeste „Not Your Muse“<br />
Sie ist DIE Newcomerin<br />
und ein Liebling der Kritiker,<br />
Celeste. UK-Soul der<br />
allerhöchsten Güteklasse!<br />
Unsere Anspieltipps auf<br />
dem grandiosen Album<br />
„Not Your Muse“ sind „Ideal<br />
Woman“ und „Some Goodbyes<br />
Come with Hellos“. *rä<br />
DAS NEUE ALBUM | AB 9. APRIL <strong>2021</strong><br />
ALS CD, VINYL ODER DELUXE-SET<br />
IM HARDCOVER-BOOK<br />
POP<br />
Wieder da: Zara Larsson<br />
„Poster Girl“ lautet der<br />
Name des neuen Albums<br />
der stimmstarken Schwedin,<br />
die auch schon unser Cover<br />
zierte und zusammen mit<br />
der queeren Band Clean<br />
Bandit einen Welthit landete:<br />
„Symphony“. Jetzt meldet<br />
sie sich endlich zurück<br />
und begeistert mit großer<br />
Stimme und eingängigen Melodien. Ein grooviger Beweis,<br />
dass Schweden Popmusik im Blut haben. Unser Anspieltipp<br />
ist „Talk About Love“. *rä<br />
London_Grammar_AZ_83x128_blu_magazin.indd 1 03.02.21 15:27<br />
exquisite gay matchmaking<br />
TIPP<br />
SG Lewis und Nile Rodgers<br />
Der Künstler hinter Klassikern<br />
wie „Good Times“, „Like<br />
a Virgin“ und „Get Lucky“,<br />
Nile Rodgers, räumt gerade<br />
mit einem eigenen Klassiker<br />
als Remix in den Charts ab<br />
(„Everybody Dance“ mit<br />
Cedric Gervais x Franklin),<br />
hatte aber auch Lust auf<br />
NEUES. Also tat er sich<br />
mit Newcomer SG LEWIS zusammen. „One More“ ist eine<br />
gelungene Zusammenarbeit mit dem Ausnahmetalent,<br />
dessen Album „times“ gerade erschienen ist. Das Werk, auf<br />
dem auch Robyn zu hören ist, wurde mit einem Streaming-<br />
Event präsentiert. *rä<br />
Er sucht Ihn mit Niveau<br />
Deutschlandweite persönliche Partnervermittlung<br />
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MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
BIRDY: BITTERSÜSS<br />
Die Engländerin mit den<br />
schönen Piano-Popsongs wie<br />
„People Help The People“ ist nach<br />
fünf Jahren und einer kleinen Lebensund<br />
Liebeskrise zurück – mit dem<br />
an Melancholie wie Melodie reichen<br />
vierten Album „Young Heart“.<br />
Jasmine Lucilla Elizabeth Jennifer van den<br />
Bogaerde, kurz Birdy, bibbert. Am Vortag<br />
erst ist die Pop-Singer/Songwriterin von<br />
einem ausgedehnten Aufenthalt in ihrem<br />
Elternhaus im südenglischen New Forest<br />
bei Southampton in ihre Wohnung im<br />
Stadtteil Notting Hill zurückgekehrt, und<br />
schon gibt es Ärger: In London flockt<br />
ausnahmsweise ein wenig Schnee und in<br />
Birdys Butze ist die Heizung ausgefallen:<br />
„Eigentlich sollte der Techniker schon vor<br />
einer Stunde gekommen sein. Ich muss<br />
wohl noch mal dort anrufen“, echauffiert<br />
sich die 24-Jährige, angesichts der<br />
Umstände durchaus noch recht mild.<br />
„Dann gehe ich so lange einkaufen, denn<br />
der Kühlschrank funktioniert zwar, ist aber<br />
leer.“ Birdy hat die Pandemie weitgehend<br />
bei der Familie ausgesessen, mitten in der<br />
Natur und nicht weit entfernt vom Meer.<br />
Das neue Album „Young Heart“ ist schon<br />
seit geraumer Zeit fertig und so widmete<br />
sich die Künstlerin zuletzt vorwiegend der<br />
Malerei und dem Müßiggang. Die Kontemplation<br />
hat sich die überwiegend am Piano<br />
komponierende Künstlerin auch verdient:<br />
Im zarten Alter von 14 Jahren gelang Birdy<br />
mit einer sehr hübschen Version von Bon<br />
Ivers „Skinny Love“ der internationale<br />
Erfolgsdurchbruch – „und in all den Jahren<br />
danach hatte ich kaum je eine wirkliche<br />
Pause vom Musikgeschäft“. Auch gab<br />
es da vor einigen Jahren diese nicht so<br />
schöne Trennung,<br />
die Birdy nicht nur<br />
ziemlich mitgenommen,<br />
sondern ihr auch<br />
den Stoff für „Young<br />
Heart“ geliefert hat:<br />
„Wenn ich in sehr<br />
starken emotionalen<br />
Turbulenzen stecke,<br />
dann kann ich<br />
mich nicht sofort<br />
hinsetzen und darüber<br />
schreiben. Ich brauche<br />
immer einen gewissen<br />
Abstand, um alles zu verarbeiten und<br />
mich dann ans Piano zu setzen und die<br />
Schleusen zu öffnen.“<br />
Das Ende der bisher größten Liebe ihres<br />
noch jungen Lebens verarbeitete Birdy in<br />
aller Intensität. In der aktuellen, melodisch<br />
mitreißenden Single „Surrender“ versucht<br />
sie zu verstehen, was schiefgelaufen ist,<br />
und im Titelsong, Birdys Lieblingsstück<br />
der Platte, räumt sie ein, ihren Ex-Freund<br />
trotzdem noch zu lieben. „Der Song ist<br />
sehr bittersüß. Eigentlich ist das ganze<br />
Album sehr bittersüß. Man kann den<br />
anderen bewusst zurücklassen und ihn<br />
dennoch furchtbar vermissen. Nicht jeder<br />
Konflikt lässt sich einfach so auflösen.“<br />
Zum Schreiben der neuen Lieder, die im<br />
Vergleich zu den Songs ihres letzten, recht<br />
knallig und plakativ-poppigen Albums<br />
„Beautiful Lies“ deutlich zurückhaltender,<br />
