279.TIROL - März 2021
Ausgabe 3, März 2021
Ausgabe 3, März 2021
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1
RUMS.
BUMS. FERTIG.
EH KLAR.
ANTI-AGING
FÜR DIE POLITIK
Die „Gemeindeschmiede“
AUSGABE 3 | MÄRZ 2021
DAS MODERNE
TRAINIEREN
Wie Blended Learning das Beste aus
allen Methoden zusammenbringt
2
3
ZUR BESSEREN ÜBERSICHT
HABEN WIR ZWEI ZENTRA-
LE SCHWERPUNKTE IN DIE-
SER AUSGABE WIE FOLGT
GEKENNZEICHNET.
DIGITALISIERUNG
Die Corona-Krise hat gezeigt, welch
hohen positiven Einfluss die Digitalisierung
in unser aller Leben haben
kann. Alle Artikel im Magazin rund um
dieses Thema sind mit diesem Icon
gekennzeichnet.
DEINE ZEIT
IST REIF.
ZUKUNFT GEMEINDE
Nur gemeinsam und in Kooperation
mit Expert*innen können die aktuellen
Herausforderungen in den Gemeinden
gelöst werden. Sie finden alle Themen
rund um die Zukunft der Gemeinden
anhand dieser Kennzeichnung.
Die GemNova bemüht sich um eine
gendersensible Sprache in all ihren
Texten. Dies umfasst die Ansprache
nicht nur des männlichen und weiblichen
Geschlechts, sondern auch
des dritten Geschlechts. Dies sind
Personen, die sich nicht in das binäre
Geschlechtssystem „männlich“ und
„weiblich“ einordnen lassen (wollen).
WIE BEI MANFRED.
Manfred Witsch ist ist 26 26 Jahre jung.
Seit fünf Jahren schmiedet er er Pläne für für die die Weiterentwicklung
seiner Heimatgemeinde Fulpmes.
ALS GEMEINDERAT.
Mit Mit dem Projekt Gemeindeschmiede möchten
wir wir dich dabei unterstützen, in in Zukunft in in deinem
Dorf mitzugestalten.
MANFREDS
STORY
www.gemeindeschmiede.at
Regionalität und Umweltverträglichkeit
sind uns ein Anliegen.
INHALT
tirol.digital
GemNova.inside
tirol.ist schön
tirol.koopiert
14
DIGITAL
KOMMUNIZIEREN
IN GEMEINDEN
TEIL 1
06 Komplexität und Einfachheit
08 Rums. Bums. Fertig. Eh klar!
tirol.digital
42 Zeitzeugen des
kommunalen Lebens
64 Förderung für Co-Working
in Gemeinden
66 GEKO 2021 – zum Vorbild
für andere werden
Kommunikation ist ein
Schlüsselfaktor für den Erfolg
von Gemeinden
14 Digital kommunizieren in
Gemeinden, Teil 1
18 Vorausschauende
Gemeindepolitik
20 Eine Datenzentrale
namens Georg
24 Digitale Barrierefreiheit –
verpflichtend für alle
Gemeinden
tirol.blickt über die Grenzen
26 Das digitale Bürgerservice
der Gemeinde Saas-Fee
tirol.wissen
46 Wo ist der See?
tirol.spart
48 GemNova-Kommunalfinanz:
Kompetente Dienstleistung
vor Ort
tirol.wirtschaftet
tirol.bildet
68 Das moderne Trainieren
71 Digitale Vernetzungsarbeit
unter Kindergärten
in Tirol
74 Hand in Hand
tirol.Wissen
86 Semantische Technologien –
Wissensmanagement der
Zukunft
tirol.mobil
52 Vom richtigen Zeitpunkt
tirol.sportlich und gesund
28 Auf allen Vieren
30 Nachhaltige Mobilität
tirol.investiert
54 Tiroler Gemeinden –
ein wichtiger Motor für die
heimische Bauwirtschaft
78 Rodeln mit Corona
80 200.000 Euro für den
Everest
tirol.sozial
32
tirol.modern und innovativ
68
tirol.modern und innovativ
32 Wenn Landschaft zur
Bühne für Marken und
Produkte wird
tirol.Politik
34 Europa fängt in der
Gemeinde an
36 EU-Förderungen werden
in Tirol zur Gänze
ausgeschöpft
40 Anti-Aging für die Politik
tirol.sucht Menschen
57 Zusammen geht alles
leichter
GemNova.Menschen
60 Der bunte Hund aus
Osttirol
tirol.hat Recht
62 Erste Urteile zur Frage:
„Muss ein Geschäftsraummieter
während des
Lockdowns den Mietzins
bezahlen?“
82 Selbstbestimmtes Leben
tirol.Kultur
84 Die Kleinen sollen Welt
retten
85 Zeit für gute Bücher
tirol.traditionell
90 Musik schwingt in Osttirols
luftigen Höhen
tirol.bunt und vielfältig
92 Der Duft des Orients
WENN LAND-
SCHAFT ZUR BÜHNE
FÜR MARKEN UND
PRODUKTE WIRD
92
tirol.bildet
DAS MODERNE
TRAINIEREN
tirol.bunt und vielfältig
DER DUFT DES
ORIENTS
Die Welt ist bunt, kunterbunt. Ein
kleines, winziges Abbild davon findet
sich am Innsbrucker Marktplatz, in
der Markthalle.
6 GemNova.inside
GemNova.inside 7
KOMPLEXITÄT UND
EINFACHhEIT
Auf eine komplexe Frage
eine einfache Antwort geben.
Das klingt – schnell überlegt
– gut und richtig.
Dabei übersehen viele, dass es so eigentlich
gar nicht stimmt. Natürlich sollte die
Antwort einfach formuliert werden, das ist
klar. Aber man sollte keinesfalls auf eine
komplexe Frage eine einfache Antwort
geben. Das hat sich leider vielerorts eingebürgert,
und wir sehen jeden Tag, dass
auf eine komplexe Frage sehr schnell eine
einfache Antwort gegeben wird. Wenn diese
dann mit Vehemenz und Lautstärke
vorgetragen und oft wiederholt wird, wird
sie zur vermeintlichen Wahrheit.
Dabei wird aber ein kleines Detail übersehen,
welches die Sachlage komplett
verändert. Komplexe Fragen bedürfen
meist komplexer Antworten, die dann
einfach und verständlich formuliert
werden sollten. Das ist ein wesentlicher
Unterschied mit unter Umständen sehr
negativen Folgen.
Die kommunalen Herausforderungen
sind ebenfalls sehr komplex, und es wäre
wirklich fatal, einfache Lösungen dafür
zu suchen. Gemeinden sind komplexe
Organisationen und deutlich herausfordernder
zu managen als jede Firma:
Politik, Verwaltung, Bürger*innen, Bund,
Land, rechtliche Themen u. v. m. Um richtig
zu agieren, muss man diese Komplexität
verstehen, und es muss klar sein,
dass jede Gemeinde sehr individuell zu
betrachten ist.
Wir als GemNova haben uns dieser Herausforderung
gestellt und sehen genau
hier unseren größten Nutzen für Tirols
Gemeinden:
Wir betrachten Gemeinden gesamthaft
und können mit unserem breiten
Lösungsangebot Gemeinden auch
gesamthaft begleiten. Denn wir wissen,
wenn man an einem Rädchen dreht,
drehen sich sehr viele andere mit. Das,
was wir für die Gemeinden sind, ist nicht
der Bauchladen, von dem manchmal
gesprochen wird. Wir sind jener Partner,
der auf komplexe Herausforderungen
komplexe Lösungen erarbeitet und
diese dann auf möglichst einfache Art
und Weise gemeinsam mit der Gemeinde
umsetzt.
Wir verkaufen kein einzelnes Produkt, wir
begleiten Gemeinden gesamthaft. Das ist
unsere Stärke und darauf vertrauen mittlerweile
sehr viele Tiroler Gemeinden und
auch viele andere Institutionen.
Und – wir haben eine Seele. Aber dazu
mehr im nächsten Magazin!
WIR
Gratulieren
Monika Miller, Amtsleiterin
aus Sautens (kein Foto) und
Martina Oberrauch, Finanzverwalterin
aus Kematen haben
jeweils eine Ausgabe des
Buches „Factfulness“ gewonnen,
die wir in der letzten Ausgabe
von 279.TIROL verlost haben.
BILD: Martina Oberrauch
freut sich über ihren
Gewinn.
Alois Rathgeb
Niki Kraak
8 GemNova.inside
GemNova.inside
9
Rums.
Bums. Fertig.
eh klar .
Wir schreiben das Jahr 1992. Ich bin gerade erst von
meiner Raumschiff-Enterprise-Zeit wieder zurück auf
der Erde. Kann mich nach wie vor nicht entscheiden,
ob ich lieber Captain Kirk oder Mr. Spock sein will.
Dann mein erster Job. Bank. Also keiner
von beiden. Doch nur Schalter-
Beamter (hat man damals wirklich
gesagt). Mein erstes Gehalt 13.471
Schilling. Heute genau 1.000 Euro.
Dann mein zweites Gehalt. Erstes
Mobiltelefon. Ein Nokia
1011. GSM-fähig. Preis über 15.000
Schilling. Schwer wie ein großes Bier.
4,5 Zentimeter dick. Mit Antenne
zum Rausziehen. Das musste sein.
Sonst ging nichts. 10 Minuten telefonieren
kosteten 82 Schilling. Knapp
6 Euro. Dafür konnte es SMS. Ich:
MEGA. JETZT BIN ICH
DIGITALISIERT!
ALOIS RATHGEB, 1992
Man möge mir die ein oder andere
geschichtliche Verzerrung – früher
war ja alles besser – verzeihen. Aber
im Großen und Ganzen war es so.
Wobei im obigen Text EIN eklatanter
Fehler ist. Der zeigt, dass es
oft sprachliche Kleinigkeiten sind, die
einen wesentlichen Unterschied ausmachen.
Ich habe gesagt: „Jetzt bin ich digitalisiert.“
Das stimmt natürlich gar
nicht. Ich war mit dem Mobiltelefon
ein wenig in der digitalen Welt. Aber
nie und nimmer digitalisiert. Ich als
Person sowieso nicht. Außer ich habe
was nicht mitbekommen. Das ist ein
wesentlicher Unterschied, auf den ich
eingehen werde.
Ist alles, was digitalisiert ist,
auch Digitalisierung?
Selbst die Worte „digitalisiert“ und
„Digitalisierung“ – eigentlich das gleiche
Wort, nur einmal als Adjektiv und
einmal als Nomen verwendet – haben
in unserem heutigen Verständnis
eine unterschiedliche Bedeutung. Und
um es noch etwas komplizierter zu
machen: Selbst das Wort „Digitalisierung“
muss man genau hinterfragen.
Das wird ja heute inflationär für alles
verwendet, was nicht unmittelbar ein
Hammer oder eine Säge ist. Beginnend
mit dem Nokia 1011. Aber die
Geschichte kennen Sie ja bereits …
Und heute?
Heute schreiben wir das Jahr 2021.
Es hat sich viel getan seit damals.
Ein Raumschiff-Enterprise-Fan bin
ich noch immer. Entscheiden würde
ich mich heute für Captain Kirk. Der
war irgendwie cooler. Und vor allem
lebt der noch. Die Mobiltelefone sind
dünner. Nur noch 0,5 Zentimeter und
können nicht nur SMS. Auch gibt es
mittlerweile viel mehr digital. Aber ist
das immer echte Digitalisierung? Ist
es auch immer sinnvoll, was da alles
hin und her digitalisiert wird?
Echte und sinnvolle Digitalisierung
Wir bei GemNova reden bewusst
von „echter und sinnvoller Digitalisierung“.
Und das ist auch unser
Ziel – echt und sinnvoll zu digitalisieren.
Aber wo finden sich nun
die begrifflichen Unterschiede und
wieso sind diese so wichtig?
Karl
AUS HINTERMBERG
Georg
AUS VORDERMBERG
10 GemNova.inside GemNova.inside
11
MITTWOCH. NACHMITTAG. 15.30
UHR. GEMEINDE HINTERMBERG
„Gestern habe ich eine .pdf-Rechnung
bekommen, die dann ausgedruckt, und das
.pdf in den dazugehörigen Akt verschoben
und an die Buchhaltung weitergeleitet. Die
Buchhaltung hat die Rechnung danach in
ihr Programm importiert und verbucht. Als
Nächstes haben wir die Rechnung dem Bürgermeister
zur Freigabe in sein Freigabeprogramm
verschoben, und er hat sie dann
freigegeben. Im zehnten Schritt haben wir
einen Datenträger erstellt. Dieser wurde ins
Onlinebanking importiert und alsdann fast
fristgerecht überwiesen. Danach haben wir
die Zahlung verbucht. Läppische 13 Schritte.
Wir sind voll digitalisiert“, meint Karl aus
Hintermberg.
„Karl, das
ist leider
keine
echte und
sinnvolle
Digitalisierung.“
MITTWOCH. NACHMITTAG . 15.30
UHR. GEMEINDE VORDERMBERG
„Gestern kam eine E-Rechnung, die automatisch
verbucht und dem Akt zugewiesen
wurde. Danach ging sie automatisiert
in den Freigabeprozess, und alles war mit
einem Klick erledigt. Selbstverständlich
wurde die Zahlung dann automatisiert verbucht
und im Akt als bezahlt hinterlegt.
Drei Schritte. Rums. Bums. Fertig“, sagt
Georg aus Vordermberg.
„Georg,
das ist
echte und
sinnvolle
digitalisierung.“
Sei wie Georg. Ein Dokument zu erstellen,
daraus ein .pdf zu machen und das zu versenden
ist tatsächlich Digitalisierung. Das
Dokument wurde wirklich digitalisiert. Und
eigentlich könnte man jetzt von Digitalisierung
reden. Und zufrieden sein. Aber echte
Digitalisierung schaut anders aus. Georg
aus Vordermberg weiß das natürlich.
Durchgängige Prozesse
Echte Digitalisierung in dem Fall heißt, dass
der komplette Prozess durchgängig digital
abgewickelt wird und möglichst automatisiert
ist. Kein Ausdrucken. Kein Verschieben.
Kein Zuordnen. Kein Öffnen von
unterschiedlichen Programmen. Schnittstellenfrei.
Medienbruchfrei. Fehlerfrei. Effizient
und zeitsparend.
Rums. Bums.
Fertig. rechtssicher .
eh klar .
Und genau das haben wir uns bei Gem-
Nova im Zusammenhang mit echter
und sinnvoller Digitalisierung zum Ziel
gesetzt. Gemeinsam mit und für Tirols
Gemeinden echte und sinnvolle Digitalisierung
voranzutreiben. Um das zu erreichen,
benötigt es viele Bausteine und ein
paar wesentliche Grundlagen.
Echte Digitalisierung unterstützt die
echte Welt
„Ich kauf uns mal eine Software“, wie der
Karl sagt. Das ist nicht gut, Karl. Georg
meint: „Ich schau mir meine Prozesse an.
Diese überarbeite ich dann. Erst danach
bilde ich diese mit einer Software digital,
medienbruchfrei ab.“ Digitalisierung spielt
sich also nicht rein in der digitalen Welt
ab und ist nicht einfach alles, was irgendwie
digital vorhanden ist. Digitalisierung
unterstützt und bildet die reale Welt digital
ab. Nur dann ist es echte und sinnvolle
Digitalisierung.
„So, aber jetzt digitalisiere ich mal den Kindergarten.
Von der Anmeldung über die
Verwaltung bis hin zur Abrechnung. Da
kaufe ich eine Software dafür. Dort baue
ich eine Datenbank auf, in der alle Kinder
in meiner Gemeinde zu finden sind. Die
Eltern können dann einsteigen und sich
dort mit Namen usw. registrieren und tatsächlich
dann ihre Kinder für den Kindergarten
anmelden.“ Zwischenzeitlich dürfte
schon klar sein, wer das war. Das war
Karl. Karl denkt nicht darüber nach, ob die
Daten der Kinder und Eltern nicht schon
vorhanden sind. Karl denkt nicht darüber
nach, dass es vielleicht vorher eine Kinderkrippe
und danach eine Schule gibt und
Daten eigentlich durchgängig vorhanden
sein sollten. Und Karl denkt nicht darüber
nach, dass im gesamten Prozess auch
andere Dinge wie Abrechnung, Anbindung
an das Land usw. wichtig sind.
Oder weiß es Karl einfach nicht besser?
Oder geht das mit seiner Software fach
ein-
nicht?
Alle in der Gemeinde
und auch das Land Tirol
würden sich über ein
vollintegriertes System
freuen. Die Daten kommen
automatisch aus
dem ZMR.
Die Daten kommen automatisch aus dem
ZMR. Eltern loggen sich mit Handysignatur
ein. Sehen ihre Daten und jene der Kinder.
Klicken beim Georg junior auf „Anmelden“,
und dann läuft alles vollautomatisiert weiter.
Rums. Bums. Fertig.
„Echt? Das geht?“ Na klar, Karl. Und
zwar einfach und schnell. Eben echt digitalisiert.
Wichtigster Grundsatz für echte und sinnvolle
Digitalisierung: ein Datenstamm.
Gemeinden haben dabei wunderbare
Instrumente, auf die sie zurückgreifen
können. Die Register. Dort liegt alles in
richtiger und vollkommen eindeutiger Art
und Weise. ZMR, AGWR, UR*) usw. Eine
moderne Software bindet diese Register
ein und arbeitet ausschließlich mit diesen
Registern als Datenbasis.
Registerabgleich ist nicht
Registereinbindung. Ein
Apfel ist ja auch keine Birne.
„Ja klar“, sagt Karl, „wir haben ja auch einen
Registerabgleich.“ Georg weiß es besser:
„Obwohl sich die Wörter ähneln, besteht
doch ein wesentlicher Unterschied zwischen
Registereinbindung und Registerabgleich.“
Da hat er schon wieder recht und
versteht offenbar den Unterschied zwischen
Digitalisierung und echter Digitalisierung.
Sei wie Georg!
Georg: „Der Registerabgleich ist in etwa
so: Der Karl aus Hintermberg hat eine
Datei mit seinen Bürgern. Jetzt sitzt er
gerade vor dieser Datei und erfasst den
Bürger Alois Rathgeb. Ohne „er“ am Ende.
Sonderbarer Typ mit komischem Namen,
denkt er sich. Es gibt doch keinen Rathgeb.
Ohne „er“. Es gibt doch nur Rathgeber.
Oder? Da schaut der Karl mal ins Telefonbuch,
das neben ihm liegt. Dort steht
Rathgeb ohne „er“ am Ende. Ist vermutlich
ein Fehler. Denkt Karl. Und schreibt trotzdem
Rathgeber. Aufwändig. Fehleranfällig.
Rechtsunsicher. Registerabgleich.
Bei der Registeranbindung kann der Georg
in Vordermberg auch Rathgeber eingeben.
Das System sagt ihm dann aber: „Ja, Georg.
Das ist nett. Aber in Vordermberg gibt es
keinen Rathgeber laut ZMR. Schreib ihn also
richtig. Sonst kannst du den Vorgang nicht
abschließen.“ Einfach. Fehlerfrei. Rechtssicher.
Registeranbindung.
Rums. Bums.
Fertig.
So einfach
ist das.
So. Pause. Jetzt zünden wir die intellektuell
nächste Stufe. Dreimal durchatmen.
Sacken lassen. Schnapserl trinken. Aufpassen.
Langsam lesen.
* ZMR = Zentrales Melderegister, AGWR = Adress-, Grundstücks- und Wohnungsregister, UR = Unternehmensregister
OUTtAKES
12 GemNova.inside GemNova.inside
FREITAG. SPÄTER NACHMITTAG. nen Akten ablegen und in der Liste abhaken. Dem Karl klappt das untere Gebissteil herunter.
Karl kann’s kaum glauben. Das Einzi-
17.30 UHR. GEMEINDE VORDERM- (Langsames Ausschnaufen. Großer Schluck
BERG.
Bier) Das war’s. Habe fertig.“
ge, das er in dem Moment noch rausbringt:
„Zwei Bier! Bitte!“
Karl und Georg treffen sich auf ein Bier. Im
Gasthaus. (Anm. der Redaktion: Die Szene
mit Gasthaus und Bier ist fiktiv und nicht
real. Der Rest schon.) „Ha!“, sagt Karl. „Aber
bei der Grundsteuer sind wir mega digitalisiert.
Wirst schon sehen, wie cool das bei
uns abläuft.“ Georg lehnt sich zurück. Nimmt
IMMER NOCH FREITAG. MITTeinen
Schluck. Denkt zurück an die Zeit, in
LERWEILE SPÄTER ABEND.
der das noch real möglich war. Und horcht
21.00 UHR. IMMER NOCH IM
aufmerksam zu.
GASTHAUS IN VORDERMBERG.
Karl flippt fast aus. Vor Begeisterung.
Dann legt er in einem Schwall los:
„Bei uns läuft das so die Einheitswertbescheide
kommen in die Databox von
FinanzOnline der Mitarbeiter der Gemeinde
steigt also in FinanzOnline ein falls er
seine Benutzerdaten noch weiß dann lädt
er die ZIP-Datei aus der Databox herunter
und entpackt diese die Daten der einzelnen
Bescheide werden gelesen und im System
erfasst (kurzes Atemholen) dann müssen
die Eigentümer kontrolliert werden ob diese
während des Jahres geändert wurden und
dafür steigt er in eine andere Software ein
um dann die ausgedruckten Einheitswertbescheide
mit Aktenzahl abzulegen um im
Anschluss den Bescheid zu erstellen (Punkt.
Schnauf) Dann müssen diese Bescheide
ausgedruckt werden wobei manchmal der
Toner ausgeht oder im Drucker ein Papierstau
den Ausdruck behindert egal ein RSB-
Rückschein wird für jeden Bescheid per Hand
oder Schreibmaschine ausgefüllt und die
Bescheide werden in das Rückscheinkuvert
eingegeben danach wird eine Liste geschrieben
für alle Bescheide damit diese später
nachvollzogen werden können (Schluck Bier.
Doppelschnauf) jetzt werden die Bescheide
zur Post gebracht falls die noch nicht zu hat
sonst halt am nächsten Tag danach trudeln
dann langsam die Rückscheine über Tage
verteilt ein die wir dann bei den betroffe-
„Klingt
spannend.
Ist aber
weder
sinnvoll
noch handelt
es
sich dabei
um echte
Digitalisierung“,
repliziert Georg und erzählt, wie das in
Vordermberg abläuft:
„Einheitswertbescheide kommen automatisch
und direkt aus dem FinanzOnline in den
Posteingang vom System. Dort werden diese
kurz kontrolliert und registerbasiert gegengecheckt.
Sobald das erledigt ist, werden
die Bescheide ins Versandcockpit geklickt,
und von da weg kann im Versandcockpit
der Status jeder Sendung nachverfolgt werden.
Rückscheine kommen digital zurück
und werden automatisch dem Akt zugewiesen.“
Das war’s. Genau drei Schritte.
Rums. Bums. Fertig.
Effizient. Schnell.
Automatisiert.
Fehlerfrei. Rechtssicher
. Eh klar !
Wie kann denn so was funktionieren? Vermutlich
arbeitet Karl mit einem System
aus dem letzten Jahrtausend. Auch diese
Systeme entwickeln sich. Sie bleiben aber
in ihrer Systemarchitektur einfach alt. Da
können sie noch so schön ausschauen. „Vor
zwei Jahren ist mir um meinen Automotor
herum das Auto komplett zusammengerostet.
Dann habe ich einfach ein Auto ohne
Motor gekauft und dieses um den Motor
herum gebaut. Schaut gut aus. Geht aber
nicht“, hat wer gesagt, den wir nicht kennen.
Heute programmiert man komplett
anders. Offen. Durchgängig. Eine zentrale
Datenbank. Registereingebunden. Doppik
als Ausgangsbasis. VRV2015 fit. Eine
Benutzeroberfläche für die Hauptbereiche.
Echte Anbindung von Fremdsystemen. Eben
echte und sinnvolle Digitalisierung.
„Irgendwie war Programmierung früher wie
ein geschlossener Kasten. Heute schaut das
in etwa so aus wie das Virus, das da mal
grassiert ist. Wie hieß das nochmal gleich?“,
fragt Georg. „Keine Ahnung“, sagt Karl. „Zwei
Corona! Bitte!“, brüllt Karl zur Theke. „Aber
eins musst du mir jetzt noch sagen, Georg.
Wo bekomme ich denn dazu mehr Informationen?“
Georg hat damit schon gerechnet,
denn jeder, dem er das im Detail erzählt, will
diese Lösung haben. „Hier. Lies das Magazin.
279.tirol. Da findest du alles dazu. Und
dann ruf den Rathgeb an.“ „Der heißt Rathgeber.
Den Namen Rathgeb gibt es nicht!“
...
„Georg! Bist endlich daheim? Und wie war
es mit Karl? Hast es ihm so erklärt, wie ich
es dir erklärt habe?“ Na ja. Mal ganz ehrlich.
Georg hat sein ganzes Wissen eigentlich
von seiner Frau Gisela. Eh wie im richtigen
Leben auch …
Corona-Bier fast fertig. „Du, Georgie! Wie
war das denn, als ihr auf diese Lösung
umgestellt habt? War das aufwändig?“
„Mein Freund. Karli. Das war schon einiges
an Arbeit. Weißt, das alte System hat
fehlerhafte Datensätze zugelassen. Die
richtigzustellen, das war echt hart. Aber
jetzt läufts. Wir sind wesentlich schneller.
Und vor allem fehlerfrei. Damit rechtssicher“,
meint Georg final. Fast …
FAST SCHON SAMSTAG. FINS-
TERSTE NACHT. 23.50 UHR.
UMGESTELLT AUF SELBSTBE-
DIENUNG.
Der Karl hört nicht auf zu fragen. „Du,
Schorsch. Du hast heute mal was
von VRV2015 geredet. Ich bin ja kein
Bilanzbuchhalter. Aber in meiner Eröffnungsbilanz
steht unser negatives Kontokorrentkonto
auf der Aktivseite mit
einem Minus davor. Irgendwie schon
komisch. Oder?“ „Karli Bua. Da hast
wohl recht. Weißt eh. Deine Software
kommt aus der Kameralistik und wurde
halt irgendwie zur Doppik umgebaut.
Kann schon sein, dass das einfach
technisch nicht geht. Ist natürlich
vollkommen falsch. Unsere war schon
immer doppisch. Da ist das selbstverständlich
richtig dargestellt. Es gibt ja
kein Minusvermögen. Oder doch?“
„Der weltraum.
unendliche weiten. wir
schreiben das jahr 2200.”
„Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner
400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist,
um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen.
Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in
Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
AUTOR ALOIS RATHGEB
13
14
tirol.digital tirol.digital
15
DIGITAL
3.
IN GEMEINDEN
KOMMUNIZIEREN
ALPENGRENZGANG
ZUM AUTOR
MAG. MARTIN WEX
Martin Wex ist seit 2019 bei der GemNova im Bereich
Digitalisierung tätig. Darüber hinaus ist er Landtagsabgeordneter
und Vizebürgermeister von Schwaz.
Kontakt: m.wex@gemnova.at
Teil 1: Information
BILD: (© TVB Silberregion Karwendel
Kommunikation ist ein
Schlüsselfaktor für den
Erfolg von Gemeinden.
Je besser die Gemeinde in der Lage ist,
Informationen intern auszutauschen
und nach außen, in Richtung Bürger,
zu kommunizieren, desto effizienter
und bürgerfreundlicher wird sie sein.
Im Zuge der Covid-19-Maßnahmen, bei
denen die Mobilität und persönlichen
Kontakte stark eingeschränkt wurden,
zeigten sich rasch die Vorteile und
Schwachstellen digitaler Kommunikation
auf lokaler Ebene. Ein Statusbericht
anhand der Silberstadt Schwaz.
Gerade in Krisenzeiten und bei außergewöhnlichen
Ereignissen gilt es die Bevölkerung
rasch und klar zu informieren. Was
überregional über Funk, Fernsehen und
Internet passiert, kann und muss auf regionaler
Ebene verstärkt und gegebenenfalls
konkretisiert werden. Eine wesentliche Rolle
dabei spielt die eigene Website. Gänzlich
im Einflussbereich der Gemeinde kann
sie selbst über deren Inhalt (Content) und
deren Verfügbarkeit entscheiden. Soziale
Medien wie Facebook verbreitern zwar
den Adressatenkreis erheblich, ob, wann,
und wo ihre Botschaften ausgespielt werden,
bestimmen Sie als Gemeinde jedoch
nur noch bedingt selbst.
Seit Beginn der Pandemie bündelt die
Silberstadt Schwaz alle ihre Covid-19-Informationen
übersichtlich und verständlich
ausformuliert unter www.schwaz.
at. Ein einfach zu bedienendes Content-
Management-System (CMS) zur Wartung
der Inhalte erleichterte den bereits
vorab definierten „Redakteuren“ aus der
Verwaltung und dem Stadtmarketing die
Aktualisierung. „Ich kann allen Gemeinden
nur empfehlen, schon in ruhigen Zeiten
zu definieren, wer, wann und wie für
die Kommunikation nach außen zuständig
ist, und das auch zu üben. Der Vorteil
neuer CMS ist ja, dass grundsätzlich
jeder, auch über sein Handy, Daten einpflegen
kann. Es braucht jedoch klare
Regeln“, so Verena Mayrhofer, Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit der
Stadt Schwaz. „Neben jenen Informationen,
die wir veröffentlichen müssen,
z. B. über die digitale Amtstafel, bieten
wir auch Inhalte, die von vielen gewünscht
und nachgefragt werden. Waren es vor
Corona noch die Hochzeitsfotos, so wollten
die Schwazer im Lockdown wissen,
welche Geschäfte geöffnet haben, wer
liefert, Selbstabholung ermöglicht oder
den Silberzehner (Schwazer Gutscheinwährung)
akzeptiert. Diese Informationen
konnten wir binnen weniger Tage sammeln
und über eine Datenbank zugänglich
machen. Nunmehr sind die Betriebe
selbst für die Aktualität der Daten und
Angebote verantwortlich“, berichtet Manfred
Berkmann, Geschäftsführer der Saalund
Stadtmarketing GmbH der Stadt
Schwaz (https://www.kaufinschwaz.at/).
Für ihn ist klar, dass Informationen immer
mehr mobil abgerufen werden und die
klassische Nutzung am PC bereits überholt
hat. Ein dynamisches Design sollte
darauf Rücksicht nehmen und auch
andere Ausgabequellen wie Infotermi-
LINKS: Mag. Verena Mayrhofer kümmert sich um
alle Angelegenheit der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
in der Stadtgemeinde Schwaz.
(© Gemeinde Schwaz)
OBEN: Digitale Infosäulen im öffentlichen Bereich
versorgen die Bürger*innen mit aktuellen Informationen.
(© Martin Wex)
Die erste Adresse
für leistbares Wohnen
16 tirol.digital
Axams, Pafnitz, 37 Mietwohnungen
„Wohnen am Park“ Innsbruck, Andechsstraße,
118 Miet-, 53 Eigentumswohnungen,
sechs Gewerbeeinheiten
5-Euro-Wohnbau Haiming, Zwieselweg,
23 Miet wohnungen
Fügen, Feldweg, 18 Mietwohnungen
Natters, Wohn- und Pflegeheim Haus Maria,
40 Pflegebetten, acht Tagesbetreuungsplätze,
14 Einheiten für betreubares Wohnen, Arztpraxis
„Haus der Generationen“ Volders, 13 Mietwohnungen,
Kinderbetreuungseinrichtungen, Vereinsräumlichkeiten
Umhausen, Platzl, 24 Mietwohnungen
Wörgl, Südtiroler Siedlung, BA 1a, Josef-Steinbacher-Str.,
65 Mietwohnungen, eine Einheit für den Jugendtreff
Wörgl, Urban Gardening
Kundl, Dr. Franz-Stumpf-Straße,
14 betreubare Mietwohnungen, Arztpraxis
Wenn es um leistbaren Wohnraum für die Tirolerinnen und Tiroler geht, ist die NEUE HEIMAT TIROL der erste Ansprechpartner.
In über 100 Tiroler Gemeinden wurden bereits Projekte umgesetzt. Ein weiteres Geschäftsfeld
ist die Errichtung von kommunalen Einrichtungen wie z.B. Wohn- und Pflegeheimen, Kinderbetreuungsstätten
und betreubaren Wohnungen.
NEUE HEIMAT TIROL Gemeinnützige WohnungsGmbH . Gumppstraße 47 . 6020 Innsbruck . neueheimat.tirol
bezahlte Anzeige
Fotos: NHT/2quadrat, Pauli, Oss, Härting
nals, Monitore und TV-Geräte bedienen
können. Intelligente Eingabetools („all in
one“) unterstützen bei der koordinierten
Bespielung mehrerer Kanäle und Ausgabegeräte.
Spannend dürfte in Zukunft die Frage
sein, wie wir zu unseren Informationen
kommen. Big Data, kombiniert mit künstlicher
Intelligenz und annotierten Inhalten
(Wissensgrafen), eröffnen neue Möglichkeiten.
Sprachgesteuerte Assistenten
(Alexa etc.) und Chatbots zeigen, wohin in
diesem Bereich die Reise geht.
Ende 2017 hat die Stadt Wien einen eigenen
Sprachassistenten als App auf den
Markt gebracht. Den WienBot kann man
nach Parkgebühren und Eintrittspreisen,
Öffnungszeiten und Veranstaltungen fragen.
Man kann sich von ihm im Stadtplan
den nächsten Trinkbrunnen oder Müllsammelstellen
in der Nähe anzeigen lassen,
wann die nächste U-Bahn fährt und
wie man am schnellsten in den Wiener
Prater kommt. Das und noch viel mehr
beantwortet der WienBot kurz und prägnant
direkt in der App.
