Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Gefordert durch<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
<strong>Der</strong> <strong>Ministerprasident</strong><br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
'k
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
L 20232 F<br />
UERLAND<br />
Ziitselirift dts<br />
SiiitriSiiilir<br />
Mtimatbuniles
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Hucn3a;ier;andkrel8@8<br />
Sausriand-Museum<br />
Heimatbund tagt<br />
in Warstein<br />
Arnsberg<br />
Die diesjahrige Mitgliederversamm-<br />
lung <strong>des</strong> Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong><br />
findet am 30. 10. 1976, einem Samstag,<br />
als ganztagige Veranstaltung in War-<br />
stein start. Neben den ubiichen Regu-<br />
larien einer Jahreshauptversammlung<br />
werden spezielle Fragen der kunftigen<br />
Arbeit <strong>des</strong> SHB auf der Tagesordnung<br />
stehen und sollen eingehend diskutiert<br />
werden. Das Spezialthema der Ver-<br />
sammlung wird ein Vortrag von Dr.<br />
Siegfried Kessemeier, Miinster, zur<br />
Frage der Museen im Sauer-<br />
I a n d bilden.<br />
Nach bewahrtem Vorbild anderer Ta-<br />
gungen wird am Nachmittag eine Ex-<br />
kursion mit Omnibussen durchgefuhrt.<br />
Ziel: die alte Pfarrkirche St. Pankratius<br />
(auf dem Berg iiber Warstein), das<br />
Heimatmuseum „Haus Kupferhammer"<br />
und die Propsteikirche St. Pankratius<br />
von Belecke. Diese Kirche wird u.a.<br />
die Heimatfreunde aus Schmallenberg<br />
interessieren, weil der groBte Teil der<br />
Kirchenausstattung aus Grafschaft<br />
stammt. Belecke war eine Grafschafter<br />
Propstei. Aber auch Olper und Atten-<br />
dorner werden besonders interessiert<br />
sein, weil diese (vorletzte) Ausstattung<br />
der Klosterkirche Grafschaft von Jo-<br />
hann Basse stammen soil; 10 Jahre<br />
friiher datiert als die Altar© von Cor-<br />
vey. Die Fiihrung wird der beste Ken-<br />
ner der Warsteiner Heimatgeschichte,<br />
Bernhard Wiemeyer, ijbernehmen.<br />
Bitte den Termin schon jetzt im Kalen-<br />
der vermerkeni<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Zeitschrift<br />
<strong>des</strong><br />
Sauerlander<br />
Heimatbun<strong>des</strong><br />
SAUEBLAND<br />
Friiher Trutznachtigall, Heimwaclitund Sauerlandruf<br />
Titelbild:<br />
Handwerkskunst im Sauerland.<br />
Ein Jagdmotiv.<br />
Foto: Lutkehaus<br />
Aus dem Inhalt: Seite<br />
Stadt Winterberg 26<br />
700 Jahre Warstein 30<br />
Siegfriedsage 34<br />
Heimatmuseum Eversberg 35<br />
Deutsche WildstraBe 37<br />
Brunskappel 40<br />
Gewasserausbau 41<br />
Kurorte 44<br />
Oberfreistuhl 49<br />
Spielmann Gottes 51<br />
Freilichtbiihne 52<br />
Dorfwettbewerb 54<br />
Autoren:<br />
Bernhard Wiemeyer, Warstein;<br />
Theo Hundt, OIpe; Fritz Droste,<br />
Brilon; FriedhelmAckermann, Arns-<br />
berg; Theodor Tochtrop, Brilon;<br />
Herbert Prott, Meschede; Klemens<br />
Propper, Arnsberg; Hedwig Jung-<br />
blut-Bergenthal, Schmallenberg;<br />
Dr. Karl Wurm, Arnsberg; Anton<br />
Wirtz, Hallenberg; Dr. Joachim<br />
GriJnewald, OIpe.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Winterberg:<br />
Hohe Investitionen<br />
f ijr Fremdenverkehr,<br />
Erholung und Sport<br />
Die Entstehungsgeschichte der „alten"<br />
Stadt Winterberg reicht bis in das Jahr<br />
um 1200 zuriick. Erzbischof Konrad<br />
von Hochstaden erhob sie (1240 bis<br />
1250) zur gefestigten Stadt. Drei gro6e<br />
Brande zerstorten die damalige Stadt.<br />
1365, 1759 und 1791 sind Daten der<br />
Vernichtung und <strong>des</strong> Wiederaufbaues.<br />
Zur Zeit der Hanse (13. — 17. Jahrhun-<br />
dert) lag Winterberg als Hansestadt im<br />
Schnittpunkt der Heerstral3en Koln —<br />
Kassel (Heidenweg) und Frankfurt —<br />
Soest (Sauerlandweg). Die damaligen<br />
Einwohner der Stadt Winterberg friste-<br />
ten ihr Leben durch eine kargliclie<br />
Landwirtschaft und insbesondere als<br />
Handeisieute, die ihre Sensen und<br />
Wollwaren in aller Welt anboten. Eine<br />
Anderung trat mit dem Bau der Eisen-<br />
bahnstrecke Bestwig - Winterberg -<br />
Frankenberg im Jahr 1906 ein. Damit<br />
wurde das Tor zur Umwelt und fur den<br />
Fremdenverkehr einschlieBlich Winter-<br />
sport geoffnet.<br />
Heute erfijllen jedoch die Verkehrs-<br />
probleme im Hochsauerlandkreis und<br />
vor allem die Stillegungsabsichten der<br />
Deutschen Bun<strong>des</strong>bahn die Stadt Win-<br />
terberg fur die Zukunft mit gro(5er<br />
Sorge.<br />
Aus wenigen Ursprungseinwohnern<br />
entwickelte sich die Stadt Winterberg<br />
Surgermeister Josef Schnorbus<br />
26<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Stadtdirektor Edwin Dohle<br />
im Laufe der Jahrzehnte bis zum 31.<br />
Dezember 1974 auf rd. 4.300 Einwoh-<br />
ner auf einer Flache von 48,07 qkm.<br />
Im Zuge der kommunalen Neugliede-<br />
rung ist die Stadt Winterberg ab<br />
1. Januar 1975 mit den 14 umliegenden<br />
Ortschaften zusammengeschlossen<br />
worden. Zur Stadt Winterberg zahlen<br />
jetzt die Stadtteile Altastenberg, Alten-<br />
feld, Elkeringhausen, Grbnebach, Hild-<br />
feld, Hoheleye, Langewiese, Lenne-<br />
platze, Mollseifen, Neuastenberg, Nie-<br />
dersfeld, Siedlinghausen, Silbach und<br />
Zuschen. Winterberg zahit nun 13.500<br />
Einwohner und ist 148 qkm grol3.<br />
8724 Hektar Wald<br />
<strong>Der</strong> Bereich Winterberg stellt eine<br />
Mittelgebirgslandschaft dar mit buntem<br />
Wechsel von Bergen, und zum Teil<br />
stark eingeschnittenen Talern. Die<br />
Hohen liegen zwischen 500 und 842 m<br />
iJ.M.<br />
Durch die Hbhenlage bedingt bringt<br />
das Klima Vorteile fur den Fremden-<br />
verkehr, aber Nachteile fur die Land-<br />
wirtschaft mit sich. Die Landwirtschaft<br />
ist hier <strong>des</strong>halb riJcklaufig, der Frem-<br />
denverkehr ist an ihre Stella getreten<br />
und ist seit Jahren in der Aufwartsent-<br />
wicklung.<br />
Auf dem kargen steinigen Boden ge-<br />
deiht am besten der Wald. Nach der<br />
Bodennutzungserhebung vom Mai<br />
1975 steht der Gesamtwaldflache von<br />
8.724 ha eine landwirtschaftlich ge-<br />
nutzte Flache von 2.668 ha gegenijber.<br />
Die Landschaft in landlicher Zone wird<br />
also gepragt durch Wald und Feld. Die<br />
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Walder nehmen einen breiten Bereich<br />
der Flache <strong>des</strong> Stadtbereichs ein, und<br />
zwar vornehmlich Fichtenbestande. Es<br />
wird seit Jahren ein echtes Mischwalc-<br />
verhaltnis von Buche und Fichte ange-<br />
strebt.<br />
Die hbchste Erhebung im Stadtbereich<br />
Winterberg ist der Kahle Asten mi:<br />
842 m. Die Hochheide in Nahe <strong>des</strong><br />
Stadtteils Niedersfeld und die Heide<br />
am Kahlen Asten sind als Besonder-<br />
heiten der Pflanzenwelt anzusehen.<br />
Wirtschaft und Handwerk<br />
Die besondere Bedeutung <strong>des</strong> Frem-<br />
denverkehrs fur den Bereich Winter-<br />
berg zieht auch eine geringere Bedeu-<br />
tung der Industriealisierung nach sich.<br />
Betriebe (Sagewerke, Steinbruche,<br />
metallverarbeitende Betriebe usw.) mit<br />
20 bis 100 Beschaftigten sind jedoch<br />
vorhanden. Die vorhandenen Betriebe<br />
konnen als krisenfest angesehen wer-<br />
den. Eine Anzahl gutgehender Hand-<br />
werksbetriebe kommt hinzu. Die An-<br />
siedlung eines etwas groReren Indu-<br />
striebetriebes, der dem Fremdenver-<br />
kehr nicht entgegensteht, ist noch der<br />
Wunschtraum der Stadt Winterberg,<br />
denn genijgend Arbeitskrafte aus dem<br />
gesamten Stadtbereich stunden dafijr<br />
zur Verfugung. Da ein attraktives in-<br />
dustrielles Arbeitsplatzangebot jedoch<br />
nicht vorhanden ist, unternimmt die<br />
Stadt grol3e Anstrengungen, durch die<br />
„wei(5e Industrie" einen Ausgleich zu<br />
schaffen, um der ansassigen Bevolke-<br />
rung neue Einkommensquellen zu er-<br />
schlieBen.<br />
Fremdenverkehr<br />
Die Stadt Winterberg im Mittelpunkt<br />
der bedeutsamsten Fremdenverkehrs-<br />
region <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>, namlich <strong>des</strong> Hoch-<br />
sauerlan<strong>des</strong>, hat den Vorzug, hochst-<br />
gelegener Ort innerhalb <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong>s zu sein. Winterberg ist ais<br />
staatlich anerkannter heilklimatischer<br />
Kurort und insbesondere als Winter-<br />
sportplatz weit iJber die Lan<strong>des</strong>gren-<br />
zen hinaus bekannt. Dem hat das Land<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> dadurch Rech-<br />
nung getragen, da6 die Stadt Winter-<br />
berg sowohl im NW-Programm 1975<br />
als auch im Entwurf <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>ent-<br />
wicklungsplanes III als Wochenend-<br />
und Ferienerholungsschwerpunkt aus-
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
«u.:iir-i.:.- --.V<br />
Stadt Winterberg (Foto: Kraling)<br />
gewiesen ist. Ein Antrag der Stadt auf<br />
Ausweisung Winterbergs als Entwick-<br />
lungsschwerpunkt III. Ordnung wird<br />
zur Zeit beim Innenministerium in<br />
Dusseldorf bearbeitet. Es bestehen<br />
berechtigte Hoffnungen, dal5 diesem<br />
Antrag entsprochen wird. Auf Vor-<br />
schlag <strong>des</strong> Ministers fur Arbeit, Ge-<br />
sundheit und Soziales wird im Augen-<br />
blick angestrebt, die Stadtteile Alt-<br />
astenberg und Elkeringhausen in das<br />
Kurgebiet von Winterberg miteinzube-<br />
ziehen. Fur den Stadtteil Siedlinghau-<br />
sen wird die Anerkennung als Luftkur-<br />
ort betrieben, wahrend fur die Stadt-<br />
teile Silbach und ZiJschen auf Vor-<br />
schlag <strong>des</strong> Sozialministers die Antrag-<br />
stellung auf Anerkennung als Erho-<br />
lungsorte in die Wage geleitet werden<br />
soil.<br />
„Gold und Silber"<br />
<strong>Der</strong> Mittelgebirgscharakter mit Wald-<br />
und Wasserreichtum sowie die verhalt-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
nisma(3ig geringe Entfernung vom Bal-<br />
lungsraum Ruhrgebiet haben dazu ge-<br />
fijhrt, da(3 Winterberg nnit seinen<br />
Stadtteilen ein Erholungsgebiet von<br />
besonderer Bedeutung geworden ist,<br />
das noch dadurch an Anziehungskraft<br />
gewinnt, daB gro(3e Teile zum Natur-<br />
park Rothaargebirge gehoren und zum<br />
Teil unter Landschaftsschutz stehen.<br />
Fbrdernd fur den Fremdenverkehr sind<br />
auch die alle zwei Jahre stattfindenden<br />
Wettbewerbe „Unser Dorf soil schoner<br />
werden". <strong>Der</strong> Stadtbereich Winterberg<br />
zahit bei dieser Aktion zu den erfolg-<br />
reichsten Teilnehmern. Konnten doch<br />
in den letzten fiinf Jahren die Stadtteile<br />
Altastenberg und Silbach Bun<strong>des</strong>gold<br />
und die Stadtteile Elkeringhausen,<br />
Niedersfeld, Siedlinghausen und Zu-<br />
schen auf Lan<strong>des</strong>ebene eine Silber-<br />
medaille erringen. <strong>Der</strong> Fremdenver-<br />
kehr im Stadtbereich Winterberg wird<br />
ganzjahrig betrieben. Im Jahr 1975 wur-<br />
den uber eine Million Fremdenuber-<br />
nachtungen registriert.<br />
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Fast 7500 Betten<br />
<strong>Der</strong> Wochenend- und Feriengast findet<br />
im Stadtbereich Winterberg ein Bet-<br />
tenangebot von fast 7.500 Einheiten<br />
vor. Hiervon entfallen 1.821 auf Hotels,<br />
597 auf Gasthofe, 1.468 auf Kinder-<br />
und Erholungsheime, ca. 3.000 auf Pri-<br />
vatpensionen, 433 auf Ferienwohnun-<br />
gen und der Rest auf Sanatorien, Ju-<br />
gendheime und Bauernhdfe.<br />
Das Angebot hat sich an den Wun-<br />
schen der Caste orientiert. Die Beher-<br />
bergungsstatten sind einfach bis sehr<br />
gut ausgestattet. Viele Fremdenzim-<br />
mer — auch in Privatpensionen •—<br />
verfugen inzwischen uber Dusche und<br />
Bad. Annahernd 30 Hotels haben ihre<br />
Angebotspalette durch die Schaffung<br />
von hauseigenen Hallenbadern mit<br />
weiteren Einrichtungen (Sauna, Sola-<br />
rium usw.) erweitert.<br />
<strong>Der</strong> Ausstattungsgrad <strong>des</strong> Stadtbe-<br />
reichs Winterberg mit Freizeiteinrich-<br />
27
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
tungen innerhalb der 7 Aktivitatsgrup-<br />
pen — Ruhen, Laufen, Sport und Spiel,<br />
Besichtigung, Unterhaltung und Ge-<br />
sundung — ist bereits betrachtlich.<br />
Abgesehen von den vielen Freizeitein-<br />
richtungen fur die Bereiche Ruhen und<br />
Lauf (Liegewiesen, Erholungsanlagen<br />
z.B. Schwimmbader in Winterberg und<br />
Siedlinghausen, Weiher in Elkering-<br />
hausen, Erholungsanlagen im Walde,<br />
Wanderwege, Aussichtspunkte usw.)<br />
zeichnet sich eine besondere Aufga-<br />
benstellung der Stadt Winterberg fur<br />
die Bereiche Spiel und Sport sowohl<br />
im Sommer als auch im Winter, be-<br />
dingt durch die Hohenlage, ab.<br />
Folgende Einrichtungen bestehen bs-<br />
reits fur den Sommersport: 10 Sport-<br />
platze — 4 Turnhallen — 7 Mehr-<br />
zweckhallen — 1 Golfplatz — 9 Ten-<br />
nisplatze — 2 Freibader — 2 Hallen-<br />
bader — 1 Reithalle — 2 Reitplatze.<br />
Im Bau befindet sich zur Zeit im Hin-<br />
blick auf wassersportliche Aktivitaten<br />
in der Nahe <strong>des</strong> Stadtteils Nieders-<br />
feld die erholungsgeeignete Wasser-<br />
flache „Hillebachtal".<br />
Fur den Wintersport stehen zur Ver-<br />
fiigung: 32 Skilifte/Hange — 4 Sprung-<br />
schanzen — 7 Rodelhange/Bahnen.<br />
Vom Deutschen Skiverband ist ge-<br />
plant, Winterberg als Standort fur ein<br />
Leistungszentrum <strong>des</strong> Deutschen Ski-<br />
verban<strong>des</strong> — Sparte Nordische Kom-<br />
bination — auszubauen. Aufbauend<br />
darauf ist vorgesehen, eine Matten-<br />
schanze und eine Mattenlanglaufloipe<br />
zu erstellen, um die Moglichkeiten<br />
eines Ganzjahrestrainings zu erbffnen.<br />
Trotz der Hohenlage ist eine standige<br />
Schneesicherheit nicht garantiert. Des-<br />
halb sollen die vorhandenen Einrich-<br />
tungen durch wetterunabhangige Ein-<br />
richtungen fijr Spiel und Sport erganzt<br />
werden. Dieser Erganzung sollen die<br />
im Bau befindliche Kunsteishallenan-<br />
lage und die geplante Kunsteisbob-<br />
bahn dienen. Die Kunsteishallenanlage<br />
in Winterberg wird im Winter und im<br />
Sommer fur Freizeltaktivitaten zur Ver-<br />
fijgung stehen. Die geplante Kunsteis-<br />
bobbahn in Winterberg stellt ein Lan-<br />
<strong>des</strong>leistungszentrum fiJr Bob- und Ro-<br />
delsport mit Bun<strong>des</strong>nutzung dar und<br />
soil <strong>des</strong>weiteren fur Zwecke der Erho-<br />
lung und Freizeit genutzt werden.<br />
Durch besondere Einlaufbauwerke im<br />
unteren Drittel der Bahn wird errejcht,<br />
da(3 Gaste jeden Alters auf der Bahn<br />
28<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Bobhaus auf der ..Kappe" — 776 m — bei Winterberg. Von hier<br />
aus nimmt die neugeplante Kunsteisbobbahn ihren Anfang.<br />
(Foto: Kraling)<br />
rodein kbnnen. Dieses „Rodeln fur Je-<br />
dermann" eroffnet dem Gastdie Mog-<br />
lichkeit, bei jeder Witterung seinen<br />
sportlichen Wijnschen nachzugehen.<br />
Desweiteren steht die Anlage auch im<br />
Sommer fur den Bereich „Freizeitge-<br />
staltung und Erholung" zur Verfugung,<br />
