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hinnerk April / Mai 2021

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04.<strong>2021</strong> І APRIL • MAI І AUSGABE 414<br />

HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

SZENE<br />

1 Jahr Corona:<br />

Wie geht es uns?<br />

COMEBACK<br />

Rag'n'Bone<br />

EXKLUSIV<br />

Muslime und Gedöns:<br />

Politdrama um<br />

Rundfunkrat<br />

Man<br />

im exklusiven Gespräch<br />

04<br />

4 194379 801903<br />

1,90€<br />

INTERVIEWS: BONNIE TYLER, DAVID ZIMMERSCHIED, BIRDY, LONDON GRAMMAR<br />

FEATURES: AMANDA COX, OLIVIA JONES & RICARDO M.


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INTRO 3<br />

Inhalt<br />

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SZENE<br />

Wie geht es uns nach<br />

einem Jahr SARS-CoV-II?<br />

Verbände, Szenemacher*innen<br />

und<br />

Ricardo M. berichten.<br />

GESELLSCHAFT<br />

Gleich mehrere wissenschaftliche<br />

Studien<br />

zu queerem Leben und<br />

Initiativen im Bundestag<br />

gegen den Hass.<br />

REISE<br />

Unser Reisespezial beschäftigt<br />

sich mit leicht<br />

erreichbaren Zielen wie<br />

dem Salzburger Land oder<br />

den gayfriendly Aspekten<br />

Italiens. Außerdem werfen<br />

wir einen Blick auf Euro-<br />

Games und World Pride.<br />

Liebe Queers,<br />

zunächst mehr Sternchen für alle. Passend zum Titelthema<br />

um das „Gedöns“ im Rundfunkrat des NDR hat die <strong>hinnerk</strong><br />

Redaktion Verstärkung erhalten: Victoria Forkel (vf) ist für zwei<br />

Ausgaben nonbinäre studentische Praktikant*in im Haus und<br />

nutzt die Pronomen Dey/deren. Wir können nach dem ersten<br />

Monat schon eine steile Lernkurve vermelden und werden –<br />

wie auch die meisten Redaktionen des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks – in Zukunft noch mehr auf Sichtbarkeit der Geschlechter<br />

im Schrift- bzw. Sprachbild achten. Gegner*innen<br />

verweisen gerne auf eine angebliche Verschandelung der<br />

deutschen Sprache, die zudem nicht aussprechbar sei. Dabei<br />

kennt die deutsche Sprache das Phänomen und nutzt es<br />

in fast in jedem Satz: Im Sprechen macht Mensch einfach<br />

eine kurze Pause, wenn eins gendern möchte. Genau wie bei<br />

Spiegelei, Theater oder Haustürschlüssel, bei denen zwischen<br />

Silben oder Wortteilen kleine Pausen gemacht werden:<br />

Spiegel|ei, The|ater, Haus|tür|schlüssel ... Das Fachwort dafür<br />

ist Glottisschlag oder Knacklaut. Kein Hex*innenwerk also,<br />

dieses Gender|sternchen.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

www.<strong>hinnerk</strong>.de<br />

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IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

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Berlin: Degnerstraße 9b, 13053 Berlin,<br />

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Vertrieb: redaktion@leo-magazin.de<br />

REDAKTION:<br />

Thomas Wassermann, Matthias Rätz (mr),<br />

Ricardo M., Felix Just (fj), Patrick Heidmann,<br />

Leander Milbrecht (lm), Victoria Forkel (vf),<br />

Dirk Baumgartl (dax), Dagmar Leischow,<br />

Steffen Rüth<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de,<br />

Sabine Hannakampf,<br />

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4 SZENE<br />

REPORT<br />

Politspielchen um queere<br />

Repräsentation im Rundfunkrat:<br />

„HANEBÜCHENER UNSINN!“<br />

Was haben das ZDF, Radio<br />

Bremen und der MDR, was der<br />

NDR nicht hat? Eine diversifizierte<br />

Aufstellung ihrer Kontrollgremien,<br />

dem jeweiligen Rundfunk- bzw.<br />

Fernsehrat. Inklusive Vertreter*innen,<br />

die die Communitys der LGBTIQ*<br />

repräsentieren und vertreten.<br />

Warum der NDR dies trotz aktueller Novellierung<br />

des Staatsvertrages zwischen<br />

Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />

und eines entsprechenden Grundsatzurteils<br />

des Bundesverfassungsgerichts<br />

nicht hat, ist Gegenstand unserer <strong>hinnerk</strong><br />

Titelstory und – vorweggenommen – ein<br />

politisches Ärgernis.<br />

DARUM GEHT ES<br />

Der NDR-Rundfunkrat setzt sich aus<br />

den vier Landesrundfunkräten Hamburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen<br />

und Schleswig-Holstein zusammen.<br />

Die 58 ehrenamtlichen Mitglieder<br />

kontrollieren, ob der Staatsvertrag des<br />

NDRs in Filmen, Serien etc. eingehalten<br />

wird. Außerdem muss der Rundfunkrat<br />

den Wirtschaftsplan und besonders<br />

teure Projekte genehmigen.1991 wurde<br />

der diese Dinge regelnde Staatsvertrag<br />

ursprünglich aufgesetzt, 2005 erstmals<br />

und in diesem Jahr letztmalig novelliert.<br />

Im Schnitt alle 15 Jahre stecken die<br />

Chef*innen der NDR-Bundesländer also<br />

die Köpfe zusammen und reformieren<br />

vorsichtig die Vorgaben, die dem<br />

wichtigsten öffentlich-rechtlichen Sender<br />

(u.a. Tagesschau und Tagesthemen) „von<br />

Staats wegen“ gemacht werden. Ende<br />

Februar wurde bekannt, dass es wieder<br />

so weit ist und dass es diesmal auch<br />

um politisch heiße Eisen gehen wird,<br />

denn seit 2005 ist viel Wasser die Elbe<br />

herabgeflossen. Zum Beispiel musste ein<br />

Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

zum ZDF-Staatsvertrag miteinbezogen<br />

werden, das 2014 grundsätzlich und<br />

damit auch für den NDR entschied:<br />

„Die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien<br />

der öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunkanstalten ist gemäß Art. 5<br />

Abs. 1 Satz 2 GG am Gebot der<br />

Vielfaltsicherung auszurichten.“<br />

ALTE „VIELFALTSSICHERUNG“<br />

Das bisherige Selbstverständnis des NDR-<br />

Rundfunkrates sah offensichtlich keinen<br />

Reformbedarf. Auf seiner Internetseite<br />

schreibt das Gremium über sich selbst:<br />

„Der NDR-Rundfunkrat vertritt die<br />

Interessen aller Bürgerinnen und<br />

Bürger im Sendegebiet des NDR. So<br />

ist er auch zusammengesetzt: Über<br />

die 58 Mitglieder im Rundfunkrat<br />

wird die Bandbreite des gesellschaftlichen<br />

Lebens in Norddeutschland<br />

gespiegelt.“


In der Realität ist Vielfalt dieses:<br />

■ Tarifparteien 26 % (Arbeitnehmer*innen/<br />

Arbeitgeber*innen)<br />

■ Parteien 21 % (inklusive<br />

AfD mit eigenem Sitz für<br />

Mecklenburg-Vorpommern)<br />

■ Religionsgemeinschaften 14 % (römischkatholisch,<br />

evangelisch und immerhin<br />

ein Sitz für die jüdische Gemeinde, aber<br />

keinen für die muslimischen Gemeinden)<br />

Die restlichen 39 Prozent verteilen sich auf<br />

■ Familie,<br />

■ Senior*innen,<br />

■ Migrant*innen,<br />

■ Sport,<br />

■ Bildende Künste und<br />

■ Frauen.<br />

Die meisten Mitglieder der Räte sind über<br />

50 und weiß. Queere Repräsentation<br />

existiert nicht, obwohl LGBTIQ*-Personen<br />

mit zehn Prozent durchaus einen<br />

gewichtigen Teil der „gesellschaftlichen<br />

Vielfalt“ darstellen (sollten) – gleiches<br />

gilt für den hohen Anteil muslimischer<br />

Mitbürger*innen.<br />

FOTO: NRD / HERZIG<br />

Jahre Zuständigen. Um so überraschter<br />

waren der Lesben- und Schwulenverband<br />

Deutschland (LSVD) und sein<br />

Hamburger Landesbüro, als sie über die<br />

Neuerungen in der <strong>2021</strong>er-Version des<br />

NDR-Staatsvertrages informiert wurden.<br />

Die wichtigsten Änderungen laut Entwurf<br />

sind kürzere Amtszeiten und eine auf drei<br />

Amtszeiten beschränkte Wiederwahl der<br />

Rät*innen. Die wichtigsten Änderungen<br />

laut Entwurf: kürzere Amtszeiten und<br />

maximal drei Amtsperioden für die Mitglieder.<br />

Beworben wurden die Änderungen<br />

und eine zusätzliche Verringerung der<br />

Vergütungspauschalen („Aufwandsentschädigung“)<br />

zugunsten einer Erhöhung<br />

der Sitzungsgelder als „Dynamisierung der<br />

Gremien“ im Sinne der Vielfaltssicherung.<br />

Der LSVD reagierte verschnupft und<br />

schrieb am 18. Februar an die vier<br />

Landesfürst*innen:<br />

„Weshalb die für den Norddeutschen<br />

Rundfunk zuständigen Landesregierungen<br />

[...] hinsichtlich der<br />

Vielfaltssicherung die Entscheidung<br />

des Bundesverfassungsgerichts sowie<br />

die seitdem erreichten Standards in<br />

Bezug auf LSBTI* ignorieren, ist uns<br />

völlig unverständlich. [...] Die heutige<br />

gesellschaftliche Vielfalt muss sich in<br />

den Gremien aller öffentlich-rechtlichen<br />

Medien und den entsprechenden<br />

Gremien der Landesmedienanstalten<br />

abbilden. Auch dort müssen die vom<br />

Bundesverfassungsgericht formulierten<br />

Grundsätze zum Tragen kommen.<br />

LSBTI* müssen in diesen Gremien<br />

überall angemessen vertreten sein, das<br />

gilt auch für den NDR. Aufgrund der<br />

bevorstehenden Ratifizierung bitten wir<br />

freundlichst um Stellungnahme bis zum<br />

26. Februar <strong>2021</strong>.“<br />

Eine Antwort binnen gesetzter Frist erhielt<br />

der LSVD aus keiner der Staatskanzleien.<br />

Auch nicht nach Ablauf der Frist.<br />

FOTO: ROMAN HOLST / INSTAGRAM.ROMAN_HOLST<br />

SZENE 5<br />

BÜRGERMEISTER DELEGIERTE AN DIE<br />

KULTURBEHÖRDE ...<br />

Erst als <strong>hinnerk</strong> am 15. März mit folgenden<br />

Fragen an das Büro von Hamburgs<br />

Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher<br />

herantrat, kam Bewegung in die Sache.<br />

Wir fragten:<br />

■ Wie kommt es, dass nach mehreren<br />

positiven Beispielen (ZDF, MDR,<br />

Radio Bremen), die weltoffene Freie<br />

und Hansestadt Hamburg einen<br />

Staatsvertrag unterzeichnet, der rund<br />

zehn Prozent der Bevölkerung eine<br />

Repräsentation verweigert?<br />

■ Warum wird der Dialog mit den<br />

Verbänden dieser relevanten Bevölkerungsgruppe<br />

nicht aktiv gesucht<br />

bzw. der Dialogversuch des LSVD nicht<br />

beantwortet?<br />

■ Stimmt es, dass ein Bundesland die<br />

Verabschiedung des Staatsvertrages<br />

per Vetodrohung in dieser Frage<br />

verhindern wollte?<br />

Noch am selben Tag kam die Antwort<br />

aus dem Büro Tschentschers: Das<br />

Büro verwies auf eine Weiterleitung<br />

des LSVD-Schreibens an die<br />

zuständige Kulturbehörde. Die dortige<br />

Nachfrage führte einen weiteren Tag<br />

später zu folgender Stellungnahme<br />

FOTO: LSVD HAMBURG<br />

NEUE „VIELFALTSSICHERUNG“ RUFT<br />

LSVD AUF DEN PLAN<br />

So sahen es jedenfalls die für ZDF,<br />

MDR, Radio Bremen und einige weitere<br />

Staatsvertragsnovellierungen der letzten<br />

Wolfgang Preussner vom LSVD Hamburg


6 SZENE<br />

des Pressesprechers der Kulturbehörde,<br />

Enno Isermann:<br />

„Mit der Novellierung des NDR-<br />

Staatsvertrags soll eine Anpassung<br />

an die aktuelle Rechtsprechung des<br />

Bundesverfassungsgerichts sowie an<br />

den Medienstaatsvertrag erfolgen.<br />

Hamburg hat sich im Kreis der Staatsvertragsländer<br />

auch für eine Reform<br />

des NDR-Rundfunkrates und eine<br />

zeitgemäße Abbildung unserer heutigen,<br />

pluralen Gesellschaft eingesetzt.<br />

Eine entsprechende Reform konnte<br />

Hamburg aber nicht allein durchsetzen.<br />

Vielmehr mussten alle vier<br />

NDR-Staatsvertragsländer (Hamburg,<br />

Schleswig-Holstein, Mecklenburg-<br />

Vorpommern und Niedersachsen)<br />

allen Teilen der Reformüberlegungen<br />

zustimmen.<br />

Auf Grund der nicht erfolgten<br />

Erhöhung des Rundfunkbeitrages<br />

durch die verweigerte Zustimmung von<br />

Sachsen-Anhalt, die derzeit vor dem<br />

Bundesverfassungsgericht verhandelt<br />

wird, wurde die Neujustierung des<br />

Rundfunkrates jedoch zunächst<br />

verschoben. Der NDR befand sich<br />

bereits vor diesen Geschehnissen unter<br />

deutlichem Sparzwang, was sich durch<br />

die nicht erfolgte Beitragserhöhung<br />

nun noch verstärken wird. Auch nicht<br />

unerhebliche Einsparungen im Programm<br />

werden als Folge erwartet. Vor<br />

diesem Hintergrund haben die Staatsvertragsländer<br />

sich darauf geeinigt,<br />

vorerst die Kontinuität im Rundfunkrat<br />

zu wahren und eine Änderung der<br />

Zusammensetzung des Gremiums<br />

zu verschieben, das insbesondere für<br />

Programmfragen zuständig ist.<br />

Die NDR-Länder eint aber der feste<br />

politische Wille, bei einer künftigen<br />

Reform weitere Interessengruppen und<br />

Verbände in den Rundfunkrat einzubeziehen,<br />

um auf diese Weise die Vielfalt<br />

der Bevölkerung in Norddeutschland<br />

möglichst gut zu repräsentieren.<br />

Dabei wird der LSVD – wie bei den<br />

bisher erfolgten Reformüberlegungen<br />

– auf jeden Fall in der Diskussion<br />

berücksichtigt.“<br />

... DIE KULTURBEHÖRDE MAUERT<br />

Nicht erklärt wird, warum der LSVD keine<br />

Antwort auf sein Schreiben erhielt.<br />

Nicht erklärt wird auch, was genau die<br />

Finanzierungsfrage mit der Vielfaltssicherung<br />

zu tun hat. Immerhin wäre es sogar<br />

ohne Umbau der Vergütungsstruktur ein<br />

Einfaches, die Zusammensetzung des Rates<br />

bei gleichbleibender Mitgliederzahl diverser<br />

auszurichten.<br />

Ebenso nicht erklärt wird, warum im<br />

ursprünglichen Entwurf die Neujustierung<br />

des Rundfunkrates schon als „Erledigung“<br />

der Vielfaltssicherung angepriesen wurde.<br />

Nicht nur in der Redaktion wurden dementsprechend<br />

die Fragezeichen in den Köpfen<br />

eher größer denn kleiner.<br />

„INAKZEPTABEL UND BESCHÄMEND“<br />

Mangels direkter Kommunikation wurde<br />

der LSVD durch uns über die Antwort<br />

informiert, die gleichsam als eine solche<br />

auf den Brief an Herrn Bürgermeister<br />

Tschentscher zu werten ist. Wolfgang<br />

Preussner, Vorstandsmitglied des LSVD<br />

Hamburg, übermittelte daraufhin im Namen<br />

des Hamburger Landesverbandes und des<br />

Bundesverbandes folgende, inzwischen<br />

nicht mehr zurückhaltend kritische<br />

Stellungnahme:<br />

„Es ist inakzeptabel und beschämend,<br />

dass keine der zuständigen Landesregierungen<br />

die Chance genutzt hat, LSBTI<br />

im NDR-Rundfunkrat zu berücksichtigen.<br />

Die Hamburger Landesregierung hätte<br />

hier deutlich protestieren und die<br />

Unterschrift verweigern müssen. Dass<br />

nun die nicht erfolgte Erhöhung des<br />

Rundfunkbeitrages noch bemüht wird,<br />

um LSBTI und weiteren Gruppen im<br />

NDR Sitz und Stimme zu verweigern, ist<br />

hanebüchener Unsinn.“<br />

UND NUN, LIEBE BÜRGERSCHAFT?<br />

Inzwischen ist das Vertragswerk längst<br />

von allen Landeschef*innen unterzeichnet<br />

und soll am 1. September <strong>2021</strong> in Kraft<br />

treten. Chance verpasst also? Nicht<br />

ganz. Ratifizierung heißt der Hebel für die<br />

Zivilgesellschaft und ihre demokratischen<br />

Repräsentant*innen in den Parlamenten,<br />

der zumindest ein wenig hoffen lässt.<br />

Die Landesparlamente, also auch die<br />

Hamburger Bürgerschaft, müssen der<br />

Novellierung noch zustimmen. Eigentlich<br />

eine Pro-forma-Angelegenheit, ergibt sich<br />

daraus für unsere queeren Communitys<br />

wie auch für die muslimische Gemeinde,<br />

die sich informierten Kreisen zufolge<br />

ebenfalls vergeblich um einen Sitz im<br />

Rundfunkrat bemühte, die Möglichkeit,<br />

Druck auszuüben.<br />

Ein paar Anrufe und E-<strong>Mai</strong>ls später<br />

können wir exklusiv immerhin folgende<br />

Antwort aus dem Regierungslager der<br />

Bürgerschaft vermelden:<br />

FOTO: DAVID MARK / CC0


04<br />

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SZENE 7<br />

FOTO: ROMAN HOLST / INSTAGRAM.ROMAN_HOLST<br />

DAS SCHULNETZWERK<br />

BENÖTIGT EINE<br />

BUNDESKOORDINATION!<br />

Simon Kuchinke<br />

Farid Müller<br />

„Wir Grüne und SPD-Abgeordnete halten die Neuaufstellung<br />

des NDR-Rundfunkbeirats mit bisher fehlenden<br />

Stimmen aus der Zivilgesellschaft, wie die LSBT*IQ, für<br />

politisch richtig und haben den Senat bei der Berücksichtigung<br />

der Community bestärkt. An Hamburg<br />

ist diese Neuaufstellung jedenfalls nicht gescheitert.<br />

Sobald der Staatsvertrag die Hamburgische Bürgerschaft<br />

erreicht, werden sich die Regierungsfraktionen<br />

SPD und Grüne für einen Antrag einsetzen, um deutlich<br />

zu machen, dass mehr Vielfalt dem Rundfunkrat gut<br />

tut und deshalb braucht es u.a. einen Platz für die<br />

LSBT*IQ-Community.“<br />

Farid Müller, medien- und queerpolitischer Sprecher der<br />

Grünen Bürgerschaftsfraktion<br />

Simon Kuschinke, SPD-Bürgerschaftsabgeordneter<br />

und Sprecher für LSBT*IQ<br />

KOMMENTAR<br />

Das ist suboptimal gelaufen ...<br />

... oder um es mit Hape Kerkeling zu sagen: Das ist eine<br />

ganz besch... Situation! Ein bisschen erinnert sie an<br />

Gerhard Schröders historische Abwertung von Gleichstellungsfragen<br />

und deren Subsumtion unter dem flapsigen<br />

Begriff „Frauen und Gedöns“.<br />

EPES<br />

Lange Reihe 58 · 20099 Hamburg<br />

Tel.: (040) 24 56 64 · Fax: (040) 24 44 26<br />

Die Frage nämlich bleibt: Was hat die schlechte finanzielle<br />

Ausstattung des NDRs mit den Vertragsverhandlungen<br />

zum Rundfunkrat zu tun? Es manifestiert sich der Eindruck,<br />

dass die faire Besetzung der Gremien ein politisches<br />

Problem darstellt, mit dem sich die Länder erst später, ggf. in<br />

15 Jahren beschäftigen wollen. Bei der Hamburger Behörde<br />

für Kultur und Medien scheint zwar ein politischer Wille für<br />

queere Repräsentation vorhanden zu sein. Doch offensichtlich<br />

mangelt es am Willen, diesem Willen Nachdruck zu<br />

verleihen.<br />

Ob anstehende Wahlkämpfe, die SPD-interne Diskussion<br />

über Identitätspolitik und Genderfragen und der Druck vom<br />

rechten Rand, besonders in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

ausschlaggebend für dieses Nichtglanzstück politischer Willensbildung<br />

sind, bleibt Rathausflurgetuschel. Die Hoffnung<br />

hängt nun erst einmal bei der Bürgerschaft und, sollte diese<br />

versagen, beim dringenden Appell, nicht weitere 15 Jahre bis<br />

zur neuerlichen Novellierung des Staatsvertrages über den<br />

NDR in die vier Bundesländer vergehen zu lassen.<br />

*Victoria Forkel & Christian Knuth<br />

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04.<strong>2021</strong> І APRIL • MAI І AUSGABE 414<br />

HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />

SZENE<br />

1 Jahr Corona:<br />

Wie geht es uns?<br />

EXKLUSIV<br />

Muslime und Gedöns:<br />

Politdrama um<br />

Rundfunkrat<br />

COMEBACK<br />

Rag'n'Bone<br />

Man<br />

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Anzeigenschluss<br />

ist der 17.5.<strong>2021</strong><br />

Erscheinungstermin<br />

ist der 27.5.<strong>2021</strong>


8 SZENE<br />

FOTO: FOTOGRAFIERENDE / UNSPLASH / CC0<br />

STUDIE<br />

EIN JAHR CORONA:<br />

Wie geht es uns?<br />

300 queere Organisationen und<br />

Expert*innen wurden befragt, 41 Seiten<br />

bedruckt: Der Corona-Bericht zum Stand<br />

der Dinge in der queeren Szene ist fertig und<br />

kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen.<br />

Bestehende Probleme verschärfen sich<br />

dramatisch.<br />

Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld<br />

(BMH), der Bundesverband Trans* (BVT), der<br />

Verein Intersexuelle Menschen (IM e.V.) und<br />

der Lesben- und Schwulenverband Deutschland<br />

(LSVD) veröffentlichten diese Woche ihre<br />

Broschüre „Auswirkungen der Coronapandemie<br />

auf lesbische, schwule, bisexuelle, trans*,<br />

intergeschlechtliche, queere und asexuelle<br />

Personen in Deutschland“. Ziel der Veröffentlichung<br />

ist es, LGBTIQ*-Rechte stärker in den<br />

Fokus der kommenden Bundestagswahl zu<br />

rücken. Hier ein paar Ausschnitte:<br />

FINANZIELLE ÄNGSTE<br />

Finanzielle Probleme von Beratungsstellen<br />

und kulturellen Orten verstärkten sich unter<br />

anderem durch die notwendig gewordene<br />

technische Aufrüstung. Initiativen befürchten<br />

zudem, dass ihre Arbeit in der Pandemie<br />

vom Staat für unnötig erklärt und unter<br />

kommenden Haushaltskürzungen besonders<br />

leiden wird:<br />

„ Angestellte verzichten zu Jahresbeginn<br />

in manchen Fällen sogar auf einen Teil<br />

ihres Gehalts, damit keine Kolleg*innen<br />

entlassen werden müssen.“<br />

Tammo Wende von RosaLinde Leipzig<br />

VERANSTALTUNGEN UND HILFSANGE-<br />

BOTE WERDEN SELTENER<br />

Fast 40 Prozent der im Heft befragten<br />

Initiativen gaben an, dass sie den Großteil<br />

ihrer Veranstaltungen absagen mussten. Der<br />

Rest wurde ins Digitale verlagert. Obwohl<br />

viele queere Menschen unter dem Verlust<br />

von Präsenzveranstaltungen leiden, freuen<br />

sich viele ältere, chronisch kranke und<br />

behinderte Menschen über Online-Formate,<br />

die ihre Teilnahme erstmals ermöglichen.<br />

KATASTROPHALER ZUGANG ZUR<br />

GESUNDHEITSVERSORGUNG<br />

Queere Menschen leiden besonders<br />

oft unter mentalen Krankheiten. Die<br />

Dauerpräsenz von Diskriminierungserfahrungen<br />

verbindet sich nun mit den<br />

Auswirkungen der Corona-Krise: Isolation,<br />

Existenzangst, Sorge um sich und andere.<br />

Der Bedarf an diskriminierungssensiblen<br />

Psychotherapeut*innen ist dementsprechend<br />

weiter gestiegen.<br />

„In einer Erhebung des Deutschen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

aus dem Jahr 2017<br />

berichteten lesbische, schwule<br />

und bisexuelle Menschen doppelt<br />

so häufig wie heterosexuelle<br />

Menschen, dass bei ihnen schon<br />

einmal eine depressive Erkrankung<br />

diagnostiziert wurde.“<br />

Noah Rieser von TransInterQueer e.V.<br />

und das Universitätsklinikum Hamburg<br />

Eppendorf berichten unabhängig<br />

voneinander, dass das ständige Gängeln<br />

durch medizinisches Personal bei inter- und<br />

trans*geschlechtlichen Personen zur<br />

Vermeidung von Corona-Tests führt. Dazu<br />

kommt, dass sich die Bearbeitungsdauer<br />

von Anträgen auf Namensänderung etc. bei<br />

trans* Personen verlängert und Operationen<br />

abgesagt werden. Tragisch, da auch ohne<br />

Pandemie eine rechtliche und medizinische<br />

Transition Jahre dauern kann.<br />

SOZIALE ISOLATION<br />

Queere Geflüchtete sind in der Pandemie<br />

unterschiedlichsten Gefahren ausgesetzt:


STELLENAUSSCHREIBUNG<br />

Bei Hein & Fiete, dem schwulen<br />

Checkpoint in Hamburg, ist zum<br />

01.05.<strong>2021</strong> oder später die Stelle<br />

„Vor-Ort-Arbeit in den schwulen/<br />

bisexuellen Szenen Hamburgs“<br />

neu zu besetzen.<br />

Einer Corona-Infektion durch überfüllte Sammelunterkünfte,<br />

schlechtere Chancen auf Asyl durch den Wegfall von<br />

rechtlicher Beratung und Isolation wegen der Streichung von<br />

Community-Treffen. Wegen der<br />

schlechten Internetverbindung<br />

in ihren Unterkünften können<br />

sie nicht auf digitale Angebote<br />

zurückgreifen. Angesichts<br />

dieser schwierigen Umstände<br />

gelangen Lilith Raza vom<br />

Queer Refugees Deutschland<br />

und Ibrahim Willeke von<br />

der Landeskoordination der<br />

Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben,<br />

Schwule & Trans* in NRW zu<br />

folgender Einschätzung:<br />

„Seit Beginn der Pandemie haben wir [die beiden] einen<br />

deutlichen Anstieg von Suizidalität, Gewalterfahrungen,<br />

Depressionen und Angst unter geflüchteten LSBTIQA+<br />

beobachtet.“<br />

Hein & Fiete ist ein Projekt zur<br />

HIV/STI-Prävention für schwule<br />

und bisexuelle Männer in<br />

Hamburg.<br />

AUFGABEN<br />

• Organisation, Planung und Durchführung von<br />

Präventionsaktionen in der schwulen/bisexuellen Szene<br />

• Organisation, Anleitung, Betreuung und Führung der<br />

ehrenamtlichen Gruppe „Safety Crew“<br />

(Szene- & Vor-Ort-Arbeit-Gruppe)<br />

• Organisation von Veranstaltungen<br />

• Administrative Tätigkeiten im Checkpoint<br />

• Teilnahme an regelmäßig stattfindenden<br />

Teambesprechungen und Supervision<br />

• Regelmäßige Informationsverteilungen und<br />

Kontaktpflege zu den Läden der schwulen Szene<br />

(Gespräche mit Wirten, Partyveranstaltern,<br />

Pornokinobesitzer u.a.m.)<br />

• Begleitung und Weiterentwicklung der<br />

Selbstverpflichtung der „schwulen Wirte“<br />

• Präventionsberatung in unserem HIV/STI-Testangebot<br />

• Pflege des Internetauftritts von Hein & Fiete<br />

(Homepage, soziale Netzwerke, Gay Health Chat etc.)<br />

• Erstellen von Materialien für die Vor-Ort-Arbeit<br />

Carolina Brauckmann vom Verband Lesben und Alter weist<br />

neben den Schwierigkeiten der Pandemie auf die Krisenerfahrenheit<br />

von älteren queeren Menschen hin: Sie besäßen<br />

durch lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Kämpfe in der<br />

letzten Jahrhunderthälfte erprobte Bewältigungsstrategien.<br />

VERORDNETE FAMILIENIDYLLE<br />

Im Zuge des Infektionsschutzes wird laut Rebekka<br />

Blum, Francis Seeck und Ilka Quindeau die Familie wieder<br />

traditioneller: Der Kontakt zu Herkunftsfamilien und monogamen<br />

Partner*innen wird weniger streng eingeschränkt,<br />

als bei Freund*innen und mehreren Partner*innen. Fatal für<br />

queere Menschen, da viele LGBTIQ*-Personen sich mit einer<br />

selbst gewählten Familie enger verbunden fühlen. Polyamore<br />

Menschen werden durch solche Regelungen gezwungen, sich<br />

zwischen Partner*innen zu entscheiden. *vf<br />

VORAUSSETZUNGEN<br />

• Studium der Sozialpädagogik, Psychologie,<br />

Pädagogik oder vergleichbare Qualifikation<br />

• Selbständiges Arbeiten, Kontaktfreude und Kreativität<br />

• Berufserfahrung in schwuler Projektarbeit<br />

oder AIDS-Hilfe<br />

• Erfahrung im Bereich: Organisation, Anleitung<br />

und Beratung<br />

• Erfahrung in der Arbeit mit Ehrenamtlichen<br />

• Bereitschaft zur flexiblen Abend- und Wochenendarbeit<br />

• Erfahrung in Anleitung von Gruppen<br />

• Internet- und EDV-Kenntnisse<br />

WIR BIETEN<br />

• 35 h Stelle / Vergütung in Anlehnung TVL-S<br />

• Zusammenarbeit in einem freundlichen und<br />

engagierten Team, vier Hauptamtliche und<br />

ca. 90 Ehrenamtliche<br />

• Supervision und Weiterbildung<br />

Viele queere Menschen arbeiten selbstständig, um Diskriminierung zu<br />

entgehen. In der Pandemie sind sie besonders oft von Hartz 4 betroffen, da<br />

sie als Soloselbstständige nicht arbeitslosenversichert sind und die Corona-<br />

