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Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen

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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Gefordert durch<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

<strong>Der</strong> <strong>Ministerprasident</strong><br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

'k


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

L 20232 F<br />

UERLAND<br />

Ziitselirift dts<br />

SiiitriSiiilir<br />

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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Hucn3a;ier;andkrel8@8<br />

Sausriand-Museum<br />

Heimatbund tagt<br />

in Warstein<br />

Arnsberg<br />

Die diesjahrige Mitgliederversamm-<br />

lung <strong>des</strong> Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong><br />

findet am 30. 10. 1976, einem Samstag,<br />

als ganztagige Veranstaltung in War-<br />

stein start. Neben den ubiichen Regu-<br />

larien einer Jahreshauptversammlung<br />

werden spezielle Fragen der kunftigen<br />

Arbeit <strong>des</strong> SHB auf der Tagesordnung<br />

stehen und sollen eingehend diskutiert<br />

werden. Das Spezialthema der Ver-<br />

sammlung wird ein Vortrag von Dr.<br />

Siegfried Kessemeier, Miinster, zur<br />

Frage der Museen im Sauer-<br />

I a n d bilden.<br />

Nach bewahrtem Vorbild anderer Ta-<br />

gungen wird am Nachmittag eine Ex-<br />

kursion mit Omnibussen durchgefuhrt.<br />

Ziel: die alte Pfarrkirche St. Pankratius<br />

(auf dem Berg iiber Warstein), das<br />

Heimatmuseum „Haus Kupferhammer"<br />

und die Propsteikirche St. Pankratius<br />

von Belecke. Diese Kirche wird u.a.<br />

die Heimatfreunde aus Schmallenberg<br />

interessieren, weil der groBte Teil der<br />

Kirchenausstattung aus Grafschaft<br />

stammt. Belecke war eine Grafschafter<br />

Propstei. Aber auch Olper und Atten-<br />

dorner werden besonders interessiert<br />

sein, weil diese (vorletzte) Ausstattung<br />

der Klosterkirche Grafschaft von Jo-<br />

hann Basse stammen soil; 10 Jahre<br />

friiher datiert als die Altar© von Cor-<br />

vey. Die Fiihrung wird der beste Ken-<br />

ner der Warsteiner Heimatgeschichte,<br />

Bernhard Wiemeyer, ijbernehmen.<br />

Bitte den Termin schon jetzt im Kalen-<br />

der vermerkeni<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Zeitschrift<br />

<strong>des</strong><br />

Sauerlander<br />

Heimatbun<strong>des</strong><br />

SAUEBLAND<br />

Friiher Trutznachtigall, Heimwaclitund Sauerlandruf<br />

Titelbild:<br />

Handwerkskunst im Sauerland.<br />

Ein Jagdmotiv.<br />

Foto: Lutkehaus<br />

Aus dem Inhalt: Seite<br />

Stadt Winterberg 26<br />

700 Jahre Warstein 30<br />

Siegfriedsage 34<br />

Heimatmuseum Eversberg 35<br />

Deutsche WildstraBe 37<br />

Brunskappel 40<br />

Gewasserausbau 41<br />

Kurorte 44<br />

Oberfreistuhl 49<br />

Spielmann Gottes 51<br />

Freilichtbiihne 52<br />

Dorfwettbewerb 54<br />

Autoren:<br />

Bernhard Wiemeyer, Warstein;<br />

Theo Hundt, OIpe; Fritz Droste,<br />

Brilon; FriedhelmAckermann, Arns-<br />

berg; Theodor Tochtrop, Brilon;<br />

Herbert Prott, Meschede; Klemens<br />

Propper, Arnsberg; Hedwig Jung-<br />

blut-Bergenthal, Schmallenberg;<br />

Dr. Karl Wurm, Arnsberg; Anton<br />

Wirtz, Hallenberg; Dr. Joachim<br />

GriJnewald, OIpe.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Winterberg:<br />

Hohe Investitionen<br />

f ijr Fremdenverkehr,<br />

Erholung und Sport<br />

Die Entstehungsgeschichte der „alten"<br />

Stadt Winterberg reicht bis in das Jahr<br />

um 1200 zuriick. Erzbischof Konrad<br />

von Hochstaden erhob sie (1240 bis<br />

1250) zur gefestigten Stadt. Drei gro6e<br />

Brande zerstorten die damalige Stadt.<br />

1365, 1759 und 1791 sind Daten der<br />

Vernichtung und <strong>des</strong> Wiederaufbaues.<br />

Zur Zeit der Hanse (13. — 17. Jahrhun-<br />

dert) lag Winterberg als Hansestadt im<br />

Schnittpunkt der Heerstral3en Koln —<br />

Kassel (Heidenweg) und Frankfurt —<br />

Soest (Sauerlandweg). Die damaligen<br />

Einwohner der Stadt Winterberg friste-<br />

ten ihr Leben durch eine kargliclie<br />

Landwirtschaft und insbesondere als<br />

Handeisieute, die ihre Sensen und<br />

Wollwaren in aller Welt anboten. Eine<br />

Anderung trat mit dem Bau der Eisen-<br />

bahnstrecke Bestwig - Winterberg -<br />

Frankenberg im Jahr 1906 ein. Damit<br />

wurde das Tor zur Umwelt und fur den<br />

Fremdenverkehr einschlieBlich Winter-<br />

sport geoffnet.<br />

Heute erfijllen jedoch die Verkehrs-<br />

probleme im Hochsauerlandkreis und<br />

vor allem die Stillegungsabsichten der<br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>bahn die Stadt Win-<br />

terberg fur die Zukunft mit gro(5er<br />

Sorge.<br />

Aus wenigen Ursprungseinwohnern<br />

entwickelte sich die Stadt Winterberg<br />

Surgermeister Josef Schnorbus<br />

26<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Stadtdirektor Edwin Dohle<br />

im Laufe der Jahrzehnte bis zum 31.<br />

Dezember 1974 auf rd. 4.300 Einwoh-<br />

ner auf einer Flache von 48,07 qkm.<br />

Im Zuge der kommunalen Neugliede-<br />

rung ist die Stadt Winterberg ab<br />

1. Januar 1975 mit den 14 umliegenden<br />

Ortschaften zusammengeschlossen<br />

worden. Zur Stadt Winterberg zahlen<br />

jetzt die Stadtteile Altastenberg, Alten-<br />

feld, Elkeringhausen, Grbnebach, Hild-<br />

feld, Hoheleye, Langewiese, Lenne-<br />

platze, Mollseifen, Neuastenberg, Nie-<br />

dersfeld, Siedlinghausen, Silbach und<br />

Zuschen. Winterberg zahit nun 13.500<br />

Einwohner und ist 148 qkm grol3.<br />

8724 Hektar Wald<br />

<strong>Der</strong> Bereich Winterberg stellt eine<br />

Mittelgebirgslandschaft dar mit buntem<br />

Wechsel von Bergen, und zum Teil<br />

stark eingeschnittenen Talern. Die<br />

Hohen liegen zwischen 500 und 842 m<br />

iJ.M.<br />

Durch die Hbhenlage bedingt bringt<br />

das Klima Vorteile fur den Fremden-<br />

verkehr, aber Nachteile fur die Land-<br />

wirtschaft mit sich. Die Landwirtschaft<br />

ist hier <strong>des</strong>halb riJcklaufig, der Frem-<br />

denverkehr ist an ihre Stella getreten<br />

und ist seit Jahren in der Aufwartsent-<br />

wicklung.<br />

Auf dem kargen steinigen Boden ge-<br />

deiht am besten der Wald. Nach der<br />

Bodennutzungserhebung vom Mai<br />

1975 steht der Gesamtwaldflache von<br />

8.724 ha eine landwirtschaftlich ge-<br />

nutzte Flache von 2.668 ha gegenijber.<br />

Die Landschaft in landlicher Zone wird<br />

also gepragt durch Wald und Feld. Die<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Walder nehmen einen breiten Bereich<br />

der Flache <strong>des</strong> Stadtbereichs ein, und<br />

zwar vornehmlich Fichtenbestande. Es<br />

wird seit Jahren ein echtes Mischwalc-<br />

verhaltnis von Buche und Fichte ange-<br />

strebt.<br />

Die hbchste Erhebung im Stadtbereich<br />

Winterberg ist der Kahle Asten mi:<br />

842 m. Die Hochheide in Nahe <strong>des</strong><br />

Stadtteils Niedersfeld und die Heide<br />

am Kahlen Asten sind als Besonder-<br />

heiten der Pflanzenwelt anzusehen.<br />

Wirtschaft und Handwerk<br />

Die besondere Bedeutung <strong>des</strong> Frem-<br />

denverkehrs fur den Bereich Winter-<br />

berg zieht auch eine geringere Bedeu-<br />

tung der Industriealisierung nach sich.<br />

Betriebe (Sagewerke, Steinbruche,<br />

metallverarbeitende Betriebe usw.) mit<br />

20 bis 100 Beschaftigten sind jedoch<br />

vorhanden. Die vorhandenen Betriebe<br />

konnen als krisenfest angesehen wer-<br />

den. Eine Anzahl gutgehender Hand-<br />

werksbetriebe kommt hinzu. Die An-<br />

siedlung eines etwas groReren Indu-<br />

striebetriebes, der dem Fremdenver-<br />

kehr nicht entgegensteht, ist noch der<br />

Wunschtraum der Stadt Winterberg,<br />

denn genijgend Arbeitskrafte aus dem<br />

gesamten Stadtbereich stunden dafijr<br />

zur Verfugung. Da ein attraktives in-<br />

dustrielles Arbeitsplatzangebot jedoch<br />

nicht vorhanden ist, unternimmt die<br />

Stadt grol3e Anstrengungen, durch die<br />

„wei(5e Industrie" einen Ausgleich zu<br />

schaffen, um der ansassigen Bevolke-<br />

rung neue Einkommensquellen zu er-<br />

schlieBen.<br />

Fremdenverkehr<br />

Die Stadt Winterberg im Mittelpunkt<br />

der bedeutsamsten Fremdenverkehrs-<br />

region <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, namlich <strong>des</strong> Hoch-<br />

sauerlan<strong>des</strong>, hat den Vorzug, hochst-<br />

gelegener Ort innerhalb <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong>s zu sein. Winterberg ist ais<br />

staatlich anerkannter heilklimatischer<br />

Kurort und insbesondere als Winter-<br />

sportplatz weit iJber die Lan<strong>des</strong>gren-<br />

zen hinaus bekannt. Dem hat das Land<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> dadurch Rech-<br />

nung getragen, da6 die Stadt Winter-<br />

berg sowohl im NW-Programm 1975<br />

als auch im Entwurf <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>ent-<br />

wicklungsplanes III als Wochenend-<br />

und Ferienerholungsschwerpunkt aus-


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

«u.:iir-i.:.- --.V<br />

Stadt Winterberg (Foto: Kraling)<br />

gewiesen ist. Ein Antrag der Stadt auf<br />

Ausweisung Winterbergs als Entwick-<br />

lungsschwerpunkt III. Ordnung wird<br />

zur Zeit beim Innenministerium in<br />

Dusseldorf bearbeitet. Es bestehen<br />

berechtigte Hoffnungen, dal5 diesem<br />

Antrag entsprochen wird. Auf Vor-<br />

schlag <strong>des</strong> Ministers fur Arbeit, Ge-<br />

sundheit und Soziales wird im Augen-<br />

blick angestrebt, die Stadtteile Alt-<br />

astenberg und Elkeringhausen in das<br />

Kurgebiet von Winterberg miteinzube-<br />

ziehen. Fur den Stadtteil Siedlinghau-<br />

sen wird die Anerkennung als Luftkur-<br />

ort betrieben, wahrend fur die Stadt-<br />

teile Silbach und ZiJschen auf Vor-<br />

schlag <strong>des</strong> Sozialministers die Antrag-<br />

stellung auf Anerkennung als Erho-<br />

lungsorte in die Wage geleitet werden<br />

soil.<br />

„Gold und Silber"<br />

<strong>Der</strong> Mittelgebirgscharakter mit Wald-<br />

und Wasserreichtum sowie die verhalt-<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

nisma(3ig geringe Entfernung vom Bal-<br />

lungsraum Ruhrgebiet haben dazu ge-<br />

fijhrt, da(3 Winterberg nnit seinen<br />

Stadtteilen ein Erholungsgebiet von<br />

besonderer Bedeutung geworden ist,<br />

das noch dadurch an Anziehungskraft<br />

gewinnt, daB gro(3e Teile zum Natur-<br />

park Rothaargebirge gehoren und zum<br />

Teil unter Landschaftsschutz stehen.<br />

Fbrdernd fur den Fremdenverkehr sind<br />

auch die alle zwei Jahre stattfindenden<br />

Wettbewerbe „Unser Dorf soil schoner<br />

werden". <strong>Der</strong> Stadtbereich Winterberg<br />

zahit bei dieser Aktion zu den erfolg-<br />

reichsten Teilnehmern. Konnten doch<br />

in den letzten fiinf Jahren die Stadtteile<br />

Altastenberg und Silbach Bun<strong>des</strong>gold<br />

und die Stadtteile Elkeringhausen,<br />

Niedersfeld, Siedlinghausen und Zu-<br />

schen auf Lan<strong>des</strong>ebene eine Silber-<br />

medaille erringen. <strong>Der</strong> Fremdenver-<br />

kehr im Stadtbereich Winterberg wird<br />

ganzjahrig betrieben. Im Jahr 1975 wur-<br />

den uber eine Million Fremdenuber-<br />

nachtungen registriert.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Fast 7500 Betten<br />

<strong>Der</strong> Wochenend- und Feriengast findet<br />

im Stadtbereich Winterberg ein Bet-<br />

tenangebot von fast 7.500 Einheiten<br />

vor. Hiervon entfallen 1.821 auf Hotels,<br />

597 auf Gasthofe, 1.468 auf Kinder-<br />

und Erholungsheime, ca. 3.000 auf Pri-<br />

vatpensionen, 433 auf Ferienwohnun-<br />

gen und der Rest auf Sanatorien, Ju-<br />

gendheime und Bauernhdfe.<br />

Das Angebot hat sich an den Wun-<br />

schen der Caste orientiert. Die Beher-<br />

bergungsstatten sind einfach bis sehr<br />

gut ausgestattet. Viele Fremdenzim-<br />

mer — auch in Privatpensionen •—<br />

verfugen inzwischen uber Dusche und<br />

Bad. Annahernd 30 Hotels haben ihre<br />

Angebotspalette durch die Schaffung<br />

von hauseigenen Hallenbadern mit<br />

weiteren Einrichtungen (Sauna, Sola-<br />

rium usw.) erweitert.<br />

<strong>Der</strong> Ausstattungsgrad <strong>des</strong> Stadtbe-<br />

reichs Winterberg mit Freizeiteinrich-<br />

27


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

tungen innerhalb der 7 Aktivitatsgrup-<br />

pen — Ruhen, Laufen, Sport und Spiel,<br />

Besichtigung, Unterhaltung und Ge-<br />

sundung — ist bereits betrachtlich.<br />

Abgesehen von den vielen Freizeitein-<br />

richtungen fur die Bereiche Ruhen und<br />

Lauf (Liegewiesen, Erholungsanlagen<br />

z.B. Schwimmbader in Winterberg und<br />

Siedlinghausen, Weiher in Elkering-<br />

hausen, Erholungsanlagen im Walde,<br />

Wanderwege, Aussichtspunkte usw.)<br />

zeichnet sich eine besondere Aufga-<br />

benstellung der Stadt Winterberg fur<br />

die Bereiche Spiel und Sport sowohl<br />

im Sommer als auch im Winter, be-<br />

dingt durch die Hohenlage, ab.<br />

Folgende Einrichtungen bestehen bs-<br />

reits fur den Sommersport: 10 Sport-<br />

platze — 4 Turnhallen — 7 Mehr-<br />

zweckhallen — 1 Golfplatz — 9 Ten-<br />

nisplatze — 2 Freibader — 2 Hallen-<br />

bader — 1 Reithalle — 2 Reitplatze.<br />

Im Bau befindet sich zur Zeit im Hin-<br />

blick auf wassersportliche Aktivitaten<br />

in der Nahe <strong>des</strong> Stadtteils Nieders-<br />

feld die erholungsgeeignete Wasser-<br />

flache „Hillebachtal".<br />

Fur den Wintersport stehen zur Ver-<br />

fiigung: 32 Skilifte/Hange — 4 Sprung-<br />

schanzen — 7 Rodelhange/Bahnen.<br />

Vom Deutschen Skiverband ist ge-<br />

plant, Winterberg als Standort fur ein<br />

Leistungszentrum <strong>des</strong> Deutschen Ski-<br />

verban<strong>des</strong> — Sparte Nordische Kom-<br />

bination — auszubauen. Aufbauend<br />

darauf ist vorgesehen, eine Matten-<br />

schanze und eine Mattenlanglaufloipe<br />

zu erstellen, um die Moglichkeiten<br />

eines Ganzjahrestrainings zu erbffnen.<br />

Trotz der Hohenlage ist eine standige<br />

Schneesicherheit nicht garantiert. Des-<br />

halb sollen die vorhandenen Einrich-<br />

tungen durch wetterunabhangige Ein-<br />

richtungen fijr Spiel und Sport erganzt<br />

werden. Dieser Erganzung sollen die<br />

im Bau befindliche Kunsteishallenan-<br />

lage und die geplante Kunsteisbob-<br />

bahn dienen. Die Kunsteishallenanlage<br />

in Winterberg wird im Winter und im<br />

Sommer fur Freizeltaktivitaten zur Ver-<br />

fijgung stehen. Die geplante Kunsteis-<br />

bobbahn in Winterberg stellt ein Lan-<br />

<strong>des</strong>leistungszentrum fiJr Bob- und Ro-<br />

delsport mit Bun<strong>des</strong>nutzung dar und<br />

soil <strong>des</strong>weiteren fur Zwecke der Erho-<br />

lung und Freizeit genutzt werden.<br />

Durch besondere Einlaufbauwerke im<br />

unteren Drittel der Bahn wird errejcht,<br />

da(3 Gaste jeden Alters auf der Bahn<br />

28<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Bobhaus auf der ..Kappe" — 776 m — bei Winterberg. Von hier<br />

aus nimmt die neugeplante Kunsteisbobbahn ihren Anfang.<br />

(Foto: Kraling)<br />

rodein kbnnen. Dieses „Rodeln fur Je-<br />

dermann" eroffnet dem Gastdie Mog-<br />

lichkeit, bei jeder Witterung seinen<br />

sportlichen Wijnschen nachzugehen.<br />

Desweiteren steht die Anlage auch im<br />

Sommer fur den Bereich „Freizeitge-<br />

staltung und Erholung" zur Verfugung,<br />

so z.B. durch Schlittenfahren auf Rol-<br />

len Oder Radern oder Mattenbelagen<br />

(Sommerrodein).<br />

Damit ist das Angebot an Ferien- und<br />

Freizeiterholungseinrichtungen noch<br />

nicht erschbpft.<br />

Folgende MaRnahmen sind noch in der<br />

Planung bzw. stehen kurz vor der<br />

DurchfiJhrung;<br />

1. ErholungsmaRnahme „Bruchetal",<br />

Stadtteil Altastenberg<br />

2. Kurparkerweiterung Winterberg<br />

3. Freizeitanlage „Auf der Kamer",<br />

Stadtteil Silbach<br />

4. Freizeit- und Erholungspark,<br />

Stadtteil Hoheleye<br />

5. Ausbau der Dorfhalle,<br />

Stadtteil Zuschen<br />

6. Erholungsanlage am Sportplatz,<br />

Stadtteile Neuastenberg und<br />

Langewiese<br />

7. Freizeitanlage Wiese/Monhof,<br />

Stadtteil Zuschen<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

AuRerdem sind in der Planung kleinere<br />

Erholungsanlagen in den anderen<br />

Stadtteilen der Stadt Winterberg,<br />

Auch der Bereich Gesundung nimmt<br />

zur Zeit einen breiten Raum ein. Hier<br />

sei nur auf die Errichtung eines Kur-<br />

mittelhauses im Kurpark Winterberg<br />

und auf das Gastehaus im Stadtteil<br />

Siedlinghausen hingewiesen.<br />

VerkehrserschlieBung<br />

<strong>Der</strong> Stadtbereich Winterberg mit sei-<br />

nen vielfaltigen einzelnen Freizeitein-<br />

richtungen ist nach dem heutigen Aus-<br />

baustand der Bun<strong>des</strong>fernstraBen aus<br />

den Ballungsgebieten wie Ruhrgebiet,<br />

DiJsseldorf, Koln, Frankfurt iiber die<br />

B 1, B 7, B 29, B 236 und B 480 zu er-<br />

reichen. <strong>Der</strong> weiter vorgesehene Aus-<br />

bau <strong>des</strong> Autobahnnetzes (A 445 und<br />

A 46) wird die Verbindung entschei-<br />

dend verbessern. Die Verbindungen<br />

zwischen den einzelnen Stadtteilen<br />

werden durch Bun<strong>des</strong>-, Land- und<br />

Kreisstral3en aufrechterhalten.<br />

Nur bleibt zu hoffen, da(3 die Bun<strong>des</strong>-<br />

bahnlinie Bestwig — Winterberg nicht<br />

den Stillegungsplanen der Deutschen<br />

Bun<strong>des</strong>bahn zum Opfer fallt.<br />

Die VerkehrserschlieBung der Stadt-<br />

teile ist problemlos. Fur den Stadtteil<br />

Winterberg ist nach den Voruntersu-<br />

chungen (LEG) als wichtigste Mal3naJi-


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Hier nimmt die Ruhr ihren Anfang. (Ruhrquelle auf dem Ruhrkopf — 750 m — bei Winterberg)<br />

me vorgesehen, den Kreuzungspunkt<br />

der B 236 und B 480 innerhalb <strong>des</strong><br />

Ortskerns im Rahmen von Saniemngs-<br />

maBnahmen durch UmgehungsstraBen<br />

aufzuheben. Damit ware das Zentrum<br />

vom Stral3enverkehr frei und stiJnde<br />

als FuBgangerbereich zur VerfCigung.<br />

Die Ausstattung mit Ver- und Entsor-<br />

gungseinrichtungen ist zur Zeit dem<br />

Bedarf angepaBt. Zur spateren Sicher-<br />

stellung der Wasserversorgung sind<br />

Planungsauftrage eingeleitet worden<br />

mit dem Ziel, in der Nahe <strong>des</strong> Stadt-<br />

teils Siedlinghausen eine Trinkwasser-<br />

talsperre zu bauen. Mit Ausnahme der<br />

Hohendorfer und der Stadtteiie Sied-<br />

linghausen und Silbach sind bzw. war-<br />

den in KiJrze alle anderen Bereiche an<br />

Klaranlagen angeschlossen.<br />

Ausblick<br />

Die hervorragende geographische La-<br />

gs der Stadt Winterberg, die zukunfts-<br />

trachtigen Planungen und eine Verwal-<br />

tung, deren Ziel es ist, alle fijr die Ver-<br />

besserung der Lebensqualitat beste-<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

henden gegenwartigen und zukunftigen<br />

Moglichkeiten auszuschopfen, bieten<br />

Gewahr dafur, dal3 die neue Stadt<br />

Autorenhinweis:<br />

(Foto Kraling)<br />

Winterberg, trotz derzeitiger finanzi-<br />

eller Sorgen, sich auf dem Weg in eine<br />

gute Zukunft befindet.<br />

Gemeinsamer Beitrag der Stadtverwaltung und Geschaftsstelle der Erholungs-<br />

und Sportzentrum Winterberg GmbH<br />

Geschichte von<br />

Elkeringhausen<br />

Dem guten Beispiel selbst kleinster<br />

Ortschaften, eine Chronik der Dorfge-<br />

schichte zu erstellen, istauch Elkering-<br />

hausen gefolgt. AnIaB fur den Verfas-<br />

ser Joachim Schmidt diese Chronik zu<br />

schreiben war der Wettbewerb „Unser<br />

Dorfsoll schoner werden". Er hat eine<br />

26 Seiten umfassende illustrierte Dorf-<br />

chronik vorgelegt, in der in histohscher<br />

Folge Entstehung und Entwicklung der<br />

kleinen Gemeinde uberaus verstand-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

lich dargestellt wird. <strong>Der</strong> Verfasser<br />

konnte sich dabei ausgiebig auf die<br />

Kirchenchronik und heimatgeschicht-<br />

llche Autoren wie Trippe, H. Cramer,<br />

A. Grosche und J. RCither stutzen und<br />

dadurch die Zuverlassigkeit der Dar-<br />

stellung sichern. <strong>Der</strong> Chronik, in dSr<br />

auch das kulturelle Leben <strong>des</strong> Dorfes<br />

gebuhrend registriert ist, sind die wich-<br />

tigsten Jahreszahlen aus der Geschich-<br />

te Elkeringhausens angefugt. Den<br />

Dorfbewohnern und Gasten wird die<br />

im Selbstverlag erschienene Chronik<br />

eine willkommene Gabe sein.<br />

Theodor Tochtrop<br />

29


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

700 Jahre<br />

Stadt Warstein<br />

Von Bernhard Wiemeyer<br />

Graf Siegfried von Westerburg, seit<br />

1275 Erzbischof von Koln und als sol-<br />

cher auch Herzog von <strong>Westfalen</strong> und<br />

Engern, ging der Ruf ©ines kuhnen<br />

und stolzen, aber auch hochfahrenden<br />

und streitsuchenden Fursten voraus.<br />

Das war der Grund, weshalb er schon<br />

bald zu einem gegen ihn gerichteten<br />

BiJndnis rheinischer und westfalischer<br />

Fursten und Grafen kam, unter denen<br />

sich auch der Bischof von Paderborn<br />

und der Graf von Arnsberg befanden,<br />

seit jeher prominente Gegner der K6I-<br />

ner Erzbischofe bei deren Bestreben,<br />

das ihnen 1180 von Kaiser Barbarossa<br />

auf dem Reichstag von Gelnhausen<br />

verliehene Annt eines Herzogs von<br />

<strong>Westfalen</strong> und Engern zur Lan<strong>des</strong>-<br />

hoheit zu entwickeln. Durch jenes<br />

Bundnis erhielt die politisch-milita-<br />

rische Lage in <strong>Westfalen</strong>/Engern nach<br />

einer kurzen Zeit relativer Ruhe fur<br />

Koln wieder einen akut-bedrohlichen<br />

Aspekt, und es entsprach nur Sieg-<br />

frieds Neigung zu schnellem Handein,<br />

wenn er in einem Blitzfeldzug gegen<br />

den Grafen von Arnsberg vorging, urn<br />

diesen seine Starke fijhlen zu lassen.<br />

Doch bennuhte er sich daruber hinaus,<br />

Kolns militarische Position in West-<br />

falen auch auf langere Sicht zu star-<br />

ken. Zu den in dieser Absicht ergriffe-<br />

nen Mal3nahmen gehorte die mit an<br />

Sicherheit grenzender Wahrscheinlich-<br />

keit 1276 erfolgte Grijndung der bei-<br />

den Stadte Warstein und Kallenhardt.<br />

An beiden Platzen war es schon einige<br />

Jahrzehnte vorher zur Errichtung kol-<br />

nischer Burgen gekommen — wahr-<br />

scheinlich in der Regierungszeit <strong>des</strong><br />

tatkraftigen Erzbischofs Engelbert I.<br />

(1216 — 1225) —, die jedoch in einer<br />

Fehde <strong>des</strong> Jahres 1254 durch den Pa-<br />

derborner Bischof Simon eingenom-<br />

men und zerstort wurden. An beiden<br />

Orten sollten nun stark befestigte und<br />

von der ganzen Burgerschaft vertei-<br />

digte Stadte treten.<br />

Die Grundung von Stadtert Ciberhaupt<br />

war im Rahmen der kolnischen Politik<br />

in <strong>Westfalen</strong> und Engern seit der Grun-<br />

dung der Stadt Ruthen im Jahre 1200<br />

das neue und — wie die spatere Ent-<br />

wicklung zeigen sollte — zukunfts-<br />

30<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

trachtige Element. Die Stadte waren<br />

nicht nur bei dem damaligen Stande<br />

der Belagerungstechnik praktisch un-<br />

©innehmbare GroBburgen, sondern<br />

auch Geldquellen ersten Ranges fijr<br />

die Finanzierung einer Politik auf wei-<br />

tere Sicht. Beiden Zielen entsprachen<br />

am vollkommensten die altesten kol-<br />

nischen Stadte im westfalisch-engri-<br />

schen Bereich, weil sie angesichts be-<br />

sonders gunstiger Umstande schon<br />

eine weite Strecke Weges in Richtung<br />

stadtischen Lebens, d.h. der Entwick-<br />

lung von Handel, Handwerk, Gewerbe<br />

und Geldumlauf zurCickgelegt hatten,<br />

als ihnen in aller Form ein auf ihre ge-<br />

wandelten Bedurfnisse zugeschnitte-<br />

nes spezifisches Stadtrecht und das<br />

Recht zur Errichtung eines festen<br />

Mauerringes zugesprochen wurden.<br />

Von alledem konnte bei dem Warstein<br />

<strong>des</strong> Jahres 1276 noch nicht die Rede<br />

sein. Wahrend bei jener Schicht alte-<br />

rer Stadte — genannt seien Soest,<br />

Ruthen, Geseke, Werl und Brilon —<br />

die formelle Stadterhebung gleichsam<br />

die Bestatigung und Krbnung einer<br />

schon weit gediehenen Entwicklung<br />

auf ein Gemeinwesen mit vollem stad-<br />

tischen Charakter hin war, bedeutete<br />

sie im Falle Warsteins erst den Be-<br />

ginn einer solchen Entwicklung, glich<br />

sie eher einem auf die Zukunft gezo-<br />

genen Wechsel, den die Burger der<br />

neuen Stadt erst durch Leistung hono-<br />

rieren sollten. Warstein war der Typ<br />

einer Grundungsstadt oder, wie die<br />

altere Forschung es gern bezeichnete,<br />

eine Grundung „aus wilder Wurzel".<br />

<strong>Der</strong> durch die Stadtgrijndujig zum Un-<br />

tergang verurteilte, im wesentlichen<br />

noch rein landliche Siedlungskomplex<br />

bildete eine geschlossene Grundherr-<br />

schaft, bestehend aus dem Haupthof in<br />

unmittelbarer Nahe der am Sudrand<br />

der Stadt gelegenen Kapelle von<br />

Altenwarstein und den davon abhan-<br />

gigen bauerlichen Hufen in weit ge-<br />

streuten Ausbausiedlungen. Im ganzen<br />

mogen es damals 20— 30 Gehofte ge-<br />

wesen sein mit einer Bevolkerung von<br />

120 —150 Seelen. Von den Herren<br />

von Warstein, deren Geschichte im<br />

Cibrigen in volliges Dunkel gehijllt ist,<br />

da sie nie in einer Urkunde erwahnt<br />

werden, wissen wir nicht, ob sie zur<br />

Zeit der Stadtgrundung noch volladlige<br />

EigentiJmer der Grundherrschaft oder<br />

schon Lehnsmannen oder gar nur Mini-<br />

steriale der Erzbischofe von Koln wa-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