roher und intimer klingen (und in ihrer<br />
melancholischen<br />
Verletzlichkeit ein wenig<br />
an die zwei jüngsten<br />
Taylor-Swift-Alben<br />
erinnern), begab sich<br />
Birdy mehrmals nach<br />
Los Angeles. In ihrem<br />
Quartier – einem alten<br />
Haus in der etwas abgelegenen,<br />
aber doch nur<br />
zwanzig Autominuten<br />
vom Meer entfernten<br />
Hippie-Enklave Topanga<br />
Canyon – hörte Birdy<br />
sehr viel Joni Mitchell, was auf „Young<br />
Heart“ einen ebenso unüberhörbaren wie<br />
angenehmen Einfluss ausgeübt hat.<br />
Dass mit „Loneliness“ und „Deepest<br />
Lonely“ auf dem neuen Album gleich zwei<br />
Songs über die Einsamkeit zu finden sind,<br />
könnte Anlass zur Sorge um dieses junge<br />
Herz geben, muss es aber nicht: „Das sind<br />
eher Liebeslieder an die Einsamkeit. Ich bin<br />
gerne allein und genieße es, in fremden,<br />
exotischen Städten umher zu driften<br />
und manchmal ein bisschen verloren zu<br />
gehen.“ *Steffen Rüth
HOUSE/DISCO<br />
Horse Meat Disco & Dua Lipa<br />
Vor einigen Wochen erschien<br />
„Future Nostalgia / Club<br />
Future Nostalgia“ von Dua<br />
Lipa. Darauf findet sich auch<br />
ein Remix der queeren Disco-<br />
Größen von „Horse Meat<br />
Disco“ und natürlich der Hit<br />
mit Madonna.<br />
Lohnt es sich denn? Ja! Denn<br />
die 2CD-Version des Albums<br />
„Future Nostalgia / Club Future<br />
Nostalgia“ / das Vinyl-Remix-<br />
Album „Club Future Nostalgia“<br />
bringt dir alle aktuellen Hits<br />
(„Hallucinate“ ...) der Sängerin<br />
und zudem ausgefallene und<br />
genreübergreifende Remixe<br />
angesagter DJs und Producer.<br />
Unsere Anspieltipps sind<br />
„Love Again (Horse Meat Disco<br />
Remix)“, „Boys Will Be Boys<br />
(Zach Witness Remix“, „Levitating<br />
(The Blessed Madonna<br />
Remix) [feat. Madonna & Missy<br />
Elliott]“ sowie „Physical (Mark<br />
Ronson Remix) [feat. Gwen<br />
Stefani]“. Ein klasse DJ-Mix,<br />
der dein Zuhause zum Studio<br />
54 macht. Hui!<br />
ÜBER HORSE MEAT DISCO<br />
Seit 2009 bereicherte die<br />
Disco- und High-Energy-Party<br />
Horse Meat Disco das Partyleben<br />
Berlins. Ursprünglich<br />
gestartet ist die queere Party<br />
mit dem Fokus auf Klubmusik<br />
der 1970er- und 1980er-<br />
Jahre (also eher kein ABBA,<br />
dafür Patrick Cowley) im Jahr<br />
2003 in London. Während der<br />
noch andauernden Corona-<br />
Pandemie erschien unlängst<br />
auch eine eigene Platte („Love<br />
And Dancing“) der queeren<br />
Bartjungs. *rä<br />
AB DEM 26. FEBRUAR<br />
ERHÄLTLICH ALS CD JEWELCASE UND DIGITAL<br />
MUSIK<br />
CHILL-OUT<br />
„Let’s get happy and let’s be gay“<br />
Endlich kann man mal den Refrain<br />
dieser Eurovision-Song-Contest-<br />
Perle aus dem Jahr 2003 verbraten.<br />
Und so platt er auch ist, dieser Pop-<br />
Schlager von Lou und Ralph Siegel<br />
trägt eine kleine Weisheit in sich.<br />
Sei glücklich.<br />
Immerzu darüber nachzudenken, dass man auf Kurzarbeit<br />
ist, dass die Kosten steigen, dass Freunde um ihre Existenzen<br />
bangen, dass man seine Liebsten nicht sehen kann, das<br />
macht Angst. Und Angst lähmt. Stattdessen sollte man es<br />
zulassen, sich bewusst dazu motivieren, das Schöne im kleinen<br />
Normalen zu sehen. Das kleine Glück im Alltag eben. Das kann<br />
ein Spaziergang im Park sein (Enten dabei bitte nicht füttern,<br />
Brot ist nicht gut für sie und die angelockten Ratten fressen die<br />
Reste am Ufer und vermehren sich ...), ein gutes Buch, Yoga, ein<br />
Treffen unter freiem Himmel mit einem lieben Menschen oder<br />
auch eine Pizza mit dem/der Liebsten.<br />
Und Musik. Ganz egal ob Pop, Dancefloor, Rock oder auch Chillout,<br />
Hauptsache du schaltest mal ab vom Stress. Wer entspannt<br />
ist, hat weniger Angst, sieht die Perspektiven im Dickicht der<br />
Anforderungen und Erwartungen, entdeckt das versteckte<br />
Gute im Dschungel der Corona-Pandemie-Regeln. Der Musiker<br />
Liam Thomas veröffentlichte unlängst sein aktuelles Stück<br />
„Goodbye“ beim Schwarzwälder Label SINE MUSIC. Ein sehr, sehr<br />
gechilltes Musikstück mit entspannten Pianoklängen und einem<br />
unaufdringlichen Dance-Beat. Weniger hämmernd als damals bei<br />
Robert Miles, aber nicht weniger antreibend. Und ein bisschen<br />
Antrieb in der Corona-Angststarre tut doch gut, oder? *rä<br />
www.sine-music.com
MUSIK<br />
FOTO: ALEX WAESPI<br />
NACHGEFRAGT<br />
LONDON GRAMMAR:<br />
„Ich lege nicht allein den künstlerischen Kurs fest“<br />
Die Sängerin Hannah Reid ist<br />
erfreulich unprätentiös. Für das<br />
Video-Interview hat sie sich<br />
nicht großartig gestylt. Sie sitzt<br />
ganz lässig in Jeans und Sweatshirt bei<br />
sich zu Hause in London und redet völlig<br />
unaufgeregt über das neue Album ihrer<br />
Band London Grammar, das „Californian<br />
Soil“ heißt.<br />