Maßnahmen des Bundes für sie größtenteils unwirksam waren. So auch DJ<br />

Seet, der im <strong>hinnerk</strong> 8/20 von seinen Erfahrungen berichtete.<br />

FOTO: SELFIES<br />

NÄHERE<br />

INFORMATIONEN<br />

Marc Grenz,<br />

Tel. 040/240440,<br />

marc@heinfiete.de,<br />

www.heinfiete.de<br />

(Geschäftsführung)<br />

BEWERBUNGEN AN<br />

Prävention e.V.,<br />

Vorstand<br />

Pulverteich 21,<br />

20099 Hamburg<br />

www.heinfiete.de • www.iwwit.de


10 SZENE<br />

FOTOS: SELFIES<br />

NACHGEFRAGT<br />

AMANDA COX<br />

„Es geht mir so gut, wie lange nicht“<br />

Trotz Corona-Sorgen und<br />

Frust überall lässt sich die<br />

Hamburger Dragqueen nicht unterkriegen.<br />

Denn eigentlich geht es ihr<br />

so gut, wie lange nicht. Wir trafen<br />

Amanda Cox zu einem Bummel auf<br />

der Reeperbahn.<br />

Traurig, die leere Reeperbahn zu<br />

sehen. Wie geht es dir damit?<br />

Es ist schon sehr, sehr traurig zu sehen, wie<br />

leer und grau es sein kann, wenn gerade auf<br />

der größten Dauerpartymeile nichts los ist.<br />

Klar, die Bars und Klubs nutzen die Chance<br />

für ein paar Umbauten. Aber die Energie, die<br />

gerade die Reeperbahn und meine Große<br />

Freiheit so lebendig und umwerfend macht,<br />

ist erst einmal weg. Ich kann nur hoffen, dass<br />

mit den Lockerungen und den ersten positiven<br />

Zahlen die Menschen zurückkommen<br />

und wieder Lust haben, den Abend hier zu<br />

genießen.<br />

Du hast einmal gesagt, dass die<br />

Community in Hamburg dich extrem<br />

warm aufgenommen hat. Wie ist der<br />

Kontakt in Corona-Zeiten?<br />

Ab und an hört man voneinander oder<br />

textet sich, aber der Kontakt fällt halt leider<br />

aus, man möchte hier ja kein großes Risiko<br />

eingehen. Aber ich schätze die Hamburger<br />

Community und die queere Szene sehr für<br />

ihre Art und Weise. Hier habe ich mich schon<br />

nach ein paar Monaten so wohl gefühlt. Klar,<br />

an ein paar Ecken gibt es Streithähne, aber in<br />

einem Käfig voller Pfaue muss es ja auch mal<br />

Ärger geben.<br />

Du lebst nun gesünder und entspannter<br />

als damals in Berlin, oder?<br />

Gesünder nicht so ganz. Ich trinke halt nicht<br />

mehr so viel Alkohol, das hat mich Berlin<br />

gelehrt, und als Drag während der Arbeit erst<br />

recht keinen mehr. Dennoch fehlt Bewegung<br />

und das ständige Training in Heels. Was<br />

mir gerade viel hilft, sind Spaziergänge und<br />

Rückenschulungen.<br />

Mittlerweile hast du einen Tageslicht-<br />

Job, aber wenn Corona „im Griff“ ist,<br />

erleben wir dich wieder als Dragqueen<br />

in der WunderBar und bei Olivia, oder?<br />

Das wird auf jeden Fall passieren, aus keinem<br />

anderen Grund bin ich nach Hamburg<br />

gezogen, um hier meiner Passion als queere<br />

Person nachzugehen. Ich freue mich auch<br />

schon umso mehr, wieder in der WunderBar<br />

vor, hinter und unter dem Tresen zu liegen.<br />

Zu tanzen im Schmidts Tivoli auf der<br />

Pink Inc. und im Docks bei Berrys Partys.<br />

Besonders vermisse ich aber die Bühne und<br />

als Dragqueen die Leute zum Lachen zu<br />

bringen.<br />

Wie läuft es mit deiner Mitbewohnerin<br />

Geena Tequila?<br />

Was sich liebt, das neckt sich. Wir zwei<br />

mögen und hassen uns zugleich unter<br />

Corona. Man merkt halt, dass dieses<br />

Aufeinandergehocke nicht immer gesund ist.<br />

Aber wir kommen gut durch. Neulich hatten<br />

wir quer durch Hamburg eine kleine private<br />

Zwei-Mann*-Bar-Tour gemacht und beim<br />

Spazieren etwas Sekt mit Orange genossen.<br />

(lacht)<br />

Und was macht die Liebe?<br />

Dating ist ja während Corona leider etwas<br />

schwer. Und auch sonst in einer neuen Stadt<br />

Kontakte zu knüpfen ... Aber wer weiß schon,<br />

was in den Sternen steht?! Der Richtige kann<br />

ja spontan bei mir klingeln – wenn er noch<br />

'ne Pizza mitbringt, natürlich.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.instagram.com/monstamoda,<br />

www.facebook.com/DragQueenAmanda


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12 SZENE<br />

KOLUMNE<br />

Corona-Survival-Tipps<br />

Ein Jahr Corona – Zeit für einen Rückblick auf ein Jahr, wie es niemand von<br />

uns je zuvor erlebt hat. Dabei begann alles ganz harmlos. Neun ganze Fälle<br />

gab es in Norditalien, als ich, ausgestattet mit einem Funkmikrofon, das tat,<br />

wofür mich ein Hamburger Unternehmen gebucht hatte: Laufkundschaft<br />

auf der Mönckebergstraße ansprechen, das Tombola-Rad drehen und der typischen<br />

Winterhuderin mit Anmerkungen über Steppjacke und Perle im Ohr ordentlich auf den<br />

Zahn fühlen, um sie dann hintenrum als treue Kundin zu gewinnen. Als Top-Verkaufsrepräsentant<br />

kein Problem für mich, die Gage stimmte auch mal wieder – und das, was<br />

ich da an männlichem Material vorbeilaufen sah, auch. Dass genau das mein vorerst<br />

letzter Auftritt sein sollte, ahnte ich natürlich nicht.<br />

Ich könnte diesen Rückblick jetzt<br />

kinderleicht dazu missbrauchen, um<br />

aufzuzählen, wie schrecklich alles ist, für<br />

uns Künstler*innen, für die Theater, die<br />

Clubs … und – ach – eigentlich für alle. Ich<br />

behaupte nicht das Gegenteil. Sollte ich<br />

damit aber auch nur ein Milligramm Futter<br />

all jenen vor die Nase werfen, die das zur<br />

Stärkung ihrer „Es reicht!“-Parolen nutzen<br />

und die blind vor Frust und Wut auf was<br />

sonst noch alles übersehen, dass rechts<br />

von ihnen auf ihren Superspreader-Demos<br />

Nazis mitlaufen und dann auch noch<br />

grölen, diese Demokratie sei eine Diktatur,<br />

dann lasse ich das sehr gerne. Mein<br />

Fortbildungstipp für all jene: einfach mal<br />

eine Zeit lang in Belarus, Russland oder<br />

Nordkorea „leben“. Viel Vergnügen!<br />

Da der ganze Corona-Scheiß ja noch ne<br />

Weile dauern wird, habe ich für euch lieber<br />

meine ultimativen Corona-Survival-Tipps<br />

zusammengestellt:<br />

A WIE ABSTAND.<br />

Seien wir doch mal ehrlich: Was gibt es<br />

eigentlich Praktischeres, als den Typen<br />

vor uns an der Kasse endlich mal mit<br />

gebührendem Abstand von oben bis<br />

unten anglotzen zu können? Vor Corona<br />

sah man maximal Hals und Schultern.<br />

Langweilig!<br />

H WIE HYGIENE.<br />

Meine jahrelange Praxiserfahrung belegt,<br />

dass frisch Gewaschenes nicht nur<br />

gesünder ist, sondern in der Regel auch<br />

besser schmeckt.<br />

A WIE ALLTAGSMASKE.<br />

Um es hier mal auf den Punkt zu bringen:<br />

Optisch bleibt einem endlich auch einiges<br />

erspart! Ansonsten gilt mein Unterhosen-<br />

Tipp: Regelmäßiges Wechseln ist nicht das<br />

Allerschlechteste.<br />

L WIE LÜFTEN.<br />

Wissenschaftliche Studien belegen:<br />

frische Raumluft fördert die Konzentration<br />

und Denkkraft. Vielleicht haben die<br />

Covidioten einfach nur vergessen, das<br />

Fenster aufzumachen?!<br />

Es bereitet derzeit seine BINGO!-Show<br />

im Livestream vor und verrät nur so viel:<br />

Wenn das klappt, wird’s richtig geil! Haltet<br />

durch und denkt an andere. Mehr denn<br />

je gilt jetzt mein All-Time-Show-Classic:<br />

Lebt die Liebe und liebt das Leben!<br />

Euer Ricardo M.<br />

www.ricardo-m.com


immer aktuell<br />

informiert<br />

www.männer.media


FOTO: Z. NER / CC0<br />

14 NORDDEUTSCHLAND<br />

KOMMENTAR<br />

VERBEUTELTE<br />

SPENDEN<br />

Eigentlich könnte wohl „offener<br />

Brief“ statt „Kommentar“ über<br />

diesen Zeilen stehen. Aber – und da sind<br />

wir auch gleich beim Kern der Sache – wir<br />

sind nicht an Befindlichkeiten interessierte<br />

PR-Schreiber*innen, sondern eine nach<br />

journalistischen Grundsätzen arbeitende<br />

Redaktion. Jetzt wird es also persönlich.<br />

Ja, auch das darf Journalismus. Muss<br />

Journalismus.<br />

Dies ist nun die dritte Ausgabe in Folge,<br />

in der wir euch, unsere Leser*innen, über<br />

unsere Rechercheergebnisse im Fall der<br />

CSD-Spenden der Wirte Dennis R. und<br />

Johannes Z. informieren. Die Faktenlage<br />

hat sich jedes Mal erst nach unseren Veröffentlichungen<br />

geändert. Die Darstellung,<br />

es hätte keine Kommunikationsversuche<br />

unsererseits gegeben, ist schlicht falsch.<br />

Richtig ist, dass selbst nach dem ersten<br />

Bericht Ende Herbst 2020 von Dennis R.<br />

nur der Scan eines Überweisungsbeleges<br />

und ehrabschneidende Beschimpfungen<br />

gegenüber unserem Mitarbeiter Mathias<br />

und meiner Person und eingingen.<br />

Johannes Z. reagierte auf meine Fragen<br />

zur Banktransaktion ganz offensichtlich so<br />

schwammig und weglassend wie möglich,<br />

dass uns und insbesondere mir nur die<br />

Wahl blieb, gutgläubig klein bei zu geben<br />

oder eben – was ich für meinen Job halte:<br />

hartnäckig zu bleiben, bis die Faktenlage<br />

mich von einer adäquaten Darstellung<br />

der Realität überzeugt. Warum er das tat?<br />

Spekulativ. Die Folge: Auf einmal sind die<br />

Dinge erklärbar. Aber wiederum erst nach<br />

einer weiteren Runde Quellenbefragung<br />

inklusive Arbeitsaufwand für ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter*innen beim CSD und<br />

der Buchhaltung bzw. Geschäftsführung<br />

der Aidshilfe (Dank an dieser Stelle noch<br />

einmal!) und der Veröffentlichung der sich<br />

daraus ergebenden Sachlage.<br />

Ich zitiere aus einem von Johannes Z. und<br />

Dennis R. auf den Facebookseiten des<br />

Schwarzen Hermann und der Bar Friends<br />

nach diesem Bericht geposteten Beitrag<br />

vom 4. Februar unter der Zwischenüberschirft<br />

„Haben wir Fehler gemacht“:<br />

„Ja klar, wir sind Menschen. Wir sind<br />

unreflektiert in einen dummen Konflikt<br />

gegangen, den Gespräche zur richtigen<br />

Zeit hätten vermeiden oder zumindest<br />

entschärfen können. Wir haben weder<br />

der AIDS-Hilfe noch den Käufer:innen der<br />

Pride-Beutel ausreichend kommuniziert,<br />

dass ihre Spende einem anderen als dem<br />

ursprünglichen Zweck zu Gute kommen<br />

sollte. Darüber hinaus wirkte die Verknüpfung<br />

mit einer anderen Aktion, dem zuvor<br />

benannten Advents-Bingo, und unserer<br />

schlechten Kommunikation zu weiteren,<br />

sehr wohl vermeidbaren Verwirrungen.<br />

Und ja, Dennis hat im Eifer des Gefechts<br />

oder sagen wir besser, in den Wirrungen<br />

des Konfliktes die Anweisung der<br />

zugesagten Spende der Veranstaltung<br />

vergessen.“<br />

WIR STELLEN FEST<br />

Ein konstruierte Konflikt zwischen meinem<br />

Mitarbeiter, einem CSD-Vorstand und den<br />

Wirten, hat letztere seit 2018 davon abgehalten<br />

eine vertraglich vereinbarte Umsatzbeteiligung<br />

weiterzuleiten und dies erst<br />

nach mehr als einem halben Jahr intensiver<br />

öffentlicher Schadensbegrenzungs-PR in<br />

Reaktion auf ganz normale journalistische<br />

Berichterstattung getan. Die 550 Euro<br />

sind am 2. Februar <strong>2021</strong> beim CSD Verein<br />

eingegangen. Schenkt man* zusätzlich der<br />

Darstellung der Wirte Vertrauen, dass die<br />

Überweisung vom Friends Weihnachtsbingo<br />

an die Aidshilfe die Beutelspenden enthielt,<br />

obwohl zwei schriftlich vorliegende Aussagen<br />

und der Zeitablauf dagegen sprechen,<br />

ist der Fall abgeschlossen:<br />

Es wurden Spenden umgewidmet und<br />

andere verbeutelt. Sie wurden nachgezahlt<br />

und man* hat sich zumindest bei den<br />

Spender*innen dafür entschuldigt. Dass<br />

wir als Redaktion da nicht mitgemeint<br />

wurden, ist Berufsalltag: Journalismus<br />

heißt schreiben, was andere nicht gedruckt<br />

sehen wollen. Alles andere ist PR.<br />

*Christian Knuth<br />

Hinweis:<br />

Wir appellieren an Johannes Z. und<br />

Dennis R., ehrenrührige Angriffe auf die<br />

journalistische Integrität der <strong>hinnerk</strong><br />

Redaktion, insbesondere unseres Mitarbeiters<br />

Mathias Rätz


OLDENBURG<br />

CSD verschoben<br />

NORDDEUTSCHLAND 15<br />

Der CSD Nordwest ist nach dem Hamburger CSD die größte Pride-<br />

Veranstaltung im Norden. Die Demonstration findet zwar in Oldenburg<br />

statt, hat aber, wie der Name andeutet, ein weites Einzugsgebiet. Beim<br />

25. Geburtstag 2019 demonstrierten rund 11.000 Menschen. *vf<br />

FOTO: M. RÄTZ<br />

Letztes Jahr konnte der CSD in<br />

Oldenburg aus Infektionsschutzregelungen<br />

nicht wie gewohnt<br />

stattfinden. Das Organisationsteam<br />

ließ sich jedoch nicht<br />

entmutigen und plante viele kleine<br />

Aktionen, wie eine Fahrraddemo,<br />

Plakataktion und einer Mahnwache.<br />

Dieses Jahr wünschen sich<br />

die Organisator*innen, dass ein<br />

größerer CSD wieder möglich<br />

sein wird. Aus diesem Grund wird<br />

der traditionelle Termin im<br />

Juni auf dem 18. September<br />

verlegt. Die Veranstalter*innen<br />

erhoffen sich von der Verschiebung<br />

mehr Planungssicherheit,<br />

als der Sommer während der<br />

Corona-Pandemie bieten könnte.<br />

Im Herbst freuen sie sich auf rege<br />

Beteiligung an der Demonstration.<br />

„Wir rufen alle Bürger*innen<br />

und Organisationen, denen die<br />

Vielfalt und Gleichberechtigung<br />

von Menschen am Herzen<br />

liegen, auf, sich zu beteiligen<br />

und einzubringen.“<br />

www.csd-nordwest.de<br />

BREMEN<br />

Rettet die Zone: Fetisch muss leben!<br />

Das Community-Zentrum<br />

„Zone283“ ringt ums Überleben,<br />

der Bremer Klub bittet jetzt um<br />

Spenden.<br />

„Liebe Freunde, Fördermitglieder<br />

und Fans der Zone283, im Rahmen<br />

der aktuellen Entwicklung mit dem<br />

erneuten Lockdown für die Gastronomie,<br />

muss selbstverständlich<br />

auch die Zone283 bis auf Weiteres<br />

geschlossen bleiben.“<br />

Quelle: Facebook<br />

Der 1996 gegründete schwule Safe<br />

Space war seit den 1990ern für Fetisch-<br />

Kerle diverser Spielarten eine wichtige<br />

Anlaufstelle, Ort für Spaß, Lust und<br />

Vereinsleben. Dann kam Corona. <strong>2021</strong><br />

braucht er die Unterstützung der<br />

Community!<br />

Der (Männer-)Verein betreibt einen<br />

nicht kommerziellen Klub und finanzierte<br />

sich vor Corona vor allem durch<br />

niedrige Eintrittspreise. Und wie alle<br />

anderen Veranstalter*innen treffen<br />

die Corona-Schutzverordnungen<br />

zur Bekämpfung der Pandemie<br />

auch das Team der Zone283 sehr<br />

hart. Um in der Zukunft für die<br />

Leder-Community ein Treffpunkt<br />

sein zu können, bittet der Verein um<br />

finanzielle Unterstützung. *vf/rä<br />

Wer spenden möchte, kann<br />

dies direkt über Paypal tun:<br />

paypal.me/Zone283,<br />

www.zone283.de<br />

FOTO: CHRISTIAN BUEHNER / UNSPLASH / CC0<br />

LÜBECK<br />

MenCheck-Woche<br />

FOTO: GNACIO MARES / UNSPLASH / CC0<br />

Die Lübecker AIDS-Hilfe lädt mit der Beratungsstellle für sexuelle Gesundheit<br />

und HIV und der AIDS-Pflege zur nächsten MenCheck-Woche ein. Vom 19. bis<br />

22. <strong>April</strong> kann man sich kostengünstig auf HIV und andere sexuell übertragbare<br />

Krankheiten testet lassen. Die Beratungsstelle weist daraufhin, dass wegen<br />

der Pandemie eine Telefonanmeldung erforderlich ist. Wer einen männlichen<br />

Berater möchte, soll dies bei der Anmeldung vermerken. Für einen Hepatitis-<br />

Test muss der Impfpass mitgebracht werden. *vf<br />

19. - 22.4. Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit und HIV, Gesundheitsamt<br />

Lübeck, Sophienstraße 2 – 8, Lübeck, Anmeldung unter 04511225327


16 NORDDEUTSCHLAND<br />

BREMEN<br />

Die bekannteste lesbische<br />

Graswurzelbewegung<br />

Nein, wir werden euch jetzt nicht die Geschichte über ein Frauengefängnis<br />

in New York im Jahr 1969 erzählen und welchen Einfluss FLIT* of<br />

Colour auch auf die kurze Zeit später beginnenden Stonewall-Aufständen hatten.<br />

Das tun die Frauen vom „Lesbenfrühlingstreffen für alle frauenliebenden<br />

Frauen“ (LFT) aber in diesem Frühling sicher besonders gerne. Denn das seit<br />

1974 bestehende Festival lädt virtuell nach Bremen ein und blickt stolz zurück.<br />

FOTO: RODRIGO CURI / UNSPLASH / CC0<br />

Das politische und emanzipatorische<br />

Frühlingsfest findet vom 21. – 23. <strong>Mai</strong><br />

nach einer Corona bedingten Umplanung<br />

online statt. Dieses Jahr ist das<br />

Motto „Lesbenfrühling – rising to the<br />

roots“. Es wird an die Geschichte des<br />

ersten LFT 1974 bis heute der erinnert<br />

und diese reflektiert. Jedoch wird<br />

auch über das LFT hinaus Frauenund<br />

Lesbengeschichte thematisiert.<br />

So soll zum Beispiel über Spiritualität,<br />

Armut, Körper und Kapitalismuskritik<br />

aus lesbischer Sicht nachgedacht<br />

werden. Wer ist eingeladen? Frauen<br />

in jeder Façon, die Frauen lieben. Das<br />

Orga-Team beschreibt das Ziel so:<br />

„Damit stärken wir uns und all unsere<br />

Sinne im Kampf gegen patriarchal<br />

unterdrückerische, ausbeuterische<br />

und zerstörerische Strukturen, von<br />

denen Frauen und Mädchen hier und<br />

weltweit betroffen sind.“<br />

Normalerweise kommen zum<br />

LFT mehrere Hundert Lesben, oft<br />

sogar aus aller Welt. Ob das LFT<br />

im virtuellen Format genauso viele<br />

Frauen anlockt oder sogar mehr,<br />

bleibt abzuwarten. Wünschenswert<br />

wäre es. *vf/ck<br />

21. – 23.5., Lesbenfrühlingstreffen –<br />

rising to the roots, https://lft<strong>2021</strong>.de/<br />

Schule der VIELFALT<br />

Schule der Vielfalt ist ein inklusives Antidiskriminierungsprogramm<br />

mit dem Ziel, Vielfalt von LGBTIQ* im Bildungsbereich anzuerkennen<br />

und zu verankern. Menschen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht.<br />

Ein Unterschied betrifft ihre sexuelle und geschlechtliche Identität.<br />

Im (Schul-) Alltag werden Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität häufig<br />

als „normal“ angesehen und diejenigen, die „anders“ sind, ausgegrenzt.<br />

Deshalb haben Lesben, Schwule, Bisexuelle<br />

und Trans*menschen auch an den Schulen<br />

Angst davor, beleidigt und ausgegrenzt<br />

zu werden. In einem Bericht der EU-<br />

Kommission heißt es dazu: „Homo-/<br />

Transphobie ist eines der größten Probleme<br />

an deutschen Schulen. 73 % der LGBTIQ*-<br />

Schüler haben in der Schule noch nie offen<br />

über ihre sexuelle Orientierung gesprochen.<br />

64 % haben negative Kommentare über<br />

ihre Klassenkameraden gehört, die als<br />

LGBTIQ* wahrgenommen werden.<br />

Trotz weitgehender rechtlicher<br />

Gleichstellung in den letzten Jahren<br />

deuten zahlreiche Studien weiterhin auf<br />

spezifische Belastungen von Menschen<br />

mit Coming-out-Erfahrungen hin, die sich<br />

mit Beratungsanfragen und -gesprächen<br />

der Landeskoordination decken: Ein Drittel<br />

der befragten 15- bis 17-jährigen LGBTIQ*<br />

einer EU-Studie geht fast nie offen mit<br />

ihrer Identität um. Fast die Hälfte der<br />

befragten Jugendlichen einer Studie des<br />

Deutschen Jugendinstituts hat in der<br />

Schule nie erlebt, dass Lehrkräfte<br />

auf homo- oder transfeindliche<br />

Äußerungen reagieren. In derselben<br />

Studie berichtet über die Hälfte der<br />

Befragten, die sich geoutet haben,<br />

von Beschimpfungen und Beleidigungen<br />

in Schule oder Ausbildung.<br />

Laut der Mitte-Studie 40 Prozent der<br />

Befragten in Deutschland zwei sich in der<br />

Öffentlichkeit küssende Homosexuelle<br />

ekelhaft. Eine lesbische Tochter oder<br />

einen schwulen Sohn zu haben, wäre laut<br />

erstgenannter Studie rund 40 Prozent<br />

unangenehm. Die Ursachen dieser<br />

Einstellungen sind vielfältig und können<br />

hier nur angerissen werden. Am ehesten<br />

lassen sie sich mit einer heteronormativen<br />

Grundstruktur von Gesellschaft erklären.<br />

Für den Bereich der Aus- und Fortbildung<br />

von Lehrkräften berät Schule der Vielfalt<br />

als Programm Ausbildungsinstitutionen<br />

und Multiplikatoren. Zugleich stellt<br />

das Projekt auf seiner Homepage<br />

www.schule-der-vielfalt.de Informationen<br />

und Materialien für Lehrkräfte, Schulleitungen,<br />

Eltern und am Bildungsprozess<br />

Interessierte bereit.<br />

Das Schulprojekt arbeitet daran,<br />

weitere „offene Schulen“ im Netzwerk<br />

als Projektschulen zu gewinnen, die sich<br />

gegen die Diskriminierung von Lesben,<br />

Schwulen, Bisexuellen und Trans* und für<br />

mehr Akzeptanz einsetzen. Dabei haben<br />

die Schulen, die öffentlich sichtbar das<br />

Projektschild „Come in“ anbringen und als<br />

Projektschulen die Selbstverpflichtung zur<br />

Erfüllung der Qualitätsstandards eingehen,<br />

Modellcharakter.