ren. Wir finden sie nach der Sl:adtgrun-<br />

dung als kolnische Burgmannen zj-<br />

nachst in Ruthen, spater in Hovestad:.<br />

Um 1400 scheint das Geschlecht in der<br />

mannlichen Linie erioschen zu sein.<br />

Zuletzt hdren wir von den beiden Brij-<br />

dern Everhard und Franco von War-<br />

stein im Jahre 1395, als s'.e ihren Ho,'<br />

in Bausenrode und ihren Hof nebs;<br />

MiJhle in Fretter an einen Verwandien<br />

verkauften.<br />

S:cher ist Jedenfalls, daB die Erz-<br />

bischofe von Koln — ubrigens genau<br />

we in Kallenhardt — zur Zeit der<br />

Stadtgrundung Eigentijmer der ganzen<br />

Warsteiner Gemarkung waren. Denn<br />

nur dann, wenn alle in jahrhunderte-<br />

langer Entwicklung entstandenen Ho-<br />

fesgerechtsame der Warsteiner Ge-<br />

markung damals in einer Hand ver-<br />

einigt waren, ist es zu erklaren, dal3 —<br />

ahnlich wie in Kallenhardt, aber an-<br />

ders als in Ruthen und Brilon — die<br />

Waldnutzung in vollem Umfange<br />

alien Bijrgern gleichmaRig zuerkannt<br />

werden konnte, anstatt das Privileg<br />

einer exklusiven Schicht von Hofes-<br />

besitzern aus der Zeit vor der Stadt-<br />

grundung zu bleiben, bis sich die Bur-<br />

ger als solche den Zugang zur vollen<br />

Nutzung <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> erkampfen konn-<br />

ten, was erst nach Jahrhunderten der<br />

Fall war. Dievon vornherein homogene<br />

Struktur der Burgerschaft ersparte<br />

Warstein die langwierigen, mit gro5er<br />

Erbitterung gefuhrten inneren Ausein-<br />

andersetzungen, mit denen die Ge-<br />

schichte von Ruthen belastet war.<br />

Warstein entstand damals als Stadt<br />

auf einer Flache von etwa 30-32 Mor-<br />

gen und damit auf einer sehr viel klei-<br />

neren Flache als die oben genannten<br />

alteren Stadte, die aus den oben an-<br />

gegebenen Grunden von vornherein<br />

viel groRer konzipiert worden waren.<br />

Die Stadt kam auf jenen Berg zu lie-<br />

gen, der sicher schon die 1254 zer-<br />

storte kolnische Burg getragen hat und<br />

der nach drei Seiten hin relativ steil<br />

abfallt. Die Stadtkrone bildete die<br />

noch heute dort thronende St. Pankra-<br />

tiuskirche, die im Zusammenhang mit<br />

der Erbauung der Stadt entstanden<br />

sein muB, da sie deutlich die Stilmerk-<br />

male <strong>des</strong> ausgehenden 13. Jahrhun-<br />

derts tragt. Sie ist noch heute das<br />

weithin sichtbare Wahrzeichen der<br />

Stadt, das von alien Warsteinern hoch<br />

verehrt wird und erst vor wenigen<br />

Jahren mit groBem Aufwand von Grund


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Kosmos-Fuhrer<br />

„Sauerlancl"<br />

Wer kennt nicht die Kosmos-Hefte und<br />

-FCihrer, die die Franckh'sche Verlags-<br />

handlung, Stuttgart, seit fast „ewigen<br />

Zeiten" herausbringt! Neu ist jedoch<br />

die Aufnahme von Reisefuhrern in ihr<br />

Programm, In der Reihe der „Bunten<br />

Kosmos-Taschenfuhrer" erschien als<br />

4. Heft dieser Art „Sauerland und Sie-<br />

gerland in Farbe — Bin ReisefiJhrer fur<br />

Naturfreunde mit 120 Farbfotos" von<br />

Aribert Jung (72 S., DM 8,80).<br />

<strong>Der</strong> Westen <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> von Mei-<br />

nerzhagen bis zum Mohnesee fehit<br />

darin; vielleicht kommt er einmal ge-<br />

sondert. Doch fijr den Raum zwischen<br />

Bigge- und Hennesee, der oberen Ruhr<br />

und ErndtebriJck wird viel berichtet.<br />

Vielleicht ist es weniger ein Fuhrer fiir<br />

den Autofahrer, urn so mehr gibt er<br />

dem Wanderer, dem er zwar nicht den<br />

Weg, aber das zeigt, was rechts und<br />

links vom Wege zu finden ist. Das ge-<br />

schieht in Text und ausgesucht scho-<br />

nen und farbigen Bildern.<br />

Ein BiJchlein zum Selberkaufen und<br />

zum Verschenken. Und ein Gevs/inn fiir<br />

das Sauerland, Th. Ht.<br />

auf renoviert worden ist. In geschick-<br />

ter Ausnutzung der Gestalt <strong>des</strong> Berges<br />

wurde der ohnehin sehr steile Nord-<br />

hang nicht bebaut, so daB nur der RiJk-<br />

ken und der SiJdhang <strong>des</strong> Berges mit<br />

Hausern bestockt wurden. Die Stadt<br />

erhielt die Form einer Ellipse mit einer<br />

Ost-Westachse von etwa 420 und<br />

einer Nord-SCidachse von etwa 200<br />

Metern. In die Stadtmauer wurden drei<br />

befestigte Tore eingebaut, die untere,<br />

die mittlere und die obere Pforte. Als<br />

Verstarkung <strong>des</strong> auf relativ flachem<br />

Gelande in die Stadt fiihrenden obe-<br />

ren Tores dienten zwei starke Tijrme,<br />

der Kaiser- und der Pfefferturm. Die<br />

Zahl der Bijrgerhauser wurde bei der<br />

Planung auf 60 bemessen, so da(3 die<br />

Stadt zunachst etwa 300 — 350 Be-<br />

wobner zahlte, wovon mehr als die<br />

Halfte aus Zuzug aus der naheren Um-<br />

gebung erwartet wurden.<br />

Die neue Stadt wurde mit Rijthener<br />

Recht bewidmet, das seinerseits auf<br />

das altere Soester Recht zurijckging.<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Polyglot!<br />

„Sauerlancl'<br />

Dieser kleine Reisefiihrer ist eine<br />

wichtige Neuerscheinung auf dem<br />

Buchmarkt. <strong>Der</strong> Text stammt von Hans<br />

Pusen, zahlreiche Zeichnungen, Kar-<br />

ten und Plane von Astrid Hufnagel und<br />

Arnulf Milch. 64 Seiten stark und<br />

4,80 DM billig folgt das Heft dem alt-<br />

bewahrten Schema <strong>des</strong> bekannten<br />

Verlags: Zunachst werden Land und<br />

Leute, Geschichte, Kunst und Kultur<br />

und einzelne Feriengebiete behandelt.<br />

Es folgen die bedeutenderen Stadte<br />

mit SehenswiJrdigkeiten, Ausflugen<br />

und praktischen Hinweisen. Endlich<br />

werden 11 Routen fur den Kraftfahrer<br />

knapp und doch mit vielen Details an-<br />

geboten.<br />

Nicht nur der Heimatkundige wird in<br />

diesem Bandchen noch manches Feh-<br />

lende bemangein, z.B. Veranderungen<br />

durch die kommunale Reform. Haupt-<br />

sache aber ist, daB das Sauerland in<br />

einer fiir sein Image so wichtigen all-<br />

gemein beliebten Reihe brauchbar ver-<br />

treten ist. Es ware allmahlich Zeit,<br />

da(3 auch die Reihenwerke „MERIAN"<br />

und die „BLAUEN BDCHER" das<br />

Sauerland entdeckten. Th. Ht.<br />

Damit wurde Rtithen in vielfacher Hin-<br />

sicht fCir das kleinere und jungere<br />

Warstein zum Vorort. Von Rtithen er-<br />

fragte man, was rechtens sei, wenn<br />

man darijber im Zweifel war, von dort<br />

bezog man Angaben ijber MaBe und<br />

Gewichte, dort holte man sich Rat,<br />

wann immer es notig erschien, und<br />

unter Ruthen als Hansestadt zweiter<br />

Ordnung wurde Warstein Hansestadt<br />

drifter Ordnung. Dieses damals ent-<br />

standene enge Verhaltnis blieb bis in<br />

den Anfang <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts bin-<br />

ein lebendig. Dann verier es immer<br />

mehr an Bedeutung, als sich in War-<br />

stein die Industrie zu ©ntwickein be-<br />

gann, fur die damit verbundenen Pro-<br />

bleme das bis in unsere Tage hinein<br />

ohne Industrie gebliebene Ruthen<br />

kein Rezept besaB.<br />

An die Spitze der Stadt trat ein von<br />

der Burgerschaft uber vier sogenannte<br />

Kurmanner gewahlter Magistrat. An-<br />

fangs dijrfte dieser nur aus einigen<br />

wenlgen Personen bestanden haben.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Frelkorps<br />

„Sauerland"<br />

Als 3. Veroffentlichung <strong>des</strong> Stadt-<br />

archivs Hagen legt Willy Timm ein Heft<br />

„Freikorps 'Sauerland' 1944 — 1945,<br />

zur Geschichte <strong>des</strong> ZweJten Weltkrie-<br />

ges in SiJdwestfalen" (28. S.) vor, mit<br />

dem er das allerorts noch nicht aufge-<br />

arbeitete Thema <strong>des</strong> Volkssturms und<br />

seines Einsatzes in unserem Raum<br />

aufgreift. Das Frelkorps war ein Vor-<br />

ganger und spater ein Teil — vielleicht<br />

konnte man sagen „die Garde" — <strong>des</strong><br />

Volkssturms, der fast in alien Teilen<br />

unseres Raums in der sog. Schlacht um<br />

den Ruhrkessel 1945 in mehr oder we-<br />

niger groBem Ma(3 zum Einsatz kam.<br />

Timm hat sich bemCiht, aus den ihm<br />

erreichbaren Quellen alles Erfa(5bare<br />

zusammenzutragen. Die Schrift ist eine<br />

Mahnung in Stadten und Dorfern das<br />

Thema unsererseits aufzugreifen.Wenn<br />

dies nicht bald gescbieht, wird die Zu-<br />

kunft von dem wirklichen Geschehen<br />

in den letzten Kriegswochen nicht<br />

mehr viel erfahren. Vor allem wird man<br />

altere, Frauen und Manner befragen<br />

und ihr Wissen aufzeichnen mussen.<br />

Etwaige Berichte uber Volkssturmein-<br />

satze wird der Leiter <strong>des</strong> Stadtarchivs,<br />

58 Hagen, dankbar begriiBen. Th. Ht.<br />

Spater bildete er Jedoch ein recht statt-<br />

liches Gremium, das sich wie folgt zu-<br />

sammensetzte: Erster und zweiter Bur-<br />

germeister, erster und zweiter Kam-<br />

merer, der Worthalter oder Fiskus, der<br />

in Strafsachen die Anklage erhob so-<br />

wie zwei, spater vier Ratsherren ohne<br />

bestimmtes Dezernat.<br />

Dem Magistrat wurden zwei soge-<br />

nannte Gemeinsherren beigeordnet,<br />

die die Belange der Bijrger wahrneh-<br />

men sollten. Das materielle Schwer-<br />

gew'icht der Verwaltung lag bei der<br />

Person d©s Stadtsekretars, der sein<br />

Amt — im Gegensatz zum Magistrat,<br />

der alljahrlich neu gewahit wurde —<br />

stets iJber einen langeren Zeitraum, oft<br />

auch lebenslanglich versah. Mit sei-<br />

nem Wissen und seiner Erfahrung ver-<br />

korperte er die Summe <strong>des</strong>sen, was in<br />

alter Zeit zur Verwaltung der Stadt er-<br />

forderlich war. Die Steile <strong>des</strong> Stadt-<br />

sekretars war auch mit einem Gehalt<br />

dotiert, das sich aus verschiedenen<br />

Sach- und Geldposten zusammensetz-<br />

31


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

te. Hingegen waren die Ratsherren<br />

grundsatzlich ehrenamtlich tatig. Doch<br />

hatten sie mancherlei Vergunstigun-<br />

gen, etwa bei den Steuern und Abga-<br />

ben, vor allem aber taten sie sich gern<br />

gutlich an den vielen oft recht uppigen<br />

Gastereien auf Kosten der Stadt.<br />

Mit der StadtgriJndung schied War-<br />

stein aus den alten Gerichtsbezirken<br />

aus, denen es bis dahin angehort<br />

hatte. Die Funktionen der Polizei und<br />

<strong>des</strong> Niedergerichts, die nach der Ka-<br />

rolingischen Gerichtsverfassung im so-<br />

genannten Gogericht konzentriert wa-<br />

ren, gingen auf den Magistrat uber,<br />

der sich gerade <strong>des</strong>halb als „Obrig-<br />

keit" fijhlte und auch so nannte. Die<br />

Funktionen <strong>des</strong> Hochgerichts, die da-<br />

mals die sogenannten Freigrafschaf-<br />

ten als Nachfolgerinnen der fran-<br />

kischen Grafengerichte ausubten, gin-<br />

gen auf einen vom erzbischoflichen<br />

Stadtherrn ernannten Richter Ciber, der<br />

aber vor der Bestallung das Biirger-<br />

recht erwerben muBte und dem in der<br />

Rechtsprechung zwei Schoffen zur<br />

Seite standen, die vom Magistrat je-<br />

weils aus der Zahl der angesehensten<br />

Burger bestimmt wurden. Das Richter-<br />

amt in Warstein trug dem erzbischof-<br />

lichen Stadtherrn schon in den 1290er<br />

Jahren jahrlich 2 Mark ein, wahrend es<br />

ihm in den Nachbarstadten Kallenhardt<br />

und Belecke jahriich nur 1 Mark ein-<br />

trug. Das Interesse am Richteramt<br />

fuhrte in den folgenden Jahrhunderten<br />

immer wieder Angehorige <strong>des</strong> erz-<br />

bischoflichen Dienstadels aus dem<br />

Sauerlande nach Warstein, deren<br />

Nachkommen nach ein oder zwei Ge-<br />

nerationen verburgerten oder ver-<br />

bauerten. So finden wir als Richter in<br />

Warstein die Namen von Pilichem (von<br />

Pelkum), von Bruchhausen, von OIpe,<br />

von Kalle, von Stockhausen, von Be-<br />

ringhausen u.a.<br />

Die StadtgriJndung trug Warstein auch<br />

einige Privilegien ein, die ihm, ware<br />

es plattes Land geblieben, nicht<br />

zuteil geworden waren. Es erhielt Sitz<br />

und Stimme in der Stadtekurie <strong>des</strong><br />

Landtages, der sich jahrlich wenig-<br />

stens einmal in Arnsberg versammel-<br />

te, urn dem Lan<strong>des</strong>herrn die erbetenen<br />

Steuern zu bewilligen. Ein verbind-<br />

licher LandtagsbeschluB kam nur zu-<br />

stande, wenn Ritterkurie und Stadte-<br />

kurie einen ubereinstimmenden Be-<br />

schluB faBten. Sehr oft werden die<br />

Vertreter von Warstein dort nicht das<br />

32<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Wort erbeten haben, sie werden sich<br />

wie die Reprasentanten der meisten<br />

kleinen Stadte damit begnugt haben,<br />

dem zuzu'Stimmen, was Brilon als<br />

groBte Stadt und Vorort der Stadte-<br />

kurie vorschlug. Die stereotype Formel<br />

dafur lautete: „Vui stimmet arre Brui-<br />

len" — (Wir stimmen wie Brilon).<br />

Die wirtschaftliche Existenz der Burger<br />

war durch die groBe Feldflur und den<br />

groBen Wald gesichert, die durch die<br />

Stadtgriindung in einen ProzeB lang-<br />

anhaltender Umformung gerieten. An<br />

die Stelle der relativ kleinen Acker-<br />

fluren, die um die zerstreut liegenden<br />

Siedlungen durch Waldrodung ent-<br />

slande waren, trat nun nach und nach<br />

eine einheitliche, in sich zusammen-<br />

hangende Stadtfeldflur. Zwischen den<br />

alten Teilfeldfluren noch stehengeblie-<br />

bene WaldstiJcke wurden gerodet, von<br />

der neuen Stadt zu welt abliegende<br />

Ackerfluren fielon an den Wald zuruck.<br />

Die Feldflur, die noch nach dem letz-<br />

ten Weltkriege etwa 4.000 Morgen<br />

umfaBte, weist im Durchschnitt gute,<br />

wenn auch unterschiedliche Boden-<br />

qualitaten auf. Die Massenkalkboden<br />

liefern gute Ertrage an Weizen und<br />

Gerste, die Schieferboden solche an<br />

Roggen, Hafer und Kartoffeln. Die rei-<br />

chen Niederschlage bewirken auch ein<br />

intensives Wachstum der Wiesen und<br />

Weiden, so daB Ackerbau und Vieh-<br />

zucht in ihren naturlichen Vorausset-<br />

zungen harmonisch ausbalanciert sind,<br />

wodurch sich den Landwirten heute<br />

die verschiedensten MogHchkeiten der<br />

Spezialisierung oder Schwerpunktbil-<br />

dung in ihren Betrieben biSten.<br />

Schon frCJh hat die Warsteiner Land-<br />

wirtschaft einen hohen Grad von In-<br />

tensitat erreicht. Um 1500 herum voll-<br />

zog sie den Gbergang von der Vier-<br />

zur FiJnffelderwirtschaft. <strong>Der</strong> Frucht-<br />

wechsel spielte sich in genau umgrenz-<br />

ten Blocken ab, so daB der einzelne<br />

Landwirt kaum anders entscheiden<br />

konnte, als es der allgemeine Frucht-<br />

wechsel vorsah, der von dem frisch<br />

gedijngten Brachland uber den Anbau<br />

von Roggen, Gerste, Wicken und Ha-<br />

fer wieder zur Brache fijhrt.<br />

Das gewerbliche Leben zeigte zu-<br />

nachst auch nicht in etwa eine so man-<br />

nigfaltige und kraftige Entwicklung wie<br />

in den aiteren Nachbarstadten Ruthen,<br />

Geseke und Brilon. Es kam bis an die<br />

Schwelle <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts nur<br />

zur Bildung von zwei Zunften, einer<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

der Schuhmacher und Schneider und<br />

einer der Schmiede und Zimmerer. Sie<br />

haben nie den Versuch gemacht, Ein-<br />

fluB auf die Verwaltung der Stadt zu<br />

nehmen, obwohl gerade das Schmie-<br />

dehandwerk spater einen starken Auf-<br />

schwung nahm, fur den alle natur-<br />

lichen Voraussetzungen gegeben wa-<br />

ren, insbesondere Hiitten und Ham-<br />

mer, die das im heimischen Massen-<br />

kalk lagernde Eisenerz gewannen und<br />

aufbereiteten, wobei sie sich auf die<br />

reichlich vorhandene Wasserkraft und<br />

die in dem groBen Stadtwald anfallen-<br />

de Buchenholzkohle stutzen konnten.<br />

Die Mehrzahl der Schmiede speziali'<br />

sierte sich nach und nach auf die Fa-<br />

brikation von Nageln. Solche Nagel-<br />

schmieden gab es um die Mitte <strong>des</strong><br />

17. Jahrhunderts fast zwei Dutzend.<br />

Sie verkauften ihre Nagel in die na-<br />

here und weitere Umgebung und be-<br />

lieferten iiber die alten Handelsplatze<br />

Soest und Lippstadt auch den Fern-<br />

handel.<br />

Eine solche im 30-jahrigen Kriege ver-<br />

fallene Nagelschmiede war dazu be-<br />

stimmt, zum Ausgangspunkt der mo-<br />

dernen industriellen Entwicklung in<br />

Warstein zu werden. <strong>Der</strong> aus Holland<br />

stammende Jakob Forkenbeck erwai^b<br />

diese Schmiede und machte daraus<br />

einen Messinghammer, der vom kur-<br />

fijrstlichen Lan<strong>des</strong>herrn ein Privileg fiir<br />

die Herstellung von Brau- und Brenn-<br />

kesseln fiir das ganze Herzogtum<br />

<strong>Westfalen</strong> erhielt, das solche Kessel<br />

bis dahin aus den Raumen Aachen und<br />

Kassel bezog. Zu Beginn <strong>des</strong> 18. Jahr-<br />

hunderts kam der Messinghammer in<br />

den Besitz <strong>des</strong> Johann Theodor Moller,<br />

welcher aus dem Messinghammer<br />

einen Kupferhammer machte, der dann<br />

durch drei Generationen der Familie<br />

Moller hindurch in hochster Bliite<br />

stand und um 1750 herum das Zen-<br />

trum <strong>des</strong> Moller'schen Kupferimperi-<br />

ums war, in dem damals an die 250<br />

Menschen Brot und Arbeit fanden.<br />

Als Kurfijrst Clemens August seinem<br />

Freunde Gerhard Matthias von Hoesch<br />

1739 das Privileg zur Grundung einer<br />

Eisenhutte am FuBe <strong>des</strong> Oberhagens<br />

erteilte, war der nachste Schritt auf<br />

dem Wege zur Industrialisierung War-<br />

steins getan. Schon 1756 erbaute von<br />

Hoesch in Warstein ein zweites Werk,<br />

den Eisenhammer. Im 19. Jahrhundert<br />

war es vor allem der in Warstein<br />

selbst geborene WJIhelm Bergenthal,


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

der den IndustrialisierungsprozeB<br />

machtig vorantrieb. Er errichtete 1834<br />

einen Reckhammer und 1836 einen<br />

Puddelhammer. Dazu erwarb er 1848<br />

aus dem Besitz der Familie Moller den<br />

Kupferhammer, <strong>des</strong>sen Produktion er<br />

auf neue Fertigungen umstellte. Wahr-<br />

scheinlich steht Wilhelm Bergenthal<br />

das Verdienst zu, die erste voll aus<br />

Ei'sen geschmiedete Wagenachse her-<br />

ausgebracht zu haben. Als spater auch<br />

die Wiihelmshutte in dem Werk Eisen-<br />

hammer die Achsenfabrikation auf-<br />

nahrti, war Warstein bis zum Aufkom-<br />

nnen d«s Autos das Zentrunn der deut-<br />

schen Achsenindustrie. In den letzten<br />

Jahrzehnten hat sich in Warstein eine<br />

auBerordentlich mannigfaltige neue<br />

Klein- und Mittelindustrie aufgetan.<br />

Von besonderer Bedeutung ist die<br />

groBe Kalksteinindustrie, die man aus<br />

begreiflichen Griinden nur mit einem<br />

lachenden und einem weinenden Auge<br />

sieht. Seit dem letzten Weltkriege hat<br />

eine besonders sturmJsche Entwick-<br />

lung die Warsteiner Brauerei — Gebr.<br />

Cramer — eriebt, die in den letzten<br />

25 Jahren ihren BierausstoB auf rd.<br />

750.000 Hektoliter fast verdreiBig-<br />

fachen konnte.<br />

Aus dem umfangreichen Kalendarium<br />

der drei Geil3eln, die in fruheren Zei-<br />

ten auch Warstein immer wieder heim-<br />

gesucht haben: der Kriege und Feh-<br />

den, der Seuchen und Brande seien<br />

nur zwei Brande genannt, well sie fijr<br />

die Geschichte der Stadt von beson-<br />

derer Bedeutung waren. Am Allerheill-<br />

gentage <strong>des</strong> Jahres 1617 brannte fast<br />

die ganze Stadt ab, wobei 36 Perso-<br />

nen urns Leben kamen. Damals be-<br />

stand die kurfijrstliche Regierung dar-<br />

auf, da6 sich ein Teil der Burger nicht<br />

wieder in dem engen, inzwischen viel<br />

zu dicht besiedelten Mauerring nieder-<br />

lasse, sondern ihre neuen Hauser an<br />

den sCldostlichen AusJaufern <strong>des</strong><br />

Stadtberges, auf dem sogenannten<br />

Bruch errichte. Durch ein besonderes<br />

kurfurstliches Dekret wurden den Aus-<br />

sledlern alle Biirgerrechte in voJlem<br />

Umfange garantiert. Seitdem entwik-<br />

kelte sich diese „Vor- oder Unter-<br />

stadt" wesentlich schnellerals die alte<br />

Siedlung auf dem Stadtberge. <strong>Der</strong> an-<br />

dere Stadtbrand ereignete sich am<br />

31. Dezember 1802, als in der Altstadt<br />

92 Burgerhauser abbrannten und nur<br />

etwa ein Dutzend erhalten blieb. Da-<br />

mals bestand die — inzwischen Hes-<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Schwarzwild im Wildpark Warstein<br />