so z.B. durch Schlittenfahren auf Rol-<br />
len Oder Radern oder Mattenbelagen<br />
(Sommerrodein).<br />
Damit ist das Angebot an Ferien- und<br />
Freizeiterholungseinrichtungen noch<br />
nicht erschbpft.<br />
Folgende MaRnahmen sind noch in der<br />
Planung bzw. stehen kurz vor der<br />
DurchfiJhrung;<br />
1. ErholungsmaRnahme „Bruchetal",<br />
Stadtteil Altastenberg<br />
2. Kurparkerweiterung Winterberg<br />
3. Freizeitanlage „Auf der Kamer",<br />
Stadtteil Silbach<br />
4. Freizeit- und Erholungspark,<br />
Stadtteil Hoheleye<br />
5. Ausbau der Dorfhalle,<br />
Stadtteil Zuschen<br />
6. Erholungsanlage am Sportplatz,<br />
Stadtteile Neuastenberg und<br />
Langewiese<br />
7. Freizeitanlage Wiese/Monhof,<br />
Stadtteil Zuschen<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
AuRerdem sind in der Planung kleinere<br />
Erholungsanlagen in den anderen<br />
Stadtteilen der Stadt Winterberg,<br />
Auch der Bereich Gesundung nimmt<br />
zur Zeit einen breiten Raum ein. Hier<br />
sei nur auf die Errichtung eines Kur-<br />
mittelhauses im Kurpark Winterberg<br />
und auf das Gastehaus im Stadtteil<br />
Siedlinghausen hingewiesen.<br />
VerkehrserschlieBung<br />
<strong>Der</strong> Stadtbereich Winterberg mit sei-<br />
nen vielfaltigen einzelnen Freizeitein-<br />
richtungen ist nach dem heutigen Aus-<br />
baustand der Bun<strong>des</strong>fernstraBen aus<br />
den Ballungsgebieten wie Ruhrgebiet,<br />
DiJsseldorf, Koln, Frankfurt iiber die<br />
B 1, B 7, B 29, B 236 und B 480 zu er-<br />
reichen. <strong>Der</strong> weiter vorgesehene Aus-<br />
bau <strong>des</strong> Autobahnnetzes (A 445 und<br />
A 46) wird die Verbindung entschei-<br />
dend verbessern. Die Verbindungen<br />
zwischen den einzelnen Stadtteilen<br />
werden durch Bun<strong>des</strong>-, Land- und<br />
Kreisstral3en aufrechterhalten.<br />
Nur bleibt zu hoffen, da(3 die Bun<strong>des</strong>-<br />
bahnlinie Bestwig — Winterberg nicht<br />
den Stillegungsplanen der Deutschen<br />
Bun<strong>des</strong>bahn zum Opfer fallt.<br />
Die VerkehrserschlieBung der Stadt-<br />
teile ist problemlos. Fur den Stadtteil<br />
Winterberg ist nach den Voruntersu-<br />
chungen (LEG) als wichtigste Mal3naJi-
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Hier nimmt die Ruhr ihren Anfang. (Ruhrquelle auf dem Ruhrkopf — 750 m — bei Winterberg)<br />
me vorgesehen, den Kreuzungspunkt<br />
der B 236 und B 480 innerhalb <strong>des</strong><br />
Ortskerns im Rahmen von Saniemngs-<br />
maBnahmen durch UmgehungsstraBen<br />
aufzuheben. Damit ware das Zentrum<br />
vom Stral3enverkehr frei und stiJnde<br />
als FuBgangerbereich zur VerfCigung.<br />
Die Ausstattung mit Ver- und Entsor-<br />
gungseinrichtungen ist zur Zeit dem<br />
Bedarf angepaBt. Zur spateren Sicher-<br />
stellung der Wasserversorgung sind<br />
Planungsauftrage eingeleitet worden<br />
mit dem Ziel, in der Nahe <strong>des</strong> Stadt-<br />
teils Siedlinghausen eine Trinkwasser-<br />
talsperre zu bauen. Mit Ausnahme der<br />
Hohendorfer und der Stadtteiie Sied-<br />
linghausen und Silbach sind bzw. war-<br />
den in KiJrze alle anderen Bereiche an<br />
Klaranlagen angeschlossen.<br />
Ausblick<br />
Die hervorragende geographische La-<br />
gs der Stadt Winterberg, die zukunfts-<br />
trachtigen Planungen und eine Verwal-<br />
tung, deren Ziel es ist, alle fijr die Ver-<br />
besserung der Lebensqualitat beste-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
henden gegenwartigen und zukunftigen<br />
Moglichkeiten auszuschopfen, bieten<br />
Gewahr dafur, dal3 die neue Stadt<br />
Autorenhinweis:<br />
(Foto Kraling)<br />
Winterberg, trotz derzeitiger finanzi-<br />
eller Sorgen, sich auf dem Weg in eine<br />
gute Zukunft befindet.<br />
Gemeinsamer Beitrag der Stadtverwaltung und Geschaftsstelle der Erholungs-<br />
und Sportzentrum Winterberg GmbH<br />
Geschichte von<br />
Elkeringhausen<br />
Dem guten Beispiel selbst kleinster<br />
Ortschaften, eine Chronik der Dorfge-<br />
schichte zu erstellen, istauch Elkering-<br />
hausen gefolgt. AnIaB fur den Verfas-<br />
ser Joachim Schmidt diese Chronik zu<br />
schreiben war der Wettbewerb „Unser<br />
Dorfsoll schoner werden". Er hat eine<br />
26 Seiten umfassende illustrierte Dorf-<br />
chronik vorgelegt, in der in histohscher<br />
Folge Entstehung und Entwicklung der<br />
kleinen Gemeinde uberaus verstand-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
lich dargestellt wird. <strong>Der</strong> Verfasser<br />
konnte sich dabei ausgiebig auf die<br />
Kirchenchronik und heimatgeschicht-<br />
llche Autoren wie Trippe, H. Cramer,<br />
A. Grosche und J. RCither stutzen und<br />
dadurch die Zuverlassigkeit der Dar-<br />
stellung sichern. <strong>Der</strong> Chronik, in dSr<br />
auch das kulturelle Leben <strong>des</strong> Dorfes<br />
gebuhrend registriert ist, sind die wich-<br />
tigsten Jahreszahlen aus der Geschich-<br />
te Elkeringhausens angefugt. Den<br />
Dorfbewohnern und Gasten wird die<br />
im Selbstverlag erschienene Chronik<br />
eine willkommene Gabe sein.<br />
Theodor Tochtrop<br />
29
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
700 Jahre<br />
Stadt Warstein<br />
Von Bernhard Wiemeyer<br />
Graf Siegfried von Westerburg, seit<br />
1275 Erzbischof von Koln und als sol-<br />
cher auch Herzog von <strong>Westfalen</strong> und<br />
Engern, ging der Ruf ©ines kuhnen<br />
und stolzen, aber auch hochfahrenden<br />
und streitsuchenden Fursten voraus.<br />
Das war der Grund, weshalb er schon<br />
bald zu einem gegen ihn gerichteten<br />
BiJndnis rheinischer und westfalischer<br />
Fursten und Grafen kam, unter denen<br />
sich auch der Bischof von Paderborn<br />
und der Graf von Arnsberg befanden,<br />
seit jeher prominente Gegner der K6I-<br />
ner Erzbischofe bei deren Bestreben,<br />
das ihnen 1180 von Kaiser Barbarossa<br />
auf dem Reichstag von Gelnhausen<br />
verliehene Annt eines Herzogs von<br />
<strong>Westfalen</strong> und Engern zur Lan<strong>des</strong>-<br />
hoheit zu entwickeln. Durch jenes<br />
Bundnis erhielt die politisch-milita-<br />
rische Lage in <strong>Westfalen</strong>/Engern nach<br />
einer kurzen Zeit relativer Ruhe fur<br />
Koln wieder einen akut-bedrohlichen<br />
Aspekt, und es entsprach nur Sieg-<br />
frieds Neigung zu schnellem Handein,<br />
wenn er in einem Blitzfeldzug gegen<br />
den Grafen von Arnsberg vorging, urn<br />
diesen seine Starke fijhlen zu lassen.<br />
Doch bennuhte er sich daruber hinaus,<br />
Kolns militarische Position in West-<br />
falen auch auf langere Sicht zu star-<br />
ken. Zu den in dieser Absicht ergriffe-<br />
nen Mal3nahmen gehorte die mit an<br />
Sicherheit grenzender Wahrscheinlich-<br />
keit 1276 erfolgte Grijndung der bei-<br />
den Stadte Warstein und Kallenhardt.<br />
An beiden Platzen war es schon einige<br />
Jahrzehnte vorher zur Errichtung kol-<br />
nischer Burgen gekommen — wahr-<br />
scheinlich in der Regierungszeit <strong>des</strong><br />
tatkraftigen Erzbischofs Engelbert I.<br />
(1216 — 1225) —, die jedoch in einer<br />
Fehde <strong>des</strong> Jahres 1254 durch den Pa-<br />
derborner Bischof Simon eingenom-<br />
men und zerstort wurden. An beiden<br />
Orten sollten nun stark befestigte und<br />
von der ganzen Burgerschaft vertei-<br />
digte Stadte treten.<br />
Die Grundung von Stadtert Ciberhaupt<br />
war im Rahmen der kolnischen Politik<br />
in <strong>Westfalen</strong> und Engern seit der Grun-<br />
dung der Stadt Ruthen im Jahre 1200<br />
das neue und — wie die spatere Ent-<br />
wicklung zeigen sollte — zukunfts-<br />
30<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
trachtige Element. Die Stadte waren<br />
nicht nur bei dem damaligen Stande<br />
der Belagerungstechnik praktisch un-<br />
©innehmbare GroBburgen, sondern<br />
auch Geldquellen ersten Ranges fijr<br />
die Finanzierung einer Politik auf wei-<br />
tere Sicht. Beiden Zielen entsprachen<br />
am vollkommensten die altesten kol-<br />
nischen Stadte im westfalisch-engri-<br />
schen Bereich, weil sie angesichts be-<br />
sonders gunstiger Umstande schon<br />
eine weite Strecke Weges in Richtung<br />
stadtischen Lebens, d.h. der Entwick-<br />
lung von Handel, Handwerk, Gewerbe<br />
und Geldumlauf zurCickgelegt hatten,<br />
als ihnen in aller Form ein auf ihre ge-<br />
wandelten Bedurfnisse zugeschnitte-<br />
nes spezifisches Stadtrecht und das<br />
Recht zur Errichtung eines festen<br />
Mauerringes zugesprochen wurden.<br />
Von alledem konnte bei dem Warstein<br />
<strong>des</strong> Jahres 1276 noch nicht die Rede<br />
sein. Wahrend bei jener Schicht alte-<br />
rer Stadte — genannt seien Soest,<br />
Ruthen, Geseke, Werl und Brilon —<br />
die formelle Stadterhebung gleichsam<br />
die Bestatigung und Krbnung einer<br />
schon weit gediehenen Entwicklung<br />
auf ein Gemeinwesen mit vollem stad-<br />
tischen Charakter hin war, bedeutete<br />
sie im Falle Warsteins erst den Be-<br />
ginn einer solchen Entwicklung, glich<br />
sie eher einem auf die Zukunft gezo-<br />
genen Wechsel, den die Burger der<br />
neuen Stadt erst durch Leistung hono-<br />
rieren sollten. Warstein war der Typ<br />
einer Grundungsstadt oder, wie die<br />
altere Forschung es gern bezeichnete,<br />
eine Grundung „aus wilder Wurzel".<br />
<strong>Der</strong> durch die Stadtgrijndujig zum Un-<br />
tergang verurteilte, im wesentlichen<br />
noch rein landliche Siedlungskomplex<br />
bildete eine geschlossene Grundherr-<br />
schaft, bestehend aus dem Haupthof in<br />
unmittelbarer Nahe der am Sudrand<br />
der Stadt gelegenen Kapelle von<br />
Altenwarstein und den davon abhan-<br />
gigen bauerlichen Hufen in weit ge-<br />
streuten Ausbausiedlungen. Im ganzen<br />
mogen es damals 20— 30 Gehofte ge-<br />
wesen sein mit einer Bevolkerung von<br />
120 —150 Seelen. Von den Herren<br />
von Warstein, deren Geschichte im<br />
Cibrigen in volliges Dunkel gehijllt ist,<br />
da sie nie in einer Urkunde erwahnt<br />
werden, wissen wir nicht, ob sie zur<br />
Zeit der Stadtgrundung noch volladlige<br />
EigentiJmer der Grundherrschaft oder<br />
schon Lehnsmannen oder gar nur Mini-<br />
steriale der Erzbischofe von Koln wa-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
ren. Wir finden sie nach der Sl:adtgrun-<br />
dung als kolnische Burgmannen zj-<br />
nachst in Ruthen, spater in Hovestad:.<br />
Um 1400 scheint das Geschlecht in der<br />
mannlichen Linie erioschen zu sein.<br />
Zuletzt hdren wir von den beiden Brij-<br />
dern Everhard und Franco von War-<br />
stein im Jahre 1395, als s'.e ihren Ho,'<br />
in Bausenrode und ihren Hof nebs;<br />
MiJhle in Fretter an einen Verwandien<br />
verkauften.<br />
S:cher ist Jedenfalls, daB die Erz-<br />
bischofe von Koln — ubrigens genau<br />
we in Kallenhardt — zur Zeit der<br />
Stadtgrundung Eigentijmer der ganzen<br />
Warsteiner Gemarkung waren. Denn<br />
nur dann, wenn alle in jahrhunderte-<br />
langer Entwicklung entstandenen Ho-<br />
fesgerechtsame der Warsteiner Ge-<br />
markung damals in einer Hand ver-<br />
einigt waren, ist es zu erklaren, dal3 —<br />
ahnlich wie in Kallenhardt, aber an-<br />
ders als in Ruthen und Brilon — die<br />
Waldnutzung in vollem Umfange<br />
alien Bijrgern gleichmaRig zuerkannt<br />
werden konnte, anstatt das Privileg<br />
einer exklusiven Schicht von Hofes-<br />
besitzern aus der Zeit vor der Stadt-<br />
grundung zu bleiben, bis sich die Bur-<br />
ger als solche den Zugang zur vollen<br />
Nutzung <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> erkampfen konn-<br />
ten, was erst nach Jahrhunderten der<br />
Fall war. Dievon vornherein homogene<br />
Struktur der Burgerschaft ersparte<br />
Warstein die langwierigen, mit gro5er<br />
Erbitterung gefuhrten inneren Ausein-<br />
andersetzungen, mit denen die Ge-<br />
schichte von Ruthen belastet war.<br />
Warstein entstand damals als Stadt<br />
auf einer Flache von etwa 30-32 Mor-<br />
gen und damit auf einer sehr viel klei-<br />
neren Flache als die oben genannten<br />
alteren Stadte, die aus den oben an-<br />
gegebenen Grunden von vornherein<br />
viel groRer konzipiert worden waren.<br />
Die Stadt kam auf jenen Berg zu lie-<br />
gen, der sicher schon die 1254 zer-<br />
storte kolnische Burg getragen hat und<br />
der nach drei Seiten hin relativ steil<br />
abfallt. Die Stadtkrone bildete die<br />
noch heute dort thronende St. Pankra-<br />
tiuskirche, die im Zusammenhang mit<br />
der Erbauung der Stadt entstanden<br />
sein muB, da sie deutlich die Stilmerk-<br />
male <strong>des</strong> ausgehenden 13. Jahrhun-<br />
derts tragt. Sie ist noch heute das<br />
weithin sichtbare Wahrzeichen der<br />
Stadt, das von alien Warsteinern hoch<br />
verehrt wird und erst vor wenigen<br />
Jahren mit groBem Aufwand von Grund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Kosmos-Fuhrer<br />
„Sauerlancl"<br />
Wer kennt nicht die Kosmos-Hefte und<br />
-FCihrer, die die Franckh'sche Verlags-<br />
handlung, Stuttgart, seit fast „ewigen<br />
Zeiten" herausbringt! Neu ist jedoch<br />
die Aufnahme von Reisefuhrern in ihr<br />
Programm, In der Reihe der „Bunten<br />
Kosmos-Taschenfuhrer" erschien als<br />
4. Heft dieser Art „Sauerland und Sie-<br />
gerland in Farbe — Bin ReisefiJhrer fur<br />
Naturfreunde mit 120 Farbfotos" von<br />
Aribert Jung (72 S., DM 8,80).<br />
<strong>Der</strong> Westen <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> von Mei-<br />
nerzhagen bis zum Mohnesee fehit<br />
darin; vielleicht kommt er einmal ge-<br />
sondert. Doch fijr den Raum zwischen<br />
Bigge- und Hennesee, der oberen Ruhr<br />
und ErndtebriJck wird viel berichtet.<br />
Vielleicht ist es weniger ein Fuhrer fiir<br />
den Autofahrer, urn so mehr gibt er<br />
dem Wanderer, dem er zwar nicht den<br />
Weg, aber das zeigt, was rechts und<br />
links vom Wege zu finden ist. Das ge-<br />
schieht in Text und ausgesucht scho-<br />
nen und farbigen Bildern.<br />
Ein BiJchlein zum Selberkaufen und<br />
zum Verschenken. Und ein Gevs/inn fiir<br />
das Sauerland, Th. Ht.<br />
auf renoviert worden ist. In geschick-<br />
ter Ausnutzung der Gestalt <strong>des</strong> Berges<br />
wurde der ohnehin sehr steile Nord-<br />
hang nicht bebaut, so daB nur der RiJk-<br />
ken und der SiJdhang <strong>des</strong> Berges mit<br />
Hausern bestockt wurden. Die Stadt<br />
erhielt die Form einer Ellipse mit einer<br />
Ost-Westachse von etwa 420 und<br />
einer Nord-SCidachse von etwa 200<br />
Metern. In die Stadtmauer wurden drei<br />
befestigte Tore eingebaut, die untere,<br />
die mittlere und die obere Pforte. Als<br />
Verstarkung <strong>des</strong> auf relativ flachem<br />
Gelande in die Stadt fiihrenden obe-<br />
ren Tores dienten zwei starke Tijrme,<br />
der Kaiser- und der Pfefferturm. Die<br />
Zahl der Bijrgerhauser wurde bei der<br />
Planung auf 60 bemessen, so da(3 die<br />
Stadt zunachst etwa 300 — 350 Be-<br />
wobner zahlte, wovon mehr als die<br />
Halfte aus Zuzug aus der naheren Um-<br />
gebung erwartet wurden.<br />
Die neue Stadt wurde mit Rijthener<br />
Recht bewidmet, das seinerseits auf<br />
das altere Soester Recht zurijckging.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Polyglot!<br />