Technische, juristische und
inhaltliche Fragen sollten
im Vorfeld geklärt werden.
Zur raschen Übermittlung von Daten und
Nachrichten haben sich zu den sozialen
Plattformen wie Facebook, Twitter oder
Instagram auch Messengerdienste hinzugesellt.
Immerhin 50 Prozent der Gemeinden
greifen darauf zurück –aufgrund seiner
Verbreitung meist auf WhatsApp (6
Millionen User in Österreich) und in letzter
Zeit aus datenschutzrechtlichen Gründen
auch immer öfter auf Signal, Telegram
oder Threema. Meist kommen Messengerdienste
noch zur internen Kommunikation
in kleinen Gruppen zum Einsatz.
1. Information
2. Kommunikation
Der Einsatz dieser Dienste als Infokanal,
zu dem sich Bürger*innen aktiv anmelden,
wird erst von wenigen Gemeinden
genutzt. Dabei einfach loszulegen wäre
jedoch ein Fehler. Technische, juristische
und inhaltliche Fragen sollten im Vorfeld
geklärt werden. Nicht einmal 6 Prozent der
Gemeinden nutzen Videoportale wie Youtube.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass
Bewegtbilder, sprich Videos, in Zukunft an
Bedeutung gewinnen werden, zumindest
wenn es um das Vermitteln von Emotionen
geht.
Kurze, knackige Videobotschaften werden,
insbesondere was die Positionierung
der Gemeinde und die laufende Berichterstattung
betrifft, Texte und zum Teil
auch Bilder ablösen. Schon jetzt werden
Wetterkameras, Erklärvideos und kurze
Seitenblicke am meisten geklickt. Mit
der steigenden Anzahl von Videocontent
ist der Weg zum eigenen Gemeinde-TV-
Kanal nicht weit.
Mit steigenden Bandbreiten und
erschwinglicher Technologie steigt das
Interesse an Liveübertragungen. Sportund
Kulturveranstaltungen sind dabei
ebenso Thema wie die Übertragung von
Gemeinderatssitzungen. Spätestens seit
dem viel zitierten Internet 2.0, dem „Mitmach-Internet“,
das für interaktive und
kollaborative Elemente im Internet steht,
geht es nicht mehr nur darum, die Bürger*innen
zu informieren, sondern ihn
aktiv einzubinden. Die Gemeinde tritt in
einen Dialog mit den Bürger*innen.
3. Transaktion
4. Personalisierung
Gleichzeitig fördert und schafft die Digitalisierung
gänzlich neue Möglichkeiten
der Zusammenarbeit von Verwaltungseinheiten
und angeschlossener Organisationen.
Was vor Corona kaum genutzt und
vorstellbar war, ist zwischenzeitlich zur
Selbstverständlichkeit geworden: Videokonferenzen,
Homeoffice, virtuelle Teams
und die Nutzung von Online-Verfahren.
Worauf es dabei ankommt und welche
Möglichkeiten Gemeinden dabei nutzen
sollten, erklären wir Ihnen in Teil 2.
„Gut gemachte Videos erregen
sehr große Aufmerksamkeit.
Das Zielpublikum kann auf einer
persönlichen Ebene direkt angesprochen
werden. Videos fördern
daher Beziehungen und schaffen
Vertrauen. Außerdem können mit
Bewegtbildern viel stärker Emotionen
geweckt werden. Man
kann einfacher Glaubwürdigkeit
aufbauen und viel Inhalt in kurzer
Form verpacken. Mit qualitativ
hochwertigen Videos gelingt es
weitaus besser, komplexe Sachverhalte
zu erklären.“
MANFRED SCHIECHTL
GEMNOVA
17
18 tirol.digital tirol.digital
19
Die Pitztaler Gemeinden bereiten
sich derzeit intensiv auf
mögliche künftige Krisen vor
und arbeiten daran, eine Notfallstruktur
bzw. Notfallpläne aufzubauen
bzw. zu erstellen.
Vorausschauende
Gemeindepolitik
PITZTALER GEMEINDEN BEREITEN
SICH AUF MÖGLICHEN BLACKOUT VOR
Im Fokus steht dabei die realistische
Gefahr eines Blackouts, also wenn die
Stromversorgung aufgrund äußerer Einflüsse
für längere Zeit zusammenbricht.
Ein längerfristiger Stromausfall hat weitreichende
Folgen für die gesamte kommunale
Infrastruktur. Deshalb ist es äußerst
wichtig, sich auf dieses Szenario rechtzeitig
vorzubereiten.
Das Pitztal wurde im Zuge des Projektes
„Interreg Alpine Space – SMART Villages“
als Pilotregion ausgewählt. Das Projekt
gliedert sich in vier Arbeitspakete:
1.) Entwicklung einer Vision und der
Digitalen Region Pitztal, 2.) Gemeindeaufgaben
im digitalen Wandel, 3.)
Erhebung des digitalen Status der
Gemeinden und 4.) Maßnahmenplan zur
Etablierung von Smart Government.
„Mit den Themen
von Smart
Government gehen
die Pitztaler
Gemeinden wieder
einen Schritt nach
vorne und erarbeiten
nachhaltige
Lösungen für die
Zukunft. An einer
vernetzten und digitalen
Infrastruktur
führt kein Weg
vorbei.“
BILD: (© TVB Pitztal / Chris Walch)
Das Ziel des Projektes ist es, den Pitztaler
Gemeinderät*innen Handlungsempfehlungen
und Maßnahmenpakete zur Diskussion
vorzulegen, um weitere Schritte
in Richtung einer nutzerfreundlichen und
effizienten Verwaltung zu initiieren.
In einem ersten Schritt wurde eine Ist-
Stand-Analyse des derzeitigen digitalen
Status der Gemeinden durchgeführt. Dazu
wurden Befragungen der Bürgermeister*innen
sowie diverser Institutionen der Region
durchgeführt. Anhand der Erkenntnisse
wurden 16 Handlungsfelder formuliert. Im
Zuge eines Workshops wurden die Themen
aufgrund ihrer Wichtigkeit von den Bürgermeister*innen
priorisiert. Drei Handlungsfelder
wurden zu Schwerpunktthemen
erklärt: digitale Infrastruktur, digitales Amt
und Bürgerservice. „Die Pitztaler Gemeinden
machen bereits sehr viel gemeinsam,
zum Vorteil des gesamten Pitztals. Mit den
Themen von Smart Government gehen die
Pitztaler Gemeinden wieder einen Schritt
nach vorne und erarbeiten nachhaltige
Lösungen für die Zukunft. An einer vernetzten
und digitalen Infrastruktur führt kein
Weg vorbei. Die GemNova, das Unternehmen
der Tiroler Gemeinden, unterstützt bei
diesem europäischen Interreg-Projekt die
Pitztaler Gemeinden bei der Umsetzung,
im Auftrag der Standortagentur Tirol und
Regionalmanagement Imst.
Großes Augenmerk wird nun bei den weiteren
Arbeiten vor allem auf den Aspekt
Notfallmaßnahmen bezüglich kommunaler
Infrastruktur gelegt, der sowohl Schwerpunktthema
eins wie Schwerpunktthema
drei sehr stark betrifft. Die ersten Handlungsempfehlungen
besagen, dass hinsichtlich
eines Blackouts den Gemeinden
empfohlen wird, sich frühzeitig mit dieser
Thematik zu beschäftigen, um auf die
Auswirkungen eines möglichen Stromund
Infrastrukturausfalls entsprechend
reagieren zu können. Erfahrungen zeigen,
dass durch die Auseinandersetzung ein
Mehrwert gewonnen werden kann und
sich dadurch Strom- und Infrastrukturausfälle
effizienter bewältigen lassen.
Beispielsweise erleichtert ein bereits
eingerichtetes Krisenmanagement und
eingespielte Abläufe in der Gemeinde den
Umgang mit möglichen Störungen. Als
Erstes wird die genaue Evaluierung des
Ist-Standes empfohlen. Es braucht eine
gemeinsame „Karte“, die einen Überblick
über die Einrichtungen und Anlagen des
gesamten Pitztals gibt.
In weiterer Folge gilt es, detaillierte Notfallpläne
für die kommunale Infrastruktur
auszuarbeiten. Bei Eintritt einer Störung
wie beispielsweise eines Blackouts soll
jeder und jede im Tal genau informiert
sein, wie vorgegangen wird, um die Folgen
abzumildern. Die vier Bürgermeister der
Gemeinden Arzl im Pitztal, Jerzens, St.
Leonhard im Pitztal und Wenns – Josef
Knabl, Karl Raich, Elmar Haid und Walter
Schöpf – sind überzeugt, mit den derzeit
durchgeführten Maßnahmen wertvolles
Bürgerservice zu schaffen. Denn: „Speziell
in der Corona-Zeit hat sich das Bewusstsein
und die Wertschätzung des Bürgers
positiv verändert. Die unsichere Zeit hat
gezeigt, wie wertvoll die Versorgung mit
Lebensmitteln, Strom, Wasser und Internet
sowie die funktionierende Abfall- und
Abwasserbeseitigung ist.“ Und dieser
Mehrwert soll nun auch auf andere Krisensituationen
übertragen werden, damit
sich die Bürger*innen auch weiterhin in
Ausnahmefällen bestens betreut fühlen.
ZUM AUTOR
MICHAEL KIRCHMAIR
Michael Kirchmair ist Experte im Bereich Informations-
und Kommunikationstechnologie und
unterstützt mit seinem Know-how eine Vielzahl
von Digitalisierungsprojekten. Er ist seit 2013
bei der GemNova und ist somit ein „alter Hase“
im kommunalen Umfeld.
Kontakt: m.kirchmair@gemnova.at
20 tirol.digital tirol.digital
21
EINE DATENZENTRALE
NAMENS GEORG
GARANT FÜR EFFIZIENTE VERWALTUNG
Effizienz ganz allgemein betrachtet bedeutet, dass der Nutzen den Aufwand
übersteigt. Dieses Prinzip ist gerade in den aktuell schwierigen Zeiten
ein wichtiges Maß, wenn es um die Einteilung der knappen Ressourcen
der Mitarbeiter*innen der Gemeindeverwaltung geht.
ZUR AUTORIN
DIPL.-KFR.
VERENA KAISER
Verena Kaiser ist Projektverantwortliche
im Team Digitalisierung
und seit 2020 bei der GemNova.
Kontakt: v.kaiser@gemnova.at
„Die Corona-Krise zeigt einmal mehr, wie
viele komplexe Aufgaben die Mitarbeiter*innen
der Gemeinden zu erledigen
haben. Gerade in solchen Zeiten wünscht
sich jeder Bürgermeister und jede Bürgermeisterin
für die Gemeinde eine effiziente
Verwaltung“, bringt es etwa der Präsident
des Tiroler Gemeindeverbandes und Bürgermeister
in Sölden, Ernst Schöpf, auf
den Punkt. Wie kann eine hohe Effizienz
in der Gemeindeverwaltung erreicht werden?
Und was darf nie der Effizienz geopfert
werden? Die Antwort klingt einfach,
eine gelungene Umsetzung ist jedoch oft
mühsam und kompliziert: Standardprozesse
müssen automatisiert werden, Dateneingaben
sollten nur einmal erfolgen und
Ablagesysteme müssen in den Arbeitsprozess
integriert sein. Denn jeder zusätzliche
Schritt kostet Effizienz und raubt
den Mitarbeiter*innen in den Gemeinden
Zeit. Und das alles unter den obersten
Prämissen im Gemeindeamt: Rechtssicherheit
und Qualität.
Genau diese Anforderungen erfüllt Georg.
Die moderne Verwaltungssoftware zeichnet
sich u. a. dadurch aus, dass sämtliche
für die Gemeinde relevanten Daten nur
in einer Datenbank verarbeitet werden.
Georg zapft dafür die Register wie das
zentrale Melderegister, das AGWR, das
Grundbuch, das Firmenregister, Finanz-
Online und weitere für die jeweiligen Prozesse
notwendige Register an. Das hilft
bei der Schaffung von Effizienz und verringert
ganz klar das Fehlerrisiko (etwa
durch falsch geschriebene Namen).
Dadurch ergeben sich für Gemeinden
eine ganze Reihe von Vorteilen:
+ Es findet echte, sinnvolle Digitalisierung
statt, denn die Daten werden in
den Registern gepflegt und müssen
nicht noch einmal in der Verwaltungssoftware
„nachgezogen“ und laufend
abgeglichen werden.
+ Jede Abteilung der Gemeinde arbeitet
nicht nur mit einheitlichen, sondern
auch mit korrekten Daten.
+ Prozesse können viel einfacher automatisiert
werden.
+ Ein sehr wesentlicher Aspekt: Die verarbeiteten
Daten sind rechtlich korrekt
verwendet und erfüllen die Anforderungen
der Bundesabgabenordnung.
Wie kann eine
hohe Effizienz in
der Gemeindeverwaltung
erreicht
werden? Und was
darf nie der
Effizienz geopfert
werden?
Was sagen die Expert*innen? Welche Prozesse
werden nun beispielsweise automatisiert?
Christian Lechner, einst selbst
Amtsleiter, kennt die Probleme nur zu gut,
die Gemeindemitarbeiter*innen oft plagen.
„AUS DER VERWENDUNG VON
NUR EINER SOFTWARE UND
EINER DATENBANK RESUL-
TIEREN GROSSE VORTEILE.
ES MÜSSEN KEINE BARCODES
ODER NUMMERN VERWENDET
WERDEN, UM DATEN, DIE
ZUSAMMENGEHÖREN,
MITEINANDER ZU VERBINDEN.
BEISPIELSWEISE EINE
BUCHUNG MIT DEM ENTSPRE-
CHENDEN BELEG.“
„Weiteres Beispiel: Wenn sowohl das
Bauamt als auch die Gemeindebuchhaltung
im selben System arbeiten, werden
Rechnungen vom Bauamt direkt in der
Buchhaltung verbucht. Das Eingreifen des
Buchhalters ist nicht mehr notwendig“,
schildert der GemNova-Experte einen der
großen Vorteile von Georg. Sein Kollege
Georg Hochfilzer legt nach: „Ein weiterer
Vorteil von Georg besteht darin, dass
Unterlagen aus finanzonline und dem
Unternehmensserviceportal direkt in den
Posteingang eingespielt und zur weiteren
Verarbeitung bereitgestellt werden. Automatisierte
Prozesse sind hier beispielsweise
bei der Grundsteuer hinterlegt,
sodass etliche ‚analoge‘ Arbeitsschritte in
der Gemeinde eingespart werden. Neue
Bescheide bzw. Eigentümerwechsel werden
den Mitarbeiter*innen in der Finanzabteilung
zur Kenntnis mitgeteilt, die langwierige
Arbeit, jeden Bescheid manuell zu pflegen,
entfällt. Somit vermindert dieser Prozess
beispielsweise zusätzlich sehr stark das
Risiko einer potenziellen Verjährung durch
ungenügend konsolidierte Daten.“
Welche Vorteile sich für die Gemeindeleitung
ergeben, darauf hat der GemNova-
Finanzexperte Christoph Carotta eine klare
Antwort: „Neben der höheren Effizienz der
Verwaltung haben der Bürgermeister, der
Amtsleiter oder auch der Abteilungsleiter
die genaue Übersicht über das Budget. Bei
jeder Rechnung, die freigegeben wird, ist
eindeutig ersichtlich, ob auf der betreffenden
Kostenstelle noch genügend Budget
vorhanden ist.“
Um mit der Automatisierung von Prozessen
überhaupt beginnen zu können, müssen
die Daten aller Register überprüft und
gegebenenfalls korrigiert werden. Nur mit
korrekten Daten können automatisierte
Prozesse einwandfrei laufen. Die AGWR-
Daten sind beispielsweise die Grundlage
für die automatisierte Berechnung von
gebäudebezogenen Gebühren (z. B. Müllgrundgebühr).
Einmal vernünftig gepflegt
und die Regeln aus der Verordnung hinterlegt,
kümmert sich Georg vollautomatisch
im „Regelbetrieb“ um die gesamte
Abwicklung. Das Team der GemNova hat
zuletzt sehr viele praktische Erfahrungen
in Sachen gepflegter Registerdaten
gesammelt. Das Team steht mit diesem
umfangreichen Wissen – wenn gewünscht
– nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat
zur Seite. Etwa für die Analyse von bestehenden
Registern inklusive Durchführung
von Plausibilitätsprüfungen.
GERNE STEHEN FÜR
WEITERE INFORMATIONEN
ZUR VERFÜGUNG:
Gabriele Kaplenig (g.kaplenig@
gemnova.at), Verena Kaiser
(v.kaiser@gemnova.at), Norbert
Pfleger (n.pfleger@gemnova.at)
von Open Digital oder Ihr Gemeindebetreuer
der GemNova.
AGWR
GRUND-
BUCH
UR
ZMR
DATEN-
SATZ
22 tirol.digital tirol.digital
23
WARUM
UM ALLES IN DER WELT BIN ICH EIN BLAUER KRAKE?
Kinder,
was ist das
AGWR*?
Ohhhhh Mann, Papa,
das wissen wir
schon lange! Bitte eine
schwerere Aufgabe!
2
Einmal gelernte Fähigkeiten
werden von Generation zu
Generation weitergegeben.
* Das Adressregister und das Gebäude-
und Wohnungsregister ist eines
der wichtigsten Register für die
automatisierten Prozesse in Georg.
Gestern hab ich in den Spiegel geschaut und mich gefragt,
wieso ich eigentlich so aussehe, wie ich aussehe. Was
haben sich die Tiroler dabei gedacht, aus mir ein blaues
krakenähnliches Tier zu machen?
Also hab ich mich auf die Suche nach einer Erklärung gemacht. Geschaffen
haben mich meine Patinnen und Paten von der OpenDigital. Die haben mich
von klein auf mit meinen Funktionsweisen, meinem Daseinsgrund und meinen
Besonderheiten großgezogen. Und mittlerweile bin ich, so sagen sie, nicht mehr
aus der OpenDigital-Familie wegzudenken.
Kraken haben acht Arme, die
sie unabhängig voneinander
bewegen können. Sie können
dadurch viele Aufgaben gleichzeitig
lösen.
3
4
1
Kraken sind richtig intelligente Tiere.
Das Gehirn von Kraken ist besonders leistungsfähig.
Sie bewältigen Irrgarten-Probleme
besser als die meisten Säugetiere.
Sie haben ein mehrteiliges Herz.
Fällt ein Teil aus, kann der andere
Teil einspringen. Keine Ausfälle bei
Georg und ein großes Herz bedeuten
Ausfallsicherheit und Platz für jeden.
Georgs Herz schlägt
für Tirols Gemeinden
Jetzt ist doch eigentlich alles klar! Ich führe euch
aufgrund meiner hervorragenden Intelligenz durch den
Irrgarten der Gemeindeverwaltung. Meine acht Arme
unterstützen euch bei den unglaublich vielen und unterschiedlichen
Aufgaben, die immer mehr werden. Diese
Aufgaben erledige ich auch noch im Rekordtempo, weil
ich meine Arme ja unabhängig voneinander bewegen
kann und mehrere Aufgaben auf einmal löse. Und wenn
ich erst mal alle Daten aufgesaugt und richtig verknüpft
habe, dann vergessen weder ich noch meine Nachkommen,
wie die Abläufe sind. Mein mehrteiliges Herz trägt
dazu bei, dass ich immer für euch da bin und alle von
euch in mein Herz schließen kann.
24
tirol.digital tirol.digital
„DAS NEUE
AMTSDEUTSCH“ –
EINFACH UND LEICHTE
SPRACHE IM EINSATZ
IN DEN GEMEINDEN
Neben den technischen Voraussetzungen
der digitalen Barrierefreiheit
wurde in den letzten Jahren
das Konzept der einfachen und
leichten Sprache entwickelt. Somit
ermöglicht man Menschen mit
Lese- und Verständnisschwäche,
Menschen mit Behinderungen,
ältere Menschen oder auch Menschen
mit Migrationshintergrund
das Verstehen schriftlicher Texte.
Viele Behörden, Nachrichtenseiten
und auch private Unternehmen bieten
heute bereits Informationen in
einfacher und leichter Sprache an.
Die Gemnova-Expertin Dr. Monika
Matzegger hat einen Workshop
entwickelt, der Mitarbeiter*innen in
den Gemeinden auf den Einsatz der
einfachen und leichten Sprache vorbereitet.
Es werden Begrifflichkeiten
geklärt, warum der Einsatz der einfachen
und leichten Sprache immer
mehr an Bedeutung gewinnt und
welche Zielgruppen sie hat. Nachdem
aktuelle Regelwerke erklärt und
die wichtigsten Regeln besprochen
wurden, geht es für die Teilnehmer*innen
an die Textarbeit. Texte
aus dem Alltag im Amt werden
analysiert und in zielgruppengerechte
Sprache gebracht. Nach den
Workshops sollen selbständig Texte
bearbeitet und Texte in verständlicher
Sprache verfasst werden können.
Ziel ist die Sensibilisierung für die
einfache und leichte Sprache und
einen bewussten Umgang damit.
Informationen dazu bei
c.eder-haslehner@gemnova.at
DIGITALE
BARRIEREFREIHEIT –
VERPFLICHTEND FÜR
ALLE GEMEINDEN
Laut Tiroler Antidiskriminierungsgesetz müssen bereits
seit 2005 alle Dienstleistungen und Güter öffentlicher
Einrichtungen barrierefrei zugänglich sein. Das gilt auch
für Websites. Eine EU-Richtlinie von 2018 gibt zur Umsetzung
dieses Vorhabens gezielte Maßnahmen vor. Im Land
Tirol ist die Ombudsstelle für barrierefreies Internet mit
diesem Thema betraut.
ZUR AUTORIN
DANIELA FRIEDLE, MA
Daniela Friedle ist Expertin für
digitale Barrierefreiheit und
leitet die Ombudsstelle für barrierefreies
Internet und mobile
Anwendungen im Land Tirol.
BILD: © Berger
Was bedeutet Barrierefreiheit im
Internet?
Blinde Menschen bzw. Menschen mit
beeinträchtigter Sicht verwenden Programme
(sog. Screenreader), die ihnen
Website-Texte vorlesen. Diese Texte müssen
aber so aufbereitet und eingepflegt
werden, dass die Programme Zugriff auf
die Informationen haben. Zum Beispiel
lassen sich Bilder nicht lesen – für sie
müssen daher Alternativtexte vorhanden
sein, die beschreiben, was auf einem Bild
zu sehen ist. Die richtige Verwendung von
Überschriften und Navigationselementen
ist essenziell – eine falsche Umsetzung
bedeutet für blinde Menschen, dass sie
Websites und Dokumente auf der Suche
nach Informationen von oben bis unten
durchlesen müssen und nicht schnell zwischen
den einzelnen Inhalten navigieren
können. Auch wenn Text zu klein geschrieben
ist, haben Menschen mit einer Seheinschränkung,
aber auch ältere Menschen
Probleme, um hier nur ein Beispiel
zu nennen.
Müssen Websites barrierefrei sein?
Öffentliche Stellen in allen EU-Ländern
müssen die EU-Richtlinie (EU) 2016/2102
für digitale Barrierefreiheit auf Websites
und in Mobile-Apps umsetzen. Die Richtlinie
wurde auf Landesebene durch § 14b
zum barrierefreien Zugang zu Websites
und mobilen Anwendungen im Tiroler
Antidiskriminierungsgesetz umgesetzt.
Die Richtlinie sieht außerdem ein regelmäßiges
Monitoring über den Umsetzungsstand
in den Mitgliedstaaten vor.
Personen, die sich durch Gestaltung und
Nutzungseinschränkungen benachteiligt
fühlen, stehen rechtliche Schritte zur Verfügung.
Sie können sich zunächst an den
Inhaber der Website wenden (dieser muss
aus der Barrierefreiheitserklärung hervorgehen)
– und wenn es hier keine zufriedenstellende
Ausräumung der Barriere
gibt – an die Ombudsstelle für barrierefreies
Internet und mobile Anwendungen.
Ombudsstelle für barrierefreies Internet
Die Ombudsstelle für barrierefreies Internet
und mobile Anwendungen ist bei der
Servicestelle Gleichbehandlung und Antidiskriminierung
im Land Tirol angesiedelt.
Sie ist Beschwerdestelle und Monitoringstelle.
Sie überwacht, inwieweit Websites
und mobile Anwendungen, die in den
Anwendungsbereich der Richtlinie fallen,
barrierefrei sind. Hierzu wird regelmäßig
ein Bericht erstellt, den die Europäische
Kommission von allen Mitgliedstaaten
bekommt. Zudem ist ein wichtiger Aufgabenbereich
die Aufklärung über das Thema
digitale Barrierefreiheit. Hierzu wurden u. a.
Gemeinden bereits über die Verpflichtung
zur Barrierefreiheit informiert und eine
Schulung angeboten. Für Herbst 2021 sind
weitere Schulungen geplant.
Was bedeutet das für Gemeinden?
In Zeiten fortschreitender Digitalisierung
und eingeschränkter Mobilität wird es
immer wichtiger, dass allen Bürger*innen
der Zugang zum Internet gewährleistet
wird – unabhängig von Alter, Bildung, Herkunft
oder Behinderung. Für Gemeinden ist
es daher wichtig, Folgendes zu beachten:
+ Richtlinien für barrierefreies Internet
WCAG 2.1 AA: Als barrierefrei gilt eine
Website, wenn sie den Erfolgskriterien
der Richtlinie für barrierefreie Inhalte
WCAG 2.1 in der Konformitätsstufe AA
entspricht.
Tipp: Die einzelnen Erfolgskriterien
können Sie neben der offiziellen Seite
der WCAG in der „Schweizer Accessibility-Checkliste
2.1“ unter folgendem
Link nachlesen: https://a11y.digitaleschweiz.swiss/de/criteria/.
Diese
Website befindet sich zwar noch in
der Beta-Version, dennoch werden
die Erfolgskriterien sehr gut beschrie-
ben und eine Checkliste angeboten,
anhand derer man seine Website auf
Barrierefreiheit hin überprüfen kann.
+ Barrierefreiheitserklärung: Die Barrierefreiheitserklärung
ist ein Instrument,
um (noch) nicht gelöste Probleme klar
zu kommunizieren. Dabei kann darauf
hingewiesen werden, in welchem
Zeitraum mit einer Lösung gerechnet
werden kann. Eine Beispielerklärung
wird von der Europäischen Kommission
festgelegt, und jede öffentliche
Einrichtung ist verpflichtet, sie allen
Benutzer*innen zugänglich zu machen.
„In Zeiten
fortschreitender Digitalisierung
und eingeschränkter
Mobilität wird es immer
wichtiger, dass allen
Bürger*innen der Zugang
zum Internet gewährleistet
wird – unabhängig von Alter,
Bildung, Herkunft oder
Behinderung.“
25
+ Barrierefreie Dokumente: Das Thema
„Barrierefreies Internet“ betrifft
nicht nur die Redakteur*innen, die für
die Website verantwortlich sind. Auch
die Gestaltung von Word-Dokumenten,
PDF-Dokumenten, Einladungen im
PDF-Format und allen weiteren digitalen
Kommunikationsformen muss
barrierefrei sein.
Zur Umsetzung der genannten Bereiche
wird empfohlen, die Webentwickler der
Gemeinde-Website hinzuzuziehen.
Weiterführende Informationen u. a.
zur Barrierefreiheitserklärung und zu
barrierefreien Dokumenten finden Sie
auf folgender Website: www.tirol.gv.at/
gesellschaft-soziales/gleichbehandlung-antidiskriminierung/barrierefreies-internet/oeffentliche-einrichtungen/
26
tirol.blickt über die Grenzen
DAS DIGITALE BÜRGERSERVICE
DER GEMEINDE SAAS-FEE
ZUM AUTOR
GEORG KEUSCHNIGG
Georg Keuschnigg ist seit März
2020 freier Mitarbeiter bei
GemNova. Er war Abgeordneter im
Nationalrat und Bundesrat. Nach
seinem Ausscheiden aus dem Bundesrat
wechselte er zum Institut
für Föderalismus, wo er für Politik,
Kommunikation und Projektmanagement
zuständig war.
Kontakt: g.keuschnigg@gemnova.at
Die Digitalisierung ermöglicht
im Bürgerservice und in der
Gemeindeverwaltung viele neue
Chancen. Aber können da auch
kleine und kleinste Gemeinden
mithalten?
Die 1500-Einwohner*innen-Gemeinde Saas-
Fee, die sich selbst gerne als „Perle der
Alpen“ bezeichnet, hat schon sehr früh auf
Digitalisierung gesetzt und zwischenzeitlich
ein hohes Niveau erreicht. Georg Keuschnigg
hat darüber mit Gemeindeschreiber (Amtsleiter)
Bernd Kalbermatten gesprochen.
Herr Kalbermatten, Saas-Fee hat digital
viel zu bieten. Wie haben sich die
Services entwickelt?
Saas-Fee war im Jahre 1996 eine der ersten
Kleinstgemeinden, die ihre Informationen
über eine Homepage publiziert haben.
Im Jahre 2006 wurde in Zusammenarbeit
mit einer nationalen Unternehmung die
Homepage komplett überarbeitet, und
erstmals wurden diverse Online-Dienste
angeboten. Die Gemeinde Saas-Fee ist
mit ihrem Internetauftritt mit dem „Eugen“
2008 für ausgezeichnetes Electronic-
Government ausgezeichnet worden. In
den vergangenen Jahren haben wir unser
Angebot ständig erweitert, unter anderem
entspricht unsere Homepage den behindertengerechten
Anforderungen. So können
sich Besucher*innen unserer Seite
den Inhalt auch mittels eines Speakers
vorlesen lassen. Die Inhalte der einzelnen
Websites lassen sich problemlos auf
portablen Geräten (Laptops, Handys usw.)
ohne visuelle Einschränkungen anzeigen.
Zu den einzelnen Angeboten: Was wird
über den Online-Gemeindeschalter alles
abgewickelt?
Die Gemeinde Saas-Fee bietet in ihrem
Online-Schalter eine große Vielfalt an
Möglichkeiten an, die der einzelnen Person
den Gang auf die Gemeindeverwaltung
ersparen sollen. Neuzuzügler*innen haben
die Möglichkeit, sich online anzumelden,
Wegzügler*innen können sich abmelden,
Gesuchsformulare können online ausgefüllt
und übermittelt werden.
Saas-Fee verfügt über zwei spezielle
Online-Dienste. Welchen Nutzen bringen
sie?
Über Crossiety, dem digitalen Dorfplatz
versuchen wir, dass sich unsere Einheimischen
digital austauschen, den Vereinen
eine Kommunikationsplattform
geboten wird und über den Marktplatz
Gegenstände verkauft oder ausgetauscht
werden. Mit „Notify“ erhalten unsere Einwohner*innen
im Übrigen zeitnahe mittels
Push-Meldung wichtige Informationen
zu Straßensperrungen, Anlässen und
dergleichen.
Welches digitale Angebot wird von den
Bürger*innen am meisten genützt?
Wir wissen, dass von unseren 1500 Einwohner*innen
ca. 500 bei Crossiety registriert
sind und über 750 Personen sich
bei Notify registriert haben. Unsere Bevölkerung
wünscht eine zeitnahe Information,
die sie über unsere diversen digitalen
Kanäle jederzeit erhält.
Und was bringt die Digitalisierung bei der
Optimierung der Verwaltungsabläufe?
Die Digitalisierung hat den Vorteil, dass
auf der Gemeindeverwaltung weniger Frequenzen
zu verzeichnen sind, im Gegenzug
jedoch die digitalen Anfragen zeitnahe
bearbeitet werden können.
„Die Gemeinde
Saas-Fee ist mit ihrem
Internetauftritt mit
dem „Eugen“ 2008
für ausgezeichnetes
Electronic-Government
ausgezeichnet worden.“
BERND KALBERMATTEN
GEMEINDESCHREIBER VON
SAAS FEE,
berichtet über den digitalen
Bürger*innen-Service der Gemeinde.
(© Gemeinde Saas-Fee)
tirol.blickt über die Grenzen
Mit welchen Partner*innen arbeitet
Saas-Fee zusammen?
Wir arbeiten mit bekannten Dienstanbieter*innen
zusammen: Die Homepage wird
von I-weg.ch technisch serviciert, Informationen
über „Crossiety – der digitale
Dorfplatz“ und über Notify holen Sie am
besten über die Homepages der Anbieter*innen
ein: www.crossiety.ch und www.
messengerpeople.ch.
Saas-Fee plant, sich am Projekt
„Smart Villages“ zu beteiligen. Welche
Ziele verfolgen Sie damit?
Mit dieser Projektteilnahme erfolgt einerseits
der Gedankenaustausch mit anderen
Gemeinden in ähnlicher Situation,
wie wir sie haben. Zum anderen versuchen
wir, ein digitales Projekt umzusetzen,
welches für unsere Bürger*innen
einen Vorteil mit sich bringen soll. Aus
dem Projekt heraus entstanden ist unter
anderem die Realisierung eines Coworking-Angebotes
sowie der digitale Dorfplatz,
der mittlerweile zum Bestandteil
der internen und externen Kommunikation
gehört.
Wie weit sind Sie mit dem Coworking-
Angebot?
Das Angebot wurde leider aufgrund der
aktuellen Covid-Situation immer wieder
nach hinten verschoben. Aktuell
gehen wir davon aus, dass Saas-Fee auf
den Sommer 2021 hin entsprechende
Arbeitsplätze zur Verfügung stellen kann.