sen-Darmstadtische — Regierung dar-<br />

auf, daB die neue Stadt im Tale von<br />

Waster und Range anzusiedein sei.<br />

Das 19. Jahrhundert nun brachte auf<br />

alien Gebieten <strong>des</strong> Lebens Zug um<br />

Zug eine weitgehende Aufgabe alter<br />

Formen unter gleichzeitiger Bildung<br />

neuer. Von 1803 bis 1816 kam es zu<br />

den hessen-darmstadtischen Refor-<br />

men, die sich durchaus sehen lassen<br />

konnten, und seit 1816 zu denen <strong>des</strong><br />

preu5ischen Regimes. Gleichzeitig<br />

hielt auf alien Gebieten <strong>des</strong> offent-<br />

lichen wie <strong>des</strong> privaten Lebens die<br />

moderne Techmk ihren Einzug. Doch<br />

das sind DInge, die nicht in diesen<br />

Dberblick hineingehoren, sondern sich<br />

besser fur eine chronikalische Behand-<br />

lung eignen. Doch auf zwei Dinge sei<br />

hingewiesen, well sie den Abschied<br />

von der Zeit <strong>des</strong> Mittelalters beson-<br />

ders deutHch Nlustrieren. Das eine ist<br />

die groBe Flurreform von 1899/1900,<br />

durch die in einem Zuge groBere Be-<br />

triebsparzellen geschaffen wurden,<br />

je<strong>des</strong> GrundstiJck AnschluB an einen<br />

Feldweg erhielt, so daB das unange-<br />

nehme Dberfahren fremder Acker fort-<br />

fiel und die Schafhude auf den Feldern<br />

beseitigt wurde. Erst damals erhielt<br />

die Feldflur jenes Gesicht, das bis<br />

heute im wesentlichen bestimmend<br />

geblieben Ist. Und noch eines:<br />

<strong>Der</strong> Stadtverwaltung war es ein Dorn<br />

im Auge, daB es in den 80er und 90er<br />

Jahren immer noch etwa zwei Dutzend<br />

Wohnhauser in der Stadt gab, die mit<br />

Stroh gedeckt waren. Durch ein ge-<br />

schicktes Ausspielen von Vergunsti-<br />

gungen in der Versorgung mit Holz<br />

gelang es, das gesteckte Ziel zu er-<br />

reichen, so daB es am 1. Januar 1900<br />

keine Strohdacher in der Stadt mehr<br />

gab, wie die Verwaltung es gewunscht<br />

hatte.<br />

Zum SchluB noch die Entwicklung der<br />

Bevolkerungszahl seit Bestehen der<br />

Stadt, well sich darin besser und deut-<br />

licher als in anderen Indices spiegelt,<br />

was in den 700 Jahren seit der Stadt-<br />

grijndung durch Erzbischof Siegfried<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

von Kbin geschehen ist. Hier die je-<br />

weiligen Einwohner in runden Zahlen:<br />

130O — 300 1900 — 3.600<br />

1600 — 700 1914 — 4.200<br />

1750 — 1.000 1935 — 5.200<br />

1800 — 1.300 1976 — 10.500<br />

1850 — 2.700<br />

Warstein hatte im vorigen Jahrhundert<br />

sein altes Stadtrecht im Zuge der<br />

kommunalen Reformen verloren und<br />

wurde seitdem nach der Landgemein-<br />

deordnung verwaltet. Nur den Titel<br />

„Stadt" durfte es — wie so manche<br />

andere ehemalige Stadt — weiter-<br />

fuhren. Noch bevor das 700. Jahr seit<br />

Grundung der Stadt erreicht war, hat<br />

Warstein im Zuge einer denkwiirdigen<br />

Reform die Rechte als Stadt wieder<br />

erhalten. Die Gemeinden <strong>des</strong> bisheri-<br />

gen Amtes Warstein, das als zusam-<br />

menfassende Verwaltungseinheit am<br />

1. Januar 1844 ins Leben getreten war,<br />

die Gemeinde Suttrop und eine kleine<br />

Parzelle der Gemeinde Drewer wur-<br />

den mit Wirkung vom 1. Januar 1975<br />

an zur neuen Stadt Warstein vereinigt,<br />

die nun fast 30.000 Seelen zahit und<br />

dem neuen GroBkreis Soest ange-<br />

schlossen wurde.<br />

Ist das Kloster Grafschaft alter als<br />

bisher angenommen?<br />

Manche Orte <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> sind<br />

stolz auf die erste Erwahnung <strong>des</strong><br />

Ortsnamens in der Griindungsurkunde<br />

<strong>des</strong> Klosters Grafschaft vom Jahre<br />

1072. Dabei macht es keinen Abbruch,<br />

daB diese Urkunde mit Sicherheit eine<br />

Falschung ist. Die Grundung <strong>des</strong> Klo-<br />

sters durch den Kolner Erzbischof Anno<br />

ist authentisch; nicht bekannt jedoch<br />

ist das Jahr, in dem diese Grundung<br />

tatsachlich erfolgte. In diesem Zusam-<br />

menhang ist sicheriich interessant, daB<br />

all diese Orte bereits sechs Jahre<br />

fruher hatten feiern konnen, denn in<br />

„Lamperti monachi Hersfeldiensis"<br />

steht unter dem Jahre 1066 zu lesen,<br />

daB das Kloster Grafschaft „in regione<br />

Westfaal" gelegen sei. Die nachsten<br />

ortlichen Jubilaumsfeiern konnen somit<br />

bereits im Jahre 2066 stattfinden ...<br />

33


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Stammte Siegfried<br />

vom Wilzenberg?<br />

Neue These: Nibelungen<br />

starben in Soest<br />

Vor rund 10 Jahren stellte Dr. Heinz<br />

Ritter in der Soester Zeitschrift (1966<br />

Heft 79) die These auf, dal5 der Zug<br />

der Nibelungen nicht von Worms aus<br />

durch den Odenwald und entlang der<br />

Donau bis Ungarn ging (wo sie in K6-<br />

nig Attilas Burg niedergemetzelt wur-<br />

den), sondern dal5 sie beginnend in<br />

Nivelles/Belgien (daher Niflungen),<br />

den Rhein uberquerend bei dem Ne-<br />

benfluB DhiJnn (friiher Duna), durch<br />

das Bergische Land an der Burg Thor-<br />

ta (Dortnnund) vorbei in Richtung Susat<br />

(heute Soest) gezogen seien und dort<br />

untergingen. Er deutet dies aus der<br />

Thidreksage, die mit dem Nibelungen-<br />

lied fast zur gleichen Zeit (im 13. Jahr-<br />

hundert) in Schweden und island<br />

schriftlich verfaBt wurde.<br />

Melias von Wilcina-Burg<br />

Nach der Thidreksage hatte der Frie-<br />

senprinz Aktilla (nicht Attila/Etzel) das<br />

Hunenreich <strong>des</strong> Konigs Melias erobert.<br />

Die ursprungliche Fassung sagt: „Me-<br />

lias Konig hatte seine Hauptstadt in<br />

Villcina-Burg" und in der altschwedi-<br />

schen Fassung hei6t es: „Melias fluch-<br />

tete an einen Ort, der Wilcina hei(3t".<br />

Kurz zusammengefal3t ergibt die neue<br />

Deutung der Thidreksage zur Zeit <strong>des</strong><br />

Niflungenzuges (vermutlich um 300 n.<br />

Chr.) das folgende geographische Bild<br />

unserer Heimat: Burg Susat (Soest) ist<br />

nach Eroberung durch Konig Aktilla<br />

die Hauptstadt <strong>des</strong> Huna-(Hunen)lan-<br />

<strong>des</strong> geworden. Dieses Hunaland grenzt<br />

im Norden und Nordosten an Fries-<br />

land, im Westen an den Rhein und das<br />

Gebiet <strong>des</strong> Markgrafen Elsung, im Su-<br />

den an das westiiche Frankenland und<br />

im Osten und Sudosten an das Wilzen-<br />

land (im Nibelungenlied „W6lsunge"<br />

genannt).<br />

Siegfried ein „Wilze"<br />

Und was hat Siegfried damit zu<br />

tun? Nun, Thidreksage und Nibelun-<br />

34<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

genlied behandein denselben ge-<br />

schichtlichen Stoff, wenn auch abwei-<br />

chend einige Ortlichkeiten anders be-<br />

zeichnet oder gedeutet werden. Sieg-<br />

fried wird vielfach hunischer Konig ge-<br />

nannt, als HiJne bezeichnet mit dem<br />

Beinamen der „Hurnerne" (auch „Hdr-<br />

nerne"). Nach dem Nibelungenlied wa-<br />

ren seine Vorfahren Wolsunger (Wil-<br />

zen).<br />

Nuchtern dargestellt ergibt sich nach<br />

Ritters Theorie folgen<strong>des</strong>: Siegfried<br />

war vom Hunaland (Hunau/Wilzen-<br />

berg) hinausgezogen nach Xanten (da-<br />

mals als Niederland bezeichnet) um<br />

nach seinen bekannten — im Laufe<br />

der Zeit ubertrieben mythologisierten<br />

— Heldentaten mit den Nibelungen auf<br />

ihrem Zug nach Soest zusammenzu-<br />

treffen und schlieBlich von Hagen hin-<br />

terhaltig ermordet zu werden.<br />

Kurz zuvor war Konig Melias von Hu-<br />

naland von dem Friesenprinzen Aktilla<br />

(und nicht dem Hunnenkdnig Attila/Et-<br />

zel) besiegt worden, Dieser, nun im<br />

Besitz <strong>des</strong> groBten Teils <strong>des</strong> Huna-<br />

lan<strong>des</strong>, lieB Soest „prachtig aus-<br />

mauern", wahrend Konig Melias zu<br />

seiner Burg am Wilzenberg gefliichtet<br />

war.<br />

Durch Funde bestatigt<br />

So ganz abwegig sind Dr. Ritters For-<br />

schungen, die ubrigens vom nordrhein-<br />

westfalischen Wissenschaftsministeri-<br />

um gefdrdert wurden, nicht. Bestatig-<br />

ten doch Funde in Schmerlecke (Kreis<br />

Lippstadt), in der Hohle „Hohler Stein"<br />

bei Warstein (wo man Uberreste eines<br />

entsprechend der Sage „eingemauer-<br />

ten" friihzeitlichen Menschen fand, der<br />

Konig Aktilla von Soest gewesen sein<br />

konnte) und in Soest selbst die Theo-<br />

rie Dr. Ritters! In KiJrze soil uber seine<br />

neuesten Forschungen ein Buch er-<br />

scheinen.<br />

Bliebe zu tun: Auf dem Wilzenberg (wo<br />

ja ebenfalls schon altere Funde ge-<br />

macht wurden), im Bereich der Hunau<br />

oder zu der damit im Zusammenhang<br />

stehenden HiJnenburg bei Meschede<br />

anfangen zu buddein! Vielleicht findet<br />

man dort — well anderswo vergeblich<br />

— den sagenumwobenen vielgesuch-<br />

ten „Nibelungenschatz"? (FD)<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Brilon als<br />

Fremdenverkehrsstadt<br />

Das Erholungsheim <strong>des</strong> Reichsbun<strong>des</strong><br />

der Kriegsbeschadigten, das voraus-<br />

sichtlich bis Ende 1977 fertiggestellt<br />

sein wird, hat zentrale Bedeutung fur<br />

das ganze Bun<strong>des</strong>gebiet. Nach der<br />

Planung wird es mit 157 Betten jahr-<br />

lich 55 000 Dbernachtungen ermdg-<br />

lichen. Seitens <strong>des</strong> Verkehrsvereins ist<br />

ein Kneippverein im Aufbau begrif-<br />

fen, der das Bestreben, Brilon den<br />

Rang eines Kneipp-Kurortes zu geben,<br />

fordern will.<br />

Mehr als 30 000 Werbeschriften hat<br />

das Stadtische Verkehrsamt im Jahre<br />

1975 auf Anforderung verschickt und<br />

soeben einen illustrierten Stadtfuhrer<br />

herausgegeben: „Brilon — wie es war<br />

und wurde", in dem das heutige Brilon<br />

als Fremdenverkehrsstadt zugleich mit<br />

seiner wechselvollen geschichtlichen<br />

Vergangenheit, seinen Baudenkmalern<br />

und seinem reichen Freizeitangebot<br />

vorgestellt wird. Seitens der Propstei-<br />

Pfarrgemeinde ist ein besonderer Fuh-<br />

rer durch die 700jahrige Propsteikirche<br />

in Vorbereitung.<br />

Sauerland von einst<br />

So konnte man den groBformatigen<br />

Bildkalender uberschreiben, den der<br />

Verlag Grobbel, Fredeburg, fCir 1976<br />

herausgegeben hat. In erstaunlich gu-<br />

ten Wiedergaben zeigt er, auf etwa<br />

DIN A 4 vergro6ert, fijr jeden Monat<br />

die Reproduktion einer alten Aufnahme<br />

bzw. Postkarte aus dem Beginn dieses<br />

Jahrhunderts. „Nostalgie"? Vielleicht<br />

hat die so genannte „Welle" <strong>des</strong> der-<br />

zeitigen kulturellen Trends die Idee<br />

dazu gegeben; doch dieser Kalender<br />

hat nichts von wehmutigem Zurijck-<br />

erinnern an sich. Er ist eine realisti-<br />

sche Konfrontierung mit einer fruhe-<br />

ren Zeit, und je<strong>des</strong> seiner Bilder ist<br />

von zeitgeschichtlichem Sammelwert.<br />

Hoffmeister-StraBe<br />

Th. Ht.<br />

Arnsberg. Auf Vorschlag von Heimat-<br />

bund-Mitglied Karl-Heinz Strothmann<br />

hat der Rat von Arnsberg eine Stra6e<br />

inderRegierungsstadtin „Hoffmeister-<br />

Stral3e" umbenannt. Franz Hoffmeister<br />

war der Grunder <strong>des</strong> Sauerlander<br />

Heimatbun<strong>des</strong>.


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Friedhelm Ackermann:<br />

Das Eversberger<br />

Heimatmuseum<br />

Die sauerlandische Museumsland-<br />

schaft ist, das darf man wohl sagen,<br />

nicht besonders attraktiv. Unsere hei-<br />

mischen Museen unterscheiden sich<br />

kaum von einander: durchweg Samm-<br />

lungen, die mehr oder weniger zufallig<br />

zusammengetragen worden sind. Also<br />

Heimatmuseen, wie wir sie uberall fin-<br />

den. Die einzige, allerdings hervor-<br />

ragende Ausnahme bildet das kleine<br />

Heimatmuseum in Eversberg in seiner<br />

neuen Konzeption. Gegrijndet wurde<br />

es bereits 1934 von Dr. Lorenz Pieper<br />

und dem Eversberger Lehrer Wiese.<br />

Es ist untergebracht in dem frijheren<br />

Haus Doile, einem schonen, schiefer-<br />

verkleideten Bauernhaus aus dem Jah-<br />

re 1762. Dieses Haus ging 1939 in den<br />

Besitz derStadt Eversberg iJber.Trager<br />

<strong>des</strong> Museums ist der sehr aktive Hei-<br />

matmuseumsverein Eversberg, der<br />

nach der kommunalen Neugliederung<br />

durch die Stadt Meschede finanziell<br />

unterstijtzt wird.<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Was hebt dieses Museum nun so deut-<br />

lich von alien anderen im Sauerland<br />

ab? Es besticht durch seine konse-<br />

quente Beschrankung auf zwei be-<br />

stimmte Bereiche, der bauerlichen<br />

Wirtschaft und <strong>des</strong> heimischen Hand-<br />

werks. Zwei ursprungliche Bereiche<br />

also, die das Leben in diesem Raum<br />

weitgehend beslimmten.<br />

<strong>Der</strong> Besucher <strong>des</strong> Museums hat nie<br />

den Eindruck, in einer Ausstellung zu<br />

sein. Den etwas alteren Besuchern<br />

begegnen Alltaglichkeiten, Dinge, die<br />

sie als Kinder noch in Funktion eriebt<br />

haben: da ist eine Schuhmacherwerk-<br />

statt, eine Webstube, eine Schmiede,<br />

eine Bauerndeele, eine Backstube,<br />

eine Milchkammer. Man hat auch nie-<br />

mals den Eindruck, daf5 hier jemand<br />

Regie gefiJhrt hat; alles scheint ganz<br />

naturl'ich zu einander zu passen. Und<br />

doch hat ein Fachmann behutsam seine<br />

Hande im Spiel gehabt: Dr. Siegfried<br />

Kessemeier, der GeschaftsfiJhrer <strong>des</strong><br />

westfalischen Museumsverban<strong>des</strong>.<br />

Von ihm stammt die Konzeption dieses<br />

wirklichen Heimatmuseums. In den<br />

Jahren 1970—1974 wurde sie verwirk-<br />

licht.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Bauerndeele im Heimatmuseum<br />

in Eversberg.<br />

Foto: Acl


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

finden wir die alte bauerliche Herd-<br />

stelle und den Backofen im Eingangs-<br />

bereich <strong>des</strong> Museums.<br />

Als sehr glijcklich empfindet man auch<br />

den bewuBten Verzicht auf jegliche<br />

schriftliche Eriauterung der Exponate.<br />

Besser als jede Beschreibung es tun<br />

konnte fiihrt der Museumsleiter Fritz<br />

Hengesbach seine Besucher durch die<br />

Raume, durch diese bauerliche Welt.<br />

Man gewinnt sofort den Eindruck, daI3<br />

der Museumsverein mit der Person<br />

von Fritz Hengesbach einen vorzijg-<br />

lichen Betreuer gefunden hat.<br />

<strong>Der</strong> Eversberger Museumsverein hat<br />

noch weitere Plane. Das Dachgescho(3<br />

bietet ausreichend Platz fijr eine Er-<br />

weiterung. Wenn auf dem bisherigen<br />

Wage weltergegangen wird — und da-<br />

von darf man mit Sicherheit ausgehen<br />

— sollten alle zustandigen offent-<br />

lichen Stellen wie Stadt, Kreis und<br />

Landschaftsverband dieses Vorhaben<br />

nachhaltig unterstijtzen. Dieses Muse-<br />

um hatte es wirklich verdient.<br />

Dffnungszeiten:<br />

Die., Do., Sa. 15-18Uhr; So. 11-12Uhr.<br />

Schulen und Gruppen nach Verein-<br />

barung.<br />

36<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Auch diese Schusterwerkstatt gehort zu den sehenswerten Dingen<br />

im Eversberger Heimatmuseum. (Foto: Acl


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Im Sa .pj-k !.)-.•.,.1 1-]<br />

Die deutsche<br />

WildstraBe<br />

Von Theo Hundt<br />

Unlangst hat eine Gruppe von Sauer-<br />

landern einmal eine Reise in die Eifel<br />

gemacht. Warum auch nicht? SchlieR-<br />

lich ist ja nicht nur das Sauerland sine<br />

Erholungslandschaft fijr Andere, die<br />

Sauerlander selbst gehen auch gele-<br />

gentlich auf Reisen und lernen gern<br />

einmal andere Gegenden kennen. Un-<br />

sere Sauerlander fuhren also nach<br />

Daun. Daun ist den Rheinlandern<br />

seit jeher ans Herz gewachsen wegen<br />

der in der Nachbarschaft gelegenen<br />

Eifel-Maare, wunderschoner Krater-<br />

seen, Relikte der einstigen Vulkanzeit<br />

vor millionen Jahren. Das wuRten un-<br />

sere Sauerlander auch, doch das war<br />

nicht der wesentliche Grund, warum<br />

sie hierher fuhren, Sie wollten die<br />

.Deutsche WildstraBe" erieben und<br />

hier damit den Anfang machen.<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Vielleicht fragt jetzt ein Leser: was hat<br />

denn eine Fahrt in die Eifel in SAUER-<br />

LAND zu suchen? Nun, uber sie wird<br />

nicht berichtet, well as Sauerlander<br />

waren, die diese Reise unternahmen.<br />

— Es handelte sich ubrigens um Da-<br />

men und Herren, Jungere und Altere,<br />

Waidmanner und Nichtjager, und, das<br />

sei vorausgeschickt, alle waren von<br />

dieser Reise sehr angetan, um nicht zu<br />

sagen begeistert. — Dieser Bericht<br />

gehort in diese Zeitschrift, well es ein<br />

Sauerlander war und ist, der die Deut-<br />

sche WildstraBe in der Eifel geschaf-<br />

fen hat: Josef Schulte-Wrede in Rin-<br />

secke und seine Heifer. Also auch<br />

hier in der Eifel war ein Sauerlander<br />

am Werk; hier, auch das muB dazu ge-<br />

sagt werden, fand er bei den bffent-<br />

lichen Stellen, den Stadten, Kreisen,<br />

der Forstverwaltung und den Ministe-<br />

rien das fur die Verwirklichung seiner<br />

Gedanken notwendige Verstandnis<br />

und Entgegenkommen. Es ging ihm<br />

darum, eine Reihe von Wildschutzpar-<br />

ken zu gestalten, in denen in moglichst<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

naturlicher Umwelt alle jene Wildarter<br />

leben und von Besuchern beobachtet<br />

werden sollten, die einstmals in unse-<br />

rer Heimat in vollig freier Wildbahn<br />

gelebt hatten.<br />

In Daun, wo es ubrigens auch au(3er<br />

den Maaren noch viel zu sehen gibt,<br />

besuchten unsere Sauerlander die<br />

erste der drei inzwischen der Offent-<br />

lichkeit ubergebenen Aniagen der<br />

Deutschen Wildstral5e, den Hirsch-<br />

und Saupark Daun. In einem mehr als<br />

300 ha groBen Waldgelande konnen<br />

auf iJber 10 km langer Autostrecke<br />

ganze Damwild-Rudel, Sika- und Rot-<br />

wild und groBe Schwarzwild-Rotten<br />

beobachtet werden. In einem beson-<br />

deren 7 ha groBen Gehege stehen<br />

neuerdings auch Elche. An geeigneten<br />

Platzen, wo gegen das Aussteigen<br />

keine Bedenken bestehen, gibt es<br />

ubrigens Beobachtungstribiinen. Un-<br />

sere Sauerlander, auch die engagier-<br />

testen Jager unter ihnen, kamen auf<br />

ihre Kosten.<br />

37


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Jeder Heimatfreund weiB um die Pro-<br />

blematik solcher Wildgehege. Auch<br />

Josef Schulte-Wrede als passionierter<br />

Waidmann wu(3te darum und die be-<br />

faf3ten offentlichen Steilen nicht min-<br />

der. Bevor daher die Verwirklichung<br />

<strong>des</strong> groBen Planes In Angriff genom-<br />

men wurde, wurde alles fachmannisch<br />

gepruft. Nicht zuletzt wurden auch<br />

Prof. Dr. Grzimek und andere kompe-<br />

tente Leute befragt, und sie begrul3-<br />

ten das Projekt. Eugen Schumacher<br />

begann in den Jahren nach der Eroff-<br />

nung der ersten Wildparke hier mit<br />

Filmaufnahmen, die lelder durch sei-<br />

nen allzufruhen Tod unterbrochen wur-<br />

den. Schulte-Wrede selbst hatte, be-<br />

In der Barenschlucht in Gondorf<br />

38<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

vor er das groRe Projekt anging, an<br />

seinem Heimatort Rinsecke auf eige-<br />

nem Grund und Boden erste Versuche<br />

angestellt, und wer interessiert ist,<br />

kann sich dort leicht uberzeugen, was<br />

daraus inzwischen geworden ist. Doch<br />

sein groBes Gesamtprojekt vermochte<br />

er in der sauerlandischen Heimat nicht<br />

zu verwirklichen.<br />

Unsere Sauerlander blieben natijrlich<br />

nicht in Daun. Sie fuhren die Deutsche<br />

WildstraRe welter. Die herrliche Land-<br />

schaft der Elfel, ihre Burgen und scho-<br />

nen alten Stadte waren allein schon<br />

diese Raise Wert gewesen. Es ging<br />

uber Manderscheid mit seinen beiden<br />

Burgruinen und an Kloster Himmerod<br />

"•»• ?• •<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

vorbei nach Gondorf bei Bitburg. Hier<br />

lag das zweite Zlel ihrer Reise.<br />

Die Patenschaft fur den Gondorfer<br />

GroBwanderpark hat die Stadt Berlin<br />

ubernommen, denn ihr Wappentier,<br />

der Bar, ist es, der hier die erste<br />

Hauptrolle spielt. In einer gro6en Kluft,<br />

wohl einem ehemaligen Steinbruch,<br />

kann der Braunbar, ein alter Bewohner<br />

deutscher Walder, naturnah beob-<br />

achtet warden. Die schroffe Felsen-<br />

kulisse gibt ebenso einen naturnahen<br />

Rahmen fijr das Hochgebirgswild, die<br />

Gemsen und Steinbocke. Auch der<br />

Gondorfer Wildpark umfaBt ein groB-<br />

raumiges Waldgebiet, und man findet<br />

hier Muffelwild und Hirsche, Wisent<br />

und Ur. Durch das abwechslungsreiche<br />

Gelande fuhren kilometerlange Wan-<br />

derwege, und Zaune wurden nur dort<br />

angebracht, wo sie sich als unumgang-<br />

lich notwendig erwiesen.<br />

Dal3 man nach dem vielen Sehen in<br />

jedem der Wildparke auch absitzen<br />

kann, um sich zu erfrischen und etwas<br />

zu essen, bedarf eigentlich kaum der<br />

Erwahnung. Und dal3 unsere Sauer-<br />

lander das ihnen von daheim vertraute<br />

Getrank vorfinden wurden, besagt be-<br />

bereits alien der Name Bitburg. Doch<br />

auch sehr konkrete Belehrung war ih-<br />

nen geboten in einer instruktiven<br />

Wald- und Wildlehrschau, die die Deut-<br />

sche Waldjugend bei Gondorf gestal-<br />

tet hat.<br />

<strong>Der</strong> weitere Verlauf der WildstraBe<br />

fijhrt uber Bitburg und Prum nach Ge-<br />

rolstein. (Man kann auch uber Kyllburg<br />

und Schlo6 MiJrlenbach fahren, wenn<br />

man eine Vorliebe fur Nebenstral5en<br />

hat.) Von Gerolstein fiJhrt der Weg zur<br />

Kasselburg mit ihren gewaltigen zwei<br />

Rundturmen und dem dort eingerich-<br />

teten Adier- und Wolfspark. Nun ist es<br />

ein aus alien zoologischen Garten be-<br />

kanntes zweifelhaftes Vergnijgen, die<br />

gro6en Greifvogel in Kafigen bewun-<br />

dern zu durfen. Doch hier gibt es mehr:<br />

Taglich um 16.00 Uhr warden hier Ad-<br />

ier, Faike, Bussard und Milan im Flug<br />

vorgefuhrt. Auch dieser Schutzpark ist<br />

80 ha grol3 und enthalt vielerlei Getie'r.<br />

Seine zweite Hauptattraktion, ein be-<br />

achtliches Wolfsrudel, wird taglich<br />

nachmittags um 15.00 Uhr gefuttert.<br />

Die Sauerlander — die Reise hat<br />

wirklich stattgefunden — haben die<br />

Kasselburg nicht mehr besucht; sie<br />

fuhren sehr beeindruckt von ihrem Er-


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

lebnis bereits von Bitburg uber die<br />

Autobahn wieder in die Heimat zuruck.<br />

Sie hatten nur ein verlangertes Wo-<br />

chenende zur Verfugung.<br />

Die Deutsche WildstraBe ist noch nicht<br />

fertig. Es fehlen noch mehrere der ge-<br />

planten Wildschutzparks; einer davon<br />

soil speziell fur die Kinder bestimmt<br />

sein. Die Initiatoren dieses groBziJgi-<br />

gen Projekts haben namlich die Erfah-<br />

rung gemacht, da(3 Kinder sich zwar<br />

mit Interesse, doch auch mit einer ge-<br />

wissen Scheu zwischen all dem vielen<br />

groBen Wild bewegen, daB sie ihre<br />

Liebe aber vorbehaltslos erst kleine-<br />

rem Wild und Getier zuwenden. AuBer-<br />

dem wollen sie naturlich spielen und<br />

sich austoben kbnnen. Schon in Rin-<br />

secke hatte Josef Schulte-Wrede das<br />

mit Erfolg erprobt, und bei alien Wild-<br />

schutzparken der Wildstral3e hat man<br />

daher auch an die Kinder gedacht; die-<br />

ser eine aber soil als ein ganz beson-<br />

derer Wildschutzpark speziell fijr sie<br />

gestaltet werden.<br />

Die Deutsche WildstraBe ist ohne<br />

Zweifel eine Reise wert. Ihre StraBen-<br />

strecke ist 158 km lang. Das ist fur ein<br />

Auto nicht besonders viel. Aber will<br />

man alle drei Wildschutzparks besu-<br />

chen, so ist die Reise nicht in einem<br />

Tag zu schaffen, auch nicht im Zeit-<br />

alter der Autobahn. Dafur gibt es viel<br />

zu viel zu sehen. Schon der Besuch<br />

eines Schutzparkes allein erfordert<br />

Zeit und MuBe. Doch wenn man sich<br />

diese nimmt, ist jeder ein neues Erleb-<br />

nis. Die WildstraBe ist einen Kurz-<br />

urlaub wert. Und wenn auch leider auf<br />

dem Wappen der Deutschen Wild-<br />

straBe das Wort „Eifel" steht, konnen<br />

wir gleichwohl mit Recht stolz darauf<br />

sein, daB es ein Sauerlander ist, der<br />

den Gedanken und den Unterneh-<br />

mungsgeist hatte, sie ins Leben zu<br />

rufen, und daB die Zentrale <strong>des</strong> Gan-<br />

zen immer noch in Rinsecke im Sauer-<br />

Briloner Schnade<br />

Brilon. Sein groBes Volksfest, den<br />

Schnadezug, begeht Brilon am Montag,<br />

dem 28. Juni. Nach althergebrachter<br />

Zeremonie auf dem Marktplatz zieht<br />

die Schnade, zu der viele hundert Ga-<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Jf^--'t4%j<br />