Alle Songs seien bereits vor der Pandemie<br />
entstanden, erklärt sie. Somit greifen sie<br />
keine Themen wie Isolation in Zeiten von<br />
Corona auf, sondern rücken Feminismus<br />
in den Mittelpunkt. Das kommt nicht von<br />
ungefähr – Hannah Reid will als Frau im<br />
Musikgeschäft endlich ernst genommen<br />
werden. Deswegen hat sie sich zur<br />
Bandleaderin erklärt. Wie haben der Gitarrist<br />
Dan Rothmann und der Keyboarder Dominic<br />
„Dot“ Major darauf reagiert? „Sie verstanden<br />
sofort, worum es mir geht“, sagt die Britin.<br />
„Ich möchte mehr Respekt von außen<br />
bekommen.“ Das habe an den internen<br />
Strukturen allerdings nichts geändert: „Ich<br />
lege nicht allein den künstlerischen Kurs<br />
fest. Als Gruppe setzen wir nach wie vor auf<br />
Demokratie.“<br />
Das zeigt sich zum Beispiel an dem Stück<br />
„Talking“, das ursprünglich für die letzte<br />
Platte „Truth Is a Beautiful Thing“ vorgesehen<br />
war. Es machte damals nicht das<br />
Rennen, weil es zu wenig Single-Potenzial<br />
hatte. Damit konnte sich Hannah Reid aber<br />
nicht abfinden. Sie kramte die Demoversion<br />
wieder hervor und entschied einvernehmlich<br />
mit ihren beiden Mitstreitern, diese Nummer<br />
zu vollenden. „Den Klavierpart hat Dot<br />
tatsächlich binnen weniger Sekunden<br />
komponiert“, schwärmt<br />
Hannah Reid. „Er ist wirklich<br />
ein unglaublicher Pianist.“<br />
Das Ergebnis kann sich<br />
durchaus hören lassen:<br />
„Talking“ verzaubert als<br />
hinreißende Ballade. „Als<br />
ich den Text schrieb“, führt<br />
Hannah Reid aus, „war ich<br />
irgendwie paranoid. Ich<br />
brauchte nach zahlreichen<br />
Auftritten jemanden, der mich erdete.“<br />
So entstand ein Liebeslied, in dem die<br />
31-Jährige ihre Bedürfnisse auf den Punkt<br />
bringt. Bei ihr kommt Feminismus eben eher<br />
auf Samtpfoten daher. Mal offenbart sie<br />
ihre Sehnsüchte, mal sagt sie emotionalem<br />
Missbrauch in einer Beziehung den Kampf<br />
an, der Titelsong „Californian Soil“ wiederum<br />
handelt davon, die Kontrolle über das eigene<br />
Leben zu gewinnen. Wenn sich Hannah<br />
Reids glasklarer Gesang bei diesem Lied<br />
über sphärischen Trip-Hop legt, klingt das<br />
traumhaft schön.<br />
So pendeln London Grammar immer wieder<br />
zwischen handgemachter Musik und elektronischen<br />
Passagen. Bei „Missing“ vereinigen<br />
sich pluckernde Beats mit Streichern.<br />
Inhaltlich tanzt diese Nummer jedoch ein<br />
bisschen aus der Reihe. Sie erzählt davon,<br />
wie sich einige Musiker*innen im Sumpf aus<br />
Drogen und Alkohol verlieren. „Als ich mir<br />
Dokumentationen über Amy Winehouse,<br />
Whitney Houston oder Avicii<br />
ansah, habe ich geweint“,<br />
offenbart Hannah Reid. „Ihre<br />
Schicksale sind absolute<br />
Tragödien.“ Sie selbst<br />
scheint zum Glück nicht<br />
Gefahr zu laufen, aus der<br />
Spur zu geraten: „Während<br />
einer Tournee würde ich<br />
mich niemals betrinken.<br />
Ich hätte Angst davor, dass<br />
ich verkatert gar nicht meine volle Leistung<br />
abrufen könnte.“<br />
Apropos touren: Vermisst Hannah Reid<br />
im Moment das Unterwegssein? Jein –<br />
einerseits hat sie sich daheim ziemlich gut<br />
eingerichtet, andererseits fehlen ihr die Fans:<br />
„Ich sehne mich danach, mich emotional<br />
mit Menschen zu verbinden, denen unsere<br />
Musik wichtig ist.“ Dabei leidet sie vor<br />
einem Konzert stets unter furchtbarem<br />
Lampenfieber: „Ich habe zumindest die<br />
leise Hoffnung, dass es mir vor zukünftigen<br />
Gigs etwas besser gehen wird. Einfach weil<br />
ich mit unserem neuen Album so glücklich<br />
bin, dass das mein Selbstvertrauen stärkt.“<br />
*Dagmar Leischow
NACHGEFRAGT<br />
MUSIK<br />
CHRISTOPHER Lund Nissen –<br />
„die Welt zu einem besseren Ort machen“<br />
Es dürfte schwerfallen,<br />
Christopher Lund Nissen,<br />
der sich als Sänger einfach Christopher<br />
nennt, nicht zu mögen.<br />
Souverän eröffnet er beim Video-<br />
Interview das Gespräch, während<br />
er sein Auto einparkt. Der Däne<br />
ist wegen seines Umzugs gerade<br />
ziemlich im Stress, zudem erwartet<br />
seine Frau, das Model Cecilie<br />
Haugaard, in wenigen Wochen ihr<br />
erstes gemeinsames Kind.<br />
Doch der 29-Jährige verliert trotzdem<br />
nicht die Fassung, das ist wohl seiner<br />
skandinavischen Gelassenheit geschuldet.<br />
Hochkonzentriert redet er über sein<br />
neues Album „My Blood“, dessen Namen<br />
er mit Bedacht gewählt hat. Nach den<br />
beiden Vorgänger-Alben „Closer“ und<br />
„Under the Surface“ machte es für ihn<br />
einfach Sinn, seine Fans noch näher an<br />
sich heranzulassen: „Meine Stücke sind<br />
jetzt persönlicher als jemals zuvor.“ Den<br />
Titelsong hat er zum Beispiel seinem<br />
Bruder gewidmet, um ihm zu zeigen, dass<br />
Wasser dicker ist als Blut: „Was auch passiert,<br />