GESELLSCHAFT 17<br />

FOTO: SIMONE M. NEUMANN<br />

INTERVIEW<br />

Rechte unter dem Regenbogen?<br />

Die Goethe-Uni will das erforschen!<br />

„Homo-, bisexuell und<br />

rechtskonservativ: vereinbar<br />

oder widersprüchlich?“ So der<br />

Titel der Forschungsarbeit eines<br />

Master-Projektes im Institut für<br />

Ethnologie an der Goethe-Universität<br />

Frankfurt am <strong>Mai</strong>n, für das<br />

Interviewpartner*innen gesucht<br />

werden.<br />

Maryna Nathkir studiert dort Sozial- und<br />

Kulturanthropologie und sucht für das<br />

Projekt zum Beispiel AfD-Wähler*innen<br />

aus der LGBTIQ*-Community. Nicht nur<br />

die notwendige Debatte um Nina Queer,<br />

sondern – und das ist auch außerhalb<br />

des Trash-TV-Kosmos relevant – die Gays<br />

for Trump oder die Homosexuellen in der<br />

AfD bis hin zur lesbischen Oppositionsführerin<br />

im Bundestag, der Co-Vorsitzenden<br />

der AfD-Fraktion Alice Weidel, genauso wie<br />

mehrere Wahlumfragen unter Queers zeigen,<br />

dass die wissenschaftliche Forschung<br />

zu diesem Themenkomplex überfällig ist.<br />

Wir bitten um Aufmerksamkeit und haben<br />

mit Maryna Nathkir über ihre Motivation<br />

gesprochen.<br />

Warum interessierst du dich dafür,<br />

dass Queers rechtspopulistisch<br />

wählen?<br />

Wenn sich Menschen über mein<br />

Forschungsvorhaben erkundigen, runzeln<br />

sie öfters die Stirn und fragen dann, ob<br />

ich lesbisch bin oder zu einem rechten<br />

Gedankengut neige. Dann antworte ich,<br />

dass weder meine sexuelle Orientierung<br />

noch meine politischen Ansichten damit<br />

zu tun haben, es geht um reine wissenschaftliche<br />

Neugier. Es fing mit zufälligen<br />

Online-Artikeln über homosexuelle<br />

AfD-Politiker*innen an, in welchen die<br />

Widersprüchlichkeit stark hervorgehoben<br />

wurde. Dabei kommen nur wenige Menschen<br />

auf den Gedanken, dass auch ein<br />

gewisser Anteil von Schwulen und Lesben<br />

die AfD-Partei wählt und unterstützt. Das<br />

häufige Gefühl des Widerspruchs sowie<br />

die Frage nach politischen Beweggründen<br />

homosexueller AfD-Wähler*innen und<br />

–Unterstützer*innen haben mich letztendlich<br />

dazu bewegt, mich mit diesem Thema<br />

gründlich auseinanderzusetzen.<br />

Auf was müssen/dürfen sich<br />

Teilnehmer*innen einstellen?<br />

Ein Verhör, ein Interview, einen<br />

Fragebogen?<br />

Der Hauptteil meiner Forschung besteht<br />

aus qualitativen Methoden. Dabei<br />

stellen halbstrukturierte Interviews und<br />

offene Gespräche eine zentrale Rolle<br />

dar. Davon abgesehen beweist sich auch<br />

eine Online-Umfrage als eine geeignete<br />

Methode, um – mithilfe offener Fragen<br />

unter dem Schutz der Anonymität – näher<br />

zum Kern der Forschungsfrage zu<br />

kommen.<br />

Wie wird das Interview geführt?<br />

Es bestehen drei Möglichkeiten der<br />

Durchführung eines Interviews: online<br />

durch Chats, soziale Medien u. a., durch<br />

ein Telefonat oder in Präsenz. Ich richte<br />

mich meistens nach den Wünschen meiner<br />

Kontaktpersonen. Bei den letzteren zwei<br />

Optionen werden die Gespräche aufgenommen<br />

und anschließend transkribiert.<br />

Alle Informationen werden anonymisiert.<br />

Vor jedem Interview lege ich eine von mir<br />

unterschriebene Datenschutzerklärung vor.<br />

Ist es für dich schwierig, in den Interviews<br />

Distanz zu halten, also neutral<br />

zu bleiben?<br />

Als Wissenschaftlerin strebe ich danach, die<br />

Forschung möglichst neutral durchzuführen.<br />

Dazu gehören selbstverständlich auch<br />

Interviews. Die Meinung von jeder einzelnen<br />

Person wird gehört und berücksichtigt, ohne<br />

dabei die nötige Distanz zu verlieren.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

Teilnahmeinteressierte können sich<br />

unter maryna.natkhir@gmail.com bei<br />

Maryna melden


18 GESELLSCHAFT<br />

Du wurdest zwischen 1940<br />

und 1970 geboren und bist<br />

lesbisch, schwul, trans*, inter*<br />

oder bisexuell?<br />

Dann melde dich bei<br />

Kathrin unter<br />

promotion.lgbti@gmail.com<br />

oder 015203512745<br />

STUDIE<br />

FOTO: LAURA THONNE / UNSPLASH / CC0<br />

QUEER ALTERN:<br />

Was sind deine Pläne?<br />

Kathrin Kürsten ist Anfang 40,<br />

lesbisch und nach mehreren<br />

Jahren in der Pflege im Promotionsstudiengang<br />

Pflegewissenschaften<br />

an der Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule in Vallendar eingeschrieben.<br />

Für ihre Dissertation erforscht<br />

sie, ob und welche Bedürfnisse<br />

Queers im Alter haben, die in der<br />

Mehrheitsgesellschaft eventuell<br />

weniger prioritär sind. Dafür möchte<br />

sie deine Erwartungen und Befürchtungen<br />

mit dir besprechen.<br />

Was und wer interessiert dich<br />

genauer? Geht es um Pflege im Alter,<br />

Bedürfnisse im sozialen Gefüge?<br />

Sexualität?<br />

In meiner Masterarbeit habe ich mich für<br />

die Bedürfnisse von queeren Menschen<br />

in Altenpflegeeinrichtungen interessiert,<br />

„Mich trieb die Frage<br />

um, was man hätte<br />

tun können, damit<br />

die beiden einen<br />

angenehmeren<br />

Lebensabend hätten<br />

verbringen können.“<br />

weil ein schwules Paar in meiner<br />

Einrichtung lebte und ich mich fragte,<br />

warum die beiden – die früher wohl sehr<br />

offen lebten – jetzt auf eigenen Wunsch<br />

kaum am gesellschaftlichen Miteinander<br />

teilhatten. Mich trieb die Frage um, was<br />

man hätte tun können, damit die beiden<br />

einen angenehmeren Lebensabend hätten<br />

verbringen können. Jetzt geht es mir<br />

weniger um die Pflege im Alter, sondern<br />

darum, was Queers sich für ihr Alter(n)<br />

wünschen, denn auch dazu gibt es kaum<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse. Zwar ist<br />

Pflege sicherlich weiterhin Thema, aber<br />

ich möchte gerne ein größeres „Feld“<br />

bearbeiten. Eigentlich gehört alles dazu,<br />

was die Teilnehmenden mir erzählen<br />

möchten. Altern wir anders und wenn<br />

ja: warum? Gibt es andere Bedürfnisse<br />

im sozialen Gefüge, als heteronormative<br />

Menschen sie haben? Und, und, und.<br />

Warum interessiert dich das denn<br />

ganz persönlich?<br />

Siehe oben! (lacht) Die Masterthesis<br />

hatte mehr das Ziel, einen akademischen<br />

Abschluss zu erlangen, der mich zu einer<br />

anderen Berufsausübung berechtigt<br />

hätte (höhere Führungsebene in der<br />

Pflege). Allerdings hat die Arbeit mein<br />

wissenschaftliches Interesse geweckt,<br />

weswegen sich auch meine berufliche


Ausrichtung verändert hat.<br />

Bei meiner Dissertation<br />

geht es mir nun vielmehr<br />

um einen weitreichenderen<br />

Erkenntnisgewinn. Ich will<br />

tatsächlich mehr wissen und<br />

meine Ergebnisse aus der<br />

Arbeit veröffentlichen und<br />

der Scientific Community<br />

zur Verfügung stellen, denn<br />

national gibt es zu diesem<br />

Thema nur sehr wenig. Das<br />

heißt, dass meine Grundlagenforschung<br />

dazu dienen<br />

soll, dass sich andere – seien<br />

es Wissenschaftler*innen<br />

und/oder Praktiker*innen<br />

– anknüpfend Gedanken<br />

machen können, wie man die<br />

Ergebnisse in die Tat umsetzen<br />

kann. Als Lesbe, die<br />

sich auch mit dem eigenen<br />

Alter(n) auseinandersetzt,<br />

möchte ich zusätzlich meinen eigenen<br />

Horizont erweitern. Vielleicht ergeben sich<br />

aus den Interviews auch Ideen, an die ich<br />

gar nicht gedacht hätte.<br />

Wie läuft die Datenerhebung ab?<br />

Die Datenerhebung würde über offene/<br />

halbstrukturierte Interviews erfolgen.<br />

FOTO: CASPAR RAE / UNSPLASH / CC0<br />

Es gibt also kein Frage-Antwort-Spiel,<br />

mehr eine Unterhaltung, wovon eine<br />

Audioaufnahme gemacht wird, die<br />

ich anschließend verschriftliche.<br />

Dabei ist der Datenschutz von ganz<br />

besonderer Bedeutung. Hierzu erhalten<br />

alle Interviewten zuvor noch eine<br />

Datenschutzerklärung sowie ein weiteres<br />

Informationsschreiben.<br />

Alle Informationen werden<br />

entsprechend anonymisiert,<br />

sodass keinesfalls auf<br />

einzelne Personen Rückschlüsse<br />

gezogen werden<br />

können.<br />

Und Menschen welchen<br />

Alters sollten sich<br />

idealerweise melden?<br />

Ich möchte gerne ein großes<br />

Spektrum an Meinungen,<br />

Interessen und Bedürfnissen<br />

abbilden. Deswegen suche<br />

ich nach Teilnehmenden,<br />

die zwischen 1940 und<br />

1970 geboren wurden.<br />

Dabei spielt es keine Rolle,<br />

ob die Personen out leben,<br />

teilweise oder nicht. Je mehr<br />

Perspektiven, desto besser.<br />

Wie erreicht man dich?<br />

Mir ist bewusst, dass bestimmt noch viele<br />

Fragen offen sind. Daher bin ich jederzeit<br />

telefonisch unter 01520-3512745 oder<br />

per <strong>Mai</strong>l unter promotion.lgbti@gmail.com<br />

zu erreichen.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

GESELLSCHAFT 19<br />

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20 GESELLSCHAFT<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: RA DRAGON / CC0<br />

QUEER REFUGEES:<br />

Wir schaffen das. Nicht?<br />

Sie sind alarmierend, die<br />

Ergebnisse einer Studie zu den<br />

Gewaltschutzkonzepten in den<br />

Unterkünften für Geflüchtete in<br />

den 16 Bundesländern. Queere Geflüchtete<br />

werden besonders häufig Opfer von<br />

Gewalt und gelten in Deutschland als<br />

schutzbedürftige Gruppe. In den Maßnahmen<br />

der Bundesländer schlägt sich das<br />

nur erschreckend unzureichend nieder, wie<br />

jetzt der LSVD berichtet. Wir fragten bei<br />

Patrick Dörr vom Bundesvorstand nach.<br />

Was hat dich an den Ergebnissen<br />

eurer Studie am meisten überrascht?<br />

Dass zum Zeitpunkt der Studie nur 9 von<br />

den 16 Bundesländern überhaupt über<br />

ein Gewaltschutzkonzept verfügten, war<br />

meiner Mitautorin Alva Träbert und mir im<br />

Grunde klar gewesen. Inzwischen sind es<br />

immerhin elf Landesgewaltschutzkonzepte.<br />

Das heißt aber auch, dass sich fünf<br />

Bundesländer immernoch keine solchen<br />

Vorgaben zum Schutz Geflüchteter gegeben<br />

haben! Überrascht hat mich allerdings,<br />

dass sich auch in den vorliegenden neun<br />

Gewaltschutzkonzepte nur ein Bruchteil<br />

der Schutzmaßnahmen für LSBTI-<br />

Geflüchtete wiederfindet, die bundesweit<br />

als Mindeststandards identifiziert wurden.<br />

Welche Probleme haben queere<br />

Geflüchtete in den Unterkünften?<br />

Das größte Problem ist sicherlich, dass<br />

ein offenes Leben als LSBTI-Person in<br />

den Sammelunterkünften der Länder und<br />

Kommunen praktisch kaum möglich ist. Zu<br />

groß ist einfach die Gefahr, ausgegrenzt<br />

oder Opfer von LSBTI-feindlicher Gewalt<br />

zu werden. Dies bedeutet mitnichten, dass<br />

die anderen Bewohner*innen in der Unterkunft<br />

alle homo- oder transphob sind. Die<br />

Erfahrungen aus unserem bundesweiten<br />

LSVD-Projekt „Queer Refugees Deutschland“<br />

zeigen: Es reicht schon, wenn nur<br />

eine Person massiv LSBTI-feindlich<br />

eingestellt ist, um das Leben in der<br />

Sammelunterkunft zur Hölle zu machen.<br />

Fast alle queeren Geflüchteten versuchen<br />

daher, nicht als queer aufzufallen, viele<br />

isolieren sich vollkommen.<br />

Es scheint ein häufiges Problem zu<br />

sein, dass geflüchtete Queers kein<br />

Vertrauen in staatliche Hilfsangebote<br />

haben. Woran liegt das und was<br />

kann man dagegen tun?<br />

Circa drei Viertel der nach Deutschland<br />

geflüchteten Personen kommen aus<br />

Ländern, in denen der Staat queere Personen<br />

systematisch per Gesetz verfolgt.<br />

Dass queere Geflüchtete dann wenig<br />

Vertrauen in staatliche Hilfsangebote<br />

haben, wundert nicht. Umso wichtiger<br />

ist es daher, dass sie in der Nähe queerer<br />

Organisationen untergebracht werden. Oft<br />

sind dies die einzigen Stellen, in die sie das<br />

nötige Vertrauen haben, um ihre Probleme<br />

anzusprechen.


Um welche Schutzmaßnahmen<br />

geht es?<br />

Unterkünfte müssen allen Geflüchteten<br />

signalisieren, dass lesbisch, schwul oder<br />

trans* zu sein in Deutschland akzeptiert wird.<br />

LSBTI-Geflüchtete müssen auch erfahren,<br />

an wen sie sich diskret innerhalb und<br />

außerhalb der Unterkunft mit ihren Fragen<br />

zur Unterbringung und zum Asylsystem<br />

wenden können. Wichtig ist natürlich auch,<br />

dass die Länder dann auch Möglichkeiten<br />

vorhalten, LSBTI-Geflüchtete gesondert<br />

unterzubringen – hierfür gibt es gute<br />

Beispiele vor allem in einigen Kommunen.<br />

Aber auch in den Sammelkünften können<br />

Mitarbeiter*innen einiges tun, um queere<br />

Bewohner*innen besser zu schützen. Hierzu<br />

muss das Personal – einschließlich der<br />

Security und der Sprachmittlungen – jedoch<br />

entsprechend geschult werden.<br />

Wie haben die Bundesländer abgeschnitten?<br />

Wo gibt es Vorbildliches,<br />

wo eher Suboptimales?<br />

In den vorliegenden Landesgewaltschutzkonzepten<br />

findet sich im Schnitt nicht<br />

einmal ein Drittel der LSBTI-spezifischen<br />

Schutzmaßnahmen wieder, die bundesweit<br />

eigentlich als Mindeststandards für die<br />

Unterbringung identifiziert wurden. Mit 55<br />

% der Schutzmaßnahmen hat das Land<br />

Bremen besonders gut abgeschnitten, während<br />

Sachsen mit nur 5 % das Schlusslicht<br />

der Studie bildet. Gleichzeitig möchte ich<br />

betonen: In unserer Studie geht es erst<br />

einmal nur um die Konzepte. Die Hoffnung<br />

ist hier natürlich, dass diese überarbeitet<br />

werden, sodass sich dann auch die Praxis<br />

verbessert.<br />

An wen richtet sich eure Kritik: An den<br />

Bund oder die Länder? Es gab ja in den<br />

Jahren nach 2015 doch einige bemerkenswerte<br />

Projekte unter anderem<br />

zwischen dem LSVD und dem<br />

Bundesamt für Migration<br />

und Flüchtlinge (BAMF).<br />

Hat das gar nichts<br />

gebracht?<br />

Die Unterbringung<br />

und somit auch der<br />

Gewaltschutz sind<br />

Ländersache. Für die<br />

Identifizierung vulnerabler<br />

Geflüchteter – somit<br />

auch von LSBTI-Personen<br />

– ist jedoch neben den Ländern<br />

auch das BAMF zuständig. Das<br />

LSVD-Projekt schult das Bundesamt darin,<br />

wie seine Asylverfahrensberater*innen den<br />

besonderen Bedarfen queerer Geflüchteter<br />

begegnen können. Wichtig ist jedoch, dass<br />

GESELLSCHAFT 21<br />

die tatsächlich unabhängige Asylverfahrensberatung<br />

durch die Wohlfahrtsverbände<br />

nicht weiter von dieser Beratung durch das<br />

BAMF verdrängt wird.<br />

Wie würdet ihr die Frage aus der Überschrift<br />

beantworten? Schaffen wir das<br />

mit dem Schutz und der Integration<br />

queerer Geflüchteter?<br />

Um die Frage zu beantworten, müsste man<br />

zunächst noch einmal über die ganzen<br />

Probleme im Asylverfahren reden! Besonders<br />

schlimm finde ich, dass das BAMF immer<br />

wieder Asylanträge beispielsweise<br />

von schwulen Pakistanern oder<br />

Iranern ablehnt; entweder<br />

weil diese angeblich nicht<br />

hinreichend geoutet leben<br />

wollten oder aber, weil die<br />

Strafen in diesen Ländern<br />

– in Iran und Pakistan –<br />

zwar im Gesetz stünden,<br />

aber kaum zur Anwendung<br />

kämen. Im Grunde sagt das<br />

BAMF doch hiermit: Leb weiter<br />

im Schrank, hab niemals öffentlich<br />

eine Beziehung, gründe niemals<br />

eine Familie, tritt niemals für deine Recht ein,<br />

dann passiert dir ja auch nichts.<br />

FOTO: CARO KADATZ<br />

*Interview: Christian Knuth


22 GESELLSCHAFT<br />

POLITIK<br />

FOTO: TORSTEN HERBST / CSD DRESDEN<br />

36 Prozent mehr Hassgewalt:<br />

Kommt jetzt Artikel 3 Grundgesetz?<br />

Laut Innenministerium wurden im<br />

letzten Jahr 728 Straftaten gegen<br />

LGBTIQ* gemeldet. Das ist zum Vorjahr<br />

ein Anstieg um 36 Prozent. 2019 wurden<br />

im Vergleich zum Vorjahr 60 Prozent mehr<br />

Straf- und Gewalttaten gegen LGBTIQ*<br />

verzeichnet. Besondere Aufmerksamkeit<br />

erlangte der schreckliche Terroranschlag<br />

von Dresden. Die Bundestagsfraktion<br />

Bündnis 90/Die Grünen hatte dazu<br />

einen Antrag eingereicht, über den das<br />

Parlament am 24. Februar überraschend<br />

leidenschaftlich debattierte. Es wurde<br />

einmal mehr deutlich, wie fatal das jahrzehntelange<br />

Schweigen der Regierung<br />

zu queerfeindlicher Gewalt sich auf die<br />

Gesellschaft auswirkt.<br />

WORUM GEHT ES?<br />

Der Antrag stellt zwölf Forderungen auf,<br />

unter anderem sieht er die Erfassung von<br />

Hasskriminalität gegen LGBTIQ* bundeseinheitlich<br />

und lückenlos vor. Zudem sind<br />

Sensibilisierung und Prävention auf allen<br />

gesellschaftlichen und staatlichen Ebenen<br />

von Bildung bis Polizei vorgesehen.<br />

DIE AUSSPRACHE IM BUNDESTAG<br />

Ulle Schauws von den Grünen begann<br />

ihre Rede damit, die Regierung für<br />

ihr fehlendes Engagement anzuprangern:<br />

Während ihrer gesamten Existenz habe die<br />

Innenministerkonferenz queerfeindliche<br />

Gewalt noch nie verurteilt oder den<br />

Opfern Unterstützung zugesichert.<br />

Dabei erinnerte sie besonders an<br />

den homofeindlichen und islamistischen<br />

Terroranschlag 2020 in Dresden:<br />

„Frau Bundeskanzlerin, Herr Bundesinnenminister,<br />

Mitglieder der Bundesregierung:<br />

Warum haben Sie sich nicht<br />

geäußert? Warum blieben hier öffentliche<br />

Kondolenzbekundungen aus, die bei<br />

einem solchen Anschlag so wichtig und<br />

so richtig gewesen wären?“<br />

ABLENKUNGSMANÖVER UND<br />

GESPRÄCHSBEREITSCHAFT<br />

VON DER UNION<br />

Dr. Jan-Marco Luczak von der CDU/<br />

CSU beklagte die Blockierung des „Gesetz<br />

zur Bekämpfung des Rechtsextremismus<br />

und der Hasskriminalität“ durch die<br />

demokratische Opposition, insbesondere<br />

die Grünen. Seiner Ansicht nach würden<br />

Queers in besonderem Maße von diesem<br />

Gesetzentwurf profitieren. Hasskriminalität<br />

gegen queere Menschen sei dort inkludiert.<br />

(A. d. R. LGBTIQ* sind im betreffenden<br />

Entwurf nicht explizit benannt. Die<br />

demokratische Opposition hat zudem<br />

verfassungsrechtliche Bedenken. Dies steht<br />

auch im Antrag der Grünen.)<br />

FOTO: ACHIM MELDE / DEUTSCHER BUNDESTAG


FOTO: ANKE JACOB / DEUTSCHER BUNDESTAG<br />

GEBALLTER RASSISMUS, TRANSPHO-<br />

BIE UND MISOGYNIE VON DER AFD<br />

Dr. Bernd Baumann driftete vollständig<br />

ins verschwörungstheoretische Framing<br />

seiner Partei ab, sah Queerfeindlichkeit<br />

nur aus islamistischer Richtung und mutmaßte<br />

gesellschaftszerstörende Pläne<br />

der Grünen als eigentlichen Hintergrund<br />

des Antrages, den er als Angriff auf<br />

konservative Werte begriff:<br />

„Worauf zielen dann aber Ihre Anträge<br />

in Sachen Gender-Gaga, Transsexuelle,<br />

Homosexuelle, Migranten,<br />

People of Color, Black Lives Matter<br />

usw.? Hinter allem steht die neue<br />

Identitätspolitik der Linksgrünen.“<br />

GROKO-SPIELCHEN UM ARTIKEL 3<br />

Dr. Karl-Heinz Brunner betonte, wie<br />

wichtig es sei, in der breiten Gesellschaft<br />

queerfeindliche Ressentiments<br />

abzuschaffen. Brunner widmete sich,<br />

wie auch schon sein Koalitionskollege<br />

Luczak, dem Gesetzesentwurf für<br />

die Erweiterung des Artikels 3 um das<br />

Merkmal sexuelle Orientierung. Er rief<br />

seinen Koalitionskollegen Luczak und die<br />

Union dazu auf, eine Abstimmung über<br />

dieses Gesetz zu ermöglichen.<br />

DEUTSCHLAND HINKT MAL WIEDER<br />

HINTERHER<br />

Dr. Jens Brandenburg von der FDP<br />

weist auf den von der FDP verfassten<br />

Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit<br />

hin, der unter anderem auch die Reform<br />

des Artikels 3 vorsieht. Der FDP-Redner<br />

richtete diesbezüglich ebenfalls ermutigende<br />

Worte an Luczak und die Union.<br />

LINKSGRÜNE EINIGKEIT<br />

Doris Achelwilm von DIE LINKE sicherte<br />

dem Antrag der Grünen die Unterstützung<br />

ihrer Fraktion zu. Sie betonte in ihrer<br />

knappen Rede besonders die Dunkelziffer<br />

von queerfeindlichen Straftaten.<br />

KOMMT ARTIKEL 3 NOCH VOR DER<br />

SOMMERPAUSE?<br />

Zum Schluss bot Dr. Volker Ullrich von<br />

der CSU einen überraschenden wie<br />

auch bemerkenswerten Kompromiss<br />

in der Frage der Grundgesetzänderung<br />

Artikel 3 an:<br />

„Lassen Sie<br />

uns darüber<br />

reden.“<br />

FAZIT<br />

Alle Bundestagsfraktionen außer<br />

der AfD sind sich einig, dass queere<br />

Menschen mehr staatlichen Schutz<br />

brauchen. Obwohl es um den<br />

diesbezüglichen Antrag von Bündnis<br />

90/Die Grünen ging, diskutierten die<br />

anderen Parteien auch Lösungen<br />

außerhalb des Forderungspapiers, wie<br />

den Gesetzesentwurf „Gesetz zur<br />

Bekämpfung des Rechtsextremismus<br />

und der Hasskriminalität“ der Koalition<br />

und den Gesetzesentwurf von Bündnis<br />

90/Die Grünen, DIE LINKE und FDP<br />

für eine Erweiterung des Artikels 3 im<br />

Grundgesetz um das Merkmal sexuelle<br />

Orientierung.<br />

Schaut man* mit etwas Abstand auf<br />

die Dramaturgie der Redner*innen,<br />

besonders der drei von der Regierungskoalition,<br />

scheint sich ein Kuhhandel<br />

abzuzeichnen, der so aussehen könnte:<br />

Die Grünen geben ihre Blockade zum<br />

„Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus<br />

und der Hasskriminalität“<br />

auf und bekommen dafür von der<br />

Union die Freigabe der Abstimmung zur<br />

Erweiterung des Artikels 3.<br />

*Victoria Forkel & Christian Knuth<br />

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24 KULTUR<br />

PRIDE LIVE 2<br />

STREAM,<br />

CONNECT,<br />

LOVE<br />

Nach dem großen Erfolg in 2020 geht Deutschlands größter LGBT+ Stream „Pride<br />

Live“ im <strong>Mai</strong> dieses Jahres in die zweite Runde. Am Vortag (16.5.) des IDAHOBITs<br />

(Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie) sendet die blu<br />

Mediengruppe auf ihren Social-Media-Kanälen und auf ihren Websites wieder ein<br />

mehrstündiges Programm, bestehend aus Konzerten, Talkrunden, Interviews und politischen<br />

Botschaften. Ausgewählte Inhalte werden außerdem erstmals auf OUTtv ausgestrahlt, das<br />

seit dem 28. Januar Teil von Amazon Prime ist*.<br />

Christopher<br />

Nach einer Programmvorschau startet der<br />

Stream mit unseren „LGBT+ Greetings“: Szenesternchen,<br />

Drags, Künstler*innen, Politiker*innen<br />

und Diversity Netzwerke senden kurze<br />

Botschaften aus ganz Deutschland. Wir zeigen<br />

Interviews mit den lokalen CSD Vereinen und<br />

unterhalten uns im „Pride Talk“ mit Politikern<br />

und Meinungsmachern der Community unter<br />

anderem über den in letzter Zeit wieder häufiger<br />

diskutierten Artikel 3 des Grundgesetzes. Es<br />

wird gefordert den Antidiskriminierungs-Artikel<br />

um die sexuelle Orientierung und geschlechtliche<br />

Identität zu erweitern.<br />

Wir wagen außerdem einen Blick über den<br />

Tellerrand der deutschen LGBT+ Szene hinaus<br />

und sprechen mit Aktivisten in Polen und<br />

im afrikanischen Ghana über die aktuelle<br />

Situation der Queers vor Ort. Erst kürzlich hat<br />

sich die Lage im homophob geprägten Ghana<br />

wieder verschlechtert.<br />

In „My Roots“ erzählen Künstler wie Catherrine<br />

Leclery („Queen of Drags“), Daniel Noël<br />

Fleischmann („Tator“) oder Christian Bojidar<br />

(„Enfant Terrible“) von ihrer ganz persönlichen<br />

Coming-out-Story. Im letzten Jahr war dies<br />

eines unserer erfolgreichsten Formate.<br />

Darüber hinaus haben wir mit „Being<br />

Trans*“ in 2020 ein Format geschaffen, das<br />

transidentitären Menschen zu mehr Sichtbarkeit<br />

verhilft. Auch in der zweiten Edition<br />

von Pride Live wollen wir diese Sendung<br />

fortführen und sprechen mit Brix Schaumburg<br />

(„SUNNY - Wer bist du wirklich?“) über<br />

das ganz normale Leben als Trans*mann in<br />

Deutschland und wie es sich anfühlt seit<br />

Kurzem Vater zu sein.<br />

Für musikalische Unterhaltung sorgen dieses<br />

Mal Christopher aus Dänemark, L_TASHINA,<br />

Eli, Patric Scott und viele weitere Künstler.<br />

Also, Termin im Kalender eintragen und<br />

stream, connect, love!<br />

www.maenner.media<br />

*Seit dem 28. Januar <strong>2021</strong> ist der europäische Fernsehsender<br />

OUTtv bei Amazon Prime als Channel verfügbar und damit<br />

der erste LGBT-Kanal in der Geschichte von Amazon<br />

Deutschland überhaupt, der in das Angebot von Amazon<br />

Prime Video Channels aufgenommen wurde.<br />

Ausgewählte Inhalte unseres Pride Live Streams werden<br />

neben dem Broadcast auf unseren Social-Media-Kanälen<br />

auch auf OUTtv ausgestrahlt.<br />

L_TASHINA<br />

Brix Schaumburg<br />

Catherrine Leclery


GESUNDHEIT<br />

IN HAMBURG<br />

BIOGRAFIE<br />

Olivia Jones<br />

„Mein schrilles Doppelleben“<br />

Sie ist eine der bekanntesten Dragqueens Deutschlands,<br />

umflittert von Stars und Sternchen, Kiez-<br />

Wirtin, RTL-Star und Sat.1-Moderatorin. Ende <strong>April</strong> soll eine<br />

Biografie über die bunte Laute erscheinen: „Olivia Jones:<br />

Ungeschminkt – Mein schrilles Doppelleben“.<br />

„Geschichten von Enttäuschungen, familiären Tragödien, von<br />

Armut, Liebe, Tod, Humor, Skandalen und Durchhaltevermögen“<br />

– Das über 250 Seiten dicke Buch mit 60 Bildern, das<br />

am 21. <strong>April</strong> beim Rowohlt Verlag erscheinen soll, entstand<br />

zusammen mit Lena Obschinsky und verspricht jede Menge<br />

spannender Einblicke auf das sicherlich ungewöhnliche Leben<br />

der Reeperbahn-Größe, die spätestens seit ihrer Teilnahme<br />

an „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ bundesweit<br />

bekannt wurde. Und diese Prominenz auch nutzte, um sich<br />

gegen Rechts und für Queers<br />

einzusetzen. Und vor allem<br />

wurde sie zu einem queeren<br />

Vorbild in Sachen Mut und der<br />

Freude am bunten Leben in all<br />

seinen Facetten. Sie hat viel<br />

erlebt! Und viele getroffen: So<br />

kommen in dem Buch dann<br />

auch Weggefährt*innen wie<br />

TV-Legende Hella von Sinnen,<br />

Porno-Ikone Dolly Buster<br />

und auch Designer Guido<br />

Maria Kretschmer („Shopping<br />

Queen“) zu Wort.<br />

Über Olivia Jones: Die im November 1969 in Niedersachsen<br />

Geborene ist gern gesehener Talkgast, beliebte Moderatorin<br />

und auch mal Model für Marmeladenwerbung. Olivia<br />

Jones betreibt inzwischen mehrere Läden auf der Großen<br />

Freiheit in Hamburg, veranstaltete vor Corona Reeperbahn-<br />

Rundgänge und Hafenfahrten. Ja, den Titel der Königin von<br />

St. Pauli trägt sie zu Recht. Gut zu wissen: Sie ist eine enge<br />

Freundin von Gloria Glamour. *rä<br />

FOTO: Y. SCHMEDEMANN<br />

ÄRZTE<br />

■ Andreas Britz,<br />

Dr. med.Praxisklinik am Rothenbaum,<br />

Privatpraxis, Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />

Lasertherapie, Kosm.-<br />

ästhet. Behandlungen, Allergologie,<br />

Heimhuder Str. 38, & 44809812,<br />

www.dr-britz.de<br />

■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,<br />

Allgemeinmedizin, Reise-Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Damnmtorstr. 27, & 35715638,<br />

www.dammtorpraxis.de<br />

■ ICH Grindel,<br />

Dr. med. Thomas Buhk,<br />

Dr. med. Stefan Fenske,<br />

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen<br />

Stellbrink,<br />

All gemeine und Innere Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Grindelallee 35, & 4132 420,<br />

www.ich-hamburg.de<br />

■ ICH Stadtmitte,<br />

Dr. med. Axel Adam,<br />

Stefan Hansen,<br />

PD Dr. med. Christian Hofmann,<br />

Dr. med. Michael Sabranski,<br />

Dr. med. Carl Knud Schewe,<br />

Allgemeine und Innere Medizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Glockengießerwall 1,<br />