Abschließend: Wie ist es gelungen,
sich im digitalen Bereich so offensiv
aufzustellen?
Die operative Leitung der Gemeinde
Saas-Fee hat den permanenten Rückhalt
der strategischen Ebene, sprich des
Gemeinderats erhalten. Der Gemeinderat
unterstützt die Digitalisierung und
erkennt den Mehrwert dieser Dienste.
BILD: (© SaastalTourismusAG, levinstudio)
27
28 tirol.mobil
tirol.mobil
29
AUF ALLEN VIEREN
Schnee, Eis und glatte Straßen, aber auch bei unwegsamem Gelände: Ein Allradantrieb
verbessert maßgeblich die Fahrstabilität, hat aber durch das höhere Gewicht zumeist
auch einen gewissen Mehrverbrauch. Mit dem Suzuki Vitara gehören die höheren Verbrauchskosten
jedoch der Vergangenheit an.
ZUM AUTOR
ROBERT BALAZINEC KOLLNIG
Robert B. Kollnig ist von Beginn an bei der
GemNova tätig. Er koordiniert den Bereich
Beschaffung und ist darüber hinaus im Fuhrparkmanagement
tätig. Im Laufe der Jahre hat
er zahlreiche Gemeinden und Feuerwehren bei
der Beschaffung von Fahrzeugen unterstützt.
Kontakt: r.kollnig@gemnova.at
„Think Hybrid – Drive Suzuki“
Alle Modelle, angefangen vom Suzuki Swift
bis hin zum Vitara, sind mittlerweile ausschließlich
mit dem Mild-Hybrid-System
ausgestattet. Die innovative Kombination
aus Benzin- und Elektromotor reduziert
den Verbrauch sowie CO2-Emissionen. Die
Aufladung erfolgt automatisch, sodass man
sich um nichts kümmern muss, was das
Thema Elektrifizierung betrifft. Darüber
hinaus meistert der 129 PS starke Motor
die steilsten Passagen und unbefestigtes
Terrain mühelos.
www.auto-sparer.at
Verbrauch „kombiniert“: 5,7-6,2 l/100 km, CO₂-Emission: 128-141 g/km*
Auto Sparer GmbH
Innsbruckerstraße 21
6380 St. Johann in Tirol
Tel: +43 5352 62385
* WLTP-geprüft. Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Symbolfoto.
Mehr Informationen auf www.auto-sparer.at oder bei uns im Autohaus.
Neuer GemNova-Partner in Sachen Allrad-
und Elektroantrieb
Mit dem Autohaus Sparer hat die GemNova
einen neuen starken Partner an ihrer
Seite. Neben der Fachexpertise im Allradbereich
bietet Sparer nicht nur innovative
Elektrofahrzeuge, sondern auch ein zertifiziert
ausgebildetes Team, welches sich
um Lösungen im Bereich Elektromobilität
kümmert. „Wir freuen uns sehr, dass wir
gemeinsam mit dem GemNova-Fuhrparkmanagement
den Tiroler Gemeinden ein
innovatives Allradfahrzeug anbieten können.
Der Suzuki Vitara bietet
neben seinem neuen
Motor optional auch
Allgrip Select, welches
einen hervorragenden
Halt und perfekte Kontrolle
auf jedem Untergrund
bietet“, so Herbert
Sparer. Mit Allgrip
Select kann aus vier
verschiedenen Fahrmodi
gewählt werden:
Auto, Sport, Snow und
Lock. Mit Letzterem ist
es ein Leichtes, sich
aus Schnee, Sand oder
Schlamm zu befreien.
Walter Steiger vom
GemNova-Fuhrparkmanagement
ergänzt:
„Mit dem Suzuki Vitara
können wir ein
Fahrzeug anbieten,
dass alle Bedürfnisse
abdeckt, Kosten reduziert
und die Umwelt
entlastet.“
OBEN: Walter Steiger (links) von der
GemNova und Herbert Sparer vom
Autohaus Sparer freuen sich über die
Zusammenarbeit. (© Autohaus Sparer)
RECHTS: Der neue Suzuki Vitara
ist über die GemNova zu günstigen
Konditionen erhältlich. (© Suzuki)
„Mit dem Suzuki
Vitara können wir
ein Fahrzeug anbieten,
das alle Bedürfnisse
abdeckt, Kosten reduziert
und die Umwelt
entlastet.“
VITARA HYBRID 1.4 DITC HYBRID 1.4 DITC HYBRID 6AT 1.4 DITC HYBRID ALLGRIP 1.4 DITC HYBRID ALLGRIP 6AT
Bauart
Wassergekühlter Vierzylinder-Benzinmotor mit Abgasturbolader, 2 obenliegende Nockenwellen, Direkteinspritzung
Hubraum
1.373 ccm
Max. Leistung
95 kW (129 PS) bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment
235 Nm bei 2.000-3.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit
190 km/h
Beschleunigung (0–100 km/h) 9,5 Sek. 9,5 Sek. 10,2 Sek. 10,2 Sek.
Abgasnorm
EURO 6d-ISC-FCM
FAHRWERK
Lenkung
Elektrisch unterstützte Servolenkung
ABS/ESP
ESP
Bereifung 215/60R16 od. 215/55R17
KRAFTSTOFFVERBRAUCH
Kraftstoffverbrauch
5,4 l/100 km – 5,6 l/100 km 5,7 l/100 km – 5,9 l/100 km 5,8 l/100 km – 6,1 l/100 km 6,2 l/100 km – 6,5 l/100 km
kombinierter Testzyklus 1 2
CO₂-Ausstoß kombinierter
121 g/km – 125 g/km 128 g/km – 133 g/km 131 g/km – 136 g/km 140 g/km – 146 g/km
Testzyklus 1 2
Kraftstoffart
Benzin
Tankinhalt
47 l
QUELLE: Suzuki
30
tirol.mobil
tirol.mobil
31
NACHHALTIGE
MOBILITÄT
UNTEN:
Thomas Hilber
von HilberSolar
(© HilberSolar)
Das PV Bikeport verkörpert
Innovation und Umweltbewusstsein,
ist überaus flexibel, robust
und richtig smart!
DIE AUTARKE UND MOBILE LADESTATION FÜR
E-BIKES UND E-ROLLER: AUFSTELLEN UND LOSLEGEN!
ausgezeichnet
mit dem Preis
für "Nachhaltige
alpine Technologie"
ZUM AUTOR
DIPL-BW. ANDREAS KNAPP, MBA
Andreas Knapp ist bei der GemNova im Bereich
Multimodale Mobilität tätig. Er verfügt über jahrelange
Erfahrung bei der Planung, Finanzierung und Ausschreibung
von regionalen Mobilitätskonzepten.
Kontakt: a.knapp@gemnova.at
fixfertige
Lieferung
problemloser Stellplatzwechsel,
unabhängig vom
bestehenden Untergrund
Thomas
Hilber
BILD:
Thomas Hilber
von HilberSolar
(© HilberSolar)
Zu einem funktionierenden regio-
nalen Mobilitätskonzept gehört auch die
Einbindung und Abbildung lokaler und regionaler
Bedürfnisse von Radfahrer*innen. Ins-
besondere seit dem Einzug des E-Bikes in
unseren Alltag ist das Biken nicht mehr nur
sportliches Betätigen, sondern auch in der
Alltagsmobilität angekommen.
Neben einem funktionierenden Radwegenetz ist
vor allem die Radinfrastruktur am Zielort ausschlaggebend,
ob das Rad als alltagstaugliches
Verkehrsmittel angenommen wird. Die Suche
nach funktionierenden, flexiblen und innovativen
Lösungen führte uns zur Firma HilberSolar
(www.hilbersolar.at).
Da es nicht nur Abstellmöglichkeiten bei Bahnhöfen,
Gemeindeämtern, Bergbahnen, Geschäften
usw. braucht, sondern auch bei Ausflugszielen,
Haltestellen oder Berghütten bieten die
Radabstellanlagen mit Photovoltaik-Überdachung
diesen wichtigen Vorteil direkt vor Ort,
wenn keine direkte Stromversorgung für das
Laden eines Akkus vor Ort vorhanden ist.
„Das PV Bikeport wird fixfertig geliefert und
ist die perfekte Lösung mit einfacher Montage
und Inbetriebnahme – aufstellen und loslegen!“,
so Thomas Hilber. „Mit diesem Produkt
können Unternehmen, Tourismusverbände und
Gemeinden zeigen, wie sie zur Mobilitätswende
stehen, und einen aktiven Beitrag leisten. Ob für
Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Anwohner*innen
oder Besucher*innen – das PV Bikeport verkörpert
Innovation und Umweltbewusstsein,
ist überaus flexibel, robust und richtig smart!“
BILD: Das PV Bikeport
kann überall aufgestellt werden
und ist Teil einer aktiven Mobilitätswende.
(© HilberSolar)
So kann das mobile PV Bikeport zum Beispiel
ohne Probleme den Stellplatz wechseln, was
aufgrund der Verwendung eines Gewichtsfundaments
unabhängig vom bestehenden Untergrund
und ohne zusätzliche Befestigungsmaßnahmen
erfolgen kann. Das bedeutet auch eine
einfache modulare Erweiterung des Bikeports.
Das eigens installierte WLAN ermöglicht es
dem Betreiber oder einem Servicebeauftragten,
per Fernzugriff die Anlage zu überwachen und
Einstellungen vorzunehmen. Durch die Variante
mit integriertem Speicher wird zudem vollständige
Autarkie erreicht.
Neben den eigentlichen Funktionen einer Ladestation
und Sammelstelle für E-Bikes oder
E-Roller gibt es weitere konfigurierbare Features
wie etwa beleuchtete Werbeflächen (City-
Light-Formate) oder spezielle Fahrradständer
zur sicheren Verwahrung der wertvollen E-Bikes
mit Zahlenschloss sowie versperrbare Schränke
zum Beispiel für die Verwahrung von Gegenständen
(Rucksack, Wetterschutz, Helm).
Für das innovative PV Bikeport erhielt die Firma
Hilber im Dezember 2020 einen Preis für
„Nachhaltige alpine Technologien“ und wurde
für den Eurobike Award vorgeschlagen.
32 tirol.modern und innovativ tirol.modern und innovativ
33
ZUM AUTOR
JAN SCHÄFER
Jan Schäfer ist Experte für Marketing
und Kommunikation. Er war
maßgeblich bei der Entstehung
des neuen GemNova-Buches „Wir
alle sind Gemeinde“ beteiligt und
unterstützt seit heuer die
GemNova als Gemeindebetreuer
in Osttirol.
Kontakt: j.schaefer@gemnova.at
OBEN:
Porträtaufnahmen am
Hochstadel/Lienzer Dolomiten
(© Martin Lugger)
WENN
LANDSCHAFT
ZUR BÜHNE
FÜR MARKEN UND
PRODUKTE WIRD
Bekanntlich sagt ein Bild mehr als
tausend Worte. Im Marketing und
in der Werbung ist das ein elementarer
Aspekt beim Kommunizieren
von Botschaften und aktueller
denn je.
Angesichts der stetig wachsenden
Informationsflut kommt aussagekräftigen
Bildmotiven immer öfter eine
bedeutende Rolle zu. Der Fotograf Martin
Lugger aus Lienz setzt daher bei
seiner Arbeit auf die vielfältige Landschaft
Osttirols.
Gerade in der Kommunikation und im
Marketing ist der subtile Einfluss von Bildern
auf uns bekannt. Sie wirken automatisch
und unbewusst. Mit Bildern lassen
sich sekundenschnell Botschaften platzieren,
die für das menschliche Gehirn
nicht zu kontrollieren sind. „Schlecht fotografierte
oder falsch ausgewählte Motive
verfehlen ihre Wirkung, weil der jeweilige
Betrachter sich nicht angesprochen fühlt.
Im umgekehrten positiven Fall erfolgt
eine Identifizierung mit dem Bild – und
die Information wird verankert. Bei der
Präsentation von Marken, Produkten oder
Persönlichkeiten muss das im Hinblick
auf Zielgruppen sorgfältig berücksichtigt
werden“, erläutert Martin Lugger. Deshalb
ist der Hintergrund eines Motivs ebenso
wichtig wie die zu fotografierende Person
oder das Objekt.
Mensch, Marke und Landschaft im perfekten
Augenblick verbinden
Osttirol bietet dem Lienzer dafür eine große
Auswahl an Möglichkeiten, ob es die beeindruckenden
Hohen Tauern sind, das urige
Oberland oder die markanten Lienzer Dolomiten.
„Bei uns gibt es unzählige schöne
Plätze zum Fotografieren, die jemand von
außerhalb nicht kennt oder unterschätzt. Es
lassen sich in Osttirol tolle Projekte umsetzen
und das zu jeder Jahreszeit“, betont
Lugger. Die Landschaft versteht der Fotograf
als Bühne, auf der er ein Thema, eine
Marke und Botschaften inszeniert. Gekonnt
versteht er es, im perfekten Augenblick
Menschen mit Materie und Umgebung zu
einer Einheit zu verbinden. Auch das Spiel
mit dem natürlichen Licht ist ihm wichtig.
Je nach Stand der Sonne und Bewölkung
des Himmels verändert sich der Charakter
einer Landschaft. Ganz eigene Stimmungen
entstehen, die die Emotionalität der
Motive zusätzlich unterstreichen. So entstehen
die Geschichten, die Martin Lugger
mit seinen Aufnahmen erzählen will.
„In Osttirol kenne ich jeden
Winkel. Da weiß ich, wo ich
welchen Hintergrund für
ein Thema finde und wann
ich vor Ort sein muss.“
Zur Profifotografie kam der 1980 geborene
Osttiroler erst nach seinem Studium
der Umwelt- und Verfahrenstechnik. Die
Begeisterung für die Fotografie an sich
entdeckte er hingegen schon sehr früh.
Die Grundlagen brachte er sich autodidaktisch
bei und brachte es so schließlich zu
einem erfolgreichen Abschluss zum Fotografenmeister.
Mit diesem Zertifikat stieg
Lugger endgültig in die professionelle
Fotografie ein. Der Lienzer setzte bereits
Projekte für Red Bull oder die Spar-Gruppe
um, ferner arbeitet er für den aus Osttirol
stammenden Handschuhhersteller Zanier.
Aber auch für klein- und mittelständische
Betriebe aus der Region setzte er deren
Produkte und Dienstleistungen ausdrucksstark
in Szene.
Der passende Hintergrund erfordert
genaue Ortskenntnis
Natürlich arbeitet der Fotograf auch in
anderen Regionen Österreichs, Deutschlands
oder Italiens. Martin Lugger ist
BILD:
Zusammenarbeit mit dem Sportkletterer
Herbert Ranggetiner: Shooting für das Red-
Bull-Magazin „Bulletin“ am „Roten Turm“ in
den Lienzer Dolomiten. (© Martin Lugger)
immer dort, wo der Kunde seinen Auftrag
umgesetzt haben möchte. Doch „Dahoam
isch dahoam“. „Zur Vorbereitung eines
Shootings gehört selbstverständlich auch
die Auswahl der Location. Das fällt mir
in Osttirol auf jeden Fall leichter als auswärts.
Dort muss ich mich erst orientieren.
In Osttirol kenne ich jeden Winkel.
Da weiß ich, wo ich welchen Hintergrund
für ein Thema finde und wann ich vor Ort
sein muss“, schmunzelt Martin Lugger.
Dass er den Bezirk gut kennt, liegt nicht
nur daran, dass er in Lienz wohnt. In seiner
Freizeit zieht es ihn in die Berge zum
Sporteln. Dabei hält er immer seine Augen
offen für geeignete Plätze, die er später
für seine Arbeiten nutzen kann.
Seine Leidenschaft für den Sport unterstützt
seine Arbeit in der Bergwelt Osttirols:
Sie erleichtert die Annäherung an
sportliche Themen der Fotografie. Martin
Lugger hat nicht zuletzt dadurch ein
Gespür für das Gelände entwickelt und
dafür, welchen Einfluss die Landschaft
auf die Bewegung hat. Für die Firma
Zanier beispielsweise setzt er Handschuhe
in Szene. Schutz vor Kälte, Robustheit
oder Beweglichkeit der Finger spielen
hier eine Rolle. Und wo ließen sich diese
Eigenschaften besser vermitteln als beim
Freeriden an den schneebedeckten Hängen
der markanten Berge Osttirols? „Bei
solchen Aufnahmen muss man natürlich
wissen, wo man als Fotograf stehen kann.
Da geht es nicht nur um Hintergrund, Story,
Produkt oder Licht. Es kommt ebenso auf
das Timing an“, weiß der Osttiroler.
Gletscher, Flüsse und Fels bringen ihre
eigene Story mit
An Aufnahmen rund um den Sport hat
Martin Lugger viel Freude. Jede Sportart
ist anders und hat ihr eigenes Umfeld.
Dadurch entsteht eine eigene Dynamik,
der Rahmen für die darzustellende Story
und ihre individuelle Dramaturgie. „Es ist
jedes Mal neu. Wenn ich einen Kajakfahrer
auf der Isel fotografiere, ist das
etwas ganz anderes als jemanden beim
Eisklettern an einem Gletscher abzulichten.
Gleiches gilt beim Radfahren, Freeclimbing
oder Golfen. Und Osttirol ist so
vielfältig, dass ich hier nahezu alles in
Szene setzen kann“, sagt Lugger. Selbst
wenn sich die Motive nicht wie beim
Sport bewegen, überlegt sich der Fotograf,
welche Rolle die jeweilige Gegend
– beispielsweise bei der Darstellung von
Immobilien oder Räumlichkeiten – im
Gesamtkonzept der Aufnahmen spielen
kann. Für ihn ist die Landschaft ein
Detail, das gleichberechtigt neben allen
anderen Objekten steht. Zwar kann man
eine Landschaft nicht einfach umstellen
wie etwas, das sich bewegen lässt. Dafür
lässt sich aber die Perspektive ändern.
Und das gelingt um so besser, je genauer
man eine Gegend kennt. Und das trifft für
Martin Lugger und Osttirol zu.
34 tirol.Politik
tirol.Politik
35
EUROPA FÄNGT IN
DER GEMEINDE AN
© Julia Moll
Wir müssen über die
Gemeinde hinaus in
Regionen denken.
2020 war das Jahr des 25-jährigen
Jubiläums der österreichischen EU-
Mitgliedschaft. Was uns diese 25 Jahre
auf regionaler Ebene gebracht haben,
manifestiert sich für mich sehr gut in
der Europaregion Tirol/Südtirol/Trentino.
Es war und ist ein sehr wichtiger
Schritt in der Zusammenarbeit über
die Grenzen hinaus, ein Eckpfeiler,
der auch wesentlichen Einfluss auf
die Arbeit der heimischen Gemeinden
hat. Sei es die Wirtschaft, sei es
der Tourismus, aber auch die kulturelle
Identität der Menschen in der Region,
die gestärkt werden. Ermöglicht wurde
dies durch die Europäische Union, die
Schaffung des Schengen-Raumes und
die gemeinsame Währung Euro. Dies
förderte das wirtschaftliche Zusammenwachsen
der Region.
Auf EU-Seite ist hierbei als Wegbereiter
vor allem die Schaffung des Europäischen
Verbundes territorialer Zusammenarbeit
(EVTZ) hervorzuheben. Der
EVTZ ist ein von der EU 2011 initiierter
Zusammenschluss von Regionen, die
Basis für die Europaregion. Damit kann
die Zusammenarbeit über die Grenzen
hinaus auf eine höhere institutionelle
Ebene gehoben werden.
Ein positives Faktum der letzten Jahre
ist die immer enger werdende Kooperation
im Allgemeinen und die immer
enger werdenden Wirtschaftskooperationen
im Besonderen innerhalb unserer
Europaregion. Neben der Europaregion
ist aber auch Interreg ein Werkzeug,
das in verschiedensten Bereichen die
Zusammenarbeit in den Regionen fördert.
Die Gemeinschaftsinitiative des
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE) ist ein wertvolles Instrument
der europäischen Strukturentwicklung
zur Stärkung der regionalen
Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung.
Interreg ist aus Tiroler Sicht
sowohl Richtung Deutschland (Bayern)
als auch Richtung Italien (Südtirol, Trentino)
sehr wertvoll.
Zahlreiche grenzüberschreitende Programme
und Projekte sorgen dafür,
dass auch die einzelnen Gemeinden
davon profitieren. Das ist sehr hilfreich,
wenn man bedenkt, dass die Aufgaben,
die Gemeinden lösen müssen, immer
komplexer werden. Wir müssen über die
Gemeinde hinaus in Regionen denken.
Allein deshalb würde ein bisschen mehr
Europabegeisterung in den Gemeinden
nicht schaden. Da ist sicher noch Luft
nach oben.
Bgm. Mag. Ernst Schöpf
© Land Tirol/Cammerlander
Die EU hat einen wesentlichen
Einfluss auf die
Regionalpolitik und die
Tiroler Gemeinden.
Die Europäische Union beschäftigt sich
unter anderem einerseits mit internationalen
Themen wie Migration, Grenzschutz
oder Digitalisierung. Andererseits
hat sie auch einen Einfluss auf
die Regionen und ihre Entwicklung.
Beim Land Tirol ist ein eigener Fachbereich
„EU Regionalpolitik“ eingerichtet,
mit dem Ziel, Tirol und seine Regionen
als attraktive Lebens- und erfolgreiche
Wirtschaftsräume zukunftsorientiert
weiterzuentwickeln. Gleichzeitig soll
damit auch der wirtschaftliche, soziale
und territoriale Zusammenhalt im
Land gestärkt werden. Die so genannten
EU-Strukturfondsprogramme stellen
dabei ein wesentliches Element zur
Umsetzung der EU-Regionalpolitik dar.
Gemeindereferent LR Johannes Tratter
sieht in vielen Förderungsprogrammen
einen Mehrwert für die Tiroler Gemein-
den und damit in weiterer Folge direkt
für die Bevölkerung: „Ganz klar: Wo ein
Mehrwert, dort steigt auch das Europabewusstsein.
Daher ist es mir ein
wesentliches Anliegen, die Idee Europa
als Vertreter der Landesregierung und
damit als Schnittstelle in die Gemeinden
zu transportieren. Die Europäische
Union fängt bereits im kommunalen
Bereich an. Die zahlreichen Vorteile –
beispielsweise eine einheitliche Notrufnummer,
das Studien- und Jugendaustauschprogramm
Erasmus und nicht
zuletzt die Regionsförderungen für
benachteiligte Gebiete – müssen laufend
vor den Vorhang geholt werden,
um den Menschen den europäischen
Gedanken bereits auf regionaler Ebene
näherzubringen.“
Förderprogramme für regionale
Entwicklung
Ein Aushängeschild für ein regionales
und nachhaltiges Programm, das
unter anderem von der EU gefördert
wird, stellt die so genannte LEADER-
Initiative dar. Diese ist Teil des österreichischen
Programms für ländliche
Entwicklung und ermöglicht Beteiligten
direkt aus der Region die Teilhabe an
der Planung und Ausführung von Strategien
sowie an der Herbeiführung von
Entscheidungen und an der Verteilung
von Mitteln zur Entwicklung des ländlichen
Raums in ihrer Region. Die LEA-
DER-Initiative bildet in Tirol auch die
Basis für die Tiroler Regionalmanagementvereine.
„Fachliche Begleitung der
Umsetzung von lokalen Entwicklungsstrategien,
finanzielle Unterstützung
und die enge Abstimmung mit der
Landes-, Bundes- sowie EU-Ebene sind
ausschlaggebend, um innovative Vorhaben
in den Tiroler Gemeinden umzusetzen“,
so LR Tratter abschließend.
LR Mag. Johannes Tratter
Mahlzeit!
Mit Jausengeld.at,
dem intelligenten
Essensgutschein.
www.jausengeld.at
36 tirol.Politik tirol.Politik
37
EU-Förderungen
werden in Tirol zur
Gänze ausgeschöpft.
Bei der Europawahl 2019 kandidierte Barbara Thaler als Tiroler
ÖVP-Spitzenkandidatin. Dank der Vorzugsstimmenregelung gelang
ihr der Einzug ins EU-Parlament. Damit ist die Unternehmerin,
Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Tirol und Landesparteiobmann-Stellvertreterin
der Tiroler Volkspartei seit 2. Juli
2019 Mitglied des Europäischen Parlaments.
„Als einzige Tiroler
EU-Abgeordnete ist es
mir ein großes Anliegen,
direkt vor Ort in
den Tiroler Gemeinden
und Regionen
mit den Menschen in
Kontakt zu sein
und ihre Anliegen
zu hören.“
BARBARA THALER
BILD: Barbara Thaler ist
eine starke Verbündete
für alle Tiroler*innen
im EU-Parlament.
(© Pristach)
ZUM AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
25 Jahre Medienerfahrung in
verschiedensten Bereichen bei
der Tiroler Tageszeitung und dem
Kurier sind die Basis für eine
umfangreiche Expertise in allen
Kommunikationsbelangen.
Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at
Vordergründig ist die EU und ihr Agieren
hauptsächlich auf der bundesstaatlichen
Ebene sehr präsent. Welche Bedeutung
hat die Europäische Union jedoch für die
Regionen, in unserem Fall Tirol?
Kaum ein anderes Bundesland ist so von
europäischen Themen betroffen wie wir
in Tirol. Sei es beim Verkehr, beim Tourismus
oder z. B. auch beim Thema Problemwölfe.
Viele Projekte sind in den letzten 26
Jahren, seit Österreich der Europäischen
Union beigetreten ist, entstanden und mit
europäischem Geld finanziert worden.
Die EU bringt Regionen und Menschen
zusammen, fördert den Austausch und
unterstützt in der Entwicklung. Allein in
der Förderperiode 2014–2020 bekamen
die Tiroler Regionen durch den Europäischen
Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE) einen Beitrag von rund 33,7 Millionen
Euro. Gefördert wurden zum Beispiel
die Tiroler Cluster. Das sind Netzwerke
zur Förderung von Gemeinschaftsprojekten
von Wirtschaft, Forschung und Bildung
in den Bereichen erneuerbare Energien,
Technologie, Life Sciences, Mechatronik
und Wellness.
Als einzige Tiroler EU-Abgeordnete ist es
mir ein großes Anliegen, direkt vor Ort in
den Tiroler Gemeinden und Regionen mit
den Menschen in Kontakt zu sein und ihre
Anliegen zu hören. Aufgrund der Corona-
Krise mussten viele dieser Termine im
letzten Jahr abgesagt werden. Trotzdem
ist mir auch in der momentanen Situation
der direkte Austausch durch Webinare und
Telefonkonferenzen sehr wichtig, weil Fakt
ist: Europa fängt in den Gemeinden an.
Und darüberhinausgehend die Europaregion
Tirol/Südtirol/Trentino?
Tirol zeigt in der EUREGIO, wie ein Europa
der Regionen funktioniert, und pflegt so
die historische Verbundenheit mit Südtirol
und dem Trentino. Regionsübergrei-
fende Projekte wie die der EUREGIO bringen
Menschen, Wirtschaft und vor allem
den ländlichen Raum dazu, noch stärker
zusammenzuarbeiten. Die Förderung von
gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten
sowie der Austausch von
Bildungsangeboten trägt dazu bei, die
Regionen näher zusammenzubringen. Die
EUREGIO ist besonders in der Corona-Krise
durch viele Herausforderungen wie z. B.
die Grenzschließungen gefordert. Dennoch
zeigen die drei Landesteile einen starken
Zusammenhalt in der gegenseitigen Unterstützung
und Bekämpfung der Pandemie.
Derzeit werden in Tirol eine ganze Reihe
von Projekten unter dem Dach von
EUREGIO durchgeführt. Welchen Vorteil
sehen Sie für Gemeinden, die sich
an derartigen Projekten beteiligen?
Vor allem für Tirols Gemeinden ergibt
sich durch die EUREGIO eine einzigartige
Möglichkeit, an vielfältigen Projekten
teilzunehmen. Ein Blick über den Tellerrand
bietet oft Zugang zu neuen Ideen
und anderen Herangehensweisen. Durch
dieses Netzwerk kann viel neues Potenzial
für unsere Gemeinden entstehen.
Das Projekt des EUREGIO-Tickets ist ein
gutes Beispiel für grenzübergreifende
Möglichkeiten. Im August 2020 startete
die neue Mobilitätsoffensive Euregio-
2Plus-Ticket, die in allen drei Ländern eingeführt
worden ist. So können Familien
günstig mit fast allen Verkehrsmitteln
und mit einem Tagesticket quer durch
alle Länder fahren. Für die Zukunft ist ein
EUREGIO-Jahresticket in Ausarbeitung.
Ich selbst habe vor vielen Jahren auch
an einem EU-Projekt mitgearbeitet. Den
administrativen Aufwand habe ich haut-
38 tirol.Politik tirol.Politik
39
„Dass wir diese Förderungen auch
wirklich nutzen, bringt bedeutende
Wertschöpfung für die einzelnen
Regionen. Als Tirolerin bin ich stolz, dass
hier das große Potenzial der EU-Fördermöglichkeiten
ausgeschöpft wird.“
nah mitgemacht und weiß, wie abschreckend
solche Antragsformulare sein können,
jedoch lohnt es sich jedes Mal. Wir können
hier viel Geld für die Regionen Europas
gewinnen.
Interreg fördert wiederum die Zusammenarbeit
zwischen Bayern und Österreich,
daher auch Tirol. Worin liegt der
Mehrwert der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit über diesen Weg?
Interreg fördert grenzübergreifende Zusammenarbeit
z. B. in der gemeinsamen Infrastruktur
oder auch in der Raumplanung.
Solche Initiativen helfen Bürger*innen in
der Europäischen Union, die in der Nähe
einer Grenze wohnen, die geografischen
und technischen Barrieren abzubauen.
Zwischen Bayern und Österreich herrscht
schon lange eine Tradition in der Zusammenarbeit.
In meinem Heimatbezirk Kufstein gibt es
einige konkrete Ansätze, die die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit verbessern.
Durch die Euregio Inntal, wo die Bezirke
Kufstein und Kitzbühel mit den Landkreisen
Rosenheim und Traunstein zusammenarbeiten,
wurde letztes Jahr eine Verkehrsstudie
für eine öffentliche Verkehrsverbindung
der Geigelstein-Linie von Rosenheim und
Kufstein gemacht. Diese Studie kann jetzt
als eine Entscheidungsgrundlage zum
regionalen Ausbau des grenzüberschreitenden
Öffentlichen Personen-Nahverkehrs
(ÖPNV) herangezogen werden. Das große
Ziel dahinter sind verbesserte Erreichbarkeit
für Tagesgäste, attraktivere Mobilitätsangebote
für Pendler*innen und insgesamt
mehr Flexibilität in der Mobilität. Ein tolles
Beispiel für ein „Europa ohne Grenzen“.
Stichworte Europäischer Fonds für regionale
Entwicklung (EFRE), Europäischer
Sozialfonds (ESF), Europäischer Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung
des ländlichen Raumes (ELER): Wird die
EU-Regionalförderung in Tirol ausreichend
genutzt oder werden viele Möglichkeiten
ausgelassen?
Die EU-Förderungen werden in Tirol zur
Gänze ausgeschöpft. Teilweise werden
sogar „Reserveprojekte“ geplant und vom
Land Tirol vorfinanziert. Da andere Bundesländer
und andere Mitgliedstaaten ihre zur
Verfügung stehenden Gelder nicht komplett
abholen, können somit auch unsere „Reserveprojekte“
aus den Fördertöpfen finanziert
werden. Dass wir diese Förderungen auch
wirklich nutzen, bringt bedeutende Wertschöpfung
für die einzelnen Regionen. Als
Tirolerin bin ich stolz, dass hier das große
Potenzial der EU-Fördermöglichkeiten ausgeschöpft
wird.
Welche Möglichkeiten gibt es noch, vor
allem für die Gemeinden?
Neben den klassischen Fördertöpfen bietet
die EU immer wieder Förderprogramme
oder Initiativen an, die unter anderem auch
direkt von unseren Gemeinden abgeholt
werden können. Die Gemeinde Kauns im
Bezirk Landeck hat sich z. B. im November
2018 gemeinsam mit 13.000 Städten und
Gemeinden aus ganz Europa bei der Initiative
WIFI4EU beworben. Die 500-Einwohner-
Gemeinde war eine von 2800 Gewinnergemeinden
und hat eine tolle Summe an
Fördergeld für den Ausbau des öffentlichen
WLAN-Netzes erhalten.
Neben der neuen Förderperiode 2021–
2027 hat sich die EU für die Zeit nach der
Corona-Krise auf einen Wiederaufbauplan
für Europa geeinigt. Der Hauptteil davon
fließt in den Recovery and Resilience Fund,
wo für die kommenden Jahre Mittel in der
Höhe von 672,5 Milliarden Euro den Mitgliedstaaten
zur Verfügung gestellt werden.
Zum Wiederaufbau können hier Projekte im
Bereich der Innovation und Digitalisierung
sowie rund um den Green Deal eingereicht
werden. Außerdem stehen Mittel für Kleinund
Mittelunternehmen, Infrastruktur und
Jugend zur Verfügung. Die Mitgliedstaaten
sind jetzt an der Reihe, ihre Pläne anzumelden,
welche durch die Europäische Kommission
und das Parlament geprüft werden und
anschließend national ausgeschrieben werden.
Das Ziel besteht darin, die Auswirkungen
der Corona-Pandemie auf Wirtschaft
und Gesellschaft bestmöglich abzufedern.
2020 war das Jahr des 25-jährigen Jubiläums
der österreichischen EU-Mitgliedschaft.
Wie sieht Ihre Bilanz aus Tiroler
Sicht aus? Überwiegen die Vorteile oder
die Nachteile, wie etwa die hierzulande
für die Tiroler*innen täglich sehr präsente
Transitproblematik?
