Erfolg_Ausgabe Nr. 11/12 - Nov/Dez 2020
Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes
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28 Interview
Ausgabe 11/12 November / Dezember 2020 / ERFOLG
Markus Kilb, CEO TWINT,
im Interview von Helmuth Fuchs
Markus Kilb, CEO TWINT
Moneycab: Herr Kilb, Sie sind seit gut eineinhalb
Jahren CEO von Twint und haben in dieser
Zeit die gesamte Geschäftsleitung neu
besetzt. Welche Strategie verfolgen Sie in
der neuen Besetzung, was sind die wichtigsten
Ziele in den kommenden zwei Jahren?
Markus Kilb: Unsere Strategie war, TWINT zur beliebtesten
digitalen Zahlungslösung der Schweiz
zu entwickeln. Dies ist uns gelungen. Ein Grund
dafür ist sicher unsere lokale Verankerung: Wir
gehen auf die spezifischen Schweizer Bedürfnisse
an Mobile Payment ein.
«Wir werden die Anzahl Transaktionen
bis Ende 2021 verdoppeln und
damit bereits im kommenden
Jahr zum Niveau der Kreditkartenzahlungen
aufschliessen.»
Markus Kilb, CEO TWINT
Unsere offene Plattform ermöglicht neue Anwendungsformen,
die wir in der Schweiz eingeführt
haben: Zahlen auf dem Bauernhof, am
Parkplatz im Restaurant – egal ob es ein elektronisches
Zahlterminal gibt oder nicht. So wird
die Erfolgsstory von TWINT weitergehen. Das
Wachstum bei Nutzerinnen und Nutzern sowie
Händlern ist ungebrochen. Mit den führenden
Banken als Anbieter und innovativen Händlerlösungen
bleiben wir zukunftsfähig. Konkret heisst
das, dass wir die Anzahl Transaktionen bis Ende
2021 verdoppeln werden und damit bereits im
kommenden Jahr zum Niveau der Kreditkartenzahlungen
aufschliessen.
Twint hat sich nach der Zusammenlegung
mit Paymit im Schweizer Markt etabliert.
Weshalb braucht es nebst all den internationalen
Bezahllösungen wie Apple Pay,
Google Pay oder Samsung Pay, welche
mittlerweile von fast allen grösseren Banken
unterstützt werden, eine Schweizer Lösung?
Weil nationale Lösungen dann Sinn machen,
wenn es ihnen gelingt, lokale Partnerschaften
einzugehen, die andere nicht können. TWINT
geht über das Bezahlen hinaus und ist mehr als
eine im Smartphone hinterlegte Kreditkarte. Wir
richten uns an den Interessen der Schweizer Bevölkerung
aus. Dazu gehört nicht nur die direkte
Anbindung an ein Schweizer Bankkonto.
Wir verbinden jetzt schon mehr Kunden, Händler
und Banken als jede andere Zahlungsplattform.
Darum ist TWINT heute die klare Nummer
1 in diesem Bereich. Zum Vergleich: Nur mit
TWINT können Sie digital in über 2’000 Hofläden
bezahlen oder in 500 Gemeinden und Städten
und an 200’000 Parkplätzen die Gebühren
begleichen. Auch künftig werden wir laufend
weitere Partner finden, um vielseitige Funktionen,
Dienste und Services zu verknüpfen und in
die TWINT App zu integrieren.
Die Coronakrise hat die Online-Umsätze
massiv ansteigen lassen und aus Hygienegründen
wird von vielen Stellen der Verzicht
auf Bargeld empfohlen. Wie hat sich die
Krise bis anhin auf Ihr Geschäft ausgewirkt,
welche zusätzlichen Chancen bieten sich
Twint durch die verstärkte Digitalisierung?
TWINT entspricht exakt dem steigenden Bedürfnis,
digital, mobil und kontaktlos mit dem
Smartphone bezahlen zu können. Das führt
dazu, dass mehr Menschen und Unternehmen
(Händler) TWINT ausprobieren und den Alltagsnutzen
und die Vorteile für sich entdecken.
«Nur mit TWINT können Sie digital
in über 2’000 Hofläden bezahlen
oder in 500 Gemeinden und
Städten und an 200’000 Parkplätzen
die Gebühren begleichen.»
Das starke Kundenwachstum seit dem letzten
Jahr wurde durch die erhöhte Nachfrage nach
hygienischen Zahlungsmethoden noch beflügelt.
Die neue Art zu Bezahlen wirkt sich aber
nachhaltig auf das Verhalten der Schweizer Bevölkerung
aus. Wir wuchsen auch nach dem
Lockdown rasch weiter auf dem Weg zur beliebtesten
Bezahlmethode der Schweiz.
Ein Aspekt der Digitalisierung ist ihr Potential,
Geschäftsabläufe und damit zusammenhängende
Wertschöpfungsketten völlig
neu zu gestalten (Disruption). Wie gross ist
das Disruptionspotential von Twint, welche
Geschäftsfälle möchten Sie künftig neu gestalten
oder überhaupt erst ermöglichen?
Die Meisten sind ja noch bei Bargeld und Plastik.
Wir sind zukunftsfähig, weil wir eben integrativ
aufgestellt sind. Demnach halten wir Schritt
mit neuen technologischen Entwicklungen und
sich verändernden Kundenbedürfnissen. Unsere
Vision ist somit offen nach vorne. Wir schaffen
innovative Lösungen mit Alltagsrelevanz. Weil
wir technologieunabhängig sind haben wir die
Offenheit, den Bedürfnissen der Nutzer optimal
zu folgen.
«Durch den Schwung Ende letzten
Jahres und das exponentielle
Wachstum im letzten halben Jahr
haben wir bereits 3 Millionen
Nutzer (Oktober 2020) und werden
bis Ende Jahr über 100 Millionen
Transaktionen verbuchen.»
Lassen Sie uns einen Freitagabend durchspielen:
Stellen sie sich vor sie realisieren nach der
Arbeit beim Blick in ihren Kalender, dass sie zum
Geburtstagsessen einer Freundin im Restaurant
abgemacht haben. Den Tisch haben sie glücklicherweise
bereits vorige Woche über TWINT
reserviert. Auf dem Weg bestellen sie aus der
TWINT App heraus einen Strauss Blumen, lösen
dabei einen Rabatt-Coupon ein und holen den
Strauss mit dem via TWINT bestellten Taxi ab.
Im Restaurant öffnen Sie das Menü über TWINT,
bestellen gemeinsam das Essen über TWINT, bezahlen
später das Essen per TWINT und geben
ein schönes Trinkgeld über TWINT. Und weil sich
ihre Freunde an der Rechnung beteiligen wollen,
twinten sie ihren Anteil zurück und chatten
mit ihnen innerhalb der TWINT App über den
netten Abend. Heute haben wir vieles davon bereits
realisiert, den Rest nehmen wir uns für das
nächste Jahr vor.