„Sauerlancl'<br />
Dieser kleine Reisefiihrer ist eine<br />
wichtige Neuerscheinung auf dem<br />
Buchmarkt. <strong>Der</strong> Text stammt von Hans<br />
Pusen, zahlreiche Zeichnungen, Kar-<br />
ten und Plane von Astrid Hufnagel und<br />
Arnulf Milch. 64 Seiten stark und<br />
4,80 DM billig folgt das Heft dem alt-<br />
bewahrten Schema <strong>des</strong> bekannten<br />
Verlags: Zunachst werden Land und<br />
Leute, Geschichte, Kunst und Kultur<br />
und einzelne Feriengebiete behandelt.<br />
Es folgen die bedeutenderen Stadte<br />
mit SehenswiJrdigkeiten, Ausflugen<br />
und praktischen Hinweisen. Endlich<br />
werden 11 Routen fur den Kraftfahrer<br />
knapp und doch mit vielen Details an-<br />
geboten.<br />
Nicht nur der Heimatkundige wird in<br />
diesem Bandchen noch manches Feh-<br />
lende bemangein, z.B. Veranderungen<br />
durch die kommunale Reform. Haupt-<br />
sache aber ist, daB das Sauerland in<br />
einer fiir sein Image so wichtigen all-<br />
gemein beliebten Reihe brauchbar ver-<br />
treten ist. Es ware allmahlich Zeit,<br />
da(3 auch die Reihenwerke „MERIAN"<br />
und die „BLAUEN BDCHER" das<br />
Sauerland entdeckten. Th. Ht.<br />
Damit wurde Rtithen in vielfacher Hin-<br />
sicht fCir das kleinere und jungere<br />
Warstein zum Vorort. Von Rtithen er-<br />
fragte man, was rechtens sei, wenn<br />
man darijber im Zweifel war, von dort<br />
bezog man Angaben ijber MaBe und<br />
Gewichte, dort holte man sich Rat,<br />
wann immer es notig erschien, und<br />
unter Ruthen als Hansestadt zweiter<br />
Ordnung wurde Warstein Hansestadt<br />
drifter Ordnung. Dieses damals ent-<br />
standene enge Verhaltnis blieb bis in<br />
den Anfang <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts bin-<br />
ein lebendig. Dann verier es immer<br />
mehr an Bedeutung, als sich in War-<br />
stein die Industrie zu ©ntwickein be-<br />
gann, fur die damit verbundenen Pro-<br />
bleme das bis in unsere Tage hinein<br />
ohne Industrie gebliebene Ruthen<br />
kein Rezept besaB.<br />
An die Spitze der Stadt trat ein von<br />
der Burgerschaft uber vier sogenannte<br />
Kurmanner gewahlter Magistrat. An-<br />
fangs dijrfte dieser nur aus einigen<br />
wenlgen Personen bestanden haben.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Frelkorps<br />
„Sauerland"<br />
Als 3. Veroffentlichung <strong>des</strong> Stadt-<br />
archivs Hagen legt Willy Timm ein Heft<br />
„Freikorps 'Sauerland' 1944 — 1945,<br />
zur Geschichte <strong>des</strong> ZweJten Weltkrie-<br />
ges in SiJdwestfalen" (28. S.) vor, mit<br />
dem er das allerorts noch nicht aufge-<br />
arbeitete Thema <strong>des</strong> Volkssturms und<br />
seines Einsatzes in unserem Raum<br />
aufgreift. Das Frelkorps war ein Vor-<br />
ganger und spater ein Teil — vielleicht<br />
konnte man sagen „die Garde" — <strong>des</strong><br />
Volkssturms, der fast in alien Teilen<br />
unseres Raums in der sog. Schlacht um<br />
den Ruhrkessel 1945 in mehr oder we-<br />
niger groBem Ma(3 zum Einsatz kam.<br />
Timm hat sich bemCiht, aus den ihm<br />
erreichbaren Quellen alles Erfa(5bare<br />
zusammenzutragen. Die Schrift ist eine<br />
Mahnung in Stadten und Dorfern das<br />
Thema unsererseits aufzugreifen.Wenn<br />
dies nicht bald gescbieht, wird die Zu-<br />
kunft von dem wirklichen Geschehen<br />
in den letzten Kriegswochen nicht<br />
mehr viel erfahren. Vor allem wird man<br />
altere, Frauen und Manner befragen<br />
und ihr Wissen aufzeichnen mussen.<br />
Etwaige Berichte uber Volkssturmein-<br />
satze wird der Leiter <strong>des</strong> Stadtarchivs,<br />
58 Hagen, dankbar begriiBen. Th. Ht.<br />
Spater bildete er Jedoch ein recht statt-<br />
liches Gremium, das sich wie folgt zu-<br />
sammensetzte: Erster und zweiter Bur-<br />
germeister, erster und zweiter Kam-<br />
merer, der Worthalter oder Fiskus, der<br />
in Strafsachen die Anklage erhob so-<br />
wie zwei, spater vier Ratsherren ohne<br />
bestimmtes Dezernat.<br />
Dem Magistrat wurden zwei soge-<br />
nannte Gemeinsherren beigeordnet,<br />
die die Belange der Bijrger wahrneh-<br />
men sollten. Das materielle Schwer-<br />
gew'icht der Verwaltung lag bei der<br />
Person d©s Stadtsekretars, der sein<br />
Amt — im Gegensatz zum Magistrat,<br />
der alljahrlich neu gewahit wurde —<br />
stets iJber einen langeren Zeitraum, oft<br />
auch lebenslanglich versah. Mit sei-<br />
nem Wissen und seiner Erfahrung ver-<br />
korperte er die Summe <strong>des</strong>sen, was in<br />
alter Zeit zur Verwaltung der Stadt er-<br />
forderlich war. Die Steile <strong>des</strong> Stadt-<br />
sekretars war auch mit einem Gehalt<br />
dotiert, das sich aus verschiedenen<br />
Sach- und Geldposten zusammensetz-<br />
31
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
te. Hingegen waren die Ratsherren<br />
grundsatzlich ehrenamtlich tatig. Doch<br />
hatten sie mancherlei Vergunstigun-<br />
gen, etwa bei den Steuern und Abga-<br />
ben, vor allem aber taten sie sich gern<br />
gutlich an den vielen oft recht uppigen<br />
Gastereien auf Kosten der Stadt.<br />
Mit der StadtgriJndung schied War-<br />
stein aus den alten Gerichtsbezirken<br />
aus, denen es bis dahin angehort<br />
hatte. Die Funktionen der Polizei und<br />
<strong>des</strong> Niedergerichts, die nach der Ka-<br />
rolingischen Gerichtsverfassung im so-<br />
genannten Gogericht konzentriert wa-<br />
ren, gingen auf den Magistrat uber,<br />
der sich gerade <strong>des</strong>halb als „Obrig-<br />
keit" fijhlte und auch so nannte. Die<br />
Funktionen <strong>des</strong> Hochgerichts, die da-<br />
mals die sogenannten Freigrafschaf-<br />
ten als Nachfolgerinnen der fran-<br />
kischen Grafengerichte ausubten, gin-<br />
gen auf einen vom erzbischoflichen<br />
Stadtherrn ernannten Richter Ciber, der<br />
aber vor der Bestallung das Biirger-<br />
recht erwerben muBte und dem in der<br />
Rechtsprechung zwei Schoffen zur<br />
Seite standen, die vom Magistrat je-<br />
weils aus der Zahl der angesehensten<br />
Burger bestimmt wurden. Das Richter-<br />
amt in Warstein trug dem erzbischof-<br />
lichen Stadtherrn schon in den 1290er<br />
Jahren jahrlich 2 Mark ein, wahrend es<br />
ihm in den Nachbarstadten Kallenhardt<br />
und Belecke jahriich nur 1 Mark ein-<br />
trug. Das Interesse am Richteramt<br />
fuhrte in den folgenden Jahrhunderten<br />
immer wieder Angehorige <strong>des</strong> erz-<br />
bischoflichen Dienstadels aus dem<br />
Sauerlande nach Warstein, deren<br />
Nachkommen nach ein oder zwei Ge-<br />
nerationen verburgerten oder ver-<br />
bauerten. So finden wir als Richter in<br />
Warstein die Namen von Pilichem (von<br />
Pelkum), von Bruchhausen, von OIpe,<br />
von Kalle, von Stockhausen, von Be-<br />
ringhausen u.a.<br />
Die StadtgriJndung trug Warstein auch<br />
einige Privilegien ein, die ihm, ware<br />
es plattes Land geblieben, nicht<br />
zuteil geworden waren. Es erhielt Sitz<br />
und Stimme in der Stadtekurie <strong>des</strong><br />
Landtages, der sich jahrlich wenig-<br />
stens einmal in Arnsberg versammel-<br />
te, urn dem Lan<strong>des</strong>herrn die erbetenen<br />
Steuern zu bewilligen. Ein verbind-<br />
licher LandtagsbeschluB kam nur zu-<br />
stande, wenn Ritterkurie und Stadte-<br />
kurie einen ubereinstimmenden Be-<br />
schluB faBten. Sehr oft werden die<br />
Vertreter von Warstein dort nicht das<br />
32<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Wort erbeten haben, sie werden sich<br />
wie die Reprasentanten der meisten<br />
kleinen Stadte damit begnugt haben,<br />
dem zuzu'Stimmen, was Brilon als<br />
groBte Stadt und Vorort der Stadte-<br />
kurie vorschlug. Die stereotype Formel<br />
dafur lautete: „Vui stimmet arre Brui-<br />
len" — (Wir stimmen wie Brilon).<br />
Die wirtschaftliche Existenz der Burger<br />
war durch die groBe Feldflur und den<br />
groBen Wald gesichert, die durch die<br />
Stadtgriindung in einen ProzeB lang-<br />
anhaltender Umformung gerieten. An<br />
die Stelle der relativ kleinen Acker-<br />
fluren, die um die zerstreut liegenden<br />
Siedlungen durch Waldrodung ent-<br />
slande waren, trat nun nach und nach<br />
eine einheitliche, in sich zusammen-<br />
hangende Stadtfeldflur. Zwischen den<br />
alten Teilfeldfluren noch stehengeblie-<br />
bene WaldstiJcke wurden gerodet, von<br />
der neuen Stadt zu welt abliegende<br />
Ackerfluren fielon an den Wald zuruck.<br />
Die Feldflur, die noch nach dem letz-<br />
ten Weltkriege etwa 4.000 Morgen<br />
umfaBte, weist im Durchschnitt gute,<br />
wenn auch unterschiedliche Boden-<br />
qualitaten auf. Die Massenkalkboden<br />
liefern gute Ertrage an Weizen und<br />
Gerste, die Schieferboden solche an<br />
Roggen, Hafer und Kartoffeln. Die rei-<br />
chen Niederschlage bewirken auch ein<br />
intensives Wachstum der Wiesen und<br />
Weiden, so daB Ackerbau und Vieh-<br />
zucht in ihren naturlichen Vorausset-<br />
zungen harmonisch ausbalanciert sind,<br />
wodurch sich den Landwirten heute<br />
die verschiedensten MogHchkeiten der<br />
Spezialisierung oder Schwerpunktbil-<br />
dung in ihren Betrieben biSten.<br />
Schon frCJh hat die Warsteiner Land-<br />
wirtschaft einen hohen Grad von In-<br />
tensitat erreicht. Um 1500 herum voll-<br />
zog sie den Gbergang von der Vier-<br />
zur FiJnffelderwirtschaft. <strong>Der</strong> Frucht-<br />
wechsel spielte sich in genau umgrenz-<br />
ten Blocken ab, so daB der einzelne<br />
Landwirt kaum anders entscheiden<br />
konnte, als es der allgemeine Frucht-<br />
wechsel vorsah, der von dem frisch<br />
gedijngten Brachland uber den Anbau<br />
von Roggen, Gerste, Wicken und Ha-<br />
fer wieder zur Brache fijhrt.<br />
Das gewerbliche Leben zeigte zu-<br />
nachst auch nicht in etwa eine so man-<br />
nigfaltige und kraftige Entwicklung wie<br />
in den aiteren Nachbarstadten Ruthen,<br />
Geseke und Brilon. Es kam bis an die<br />
Schwelle <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts nur<br />
zur Bildung von zwei Zunften, einer<br />
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der Schuhmacher und Schneider und<br />
einer der Schmiede und Zimmerer. Sie<br />
haben nie den Versuch gemacht, Ein-<br />
fluB auf die Verwaltung der Stadt zu<br />
nehmen, obwohl gerade das Schmie-<br />
dehandwerk spater einen starken Auf-<br />
schwung nahm, fur den alle natur-<br />
lichen Voraussetzungen gegeben wa-<br />
ren, insbesondere Hiitten und Ham-<br />
mer, die das im heimischen Massen-<br />
kalk lagernde Eisenerz gewannen und<br />
aufbereiteten, wobei sie sich auf die<br />
reichlich vorhandene Wasserkraft und<br />
die in dem groBen Stadtwald anfallen-<br />
de Buchenholzkohle stutzen konnten.<br />
Die Mehrzahl der Schmiede speziali'<br />
sierte sich nach und nach auf die Fa-<br />
brikation von Nageln. Solche Nagel-<br />
schmieden gab es um die Mitte <strong>des</strong><br />
17. Jahrhunderts fast zwei Dutzend.<br />
Sie verkauften ihre Nagel in die na-<br />
here und weitere Umgebung und be-<br />
lieferten iiber die alten Handelsplatze<br />
Soest und Lippstadt auch den Fern-<br />
handel.<br />
Eine solche im 30-jahrigen Kriege ver-<br />
fallene Nagelschmiede war dazu be-<br />
stimmt, zum Ausgangspunkt der mo-<br />
dernen industriellen Entwicklung in<br />
Warstein zu werden. <strong>Der</strong> aus Holland<br />
stammende Jakob Forkenbeck erwai^b<br />
diese Schmiede und machte daraus<br />
einen Messinghammer, der vom kur-<br />
fijrstlichen Lan<strong>des</strong>herrn ein Privileg fiir<br />
die Herstellung von Brau- und Brenn-<br />
kesseln fiir das ganze Herzogtum<br />
<strong>Westfalen</strong> erhielt, das solche Kessel<br />
bis dahin aus den Raumen Aachen und<br />
Kassel bezog. Zu Beginn <strong>des</strong> 18. Jahr-<br />
hunderts kam der Messinghammer in<br />
den Besitz <strong>des</strong> Johann Theodor Moller,<br />
welcher aus dem Messinghammer<br />
einen Kupferhammer machte, der dann<br />
durch drei Generationen der Familie<br />
Moller hindurch in hochster Bliite<br />
stand und um 1750 herum das Zen-<br />
trum <strong>des</strong> Moller'schen Kupferimperi-<br />
ums war, in dem damals an die 250<br />
Menschen Brot und Arbeit fanden.<br />
Als Kurfijrst Clemens August seinem<br />
Freunde Gerhard Matthias von Hoesch<br />
1739 das Privileg zur Grundung einer<br />
Eisenhutte am FuBe <strong>des</strong> Oberhagens<br />
erteilte, war der nachste Schritt auf<br />
dem Wege zur Industrialisierung War-<br />
steins getan. Schon 1756 erbaute von<br />
Hoesch in Warstein ein zweites Werk,<br />
den Eisenhammer. Im 19. Jahrhundert<br />
war es vor allem der in Warstein<br />
selbst geborene WJIhelm Bergenthal,
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
der den IndustrialisierungsprozeB<br />
machtig vorantrieb. Er errichtete 1834<br />
einen Reckhammer und 1836 einen<br />
Puddelhammer. Dazu erwarb er 1848<br />
aus dem Besitz der Familie Moller den<br />
Kupferhammer, <strong>des</strong>sen Produktion er<br />
auf neue Fertigungen umstellte. Wahr-<br />
scheinlich steht Wilhelm Bergenthal<br />
das Verdienst zu, die erste voll aus<br />
Ei'sen geschmiedete Wagenachse her-<br />
ausgebracht zu haben. Als spater auch<br />
die Wiihelmshutte in dem Werk Eisen-<br />
hammer die Achsenfabrikation auf-<br />
nahrti, war Warstein bis zum Aufkom-<br />
nnen d«s Autos das Zentrunn der deut-<br />
schen Achsenindustrie. In den letzten<br />
Jahrzehnten hat sich in Warstein eine<br />
auBerordentlich mannigfaltige neue<br />
Klein- und Mittelindustrie aufgetan.<br />
Von besonderer Bedeutung ist die<br />
groBe Kalksteinindustrie, die man aus<br />
begreiflichen Griinden nur mit einem<br />
lachenden und einem weinenden Auge<br />
sieht. Seit dem letzten Weltkriege hat<br />
eine besonders sturmJsche Entwick-<br />
lung die Warsteiner Brauerei — Gebr.<br />
Cramer — eriebt, die in den letzten<br />
25 Jahren ihren BierausstoB auf rd.<br />
750.000 Hektoliter fast verdreiBig-<br />
fachen konnte.<br />
Aus dem umfangreichen Kalendarium<br />
der drei Geil3eln, die in fruheren Zei-<br />
ten auch Warstein immer wieder heim-<br />
gesucht haben: der Kriege und Feh-<br />
den, der Seuchen und Brande seien<br />
nur zwei Brande genannt, well sie fijr<br />
die Geschichte der Stadt von beson-<br />
derer Bedeutung waren. Am Allerheill-<br />
gentage <strong>des</strong> Jahres 1617 brannte fast<br />
die ganze Stadt ab, wobei 36 Perso-<br />
nen urns Leben kamen. Damals be-<br />
stand die kurfijrstliche Regierung dar-<br />
auf, da6 sich ein Teil der Burger nicht<br />
wieder in dem engen, inzwischen viel<br />
zu dicht besiedelten Mauerring nieder-<br />
lasse, sondern ihre neuen Hauser an<br />
den sCldostlichen AusJaufern <strong>des</strong><br />
Stadtberges, auf dem sogenannten<br />
Bruch errichte. Durch ein besonderes<br />
kurfurstliches Dekret wurden den Aus-<br />
sledlern alle Biirgerrechte in voJlem<br />
Umfange garantiert. Seitdem entwik-<br />
kelte sich diese „Vor- oder Unter-<br />
stadt" wesentlich schnellerals die alte<br />
Siedlung auf dem Stadtberge. <strong>Der</strong> an-<br />
dere Stadtbrand ereignete sich am<br />
31. Dezember 1802, als in der Altstadt<br />