Ein solches Bild zu erieben, ist aller-<br />

dings auch im Wildschutzgeliege<br />

Gondorf ein besonderes Gluck.<br />

land liegt, wo die Idee geboren wurde<br />

und wo der Sohn die Arbeit <strong>des</strong> Va-<br />

ters fortfuhrt.<br />

ste erwartet werden, in Richtung Bri-<br />

lon-Wald bis zur Hohe <strong>des</strong> „Kerp-<br />

siepens", von dort in Richtung Bruch-<br />

hausen bis zur Hohe <strong>des</strong> „Honig-<br />

knappchens". Vom Fruhstijcksplatz am<br />

Habberg geht die Schnade zur Elle-<br />

ringhauser Seite, von da hinauf zum<br />

Borberg bis zum Lagerplatz am Aspe.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Anpassung <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>baugesetzes<br />

<strong>Der</strong> Deutsche Heimatbund hat dem<br />

Deutschen Bun<strong>des</strong>tag eine Anregung<br />

zur Neufassung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>baugeset-<br />

zes zugeleitet, die fiJr die Erhaltung<br />

der kulturellen Substanz im landlichen<br />

Raum von groBer Bedeutung ist. Nicht<br />

nur in den Ortskernen der Stadte, son-<br />

dern auch in den sog. „AuBenberei-<br />

chen" gibt es erhaltungswCirdige Bau-<br />

ten, urn die sich das Gesetz kummern<br />

sollte. Auch auf dem Lande ist viel sei-<br />

nes baukulturellen Wertes oder seiner<br />

landschaftlichen Bedeutung wegen er-<br />

haltungswijrdig, was als „offentlicher<br />

Belang" min<strong>des</strong>tens gleichen Wert hat<br />

wie landwirtschaftliche Nutzung. Bei<br />

alten Bauernhofen, Spiekern, Back-<br />

hausern und ahnlichen Bauwerken ist<br />

die Erhaltung der Substanz aber oft<br />

nur durch Nutzungsanderung moglich,<br />

die das Bun<strong>des</strong>baugesetz heute viel-<br />

fach verbietet. <strong>Der</strong> Heimatbund meint<br />

— und dem ist gewlB zuzustimmen —,<br />

dafi Umbau und Nutzungsanderung<br />

gestattet werden sollten, wenn da-<br />

durch die natCirliche Eigenart der Land-<br />

schaft und das auBere Erscheinungs-<br />

bild <strong>des</strong> Gebau<strong>des</strong> nicht beeintrachtigt<br />

werden. Diese Anregung <strong>des</strong> Deut-<br />

schen Heimatbun<strong>des</strong> ist fur das Sauer-<br />

land mit seiner von altersher aufge-<br />

lockerten Siedlungsstruktur von groB-<br />

ter Bedeutung. Die Umwandlung etwa<br />

eines schonen alten Fachwerkbaues in<br />

einen Zweitwohnsitz sollte grundsatz-<br />

lich statthaft sein. So konnten manche<br />

schone alte Hofgebaude erhalten wer-<br />

den, deren bisherige Besitzer aus<br />

wirtschaftlichen Grunden ausgesiedelt<br />

werden. Wohin kommen wir sonst mit<br />

unserer ehrwijrdigen Substanz an al-<br />

ten Fachwerkhausern, da doch von 30<br />

Wohnplatzen einer heutigen GroBge-<br />

meinde hochstens % "och durch Fla-<br />

chennutzungs- und Bebauungsplane<br />

im Schutz <strong>des</strong> Gesetzes stehen, wah-<br />

rend die anderen nur im Schatten ge-<br />

setzlicher Verbote liegen.<br />

Kirche restauriert<br />

Niedermarsberg. Eine grijndliche Re-<br />

staurierung und Umgestaltung der<br />

Propsteikirche Sankt Magnus wurde<br />

unter Leitung <strong>des</strong> Architekten Reuter<br />

aus Kassel abgeschlossen.<br />

39


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Brunskappel<br />

Vor dem Ende einer<br />

lOOOjahrigen Dorfsiedlung<br />

im Sauerland<br />

Als das kleine Dorf Brunskappel im<br />

Negertal im Juli 1953 sein lOOOjahhges<br />

Bestehen mit Dankgottesdiensten,<br />

Feuerwerk und einem machtigen Och-<br />

senbraten am SpieB beging, konnte<br />

niemand auch nur den leisesten Ge-<br />

danken haben, dal5 es 25 Jahre spater<br />

in den Fluten einer Talsperre versun-<br />

ken sein konnte.<br />

NacPi Mittetilung <strong>des</strong> Ruhrtalsperren-<br />

vereins sind die Wage fur den Tal-<br />

sperrenbau geebnet, die Einleitung<br />

<strong>des</strong> vorbereitenden Planfeststellungs-<br />

verfahrens steht unmittelbar bevor.<br />

Die Baukosten der Sperre werden mit<br />

250 Millionen veranschlagt Das Stau-<br />

volumen wird ein Drittel <strong>des</strong> Mohne-<br />

sees erreichen. Kristallisationspunkt<br />

<strong>des</strong> neuen Dorfes soil die alte Kirche<br />

sein, die in ahnlicher Form wieder auf-<br />

gebaut wird.<br />

Das GruBwort der Dichterin Josefa<br />

Berens im Festbuch 1953 hat heute<br />

eine tragische Bedeutung eriangt:<br />

„Deiner Vater Haus / Deiner Erde<br />

Brot,/Erhalt'sdirGottl".<br />

Das etwa 400 Einwohner zahlende<br />

Brunskappel, Heimatboden uralter Fa-<br />

milientradition, das nun den unerbitt-<br />

lichen Anspruchen <strong>des</strong> Industriezeit-<br />

alters geopfert wird, hat eine lOOOjah-<br />

rige Geschichte. Die Anfange dieser<br />

Dorfsiedlung fuhren zuriick bis in die<br />

germanisch-romische Zeit. Das 1000-<br />

jahrige Fest im Jahre 1953 grundete<br />

sich auf die Tatsache, daB Erzbischof<br />

Bruno von Koln (953-965) die Kirche<br />

in Brunskappel bagrCindete. Sie wurde<br />

zu einem Mittelpunkt <strong>des</strong> kirchlichen<br />

Lebens, Mutterkirche mehrerer Toch-<br />

tergemeinden und min<strong>des</strong>tens seit<br />

dem 13. Jahrhundert schon Pfarrei. In<br />

dieser Kirche wurde am 20.5.1680<br />

Johann Heinrich Montanus, der „heili-<br />

ge Pfarrer" von Bodefeli;! getauft. Im<br />

Jahre 1536 zahlte das Dorf in 13 Wohn-<br />

statten 80 Einwohner, deren Zahl bis<br />

1819 auf 219 anstieg. Im Jahre 1901<br />

lebten hier in 46 Hausern 277 Einwoh-<br />

ner. Brunskappel hat den Charakter<br />

eines agraren Arbeiter- und Bauern-<br />

dorfes mit 577 ha Feldflur nie verleug-<br />

40<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Muhlrad<br />

Miihlrad, blif mol stille stohn,<br />

Meyne Gedanken sind met dey gohn.<br />

Gengen met dey wual Johr un Dag,<br />

Met dey genk meyn Hiatensflag.<br />

Muhlrad, ik sin male woren,<br />

Le(3te Raousen blogget im Goren,<br />

Stiarwelaier singet de Fink,<br />

Singet van me tebruakenen Rink.<br />

Muhlrad, blif doch ainmohl stohn,<br />

Well dey ganz wuat Schoines verrohn:<br />

Ainmol kijmmet de Ief3te Nacht;<br />

Muhlrad, dann wet Fierowend macht.<br />

net, obgleich vor 400 Jahren die Eisen-<br />

hutten und spater noch die Meilerei<br />

begehrte Moglichkeiten <strong>des</strong> sonst so<br />

knappen Broterwerbs boten.<br />

Das stille Dorf eriebte auch das Grau-<br />

en <strong>des</strong> DreiBlgjahrigen Krieges. Ein<br />

Teil der 26 Hofe wurde wijst. Nach<br />

alter Oberlieferung soil einer der weni-<br />

gen Oberlebenden an der Kirchentur<br />

eine Pflugschar befestigt und mit<br />

wuchtigen Hammerschlagen 1648 den<br />

Frieden eingelautet haben. Fliichtige<br />

Bewohner seien daraufhin heimge-<br />

kehrt. Im Wappen <strong>des</strong> Dorfes finden<br />

wir <strong>des</strong>halb eine Pflugschar als<br />

Symbol.<br />

<strong>Der</strong> Name <strong>des</strong> Dorfes wurde im 19.<br />

Jahrhundert weithin bekannt, als der<br />

Briloner Geschichtsforscher J.S. Sei-<br />

bertz im Jahre 1817 das Gut Wilden-<br />

berg erwarb, wo er nach seinen eige-<br />

nen Worten in der stillen romantischen<br />

Bergwildnis <strong>des</strong> Negertals seinen hi-<br />

storischen Forschungen und schrift-<br />

stellerischen Arbeiten nachging und<br />

namhafte Personlichkeiten aus alien<br />

Teilen Deutschlands empfing. Zeugen<br />

einer uralten Dorfgeschichte sind die<br />

vielhundertjahrigen Eichen, die dem<br />

Ungemach vieler Jahrhunderte getrotlt<br />

haben. Nun, wenn dem Dorfe das<br />

Schicksai <strong>des</strong> Untergangs bereitet<br />

wird, werden sie, bis auf ganz wenlge,<br />

mit ihm das Finale teilen. Jene weni-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Christine Koch<br />

gen knorrigen Eichen aber sollen<br />

durch die Kunst von Spezialisten in<br />

das neue Dorf Brunskappel umgesetzt<br />

werden und als Zeugen einer tausend-<br />

Jahrigen Dorfgeschichte weiterleben!<br />

Theodor Tochtrop<br />

Kunsteisbobbahn<br />

Winterberg.FurdieanderWinterberger<br />

„Kappe" geplante Kunsteisbobbahn<br />

hat Architekt Deyle, Stuttgart, Modell<br />

und Planung vorgestellt. Seine Plane<br />

stellte Dreyle als fur Winterberg ma(5-<br />

geschneidert vor. Die LinienfiJhrung<br />

nach dem Start sei etwas vollig Neues;<br />

ebenso neu sei die Konzeption, die<br />

1200 m lange Bahn nicht nur fur Hoch-<br />

leistungssport, sondern auch fur nicht-<br />

geiJbte Freunde <strong>des</strong> Rodelsports nutz-<br />

bar zu machen.<br />

Fast 2,5 Millionen<br />

Ubernachtungen<br />

Meschede. Fast 2,5 Millionen Uber-<br />

nachtungen zahlte das Amt fur Frem-<br />

denverkehr im Sommerhalbjahr 1975<br />

in den Fremdenverkehrsgebieten <strong>des</strong><br />

Hochsauerlan<strong>des</strong>. In den 12 Stadten<br />

und Gemeinden <strong>des</strong> Hochsauerland-<br />

kreises war die Bettenkapazitat zu<br />

48,6% ausgenutzt. Am meisten fre-<br />

quentiert waren Schmallenberg, Bri-<br />

lon und Winterberg.


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Gewcisserausbau<br />

im Zeitalter <strong>des</strong><br />

Umwelt-<br />

bewuBtseins<br />

Solange bei uns Ausbau von Wasser-<br />

laufen betrieben wird, gab es Arger<br />

iiber die Beseitigung der Ufergehoize<br />

und die Unterlassung jeglicher Neu-<br />

pflanzungen. Dber viele Jalire wurden<br />

die Forderungen nach Uferbepfian-<br />

zungen — mit wenigen rulimiichen<br />

Ausnahmen — konsequent mit den<br />

gleichen Argumenten von den Wasser-<br />

bau-ingenieuren abgelehnt und die<br />

Grijnde fur Anpflanzungen nicht aner-<br />

kannt. Nur mechanische Befestigun-<br />

gen, Steinschuttungen und -packungen<br />

zahlten, und nicht mehr die naturlichen<br />

Befestigungsmittel wie Baum und<br />

Straucli, wenn auch darijber die<br />

ScPionheit der Tallandschiaften auf der<br />

Strecke blieb.<br />

Aus vielen Enttauschungen entstand<br />

das Bedurfnis, den Wert von Uferge-<br />

liolzen in bezug auf die Unterhaltung<br />

<strong>des</strong> Gewassers nach neuen wissen-<br />

schaftlichen Methoden untersuchen zu<br />

lassen, um in der Diskussion mit den<br />

wasserwirtschaftlichen Dienststellen<br />

aktuelle Erkenntnisse gegen die<br />

alten Vorurteile zu setzen. Eine ent-<br />

sprechende Initiative <strong>des</strong> Amtes fur<br />

Lan<strong>des</strong>pflege <strong>des</strong> Landschaftsverban-<br />

<strong>des</strong> <strong>Westfalen</strong>-Lippe wurde von den<br />

beteiligten Behorden und Dienststel-<br />

len aufgegriffen und hatte als Ergebnis<br />

einen Forschungsauftrag der Lan<strong>des</strong>-<br />

regierung NRW, (Ministerium fur Er-<br />

nahrung, Landwirtschaft und Forsten),<br />

an die Bun<strong>des</strong>anstalt fiJr Vegetations-<br />

kunde, Naturschutz und Landschafts-<br />

pflege in Bonn-Bad Go<strong>des</strong>berg. Die<br />

Durchfuhrung lag in den Handen von<br />

Dr.Wilhelm Lohmeyerund Dr. Albrecht<br />

Krause. In der „Schriftenreihe fur<br />

Vegetationskunde" Heft 9 ist nunmehr<br />

das Ergebnis der zweijahrigen Unter-<br />

suchungen unter dem Titel ..Dber die<br />

Auswirkungen <strong>des</strong> Geholzbewuchses<br />

an kleinen Wasserlaufen <strong>des</strong> Munster-<br />

lan<strong>des</strong> auf die Vegetation im Wasser<br />

und an den Boschungen im Hinblick<br />

auf die Unterhaltung der Gewasser"<br />

erschienen.<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Geholzfrei ausgebauter Bach mit typischer Verunkrautung der Boschungen<br />

(Druck und Verlag: Landwirtschafts-<br />

verlag GmbH, 4403 Hiltrup, Preis:<br />

15,—DM).<br />

Als Untersuchungsgebiet wahlten die<br />

Verfasser ein 4 000 qkm grolies Ge-<br />

biet <strong>des</strong> westfalischen Flachlan<strong>des</strong><br />

aus, das nach Relief, Geologie und<br />

Boden die Voraussetzungen fur ver-<br />

gleichbare Untersuchungsergebnisse<br />

hat. Die klassifizierten Wasserlaufe 2.<br />

und 3. Ordnung in diesem Gebiet<br />

haben eine Gesamtlange von fast<br />

10 000 km. Daran sind die Wasser-<br />

laufe 3. Ordnung mit rd. 90% beteiligt.<br />

Untersucht wurden 200 typische FlieB-<br />

gewasserabschnitte von jeweils 20—<br />

250 m Lange.<br />

Die Darstellung der bisherigen Aus-<br />

baumethoden zeigt das in 90% der<br />

Falle ijbliche Normalprofil mit Boschun-<br />

gen 1 : 1,5, <strong>des</strong>sen Sicherung durch<br />

Reisigfaschinen an den Boschungs-<br />

fuBen, durch Flechtmaterial aus Bon-<br />

gossiholz Oder Steinschuttungen er-<br />

folgte. Oberhalb der Mittelwasserlinie<br />

war die Regel Rasenansaat oder Roll-<br />

rasenandeckung. Nach den geltenden<br />

Vorstellungen war damit das Notwen-<br />

dige fiJr die Sicherung der Boschungen<br />

und die Versorgung <strong>des</strong> Wasserlaufes<br />

getan; Uferbepflanzung war im allge-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

meinen unter Hinweis auf Erschwer-<br />

nisse bei der Raumung und bei der<br />

allgemeinen Unterhaltung <strong>des</strong> Gewas-<br />

sers abgelehnt.<br />

Die Verfasser gehen mit ihren Unter-<br />

suchungen auf die Folgen dieses Aus-<br />

baues ein und stellen sie in einer<br />

Reihe von Lichtbildern dar, wobei im<br />

Untersuchungsgebiet die Hohlkehlen-<br />

bildungen an den BoschungsfiJBen in-<br />

folge mangelnder Stabilisierung der<br />

Sande und Fliel3sande typisch sind.<br />

Abgesehen von der mangelhaften<br />

naturlichen Verfestigung der Ufer-<br />

boschungen fijhrt das ijbliche Normen-<br />

profil zu einer Beseitigung der vor-<br />

handenen Gehoize und die Bevorzu-<br />

gung technischer Mittel zur allgemein<br />

okologischen Verarmung der Gewas-<br />

sersaume und der Landschaft.<br />

Es kommen jedoch schwerwiegende<br />

wirtschaftliche Nachteile hin-<br />

zu, die mit Zahlen nachweisbar sind.<br />

Hierzu gehort der erhohte Pflegeauf-<br />

wand durch das notwendige Mahen<br />

der angesaten Boschungsflachen. Bei<br />

einer angenommenen durchschnitt-<br />

lichen Gesamtbreite der Boschungen<br />

von 6 m ergibt sich im Untersuchungs-<br />

gebiet eine Flache von ca. 6 000 ha zu<br />

mahender Boschungen.<br />

41


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

_^l^^<br />

-^•l.i"^^ '^l'--^^'<br />

';#:j:f,;'56.^|* -<br />

Geholzfrei verbautes Bachufer, ausgespult und von Bisamratten zerstort.<br />

Eben dieses kostenaufwendige Mahen<br />

hat nachhaltige Folgewirkungen. Da<br />

das Mahgut haufig liegen bleibt und<br />

verrottet, kommt es, oft in Verbin-<br />

dung mit dem Grabenaushub, zu einer<br />

Kompostierung in den oberen 86-<br />

schungsbereichen, die sine Ansiedlung<br />

von nitrophilen GroBstauden zur Folge<br />

hat. Sie verdrangen die angestrebte<br />

Grasdecke und fuhren zu einer auBer-<br />

ordentlich schwer zu unterhaltenden<br />

Staudenwildnis. In zahlreichen Bildern<br />

und Pflanzenlabellen wird diese<br />

zwangslaufige natijriiche Entwicklung<br />

zu einer GroBstaudenflora aufgezeigt,<br />

die durch die Verengung <strong>des</strong> Profils<br />

nicht nur den angestrebten Querschnitt<br />

infrage stellt, sondern auch verhindert,<br />

da(3 sich die ufersichernden Gehoize,<br />

insbesondere die Roterle, ansiedeln.<br />

Bodenanrisse und UferabbriJche fol-<br />

gen der mangelhaften Stabilisierung<br />

der Boschungen.<br />

Mit zahlreichen Schwarzwei(5- und<br />

Farbfotos sowie Vegetationsaufnah-<br />

men geht die Arbeit auf eine weitere<br />

schwerwiegende Begleiterscheinung<br />

der Uferverkahlung ein,— die V e r -<br />

krautung <strong>des</strong> Gewassers selbst<br />

als Folge der vollen Belichtung. Ohne<br />

schattengebende Ufergehoize bildet<br />

sich unter Sonnenlicht eine uppige<br />

Wasservegetation. Die angestrebte<br />

hydraulische Wirkung <strong>des</strong> Normen-<br />

profils wird nur fijr kurze Zeit erreicht,<br />

42<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

um dann durch die starke Verkrautung<br />

<strong>des</strong> Gewassers und durch das nach-<br />

folgende Aufhohen der Sohle infolge<br />

Ausfilterung der Schwebestoffe in eine<br />

entgegengesetzte negative Entwick-<br />

lung umzuschlagen. Vollraumungen<br />

<strong>des</strong> Bachbetts sind dann meist unver-<br />

meidlich, und der Einsatz von Pflanzen-<br />

giften im Gewasser zur Bekampfung<br />

der Verkrautung schlieBt den verhang-<br />

nisvollen Kreis einer Fehlentwicklung.<br />

Fur die Unterhaltung der Wasserlaufe<br />

ist aber eine weitere Nebenwirkung<br />

der Uferverkahlung und hachfolgenden<br />

Verschilfung alarmierend, da die Was-<br />

serpflanzen die Nahrungsgrundlage<br />

fur die Bisamratte darstellen.<br />

Wahrend der Gelandeaufnahmen im<br />

Untersuchungsgebiet konnten die Ver-<br />

fasser interessante Beobachtungen<br />

zur Verhaltensweise und uber die<br />

Schadwirkungen der Bisamratte ma-<br />

chen. Diese Uferzerstorer treten immer<br />

dort auf, wo geholzfreie Uferbereiche<br />

vorhanden sind. Die schattenlosen<br />

Wasserlaufe enthalten einen uppigen<br />

Wuchs von Nahrpflanzen fur die Bi-<br />

samratte, z.B. Igelkolben, die Knollen<br />

<strong>des</strong> Pfeilkrautes u.a., der sie unabhan-<br />

gig machtvon den landwirtschaftlichen<br />

Nutzflachen. Die unterirdischen Baue<br />

dieser Ratten fuhren zu einem Verfall<br />

der Ufer und zu nachhaltigen Zersto-<br />

rungen. Nach den Beobachtungen der<br />

Verfasser werden von Geholzen<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

durchwurzelte Uferbereiche von Bi-<br />

samratten offensichtlich gemieden und<br />

geholzfreie Uferabschnitte bevorzugt.<br />

Bestechend an der Untersuchung ist<br />

die Fijlle der Vegetationsaufnahmen<br />

sowie der Farb- und SchwarzwelB-<br />

Fotos, die den wissenschaftlichen Stoff<br />

auch fur den Laien verstandlich ma-<br />

chen und dem Techniker das Problem<br />

und die Folgen verkehrter Gewasser-<br />

behandlungen eindringlich vor Augen<br />

fuhren.<br />

Im Untersuchungsraum standen relativ<br />

wenige Uferabschnitte mit intaktem<br />

Bewuchs zu vergleichenden phyto-<br />

soziologischen Untersuchungen zur<br />

Verfijgung. Von Waldbachen ist be-<br />

kannt, da(3 die Gewasser hier frei von<br />

Schilf und anderen Wasserpflanzen<br />

sind und nur in seltenen Fallen Ufer-<br />

zerstorungen aufweisen. Es war im<br />

Untersuchungsgebiet moglich, anhand<br />

von alteren und jiJngeren Uferpflan-<br />

zungen nachzuweisen, in welch her-<br />

vorragender Weise sich Geholzwur-<br />

zeln unter und uber dem Wasserspie-<br />

gel und die Beschattung <strong>des</strong> Gewas-<br />

sers fur seine Unterhaltung auswir-<br />

ken. Von 300 km kartierter Strecken<br />

waren 54 km = 18% noch mit natur-<br />

nahen Geholzen besetzt, wahrend<br />

246 km = 82% frei von jeglichem<br />

Bewuchs und im Sinne technischer<br />

Vorstellungen „ausgebaut" worden<br />

waren.


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

AbschlieOend werden die verschiede-<br />

nen Baumarten auf ihre Eignung als<br />

lebender Baustoff fur die Gewasser-<br />

sicherung untersucht. Unter den Bo-<br />

denverhaltnissen im Untersuchungs-<br />

gebiet stellt sich die Roterle als beson-<br />

ders geeignete Baumart dar, die in-<br />

stabile Sande durch eine kraftige Wur-<br />

zelentwicklung auch unterhalb der<br />

Wasserlinie sichern kann. Andere<br />

Baumarten beschranken ihre Wurzel-<br />

bildung vorwiegend auf die Wasser-<br />

standsdauerlinie und fijhren in diesem<br />

Bereich der starksten Beanspruchung<br />

<strong>des</strong> Ufers zu einer nachhaltigen Siche-<br />

rung. Auch diese AusfiJhrungen wer-<br />

den durch anschauliche Fotos belegt.<br />

Neben der statischen Festigung der<br />

Ufer beschatten aber Gehoize das Ge-<br />

wasser und verhindern die negativen<br />

Begleiterscheinungen der Verkrau-<br />

tung. Sie fordern zudem den Sauer-<br />

stoffgehalt infolge geringerer Erwar-<br />

mung <strong>des</strong> Gewassers und damit die<br />

Selbstreinigungskraft <strong>des</strong> Wassers.<br />

Mit dem Bewuchs und zunehmender<br />

Beschattung der Uferboschungen wird<br />

das Mahen auf ein Minimum einge-<br />

schrankt, urn in spateren Jahren vollig<br />

zu unterbleiben.<br />

In einer Zusammenfassung sind dann<br />

die wesentlichsten hier angefiJhrten<br />

Starke Uferschaden durch Bisamratten<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Naturnaher Ufergeholzbewuchs von Roterlen. Die Wurzein halten das Erdreich<br />

fast und werden von Bisamratten gemieden.<br />

Punkte noch komprimiert dargestellt.<br />

Literaturnachweis und Tabellen ergan-<br />

zen die Untersuchungen.<br />

Man wurde dieser wissenschaftlichen<br />

Arbeit und besonders ihren Verfassern<br />

keinen Gefallen tun mit einer allgemei-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

nen Ubertragung der Erkenntnisse aus<br />

dem Munster auf die Gewasser im<br />

Hijgelland oder Mittelgebirge. Die<br />

Grunderkenntnisse der Arbeit sind<br />

zweifellos auch hier giJltig, doch mijfi-<br />

ten sie in Zusammenhang mit dan<br />

Eigenarten anderer Boden oder hdhe-<br />

rer FlieBgeschwindigkeiten wissen-<br />

schaftlich uberprijft werden. Zwingend<br />

zu wijnschen ist daher, daB fur diese<br />

Landschaften gleich qualifizierte Un-<br />

tersuchungen erfolgen, um den Ufer-<br />

bepflanzungen beim Gewasserausbau<br />

generell den Stellenwert zu geben, der<br />

ihnen zukommt. Danach konnen sie<br />

nicht nachfolgende Dekoration, son-<br />

dern mijssen sinnvolle Bestandteile<br />

der Ufersicherung und Gewasserpfle-<br />

ge sein. Dies ware im ijbrigen nur im<br />

Sinne <strong>des</strong> „Erlasses zum Ausbau der<br />

Gewasser vom 2.4.1973" gehandelt.<br />

Zu wunschen ist weiterhin, daI5 die<br />

besprochene Arbeit ijber die Gewas-<br />

ser im Mijnsterland wegen ihrer grund-<br />

satzlichen Bedeutung bereits bei alien<br />

Dienststellen, Verwaltungen, Land-<br />

schaftsbehorden und Interessierten<br />

Verbreitung findet, bis fiir die ubrigen<br />

Gebiete entsprechende Untersuchun-<br />

gen vorliegen. Dies konnte der Zu-<br />

sammenarbeit bei Genehmigungsver-<br />

fahren nur dienlich sein.<br />

Herbert Prott<br />

43


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Wichtig:<br />

Was ist ein<br />

Kurort, was<br />

ein Erholungsort?<br />

Das Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> hat mit<br />

Wirkung vom 18. 1. 1975 ein Kurortge-<br />

setz (KOG) eriassen. Danach konnen<br />

einzelnen odermehreren Orten in einer<br />

Stadt/Gemeinde die folgenden Artbe-<br />

zeichnungen verliehen warden: Heil-<br />

bad, Kneipp-Heilbad, Kneipp-Kurort,<br />

Heilklimatischer Kurort Oder Luftkur-<br />

ort. Die Bezeichnung „Heilklimatischer<br />

Kurort" kann Badern auch zusatzlich<br />

verliehen werden. Luftkurorte konnen<br />

eine Zusatz-Artbezeichnung „mit Kur-<br />

mittelgebiet" erhalten.<br />

FiJr die Verleihung dieser Artbezeich-<br />

nung ist der Minister fur Arbeit, Ge-<br />

sundheit und Soziales zustandig. Er<br />

kann auch im Unterschied zu diesen<br />

Kurorten im Einvernehmen mit dem<br />

Minister fur Wirtschaft, Mittelstand<br />

und Verkehr und dem fijr die Lan<strong>des</strong>-<br />

planung zustandigen Minister die<br />

staatliche Anerkennung von Gemein-<br />

deteilen als „Erholungsort" oder „Er-<br />

holungsort mit Kurmittelgebiet" durch<br />

Rechtsverordnung regeln. Diese<br />

Rechtsverordnung ist am 30.3.1976<br />

eriassen worden.<br />

Fur die Anerkennung eines Kurorts<br />

ist der sogenannte Kurortcharakter<br />

maBgebend. Darunter werden ent-<br />

sprechende Kureinrichtungen ver-<br />

standen: Kurpark (bei Luftkurorten<br />

min<strong>des</strong>tens kurparkahnliche Aniagen);<br />

Kurmittelhaus (bei Badern, Kneipp-<br />

und Heilklimatischen Kurorten) bzw.<br />

„Haus <strong>des</strong> Gastes" (bei Luftkurorten)<br />

jeweils mit Unterhaltungs-, Spiel-,<br />

Bastel-, Hobby- und Leseraum, sowie<br />

Bibliothek; sportliche Einrichtungen<br />

wie Tennis- und Bocciaplatz, Trimm-<br />

pfad, Krveipp-Tretbecken, privates<br />

Oder offentliches Hallenschwimmbad<br />

oder min<strong>des</strong>tens ein (beheiztes) Frei-<br />

schwimmbad; Verkehrsamt in Verbin-<br />

dung mit Zimmervermittlung, Aus-<br />

kunfts- und Informationsstelle; offent-<br />

licheToilettenanlagen; Veranstaltungs-<br />

Programme fur die Gaste; bei Kneipp-<br />

kurorten groBere Beherbergungsunter-<br />

nehmen mit einer Kapazitat von zusam-<br />

men min<strong>des</strong>tens 100 Betten; ab Luft-<br />

kurort nach Lange (km) und maximaler<br />

44<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Steigung gekennzeichnete Kur-<br />