Für mich ist ganz klar, dass die Vorteile der
EU-Mitgliedschaft überwiegen.
Die Menschen und
Regionen in Tirol und
Österreich profitieren
von der Europäischen
Gemeinschaft.
Die steht nicht nur für Friede und Sicherheit,
sondern prägt auch einen starken
gemeinsamen Binnenmarkt, der uns in der
Welt positioniert. Wir haben heute dreimal
so viele exportierende Betriebe in Tirol als
vor dem Beitritt zur Europäischen Union.
Auch wenn die EU besonders in der Corona-
Krise vor großen Herausforderungen steht,
ist es gelungen, den größten EU-Haushalt
mit 1,8 Billionen Euro in der Geschichte der
EU zu beschließen, um die Langzeitfolgen
der Krise einzudämmen.
Im Verkehrsbereich steht noch viel Arbeit
vor uns. Wichtig für Tirol und das Thema
Transit sind die Verhandlungen zur Wegekostenrichtlinie,
die seit Ende Jänner laufen.
Dort bin ich im Verhandlungsteam
des Europaparlaments und gehe mit ganz
konkreten Punkten in die Verhandlungen.
Um eine Modernisierung des Verkehrssystems
zu erreichen, brauchen wir zum einen
Kostenwahrheit auf der Straße und zum
anderen eine Zweckbindung der Umweltaufschläge.
Die Kostenwahrheit soll nach
dem Nutzer- und Verschmutzerprinzip hergestellt
werden. Das soll nicht nur auf einigen
Streckenabschnitten gelten, sondern
verpflichtend in ganz Europa. Jeder LKW
soll die tatsächlich verursachten Umweltkosten
als Bestandteil der Maut verrechnet
bekommen. Die Einnahmen sollen direkt in
den Verkehrssektor und in die Regionen
zurückfließen. Das steht für mich bei den
Verhandlungen an erster Stelle, um in Tirol
eine Verbesserung der Transitproblematik
zu erreichen. Darüber hinaus sollen Mitgliedstaaten
in Bergregionen, wo Infrastrukturkosten
und Umweltschäden von Haus
aus höher sind, das Recht haben, die Grundmaut
um bis zu 50 Prozent zu erhöhen.
Eine Mitsprache der Nachbarländer steht
hier für mich persönlich nicht zur Debatte.
Was bedeutet es für Sie persönlich, Tirol
im EU-Parlament zu vertreten?
Eine starke Verbündete für alle Tiroler*innen
zu sein, steht für mich an erster Stelle.
Meine Heimat im EU-Parlament vertreten
zu dürfen, ist eine großartige und zugleich
herausfordernde Aufgabe. Die komplexen
Zusammenhänge und der enge Austausch
zwischen den verschiedenen Personen, Institutionen
und Stakeholdern in Tirol, Österreich
und Brüssel machen die Arbeit aber
zu einer ganz besonderen.
TlROLER
Blaulichtpolizze
Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge
inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.
Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,
Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung
Neuerungen:
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000
• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept
aufgenommen werden
Unser Spezialisten-Team erreichen
Sie unter 0512 5313-1701 oder per
mail@tiroler.at.
LINKS:
Barbara Thaler ist seit 2. Juli
2019 Mitglied des Europäischen
Parlaments und vertritt
ihre Heimat in Brüssel.
(© Europäisches Parlament)
40
tirol.Politik
tirol.Politik
41
Anti-Aging für die Politik
DIE „GEMEINDE-
SCHMIEDE“
Dieses gemeinsame Projekt vom
Land Tirol, dem Tiroler Gemeindeverband
und GemNova verfolgt das
Ziel, junge Menschen zwischen 15
und 30 für Politik zu begeistern.
Gleichzeitig soll ihnen eine profunde
Grundausbildung in der Gemeindepolitik
vermittelt werden. Neben
speziellen Workshops zu den verschiedensten
Themen, zu konkreten
Aufgaben und Herausforderungen
in den Gemeinden sind auch landesweite
Vernetzungstreffen sowie
regionale Schulungen vorgesehen.
parteiunabhängig
Wissensvermittlung
Vernetzung von
erfahrung & wissbegieRde
Die Auftaktveranstaltung findet im
Juni in Fieberbrunn, der Heimatgemeinde
von Sophie Brunner, statt.
In weiterer Folge werden diese Veranstaltungen
auch in den anderen
Bezirken Tirols abgehalten. Die
Gemeinden werden vorab darüber
informiert. Läuft alles nach Plan,
sollen einige dieser jungen Leute
bereits bei der Gemeinderatswahl
2022 auf den verschiedenen Listen
kandidieren.
Kontakt: Sandra Wimmer,
s.wimmer@gemnova.at
Tel. +43 660 201 32 27
Sophie Brunner
aus Fieberbrunn, eine der
engagierten Initiatorinnen der
„Gemeindeschmiede“
Sophie Brunner ist 20 Jahre alt, gebürtige Fieberbrunnerin, politisch
interessiert. Die junge Frau studiert am Management Center Innsbruck
Tourismus und Freizeitwirtschaft, lacht viel, denkt positiv und ist auch
bereit, Verantwortung zu übernehmen.
„Gemeindepolitik hat mich schon immer
interessiert. Weil es ja mein unmittelbares
Lebensumfeld betrifft. Schnelles Internet,
Verkehr, Umwelt, Sport, Wohnen – all
das sind Themen, wo ich gerne etwas
bewegen würde. Nur, wie funktioniert das
im Detail?“Eher zufällig stolperte Brunner
dann über das Buch „Wir alle sind
Gemeinde“, so der Titel, herausgegeben
vom Tiroler Gemeindeverband und Gem-
Nova. Sie steckte ihre Nase hinein und zog
diese dann lange nicht mehr zurück. „Einfach
weil ich beim Lesen so viele Antworten
auf meine Fragen bekommen habe.
Da wurde Gemeindepolitik einfach sehr
anschaulich erklärt, außerdem wurden viele
praktische Beispiele angeführt. Das hat
mein Interesse an Politik nochmals gesteigert,
das kann ich schon sagen.“
EULEN IN ATHEN
Ernst Schöpf in Tirol vorzustellen, hieße
wohl Eulen nach Athen zu tragen. Er ist
seit 35 Jahren Bürgermeister von Sölden,
Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes
sowie Vorsitzender des Finanzausschusses
des Österreichischen Gemeindebundes.
Außerdem war der ausgebildete
Betriebswirt
beinahe zehn Jahre
lang Abgeordneter
im Tiroler Landtag.
Und ja, Schöpf ist
auch ein Macher,
ein Umsetzer,
einer, der in
der Gemeinde
etwas bewegen
will.
„Wir haben hier in Tirol 279
Gemeinden, also 279 Bürgermeister*innen.
222 davon sind
bereits über 50 Jahre alt und
denken ernsthaft darüber nach,
nicht mehr zu kandidieren.“
ERNST SCHÖPF
„Zum einen gibt es eine gewisse Politikmüdigkeit,
zum anderen ein steigendes Interesse
insbesondere von jungen Menschen, sich
aktiv in der Gemeindepolitik zu engagieren.
Letztere wollen wir nun offensiv ansprechen
und entsprechend fördern“, so Schöpf.
Das bohren
harter bretter
Politik, so formulierte seinerzeit Max
Weber, sei das langsame Bohren harter
Bretter mit Leidenschaft und Augenmaß.
In der Gemeindepolitik werden diese Bretter
wohl immer härter, kommen doch
laufend neue Aufgaben dazu, womit sich
auch die Komplexität deutlich erhöht. Es
treten neue Fragen auf, die auch neue
Antworten verlangen, neue Herangehensweisen.
Denken wir nur an den Bereich
der Digitalisierung.
Junge Menschen wie Sophie Brunner sind
in einer völlig anderen Lebenswelt aufgewachsen
als etwa Ernst Schöpf. 40 Jahre
liegen zwischen den beiden, eine Zeit, in
der sich vieles völlig verändert hat. Handy,
Internet, soziale Medien – all das hat es
vor 40 Jahren noch nicht gegeben. „Wenn
wir jetzt unsere eigenen Ideen einbringen,
gleichzeitig von den Erfahrungen und vom
Wissen der Älteren lernen, dann kann das
für eine Gemeinde ja nur gut sein“, sagt
Brunner. Darum waren sie und ihr Team
auch mit großem Engagement dabei, die
„Gemeindeschmiede“ mit zu konzipieren
und schrittweise umzusetzen (siehe
Kasten links). „Auch wir Junge tragen
eine große Verantwortung. Allein beim
Thema Umweltschutz gibt es noch so viel
zu tun. Oder beim menschlichen Umgang
mit Flüchtlingen. Und in den Gemeinden
haben wir einfach die Möglichkeit, ganz
direkt mitzugestalten. Das ist schon eine
spannende, eine ungemein faszinierende
Herausforderung.“
Wissen ist Macht
lindner-traktoren.at
Wer im Gemeinderat ein politisches Mandat
ausübt, sollte zumindest die Grundzüge
der Tiroler Gemeindeordnung kennen. Oder
die zentralen Punkte des Baurechts, des
Budgets, der Verwaltung und der öffentlichen
Dienste. Denn bei den Abstimmungen
im Gemeinderat, natürlich auch in den
Ausschüssen, geht es um Inhalte, um sachpolitische
Fragen. „Dieses Wissen ist natürlich
nicht nur für Politikneulinge interessant,
auch langgediente Mandatar*innen sollen
sich laufend weiterbilden. Weil sich Gesetze
ändern. Für unsere Gemeinden kommen
immer wieder neue Aufgaben dazu. Wir sollten
also schon wissen, warum wir worüber
wie abstimmen“, erklärt Schöpf.
Ebendiese Basisinformation ist es, die in
der „Gemeindeschmiede“ vermittelt werden
soll.Zudem soll ein praxisbasierter Erfahrungsaustausch
mit „alten Hasen“ Wissen
sichern und eine Vernetzung zwischen Jung
und Alt ermöglichen. Sophie Brunner freut
sich auf alle Fälle schon auf diese Schulungen
und Ausbildungen. Denn ihr Ziel ist klar:
eine Kandidatur bei den Gemeinderatswahlen
im Februar 2022 in Fieberbrunn.
AUTOR REINHOLD OBLAK
STUFENLOSER LINTRAC IN BBG-AUSFÜHRUNG ERHÄLTLICH
Zu den Ausstattungs-Highlights gehören das ZF-Stufenlosgetriebe
made in Austria, die 4-Rad-Lenkung und die leistungsstarke
Hydraulik. Mit dem TracLink-System macht Lindner seine
Traktoren zu den intelligentesten Fahrzeugen ihrer Klasse. Dazu
sind perfekt abgestimmte Anbaugeräte erhältlich.
Mit dem Lintrac bietet Lindner
Kommunalprofis vielseitige,
wendige und leicht zu bedienende
Traktoren für den Ganzjahreseinsatz.
Jetzt ist der Lintrac
in einer eigenen BBG-Ausführung
erhältlich und kann im
E-Shop der Bundesbeschaffung
bestellt werden. Bei anspruchsvollen
Einsätzen kommt der Perkins-4-Zylinder-Motor mit 113 PS
und 450 Nm Drehmoment zum Tragen. Für effizientes Arbeiten
steht das ZF-Steyr-Stufenlosgetriebe „Made in Austria“. Wendigkeit
gewährleistet die 4-Rad-Lenkung. Weitere Highlights sind die
Bosch-Rexroth Hydraulik mit Axialkolbenpumpe und vier EHS-Steuergeräten,
die Kabinenfederung und die Kommunalbereifung.
Zusätzlich kann eine umfangreiche Kommunalausstattung zum
BBG-Vorteilspreis geordert werden: vom TracLink-System bis zur
Forstausrüstung. Das TracLink-System unterstützt bei der Bedienung
aller Anbaugeräte und sorgt immer für die optimale Abstimmung
von Fahrzeug und Gerät.
MEHR INFOS AUF
LINDNER-TRAKTOREN.AT
AB 70.638 €
JETZT IN BBG-AUSFÜHRUNG
IM E-SHOP BESTELLBAR!
Grundpreis endrabattiert exkl. MwSt. Bestellbar unter BBG-GZ 2801.03404.004
mit passenden Kommunalgeräten wie Frontlader, Schneepflug, Streuautomat
oder Böschungsmäher.
Der Beste am Berg
PARTNER DER
BUNDESBESCHAFFUNG
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
42 tirol.sportlich und gesund tirol.ist schön
43
ZEITZEUGEN
DES KOMMUNALEN
LEBENS
Sie waren einst das soziale Zentrum der
Gemeinden. Heute liefern sie einen Einblick
in über 1000 Jahre Geschichte:
unsere Kirchen und Stifte.
FOTOGRAF FELIX RICHTER
LINKS: Die Kirche Maria Heimsuchung
in Kolsass wurde Im Jahr
788 n. Chr. zur Urpfarre erhoben.
Es wird vermutet, dass bereits vor
dem 8. Jahrhundert ein Kirchenbau
bestand. Im 13. und 15. Jahrhundert
wurde die Kirche gotisch erweitert,
im 18. Jahrhundert barockisiert.
(© Felix Richter)
OBEN: Das Stift Stams
wurde 1284 gegründet,
um als Begräbnisstätte
der Grafen von Görz-Tirol
zu dienen. 1984 erhob
Papst Johannes Paul II.
die Stiftskirche in den
Rang einer Basilika minor.
Das Stift Stams zählt zu
den prachtvollsten historischen
Bauten Tirols.
(© Felix Richter)
LINKS: Die Kalvarienbergkirche
wurde
zwischen 1803 und 1805
erbaut. Sie befindet sich
über der Ehnbachklamm
auf einem steilen Felsen.
Die Kreuzwegstationen
wurden 1975 mit Mosaikbildern
des Künstlers
Anton Plattner neu aufgebaut.
(© Felix Richter)
44 tirol.sportlich und gesund tirol.ist schön
45
UNTEN: Die Wallfahrtskirche
Maria Locherboden
in Mötz stammt aus dem
Ende des 19. Jahrhundert,
aber bereits im 18. Jahrhundert
war der Locherboden
für angebliche Wunderheilungen
berühmt. Die Lage
der Kirche ist besonders
eindrucksvoll mit Blick über
das Inntal und zur Mieminger
Kette. (© Felix Richter)
RECHTS: Die Pfarrkirche
St. Michael in
Gnadenwald wird seit
dem 14. Jahrhundert
urkundlich erwähnt, aber
bereits im 11. Jahrhundert
soll hier eine kleine Kirche
gestanden sein.
(© Felix Richter)
OBEN: Die Pfarrkirche
St. Georg zu Leiblfing
wurde Ende des
15. Jahrhunderts in den
gotischen Stil umgebaut.
Der einzigartige Kirchturm
mit Zwiebelhelm
und gleichzeitig schlanker
Spitze wurde 1710 erbaut.
Die Kirche ist angeblich
die „meist fotografierte
Kirche Tirols“ und gilt
als ein Wahrzeichen
des Oberlandes. (© Felix
Richter)
46 tirol.Wissen
tirol.Wissen
47
WO IST
DER SEE?
DER SPEICHER
ACHENSEE
Kein Grund zur Sorge, bald ist der
Achensee wieder voll.
AMPELSBACH
942 MMH
ZUM AUTOR
FELIX RICHTER
Felix Richter studierte Journalismus
an der Universität von Rio
de Janeiro. Seit 1997 war Richter
als Berufsfotograf, Verleger und
Schriftsteller in Brasilien tätig. Er
veröffentlichte 20 Fotografiebücher,
fünf Romane und hatte
zahlreiche Fotoausstellungen. 2017
übersiedelte Richter mit seiner
Familie nach Innsbruck und arbeitet
heute als Social-Media-Manager
und Fotograf.
Kontakt: f.richter@gemnova.at
Manch ahnungsloser Urlauber mag sich im Frühjahr
erschrecken, bei einem Ausflug nach Maurach am
Achensee: Ein grobsandiger, teils sumpfiger Strand
erstreckt sich mehrere dutzend Meter über die Fläche
des Sees. Aber kein Grund zur Sorge, bald ist
der Achensee wieder voll. Im Winter sinkt der Wasserspiegel
vom Achensee um bis zu fünf Meter und
verändert somit das Landschaftsbild. Bis Anfang
Juni erreicht der See normalerweise wieder seinen
ursprünglichen Wasserstand und ermöglicht somit die
Schiffsfahrt in den Sommermonaten. Grund für den
niedrigen Pegelstand ist ein geringerer Wasserzufluss
im Winter und die Nutzung des Naturspeichers
Achensee zur Energiegewinnung des Wasserkraftwerkes
der TIWAG.
DÜRRACHBEILEITUNG
9,7 KM
ACHENSEE
928,78 MMH
38,4 MIO. M 3
ENERGIEINHALT
OBEN:
Zum Vergleich:
der Wasserspiegel
im Spätsommer
(© Felix Richter)
LINKS:
Wasserspiegel
Achensee bei Maurach
im Frühjahr
(© Felix Richter)
Im Zuge der Speicherbewirtschaftung
wird dem Achensee im Winterhalbjahr
(Oktober bis März)
mehr Wasser entnommen, als ihm
zufließt, wodurch der Seespiegel
um bis zu fünf Meter absinken
kann. Bis zum Frühling füllen Niederschläge,
Schmelzwässer sowie
die Bachzuleitungen den See wieder
auf. Anfang Juni erreicht der
Seespiegel wieder den Pegelnullpunkt,
der bei 928,78 mMh liegt.
133 M
MAXIMALE TIEFE
CA. 9 KM
LÄNGE
QUELLE:
INN
532,80 MMH
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG
48 tirol.spart
tirol.spart
49
GEMNOVA-
KOMMUNALFINANZ
KOMPETENTE
DIENSTLEISTUNG
VOR ORT
AUTOR MANFRED SCHIECHTL
Die aktuelle Situation durch die Covid-19-Pandemie stellt
die Gemeinden vor große Herausforderungen. Ständig neue
Maßnahmen sowie geänderte bzw. angepasste Verordnungen
bedürfen der Umsetzung. Außerdem muss das Testen oder
Impfen organisiert und die kritische Infrastruktur gesichert
werden. Und – all diese zusätzlichen Aufgaben müssen mit
dem bestehenden Personalstand bewältigt werden.
„Christoph Carotta und
Georg Hochfilzer haben es
geschafft, durch kompetente
und auch individuelle
Betreuung mir und meinen
Mitarbeiter*innen die nötige
Sicherheit in der täglichen
Arbeit zu geben.“
FRIEDRICH STEINER
BÜRGERMEISTER
RAMSAU IM ZILLERTAL
Raum zum Wohlfühlen
Ideal als langfristige oder temporäre Raumlösung
(z.B. Kindergärten und Schulen)
Optimale Wärmedämmung
Brandschutz (R)EI30 serienmäßig
www.containex.com
Zwar mit weitaus längerer Vorlaufzeit
als die Aufgaben, die aus der Pandemie
resultieren, kam dann noch die Umsetzung
der VRV 2015 hinzu. Der Paradigmenwechsel
bei der kommunalen
Buchhaltung in Richtung Doppik stellt
vor allem die Finanzverwaltungen vor
umfangreiche Herausforderungen.
* U-Werte gem. OIB RL6
OIB6
konform *
CTX_Inserat_279.tirol (195x118)_121-rz.indd 1 01.03.21 15:31
Kommt dann noch, wie im Fall von Ramsau
im Zillertal, der komplette Wechsel der
Verwaltungsmitarbeiter*innen hinzu, kann
es schon mehr als eng werden. Daher griff
der Bürgermeister der Zillertaler Gemeinde
auf die Dienstleistungen der GemNova
zurück. Nicht nur, um seine Mitarbeiter*innen
zu entlasten, sondern auch um
die VRV 2015 rechtskonform umzusetzen.
Die Finanzexperten Christoph Carotta
und Mag. Georg Hochfilzer begleiten die
neue Finanzverwalterin Isabella Rahm seit
ihrem ersten Arbeitstag durch ihr Tagesgeschäft.
Christoph Carotta unterstützt bei
der Eröffnungsbilanz und beim Rechnungsabschluss
und erstellte nach den vorgegebenen
Fakten den Voranschlag 2021.
Im laufenden Tagesgeschäft können so
aufkommende Fragen schnell und nachhaltig
beantwortet werden. Georg Hochfilzer
unterstützt derweilen im Bereich Grundsteuern,
der nicht nur die Abgaben an sich
umfasst, sondern auch die Aspekte Datenqualität
und Rechtssicherheit.
Besonders begeistert zeigte sich Bürgermeister
Friedrich Steiner aus Ramsau: „Die
GemNova war sofort zur Stelle und hat uns
direkt und unbürokratisch geholfen. Christoph
Carotta und Georg Hochfilzer haben
es geschafft, durch kompetente und auch
individuelle Betreuung mir und meinen Mitarbeiter*innen
die nötige Sicherheit in der
täglichen Arbeit zu geben.“
Darüber hinaus lobte er auch die Begleitung
der GemNova in den Ausschreibungsprozessen:
„Wie sollen wir Bürgermeister
in so vielen rechtlichen Themen,
die unser Amt betreffen, ohne die Unterstützung
der GemNova-Spezialisten
unser Amt seriös und rechtskonform
ausüben?“
Neben den Finanzverwaltern stellt die
VRV 2015 aber auch die Gemeinderät*innen
und hier insbesondere den Prüfungsausschuss
vor neue Aufgaben. Auch hier
unterstützt Christoph Carotta mehrere
Gemeinden in ihren Budget- oder Eröffnungsbilanzsitzungen
mit seinem Fachwissen.
Vor allem die Unabhängigkeit des
Experten schätzen die Gemeinderäte sehr.
„Die professionelle und
einfach nachvollziehbare
Aufbereitung der Eröffnungs-
bilanz durch Herrn Carotta
im Gemeinderat führte zu
einer raschen fassung.“
Beschluss-
KARL REICH
BÜRGERMEISTER
JERZENS
50 ENTGELTLICHE GemNova.inside EINSCHALTUNG
ENTGELTLICHE GemNova.inside EINSCHALTUNG 51
DIE MULTIMEDIA-PLAYER
Professionelle audiovisuelle Lösungen haben einen Namen, einen Firmennamen: J. Klausner Professional Multimedia
GmbH. Mit Sitz in Innsbruck hat sich das bereits 2005 gegründete Familienunternehmen mittlerweile zum Ideengeber
in vielen Bereichen entwickelt. Bestes Beispiel dafür: die interaktive Schultafel im digitalen Klassenzimmer.
Mit der Generalvertretung von Clevertouch
für Österreich hat die Firma Klausner
nochmals an Dynamik und Innovation
gewonnen. Auch deswegen, weil Clevertouch
2008 in London als erstes Unternehmen
ein Multitouch-Display mit integriertem
Android-Modul vorgestellt hat.
Und das hat Schule gemacht. Mehrfach
ausgezeichnet, bietet das Team der Firma
Klausner diese interaktiven Multitouch-Displays
nun vor allem auch im Bildungs- und
Businessbereich an. Womit wir wieder bei
der interaktiven Schultafel im digitalen
Klassenzimmer sind.
BILD: Mit der
digitalen Schultafel,
hier an der Volksschule
Brixlegg,
überzeugt die Firma
Klausner Lehrende
und Lernende.
(© GemNova)
Digitales Klassenzimmer
„Wir haben mit diesem System Lehrende
und Lernende an den Schulen völlig überzeugt,
inspiriert und begeistert“, freut sich
Geschäftsführerin Jasmin Klausner. „Weil
mit der Entwicklung des digitalen Klassenzimmers
werden Zusammenarbeit und
Interaktivität einfach zur Norm. Und das ist
gerade in der heutigen Zeit das Entscheidende.“
Mit wenigen Klicks kann der Unterricht
auch gestreamt und so ein hybrider
Unterricht ohne zusätzlichen Aufwand
gehalten werden. Clevertouch ist Technikpartner
der führenden Anbieter, wie MS
Teams, Zoom, Intel oder z. B. Logitech, und
garantiert zertifizierte Lösungen, die sich
im täglichen Einsatz bestens bewähren.
Businesslösungen
Was in der Schule gilt, nimmt natürlich
auch im Geschäftsbereich einen wichtigen
Platz ein. Geschäftsabläufe müssen
stets aufs Neue optimiert werden, weswegen
an interaktiven Technologien keine
Wege vorbeiführen. Das Ziel dabei ist klar:
optimale Kommunikation, Konnektivität und
Zusammenarbeit. Mit anderen Worten: Die
natürliche Leichtigkeit eines Gesprächs soll,
nein, muss sich auch auf moderne Meetings
übertragen lassen. Jasmin Klausner
Wir haben mit diesem System Lehrende an den
Schulen völlig überzeugt, inspiriert und begeistert.
weiß, wie es funktioniert: „Es ist wichtig,
dass Office-Technologien mit anderen Systemen
und Geräten kompatibel sind. Das
Ergebnis ist ein Touchscreen mit offener
Plattform, der nahtlos mit bereits vorhandener
Hard- und Software funktioniert.“
Weltweit wurden im letzten Jahr 80 % aller
Konferenz- und Besprechungsräume mit
Touchdisplays ausgestattet. Der E-Learning-Markt
wächst im Businessbereich
jährlich um 15 % und wird sich in den kom-
menden fünf Jahren somit verdoppeln.
Großzügiger Schauraum
Ein Herzstück der Firma Klausner ist zweifelsohne
der großzügig bemessene und
interessant gestaltete Schauraum in der
Eduard-Bodem-Gasse 6 in Innsbruck. So
bietet diese umfassende Ausstellung eine
einzigartige Gelegenheit, sich mit mobilen
Systemen, mit elektrischen und manuellen
Höhenverstellungen, aber auch mit verschiedenen
Video- und Audiokonferenzlösungen
im Detail auseinanderzusetzen.
JASMIN KLAUSNER
Womit die Tiroler Multimedia-Player Tag
für Tag überzeugen? Die große Stärke des
Teams der Firma Klausner liegt vor allem
in der individuellen und bedarfsorientierten
Betreuung der Kundschaft. Außerdem
werden ausschließlich maßgeschneiderte
Lösungen für die jeweiligen Anforderungen
erarbeitet.
Und ja, natürlich, mit im Paket sind auch
Montage, Service, Wartung, Reparatur
und Reinigung. Weitere Informationen
finden Sie rund um die Uhr auf
www.klausner.at
RECHTS: Jasmin
und Edwin Klausner
(© Klausner)
„IMPACT Plus Serie“ —
So viel mehr als nur ein
interaktiver Touchscreen!
Leistungsstark und funktionsreich – Die IMPACT Plus
Serie ist für den modernen Unterricht konzipiert.
Hybride Bildungskonzepte sind die Zukunft, da immer mehr
Schulen und Hochschulen Lehrpläne für Fernunterricht und
Homeschooling entwickeln.
Connecting people with teachnology.
klausner.at | +43 512 391940 | clevertouch@klausner.at
#clevertouch
52 tirol.wirtschaftet tirol.wirtschaftet
53
Vom richtigen
Zeitpunkt
Paulo Coelho hat mit „Elf
Minuten“ ein eigenes Buch
darüber geschrieben. Warren
Buffett hat es damit wohl
zum erfolgreichsten Investor
der Welt gebracht. Und
Robert Fuschelberger? Auch
der Absamer hat den richtigen
Zeitpunkt optimal genutzt
und mit den Corona-
Antigen-Schnelltests sein
Unternehmen stark nach
vorne gepusht.
ZUM AUTOR
MAG. REINHOLD
OBLAK
Aufgewachsen in Kärnten.
Studium an den Universitäten Wien
und Perugia, Italien. Er war viele
Jahre Journalist, Konzernsprecher,
Vorstand und Aufsichtsrat. Seit 2018
ist er bei der GemNova für die Unternehmenskommunikation
zuständig.
Kontakt: r.oblak@gemnova.at
Kennen Sie „Kiweno“? Nein? Kein Problem,
viele andere kennen Kiweno auch nicht. 2014
gegründet, 2015 bereits zum Start-up-Unternehmen
Österreichs gekürt, seit einem Jahr,
also seit dem Ausbruch der Corona-Epidemie,
mit randvollen Auftragsbüchern. Warum?
Weil sich Robert Fuschelbergers Unternehmen
auf Schnelltests spezialisiert hat, im
konkreten Fall auf Corona-Antigen-Schnelltests.
„Natürlich war auch Glück dabei, die
Covid-19-Epidemie hat ja niemand vorhersagen
können. Wir haben einfach zum richtigen
Zeitpunkt die richtigen Tests angeboten, mit
anderen Worten, die sich plötzlich ergebene
Chance voll genutzt“, so Fuschelberger.
Und klar, in den vergangenen Wochen und
Monaten war die Nachfrage nach solchen
Tests einfach riesengroß. In Tirol, in Österreich,
weltweit.
Nahrungsmittelunverträglichkeitsselbsttests
;-)
Angefangen hat das alles natürlich ganz
klein, damals, im Jahre 2012. Fuschelberger
war gerade dabei, sein Studium der
Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck zu
beenden, sein Vater praktizierte damals als
Arzt in Aldrans. Somit waren ihm medizinische
Schnelltests natürlich vertraut. „Da
hab ich mir halt gedacht, warum nicht das
eine mit dem anderen verbinden. Auch weil
wir an der Uni gerade über Unternehmensgründungen
diskutiert haben. Gemeinsam
mit zwei Studienkollegen habe ich dann
Ideen gewälzt, Pläne geschmiedet, Business-Modelle
entworfen,“ so der gebürtige
Absamer heute im Rückblick.
Zwei Jahre später, 2014, war es dann soweit.
Die Kiweno wurde gegründet, Fuschelberger
firmierte fortan als Geschäftsführer. Der Firmenzweck
in drei Worten: Durchführung von
Unverträglichkeitstests. Das Bewusstsein
dem eigenen Körper, der richtigen Ernährung
gegenüber, das Gesundheitsbewusstsein
insgesamt war in dieser Zeit gerade kräftig
im Steigen begriffen. Klar, dass man daraus
auch ein Geschäft machen kann. Ein recht
gutes sogar. Der Selbsttest für die Unverträglichkeit
von Nahrungsmitteln, in einem
Wort Nahrungsmittelunverträglichkeitsselbsttests,
war das praktische Vehikel dazu.
BILD: Robert
Fuschelberger, Gründer
und Geschäftsführer
der Kiweno, hat den
richtigen Zeitpunkt
genutzt. (© Kiweno)
Für uns war das einfach der
richtige Zeitpunkt, wir hatten
das richtige Netzwerk, das
richtige Produkt, waren damit
eine der Ersten am Markt.
Blut aus dem Finger
Der Vorteil von Selbsttests besteht vor
allem darin, dass man diese in aller Ruhe
von zu Hause aus erledigen kann. Eh klar,
darum heißen sie ja auch so. Kiweno bot
also allen gesundheitsbewussten Menschen
an, sich selbst auf eine mögliche
Nahrungsmittelunverträglichkeit zu testen.
Das entsprechende Werkzeug, sprich das
„Abnahmebesteck“ (ja, das heißt wirklich
so), wurde frei Haus geliefert, danach sollte
sprichwörtlich Blut fließen.
Fuschelberger zu den Details: „Er oder sie
musste sich in den Finger stechen, ein
paar Tropfen Blut in ein Röhrchen hineintropfen
lassen und dieses dann an uns
zurücksenden. Wir haben es dann ausgewertet
und den Befund, also die Unverträglichkeit
in Bezug auf bestimmte Nahrungsmittel,
online zur Verfügung gestellt.
Innerhalb von 24 Stunden.“ Was es dazu
außerdem noch gab: eine detaillierte Auswertung
zu den einzelnen Nahrungsmitteln,
sinnvolle Alternativen zum möglicherweise
nicht sinnvollen Verzehr von Brot,
Nudeln oder Milch, detaillierte Einkaufslisten
oder konkrete Tipps zum richtigen
Essen im Restaurant. Vor allem auch beim
Urlaub in fernen Ländern.
Sat.1ProSieben Deutschland
Das Geschäft lief gut, in- und ausländische
Investoren – nein, Warren Buffetts Berkshire
Hathaway war ganz sicher nicht darunter
– begannen sich für das kleine Tiroler
Unternehmen zu interessieren. Zuerst
stiegen zwei Investoren aus Wien ein, 2016
schließlich der renommierte Medienkonzern
Sat.1ProSieben. Der Grund dafür laut
Fuschelberger: „Die Deutschen investierten
damals in ganz verschiedene Cluster. In den
Reisemarkt, in Hotelketten oder eben in den
Gesundheitsbereich. So sind sie eben auf
uns gekommen, vielleicht auch deshalb, weil
wir ja im Jahr davor zum Start-up-Unternehmen
Österreichs gewählt wurden.“
Knapp zwei Jahre dauerte die Zusammenarbeit,
danach trennte man sich wieder.
Beide Teilen sollen darüber recht froh gewesen
sein. Nur wenige Zeit später, also noch
im Jahre 2018, wurde Kiweno schließlich zu
100 Prozent von der Immundiagnostik-
Gruppe in Deutschland übernommen. Ein
weiterer Meilenstein. Der Firmenname blieb
freilich erhalten, der Geschäftsführer hieß
auch danach noch Robert Fuschelberger,
mit den Selbsttests konnte man nach wie
vor gutes Geld verdienen.