92 Burgerhauser abbrannten und nur<br />
etwa ein Dutzend erhalten blieb. Da-<br />
mals bestand die — inzwischen Hes-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Schwarzwild im Wildpark Warstein<br />
sen-Darmstadtische — Regierung dar-<br />
auf, daB die neue Stadt im Tale von<br />
Waster und Range anzusiedein sei.<br />
Das 19. Jahrhundert nun brachte auf<br />
alien Gebieten <strong>des</strong> Lebens Zug um<br />
Zug eine weitgehende Aufgabe alter<br />
Formen unter gleichzeitiger Bildung<br />
neuer. Von 1803 bis 1816 kam es zu<br />
den hessen-darmstadtischen Refor-<br />
men, die sich durchaus sehen lassen<br />
konnten, und seit 1816 zu denen <strong>des</strong><br />
preu5ischen Regimes. Gleichzeitig<br />
hielt auf alien Gebieten <strong>des</strong> offent-<br />
lichen wie <strong>des</strong> privaten Lebens die<br />
moderne Techmk ihren Einzug. Doch<br />
das sind DInge, die nicht in diesen<br />
Dberblick hineingehoren, sondern sich<br />
besser fur eine chronikalische Behand-<br />
lung eignen. Doch auf zwei Dinge sei<br />
hingewiesen, well sie den Abschied<br />
von der Zeit <strong>des</strong> Mittelalters beson-<br />
ders deutHch Nlustrieren. Das eine ist<br />
die groBe Flurreform von 1899/1900,<br />
durch die in einem Zuge groBere Be-<br />
triebsparzellen geschaffen wurden,<br />
je<strong>des</strong> GrundstiJck AnschluB an einen<br />
Feldweg erhielt, so daB das unange-<br />
nehme Dberfahren fremder Acker fort-<br />
fiel und die Schafhude auf den Feldern<br />
beseitigt wurde. Erst damals erhielt<br />
die Feldflur jenes Gesicht, das bis<br />
heute im wesentlichen bestimmend<br />
geblieben Ist. Und noch eines:<br />
<strong>Der</strong> Stadtverwaltung war es ein Dorn<br />
im Auge, daB es in den 80er und 90er<br />
Jahren immer noch etwa zwei Dutzend<br />
Wohnhauser in der Stadt gab, die mit<br />
Stroh gedeckt waren. Durch ein ge-<br />
schicktes Ausspielen von Vergunsti-<br />
gungen in der Versorgung mit Holz<br />
gelang es, das gesteckte Ziel zu er-<br />
reichen, so daB es am 1. Januar 1900<br />
keine Strohdacher in der Stadt mehr<br />
gab, wie die Verwaltung es gewunscht<br />
hatte.<br />
Zum SchluB noch die Entwicklung der<br />
Bevolkerungszahl seit Bestehen der<br />
Stadt, well sich darin besser und deut-<br />
licher als in anderen Indices spiegelt,<br />
was in den 700 Jahren seit der Stadt-<br />
grijndung durch Erzbischof Siegfried<br />
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von Kbin geschehen ist. Hier die je-<br />
weiligen Einwohner in runden Zahlen:<br />
130O — 300 1900 — 3.600<br />
1600 — 700 1914 — 4.200<br />
1750 — 1.000 1935 — 5.200<br />
1800 — 1.300 1976 — 10.500<br />
1850 — 2.700<br />
Warstein hatte im vorigen Jahrhundert<br />
sein altes Stadtrecht im Zuge der<br />
kommunalen Reformen verloren und<br />
wurde seitdem nach der Landgemein-<br />
deordnung verwaltet. Nur den Titel<br />
„Stadt" durfte es — wie so manche<br />
andere ehemalige Stadt — weiter-<br />
fuhren. Noch bevor das 700. Jahr seit<br />
Grundung der Stadt erreicht war, hat<br />
Warstein im Zuge einer denkwiirdigen<br />
Reform die Rechte als Stadt wieder<br />
erhalten. Die Gemeinden <strong>des</strong> bisheri-<br />
gen Amtes Warstein, das als zusam-<br />
menfassende Verwaltungseinheit am<br />
1. Januar 1844 ins Leben getreten war,<br />
die Gemeinde Suttrop und eine kleine<br />
Parzelle der Gemeinde Drewer wur-<br />
den mit Wirkung vom 1. Januar 1975<br />
an zur neuen Stadt Warstein vereinigt,<br />
die nun fast 30.000 Seelen zahit und<br />
dem neuen GroBkreis Soest ange-<br />
schlossen wurde.<br />
Ist das Kloster Grafschaft alter als<br />
bisher angenommen?<br />
Manche Orte <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> sind<br />
stolz auf die erste Erwahnung <strong>des</strong><br />
Ortsnamens in der Griindungsurkunde<br />
<strong>des</strong> Klosters Grafschaft vom Jahre<br />
1072. Dabei macht es keinen Abbruch,<br />
daB diese Urkunde mit Sicherheit eine<br />
Falschung ist. Die Grundung <strong>des</strong> Klo-<br />
sters durch den Kolner Erzbischof Anno<br />
ist authentisch; nicht bekannt jedoch<br />
ist das Jahr, in dem diese Grundung<br />
tatsachlich erfolgte. In diesem Zusam-<br />
menhang ist sicheriich interessant, daB<br />
all diese Orte bereits sechs Jahre<br />
fruher hatten feiern konnen, denn in<br />
„Lamperti monachi Hersfeldiensis"<br />
steht unter dem Jahre 1066 zu lesen,<br />
daB das Kloster Grafschaft „in regione<br />
Westfaal" gelegen sei. Die nachsten<br />
ortlichen Jubilaumsfeiern konnen somit<br />
bereits im Jahre 2066 stattfinden ...<br />
33
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Stammte Siegfried<br />
vom Wilzenberg?<br />
Neue These: Nibelungen<br />
starben in Soest<br />
Vor rund 10 Jahren stellte Dr. Heinz<br />
Ritter in der Soester Zeitschrift (1966<br />
Heft 79) die These auf, dal5 der Zug<br />
der Nibelungen nicht von Worms aus<br />
durch den Odenwald und entlang der<br />
Donau bis Ungarn ging (wo sie in K6-<br />
nig Attilas Burg niedergemetzelt wur-<br />
den), sondern dal5 sie beginnend in<br />
Nivelles/Belgien (daher Niflungen),<br />
den Rhein uberquerend bei dem Ne-<br />
benfluB DhiJnn (friiher Duna), durch<br />
das Bergische Land an der Burg Thor-<br />
ta (Dortnnund) vorbei in Richtung Susat<br />
(heute Soest) gezogen seien und dort<br />
untergingen. Er deutet dies aus der<br />
Thidreksage, die mit dem Nibelungen-<br />
lied fast zur gleichen Zeit (im 13. Jahr-<br />
hundert) in Schweden und island<br />
schriftlich verfaBt wurde.<br />
Melias von Wilcina-Burg<br />
Nach der Thidreksage hatte der Frie-<br />
senprinz Aktilla (nicht Attila/Etzel) das<br />
Hunenreich <strong>des</strong> Konigs Melias erobert.<br />
Die ursprungliche Fassung sagt: „Me-<br />
lias Konig hatte seine Hauptstadt in<br />
Villcina-Burg" und in der altschwedi-<br />
schen Fassung hei6t es: „Melias fluch-<br />
tete an einen Ort, der Wilcina hei(3t".<br />
Kurz zusammengefal3t ergibt die neue<br />
Deutung der Thidreksage zur Zeit <strong>des</strong><br />
Niflungenzuges (vermutlich um 300 n.<br />
Chr.) das folgende geographische Bild<br />
unserer Heimat: Burg Susat (Soest) ist<br />
nach Eroberung durch Konig Aktilla<br />
die Hauptstadt <strong>des</strong> Huna-(Hunen)lan-<br />
<strong>des</strong> geworden. Dieses Hunaland grenzt<br />
im Norden und Nordosten an Fries-<br />
land, im Westen an den Rhein und das<br />
Gebiet <strong>des</strong> Markgrafen Elsung, im Su-<br />
den an das westiiche Frankenland und<br />
im Osten und Sudosten an das Wilzen-<br />
land (im Nibelungenlied „W6lsunge"<br />
genannt).<br />
Siegfried ein „Wilze"<br />
Und was hat Siegfried damit zu<br />
tun? Nun, Thidreksage und Nibelun-<br />
34<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
genlied behandein denselben ge-<br />
schichtlichen Stoff, wenn auch abwei-<br />
chend einige Ortlichkeiten anders be-<br />
zeichnet oder gedeutet werden. Sieg-<br />
fried wird vielfach hunischer Konig ge-<br />
nannt, als HiJne bezeichnet mit dem<br />
Beinamen der „Hurnerne" (auch „Hdr-<br />
nerne"). Nach dem Nibelungenlied wa-<br />
ren seine Vorfahren Wolsunger (Wil-<br />
zen).<br />
Nuchtern dargestellt ergibt sich nach<br />
Ritters Theorie folgen<strong>des</strong>: Siegfried<br />
war vom Hunaland (Hunau/Wilzen-<br />
berg) hinausgezogen nach Xanten (da-<br />
mals als Niederland bezeichnet) um<br />
nach seinen bekannten — im Laufe<br />
der Zeit ubertrieben mythologisierten<br />
— Heldentaten mit den Nibelungen auf<br />
ihrem Zug nach Soest zusammenzu-<br />
treffen und schlieBlich von Hagen hin-<br />
terhaltig ermordet zu werden.<br />
Kurz zuvor war Konig Melias von Hu-<br />
naland von dem Friesenprinzen Aktilla<br />
(und nicht dem Hunnenkdnig Attila/Et-<br />
zel) besiegt worden, Dieser, nun im<br />
Besitz <strong>des</strong> groBten Teils <strong>des</strong> Huna-<br />
lan<strong>des</strong>, lieB Soest „prachtig aus-<br />
mauern", wahrend Konig Melias zu<br />
seiner Burg am Wilzenberg gefliichtet<br />
war.<br />
Durch Funde bestatigt<br />
So ganz abwegig sind Dr. Ritters For-<br />
schungen, die ubrigens vom nordrhein-<br />
westfalischen Wissenschaftsministeri-<br />
um gefdrdert wurden, nicht. Bestatig-<br />
ten doch Funde in Schmerlecke (Kreis<br />
Lippstadt), in der Hohle „Hohler Stein"<br />
bei Warstein (wo man Uberreste eines<br />
entsprechend der Sage „eingemauer-<br />
ten" friihzeitlichen Menschen fand, der<br />
Konig Aktilla von Soest gewesen sein<br />
konnte) und in Soest selbst die Theo-<br />
rie Dr. Ritters! In KiJrze soil uber seine<br />
neuesten Forschungen ein Buch er-<br />
scheinen.<br />
Bliebe zu tun: Auf dem Wilzenberg (wo<br />
ja ebenfalls schon altere Funde ge-<br />
macht wurden), im Bereich der Hunau<br />
oder zu der damit im Zusammenhang<br />
stehenden HiJnenburg bei Meschede<br />
anfangen zu buddein! Vielleicht findet<br />
man dort — well anderswo vergeblich<br />
— den sagenumwobenen vielgesuch-<br />
ten „Nibelungenschatz"? (FD)<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Brilon als<br />
Fremdenverkehrsstadt<br />
Das Erholungsheim <strong>des</strong> Reichsbun<strong>des</strong><br />
der Kriegsbeschadigten, das voraus-<br />
sichtlich bis Ende 1977 fertiggestellt<br />
sein wird, hat zentrale Bedeutung fur<br />
das ganze Bun<strong>des</strong>gebiet. Nach der<br />
Planung wird es mit 157 Betten jahr-<br />
lich 55 000 Dbernachtungen ermdg-<br />
lichen. Seitens <strong>des</strong> Verkehrsvereins ist<br />
ein Kneippverein im Aufbau begrif-<br />
fen, der das Bestreben, Brilon den<br />
Rang eines Kneipp-Kurortes zu geben,<br />
fordern will.<br />
Mehr als 30 000 Werbeschriften hat<br />
das Stadtische Verkehrsamt im Jahre<br />
1975 auf Anforderung verschickt und<br />
soeben einen illustrierten Stadtfuhrer<br />
herausgegeben: „Brilon — wie es war<br />
und wurde", in dem das heutige Brilon<br />
als Fremdenverkehrsstadt zugleich mit<br />
seiner wechselvollen geschichtlichen<br />
Vergangenheit, seinen Baudenkmalern<br />
und seinem reichen Freizeitangebot<br />
vorgestellt wird. Seitens der Propstei-<br />
Pfarrgemeinde ist ein besonderer Fuh-<br />
rer durch die 700jahrige Propsteikirche<br />
in Vorbereitung.<br />
Sauerland von einst<br />
So konnte man den groBformatigen<br />
Bildkalender uberschreiben, den der<br />
Verlag Grobbel, Fredeburg, fCir 1976<br />
herausgegeben hat. In erstaunlich gu-<br />
ten Wiedergaben zeigt er, auf etwa<br />
DIN A 4 vergro6ert, fijr jeden Monat<br />
die Reproduktion einer alten Aufnahme<br />
bzw. Postkarte aus dem Beginn dieses<br />
Jahrhunderts. „Nostalgie"? Vielleicht<br />
hat die so genannte „Welle" <strong>des</strong> der-<br />
zeitigen kulturellen Trends die Idee<br />
dazu gegeben; doch dieser Kalender<br />
hat nichts von wehmutigem Zurijck-<br />
erinnern an sich. Er ist eine realisti-<br />
sche Konfrontierung mit einer fruhe-<br />
ren Zeit, und je<strong>des</strong> seiner Bilder ist<br />
von zeitgeschichtlichem Sammelwert.<br />
Hoffmeister-StraBe<br />
Th. Ht.<br />
Arnsberg. Auf Vorschlag von Heimat-<br />
bund-Mitglied Karl-Heinz Strothmann<br />
hat der Rat von Arnsberg eine Stra6e<br />
inderRegierungsstadtin „Hoffmeister-<br />
Stral3e" umbenannt. Franz Hoffmeister<br />
war der Grunder <strong>des</strong> Sauerlander<br />
Heimatbun<strong>des</strong>.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Friedhelm Ackermann:<br />
Das Eversberger<br />
Heimatmuseum<br />
Die sauerlandische Museumsland-<br />
schaft ist, das darf man wohl sagen,<br />
nicht besonders attraktiv. Unsere hei-<br />
mischen Museen unterscheiden sich<br />
kaum von einander: durchweg Samm-<br />
lungen, die mehr oder weniger zufallig<br />
zusammengetragen worden sind. Also<br />
Heimatmuseen, wie wir sie uberall fin-<br />
den. Die einzige, allerdings hervor-<br />
ragende Ausnahme bildet das kleine<br />
Heimatmuseum in Eversberg in seiner<br />
neuen Konzeption. Gegrijndet wurde<br />
es bereits 1934 von Dr. Lorenz Pieper<br />
und dem Eversberger Lehrer Wiese.<br />
Es ist untergebracht in dem frijheren<br />
Haus Doile, einem schonen, schiefer-<br />
verkleideten Bauernhaus aus dem Jah-<br />
re 1762. Dieses Haus ging 1939 in den<br />
Besitz derStadt Eversberg iJber.Trager<br />
<strong>des</strong> Museums ist der sehr aktive Hei-<br />
matmuseumsverein Eversberg, der<br />
nach der kommunalen Neugliederung<br />
durch die Stadt Meschede finanziell<br />
unterstijtzt wird.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Was hebt dieses Museum nun so deut-<br />
lich von alien anderen im Sauerland<br />
ab? Es besticht durch seine konse-<br />
quente Beschrankung auf zwei be-<br />
stimmte Bereiche, der bauerlichen<br />
Wirtschaft und <strong>des</strong> heimischen Hand-<br />
werks. Zwei ursprungliche Bereiche<br />
also, die das Leben in diesem Raum<br />
weitgehend beslimmten.<br />
<strong>Der</strong> Besucher <strong>des</strong> Museums hat nie<br />
den Eindruck, in einer Ausstellung zu<br />
sein. Den etwas alteren Besuchern<br />
begegnen Alltaglichkeiten, Dinge, die<br />
sie als Kinder noch in Funktion eriebt<br />
haben: da ist eine Schuhmacherwerk-<br />
statt, eine Webstube, eine Schmiede,<br />
eine Bauerndeele, eine Backstube,<br />
eine Milchkammer. Man hat auch nie-<br />
mals den Eindruck, daf5 hier jemand<br />
Regie gefiJhrt hat; alles scheint ganz<br />
naturl'ich zu einander zu passen. Und<br />
doch hat ein Fachmann behutsam seine<br />
Hande im Spiel gehabt: Dr. Siegfried<br />
Kessemeier, der GeschaftsfiJhrer <strong>des</strong><br />
westfalischen Museumsverban<strong>des</strong>.<br />
Von ihm stammt die Konzeption dieses<br />
wirklichen Heimatmuseums. In den<br />
Jahren 1970—1974 wurde sie verwirk-<br />
licht.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Bauerndeele im Heimatmuseum<br />
in Eversberg.<br />
Foto: Acl
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
finden wir die alte bauerliche Herd-<br />
stelle und den Backofen im Eingangs-<br />
bereich <strong>des</strong> Museums.<br />
Als sehr glijcklich empfindet man auch<br />
den bewuBten Verzicht auf jegliche<br />
schriftliche Eriauterung der Exponate.<br />
Besser als jede Beschreibung es tun<br />
konnte fiihrt der Museumsleiter Fritz<br />
Hengesbach seine Besucher durch die<br />
Raume, durch diese bauerliche Welt.<br />
Man gewinnt sofort den Eindruck, daI3<br />
der Museumsverein mit der Person<br />
von Fritz Hengesbach einen vorzijg-<br />
lichen Betreuer gefunden hat.<br />
<strong>Der</strong> Eversberger Museumsverein hat<br />
noch weitere Plane. Das Dachgescho(3<br />
bietet ausreichend Platz fijr eine Er-<br />
weiterung. Wenn auf dem bisherigen<br />
Wage weltergegangen wird — und da-<br />
von darf man mit Sicherheit ausgehen<br />
— sollten alle zustandigen offent-<br />
lichen Stellen wie Stadt, Kreis und<br />
Landschaftsverband dieses Vorhaben<br />
nachhaltig unterstijtzen. Dieses Muse-<br />
um hatte es wirklich verdient.<br />
Dffnungszeiten:<br />
Die., Do., Sa. 15-18Uhr; So. 11-12Uhr.<br />
Schulen und Gruppen nach Verein-<br />
barung.<br />
36<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Auch diese Schusterwerkstatt gehort zu den sehenswerten Dingen<br />