Terrain-Wege — sie sollen moglichst<br />

in unmittelbarem AnschluB an den<br />

Kurpark ausreichend mit Banken und<br />

Schutzhutten versehen und in gutem<br />

Zustand sein — sowie Natur- und<br />

Waldlehrpfade, was zusammen iiber-<br />

sichtlich in einer Wanderkarte darge-<br />

stellt sein mul3. Zum Kurortcharakter<br />

gehort insbesondere auch eine aufge-<br />

lockerte gut eingegrunte offene Be-<br />

bauung. Geschlossene Bauweise<br />

kommt fur eine Anerkennung in der<br />

Regel nicht in Betracht.<br />

Alles das muB moglichst zusammen-<br />

hangend als Kurgebiet parzellenscharf<br />

abgegrenzt und in den gemeindlichen<br />

Bauleitplanen (Flachennutzungsplan,<br />

Landschaftsplan, Bebauungsplane) so-<br />

wie in den regionalen Entwicklungs-<br />

planen und Entwicklungsprogrammen<br />

ausgewiesen werden. Stark befahr-<br />

bare StraBen — insbesondere solche<br />

mit LKW-Verkehr — und Industrie-<br />

und Gewerbegebiete sollen mit aus-<br />

reichendem Abstand (vgl. Abstands-<br />

eriaB vom 25. 7. 1974!) vom Kurgebiet<br />

entfernt liegen. AuBerdem werden ein-<br />

wandfreie Trinkwasserversorgung, Ab-<br />

wasserbeseitigung und vollbiologische<br />

Kiaranlage, staubfreie regelmaBige<br />

Miillabfuhr, ausreichende MaBnahmen<br />

gegen Lufh^erunreinigung (Aerosol-<br />

Messungen und Klima-Beobachtung<br />

LJber mehrere Jahre — kleine Klima-<br />

analyse fiJr Luftkurorte, groBe Klima-<br />

analyse ab Heilklimatischer Kurort—)<br />

verlangt. Weitere Voraussetzung ist<br />

bei Luftkurorten die Ortsansassigkeit<br />

von min<strong>des</strong>tens einem Arzt, bei Heil-<br />

badern von min<strong>des</strong>tens 3 Kur- und<br />

Badearzten mit vorhandenen erprob-<br />

ten und wissenschaftlich gepruften<br />

sogenannten Hauptheilanzeigen und<br />

Gegenanzelgen.<br />

<strong>Der</strong> Deutsche Baderverein e.V. und<br />

der Deutsche Fremdenverkehrsver-<br />

band e.V. haben in der Vergangenheit<br />

„Begriffsbestimmungen fur Kurorte,<br />

Erholungsorte und Heilbrunnen" (letz-<br />

te Ausgabe vom 5. Februar 1972) her-<br />

ausgegeben. In freiwilliger Selbstkon-<br />

trolle wurden bislang die dort aufge-<br />

stellten Kriterien fur die Anerkennung<br />

der Bader, Kurorte, Luftkurorte und<br />

seit vier Jahren auch der Erholungsorte<br />

beachtet und uberwacht. Nach bis-<br />

herigem nordrheinwestfalischen Recht<br />

war nur die staatliche Anerkennung<br />

von Heilbadern und anderen Kurorten<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Warum<br />

ein Maullcorb?<br />

Schapers Willem war — we alle Scha-<br />

fer — kein groBer Schwatzer. Man<br />

sagte ja, Schafer und Kohler sprachen<br />

nicht viel, anders wars mit den Fuhr-<br />

leuten. — Schapers Willem sagte also<br />

wenig, dann aber oft Treffen<strong>des</strong>, man<br />

meinte sogar, er sei eigentlich Filosof"<br />

— jedenfalls denke er oft nach uber<br />

hohe Sachen, und nicht alles sagte<br />

er. ..<br />

Kam da eines Tages ein junger neuer<br />

Lehrer ins Dorf, der ging ijber Land<br />

und suchte den Schafer bei seiner<br />

Schafherde auf, versuchte auch bald,<br />

ein Gesprach mit ihm anzuknupfen.<br />

Auf den Guten-Tag-GruB tippte unser<br />

Schafer nur leicht mit dem Zeigefinger<br />

an den Rand seines groBen Hutes.<br />

Auf die Frage, wie denn das Wetterr<br />

wurde, weist Willem mit einem leichten<br />

Kopf-Wiegen zum blauen Himmel.<br />

Einen weiteren Versuch machend, ver-<br />

suchts der Junge Lehrer mit Platt-<br />

deutsch: wohin er denn nun ziehen<br />

wurde, wenn hier abgegrast sei?<br />

Unser Schafer zeigt mit einem ausge-<br />

streckten Bein in irgendeine Richtung.<br />

Als der Schaferhund kam, fragte der<br />

Frager, warum denn so ein Schafer-<br />

hund einen Maulkorb trage, das hatte<br />

er noch nie gesehen . . . ?<br />

Da wendet sich Schafer Willem mit<br />

einem leisen Gahnen seitwarts und<br />

gibt die inhalts-schwere Antwort:<br />

„Dai schwamelere mey teviell!"<br />

— zuletzt vereinzelt auch Luftkurorten<br />

— ubiich. Im neu abgegrenzten sauer-<br />

landischen Teil <strong>des</strong> Regierungsbezir-<br />

kes Arnsberg gibt es seit langerer Zeit<br />

die Bader Waldliesborn (Stadt Lipp-<br />

stadt), Westernkotten (Gemeinde Er-<br />

witte), Sassendorf (nurGemeindekern)<br />

und die Kneippkurorte Fredeburg<br />

(Stadt Schmallenberg), Olsberg (nur<br />

alter Stadtteil) sowie den Heilklima-<br />

tischen Kurort Winterberg (nur Stadt-<br />

kern). Die staatliche Anerkennung auf-<br />

grund <strong>des</strong> KOG ist inzwischen erfolgt.<br />

Sie war im Grunde unproblematisch,<br />

wenngleich den Gemeinden hinsicht-<br />

lich der Verbesserung der Infrastruk-<br />

tur zum Teil hohe Auflagen und damit<br />

hohe finanzielle Belastungen auferlegt<br />

wurden. Belecke darf sich nicht mehr<br />

als Bad, sondern in Verbindung mit der


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

bekannten „Kaiser-Heinrich-Ouelle"<br />

nurals „Heilbrunnen" bezeichnen.<br />

Die Abgrenzung der Anerkennungs-<br />

kriterien zwischen den Badern, Kneipp-<br />

kurorten und Heilklimatischen Kur-<br />

orten soil im Rahmen dieser Ausfiih-<br />

rungen im einzelnen nicht untersucht<br />

werden, weil hier in erster Linie der<br />

heilung-suchende Mensch als (Kur-)<br />

Gast auftritt und damit von Seiten <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> ein gesundheitspolitisches In-<br />

teresse besteht. Treten diese beiden<br />

Komponenten schon bei ©inem Kneipp-<br />

kurort und Heilklimatischen Kurort<br />

mehr zurijck, so stehen nach bisheri-<br />

ger Auffassung bei einem Luftkurort<br />

eindeutig Freizeit, Uriaub und Ferien-<br />

erholung im Gegensatz zu der arztlich<br />

verordneten und uberwachten Kur im<br />

Vordergrund. Die Dbergange zwischen<br />

der Frequentierung von Kurgasten und<br />

Feriengasten in einem Ort sind zuwei-<br />

len flieBend und bieten damit kein zu-<br />

verlassiges Abgrenzungsmerkmal.<br />

Problem: Luftkurort<br />

Das Schwergewicht bei der bisherigen<br />

Anerkennung als Luftkurort durch die<br />

Verbande lag in der Reinhaltung der<br />

Umweltfaktoren Luft und Wasser, was<br />

Liber einen langeren Zeitraum durch<br />

das Wetteramt bzw. das Gesundheits-<br />

amt gepriJft und festgestellt sein mul3-<br />

te. So war es bisher schon fur einen<br />

Ort nicht so ohne weiteres moglich,<br />

Luftkurort zu werden. Jedoch wurden<br />

hinsichtlich der vorhandenen Einrich-<br />

tungen (Kurpark, Haus <strong>des</strong> Gastes,<br />

Arzt usw.) mindere Anforderungen ge-<br />

stellt. Erste Anerkennungen als Luft-<br />

kurort wurden schon vor dem 2. Welt-<br />

krieg ausgesprochen. In einigen Fallen<br />

hat sich die Struktur dieser alten Luft-<br />

kurorte infolge starkerer Industrialisie-<br />

rung in den Nachkriegsjahren gewan-<br />

delt. Andere Orte verfiigen noch nicht<br />

Ober moderne Fremdenverkehrsein-<br />

richtungen, auf die nun mal bei den<br />

gestiegenen Anforderungen der Gaste<br />

nicht mehr verzichtet werden sollte.<br />

Wieder andere Gemeinden benutzten<br />

den Begriff „Luftkurort" ungereoht-<br />

fertigt fur Werbezwecke, ohne die<br />

erforderlichen uber mehrere Jahre<br />

dauernden und mit beachtlichen Ko-<br />

sten verbundenen Klimabeobachtun-<br />

gen durchgefuhrt zu haben sowie be-<br />

stimmte Min<strong>des</strong>tvoraussetzungen (ein-<br />

wandfreie Trinkwasserversorgung,<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Ausgerechnet<br />

Schiitzenfest<br />

Nach Arnsberg wurde 1829 ein Ober-<br />

lan<strong>des</strong>gerichtsreferendar versetzt, der<br />

zuvor „der Wahrheit gema(3" bekann-<br />

te: mu(3 bestreiten, daB ich dem<br />

Trunke ergeben bin ... und (dann)<br />

scandaleuse Auftritte veranlasse. Ge-<br />

wil3 ... ich (kann) viel geistige Getran-<br />

ke vertragen . . . zwey Flaschen Wein<br />

und drei vier Brandtwein, ohne davon<br />

berauscht zu werden. Nur ein einziges<br />

Mal bin ich, nach Brandtwein, an die<br />

Erde gefallen."<br />

<strong>Der</strong> gute Referendar hatte mit seiner<br />

Versetzung grolbes Pech, denn schon<br />

bald war in Arnsberg ausgerechnet<br />

Schutzenfest. Was Wunder, er geriet<br />

wieder dazwischen, „ubernahm sich im<br />

Trunke und fie! dem Publico unange-<br />

nehm auf. Seinen liederlichen Lebens-<br />

wandel" muBte er am Ende mit seinem<br />

Abschied bezahlen.—<br />

Mullabfuhr, Abwasserbeseitigung) zu<br />

erfullen.<br />

Das KOG hat nun Klarheit gebracht,<br />

indem eine seit min<strong>des</strong>tens 5 Jahren<br />

vor Inkrafttreten <strong>des</strong> Gesetzes ohne<br />

staatliche Anerkennung gefuhrte Be-<br />

zeichnung als Luftkurort nur welter<br />

verwendet werden darf, wenn inner-<br />

halb eines Jahres nach Inkrafttreten<br />

<strong>des</strong> Gesetzes — dieser Zeitpunkt ist<br />

am 18. 1. 1976 abgelaufen — ein An-<br />

trag auf Weiterverwendung dieser Art-<br />

bezeichnung beim Ministerium gestellt<br />

ist. Bisher haben im Sauerland —<br />

zwar mit Auflagen — die Orte Saal-<br />

hausen (Lennestadt), Oberhundem<br />

(Gemeinde Kirchhundem), Brilon (altes<br />

Stadtgebiet), Langscheid (Stadt Sun-<br />

dern), Schmallenberg (Stadtgebiet),<br />

Grafschaft (Stadt Schmallenberg) und<br />

Eslohe (altes Gemeindegebiet) die<br />

staatliche Anerkennung als Luftkurort<br />

erhalten.<br />

Einen Antrag auf Weiterfuhrung <strong>des</strong><br />

Namens haben noch die Stadt Hallen-<br />

berg in Verbindung mit dem Ort Lie-<br />

sen, die Stadt Medebach fur den Stadt-<br />

kern, die Stadt Marsberg fur den<br />

Stadtteil Niedermarsberg, Die Stadt<br />

Olsberg fiJr den Ort Assinghausen und<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Dieses Geschichtchen kann man der<br />

ernsthaften „Gerichtsgeschichte Arns-<br />

berg (Wurm), Stadt. Schriftenreihe"<br />

entnehmen. Aus gleicher Quelle<br />

stammt folgender Bericht <strong>des</strong> „K6nig-<br />

lichen Amtsgerichts Arnsberg" von<br />

1913: „ Tru nken bo I de , d. h.<br />

Menschen, die so tief in sittliche und<br />

moralische Verkommenheit versunken<br />

sind, daB sie ein unersattliche Lust und<br />

Nelgung sowie eine fast unuberwind-<br />

liche Leidenschaft fur die Schnaps-<br />

flasche haben — dagegen ihre Be-<br />

rufsgeschafte vollstandig vernachlassi-<br />

gen, dem MuBiggange sich ergeben<br />

haben, die Achtung bei ihren Mitmen-<br />

schen vollends verscherzen, auch kei-<br />

ne Gewissensbisse mehr empfinden<br />

dariJber, daB sie ihre Familie ins Un-<br />

glijck stijrzen und an den Bettelstab<br />

bringen, endlich sich auch selbst ein<br />

fruhes Grab bereiten, die uberhaupt<br />

jegliches Empfindens, das Herz und<br />

Gemut hoher zu stimmen vermag, bar<br />

sind — gibt es in hiesiger Gegend er-<br />

freulicherweise nurwenige."<br />

Wie beruhigendl K.P.<br />

den Stadtteil Bigge in Verbindung mit<br />

Gevelinghausen gestellt. In der Stadt<br />

Winterberg laufen Anerkennungsver-<br />

fahren noch fiJr die Orte Siedlinghau-<br />

sen und ZiJschen, wahrend Altasten-<br />

berg und Elkeringhausen in das Kur-<br />

mittelgebiet <strong>des</strong> Heilklimatischen Kur-<br />

ortes der Stadt Winterberg einbezo-<br />

gen werden. Im Stadtbereich Schmal-<br />

lenberg schweben Anerkennungsver-<br />

fahren fiir die Orte Latrop, Nordenau,<br />

Oberkirchen, und Freiheit-Bodefeld.<br />

Neue Antrage haben auch die Stadt<br />

Brilon fiJr den Ort Madfeld und die<br />

Gemeinde Mbhnesee fiJr den Ort<br />

Korbecke gestellt. Dber den Antrag<br />

der Gemeinde Lennestadt fur den<br />

Ort Bilstein ist noch nicht entschieden.<br />

Alle ubrigen Orte, die nach Anerken-<br />

nung <strong>des</strong> Deutschen Fremdenver-<br />

kehrsverban<strong>des</strong> zum Teil statistisch<br />

vom Lan<strong>des</strong>amt fur Datenverarbeitung<br />

als Luftkurort gezahit wurden (z.B.<br />

Wiemeringhausen, Niedersfeld) durfen<br />

den Namen Luftkurort nicht mehr fuh-<br />

ren. Versagt wurden die Anerkennun-<br />

gen den Orten Cobbenrode und Wen-<br />

holthausen (Gemeinde Eslohe),<br />

Hirschberg (Stadt Warstein), Kirch-<br />

veischede (Lennestadt) und einem der<br />

45


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

altesten Luftkurorte <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong>,<br />

namlich Freienohl (Stadt Meschede).<br />

Baderansatz notwendig!<br />

In dieser Dbergangsphase hat die<br />

Neu- Oder Wiederanerkennung als<br />

Luftkurort im Sauerland zum Teil zu<br />

heftiger Kritik an den gestellten hohen<br />

Anforderungen <strong>des</strong> Ministeriums fiJr<br />

Arbeit, Gesundheit und Soziales ge-<br />

fiihrt. Das ist, wenn man das bisherige<br />

Anerkennungsverfahren als MaBstab<br />

nimmt, verstandlich. Es kommt hinzu,<br />

dal3 nach der Gebietsneuordnung<br />

die GroRgemeinden durchweg mit<br />

grol3en finanziellen Schwierigkeiten zu<br />

kampfen haben. Gerade die typischen<br />

Fremdenverkehrsgemeinden sind in-<br />

folge ihrer schwachen Steuerkraft —<br />

bedingt durch den geringeren Indu-<br />

striebesatz — nicht in der Lage, die<br />

nach dem KOG geforderten Einrich-<br />

tungen fur einen Luftkurort zu schaffen<br />

und die meist im Anerkennungsverfah-<br />

ren festgelegten Auflagen aus eigener<br />

Kraft zu erfullen.<br />

Die den Gemeinden zur Pflicht ge-<br />

machte Erhebung <strong>des</strong> Kurbeitrags (bis-<br />

her Kurtaxe) stellt zwar wortgetreu<br />

einen Beitrag zur Unterhaltung der<br />

Kureinrichtungen (einschl. Veranstal-<br />

tungsprogramme) dar, gibt aber schon<br />

fiJr die uberhohten Aufwendungen<br />

eines Kurortes zu wenig und fiJr Neu-<br />

investitionen so gut wie gar nichts her.<br />

<strong>Der</strong> Kurbeitrag erstreckt sich zudem<br />

ja auch nur auf diejenigen Gaste, die<br />

in einem engbegrenzten Kurmittelge-<br />

biet Unterkunft genommen haben und<br />

auf solche, die Kureinrichtungen in An-<br />

spruch nehmen, auch wenn sie aul5er-<br />

halb <strong>des</strong> Kurgebietes wohnen. Die Ge-<br />

meinden werden hierijber Kurbeitrags-<br />

ordnungen als Satzungen zu eriassen<br />

haben. Hierbei wird es darauf ankom-<br />

men, eine moglichst groRe Flache als<br />

Kurgebiet auszuweisen, in die bei<br />

Eignung mehrere Ortschaften einbe-<br />

zogen werden konnen. Nicht durch<br />

eine Zersplitterung, sondern nur durch<br />

eine Konzentration dSr infrastrukturel-<br />

len Einrichtungen ist die Attraktivitat<br />

<strong>des</strong> Erholungsgebietes zu erhbhen.<br />

<strong>Der</strong> Gesetzgeber hatte zu berijck-<br />

sichtigen, da(5 Bayern bereits 1972<br />

(durch die sogenannte Anerkennungs-<br />

verordnung) und Baden-Wurttemberg<br />

1974 (durch Gesetz) die Luftkurorte<br />

46<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

unter die Gruppe der Kurorte einge-<br />

ordnet haben. Deshalb konnte Nord-<br />

rheln-<strong>Westfalen</strong> kaum anders ent-<br />

scheiden, wenn die Einheitlichkeit im<br />

Bun<strong>des</strong>gebiet gewahrt werden sollte.<br />

Die ortlichen Stellen miissen beden-<br />

ken, da(5 der Name Luftkurort nicht<br />

mehr wie frijher eine unverbindliche<br />

Artbezeichnung darstellt, die mehr<br />

Oder weniger leichtfertig angewandt<br />

Oder gar miRbraucht werden kann,<br />

sondern ein Gutezeichen sein muB,<br />

das bestimmte Erholungsmoglichkei-<br />

ten fur die Gaste anhand vorhan-<br />

dener — nun gesetzlich festgeleg-<br />

ter — Einrichtungen garantiert. Dem<br />

Land muB aber auch deutlich gemacht<br />

werden, dal3 gerade in dem dichtbesie-<br />

delten <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> nicht nur<br />

die gesundheitliche Komponente im<br />

Vordergrund zu stehen hat, sondern<br />

da(3 sich das Lan<strong>des</strong>interesse auch auf<br />

die vorbeugende Gesunderhaltung der<br />

Bevolkerung, namlich die Erholung, zu<br />

erstrecken hat. Sind nun schon die<br />

Luftkurorte in die Gruppe der Kurorte<br />

eingestuft, so ist es nicht mehr als<br />

recht und billig, dal3 sie auch voll den<br />

Kurorten gleichgestellt werden, d.h.<br />

ihnen ware auch der Baderansatz bei<br />

den gemeindlichen SchliJsselzuweisun-<br />

gen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zuzuerkennen.<br />

Neu: Erholungsort<br />

Bei dem Anerkennungsverfahren fur<br />

Luftkurorte haben folgerichtig ver-<br />

schiedene Gemeinden die Antrage zu-<br />

rijckgezogen (so Freienohl, Silbach,<br />

Niedersfeld, Fleckenberg und West-<br />

feld-Ohlenbach), um nach der neuen<br />

Verordnung einen Antrag auf An-<br />

erkennung als Erholungsort zu stellen.<br />

Die einzelnen Kriterien fur einen Er-<br />

holungsort stehen nunmehr endgultig<br />

fest. Neu ist, da(5 auch in Zukunft<br />

ein Erholungsort den Zusatztitel wie<br />

bei Luftkurorten „mit Kurmittelgebiet"<br />

fuhren kann. Diese Zusatzbezeichnung<br />

ist erst im Gesetzgebungsverfahren<br />

als KompromiO eingefiJhrt worden.<br />

Damit ist die ursprunglich ange-<br />

strebte Verringerung der Artbezeich-<br />

nungen durchbrochen und terminolo-<br />

gisch keine gluckliche Formulierung<br />

gefunden worden, denn welcher Gast<br />

halt schon die fur den Kurort so wich-<br />

tige Bezeichnung ..Kurgebiet" und die<br />

zusatzliche Benennung „Kurmittelge-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

biet" auseinander. Sinn der zuletzt ge-<br />

nannten Bezeichnung ist, Erholungs-<br />

orten und Luftkurorten die Moglichkeit<br />

einzuraumen, auch heilungsuchende<br />

Patienten, z.B. von Versicherungstra-<br />

gern aufzunehmen.<br />

FiJr eine Anerkennung als Erholungs-<br />

ort wird zunachst eine „landschaftl;ch<br />

bevorzugte und klimatisch begunstigte<br />

Lage sowie entsprechender „Orts-<br />

charakter" gefordert. Kureinrichtungen<br />

konnen — soweit der Zusatz Kurmit-<br />

telgebiet weggelassen wird — nicht<br />

zwingend sein. Ebenso wird eine arzt-<br />

liche Dberwachung nicht in Betracht<br />

gezogen. Allerdings sind medizinische<br />

Versorgung, einwandfreies Trinkwas-<br />

ser, Mijllbeseitigung, Abwasserbesei-<br />

tigung, hygienische Unterkunftsein-<br />

richtungen, Lese- und Aufenthaltsrau-<br />

me, Sport- und Spieleinrichtungen,<br />

Moglichkeiten der Gasteunterhaltung<br />

(zumin<strong>des</strong>tens in der Hauptsaison),<br />

gekennzeichnete und instandgehaltene<br />

Wegenetze mit Ruhebanken, zentrale<br />

Informationsstelle und min<strong>des</strong>tens eine<br />

durchschnittliche 5-tagige Aufenthalts-<br />

dauer der Gaste unerlaRlich. Im ubri-<br />

gen soli ein ausreichen<strong>des</strong> Angebot<br />

vornehmlich fiJr die Familienerholung<br />

im Ort vorhanden sein. Bei den Witte-<br />

rungsverhaltnissen im Sauerland<br />

(durchschnittlich 100 Regentage im<br />

Jahr) wird ein Erholungsort gut daran<br />

tun, moglichst auch sogenannte wetter-<br />

unabhangige Einrichtungen fur die<br />

Feriengaste bereitzuhalten. Im Gegen-<br />

satz zu einem Luftkurort brauchen die-<br />

se Einrichtungen nicht in einem „Haus<br />

<strong>des</strong> Gastes" zusammengefal3t zu wer-<br />

den, sondern sie konnen sich auf<br />

private Hotels und Gasthofe verteilen.<br />

Hier kame den meist gut gepflegten<br />

Schutzenhallen in den sauerlandischer.<br />

Orten eine besondere Funktion zu.<br />

Statt eines Kurparks genugen kleinere<br />

Grunflachen und gute Baumbepflan-<br />

zungen im Ort und Blumenschmuck an<br />

den Hausern. SchlieRlich sollen insge-<br />

samt min<strong>des</strong>tens etwa 100 Betten im<br />

Ort vorhanden sein, wobei auf<br />

komfortable groliere Hotels und Be-<br />

herbergungsbetriebe verzichtet wer-<br />

den kann Moglichkeiten fur die Ein-<br />

nahme eines Mittagessens in Restau-<br />

rationen und Gasthofen erscheinen<br />

aber unerlaRlich. Jeder Erholungsort<br />

wird auch Zimmer mit Toiletten/Bad<br />

anbieten mussen, um den Gasten mog-<br />

lichst ein vielseitiges und in der Preis-


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

gestaltung differenziertes Angebot<br />

machen zu konnen.<br />

Ausgesprochene Storfaktoren durch<br />

industrielle Luftverschmutzung und<br />

larmenden Verkehr sollten in einem Er-<br />

holungsort nicht vorkommen. Deshalb<br />

mu6 auch die Reinheit der Luft durch<br />

ein Aerosoi-Gutachten nachgewiesen<br />

werden; denn § 16 <strong>des</strong> KOG schreibt<br />

neben der landschaftlich bevorzugten<br />

Lage <strong>des</strong> Ortes „ein durch Erfahrung<br />

bewahrtes, der Gesunderhaltung oder<br />

Genesung dienen<strong>des</strong> Klima" vor.<br />

Ein wesentliches Unterscheidungs-<br />

merkmai zwischen Luftkurort und Er-<br />

holungsort is noch darin zu erblicken,<br />

daB eine Kurbeitragspflicht nicht in Be-<br />

tracht kommt. Statt eines Kurgebiets<br />

ist ein erschlossenes Erholungsgebiet<br />

mit einfachen Einrichturtgen fijr den Ur-<br />

laub nachzuweisen. Jedoch ist alle 5<br />

Jahre ein neues Luftqualitatsgutachten<br />

erforderlich.<br />

Andere Ortsbezeichnungen<br />

Wird ein Kurort zukunftig in der Regel<br />

nur mit einem Erholungsschwerpunkt<br />

in Verbindung zu bringen sein, so soll-<br />

te ein Erholungsort mehr fur die Nah-<br />

bereiche der Zentralorte vorbehalten<br />

bleiben. Im Sauerland gibt es eine Rei-<br />

he von Orten, die beispielsweise<br />

wegen einer verkehrsreichen und da-<br />

mit larmverursachenden Bun<strong>des</strong>straBe<br />

Oder wegen noch allzu landlichen Cha-<br />

rakters auch die Artbezeichnung „ Er-<br />

holungsort" nicht eriangen konnen. Fiir<br />

ijberwiegend noch agrarwirtschaftlich<br />

orientierte Orte mit Fremdenverkehr<br />

besteht der durchaus werbewirksame<br />

Slogan „Urlaub auf dem Bauernhof".<br />

Als rechtlich nicht geschijtzte Begriffe<br />

werden noch „Ferienort", „Urlaubs-<br />

ort" Oder gar ..Sommerfrische" ge-<br />

nutzt. SchlieBlich sind gerade im Hoch-<br />

sauerland wegen vorhandener Winter-<br />

sporteinrichtungen auch die Zusatzbe-<br />

zeichnungen mit Wintersportge-<br />

biet" oder und Wintersportplatz"<br />

werbewirksam. Wahrend letztere Be-<br />

zeichnungen — das Vorhandensein<br />

solcher Einrichtungen vorausgesetzt —<br />

unzweifelhaft statthaft sind, sieht das<br />

Ministerium beispielsweise in derVer-<br />

wendung von „Ferienort" oder „Ur-<br />

laubsort" eine gegenuber dem Erho-<br />

lungsort verwechslungsfahige oder gar<br />

irrefiJhrende Bezeichnung. Dem kann<br />

nicht voll zugestimmt werden; denn im<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