Und dann kam Corona
Seit mehr als einem Jahr ist nichts mehr
so wie früher. Die Corona-Epidemie hat die
Lebensgewohnheiten aller einschneidend
verändert. Neben den allzu vielen Verlierern,
gab es – wirtschaftlich gesehen –
auch einige wenige Gewinner. Die Kiweno
etwa, mit Sitz in Wattens, Tirol. „Wir hatten
schon davor große Pläne mit neu entwickelten
Tests. Deshalb konnten wir bereits
im Frühjahr und im Sommer vergangenen
Jahres die erforderlichen Mengen an Antikörperschnelltests
und Antikörperlabortests
österreichweit anbieten.
Das war natürlich ein großer
Wachstumsschub für
unser Unternehmen“,
so Fuschelberger.
Doch damit nicht genug. Als im Herbst dann
die Nachfrage nach Antigenschnelltests
rapide anstieg, weltweit wohlgemerkt, war
Kiweno abermals der große Gewinner. Der
Grund: Das Wattener Unternehmen hatte
ausgezeichnete Kontakte zu allen Herstellern
dieser Schnelltests und konnte damit
auch die entsprechend hohen Stückzahlen
locker am Markt anbieten. „Für uns war das
einfach der richtige Zeitpunkt, wir hatten
das richtige Netzwerk, das richtige Produkt,
waren damit eine der Ersten am Markt.
Besser hätte es nicht laufen können“, freut
sich Fuschelberger.
Hunderttausende Tests ausgeliefert
Alleine in diesem Jahr lieferte Kiweno
Hunderttausende dieser Corona-Antigen-
Schnelltests in Österreich aus. Darunter
auch jene sogenannten „Nasenbohrertests“,
die für Kinder und Jugendliche an den Schulen
verwendet werden. Der große Vorteil all
dieser Tests: Das Ergebnis liegt innerhalb
von 15 Minuten vor und ist relativ problemlos
durchführbar.
Übrigens: Im Auftrag des Landes Tirol
führte die GemNova rund um die Antigen-
Schnelltests eine Bedarfserhebung in allen
Tiroler Gemeinden, in den Alten- und Pflegeheimen,
bei den niedergelassenen Ärzten
und Sozialsprengeln durch. Galt es doch,
ebendiese Tests auch in der erforderlichen
Menge rasch zu bestellen und in weiterer
Folge zu verteilen. Auf der Suche nach dem
entsprechenden Lieferanten wurde man
nach intensiver Recherche überraschend
schnell fündig. Den Zuschlag erhielt nämlich
Kiweno aus Wattens.
UNTEN: Alleine in diesem
Jahr lieferte Kiweno
Hunderttausende dieser
Corona-Antigen-Schnelltests
in Österreich
aus. Und so schaut
dieser aus. (© Kiweno)
54 tirol.investiert tirol.investiert
55
TIROLER GEMEINDEN
EIN WICHTIGER MOTOR FÜR DIE
HEIMISCHE BAUWIRTSCHAFT
BILD: Thiersee –
eine Gemeinde, die auch
in Krisenzeiten investiert
und damit die örtliche
Infrastruktur auf den neuesten
Stand bringt.
(© shutterstock)
Eine der wichtigsten Aufgaben einer Gemeinde ist die Bereitstellung von
Infrastruktur und in weiterer Folge die Gewährleistung der reibungslosen
Funktionalität. Mit dieser Infrastruktur wird das grundlegende Gemeindeleben
erst ermöglicht.
ZUM AUTOR
DI ALEXANDER
GOSTNER
Alexander Gostner ist seit 2016
bei der GemNova und verantwortet
den Bereich Infrastruktur. In den
letzten Jahren hat die GemNova
Infrastruktur bereits über 140 Projekte
begleitet.
Kontakt: a.gostner@gemnova.at
Seit Ausbruch der Corona-Krise gewinnt
diese kommunale Aufgabe weiter enorm
an Wichtigkeit. Während die Privatwirtschaft
mit Investitionen mittlerweile
sehr zurückhaltend geworden ist,
investieren die Gemeinden weiter und
kurbeln damit wichtige regionale Wertschöpfung
an. Viele Betriebe sind froh
um diese Aufträge.
Das Land Tirol stellt nicht weniger als 279
politische Gemeinden, und sie alle sehen
sich ständig neuen Herausforderungen
gegenüber. Die COVID-19-Pandemie hinterlässt
wie kein anderes Ereignis unserer
jüngeren Geschichte tiefe Spuren in allen
Bereichen des täglichen Lebens und geht
mit dem Rückgang der Ertragsanteile und
der Kommunalsteuer nicht spurlos an den
Gemeinden vorüber. Darüber hinaus verändern
die demografischen Entwicklungen
schneller denn je unsere Gesellschaftsstrukturen.
Den Gemeinden obliegt die
Aufgabe, ihre Infrastruktur an die immer
vielfältiger werdenden Anforderungen ihrer
Bewohner*innen anzupassen.
Gerade kleinere Gemeinden sehen sich
mit Aufgaben konfrontiert, die mangels
zur Verfügung stehender Ressourcen in all
ihrer Komplexität nur schwer zu bewältigen
sind. Hinter der kommunalen Infrastruktur,
mit der das grundlegende Gemeindeleben
erst ermöglicht wird und die oft als
selbstverständlich erachtet wird, stehen bei
genauerer Betrachtung häufig aufwändige
und kostspielige Planungs-, Vergabe- und
Realisierungsverfahren.
Die Notwendigkeit, neue Einrichtungen zu
schaffen sowie bestehende zu adaptieren
bzw. zu modernisieren und permanent
deren optimale Funktionalität zu gewährleisten,
kommt aber nicht nur der Tiroler
Bevölkerung, sondern insbesondere auch
heimischen Wirtschaftsbetrieben zugute.
Investitionen in die Daseinsvorsorge fließen
in die lokale und regionale Wirtschaft vor
Ort und hier insbesondere in die Bauwirtschaft.
Die Baubranche gilt als Schlüsselbranche
für den heimischen Arbeitsmarkt.
Zudem verfügt der Bau über vielfältige Verflechtungen
mit anderen Branchen und hat
eine entsprechende Multiplikatorwirkung.
Viele Tiroler Betriebe sehen aktuell unsicheren
Zeiten entgegen. Es ist jetzt wichtiger
denn je, höchstes Augenmerk auf eine lokale
Wertschöpfung zu legen und ortsansässigen
Firmen die Möglichkeit zur dringend benötigten
Umsatzgenerierung einzuräumen.
Hier kommt den Tiroler Gemeinden somit
eine besondere Rolle als wirtschafts-
Es ist jetzt wichtiger denn je, höchstes Augenmerk
auf eine lokale Wertschöpfung zu legen und
ortsansässigen Firmen die Möglichkeit zur dringend
benötigten Umsatzgenerierung einzuräumen.
treibendem Faktor zu: Sowohl Betriebsstandorte
als auch Arbeitsplätze können
gehalten werden, und das erwirtschaftete
Kapital fließt in Form von Kommunalsteuer
und erhöhter Kaufkraft zum Teil
wieder in die Gemeinden zurück. Die Tiroler
Gemeinden erkennen hier ihre Verantwortung,
investieren in die Zukunft, und
einheimische Betriebe sind froh um diese
Aufträge.
Ein Beispiel für eine Gemeinde, die auch
in Krisenzeiten investiert und damit die
Wirtschaft unterstützt, ist Thiersee. Auch
wenn nicht absehbar ist, wie lange die Krise
dauert, wird am Plan festgehalten, die
örtliche Infrastruktur auf den neuesten
Stand zu bringen. In diesem speziellen
Fall mit einem Bildungszentrum mit Kinderkrippe,
Kindergarten, Volksschule, Bibliothek
und Turnsaal. Es geht dabei um
Investitionskosten von etwa 14 Millionen
Euro. Bürgermeister Hannes Juffinger:
„Der Bau des neuen Bildungszentrums ist
einerseits eine dringliche Investition für
die Thierseer Bevölkerung, da neben dem
akuten Platzmangel in der Volksschule
und in den Kinderbetreuungseinrichtungen
auch der pädagogische Anspruch mit der
Nachmittags- und Ferienbetreuung gestiegen
ist. Andererseits ist die Gemeinde
mit diesem Bauprojekt auch ein wichtiger
Motor für die Wirtschaft und trägt ihren
Teil zur Sicherung der Arbeitsplätze bei.“
„Der Bau des neuen Bildungszentrums
ist einerseits eine
dringliche Investition für die
Thierseer Bevölkerung, da
neben dem akuten Platzmangel
in der Volksschule und in
den Kinderbetreuungseinrichtungen
auch der pädagogische
Anspruch mit der Nachmittags-
und Ferienbetreuung
gestiegen ist. Andererseits
ist die Gemeinde mit diesem
Bauprojekt auch ein wichtiger
Motor für die Wirtschaft und
trägt ihren Teil zur Sicherung
der Arbeitsplätze bei.“
HANNES JUFFINGER
BÜRGERMEISTER
GEMEINDE THIERSEE
56 ENTGELTLICHE tirol.Politik tirol.sucht EINSCHALTUNG
Menschen tirol.sucht Menschen
57
RAUS AUS ÖL
OHNE INVESTITIONEN
ZUSAMMEN GEHT
ALLES LEICHTER
IHRE VORTEILE
AUF EINEN BLICK
Im Vergleich zu herkömmlichen Energielösungen
überzeugt das Contracting-
BILD: Referenz Mutters.
In Mutters können sich die
Gemeindemitarbeiter*innen
auf die Anliegen der Bürger*innen
konzentrieren. Die
IKB kümmert sich um die
Heizungsanlage.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit,
bis fossile Brennstoffanlagen endgültig
ausgedient haben. Doch der
Umstieg auf nachhaltige Heiz- und
Kühlsysteme ist oft mit hohen
Investitionen verbunden. Besonders
in Gemeinden mit mehreren
öffentlichen Gebäuden und Sportstätten
belasten die Energie- und
Wartungskosten das Haushaltsbudget
enorm.
Legen Sie als Gemeindeverantwortliche
den Tausch Ihrer Anlagen in
professionelle Hände eines regionalen
Partners vor Ort. Als Energieund
Infrastrukturunternehmen hat
die Innsbrucker Kommunalbetriebe
AG (IKB) über Jahrzehnte viel Erfahrung
in der Planung, Umsetzung und
Wartung von Kälte-, Wärme- und
Luftanlagen gesammelt. Besonders
mit ihrer Contracting-Lösung für
Gemeinden bietet die IKB ein interessantes
Produkt für die Erneuerung
vor allem größerer Anlagen an.
Dabei liefert die IKB nicht nur eine
maßgeschneiderte Lösung, sondern
finanziert diese auf Wunsch auch. Im
Gegenzug bezahlt die Gemeinde eine
fixe monatliche Grundgebühr und die
Kosten für die verbrauchte Energie.
Nach Ablauf der Laufzeit geht die
Anlage ins Eigentum der Gemeinde
über. Während der Vereinbarung sind
die 24-Stunden-Störungsbehebung
und die regelmäßige Wartung der
Anlagen durch die IKB inbegriffen.
Für eine kostenlose Beratung kontaktieren
Sie uns am besten noch
heute – wir freuen uns auf Sie!
MARTIN ANGERER
Geschäftsbereich Energieservices
Innsbrucker Kommunalbetriebe AG
+43 512 502 5234, martin.angerer@ikb.at
www.ikb.at
Modell der IKB mit einer Reihe von Vorteilen:
+ Komplettlösung mit einem kompetenten
Ansprechpartner: Alle notwendigen
Arbeiten – von der Planung über
den Bau bis hin zum Betrieb der Anlage
– werden von der IKB professionell abgewickelt.
+ Keine Investitionskosten, dafür höhere
Liquidität und Kostenplanbarkeit:
Die IKB übernimmt im Rahmen des
Contracting-Modells die Investitionskosten
und verteilt sie über die Vertragslaufzeit.
Dadurch wird die Liquidität der
Kunden nicht belastet, und sie übernehmen
bei Vertragsende eine hochwertige
Anlage.
+ Höchste Energieeffizienz und niedrige
Energiekosten durch einen besseren
Preis beim Energieeinkauf: Bei
der Planung der Anlage greift die IKB
auf die neueste Technik zurück und
plant maßgeschneidert nach den Bedürfnissen
der Kunden.
+ 100-prozentige Sicherheit durch
Vollgarantie: 24-Stunden-Service an
365 Tagen im Jahr garantiert IKB-
Kunden eine konstante Überwachung
der Anlage sowie ein sofortiges Eingreifen
bei Problemen.
+ Wegfall der Wartungs- und Reparaturkosten:
Die IKB ist während der
gesamten Laufzeit für die Wartung
und Reparatur zuständig. Das schützt
Sie vor unerwarteten Kosten und spart
Personalressourcen.
ZUR AUTORIN
VERENA BROSZIO
Verena Broszio ist seit 2017
bei der GemNova und war
Mitwirkende bei den Projekten
Tiroler Sommerschulwochen
und Tirol testet.
Kontakt: v.broszio@gemnova.at
Land Tirol, Gemeinden und GemNova be-
wältigen gemeinsam die Herausforderungen
„Das Unmögliche zu schaffen, gelingt
einem nur, wenn man es für möglich
befindet.“ – Dies hat schon der verrückte
Hutmacher aus Alice im Wunderland
behauptet.
Auch wenn Aufgaben zu Beginn oft noch
so aussichtslos erscheinen, können sich
sämtliche Verwaltungsebenen in unserem
Land sowie besonders Bürger*innen
stets auf die Tiroler Gemeinden verlassen.
Das Jahr 2020 hat besondere
58 tirol.sucht Menschen tirol.sucht Menschen 59
„Das Projekt ‚Tirol testet‘ bedeutete
für alle eine enorme Herausforderung,
dies nicht zuletzt aufgrund der knapp
bemessenen Vorlaufzeit.
Die organisatorische Vorbereitung und
eigentliche Durchführung an den drei
Testtagen vor Ort erforderte daher
ein Höchstmaß an Kooperation der
Beteiligten – Land, Gemeinden und
Gemeindeverband. Die Leistungen
der GemNova, die als kommunale
Schnittstelle unter anderem mit ihrer
zentralen Hotline und der teilweisen
Bereitstellung des erforderlichen medizinischen
Personals mitwirkte, trugen
wesentlich zum erfolgreichen Verlauf
der Aktion bei.“
MAG. CHRISTINE SALCHER
VORSTÄNDIN ABTEILUNG
GEMEINDEN LAND TIROL
Maßnahmen erfordert, welche durch den
unermüdlichen Einsatz der Gemeinden
bewältigt werden konnten. Dabei durfte
auch die GemNova bei dem einen oder
anderen Projekt unterstützen. Von der
Durchführung gemeinsamer Beschaffungsaktionen
von Schutzausrüstung
und Covid-19-Tests bis hin zur Abwicklung
umfangreicher Projekte scheut das Team
der GemNova keine Herausforderungen,
um die Tiroler Gemeinden zu entlasten.
Unabhängig vom Vorhaben hatten
eine Vielzahl an Maßnahmen,
welche die Tiroler Gemeinden
im abgelaufenen Jahr umsetzen
mussten, eines gemein – die oft
kurze Vorlaufzeit.
Anhand zweier Beispiele möchten wir
einen kleinen Einblick in die Abwicklung
von Projekten geben, bei denen das Land
Tirol, die Tiroler Gemeinden und die
GemNova Hand in Hand agierten.
Im Sommer 2020 war es dem Land
Tirol ein Anliegen, den Tiroler*innen in
der Betreuung ihrer Kinder in den Sommermonaten
unter die Arme zu greifen.
So wurde das Projekt der Tiroler Sommerschulwochen
ins Leben gerufen, bei
denen Gemeinden ein kostenloses Bildungs-
und Betreuungsangebot an den
Ganztagesschulen anbieten konnten. Mit
der Abwicklung des gesamten Projektes
wurde der Verein GEMeinsam Ferien
der GemNova beauftragt. In einer Vorbereitungszeit
von nur 14 Tagen wurden
in Zusammenarbeit mit den Gemeinden
und der Bildungsdirektion für Tirol das
gesamte Konzept erarbeitet, pädagogische
Fachkräfte rekrutiert und geschult
sowie die Koordination mit den Schulleitungen
vorgenommen, um pünktlich
am ersten Montag in den Ferien starten
zu können. Dank der guten Zusammenarbeit
aller beteiligten Institutionen und
Personen konnte in Rekordzeit ein wertvolles
Bildungs- und Betreuungsangebot
zur Verfügung gestellt werden.
Ähnlich kurzfristig wie die Tiroler Sommerschulwochen
sollten auch die Massentestungen
unter dem Projektnamen
„Tirol testet“ im vergangenen Dezember
von den Tiroler Gemeinden organisiert
werden. Auch in diesem Projekt durfte
die GemNova als Bindeglied zwischen
dem Land Tirol und den Gemeinden fungieren
und die Kommunen und das Land
in der Abwicklung unterstützen. Die kurze
Vorlaufzeit, gepaart mit einer Flut an
Informationen und Vorgaben von Seiten
des Bundes machte die Organisation zu
einer überaus komplexen Aufgabe für
alle Beteiligten. Mit der Erteilung von
Auskünften, der Anstellung von Personal
und der Koordination von Springern bei
kurzfristigen Ausfällen hoffen wir, dass
wir den Gemeinden bestmöglich zur Seite
stehen konnten.
Angelehnt an die einleitende Devise
scheuen die Tiroler Gemeinden keine
Herausforderungen, und auch das Team
der GemNova freut sich, die Kommunen
bei weiteren Projekten unterstützen zu
dürfen, um diese gemeinsam bewältigen
zu können.
Die Tiroler Sommerschulwochen und
‚Tirol testet‘ stehen beispielhaft für
Herausforderungen, welche trotz einer
sehr kurzen Vorlaufzeit durch die gute
Zusammenarbeit von Land Tirol, den
Gemeinden und der GemNova bewältigt
werden konnten. Das Team der
GemNova freut sich bereits auf die
nächsten gemeinsamen Projekte.
MAXIMILIAN HUBER, MA
GEMNOVA
Am Montag, 13. Juli 2020 starteten die
Tiroler Sommerschulwochen des Landes
Tirol in Zusammenarbeit mit der
Bildungsdirektion für Tirol, den Tiroler
Gemeinden und der GemNova mit einem
umfangreichen Kinderbetreuungsprogramm.
Wir wollten sicherstellen, dass wir Tiroler
Familien eine qualitativ hochwertige
Ferienbetreuung während des Sommers
2020 anbieten. Viele Eltern hatten ihren
Urlaub aufgrund der Corona-Krise aufgebraucht
und benötigten deshalb während
der Ferien Unterstützung – diese leisteten
wir mit den Tiroler Sommerschulwochen.
Neben der Unterstützung von Familien
war es unser Ansinnen, den Kindern im
Rahmen der Sommerschulwochen eine
sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten. In
der Gemeinschaft lernen sie soziale Kompetenz,
was wiederum die Persönlichkeit
bildet. Schließlich setzten wir auch einen
Fokus auf Gesundheitserziehung, was auch
hinsichtlich der derzeitigen Situation besonders
wichtig war und ist.
Es freut mich, dass die Zusammenarbeit
zwischen Bildungsdirektion, den Gemeinden
als Schulerhalter der Ganztagsschulen
und dem Verein „GEMeinsam Ferien“
der GemNova so hervorragend funktioniert
hat“, betont Dr. Gappmaier abschließend.
DR. PAUL GAPPMAIER
BILDUNGSDIREKTOR
FAKTEN
TIROLER
SOMMERSCHULWOCHEN
278
BETREUTE KINDER
53
16
EINRICHTUNGEN
stellten das Bildungs- und Betreuungsangebot
zur Verfügung.
PÄDAGOGISCHE FACHKRÄFTE
waren im Einsatz und haben 3365 Stunden für die
Tiroler*innen gearbeitet.
TIROL
TESTET
ALLE 279 GEMEINDEN
ORGANISIERTEN TESTUNGEN FÜR DIE TIROLER*INNEN
ÜBER 1500
BESCHÄFTIGUNGSVERHÄLTNISSE
wurden bei der GemNova für das Projekt „Tirol testet“ geschlossen
1500
STUNDEN UNTERSTÜTZUNG
der Gemeinden in der Organisation und Abwicklung durch
das Team der GemNova
60 GemNova.Menschen
GemNova.Menschen
61
DER BUNTE HUND
AUS OSTTIROL
Er hat 21 Bücher geschrieben. Bisher.
DieBürgermeister*innen schätzen
das vertrauliche Gespräch mit ihm.
Er redet freilich, wenn’s sein muss,
auch 24 Stunden am Tag. Die Einsamkeit
in der Natur schätzt er ebenso
wie die Geselligkeit auf Ski- und
Berghütten. Jan Schäfer ist der
bunte Hund aus Osttirol.
MATREI IN
OSTTIROL
„Aber was,
wenn
mir ein
Stein auf
den Kopf
fällt ?
Das kann
dann sehr
schnell
sehr wehtun.“
Prägende Erlebnisse in Afrika
Was einen „bunten Hund“ ausmacht? Die
Buntheit, klar, im Falle Schäfers etwa, dass
er jeweils fast ein Jahr in Norwegen, Schweden
oder den USA gelebt hat. Außerdem
war er beruflich in Afrika unterwegs. 2005
und 2006 etwa bei einem Entwicklungshilfeprojekt
in Guinea. Was er dort gesehen,
was er dort erlebt hat, war prägend:
„Bürgerkrieg. Überfälle. Verletzte. Tote. Und
ich mittendrin. Letztendlich wurde der Einsatz
abgebrochen, einfach weil die eigene
Sicherheit in Gefahr war. Ein Teil meines
Herzens ist dennoch in Afrika geblieben.“
Ein anderer Teil seines Herzens befindet
sich wohl auf der Regensburger Hütte, im
Herzen der Stubaier Alpen. Dort half er
2010 und 2011 für je zwei Monate kräftig
an allen Ecken und Enden mit. Mit Helm
am Kopf besserte er etwa unterhalb der
Hütte im steilen Gelände den Wanderweg
aus. „Natürlich hat sich der eine oder andere
über meine Kopfbedeckung gewundert. Aber
was, wenn mir ein Stein auf den Kopf fällt?
Das kann dann sehr schnell sehr wehtun.“
Mittlerweile ist Jan Schäfer nicht nur in
Osttirol felsenfest angekommen. Läuft
alles nach Plan, werden er und seine Britta
spätestens 2023 die österreichische
Staatsbürgerschaft erhalten. Weil es ihm
wichtig ist, ein klares Bekenntnis zu setzen.
Und weil er, der politisch denkende Mensch,
endlich auch wählen will. Gerade in diesen
fürwahr außergewöhnlichen Zeiten.
AUTOR REINHOLD OBLAK
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
MULTIGO 150
„Du, darf ich dir kurz etwas erzählen?“
Jan Schäfer hat angerufen, und damit ist
die nächste halbe Stunde blockiert. Zum
einen, weil er wirklich viel zu erzählen
hat, zum anderen, weil ihm dabei immer
wieder Neues einfällt. Gestern war er
etwa mit Britta, seinem Lebensmenschen,
auf einer Skitour in den Osttiroler
Bergen. „Unglaublich, diese Stille, diese
Ruhe, diese gewaltige Landschaft. Wir
haben das so genossen, und dann diese
Aussicht. Der Glockner unmittelbar vor
dir, links dahinter der Venediger, dann
noch …“
Wenn er in den Bergen unterwegs ist,
geht ihm schon mal das Herz über, auch
deshalb, weil er ja im deutschen Plön
geboren wurde. Gut, dieses kleine Dörfchen
kennen nicht mal die Deutschen. Es
liegt in der Nähe von Kiel, im äußersten
Norden des Landes. Und dort gibt es halt
bekanntermaßen nicht so viele Berge.
Rein sprachlich ist vom geborenen Nordgermanen
nicht mehr viel übriggeblieben.
Bereits seit 2013 lebt er mit seiner Frau
in Matrei in Osttirol, hat auch schon den
örtlichen Dialekt angenommen. Das klingt
dann zuweilen doch recht interessant. Mit
einer Größe von knapp zwei Metern und
einem entsprechend stattlichen Gewicht
macht er schon etwas her, der Herr Jan
Schäfer. „Ich wollte mich schon immer in
Tirol niederlassen, auch weil ich als Kind
mit meinem Vater hier in den Bergen
unterwegs war. Da könnte ich dir stundenlang
davon erzählen. Meinen Militärdienst
habe ich in Mittenwald, also direkt
an der Grenze zu Tirol, abgeleistet. Da
fällt mir ein …“
Bücher, Bücher, Bücher
Können Sie sich vorstellen, ein Buch zu
schreiben? Eben. Jan Schäfer hat gleich
21 geschrieben. Vor allem als sogenannter
Ghostwriter, als schreibender Geist
also. In Summe werden das wohl weit
über fünftausend Seiten gewesen sein.
Sein bisher letztes Buch hat er übrigens
für die GemNova verfasst. „Wir alle sind
Gemeinde“ so der Titel, eine Handlungsanleitung
aus der Praxis für die Praxis.
Mit vielen konkreten Beispielen aus den
Gemeinden, mit vielen Statements von
Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.
Gleich danach wurde er von der GemNova
fix engagiert. So ist er seit April des
Vorjahres als Gemeindebetreuer für die
33 Gemeinden in Osttirol unterwegs. Von
den Bürgermeister*innen, die er natürlich
schon alle besucht hat, wird er geschätzt.
Wohl auch deshalb, weil gerade in diesen
Tagen ein größeres interkommunales
Projekt langsam Form annimmt. „Nein,
dazu kann ich jetzt nichts sagen. Wir sind
noch mitten in der Abstimmung. Sobald
finalisiert, wird es breit vorgestellt“, so
Schäfer.
VIELSEITIGKEIT
TRIFFT AUF
HÖCHSTE
PERFORMANCE
Die Kompaktkehrmaschine Multigo150
verbindet hervorragende Kehreigenschaften
sowie eine hohe Zuladung
mit den Vorteilen eines multifunktionalen
Geräteträgers und bietet Ihnen
damit eine wirtschaftlich interessante
Ergänzung innerhalb Ihres Fuhrparks.
Die perfekte Abstimmung zwischen Fahrzeug
und Anbaugerät hat einen großen
Einfluss auf die Effektivität – ein schneller
Gerätewechsel und passgenaue Anbaugeräte
machen die Multigo 150 zum kleinsten
Allrounder in der Schmidt-Kehrmaschinen-Familie
Im Sommerdienst ebenso
wie im Winterdienst. Eine Investition in
Flexibilität, die sich für Sie auszahlt.
AEBI SCHMIDT | SCHIESSSTAND 4, 6401 INZING
T: +43 5238 5359, F: +43 5238 5359 050
AT@AEBI-SCHMIDT.COM | WWW-AEBI-SCHMIDT.AT
UNSER MULTITALENT –
IHRE VORTEILE:
+ 1 Gerät, 5 Möglichkeiten –
vielseitiger Nutzungsgrad und
effiziente Auslastung
+ Mit dem B -Führerschein (PKW) fahrbar
+ Der Perkins-Dieselmotor mit 75 PS,
4 Zylinder Common-Rail mit 2,2 Liter
Hubraum erfüllt die Umweltvorgabe
der EU-Stufe 5
+ Extrem wendig dank Knick -Gelenk
+ Geringere Unterhaltskosten dank
kleinerem Fuhrpark
+ Einfaches Wechseln der Anbaugeräte
+ Automatischer Allradantrieb (4x4),
automatische Kraftverteilung
+ Hohe Nutzlast von 1 Tonne, zulässiges
Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen
+ Bestes Level PM10/PM2.5 Zertifikat
(4 Sterne)
62 tirol.hat Recht tirol.hat Recht
63
ERSTE URTEILE ZUR FRAGE:
„MUSS EIN GESCHÄFTSRAUMMIETER WÄHREND
DES LOCKDOWNS DEN MIETZINS BEZAHLEN?“
ZUM AUTOR
RA MAG. DANIEL S.
AZEM, MSC,
HEID & PARTNER
RECHTSANWÄLTE
Daniel Azem studierte an der Universität
Wien und am International
Law Institute in Washington. Er
ist u. a. spezialisiert auf Liegenschaftsrecht
und Vertragsrecht.
Er betreut diverse Bauträger und
begleitet Unternehmen wie Privatpersonen
in sämtlichen Bereichen
des Liegenschaftsrechts.
Bei behördlich angeordneten
Betriebsschließungen und Nichtbenutzbarkeit
des Geschäfts-
lokals kann die Mietzinszahlungspflicht
entfallen.
Gemäß ersten Urteilen – jedoch nur auf
bezirksgerichtlicher Ebene – ist die Covid-
19-Pandemie als Seuche anzusehen und
befreit unter Umständen Geschäftsraummieter*innen
von der Mietzinszahlungspflicht.
Eine über 100 Jahre alte Gesetzesstelle,
die viele Jahre nur eine sehr
eingeschränkte Praxisrelevanz hatte, soll
nun Antworten auf aktuelle Probleme zahlreicher
Mieter*innen bieten. § 1104 ABGB
erreichte durch die Covid-19-Pandemie an
Bedeutsamkeit für zahlreiche Mieter*innen
von Geschäftsräumen, welche aufgrund der
behördlichen Anordnungen zur Schließung
ihrer Geschäftslokale während des ersten
und zweiten Lockdowns verpflichtet waren
und – aktuell während des dritten Lockdowns
– wieder sind.
Die zentrale Frage, die sich stellt, ist:
„Befreit die behördlich angeordnete Verpflichtung
zur Schließung den Mieter/die
Mieterin von der Pflicht zur Zahlung des
Mietzinses?“ Mit der Auseinandersetzung
mit dieser Frage sind zahlreiche Gerichte
derzeit beschäftigt. Eine eindeutige Antwort
auf diese Frage gibt es nach wie vor nicht.
Zwei Gerichtsentscheidungen des Bezirksgerichts
Meidling zeigen nun jedoch eine
erste Tendenz und ermöglichen eine erste
branchenbezogene Einschätzung.
Das Bezirksgericht Meidling entschied in
zwei Verfahren zugunsten der Mieter*innen
– betroffen waren ein Friseursalon sowie
ein Bekleidungsgeschäft – und sprach aus,
dass aufgrund der durch die Covid-19-Pandemie
bedingten behördlich angeordneten
Betriebsschließungen die Verpflichtung
zur Mietzinszahlung für den Zeitraum des
ersten Lockdowns entfallen sei. Beide Entscheidungen
wurden von derselben Richterin
gefällt, sodass sich auch die rechtlichen
Beurteilungen weitgehend gleichen.
Die zentrale Norm beider Urteile stellt
§ 1104 ABGB dar. Diese sieht vor, dass kein
Miet- oder Pachtzins zu entrichten ist, wenn
die Bestandssache wegen außerordentlichen
Zufalls nicht benutzt werden kann.
Beispielhaft für einen außerordentlichen
Zufall führt das Gesetz die Seuche an. Unter
außerordentlichem Zufall wird in der Literatur
ein vom Menschen nicht beherrschbares
Elementarereignis verstanden, welches
schon seiner Art nach, nämlich aufgrund
seiner Größe und Unabgrenzbarkeit, aus
den Mustern regelmäßiger Abläufe herausfällt
und einen größeren Personenkreis
massiv betrifft.
Das Bezirksgericht Meidling hielt fest, dass
die Covid-19-Pandemie als Seuche im Sinne
des § 1104 ABGB anzusehen sei und daher
einen außerordentlichen Zufall darstelle, der
nicht den Mieter*innen zuzurechnen sei
und kein „allgemeines Lebensrisiko“ darstelle,
sondern einen größeren Personenkreis
betreffe.
Ob dies tatsächlich zu einem Entfall der
Verpflichtung zur Mietzinszahlung führe, sei
abhängig davon, ob eine vertragsgemäße
Nutzung der Bestandssache möglich sei.
Es komme nicht darauf an,
ob die Benützung absolut unmöglich
sei, sondern es sei
– laut Ansicht des Bezirksgerichts
Meidling – ausreichend,
wenn die Benutzung zum bedungenen
Gebrauch unmöglich sei.
Nicht relevant sei also, ob das Objekt noch
auf irgendeine andere Art und Weise – zum
Beispiel für Lagerzwecke – genutzt werden
könne. Da von 16.3.2020 bis zum 30.4.2020
per Verordnung der Zutritt zum Kundenbereich
bestimmter Betriebsstätten des Handels
und von Dienstleistungsunternehmen
sowie von Freizeit- und Sportbetrieben verboten
war, waren die betroffenen Branchen
zum Großteil gezwungen, ihre Geschäfte für
den Kundenverkehr geschlossen zu halten.
Die Möglichkeit, in den Geschäftslokalen
Waren zu lagern, sei nach Ansicht des
Bezirksgerichts unerheblich. Folglich bejahte
das Gericht die gänzliche Unbenutzbarkeit
zum bedungenen Gebrauch, da
das Lagern von Sachen sowohl für einen
Friseursalon als auch für das Bekleidungsgeschäft
nur Ausfluss der eigentlichen
Geschäftstätigkeit sei.
Auch wenn das Bestandsobjekt nach
Beendigung des Lockdowns wieder zur
Verfügung stehe, sei ein gänzlicher Entfall
der Verpflichtung zur Zahlung des Mietzinses
nach dem ausdrücklichen Wortlaut des
§ 1104 ABGB möglich, wenn die in Bestand
genommene Sache wegen einer „Seuche
[...] gar nicht gebraucht oder benutzt werden
kann“. Das Bezirksgericht Meidling verwies
diesbezüglich auf eine OGH-Entscheidung
aus dem Jahr 1953, nach welcher es
zu einem Entfall der Mietzinszahlungspflicht
aufgrund einer Beschlagnahme
eines Geschäftslokals durch eine Besatzungsmacht
gekommen ist.