im Eversberger Heimatmuseum. (Foto: Acl
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Im Sa .pj-k !.)-.•.,.1 1-]<br />
Die deutsche<br />
WildstraBe<br />
Von Theo Hundt<br />
Unlangst hat eine Gruppe von Sauer-<br />
landern einmal eine Reise in die Eifel<br />
gemacht. Warum auch nicht? SchlieR-<br />
lich ist ja nicht nur das Sauerland sine<br />
Erholungslandschaft fijr Andere, die<br />
Sauerlander selbst gehen auch gele-<br />
gentlich auf Reisen und lernen gern<br />
einmal andere Gegenden kennen. Un-<br />
sere Sauerlander fuhren also nach<br />
Daun. Daun ist den Rheinlandern<br />
seit jeher ans Herz gewachsen wegen<br />
der in der Nachbarschaft gelegenen<br />
Eifel-Maare, wunderschoner Krater-<br />
seen, Relikte der einstigen Vulkanzeit<br />
vor millionen Jahren. Das wuRten un-<br />
sere Sauerlander auch, doch das war<br />
nicht der wesentliche Grund, warum<br />
sie hierher fuhren, Sie wollten die<br />
.Deutsche WildstraBe" erieben und<br />
hier damit den Anfang machen.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Vielleicht fragt jetzt ein Leser: was hat<br />
denn eine Fahrt in die Eifel in SAUER-<br />
LAND zu suchen? Nun, uber sie wird<br />
nicht berichtet, well as Sauerlander<br />
waren, die diese Reise unternahmen.<br />
— Es handelte sich ubrigens um Da-<br />
men und Herren, Jungere und Altere,<br />
Waidmanner und Nichtjager, und, das<br />
sei vorausgeschickt, alle waren von<br />
dieser Reise sehr angetan, um nicht zu<br />
sagen begeistert. — Dieser Bericht<br />
gehort in diese Zeitschrift, well es ein<br />
Sauerlander war und ist, der die Deut-<br />
sche WildstraBe in der Eifel geschaf-<br />
fen hat: Josef Schulte-Wrede in Rin-<br />
secke und seine Heifer. Also auch<br />
hier in der Eifel war ein Sauerlander<br />
am Werk; hier, auch das muB dazu ge-<br />
sagt werden, fand er bei den bffent-<br />
lichen Stellen, den Stadten, Kreisen,<br />
der Forstverwaltung und den Ministe-<br />
rien das fur die Verwirklichung seiner<br />
Gedanken notwendige Verstandnis<br />
und Entgegenkommen. Es ging ihm<br />
darum, eine Reihe von Wildschutzpar-<br />
ken zu gestalten, in denen in moglichst<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
naturlicher Umwelt alle jene Wildarter<br />
leben und von Besuchern beobachtet<br />
werden sollten, die einstmals in unse-<br />
rer Heimat in vollig freier Wildbahn<br />
gelebt hatten.<br />
In Daun, wo es ubrigens auch au(3er<br />
den Maaren noch viel zu sehen gibt,<br />
besuchten unsere Sauerlander die<br />
erste der drei inzwischen der Offent-<br />
lichkeit ubergebenen Aniagen der<br />
Deutschen Wildstral5e, den Hirsch-<br />
und Saupark Daun. In einem mehr als<br />
300 ha groBen Waldgelande konnen<br />
auf iJber 10 km langer Autostrecke<br />
ganze Damwild-Rudel, Sika- und Rot-<br />
wild und groBe Schwarzwild-Rotten<br />
beobachtet werden. In einem beson-<br />
deren 7 ha groBen Gehege stehen<br />
neuerdings auch Elche. An geeigneten<br />
Platzen, wo gegen das Aussteigen<br />
keine Bedenken bestehen, gibt es<br />
ubrigens Beobachtungstribiinen. Un-<br />
sere Sauerlander, auch die engagier-<br />
testen Jager unter ihnen, kamen auf<br />
ihre Kosten.<br />
37
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Jeder Heimatfreund weiB um die Pro-<br />
blematik solcher Wildgehege. Auch<br />
Josef Schulte-Wrede als passionierter<br />
Waidmann wu(3te darum und die be-<br />
faf3ten offentlichen Steilen nicht min-<br />
der. Bevor daher die Verwirklichung<br />
<strong>des</strong> groBen Planes In Angriff genom-<br />
men wurde, wurde alles fachmannisch<br />
gepruft. Nicht zuletzt wurden auch<br />
Prof. Dr. Grzimek und andere kompe-<br />
tente Leute befragt, und sie begrul3-<br />
ten das Projekt. Eugen Schumacher<br />
begann in den Jahren nach der Eroff-<br />
nung der ersten Wildparke hier mit<br />
Filmaufnahmen, die lelder durch sei-<br />
nen allzufruhen Tod unterbrochen wur-<br />
den. Schulte-Wrede selbst hatte, be-<br />
In der Barenschlucht in Gondorf<br />
38<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
vor er das groRe Projekt anging, an<br />
seinem Heimatort Rinsecke auf eige-<br />
nem Grund und Boden erste Versuche<br />
angestellt, und wer interessiert ist,<br />
kann sich dort leicht uberzeugen, was<br />
daraus inzwischen geworden ist. Doch<br />
sein groBes Gesamtprojekt vermochte<br />
er in der sauerlandischen Heimat nicht<br />
zu verwirklichen.<br />
Unsere Sauerlander blieben natijrlich<br />
nicht in Daun. Sie fuhren die Deutsche<br />
WildstraRe welter. Die herrliche Land-<br />
schaft der Elfel, ihre Burgen und scho-<br />
nen alten Stadte waren allein schon<br />
diese Raise Wert gewesen. Es ging<br />
uber Manderscheid mit seinen beiden<br />
Burgruinen und an Kloster Himmerod<br />
"•»• ?• •<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
vorbei nach Gondorf bei Bitburg. Hier<br />
lag das zweite Zlel ihrer Reise.<br />
Die Patenschaft fur den Gondorfer<br />
GroBwanderpark hat die Stadt Berlin<br />
ubernommen, denn ihr Wappentier,<br />
der Bar, ist es, der hier die erste<br />
Hauptrolle spielt. In einer gro6en Kluft,<br />
wohl einem ehemaligen Steinbruch,<br />
kann der Braunbar, ein alter Bewohner<br />
deutscher Walder, naturnah beob-<br />
achtet warden. Die schroffe Felsen-<br />
kulisse gibt ebenso einen naturnahen<br />
Rahmen fijr das Hochgebirgswild, die<br />
Gemsen und Steinbocke. Auch der<br />
Gondorfer Wildpark umfaBt ein groB-<br />
raumiges Waldgebiet, und man findet<br />
hier Muffelwild und Hirsche, Wisent<br />
und Ur. Durch das abwechslungsreiche<br />
Gelande fuhren kilometerlange Wan-<br />
derwege, und Zaune wurden nur dort<br />
angebracht, wo sie sich als unumgang-<br />
lich notwendig erwiesen.<br />
Dal3 man nach dem vielen Sehen in<br />
jedem der Wildparke auch absitzen<br />
kann, um sich zu erfrischen und etwas<br />
zu essen, bedarf eigentlich kaum der<br />
Erwahnung. Und dal3 unsere Sauer-<br />
lander das ihnen von daheim vertraute<br />
Getrank vorfinden wurden, besagt be-<br />
bereits alien der Name Bitburg. Doch<br />
auch sehr konkrete Belehrung war ih-<br />
nen geboten in einer instruktiven<br />
Wald- und Wildlehrschau, die die Deut-<br />
sche Waldjugend bei Gondorf gestal-<br />
tet hat.<br />
<strong>Der</strong> weitere Verlauf der WildstraBe<br />
fijhrt uber Bitburg und Prum nach Ge-<br />
rolstein. (Man kann auch uber Kyllburg<br />
und Schlo6 MiJrlenbach fahren, wenn<br />
man eine Vorliebe fur Nebenstral5en<br />
hat.) Von Gerolstein fiJhrt der Weg zur<br />
Kasselburg mit ihren gewaltigen zwei<br />
Rundturmen und dem dort eingerich-<br />
teten Adier- und Wolfspark. Nun ist es<br />
ein aus alien zoologischen Garten be-<br />
kanntes zweifelhaftes Vergnijgen, die<br />
gro6en Greifvogel in Kafigen bewun-<br />
dern zu durfen. Doch hier gibt es mehr:<br />
Taglich um 16.00 Uhr warden hier Ad-<br />
ier, Faike, Bussard und Milan im Flug<br />
vorgefuhrt. Auch dieser Schutzpark ist<br />
80 ha grol3 und enthalt vielerlei Getie'r.<br />
Seine zweite Hauptattraktion, ein be-<br />
achtliches Wolfsrudel, wird taglich<br />
nachmittags um 15.00 Uhr gefuttert.<br />
Die Sauerlander — die Reise hat<br />
wirklich stattgefunden — haben die<br />
Kasselburg nicht mehr besucht; sie<br />
fuhren sehr beeindruckt von ihrem Er-
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
lebnis bereits von Bitburg uber die<br />
Autobahn wieder in die Heimat zuruck.<br />
Sie hatten nur ein verlangertes Wo-<br />
chenende zur Verfugung.<br />
Die Deutsche WildstraBe ist noch nicht<br />
fertig. Es fehlen noch mehrere der ge-<br />
planten Wildschutzparks; einer davon<br />
soil speziell fur die Kinder bestimmt<br />
sein. Die Initiatoren dieses groBziJgi-<br />
gen Projekts haben namlich die Erfah-<br />
rung gemacht, da(3 Kinder sich zwar<br />
mit Interesse, doch auch mit einer ge-<br />
wissen Scheu zwischen all dem vielen<br />
groBen Wild bewegen, daB sie ihre<br />
Liebe aber vorbehaltslos erst kleine-<br />
rem Wild und Getier zuwenden. AuBer-<br />
dem wollen sie naturlich spielen und<br />
sich austoben kbnnen. Schon in Rin-<br />
secke hatte Josef Schulte-Wrede das<br />
mit Erfolg erprobt, und bei alien Wild-<br />
schutzparken der Wildstral3e hat man<br />
daher auch an die Kinder gedacht; die-<br />
ser eine aber soil als ein ganz beson-<br />
derer Wildschutzpark speziell fijr sie<br />
gestaltet werden.<br />
Die Deutsche WildstraBe ist ohne<br />
Zweifel eine Reise wert. Ihre StraBen-<br />
strecke ist 158 km lang. Das ist fur ein<br />
Auto nicht besonders viel. Aber will<br />
man alle drei Wildschutzparks besu-<br />
chen, so ist die Reise nicht in einem<br />
Tag zu schaffen, auch nicht im Zeit-<br />
alter der Autobahn. Dafur gibt es viel<br />
zu viel zu sehen. Schon der Besuch<br />
eines Schutzparkes allein erfordert<br />
Zeit und MuBe. Doch wenn man sich<br />
diese nimmt, ist jeder ein neues Erleb-<br />
nis. Die WildstraBe ist einen Kurz-<br />
urlaub wert. Und wenn auch leider auf<br />
dem Wappen der Deutschen Wild-<br />
straBe das Wort „Eifel" steht, konnen<br />
wir gleichwohl mit Recht stolz darauf<br />
sein, daB es ein Sauerlander ist, der<br />
den Gedanken und den Unterneh-<br />
mungsgeist hatte, sie ins Leben zu<br />
rufen, und daB die Zentrale <strong>des</strong> Gan-<br />
zen immer noch in Rinsecke im Sauer-<br />
Briloner Schnade<br />
Brilon. Sein groBes Volksfest, den<br />
Schnadezug, begeht Brilon am Montag,<br />
dem 28. Juni. Nach althergebrachter<br />
Zeremonie auf dem Marktplatz zieht<br />
die Schnade, zu der viele hundert Ga-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Jf^--'t4%j<br />
Ein solches Bild zu erieben, ist aller-<br />
dings auch im Wildschutzgeliege<br />
Gondorf ein besonderes Gluck.<br />
land liegt, wo die Idee geboren wurde<br />
und wo der Sohn die Arbeit <strong>des</strong> Va-<br />
ters fortfuhrt.<br />
ste erwartet werden, in Richtung Bri-<br />
lon-Wald bis zur Hohe <strong>des</strong> „Kerp-<br />
siepens", von dort in Richtung Bruch-<br />
hausen bis zur Hohe <strong>des</strong> „Honig-<br />
knappchens". Vom Fruhstijcksplatz am<br />
Habberg geht die Schnade zur Elle-<br />
ringhauser Seite, von da hinauf zum<br />
Borberg bis zum Lagerplatz am Aspe.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Anpassung <strong>des</strong><br />
Bun<strong>des</strong>baugesetzes<br />
<strong>Der</strong> Deutsche Heimatbund hat dem<br />
Deutschen Bun<strong>des</strong>tag eine Anregung<br />
zur Neufassung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>baugeset-<br />
zes zugeleitet, die fiJr die Erhaltung<br />
der kulturellen Substanz im landlichen<br />
Raum von groBer Bedeutung ist. Nicht<br />
nur in den Ortskernen der Stadte, son-<br />
dern auch in den sog. „AuBenberei-<br />
chen" gibt es erhaltungswCirdige Bau-<br />
ten, urn die sich das Gesetz kummern<br />
sollte. Auch auf dem Lande ist viel sei-<br />
nes baukulturellen Wertes oder seiner<br />
landschaftlichen Bedeutung wegen er-<br />
haltungswijrdig, was als „offentlicher<br />
Belang" min<strong>des</strong>tens gleichen Wert hat<br />
wie landwirtschaftliche Nutzung. Bei<br />
alten Bauernhofen, Spiekern, Back-<br />
hausern und ahnlichen Bauwerken ist<br />
die Erhaltung der Substanz aber oft<br />
nur durch Nutzungsanderung moglich,<br />
die das Bun<strong>des</strong>baugesetz heute viel-<br />
fach verbietet. <strong>Der</strong> Heimatbund meint<br />
— und dem ist gewlB zuzustimmen —,<br />
dafi Umbau und Nutzungsanderung<br />
gestattet werden sollten, wenn da-<br />
durch die natCirliche Eigenart der Land-<br />
schaft und das auBere Erscheinungs-<br />
bild <strong>des</strong> Gebau<strong>des</strong> nicht beeintrachtigt<br />
werden. Diese Anregung <strong>des</strong> Deut-<br />
schen Heimatbun<strong>des</strong> ist fur das Sauer-<br />
land mit seiner von altersher aufge-<br />
lockerten Siedlungsstruktur von groB-<br />
ter Bedeutung. Die Umwandlung etwa<br />
eines schonen alten Fachwerkbaues in<br />
einen Zweitwohnsitz sollte grundsatz-<br />
lich statthaft sein. So konnten manche<br />
schone alte Hofgebaude erhalten wer-<br />
den, deren bisherige Besitzer aus<br />
wirtschaftlichen Grunden ausgesiedelt<br />
werden. Wohin kommen wir sonst mit<br />
unserer ehrwijrdigen Substanz an al-<br />
ten Fachwerkhausern, da doch von 30<br />
Wohnplatzen einer heutigen GroBge-<br />
meinde hochstens % "och durch Fla-<br />
chennutzungs- und Bebauungsplane<br />
im Schutz <strong>des</strong> Gesetzes stehen, wah-<br />
rend die anderen nur im Schatten ge-<br />
setzlicher Verbote liegen.<br />
Kirche restauriert<br />
Niedermarsberg. Eine grijndliche Re-<br />
staurierung und Umgestaltung der<br />
Propsteikirche Sankt Magnus wurde<br />
unter Leitung <strong>des</strong> Architekten Reuter<br />
aus Kassel abgeschlossen.<br />
39
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Brunskappel<br />
Vor dem Ende einer<br />
lOOOjahrigen Dorfsiedlung<br />
im Sauerland<br />
Als das kleine Dorf Brunskappel im<br />
Negertal im Juli 1953 sein lOOOjahhges<br />
Bestehen mit Dankgottesdiensten,<br />
Feuerwerk und einem machtigen Och-<br />
senbraten am SpieB beging, konnte<br />
niemand auch nur den leisesten Ge-<br />
danken haben, dal5 es 25 Jahre spater<br />
in den Fluten einer Talsperre versun-<br />
ken sein konnte.<br />
NacPi Mittetilung <strong>des</strong> Ruhrtalsperren-<br />
vereins sind die Wage fur den Tal-<br />
sperrenbau geebnet, die Einleitung<br />
<strong>des</strong> vorbereitenden Planfeststellungs-<br />
verfahrens steht unmittelbar bevor.<br />
Die Baukosten der Sperre werden mit<br />
250 Millionen veranschlagt Das Stau-<br />
volumen wird ein Drittel <strong>des</strong> Mohne-<br />
sees erreichen. Kristallisationspunkt<br />
<strong>des</strong> neuen Dorfes soil die alte Kirche<br />
sein, die in ahnlicher Form wieder auf-<br />
gebaut wird.<br />
Das GruBwort der Dichterin Josefa<br />
Berens im Festbuch 1953 hat heute<br />
eine tragische Bedeutung eriangt:<br />
„Deiner Vater Haus / Deiner Erde<br />
Brot,/Erhalt'sdirGottl".<br />
Das etwa 400 Einwohner zahlende<br />
Brunskappel, Heimatboden uralter Fa-<br />
milientradition, das nun den unerbitt-<br />
lichen Anspruchen <strong>des</strong> Industriezeit-<br />
alters geopfert wird, hat eine lOOOjah-<br />
rige Geschichte. Die Anfange dieser<br />
Dorfsiedlung fuhren zuriick bis in die<br />
germanisch-romische Zeit. Das 1000-<br />
jahrige Fest im Jahre 1953 grundete<br />
sich auf die Tatsache, daB Erzbischof<br />
Bruno von Koln (953-965) die Kirche<br />
in Brunskappel bagrCindete. Sie wurde<br />
zu einem Mittelpunkt <strong>des</strong> kirchlichen<br />
Lebens, Mutterkirche mehrerer Toch-<br />
tergemeinden und min<strong>des</strong>tens seit<br />
dem 13. Jahrhundert schon Pfarrei. In<br />
dieser Kirche wurde am 20.5.1680<br />
Johann Heinrich Montanus, der „heili-<br />
ge Pfarrer" von Bodefeli;! getauft. Im<br />
Jahre 1536 zahlte das Dorf in 13 Wohn-<br />
statten 80 Einwohner, deren Zahl bis<br />
1819 auf 219 anstieg. Im Jahre 1901<br />
lebten hier in 46 Hausern 277 Einwoh-<br />
ner. Brunskappel hat den Charakter<br />
eines agraren Arbeiter- und Bauern-<br />