ich werde immer für meinen Bruder<br />
da sein“, verspricht Christopher. „Für ihn<br />
bin ich überall lediglich einen Telefonanruf<br />
entfernt.“<br />
Solche Aussagen verpackt Christopher<br />
in extrem eingängigen Pop mit elektronischen<br />
Akzenten. Die Medien haben ihm<br />
längst den Stempel „dänischer Justin<br />
Biber“ aufgedrückt, ebenso suggeriert<br />
seine äußere Erscheinung – blond,<br />
schlank, gutaussehend – eine Verwandtschaft<br />
mit dem US-Teenie-Star. Wie<br />
Biber hat auch Christopher überwiegend<br />
weibliche Fans, zumindest in Dänemark:<br />
„In meiner Heimat kommen zu 80 Prozent<br />
Mädchen zu meinen Auftritten.“ In<br />
Peking dagegen vergöttert ihn die Gay-<br />
Community: „Als ich dort ein Konzert gab,<br />
war die Hälfte des Publikums männlich.<br />
Meine chinesische Promoterin erklärte<br />
mir daraufhin, ich sei bei Schwulen halt<br />
beliebt.“ Solche Momente genießt der<br />
gebürtige Kopenhagener, klar. Trotzdem<br />
hat er nie den Bezug zur Realität verloren.<br />
Er beobachtet kritisch, was um ihn herum<br />
passiert. Mit der Ballade „Aiming“, die<br />
er teilweise im Falsett singt, plädiert er<br />
dafür, sich höhere Ziele zu stecken. Es<br />
nervt ihn, wenn sich die Menschen vom<br />
scheinbar perfekten Leben anderer auf<br />
Instagram blenden lassen. „Es stimmt<br />
nicht, dass das Gras auf der anderen Seite<br />
immer grüner ist“, ereifert er sich. „Gras<br />
grünt dort, wo man es wässert.“ Was er<br />
damit meint: „Jeder sollte sich selbst im<br />
Spiegel anschauen und sich fragen, wie er<br />
die Welt zu einem besseren Ort machen<br />
kann.“ Als Botschafter für die World Child<br />
Cancer Foundation geht Christopher mit<br />
gutem Beispiel voran. Mit dem Roten<br />
Kreuz reiste er nach Syrien, um sich ein<br />
Bild von der Situation vor Ort zu machen.<br />
„Abgesehen davon versuche ich, ein guter<br />
Sohn, Freund und Ehemann zu sein. Ich<br />
will positive Energie ausstrahlen.“ Auch<br />
der Klimawandel liegt ihm sehr am Herzen:<br />
„Bereits in der neunten Klasse habe<br />
ich eine längere Hausarbeit über die<br />
globale Erwärmung geschrieben.“<br />
Doch der<br />
Klimaschutz<br />
sollte nicht sein einziges Steckenpferd<br />
bleiben. Als Christopfer zwölf war,<br />
schenkte ihm seine Großmutter eine<br />
Gitarre. Wie ein Besessener spielte er von<br />
da an das Instrument bei sich zu Hause<br />
in einem Kopenhagener Vorort, wo er sich<br />
vor Kurzem ein eigenes Haus gekauft hat.<br />
Den Talentwettbewerb in seiner Schule<br />
gewann er gleich dreimal in Folge. Mit 15<br />
begann er, eigene Songs zu schreiben. Mit<br />
17 bekam er seinen ersten Plattenvertrag:<br />
„Das war für mich ein Paradigmenwechsel.<br />
Zum ersten Mal glaubte ich ernsthaft<br />
daran, mit meiner großen Leidenschaft<br />
Musik wirklich Geld verdienen zu können.“<br />
*Dagmar Leischow
MUSIK<br />
TIPP<br />
FOTOS: JULIAN BURGUENO<br />
MADISON BEER:<br />
Autoaggression und Kunst<br />
Die sozialen Medien sind für<br />
Madison Beer wohl gleichermaßen<br />
Fluch und Segen. Einerseits<br />
entdeckte Justin Bieber ihre Version<br />
von Etta James‘ „At Last“ bei You-<br />
Tube und teilte sie auf Twitter. Das<br />
bracht der Amerikanerin nicht nur<br />
ungeheure Aufmerksamkeit, mit<br />
Biebers Hilfe ergatterte sie gleich<br />
ihren ersten Plattenvertrag.<br />
Andererseits wird die Sängerin bei<br />
Instagram oder TikTok – das Videoportal<br />
hat sie inzwischen von ihrem Mobiltelefon<br />
gelöscht, aus Selbstschutz – immer<br />
wieder gemobbt. Sie sei zu schön, heißt<br />
es zum Beispiel. Da habe sie wohl ein<br />
bisschen nachgeholfen... Dabei sollte<br />
man die volle Aufmerksamkeit lieber<br />
auf ihre Musik richten, die 22-Jährige ist<br />
nämlich ausgesprochen talentiert. Den<br />
Beweis dafür liefert ihr Debütalbum.<br />
Nicht ohne Grund nannte sie es „Life<br />
Support“: Die kreative Arbeit am Album<br />
war quasi der Rettungsanker, als Madison<br />
Beer durch eine ziemlich dunkle Zeit ging.<br />
Ihre Beziehung zerbrach, bei ihr wurde<br />
eine Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />
inklusive Stimmungsschwankungen und<br />
Autoaggressionen diagnostiziert, zeitweilig<br />
hatte sie sogar Selbstmordgedanken, wie<br />
sie in einem Interview mit dem Magazin<br />
„The Face“ offenbarte.<br />
Um dieses Tief zu überwinden, entschied<br />
sich die auf Long Island geborene<br />
Musikerin, die heute in Los Angeles lebt,<br />
für eine Psychoanalyse. Dreimal pro<br />
Woche ging sie zur Therapie und setzte<br />
sich mit ihren tiefsten Empfindungen<br />
auseinander, das half ihr, sich selbst besser<br />
zu verstehen. Davon profitierte sie nicht<br />
nur als Mensch, sondern auch<br />
als Künstlerin. Madison Beer<br />
begann, gnadenlos ehrliche<br />
Lieder zu schreiben. In<br />
der melancholischen<br />