Interessant wird sein, ob die vorgenannten
Entscheidungen auch für andere Branchen
– z. B. für Büromietverträge oder Restaurants
– relevant sein werden.
Zentrale Entscheidungsmerkmale
für den Entfall der Mietzinszahlungspflicht
sind nach
dem Bezirksgericht Meidling
einerseits der vereinbarte
Verwendungszweck des Mietobjekts
sowie andererseits die
branchenbedingte Betroffenheit.
Während sowohl die Friseur*innen als auch
der Einzelhandel, von einigen Ausnahmen
abgesehen, zur gänzlichen Schließung verpflichtet
waren, bestand in der Gastronomie
grundsätzlich die Möglichkeit, Speisen
zur Abholung anzubieten oder diese
auszuliefern. Auch Büronutzungen waren
VORÜBER-
GEHEND
GESCHLOSSEN
und sind – mit Einschränkungen – zulässig.
In diesem Fall kann also nicht davon
gesprochen werden, dass die angemieteten
Geschäftslokale bzw. Büroräumlichkeiten
aufgrund der Covid-19-Pandemie
nicht mehr zum vertraglich vereinbarten
Zweck benutzt werden konnten. Bietet
z. B. ein Gastronom ein Lieferservice
oder die Möglichkeit der Abholung von
Speisen an und bleibt ihm daher ein
beschränkter Gebrauch des Mietobjekts,
wird die Verpflichtung zur Mietzinszahlung
nicht gänzlich entfallen, aber haben
die Mieter*innen wohl ein Recht auf Minderung
des Mietzinses (§ 1105 ABGB).
Zu überlegen ist auch, ob Mieter*innen
von Geschäftslokalen, die von den Betretungsverboten
ausgenommen waren,
allerdings aufgrund der eingeschränkten
Möglichkeit des Betretens des öffentlichen
Raums kaum Kund*innen empfangen
konnten, von der Mietzinszahlung
befreit sein könnten. Da das Geschäftslokal
in diesen Fällen weiterhin zum vertraglich
vereinbarten Zweck gebraucht
werden konnte und lediglich die Kundenfrequenz
geringer war, ist der Anwendungsbereich
des § 1104 ABGB wohl nicht
eröffnet. Allerdings ist es denkbar, dass
die durch die behördlichen Maßnahmen
bedingte Reduktion des Kundenverkehrs
in diesen Bereichen eine Minderung des
Mietzinses rechtfertigt.
Weil die beiden vorgenannten – mittlerweile
rechtskräftigen – Entscheidungen nur
auf bezirksgerichtlicher Ebene vorliegen,
bleiben noch viele Fragen ungeklärt, etwa
ob eine bloß mittelbare Betroffenheit von
den behördlich angeordneten Schließungen
Auswirkungen auf die Mietzinszahlungspflicht
haben kann. Auch ob der Betrieb
eines Online-Shops oder die Nutzung eines
Teils der Geschäftsräume als Lagerraum
Auswirkungen auf diese haben kann, muss
noch geklärt werden. Ferner bleibt die Rolle
des Umsatzersatzes und des Fixkostenzuschusses
offen. Verwirkt ein solcher die
Befreiung nach § 1104 ABGB?
Die beiden vorgenannten Entscheidungen
und die daraus ableitbaren Tendenzen
der Rechtsprechung treffen nicht nur auf
Erleichterung bei Mieter*innen, sondern
auch auf harsche Kritik auf Seite vieler
Vermieter*innen und aus Teilen der Literatur.
Es ist jedenfalls davon auszugehen,
dass diese Rechtsfrage die österreichischen
Gerichte in den kommenden Monaten
weiterhin stark beschäftigen wird,
sodass es wohl nur eine Frage der Zeit
ist, bis sich der OGH ausführlich mit dieser
Thematik auseinanderzusetzen hat.
OBEN: Viele Geschäftslokale sind derzeit
geschlossen. Müssen Mieter*innen trotzdem Miete
bezahlen? (© shutterstock)
64 tirol.kooperiert tirol.kooperiert 65
FÖRDERUNG FÜR
CO-WORKING IN
GEMEINDEN
Trotz der vorherrschenden Covid-19-Pandemie ist der Trend an
Innovationsvorhaben und auch entsprechenden Neugründungen,
u. a. Start-ups, ungebrochen.
Vor allem die relevanten Covid-19-Auflagen,
die ein Abstandhalten sowie digitale
Interaktionswege empfehlen und vorschreiben,
sorgten schlussendlich dafür,
dass diverse neue digitale Geschäftsmodelle,
u. a. im Bereich von Handelsplattformen
sowie bei Dienstleistungen
entstanden sind. Die überwiegend
jungen Unternehmen konnten im Zuge
ihrer Gründungen und Entwicklungsarbeiten
auf umfassende Fördermöglichkeiten
zurückgreifen, sodass auch deren
Geschäftsbetrieb rasch gestartet werden
konnte. Die hierfür notwendigen „Unternehmensflächen“
waren insofern rasch
gefunden, als dass sich die Gründer*innen
zum Teil von zuhause aus und via
ZUM AUTOR
BERNHARD HOFER, MSC
Bernhard Hofer ist CEO der Cemit
Speeding up Innovation GmbH, welche
sowohl Start-ups, Gemeinden als
auch Großunternehmen im Innovationsprozess
begleitet.
virtuellen Austauschs mit ihren Gründerkolleg*innen
und auch ersten Kund*innen
abstimmen konnten.
UNTER INTERAKTIVEM STAND-
ORT VERSTEHEN DIESE UNTER-
NEHMEN VOR ALLEM PLÄTZE,
AN DENEN SICH AUCH ANDERE
JUNGUNTERNEHMEN AUFHAL-
TEN UND WODURCH EINE OPTI-
MIERUNG DER MÖGLICHKEITEN
ERREICHT WERDEN KANN.
Dies ist vor allem in Zeiten von Homeoffice
und virtuellen Arbeitswelten essenziell,
auch wenn es ja hoffentlich eine Zeit
nach Covid-19 geben wird. Und gerade
dieser Zeitfaktor spielt aktuell eine große
Rolle, denn die digitalen Jungunternehmen
werden sich zum Teil rasch entwickeln
und in Zukunft mehr Arbeitsplätze und
Office-Space benötigen, damit trotz der
mittlerweile etablierten virtuellen Arbeitswelten
ein Miteinander an einem Unternehmensstandort
entstehen kann.
U. a. rechnet die Cemit damit, dass bis zu
30 digitale Jungunternehmen ab ca. 2022
Office-Möglichkeiten suchen werden, die
zum Teil vorhanden sind, jedoch nicht an
einem interaktiven Standort. Unter interaktivem
Standort verstehen diese Unternehmen
vor allem Plätze, an denen sich
auch andere Jungunternehmen aufhalten
und wodurch eine Optimierung der Möglichkeiten,
das heißt Ressourcen – Partnernetzwerke
– Investoren etc., erreicht
werden kann.
Diesbezüglich besteht aktuell die einzigartige
Möglichkeit, dass mittels Förderungen
relevante Coworking-Plätze geschaffen
werden können, die gegebenenfalls
auch thematisch ausgerichtet sind. So
könnten sich auch gewisse Gemeinden
und Planungsverbände zu einer strategischen
Coworking-Ausrichtung zusammenschließen,
anhand derer Schwerpunkte
statt Redundanzen geschaffen
werden können. Weiters ermöglichen die
Coworking-Plätze sogenannte Voucher-
Systeme, anhand derer die Vermieter (u.
a. Gemeinden) begünstigte Plätze nur mit
klar definierten Outputs vergeben. Darüber
hinaus können sich u. a. Gemeinden
auf eine zum Teil notwendige Expansion
dieser Jungunternehmen vorbereiten,
sodass diese auch mittels eigener Infrastrukturen
im Gemeindegebiet dauerhaft
angesiedelt werden können.
Das bedeutet: Jetzt planen und bereits
die Wirtschaftsbetriebe von morgen
verorten.
Gerade in Zeiten wie diesen,
wo alle Fördermöglichkeiten
maximal ausgeschöpft werden
sollten, um das ohnehin
schon angespannte Budget
zu entlasten und Investitionen
tätigen zu können, ist es essenziell,
den Überblick im Förderdschungel
zu bewahren.
Ob bei Infrastrukturprojekten,
im Bereich der Digitalisierung
oder in Bezug auf Thematiken
rund um Umwelt, Mobilität
und Klima – das Spektrum
an unterschiedlichen Förderprogrammen
auf den diversen
Ebenen (Land, Bund, EU) ist
weitreichend. Gerne unterstützen
wir die Gemeinden
dabei, sämtliche Förderpotenziale
bestmöglich zu nutzen.
Bei Fragen zu Fördermöglichkeiten
von Coworking-
Arbeitsplätzen, aber auch
zu allen anderen Förderthemen
stehen wir Ihnen gerne
zur Verfügung.
KONTAKT:
Maximilian Huber
+43 660 29 68 969
m.huber@gemnova.at
66 tirol.kooperiert 67
GEKO 2021 –
zum Vorbild für
andere werden
(© Land Tirol/Cammerlander)
AUTOR
MANFRED SCHIECHTL
Der vom Land Tirol und dem Tiroler
Gemeindeverband initiierte und von
der GemNova unterstützte Gemeindekooperationspreis
GEKO geht 2021
in die bereits fünfte Runde. Im Fokus
steht dabei gemeindeübergreifende
Zusammenarbeit in Form von Kooperationen
und gemeinsamen Projekten.
Und Tirols Gemeinden haben dabei einmal
mehr viel zu bieten.
Auch heuer sollen wieder gelungene
Best-Practice-Beispiele vor den Vorhang
geholt und die besten Projekte in Tirol
ausgezeichnet werden. Landesrat Johannes
Tratter freut sich bereits auf die Einsendungen
für die heurige Ausgabe des
GEKO: „Das Denken über die Gemeindegrenzen
hinaus funktioniert in Tirol in vielen
Gemeinden auf sehr hohem Niveau.
Das haben die bisherigen GEKO-Einreichungen
eindrucksvoll bewiesen.“ Und für
Tratter ist wichtig, dieses Engagement
vieler Kommunen auch dementsprechend
zu würdigen: „Mit dem GEKO 2021 wollen
wir auch in diesem Jahr wieder die besten
Projekte in Tirol auszeichnen.“
Ganz ähnlich sieht dies Gemeindeverbandspräsident
Ernst Schöpf: „Welche
Vorteile die Zusammenarbeit von
Gemeinden bringen kann, haben uns die
Siegerprojekte der letzten Jahre bereits
ausführlich gezeigt. Gemeinden müssen
nicht zwingend fusioniert werden,
um bestmöglich zusammenarbeiten zu
können. Funktionierende gemeindeübergreifende
Kooperationen sollen daher
mit diesem Preis besondere Anerkennung
erlangen und als Vorbilder für
andere Gemeinden dienen.“ Der Gem-
Nova-Geschäftsführer kann dem nur
zustimmen: „Es ist uns ein sehr wichtiges
Anliegen, gemeindeübergreifende
Zusammenarbeit zu fördern. Wir sind
überzeugt, dass durch Kooperation weitaus
mehr erreicht werden kann. Deshalb
unterstützen wir auch 2021 wieder
den Gemeindekooperationspreis GEKO.
Sowohl finanziell als auch ideell.“
„Das Denken über
die Gemeindegrenzen
hinaus
funktioniert in
Tirol in vielen
Gemeinden auf
sehr hohem Niveau.
Das haben
die bisherigen
GEKO-Einreichungen
eindrucksvoll
bewiesen.“
MAG. JOHANNES TRATTER
LANDESRAT
Eingereicht können bereits umgesetzte
kommunale Vorhaben werden, die zur
Stärkung und Erhöhung der Attraktivität
bzw. der Wettbewerbsfähigkeit der Region
beitragen. Oder die zu einem nachhaltigen
Ausbau der Lebensqualität, zu
einer integrativen und zukunftsorientierten
Raum- und Regionsentwicklung sowie
zur aktiven Bewältigung der gesellschaftlichen
Herausforderungen beitragen. Dazu
zählen beispielsweise positive Impulse
für die Dorf- und Stadtentwicklung in
von Abwanderung betroffenen Regionen,
aber auch die Vernetzung von Bildungsmöglichkeiten,
gemeinsame Freizeitangebote
sowie die Zusammenarbeit auf
kommunaler, wirtschaftlicher und touristischer
Ebene. Die Einreichungen werden
von einer Fachjury bewertet, die besten
Vorschläge stellen sich dann einem
Online-Voting. Der Lohn für die Gewinner-
Gemeinde sind eine Prämie von 8.000
Euro, außerdem eine Preisträger-Feier.
Für Platz zwei und drei sind 4.000 bzw.
3.000 Euro ausgelobt.
Weitere Infos unter www.geko.tirol
DIE TIROLER
LÖSUNG, DAMIT
DAS VIRUS
HOPS GEHT.
Ein schlüssiges Hygienekonzept mit reiner Naturkosmetik für Schulen und Kindergärten. Mit den medizinischen
Flüssigseifen, Hand-Hygienegelen und Hautpflege von VIRUHOPS schaffen Sie ein Gefühl der professionellen
Fürsorge für Ihre Schüler, Kindergartenkinder aber auch für sich selbst und die Eltern. JETZT BESTELLEN!
BESCHAFFUNG@GEMNOVA.AT, +43 (0) 50 4711 4711
GEMNOVA DIENSTLEISTUNGS GMBH | ADAMGASSE 7A | A-6020 INNSBRUCK
WWW.GEMNOVA.AT
68 tirol.bildet tirol.bildet
69
ZUR AUTORIN
MAG. SANDRA WIMMER
Sandra Wimmer verantwortet den Bereich
Aus- und Weiterbildung. Sie hat selbst als
Deutschtrainerin gearbeitet und ist Expertin
im Bereich Sprach- und Wissensvermittlung.
Kontakt: s.wimmer@gemnova.at
Das
moderne
Trainieren
Zeit. Zeit ist eines der kostbarsten
Güter, die wir Menschen
haben. Bildung. Bildung
öffnet Türen und schafft die
Möglichkeit zu Veränderung.
Leider ist oftmals die Zeit so
knapp bemessen, dass man es
nicht schafft, an umfangreichen
Aus- und Weiterbildungen
teilzunehmen, die die persönliche
Entwicklung positiv unterstützen
können.
Was braucht es also, um trotz der knappen
Zeitressourcen dennoch an Ausund
Weiterbildungen teilzunehmen? Ein
Umdenken in der Konzepterstellung und
die Anwendung moderner Methoden zur
Wissensvermittlung. Aus- und Weiterbildung
ist derzeit einem enormen Wandel
unterlegen und schafft zugleich innovative
und zeitgenössische Möglichkeiten, sein
Wissen zu erweitern. Wurde früher vermehrt
auf Eigenstudium mittels Bücher
gesetzt, findet heutzutage viel Wissensaneignung
online mittels E-Learning am
Smartphone, Laptop oder Tablet statt.
Durch E-Learning kann ich selbst entscheiden,
was ich lernen will, wo ich mir
mein Wissen aneigne, für welche Themen
ich mehr Zeit und eine tiefergehende Auseinandersetzung
benötige.
Der soziale Aspekt darf beim
Aus- und Weiterbilden nicht
vernachlässigt werden.
Präsenzseminare beanspruchen oft viel
Zeit, man hat eine lange Anreise und aufgrund
der heterogenen Gruppe werden die
vorgetragenen Inhalte meist sehr allgemein
gehalten. Von großem Vorteil sind die persönlichen
Gespräche, der Austausch mit
den Seminarteilnehmer*innen und den Vortragenden.
Vor allem Pausen bieten Zeit für
Reflexion und Erfahrungsaustausch. Der
soziale Aspekt darf beim Aus- und Weiterbilden
nicht vernachlässigt werden.
Live-Online-Trainings eignen sich hervorragend,
um ortsunabhängig an Seminaren
teilnehmen zu können. Man benötigt
einen Laptop, eine gute Internetverbindung
und bestenfalls noch Kopfhörer, um
alles gut mitverfolgen zu können. Aufgrund
ihrer zunehmenden Bedeutung werden
auch die Live-Online-Trainings vielfältig
gestaltet: Online-Vorträge werden mittels
Whiteboard-Einheiten, Arbeitsgruppen,
Diskussionen, Chats, Umfragen u.
v. m. dynamisch gestaltet und bringen
Abwechslung in die Veranstaltung.
Blended Learning bedeutet,
das Beste aus allen Methoden
zusammenzubringen.
Um wieder zum Einstieg und zum stetigen
Wandel zurückzukommen, soll betont
werden, dass es vor wenigen Jahren größtenteils
nur möglich war, an Seminaren
und Veranstaltungen vor Ort teilzunehmen.
Heute gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten,
wie man Aus- und Weiterbildung
im Alltag integrieren kann. Damit man
die Vorteile aller drei Methoden genießen
kann, gibt es die hybride Form des Blended
Learning. So wie bei hybriden PKW (Verbrennungsmotor
für lange Distanzen und
Elektromotor für Stadtfahrten) werden bei
diesem Ansatz Präsenzseminare, E-Learning
und Online-Live-Trainings kombiniert.
Beispielsweise sei hier das Blended Learning
zur „VRV 2015: Wie erstelle ich einen
Rechnungsabschluss korrekt“ genannt.
Prinzipiell ein recht trockenes Thema (bitte
nicht böse nehmen), im Blended-Learning-Stil
bekommt man allerdings viel
Abwechslung geboten. Interessierte können
sich im ersten Schritt im Selbststudium
mittels E-Learning die Grundlagen zum
„VRV-2015-Rechnungsabschluss“ aneignen.
Anhand dieser ersten theoretischen
Auseinandersetzung mit dem Thema wird
Basiswissen aufgebaut. Erfahrungsgemäß
kommen hier einige Fragen auf, die von
einem Spezialisten beantwortet werden.
Im Anschluss an das erfolgreich abgeschlossene
E-Learning findet ein Live-
Online-Training mit einem Experten/einer
Expertin statt. Hier werden tiefergehende
Fragen beantwortet und zusätzliches Wissen
aufgebaut. Mit der Anwendung des
spezifischen Wissens in der Gemeinde
kommen nochmals gemeindespezifische
Fragen auf. Da jede Gemeinde individuell
agiert, führt ein allgemein ausgeschriebenes
Präsenzseminar nicht zum Erfolg.
Daher kommen die Expert*innen in die
Gemeinde und schließen mit den Kolleg*innen
in der Gemeinde die noch vorhandenen
Wissenslücken in kurzen, kompakten
Einheiten vor Ort.
Blended Learning bedeutet somit, das
Beste aus allen Methoden zusammenzubringen:
individuell, maßgeschneidert, zeitund
ortsunabhängig, abwechslungsreich,
modern. Man muss als Bildungsinstitut
nur den Mut und die Kreativität haben, sich
dieser herausfordernden Unterrichtsweise
zu stellen. Aber wir wären nicht die Gem-
Nova-Akademie, wenn wir uns Innovativem
mit größtem Kundennutzen verschließen
würden. Denn besonders in der Aus- und
Weiterbildung geht es darum, einen Beitrag
für die Gemeinschaft zu leisten und
die Bildung zu fördern.
Merkmale
Blended Learning
+ Abwechslungsreich
+ Hohe Abschlussquote
+ Individuell steuerbar
+ Individuelle Begleitung
der Lernenden
+ Lerntempo selbst
bestimmbar
+ Nachhaltiges Lernen
+ Orts- und zeitunabhängig
70 ENTGELTLICHE tirol.bildet EINSCHALTUNG
tirol.bildet
71
GAS UND GASNETZ – BEREIT FÜR DIE ENERGIEZUKUNFT
Die Energiewende kann nur durch das
kombinierte Zusammenwirken aller erneuerbaren
Energieressourcen und der entsprechenden
Infrastrukturen der Strom-,
Gas- und Fernwärmenetze gelingen.
Die Energieversorgung der Zukunft soll
dekarbonisiert, aber auch sicher und wirtschaftlich
sein. Die TIGAS unterstützt die
Ziele der Energiestrategie des Landes
Tirol, bis 2050 die Klimaneutralität zu
erreichen, und leistet mit ihrer Gas- und
Fernwärmestruktur sowie mit der Bereitstellung
regenerativer Energieträger und
bisher ungenutzter Wärmepotenziale
einen wichtigen Beitrag dazu.
Anteil an „grünem Gas“ steigt
Eine wirtschaftliche, sichere und klimaneutrale
Energieversorgung kann nur
im Zusammenspiel aller erneuerbarer
Energieformen und der entsprechenden
Infrastrukturen erreicht werden. Erdgas
soll unter Berücksichtigung der Versorgungssicherheit
und zu vertretbaren Kosten
für Haushalte und die Wirtschaft sukzessive
durch erneuerbare Gase ersetzt
werden. Regenerative Gase sind neben
Biogas auch aus Ökostrom in Power-to-
Gas-Anlagen erzeugter Wasserstoff und
synthetisches Gas.
Die TIGAS ist seit 2003 mit dem Einstieg
in die Biogasproduktion und seit 2009 mit
der Errichtung der Fernwärmetransportschiene,
mit der bevorzugt industrielle
Abwärme und Biowärme für Heizzwecke
nutzbar gemacht werden, im Rahmen ihrer
Möglichkeiten aktiv in der angestrebten
Reduzierung der CO 2
-Emissionen vorangegangen,
um die künftige Energieversorgung
in Tirol in den Sektoren Wärme und
Verkehr zunehmend erneuerbar und bis
2050 klimaneutral zu gestalten.
Energiezukunft vernetzt denken
Die Sektorkopplung, also die intelligente
Verschränkung der Infrastrukturen Strom-,
Gas- und Wärmenetze, ermöglicht eine
effiziente Bereitstellung regenerativer
Energie in der gewünschten Form und
Menge sowie zum gewünschten Zeitpunkt.
Zudem trägt die Sektorkopplung dazu
bei, die Auslastung dieser Verteilnetzinfrastrukturen
zu optimieren und dadurch
die Investitionen in den weiteren Ausbau
gering zu halten. Das gesamte Energiesystem
ist dadurch stabiler, flexibler und
kostengünstiger.
Die TIGAS baut daher das Gasnetz und
ihre Fernwärmenetze weiter bedarfsgerecht
aus und forciert die Mobilisierung
aller Biogas- und Wärmepotenziale in Tirol
zur Bereitstellung heimischer, feinstaubfreier
und klimaneutraler Energie.
DIGITALE VERNETZUNGSARBEIT
UNTER KINDERGÄRTEN IN TIROL
Neue Wege zur Qualitätsentwicklung sprachlicher
Bildung in der elementarpädagogischen Arbeit
Die Plattform Sprachliche Bildung ist
ein Angebot der regionalen und überregionalen
fachlichen Vernetzung sowie
der Weiterentwicklung pädagogischer
Praxis für Fach- und Assistenzkräfte
im Kindergarten.
Schon gehört?
TIGAS sorgt für Wärme in Tirol
Die TIGAS gibt Sicherheit, sucht Ihre Nähe und ist immer für Sie da. Kurz: Die TIGAS spendet Wärme. Dank kluger und
einfacher Lösungen. Und damit Sie es auch in Zukunft warm genug haben, setzt die TIGAS gleich auf mehrere Wärmequellen.
So sorgt die TIGAS langfristig für Behaglichkeit und ein gesundes Klima.
Digitale Medien stellen in Zeiten von
Corona auch in der Elementarpädagogik
eine unentbehrliche Arbeitsgrundlage
dar: Sie schaffen noch nie dagewesene
Formen qualitätsvoller pädagogischer
Zusammenarbeit unter Kindergärten aus
unterschiedlichen Gemeinden und Bezirken
sowie die Möglichkeit der Fortsetzung
von kollegialer und individueller Beratung
auf Distanz.
Etablierung neuer Lernfelder und Vernetzungsräume
Das Team der Tiroler Sprachberaterinnen
des GemNova-Bildungspools Tirol hat im
Rahmen der Richtlinie Sprachförderung
gemäß der Vereinbarung § 15a B-VG für
8.000 Elementarpädagog*innen aus den
insgesamt 480 Kindergärten in Tirol eine
digitale Arbeits- und Vernetzungsplattform
mit dem Namen Plattform Sprachliche
Bildung konzipiert und aufgebaut.
Damit soll gewährleistet werden, dass
statt der ursprünglich geplanten ganzjährigen
regionalen Vernetzungstreffen in
allen Bezirken, die aufgrund der aktuellen
Pandemie in Präsenz nicht stattfinden
können, das pädagogische Netzwerken
über alle Bezirke hinweg im virtuellen
Raum fortgesetzt werden kann. Die Plattform
Sprachliche Bildung bietet mit vielen
Praxis-, Wissens- und Reflexionsbausteinen
zu verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten
ein fachliches Grundgerüst für
die Einschätzung und Weiterentwicklung
der Interaktionsqualität in der pädagogischen
Arbeit im Kindergarten. Zusätzlich
wird allen interessierten Teams in Kindergärten
die Gelegenheit geboten, über
die Plattform ihre eigene Fachexpertise
rund um die alltagsintegrierte sprachliche
Bildung zu teilen und somit auch pädagogische
Teams aus anderen Einrichtungen
daran teilhaben zu lassen.
OBEN: Sprache wird am besten in
Interaktionen erlernt. Hohe Qualität in der
sprachlichen Bildung im Kindergarten unterstützt
die Sprachentwicklung von Kindern
massiv. Die Plattform Sprachliche Bildung bietet
den Kindergartenteams zahlreiche Angebote
zur Einschätzung und Weiterentwicklung
des eigenen Interaktionsverhaltens.
(© shutterstock)
TIGAS-Erdgas Tirol GmbH
Ein Unternehmen der TIWAG-Gruppe
Weiter denken. Besser bleiben. TIGAS.
www.tigas.at
72 tirol.bildet tirol.bildet
73
„Hilf mir, es selbst zu tun“ –
Dieses Zitat von Maria Montessori
findet sich in vielen
pädagogischen Konzeptionen
von elementaren Bildungseinrichtungen
in Tirol wieder.
Mit der Plattform Sprachliche
Bildung ist es gelungen, während
der Pandemie die Maßnahmen
zur Ausweitung und
Vertiefung sprachförderlicher
Kompetenzen des Personals
in Kindergärten in den virtuellen
Raum zu verlegen. Somit
wird weiterhin gewährleistet,
dass an den erforderlichen
Schritten zur Umsetzung des
sprachlichen Bildungsauftrages
auch in Lockdownzeiten
teilgenommen werden kann.
Pädagogische Teams können
sich in diesem virtuellen Raum
eigenverantwortlich und aktiv
bewegen und auf jene fachlichen
Inhalte, die sie benötigen,
immer wieder zugreifen – ganz
im Sinne von „Hilf mir, es selbst
zu tun“. Gleichzeitig profitieren
alle von geteilten Fachbeiträgen,
die auch aus den einzelnen
pädagogischen Teams beigesteuert
werden. Dieser Möglichkeitsraum
zeugt von hoher
Qualität und ist somit ein wichtiger
Beitrag in der Qualitätssicherung
der pädagogischen
Arbeit in Tirol.
JULIA RAICH
LAND TIROL, ABTEILUNG
GESELLSCHAFT UND ARBEIT
FACHINSPEKTORIN FÜR
ELEMENTARPÄDAGOGIK
Nachhaltigkeitsgedanken im Sinne der
Chancengleichheit von Kindern
Umfassendes und kontinuierlich geteiltes
Fachwissen auf Basis eines digitalen
Wissensmarktplatzes für Elementarpädagog*innen
kann erstmals der pädagogischen
Qualität in der frühen sprachlichen
Bildung in allen Tiroler Kindergärten
zugutekommen und somit die Professionalisierung
des pädagogischen Personals
in Kindergärten aller Gemeinden stärken.
Mit Qualitätsmaßnahmen wie diesen, die
letztlich eine positive Entwicklung und
Teilhabe von Kindern ermögilchen, wird
nachhaltig ein zentraler Beitrag zur Chancengleichheit
von Kindern geleistet, denn:
„Sprachliche Bildung ist der Schlüssel zur
Bildung.“
Feedback aus der elementarpädagogischen
Community
Die bunte Vielfalt an Fachartikeln, Reflexionsimpulsen
sowie Video-, Audio- und
Fotoimpulsen auf der Plattform Sprachliche
Bildung hat Pädagog*innen in ganz
Tirol dazu bewegt, dem Team der Sprachberaterinnen
praxisnahe Rückmeldungen
in Bezug auf die Bildungsarbeit mit Kindern,
Teamarbeit sowie Bildungspartnerschaft
mit Eltern und Erziehungsberechtigten
zukommen zu lassen. Hier finden
sich einige anonymisierte Feedbacks:
[…] Die Plattform hilft mir als Multiplikatorin
sehr in meiner Arbeit,
da sie mir neue Eindrücke und
Ideen gibt, die ich sehr gerne mit
dem Team teile, und wir dann
gemeinsam Projekte, wie dem oben
beschriebenen, erarbeiten können.
Ein Meilenstein auch in der österreichischen
Bildungslandschaft
Der Vernetzungsgedanke unter Elementarpädagog*innen
hat sich inzwischen
auch schon bundesländerübergreifend
etabliert.
Tirol kann ein starkes Signal
zur überregionalen Vernetzung
und somit zur Qualitätsentwicklung
der Elementarpädagogik
in Österreich setzen.
Die vom Bundesministerium für Bildung
(BMBWF) und dem Österreichischen
Integrationsfonds (ÖIF) initiierte virtuelle
Sprachkonferenz im Jänner 2021 hat nicht
nur das große Interesse am gegenseitigen
fachlichen Austausch seitens der 50
Vertreter*innen aus allen Bundesländern
aufgezeigt, sondern war auch aus Sicht
der Fachabteilung Elementarbildung des
Landes Tirol ein besonderer Erfolg: Die
von den Tiroler Sprachberaterinnen des
GemNova-Bildungspools Tirol gegründete
Plattform Sprachliche Bildung findet jetzt
schon österreichweit großen Anklang und
soll demnächst auch in anderen Bundesländern
in die Praxisumsetzung gehen.
Somit kann Tirol ein starkes Signal zur
überregionalen Vernetzung und somit zur
Qualitätsentwicklung der Elementarpädagogik
in Österreich setzen.
Qualitätsmaßnahme Sprachberatung
auf neuen digitalen Wegen
Großen Anklang finden in der aktuell kontaktlosen
Zeit auch die mit Februar 2021
gestarteten kollegialen Online-Beratungen,
die als weitere Qualitätsmaßnahme
zur Umsetzung der sprachlichen Förderung
im Kindergarten von den neun
Tiroler Sprachberaterinnen im Frühjahr
moderiert werden: 30 Online-Veranstaltungen
waren binnen weniger Tage
restlos ausgebucht. Sie stellen ein völlig
neues Beratungsformat dar und schaffen
einen digitalen Raum der persönlichen
Begegnung in kleinen Gruppen für
gegenseitige Beratung unter Kolleg*innen
zu aktuellen pädagogischen Herausforderungen.
Dank dieses neu konzipierten
Formats haben pädagogische Fachkräfte
erstmalig die Chance, sich über den
eigenen Bezirk hinaus fachlich auszutauschen,
die gelebte Praxis im Kindergarten
vom Außerfern bis Lienz und Kitzbühel
kennenzulernen und sich gegenseitig mit
Wissen, Reflexionsimpulsen und Handlungsstrategien
zu unterstützen. Ein
gelungenes Projekt, das vielleicht auch in
Zeiten nach der Pandemie im Sinne der
Qualitätsentwicklung der elementarpädagogischen
Praxis in Tiroler Kindergärten
aufrechterhalten bleibt.
[…] Ich werde bei nächster Gelegenheit auf jeden Fall
bewusster auf die Dinge achten, die ich jetzt gelesen und
gehört habe. Besonders freut es mich, dass sich die Inhalte
nicht ausschließlich auf Mehrsprachigkeit beziehen. Denn
als Kindergarten einer kleinen, ländlichen Gemeinde betrifft
uns dies momentan einfach nicht so sehr. Doch mit Themen
zu Spracherwerb, Elterngesprächen etc. können auch wir viel
anfangen und viel Praxisbezug herstellen.
ZUR AUTORIN
MAG. NINA REDLICH,
MA ECED
Nina Redlich leitet das Team
Sprachberatung des Landes Tirol
und koordiniert den Fachbereich
Elementarpädagogik im GemNova
Bildungspool Tirol.
Kontakt: n.redlich@gemnova.at
[…] Danke für die digitalen Unterlagen und die interessanten Beiträge
zum Thema Sprachbildung. Besonders interessant finde ich den Beitrag
über effektive Elterngespräche. […] Ich habe die Erfahrung gemacht,
dass ein wertschätzender Umgang, genügend Zeit für den gegenseitigen
Austausch, eine angenehme Atmosphäre, gute Dokumentation und
Vorbereitung und der Fokus auf die Stärken des Kindes wesentliche
Voraussetzungen für ein gutes Gespräch sind. Und der Gedanke, dass
wir das „Wohl des Kindes“ im Vordergrund sehen, ist ausschlaggebend.
74 tirol.bildet tirol.bildet
75
TEAM-
BETREUUNG
HAND in
HAND
Unvorstellbar, dass die Bildungspool Tirol gem. Tirol GmbH
2016 mit knapp 30 Personen für die schulische Betreuung
gestartet ist und nunmehr ein Kollegium mit über 400 Personen
in ganz Tirol fasst.
