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AUS DEM STUDIVERBAND
Als Mitte März letzten Jahres aufgrund der
Pandemie die KiTas und Schulen von heute
auf morgen geschlossen wurden, saß ich
plötzlich alleine mit meinem Kind zu Hause.
Plötzlich war ich »nur« Mutter. Ich hasse diese Rolle,
diese Rolle als alles was mich definiert, was ich bin
und mache. Eigentlich musste ich noch für Klausuren
lernen, aber wie soll das gelingen, wenn man ein Kleinkind
bespaßen muss, drei mal am Tag eine vollwertige
Mahlzeit zubereiten und die Bude in Ordnung halten will?
Die Antwort ist ganz einfach: gar nicht. Und so stellte
ich meine Bedürfnisse hinten an und war wieder vor allem
eins: Mutter. Das hatte ich mir nicht ausgesucht und
war so auch nicht abgesprochen. Aber was gab es da
auch schon groß zu bereden und vor allem mit wem? Es
war natürlich klar, dass ich mich hauptsächlich um die
Kinderbetreuung kümmern werde, da mein Studium im
Gegensatz zur Lohnarbeit meines Partners gerade nicht
überlebenswichtig für unser Familie war. Aber vielleicht
hätte man mal drüber reden können, welche Tätigkeiten
jetzt gerade wirklich wichtig sind und auf welche wir für
ein paar Wochen und Monate verzichten können. Ja, ich
hätte gerne mit meinen Mitmenschen ausgehandelt,
wie wir solidarisch durch diese Krise kommen. Aber leider
war die Marschrichtung vorgegeben, die Wirtschaft
muss brummen, Profite müssen her. Die Entscheidung,
wie bei uns zu Hause die Aufgaben verteilt werden, hat
uns der Kapitalismus abgenommen, ob wir das wollten
oder nicht. Während ich den ganzen Tag damit zubrachte,
die vielen alltäglichen Aufgaben bewältigt zu bekommen,
musste ich zusehen, wie meine Kommiliton:innen in den
digitalen Raum auswichen und nun dort ihr Studium weiter
führen konnten. Eine Technik, die vorher dazu hätte
dienen können, die Vereinbarkeit von Studium und Kind
zu verbessern, führte jetzt dazu, dass alle so weiter machen
konnten wie bisher - nur Menschen mit Sorgeverantwortung
nicht. Eine Technik ist eben immer nur so
gut, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen sie
zur Anwendung kommt. So waren Eltern plötzlich völlig
isoliert, alleine mit ihren Kindern in den eigenen vier
Wänden. Unsichtbar für große Teile der Politik und so ist
es nicht verwunderlich, dass viele bis heute auf Unterstützungsangebote
warten. Stattdessen sind insbesondere
Alleinerziehende seit einem Jahr dazu gezwungen
jeden Tag wieder über ihre Belastungsgrenze zu gehen.
Unter diesen Bedingungen kann niemand eine gute Mutter
sein. Gefangen in einer Spirale aus Müdigkeit, Frustration
und schlechtem Gewissen schleppt man sich bis
zur nächsten KiTa Teilöffnung. Darunter leiden nicht nur
Mütter, sondern auch Kinder, deren Bedürfnisse in dieser
Pandemie von der Politik immer so gedreht werden, dass
sie gerade für die anstehenden politischen Entscheidung
passen. Mein Sohn hat wochenlang auf gleichaltrige Kontakte
verzichtet. Wir waren solidarisch und haben Kontakte
reduziert. Aber so langsam frage ich mich wofür?
Es ist immer noch kein Ende der Pandemie in Sicht und
die Politik schafft es auch nicht, eine Perspektive aufzuzeigen.
Die Pandemie wird nicht einfach vorüber gehen
ohne weiteren 2,5 Millionen Menschen den Tod zu bringen.
Wir leben in einer Menschen gemachten Welt und
wir sollten endlich anfangen uns auch so zu verhalten.
Wir sollten anfangen unsere Lebensumstände selbst zu
bestimmen.
Laura Höh
ist aktiv im
Studierendenverband SDS &
aktiv in der AStA Projektstelle
für Studierende mit Kind
© Nathan Dumlao / unsplash.com
Der Sozialistisch-Demokratische Studierendenverband
ist eine bundesweit aktive
Hochschulgruppe und sieht sich als eine radikale
Opposition zu den neoliberalen, antidemokratischen,
autoritären Entwicklungen
und Strukturen der Gesellschaft. Wir kämpfen
gegen Sozialabbau, Sexismus, Diskriminierung
und Ausgrenzung sowie gegen Krieg und Umweltzerstörung;
Und somit für eine Gesellschaft die
nicht auf Profit und Wachstum ausgerichtet ist,
Wir treffen uns jeden Mittwoch
um 19 Uhr regulär im Linken Zentrum
- Pandemiebedingt Online.
sondern alle an ihrem Reichtum teilhaben lässt.
Wir wollen die Welt nicht nur interpretieren, sondern
als außerparlamentarische Opposition dazu
beitragen sie zum besseren zu verändern. Das
bedeutet, dass wir nicht nur an der Hochschule
sondern auch gesamtgesellschaftlich aktiv sind;
wir organisieren Demonstrationen, Bildungsveranstaltungen,
kreative Aktionen und beteiligen
uns an Bündnisarbeit.
Eine andere Welt ist möglich, mach mit!
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