Ballade „Selfish“<br />
bereut sie, sich auf<br />
ihren egoistischen Ex<br />
eingelassen zu haben.<br />
„I bet you thought you<br />
gave me real love“, singt<br />
sie. „But we spent it all in<br />
nightclubs.“ Im sphärischen<br />
„Stained Glass“ offenbart sie ihre<br />
Dünnhäutigkeit, der Satz „My skin is<br />
made of glass“ spricht Bände. „Effortless“<br />
pirscht sich ebenfalls auf Samtpfoten an.<br />
In diesem Titel zieht Madison Beer die<br />
Option in Betracht, den fiesen Schmerz<br />
mit Tabletten zu betäuben. Wen diese<br />
Stücke nicht berühren, der muss aus Stein<br />
gemeißelt sein.<br />
Offenheit ist das Charakteristikum, das<br />
Madison Beer so unverwechselbar macht.<br />
Sie setzt sich mit ihrem (Welt-)Schmerz<br />
von der Konkurrenz im <strong>Mai</strong>nstream-<br />
Pop ab, hat aber ganz offensichtlich<br />
auch nichts gegen ein bisschen Spaß<br />
einzuwenden. „Baby“ – eine Harfe liefert<br />
das Intro, kein Witz! – lockt mit groovigen<br />
R'n'B-Beats auf den Dancefloor. „I look too<br />
good to be in this bedroom without someone<br />
to touch me like you do“, flötet die<br />
Sängerin, die in diesem Song ausnahmsweise<br />
die laszive Verführerin gibt.<br />
Sie fühlt sich attraktiv und<br />
selbstbewusst, das hört<br />
man.<br />
Das basslastige<br />
„Follow the White<br />
Rabbit“ wirkt<br />
dagegen dunkel<br />
und beängstigend,<br />
fast schon<br />
gespenstisch. So<br />
nimmt Madison Beer<br />
ihre Hörerschaft mit<br />
auf eine Achterbahnfahrt<br />
der Gefühle. Düsternis statt<br />
Party. Längst hat sie weit mehr zu<br />
bieten als ihr 13-jähriges Alter Ego, das<br />
Coversongs bei YouTube einstellte. Wer<br />
weltweit mehr als drei Milliarden Streams<br />
verzeichnen kann – ein Drittel davon für<br />
die EP „As She Pleases“ (2018) –, der<br />
ist auf dem Weg nach ganz oben. 2019<br />
übernahm Madison Beer die komplette<br />
Kontrolle über ihr kreatives Umfeld.<br />
Sie schreibt und produziert ihre Lieder<br />
selbst. Mit diesem Konzept dürfte diese<br />
unglaublich talentierte Künstlerin künftig<br />
für Furore sorgen. *Dagmar Leischow
COMEBACK<br />
Amanda Lear „More“<br />
Amanda Lear kündigt für den<br />
Frühling ein neues Album an:<br />
„More“. Es ist das erste Studioalbum der<br />
queeren Sängerin seit „Let Me Entertain<br />
You“ 2016.<br />
In ihrer seit Jahrzehnten andauernden<br />
Karriere hat Amanda Lear musikalisch<br />
schon so ziemlich alles ausprobiert:<br />
Disco, Eurodance, Balladen, Pop-Rock<br />
und auch House. Und nicht nur in der<br />
Musikwelt war die ewige Schönheit<br />
vielseitig interessiert.<br />
Amandas Karriere startete in den<br />
1960ern als Model (sie lief während<br />
ihrer aktiven Zeit unter anderem für Karl<br />
Lagerfeld und Jean Paul Gaultier), etwa<br />
in der selben Zeit traf Amanda Lear auf<br />
den Maler Salvador Dalí und wurde seine<br />
Muse. Bis heute malt sie hoch gehandelte<br />
Werke. Ihren großen Durchbruch<br />
hatte Amanda dann als Sängerin von Hits<br />
wie „Queen of China-Town“ (Platz 2 in<br />
Deutschland), „Tomorrow“ (Platz 1 in ihrer<br />
Wahlheimat Italien), „Love Your Body“<br />
(Top 30 Belgien) und natürlich „Follow<br />
Me“ (ein europaweiter Top-10-Hit). Seit<br />
den 1980ern konzentrierte sie sich vor<br />
allem auf ihre TV-Karriere, veröffentlichte<br />
aber sporadisch Musik, die auch immer<br />
irgendwo auf der Welt chartete. Wir<br />
sind gespannt, wie das neue Album<br />
klingen wird, vorab zu hören gab es bei<br />
Redaktionsschluss noch nichts. *rä<br />
www.amandalear.com<br />
ROCK<br />
Die Könige sind zurück<br />
Lange mussten wir auf ein neues Album der<br />
Kings of Leon warten, im März ist es soweit:<br />
„When You See Yourself“ erblickt das Licht der<br />
Welt. Einmal mehr beweist das Quartett dabei,<br />
dass es sich weder scheut, Genres zu mischen,<br />
noch große Melodien mit harten Texten zu paaren.<br />
Unsere Anspieltipps sind „100,000 People“<br />
und „The Bandit“. *rä<br />
POP<br />
„Anders als geplant“ von<br />
Marcella Rockefeller<br />
Deutschlands musikalischste Dragqueen,<br />
veröffentlicht im März ihr erstes<br />
Album „Anders als geplant“.<br />
Für Marcella waren Peter Plate und Ulf<br />
Sommers Kompositionen (Rosenstolz)<br />
der Soundtrack ihrer Jugend und für<br />
Peter Plate war Marcellas Stimme und<br />
ihre zutiefst menschliche Haltung so<br />
bewegend, dass aus einem geplanten<br />
Abenteuer für ein Lied nun ein ganzes<br />
Album entstand.<br />
Aufgenommen zwischen wiederkehrendem<br />
Lockdown in Köln, Hannover<br />
und Berlin, eingespielt von fantastischen<br />
Musikern voller Spielfreude, entstand<br />
ein Klang zwischen Rio Reiser,<br />
Carole King und dem Augenzwinkern<br />
einer Lady Gaga. Marcella singt nicht<br />
nur – sie bettelt, fleht, seufzt, schreit<br />
und immer geht es um alles.