& 28004200,<br />

www.ich-hamburg.de<br />

■ Medizinisches Versorgungszentrum<br />

Hamburg,<br />

Prof. Andreas Plettenberg,<br />

Dr. Albrecht Stoehr,<br />

Prof. Jörg Petersen,<br />

Dr. Peter Buggisch,<br />

HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,<br />

Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg<br />

Haus L, & 28407600,<br />

www.ifi-medizin.de<br />

■ Urologische Praxis<br />

Oliver Neubauer,<br />

Facharzt für Urologie,<br />

Herthastr. 12, & 64224500,<br />

www.urologe-hamburg.com<br />

■ Schwerpunktpraxis<br />

Nerven-Psyche,<br />

Dr. med. Hans Ramm,<br />

Dr. med. Andrea Oster,<br />

Neurologie, Psychiatrie,<br />

Psychotherapie,<br />

Kreuzweg 7, & 245464,<br />

www.nervenarzt-hh.de<br />

■ Ambulanzzentrum des UKE,<br />

Bereich Infektiologie:<br />

Dr. med. Olaf Degen,<br />

Dr. med. Anja Hüfner,<br />

Dr. med. Sabine Jordan,<br />

Dr. med. Guido Schäfer,<br />

Dr. med. Stefan Schmiedel,<br />

Fachärzte für Innere Medizin, Allgemeinmedizin,<br />

HIV, Hepatitis, STD,<br />

Spezialsprechstunde PrEP, Impfungen,<br />

Infektions- & Tropenkrankheiten,<br />

Universitätsklinikum Hamburg-<br />

Eppendorf, Martinistr. 52,<br />

& 741052831, infektionen@uke.de,<br />

www.uke-infektionen.de<br />

ukeprep.de<br />

■ Josef Stuch,Dr.<br />

All gemeinmedizin,<br />

Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060<br />

■ Dr. med. Martin Eichenlaub,<br />

Facharzt für Neurologie,<br />

Nervenheilkunde, Psychiatrie u.<br />

Psychotherapie,<br />

Elbgaustr. 112., & 841084,<br />

www.nervenarzt-eichenlaub.de<br />

■ Dr. Roy Heller,<br />

Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,<br />

Suchtmedizin, Psychotherapie,<br />

HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36,<br />

& 4300890<br />

■ Dr. med. Welf Prager & Partner,<br />

Dermatologie,<br />

ästhetische Dermatologie,<br />

operative Dermatologie,<br />

Allergologie, Phlebologie,<br />

Lasermedizin,<br />

Hemmingstedter Weg 168,<br />

& 040 81 991 991<br />

www.derma-hamburg.de<br />

ZAHNÄRZTE<br />

■ Martin Schuh,<br />

Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,<br />

www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />

■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,<br />

Holsteiner Chausee 267, & 55505962,<br />

www.zahnaerzte-schnelsen.de<br />

COACHING<br />

■ Markus Bundschuh,<br />

Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie.de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Ruthemann Coaching,<br />

Heilpraktiker f. Psychotherapie,<br />

Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,<br />

www.ruthemann-coaching.de<br />

■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,<br />

Systemischer Berater&Therapuet<br />

DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,<br />

& 04532-2045500,<br />

www.familyspirits.de<br />

APOTHEKEN<br />

■ Apotheke am H auptbahnhof,<br />

Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,<br />

& 241241<br />

■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,<br />

Lange Reihe 39, & 245044<br />

■ Epes Apotheke,<br />

Lange Reihe 58, & 245664<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

■ Markus Bundschuh,<br />

Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />

(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />

& (0179) 5270700,<br />

www.therapie .de/psychotherapie/<br />

bundschuh<br />

■ Christian Perro, Dr. med.,<br />

Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,<br />

& 464554<br />

■ Kurt Strobeck,<br />

Dr. med. Facharzt Psychiatrie und<br />

Psychotherapie, Ferdinandstr. 35,<br />

& 32527214<br />

Buchen Sie ihren Listing Eintrag:<br />

christian.fischer@blu.fm


26 PEOPLE<br />

Gute<br />

NACHGEFRAGT<br />

Laune<br />

joshdem804 aka Jochen aus<br />

Essen hat sich auf Instagram<br />

eine solide und wachsende Fangemeinde<br />

aufgebaut. Wir fragten mal<br />

nach.<br />

Wie hat Corona deinen Alltag<br />

verändert?<br />

Eigentlich gar nicht. Ich arbeite im Vertrieb in<br />

der IT-Branche und habe einen 100 Prozent<br />

Homeoffice-Job. Das heißt, ich arbeite nicht<br />

erst seit Corona im Homeoffice. Daher hat<br />

sich beruflich nichts verändert und ich habe<br />

auch keine Kurzarbeit, eher im Gegenteil.<br />

Privat ist das schon etwas anders. Da ich<br />

Single bin, bin ich eigentlich immer alleine<br />

und sehe, wie viele andere auch, Familie und<br />

Freunde so gut wie gar nicht. Meine Familie<br />

dank Social Media<br />

wohnt etwas weiter weg und ein Teil meiner<br />

Freunde hat Familie und/oder ist Risikogruppe,<br />

und da will ich keinen gefährden.<br />

Wie und wo hältst du dich so fit?<br />

Da ich in der Stadt wohne, gehe ich jeden<br />

Weg zum Supermarkt zu Fuß. Ansonsten<br />

habe ich wieder angefangen (nach längerer<br />

Pause), zu Hause Gym zu machen. Sprich,<br />

diverse Übungen mit Kurzhanteln, Sit-ups,<br />

Planking usw. Das mache ich in der Regel<br />

nach der Arbeit täglich mindestens 60<br />

Minuten zu Hause.<br />

Interessanterweise ist mir aufgefallen, dass<br />

ich in den letzten Wochen weniger bis<br />

kaum noch Fertiggerichte esse, sondern<br />

frisch koche. Überwiegend mit Puten- oder<br />

Hähnchenbrust, Reis, Vollkornnudeln und<br />

Kartoffelgerichte. Ich versuche schon, etwas<br />

auf Kalorien zu achten, aber das klappt<br />

nicht immer, und ganz auf Schokolade und<br />

Energydrinks verzichten kann ich nicht. Und<br />

ich bin ein absoluter Coke-Zero-Junkie.<br />

Deine Fangemeinde auf Instagram<br />

wächst, was macht den Reiz von Insta<br />

aus?<br />

Fangemeinde finde ich schon einen recht<br />

hochtrabenden Begriff. Ich bin einfach nur<br />

ein normaler Kerl. Standard 08/15. Vielleicht<br />

ist das mit ein Grund, warum mir die Menschen<br />

folgen, weil ich normal bin und man<br />

sich mit mir deswegen identifizieren kann.<br />

Aber klar, ich freue mich, wenn ich positives


PEOPLE 27<br />

Feedback erhalte, und es macht Spaß, sich mit anderen<br />

Menschen auszutauschen (egal ob es Freunde sind,<br />

Insta-Freunde oder Follower). Ich denke, das ist das Coole<br />

an Insta. Du kannst dich locker mit anderen verknüpfen und<br />

austauschen, und ich nutze es auch, um bzgl. Nachrichten<br />

auf dem Laufenden zu bleiben.<br />

Du lebst in Essen. Was magst du an der Stadt<br />

besonders?<br />

Ich bin in einem kleinen 160-Seelen-Dorf groß geworden.<br />

Da kennt jeder jeden und mein Vater wusste am nächsten<br />

Tag immer, was ich abends gemacht habe, wo ich war und<br />

mit wem. Da ist das Stadtleben anders. Du kannst mehr<br />

machen. Egal ob in ein Restaurant oder eine Bar gehen, Kultur,<br />

feiern und natürlich Gym. Alles ist viel leichter erreichbar<br />

und zu machen, und natürlich ist in einer Großstadt alles<br />

etwas anonymer. Auch das Dating ist einfach leichter als<br />

aufm Dorf oder in einer Kleinstadt, aber leichter heißt nicht<br />

zwangsläufig auch besser.<br />

Worauf freust du dich gerade?<br />

Aktuell freue ich mich sehr darauf, wenn das Bild geliefert<br />

wird, das ich für mein Wohnzimmer bestellt habe! Am<br />

meisten freue ich mich aber darauf, wenn Corona vorbei<br />

ist und ich mit meinen Freunden mal wieder was essen<br />

und trinken gehen kann, wenn das Gym wieder öffnet und<br />

wenn ich wieder reisen kann.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.instagram.com/joshdem804


28 PEOPLE<br />

UNSER MANN FÜR DEN ESC<br />

Es sind noch ein paar Wochen<br />

hin, aber im <strong>Mai</strong> soll es soweit<br />

sein, der „Eurovision Song Contest“, jeder<br />

Musikwettbewerb, der uns Lena brachte,<br />

ABBA zu Weltstars und Dana, Verka<br />

und Conchita zu queeren Heldinnen<br />

machte, soll stattfinden. Mit einem<br />

neuen Kandidaten für Deutschland.<br />

Der Wahlberliner Musical-Darsteller und<br />

Singer-Songwriter Jendrik Sigwart soll<br />

<strong>2021</strong> für Deutschland in Rotterdam beim<br />

Eurovision Song Contest antreten und<br />

sein funkiges „I Don‘t Feel Hate“ – singen.<br />

Der gebürtige Hamburger Queer hatte<br />

sich ganz frech und äußerst überzeugend<br />

via Instagram beworben, nachdem<br />

der eigentlich geplante Vorjahreskandidat<br />

Ben Dolic seinen Rückzug bekannt<br />

gegeben hatte. Gelernt hat Jendrik<br />

sein Können am lnstitut für Musik der<br />

Hochschule Osnabrück, zu sehen war er<br />

unter anderem schon bei „Hairspray“ in<br />

Dortmund, „Wahnsinn! Das Musical“ und<br />

„Berlin, Berlin“. *rä<br />

www.instagram.com/mynameis_jendrik<br />

KLATSCH<br />

& STERNE<br />

SCHWULE KUNST<br />

Den Dresdner Künstler Søren<br />

Zschocke haben wir dir schon<br />

einmal mit einem Interview nähergebracht.<br />

Jetzt hat er ein neues Projekt am Start:<br />

art.berghain. „Kunst hat immer auch mit<br />

Freiheit zu tun, und Freiheiten gab es<br />

vor Corona im Berghain auch zu erleben.<br />

Wenn jetzt die Kunst wieder gehen darf<br />

und nur die Party wiederkäme, so ist das<br />

für mich unglaubwürdig. Kunst darf alles,<br />

begeistern und provozieren. So auch das<br />

Berghain, aber nur gemeinsam mit den<br />

Kunstwerken“, so der Künstler. *rä<br />

www.instagram.com/art.berghain,<br />

www.instagram.com/studiozschocke<br />

FROM AUSTRIA WITH LOVE:<br />

QUEER RAINBOW FAMILY<br />

Eine 28-jährige Österreicherin aus<br />

Tirol gründete im Juni 2019 die Facebook-<br />

Gruppe „Queer Rainbow Family“, inzwischen<br />

ist es ein Erfolgsprojekt mit 6.300 Mitgliedern,<br />

einer monatlichen Interaktionszahl von<br />

ca. 100.000 Reaktionen, 65.000 Kommentaren<br />

und 1.800 Beiträgen. Hut ab! Was macht<br />

das Projekt denn so besonders? „Wir sind<br />

eine Facebook-Gruppe, die sich von anderen<br />

in vielen Dingen unterscheidet, beispielsweise<br />

veranstalten wir (wenn nicht gerade<br />

Corona ist) monatliche Gruppentreffen, die<br />

in ganz Deutschland und Österreich verteilt<br />

sind, bisher hatten wir ca. 11 Gruppentreffen


PEOPLE 29<br />

mit bis zu 50 Teilnehmern. Des Weiteren unterscheidet sich<br />

unsere Gruppe mit eigenem Merchandising, welches ich<br />

vor ein paar Monaten ins Leben gerufen habe. Viele unserer<br />

Mitglieder sind einsam und haben Angst, sich der Außenwelt<br />

so zu zeigen, wie sie sind“, so Bettina Scherwitzl via E-<strong>Mai</strong>l.<br />

„Unsere Gruppe hat ihnen so viel Rückhalt und Sicherheit<br />

gegeben, dass sie sich tatsächlich so zu leben trauen,<br />

wie sie es schon immer wollten, und als Unterstützung<br />

trugen sie unsere Mütze mit Logo oder Schlüsselanhänger,<br />

Armbänder ... Viele junge Mitglieder haben in der Schule<br />

unsere Kugelschreiber dabei. Andere tragen unser Shirt und<br />

wiederum andere trinken aus unserer Tasse, wenn sie sich<br />

zu Hause einsam fühlen. Andere finden ihre große Liebe!<br />

Beim Schreiben dieser Zeilen habe ich Gänsehaut, weil es<br />

einfach so unfassbar berührend ist, was man im Leben mit<br />

einer tollen Community erreichen kann“, fährt sie fort. „Unser<br />

bisheriges Merch ist derzeit ausverkauft, die Erlöse spendete<br />

ich an Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Regenbogen<br />

Kinderhospiz oder 4 Pfoten. Die Zeit für Produktion, Versand<br />

usw. habe ich natürlich ehrenamtlich investiert.“ Klasse, sollte<br />

man unterstützen! *rä<br />

www.queer-rainbow-family.lgbt,<br />

www.facebook.com/QueerRainbowFamily<br />

SO EIN SEXY FINNE<br />

Mit Tomi Saario schickt<br />

das dünn besiedelte Waldland<br />

Skandinaviens einen Künstler<br />

ins Rennen, der sich deutlich von<br />

Landsmännern wie Lordi, Jimi Tenor<br />

oder den Leningrad Cowboys unterscheidet.<br />

Der Singer-Songwriter Tomi<br />

Saario überzeugt mit bluesigem Pop und<br />

Model-Optik. Über seine neue Single „Someone Like You“<br />

verrät der Musiker via E-<strong>Mai</strong>l: „Die Inspiration für diesen Song<br />

lag weniger in meinen Erfahrungen als vielmehr darin, mich<br />

musikalisch von einer Mischung aus Alt und Neu inspirieren<br />

zu lassen. Für mich ist ‚Someone Like You‘ wie das liebe Kind<br />

von ‚Sexual Healing‘ (Marvin Gaye) und ‚Can‘t Feel My Face‘<br />

(The Weeknd). Ich mag den Gedanken, dass die Zukunft der<br />

Musik oft in der Vergangenheit zu finden ist. Ich möchte auch<br />

ein großes Lob an HitImpulse aussprechen, die meine Vision<br />

erkannt haben und den Track dope klingen lassen“. Popmusik,<br />

die den Frühling noch herrlicher macht, die Sorgen vertreibt<br />

und entstresst ... Eigentlich kommt solch schöner Pop ja<br />

meist aus Schweden, die finnische Kunstszene setzt meist<br />

mehr auf Rock und dunklen Elektro. Tomi Saario zeigt uns die<br />

andere Seite dieses kreativen Lands. Kiitos! *rä<br />

www.facebook.com/TomiSaariomusic<br />

NUR<br />

14<br />

Cent/ Min.<br />

GAYBOYS<br />

LIVE AM<br />

TELEFON<br />

RUF AN!<br />

ZEITREISE MIT NEIL UND CHRIS<br />

Am 23. <strong>April</strong> wird „Discovery: Live in Rio 1994“<br />

erstmals digital als 2CD und DVD veröffentlicht.<br />

Die Pet Shop Boys hatten damals nach ihrer umjubelten, wie<br />

gleichzeitig aber auch finanziell völlig aus dem Ruder gelaufenen<br />

Megaproduktion „Performance“ einfach Lust auf Tanzen.<br />

Und wohl auch damit dieses für die Pop-Perfektionisten<br />

so ungewöhnlich spontane Erlebnis seine Goldjacket- und<br />

Go-Go-Schweiß-Patina nicht einbüße, entschieden sie sich<br />

für eine DVD in „normaler“ TV-Auflösung ohne HD-Chi-Chi.<br />

Das muss man* sacken lassen. Am besten mit Magaritas,<br />

Champagner und Rotwein. Und mit „One in a Million/Mr<br />

Vain“, „It‘s a Sin“, „Paninaro“ (Chris dancing!) und „Can You<br />

Forgive Her?“. *ck/rä<br />

www.petshopboys.co.uk<br />

LERNE HEISSE<br />

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30 STYLE<br />

UPCYCLING<br />

Nachhaltig,<br />

hochwertig und<br />

aus Hamburg<br />

Ein Start-up aus der Hansestadt überzeugt mit Design und Idee. Hier<br />

erfährst du mehr über fabriq., das aus den übrig gebliebenen Stoffrollen<br />

der Modeindustrie Neues macht.<br />

FOTOS: FABRIQ.<br />

So geht Nachhaltigkeit! Die Weltweite<br />

Fashion-Welt geht gerne großzügig<br />

mit Ressourcen und Materialien um,<br />

nicht alles wird verwendet, vieles wird<br />

verschwendet, das belastet Umwelt und<br />

Mensch. Klasse, dass immer mehr Labels<br />

(bisher meist kleine) auf Nachhaltigkeit<br />

setzen und sich nicht scheuen, „Reste“<br />

zu verwenden.<br />

„Durch die begrenzten Stoffmengen von<br />

meist nur 30 bis 100 Metern, handelt es<br />

sich bei fabrıq. im wahrsten Sinne des<br />

Wortes um individuelle Kollektionen und<br />

keine Ware von der Stange“, verrät das<br />

Team via E-<strong>Mai</strong>l. „Die einzelnen Entwürfe<br />

sind geprägt von Minimalismus in der<br />

Gestaltung und folgen bewusst keinen<br />

saisonalen Trends. Die Weiterentwicklung<br />

der Kollektionen wird getrieben durch<br />

die verfügbaren Stoffe – die Wertigkeit,<br />

Haptik und der Look dieser steht für<br />

fabrıq. im Mittelpunkt“. Gründer und<br />

CEO des Mode-Start-up, Jan Seidel,<br />

will Herrenmode anbieten, ohne die<br />

gebeutelte Natur noch mehr zu belasten.<br />

Also verwenden er und sein Team übrig<br />

gebliebene Stoffe französischer und<br />

italienischer Haute-Couture-Labels. Herausgekommen<br />

sind klassische Schnitte<br />

und Designs, die Lust machen, sich neu<br />

einzukleiden – ganz ohne schlechtes<br />

Gewissen. *rä<br />

www.fabriq.de<br />

WIEDER DA<br />

Haspa-Filiale ist jetzt<br />

Nachbarschaftstreff<br />

Eigentlich wollten Guido Dittkuhn und sein Team die<br />

Wiederöffnung der Haspa an der Langen Reihe 14<br />

groß feiern. Alternativ lud der Filialleiter als Gast Jane Doe<br />

ein, um die Räume online vorzustellen. Er betont:<br />

„Wir sind Teil des Stadtteils und der<br />

Community. Das möchten wir auch<br />

durch die Gestaltung zeigen.“<br />

Im Erdgeschoss werden die Gäste am offenen Tresen<br />

empfangen, der an eine Hotellobby erinnert. Oben<br />

herrscht Wohnzimmer-Atmosphäre: In der Lounge<br />

Regenbogen kann man sich auf Sofas lümmeln und die<br />

Illustration von Tulio Barrios bewundern. Jeder Raum<br />

ist anders gestaltet. An der Stadtteilwand sowie auf<br />

einer Sonderfläche können sich Vereine und Betriebe<br />

aus der Nachbarschaft präsentieren. Am großen Tisch<br />

soll es Veranstaltungen geben, sobald es geht – von<br />

Vorträgen über Lesungen bis zu Konzerten. Bis dahin<br />

wird zu Online-Events auf haspa-veranstaltungen.de<br />

eingeladen. Guido & Co. sind für Anregungen offen:<br />

„Welche Themen interessieren Euch? Schreibt mir an<br />

guido.dittkuhn@haspa.de.“<br />

Blick in die Lounge mit Sofas:<br />

In seiner Illustration hat<br />

Tulio Barrios die Vielfalt des<br />

Stadtteils eingefangen<br />

Platz zum Plauschen,<br />

für Infos und Veranstaltungen:<br />

die Stadtteilwand<br />

mit großem Holztisch<br />

Filialleiter Guido Dittkuhn<br />

und Gast Jane Doe führten<br />

in einem Online-Event durch<br />

die neuen Räume


ALLES, WAS DU FÜR DEN<br />

URLAUB WISSEN MUSST!<br />

DAS REISEMAGAZIN FÜR SCHWULE MÄNNER AUSGABE 3/2020<br />

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32 REISE<br />

KREUZFAHRT<br />

The Second Coming<br />

Die deutschsprachige Gay Cruise<br />

Endlich ist es so weit. Nach verschiedenen<br />

Anläufen, die durch Umstrukturierungen<br />

unserer Partnerreedereien<br />

ergebnislos blieben, stechen wir<br />

wieder in See. Termin ist der 8. bis<br />

18. Februar 2022 mit einer Route vor<br />

der afrikanischen Küste. Bei deutlich<br />

über 20 Grad im Schatten und acht<br />

Sonnenstunden pro Tag kann man den<br />

Winter hinter sich lassen und Wärme<br />

tanken. Gleichzeitig sind es angenehme<br />

Temperaturen für Ausflüge.<br />

Es wird die zweite Gay Cruise der blu<br />

Mediengruppe mit ihren Magazinen blu,<br />

gab, LEO, <strong>hinnerk</strong> und rik sowie dem zum<br />

Verlag gehörenden Spartacus. Getreu<br />

dem Motto, dem schwulen Reisenden das<br />

beste Produkt zum besten Preis zu bieten,<br />

werden die Angebote bereits bei 999<br />

Euro pro Person starten. An Bord werden<br />

wieder zahlreiche Stars der Community<br />

sowie bekannte DJs für zehn Tage beste<br />

Urlaubsstimmung sorgen. Die Cruise wird<br />

ohne Social-Distancing-Maßnahmen<br />

und Maskenpflicht durchgeführt. Daher<br />

muss jeder Gast spätestens 14 Tage vor<br />

der Abfahrt eine abgeschlossene Covid-<br />

Impfung oder Immunitätsbescheinigung<br />

nachweisen.<br />

Vasco da Gama – das umweltfreundliche<br />

Boutique-Schiff<br />

Der Partner ist die renommierte Reederei<br />

nicko cruises mit ihrem Schiff Vasco da<br />

Gama. Das Schiff wurde 1993 als Statendam<br />

durch die Holland-America Line<br />

in Dienst gestellt. Mit einer Breite von 30<br />

Metern und 219 Meter Länge verfügt das<br />

Schiff über neun Passagierdecks und Platz<br />

für knapp 1.300 Passagiere. Von den 630<br />

Kabinen sind nur 129 im Inneren angelegt.<br />

Alle anderen sind Außenkabinen, davon<br />

150 mit Balkon.<br />

Mit 55.000 Bruttoregistertonnen bietet sie<br />

ein Verhältnis von 1 zu 43 pro Passagier<br />

und verfügt über zwei Pool-Areale. Eines<br />

befindet sich prominent am Heck des<br />

Schiffes mit einer großzügigen Liegefläche.<br />

Das andere ist mittschiffs und mit<br />

einem fahrbaren Dach ausgestattet, über<br />

das in der Kreuzfahrt nur eine verschwindend<br />

kleine Zahl von Schiffen verfügt.<br />

Echte Qualität zeigt sich in der Regel bei<br />

dem Restaurant-Angebot. Auch hier spielt<br />

die Vasco da Gama in der Oberliga. Sie<br />

verfügt über drei À-la-carte-Restaurants,<br />

unter denen insbesondere das asiatisch<br />

ausgelegte Dragon Lady mit Liebe zum<br />

Detail überzeugt. Dazu gehören auch


REISE 33<br />

stilechte japanische Tische auf Bodenhöhe. Aber auch<br />

das Buffet-Restaurant Pantry sticht konzeptionell<br />

hervor. Es erinnert eher an einen Food Court, der<br />

verschiedene Stile an unterschiedlichen Stationen<br />

vereint. Dazu zählen ein Mexikaner, ein Inder, ein Asiate<br />

sowie eine Gartenbar mit Salaten, ein Süßwarenladen<br />

für Desserts und ein Fleischgrill. Dieser konzeptionelle<br />

Ansatz findet sich auch bei den zahlreichen Bars<br />

und seinen Höhepunkt in der rundum verglasten<br />

Aussichtslounge The Dome. Hinzu kommt ein edler<br />

Wellness-Bereich mit Sauna und Dampfbad, ein großes<br />

Fitness-Center und Sportflächen auf den Außendecks.<br />

Das Show-Theater Hollywoods erstreckt sich über zwei<br />

Decks.<br />

Die Reederei hat gerade die Dieselmotoren der<br />

Vasco da Gama mit einer neuer Treibstoffanlage<br />

ausgestattet. Zurzeit unterscheidet man zwischen<br />

dem bislang gebräuchlichen Schweröl, das noch von<br />

fast allen Schiffen verwendet wird, auf der einen<br />

Seite bis hin zum modernen Flüssiggas (LNG) auf der<br />

anderen Seite. Da bislang die Häfen im Rückstand sind,<br />

entsprechende LNG-Betankung anzubieten, setzen<br />

einige Reedereien eine weitgehend schadstoffreduzierte<br />

Variante ein, die sich MGO (Marine Gas Oil)<br />

nennt. nicko cruises ist der vierte Anbieter weltweit,<br />

der mit einer hohen Investition seinen Antrieb darauf<br />

umgerüstet hat. Außerdem hat das Schiff einen<br />

Stickoxidkatalysator (SCR) auf Harnstoff-Wasser-Basis<br />

erhalten. Damit teilt sich die Vasco da Gama künftig<br />

den Platz 1 beim Kreuzfahrtranking des NABU zusammen<br />

mit Ponant. Zusätzlich wurde auf dem Schiff ein<br />

neues Abwassersystem der deutschen Firma MARTIN<br />

Systems GmbH installiert, das Schwebstoffe ohne<br />

Einsatz von Chemikalien auf null reduziert.<br />

Mehr Infos unter www.spartacus.cruises<br />

Gran Canaria - Madeira - Lanzarote - La Palma - La Gomera - Gran Canaria


34 REISE<br />

LUZERN<br />

Art Deco Hotel Montana<br />

Ausgezeichnet als das beste 4-Sterne-Stadthotel der<br />

Schweiz, bietet das auf einer Anhöhe gelegene Art Deco Hotel<br />

Montana eine grandiose Aussicht über den Vierwaldstättersee<br />

und die ihn umgebende Bergkulisse.<br />

Die vor dem Eingang wehende Regenbogenfahne macht deutlich:<br />

Hier ist jeder willkommen. Ab <strong>Mai</strong> verwandelt sich die große<br />