dorfes mit 577 ha Feldflur nie verleug-<br />
40<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Muhlrad<br />
Miihlrad, blif mol stille stohn,<br />
Meyne Gedanken sind met dey gohn.<br />
Gengen met dey wual Johr un Dag,<br />
Met dey genk meyn Hiatensflag.<br />
Muhlrad, ik sin male woren,<br />
Le(3te Raousen blogget im Goren,<br />
Stiarwelaier singet de Fink,<br />
Singet van me tebruakenen Rink.<br />
Muhlrad, blif doch ainmohl stohn,<br />
Well dey ganz wuat Schoines verrohn:<br />
Ainmol kijmmet de Ief3te Nacht;<br />
Muhlrad, dann wet Fierowend macht.<br />
net, obgleich vor 400 Jahren die Eisen-<br />
hutten und spater noch die Meilerei<br />
begehrte Moglichkeiten <strong>des</strong> sonst so<br />
knappen Broterwerbs boten.<br />
Das stille Dorf eriebte auch das Grau-<br />
en <strong>des</strong> DreiBlgjahrigen Krieges. Ein<br />
Teil der 26 Hofe wurde wijst. Nach<br />
alter Oberlieferung soil einer der weni-<br />
gen Oberlebenden an der Kirchentur<br />
eine Pflugschar befestigt und mit<br />
wuchtigen Hammerschlagen 1648 den<br />
Frieden eingelautet haben. Fliichtige<br />
Bewohner seien daraufhin heimge-<br />
kehrt. Im Wappen <strong>des</strong> Dorfes finden<br />
wir <strong>des</strong>halb eine Pflugschar als<br />
Symbol.<br />
<strong>Der</strong> Name <strong>des</strong> Dorfes wurde im 19.<br />
Jahrhundert weithin bekannt, als der<br />
Briloner Geschichtsforscher J.S. Sei-<br />
bertz im Jahre 1817 das Gut Wilden-<br />
berg erwarb, wo er nach seinen eige-<br />
nen Worten in der stillen romantischen<br />
Bergwildnis <strong>des</strong> Negertals seinen hi-<br />
storischen Forschungen und schrift-<br />
stellerischen Arbeiten nachging und<br />
namhafte Personlichkeiten aus alien<br />
Teilen Deutschlands empfing. Zeugen<br />
einer uralten Dorfgeschichte sind die<br />
vielhundertjahrigen Eichen, die dem<br />
Ungemach vieler Jahrhunderte getrotlt<br />
haben. Nun, wenn dem Dorfe das<br />
Schicksai <strong>des</strong> Untergangs bereitet<br />
wird, werden sie, bis auf ganz wenlge,<br />
mit ihm das Finale teilen. Jene weni-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Christine Koch<br />
gen knorrigen Eichen aber sollen<br />
durch die Kunst von Spezialisten in<br />
das neue Dorf Brunskappel umgesetzt<br />
werden und als Zeugen einer tausend-<br />
Jahrigen Dorfgeschichte weiterleben!<br />
Theodor Tochtrop<br />
Kunsteisbobbahn<br />
Winterberg.FurdieanderWinterberger<br />
„Kappe" geplante Kunsteisbobbahn<br />
hat Architekt Deyle, Stuttgart, Modell<br />
und Planung vorgestellt. Seine Plane<br />
stellte Dreyle als fur Winterberg ma(5-<br />
geschneidert vor. Die LinienfiJhrung<br />
nach dem Start sei etwas vollig Neues;<br />
ebenso neu sei die Konzeption, die<br />
1200 m lange Bahn nicht nur fur Hoch-<br />
leistungssport, sondern auch fur nicht-<br />
geiJbte Freunde <strong>des</strong> Rodelsports nutz-<br />
bar zu machen.<br />
Fast 2,5 Millionen<br />
Ubernachtungen<br />
Meschede. Fast 2,5 Millionen Uber-<br />
nachtungen zahlte das Amt fur Frem-<br />
denverkehr im Sommerhalbjahr 1975<br />
in den Fremdenverkehrsgebieten <strong>des</strong><br />
Hochsauerlan<strong>des</strong>. In den 12 Stadten<br />
und Gemeinden <strong>des</strong> Hochsauerland-<br />
kreises war die Bettenkapazitat zu<br />
48,6% ausgenutzt. Am meisten fre-<br />
quentiert waren Schmallenberg, Bri-<br />
lon und Winterberg.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Gewcisserausbau<br />
im Zeitalter <strong>des</strong><br />
Umwelt-<br />
bewuBtseins<br />
Solange bei uns Ausbau von Wasser-<br />
laufen betrieben wird, gab es Arger<br />
iiber die Beseitigung der Ufergehoize<br />
und die Unterlassung jeglicher Neu-<br />
pflanzungen. Dber viele Jalire wurden<br />
die Forderungen nach Uferbepfian-<br />
zungen — mit wenigen rulimiichen<br />
Ausnahmen — konsequent mit den<br />
gleichen Argumenten von den Wasser-<br />
bau-ingenieuren abgelehnt und die<br />
Grijnde fur Anpflanzungen nicht aner-<br />
kannt. Nur mechanische Befestigun-<br />
gen, Steinschuttungen und -packungen<br />
zahlten, und nicht mehr die naturlichen<br />
Befestigungsmittel wie Baum und<br />
Straucli, wenn auch darijber die<br />
ScPionheit der Tallandschiaften auf der<br />
Strecke blieb.<br />
Aus vielen Enttauschungen entstand<br />
das Bedurfnis, den Wert von Uferge-<br />
liolzen in bezug auf die Unterhaltung<br />
<strong>des</strong> Gewassers nach neuen wissen-<br />
schaftlichen Methoden untersuchen zu<br />
lassen, um in der Diskussion mit den<br />
wasserwirtschaftlichen Dienststellen<br />
aktuelle Erkenntnisse gegen die<br />
alten Vorurteile zu setzen. Eine ent-<br />
sprechende Initiative <strong>des</strong> Amtes fur<br />
Lan<strong>des</strong>pflege <strong>des</strong> Landschaftsverban-<br />
<strong>des</strong> <strong>Westfalen</strong>-Lippe wurde von den<br />
beteiligten Behorden und Dienststel-<br />
len aufgegriffen und hatte als Ergebnis<br />
einen Forschungsauftrag der Lan<strong>des</strong>-<br />
regierung NRW, (Ministerium fur Er-<br />
nahrung, Landwirtschaft und Forsten),<br />
an die Bun<strong>des</strong>anstalt fiJr Vegetations-<br />
kunde, Naturschutz und Landschafts-<br />
pflege in Bonn-Bad Go<strong>des</strong>berg. Die<br />
Durchfuhrung lag in den Handen von<br />
Dr.Wilhelm Lohmeyerund Dr. Albrecht<br />
Krause. In der „Schriftenreihe fur<br />
Vegetationskunde" Heft 9 ist nunmehr<br />
das Ergebnis der zweijahrigen Unter-<br />
suchungen unter dem Titel ..Dber die<br />
Auswirkungen <strong>des</strong> Geholzbewuchses<br />
an kleinen Wasserlaufen <strong>des</strong> Munster-<br />
lan<strong>des</strong> auf die Vegetation im Wasser<br />
und an den Boschungen im Hinblick<br />
auf die Unterhaltung der Gewasser"<br />
erschienen.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Geholzfrei ausgebauter Bach mit typischer Verunkrautung der Boschungen<br />
(Druck und Verlag: Landwirtschafts-<br />
verlag GmbH, 4403 Hiltrup, Preis:<br />
15,—DM).<br />
Als Untersuchungsgebiet wahlten die<br />
Verfasser ein 4 000 qkm grolies Ge-<br />
biet <strong>des</strong> westfalischen Flachlan<strong>des</strong><br />
aus, das nach Relief, Geologie und<br />
Boden die Voraussetzungen fur ver-<br />
gleichbare Untersuchungsergebnisse<br />
hat. Die klassifizierten Wasserlaufe 2.<br />
und 3. Ordnung in diesem Gebiet<br />
haben eine Gesamtlange von fast<br />
10 000 km. Daran sind die Wasser-<br />
laufe 3. Ordnung mit rd. 90% beteiligt.<br />
Untersucht wurden 200 typische FlieB-<br />
gewasserabschnitte von jeweils 20—<br />
250 m Lange.<br />
Die Darstellung der bisherigen Aus-<br />
baumethoden zeigt das in 90% der<br />
Falle ijbliche Normalprofil mit Boschun-<br />
gen 1 : 1,5, <strong>des</strong>sen Sicherung durch<br />
Reisigfaschinen an den Boschungs-<br />
fuBen, durch Flechtmaterial aus Bon-<br />
gossiholz Oder Steinschuttungen er-<br />
folgte. Oberhalb der Mittelwasserlinie<br />
war die Regel Rasenansaat oder Roll-<br />
rasenandeckung. Nach den geltenden<br />
Vorstellungen war damit das Notwen-<br />
dige fiJr die Sicherung der Boschungen<br />
und die Versorgung <strong>des</strong> Wasserlaufes<br />
getan; Uferbepflanzung war im allge-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
meinen unter Hinweis auf Erschwer-<br />
nisse bei der Raumung und bei der<br />
allgemeinen Unterhaltung <strong>des</strong> Gewas-<br />
sers abgelehnt.<br />
Die Verfasser gehen mit ihren Unter-<br />
suchungen auf die Folgen dieses Aus-<br />
baues ein und stellen sie in einer<br />
Reihe von Lichtbildern dar, wobei im<br />
Untersuchungsgebiet die Hohlkehlen-<br />
bildungen an den BoschungsfiJBen in-<br />
folge mangelnder Stabilisierung der<br />
Sande und Fliel3sande typisch sind.<br />
Abgesehen von der mangelhaften<br />
naturlichen Verfestigung der Ufer-<br />
boschungen fijhrt das ijbliche Normen-<br />
profil zu einer Beseitigung der vor-<br />
handenen Gehoize und die Bevorzu-<br />
gung technischer Mittel zur allgemein<br />
okologischen Verarmung der Gewas-<br />
sersaume und der Landschaft.<br />
Es kommen jedoch schwerwiegende<br />
wirtschaftliche Nachteile hin-<br />
zu, die mit Zahlen nachweisbar sind.<br />
Hierzu gehort der erhohte Pflegeauf-<br />
wand durch das notwendige Mahen<br />
der angesaten Boschungsflachen. Bei<br />
einer angenommenen durchschnitt-<br />
lichen Gesamtbreite der Boschungen<br />
von 6 m ergibt sich im Untersuchungs-<br />
gebiet eine Flache von ca. 6 000 ha zu<br />
mahender Boschungen.<br />
41
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
_^l^^<br />
-^•l.i"^^ '^l'--^^'<br />
';#:j:f,;'56.^|* -<br />
Geholzfrei verbautes Bachufer, ausgespult und von Bisamratten zerstort.<br />
Eben dieses kostenaufwendige Mahen<br />
hat nachhaltige Folgewirkungen. Da<br />
das Mahgut haufig liegen bleibt und<br />
verrottet, kommt es, oft in Verbin-<br />
dung mit dem Grabenaushub, zu einer<br />
Kompostierung in den oberen 86-<br />
schungsbereichen, die sine Ansiedlung<br />
von nitrophilen GroBstauden zur Folge<br />
hat. Sie verdrangen die angestrebte<br />
Grasdecke und fuhren zu einer auBer-<br />
ordentlich schwer zu unterhaltenden<br />
Staudenwildnis. In zahlreichen Bildern<br />
und Pflanzenlabellen wird diese<br />
zwangslaufige natijriiche Entwicklung<br />
zu einer GroBstaudenflora aufgezeigt,<br />
die durch die Verengung <strong>des</strong> Profils<br />
nicht nur den angestrebten Querschnitt<br />
infrage stellt, sondern auch verhindert,<br />
da(3 sich die ufersichernden Gehoize,<br />
insbesondere die Roterle, ansiedeln.<br />
Bodenanrisse und UferabbriJche fol-<br />
gen der mangelhaften Stabilisierung<br />
der Boschungen.<br />
Mit zahlreichen Schwarzwei(5- und<br />
Farbfotos sowie Vegetationsaufnah-<br />
men geht die Arbeit auf eine weitere<br />
schwerwiegende Begleiterscheinung<br />
der Uferverkahlung ein,— die V e r -<br />
krautung <strong>des</strong> Gewassers selbst<br />
als Folge der vollen Belichtung. Ohne<br />
schattengebende Ufergehoize bildet<br />
sich unter Sonnenlicht eine uppige<br />
Wasservegetation. Die angestrebte<br />
hydraulische Wirkung <strong>des</strong> Normen-<br />
profils wird nur fijr kurze Zeit erreicht,<br />
42<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
um dann durch die starke Verkrautung<br />
<strong>des</strong> Gewassers und durch das nach-<br />
folgende Aufhohen der Sohle infolge<br />
Ausfilterung der Schwebestoffe in eine<br />
entgegengesetzte negative Entwick-<br />
lung umzuschlagen. Vollraumungen<br />
<strong>des</strong> Bachbetts sind dann meist unver-<br />
meidlich, und der Einsatz von Pflanzen-<br />
giften im Gewasser zur Bekampfung<br />
der Verkrautung schlieBt den verhang-<br />
nisvollen Kreis einer Fehlentwicklung.<br />
Fur die Unterhaltung der Wasserlaufe<br />
ist aber eine weitere Nebenwirkung<br />
der Uferverkahlung und hachfolgenden<br />
Verschilfung alarmierend, da die Was-<br />
serpflanzen die Nahrungsgrundlage<br />
fur die Bisamratte darstellen.<br />
Wahrend der Gelandeaufnahmen im<br />
Untersuchungsgebiet konnten die Ver-<br />
fasser interessante Beobachtungen<br />
zur Verhaltensweise und uber die<br />
Schadwirkungen der Bisamratte ma-<br />
chen. Diese Uferzerstorer treten immer<br />
dort auf, wo geholzfreie Uferbereiche<br />
vorhanden sind. Die schattenlosen<br />
Wasserlaufe enthalten einen uppigen<br />
Wuchs von Nahrpflanzen fur die Bi-<br />
samratte, z.B. Igelkolben, die Knollen<br />
<strong>des</strong> Pfeilkrautes u.a., der sie unabhan-<br />
gig machtvon den landwirtschaftlichen<br />
Nutzflachen. Die unterirdischen Baue<br />
dieser Ratten fuhren zu einem Verfall<br />
der Ufer und zu nachhaltigen Zersto-<br />
rungen. Nach den Beobachtungen der<br />
Verfasser werden von Geholzen<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
durchwurzelte Uferbereiche von Bi-<br />
samratten offensichtlich gemieden und<br />
geholzfreie Uferabschnitte bevorzugt.<br />
Bestechend an der Untersuchung ist<br />
die Fijlle der Vegetationsaufnahmen<br />
sowie der Farb- und SchwarzwelB-<br />
Fotos, die den wissenschaftlichen Stoff<br />
auch fur den Laien verstandlich ma-<br />
chen und dem Techniker das Problem<br />
und die Folgen verkehrter Gewasser-<br />
behandlungen eindringlich vor Augen<br />
fuhren.<br />
Im Untersuchungsraum standen relativ<br />
wenige Uferabschnitte mit intaktem<br />
Bewuchs zu vergleichenden phyto-<br />
soziologischen Untersuchungen zur<br />
Verfijgung. Von Waldbachen ist be-<br />
kannt, da(3 die Gewasser hier frei von<br />
Schilf und anderen Wasserpflanzen<br />
sind und nur in seltenen Fallen Ufer-<br />
zerstorungen aufweisen. Es war im<br />
Untersuchungsgebiet moglich, anhand<br />
von alteren und jiJngeren Uferpflan-<br />
zungen nachzuweisen, in welch her-<br />
vorragender Weise sich Geholzwur-<br />
zeln unter und uber dem Wasserspie-<br />
gel und die Beschattung <strong>des</strong> Gewas-<br />
sers fur seine Unterhaltung auswir-<br />
ken. Von 300 km kartierter Strecken<br />
waren 54 km = 18% noch mit natur-<br />
nahen Geholzen besetzt, wahrend<br />
246 km = 82% frei von jeglichem<br />
Bewuchs und im Sinne technischer<br />
Vorstellungen „ausgebaut" worden<br />
waren.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
AbschlieOend werden die verschiede-<br />
nen Baumarten auf ihre Eignung als<br />
lebender Baustoff fur die Gewasser-<br />
sicherung untersucht. Unter den Bo-<br />
denverhaltnissen im Untersuchungs-<br />
gebiet stellt sich die Roterle als beson-<br />
ders geeignete Baumart dar, die in-<br />
stabile Sande durch eine kraftige Wur-<br />
zelentwicklung auch unterhalb der<br />
Wasserlinie sichern kann. Andere<br />
Baumarten beschranken ihre Wurzel-<br />
bildung vorwiegend auf die Wasser-<br />
standsdauerlinie und fijhren in diesem<br />
Bereich der starksten Beanspruchung<br />
<strong>des</strong> Ufers zu einer nachhaltigen Siche-<br />
rung. Auch diese AusfiJhrungen wer-<br />
den durch anschauliche Fotos belegt.<br />
Neben der statischen Festigung der<br />
Ufer beschatten aber Gehoize das Ge-<br />
wasser und verhindern die negativen<br />
Begleiterscheinungen der Verkrau-<br />
tung. Sie fordern zudem den Sauer-<br />
stoffgehalt infolge geringerer Erwar-<br />
mung <strong>des</strong> Gewassers und damit die<br />
Selbstreinigungskraft <strong>des</strong> Wassers.<br />
Mit dem Bewuchs und zunehmender<br />
Beschattung der Uferboschungen wird<br />
das Mahen auf ein Minimum einge-<br />
schrankt, urn in spateren Jahren vollig<br />
zu unterbleiben.<br />
In einer Zusammenfassung sind dann<br />
die wesentlichsten hier angefiJhrten<br />
Starke Uferschaden durch Bisamratten<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Naturnaher Ufergeholzbewuchs von Roterlen. Die Wurzein halten das Erdreich<br />
fast und werden von Bisamratten gemieden.<br />
Punkte noch komprimiert dargestellt.<br />
Literaturnachweis und Tabellen ergan-<br />
zen die Untersuchungen.<br />
Man wurde dieser wissenschaftlichen<br />
Arbeit und besonders ihren Verfassern<br />
keinen Gefallen tun mit einer allgemei-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
nen Ubertragung der Erkenntnisse aus<br />
dem Munster auf die Gewasser im<br />