KUNST<br />
NACHGEFRAGT<br />
Marcus Günthers „Muster“<br />
Im Frühling stellt der Düsseldorfer<br />
Künstler seine Linolschnitte in der<br />
Ausstellung „Muster“ aus. Wie der Name<br />
der Ausstellung schon verrät, setzt sich<br />
der 1967 Geborene darin mit „der Begrifflichkeit<br />
des Musters im weitesten Sinne“<br />
auseinander. Wir fragten nach.<br />
Was schätzt du am Linolschnitt?<br />
Ich schätze die expressive Intensität, die<br />
durch unterschiedliche Bearbeitungsmethoden<br />
in der Linolplatte entstehen kann.<br />
Durch die scharf kontrastierenden Flächen<br />
kann ich mithilfe des Linolschnitts einen<br />
comichaften gesteigerten scheinbaren<br />
Realismus schaffen, der meine Bild-<br />
Behauptung unterstreicht, und das macht<br />
den Linolschnitt für mich als Ausdrucksform<br />
attraktiv.<br />
Ist er dir gerade als Ausdrucksform<br />
sogar lieber als die Malerei?<br />
Der Linolschnitt ist nur einer meiner<br />
künstlerischen Formulierungen; es ist eben<br />
nur eine andere, aber beide Ausdrucksformen<br />
beeinflussen sich immer auch<br />
gegenseitig.<br />
Du machst auch mitunter recht<br />
explizite Kunst, geht das immer<br />
problemlos?<br />
Das geht nicht immer problemlos, aber<br />
meine Aufgabe als Künstler ist es eben,<br />
den Betrachter mit meinen Darstellungen<br />
zu konfrontieren, Fragen aufzuwerfen und<br />
zum Nachdenken anzuregen.<br />
Wie betrifft dich als Künstler die<br />
Pandemie gerade?<br />
Außer einer geplatzten Ausstellung infolge<br />
des Lockdowns und den damit weggebrochenen<br />
Verkaufseinnahmen betrifft mich<br />
diese Pandemie nicht – ich arbeite weiter<br />
wie bisher. Ich mache mir aber ernsthafte<br />
Sorgen um die Vielfalt von Kunst und Kultur.<br />
Mitzuerleben, wie ein systemrelevanter<br />
Bereich von der Politik vernachlässigt wird,<br />
ist in unserer sogenannten Kulturnation<br />
beschämend.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
5. – 20.3., Marcus Günther „Muster“,<br />
Atelier MG, Prinz-Georgen-Str. 40,<br />
Düsseldorf
BILDBAND<br />
WOLFGANG TILLMANS –<br />
30 Jahre in einem Band<br />
„Das erste Buch entstand aus einer<br />
wissenden Unschuld heraus. Ich betrachtete<br />
das Leben um mich herum mit der<br />
Leidenschaft, unabhängig zu sein.“<br />
Die Zeit der Jahrtausendwende ist uns<br />
immer noch sehr präsent, etwa durch<br />
weiterhin im Radio laufende, inzwischen<br />
zu Evergreens gewordene Elektro-Pop-<br />
Nummern, durch beständig populäre<br />
Serien wie „Sex and the City“ oder damals<br />
extremst populäre Stars wie Britney<br />
Spears. Und in der TV-Landschaft gehört<br />
nun das fest dazu, was damals Neuland<br />
war: Trash-TV mit leidlich bekannten<br />
Menschen. Eine spannende Zeit, die auch<br />
von der Kunstwelt begleitet wurde. Bei<br />
Wolfgang Tillmans war es die Kamera, die<br />
ihm half, diese Phase als Kunst festzuhalten,<br />
aber auch zu inszenieren, denn nicht<br />
immer, wenn ein Bild aussieht wie ein<br />
Schnappschuss, ist es einer.<br />
Beim TASCHEN Verlag erschien anlässlich<br />
des 40. Geburtstags des Verlags gerade<br />
der Band „Wolfgang Tillmans. four<br />
books – 40th Anniversary Edition“, der<br />
seine bisherigen Bücher im ursprünglichen<br />
Layout, aber ergänzt zusammenfasst.<br />
„Mein Anspruch ist es, Bücher zu<br />
machen, die von den unterschiedlichsten<br />
Menschen in verschiedenen Ländern<br />
mit ihren eigenen Augen gelesen und<br />
aufgenommen werden und die es ihnen<br />
ermöglichen, Bezüge zu ihrem eigenen<br />
Leben herzustellen. Diese Bezüge finden<br />
sich vielleicht nicht in jedem einzelnen<br />
Bild, aber wenn ein Betrachter nachvollziehen<br />
kann, wie etwas riecht, oder eine<br />
Vorstellung davon bekommt, wie sich<br />
etwas anfühlt, dann bin ich glücklich. Das<br />
ist es, was letztlich Kunst ausmacht: unter<br />
den Menschen ein Gefühl von Solidarität<br />
zu erzeugen“, so der Künstler in einem<br />
schriftlichen Interview mit dem Verlag.<br />
Warum eine Art Remix seiner Bücher?<br />
„An manchen Stellen habe ich Bilder<br />
von damals eingefügt, und manchmal<br />
konfrontiere ich ein neues Foto mit einem<br />
20 Jahre alten, wie das Porträt von Neneh<br />
Cherry aus dem Jahr 2018, deren Musik<br />
ich wiederum 1993 viel gehört habe. Auch<br />
die letzten Jahre bis 2020 sind vertreten,<br />
sodass das Buch auch einen klaren Bezug<br />
zur Gegenwart aufweist“, erklärt Tillmans.<br />
Eine fotografische Zeitreise von den<br />
1990ern bis in die Corona-Twenties.<br />
Porträts von Freunden und Stars,<br />
Alltagssituationen und Momente, die jetzt<br />
vor allem mit ihrem Retro-Touch berühren,<br />
einfach wunderbar. *rä<br />
„Wolfgang Tillmans. four books –<br />
40th Anniversary Edition“,<br />
www.taschen.com
BUCH<br />
RATGEBER<br />
Freude trotz Sorgen<br />
und Homeoffice<br />
Die queeren Safe Spaces, die Klubs, die Bars, die Fitnessstudios<br />
sind geschlossen, das Community-Leben ist runtergefahren,<br />
jetzt zählen private Kontakte, Freundschaften und auch die Familie,<br />