WoB dou Hidrguatt seyn?<br />

Schulten Oihme un Backers An-<br />

ton, boide iiverSO, saten beynain<br />

op der Garenbank un kuckern<br />

hingern Autos her, dai hien un<br />

her souseren.<br />

„Keerl," sagte de Oihme, „wann<br />

me dijt Gejachter duen Dag<br />

suiht . . . Nee, woB dou met ir-<br />

gend einem do bouten toiJsken?"<br />

„T6usken? — De Hiar bewahre<br />

mik." Anton paffere tefrian in de<br />

Luft. „lck have meyn Peypken,<br />

gnaug te iaten un te drinken, ken-<br />

ne Geldsoargen un bin na eine-<br />

germaBen trechte — nee, toijs-<br />

ken? Nitmol met em Hiarguarre."<br />

„Versundege dick nit", sagte An-<br />

ton un schurre amme Koppe. „Nit<br />

mol met em Hiarguarre?"<br />

„Nai, nit mol met em Hiarguarre,<br />

Oihme. Suih mol, ick have grad<br />

dijese Dage sa far mick iiver alles<br />

nodacht, ak do ane, wat use Hiar-<br />

guatt sa alles amme Halse hatt.<br />

Eismol diiese ganzen Kreygerey-<br />

en ungern Volkern. Un jeder roi-<br />

pet taum Hiemel, dat seyn Volk<br />

gewinnen mbchte. Ja, nou iJver-<br />

lieg mol, wiame salle helpen? —<br />

Dann duese haugen Politiker, dai<br />

alle amme Ruder bleyven wellt,<br />

weyl't jo bar Geld inbrenget. Do<br />

hoapet de Brandt met em<br />

Schmidtchen, do biat de Kohl un<br />

de Barzel, un do besturmet de<br />

StrauB schlieBlech en Hiarguatt:<br />

De SaupreiB'n woarn lang gnua<br />

drob'n, nu loaB uns a mol regiarn.<br />

Na, noiJ suih taul Dann kummet<br />

dai viellen, viellen Privatluie, dai<br />

Sauerland ist der Fremdenverkehr auf<br />

dem Lande schon so weit verzweigt,<br />

daB auch diese Orte unter einen Sam-<br />

melbegriff (z.B. in einem Urlaubskata-<br />

log oder in gemeindlichen Gastgebef-<br />

verzeichnissen) gehbren. Vielleicht<br />

ware hier die Verwendung „Urlaub<br />

auf dem Lande" oder „Ort mit Frem-<br />

denverkehr" eine Lbsung.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

alle iahre Aniiegen hat. Do wert<br />

sagar de hi. FiJrbitter varschicket.<br />

De Antonius sail ne verloarenen<br />

Geldbuil wier besoargen un de<br />

hi. Maria Schausters Anneken ne<br />

Bruimer. DiJese Dage kam<br />

Schmidts Trautchen verbey un<br />

sagte: Ick have eismol en paar<br />

Lechter no'n 14 Nathelpern<br />

bracht. Vlichte konnt dai beym<br />

Hiarguatt wat maken. Vey wert<br />

namiek nit mehr Hiar Over de<br />

Woihimbuse imme Garen. — Ja,<br />

nou sieg doij wat! Dat sind mens<br />

2-3 Saken, dai ick optelle. Stell<br />

dey aver mol dian Andrang do<br />

oaben var! De Kreyge, de Politik,<br />

de Armen un Kranken, et Anne-<br />

ken met em Bruimer un et Traut-<br />

chen met en Woihlmousen . . . Un<br />

jeden Dag ne Schlange van en<br />

hi. FiJrbittern varm Thraun. Do<br />

kannste doch ratz teviell kreygen.<br />

Bo saste do anfangen? Dat<br />

schlatt dey doch ijverm Koppe<br />

beynain. Un jedem sastet recht<br />

maken un jeden erhorn. Un weyl<br />

dat nit louter galht,-sind standeg<br />

wieike amme resenaiern un kra-<br />

keulen. Se latt kenn guett Hoar<br />

an dey un machten dick koart un<br />

kloin, wann se dick in de Finger<br />

kraigen. Un nou kuck us an: Vey<br />

sittet hey gemiJtlek op der Ga-<br />

renbank, schmoiket usen Tabak<br />

un hatt met all diam Gedeh nix te<br />

taune. Sieg doch selber: WbB<br />

dbij dann do tbijsken un Hiar-<br />

guatt seyn?<br />

H. Jungblut-Bergenthal<br />

Entwicklungsplan maBgebend<br />

Das KOG schreibt vor, daB eine staat-<br />

liche Anerkennung nur zulassig ist,<br />

„wenn sie den im Gebietsentwick-<br />

lungsplan enthaltenen oder zu erwar-<br />

tenden Vorstellungen entspricht".<br />

Die Gemeinden werden im Interesse<br />

der Wettbewerbssteigerung gut daran<br />

47


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

tun, s:ch schon jetzt eingehend dam;;<br />

zu befassen, wie ihre Orte im einzel-<br />

nen bezeichnet werden sollen, damit<br />

ihre Vorstellungen in den kartogra-<br />

phisch bereits konzipierten Gebiets-<br />

entwicklungsplanen <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />

berijcksichtigt werden. Dabei wird es<br />

auf den Textteil <strong>des</strong> Gebietsentwick-<br />

Ijngsplanes ankommen.<br />

Marktiage beachten<br />

Bel der Festlegung der Artbazexhnun-<br />

gen ist es im Interesse der Wettbe-<br />

werbsfahigkeit einer Gemeinde sinn-<br />

voll, wenn ein ausgewogenes Verha!t-<br />

nis zwischen Kurort, Eriiolungsort und<br />

Cibrigen Orten mit Fremdenverkehr ge-<br />

funden wird. Berucksichtigt man das<br />

Haupteinzugsgebiet fur das Sauerland,<br />

(Ruhrgebiet und Holland), so sind<br />

extreme Verhaltensweisen deutscher<br />

gegenuber hollandischer Feriengaste<br />

feststellbar:<br />

In der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland hat<br />

das Kurwesen — das machte die<br />

Wirtschaftsflaute deutlich — einen<br />

vielleicht zu hohen Stellenwert einge-<br />

nommen. So haben die klassischen<br />

Bader und Kurorte gegenwartig mit<br />

Belegungsschwierigkeiten zu kampfen.<br />

Es ist davon auszugehen, da6 nunmehr<br />

ein beachtlicher Teil deutscher Ferien-<br />

gaste den rein landlich strukturierten<br />

Ort aus Sparsamkeitsgrunden einem<br />

(kurtaxpflichtigen) Kurort vorzieht.<br />

<strong>Der</strong> hollandische Gast stellt sich<br />

schon bei dem Begriff Luftkurort<br />

das Vorhandensein von Kurpatienten<br />

vor, die er als gesunder Mensch wah-<br />

rend <strong>des</strong> Uriaubs moglichst meiden<br />

mochte.<br />

Das Schwergewicht der Nachfrage<br />

wird also in Zukunft im Sauerland<br />

nicht bei Kurpatienten, sondern bei<br />

Ferien- und Erholungsgasten liegen.<br />

Diese Marktsituation wird das Ver-<br />

haltnis zwischen Badern, Kurorten, Er-<br />

holungsorten und ubrigen Orten mi;<br />

Fremdenverkehr bestimmen miissen.<br />

Daher: Nur soviel Kurorte wie notig,<br />

aber soviel Erholungsorte wie mogiich'<br />

Fritz Droste<br />

SkizzenbiJcher fur<br />

1,2Millionen Mark<br />

ly^eschede. 78 SkizzenbiJcher von<br />

August Macke hat das Lan<strong>des</strong>museum<br />

fur Kunst und Kulturgeschichte <strong>des</strong><br />

Landschaftsverban<strong>des</strong> erworben.<br />

Preis: 1,2 Millionen DM.<br />

48<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Trau, schau „wen'<br />

Buntscheckig war das Bundel von Be-<br />

gebenheiten wahrend der hessen-<br />

darmstadtischen Zelt in Arnsberg. Da<br />

beschwerte sich z.B. der Organist<br />

(1813) uber den „zum Gelachter <strong>des</strong><br />

Publikums ganz verkehrten Gesang<br />

<strong>des</strong> Vorsangers", soda5 er, der Orga-<br />

nist, nicht mehr spielen konnte.<br />

Hochst amusant In heutiger Sicht 1st.<br />

auch jene echte Kopenicklade, bei der<br />

eine falsche Braut getraut wurde, well<br />

ein „Mousquetler" (als „Kompanle-<br />

Schuster aus Werl" bezeichnet) beim<br />

Predlger der neuen evangelischen Mi-<br />

lltar-Gemelnde vorsprach, eInen scho-<br />

nen Gru(3 vom Major bestellte, und die<br />

Trauung mit der raltgebrachten Ange-<br />

beteten miisse schnell vollzogen wer-<br />

den, well derschusternde Brautlgam in<br />

Werl noch so viel Arbeit habe. Dabei<br />

legte er den Mllltar-Helrats-Erlaubnls-<br />

Scheln fiJr ein anderes Madchen vor.<br />

Und da das Madchen — <strong>des</strong> Schrei-<br />

bens unkundig — nur mit drel Kreuz-<br />

chen unterschrleb, merkte zunachst<br />

niemand etwas. Erst spater kam der<br />

„Heiratsschwlndel" ans LIcht und es<br />

gab groRen Spektakel belm Ober-<br />

krlegskolleglum, wobei man heraus-<br />

fand, da(5 der Predlger „ln dem Rufe<br />

stand, Im GenuB <strong>des</strong> Welnes sich nicht<br />

selten ubernommen zu haben". Nach<br />

langem Hin und Her gab es — wie die<br />

Geschlchte der ev. KIrchengemelnde<br />

(Phillpps), Stadt. Schrlftenrelhe be-<br />

richtet — als BuBe eine Versetzung.<br />

Urteil nicht vollstreckt<br />

Ein Gegenstuck hierzu gab es 1819<br />

belm Pfarramt St. Laurentlus Arnsberg<br />

Ein Staatsarchiv<br />

fur Slidwestfalen!<br />

Das Sauerlandlsche Volksblatt stellte<br />

diese Forderung zum Ende <strong>des</strong> Jahres<br />

1975 in den Raum. Munster sel zu welt<br />

entfernt. Ein zweltes Staatsarchiv Im<br />

Landschaftsverband habe man in Det-<br />

mold eroffnet. <strong>Der</strong> sudwestfalische<br />

Raum brauche ein solches nicht wenl-<br />

ger. Ein Staatsarchiv diene nicht nur<br />

zur Verwaltung <strong>des</strong> vorhandenen Ak-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

(vormals Kloster, spater Propstel), wo<br />

Pfarrer Friedr. Adolf Sauer, glelchzei-<br />

tig Regierungs- und Schulrat, sicherlich<br />

nicht ohne zu schmunzein, protokol-<br />

llerte:<br />

„Es erschienen in GemaBhelt <strong>des</strong> vom<br />

Konlglichen Hofgerlchte zu Arnsberg<br />

ausgesprochenen und vom Appella-<br />

tlonsgerlchte In Cleve bestatlgten Ur-<br />

theils in Eheklage-Sachen der Wittibe<br />

Helene P. (Wirtin und gut betucht, Na-<br />

men sind geandert) gegen den Herrn<br />

Hofgerlchts-Assessor Potentin B. hler-<br />

selbst, gerlchtllche Brautleute, nach-<br />

dem selbe proclamlert worden waren,<br />

in der KIrche, um das vom Gerlcht aus-<br />

gesprochene Urtheil zu vollziehen.<br />

Auf die Frage, ob sle belderselts frei-<br />

wllllg erschienen und ungezwungen In<br />

der Meinung, den hi. Ehestand anzu-<br />

fangen, und durch den Segen der H.<br />

KIrche und das dffentliche ZeugnlB<br />

der Anwesenden bestatlgen zu lassen,<br />

antwortete der Herr Assessor, da5 er<br />

nicht frelwllllg erschelne, und auch<br />

nicht die Meinung habe, die WIttlbe zu<br />

helraten.<br />

Dagegen erklarte die WIttlbe, dal5 sie<br />

sich Ihre Gerechtsame vorbehalte, wo-<br />

mit denn dieser Act beschlossen<br />

wurde."<br />

Es wurden noch die Zeugen benannt,<br />

die mit dem Protokollfuhrer die Nlcht-<br />

Trauungs-Zeremonle echt bezeugten.<br />

Von den ijbrlgens recht lebenslustlgen<br />

Vitere welB man, da(3 sle sich bald mit<br />

einem anderen Mann trostete. <strong>Der</strong><br />

Herr Assessor aber starb In Arnsberg<br />

nach langen Jahrzehnten als Gehelmer<br />

Justizrath im hohen Alter von 82 Jah-<br />

ren.<br />

Klemens Propper<br />

tenbestan<strong>des</strong>; die dort tatigen Fach-<br />

leute selen daruber hinaus berufen,<br />

sich um die historlschen Belange <strong>des</strong><br />

betreuten Geblets zu kummern. Fiir<br />

das Sauerland bestehe hierfur ein be-<br />

sonderes Bedurfnis. Das Thema Ist zur<br />

Diskusslon gestellt. Was meinen Sle<br />

dazu? Und wo konnte zweckmaBlger-<br />

welse der Standort eines solchen sud-<br />

westfalischen Staatsarchivs gefunden<br />

werden? Wo insbesondere bleten sich<br />

geeignete leerstehende bzw. leerwer-<br />

dende Gebaude an?


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Dr. Karl Wurm:<br />

Die Aniage <strong>des</strong><br />

Oberfreistuhls<br />

in Arnsberg<br />

Im vergangenen Jahr wurde die Frei-<br />

gerichtsanlage in Arnsberg von Grund<br />

auf erneuert. Die Stadt Arnsberg er-<br />

richtete Richlertlsch und Richterbanke<br />

und ubernahm die gartnerische Gestal-<br />

tung; die umfangreichen Erdbewegun-<br />

gen wurden auf Initiative <strong>des</strong> Arnsber-<br />

ger Heimatbun<strong>des</strong> durch freiwillige<br />

Heifer aus alien Schichten der BCirger-<br />

schaft, besonders auch der Jugend, in<br />

Handarbeit vorgenommen, well die<br />

Hanglage einen maschinellen Einsatz<br />

nicht zulie6. Die tiefeingeschr\ittene,<br />

eiformige Mulde am Westhang <strong>des</strong><br />

SchloRberges hat damit eine Gestalt<br />

gewonnen, die dem Verfahrensgang<br />

bei den Freigerichten entspricht.<br />

Die neuere Forschung hat das Proze5-<br />

bild von legendarer Ausschmuckung<br />

befreit. Die Szenenbeschreibung fur<br />

eine FemgerichtsverhandlUng zum '1.<br />

Akt von Kleists Kathchen von Heil-<br />

bronn: „eine unterirdische Hohle mit<br />

den Insignien <strong>des</strong> Femgerichts, von<br />

einer Lampe erieuchtet", wobei die<br />

Richter — wie bei Goethe — „samtlich<br />

vermummt" auftreten — ist ein Bild,<br />

das den Verfahrensvorschriften wider-<br />

spricht. In Wirklichkeit wurde das Frei-<br />

gericht am hellen Tage im Freien ge-<br />

hegt. <strong>Der</strong> Freigraf fiJhrte den Vorsitz<br />

und erfragte das Recht bei wenigstens<br />

7 Freischoffen, haufig in Anwesenheit<br />

vieler weiterer Freischoffen und ande-<br />

rer freier Manner. Auf dem Tisch la-<br />

gen ein entbloRtes Schwert und ein<br />

weidengepflochtener Strick als Zei-<br />

Chen der hohen Gerichtsbarkeit (<br />

schwurt auf Strang und Schwert",<br />

Goethe, Gbtz von Berlichingen, 5. Akt).<br />

Diesem Verfahrensgang ist die jetzt<br />

geschaffene Aniage angepaBt. Die<br />

Richterbanke bieten Sitzgelegenheit<br />

fijr wenigstens 8 Personen. In die<br />

Granitplatte <strong>des</strong> Tisches ist ein<br />

Schwert eingelassen. Davor ist auf<br />

gleichem Niveau Platz fur den „Um-<br />

stand" gegeben.<br />

<strong>Der</strong> an dem Sockel <strong>des</strong> Tisches ange-<br />

brachte Schild soil an die wichtigsten<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Blick auf den Oberfreistuhl<br />

Gerichtsformein erinnern: an die Lo-<br />

sung: Strick, Stein, Gras, Grein, das<br />

Notwort „Reinir dor Feweri" und an<br />

die Pflicht zur Verschwiegenheit vor<br />

Weib und Kind, vor Sand und Wind.<br />

Die Geheimhaltung bestimmter Form-<br />

lichkeiten war strenge Vorschrift, de-<br />

ren Verletzung mit dem Tode bestraft<br />

wurde. Diese Pflicht war so wirksam,<br />

daB die Bedeutung weder der Losung<br />

noch <strong>des</strong> Notworts geklart ist.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

(Foto: Ackermann)<br />

Die Freigerichte, die aus dem altsach-<br />

sischen Ding und den karolingischen<br />

Grafengerichten hervorgegangen wa-<br />

ren, richteten unter Kbnigsbann. Auch<br />

nachdem der Erzbischof von Koln als<br />

Herzog in <strong>Westfalen</strong> — nicht als Terri-<br />

torialherr sondern als kbniglicher Be-<br />

amter — die Befugnis erhalten hatte,<br />

als Oberstuhlherr den Bann zu leihen,<br />

gait der Kbnig doch immer als „obre-<br />

ster herre und richter" iiber alle Frei-<br />

49


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

stuhle. Die Freigrafschaft mit den in<br />

ihr errichteten Freistuhlen blieb ein<br />

Stuck Reichsunmittelbarkelt innerhalb<br />

der sich ausbildenden Lan<strong>des</strong>hoheit.<br />

Sie war gewissermaf^en ein „Territori-<br />

um im Territorium, ein Status in Statu,<br />

ein kaiserlicher Jurisdiktions- oder Ho-<br />

heitsbezirk innerhalb der lan<strong>des</strong>herr-<br />

lichen Grenzen." ')<br />

<strong>Der</strong> Arnsberger Freistuhl „in dem<br />

Baumhof unter der Burg an der Oley-<br />

pforte", bereits 1174 erstmalig er-<br />

wahnt, erhielt im 15. Jahrhundert die<br />

Vollmacht, jahrlich an bestimmten Ta-<br />

gen alle Freigrafen in <strong>Westfalen</strong> in<br />

„gemeinen Kapiteln" zu versammein<br />

und ihre Handlungen zu prijfen. Die<br />

sogenannte „Arnsberger Reformation<br />

der Feme" von 1437 gait als wichtige<br />

Femerechtsquelle und hat weite Ver-<br />

breitung gefunden.<br />

Kaiser Friedrich ill untersagte im Man-<br />

dat vom 4. Dezember 1483, Kapitels-<br />

tage an einem anderen Ort als „an<br />

dem Obern freyen stui zu ArnBberg in<br />

dem Baume Gartten" auszuschrei-<br />

ben. 2)<br />

Das Protokoll iJber das Kapitel von<br />

1490, an dem zahlreiche Stuhlherren,<br />

Freigrafen und Freischoffen aus ganz<br />

<strong>Westfalen</strong> teilnahmen, spricht einlei-<br />

tend von dem „Overveymgerichte tho<br />

Arnesberge in dem Bohmgarden." ^)<br />

<strong>Der</strong> Dortmunder Freistuhl bezeichnete<br />

Bildband:<br />

„<strong>Westfalen</strong>"<br />

Fotos: Wulf Ligges,<br />

Text: Dieter Thoma<br />

Verlag Dumont-Schauburg K6,ln<br />

<strong>Der</strong> renomierte Kolner Verlag hat im<br />

Dezember 1974 einen reprasentativen<br />

Bildband von <strong>Westfalen</strong> vorgelegt, der<br />

nach Auswahl und Wiedergabe <strong>des</strong><br />

Bildmaterlals ganz hphe Anspruche er-<br />

fullt. Die Blldmotlve der variantenrei-<br />

chen westfalischen Landschaft, Bau-<br />

denkmaler, architektonische Kostbar-<br />

keiten und Szenen der Arbeltswelt,<br />

belebt durch eine originelle und ein-<br />

fallsreiche Textgestaltung, schaffen<br />

ein ganz eindrucksreiches Gesamtbild.<br />

Es ist nur schade, da6 trotz der sonst<br />

50<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

sich als „<strong>des</strong> HI. Reiches Kammer",<br />

well er durch die Konige mit wichtigen<br />

Rechtssachen betraut wurde. Die Be-<br />

mijhungen aber, diesem Freistuhl all-<br />

gemeine Anerkennung als Feme-Ober-<br />

hof zu verschaffen, scheiterten am Wi-<br />

derstand <strong>des</strong> Kolner Erzbischofs, der<br />

diese Stellung ftir den auf seinem Ge-<br />

biet gelegenen Arnsberger Freistuhl<br />

durchsetzte. "•)<br />

Zunachst erstreckte sich die Tatigkeit<br />

der Freistuhle auf das Land der Roten<br />

Erde — zwischen Rhein und Weser.<br />

Seit der zweiten Halfte <strong>des</strong> 14. Jahr-<br />

hunderts nahmen die Femegerichte als<br />

untere Reichsgerichte bei Rechtsver-<br />

weigerung und handhafter Tat eine<br />

Kompetenz fur ganz Deutschland in<br />

Anspruch: bei der zerbrockelnden<br />

Reichsgewalt mit gro6em Erfolg. <strong>Der</strong><br />

im ganzen Reich verbreitete Freischof-<br />

fenbund war, wie Eberhard Schmidt<br />

ausfiJhrt, „die Organisation der an-<br />

standigen Gesellschaft gegen das<br />

Verbrechertum". Es war kein Zufall,<br />

dal3 sich gerade <strong>Westfalen</strong> als Hort<br />

<strong>des</strong> Rechts erwies. Denn hier vertei-<br />

digte der freie Bauer seine Rechte zah<br />

und erfolgreich und wurde keinem<br />

Herren horig.<br />

Mit dem Erstarken der Territorialherr-<br />

schaften endete seit der Mitte <strong>des</strong><br />

16. Jahrhunderts die Tatigkeit der Fe-<br />

so intensiven Umschau in alien west-<br />

falischen Regionen, das obere und<br />

hohe Sauerland in diesem Bildband et-<br />

was zu kurz kommt. Die alte Hanse-<br />

stadt Brilon mit dem altesten noch er-<br />

haltenen Rathaus Deutschlands sucht<br />

man vergebens. Im Bildteil hatte ein<br />

Motiv aus Obermarsberg Platz finden<br />

sollen. Nicht zu ubersehen ist auch<br />

das dichteste Fremdenverkehrsgebiet<br />

<strong>des</strong> oberen Sauerlan<strong>des</strong> Fredeburg,<br />

Oberkirchen, Nordenau, Fleckenberg<br />

. . ., das zwar mit einem eindrucksvol-<br />

len Landschaftsbild vom Kahlen Asten<br />

im Bildband vertreten ist.<br />

Doch an Erkenntnis hat es nicht ge-<br />

fehlt: „DaB <strong>Westfalen</strong> mit dem Sauer-<br />

land eines der besten und groBten Er-<br />

holungsgebiete Deutschlands besitzt,<br />

wird kaum einerbestreiten ..."<br />

(T.T.)<br />

me au6erhalb <strong>Westfalen</strong>s, und auch<br />

dort wurde ihre Zustandigkeit wesent-<br />

lich eingeschrankt. Sie erstreckte sich<br />

schlielblich nur auf Flur-, Feld- und<br />

Bagatellsachen. Durch Patent vom<br />

11. September 1784 ernannte der Kol-<br />

ner Kurfurst den letzten Oberfreigra-<br />

fen — den Hofgerichtsassessor Franz<br />

Wilhelm Engelhard in Werl, der 1786<br />

das letzte Stuhlgericht in Allendorf ab-<br />

hielt.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Arnsberg hat durch die Wiederherstel-<br />

lung der bedeutenden Gerichtsstatte<br />

ein Rechtsdenkmal von hohem Rang<br />

wieder in den Blickpunkt der O'ffent-<br />

lichkeit geruckt. Dafur gebuhrt der<br />

Stadt Arnsberg und dem Arnsberger<br />

Heimatbund der Dank allerGeschichts-<br />

freunde.<br />

1) Paul Wigand, Das Femgericht West-<br />

phalens, Hamm 1825, Seite 134.<br />

") Joh. Suibert Seibertz, Urkunden-<br />

buch zur Lan<strong>des</strong>- und Rechtsge-<br />

schichte <strong>des</strong> Herzogthums West-<br />

falen, Arnsberg 1854, Urkunde Nr.<br />

989.<br />

3) Paul Wigand, a.a.O., Seite 262, Ur-<br />

kunde XXIII.<br />

'') Linsmann in Rechtspflege zwischen<br />

Rhein und Weser, Festschrift zum<br />

150jahrigen Bestehen <strong>des</strong> Ober-<br />

lan<strong>des</strong>gerichts Hamm, Hamm 1970,<br />

S. 254/55.<br />

OIpe wird kirchliche<br />

Verwaltungszentrale<br />

Die 78 Kirchengemeinden <strong>des</strong> Bezir-<br />

kes Siegerland-Sudsauerland erhal-<br />

ten eine gemeinsame Zentrale unter<br />

Leitung eines hauptamtlichen Ge-<br />

schaftsfiJhrers in OIpe. Vorlaufig in<br />

dem von der Pfarrei St. Martinus er-<br />

worbenen Gebaude <strong>des</strong> fruheren Bun-<br />

<strong>des</strong>bahnbetriebsamtes, soli diese<br />

kirchliche Verwaltungsstelle dem-<br />

nachst im Neubau der Familien-Bil-<br />

dungsstatte OIpe untergebracht wer-<br />

den. Sinn und Zweck der neuen Zen-<br />

trale ist die Entlastung der Pfarrer von<br />

der die Seelsorgertatigkeit ijber-<br />

wuchernder Verwaltungsarbeit. —<br />

Obrigens: Warum heil5t dieser Kath.<br />

Kirchenbezirk nicht ..SiJdsauerland-<br />

Siegerland"?