Es hat sich über die Jahre ein Team von
motivierten, liebenswerten und engagierten
Personen entwickelt, die in ihren
unterschiedlichen Rollen als Schulassistent*innen,
Freizeitbetreuer*innen, Teambetreuer*innen
und Koordinator*innen
gemeinsam, miteinander und füreinander
tätig sind. Es wird Hand in Hand gearbeitet
mit dem gemeinsamen Ziel, Qualität in der
schulischen Betreuung zu bieten und einer
Tätigkeit nachzugehen, die Freude und
Erfüllung sowie Wertschätzung erfahren
lässt. Gerade die Vielzahl an unterschiedlichen
Persönlichkeiten und Professionen
machen das Team des GemNova-Bildungspools
so vielfältig und besonders.
Ina Anker
TEAMBETREUUNG
Ina Anker ist bereits seit 2016 in
unterschiedlichen Funktionen Teil des
GemNova-Bildungspools. Aktuell ist sie
als Teambetreuerin im Raum Kufstein
im Einsatz.
„Der Beginn meiner Geschichte steht im
Zusammenhang mit einem Spiel, genauer
gesagt dem Schachspiel. Mein Engagement
im Bereich Kinder- und Jugendschach
führte mich in die schulische Betreuung.
„Die Arbeit als Schulassistenz
geht mit unzähligen
Herausforderungen
einher, stellte ich in meinem
täglichen Arbeitsalltag von
Anfang an fest.“
Es gibt einfach immer etwas zu tun, zu (er-)
klären oder jemanden zu unterstützen. Als
mir die Teambetreuung angeboten wurde,
sagte ich sofort zu! Ich freue mich über diese
neue Aufgabe, versuche, der damit einhergehenden
Verantwortung mit stetigem
Einsatz gerecht zu werden und eine verlässliche
Ansprechpartnerin für alle Kolleg*innen
in der schulischen Betreuung zu sein.
Die enge Zusammenarbeit mit der Koordinatorin
ist mir sehr wichtig. Eine gute und
offene Kommunikation ist für mich das A
und O. Am meisten freut es mich, wenn wir
wieder neue Kolleg*innen ins Team bekommen,
die sich toll mit einbringen können:
ob Freizeit- oder Theaterpädagog*innen,
Erziehungswissenschaftler*innen, Kinderbuchautor*innen,
Musikstudent*innen …
jede Person bringt neuen Input, und diese
Diversität bereichert uns alle ungemein. Zu
guter Letzt freue ich mich, dass auch aus
meiner ursprünglichen Mission etwas Bleibendes
entstanden ist: Das Schachspiel ist
in Volksschulen in Kufstein angekommen!“
Schulassistenz
Sieglinde Hobl ist seit 2019 im Gem-
Nova-Bildungspool-Team und als Schulassistentin
bereits fünf Jahre an der
Allgemeinen Sonderschule (ASO) in Hall
tätig.
„Meine Entscheidung zu diesem Job fiel
mir sehr leicht, da Kinder mit besonderen
Bedürfnissen für mich immer schon einen
hohen Stellenwert hatten, besonders seitdem
mein Sohn mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
(ADHS)
und Autismus-Spektrum zur Welt kam. Ich
arbeite seit fünf Jahren in der ASO Hall,
und meine Rolle als Schulassistenz wechselt
jährlich. Anfangs war ich Klassen mit
mehrfach behinderten Kindern zugeteilt.
Dort waren meine Aufgaben einerseits die
Unterstützung und die Pflege der Kinder,
das heißt, ihnen den Alltag so gut wie möglich
zu erleichtern. Andererseits war auch
die Weiterbildung ein wichtiger Bestandteil
meiner Arbeit. Zurzeit bin ich in einer Sonderschulklasse
mit lernschwachen und verhaltensauffälligen
Kindern. Dort stehen die
Motivation für das Lernen und die Unterstützung
im Vordergrund.“
Sieglinde Hobl
SCHULASSISTENZ
„Wichtig und zentral ist für
mich, dass die Zusammen-
arbeit mit unserem Koordinator
gut funktioniert.“
76 tirol.bildet tirol.bildet
Kontakt:
bildungspool@gemnova.at
Kathrin
Malina
KOORDINATION
Koordination
Kathrin Malina arbeitet seit 2019 im
GemNova-Bildungspool und ist als Koordinatorin
für die Region Kufstein, derndorf und Waidring
Niezuständig.
„Als Koordinatorin bin ich im ständigen
Austausch mit meinen acht Kolleg*innen
aus dem Bildungspool-Team in Innsbruck,
der Teambetreuerin für Kufstein, den 55
Kolleg*innen, die an den Schulen als zeitbetreuer*innen und Schulassistent*in-
Freinen
arbeiten, den Vertreter*innen der drei
Gemeinden und den acht Direktor*innen
der verschiedenen Schulen. Der Kontakt
mit so vielen Menschen macht meinen
Berufsalltag spannend, bunt und vor allem
nie langweilig. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen
und Überraschungen mit
sich. An manchen Tagen steht schon ab
6.30 Uhr das Telefon nicht still – daran
kann man manchmal frühzeitig ablesen,
dass die nächste Grippewelle angekommen
ist. Aber gerade dieses spontane und
flexible Arbeiten macht für mich den Reiz
meiner Arbeit aus.
„Man trifft viele interessante
Menschen, hat bereichernde
Begegnungen und
wächst persönlich an den
Herausforderungen.“
Obwohl ich weitgehend meine Arbeit aus
dem Homeoffice erledige – auch schon in
Zeiten vor Corona, bin ich froh, Teil unseres
großen Koordinationsteams zu sein.
Wir haben sehr unterschiedliche berufliche
Backgrounds, und auch altersmäßig sind
wir bunt gemischt. Doch uns einen das
Engagement für den Job und die gegenseitige
Wertschätzung. Auch der ständige
Austausch mit der Teambetreuerin vor
Ort ist für mich wichtig, um die vielen kleinen
und großen alltäglichen Ereignisse zu
koordinieren und neue Ideen umzusetzen.“
Julian
Raidel
Freizeitbetreuung
FREIZEIT-
BETREUUNG
„Mein Interesse
an diesem Beruf
wurde schon
früh geweckt, da
mehrere meiner
Familienmitglieder
im sozialen Bereich
tätig sind.“
Julian Raidel ist seit 2017 Teamkollege
im GemNova Bildungspool und aktuell
als Freizeitpädagoge und Leitung des
Betreuungsteils an der Volksschule
Angergasse tätig. Darüber hinaus ist
Julian Teambetreuer und arbeitet tatkräftig
an Projekten mit.
„Mein Interesse an diesem Beruf wurde
schon früh geweckt, da mehrere meiner
Familienmitglieder im sozialen Bereich
tätig sind. Zu Beginn betreute ich eine
Tagesheimgruppe. In meinem zweiten
Dienstjahr wechselte ich in eine Klasse
mit verschränkter Schulform (Ganztagesschule).
Gleichzeitig erweiterte
sich mein Tätigkeitsbereich, in dem mir
die Leitung des Betreuungsteils anvertraut
wurde. Im Jahr 2019 begann ich
als Teambetreuer an mehreren Volksschulen
in Innsbruck zu arbeiten, was
mir persönlich neue Erfahrungen und
Perspektiven einbrachte. Die Möglichkeit
an Projekten, wie der „Betrieblichen
Gesundheitsförderung“ sowie „Ernährung
und Bewegung“ mitzuarbeiten,
bringt eine Vielfalt und Abwechslung in
meinen Arbeitsalltag.“
Machen Sie Schluss
mit Ihrem alten
Business Banking.
Wechseln Sie jetzt zu TELEBANKING PRO, dem modernsten
Business Banking Österreichs: Das wird ständig erweitert und immer smarter.
sparkasse.at/telebanking-pro
Freizeitbetreuung
Jetzt
umsteigen
Jessica Groß arbeitet seit 2020 im
GemNova-Bildungspool und ist als Freizeitbetreuerin
und Leiterin des Betreuungsteils
für elf Gruppen an der Schule
Innere Stadt in Innsbruck tätig.
„Die Arbeit als Freizeitpädagogin gibt mir
genau diese Möglichkeit. Zusätzlich empfand
ich die Stelle als Leiterin des Betreuungsteils
als neue Herausforderung, um
mich in einer Leitungsfunktion zu beweisen.
Die zeitgleiche Bewältigung der organisatorischen
und pädagogischen Leitung stellt
oftmals eine besondere Herausforderung
dar und bedeutet ein hohes Maß an Engagement
und zeitlicher Investition. Damit der
Ablauf im Tagesheim reibungslos verläuft,
muss ebenso eine gute Organisation und
Planung im Hintergrund stehen.
Besonders in der Volksschule haben Kinder
einen großen Drang an Bewegung,
Spiel und Sport und sind überaus kreativ
und motiviert. Genau dies lässt mich
meine Arbeit als Freizeitpädagogin mit
Freude ausüben. Die Zusammenarbeit
mit meiner Koordinatorin erleichtert mir
meine Arbeit in vielerlei Hinsicht. Neben
schneller und kompetenter Hilfe bei Fragen
aller Art ist kein Hierarchiegefälle
erkennbar, und es herrscht ein freundschaftlicher
und respektvoller Umgang
miteinander.“
„Nach meinem Sportpädagogikstudium
in
Deutschland wollte
ich einer Tätigkeit
nachgehen, in welcher
ich bei Kindern Spaß
an der Bewegung
fördern kann.“
Jessica
Groß
FREIZEITBETREUUNG
77
78 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund
79
Rodeln mit Corona
Die Weltmeisterschaft der Naturbahnrodler im Ötztal war heuer wohl eine der sportlichen
Höhepunkte in Tirol. Coronabedingt freilich ohne Publikum, dafür mit überaus strengen
Sicherheitsauflagen. Ein kurzer Blick zurück.
Gerhard Pilz war im Ötztal natürlich mit
dabei. Mit seinen fünf Weltmeistertiteln,
zwei Europameistertiteln, zwei Gesamtweltcupsiegen
sowie 19 Siegen in Weltcuprennen
ist er in der Szene der Naturbahnrodler
wohl das große, das unerreichbare
Vorbild. Seinen ersten Weltmeistertitel feierte
der gebürtige Oberösterreicher übrigens
1986 in Fenis, im italienischen Aostatal.
Zehn Jahre später, 1996, kürte er sich
hier in Tirol, in Oberperfuss, zum fünften
Mal zum Weltmeister. Weitere elf Jahre
später, 2007, beendete er seine unglaubliche
Karriere im Alter von 41 Jahren. Natürlich
auf seine Art – mit dem der Gewinn
der Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften
im kanadischen Grande Prairie.
Die beiden Ötztaler Brüder Thomas und
Gerald Kammerlander erreichten damals
übrigens die Plätze sechs und sieben.
„EIN KONTAKT ZU AUSSEN-
STEHENDEN IST LEIDER
NICHT MÖGLICH, SOGAR
STRIKT UNTERSAGT.“
GERHARD PILZ
Strenge Corona-Auflagen
„Du, das geht leider überhaupt nicht. Es
gibt hier dermaßen strenge Corona-Auflagen,
dass wir nur in unseren geschlossenen
Teams unterwegs sein dürfen. Ein
Kontakt zu Außenstehenden ist leider
nicht möglich, sogar strikt untersagt.“
LINKS: Die Organisatoren der Weltmeisterschaft
mit dem Covid-Beauftragten: Bruno
Kammerlander, Hansjörg Posch und Michael Radl.
(© ÖRB/Miriam Jennewein)
Gerhard Pilz, dem 2004 gemeinsam mit
dem Autor dieser Zeilen die österreichische
Erstbesteigung des Siebentausenders
Himlung Himal an der nepalesischtibetischen
Grenze gelang, konnte sich
also nicht mit mir treffen. Er war wieder
im Ötztal, diesmal als Bundestrainer der
deutschen Naturbahnrodler, streng abgeschirmt
und isoliert. „Die Verantwortlichen
haben das hier sehr sauber gelöst, es gibt
klare Bestimmungen, unmissverständliche
Regeln, damit nur ja nichts passiert. Aber
vielleicht schaffen wir zwei ja im Sommer
eine lässige Tour“, so Pilz. „Gerne auch bei
dir in Tirol.“
Ein 30-seitiges Konzept
Die Weltmeisterschaft der Naturbahnrodler
in Umhausen zählte heuer neben der Vierschanzentournee
der Skispringer in Inns-
bruck sowie dem Hahnenkammrennen der
Skifahrer in Kitzbühel wohl zu den sportlichen
Highlights in Tirol. Allen drei Veranstaltungen
war gemein, dass sie coronabedingt
ohne Publikum und mit strengen
Sicherheitsauflagen über die Bühne gingen.
„Das war für uns schon sehr hart und herausfordernd“,
so Hansjörg Posch, der für
die gesamte Organisation der Weltmeisterschaft
im Ötztal verantwortlich zeichnete.
„Schon allein, wenn ich an die ganzen
Covid-Bestimmungen und Maßnahmen und
Kontrollen denke. Da haben wir einfach auch
professionelle Unterstützung von außen
gebraucht.“
Rund 30 Seiten umfasste dann auch das
detaillierte Covid-19-Präventionskonzept,
welches von der GemNova erstellt wurde.
Im Konkreten von Manfred Schiechtl, der
sich dafür beim Wiener Roten Kreuz extra
zum Corona-Experten ausbilden ließ. „Drei
Mal musste dieses Konzept umgeschrieben,
überarbeitet, ergänzt werden, einfach
weil es immer wieder Anpassungen und
Änderungen der Covid-19-Notfallmaßnahmenverordnung
gab. Die Gemeinden sind
mit diesem Konzept freilich auf der sicheren
Seite“, so Schiechtl, „damit sind alle
Eventualitäten abgedeckt.“
„Mir ist ganz schwindlig geworden“
Als ich dieses Konzept durchgelesen hab, ist
mir ganz schwindlig geworden“, merkt auch
Kammerlander an. „Auf was es da alles zu
achten gab, was da alles eingehalten werden
musste, ein Wahnsinn.“ Nur einige Beispiele
daraus: Die teilnehmenden Personen
mussten in mehrere funktionelle Gruppen
aufgeteilt werden, die am Veranstaltungsgelände
dann auch noch räumlich zu trennen
waren. Es bedurfte eines dezidierten
Testlabors zur autonomen Durchführung der
Covid-19-Tests. Für Verdachtsfälle musste
ein eigener Sicherheitsbereich eingerichtet
werden, spezielle Ordnerdienste wurden
ebenso vorgeschrieben wie die allerstrengsten
Hygienemaßnahmen. Für die Einhaltung
und Kontrolle all dessen waren besonders
geschulte Covid-Beauftragte verantwortlich.
„EINE BESONDERE HER-
AUSFORDERUNG BESTAND
BEREITS IM VORFELD DARIN,
AUF DIE IMMER STRIKTE-
REN VORGABEN RASCH ZU
REAGIEREN.“
MICHAEL RADL
BILDER: Thomas
Kammerlander
freut sich
über seinen Sieg.
(© ÖRB/Miriam
Jennewein)
Vom VIP-Zelt zum Aufwärmzelt
Michael Radl, ebenfalls von der GemNova,
war der Covid-Beauftragte und während
der Weltmeisterschaften natürlich immer
vor Ort anwesend. „Eine besondere Herausforderung
bestand bereits im Vorfeld
darin, auf die immer strikteren Vorgaben
rasch zu reagieren. Dass keine Zuseher
erlaubt waren, stand ja von Anfang an
fest. Aber dann hieß es plötzlich, es gibt
auch keine Ehrengäste. Naja, dann haben
wir aus dem VIP-Zelt halt ein zusätzliches
Aufwärmzelt für die Athlet*innen gemacht.
Denn hier im Ötztal kann es schnell mal
minus 15, minus 20 Grad haben.“
Die Weltmeisterschaft selbst lief dann reibungslos
und ohne Probleme ab. Alle Covid-
Sicherheitsvorkehrungen wurden eingehalten,
die rund 250 anwesenden Personen
vor Ort verhielten sich überaus diszipliniert
und einsichtig. „Natürlich hätten sich alle
Beteiligten gewünscht, wenn es hier auch
viele Zuseher gegeben hätte. Einfach weil
die Atmosphäre dann eine ganz andere ist“,
so Bruno Kammerlander, der als die Seele
dieser Veranstaltung gilt. „Andererseits
haben wir mit dieser Weltmeisterschaft
eindrucksvoll gezeigt, dass auch in diesen
sehr schwierigen Zeiten ganz besondere
Veranstaltungen möglich sind. Hier bei uns
in Tirol, im Ötztal.“
Thomas und Gerald Kammerlander
Ach ja, eine nette Geschichte gibt es
abschließend auch noch. Sie handelt von
den beiden Brüdern Thomas und Gerald
Kammerlander. Gerald Kammerlander, seit
2013 Sportdirektor des österreichischen
Rodel-Nationalteams, errang 2011 bei den
Weltmeisterschaften der Naturbahnrodler
im Ötztal die Goldmedaille. Hier auf
der anspruchsvollen und legendären Grantaubahn
in Umhausen, die mit ihren neun
Kurven auf 950 Metern und einem durchschnittlichen
Gefälle von 13,9 Prozent einfach
ungemein sauber gefahren werden
muss. Ein kleiner, winziger Fehler nur und
schon ist der Traum vom Weltmeistertitel
vorbei.
Bei der heurigen Weltmeisterschaft, genau
zehn Jahre nach Gerald Kammerlanders
Sieg, trat sein Bruder Thomas in seine Fußstapfen.
Auch er machte keinen Fehler und
kürte sich auf der selektiven Grantaubahn
in Umhausen mit Bestzeit in beiden Läufen
zum Weltmeister. Einen Tag nach seinem
31. Geburtstag. Fein, dass es im Hause Kammerlander
nun gleich zwei Goldmedaillen
der beiden Brüder gibt.
AUTOR
REINHOLD OBLAK
80
tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund
81
200.000 EURO
FÜR DEN EVEREST
Mit der Gründung von „Furtenbach Adventures“ stieg der Tiroler Lukas Furtenbach 2014 ins
kommerzielle Höhenbergsteigen ein – als Anbieter von Expeditionen auf den Mount Everest.
Sehr erfolgreich, sehr umstritten. Im Interview spricht er Klartext.
Lukas Furtenbach: Lass mal mich mit
einer Frage beginnen, Reinhold. Warum
bist du eigentlich nie meinen Einladungen
zum Everest gefolgt?
Reinhold Oblak: Weil ich mit kommerziellen
Expeditionen nichts anfangen
kann. Ich mag mich nicht von Sherpas
am Seil auf Achttausender hinaufziehen
lassen. Das hat mit meinem Verständnis
von eigenverantwortlichem
Bergsteigen nichts zu tun. Zum Zweiten
interessiert mich der Everest überhaupt
nicht: ein massiv überlaufener
Berg, zu viel Expeditionstourismus,
Warteschlangen vor dem höchsten
Punkt. Aber nun zu dir: Wie bist du
eigentlich auf die Idee gekommen, ausgerechnet
ein Expeditionsunternehmen
zu gründen? Hier in Tirol noch dazu.
Du redest ja fast schon so wie Reinhold
Messner (lacht). Der glaubt nämlich auch,
kommerzielle Expeditionen sind der Tod
des „echten“ Alpinismus. So ein Blödsinn.
Aber zurück zu deiner Frage. Das Expeditionsbusiness
war eine sehr verstaubte
Branche mit einer sehr tradierten Philosophie.
Der Gast musste sich der angebotenen
Expedition anpassen. Ich sehe es
genau andersherum. Wir müssen uns an
den Bedürfnissen des Gastes orientieren.
Das verlangt natürlich sehr viel Expertise,
Innovationswillen und Erfahrung.
Reinhold Messner scheinst du nicht
wirklich zu mögen. Dabei hast du selbst
ja auch als selbstständiger Bergsteiger
begonnen – bei deinen Achttausender-
Besteigungen und bei vielen anderen
Expeditionen. Erst bei deinen zwei Everest-Besteigungen
warst du dein eigener
Kunde.
Messner sehe ich sehr differenziert. Zum
einen ist unbestritten, dass er Herausragendes
geleistet hat. Nicht nur als Kletterer
und Expeditionsbergsteiger. Zum anderen
ist aber auch festzuhalten, dass er etwa
bei seiner Everest-Besteigung ohne Sauerstoff
die installierten Fixseile benutzt hat,
einer ausgetretenen Spur gefolgt ist, volle
Unterstützung eines großen Teams hatte.
Und ja, auch ich habe bei meinen beiden
Everest-Besteigungen die Hilfe von Sher-
OBEN: Lukas Furtenbach beim Aufstieg zum Everest.
Als erstem Österreicher gelang es ihm, den
Gipfel sowohl von der Süd- als auch von der Nordseite
zu erreichen. (© furtenbachadventures.com)
pas in Anspruch genommen, genauso wie
Sauerstoff. Aber ich habe dort ja gearbeitet,
musste leistungsbereit sein und war
für unsere Kunden verantwortlich. Das ist
eben mein Verständnis von verantwortungsvollem
Bergsteigen. Alles zu tun, um
die Risiken sehr klein, die Sicherheit sehr
groß zu halten.
Und deine Kundinnen und Kunden zahlen
dafür fast jeden Preis. Du bist ja mittlerweile
der teuerste Everest-Anbieter
weltweit.
Maximale Sicherheit ist das eine, größtmöglicher
Komfort das andere. Das Wichtigste
freilich ist die Zeit. Wir bieten den
Everest in der Flash-Variante in nur 21
Tagen an. Von jedem Airport der Welt auf
den höchsten Punkt der Erde und wieder
zurück. Viele unserer Teilnehmer verfügen
über finanzielle Ressourcen, aber nur über
sehr wenig Zeit. Und unsere 100-prozentige
Erfolgsrate ohne einen einzigen Unfall
spricht halt auch für sich.
Wieviel verlangst du nun wirklich für den
Everest?
In der Standardvariante 60.900 Euro, für
Flash 99.000 Euro. Dabei bieten wir auch
eigene Hypoxiezelte an, damit sich die Teilnehmer
bereits zu Hause akklimatisieren
können. Das verschafft uns vor Ort abermals
einen Zeitpolster, wodurch wir noch
schneller und sicherer auf den Gipfel und
wieder zurück kommen.
Du bietest ab heuer auch Everest-
Besteigungen für nur eine Person an.
Wie an der Eiger-Nordwand, eigentlich
verrückt. Was verlangst du dafür?
Verrückt wäre, genau das nicht anzubieten.
Mit dieser „Signature-Expedition“ reagieren
wir auf die Nachfrage. Die Kosten liegen bei
200.000 Euro pro Person. Es ist also eine
1:1-Führung mit entsprechenden Sicherheitsreserven,
Unterstützung und Komfort.
Das bedeutet individuelle Ernährungsberatung,
personalisiertes Trainingsprogramm
und geht bis zum Live-Monitoring
Unsere 100-prozentige
Erfolgsrate ohne einen einzigen Unfall
spricht halt auch für sich.
durch unseren Expeditionsarzt während
der Besteigung. Dabei sprechen wir vom
hochauflösenden Echtzeit-EKG bis auf den
Gipfel. Somit können nicht nur beginnende
Höhenkrankheit, sondern auch andere
medizinische Probleme frühzeitig erkannt
werden. Herzinfarkte oder Schlaganfälle
sind in großer Höhe bisher nur wenig
untersuchte Todesursachen mit einer sehr
hohen Dunkelziffer.
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation
haben 2020 ja keine kommerziellen
Expeditionen stattgefunden, für heuer
sieht es auch nicht sehr viel besser aus.
Wie gehst du damit um?
Es war ein wirtschaftlich sehr schweres
Jahr, aber wir waren nicht in unserer
Existenz bedroht. Wir würden auch noch
ein Jahr Pandemie aushalten. Im Februar
2020 führten wir ein Team über den
direkten Polengletscher auf den Aconcagua.
Im Sommer gab es dann nur einen
Expeditionskurs in den Westalpen. Vergangenen
November hatten wir bereits
wieder die ersten Expeditionen in Nepal,
auf die Ama Dablam, Nirkeha und Mera
Peak. Aufgrund der Reisebeschränkungen
war das eine große logistische Herausforderung,
aber es hat alles geklappt. Menschen
wollen reisen, Abenteuer erleben,
hohe Berge besteigen. Ich gehe davon aus,
dass wir in den nächsten Wochen und
Monaten sowohl den Everest als auch die
Karakorum-Saison mit K2, Broad Peak,
Gasherbrum I und II durchführen können.
Natürlich mit entsprechendem Corona-
Sicherheits- und -Hygienekonzept und
eigener Teststrategie.
Du bist verheiratet, hast zwei Kinder
und bist doch viele Monate im Jahr auf
den Bergen der Welt unterwegs. Wie
kriegst du das alles unter einen Hut?
Mittlerweile hab ich meine eigenen Expeditionen
sehr reduziert. Schließlich möchte
ich miterleben, wie meine Kinder aufwachsen.
Eigentlich bin ich nur mehr beim
Everest selbst dabei. Und bei ein bis zwei
kleineren Expeditionen, wo ein Filmprojekt
dranhängt oder wir neue Ziele erkunden.
Dank Vorakklimatisation geht das heute
alles viel schneller.
Eine letzte Frage: Welches bergsteigerische
Ziel hast du eigentlich noch?
Im Moment stehen Familie und Unternehmen
im Vordergrund. Ich möchte das
Höhenbergsteigen weiterentwickeln. Da
gibt es noch viel Luft nach oben.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
REINHOLD OBLAK
ZUR
PERSON
Der Tiroler Lukas Furtenbach, 42,
hat in seinem Leben schon viel
erlebt. Der ausgebildete Geograf
war etwa Shrimpsfischer in den
USA, Private Concierge in Belize
oder Flyfishing-Guide in Kanada.
Er ließ sich auf einer unbewohnten
Atlantikinsel aussetzen, ist
Steilwandskifahrer und bestieg
als erster Österreicher den Everest
von der Nord- und Südseite.
Mit der Gründung von furtenbachadventures.com
trat er als
Anbieter ins kommerzielle Höhenbergsteigen
ein. Furtenbach ist
verheiratet, hat zwei Kinder und
lebt in Innsbruck.
82 tirol.sozial tirol.sozial
83
ZUR AUTORIN
DGKP MARTINA
BACHLER
Martina Bachler ist diplomierte
Gesundheits- und Krankenschwester
und seit 2019 bei der
GemNova tätig. Sie verantwortet
die Aus- und Weiterbildung im
Bereich Pflege und ist mit ihrem
umfangreichen Wissen eine Expertin
auf ihrem Gebiet.
Kontakt: m.bachler@gemnova.at
Das Jahr 2020 hat sehr überzeugend
gezeigt, welche
Bedeutung Würde und Menschenrechte
für den und im
Beruf Pflege haben. Eine gute
und von Transparenz gekennzeichnete
Zusammenarbeit
ist gerade beim Thema „FBM“
daher zwischen Heimen und
Bewohnervertretungen enorm
wichtig! In meiner Wahrnehmung
funktioniert die Synergie
zwischen beiden erfreulich und
mit gegenseitiger Achtung –
zum Vorteil der bei uns lebenden
Menschen. Dennoch denke
ich, ein Mehr an Schulungen
in dieser Sache wäre sehr
willkommen und ist natürlich
immer sinnvoll.
RICHARD KUSTER,
KLARAHEIM DER
TERTIARSCHWESTERN
SelbstbestimmTes
Leben
Ein Leben in Sicherheit mit Freiheit und Selbstbestimmung sind
Qualitätsmerkmale unserer Gesellschaft. Qualitäten, die sich im
zeitlichen Lebensablauf langsam auf- und wiederabbauen.
Wir werden in der Sicherheit unseres
Elternhauses geboren, und nach und nach
übernehmen wir Selbstverantwortung. Freiheit
ist uns dabei ein individuelles Bedürfnis
in allen Lebenslagen. Ein Bedürfnis, das
in seiner Stärke variiert. Es ist abhängig
von unserer Persönlichkeit, den individuellen
Lebenserfahrungen und der aktuellen
Situation. Bedürfnisse sind nicht dauerhaft
messbar vorhanden. Sie verändern sich im
Laufe des Lebens.
Freiheit im Erwachsenenleben ist geregelt.
Gesellschaftliche Normen und Gesetze
geben uns vor, was wir frei entscheiden
und bestimmen. Wir kennen die Rahmenbedingungen
und wissen genau, wo wir
uns einfügen und unterordnen. So unterscheiden
wir Arbeitszeiten von Freizeiten
usw. Denken wir an unseren Lebenslauf.
Wir starten mit wenig Freiheit und Selbstbestimmung,
verbuchen jeden Schritt in
unsere Selbstständigkeit als Erfolg bis in
unser Erwachsenendasein. Und irgendwann
– dreht sich das Blatt.
Nach langer Zeit mit mehr oder weniger
Selbstständigkeit beginnt der Alterungsprozess,
wir werden körperlich und geistig
schwächer, brauchen wieder Hilfe und
Fürsorge. Das fällt uns schwer. Und dazu
geben wir langsam unsere Freiheit und
Selbstbestimmung, Schritt für Schritt, wieder
ab.
In unseren sozialen Einrichtungen werden
hilfsbedürftige Menschen gepflegt und
umsorgt. Sie erhalten Pflege in Form von
Betreuung und Hilfe. Pflegekräfte machen
jeden Tag aufs Neue eine professionelle
Bestandsaufnahme: Wie viel Freiheit und
Selbstbestimmung ist noch möglich? Ist
„JEDER HAT DAS
RECHT AUF LEBEN,
FREIHEIT UND
SICHERHEIT DER
PERSON.“
UN-MENSCHENRECHTS-
CHARTA IN ARTIKEL 3
Langzeitpflege in der Pandemie
– eine Berufsgruppe muss sich
neu erfinden …
Unverzichtbar: eine Bildungsoffensive
in der Qualitätssicherung
Pflege und ein sensibles
Abwägen zwischen „Bewohnergesundheit“
versus „Bewohnerfreiheit“
– Lebensqualität …
MARTINA MAIR,
WOHN- UND PFLEGEHEIM
FLIRSCH
ein ausreichendes Maß an Sicherheit
gewährleistet? Wie groß ist die Sturzund
Verletzungsgefahr? Eine tägliche
Gratwanderung, bei der auch die eigenen
Grenzen der Pflegekraft überschritten
werden. Grenzen der Belastbarkeit …
Pflegekräfte garantieren für die Sicherheit
ihrer Schützlinge, haben die Aufgabe der
professionellen Pflegeberatung, strukturieren
den Pflegeplan, um Schäden zu vermeiden,
helfen und beaufsichtigen, wann
immer sie können. Was aber passiert mit
jenen Menschen, die aufgrund einer psychischen
Erkrankung oder geistigen Behinderung
selbstgefährdend sind oder sogar
OBEN:
Frau Emmi Unterrainer mit
der Bereichsleitung der Station
„Sonnenplatzl“ Andrea
Schwaiger (© Sabine Thaler)
OBEN:
Martina Mair (rechts) mit
Kolleginnen aus ihrem Team
im Wohn- und Pflegeheim
Flirsch (© Martina Mair)
andere Menschen gefährden? Jene, die
eine Gefahr nicht mehr erkennen – wieviel
Recht an Freiheit und Selbstbestimmung
haben diese?
Die Beachtung der Würde und der Menschenrechte
ist die Aufgabe der professionellen
Pflege. Sollte zur Erhaltung der
Sicherheit eine gesetzlich legitimierte
Freiheitsbeschränkung zur Anwendung
kommen, dann immer nur mit jenen Mitteln,
die diese Selbstbestimmung am
wenigsten beeinträchtigen und die soziale
Integrität und Menschenwürde erhalten.
Für diese schwierigen pflegefachlichen
Entscheidungen und Herausforderungen
braucht es Erfahrung, Kommunikationsfähigkeit,
Fachkenntnis zur Gesetzeslage, zur
Dokumentation und vor allem Kenntnisse
über alternative Pflegetechniken.
GemNova bietet eine neue Fortbildungsreihe
für Pflegekräfte in allen Einrichtungen:
Pflege Online. Die Kurse sind als Blended
Learning konzipiert und beinhalten die
fachliche Begleitung beim Selbststudium,
Online-Sprechstunden, praktische Reflexionen,
Arbeitsaufträge und Praxisanleitung
vor Ort in der Einrichtung. Der erste Kurs
– freiheitseinschränkende Pflegemaßnahmen
– gibt Klarheit über das Thema
Freiheit und Selbstbestimmung und kann
bereits gebucht werden.
Ich bin DGKP und arbeite im Wohnund
Pflegeheim Ebbs. In unserem
Haus wird in vier Pflegeteams
gearbeitet; es wohnen 97 Klient*innen
im Haus. Seit März 2020 ist
es für uns alle (Pflege, Verwaltung,
Wirtschaftsbereich, Ergotherapie,
Physiotherapie) eine besondere
Herausforderung, aufgrund
der Bestimmungen und Empfehlungen
vom Land Tirol bezüglich
Covid-19-Maßnahmen weiterhin
gemeinsam gute Arbeit und Pflege
zu leisten.
In unserem Haus herrscht eine
sehr hohe Wertschätzung gegenüber
allen Mitarbeiter*innen.
Somit ist es für uns alle wesentlich
leichter, diese Krise zu überstehen,
weiter ein „gemeinsames
Miteinander“ zu leben und sich
auch ständig weiterzuentwickeln.
Besonders jetzt sind die Kontakte
zu Angehörigen, die Gespräche
mit Angehörigen sehr intensiv, und
auch die Seelen der Bewohner*innen/Klient*innen
benötigen nun
vermehrt unsere ganze Zuwendung
und Aufmerksamkeit. Ohne
eine stabile Struktur des Heims,
von Heimleiter, Pflegedienstleister,
Bereichsleiter, wäre das nie möglich.