Hijgelland oder Mittelgebirge. Die<br />
Grunderkenntnisse der Arbeit sind<br />
zweifellos auch hier giJltig, doch mijfi-<br />
ten sie in Zusammenhang mit dan<br />
Eigenarten anderer Boden oder hdhe-<br />
rer FlieBgeschwindigkeiten wissen-<br />
schaftlich uberprijft werden. Zwingend<br />
zu wijnschen ist daher, daB fur diese<br />
Landschaften gleich qualifizierte Un-<br />
tersuchungen erfolgen, um den Ufer-<br />
bepflanzungen beim Gewasserausbau<br />
generell den Stellenwert zu geben, der<br />
ihnen zukommt. Danach konnen sie<br />
nicht nachfolgende Dekoration, son-<br />
dern mijssen sinnvolle Bestandteile<br />
der Ufersicherung und Gewasserpfle-<br />
ge sein. Dies ware im ijbrigen nur im<br />
Sinne <strong>des</strong> „Erlasses zum Ausbau der<br />
Gewasser vom 2.4.1973" gehandelt.<br />
Zu wunschen ist weiterhin, daI5 die<br />
besprochene Arbeit ijber die Gewas-<br />
ser im Mijnsterland wegen ihrer grund-<br />
satzlichen Bedeutung bereits bei alien<br />
Dienststellen, Verwaltungen, Land-<br />
schaftsbehorden und Interessierten<br />
Verbreitung findet, bis fiir die ubrigen<br />
Gebiete entsprechende Untersuchun-<br />
gen vorliegen. Dies konnte der Zu-<br />
sammenarbeit bei Genehmigungsver-<br />
fahren nur dienlich sein.<br />
Herbert Prott<br />
43
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Wichtig:<br />
Was ist ein<br />
Kurort, was<br />
ein Erholungsort?<br />
Das Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> hat mit<br />
Wirkung vom 18. 1. 1975 ein Kurortge-<br />
setz (KOG) eriassen. Danach konnen<br />
einzelnen odermehreren Orten in einer<br />
Stadt/Gemeinde die folgenden Artbe-<br />
zeichnungen verliehen warden: Heil-<br />
bad, Kneipp-Heilbad, Kneipp-Kurort,<br />
Heilklimatischer Kurort Oder Luftkur-<br />
ort. Die Bezeichnung „Heilklimatischer<br />
Kurort" kann Badern auch zusatzlich<br />
verliehen werden. Luftkurorte konnen<br />
eine Zusatz-Artbezeichnung „mit Kur-<br />
mittelgebiet" erhalten.<br />
FiJr die Verleihung dieser Artbezeich-<br />
nung ist der Minister fur Arbeit, Ge-<br />
sundheit und Soziales zustandig. Er<br />
kann auch im Unterschied zu diesen<br />
Kurorten im Einvernehmen mit dem<br />
Minister fur Wirtschaft, Mittelstand<br />
und Verkehr und dem fijr die Lan<strong>des</strong>-<br />
planung zustandigen Minister die<br />
staatliche Anerkennung von Gemein-<br />
deteilen als „Erholungsort" oder „Er-<br />
holungsort mit Kurmittelgebiet" durch<br />
Rechtsverordnung regeln. Diese<br />
Rechtsverordnung ist am 30.3.1976<br />
eriassen worden.<br />
Fur die Anerkennung eines Kurorts<br />
ist der sogenannte Kurortcharakter<br />
maBgebend. Darunter werden ent-<br />
sprechende Kureinrichtungen ver-<br />
standen: Kurpark (bei Luftkurorten<br />
min<strong>des</strong>tens kurparkahnliche Aniagen);<br />
Kurmittelhaus (bei Badern, Kneipp-<br />
und Heilklimatischen Kurorten) bzw.<br />
„Haus <strong>des</strong> Gastes" (bei Luftkurorten)<br />
jeweils mit Unterhaltungs-, Spiel-,<br />
Bastel-, Hobby- und Leseraum, sowie<br />
Bibliothek; sportliche Einrichtungen<br />
wie Tennis- und Bocciaplatz, Trimm-<br />
pfad, Krveipp-Tretbecken, privates<br />
Oder offentliches Hallenschwimmbad<br />
oder min<strong>des</strong>tens ein (beheiztes) Frei-<br />
schwimmbad; Verkehrsamt in Verbin-<br />
dung mit Zimmervermittlung, Aus-<br />
kunfts- und Informationsstelle; offent-<br />
licheToilettenanlagen; Veranstaltungs-<br />
Programme fur die Gaste; bei Kneipp-<br />
kurorten groBere Beherbergungsunter-<br />
nehmen mit einer Kapazitat von zusam-<br />
men min<strong>des</strong>tens 100 Betten; ab Luft-<br />
kurort nach Lange (km) und maximaler<br />
44<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Steigung gekennzeichnete Kur-<br />
Terrain-Wege — sie sollen moglichst<br />
in unmittelbarem AnschluB an den<br />
Kurpark ausreichend mit Banken und<br />
Schutzhutten versehen und in gutem<br />
Zustand sein — sowie Natur- und<br />
Waldlehrpfade, was zusammen iiber-<br />
sichtlich in einer Wanderkarte darge-<br />
stellt sein mul3. Zum Kurortcharakter<br />
gehort insbesondere auch eine aufge-<br />
lockerte gut eingegrunte offene Be-<br />
bauung. Geschlossene Bauweise<br />
kommt fur eine Anerkennung in der<br />
Regel nicht in Betracht.<br />
Alles das muB moglichst zusammen-<br />
hangend als Kurgebiet parzellenscharf<br />
abgegrenzt und in den gemeindlichen<br />
Bauleitplanen (Flachennutzungsplan,<br />
Landschaftsplan, Bebauungsplane) so-<br />
wie in den regionalen Entwicklungs-<br />
planen und Entwicklungsprogrammen<br />
ausgewiesen werden. Stark befahr-<br />
bare StraBen — insbesondere solche<br />
mit LKW-Verkehr — und Industrie-<br />
und Gewerbegebiete sollen mit aus-<br />
reichendem Abstand (vgl. Abstands-<br />
eriaB vom 25. 7. 1974!) vom Kurgebiet<br />
entfernt liegen. AuBerdem werden ein-<br />
wandfreie Trinkwasserversorgung, Ab-<br />
wasserbeseitigung und vollbiologische<br />
Kiaranlage, staubfreie regelmaBige<br />
Miillabfuhr, ausreichende MaBnahmen<br />
gegen Lufh^erunreinigung (Aerosol-<br />
Messungen und Klima-Beobachtung<br />
LJber mehrere Jahre — kleine Klima-<br />
analyse fiJr Luftkurorte, groBe Klima-<br />
analyse ab Heilklimatischer Kurort—)<br />
verlangt. Weitere Voraussetzung ist<br />
bei Luftkurorten die Ortsansassigkeit<br />
von min<strong>des</strong>tens einem Arzt, bei Heil-<br />
badern von min<strong>des</strong>tens 3 Kur- und<br />
Badearzten mit vorhandenen erprob-<br />
ten und wissenschaftlich gepruften<br />
sogenannten Hauptheilanzeigen und<br />
Gegenanzelgen.<br />
<strong>Der</strong> Deutsche Baderverein e.V. und<br />
der Deutsche Fremdenverkehrsver-<br />
band e.V. haben in der Vergangenheit<br />
„Begriffsbestimmungen fur Kurorte,<br />
Erholungsorte und Heilbrunnen" (letz-<br />
te Ausgabe vom 5. Februar 1972) her-<br />
ausgegeben. In freiwilliger Selbstkon-<br />
trolle wurden bislang die dort aufge-<br />
stellten Kriterien fur die Anerkennung<br />
der Bader, Kurorte, Luftkurorte und<br />
seit vier Jahren auch der Erholungsorte<br />
beachtet und uberwacht. Nach bis-<br />
herigem nordrheinwestfalischen Recht<br />
war nur die staatliche Anerkennung<br />
von Heilbadern und anderen Kurorten<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Warum<br />
ein Maullcorb?<br />
Schapers Willem war — we alle Scha-<br />
fer — kein groBer Schwatzer. Man<br />
sagte ja, Schafer und Kohler sprachen<br />
nicht viel, anders wars mit den Fuhr-<br />
leuten. — Schapers Willem sagte also<br />
wenig, dann aber oft Treffen<strong>des</strong>, man<br />
meinte sogar, er sei eigentlich Filosof"<br />
— jedenfalls denke er oft nach uber<br />
hohe Sachen, und nicht alles sagte<br />
er. ..<br />
Kam da eines Tages ein junger neuer<br />
Lehrer ins Dorf, der ging ijber Land<br />
und suchte den Schafer bei seiner<br />
Schafherde auf, versuchte auch bald,<br />
ein Gesprach mit ihm anzuknupfen.<br />
Auf den Guten-Tag-GruB tippte unser<br />
Schafer nur leicht mit dem Zeigefinger<br />
an den Rand seines groBen Hutes.<br />
Auf die Frage, wie denn das Wetterr<br />
wurde, weist Willem mit einem leichten<br />
Kopf-Wiegen zum blauen Himmel.<br />
Einen weiteren Versuch machend, ver-<br />
suchts der Junge Lehrer mit Platt-<br />
deutsch: wohin er denn nun ziehen<br />
wurde, wenn hier abgegrast sei?<br />
Unser Schafer zeigt mit einem ausge-<br />
streckten Bein in irgendeine Richtung.<br />
Als der Schaferhund kam, fragte der<br />
Frager, warum denn so ein Schafer-<br />
hund einen Maulkorb trage, das hatte<br />
er noch nie gesehen . . . ?<br />
Da wendet sich Schafer Willem mit<br />
einem leisen Gahnen seitwarts und<br />
gibt die inhalts-schwere Antwort:<br />
„Dai schwamelere mey teviell!"<br />
— zuletzt vereinzelt auch Luftkurorten<br />
— ubiich. Im neu abgegrenzten sauer-<br />
landischen Teil <strong>des</strong> Regierungsbezir-<br />
kes Arnsberg gibt es seit langerer Zeit<br />
die Bader Waldliesborn (Stadt Lipp-<br />
stadt), Westernkotten (Gemeinde Er-<br />
witte), Sassendorf (nurGemeindekern)<br />
und die Kneippkurorte Fredeburg<br />
(Stadt Schmallenberg), Olsberg (nur<br />
alter Stadtteil) sowie den Heilklima-<br />
tischen Kurort Winterberg (nur Stadt-<br />
kern). Die staatliche Anerkennung auf-<br />
grund <strong>des</strong> KOG ist inzwischen erfolgt.<br />
Sie war im Grunde unproblematisch,<br />
wenngleich den Gemeinden hinsicht-<br />
lich der Verbesserung der Infrastruk-<br />
tur zum Teil hohe Auflagen und damit<br />
hohe finanzielle Belastungen auferlegt<br />
wurden. Belecke darf sich nicht mehr<br />
als Bad, sondern in Verbindung mit der
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
bekannten „Kaiser-Heinrich-Ouelle"<br />
nurals „Heilbrunnen" bezeichnen.<br />
Die Abgrenzung der Anerkennungs-<br />
kriterien zwischen den Badern, Kneipp-<br />
kurorten und Heilklimatischen Kur-<br />
orten soil im Rahmen dieser Ausfiih-<br />
rungen im einzelnen nicht untersucht<br />
werden, weil hier in erster Linie der<br />
heilung-suchende Mensch als (Kur-)<br />
Gast auftritt und damit von Seiten <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> ein gesundheitspolitisches In-<br />
teresse besteht. Treten diese beiden<br />
Komponenten schon bei ©inem Kneipp-<br />
kurort und Heilklimatischen Kurort<br />
mehr zurijck, so stehen nach bisheri-<br />
ger Auffassung bei einem Luftkurort<br />
eindeutig Freizeit, Uriaub und Ferien-<br />
erholung im Gegensatz zu der arztlich<br />
verordneten und uberwachten Kur im<br />
Vordergrund. Die Dbergange zwischen<br />
der Frequentierung von Kurgasten und<br />
Feriengasten in einem Ort sind zuwei-<br />
len flieBend und bieten damit kein zu-<br />
verlassiges Abgrenzungsmerkmal.<br />
Problem: Luftkurort<br />
Das Schwergewicht bei der bisherigen<br />
Anerkennung als Luftkurort durch die<br />
Verbande lag in der Reinhaltung der<br />
Umweltfaktoren Luft und Wasser, was<br />
Liber einen langeren Zeitraum durch<br />
das Wetteramt bzw. das Gesundheits-<br />
amt gepriJft und festgestellt sein mul3-<br />
te. So war es bisher schon fur einen<br />
Ort nicht so ohne weiteres moglich,<br />
Luftkurort zu werden. Jedoch wurden<br />
hinsichtlich der vorhandenen Einrich-<br />
tungen (Kurpark, Haus <strong>des</strong> Gastes,<br />
Arzt usw.) mindere Anforderungen ge-<br />
stellt. Erste Anerkennungen als Luft-<br />
kurort wurden schon vor dem 2. Welt-<br />
krieg ausgesprochen. In einigen Fallen<br />
hat sich die Struktur dieser alten Luft-<br />
kurorte infolge starkerer Industrialisie-<br />
rung in den Nachkriegsjahren gewan-<br />
delt. Andere Orte verfiigen noch nicht<br />
Ober moderne Fremdenverkehrsein-<br />
richtungen, auf die nun mal bei den<br />
gestiegenen Anforderungen der Gaste<br />
nicht mehr verzichtet werden sollte.<br />
Wieder andere Gemeinden benutzten<br />
den Begriff „Luftkurort" ungereoht-<br />
fertigt fur Werbezwecke, ohne die<br />
erforderlichen uber mehrere Jahre<br />
dauernden und mit beachtlichen Ko-<br />
sten verbundenen Klimabeobachtun-<br />
gen durchgefuhrt zu haben sowie be-<br />
stimmte Min<strong>des</strong>tvoraussetzungen (ein-<br />
wandfreie Trinkwasserversorgung,<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Ausgerechnet<br />
Schiitzenfest<br />
Nach Arnsberg wurde 1829 ein Ober-<br />
lan<strong>des</strong>gerichtsreferendar versetzt, der<br />
zuvor „der Wahrheit gema(3" bekann-<br />
te: mu(3 bestreiten, daB ich dem<br />
Trunke ergeben bin ... und (dann)<br />
scandaleuse Auftritte veranlasse. Ge-<br />
wil3 ... ich (kann) viel geistige Getran-<br />
ke vertragen . . . zwey Flaschen Wein<br />
und drei vier Brandtwein, ohne davon<br />
berauscht zu werden. Nur ein einziges<br />
Mal bin ich, nach Brandtwein, an die<br />
Erde gefallen."<br />
<strong>Der</strong> gute Referendar hatte mit seiner<br />
Versetzung grolbes Pech, denn schon<br />
bald war in Arnsberg ausgerechnet<br />
Schutzenfest. Was Wunder, er geriet<br />
wieder dazwischen, „ubernahm sich im<br />
Trunke und fie! dem Publico unange-<br />
nehm auf. Seinen liederlichen Lebens-<br />
wandel" muBte er am Ende mit seinem<br />
Abschied bezahlen.—<br />
Mullabfuhr, Abwasserbeseitigung) zu<br />
erfullen.<br />
Das KOG hat nun Klarheit gebracht,<br />
indem eine seit min<strong>des</strong>tens 5 Jahren<br />
vor Inkrafttreten <strong>des</strong> Gesetzes ohne<br />
staatliche Anerkennung gefuhrte Be-<br />
zeichnung als Luftkurort nur welter<br />
verwendet werden darf, wenn inner-<br />
halb eines Jahres nach Inkrafttreten<br />
<strong>des</strong> Gesetzes — dieser Zeitpunkt ist<br />
am 18. 1. 1976 abgelaufen — ein An-<br />
trag auf Weiterverwendung dieser Art-<br />
bezeichnung beim Ministerium gestellt<br />
ist. Bisher haben im Sauerland —<br />
zwar mit Auflagen — die Orte Saal-<br />
hausen (Lennestadt), Oberhundem<br />
(Gemeinde Kirchhundem), Brilon (altes<br />
Stadtgebiet), Langscheid (Stadt Sun-<br />
dern), Schmallenberg (Stadtgebiet),<br />
Grafschaft (Stadt Schmallenberg) und<br />
Eslohe (altes Gemeindegebiet) die<br />
staatliche Anerkennung als Luftkurort<br />
erhalten.<br />
Einen Antrag auf Weiterfuhrung <strong>des</strong><br />
Namens haben noch die Stadt Hallen-<br />
berg in Verbindung mit dem Ort Lie-<br />
sen, die Stadt Medebach fur den Stadt-<br />
kern, die Stadt Marsberg fur den<br />
Stadtteil Niedermarsberg, Die Stadt<br />
Olsberg fiJr den Ort Assinghausen und<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Dieses Geschichtchen kann man der<br />
ernsthaften „Gerichtsgeschichte Arns-<br />
berg (Wurm), Stadt. Schriftenreihe"<br />
entnehmen. Aus gleicher Quelle<br />
stammt folgender Bericht <strong>des</strong> „K6nig-<br />
lichen Amtsgerichts Arnsberg" von<br />
1913: „ Tru nken bo I de , d. h.<br />
Menschen, die so tief in sittliche und<br />
moralische Verkommenheit versunken<br />
sind, daB sie ein unersattliche Lust und<br />
Nelgung sowie eine fast unuberwind-<br />
liche Leidenschaft fur die Schnaps-<br />
flasche haben — dagegen ihre Be-<br />
rufsgeschafte vollstandig vernachlassi-<br />
gen, dem MuBiggange sich ergeben<br />
haben, die Achtung bei ihren Mitmen-<br />
schen vollends verscherzen, auch kei-<br />
ne Gewissensbisse mehr empfinden<br />
dariJber, daB sie ihre Familie ins Un-<br />
glijck stijrzen und an den Bettelstab<br />
bringen, endlich sich auch selbst ein<br />
fruhes Grab bereiten, die uberhaupt<br />
jegliches Empfindens, das Herz und<br />
Gemut hoher zu stimmen vermag, bar<br />
sind — gibt es in hiesiger Gegend er-<br />
freulicherweise nurwenige."<br />
Wie beruhigendl K.P.<br />
den Stadtteil Bigge in Verbindung mit<br />
Gevelinghausen gestellt. In der Stadt<br />
Winterberg laufen Anerkennungsver-<br />
fahren noch fiJr die Orte Siedlinghau-<br />
sen und ZiJschen, wahrend Altasten-<br />
berg und Elkeringhausen in das Kur-<br />
mittelgebiet <strong>des</strong> Heilklimatischen Kur-<br />
ortes der Stadt Winterberg einbezo-<br />
gen werden. Im Stadtbereich Schmal-<br />
lenberg schweben Anerkennungsver-<br />
fahren fiir die Orte Latrop, Nordenau,<br />
Oberkirchen, und Freiheit-Bodefeld.<br />
Neue Antrage haben auch die Stadt<br />
Brilon fiJr den Ort Madfeld und die<br />
Gemeinde Mbhnesee fiJr den Ort<br />