um nicht den Lebensmut zu verlieren.<br />
FOTO: M. RÄDEL<br />
Auch die Arbeitswelt<br />
hat sich verändert: Statt<br />
früherer relativer Sicherheit<br />
geht nun die Angst um, den<br />
Job zu verlieren. Und auch<br />
wer eine sichere Arbeit hat,<br />
muss im Homeoffice oder in der<br />
Quarantäne auf lieb gewonnene<br />
Bekannt- und Freundschaften im<br />
Büroalltag verzichten. Man tippt und<br />
telefoniert zu Hause vor sich hin, statt<br />
zwischendurch mal einen kleinen Schwatz<br />
mit dem Kollegen als Hirnentspannung<br />
genießen zu können. Zumindest kann<br />
man dann aber hoffen, dass es bald wieder<br />
ein „neues Normal“ geben wird, dass man<br />
wieder zusammen arbeiten und auch Spaß<br />
und Austausch haben kann. Live, nicht nur<br />
digital oder mit Abstand.<br />
Was aber, wenn der Vorruhestand in greifbare<br />
Nähe gerückt ist? Oder wenn man<br />
das Arbeitsleben beendet hat? Wer keine<br />
Haustiere hat, die neben all den kommenden<br />
Arztbesuchen für einen geregelten<br />
Tagesablauf sorgen, der hat vor allem<br />
eines: Zeit. Viel Zeit. Keine Verpflichtungen,<br />
aber auch weniger bis keine Kontakte.<br />
Und immer ausschlafen ist auch keine<br />
Lösung! Genau dieser Thematik nahm sich<br />
Prof. Axel Beyer, Jahrgang 1950, in seinem<br />
neuen Buch „Immer ausschlafen ist auch<br />
keine Lösung“ an. Es sei ein „herzlich<br />
gelassener Ratgeber über das Leben im<br />
Ruhestand“, so der veröffentlichende<br />
Verlag. Der Autor verrät augenzwinkernd:<br />
„Seien Sie heiter, haben Sie Freude. Und<br />
lassen Sie sich nicht ärgern, sondern ärgern<br />
Sie zurück.“ In 28 Betrachtungen bereitet<br />
uns der Autor auf den unausweichlichen<br />
letzten Lebensabschnitt vor. Mit einer<br />
Prise Witz, viel Wissen und viel Erfahrung.<br />
„Der Kindergarten bereitet uns auf die<br />
Schule vor, die Schule auf die Ausbildung,<br />
die Ausbildung auf den Beruf. Und wer<br />
bereitet uns auf die dritte Lebenshälfte<br />
vor, auf den Ruhestand?“<br />
Axel Beyer begann als Schauspieler und<br />
Regisseur, 1983 wechselte er zum Fernsehen<br />
und blieb diesem Medium in leitenden<br />
Positionen beim SFB, dem WDR und dem<br />
ZDF bis 2009 treu. Als Programmdirektor<br />
der Endemol Deutschland Holding<br />
und als Chefproducer bei Kirch Media<br />
Entertainment prägte er auch den privaten<br />
Fernsehsektor. Der Buchautor ist Leiter<br />
der Media School Köln an der Hochschule<br />
Fresenius. Sein Buch „Immer ausschlafen<br />
ist auch keine Lösung – Aufheiterungen<br />
für die dritte Lebenshälfte von A bis Z“ von<br />
Prof. Axel Beyer ist über 130 Seiten stark<br />
und beim Verlag tredition erschienen. *rä<br />
BILDBAND<br />
Das Buch zum Tom<br />
Der bekannte Fotograf Henning von Berg<br />
ist einer der Männer, die an dem neuen<br />
Buch über DEN „Leder-Fetisch-Zeichner“<br />
überhaupt beteiligt sind.<br />
Das Buch „Made in Germany – Tom of<br />
Finland“ konzentriert sich auf die besondere<br />
Beziehung von Tom of Finlands beispielloser<br />
Karriere in einer damals noch extrem<br />
homophoben Welt und Deutschland.<br />
Zudem ist es eine Art Richtigstellung, wie<br />
Henning von Berg verrät: „Frühere Bücher<br />
hatten einfach immer falsche Informationen<br />
aus früheren Veröffentlichungen kopiert<br />
und eingefügt. Aber falsche Behauptungen<br />
und falsche Schlussfolgerungen werden<br />
durch wiederholte Wiederholungen nicht<br />
wahrer“, so der Künstler. „Für diesen<br />
brandneuen Band forschten die Kuratoren<br />
Juerg Judin und Pay Matthis Karstens und<br />
ihr hoch motiviertes Team in verschiedenen<br />
Städten. In Privatsammlungen fanden sie<br />
verschiedene Kunstwerke, von denen angenommen<br />
wurde, dass sie verloren gingen.<br />
Bisher unbekannte Fakten über Toms frühe<br />
Werke und seine allererste Ausstellung im<br />
Revolt Shop wurden korrigiert. Gerüchte und<br />
Wahrheiten über das, was 1976 in Hamburg<br />
geschah, können nun endlich plausibel<br />
erklärt werden.“ Ein wichtiges Buch, ein<br />
erotisches Kunstbuch und zudem ein ganz<br />
wunderbares Geschenk. *rä<br />
Das Buch „Tom of Finland – Made in<br />
Germany“ ist 200 Seiten stark und<br />
25 x 30 x 26 cm groß.<br />
www.galeriejudin.com
DATES. FRIENDS. LOVE.<br />
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BUCH<br />
BILDBAND<br />
Glieder, Schwänze, Dödel. Kunst!<br />
Rund 100 erigierte Glieder sind in dem außergewöhnlichen<br />
Bildband „Human Behind the<br />
Penis“ äußerst kunstvoll und nicht pornografisch<br />
versammelt.<br />
Jonas Norén nährte sich dem „besten Stück“<br />
des Mannes mit Raffinesse und ohne falsche<br />
Scham, herausgekommen ist ein Buch, für das<br />
man sich nicht schämen muss. „Indem das<br />
Buch eine Vielfalt von Penissen zusammen mit<br />
ihrer eigenen, sehr persönlichen Geschichte<br />
zeigt, schafft es ein sehr intimes Gefühl und<br />
trägt dazu bei, das Selbstwertgefühl bei denen<br />
zu stärken, die sich in Bezug auf ihre eigenen<br />
Penisse unsicher fühlen“, verrät der Künstler<br />