Für mich sind Fort- und Weiterbildungen
in ALLEN Bereichen sehr
wichtig und notwendig, denn nur
so kann Qualitätssicherung in der
Pflege geleistet und der Austausch
mit anderen Institutionen gelebt
werden und können Diskussionen
und Erfahrungsaustausch mit Kolleg*innen
erfolgen. All dies kommt
letztendlich unseren Klient*innen
und allen Mitarbeiter*innen im
Wohnheim zugute.
SABINE THALER,
WOHN- UND PFLEGEHEIM
EBBS
MAZON
ST BÖSE,
DIE KLEINEN SOLLEN
IESELAUTOS
WELT RETTEN.
IND BÖSE,
RIMARK
ST BÖSE,
ISH IST
84
tirol.kultur
Hier könnte IHRE WERBUNG
stehen!
Tut sie aber nicht.
Sondern meine.
Gabriel Castañeda
Kabarettist und Autor
Amazon ist böse, Dieselautos sind böse, Primark
ist böse, Wish ist ultra böse, und in den Urlaub
fliegen ist so verpönt wie Fußpilz im Hallenbad.
Die Liste der Geschäfte und Online-Portale, in
denen die Österreicher*innen nicht einkaufen
sollen, ist lang. Der Konsument soll bitte die heimische
Kaufkraft stärken. Am besten, er kauft
sein Fleisch vom Bio-Bergbauernhof um die Ecke,
die Patschen von der ICH-AG-Nachbarin, die Stereoanlage
beim
ansässigen Elektrohändler
und
macht Urlaub im
Nachbarort. Der
Konsument ist
durch sein egoistisches
Kaufverhalten
schuld
an der Massentierhaltung,
am
Transit, an der
Klimakrise, an der
Ausbeutung asiatischer
Kinder in
der Textilindustrie
und natürlich
auch an der Verödung
des eigenen
Ortes, weil
er in den kleinen
Geschäften in der
Innenstadt nicht
mehr einkauft.
AUTOR
GABRIEL CASTANEDA
Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich sind
Amazon und Co „böse“, und natürlich ist „der
Konsument“ schuld, aber wieso nur er? Ich stelle
mir folgende Frage: Der „kleine Konsument“ liest
täglich in den Nachrichten, wie viele Steuern
Starbucks, Amazon, IKEA, KTM usw. NICHT
bezahlt haben. Steuervermeidung gehört im Big
Business zum guten Ton, und wenn es also ok
ist, dass milliardenschwere Konzerne das „Geiz
ist geil“-Prinzip durchziehen, warum spricht man
diesen Wunsch dem kleinen Konsumenten ab?
Der Paul, die Irmgard, der Johannes und die
Maria sollen jetzt mit ihren 1.600 Euro netto
im Monat die heimische Wirtschaft, das Gasthaus,
den kleinen Lebensmittelhändler und den
Kinderskilift retten? Könnte schwierig werden.
Auch in Tirol veröden die kleineren Orte zusehends.
Und auch hier werden die Kleinen allein
das Ruder nicht herumreißen. Jeff Bezos oder
René Benko werden in den meisten Tiroler Orten
eher nicht investieren. Wer bleibt übrig? Die regionale
Hautevolee und die Gemeinden. Wer in 15
Jahren noch in einem lebenswerten Ort leben
will, wird aktiv mithelfen müssen, denn der Paul
und die Irmi werden’s nicht alleine schaffen. Und
irgendwann wird man auch die Big Player zur
Kasse bitten müssen.
ZUR PERSON
WWW.CASTANEDA.TV
ALLES NEU IM FRÜHLING
Der Frühling eignet sich hervorragend, um etwas Neues zu beginnen. Unsere Kurse und Weiterbildungen im
aktuellen Blended Learning Format bringen Sie persönlich und beruflich ans Ziel.
NÄCHSTE SEMINARE
AB 22. MÄRZ 2021
PFLEGE ONLINE
Frau Erna hat ein Problem: Freiheitseinschränkende
Pflegemaßnahmen! Mittels Blended
Learning und Praxisanleitung täglich verfügbar
AB 15. APRIL 2021
WIR ALLE SIND GEMEINDE
Fit für Bauamt und Bauhof!? E-Learning-Kurs
AB 21. APRIL 2021
SEI NICHT WIE DIE TITANIC
Erkenne den Eisberg – (Leichter) Führen
mit Neuer Autorität
AB 10. JUNI 2021
GEMEINDESEMINAR
Der Tiroler Bodenfonds
Alle aktuellen Fortbildungsveranstaltungen,
ob online oder offline findet man unter:
www.gemeindeveranstaltungen.at
tirol.kultur
85
www.castaneda.tv
www.gemnova.at
86
tirol.Kultur
tirol.Kultur
87
GUTE
ZEIT FÜR
BÜCHER
Eine Generation, die ohne Selbstwert und
ohne Sprache heranwächst, weil ihr keiner
zuhört, und die sich nicht ausreichend
verständlich machen kann. – Darum geht
es in Melisa Erkurts Erstlingswerk. Veranlasst
durch ihre eigenen Erfahrungen
als Lehrerin hat die Journalistin ein Buch
über Bildungsverliererinnen und -verlierer
geschrieben, denen es durch ihren Migrationshintergrund
oft unmöglich gemacht
wird, aus den überkommenen Strukturen
des Systems auszubrechen. Kern des
Buches bilden eigene Erinnerungen an
die Doppelbelastung ihrer Kindheit, als
Melisa Erkurt ihre Eltern unterstützen
musste, da sie kein Deutsch konnten, und
sie selbst in der Schule ohne Unterstützung
Leistung erbringen musste.
EMPFOHLEN VON
DIPL. SOZ. PÄD.
KATHRIN MALINA
Kathrin Malina hat im März 2016
als Sprachtrainerin bei der
GemNova begonnen, seit Mai 2019
ist sie zudem im GemNova-Bildungspool
für die Koordination der
Schulassistentinnen und Freizeitbetreuer
im Tiroler Unterland
zuständig.
Kontakt: k.malina@gemnova.at
„Generation Haram“ übt immer wieder
allgemeine Kritik am österreichischen
Bildungssystem: „Es scheint, als würde
das ganze Land hinnehmen, dass hier
eine Bevölkerungsgruppe über Jahrzehnte
hinweg auf der Strecke bleibt.“ Grund
dafür sei eine tiefliegende Ignoranz
gegenüber den kulturellen, sozialen und
häuslichen Verhältnissen, in denen Migrantinnen
und Migranten oftmals leben
– Schüler*innen, die sich mit mehreren
Geschwistern ein Zimmer, einen Computer
und eine schlechte dung
WLAN-Verbinteilen.
Zsolnay, Paul
Juli 2020
192 Seiten, € 20,60
Das Besondere an diesem Buch ist die
Perspektive einer Bildungsaufsteigerin, die
verschiedene kulturelle Milieus von innen
her kennt und weiß, wie es sich anfühlt,
wenn man sich fremd im eigenen Land
fühlt. Melisa Erkurts ausgeprägtes Gespür
für gesellschaftliche Widersprüche prägen
den Ton des Buchs – streitlustig, kämpferisch
und manchmal spöttisch. „Generation
Haram“ ist ein Buch, das jede und
jeder lesen sollte, die oder der nur etwas mit Bildung zu tun
irgendhat.
GENERATION
HARAM
MELISA ERKURT
88
tirol.Kultur
tirol.Kultur
89
Tief im Marschgebiet von North Carolina,
dort, wo das Land langsam ins Meer übergeht
und neben Möwen und Insekten nur
ein paar Fischerboote gelegentlich den
Sumpf durchqueren, spielt der Debütroman
von Delia Owens. In ihm beschreibt
die amerikanische Zoologin die Lebensgeschichte
eines Mädchens, das in dieser
einsamen Umgebung aufwächst und lernt,
mit und von der Natur zu leben.
Der Roman vereint viele Genres und verbindet
sie gekonnt: eine moderne Robinsonade,
ein bisschen Coming-of-Age, eine
Naturerzählung, dazu Liebesgeschichte
und obendrein auch noch ein Krimi. Die
Hauptfigur Kya ist die jüngste Schwester
in einer Großfamilie, die in den 1950er
Jahren unter ärmlichen Bedingungen in
einem Häuschen in der Marschlandschaft
lebt. Durch den Alkoholmissbrauch des
Vaters zerfällt die Familie nach und nach
und überlässt das junge Mädchen seinem
Schicksal.
Im Laufe der Jahre muss Kya lernen, allein
zu überleben, und wird dabei von der Dorfgemeinschaft
immer weiter in die Einsamkeit
getrieben. Nur die Natur gibt ihr
Halt, versorgt sie und spendet der Außenseiterin
Trost. Als Jahre später die Leiche
von Chase Andrews gefunden wird, einem
angesehenen jungen Mann aus dem Ort,
ist für die Bewohner des Städtchens klar,
dass nur Kya, das merkwürdige Marschmädchen,
schuld an seinem Tod gewesen
sein kann.
Wortgewandt, gefühlvoll und poetisch
beschreibt Delia Owens menschliche
Abgründe, Einsamkeit, Verzweiflung,
aber auch Freundschaft und Liebe und
vor allem die einzigartige Natur der Marschen
an der Küste North Carolinas.
DARK
CANDICE FOX
Eine ehemals angesehene Ärztin, die nach einer Haftstrafe ihr
Leben wieder in den Griff bekommen muss, eine Polizistin, der eine
unerwartete Erbschaft in den Schoß fällt, eine talentierte Diebin,
die ihre Tochter wiederfinden möchte, und eine Gangsterin, die vor
nichts zurückschreckt – das sind die vier ungewöhnlichen Hauptfiguren
in Candice Fox‘ Roman „Dark“. Die vier Frauen, die nicht
unterschiedlicher sein könnten, machen sich auf die Suche nach
einem verschwundenen Mädchen.
Die Autorin entwirft in ihrem neuen Thriller einen ausgefeilten Plot,
der bis zum Ende spannend bleibt, und lässt ihr exzentrisches Team
zwischen skurrilen Nebenfiguren ermitteln.
Große Teile der Erzählung schlittern in rasantem Tempo am Rande
eines Wahnsinns entlang, der die Leserinnen und Leser völlig mitreißt.
Manches bleibt zunächst rätselhaft, doch nach und nach fügen
sich die Hintergrundgeschichten und Ereignisse wie Puzzlestücke
ineinander. Ungewöhnliche Protagonistinnen, irrwitzige Ereignisse
und eine Menge tiefschwarzer Humor sind die Zutaten für den
gelungenen Start dieser neuen Krimireihe.
DER GESANG
DER FLUSSKREBSE
DELIA OWENS
Heyne Verlag, Jänner 2021
464 Seiten, € 11,77
Thomas Wörtche
November 2020,
395, € 16,50
EINMAL
NOCH
SCHLAFEN
DANN IST
MORGEN
MANUEL RUBEY
EINE KURZE
GESCHICHTE
VON FAST
ALLEM
BILL BRYSON
Manuel Rubey ist vermutlich vielen als
erfolgreicher Film- und Fernsehdarsteller
und Kabarettist in seinen Bühnenshows
bekannt. Jetzt hat er sein erstes Buch
geschrieben. Darin geht es um ganz Privates,
verbunden mit etwas Fiktion – und
seinen großen Faible für Listen, die sich
über das ganze Buch verteilen. Diese sollen
bei der Entschleunigung im hektischen
Alltag helfen und Struktur ins Chaos bringen.
In einer Zeit der ständigen Überanstrengung
beendet Rubey toxische Beziehungen,
befreit sich von Panikattacken
und hört mit dem Rauchen auf.
Mit seinem Debüt als Autor ist ihm ein
interessantes Werk gelungen, das nicht
so recht in eine Kategorie zu stecken ist.
Sachbuch oder Biografie, Ratgeber oder
Roman, es lässt sich schwer sagen, aber
ein Buch ist es auf jeden Fall. Es erzählt
aus Rubeys Leben mit Arbeit, Freizeitstress,
Beziehungszwängen und Seelenmüll,
vermischt mit Zitaten – mal von Hermann
Hesse, mal von Rubeys Nachbarn.
Witzig, kurzweilig, verrückt, das macht
den einzigartigen Reiz des Buches aus.
Außerdem gibt es viele Serien-, Buch- und
Filmtipps, dazu persönliche Gedanken –
und ein bisschen Klatsch und Tratsch ist
auch dabei.
„ICH WILL FORMEL-1-
FAHRER WERDEN,
WEIL DAS IST EIN
BERUF, DER IM SITZEN
AUSGEFÜHRT WIRD.
AUSSERDEM IST MAN
BERÜHMT.”
MANUEL RUBEY ALS 5-JÄHRIGER
Molden Verlag, August 2020
192 Seiten, € 22,58
„Wenn wir die Arme auf beiden Seiten so weit wie möglich ausstrecken und uns vorstellen, sie stellten
die 4,5 Milliarden Jahre dar, die unsere Erde existiert, dann nimmt das Präkambrium die Entfernung
von den Fingerspitzen einer Hand bis zum Handgelenk der anderen ein. Die gesamte Geschichte der
komplexen Lebensformen spielt sich in der zweiten Hand ab, und die gesamte Menschheitsgeschichte
könnte man mit einem einzigen Strich einer Nagelfeile auslöschen.“
So plastisch erklärt Bill Bryson in diesem Buch die relative Bedeutungslosigkeit der menschlichen
Existenz. Er zeichnet die Geschichte der Naturwissenschaften von der Astronomie über die Geologie,
Chemie und Physik zur Entstehung der Erde und erzählt von frühen Erkenntnissen und heutigem Wissensstand.
Dabei ist Bryson kein Wissenschaftler, sondern Journalist. Weil er eines Tages merkte, dass
er so gar nichts wusste über das, was ihn im Alltag umgab, machte er sich auf, die Welt ein bisschen
besser zu verstehen. Seine Fähigkeit, viel Information in sehr kurzweiliger Form zu transportieren,
macht das Buch so lesenswert. Auf diese Weise schafft es Bill Bryson zu begeistern, und seine Neugierde
wirkt so ansteckend wie gute Laune.
Goldmann Verlag, September 2005, 688 Seiten, € 10,79
90 tirol.traditionell tirol.traditionell 91
Musik schwingt
in Osttirols luftigen Höhen
Unternimmt man eine Ski- oder Bergtour in Osttirol, kann man mit etwas Glück den Klang einer
Trompete vernehmen. Das mag zunächst nichts Außergewöhnliches sein. Schließlich ist Musik Teil
der Tiroler Tradition und wird auf vielen Hütten gespielt. Doch wenn Musik direkt vom Gipfel des
höchsten Bergs Österreichs, des Großglockners oder vom Glödis, dem Matterhorn Osttirols, herabklingt,
dann ist das ungewöhnlich.
Dabei handelt es sich nicht um eine
akustische Täuschung oder ein außergewöhnliches
Naturphänomen. Hinter
den Trompetenklängen steckt der
Kalser Bergwanderführer und Musiker
Martin Gratz. Er hat es sich zur Tradition
gemacht, nach einem erfolgreichen
Gipfelsturm seine Trompete aus dem
Rucksack zu holen und ein Lied zu spielen.
Die Trompete ist fester Bestandteil
seiner Bergausrüstung: Egal ob es auf
den Großglockner geht, einen der vielen
anderen Berge in Osttirol oder ob Gratz
mit einer geführten Wandertour durch
den Nationalpark Hohe Tauern unterwegs
ist – das Instrument hat er immer
dabei. „Die Trompete hat mich bereits
auf vielen Bergtouren begleitet. Sie war
sogar schon mit auf dem Matterhorn“,
sagt Martin Gratz.
Alter Glanz zu neuem Leben erweckt
Zu seiner Trompete hat der Kalser ein
besonderes Verhältnis. Die beiden haben
sich buchstäblich gefunden, weil zusammenführt,
was eben zusammengehört.
„Vor Jahren war ich in einem Musikgeschäft.
Dort fand ich diese Trompete. Sie
war in keinem guten Zustand und nicht
bespielbar. Der Verkäufer sagte zu mir,
wenn ich einen Ton aus der Trompete bringe,
dann könne ich sie einfach so haben“,
erzählt der studierte Musiker. Gratz setzte
an und tatsächlich gelang es ihm, einen
Ton zu erzeugen. Damit gehörte das Instrument
ihm. Er ließ die Trompete kurz darauf
professionell reparieren und bespielbar
machen. Seitdem ist sie mit ihm nicht nur
in den Bergen unterwegs, sondern auch
bei verschiedenen Konzerten und Auftritten,
beispielweise mit dem Iseltaler Blechbläser-Ensemble.
BILD: Alles schwingt: Musik ist ein Teil der
Natur, lautet die Philosophie von Martin Gratz.
(© Martin Gratz)
Auf die Frage, warum er ausgerechnet in
luftigen Höhen oder nach einer Wanderung
ein Lied auf der Trompete spiele, antwortet
Gratz ganz philosophisch: „Musik gehört
für mich zur Natur, denn alles schwingt.
Die Natur ist in Schwingung, damit auch
die Berge, und Musik ist ebenfalls nichts
als melodische Schwingung. Es geht einfach
zusammen.“ Für den Musiker gibt es
nichts Schöneres, als sich diesen Schwingungen
hinzugeben und aus der jeweiligen
Stimmung heraus eine Melodie anzustimmen.
Nicht nur Gratz bereitet das Freude,
sondern auch vielen anderen Menschen,
von denen manche sogar tief bewegt sind.
Musik ist eine Sprache, die jeder versteht
„Als ich letztes Jahr oben am 3.206 Meter
hohen Glödis war, spielte ich ‚Hallelujah‘
von Leonard Cohen. Diesen Moment filmte
ein Bergsteiger. Er schickte mir diesen
kleinen Clip, den ich auf Facebook stellte.
Dazu schrieb ich ‚Dieser Film ist all jenen
gewidmet, die in den Bergen ihr Leben
ließen. Danke, dass wir anderen gesund
heimkehren dürfen.‘ Innerhalb kürzester
Zeit erhielt dieser Post über 10.000 Klicks.
Das überraschte und bewegte mich“,
gesteht Martin Gratz. Ein weiteres Beispiel
für emotionale Momente, in denen
eine einzigartige positive Wechselwirkung
zwischen Natur und Trompetenspiel entsteht,
sind die von Martin Gratz geführten
Gästetouren im Nationalpark Hohe
Tauern, die er zu Tagesanbruch unternimmt.
Kurz vor Sonnenaufgang holt er
seine Trompete aus dem Rucksack, setzt
an und begrüßt den gerade erwachenden
Tag mit einem Lied.
Trompetenklänge vermitteln Emotionen
und Botschaften
Welches Musikstück Martin Gratz spielt,
wird aber nicht nur durch die jeweilige
Stimmung bestimmt. Wenn er mit seinen
Gästen durch die Bergwelt Osttirols
streift, sind auch Geburtstage, Hochzeitstage
oder Jubiläen Inspiration für ihn. So
kann es „Happy Birthday“, „Ave Maria“
oder ein spezieller Wunsch eines Gastes
sein, das der passionierte Trompeter
darbietet. Jeder dieser Augenblicke
ist für die Menschen etwas Besonderes.
Sie lauschen andächtig den Klängen der
Trompete, der Botschaft des Musikstücks
– und das immer vor der beeindruckenden
Kulisse der Osttiroler Berge. Die Musik
wird auf diese Weise viel intensiver wahrgenommen,
wie der Musiker etliche Male
beobachten konnte.
„Musik hat etwas
Magisches und
Verbindendes. Sie
berührt die Herzen
der Menschen. Es
ist eine Form von
Kommunikation,
eine Sprache, die
jeder versteht.“
„Musik hat etwas Magisches und Verbindendes.
Sie berührt die Herzen der
Menschen. Es ist eine Form von Kommunikation,
eine Sprache, die jeder versteht.
Daher heißt es auch aus gutem Grund:
Musik verbindet über Grenzen hinweg.
Ich spiele Musik nicht nur aus der reinen
Freude am Musizieren heraus. Es hat für
mich jedes Mal eine tiefere Bedeutung.
Wenn ich in dieser herrlichen, ursprünglichen
Natur stehe und auf meiner Trompete
spiele, schwingt auch leise die Botschaft
des Friedens mit. Die Töne einer
Trompete vermitteln das auf eine klare,
einfache und schöne Weise“, sagt der Kalser
Musiker.
Man braucht sich also nicht zu wundern,
wenn man auf einer seiner nächsten
Bergtouren in Osttirol den Klang einer
Trompete vernimmt. Dann sollte man kurz
innehalten und den Augenblick genießen.
Es ist bestimmt Martin Gratz, der mit
seiner Trompete von irgendeinem
Gipfel eine frohe Botschaft
in die Welt hinaussendet.
AUTOR JAN SCHÄFER
Wer ist
Martin
Gratz?
Martin Gratz wurde 1966 in Kals
am Großglockner geboren und lebt
auch dort. Er war Mitglied der Militärmusik
Tirol und studierte am
Tiroler Landeskonservatorium Instrumental
und Gesangspädagogik.
Gratz ist ausgebildeter Bergwanderführer
und Nature-Watch-Guide.
Sein Performance-Projekt „Mythos
Großglockner“ sorgte für internationale
Aufmerksamkeit. Ebenso machte
er sich als Filmemacher mit Dokumentationen
über Johann Stüdl und
Markgraf Alfred von Pallavicini einen
Namen.
Der vielseitige Kalser ist Kapellmeister
der Trachtenmusikkapelle
Kals am Großglockner. Er gründete
das Iseltaler Blechbläser Ensemble,
mit dem er federführend an
der Multivisions-Performance
„Friede-Freiheit-Fairness“ beteiligt
ist. Außerdem ist Martin Gratz erster
Obmann-Stellvertreter des Tourismusverbands
Osttirol und Bürgermeister-Stellvertreter
der Gemeinde
Kals am Großglockner.
BILD: Martin Gratz
und seine Trompete am
Gipfel des Großglockners
(© Martin Gratz)
92 tirol.bunt und vielfältig
tirol.bunt und vielfältig
93
DER DUFT
DES ORIENTS
Die Welt ist bunt, kunterbunt. Ein kleines, winziges Abbild davon findet sich am
Innsbrucker Marktplatz, in der Markthalle. Auch hier geht es um Vielfalt, die der Einfalt
entgegentritt. Bechir Benattia aus Tunesien ist ein Beispiel dafür. Und natürlich auch
Kurt Waldheim war damals Bundespräsident.
International war er aufgrund seines
ungeklärten Verhältnisses zur NS-Vergangenheit
isoliert, zu Staatsbesuchen wurde
er nur in den Vatikan und in ganz wenige
arabische Staaten eingeladen. So etwa
nach Tunesien. Und genau dort, beim offiziellen
Staatsbesuch Waldheims in Tunis,
Ende der 1980er Jahre, passierte es dann
auch. Bechir Benattia aus einem kleinen
Vorort von Tunis und Bettina aus Zirl lernten
sich kennen. Und verliebten sich ineinander.
„Ich kann mich noch sehr gut erinnern“,
so Bechir Benattia lächelnd. „Bettina war
zu der Zeit Kindermädchen an der österreichischen
Botschaft, ich selbst betrieb
eine gut gehende Bilderrahmenhandlung.
Kurt Waldheim brachte als Gastgeschenk
einen sündteuren Bösendorfer Konzertflügel
nach Tunis mit, zur Einweihung desselben
im Theater gab es ein großes Konzert.
Eingeladen dazu waren neben der offiziellen
Politik auch Diplomaten, Botschafter,
Künstler. Dann noch, wohl mehr am Rande,
Bettina und ich. Ja, so hat alles begonnen.
Langsam aber stetig, unaufhaltsam.“
Sidi Bou Said, Tunesien
Aufgewachsen ist Bechir übrigens in Sidi
Bou Said, einem kleinen, verträumten
Künstlerdorf am Felsen von Karthago,
gerade mal 20 Kilometer von Tunis entfernt.
Ein malerisches, buntes, kleines Dorf
direkt am Golf von Tunis, in dem Langsam-
und Gemütlichkeit bestimmend
seine Frau, Bettina. Eine kleine Bestandsaufnahme.
waren, heute wohl eine der bekanntesten
Tourismusattraktionen des Landes. Nachdem
er zwölf Jahre in London lebte, dort in
den 1970er Jahren das erste tunesische
Reisebüro für Europa eröffnet und auch
das Handwerk der Fotografie erlernte,
kehrte er nach Sidi Bou Said zurück. 1982
eröffnete er eine Bilderrahmenhandlung
samt Fotostudio, baute sich ein schönes
Haus direkt am Meer und bediente seine
Kunden, zumeist Botschafter und Künstler.
Einmal, und daran erinnert sich Bechir
noch heute gerne zurück, kam sogar die
Frau des ersten Präsidenten der Tunesischen
Republik, die einflussreiche und
später faktisch die Amtsgeschäfte führende
Wassila Ben Ammar, bei ihm im
Geschäft vorbei.
Was ihm dabei neben seinen handwerklichen
Fähigkeiten half, waren natürlich die
Sprachen. Bechir verfügt wohl über viele
Zungen, spricht er doch neben der Amtssprache
Arabisch auch perfekt Französisch
und Englisch. Und ein wenig Deutsch.
Bei seiner Stammkundschaft aus aller
Herren Länder ein großer Vorteil. Außerdem
verfügt er über ein äußerst gewinnendes
Wesen, über lachende Augen und ja,
er ist auch ein begnadeter Geschichtenerzähler,
für arabische Menschen freilich
nicht ganz ungewöhnlich.
Zirl, Tirol, Österreich
„Mich zeichnet das Fernweh aus, ich mag
einfach andere Länder, andere Kulturen,
Menschen mit einer ganz anderen
Geschichte“, sprudelt es aus Bettina heraus.
Für eine gebürtige Tirolerin – gut,
das mag ein vereinfachtes Klischee sein
– eher ungewöhnlich. Im zarten Alter von
18 Jahren zog es sie bereits an die österreichische
Botschaft nach Rom, gleich für
knapp vier Jahre. Als der Botschafter dann
nach Tunis wechselte, nahm er Bettina
gleich mit. Sie wagte somit einen noch
größeren Sprung und übersiedelte für neun
Jahre nach Tunesien. Zuerst als Kindermädchen
an der Botschaft tätig, lernte
sie in weiterer Folge eben Bechir kennen.
Im Sommer 1991 wurde schließlich geheiratet.
Wo? Raten Sie mal. Falsch, die Hochzeit
fand beim Goldenen Dachl im Herzen
von Innsbruck statt. Bettina in einem
bunt bestickten arabischen Hochzeitskleid,
Bechir in einem westlichen Leinenanzug
mit Strohhut am Kopf. Verkehrte Welten.
Nach der Hochzeit freilich ging es gleich
wieder zurück nach Tunesien. Drei Jahre
später wurde Adel, ihr erster Sohn geboren,
in Sidi Bou Said. Das Geschäft, die
Bilderrahmenhandlung, Sie erinnern sich,
lief ausgezeichnet, das Leben war einfach,
aber schön.
Zine el-Abidine Ben Ali
In dieser Zeit, eigentlich von 1987 bis
2011, hieß der tunesische Präsident Zine
el-Abidine Ben Ali, der das Land autokratisch,
nein, diktatorisch regierte. 2011, am
Höhepunkt des Arabischen Frühlings und
nach breiten öffentlichen Protesten, flüchtet
er dann Hals über Kopf nach Saudi-
OBEN: Folgen Sie einfach Ihrer
Nase und atmen Sie den Duft des
Orients. So finden Sie ganz schnell
zu Bechirs Stand „Tuareg Gewürze“.
(© Felix Richter)
Arabien. Doch zurück ins Jahr 1997 und zu
Bettina und Bechir. „Wir wohnten damals
an einem wunderschönen Platz, Wohnung
und Geschäft befanden sich in einem
Haus, und alles schien perfekt. Doch dann
wollte der Präsident direkt dort, wo wir
wohnten, sein neues Palais gebaut haben.
Somit wurde uns fast über Nacht alles
weggenommen. Das Geschäft, unser Haus,
unser ganzes bisheriges Leben. Ich habe
zwar noch einiges versucht, doch was soll
ich gegen den Präsidenten in einem fast
rechtlosen Land unternehmen“, erinnert
sich Bechir bitter zurück.
Es hieß, sich rasch neu zu organisieren,
die Koffer zu packen und ein neues Leben
aufzubauen. „Vor allem für Bechir ein fast
unerträglicher Einschnitt“, so Bettina, „weil
es gibt niemanden, der sein Land so liebt
wie er.“ Somit ging es also zurück nach
Österreich, nach Tirol, „heim“ zu Bettinas
ursprünglicher Familie nach Zirl. Wenig
später kam dann auch Aziz, der zweite
Sohn, zur Welt. Was für ein großer Lichtblick,
in dieser Zeit, 1997.
Marktplatz, Markthalle, Innsbruck
Jede Medaille hat zwei Seiten. Das Unglück
der Familie Benattia war das Glück von
Innsbruck. „Ende der 1990er Jahre haben
wir dann beim Eingang der Markthalle
in Innsbruck ganz klein angefangen. Wir
haben typisch tunesische Sachen verkauft,
allerdings nur am Samstag. Körbe, Handarbeiten,
freilich auch Gewürze, Olivenseife,
Kräuter. Das ist sehr gut angekommen,
vielleicht auch, weil es etwas Exotisches
an sich hatte. Und das zieht mitunter halt
Wir wohnten damals an einem wunderschönen
Platz, Wohnung und Geschäft befanden sich in
einem Haus, und alles schien perfekt. Doch dann
wollte der Präsident direkt dort, wo wir wohnten,
an“, erzählt Bechir. Wobei es noch eine
weitere Besonderheit gab: Wie damals in
Tunesien üblich, verzichtete Bechir seit
1999 auch in Tirol auf Plastik. Stattdessen
verpackte er seine Ware in selbstgemachten
Papiertüten.
Die Mundpropaganda trug dazu bei, dass
sich das Geschäft sehr positiv entwickelte,
schon bald wurde im Inneren der Markthalle
ein eigener Stand gemietet. Die
Kundschaft nahm weiter zu, was zuerst
ein Geheimtipp war, wird mittlerweile fleißig
auf Social Media geteilt. Die Benattias
sind wohl endgültig in Tirol angekommen,
wenngleich ein gewisses Kribbeln nahe
des Herzens bleibt. Bei Bettina, die vormittags
in einem Kindergarten arbeitet,
ist es wohl das Fernweh. Bei Bechir der
Blick zurück, in die Vergangenheit, nach
Sidi Bou Said.
AUTOR REINHOLD OBLAK
sein neues Palais gebaut haben.
LINKS: Bechir
Benattia ist unübersehbar,
sein kleines
Geschäft in der
Markthalle Innsbruck
überzeugt
mit typisch orientalischer
Atmosphäre.
(© Felix Richter)
TUAREG-GEWÜRZE
Am Marktplatz, in der Markthalle
Innsbruck, mitten im
Bauernmarkt. Freitag und
Samstag jeweils am Vormittag
geöffnet. Ein kleiner, feiner orientalischer
Laden. Das Angebot
reicht von selbst gemahlenen
und gemischten Gewürzen
über verschiedene Teemischungen,
feinen Ölen bis hin
zu arabischen Dattelkeksen.
Außerdem werden Rezepte verraten,
welche die Tür in die arabische
Küche weit öffnen. Was
es sonst noch gibt? Folgen Sie
einfach Ihrer Nase, Sie werden
überrascht sein. Kontakt:
benattiabettina@gmail.com
94
95
GeOrg
taucht auf.
Und kommt jetzt
auch bald zu dir.
open-digital.at
Die Software für Tiroler Gemeinden.
Wir
bleiben wir
selbst.
Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen
Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen
Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und
Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren
Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,
kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert
handeln und dabei individuelle Wege wählen.
Wir
vertrauen
einander.
IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: GemNova Dienstleistungs GmbH | Adamgasse 7a, A-6020 Innsbruck, office@gemnova.at,
+43 (0) 50 4711, www.gemnova.at, © 2021. Herstellung und Druck: Alpina Druck GmbH, www.alpinadruck.com. Auflage: 11.500 Stück. Anzeigenverkauf:
Mag. Bernhard Müssiggang, www.bmw-agentur.at. Konzept & Gestaltung: Mitspieler – Kommunikation & Gestaltung, www.mitspieler.at. Textkorrekturen:
Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 12.3.2021. Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Informationen
und fallen nicht in die Verantwortlichkeit der Redaktion.
WIR ALLE SIND GEMEINDE.
96
Es gibt
viele gute Gründe,
qualitätsvolle
auf denen wir schon
Wohnanlagen
und ansehnliche
gebaut haben.
Nun sind wir auf der
Suche nach weiteren
guten Bau-Gründen
betreubares Wohnen
für ein Projekt im Bereich
in Ihrer Gemeinde.
Gemeinnützige Hauptgenossenschaft
des Siedlerbundes regGenmbH
Wir sind auf der Suche nach neuem Baugrund für
unsere nächsten gemeinnützigen Wohnprojekte
im Bereich betreubares Wohnen. Wir wollen für
ältere Menschen aus Ihrer Umgebung ein
wohliges zu Hause schaffen, in dem sie ihren
Lebensabend genießen können.
Wir suchen
Baugrund!
Machen Sie mehr aus
Ihrem Grundstück –
und kontaktieren
Sie uns!
Kontakt:
Vorstand Dr. Peter Heiss oder Marlene Resch
Ing.-Etzel-Straße 11 . A-6020 Innsbruck
T +43 (0)512 52 0 61 -31
E m.resch@ghs-wohnbau.com
www.ghs-wohnbau.com