Dachterrasse in einen „Beach Club“, der zu den angesagtesten<br />

Sommer-Treffpunkten Luzerns zählt. Wer auch im Winter die<br />

Aussicht im Freien genießen möchte, wählt eine der zehn<br />

Penthouse-Suiten mit einem privaten Outdoor-Whirlpool.<br />

Das Restaurant Scala bietet neben seinem Panoramablick<br />

mediterrane Küche auf Spitzenniveau und ist bekannt für sein<br />

sonntägliches Brunch-Buffet.<br />

Adligenswilerstraße 22, Luzern, Schweiz, www.hotel-montana.ch<br />

SÜDTIROL<br />

Bergwellness<br />

FOTOS: GITSCHBERG.IT<br />

1.400 Meter über dem Alltag: Das Boutiquehotel Gitschberg<br />

ist mit seinen 38 Zimmern ein Haus mit Herz und<br />

Seele, mit Sinn fürs Schöne und Gute. Viel Licht, warme<br />

Farben und natürliche Materialien geben dem Einfachen<br />

mehr Raum und lassen die einmalige Panoramasicht über<br />

die Dolomiten besonders gut wirken.<br />

Tief verwurzelt mit der Südtiroler Natur und Tradition hat<br />

Familie Peintner auf dem Sonnenhochplateau von Meransen<br />

einen Freiraum zum Durchatmen geschaffen. Ökologisch<br />

nachhaltig und mit höchster Achtung vor den heimischen<br />

Ressourcen. Die Architektur erinnert an die urigen Heustadel<br />

der Almenregion Gitschberg-Jochtal. Im ganzen Haus duftet<br />

es herrlich nach Zirbe und Lärche. Besonders beeindruckend<br />

sind die „Gassla“ Spa Suiten mit privater Bergsauna und<br />

Wellnessloggia zum Wald hin. Aber auch der panoramareiche<br />

Fenilia Spa bietet Tiefenentspannung und Bergwellness der<br />

besonderen Art. Die Saunalandschaft schenkt sprudelnde<br />

Lebenskraft, während das Panoramabad die Sinne mit<br />

klarem Gebirgsquellwasser erfrischt. Die Behandlungen sind<br />

naturheilkundlich inspiriert und basieren auf den naturreinen<br />

Wirkstoffen der alpinen Bergwelt. Mit der Kraft und Energie<br />

der Natur, des Waldes und der Wiesenkräuter werden Körper,<br />

Geist und Seele gleichermaßen berührt. *dax<br />

www.gitschberg.it


meine<br />

gay<br />

cruise<br />

Gran Canaria - Madeira -<br />

Lanzarote - La Palma - Gomera -<br />

Gran Canaria FEBRUAR 2022<br />

Alle neuen Infos im Newsletter unter<br />

www.mcruise.de/newsletter


REISE<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/VLADORLOV<br />

COMMUNITY<br />

Schwuler Reisen<br />

Bereits seit zwanzig Jahren ist<br />

die LGBTIQ*-Bettenbörse Enjoy<br />

Bed and Breakfast (ebab) in der<br />

Community aktiv und hat sich<br />

als beliebte Alternative zu Hotels<br />

bzw. Vermittlungsplattformen von<br />

Privatunterkünften etabliert. Dank<br />

des umfangreichen Netzwerks<br />

konnten über die Jahre zahlreiche<br />

Besucher an Gastgeber in über<br />

siebzig Ländern vermittelt werden.<br />

Das Angebot von ebab ist insbesondere<br />

für jüngere Menschen<br />

interessant. Bei Preisen ab bereits<br />

25 Euro pro Nacht stellt ebab eine<br />

seriöse und sichere Alternative<br />

zum Couchsurfing dar. So kann die<br />

junge LGBTIQ*-Generation Städte<br />

und Länder entdecken, neue<br />

Freunde finden und Abenteuer<br />

erleben, ohne dabei das Budget<br />

zu sprengen. Aktuelle Infos zu<br />

Buchungs- und Stornobedingungen<br />

finden sich auf der Website.<br />

www.enjoybnb.eu<br />

KEY WEST<br />

Neuer LGBTIQ*-Guide<br />

Sommer, Sonne, schwule Szene<br />

– die Florida Keys mit Key West<br />

gelten als einer der bekanntesten<br />

LGBTIQ*-Urlaubsorte der<br />

USA. Mit einem neuen Guide<br />

macht die Inselkette im Süden<br />

Floridas Lust auf einen Nach-<br />

Corona-Besuch. Vier Jahre<br />

Twitter-Tiraden, Missachtung<br />

demokratischer Normen und<br />

Beschneidung von LGBTIQ*-<br />

Rechten waren genug. Mit<br />

der Wahl von Joe Biden zum<br />

46. Präsidenten der Vereinigten<br />

Staaten von Amerika halten<br />

der Stolz auf Diversität und<br />

der Respekt voreinander<br />

wieder Einzug in die US-Politik.<br />

Der von der Corona-Krise<br />

gebeutelten Tourismusindustrie<br />

kann das nur guttun. LGBTIQ*-<br />

Urlaubshochburgen wie die<br />

Florida Keys stehen jedenfalls<br />

schon in den Startlöchern,<br />

um Besucher aus aller Welt<br />

zu begrüßen. Ein neuer Guide,<br />

FOTO: MONROE COUNTY TOURISM DEVELOPMENT COUNCIL<br />

den es auf der deutschen<br />

Website des Tourismusbüros<br />

der Florida Keys & Key West als<br />

Download gibt, macht Lust auf<br />

einen Besuch der tropischen<br />

Inselkette, informiert über die<br />

verschiedenen Regionen der<br />

Florida Keys und gibt zahlreiche<br />

Tipps für Natur-, Kultur- und<br />

Szeneerlebnisse. Key West hält<br />

vom erstklassigen Restaurant<br />

über Livemusik und Szenebars<br />

bis hin zum weißen Sandstrand<br />

für jeden etwas bereit. Die<br />

Resorts für Schwule und<br />

Lesben wie etwa das Island<br />

House sind legendär. Dragshows,<br />

schwule Bootstouren,<br />

nächtliche Partys, Strände,<br />

FKK-Resorts und die einzigartige<br />

LGBTIQ*-Trolley-Tour<br />

machen Key West zu einem der<br />

schönsten Urlaubsziele für die<br />

Community. *dax<br />

www.fla-keys.de<br />

Rainbow Sommercamp<br />

Trotz der aktuellen Corona-Situation und mit Hoffnung<br />

auf eine Besserung ab Frühjahr haben die Veranstalter<br />

des „Rainbow Camping Weekend“ ihren Termin geplant.<br />

Vom 4. bis 6. Juni soll das vierte LGBTIQ*-Sommercamp<br />

auf dem FKK-Campingplatz am Rätzsee stattfinden. Im<br />

letzten Jahr waren rund achtzig Camper und Camperinnen<br />

aus ganz Deutschland dabei, in diesem Jahr rechnen<br />

die Organisatoren und Campingplatz-Inhaber Fabian<br />

und Martin mit noch mehr Teilnehmenden. Unter dem<br />

Motto „Von der Community für die Community“ verbindet<br />

der Event Mensch und Natur: Die Leidenschaft fürs<br />

Camping, gemeinsame Erlebnisse und die Natur stehen<br />

im Vordergrund des Wochenendes. Der FKK-Campingplatz<br />

am Rätzsee liegt idyllisch in der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte und ist von Hamburg in gut zwei Stunden<br />

und von Berlin in weniger als zwei Stunden erreichbar.<br />

Es gibt Stellplätze fürs Zelt, den Bulli, das Wohnmobil<br />

oder den Caravan sowie vier vollausgestattete Miet-<br />

Wohnwagen und eine Ferienwohnung. Die Region lädt<br />

ein zu ausgedehnten Wanderungen und Paddeltouren in<br />

unberührter Natur. Der See selbst ist motorbootfrei und<br />

ideal zum Schwimmen oder Stand-up-Paddeln, eine<br />

Sauna am See lässt zum Relaxen ein – beste Voraussetzungen<br />

also für ein entspanntes und erlebnisreiches<br />

Wochenende. *dax<br />

www.raetzsee.de/rainbow<br />

DEUTSCHLAND<br />

FOTO: NORBERT SANDER


REISE<br />

FOTO: TOBIAS JØRGENSEN<br />

KOPENHAGEN<br />

Die Welt feiert<br />

FOTO: DAX<br />

Dänemarks Hauptstadt bereitet sich auf<br />

den größten LGBTIQ*-Event des Jahres<br />

vor. Komme, was wolle – so versprechen<br />

es zumindest die Veranstalter. In welcher<br />

Form und mit welchen Beschränkungen,<br />

wird sich in den Wochen vor dem<br />

Sommer zeigen.<br />

Royale Unterstützung<br />

Im Idealfall sollen bis zu 750.000 Besucher<br />

zwischen dem 12. und 22. August nach<br />

Kopenhagen und in die auf der schwedischen<br />

Seite des Öresund gelegene Stadt<br />

Malmö kommen, um dort unter dem Titel<br />

„Copenhagen <strong>2021</strong>“ sowohl den WorldPride<br />

als auch die EuroGames zu feiern. Neben<br />

den Schwerpunkten Sport, Feiern und<br />

Kultur wird es zusätzlich eine hochkarätig<br />

besetzte Menschenrechtskonferenz zum<br />

Thema LGBTIQ* geben. Dank des Einsatzes<br />

der dänischen Kronprinzessin Mary als<br />

Schirmherrin ist bereits schon jetzt internationale<br />

Aufmerksamkeit garantiert. Der<br />

Platz vor Kopenhagens Rathaus wird dabei<br />

als zentrale Anlaufstelle fungieren. Neben<br />

einem Pride Village steht hier auch die<br />

große Bühne für diverse Liveacts, und auch<br />

die Eröffnungs- und Abschluss-Zeremonie<br />

werden auf dem Rathausplatz stattfinden.<br />

Malmö bietet ebenfalls ein vielfältiges<br />

Angebot, etwa mit einer Eurovision Night<br />

und einem Pride Park.<br />

Spielplatz der Kreativszene<br />

Wer nebenbei noch Zeit findet oder gleich<br />

ein anderes Reisedatum wählt, sollte<br />

einen Abstecher zu Kopenhagens neuster<br />

Trend-Location machen. Etwa zwanzig<br />

Minuten mit dem Stadtbus braucht es,<br />

bis man den auf einer Halbinsel gelegenen<br />

Stadtteil Refshaleøen erreicht. Alternativ<br />

gibt es auch öffentliche Fähren, die vom<br />

Hafen aus verkehren. Der Bezirk gilt aktuell<br />

als Kopenhagens Spielplatz der Kreativszene.<br />

Hier, in einer 7.000 Quadratmeter<br />

großen Industriehalle, befindet sich das<br />

Kunstmuseum Copenhagen Contemporary,<br />

das vor allem raumgreifende Installationen,<br />

Videokunst und großformatige Werke in<br />

Wechselausstellungen zeigt. Nebenan ist<br />

das Areal des Reffen Street Food Market<br />

bei schönem Wetter einen Besuch wert.<br />

Dort reihen sich zahlreiche Imbissstände<br />

aneinander, die Spezialitäten aus aller Welt<br />

anbieten – von der vegetarischen Falafel<br />

über mexikanische Tacos und japanische<br />

Sushi bis zu frisch gegrilltem Fisch. Dazu<br />

gibt es einen tollen Blick auf die Stadt, den<br />

man am besten von einem der im aufgeschütteten<br />

Sand stehenden Liegestühle<br />

aus genießt. Wird es einem zu heiß, kann<br />

man sich nur wenige Meter vom Markt<br />

Baden bei Urban Rigger<br />

FOTO: DAX<br />

entfernt mit einem Sprung ins kühle Nass<br />

Abhilfe verschaffen. Gleich beim Studenten-<br />

Wohnprojekt Urban Rigger, das Schiffscontainer<br />

in stylishe Apartments verwandelt<br />

hat, gibt es dank einer Badeplattform und<br />

abgegrenzten Bahnen die Gelegenheit, in<br />

einem ehemaligen Hafenbecken seine Runden<br />

zu drehen. Sowieso ist das Schwimmen<br />

in Kopenhagens Kanälen und Wasserstraßen<br />

Trend – teils in kostenpflichtigen Bädern<br />

wie dem Hafenbad Islands Brygge, teils an<br />

Stegen und Ufern, die frei zugänglich sind.<br />

Generell ist das Baden in den Stadtgewässern<br />

an allen Stellen erlaubt – dazu gehört<br />

sogar das Nacktbaden, solange man sich im<br />

Wasser aufhält.<br />

Nackte Tatsachen<br />

Jeder Menge nackter Tatsachen begegnet<br />

man auch in Kopenhagens renommierter<br />

Ny Carlsberg Glyptotek, die Skulpturen von<br />

der Antike bis zur Moderne zeigt und in<br />

direkter Nachbarschaft zum Tivoli liegt. Der<br />

dank seiner Innenstadtlage einzigartige Vergnügungspark<br />

gehört zu den ältesten der<br />

Welt und bietet seinen Besuchern eine ganz<br />

spezielle Atmosphäre. Zum einen kommen<br />

hier die Fans rasanter Fahrgeschäfte voll<br />

auf ihre Kosten, zum anderen kann man<br />

im Park eine Reihe verschiedener Konzerte<br />

oder gutes Essen genießen. Natürlich wird<br />

auch der Tivoli während der Copenhagen-<br />

<strong>2021</strong>-Feierlichkeiten eine Rolle spielen:<br />

Neben einem Empfang der internationalen<br />

Pride Organisation InterPride ist auch ein<br />

Konzert für die LGBTIQ*-Community<br />

geplant. *dax<br />

www.copenhagen<strong>2021</strong>.com<br />

www.visitcopenhagen.com


REISE<br />

Inka-Ruine Machu Picchu<br />

PERU<br />

FOTO: LLAMATRIP.COM<br />

Im Land des Regenbogens<br />

Ob auf den Spuren der Inkas, in den<br />

Szeneklubs von Lima oder während<br />

eines Spaziergangs durch die koloniale<br />

Altstadt von Cusco – im Andenstaat<br />

Peru gibt es jede Menge zu entdecken.<br />

Regenbogenflaggen, wohin man schaut.<br />

Wer sich in Peru in die einstige Inka-<br />

Hauptstadt Cusco begibt, wundert sich im<br />

ersten Moment über das überall sichtbare<br />

Symbol der LGBTIQ*-Bewegung. Erst bei<br />

genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich<br />

die vor vielen öffentlichen Gebäuden und<br />

an Häusern wie Geschäften wehende<br />

Fahne durch einen zusätzlichen, hellblauen<br />

Streifen von der „Gay Pride“-Version<br />

unterscheidet. 1978 machte<br />

Cusco diese Version zur offiziellen<br />

Stadtflagge, die die kulturelle Vielfalt<br />

und den Stolz der indigenen<br />

Bevölkerung symbolisiert und sich<br />

auf das einstige Inkareich beruft.<br />

Eine erstmalige Verwendung<br />

fand die Flagge wohl Ende des<br />

18. Jahrhunderts während eines<br />

Aufstandes peruanischer Andenbewohner<br />

gegen die spanische<br />

Kolonialmacht.<br />

Barock in den Anden<br />

Die europäischen Eroberer unter Francisco<br />

Pizarro nahmen Cusco 1533 ein, ließen die<br />

Stadt aber weitgehend unberührt. Erst ein<br />

kurz darauf folgender Aufstand sowie ein<br />

großes Erdbeben im Jahr 1650 zerstörten<br />

einen Großteil der Gebäude, nicht aber die<br />

alten Grundmauern der einstigen Tempel<br />

und Paläste aus der Inkazeit. Auf diesen<br />

errichteten die spanischen Kolonialherren<br />

prächtige Kirchen und Klöster wie die<br />

barocke Kathedrale oder das Kloster<br />

Santo Domingo, in dessen Inneren sich<br />

das Inka-Sonnenheiligtum Coricancha<br />

befindet. Wer sich auf einen Spaziergang<br />

durch die zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

Altstadt von Cusco<br />

gehörende Altstadt begibt, sollte sich Zeit<br />

nehmen. Der Grundriss der Stadt hat sich<br />

seit der Inkazeit kaum verändert, neben<br />

den imposanten Kolonialbauten stößt man<br />

an vielen Ecken auf die aus großen Steinblöcken<br />

fugenlos gebauten Mauern – etwa<br />

in der „Gasse der sieben Schlangen“ oder<br />

an der Calle Hatunrumiyoc, an der man auf<br />

Mauerreste des Palastes des Herrschers<br />

Inca Roca stößt. Zudem sollte man seinem<br />

Körper genügen Zeit geben, sich an die<br />

über 3.400 Höhenmeter zu gewöhnen, auf<br />

denen sich Cusco befindet. Kopfschmerzen<br />

und Atembeschwerden sind bei<br />

Touristen keine Seltenheit. Vor allem das<br />

Trinken von aus Koka-Blättern gebrautem<br />

Tee soll gegen das Aufkommen von<br />

Beschwerden helfen, Apotheken vor<br />

Ort bieten zudem entsprechende<br />

Pillen zur Vorbeugung gegen Symptome<br />

der Höhenkrankheit an. Etwas<br />

oberhalb von Cusco befinden sich<br />

zudem die beeindruckenden Ruinen<br />

der Inka-Stätte Sacsayhuamán mit<br />

ihren gewaltigen Mauern und einem<br />

Kultplatz, auf dem jeweils am 24.<br />

Juni auch heute noch das Sonnenfest<br />

Inti Raymi gefeiert wird.


REISE<br />

Dragshow im La Cueva<br />

Schokoladenverkäufer in Lima<br />

FOTOS: DAX<br />

Inka-Regenbogenflagge<br />

Valle Sagrado<br />

Mystisches Machu Picchu<br />

Cusco dient Perutouristen zudem als<br />

Ausgangspunkt für eine Reise zu der wohl<br />

bekanntesten Inkastätte des Landes. Die<br />

sagenumwobene Ruinenstadt Machu<br />

Picchu erreicht man ab Cusco entweder<br />

mit dem Zug oder zu Fuß im Rahmen einer<br />

geführten, viertägigen Wanderung über<br />

den Inka-Pfad, den täglich maximal 500<br />

Personen begehen können. „Eine weniger<br />

überlaufene Route ist der Salkantay<br />

Trek, eine siebentägige Wanderung mit<br />

Übernachtungen in Lodges, auf der<br />

man 15 unterschiedliche Ökosysteme<br />

kennenlernt.“ Der schwule Peruaner Marco<br />

Arellano kennt sich aus. 2011 gründete er<br />

den ersten LGBTIQ*-Reiseveranstalter des<br />

Landes. Unter dem Namen LlamaTrip organisiert<br />

er verschiedene Touren durch Peru<br />

und Südamerika, etwa in den Regenwald,<br />

die Anden und die Hauptstadt Lima. Dabei<br />

arbeitet er mit Luxusmarken wie Belmond<br />

oder Inkaterra ebenso zusammen wie mit<br />

preiswerteren Budgetunterkünften. Für<br />

Machu Picchu empfiehlt der 43-jährige<br />

Reiseprofi einen Aufenthalt von zwei<br />

Tagen. Einen, um die mystische Ruinenanlage<br />

mit einem Führer zu besichtigen, und<br />

einen zweiten, um das weitläufige Areal<br />

auf eigene Faust zu erkunden oder einen<br />

der benachbarten Berge wie den Huayna<br />

Picchu zu besteigen.<br />

Auf dem Rückweg nach Cusco sollte<br />

man zudem einen Stopp im Tal des<br />

Urubamba-Flusses einplanen. Das Valle<br />

Sagrado („Heiliges Tal“) diente einst als<br />

Kornkammer der Inka. Auch hier finden<br />

sich beeindruckende Ruinen – etwa die<br />

der Festungen Ollantaytambo und<br />

Pisac oder die Terrassen von<br />

Moray und Chinchero. „Das<br />

etwas tiefer gelegene Valle<br />

Sagrado ist auch eine<br />

gute Alternative, um sich<br />

vor einem Besuch von<br />

Cusco zu akklimatisieren<br />

und erst nach dem<br />

Besuch von Machu<br />

Picchu die Kolonialstadt ins<br />

Programm zu nehmen“, so der<br />

Tipp von Marco.<br />

Lima bei Tag und Nacht<br />

Im Gegensatz zur Andenregion hat man<br />

in Lima kein Problem mit Kopfschmerzen<br />

aufgrund von Höhe. Die bekommt man<br />

dafür, wenn man in einer der zahlreichen<br />

Szeneklubs zu lange feiert. Wie in<br />

Lateinamerika üblich, beginnt das Nachtleben<br />

erst weit nach Mitternacht. Einen<br />

ersten Drink kann man beispielsweise im<br />

LGBTIQ*-freundlichen Bazar nehmen, eine<br />

trendige Bar, die in Limas Stadtteil Miraflores<br />

liegt. Hier wohnen zahlreiche Schwule<br />

und Lesben, und auch viele Hotels sind<br />

in der Gegend zu finden, die direkt an die<br />

Museo Larco<br />

Pazifikküste grenzt. Marcos Lieblingsklub<br />

befindet sich im Stadtteil San Borja. Im<br />

La Cueva treffen sich am Wochenende<br />

Schwule und Lesben jenseits der 30, die<br />

hier mit Dragshows und Go-go-Tänzern bis<br />

in den frühen Morgen abfeiern.<br />

Zu viel Zeit im Bett sollte man in<br />

Lima allerdings nicht verbringen,<br />

denn auch tagsüber gibt<br />

es in Perus Hauptstadt jede<br />

Menge zu erleben. Neben<br />

der imposanten Kathedrale<br />

inmitten der Altstadt<br />

und dem benachbarten<br />

Präsidentenpalast lohnt<br />

ein Besuch des aus dem 17.<br />

Jahrhundert stammenden Franziskanerklosters,<br />

in dessen Katakomben<br />

die aufgeschichteten Gebeine tausender<br />

Verstorbener ausgestellt sind. Kunstwerke<br />

aus der Prä-Inka-Zeit findet man im Museo<br />

Larco, einem Privatmuseum, das neben<br />

Keramiken und Goldschmuck vor allem<br />

mit homosexuellen Darstellungen auf<br />

Trinkgefäßen überrascht und beweist, dass<br />

Sex unter Männern im alten Peru offenbar<br />

kein Problem war. Die Politik im modernen<br />

Peru tut sich da offensichtlich schwerer –<br />

bis heute gibt es hier weder die Ehe für alle<br />

noch die Möglichkeit einer eingetragenen<br />

Lebenspartnerschaft. *dax<br />

www.llamatrip.com


REISE<br />

KROATIEN<br />

Auf See mit Prince Charming<br />

FOTOS: DAX, TARAS KORNEV<br />

Nein, mit dem gleichnamigen TV-Format hat die im letzten Jahr<br />

gegründete Prince Charming Gay Cruise nichts zu tun, auch wenn<br />

bei der Premiere im Sommer 2020 ein ehemaliger Teilnehmer<br />

der schwulen Kuppel-Show mit an Bord war. Das Konzept der<br />

Kreuzfahrt entlang der Dalmatinischen Küste ist aber dennoch<br />

äußerst charmant. Mit einem kleinen Boutiqueschiff für maximal<br />

38 Passagiere führt die Route zwischen Split und Dubrovnik zu<br />

traumhaften Buchten, einsamen Stränden und romantischen<br />

Städtchen wie dem auf der gleichnamigen Insel gelegenen<br />

Korčula. Ein Besuch des für seine Wälder und Seen bekannten<br />

Nationalparks Mljet steht ebenso auf dem Programm wie ein<br />

Stopp am wohl schönsten Strand Kroatiens, dem Goldenen Horn<br />

auf der Insel Brač. Die Insel Hvar dagegen lockt mit trendigen<br />

Beach Clubs und dem bekanntesten schwulen Strand Kroatiens<br />

auf der vorgelagerten Insel Jerolim. Natürlich kommen Spaß<br />

und Unterhaltung auf der einwöchigen Tour nicht zu<br />

kurz. Neben täglichen Badestopps und Ausflügen stehen<br />

gemeinsame Abendessen, Dragshows, Yogastunden und<br />

Partys auf dem Programm. Insgesamt drei Termine gibt es<br />

im Juli zur Auswahl, vom 17. bis 24. Juli sogar als „Double<br />

Week“ mit zwei Schiffen gleichzeitig. Die Schiffe selbst<br />

verfügen über moderne Kabinen, einen Whirlpool<br />

sowie Sonnendecks mit FKK-Bereich. Im Preis<br />

ab 1.490 Euro inbegriffen sind Halbpension, zwei<br />

Abendessen und das Unterhaltungsprogramm an Bord.<br />

Für alle Reisen gelten aufgrund der aktuellen Situation<br />

großzügige Stornoregelungen, sollte sich Kroatien zu diesem<br />

Zeitpunkt noch in einem Lockdown befinden oder für das Land<br />

eine RKI-Reisewarnung mit Quarantänepflicht gelten. *dax<br />

www.princecharming.eu<br />

SCHWEIZ<br />

Rund ums<br />

Matterhorn<br />

Das autofreie Bergdorf Zermatt zählt<br />

sicher zu den bekanntesten Urlaubsorten<br />

in der Schweiz. Vor allem als noble<br />

Wintersportregion bekannt, locken ab<br />

Frühjahr auch etliche Wander- und<br />

Mountainbike-Wege zahlreiche Naturliebhaber<br />

und Alpinisten in das nur mit der<br />

Bahn zu erreichende Bergdorf. Der knapp<br />

4.500 Meter hohe Gipfel des Matterhorns<br />

bildet dabei stets eine spektakuläre<br />

Kulisse. Wanderungen ab der Bergstation<br />

Schwarzer See führen etwa hinauf zur<br />

Hörnlihütte, dem „Base Camp“ für die<br />

Matterhornbesteigung. Eine ganz andere<br />

Perspektive bietet sich von dem in über<br />

3.000 Meter gelegenen Gornergrat, den<br />

man in knapp vierzig Minuten von Zermatt<br />

aus mit einer Zahnradbahn erreicht. Neben<br />

dem Matterhorn fasziniert auf einem<br />

360-Grad-Loop ein Panorama aus 29<br />

Viertausendern, darunter das Monte-Rosa-<br />

Massiv sowie die Dufourspitze, der mit<br />

4.634 Metern höchste Berg der Schweiz.<br />

FOTO: PASCAL GERTSCHEN<br />

Nicht weniger atemberaubend ist die<br />

Fahrt hinauf zum Matterhorn Glacier<br />

Paradise. Mit 3.883 Metern ist sie die<br />

höchstgelegene Bergstation Europas,<br />

umgeben von einer überwältigender<br />

Kulisse aus 38 Viertausendern und 14<br />

Gletschern. Ein weiteres Highlight ist der<br />

15 Meter unter der Oberfläche gelegene<br />

Gletscherpalast im Eisfeld zwischen dem<br />

Klein Matterhorn und dem Breithorn,<br />

in dem sich kunstvolle Eisskulpturen<br />

befinden. Ein sicher einmaliges Erlebnis<br />

ist die Umrundung des Matterhorns in<br />

einem Helikopter: Mit Air Zermatt geht es<br />

vom Dorf aus mit 170 km/h hinauf in die<br />

Berg- und Gletscherwelt der Walliser Alpen<br />

mit Blick auf den Theodulgetscher, den<br />

Gornergrat, das Monte-Rosa-Massiv sowie<br />

den Mont Blanc. *dax<br />

www.zermatt.ch<br />

www.myswitzerland.com


REISE<br />

ÖSTERREICH<br />

FOTOS: EDERTOM.COM<br />

Hip am Hochkönig<br />

Hüttenwirte Tom (l.) und Mario<br />

Die Region um den knapp 3.000 Meter<br />

hohen Hochkönig im Salzburger Land<br />

gehört sicher zu einem der schönsten<br />

Wander- und Skigebiete Österreichs.<br />

Dank eines hippen Boutiquehotels und<br />

der wohl einzigen von einem schwulen<br />

Paar geführten Almhütte Österreichs<br />

ist das Dorf Maria Alm eine echte Alternative<br />

zum traditionell eher urigen<br />

Urlaub in den Bergen.<br />

Schafgarbe, Baldrian und Mädesüß – wer<br />

mit Mario über blühende Almwiesen<br />

wandert, kommt der Natur der Alpen ganz<br />

nah. Als „Kräuterbua“ bietet der 34-jährige<br />

Österreicher Kräuterwanderungen auf<br />

dem Natrun an. Der Berg erhebt sich gut<br />

1.200 Meter über dem im Salzburger Land<br />

gelegenen Dorf Maria Alm und lässt sich<br />

entweder zu Fuß oder mit einer Gondelbahn<br />

erreichen. „Die Berge und die Natur<br />

sind ein idealer Stressausgleich“, so Mario.<br />

Der gelernte Friseurmeister war neun Jahre<br />

lang mit einem eigenen Salon selbstständig,<br />

bevor er der Liebe wegen seinen Job aufgab<br />

und auf den Natrun zog. Seine Verbundenheit<br />

mit der Natur sowie das Interesse an<br />

Kräutern und deren Wirkung machte er zu<br />

seinem neuen Beruf. Mit einer Ausbildung<br />

für Traditionelle Europäische Heilkunde im<br />

Rücken gibt er sein Wissen an interessierte<br />

Urlauber weiter. Eine Kräuterwanderung mit<br />

Mario dauert etwa zwei bis drei Stunden,<br />

während der er viel erklärt, Pflanzen<br />

sammelt und im Anschluss verarbeitet.<br />

„Für jedes Wehwehchen ist ein Kraut<br />

gewachsen“, weiß Mario und ist froh, dieses<br />

Wissen auch vermitteln zu können. Was er<br />

auf den Almwiesen nicht findet, aber für<br />

seine Tinkturen, Salben und Tees braucht,<br />

zieht er in seinem eigenen Kräutergarten<br />

gleich neben der Tom Almhütte groß.<br />

Heimatverbunden<br />

Die 2018 eröffnete Hütte ist der eigentliche<br />

Grund, warum es Mario nach Maria Alm<br />

verschlagen hat, denn Marios Verlobter<br />

Tom wurde in dem gut 2.000 Einwohner<br />

zählenden Dorf geboren. Wer mit Tom<br />

ins Gespräch kommt, merkt schnell, dass<br />

man es hier nicht mit einem typischen<br />

Hüttenwirt zu tun hat. Der 35-Jährige,<br />

dessen Namen die Hütte trägt, stammt<br />

aus einer in Maria Alm etablierten<br />

Hoteliersfamilie und kam während seiner<br />

Ausbildung zum Hotelfachmann und in der<br />

Zeit danach viel herum. „Dennoch bin ich<br />

ein sehr heimat- und familienverbundener<br />

Mensch geblieben, und als sich mir die<br />

Chance bot, in meinem Heimatdorf auch<br />

unternehmerisch Fuß zu fassen, hab ich die<br />

Gelegenheit genutzt.“ Der kreative Kopf hat<br />

die Entscheidung nicht bereut. „Mir war klar,<br />

dass, wenn ich in Maria Alm bleibe, ich so<br />

leben will, wie ich bin.“ Seit seinem Comingout<br />

mit 19 gehe das Dorf entspannt mit<br />

seinem Schwulsein um.<br />

Hundehütte<br />

Wer die Tom Almhütte sieht, dem wird<br />

schnell klar, dass die Hütte nicht dem<br />

alpenidyllischen Klischee einer Skihütte<br />

entspricht. Schon vor dem Eingang<br />

werden die Gäste von einer überlebensgroßen<br />

Holzfigur eines Mopses begrüßt.<br />

Choupette heißt das bei Tom und Mario<br />

lebende Tier, das zugleich als Maskottchen<br />

der Hütte fungiert. Die Hütte selbst<br />

verbindet modernes Design wie das riesige<br />

Glasdach, das sich bei schönem Wetter<br />

zur Seite fahren lässt, mit natürlichen<br />

Elementen wie Holz und Stein. Die<br />

Küche setzt auf frische regionale Speisen<br />

und Produkte. „Die Kühe auf der Wiese<br />

unterhalb der Hütte sehen quasi schon, wo<br />

sie einmal enden“, scherzt Tom.<br />

Gipfelstürmer<br />

„Mit der Eröffnung des Boutiquehotels<br />

Sepp unten im Dorf und unserer Hütte hat<br />

sich das Publikum in Maria Alm spürbar<br />

verändert“, so Tom. „Die Gäste sind jünger<br />

und hipper geworden.“ Dabei ist die<br />

Region rund um den Hochkönig ohnehin<br />

ein attraktives Urlaubsziel für Wanderer,<br />

Mountainbiker und Wintersportler. Von<br />

leichten Wanderungen bis zu anspruchsvollen<br />

Hochgebirgstouren gibt es für jedes<br />

Fitnesslevel die passende Möglichkeit, das<br />

grandiose Bergpanorama des Steinernen<br />

Meeres zu genießen. *dax<br />

www.hochkoenig.at<br />

www.edertom.com


ANZEIGE<br />

#friendlyitaly - Ciao Italia!<br />

FOTO: LUKAS WERLICH<br />

Alle warten darauf, endlich wieder verreisen zu können und auch wenn vieles anders ist als vor<br />

der Pandemie lohnt es sich, die Koffer zu packen und über die Alpen Richtung Süden zu fahren.<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO/SIGNATURE COLLECTION/SERTS<br />