über den Band. „Human Behind the Penis“ sei<br />
„ein wunderschönes und verschwenderisches<br />
Fotobuch, das als Vorbild für diejenigen<br />
dienen soll, die in Körperkunstfotografien<br />
im Allgemeinen nicht dargestellt werden“.<br />
Denn außerhalb der Welt der Vollerotik ist der<br />
steife Schwanz selten zu sehen. Meist soft,<br />
im Schatten oder verdeckt – das männliche<br />
Geschlechtsteil ist nicht gerade im Fokus der<br />
Kunstwelt, ganz anders als die weibliche Brust,<br />
ganz anders, als es etwa in der Antike üblich<br />
war. „Mit dem Buch wollte ich viele verschiedene<br />
Arten von erigierten Penissen zeigen, die<br />
alle auf ihre Weise schön sind“, so Jonas Norén.<br />
Es geht aber nicht nur um das Glied!<br />
Der Schwede arbeitete seit 2015 an dem<br />
Buch, reiste nach Spanien, Dänemark,<br />
Deutschland und auch in die USA. Sein Buch<br />
erzählt Geschichten von Männern, die auch<br />
Schweres erlebt haben. Sie bleiben aber<br />
anonym. Fast. *rä<br />
www.humanbehindthepenis.com<br />
ROMAN<br />
Paolo, der Empath<br />
Ein packendes und auch sexuell aufgeladenes<br />
Buch, das sich nur an Erwachsene<br />
richtet. Science-Fiction-Krimi mit starker<br />
Erotik, die durch Worte, nicht durch Bilder<br />
erzeugt wird.<br />
„Meine Geschichten enthalten Elemente aus<br />
(Hard) Science Fiction, Krimi, Thriller, Wissenschaft<br />
und klassischem Liebesroman“, so<br />
Mike Gorden über seine Kunst und sein Buch<br />
„EMPATH“. Erzählt wird von Paolo Costa (19),<br />
der einst von Martin aus einer psychiatrischen<br />
Klinik befreit wurde und seitdem für seinen<br />
Befreier als Escort arbeitet. Was Paolo besonders<br />
macht, ist seine Fähigkeit, die Gefühle<br />
anderer zu spüren, ohne mit ihnen zu sprechen.<br />
Und von Kommissar Torsten Jäger, der<br />
nach Vermissten sucht und auf Paolo stößt.<br />
„Die Geschehnisse in dieser Geschichte sind<br />
fiktiv; die handelnden Personen sind frei<br />
erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen<br />
Geschehnissen oder Personen wäre rein<br />
zufällig. Die Geheimgruppen ‚Moíra‘ und das<br />
‚Konsortium‘ existieren ebenfalls nicht, auch<br />
wenn da einige Verschwörungstheoretiker<br />
insbesondere beim Konsortium anderer<br />
Meinung sein mögen“, so der Bremer Autor.<br />
„Meine Protagonisten Mark und Stefan,<br />
Andreas, Torsten und vor allem Paolo habe<br />
ich so liebgewonnen, dass ich mir wünsche,<br />
sie würden wirklich existieren und ich könnte<br />
gelegentlich etwas Zeit mit ihnen verbringen.<br />
Mit den Jungs um die Häuser ziehen oder mit<br />
Paolo ... nein, das führt jetzt zu weit.“ *rä<br />
www.mikegorden.de<br />
Bei Amazon kaufen:<br />
Bei HML kaufen:<br />
ROMAN<br />
Schwudenten, Coming-out und Big Jim<br />
FOTO: LAURA WESTERMANN PHOTOGRAPHY<br />
Der neue Roman von Rainer Vollath hat das<br />
Zeug dazu, den Leser gut zu unterhalten und<br />
bestens durch den Frühling zu bringen.<br />
Wenn der Alltag zu belastend wird, dann hilft<br />
Lesen. Und besonders Romane, die so ungewöhnlich<br />
und queer sind wie dieser aktuelle<br />
des Autors aus Bayern. In der autobiografischen<br />
(!) Coming-of-Age-Geschichte „Erinnerung an<br />
eine Unsichtbare“ erzählt der auch malende<br />
Autor von Matthias, der sein Coming-out auf<br />
dem Land hat, später in München und auch in<br />
Paris lebt. An seiner Seite: die magersüchtige<br />
Sandrine, die ihm wichtig ist, die er aber, im<br />
Gegensatz zu der Puppe Big Jim, unsexy findet.<br />
Er ist ja auch schwul – und zudem steckt<br />
Matthias durchweg in verkorksten Beziehungen<br />
und politischen Debatten, immerhin<br />
ist er in der schwulen Hochschulgruppe „Die<br />
Schwudenten“.<br />
Das 400 Seiten starke Taschenbuch<br />
„Erinnerung an eine Unsichtbare“ ist eine<br />
queere Zeitreise von den 1970ern bis zur<br />
Jahrtausendwende. Besonders interessant wird<br />
es, wenn man den autobiografischen Aspekt im<br />
Hinterkopf hat. Ein schönes Geschenk! *rä
WO DIE<br />
NATUR<br />
NOCH<br />
IN ORDNUNG<br />
IST?<br />
In Ihrem wohnoffice<br />
TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Hamburg, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />
TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />
TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />
TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />
TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com<br />
TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de
Bild von Tulio Barrios del Carpio<br />
in der Filiale Lange Reihe (tuliobarrios.com)<br />
St. Georg<br />
ist bunt.<br />
Wir sind hier zu Hause.<br />
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Filiale in der Langen Reihe frisch<br />
herausgeputzt. Hier trifft sich die<br />
Nachbarschaft nicht nur zum Banking –<br />
und in Corona-Zeiten natürlich auch<br />
digital per Video.<br />
Wir freuen uns auf euch in der<br />
Langen Reihe 14 oder in einer<br />
der anderen 100 Haspa Filialen.<br />
Hier geht’s zu den Beratern<br />
in der Langen Reihe:<br />
haspa.de/beraterfinder