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

„Spielmann Gottes"<br />

80 Jahre alt<br />

..Religion und Heimat! — Ein Pro-<br />

gramm, das den Menschen nicht nur<br />

fordert, sondern ihn auch zu inspirie-<br />

ren vermag!" Das ist das klingende<br />

und singende Leitmotiv Theodor Prop-<br />

pers, der jetzt 80 Jahre alt wurde. Am<br />

26. Mai 1896 ist er in Balve geboren<br />

worden.<br />

Seine Vorfahren, seit dem 15. Jahrhun-<br />

dert im Arnsberger Raum nachweisbar<br />

— zunachst in Diensten <strong>des</strong> Klosters<br />

Wedinghausen und der Kurfijrsten von<br />

Koln stehend — waren Bauern und<br />

Handwerker und min<strong>des</strong>tens seit 1536<br />

in Beckum ansassig.<br />

Auch Theodor Prdpper eriernte bei<br />

seinem Vater ein Handwerk, doch sei-<br />

ne musikalische Begabung w/ar so<br />

offenbar, dal3 er schon 1912 die Kir-<br />

chenmusikschule zu Paderborn besuch-<br />

te, die er 1914 mit bestem AbschluR-<br />

examen verlieli, um als Organist in<br />

seine Heimatpfarrei Balve zu gehen.<br />

Nach KriegsschluB — erwarnoch 1918<br />

Soldat in Mainz — begann auch seine<br />

Tatigkeit als Chorleiter, Musikerzieher<br />

und Autor mit reichem literarischen<br />

und kompositorischen Schaffen. <strong>Der</strong><br />

v\/eiteren Vertiefung seiner kunstleri-<br />

schen Tatigkeit diente das Privatstudi-<br />

um bei Gottfried Rudinger und der<br />

Besuch der Staatlichen Akademie der<br />

Tonkunst (1924/1925) in Munchen.<br />

Langst hatte sich Theodor Propper —<br />

Theo Hundt nennt ihn den ..Nestor <strong>des</strong><br />

Sauerlandischen Heimatbun<strong>des</strong>" —<br />

zusammen mit seinem Freund Franz<br />

Hoffmeister dem Gedanken der Hei-<br />

matpflege im Sauerland gewidmet. Er<br />

grijndete die Balver Heimwacht,<br />

schrieb das eindrucksvolle „Zeitwen-<br />

<strong>des</strong>piel" fur die von ihm mitbegrijnde-<br />

ten Balver Hohlenspiele und organi-<br />

sierte die groRen Heimattage in der<br />

Honnestadt.<br />

Den volkskundlichen Veroffentlichun-<br />

gen ..Volksmusik im Honnetal", ..Hei-<br />

mat und Lied", ..Pflege <strong>des</strong> Volks-<br />

lie<strong>des</strong>" und vielen anderen helmat-<br />

kundlichen Themen reihten sich zahl-<br />

reiche plattdeutsche Arbeiten an. von<br />

denen „Dai stumme KiJonigin" einer<br />

der bemerkensw/ertesten Buchtitel ist<br />

(.Meynen laiw/en siuerlannesken<br />

LandsluienI") worin er insbesondere<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

zweien seiner gro6en Freunde ein<br />

Denkmal setzt; Johannes Hatzfeld t<br />

(Deyn Leawen was uns Loavgesang!)<br />

und Franz Hoffmeister (Et blogget nau<br />

de Soot van dey gesagget). —<br />

Ira jedem seiner plattdeutschen Worte.<br />

in jedem Gedanken klingt uniiberhor-<br />

bar die groBe Liebe zu seiner Sauer-<br />

landischen Heimat, der er trotz vieler<br />

verlockender Angebote nie den RCik-<br />

ken kehrte. Er blieb der ..Spieimann<br />

Gottes in Balve".SeinRuf alsMusikant.<br />

als Komponist. als Heimatfreund, als<br />

Schriftsteller aber drang weit hinaus,<br />

sein Schaffen wurde von Jahr zu Jahr<br />

reicher; ..Heimat und Leben", .Men-<br />

schen in Talfeld", „<strong>Der</strong> leuchtende<br />

Bogen", „Klang und Kunde", „Franz<br />

Hoffmeister", ..Glockenfeier", „Die Or-<br />

gel derSt.-Blasius-Kirche", „lm Schritt<br />

<strong>des</strong> Jahres", und, nicht zu ijbersehen,<br />

das Buch der Erinnerung, Freude,<br />

Treue, <strong>des</strong> Dankes „Ein Tag ruft es<br />

dem andern zu". — Titel ijber Titel.<br />

Herausragend erschien 1960 — (Mey-<br />

nen laiwen Landsluien voarsungen un<br />

taudacht — der „Klingemund", ein<br />

sauerlandisches Liederbuch, von dem<br />

Anton Kochling sagte: „Ein abgerun-<br />

detes Kunstwerk. Seite fur Seite in der<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

80 Sabre alt: Th. Propper<br />

(Foto: HesseJ<br />

geschichtlich-kulturellen Substanz <strong>des</strong><br />

kurkolnischen Sauerlan<strong>des</strong>". Dazu<br />

kam der kleine Klingemund als<br />

Taschenbuch-Ausgabe.<br />

Ein besonderes Kunstwerk nannten<br />

ijbereinstimmend bedeutende Kirchen-<br />

musik-Experten wie Prof. Haas, Mun-<br />

chen, Prof. Schmitt, Bonn, Prof. Reh-<br />

mann, Aachen, Dr. Neumann, Inns-<br />

bruck u.a. das 1954 erschienene neue<br />

Orgelbuch zum ..Sursum Corda" von<br />

Theodor Propper, das ubrigens auch<br />

von vielen bekannten in- und auslan-<br />

dischen Musik-Seminaren angefordert<br />

wurde. — Ein einzigartiges kirchen-<br />

musikalisches Werk ist auch die in<br />

ihrer Entstehungsgeschichte bis 1940<br />

zuruckreichende — nunmehr dem Hei-<br />

ligen Stuhl gewidmete — Petrus-Kan-<br />

tate, die als umfangreiches Manuskript<br />

noch auf Drucklegung und AuffiJhrung<br />

wartet.<br />

Alle seine Werke, Impressionen, Mes-<br />

sen, Motetten, Kantaten und die nicht<br />

zu ijberhorenden beruhmten Balver<br />

kirchenmusikalischen Andachten fuhr-<br />

ten dazu, daB der begnadete Kunstler<br />

schon 1953 vom Erzbischof zu Pader-<br />

born, Dr. Lorenz Jaeger, zum Kirchen-<br />

musikdirektor ernannt wurde.<br />

51


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Ehren und Auszeichnungen brachte<br />

ihm das Jahr 1961. Theodor Propper<br />

wurde nach Rom eingeladen, um an<br />

den Feierlichkeiten zum funfzigsten<br />

Jahrestag der Grundung der Papst-<br />

lichen Hochschule fur Kirchenmusik<br />

teilzunehmen. Dort erhielt er den ihm<br />

vom Papst verliehenen Gregorius-<br />

Orden und die Pergament-Urkunde<br />

ijber seine Ernennung zum Komtur-<br />

Ritter <strong>des</strong> Gregorlus-Ordens. Wenig<br />

spater ernannten ihn die Stadtvater<br />

von Balve einstimmig zum Ehrenbur-<br />

ger, wobei noch zu sagen ware, dal5<br />

Theodor Propper nach Kriegsende<br />

zeitweilig stellvertretender BiJrger-<br />

meister und spater Ratsmitglied war.<br />

Auch die Verleihung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ver-<br />

dienstkreuzes I. Klasse war ein Dank<br />

an den schaffensfrohen und einsatz-<br />

freudigen Burger Theodor Propper.<br />

Vor zwei Jahren (Ostern 1974) verlieh<br />

der „Allg. Cacilien-Verband fiJr die<br />

Lander der deutschen Sprache" dem<br />

Balver Kunstler fur seine Verdienste<br />

um die Musica sacra die Orlando-di-<br />

Lasso-Medaiile. Grol5 und bedeutsam<br />

ist die Reihe der Auszeichnungen und<br />

aus ganzem Herzen kommt der Dank,<br />

den ihm der „Sauerlander Heimat-<br />

bund" schuldet. Er wird wohl treffend<br />

mit seinem eigenen Sauerlandlied<br />

ausgedruckt, mit dem der „Spielmann<br />

Gottes" die Heimat preist und sich<br />

selbst ein klingen<strong>des</strong> Denkmal gesetzt<br />

hat.<br />

„Ert6ne laut, du Hochgesang<br />

und brause hell das Tal entlang,<br />

der Heimat froh zum Preisel<br />

Dem Land, das meine Wiege sah,<br />

wo Himmel, Erde sich so nah,<br />

klingt freudevoll die Weise:<br />

Dir ist mein Sinnen zugewandt,<br />

du Heimaterde, Sauerland!"<br />

Klemens Propper, Arnsberg<br />

Dorfer nicht vergessen<br />

Olsberg. <strong>Der</strong> erste Verbandstag der<br />

Landwirte im Hochsauerlandkreis in<br />

Olsberg fand weitreichen<strong>des</strong> Inter-<br />

esse. Die Landwirte appelierten an die<br />

zahlreich anwesenden Politiker, dafur<br />

einzutreten, die Entwicklung der Dor-<br />

fer sicherzustellen und nicht nur auf<br />

Mittel- und Oberzentren zu konzen-<br />

trieren.<br />

52<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

30 Jahre<br />

Hallenberger<br />

Freilichtspiele<br />

..FreilichtbiJhne aus Freude am Spiel"<br />

hat sie Walter Vollmer in seinen<br />

.Westfalischen Stadtebildern" ge-<br />

nannt; das ist schon gesagt und auch<br />

richtig. Denn welche Antriebskraft<br />

konnte wohl 30 Jahre lang wirksam<br />

gewesen sein, wenn nicht dieser<br />

„sch6ne Gotterfunke". Ein wirtschaft-<br />

liches Unternehmen ist die „Freilicht-<br />

biihne Hallenberg" nicht, und sie kann<br />

trotz mancher Zuwendungen nur be-<br />

stehen, well alle Mitwirkenden (vor,<br />

hinter und neben den Kulissen) sich<br />

allein durch ihre Spielfreude ausrei-<br />

chend entlohntsehen.<br />

Am Anfang stand eine improvisierte<br />

FreilichtauffCihrung anIaBlich eines<br />

Vereinsjubilaums: man ging ins Freie,<br />

weil das Kino den einzigen Saal im<br />

Orte erobert hatte. So erwachte die<br />

„Freude am Spiel" und man spielte<br />

nun alle Jahre wieder. Die StiJcke wur-<br />

den allerdings mit der Zeit anspruchs-<br />

voller und auch die Spieler „mauser-<br />

ten" sich. — Heute ist die Freilicht-<br />

biJhne Hallenberg daraus geworden.<br />

Wer in den vergangenen 30 Jahren je-<br />

<strong>des</strong> Spiel dort gesehen hat, erfuhr eine<br />

beachtliche Lektion in deutscher Lite-<br />

ratur; Hallenberg ist zwar kein „Reck-<br />

llnghausen", aber nichts<strong>des</strong>totrolz;<br />

Goethes „G6tz von Berlichingen" und<br />

Schillers „Wilhelm Tell" haben sich<br />

hier sehen lassen — und konnten es<br />

auch.<br />

Eine Sehenswurdigkeit ist allein schon<br />

die BCihne. In welchem Theater wird<br />

heute eine solche Augenweide noch<br />

geboten: die in warmen Pastellfarben<br />

kolorierte kunstliche Kulisse fiJgt sich<br />

unaufdringlich in die ringsum grijnen-<br />

de und bliJhende Natur ein.<br />

Unvergessen bleiben die 4 Auffiihrun-<br />

gen der „Passion Christi", ein Myste-<br />

rienspiel, da6 die Buhne in ein Gemal-<br />

de verwandelt, wie auf den Altartafein<br />

mit der biblischen Leidensgeschichte<br />

vor dem Hintergrund heimischer Land-<br />

schaft. Ob hier vielleicht eine Tradi-<br />

tion entsteht mit periodischen Wieder-<br />

holungen, ist ein ahnliches Aniiegen,<br />

wie „ein aus der Mitte der Landschaft<br />

geschaffenes Volksstuck, wie es nicht<br />

selten in anderen Spielgemeinschaften<br />

so urtijmlich aus Landschaft und Volks-<br />

tum entsteht" (W. Vollmer a.a.O.).<br />

Hier konnte Hilfe geleistet werden zur<br />

Rettung <strong>des</strong> mitteldeutschen Idioms, in<br />

Hallenberg einzig auf westfalischem<br />

Boden. Wird dieser aus der Vorzeit<br />

nachhallende Ton, lebende stammes-<br />

geschichtliche Urkunde, der im Kolorif<br />

mancher Spieler zuweilen herzhaft<br />

durchschlagt, eines Tages verklungen<br />

sein?l —<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Mit dem „Wirtshaus im Spessart",<br />

einem dankbaren Stoff zu so mancher-<br />

lei Fassungen, bringt die Bijhne in die-<br />

sem Festjahr wie schon zu ihrem<br />

25-jahrigen Jubilaum ein Werk <strong>des</strong><br />

schwabischen Dichters Paul Wanner,<br />

von dem hier schon 3 Stucke gespielt<br />

wurden. Man kann sagen, daB die Hal-<br />

lenberger Buhne sich gerade mit den<br />

Wannerschen Stucken in besonderer<br />

Weise .qualifiziert hat. Eine besondere<br />

Bereicherung <strong>des</strong> Repertoirs sind die<br />

seit 5 Jahren zusatzlichen Marchen-<br />

spiele. Sie haben grol5en Zulauf gefun-<br />

den von Kindern und alien, die im Her-<br />

zen jung geblieben sind. Man mu5<br />

dabei das mitreiBende Zusammen-<br />

gehen von Spielern und kindlichem<br />

Publikum eriebt haben! — In diesem<br />

Sommer wird „Das tapfere Schneider-<br />

lein,, aufgefiJhrt.<br />

Hoffen wir, daB der Stadt Hallenberg<br />

und ihren Freunden die FreilichtbiJhne<br />

noch viele Jahre erhalten bleibt. Sie<br />

will keine Konkurrenz fiJr die anderen<br />

Buhnen sein, sondern ein BlUte mehr<br />

im Kranze der zahlreichen ahnlichen<br />

Einrichtungen in <strong>Westfalen</strong>, mit denen<br />

sie freundschaftliche Beziehungen un-<br />

terhalt.<br />

Man sagt wohl nicht alles, wenn man<br />

im Zusammenhang mit dieser bemiih-<br />

ten BiJhne von Freude und Spiel<br />

spricht; es ist doch auBer Vergnijgen<br />

und Entspannung auch ein gutTeil Er-<br />

lebnis und Bildung mitgegeben, das<br />

nachklingt und bleibt.<br />

Anton Wirtz<br />

Geld fiJr Behinderte<br />

Brilon. 1300 DM fur die Behinderten-<br />

Werkstatt in Rosenbeck erzielte ein<br />

bunter Abend in der SchOtzenhalle in<br />

Rosenbeck. Gestaltet wurde er von<br />

der Marianischen Sodalitat der Prop-<br />

steigemeinde Brilon, die mit 80 Aktl-<br />

ven nach Rosenbeck gekommen war.


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Ein Sauerldnder<br />

von Format<br />

Theo Hundt<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Von<br />

Dr. Joachim Griinewald<br />

jh, Ht." — Welcher interessierte<br />

Sauerlander kennt nicht diese Initialen<br />

von Theo Hundt, dem vormaligen<br />

Kreisdirektor und heute noch nnit nie<br />

ermudender Schaffenskraft tatigen<br />

Kreisheimatpfleger <strong>des</strong> Kreises OIpe?<br />

Weit ijber 100 Schriften, Beitrage und<br />

Rezensionen, vornebmlich aus dem<br />

Bereich der Heimatkunde, entstammen<br />

seiner Feder; einer Feder, die er ge-<br />

konnt mit schriftstellerischer Bega-<br />

bung und aus subtiler Kenntnis von<br />

Historie und Gegenwart zu fiihren<br />

weil3. 102 Folgen der auch in der Fach-<br />

wissenschaft anerkannten „Heimat-<br />

stimmen aus dem Kreis OIpe" hat er<br />

mit Rat und Tat begleitet. Von Anbe-<br />

ginn an war er Vorsitzender <strong>des</strong> Re-<br />

daktionsstabes dieser Zeitschrift<br />

„Sauerland". Er hat sie maBgeblich<br />

mitgestaltet und so seinen Beitrag da-<br />

zu geleistet, daB sich unser „Sprach-<br />

rohr <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong>" so vjeler treuer<br />

Freunde weit iiber die Grenzen unse-<br />

rer Heimat hinaus erfreuen darf. Wenn<br />

heute der Kreis OIpe und daruber hin-<br />

aus das gesamten Sauerland fijr sich<br />

in Anspruch nehmen diirfen, uber eine<br />

Fulle gut gemachter heimatlicher<br />

Schriften zu verfugen, so ist nur ein,<br />

vielleicht das herausragende, ganz<br />

sicher aber das bleibende Verdienst<br />

von Theo Hundt.<br />

<strong>Der</strong> Mensch und die Persbniichkeit<br />

Theo Hundt konnen nur aus seiner<br />

Vita verstanden und beschrieben wer-<br />

den. <strong>Der</strong> Geist seines Elternhauses,<br />

seine hervorragende gymnasiale Aus-<br />

bildung in der hohen Schule der Jesu-<br />

iten und nicht zuletzt seine im christ-<br />

lichen Weltbild verwurzelte Lebens-<br />

auffassung haben seinen Charakter,<br />

seine LebensfiJhrung und seine Le-<br />

bensart zutiefst gepragt. Schlichte<br />

Menschlichkeit, personliche Beschei-<br />

denheit, preuBische Zuverlassigkeit,<br />

ein ausgepragter Sinn fiJr alles Schone<br />

und die gute Ordnung, ein tiefes Ver-<br />

standnis fur die schbnen Kunste und<br />

alles Musische schlechthin, eine echte<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Verbundenheit zu Heimat und Natur,<br />

states Bedachtsein auf Formen, kurz-<br />

um eine edie Gesinnung sind die her-<br />

vorragenden Eigenschaften, die seine<br />

Personlichkeit ausmachen. Seine be-<br />

neidenswerte umfassende Allgemein-<br />

bildung ist ursachlich fur sein ijberaus<br />

kritiscbes Beurteilungsvermogen, das<br />

selbst seine engen Freunde immer<br />

wieder auf's neue uberrascht. Theo<br />

Hundt ist konservativ und bekennt sich<br />

dazu, well ihn ein durch und durch<br />

geschichtliches BewuRtsein auszeich-<br />

net.<br />

Theo Hundt erwarb sich das notwen-<br />

dige RiJstzeug fiir sein hohes Verwal-<br />

tungsamt durch das Studium der<br />

Rechtswissenschaften an den Univer-<br />

sitaten Freiburg, Munchen, Berlin und<br />

Munster. Nach AbschluB seiner Refe- :^:<br />

rendarzeit beendete er seine Ausbil-<br />

dung mit der groBen juristischen<br />

Staatsprufung.<br />

Sein beruflicher Lebensweg reprasen-<br />

tiert eine geschichtliche Kontinuitat<br />

iiber stoize, leidvolle, grausame, trost-<br />

lose und dann doch wieder hoffnungs-<br />

volle Phasen der Geschichte unseres<br />

Volkes. Eine Zeit randvoll von Ereig-<br />

nissen, die er miterlebt, ertragen und<br />

gestaltet hat. Eine relativ kurze, wenn<br />

auch schwierige Strecke dieses Wages<br />

sind wir gemeinsam gegangen. So<br />

durfte ich Herrn Hundt als meinen Aus-<br />

bilder und Vorgesetzten, spater als<br />

meinen Kollegen, schlieBlich als mei-<br />

nen allgemeinen Vertreter und heute<br />

als meinen Ratgeber in vielen Berei-<br />

chen erieben. All diese Jahre waren<br />

bestimmtvon einem freundschaftlichen<br />

und kollegialen Miteinander, so daB<br />

der AnIaB seines Ehrentages mir eine<br />

willkommene Gelegenheit fur einen<br />

personlichen Dank bietet.<br />

Theo Hundt hat sich in seiner aktiven<br />

Dienstzeit und dankenswerterweise<br />

auch im wohlverdienten Ruhestand<br />

immer zu ehrenamtlicher Mitarbeit in<br />

den verschiedensten iiberortlichen und<br />

brtlichen Gremien bereitgefunden, so<br />

u.a. im Westfalischen Heimatbund, im<br />

Sauerlandischen Heimatbund, im Lan-<br />

<strong>des</strong>verkehrsverband <strong>Westfalen</strong>, im<br />

Bergisch-Markischen Verkehrsver-<br />

band, im GebietsausschuR Sauerland,<br />

im Beirat <strong>des</strong> Kreisheimatmuseums,<br />

im Olper Heimatverein, in der ehe-<br />

maligen Kreisstelle fur Naturschutz<br />

und Landschaftspflege, im Fremden-<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

verkehrsausschuB der Stadt OIpe. In<br />

all diesen Gremien hat er mit innerem<br />

Engagement die Interessen seiner<br />

sauerlandischen Heimat vertreten. Be-<br />

sonders intensiv und erfolgreich hat er<br />

sich urn den Fremdenverkehr und den<br />

Wettbewerb ,.Unser Dorf soil schbner<br />

werden" gemiiht. Gerade auf dem<br />

Sektor <strong>des</strong> Fremdenverkehrs hat er —<br />

ubrigens gegen anfanglich erheblichen<br />

Widerstand — strukturpolitisch be-<br />

deutsame Akzente gesetzt.<br />

Am 70. Geburtstag von Theo Hundt<br />

wie ebenso am Tage seiner Auszeich-<br />

nung mit dem Verdienstorden der Bun-<br />

<strong>des</strong>republik Deutschland hatte daher<br />

nicht nur das Olper Land, sondern<br />

das ganze Sauerland in dankbarer<br />

Verbundenheit teilhaben. <strong>Der</strong> Dank ist<br />

geschuldet — die Ehre gebuhrti<br />

Stockumer wurde<br />

neuer Bun<strong>des</strong>oberst<br />

<strong>Der</strong> Sauerlander SchiJtzenbund wahlte<br />

auf der HauptversammJung in Nieder-<br />

ense Wilhelm Haake aus Sundern-<br />

Stockum zum neuen Bun<strong>des</strong>oberst.<br />

Drei Stellvertreterwurden ihm zurSei-<br />

te gestellt. <strong>Der</strong> scheidende Bun<strong>des</strong>-<br />

oberst Lukas Schaa (Stormede) wurde<br />

Ehrenoberst. Bernhard Stahl (Eslohe)<br />

wurde zum neuen Bun<strong>des</strong>geschafts-<br />

fuhrer gewahlt.<br />

53


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

„Unser Dorf<br />

kritisch<br />

Am 25. Marz tagte nach zweijahriger<br />

Pause wieder der Heimatpflege-Aus-<br />

schuB <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsverbands.<br />

Die Arbeitssitzung der in diesem Aus-<br />

schuB zusammenkommenden Heimat-<br />

pfleger und Fremdenverkehrsfach-<br />

ieute befaBte sich mit einer kritischen<br />

Wertung der Aktion ..Unser Dorf soil<br />

schoner werden". Das Referat hielt<br />

Kreisoberamtsrat Fritz Droste, Brilon,<br />

selbst Mitglied der Lan<strong>des</strong>jury und<br />

Fremdenverkehrsreferent <strong>des</strong> Hoch-<br />

sauerlan<strong>des</strong>.<br />

Resumee der Tagung: Fremdenver-<br />

kehrsfachleute und Heimatpfleger sind<br />

sich einig darin, dal5 der Wettbewerb<br />

„Unser Dorf soil schoner werden" eine<br />

der besten strukturellen Ma(3nahmen<br />

der Nachkriegszeit fur den landlichen<br />

Raum darstellt. Die durch die Presse<br />

uberbewerteten Kritiken der Dorf-<br />

inventarisation <strong>des</strong> DHB werden nicht<br />

fur berechtigt angesehen. Dagegen<br />

wird beanstandet:<br />

1. Fremdenverkehr ist zwar keines-<br />

wegs der Zweck, jedoch ein durch-<br />

aus Jegitimes Nebenprodukt" <strong>des</strong><br />

Wettbewerbs; gleichwohl wird<br />

offenbar das Faktum <strong>des</strong> Fremden-<br />

verkehrs zumin<strong>des</strong>t von einem Teil<br />

der Jurymitglieder abwertend ver-<br />

merkt.<br />

2. Nicht allein die vom Fremdenver-<br />

54<br />

kehr herkommenden Mitglieder <strong>des</strong><br />

Ausschusses stellten infrage, ob die<br />

Jury es sich nicht zu leicht mache<br />

bzw. ob sie nicht ijberfordert sei<br />

angesichts der Schwierigkeit, der<br />

Individualitat eines jeden Dorfes<br />

gerecht zu werden. Jedenfalls fuh-<br />

ren uber das notwendige MaB der<br />

fur einen solchen Wettbewerb un-<br />

vermeidlichen Richtlinien hinausge-<br />

hende „Prinzipien" der Kommission<br />

das Dorf in die Gefahr der Unifor-<br />

mitat. Beispiel: Zaune werten<br />

grundsatzlich negativ; Hecken wer-<br />

den schon besser beurteilt; grund-<br />

satzliches Nonplusultra sind gren-<br />

zenlos ineinanderlaufende Nachbar-<br />

garten: Werden hier nichtstadtische<br />

MaBstabe angelegt? MuB es nicht<br />

allein darauf ankommen, ob durch<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Zum Fremden-<br />

verkehr<br />

im Sauerland<br />

Es ist ein offenes Geheimnis, daB in<br />

der Organisation <strong>des</strong> Fremdenver-<br />

kehrs fur das Sauerland in den letzten<br />

Jahren keine Einmutigkeit herrschte.<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsver-<br />

ban<strong>des</strong> (LVV) <strong>Westfalen</strong> gab es einen<br />

„GebietsausschuB Sauerland — Sie-<br />

gerland — Wittgenstein" und einen<br />

GebietsausschuB „Siegerland", deren<br />

Verhaltnis zueinander unklar war. <strong>Der</strong><br />

LVV gab nach den Direktiven seines<br />

Werbeausschusses auch regelmaBig<br />

Werbematerial ftir das Sauerland her-<br />

aus; der GebietsauschuB uberlieB je-<br />

doch langere Zeit den brtlichen Frem-<br />

denverkehr mehr oder weniger sich<br />

selbst. Wo Kreisverkehrsverbande<br />

Oder eine Verwaltung in ihrem Bereich<br />

den Sektor Fremdenverkehr aktiv be-<br />

treuten, machte sich dies kaum be-<br />

merkbar. Wo das nicht geschah, muB-<br />

te sich jeder selbst behelfen; es ent-<br />

standen private Initiativen auBerhalb<br />

<strong>des</strong> LVV, die zur BegriJndung eines<br />

eigenen Fremdenverkehrsverban<strong>des</strong><br />

(FVV) Sauerland fuhrten, der nun sei-<br />

nerseits neben dem Lan<strong>des</strong>verkehrs-<br />

verband agierte. Mag Konkurrenz dem<br />

Geschaft nicht selten von Vorteil sein,<br />

hier brachte das Nebeneinander Ver<br />

wirrung. Vor allem die Fremdenver-<br />

kehrsbetriebe selbst wuBten nicht<br />

mehr, woran sie waren.<br />

Diese Zweigleisigkeit ist nunmehr be-<br />

endet. Am 5. Marz fand im Kolping-<br />

haus in Brilon eine Versammlung <strong>des</strong><br />

einen Zaun, eine Hecke das Ge-<br />

samtbild gestortwird?<br />

3. Die Oberbewertung der Planung<br />

wird dem Dorf nicht gerecht; die<br />

Planung wird nicht vom Dorf, son-<br />

dern von der Gemeinde gemacht<br />

und ggf. sogar von den Dezernen-<br />

ten der Regierung diktiert. Mit der<br />

Planungsbewertung wird man „dem<br />

Dorf" nicht mehr gerecht, andern-<br />

falls muBten Orte wie Stockum,<br />

Neullsternohl u.a. gerade well sie<br />

nicht historisch gewachsen, sondern<br />

perfekt nach Plan entstanden sind,<br />

grundsatzlich im Wettbewerb immer<br />

voranstehen.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Gebietes Sauerland <strong>des</strong> LVV statt, an<br />

welcher auch die Vertreter <strong>des</strong> FVV<br />

teilnahmen. In eingehenden Vorver-<br />

handlungen hatte man einen Status er-<br />

arbeitet, der kunftige Gemeinsamkeit<br />

ermoglicht. Hagen, Hochsauerland-<br />

kreis, Markischer Kreis, OIpe und<br />

Soest bilden kunftig das Gebiet<br />

„Sauerland". Als Vorsitzender <strong>des</strong><br />

hierfur bestellten Gebietsausschusses<br />

wird OKD Dr. MiJllmann, als Stellver-<br />

treter OKD Dr. Grunewald gewahlt.<br />

<strong>Der</strong> erweiterte Vorstand soil aus 14<br />

Mitgliedern bestehen (je 1 Vertreter<br />

aus den 5 Kreisen, dazu 3 leitende Be-<br />

amte der Kommunen, 1 IHK-Vertreter,<br />

3 Vertreter <strong>des</strong> privaten Bereichs). Ne-<br />

ben dem Vorstand gibt es einen Ar-<br />

beitsausschuB von 11 Fremdenver-<br />

kehrsfachleuten (je 1 der 5 Kreise, <strong>des</strong><br />

Werbeausschusses <strong>des</strong> LVV, <strong>des</strong> Ho-<br />

tel- und Gaststattenverban<strong>des</strong>, 3 aus<br />

dem privaten Bereich und der Ver-<br />

bandsdirektor <strong>des</strong> LVV). In beiden<br />

Gremien sind dem FVV Sitze ge-<br />

qichert. In Brilon unterhalt <strong>des</strong> Gebiet<br />

Sauerland eine Geschaftsstelle.<br />

Dies Konzept wurde in der Versamm-<br />

lung in Brilon einmutig begriJBt und<br />

angenommen. Karl Freiherr v. Wendt,<br />

der Initiator und Vorsitzende <strong>des</strong> FVV,<br />

stellte mit Befriedigung fest, daB<br />

„Dinge, die lange wahren, endlich gut"<br />

wurden. <strong>Der</strong> FVV besteht im Rahmen<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsverban<strong>des</strong> und<br />

seines Gebietes Sauerland als freie<br />

Vereinigung von Fremdenverkehrs-<br />

unternehmen weiterhin fort. Auch in<br />

Zukunft wird es noch ein Hochsauer-<br />

land, ein SiJdsauerland, ein Mar-<br />

kisches Sauerland und einen FW ge-<br />

ben, aber sie werden gemeinsam wer-<br />

ben als und fur das Sauerland.<br />

Millionenprojekt<br />

Hund;<br />

Brilon. Fur den Ausbau und die Ge-<br />

staltung im Freizeitpark Hochsauer-<br />

land im Elpetal ist eine langfristige<br />

Planung konzipiert. Nach einem Be-<br />

richt <strong>des</strong> Geschaftsfuhrers der Frei-<br />

zeitpark-GmbH, Kreisdirektor Barbo-<br />

nus, kann bei Bewilligung der ent-<br />

sprechenden Mittel noch in diesem<br />

Jahr mit dem Ausbau begonnen wer-<br />

den. <strong>Der</strong> Gesamtausbau <strong>des</strong> Erho-<br />

lungsschwerpunktes erfordert nach<br />

den vorliegenden Berechnungen Inve-<br />

stitionen bis zu 66 Millionen DM.