FOTO: ENIT/TERME EUGANEE<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO/ESSENTIALS COLLECTION/XANTANA<br />

Italien lockt schon ab Ostern mit mildem<br />

Klima und hat sich gut auf die Saison <strong>2021</strong><br />

vorbereitet: Abstands – und Hygieneregeln<br />

in öffentlichen Einrichtungen, in Hotels und<br />

Restaurants sorgen genauso wie eine hohe<br />

Impfrate für sicheres Urlauben. Auch wenn es<br />

aktuell noch keine Prides und Events geben<br />

wird, das Angebot für abwechslungsreiche<br />

Urlaubstage ist groß und vielversprechend:<br />

kleine und große Kunststädte bieten nicht nur<br />

beeindruckende Kultur, sondern auch viel Flair<br />

für entspannte Stadtbummel durch verkehrsberuhigte<br />

historische Zentren. Ob Shopping<br />

in angesagten Boutiquen oder auf bunten<br />

Märkten, müßige Stunden im Café oder beim<br />

Sehen-und-Gesehen-Werden auf dem Corso,<br />

der Italian Way of Life macht Spaß und ist im<br />

besten Sinne ansteckend. Städte wie Rom und<br />

<strong>Mai</strong>land haben eine lebendige LGBTQ*-Szene,<br />

aber auch Küstenorte wie Torre del Lago in<br />

der Toskana oder Gallipoli in Apulien sind<br />

beliebte Ziele der Community. Hier kann<br />

man neben Beachlife auch gut feiern, soweit<br />

es die Lage erlaubt. Des Weiteren lohnen<br />

zahlreiche malerische Orte an der Küste oder<br />

im Hinterland entdeckt zu werden: hier erlebt<br />

man das ursprüngliche Italien und man kann<br />

die authentische Küche am besten genießen.<br />

Ein besonderes Erlebnis sind im Sommer die<br />

Open-Air-Konzerte, von klassisch bis Rock,<br />

die oft an herrlichen Settings stattfinden und<br />

eine ganz besondere Atmosphäre besitzen.<br />

Oldtimer-Fans sollten einmal bei der Mille<br />

Miglia oder der Targa Florio dabei gewesen<br />

sein, entweder mit dem eigenen Wagen oder<br />

als Zuschauer entlang der Strecke. Wer mehr<br />

Adventure sucht, kann sich in den Bergen<br />

der Alpen oder des Apennins beim Climbing,<br />

Rafting oder Skifahren verausgaben. Auch<br />

entlang der rund 8.000 Kilometer langen Küste<br />

bieten sich vielseitige Gelegenheiten vom<br />

Segeln, Surfen bis zum Tauchen. Spezialisierte<br />

Anbieter organisieren zudem Bootsausflüge zu<br />

vorgelagerten Inseln, wie z.B.den Tremiti-Inseln<br />

vor Apulien oder mit Stopps an entlegenen<br />

Buchten wie in Sardinien. Wer sich gerne mit<br />

Wellnessanwendungen verwöhnen lässt, findet<br />

von Nord- bis Süditalien ein breites Angebot an<br />

Einrichtungen wie Wellness-Hotels, Thermalanlagen<br />

mit heißen Quellen und mediterranen<br />

Gärten oder Bäder in Natursteinbecken und<br />

im Vulkanschlamm wie auf der Insel Vulcano.<br />

Liebhaber von Kunst, Design und Kultur sind<br />

in Italien seit jeher am richtigen Platz: mit 55<br />

UNESCO-Welterbestätten führt das Land die<br />

Liste an und das immense Kulturerbe – von<br />

den antiken Zeugnissen der Römer und<br />

Etrusker, über die Araber und Normannen<br />

bis zu den Werken der Renaissance - lässt<br />

auch Kunstmuffel staunen. Wer es lieber<br />

modern und zeitgenössisch mag, findet in<br />

den Sammlungen wie im MART- oder im<br />

MACRO-Museum Werke von italienischen und<br />

internationalen Künstlern und in lebendigen<br />

Vierteln wie Brera in <strong>Mai</strong>land oder San<br />

Lorenzo in Rom gibt es<br />

Gallerien und Streetart.<br />

www.enit.de<br />

www.italia.it


GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

FOTO: CAMILO JIMENEZ / UNSPLASH / CC0<br />

THERAPIEVERSAGEN –<br />

der Herzinfarkt in der HIV-Behandlung<br />

Ziel jeder medikamentösen<br />

HIV-Therapie ist die dauerhafte<br />

Unterdrückung der Virusvermehrung im<br />

Körper. Da sich das Virus aber im Zeitverlauf<br />

verändert und Mutationen entstehen,<br />

kann es sein, dass Arzneimittel gegen das<br />

HI-Virus ihre Wirksamkeit verlieren. Das Virus<br />

hat dann Resistenzen ausgebildet und<br />

kann sich – weil unempfindlich gegen die<br />

laufende Therapie – wieder vermehren. Wie<br />

Resistenzen entstehen, wie hoch unter modernen<br />

Regimen das Risiko eines Therapieversagens<br />

ist und warum es so wichtig ist,<br />

Resistenzbildungen zu vermeiden, erklärt<br />

Professor Dr. Jürgen Rockstroh, Leiter der<br />

Ambulanz für Infektiologie & Immunologie<br />

am UK Bonn.<br />

Beginnt man heute mit einer<br />

HIV-Therapie, wird das HI-Virus vor<br />

der Auswahl des Therapieregimes<br />

auf Resistenzen untersucht. Dabei<br />

hat die Person doch noch gar keine<br />

Arzneimittel gegen die Infektion<br />

genommen. Warum wird das<br />

gemacht?<br />

Es wird nach den Leitlinien für die HIV-<br />

Therapie ein genotypischer Resistenztest<br />

durchgeführt, um festzustellen, ob eine<br />

Ansteckung mit HIV-Varianten vorliegt, die<br />

möglicherweise Medikamentenresistenzen<br />

beherbergen. Statistisch sind diese<br />

Untersuchungen kosteneffektiv, wenn bei<br />

ca. fünf Prozent der Patienten Resistenzen<br />

auftreten. Tatsächlich werden solche<br />

Mutationen bei ca. neun bis zehn Prozent<br />

gefunden. Es gibt allerdings zu diesen<br />

Resistenztests auch kritische Stimmen,<br />

weil die Ersttherapie heute im Wesentlichen<br />

auf Integrasehemmern aufbaut und<br />

zu diesen so gut wie keine resistenten<br />

Mutationen gefunden werden. Dennoch<br />

ist es aber prinzipiell gut zu wissen, welche<br />

Mutationen vorliegen, um zum Beispiel bei<br />

einem Therapiewechsel vorbereitet zu sein.<br />

Unter erfolgreicher antiretroviraler Therapie<br />

ist es heutzutage sehr schwer, genug Viren<br />

für eine genotypische Resistenztestung im<br />

Blut zu finden.<br />

Wie häufig treten heute Resistenzen<br />

auf, was sind die<br />

Gründe dafür und gibt<br />

es Unterschiede bei<br />

den verschiedenen<br />

Wirkstoffen?<br />

Wenn es im Verlauf<br />

der Therapie bei den<br />

Routinechecks zu<br />

einem Anstieg der<br />

Virenlast käme, würde<br />

ebenfalls ein genotypischer<br />

Resistenztest<br />

gemacht, um festzustellen,<br />

ob eventuell eine Mutation stattgefunden<br />

hat, die die Wirksamkeit eines Wirkstoffs<br />

der Therapie vermindert. Das passiert heute<br />

aber sehr viel seltener als früher. Dennoch:<br />

Wie eben erwähnt sind bei ca. zehn<br />

Prozent der Patienten therapierelevante<br />

Mutationen festzustellen. Das bedeutet<br />

aber nicht, dass jede Mutation dazu führt,<br />

dass keine wirksame Kombinationstherapie<br />

zusammengestellt werden kann. Die schon<br />

angesprochenen Integrasehemmer besitzen<br />

heute so eine hohe genetische Barriere,<br />

dass es selbst bei einem Therapieversagen<br />

äußerst selten, sogar fast nie zu einer Mutation<br />

kommt. Die modernen Therapien sind<br />

so potent, dass wir insgesamt einen starken<br />

Rückgang der Resistenzen verzeichnen.<br />

Worauf ist zu achten, wenn man als<br />

Mensch mit HIV das Risiko für eine<br />

Resistenzentwicklung so gering wie<br />

möglich halten will, und was können<br />

Behandler tun, wenn es doch zum<br />

Therapieversagen kommt?<br />

Der wirksamste Schutz gegen Resistenzentwicklungen<br />

ist eine wirksame<br />

Therapie. Sie verhindert ja die<br />

Vermehrung des HI-Virus und<br />

Mutationen treten eben<br />

bei der Vermehrung von<br />

Viren auf. Unsere heutigen<br />

Therapien sind so robust,<br />

dass sie eigentlich ein<br />

Leben lang wirksam bleiben<br />

– wenn sie regelmäßig<br />

eingenommen werden. Es gibt<br />

aber auch Patienten, die Varianten<br />

des Virus haben, die gegen sehr viele<br />

der geläufigsten Wirkstoffe resistent sind.<br />

Zum Beispiel Langzeitpositive, die mit<br />

den ersten Monotherapien behandelt<br />

wurden. Aber auch da gab es 2020/<strong>2021</strong><br />

einen Durchbruch, weil neue Wirkstoffe<br />

zugelassen werden, gegen die es noch<br />

keinerlei Resistenzen geben kann. Also<br />

kann jetzt auch bei den sehr wenigen<br />

Fällen des breiten virologischen Versagens<br />

(Mehrklassenresistenz) eine wirksame<br />

Kombination zusammengestellt werden.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

FOTO: UK BONN


DE-HIV-2020-09-0034 | Agenturfoto. Mit Model gestellt.


FILM<br />

INTERVIEW<br />

ANA ORTIZ:<br />

„Love,<br />

Victor“<br />

Mit schwulen Jungs kennt Ana Ortiz sich aus. In<br />

„Alles Betty“ (im Original: „Ugly Betty“) war sie vor<br />

15 Jahren nicht nur die Schwester der Titelheldin, sondern<br />

auch die leidenschaftlich liebende Mutter des unverkennbar<br />

queeren Grundschülers Justin. Nun zeigt die 50-jährige<br />

New Yorkerin in „Love, Victor“ als gläubige Katholikin, dass<br />

die Mutterliebe manchmal auch ein bisschen Zeit braucht,<br />

wenn der Sohn (gespielt von Michael Cimino) sich outet. Ab<br />

dem 23. Februar ist die erste Staffel des Serien-Ablegers<br />

der erfolgreichen Highschool-Komödie „Love, Simon“<br />

in Deutschland bei Disney+ STAR zu sehen (genauso<br />

übrigens wie alle Staffeln „Alles Betty“). Die Dreharbeiten<br />

zur zweiten laufen bereits. Wir sprachen mit Ortiz dazu im<br />

Videotelefonat.<br />

Ana, nach „Alles Betty“ spielen Sie in „Love,<br />

Victor“ nun schon zum zweiten Mal die Mutter<br />

eines queeren Kindes. Damit übernehmen Sie in<br />

gewisser Weise auch eine Art Vorbildfunktion,<br />

nicht wahr?<br />

Die Mütter dieser beiden wunderbaren schwulen Söhne<br />

zu spielen gehört zu den größten Freuden meines Lebens.<br />

Gerade auch, weil diese beiden Frauen ja verschiedene<br />

Seiten des Spektrums zeigen und sehr unterschiedlich<br />

mit der Identität ihrer Jungs umgehen. Hilda erlaubte<br />

niemanden, Justin auch nur schräg anzusehen. Sie<br />

verteidigte ihn und sein Recht, er selbst zu sein, mit<br />

Leib und Seele. Isabel in „Love, Victor“ ist längst nicht so<br />

akzeptierend. Sie glaubt anfangs wirklich, ihr Sohn könnte<br />

in die Hölle kommen. Sie liebt ihn aus ganzem Herzen, hat<br />

aber fürchterliche Angst, was das Leben für ihn bereithält.<br />

Bekommen Sie viele Reaktionen von Müttern, die<br />

sich in diesen Figuren wiedererkennen?<br />

Oh ja, natürlich. Gerade auf Hilda sprechen mich die<br />

Leute immer noch an. Jeder liebte Hilda. Aber ich habe<br />

auch schon von Müttern gehört, die sich mit Isabel<br />

identifizierten und mir mein Beileid zum schwulen Sohn<br />

ausgesprochen haben. Die fanden, dass Isabel ihren<br />

katholischen Werten treu bleiben und Victor in Gottes<br />

Schoß zurückholen soll. Die werden enttäuscht sein,<br />

dass das natürlich nicht die Richtung ist, die unsere Serie<br />

einschlägt. Denn die zweite Staffel „Love, Victor“ wird<br />

noch deutlich schwuler, um es mal so auszudrücken, und<br />

Isabels Liebe zu ihrem Sohn zum Glück nicht kleiner.<br />

Und ich hoffe natürlich, dass auch diese Entwicklung die<br />

eine oder andere Mutter inspirieren und ihre Einstellung<br />

verändern kann.


FILM<br />

In dieser Hinsicht ist eine Serie<br />

wie „Love, Victor“ auch im Jahr<br />

<strong>2021</strong> mehr als bloß eine nette<br />

Highschool-Geschichte?<br />

Auf jeden Fall. Denn auch wenn es wie ein<br />

Klischee klingt: Repräsentation ist wichtig.<br />

Sich selbst bzw. Menschen, die sind wie<br />

man selbst, auf dem Bildschirm zu sehen,<br />

ist unglaublich wichtig. Und „Love, Victor“<br />

ist da tatsächlich ziemlich einzigartig, weil<br />

es gleich in zweifacher Hinsicht Lebenserfahrungen<br />

zeigt, die man sonst nicht alle<br />

Tage in Serien zu sehen bekommt. Junge<br />

Menschen, die herausfinden, wer sie sind<br />

und was sie wollen, ist das eine. Für die ist<br />

es, wenn ich nach den Reaktionen vieler<br />

queerer Kids auf die Serie gehe, enorm<br />

hilfreich, jemanden zu sehen, der das<br />

gleiche durchmacht und auch nicht weiß,<br />

wie er mit seinen Eltern darüber sprechen<br />

soll. Aber zum anderen ist auch der Alltag<br />

einer puerto-ricanischen Familie im Fernsehen<br />

wirklich eine Seltenheit. Ich freue<br />

mich wirklich sehr, dass unsere Serie auf<br />

Diversität, Inklusion und Repräsentation in<br />

mehr als nur einer Hinsicht setzt.<br />

Hat sich in dieser Hinsicht viel getan<br />

in den mehr als 20 Jahren.<br />

Oh ja, einiges. Die Vielfalt an Geschichten<br />

und Gesichtern ist heute eine ganz andere<br />

als damals, das kann man null vergleichen.<br />

Aber wir können uns auf diesen Fortschritten<br />

nicht ausruhen, denn es ist nicht so,<br />

dass es ausreichende und umfassende<br />

Repräsentation in alle Richtungen gäbe.<br />

Und das sage ich als Latinx-Schauspielerin<br />

nicht nur mit Blick auf Diversität in Sachen<br />

Hautfarbe und Herkunft.<br />

Sondern?<br />

Auch diesbezüglich ist natürlich nach<br />

wie vor Luft nach oben. „Love, Victor“ ist<br />

beispielsweise, wie gesagt, eine von nicht<br />

einmal einer Handvoll Serien, deren zentrale<br />

Figuren Latinx sind. Aber zum Beispiel<br />

ist unsere Branche und das, wovon wir in<br />

Serien erzählen, auch immer noch ziemlich<br />

altersdiskriminierend. Geschichten mit<br />

Frauen über fünfzig Jahren im Zentrum sind<br />

beispielsweise auch eine Seltenheit. Auch in<br />

Sachen sozialer Herkunft wird diskriminiert:<br />

Wir lieben Shows über gut situierte bis<br />

reiche Familien, aber die Arbeiterklasse wird<br />

eher selten gezeigt. An allen diesen Fronten<br />

können und müssen wir noch arbeiten.<br />

Eine letzte Frage noch zu Brian Tanen,<br />

dem schwulen Drehbuchautor und Produzenten,<br />

der einer der Showrunner bei<br />

„Love, Victor“ ist. Sie beide verbindet<br />

eine enge Beziehung, richtig?<br />

Oh ja, nach „Alles Betty“ und „Devious<br />

<strong>Mai</strong>ds“ ist „Love, Victor“ schon unsere dritte<br />

gemeinsame Serie. Ich liebe diesen Mann<br />

und würde mit ihm durchs Feuer gehen.<br />

Wenn er an einem Writers’ Room beteiligt<br />

ist, weiß man als Schauspieler*in, dass<br />

man in guten Händen ist. Bei „Love, Victor“<br />

gilt das mehr denn je, denn da werden wir<br />

von den Autor*innen enorm eingebunden.<br />

Das ist ein sehr bunt gemischter Haufen<br />

von Menschen, mit sehr verschiedenen<br />

Erfahrungshorizonten und Hintergründen,<br />

und wir können jederzeit Fragen stellen und<br />

Ideen einbringen. Im Zweifelsfall schicke ich<br />

auch mal nachts eine Textnachricht, wenn<br />

mir etwas auf dem Herzen liegt. Und Brian<br />

ist auch nie empfindlich, wenn man mal bei<br />

einem Dialog sagt: „Sorry, irgendwie klingt<br />

das so nicht authentisch.“ Im Gegenteil<br />

freuen er und die anderen sich immer über<br />

Input, schließlich wollen alle die Geschichte<br />

so wahrhaftig wie möglich erzählen.<br />

*Interview: Patrick Heidmann<br />

Mehr Features dieser Art auf<br />

instagram.com/blumediengruppe


FILM<br />

Ist es denn einfacher, mit Unternehmen<br />

wie Sky zu arbeiten?<br />

„Das Boot“ wird in über achtzig Länder<br />

verkauft, von englischen Autor*innen<br />

geschrieben, ist international besetzt. Da<br />

wird auf jeden Fall größer gedacht. Und<br />

etwas mehr Geld zu haben, macht das<br />

Arbeiten auf jeden Fall einfacher.<br />

Wie hat sich denn das Arbeiten durch<br />

die Pandemie verändert?<br />

Bei „Ein Schwarzwaldkrimi“ wurden wir<br />

durchgetestet, das war im Sommer 2020.<br />

Für mich als Schauspieler hat sich da wenig<br />

verändert, außer, dass man eben getestet<br />

wurde. „Das Boot“ wird in Prag gedreht,<br />

da musste ich dann immer 5 Tage vorher<br />

anreisen, im Hotelzimmer in Quarantäne<br />

sitzen und dann erst zum Set ... Aber<br />

in Relation zu dem, was andere gerade<br />

durchmachen, ist das ein Luxusproblem.<br />

Für die Produktionen ist es eben scheiße,<br />

weil es so viel teurer ist. Am Anfang fand<br />

ich es sogar toll, weil ich so viel mehr Zeit<br />

hatte, mich auf die Rollen vorzubereiten.<br />

DAVID<br />

ZIMMERSCHIED:<br />

„Ich bin sehr gut und gerne alleine“<br />

In „Ein Schwarzwaldkrimi“ spielst du<br />

einen Nerd. Wie nah ist diese Rolle an<br />

dir dran?<br />

Es gibt natürlich Elemente, die mir geläufig<br />

sind. In einer fremden Umgebung fühle ich<br />

mich manchmal nicht wohl, so wie sich dieser<br />

Archivar wahrscheinlich mit Menschen<br />

nie so richtig wohlfühlt. Er sitzt da in seinem<br />

Archiv und wirkt etwas soziopathisch. Die<br />

Parallele ist vielleicht, dass er gerne und gut<br />

alleine sein kann.<br />

War die Brille denn deine Idee?<br />

Das war eine Idee vom Regisseur, glaube<br />

ich. (lacht) Über die kann man natürlich diskutieren,<br />

ich habe sie bei der Vorbereitung<br />

zur Rolle zwei Monate lang auch zu Hause<br />

umgehabt, um mich daran zu gewöhnen.<br />

INTERVIEW<br />

Gerade sah man ihn im erfolgreichen ZDF-Zweiteiler „Waldgericht – Ein<br />

Schwarzwaldkrimi“, kennen wirst du ihn aber auch aus „Elser – Er hätte die<br />

Welt verändert“ und durch die Sky-Serie „Das Boot“ an der Seite von Clemens<br />

Schick. Für uns hatte der Schauspieler etwas Zeit.<br />

Ich denke, sie macht Sinn, denn ohne sie<br />

wäre es womöglich nur der David, der eben<br />

in einem Archiv sitzt ... Es ist natürlich ein<br />

Klischee, aber wenn man Klischees aufgrund<br />

einer inneren Haltung benutzt, nicht<br />

um ihrer selbst willen, dann ist das okay.<br />

Was macht für dich einen guten Film,<br />

eine gute Serie aus?<br />

Da landet man in Deutschland immer<br />

beim Wort Mut. Ich glaube, es werden viele<br />

unmutige Entscheidungen getroffen von<br />

Leuten, die ihren Posten nicht verlieren<br />

wollen und die immer wieder über das<br />

unsägliche Wort Einschaltquoten reden.<br />

Der Zuschauer wird unterschätzt. Oft<br />

entscheiden Bürokraten Dinge, wo man<br />

kreativ sein sollte.<br />

Bayern hat recht strikte Corona-<br />

Beschränkungen, beeinflusst das<br />

deinen Alltag sehr?<br />

Ich war tatsächlich schon vor der Pandemie<br />

ab 20 Uhr eher selten aus. Ich habe das<br />

Glück, dass ich genug Geld habe, mir meine<br />

Wohnung und Essen leisten zu können,<br />

auch mit dem Alleinsein komme ich sehr<br />

gut aus. Weihnachten und Silvester habe<br />

ich komplett ausfallen lassen und auch<br />

nicht meine Eltern in Niederbayern besucht.<br />

Was auch daran liegt, dass ich ab Februar an<br />

einem Kinofilm drehe und auf der sicheren<br />

Seite sein will. Ich bin sehr gut und gerne<br />

alleine, für mich ist es kein Problem.<br />

Wie stehst du zum Thema Impfung?<br />

Ich habe großen Respekt vor Corona,<br />

weil alles weiterhin so undurchsichtig ist,<br />

seien es die Infektionswege oder auch<br />

die Folgeschäden. Aber ich vertraue der<br />

Wissenschaft und ich werde mich impfen<br />

lassen, wenn es verlangt wird. Ich habe<br />

aber nicht so richtig Vertrauen in die<br />

Pharmaindustrie.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

ÜBER DAVID ZIMMERSCHIED<br />

Für „Der Pass“ gab es 2020 den Grimme-<br />

Preis, für „Unsere Mütter, unsere Väter“<br />

2014 die Goldene Kamera. Er ist dank „Das<br />

Boot“, „Kill Me Today, Tomorrow I’m Sick!“<br />

und Serien wie „München Mord“ sowie<br />

„SOKO Leipzig“ einer der erfolgreichsten<br />

Kino- und Theaterschauspieler Deutschlands.<br />

Geboren wurde David Zimmerschied<br />

am 15. November 1983 in Bayern, er lebt in<br />

München.<br />

www.instagram.com/zimmerschied_official


Privat statt Hotel<br />

Jetzt risikoarm übernachten<br />

Tausende<br />

von schwulen<br />

Gastgebern in über<br />

70 Ländern erwarten<br />

dich!<br />

Schon ab 25 EUR<br />

pro Nacht!<br />

Foto: istockphoto.com/vladorlov<br />

Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab


FILM<br />

DVD<br />

VENTO SECO<br />

FOTO: WWW.GMFILMS.DE<br />

Ein erotischer Sturm der Liebe: „VENTO<br />

SECO“ aus dem Hause GMfilms.<br />

Erzählt wird in dem Spielfilm, der 2020 seine<br />

Uraufführung auf der Berlinale feiern konnte,<br />

von den (Irr-)Wegen eines Männerpaares.<br />

Sandro und Ricardo führen eine eigentlich<br />

rein sexuelle Beziehung in der tiefsten<br />

Provinz Brasiliens. Wirklich nur sexuell, so<br />

denken die beiden von der Machokultur<br />

geprägten Kerle zumindest. Denn als der<br />

scheinbar einem Tom-of-Finland-Bild entsprungene<br />

<strong>Mai</strong>con auftaucht und eine Affäre<br />

mit Ricardo beginnt, merkt Sandro, dass da<br />

doch mehr im Spiel ist als nur Lust. Tatsächlich<br />

Liebe? Seine aufkommende Eifersucht<br />

zeigt ihm, dass er Ricardo für mehr haben<br />

will als bloß für Sex. Regisseur Daniel Nolasco<br />

gelingt es meisterhaft, den Zuschauer über<br />

100 Minuten lang zu unterhalten, nicht nur<br />

mit bloßer Erotik. Die Emotionen schwappen<br />

so schnell über, wie die Körperhaare der<br />

Schauspieler sich beim Sex und Arbeiten in<br />

der Hitze wiegen. Gelungen! *rä<br />

www.gmfilms.de<br />

VOD / DVD<br />

Loyalität und sexuelle<br />

Unterordnung<br />

Kein Streifen für Freunde leichter Unterhaltung, aber ein gar nicht so<br />

unrealistischer Blick auf schwules Leben und derbe Machokultur in<br />

Südamerika.<br />

FOTOS: SALZGEBER<br />

Die Gefängnisse Chiles gelten als<br />

lebensgefährlich, dreckig, brutal<br />

und verstörend. Ausgerechnet,<br />

nein, genau hier lässt Regisseur<br />

Sebastián Muñoz eine schwule<br />

Beziehung aufkeimen.<br />

Erzählt wird in seinem Film „Der<br />

Prinz“ die tragische Geschichte<br />

vom 20-jährigen Jaime, der<br />

seinen – in aller Heimlichkeit von<br />

ihm begehrten – besten Freund<br />

ersticht. Jaime landet im Gefängnis<br />

und trifft dort auf Potro, den Boss<br />

der Gruppenzelle, in der Jaime<br />

seine Strafe absitzen muss. Potro,<br />

genannt der Hengst, erwählt Jaime<br />

zu seinem Prinzen und beschützt<br />

ihn, erwartet aber im Gegenzug<br />

sexuelle Unterordnung und<br />

Loyalität von seinem Schützling.<br />

Jaime, auf der Suche nach Wärme<br />

und Zärtlichkeit, geht auf Potros<br />

unmissverständliches „Werben“ ein.<br />

Doch ein Gefängnis ist alles andere<br />

als eine sichere Welt für schwule<br />

Beziehungen.<br />

Ein packender und brutaler schwuler<br />

Film, der bei den Filmfestspielen<br />

in Venedig mit dem „Queeren<br />

Löwen“ ausgezeichnet wurde und<br />

nun dank Salzgeber als Video on<br />

Demand und DVD zu sehen ist. *rä<br />

www.salzgeber.de


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MUSIK<br />

COMEBACK<br />

RAG'N'BONE MAN:<br />

Kaum Raum für Selbstmitleid<br />

Wer an Rag 'n' Bone Man denkt, der hat sofort<br />

„Human“ im Ohr. Diesen phänomenalen Monsterhit<br />

aus dem Herbst 2016, mit dem der Engländer –<br />

wie auch mit dem Debütalbum gleichen Namens<br />

– auf der ganzen Welt unbeschreiblich<br />

abräumte und zu einem Weltstar wurde.<br />

Wenn auch zu einem, der dem Rummel<br />

skeptisch gegenübersteht. „Ich bin<br />

ein normaler Typ, der gerne singt<br />

und ein ruhiges Leben hatte“, sagt<br />

er. „Ich liebe die Bühne, aber es<br />

gibt selbstbewusstere Künstler<br />

als mich.“ Nach einigen<br />

Jahren der privaten Zurückgezogenheit<br />

heißt es jetzt<br />

allerdings: Willkommen<br />

zurück im Rampenlicht.


Eine Sache möchte Rory Graham, wie<br />

der Rag 'n' Bone Man bürgerlich heißt,<br />

gleich klarstellen: „Für mich ist ‚Life by<br />

Misadventure‘ nicht wirklich ein Trennungsalbum.<br />

Ich habe mich sehr darum<br />

bemüht, den Anteil an Herzschmerz in<br />

Grenzen zu halten. Okay, vielleicht gibt<br />

es den einen oder anderen Song, an dem<br />

der Liebeskummer so ein wenig emporkriecht,<br />

aber insgesamt sind die Stücke<br />

nicht sehr weinerlich.“ Was auch damit<br />

zusammenhängt, dass der Rag 'n' Bone<br />

Man den überwiegenden Anteil der neuen<br />

Lieder schon geschrieben hatte, als sich<br />

der Liebesmist in seinem Leben Bahn<br />

brach. „Die meisten Songs sind entstanden,<br />

als es mir richtig, richtig gut ging. Ich<br />

war angekommen im Leben, Vater geworden,<br />

frisch verheiratet. Alles war gut.“ Rory<br />

und seine langjährige Partnerin begrüßten<br />

im September 2017 ihren Sohnemann<br />

Reuben, sie zogen in ein stattliches<br />

Anwesen in seiner Heimatstadt Brighton,<br />

heirateten im <strong>Mai</strong> 2019 – und trennten<br />

sich am Ende desselben Jahres. „Ich<br />

fühlte mich verdammt traurig und allein“,<br />

so der Sänger mit der beeindruckenden<br />

Statur und der noch beeindruckenderen<br />

Stimme. „Zu allem Überfluss ging es dann<br />

auch noch mit der Pandemie los. Ich war<br />

und bin der festen Überzeugung, dass<br />

die Welt gerade nichts weniger dringend<br />

braucht als weitere deprimierende Lieder<br />

über eine kaputtgegangene Liebe. Ich<br />

finde, die Menschen müssen gerade nicht<br />

noch weiter runtergezogen, sondern aufgerichtet<br />

werden.“ Freilich badet der im<br />

Januar 36 Jahre alt gewordene Graham<br />

im Album auch schon mal im Selbstmitleid,<br />

im intensiv-traurigen „Talking to<br />

Myself“ zum Beispiel. Einmal mussten<br />

diese Gefühle einfach raus. „Oh yeah, was<br />

für ein selbstsüchtiger Song. Was für ein<br />

‚Ich-armer-Kerl‘-Song. Wenn ich den jetzt<br />

höre, denke ich ‚Was für ein pathetisches<br />

Geheule‘. Aber der Song ist gut. Und<br />

er ist wahr. Ein Schnappschuss meines<br />

Lebens.“ Er habe kein selbstmitleidiges,<br />

sondern ein geradezu schmerzhaft ehrliches<br />

Album machen wollen, sagt Rory.<br />

Sehr freundlich und aufgeräumt guckt<br />

Rory Graham beim Gespräch in die<br />

Computerkamera. Es ist<br />

Montagvormittag,<br />

Sohn Reuben hat er gerade im Kindergarten<br />

abgeliefert („Er geht da drei<br />

Mal die Woche hin. Es ist gut für ihn,<br />

eine Struktur zu haben“). Jetzt noch<br />

ein paar Zoom-Interviews und „danach<br />

werde ich zu einem kleinen Spaziergang<br />

antreten.“ Das Leben hat sich wieder<br />

beruhigt in Brighton. Nach einer ersten<br />

fehlgeschlagenen Romanze, die Rory im<br />

Lied „Fall in Love Again“ thematisiert,<br />

ist er seit mehreren Monaten wieder<br />

liiert, und zwar mit einer Mitarbeiterin<br />

jenes Cafés um die Ecke, in dem er<br />

morgens gerne seinen Latte trinkt. Die<br />

Erleichterung und Freude, dass „Life by<br />

Misadventure“ endlich das Licht der Welt<br />

erblickt, steht dem Sänger, der einst in<br />

der Kneipenszene von Brighton seine<br />

ersten scheuen und zaghaften, vom<br />

jovial-kommunikativen Vater sowie ein<br />

paar Pints Lager forcierten, gesanglichen<br />

Gehversuche machte,<br />

ins Gesicht geschrieben.<br />

Intensiv genug daran<br />

gearbeitet hat er.<br />

Aufgenommen<br />

hat Rory das<br />

Album<br />

MUSIK<br />

in Nashville, im Studio des Top-<br />

Produzenten Mike Elizondo (Eminem,<br />

Alanis Morissette). Dabei zeichnete<br />

sich mehr und mehr ab, „dass wir die<br />

Kurve in Richtung eines Gitarrenalbums<br />

nehmen“. Der auf dem Debüt „Human“<br />

noch prägende Blues-Anteil fällt jetzt<br />

deutlich geringer aus. Dafür gesellen sich<br />

Funk, ein wenig Gospel („Somewhere<br />

Along the Way“) und eine gute Ladung<br />

Pop (wie im hinreißenden Piano-Song<br />

„Anywhere Away from Here“) stilistisch<br />

hinzu. „Mit den extrem großartigen Musikern<br />

in Nashville haben wir das Album<br />

schließlich komplett live eingespielt“,<br />

erzählt der Rag'n'Bone Man stolz. „Ich<br />

wollte, dass es so roh und so ehrlich,<br />

notfalls auch so unbequem ist wie nur<br />

möglich.“ Roter Faden der Songs, so Rory,<br />

seien seine „Sorgen und Zukunftsängste,<br />

insbesondere jetzt als Vater“. Dass „Life<br />

by Misadventure“ trotzdem insgesamt<br />

fröhlicher und heiterer klingt als das<br />

„Human“-Album, hat sogar schon<br />

Grahams Mum festgestellt. „Sie hat mich<br />

gelobt und gesagt, dass sie beim neuen<br />

Album weniger geweint hat als beim<br />

ersten.“<br />

*Steffen Rüth<br />

FOTOS: COLUMBIA RECORDS/SONY MUSIC


MUSIK<br />

FOTO: EARMUSIC/TINA KORHONEN<br />

COMEBACK<br />

BONNIE TYLER:<br />

Definitiv Bonnie<br />

Die Waliserin mit der rauchigen<br />

Mordsröhre, die jetzt ihr starkes<br />

neues Album „The Best Is Yet to Come“<br />

veröffentlicht, hat auch kurz vor ihrem<br />

70. Geburtstag so rein gar nichts von ihrer<br />

Lebensfreude eingebüßt. Im Gegenteil.<br />

Dass sie nicht auf TikTok tanzen oder sich<br />

auf Instagram im Bikini räkeln musste, um<br />

ihre Popkarriere in den späten Siebzigern<br />

anzuschieben, bereut Bonnie Tyler<br />

nicht im Geringsten. „Wäre ich heute 19<br />

und nicht 69, dann würde ich das Spiel<br />

wahrscheinlich mitspielen, aber ich bin<br />

froh, dass es bei mir damals noch auf die<br />

althergebrachte Art funktionierte.“ Tyler,<br />

die aus einer Kleinstadt in Wales stammt<br />

und nach der Schule zunächst Make-up<br />

und Klamotten verkaufte, bewarb sich<br />

ganz klassisch und erfolgreich auf eine<br />

Zeitungsannonce, in der eine junge Frau<br />

als Harmoniesängerin gesucht wurde. An<br />

sechs Abenden pro Woche sang sie, „oft<br />

in Klubs für hart arbeitende Männer in<br />

den Bingo-Pausen oder neben der Dartscheibe“,<br />

so ziemlich alles – von Blues über<br />

Rock bis zu Tanzmusik. Lange blieb ihre<br />

Stimme nicht im „Verborgenen“, mit „Lost<br />

in France“ gelang Bonnie in den späten<br />

Siebzigern ihr erster Hit, der vor allem in<br />

Deutschland zündete („Auf deutschen<br />

Bühnen habe ich den letzten Rest meiner<br />

Schüchternheit eingebüßt“). Was folgte,<br />

war eine Weltkarriere mit unvergessenen<br />

Hits wie „Total Eclipse of the Heart“ oder<br />

„Holding Out for a Hero“. Bonnie Tyler war<br />

im Grunde nie weg, dennoch erlebt die<br />

kesse Britin in den letzten Jahren eine Art<br />

Renaissance. Das Album „Between the<br />

Earth and the Stars“ überzeugte 2019<br />

unter anderem mit Duett-Partnern wie<br />

Rod Stewart und Cliff Richard, auf ihrem<br />

neuen Werk „The Best Is Yet to Come“<br />

begeistert Bonnies kraftvolle Stimme ganz<br />

im Alleingang. „Als ich den Titelsong hörte“,<br />

so Tyler, „wusste ich sofort: ‚Das bin ich‘.<br />

Überhaupt ist dieses gesamte Album total<br />

und definitiv Bonnie. Ich habe es ganz kurz<br />

vor Corona mit dem Produzenten David<br />

Mackay aufgenommen. Der gute alte David.<br />

Wir hatten schon 1978 ‚It’s a Heartache‘<br />

zusammen gemacht. Und ich dachte die<br />

ganze Zeit so: ‚Wahnsinn, ich fühle mich<br />

wieder wie damals, wie mit 26‘. So frisch<br />

und voller Enthusiasmus.“<br />

Bonnies Lebenslust ist in den neuen Songs<br />

nicht zu überhören und auch ihre Texte<br />

kommen mitunter jugendlich ungestüm,<br />

geradezu frivol daher. „Nicht wahr? Es geht<br />

ganz schön zur Sache, in ‚Call Me Thunder‘<br />

zum Beispiel. Ich hatte erst Bedenken,<br />

ob die Nummer für eine fast 70-Jährige<br />

nicht etwas zu wild und explizit sei. Mein<br />

Produzent David meinte nur: ‚Quatsch, du<br />

kannst das machen‘. Also singe ich über<br />

das, was mein Mann und ich einst so am<br />

Strand getrieben haben … und vielleicht<br />

immer noch treiben (lacht). Wir sind noch<br />

sehr lebendig, Darling.“ Das glaubt man<br />

gern, zumal das Paar – Bonnie Tyler und<br />

der Immobilienentwickler Robert Sullivan<br />

sind seit 1973 verheiratet – immer noch<br />

gerne Neues ausprobiert. „Im goldenen<br />

Alter von 69 Jahren hat mein Mann mir<br />

im vergangenen Sommer tatsächlich das<br />

Schwimmen beigebracht“, prustet Bonnie.<br />

Die beiden halten sich seit März 2020 ohne<br />

Unterbrechung in ihrer Villa an der Algarve<br />

auf, gehen viel spazieren oder kochen<br />

gemeinsam, was man halt so macht in<br />

Pandemiezeiten. „Aber irgendwann kam<br />

der Punkt, an dem ich entschied: Ich will<br />

das jetzt endlich lernen.“ Ins tiefe Wasser<br />

traue sie sich noch nicht, gibt Bonnie zu,<br />

und auch ins Meer wage sie sich nur so<br />

weit vor, solange sie noch stehen kann:<br />

„Es ist noch Luft nach oben. Ich habe jetzt<br />

richtig Blut geleckt.“ *Steffen Rüth


MUSIK<br />

POP<br />

100 % Sia<br />

Was für ein Cover! Sängerin<br />

Sia veröffentlichte gerade ihr<br />

achtes Studioalbum „Music<br />

– Songs from and Inspired<br />

by the Motion Picture“. Die<br />

Albumankündigung der<br />

neunfach Grammy-nominierten Multiplatin-Künstlerin wird<br />

begleitet von der neuen Single „Hey Boy“, die Sia gemeinsam<br />

mit Jesse Shatkin und KAMILLE schrieb und von Jesse<br />

Shatkin produzieren ließ. Das Album umfasst insgesamt 14<br />

Songs, die sowohl speziell für ihren kommenden Film als<br />

auch inspiriert von dem Projekt geschrieben wurden.<br />

CALIFORNIAN<br />

SOIL<br />

SOUL<br />

Celeste „Not Your Muse“<br />

Sie ist DIE Newcomerin<br />

und ein Liebling der Kritiker,<br />

Celeste. UK-Soul der<br />

allerhöchsten Güteklasse!<br />

Unsere Anspieltipps auf<br />

dem grandiosen Album<br />

„Not Your Muse“ sind „Ideal<br />

Woman“ und „Some Goodbyes<br />

Come with Hellos“. *rä<br />

DAS NEUE ALBUM | AB 9. APRIL <strong>2021</strong><br />

ALS CD, VINYL ODER DELUXE-SET<br />

IM HARDCOVER-BOOK<br />

POP<br />

Wieder da: Zara Larsson<br />

„Poster Girl“ lautet der<br />

Name des neuen Albums<br />

der stimmstarken Schwedin,<br />

die auch schon unser Cover<br />

zierte und zusammen mit<br />

der queeren Band Clean<br />

Bandit einen Welthit landete:<br />

„Symphony“. Jetzt meldet<br />

sie sich endlich zurück<br />

und begeistert mit großer<br />

Stimme und eingängigen Melodien. Ein grooviger Beweis,<br />

dass Schweden Popmusik im Blut haben. Unser Anspieltipp<br />

ist „Talk About Love“. *rä<br />

London_Grammar_AZ_83x128_blu_magazin.indd 1 03.02.21 15:27<br />

exquisite gay matchmaking<br />

TIPP<br />

SG Lewis und Nile Rodgers<br />

Der Künstler hinter Klassikern<br />

wie „Good Times“, „Like<br />

a Virgin“ und „Get Lucky“,<br />

Nile Rodgers, räumt gerade<br />

mit einem eigenen Klassiker<br />

als Remix in den Charts ab<br />

(„Everybody Dance“ mit<br />

Cedric Gervais x Franklin),<br />

hatte aber auch Lust auf<br />

NEUES. Also tat er sich<br />

mit Newcomer SG LEWIS zusammen. „One More“ ist eine<br />

gelungene Zusammenarbeit mit dem Ausnahmetalent,<br />

dessen Album „times“ gerade erschienen ist. Das Werk, auf<br />

dem auch Robyn zu hören ist, wurde mit einem Streaming-<br />

Event präsentiert. *rä<br />

Er sucht Ihn mit Niveau<br />

Deutschlandweite persönliche Partnervermittlung<br />

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MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