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Personalien<br />

80 Jahre alt wurde im April im Kreise<br />

seiner Familie Heinrich Winter. Seine<br />

vielseitige Tatigkeit im Dienste hei-<br />

matlicher Vereine ist beispielhaft. Seit<br />

28 Jahren ist er Vorsitzender der SGV-<br />

Abteilung Eversberg. <strong>Der</strong> Turn- und<br />

Gesangverein seines Heimatortes ha-<br />

ben H. Winter zum Ehrenmitglied er-<br />

nannt. Seine plattdeutschen Beitrage<br />

in Zeitungen und den Zeitschriften <strong>des</strong><br />

Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong> haben ihn<br />

als Pfleger saueriandischen Volkstums<br />

bekannt gemacht. <strong>Der</strong> SHB wunscht<br />

seinem Freunde noch viele Jahre <strong>des</strong><br />

Wohlergehens.<br />

Pater Vinzenz Senge, Provinzial der<br />

nordbrasilianischen Franziskanerpro-<br />

vinz, starb fast SOjahrig in Joao Pessao.<br />

Dem gebijrtigen Mescheder war Bra-<br />

silien in 55Jahriger Arbeit zur zweiten<br />

Heimat geworden.<br />

Ein heimatverbundener Schulmann und<br />

Kommunalpolitiker, Rektor i.R. Karl<br />

Bruggemann vollendete in guter Ge-<br />

sundheit sein 80. Lebensjahr. Von<br />

1917 bis 1959 stand er als Lehrer und<br />

Schulleiter im Dienste sauerlandischer<br />

horte er seit dem Jahre 1952 an und<br />

war acht Jahre lang bis 1969 Landrat.<br />

Stadtdirektor Hans Liese, Meschede,<br />

wurde in einer eindrucksvollen Stunde<br />

<strong>des</strong> Dankes und der Anerkennung<br />

nach 20Jahriger Tatigkeit als Behor-<br />

denleiter verabschiedet. Burgermeister<br />

Stahlmecke, die Vertreter der Rats-<br />

fraktionen, Landrat Entrup und Stadi-<br />

direktor Ochsenfeld, Olsberg, wijrdig-<br />

ten Lieses Leistungen, der auch in<br />

schwierigen Situationen und bei<br />

schwierigen Problemen stets ein her-<br />

vorragender Sachverwalter der Burger<br />

war. Zugleich war die Feier offizielle<br />

Einfuhrung. <strong>Der</strong> neue Stadtdirektor<br />

Josef Piitz wurde gleichzeitig einge-<br />

fijhrt.<br />

Anton Keuthen, Elleringhausen, wurde<br />

auf der Jahresversammlung <strong>des</strong> SGV-<br />

Bezirks Oberruhr zum Vorsitzenden<br />

gewahlt. Er ist Nachfolger von W. Nol-<br />

le (80), Meschede, der nach langjahri-<br />

ger und tatkraftiger Arbeit sein Ami<br />

zur Verfugung stellte.<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Neue Mitglieder<br />

und Abonnenten:<br />

Sparkasse der Stadt Iserlohn<br />

StadtbiJcherei Hagen<br />

Dorlies Meschede, Olsberg<br />

Rudolf Hausknecht, Kirchhundem<br />

Christine Rudzki, Wurselen<br />

Luth, Balve<br />

Rudolf Stoth, Sundern<br />

Emil Gnacke, Wormbach<br />

Franz Josef Monig, Schmallenberg<br />

Hubert Kotthoff, Schmallenberg<br />

Fritz LiJtteken, Westheim<br />

A. Gierse, Bochum<br />

Kurhotel Hochsauerland<br />

H. Hagemann, Winterberg<br />

Gerhard Thiele, Finnentrop<br />

Joachim Geffert, Finnentrop<br />

Franz Klinkhammer, Finnentrop<br />

Fa. Gebr. Spreemann, Finnentrop<br />

Fa. Borggrafe, Finnentrop<br />

Fa. Franz u. Paul Lijbke, Finnentrop<br />

NorbertWilmes, Finnentrop<br />

Fa. Bischof & Broegger, Finnentrop<br />

Schuhhaus Vollmert, Finnentrop<br />

Josef Reuter, Finnentrop<br />

Ferdinand Poggel, Finnentrop<br />

Hubert Kathol, Finnentrop<br />

Walter Haberhauer, Attendorn<br />

Martin Mijller, Finnentrop<br />

Marlene Dessel, Finnentrop<br />

Edith Deitenberg, Finnentrop<br />

Trude Sellerberg, Finnentrop<br />

Ewald Heuel, Attendorn<br />

Klara Jostes, Finnentrop<br />

Hubert Muller, Lennestadt<br />

Friedrich Spielmann, Finnentrop<br />

Josef Gilsbach, Schmallenberg<br />

Josef Raulf, Lippstadt<br />

Anneliese Rutkow, Schmallenberg<br />

Alois Schroder, Schmallenberg<br />

Hans-Werner Nowatzky, Hid<strong>des</strong>hausen<br />

Gunter Hanses, Sundern<br />

Hermann-Josef Brumberg, Arnsberg<br />

Volksbank OIpe<br />

Heribert Wilmes, Koln<br />

Hans Korn, Sundern<br />

Erich Reuber, Neu(3<br />

Elisabeth Rickert, Schmallenberg<br />

Gunda Baulmann, Sundern<br />

Erich Kaspari, Schmallenberg<br />

Marianne Bittner, Meschede<br />

Heinrich Menzebach, Finnentrop<br />

Anton Neuhaus, Sundern<br />

Werner Konersmann, Sundern<br />

Reinhold Liese, Bestwig<br />

Dr. Maria Rorig, Bottrop<br />

J. u. B. Haake, Sundern<br />

Buchdruckerei Koberlein, Sundern<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

Ortsnamen trotz<br />

Postleitzahl<br />

beibehalten<br />

Auf dem Lan<strong>des</strong>verbandstag <strong>des</strong> West-<br />

falisch-Lippischen Landwirtschaftsver-<br />

ban<strong>des</strong> im Januar d.J. beanstandete<br />

Vizeprasident Gustav Lindemann die<br />

vollig unnotige Ausrottung der Orts-<br />

namen durch das Postleitzahl-System<br />

der Deutschen Bun<strong>des</strong>post. <strong>Der</strong> Kritik,<br />

die mittlerweile weitreichen<strong>des</strong> Echo<br />

gefunden hat, ist in vollem Umfang<br />

beizustimmen. Das Postleitzahl-Sy-<br />

stem mag einschliel3lich <strong>des</strong> Systems<br />

der Zustellbereichs-Zahlen sinnvoll<br />

und notwendig sein. Es hat jedoch<br />

nicht das geringste mit der Beibehal-<br />

tung Oder Nichtbeibehaltung der Orts-<br />

namen zu tun. In einer Zeit, in der<br />

europa-weit der Schutz historischer<br />

Baudenkmaler gefordert wird, wird von<br />

der Post der Bun<strong>des</strong>republik die Aus-<br />

merzung von oft tausendjahrigen Orts-<br />

namen betrieben. Vollig uberflussiger-<br />

weise, denn die uberortliche Vertei-<br />

lung der Post erfoigt lediglich auf-<br />

grund der Leitzahlen <strong>des</strong> postalischen<br />

Zentralorts. Wenn zur weiteren Vertei-<br />

lung dort eine Zustellnummer erforder-<br />

lich sein sollte, konnte sie unschwer<br />

der Postleitzahl angefugt werden. <strong>Der</strong><br />

Ortsname spielt fur die Post uberhaupt<br />

keine Rolle.<br />

<strong>Der</strong> Westfalisch-Lippische Landwirt-<br />

schaftsverband hat seinen Mitgliedern<br />

geraten, neben der Postleitzahl den<br />

alten Ortsnamen fur Postsendungen<br />

zu verwenden.<br />

Leser schreiben<br />

„Freundl:ch danke ich Ihnen fiJr die<br />

Dbersendung von „Sauerland". Ich<br />

habe mit Interesse und Aufmerksam-<br />

keit die Neuigkeiten und Berlchte ge-<br />

lesen. Ich mochte Sie nur ermutigen,<br />

in Ihrer Arbeit fortzufahren; durch Ihr<br />

Interesse an der Heimat erweisen Sie<br />

Ihren Mitmenschen einen groRen<br />

Dienst, und das in einer Zeit, in der<br />

Tradition und Brauchtum wenig An-<br />

sehen haben. Ich danke Ihnen noch-<br />

mals dafiJr, da(5 Sie auch an die Men-<br />

schen im Ausland denken."<br />

P. Georg Neumann, SAC<br />

Edmonton, Alberta, Kanada<br />

55


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Vor250 Jahren:<br />

Feudaler Pomp<br />

und laute Boiler<br />

Als Clemens August kam<br />

Am 7. August 1724 — vor 250 Jahren —<br />

eriebte Arnsberg wohl den glanzvoll-<br />

sten Tag seiner wechselvollen Ge-<br />

sch chte. Clemens August, zwar der<br />

jungste, aber einer der machtigsten<br />

Fursten Deutschlands, zog mit riesi-<br />

gem Gefolge in seine westfalische Re-<br />

sidenz ein, urn dort den Landtag abzu-<br />

halten. Im Marz 1724, als der Lan<strong>des</strong>-<br />

furst zum erstenmal fur kurze Zeit in<br />

Arnsberg weilte, war der Plan dieses<br />

offiziellen Einzugs fur die Ze;t <strong>des</strong><br />

Landtags und der hohen Jagd festge-<br />

setzt worden.<br />

Als der farbenfrohe Zug aus Koln auf<br />

der Hohe <strong>des</strong> Seltersberges sichtbar<br />

wurde, begruBten ihn der Donner der<br />

Geschutze, Glockengelaut und Fanfa-<br />

renklange. Tausende von nah und fern<br />

waren herbeigeeilt, um dieses grc6e<br />

Sauerlandfest mitzuerleben: an der<br />

Spitze die Behorden <strong>des</strong> Herzogtums<br />

und der Stadt, die Landstande und die<br />

landstandischen Vertreter der Stadte<br />

und Freiheiten Belecke, Bodefeld,<br />

Fredeburg, Geseke, Hallenberg, Me-<br />

debach, Neheim, Obermarsberg, RiJ-<br />

then, Warstein, Winterberg.<br />

Mitten im Zug, flankiert von Pagen und<br />

Heyduken, gefolgt von Edelknaben und<br />

Kammerdienern, im roten erzbischof-<br />

lichen mit Hermelin besetzten Gewand<br />

ritt auf prachtigem Schimmel der<br />

23jahrige KurfiJrst.<br />

Als Erzb'schof hatte er erst kurz vor-<br />

her im Mai seinen Einzug im Bonn ge-<br />

halten.<br />

Das Ende <strong>des</strong> Zuges, der zum Schlo6<br />

hinauffuhrte, bildeten die berittene<br />

Leibgarde, Musik, Blaser und Pauken-<br />

schlager. Arnsberg vjar viel zu klein,<br />

um all die Gaste aufzunehmen, die aus<br />

dem ganzen Herzogtum herbeigeeilt<br />

waren.<br />

An dem holperigen Arnsberger Stra-<br />

6enpflaster jedoch hatte der KurfiJrst<br />

kene Freude. Er erbot sich, fur eine<br />

bessere Pflasterung die Halfte der Ko-<br />

Das schOne SODSAUERLAND<br />

Manche hundert Sonderzijge. tausende von Omnibussen, zahllose Pkw Q I<br />

bringen alljahrlich Erholungsuchende, Reisegesellschaften, Schulen, Klubs zumtJI<br />

Beratung und<br />

Information fur<br />

Ausflijge,<br />

Sonderzijge,<br />

Tagungen, Sitzungen<br />

und alles<br />

Wissenswerte durch<br />

den Kreis-<br />

verkehrsverband<br />

SiJdsauerland,<br />

596 OIpe,<br />

SeminarstraBe 22,<br />

TeL (02221)47 0515.<br />

sten zu tragen. Aber der peinlsch be-<br />

troffene Magistrat lehnte das Angebot<br />

mit dem eiligefi Hinweis ab, daB sol-<br />

che StraBen sich einfach nicht recht<br />

pflastern lieRen, worauf der KurfiJrst<br />

(nach Seibertz) ironisch entgegnete<br />

er habe bei seinem Angebot zu wenig<br />

bedacht, dal3 man Perlen nicht vor die<br />

Saue werfen diirfe.<br />

<strong>Der</strong> Landtag dauerte bis zum 24. Au-<br />

gust, lieB dem passionierten Schutzen<br />

und jagdfrohen Lan<strong>des</strong>herrn aber doch<br />

Zeit genug, um seinen 24. Geburtstag<br />

zu begehen, um mehrfach ein „sehr<br />

curioses" NachtschieBen in Obereimer,<br />

groI5e Jagden in den Revieren <strong>des</strong><br />

Arnsberger Wal<strong>des</strong> zu veranstalten<br />

und mit weitangereisten Kunstlern<br />

Bauplane zu beraten.<br />

Die Ruinen <strong>des</strong> Arnsberger Schlosses,<br />

heute wieder eindrucksvolle Erinne-<br />

rung an die reiche Geschichte der<br />

Stadt, hat das Auge <strong>des</strong> Kurfursten<br />

nicht mehr gesehen; ein Jahr vor der<br />

Zerstorung und der „ausgeplunderten<br />

und eingeascherten Stadt" endete<br />

sein bewegtes Leben.<br />

Theodor Tochtrop<br />

ist einen Ausflug jahrlich wert!<br />

<strong>Westfalen</strong>s<br />

groBte und schonste<br />

Talsperre.<br />

FahrplanmaBiger<br />

Schiffsverkehr<br />

in stundlichem Turnus<br />

von Ostern bis Ende<br />

Oktober.<br />

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Sport und Unterhaltung aller Art, aber auch herrliche ruhige Wanderwege am Ostufer. Das Schonste ist die zweistundige<br />

Rundfahrt iJber den See. Die modernen Fahrgastschiffe mit je 400 Sitzplatzen, Sonnendecks und geschlossenen Salons<br />

sind bewirtschaftet und an kijhlen Tagen beheizt. Ubertragungsanlagen fiJr Musik und Informationen unterwegs.<br />

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Personenschiffahrt Biggesee, 596 Sondern/Biggesee, Telefon 02761/62333<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Stadtfuhrer von Brilon<br />

Die Schrift, 70 S., m. Abb. u. Karte,<br />

ist herausgegeben vom Stadtischen<br />

Verkehrsamt und Verkehrsverein Bri-<br />

lon und verfal3t von Theodor Tochtrop.<br />

In drei Abschnitten wird uber Ge-<br />

schichte, Baudenkmaler und ..Brilon<br />

heute" berichtet. Es wird keine syste-<br />

matische Gelehrsamkeit geboten, son-<br />

dern der ganze Stoff melnr oder weni-<br />

ger episodisch behandelt, mit Recht,<br />

denn das Buchlein richtet sich nicht so<br />

sehr an den Burger der Stadt, sondern<br />

an den fremden Besucher. Er erfahrt<br />

daraus viel Wissenswertes, und der<br />

Zweck der Schrift, ein tieferes Inter-<br />

esse beim Cast zu wecken, wird zwei-<br />

fellos erfullt. Dem entsprechen aller-<br />

dings nicht in gleichem Ma6 die Bilder,<br />

die sich z.T. mehr an den Einheimi-<br />

schen als an den Fremden wenden.<br />

Hundt<br />

Schutzengeschichte<br />

Neheim-Hijsten. Die Geschichte der<br />

SchiJtzenbruderschaft, die 1435 „unter<br />

dem Schutze <strong>des</strong> hi. Geistes" gegrun-<br />

det wurde und heute 1200 Mitglieder<br />

zahit, wurde in einer umfangreichsn<br />

Ausstellung der Dffentlichkeit vorge-<br />

stellt. Mit der Ausstellung wurde ein<br />

Stuck Alt-Hiistener Geschichte wach,<br />

die Itickenlos seit 1657 durch unge-<br />

zahlte Schriftstucke, Medaillen und<br />

SchiJtzenrequisiten im Besitz der Bru-<br />

derschaft ist. <strong>Der</strong> besondere Stolz der<br />

Schutzen ist die Originalurkunde ijber<br />

den Schutzenfest-Termin, wonach das<br />

Vogelschieften am Sonntag nach Tri-<br />

nitatis zu geschehen hat und jeder<br />

Schutze, der den Gottesdienst ver-<br />

saumt, zur Strafe zwei Elmer Bier be-<br />

zahlen mul5.<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Franz Hitze-Gedenken<br />

<strong>Der</strong> 125. Geburtstag von Franz Hitze,<br />

dem neben Ketteler wohl gr66ten Ka-<br />

tholischen Sozialpolitiker der Jahrhun-<br />

dertwende, war im Kreis OIpe Anla6<br />

zu verschiedenen Veranstaltungen.<br />

Franz Hitze stammte aus Hanemicke,<br />

dem heutigen Sondern am Rand der<br />

Biggetalsperre, wo eine von ihm er-<br />

richtete neugotische Kapelle sein An-<br />

denken wachhalt. Er liegt in Rhode ne-<br />

ben der Kirche begraben. In Munster<br />

gibt es noch ein Franz-Hitze-Haus;<br />

man hatte ihm dort einst auch ein<br />

Denkmal gesetzt. Auch in Koln exi-<br />

stierte fruher ein Franz-Hitze-Haus.<br />

Das Aniiegen, den Sauerlander Hitze,<br />

der, nebenbei bemerkt, auch Universi-<br />

tatsprofessor und Relchstagsabgeord-<br />

neter war, der Gegenwart wieder pre-<br />

sent zu machen, kann nur begruRt wer-<br />

den.<br />

<strong>Der</strong> langjahrige Chef der Mendener<br />

Stadtverwaltung Stadtdirektor Dr. Rips<br />

wurde in einer Feierstunde im Rathaus<br />

verabschiedet, wobei seitens <strong>des</strong> stellv.<br />

Burgermeisters die bedeutenden Ver-<br />

dienste gewiirdigt wurden, die sich<br />

Dr. Franz Rips in ISjahriger Tatigkeit<br />

um die Entwicklung der Stadt Mendeh<br />

erworben hat. In seine Mendener<br />

Amtszeit fallt die bedeutende Auf-<br />

wartsentwicklung der Stadt, die von<br />

ihm mit grol3em Konnen beeinfluOt<br />

wurde. Zu ganz besonderem Dank ist<br />

der Sauerlander Heimatbund verpfich-<br />

tet, <strong>des</strong>sen Leitung er als Amtsdirektor<br />

von Balve im Jahre 1952 15 Jahre lang<br />

ijbernahm. Hohepunkte seines erfolg-<br />

reichen Wirkens waren die sauerlan-<br />

dischen Heimattage.<br />

„775 Jahre RiJthen"<br />

Die schmucke Festschrift mit aus-<br />

drucksreichem historischem Charakter<br />

— Hgbr.: Stadt RiJthen, Text: Dr. W.<br />

Dalhoff u. F. Kooke (100 S.) — fuhrt<br />

durch die Jahrhunderte der Stadtge-<br />

schichte bis in die heutige Zeit. Den<br />

letzten 25 Jahren widmet die Darstel-<br />

lung durch die Behandlung vielseitiger<br />

kommunaler Probleme und Leistungen<br />

besondere Sorgfalt und bezieht darin<br />

das durch die fruheren Amtsgemein-<br />

den wesentlich vergroBerte Stadtge-<br />

biet mit ein.<br />

Die Gestaltung der Schrift mit uber<br />

60 Fotos, Zeichnungen und histo-<br />

rischen Gemalden im Text la(5t auf den<br />

ersten Blick eine Festgabe von blei-<br />

bendem Wert erkennen. Beeindruk-<br />

kend ist die Umschlagsgestaltung mit<br />

dem Alten Rathaus und dem Hachtor,<br />

sowie ein Gemalde „Tod <strong>des</strong> Burger-<br />

meisters" von E. Bufe. T.T.<br />

Sauerlander Heimatbund<br />

Vorsitzender: Dr. Adalbert MiJIlmann,<br />

579 Brilon, Jupiterweg 7, Tel.: (02961) 91370.<br />

Geschaftsstelle: 5948 Schmallenberg, Post-<br />

fach 1140, Telefon (02972) 555. Geschafts-<br />

fiihrerin: Hiltraud Schuttler. Konten:40011116<br />

Sparkasse Fredeburg, 4876-461 Postscheck-<br />

amt Dortmund. Jahresbeitrag einschl. <strong>des</strong><br />

Bezuges dieserZeitschrift 6,-DM. Beitrags-<br />

zahlungen werden auf eines der vorgenann-<br />

ten Konten erbeten.<br />

Redaktionsstab: Vors. Theo Hundt, 596 OIpe.<br />

Keeschladeweg 3; Dr. Magdalene Padberg,<br />

Eslohe; Jupp Schottler, Bamenohl; Theodor<br />

Tochtrop, Brilon; Fritz Droste, EIpe; Josef<br />

Wiegel, Schmallenberg; Friedhelm Acker-<br />

mann, Arnsberg; Klemens Propper, Arns-<br />

berg,<br />

„Sauerland", Zeitschrift <strong>des</strong> Sauerlander<br />

Heimatbun<strong>des</strong> e. V., 5948 Schmallenberg<br />

Postfach 1140, Telefon (02972) 555,- Redak-<br />

tion: Siegfried Richter, 577 Arnsberg, Bodel-<br />

schwinghstraBe 24. Druck: Strobel-Druck,<br />

Arnsberg.<br />

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<strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> beteiligt ist;<br />

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Nach <strong>des</strong> Tages<br />

MiJh' und Lasten<br />

trinke einen<br />

„Kahlen Asten"!<br />

Trink ihn, wenn<br />

der Speisen Fulle,<br />

driickt auf deine<br />

jjLeibeshiille".<br />

Trink ihn,<br />

wenn <strong>des</strong> Winters<br />

Kuhle<br />

verursacht bei dir<br />

„FrostgefiJhle".<br />

Trink ihn,<br />

aber sehr bedachtig,<br />

so bekommt er<br />

immer prachtig.<br />

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Gegrundet1847<br />

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Warstein, Belecke, Allagen,<br />

Sichtlgvor, Hirschberg<br />

STADT WARSTEIN (Sauerland)<br />

Die Stadt Warstein liegt am Nordhang <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> und ist von derm herrlichen Wald-<br />

gebiet <strong>des</strong> Naturparkes Arnsberger Wald umgeben. Die gunstige Lage an den Bun<strong>des</strong>-<br />

stra(3en 55 und 516 gewahrleistet scinnelies Erreichen der Mohne- und Hennetalsperre.<br />

Die Tropfsteinhbhie im Bilsteintal <strong>des</strong> Stadtteiles Warstein lockt mit der beruhmten<br />

„Heinzelmannchengrotte" jahrlich ca. 100.000 Besucher an.<br />

Ebenfalls an der Tropfsteinhohle liegt der Wildpark der Stadt Warstein, besetzt mit Dam-,<br />

Schwarz- und Rotwild.<br />

Das stadt. Museum „Haus Kupferhammer" enthalt u.a. eine kompiette Gesteinssamm-<br />

lung aus der Umgebung der Stadt sowie seltene Knochengerate und Steinwerkzeuge aus<br />

der Urzeit.<br />

Zu den weiteren Sehenswurdigkeiten zahien die<br />

Pfarrklrche im Stadtteil Hirsciiberg, das Kaiser-<br />

Heinrich-Bad und die KiJlbesteine im Stadtteil Be-<br />

lecke und das Kloster Mulheim im Stadtteil Sich-<br />

tigvor.<br />

Fijr den Wanderfreund stehen rund urn Warstein<br />

gut gekennzeichnete Wanderwege in ausreichen-<br />

der Zahl zur Verfijgung. In Warstein ist ein kom-<br />

biniertes Hallen- und temperiertes Freibad vor-<br />

handen. Ein weiteres temperiertes Freibad liegt im<br />

Stadtteil Hirschberg.<br />

Auskunft erteilt die Stadtverwaltung Warstein<br />

Telefon-Nr.: 0 29 02 / 20 91 - 20 95<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

DieplohstraBe 1 • 4788 Warstein 1


Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

nteHim^<br />

Staatlich anerkannter heilklimatischer Kurort<br />

und internationaler Wintersportplatz (700 bis 842 m)<br />

bietet mit seinen Ortsteilen<br />

Winterberg - Altastenberg - Altenfeld -<br />

Elkeringhausen - Gronebach - Hildfeld -<br />

Hoheteye - Langewiese - Lenneplatze -<br />

Mollseifen - Neuastenberg - Niedersfeld -<br />

Silbach - Siedlinghausen und Zuschen<br />

Erholung, Kuren, Sport (15 Hallenbader), temperiertes Berg-<br />

schwimmbad. Golf, Tennis, Reiten, Wandern, Angein,<br />

reicinlialtige Veranstaltungen, Tanz.<br />

Auskunft:Kurverw., 5788 Winterberg/Hochsauerl.,Tel.(02981) 2252 u.1857<br />

Oder die einzelnen Verkehrsvereine und alle Reisebiiros.<br />

Hochwild-Schutzpark Rothaargebirge<br />

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5942 Oberhundem/Hochsauerland<br />

Ein Erholungsort fur Jung und Alt. BequemeWanderwege -<br />

herrliche Aussichtspunkte — schattige Ruheplatze — uber<br />

250 Stuck Wild (Rotwild, Damwild, Mufflons, Wisente,<br />

Auerochsen, Bison u.a. mehr).<br />

Gemutliches Restaurant mit Sitzplatzen fur Geselischaften<br />

bis 300 Personen.<br />

Kindereisenbalin und Autoscooter.<br />

Ausfijhrliclie Infornnationen erteilt:<br />

DEUTSCHE HOCHWILD-SCHUTZPARKE<br />

Ant. Scliulte-Wrede<br />

5942 Kirchhundem 1 - Rinsecke<br />

Telefon (02723) 2045<br />

© Copyrigiit Sauerlander Heimatbund<br />

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