BIRDY: BITTERSÜSS<br />

Die Engländerin mit den<br />

schönen Piano-Popsongs wie<br />

„People Help The People“ ist nach<br />

fünf Jahren und einer kleinen Lebensund<br />

Liebeskrise zurück – mit dem<br />

an Melancholie wie Melodie reichen<br />

vierten Album „Young Heart“.<br />

Jasmine Lucilla Elizabeth Jennifer van den<br />

Bogaerde, kurz Birdy, bibbert. Am Vortag<br />

erst ist die Pop-Singer/Songwriterin von<br />

einem ausgedehnten Aufenthalt in ihrem<br />

Elternhaus im südenglischen New Forest<br />

bei Southampton in ihre Wohnung im<br />

Stadtteil Notting Hill zurückgekehrt, und<br />

schon gibt es Ärger: In London flockt<br />

ausnahmsweise ein wenig Schnee und in<br />

Birdys Butze ist die Heizung ausgefallen:<br />

„Eigentlich sollte der Techniker schon vor<br />

einer Stunde gekommen sein. Ich muss<br />

wohl noch mal dort anrufen“, echauffiert<br />

sich die 24-Jährige, angesichts der<br />

Umstände durchaus noch recht mild.<br />

„Dann gehe ich so lange einkaufen, denn<br />

der Kühlschrank funktioniert zwar, ist aber<br />

leer.“ Birdy hat die Pandemie weitgehend<br />

bei der Familie ausgesessen, mitten in der<br />

Natur und nicht weit entfernt vom Meer.<br />

Das neue Album „Young Heart“ ist schon<br />

seit geraumer Zeit fertig und so widmete<br />

sich die Künstlerin zuletzt vorwiegend der<br />

Malerei und dem Müßiggang. Die Kontemplation<br />

hat sich die überwiegend am Piano<br />

komponierende Künstlerin auch verdient:<br />

Im zarten Alter von 14 Jahren gelang Birdy<br />

mit einer sehr hübschen Version von Bon<br />

Ivers „Skinny Love“ der internationale<br />

Erfolgsdurchbruch – „und in all den Jahren<br />

danach hatte ich kaum je eine wirkliche<br />

Pause vom Musikgeschäft“. Auch gab<br />

es da vor einigen Jahren diese nicht so<br />

schöne Trennung,<br />

die Birdy nicht nur<br />

ziemlich mitgenommen,<br />

sondern ihr auch<br />

den Stoff für „Young<br />

Heart“ geliefert hat:<br />

„Wenn ich in sehr<br />

starken emotionalen<br />

Turbulenzen stecke,<br />

dann kann ich<br />

mich nicht sofort<br />

hinsetzen und darüber<br />

schreiben. Ich brauche<br />

immer einen gewissen<br />

Abstand, um alles zu verarbeiten und<br />

mich dann ans Piano zu setzen und die<br />

Schleusen zu öffnen.“<br />

Das Ende der bisher größten Liebe ihres<br />

noch jungen Lebens verarbeitete Birdy in<br />

aller Intensität. In der aktuellen, melodisch<br />

mitreißenden Single „Surrender“ versucht<br />

sie zu verstehen, was schiefgelaufen ist,<br />

und im Titelsong, Birdys Lieblingsstück<br />

der Platte, räumt sie ein, ihren Ex-Freund<br />

trotzdem noch zu lieben. „Der Song ist<br />

sehr bittersüß. Eigentlich ist das ganze<br />

Album sehr bittersüß. Man kann den<br />

anderen bewusst zurücklassen und ihn<br />

dennoch furchtbar vermissen. Nicht jeder<br />

Konflikt lässt sich einfach so auflösen.“<br />

Zum Schreiben der neuen Lieder, die im<br />

Vergleich zu den Songs ihres letzten, recht<br />

knallig und plakativ-poppigen Albums<br />

„Beautiful Lies“ deutlich zurückhaltender,<br />

roher und intimer klingen (und in ihrer<br />

melancholischen<br />

Verletzlichkeit ein wenig<br />

an die zwei jüngsten<br />

Taylor-Swift-Alben<br />

erinnern), begab sich<br />

Birdy mehrmals nach<br />

Los Angeles. In ihrem<br />

Quartier – einem alten<br />

Haus in der etwas abgelegenen,<br />

aber doch nur<br />

zwanzig Autominuten<br />

vom Meer entfernten<br />

Hippie-Enklave Topanga<br />

Canyon – hörte Birdy<br />

sehr viel Joni Mitchell, was auf „Young<br />

Heart“ einen ebenso unüberhörbaren wie<br />

angenehmen Einfluss ausgeübt hat.<br />

Dass mit „Loneliness“ und „Deepest<br />

Lonely“ auf dem neuen Album gleich zwei<br />

Songs über die Einsamkeit zu finden sind,<br />

könnte Anlass zur Sorge um dieses junge<br />

Herz geben, muss es aber nicht: „Das sind<br />

eher Liebeslieder an die Einsamkeit. Ich bin<br />

gerne allein und genieße es, in fremden,<br />

exotischen Städten umher zu driften<br />

und manchmal ein bisschen verloren zu<br />

gehen.“ *Steffen Rüth


HOUSE/DISCO<br />

Horse Meat Disco & Dua Lipa<br />

Vor einigen Wochen erschien<br />

„Future Nostalgia / Club<br />

Future Nostalgia“ von Dua<br />

Lipa. Darauf findet sich auch<br />

ein Remix der queeren Disco-<br />

Größen von „Horse Meat<br />

Disco“ und natürlich der Hit<br />

mit Madonna.<br />

Lohnt es sich denn? Ja! Denn<br />

die 2CD-Version des Albums<br />

„Future Nostalgia / Club Future<br />

Nostalgia“ / das Vinyl-Remix-<br />

Album „Club Future Nostalgia“<br />

bringt dir alle aktuellen Hits<br />

(„Hallucinate“ ...) der Sängerin<br />

und zudem ausgefallene und<br />

genreübergreifende Remixe<br />

angesagter DJs und Producer.<br />

Unsere Anspieltipps sind<br />

„Love Again (Horse Meat Disco<br />

Remix)“, „Boys Will Be Boys<br />

(Zach Witness Remix“, „Levitating<br />

(The Blessed Madonna<br />

Remix) [feat. Madonna & Missy<br />

Elliott]“ sowie „Physical (Mark<br />

Ronson Remix) [feat. Gwen<br />

Stefani]“. Ein klasse DJ-Mix,<br />

der dein Zuhause zum Studio<br />

54 macht. Hui!<br />

ÜBER HORSE MEAT DISCO<br />

Seit 2009 bereicherte die<br />

Disco- und High-Energy-Party<br />

Horse Meat Disco das Partyleben<br />

Berlins. Ursprünglich<br />

gestartet ist die queere Party<br />

mit dem Fokus auf Klubmusik<br />

der 1970er- und 1980er-<br />

Jahre (also eher kein ABBA,<br />

dafür Patrick Cowley) im Jahr<br />

2003 in London. Während der<br />

noch andauernden Corona-<br />

Pandemie erschien unlängst<br />

auch eine eigene Platte („Love<br />

And Dancing“) der queeren<br />

Bartjungs. *rä<br />

AB DEM 26. FEBRUAR<br />

ERHÄLTLICH ALS CD JEWELCASE UND DIGITAL<br />

MUSIK<br />

CHILL-OUT<br />

„Let’s get happy and let’s be gay“<br />

Endlich kann man mal den Refrain<br />

dieser Eurovision-Song-Contest-<br />

Perle aus dem Jahr 2003 verbraten.<br />

Und so platt er auch ist, dieser Pop-<br />

Schlager von Lou und Ralph Siegel<br />

trägt eine kleine Weisheit in sich.<br />

Sei glücklich.<br />

Immerzu darüber nachzudenken, dass man auf Kurzarbeit<br />

ist, dass die Kosten steigen, dass Freunde um ihre Existenzen<br />

bangen, dass man seine Liebsten nicht sehen kann, das<br />

macht Angst. Und Angst lähmt. Stattdessen sollte man es<br />

zulassen, sich bewusst dazu motivieren, das Schöne im kleinen<br />

Normalen zu sehen. Das kleine Glück im Alltag eben. Das kann<br />

ein Spaziergang im Park sein (Enten dabei bitte nicht füttern,<br />

Brot ist nicht gut für sie und die angelockten Ratten fressen die<br />

Reste am Ufer und vermehren sich ...), ein gutes Buch, Yoga, ein<br />

Treffen unter freiem Himmel mit einem lieben Menschen oder<br />

auch eine Pizza mit dem/der Liebsten.<br />

Und Musik. Ganz egal ob Pop, Dancefloor, Rock oder auch Chillout,<br />

Hauptsache du schaltest mal ab vom Stress. Wer entspannt<br />

ist, hat weniger Angst, sieht die Perspektiven im Dickicht der<br />

Anforderungen und Erwartungen, entdeckt das versteckte<br />

Gute im Dschungel der Corona-Pandemie-Regeln. Der Musiker<br />

Liam Thomas veröffentlichte unlängst sein aktuelles Stück<br />

„Goodbye“ beim Schwarzwälder Label SINE MUSIC. Ein sehr, sehr<br />

gechilltes Musikstück mit entspannten Pianoklängen und einem<br />

unaufdringlichen Dance-Beat. Weniger hämmernd als damals bei<br />

Robert Miles, aber nicht weniger antreibend. Und ein bisschen<br />

Antrieb in der Corona-Angststarre tut doch gut, oder? *rä<br />

www.sine-music.com


MUSIK<br />

FOTO: ALEX WAESPI<br />

NACHGEFRAGT<br />

LONDON GRAMMAR:<br />

„Ich lege nicht allein den künstlerischen Kurs fest“<br />

Die Sängerin Hannah Reid ist<br />

erfreulich unprätentiös. Für das<br />

Video-Interview hat sie sich<br />

nicht großartig gestylt. Sie sitzt<br />

ganz lässig in Jeans und Sweatshirt bei<br />

sich zu Hause in London und redet völlig<br />

unaufgeregt über das neue Album ihrer<br />

Band London Grammar, das „Californian<br />

Soil“ heißt.<br />

Alle Songs seien bereits vor der Pandemie<br />

entstanden, erklärt sie. Somit greifen sie<br />

keine Themen wie Isolation in Zeiten von<br />

Corona auf, sondern rücken Feminismus<br />

in den Mittelpunkt. Das kommt nicht von<br />

ungefähr – Hannah Reid will als Frau im<br />

Musikgeschäft endlich ernst genommen<br />

werden. Deswegen hat sie sich zur<br />

Bandleaderin erklärt. Wie haben der Gitarrist<br />

Dan Rothmann und der Keyboarder Dominic<br />

„Dot“ Major darauf reagiert? „Sie verstanden<br />

sofort, worum es mir geht“, sagt die Britin.<br />

„Ich möchte mehr Respekt von außen<br />

bekommen.“ Das habe an den internen<br />

Strukturen allerdings nichts geändert: „Ich<br />

lege nicht allein den künstlerischen Kurs<br />

fest. Als Gruppe setzen wir nach wie vor auf<br />

Demokratie.“<br />

Das zeigt sich zum Beispiel an dem Stück<br />

„Talking“, das ursprünglich für die letzte<br />

Platte „Truth Is a Beautiful Thing“ vorgesehen<br />

war. Es machte damals nicht das<br />

Rennen, weil es zu wenig Single-Potenzial<br />

hatte. Damit konnte sich Hannah Reid aber<br />

nicht abfinden. Sie kramte die Demoversion<br />

wieder hervor und entschied einvernehmlich<br />

mit ihren beiden Mitstreitern, diese Nummer<br />

zu vollenden. „Den Klavierpart hat Dot<br />

tatsächlich binnen weniger Sekunden<br />

komponiert“, schwärmt<br />

Hannah Reid. „Er ist wirklich<br />

ein unglaublicher Pianist.“<br />

Das Ergebnis kann sich<br />

durchaus hören lassen:<br />

„Talking“ verzaubert als<br />

hinreißende Ballade. „Als<br />

ich den Text schrieb“, führt<br />

Hannah Reid aus, „war ich<br />

irgendwie paranoid. Ich<br />

brauchte nach zahlreichen<br />

Auftritten jemanden, der mich erdete.“<br />

So entstand ein Liebeslied, in dem die<br />

31-Jährige ihre Bedürfnisse auf den Punkt<br />

bringt. Bei ihr kommt Feminismus eben eher<br />

auf Samtpfoten daher. Mal offenbart sie<br />

ihre Sehnsüchte, mal sagt sie emotionalem<br />

Missbrauch in einer Beziehung den Kampf<br />

an, der Titelsong „Californian Soil“ wiederum<br />

handelt davon, die Kontrolle über das eigene<br />

Leben zu gewinnen. Wenn sich Hannah<br />

Reids glasklarer Gesang bei diesem Lied<br />

über sphärischen Trip-Hop legt, klingt das<br />

traumhaft schön.<br />

So pendeln London Grammar immer wieder<br />

zwischen handgemachter Musik und elektronischen<br />

Passagen. Bei „Missing“ vereinigen<br />

sich pluckernde Beats mit Streichern.<br />

Inhaltlich tanzt diese Nummer jedoch ein<br />

bisschen aus der Reihe. Sie erzählt davon,<br />

wie sich einige Musiker*innen im Sumpf aus<br />

Drogen und Alkohol verlieren. „Als ich mir<br />

Dokumentationen über Amy Winehouse,<br />

Whitney Houston oder Avicii<br />

ansah, habe ich geweint“,<br />

offenbart Hannah Reid. „Ihre<br />

Schicksale sind absolute<br />

Tragödien.“ Sie selbst<br />

scheint zum Glück nicht<br />

Gefahr zu laufen, aus der<br />

Spur zu geraten: „Während<br />

einer Tournee würde ich<br />

mich niemals betrinken.<br />

Ich hätte Angst davor, dass<br />

ich verkatert gar nicht meine volle Leistung<br />

abrufen könnte.“<br />

Apropos touren: Vermisst Hannah Reid<br />

im Moment das Unterwegssein? Jein –<br />

einerseits hat sie sich daheim ziemlich gut<br />

eingerichtet, andererseits fehlen ihr die Fans:<br />

„Ich sehne mich danach, mich emotional<br />

mit Menschen zu verbinden, denen unsere<br />

Musik wichtig ist.“ Dabei leidet sie vor<br />

einem Konzert stets unter furchtbarem<br />

Lampenfieber: „Ich habe zumindest die<br />

leise Hoffnung, dass es mir vor zukünftigen<br />

Gigs etwas besser gehen wird. Einfach weil<br />

ich mit unserem neuen Album so glücklich<br />

bin, dass das mein Selbstvertrauen stärkt.“<br />

*Dagmar Leischow


NACHGEFRAGT<br />

MUSIK<br />

CHRISTOPHER Lund Nissen –<br />

„die Welt zu einem besseren Ort machen“<br />

Es dürfte schwerfallen,<br />

Christopher Lund Nissen,<br />

der sich als Sänger einfach Christopher<br />

nennt, nicht zu mögen.<br />

Souverän eröffnet er beim Video-<br />

Interview das Gespräch, während<br />

er sein Auto einparkt. Der Däne<br />

ist wegen seines Umzugs gerade<br />

ziemlich im Stress, zudem erwartet<br />

seine Frau, das Model Cecilie<br />

Haugaard, in wenigen Wochen ihr<br />

erstes gemeinsames Kind.<br />

Doch der 29-Jährige verliert trotzdem<br />

nicht die Fassung, das ist wohl seiner<br />

skandinavischen Gelassenheit geschuldet.<br />

Hochkonzentriert redet er über sein<br />

neues Album „My Blood“, dessen Namen<br />

er mit Bedacht gewählt hat. Nach den<br />

beiden Vorgänger-Alben „Closer“ und<br />

„Under the Surface“ machte es für ihn<br />

einfach Sinn, seine Fans noch näher an<br />

sich heranzulassen: „Meine Stücke sind<br />

jetzt persönlicher als jemals zuvor.“ Den<br />

Titelsong hat er zum Beispiel seinem<br />

Bruder gewidmet, um ihm zu zeigen, dass<br />

Wasser dicker ist als Blut: „Was auch passiert,<br />

ich werde immer für meinen Bruder<br />

da sein“, verspricht Christopher. „Für ihn<br />

bin ich überall lediglich einen Telefonanruf<br />

entfernt.“<br />

Solche Aussagen verpackt Christopher<br />

in extrem eingängigen Pop mit elektronischen<br />

Akzenten. Die Medien haben ihm<br />

längst den Stempel „dänischer Justin<br />

Biber“ aufgedrückt, ebenso suggeriert<br />

seine äußere Erscheinung – blond,<br />

schlank, gutaussehend – eine Verwandtschaft<br />

mit dem US-Teenie-Star. Wie<br />

Biber hat auch Christopher überwiegend<br />

weibliche Fans, zumindest in Dänemark:<br />

„In meiner Heimat kommen zu 80 Prozent<br />

Mädchen zu meinen Auftritten.“ In<br />

Peking dagegen vergöttert ihn die Gay-<br />

Community: „Als ich dort ein Konzert gab,<br />

war die Hälfte des Publikums männlich.<br />

Meine chinesische Promoterin erklärte<br />

mir daraufhin, ich sei bei Schwulen halt<br />

beliebt.“ Solche Momente genießt der<br />

gebürtige Kopenhagener, klar. Trotzdem<br />

hat er nie den Bezug zur Realität verloren.<br />

Er beobachtet kritisch, was um ihn herum<br />

passiert. Mit der Ballade „Aiming“, die<br />

er teilweise im Falsett singt, plädiert er<br />

dafür, sich höhere Ziele zu stecken. Es<br />

nervt ihn, wenn sich die Menschen vom<br />

scheinbar perfekten Leben anderer auf<br />

Instagram blenden lassen. „Es stimmt<br />

nicht, dass das Gras auf der anderen Seite<br />

immer grüner ist“, ereifert er sich. „Gras<br />

grünt dort, wo man es wässert.“ Was er<br />

damit meint: „Jeder sollte sich selbst im<br />

Spiegel anschauen und sich fragen, wie er<br />

die Welt zu einem besseren Ort machen<br />

kann.“ Als Botschafter für die World Child<br />

Cancer Foundation geht Christopher mit<br />

gutem Beispiel voran. Mit dem Roten<br />

Kreuz reiste er nach Syrien, um sich ein<br />

Bild von der Situation vor Ort zu machen.<br />

„Abgesehen davon versuche ich, ein guter<br />

Sohn, Freund und Ehemann zu sein. Ich<br />

will positive Energie ausstrahlen.“ Auch<br />

der Klimawandel liegt ihm sehr am Herzen:<br />

„Bereits in der neunten Klasse habe<br />

ich eine längere Hausarbeit über die<br />

globale Erwärmung geschrieben.“<br />

Doch der<br />

Klimaschutz<br />

sollte nicht sein einziges Steckenpferd<br />

bleiben. Als Christopfer zwölf war,<br />

schenkte ihm seine Großmutter eine<br />

Gitarre. Wie ein Besessener spielte er von<br />

da an das Instrument bei sich zu Hause<br />

in einem Kopenhagener Vorort, wo er sich<br />

vor Kurzem ein eigenes Haus gekauft hat.<br />

Den Talentwettbewerb in seiner Schule<br />

gewann er gleich dreimal in Folge. Mit 15<br />

begann er, eigene Songs zu schreiben. Mit<br />

17 bekam er seinen ersten Plattenvertrag:<br />

„Das war für mich ein Paradigmenwechsel.<br />

Zum ersten Mal glaubte ich ernsthaft<br />

daran, mit meiner großen Leidenschaft<br />

Musik wirklich Geld verdienen zu können.“<br />

*Dagmar Leischow


MUSIK<br />

TIPP<br />

FOTOS: JULIAN BURGUENO<br />

MADISON BEER:<br />

Autoaggression und Kunst<br />

Die sozialen Medien sind für<br />

Madison Beer wohl gleichermaßen<br />

Fluch und Segen. Einerseits<br />

entdeckte Justin Bieber ihre Version<br />

von Etta James‘ „At Last“ bei You-<br />

Tube und teilte sie auf Twitter. Das<br />

bracht der Amerikanerin nicht nur<br />

ungeheure Aufmerksamkeit, mit<br />

Biebers Hilfe ergatterte sie gleich<br />

ihren ersten Plattenvertrag.<br />

Andererseits wird die Sängerin bei<br />

Instagram oder TikTok – das Videoportal<br />

hat sie inzwischen von ihrem Mobiltelefon<br />

gelöscht, aus Selbstschutz – immer<br />

wieder gemobbt. Sie sei zu schön, heißt<br />

es zum Beispiel. Da habe sie wohl ein<br />

bisschen nachgeholfen... Dabei sollte<br />

man die volle Aufmerksamkeit lieber<br />

auf ihre Musik richten, die 22-Jährige ist<br />

nämlich ausgesprochen talentiert. Den<br />

Beweis dafür liefert ihr Debütalbum.<br />

Nicht ohne Grund nannte sie es „Life<br />

Support“: Die kreative Arbeit am Album<br />

war quasi der Rettungsanker, als Madison<br />

Beer durch eine ziemlich dunkle Zeit ging.<br />

Ihre Beziehung zerbrach, bei ihr wurde<br />

eine Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

inklusive Stimmungsschwankungen und<br />

Autoaggressionen diagnostiziert, zeitweilig<br />

hatte sie sogar Selbstmordgedanken, wie<br />

sie in einem Interview mit dem Magazin<br />

„The Face“ offenbarte.<br />

Um dieses Tief zu überwinden, entschied<br />

sich die auf Long Island geborene<br />

Musikerin, die heute in Los Angeles lebt,<br />

für eine Psychoanalyse. Dreimal pro<br />

Woche ging sie zur Therapie und setzte<br />

sich mit ihren tiefsten Empfindungen<br />

auseinander, das half ihr, sich selbst besser<br />

zu verstehen. Davon profitierte sie nicht<br />

nur als Mensch, sondern auch<br />

als Künstlerin. Madison Beer<br />

begann, gnadenlos ehrliche<br />

Lieder zu schreiben. In<br />

der melancholischen<br />

Ballade „Selfish“<br />

bereut sie, sich auf<br />

ihren egoistischen Ex<br />

eingelassen zu haben.<br />

„I bet you thought you<br />

gave me real love“, singt<br />

sie. „But we spent it all in<br />

nightclubs.“ Im sphärischen<br />

„Stained Glass“ offenbart sie ihre<br />

Dünnhäutigkeit, der Satz „My skin is<br />

made of glass“ spricht Bände. „Effortless“<br />

pirscht sich ebenfalls auf Samtpfoten an.<br />

In diesem Titel zieht Madison Beer die<br />

Option in Betracht, den fiesen Schmerz<br />

mit Tabletten zu betäuben. Wen diese<br />

Stücke nicht berühren, der muss aus Stein<br />

gemeißelt sein.<br />

Offenheit ist das Charakteristikum, das<br />

Madison Beer so unverwechselbar macht.<br />

Sie setzt sich mit ihrem (Welt-)Schmerz<br />

von der Konkurrenz im <strong>Mai</strong>nstream-<br />

Pop ab, hat aber ganz offensichtlich<br />

auch nichts gegen ein bisschen Spaß<br />

einzuwenden. „Baby“ – eine Harfe liefert<br />

das Intro, kein Witz! – lockt mit groovigen<br />

R'n'B-Beats auf den Dancefloor. „I look too<br />

good to be in this bedroom without someone<br />

to touch me like you do“, flötet die<br />

Sängerin, die in diesem Song ausnahmsweise<br />

die laszive Verführerin gibt.<br />

Sie fühlt sich attraktiv und<br />

selbstbewusst, das hört<br />

man.<br />

Das basslastige<br />

„Follow the White<br />

Rabbit“ wirkt<br />

dagegen dunkel<br />

und beängstigend,<br />

fast schon<br />

gespenstisch. So<br />

nimmt Madison Beer<br />

ihre Hörerschaft mit<br />

auf eine Achterbahnfahrt<br />

der Gefühle. Düsternis statt<br />

Party. Längst hat sie weit mehr zu<br />

bieten als ihr 13-jähriges Alter Ego, das<br />

Coversongs bei YouTube einstellte. Wer<br />

weltweit mehr als drei Milliarden Streams<br />

verzeichnen kann – ein Drittel davon für<br />

die EP „As She Pleases“ (2018) –, der<br />

ist auf dem Weg nach ganz oben. 2019<br />

übernahm Madison Beer die komplette<br />

Kontrolle über ihr kreatives Umfeld.<br />

Sie schreibt und produziert ihre Lieder<br />

selbst. Mit diesem Konzept dürfte diese<br />

unglaublich talentierte Künstlerin künftig<br />

für Furore sorgen. *Dagmar Leischow


COMEBACK<br />

Amanda Lear „More“<br />

Amanda Lear kündigt für den<br />

Frühling ein neues Album an:<br />

„More“. Es ist das erste Studioalbum der<br />

queeren Sängerin seit „Let Me Entertain<br />

You“ 2016.<br />

In ihrer seit Jahrzehnten andauernden<br />

Karriere hat Amanda Lear musikalisch<br />

schon so ziemlich alles ausprobiert:<br />

Disco, Eurodance, Balladen, Pop-Rock<br />

und auch House. Und nicht nur in der<br />

Musikwelt war die ewige Schönheit<br />

vielseitig interessiert.<br />

Amandas Karriere startete in den<br />

1960ern als Model (sie lief während<br />

ihrer aktiven Zeit unter anderem für Karl<br />

Lagerfeld und Jean Paul Gaultier), etwa<br />

in der selben Zeit traf Amanda Lear auf<br />

den Maler Salvador Dalí und wurde seine<br />

Muse. Bis heute malt sie hoch gehandelte<br />

Werke. Ihren großen Durchbruch<br />

hatte Amanda dann als Sängerin von Hits<br />

wie „Queen of China-Town“ (Platz 2 in<br />

Deutschland), „Tomorrow“ (Platz 1 in ihrer<br />

Wahlheimat Italien), „Love Your Body“<br />

(Top 30 Belgien) und natürlich „Follow<br />

Me“ (ein europaweiter Top-10-Hit). Seit<br />

den 1980ern konzentrierte sie sich vor<br />

allem auf ihre TV-Karriere, veröffentlichte<br />

aber sporadisch Musik, die auch immer<br />

irgendwo auf der Welt chartete. Wir<br />

sind gespannt, wie das neue Album<br />

klingen wird, vorab zu hören gab es bei<br />

Redaktionsschluss noch nichts. *rä<br />

www.amandalear.com<br />

ROCK<br />

Die Könige sind zurück<br />

Lange mussten wir auf ein neues Album der<br />

Kings of Leon warten, im März ist es soweit:<br />

„When You See Yourself“ erblickt das Licht der<br />

Welt. Einmal mehr beweist das Quartett dabei,<br />

dass es sich weder scheut, Genres zu mischen,<br />

noch große Melodien mit harten Texten zu paaren.<br />

Unsere Anspieltipps sind „100,000 People“<br />

und „The Bandit“. *rä<br />

POP<br />

„Anders als geplant“ von<br />

Marcella Rockefeller<br />

Deutschlands musikalischste Dragqueen,<br />

veröffentlicht im März ihr erstes<br />

Album „Anders als geplant“.<br />

Für Marcella waren Peter Plate und Ulf<br />

Sommers Kompositionen (Rosenstolz)<br />

der Soundtrack ihrer Jugend und für<br />

Peter Plate war Marcellas Stimme und<br />

ihre zutiefst menschliche Haltung so<br />

bewegend, dass aus einem geplanten<br />

Abenteuer für ein Lied nun ein ganzes<br />

Album entstand.<br />

Aufgenommen zwischen wiederkehrendem<br />

Lockdown in Köln, Hannover<br />

und Berlin, eingespielt von fantastischen<br />

Musikern voller Spielfreude, entstand<br />

ein Klang zwischen Rio Reiser,<br />

Carole King und dem Augenzwinkern<br />

einer Lady Gaga. Marcella singt nicht<br />

nur – sie bettelt, fleht, seufzt, schreit<br />

und immer geht es um alles.


KUNST<br />

NACHGEFRAGT<br />

Marcus Günthers „Muster“<br />

Im Frühling stellt der Düsseldorfer<br />

Künstler seine Linolschnitte in der<br />

Ausstellung „Muster“ aus. Wie der Name<br />

der Ausstellung schon verrät, setzt sich<br />

der 1967 Geborene darin mit „der Begrifflichkeit<br />

des Musters im weitesten Sinne“<br />

auseinander. Wir fragten nach.<br />

Was schätzt du am Linolschnitt?<br />

Ich schätze die expressive Intensität, die<br />

durch unterschiedliche Bearbeitungsmethoden<br />

in der Linolplatte entstehen kann.<br />

Durch die scharf kontrastierenden Flächen<br />

kann ich mithilfe des Linolschnitts einen<br />

comichaften gesteigerten scheinbaren<br />

Realismus schaffen, der meine Bild-<br />

Behauptung unterstreicht, und das macht<br />

den Linolschnitt für mich als Ausdrucksform<br />

attraktiv.<br />

Ist er dir gerade als Ausdrucksform<br />

sogar lieber als die Malerei?<br />

Der Linolschnitt ist nur einer meiner<br />

künstlerischen Formulierungen; es ist eben<br />

nur eine andere, aber beide Ausdrucksformen<br />

beeinflussen sich immer auch<br />

gegenseitig.<br />

Du machst auch mitunter recht<br />

explizite Kunst, geht das immer<br />

problemlos?<br />

Das geht nicht immer problemlos, aber<br />

meine Aufgabe als Künstler ist es eben,<br />

den Betrachter mit meinen Darstellungen<br />

zu konfrontieren, Fragen aufzuwerfen und<br />

zum Nachdenken anzuregen.<br />

Wie betrifft dich als Künstler die<br />

Pandemie gerade?<br />

Außer einer geplatzten Ausstellung infolge<br />

des Lockdowns und den damit weggebrochenen<br />

Verkaufseinnahmen betrifft mich<br />

diese Pandemie nicht – ich arbeite weiter<br />

wie bisher. Ich mache mir aber ernsthafte<br />

Sorgen um die Vielfalt von Kunst und Kultur.<br />

Mitzuerleben, wie ein systemrelevanter<br />

Bereich von der Politik vernachlässigt wird,<br />

ist in unserer sogenannten Kulturnation<br />

beschämend.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

5. – 20.3., Marcus Günther „Muster“,<br />

Atelier MG, Prinz-Georgen-Str. 40,<br />

Düsseldorf


BILDBAND<br />

WOLFGANG TILLMANS –<br />

30 Jahre in einem Band<br />

„Das erste Buch entstand aus einer<br />

wissenden Unschuld heraus. Ich betrachtete<br />

das Leben um mich herum mit der<br />

Leidenschaft, unabhängig zu sein.“<br />

Die Zeit der Jahrtausendwende ist uns<br />

immer noch sehr präsent, etwa durch<br />

weiterhin im Radio laufende, inzwischen<br />

zu Evergreens gewordene Elektro-Pop-<br />

Nummern, durch beständig populäre<br />

Serien wie „Sex and the City“ oder damals<br />

extremst populäre Stars wie Britney<br />

Spears. Und in der TV-Landschaft gehört<br />

nun das fest dazu, was damals Neuland<br />

war: Trash-TV mit leidlich bekannten<br />

Menschen. Eine spannende Zeit, die auch<br />

von der Kunstwelt begleitet wurde. Bei<br />

Wolfgang Tillmans war es die Kamera, die<br />

ihm half, diese Phase als Kunst festzuhalten,<br />

aber auch zu inszenieren, denn nicht<br />

immer, wenn ein Bild aussieht wie ein<br />

Schnappschuss, ist es einer.<br />

Beim TASCHEN Verlag erschien anlässlich<br />

des 40. Geburtstags des Verlags gerade<br />

der Band „Wolfgang Tillmans. four<br />

books – 40th Anniversary Edition“, der<br />

seine bisherigen Bücher im ursprünglichen<br />

Layout, aber ergänzt zusammenfasst.<br />

„Mein Anspruch ist es, Bücher zu<br />

machen, die von den unterschiedlichsten<br />

Menschen in verschiedenen Ländern<br />

mit ihren eigenen Augen gelesen und<br />

aufgenommen werden und die es ihnen<br />

ermöglichen, Bezüge zu ihrem eigenen<br />

Leben herzustellen. Diese Bezüge finden<br />

sich vielleicht nicht in jedem einzelnen<br />

Bild, aber wenn ein Betrachter nachvollziehen<br />

kann, wie etwas riecht, oder eine<br />

Vorstellung davon bekommt, wie sich<br />

etwas anfühlt, dann bin ich glücklich. Das<br />

ist es, was letztlich Kunst ausmacht: unter<br />

den Menschen ein Gefühl von Solidarität<br />

zu erzeugen“, so der Künstler in einem<br />

schriftlichen Interview mit dem Verlag.<br />

Warum eine Art Remix seiner Bücher?<br />

„An manchen Stellen habe ich Bilder<br />

von damals eingefügt, und manchmal<br />

konfrontiere ich ein neues Foto mit einem<br />

20 Jahre alten, wie das Porträt von Neneh<br />

Cherry aus dem Jahr 2018, deren Musik<br />

ich wiederum 1993 viel gehört habe. Auch<br />

die letzten Jahre bis 2020 sind vertreten,<br />

sodass das Buch auch einen klaren Bezug<br />

zur Gegenwart aufweist“, erklärt Tillmans.<br />

Eine fotografische Zeitreise von den<br />

1990ern bis in die Corona-Twenties.<br />

Porträts von Freunden und Stars,<br />

Alltagssituationen und Momente, die jetzt<br />

vor allem mit ihrem Retro-Touch berühren,<br />

einfach wunderbar. *rä<br />

„Wolfgang Tillmans. four books –<br />

40th Anniversary Edition“,<br />

www.taschen.com


BUCH<br />

RATGEBER<br />

Freude trotz Sorgen<br />

und Homeoffice<br />

Die queeren Safe Spaces, die Klubs, die Bars, die Fitnessstudios<br />

sind geschlossen, das Community-Leben ist runtergefahren,<br />

jetzt zählen private Kontakte, Freundschaften und auch die Familie,<br />

um nicht den Lebensmut zu verlieren.<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

Auch die Arbeitswelt<br />

hat sich verändert: Statt<br />

früherer relativer Sicherheit<br />

geht nun die Angst um, den<br />

Job zu verlieren. Und auch<br />

wer eine sichere Arbeit hat,<br />

muss im Homeoffice oder in der<br />

Quarantäne auf lieb gewonnene<br />

Bekannt- und Freundschaften im<br />

Büroalltag verzichten. Man tippt und<br />

telefoniert zu Hause vor sich hin, statt<br />

zwischendurch mal einen kleinen Schwatz<br />

mit dem Kollegen als Hirnentspannung<br />

genießen zu können. Zumindest kann<br />

man dann aber hoffen, dass es bald wieder<br />

ein „neues Normal“ geben wird, dass man<br />

wieder zusammen arbeiten und auch Spaß<br />

und Austausch haben kann. Live, nicht nur<br />

digital oder mit Abstand.<br />

Was aber, wenn der Vorruhestand in greifbare<br />

Nähe gerückt ist? Oder wenn man<br />

das Arbeitsleben beendet hat? Wer keine<br />

Haustiere hat, die neben all den kommenden<br />

Arztbesuchen für einen geregelten<br />

Tagesablauf sorgen, der hat vor allem<br />

eines: Zeit. Viel Zeit. Keine Verpflichtungen,<br />

aber auch weniger bis keine Kontakte.<br />

Und immer ausschlafen ist auch keine<br />

Lösung! Genau dieser Thematik nahm sich<br />

Prof. Axel Beyer, Jahrgang 1950, in seinem<br />

neuen Buch „Immer ausschlafen ist auch<br />

keine Lösung“ an. Es sei ein „herzlich<br />

gelassener Ratgeber über das Leben im<br />

Ruhestand“, so der veröffentlichende<br />

Verlag. Der Autor verrät augenzwinkernd:<br />

„Seien Sie heiter, haben Sie Freude. Und<br />

lassen Sie sich nicht ärgern, sondern ärgern<br />

Sie zurück.“ In 28 Betrachtungen bereitet<br />

uns der Autor auf den unausweichlichen<br />

letzten Lebensabschnitt vor. Mit einer<br />

Prise Witz, viel Wissen und viel Erfahrung.<br />

„Der Kindergarten bereitet uns auf die<br />

Schule vor, die Schule auf die Ausbildung,<br />

die Ausbildung auf den Beruf. Und wer<br />

bereitet uns auf die dritte Lebenshälfte<br />

vor, auf den Ruhestand?“<br />

Axel Beyer begann als Schauspieler und<br />

Regisseur, 1983 wechselte er zum Fernsehen<br />

und blieb diesem Medium in leitenden<br />

Positionen beim SFB, dem WDR und dem<br />

ZDF bis 2009 treu. Als Programmdirektor<br />

der Endemol Deutschland Holding<br />

und als Chefproducer bei Kirch Media<br />

Entertainment prägte er auch den privaten<br />

Fernsehsektor. Der Buchautor ist Leiter<br />

der Media School Köln an der Hochschule<br />

Fresenius. Sein Buch „Immer ausschlafen<br />

ist auch keine Lösung – Aufheiterungen<br />

für die dritte Lebenshälfte von A bis Z“ von<br />

Prof. Axel Beyer ist über 130 Seiten stark<br />

und beim Verlag tredition erschienen. *rä<br />

BILDBAND<br />

Das Buch zum Tom<br />

Der bekannte Fotograf Henning von Berg<br />

ist einer der Männer, die an dem neuen<br />

Buch über DEN „Leder-Fetisch-Zeichner“<br />

überhaupt beteiligt sind.<br />

Das Buch „Made in Germany – Tom of<br />

Finland“ konzentriert sich auf die besondere<br />

Beziehung von Tom of Finlands beispielloser<br />

Karriere in einer damals noch extrem<br />

homophoben Welt und Deutschland.<br />

Zudem ist es eine Art Richtigstellung, wie<br />

Henning von Berg verrät: „Frühere Bücher<br />

hatten einfach immer falsche Informationen<br />

aus früheren Veröffentlichungen kopiert<br />

und eingefügt. Aber falsche Behauptungen<br />

und falsche Schlussfolgerungen werden<br />

durch wiederholte Wiederholungen nicht<br />

wahrer“, so der Künstler. „Für diesen<br />

brandneuen Band forschten die Kuratoren<br />

Juerg Judin und Pay Matthis Karstens und<br />

ihr hoch motiviertes Team in verschiedenen<br />

Städten. In Privatsammlungen fanden sie<br />

verschiedene Kunstwerke, von denen angenommen<br />

wurde, dass sie verloren gingen.<br />

Bisher unbekannte Fakten über Toms frühe<br />

Werke und seine allererste Ausstellung im<br />

Revolt Shop wurden korrigiert. Gerüchte und<br />

Wahrheiten über das, was 1976 in Hamburg<br />

geschah, können nun endlich plausibel<br />

erklärt werden.“ Ein wichtiges Buch, ein<br />

erotisches Kunstbuch und zudem ein ganz<br />

wunderbares Geschenk. *rä<br />

Das Buch „Tom of Finland – Made in<br />

Germany“ ist 200 Seiten stark und<br />

25 x 30 x 26 cm groß.<br />

www.galeriejudin.com


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BUCH<br />

BILDBAND<br />

Glieder, Schwänze, Dödel. Kunst!<br />

Rund 100 erigierte Glieder sind in dem außergewöhnlichen<br />

Bildband „Human Behind the<br />

Penis“ äußerst kunstvoll und nicht pornografisch<br />

versammelt.<br />

Jonas Norén nährte sich dem „besten Stück“<br />

des Mannes mit Raffinesse und ohne falsche<br />

Scham, herausgekommen ist ein Buch, für das<br />

man sich nicht schämen muss. „Indem das<br />

Buch eine Vielfalt von Penissen zusammen mit<br />

ihrer eigenen, sehr persönlichen Geschichte<br />

zeigt, schafft es ein sehr intimes Gefühl und<br />

trägt dazu bei, das Selbstwertgefühl bei denen<br />

zu stärken, die sich in Bezug auf ihre eigenen<br />

Penisse unsicher fühlen“, verrät der Künstler<br />

über den Band. „Human Behind the Penis“ sei<br />

„ein wunderschönes und verschwenderisches<br />

Fotobuch, das als Vorbild für diejenigen<br />

dienen soll, die in Körperkunstfotografien<br />

im Allgemeinen nicht dargestellt werden“.<br />

Denn außerhalb der Welt der Vollerotik ist der<br />

steife Schwanz selten zu sehen. Meist soft,<br />

im Schatten oder verdeckt – das männliche<br />

Geschlechtsteil ist nicht gerade im Fokus der<br />

Kunstwelt, ganz anders als die weibliche Brust,<br />

ganz anders, als es etwa in der Antike üblich<br />

war. „Mit dem Buch wollte ich viele verschiedene<br />

Arten von erigierten Penissen zeigen, die<br />

alle auf ihre Weise schön sind“, so Jonas Norén.<br />

Es geht aber nicht nur um das Glied!<br />

Der Schwede arbeitete seit 2015 an dem<br />

Buch, reiste nach Spanien, Dänemark,<br />

Deutschland und auch in die USA. Sein Buch<br />

erzählt Geschichten von Männern, die auch<br />

Schweres erlebt haben. Sie bleiben aber<br />

anonym. Fast. *rä<br />

www.humanbehindthepenis.com<br />

ROMAN<br />

Paolo, der Empath<br />

Ein packendes und auch sexuell aufgeladenes<br />

Buch, das sich nur an Erwachsene<br />

richtet. Science-Fiction-Krimi mit starker<br />

Erotik, die durch Worte, nicht durch Bilder<br />

erzeugt wird.<br />

„Meine Geschichten enthalten Elemente aus<br />

(Hard) Science Fiction, Krimi, Thriller, Wissenschaft<br />

und klassischem Liebesroman“, so<br />

Mike Gorden über seine Kunst und sein Buch<br />

„EMPATH“. Erzählt wird von Paolo Costa (19),<br />

der einst von Martin aus einer psychiatrischen<br />

Klinik befreit wurde und seitdem für seinen<br />

Befreier als Escort arbeitet. Was Paolo besonders<br />

macht, ist seine Fähigkeit, die Gefühle<br />

anderer zu spüren, ohne mit ihnen zu sprechen.<br />

Und von Kommissar Torsten Jäger, der<br />

nach Vermissten sucht und auf Paolo stößt.<br />

„Die Geschehnisse in dieser Geschichte sind<br />

fiktiv; die handelnden Personen sind frei<br />

erfunden. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen<br />

Geschehnissen oder Personen wäre rein<br />

zufällig. Die Geheimgruppen ‚Moíra‘ und das<br />

‚Konsortium‘ existieren ebenfalls nicht, auch<br />

wenn da einige Verschwörungstheoretiker<br />

insbesondere beim Konsortium anderer<br />

Meinung sein mögen“, so der Bremer Autor.<br />

„Meine Protagonisten Mark und Stefan,<br />

Andreas, Torsten und vor allem Paolo habe<br />

ich so liebgewonnen, dass ich mir wünsche,<br />

sie würden wirklich existieren und ich könnte<br />

gelegentlich etwas Zeit mit ihnen verbringen.<br />

Mit den Jungs um die Häuser ziehen oder mit<br />

Paolo ... nein, das führt jetzt zu weit.“ *rä<br />

www.mikegorden.de<br />

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ROMAN<br />

Schwudenten, Coming-out und Big Jim<br />

FOTO: LAURA WESTERMANN PHOTOGRAPHY<br />

Der neue Roman von Rainer Vollath hat das<br />

Zeug dazu, den Leser gut zu unterhalten und<br />

bestens durch den Frühling zu bringen.<br />

Wenn der Alltag zu belastend wird, dann hilft<br />

Lesen. Und besonders Romane, die so ungewöhnlich<br />

und queer sind wie dieser aktuelle<br />

des Autors aus Bayern. In der autobiografischen<br />

(!) Coming-of-Age-Geschichte „Erinnerung an<br />

eine Unsichtbare“ erzählt der auch malende<br />

Autor von Matthias, der sein Coming-out auf<br />

dem Land hat, später in München und auch in<br />

Paris lebt. An seiner Seite: die magersüchtige<br />

Sandrine, die ihm wichtig ist, die er aber, im<br />

Gegensatz zu der Puppe Big Jim, unsexy findet.<br />

Er ist ja auch schwul – und zudem steckt<br />

Matthias durchweg in verkorksten Beziehungen<br />

und politischen Debatten, immerhin<br />

ist er in der schwulen Hochschulgruppe „Die<br />

Schwudenten“.<br />

Das 400 Seiten starke Taschenbuch<br />

„Erinnerung an eine Unsichtbare“ ist eine<br />

queere Zeitreise von den 1970ern bis zur<br />

Jahrtausendwende. Besonders interessant wird<br />

es, wenn man den autobiografischen Aspekt im<br />

Hinterkopf hat. Ein schönes Geschenk! *rä


WO DIE<br />

NATUR<br />

NOCH<br />

IN ORDNUNG<br />

IST?<br />

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Bild von Tulio Barrios del Carpio<br />

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St. Georg<br />

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