Korbecke gestellt. Dber den Antrag<br />
der Gemeinde Lennestadt fur den<br />
Ort Bilstein ist noch nicht entschieden.<br />
Alle ubrigen Orte, die nach Anerken-<br />
nung <strong>des</strong> Deutschen Fremdenver-<br />
kehrsverban<strong>des</strong> zum Teil statistisch<br />
vom Lan<strong>des</strong>amt fur Datenverarbeitung<br />
als Luftkurort gezahit wurden (z.B.<br />
Wiemeringhausen, Niedersfeld) durfen<br />
den Namen Luftkurort nicht mehr fuh-<br />
ren. Versagt wurden die Anerkennun-<br />
gen den Orten Cobbenrode und Wen-<br />
holthausen (Gemeinde Eslohe),<br />
Hirschberg (Stadt Warstein), Kirch-<br />
veischede (Lennestadt) und einem der<br />
45
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
altesten Luftkurorte <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong>,<br />
namlich Freienohl (Stadt Meschede).<br />
Baderansatz notwendig!<br />
In dieser Dbergangsphase hat die<br />
Neu- Oder Wiederanerkennung als<br />
Luftkurort im Sauerland zum Teil zu<br />
heftiger Kritik an den gestellten hohen<br />
Anforderungen <strong>des</strong> Ministeriums fiJr<br />
Arbeit, Gesundheit und Soziales ge-<br />
fiihrt. Das ist, wenn man das bisherige<br />
Anerkennungsverfahren als MaBstab<br />
nimmt, verstandlich. Es kommt hinzu,<br />
dal3 nach der Gebietsneuordnung<br />
die GroRgemeinden durchweg mit<br />
grol3en finanziellen Schwierigkeiten zu<br />
kampfen haben. Gerade die typischen<br />
Fremdenverkehrsgemeinden sind in-<br />
folge ihrer schwachen Steuerkraft —<br />
bedingt durch den geringeren Indu-<br />
striebesatz — nicht in der Lage, die<br />
nach dem KOG geforderten Einrich-<br />
tungen fur einen Luftkurort zu schaffen<br />
und die meist im Anerkennungsverfah-<br />
ren festgelegten Auflagen aus eigener<br />
Kraft zu erfullen.<br />
Die den Gemeinden zur Pflicht ge-<br />
machte Erhebung <strong>des</strong> Kurbeitrags (bis-<br />
her Kurtaxe) stellt zwar wortgetreu<br />
einen Beitrag zur Unterhaltung der<br />
Kureinrichtungen (einschl. Veranstal-<br />
tungsprogramme) dar, gibt aber schon<br />
fiJr die uberhohten Aufwendungen<br />
eines Kurortes zu wenig und fiJr Neu-<br />
investitionen so gut wie gar nichts her.<br />
<strong>Der</strong> Kurbeitrag erstreckt sich zudem<br />
ja auch nur auf diejenigen Gaste, die<br />
in einem engbegrenzten Kurmittelge-<br />
biet Unterkunft genommen haben und<br />
auf solche, die Kureinrichtungen in An-<br />
spruch nehmen, auch wenn sie aul5er-<br />
halb <strong>des</strong> Kurgebietes wohnen. Die Ge-<br />
meinden werden hierijber Kurbeitrags-<br />
ordnungen als Satzungen zu eriassen<br />
haben. Hierbei wird es darauf ankom-<br />
men, eine moglichst groRe Flache als<br />
Kurgebiet auszuweisen, in die bei<br />
Eignung mehrere Ortschaften einbe-<br />
zogen werden konnen. Nicht durch<br />
eine Zersplitterung, sondern nur durch<br />
eine Konzentration dSr infrastrukturel-<br />
len Einrichtungen ist die Attraktivitat<br />
<strong>des</strong> Erholungsgebietes zu erhbhen.<br />
<strong>Der</strong> Gesetzgeber hatte zu berijck-<br />
sichtigen, da(5 Bayern bereits 1972<br />
(durch die sogenannte Anerkennungs-<br />
verordnung) und Baden-Wurttemberg<br />
1974 (durch Gesetz) die Luftkurorte<br />
46<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
unter die Gruppe der Kurorte einge-<br />
ordnet haben. Deshalb konnte Nord-<br />
rheln-<strong>Westfalen</strong> kaum anders ent-<br />
scheiden, wenn die Einheitlichkeit im<br />
Bun<strong>des</strong>gebiet gewahrt werden sollte.<br />
Die ortlichen Stellen miissen beden-<br />
ken, da(5 der Name Luftkurort nicht<br />
mehr wie frijher eine unverbindliche<br />
Artbezeichnung darstellt, die mehr<br />
Oder weniger leichtfertig angewandt<br />
Oder gar miRbraucht werden kann,<br />
sondern ein Gutezeichen sein muB,<br />
das bestimmte Erholungsmoglichkei-<br />
ten fur die Gaste anhand vorhan-<br />
dener — nun gesetzlich festgeleg-<br />
ter — Einrichtungen garantiert. Dem<br />
Land muB aber auch deutlich gemacht<br />
werden, dal3 gerade in dem dichtbesie-<br />
delten <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> nicht nur<br />
die gesundheitliche Komponente im<br />
Vordergrund zu stehen hat, sondern<br />
da(3 sich das Lan<strong>des</strong>interesse auch auf<br />
die vorbeugende Gesunderhaltung der<br />
Bevolkerung, namlich die Erholung, zu<br />
erstrecken hat. Sind nun schon die<br />
Luftkurorte in die Gruppe der Kurorte<br />
eingestuft, so ist es nicht mehr als<br />
recht und billig, dal3 sie auch voll den<br />
Kurorten gleichgestellt werden, d.h.<br />
ihnen ware auch der Baderansatz bei<br />
den gemeindlichen SchliJsselzuweisun-<br />
gen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zuzuerkennen.<br />
Neu: Erholungsort<br />
Bei dem Anerkennungsverfahren fur<br />
Luftkurorte haben folgerichtig ver-<br />
schiedene Gemeinden die Antrage zu-<br />
rijckgezogen (so Freienohl, Silbach,<br />
Niedersfeld, Fleckenberg und West-<br />
feld-Ohlenbach), um nach der neuen<br />
Verordnung einen Antrag auf An-<br />
erkennung als Erholungsort zu stellen.<br />
Die einzelnen Kriterien fur einen Er-<br />
holungsort stehen nunmehr endgultig<br />
fest. Neu ist, da(5 auch in Zukunft<br />
ein Erholungsort den Zusatztitel wie<br />
bei Luftkurorten „mit Kurmittelgebiet"<br />
fuhren kann. Diese Zusatzbezeichnung<br />
ist erst im Gesetzgebungsverfahren<br />
als KompromiO eingefiJhrt worden.<br />
Damit ist die ursprunglich ange-<br />
strebte Verringerung der Artbezeich-<br />
nungen durchbrochen und terminolo-<br />
gisch keine gluckliche Formulierung<br />
gefunden worden, denn welcher Gast<br />
halt schon die fur den Kurort so wich-<br />
tige Bezeichnung ..Kurgebiet" und die<br />
zusatzliche Benennung „Kurmittelge-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
biet" auseinander. Sinn der zuletzt ge-<br />
nannten Bezeichnung ist, Erholungs-<br />
orten und Luftkurorten die Moglichkeit<br />
einzuraumen, auch heilungsuchende<br />
Patienten, z.B. von Versicherungstra-<br />
gern aufzunehmen.<br />
FiJr eine Anerkennung als Erholungs-<br />
ort wird zunachst eine „landschaftl;ch<br />
bevorzugte und klimatisch begunstigte<br />
Lage sowie entsprechender „Orts-<br />
charakter" gefordert. Kureinrichtungen<br />
konnen — soweit der Zusatz Kurmit-<br />
telgebiet weggelassen wird — nicht<br />
zwingend sein. Ebenso wird eine arzt-<br />
liche Dberwachung nicht in Betracht<br />
gezogen. Allerdings sind medizinische<br />
Versorgung, einwandfreies Trinkwas-<br />
ser, Mijllbeseitigung, Abwasserbesei-<br />
tigung, hygienische Unterkunftsein-<br />
richtungen, Lese- und Aufenthaltsrau-<br />
me, Sport- und Spieleinrichtungen,<br />
Moglichkeiten der Gasteunterhaltung<br />
(zumin<strong>des</strong>tens in der Hauptsaison),<br />
gekennzeichnete und instandgehaltene<br />
Wegenetze mit Ruhebanken, zentrale<br />
Informationsstelle und min<strong>des</strong>tens eine<br />
durchschnittliche 5-tagige Aufenthalts-<br />
dauer der Gaste unerlaRlich. Im ubri-<br />
gen soli ein ausreichen<strong>des</strong> Angebot<br />
vornehmlich fiJr die Familienerholung<br />
im Ort vorhanden sein. Bei den Witte-<br />
rungsverhaltnissen im Sauerland<br />
(durchschnittlich 100 Regentage im<br />
Jahr) wird ein Erholungsort gut daran<br />
tun, moglichst auch sogenannte wetter-<br />
unabhangige Einrichtungen fur die<br />
Feriengaste bereitzuhalten. Im Gegen-<br />
satz zu einem Luftkurort brauchen die-<br />
se Einrichtungen nicht in einem „Haus<br />
<strong>des</strong> Gastes" zusammengefal3t zu wer-<br />
den, sondern sie konnen sich auf<br />
private Hotels und Gasthofe verteilen.<br />
Hier kame den meist gut gepflegten<br />
Schutzenhallen in den sauerlandischer.<br />
Orten eine besondere Funktion zu.<br />
Statt eines Kurparks genugen kleinere<br />
Grunflachen und gute Baumbepflan-<br />
zungen im Ort und Blumenschmuck an<br />
den Hausern. SchlieRlich sollen insge-<br />
samt min<strong>des</strong>tens etwa 100 Betten im<br />
Ort vorhanden sein, wobei auf<br />
komfortable groliere Hotels und Be-<br />
herbergungsbetriebe verzichtet wer-<br />
den kann Moglichkeiten fur die Ein-<br />
nahme eines Mittagessens in Restau-<br />
rationen und Gasthofen erscheinen<br />
aber unerlaRlich. Jeder Erholungsort<br />
wird auch Zimmer mit Toiletten/Bad<br />
anbieten mussen, um den Gasten mog-<br />
lichst ein vielseitiges und in der Preis-
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
gestaltung differenziertes Angebot<br />
machen zu konnen.<br />
Ausgesprochene Storfaktoren durch<br />
industrielle Luftverschmutzung und<br />
larmenden Verkehr sollten in einem Er-<br />
holungsort nicht vorkommen. Deshalb<br />
mu6 auch die Reinheit der Luft durch<br />
ein Aerosoi-Gutachten nachgewiesen<br />
werden; denn § 16 <strong>des</strong> KOG schreibt<br />
neben der landschaftlich bevorzugten<br />
Lage <strong>des</strong> Ortes „ein durch Erfahrung<br />
bewahrtes, der Gesunderhaltung oder<br />
Genesung dienen<strong>des</strong> Klima" vor.<br />
Ein wesentliches Unterscheidungs-<br />
merkmai zwischen Luftkurort und Er-<br />
holungsort is noch darin zu erblicken,<br />
daB eine Kurbeitragspflicht nicht in Be-<br />
tracht kommt. Statt eines Kurgebiets<br />
ist ein erschlossenes Erholungsgebiet<br />
mit einfachen Einrichturtgen fijr den Ur-<br />
laub nachzuweisen. Jedoch ist alle 5<br />
Jahre ein neues Luftqualitatsgutachten<br />
erforderlich.<br />
Andere Ortsbezeichnungen<br />
Wird ein Kurort zukunftig in der Regel<br />
nur mit einem Erholungsschwerpunkt<br />
in Verbindung zu bringen sein, so soll-<br />
te ein Erholungsort mehr fur die Nah-<br />
bereiche der Zentralorte vorbehalten<br />
bleiben. Im Sauerland gibt es eine Rei-<br />
he von Orten, die beispielsweise<br />
wegen einer verkehrsreichen und da-<br />
mit larmverursachenden Bun<strong>des</strong>straBe<br />
Oder wegen noch allzu landlichen Cha-<br />
rakters auch die Artbezeichnung „ Er-<br />
holungsort" nicht eriangen konnen. Fiir<br />
ijberwiegend noch agrarwirtschaftlich<br />
orientierte Orte mit Fremdenverkehr<br />
besteht der durchaus werbewirksame<br />
Slogan „Urlaub auf dem Bauernhof".<br />
Als rechtlich nicht geschijtzte Begriffe<br />
werden noch „Ferienort", „Urlaubs-<br />
ort" Oder gar ..Sommerfrische" ge-<br />
nutzt. SchlieBlich sind gerade im Hoch-<br />
sauerland wegen vorhandener Winter-<br />
sporteinrichtungen auch die Zusatzbe-<br />
zeichnungen mit Wintersportge-<br />
biet" oder und Wintersportplatz"<br />
werbewirksam. Wahrend letztere Be-<br />
zeichnungen — das Vorhandensein<br />
solcher Einrichtungen vorausgesetzt —<br />
unzweifelhaft statthaft sind, sieht das<br />
Ministerium beispielsweise in derVer-<br />
wendung von „Ferienort" oder „Ur-<br />
laubsort" eine gegenuber dem Erho-<br />
lungsort verwechslungsfahige oder gar<br />
irrefiJhrende Bezeichnung. Dem kann<br />
nicht voll zugestimmt werden; denn im<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
WoB dou Hidrguatt seyn?<br />
Schulten Oihme un Backers An-<br />
ton, boide iiverSO, saten beynain<br />
op der Garenbank un kuckern<br />
hingern Autos her, dai hien un<br />
her souseren.<br />
„Keerl," sagte de Oihme, „wann<br />
me dijt Gejachter duen Dag<br />
suiht . . . Nee, woB dou met ir-<br />
gend einem do bouten toiJsken?"<br />
„T6usken? — De Hiar bewahre<br />
mik." Anton paffere tefrian in de<br />
Luft. „lck have meyn Peypken,<br />
gnaug te iaten un te drinken, ken-<br />
ne Geldsoargen un bin na eine-<br />
germaBen trechte — nee, toijs-<br />
ken? Nitmol met em Hiarguarre."<br />
„Versundege dick nit", sagte An-<br />
ton un schurre amme Koppe. „Nit<br />
mol met em Hiarguarre?"<br />
„Nai, nit mol met em Hiarguarre,<br />
Oihme. Suih mol, ick have grad<br />
dijese Dage sa far mick iiver alles<br />
nodacht, ak do ane, wat use Hiar-<br />
guatt sa alles amme Halse hatt.<br />
Eismol diiese ganzen Kreygerey-<br />
en ungern Volkern. Un jeder roi-<br />
pet taum Hiemel, dat seyn Volk<br />
gewinnen mbchte. Ja, nou iJver-<br />
lieg mol, wiame salle helpen? —<br />
Dann duese haugen Politiker, dai<br />
alle amme Ruder bleyven wellt,<br />
weyl't jo bar Geld inbrenget. Do<br />
hoapet de Brandt met em<br />
Schmidtchen, do biat de Kohl un<br />
de Barzel, un do besturmet de<br />
StrauB schlieBlech en Hiarguatt:<br />
De SaupreiB'n woarn lang gnua<br />
drob'n, nu loaB uns a mol regiarn.<br />
Na, noiJ suih taul Dann kummet<br />
dai viellen, viellen Privatluie, dai<br />
Sauerland ist der Fremdenverkehr auf<br />
dem Lande schon so weit verzweigt,<br />
daB auch diese Orte unter einen Sam-<br />
melbegriff (z.B. in einem Urlaubskata-<br />
log oder in gemeindlichen Gastgebef-<br />
verzeichnissen) gehbren. Vielleicht<br />
ware hier die Verwendung „Urlaub<br />
auf dem Lande" oder „Ort mit Frem-<br />
denverkehr" eine Lbsung.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
alle iahre Aniiegen hat. Do wert<br />
sagar de hi. FiJrbitter varschicket.<br />
De Antonius sail ne verloarenen<br />
Geldbuil wier besoargen un de<br />
hi. Maria Schausters Anneken ne<br />
Bruimer. DiJese Dage kam<br />
Schmidts Trautchen verbey un<br />
sagte: Ick have eismol en paar<br />
Lechter no'n 14 Nathelpern<br />
bracht. Vlichte konnt dai beym<br />
Hiarguatt wat maken. Vey wert<br />
namiek nit mehr Hiar Over de<br />
Woihimbuse imme Garen. — Ja,<br />
nou sieg doij wat! Dat sind mens<br />
2-3 Saken, dai ick optelle. Stell<br />
dey aver mol dian Andrang do<br />
oaben var! De Kreyge, de Politik,<br />
de Armen un Kranken, et Anne-<br />
ken met em Bruimer un et Traut-<br />
chen met en Woihlmousen . . . Un<br />
jeden Dag ne Schlange van en<br />
hi. FiJrbittern varm Thraun. Do<br />
kannste doch ratz teviell kreygen.<br />
Bo saste do anfangen? Dat<br />
schlatt dey doch ijverm Koppe<br />
beynain. Un jedem sastet recht<br />
maken un jeden erhorn. Un weyl<br />
dat nit louter galht,-sind standeg<br />
wieike amme resenaiern un kra-<br />
keulen. Se latt kenn guett Hoar<br />
an dey un machten dick koart un<br />
kloin, wann se dick in de Finger<br />
kraigen. Un nou kuck us an: Vey<br />
sittet hey gemiJtlek op der Ga-<br />
renbank, schmoiket usen Tabak<br />
un hatt met all diam Gedeh nix te<br />
taune. Sieg doch selber: WbB<br />
dbij dann do tbijsken un Hiar-<br />
guatt seyn?<br />
H. Jungblut-Bergenthal<br />
Entwicklungsplan maBgebend<br />
Das KOG schreibt vor, daB eine staat-<br />
liche Anerkennung nur zulassig ist,<br />
„wenn sie den im Gebietsentwick-<br />
lungsplan enthaltenen oder zu erwar-<br />
tenden Vorstellungen entspricht".<br />
Die Gemeinden werden im Interesse<br />
der Wettbewerbssteigerung gut daran<br />
47
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
tun, s:ch schon jetzt eingehend dam;;<br />
zu befassen, wie ihre Orte im einzel-<br />
nen bezeichnet werden sollen, damit<br />
ihre Vorstellungen in den kartogra-<br />
phisch bereits konzipierten Gebiets-<br />
entwicklungsplanen <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
berijcksichtigt werden. Dabei wird es<br />
auf den Textteil <strong>des</strong> Gebietsentwick-<br />
Ijngsplanes ankommen.<br />
Marktiage beachten<br />
Bel der Festlegung der Artbazexhnun-<br />
gen ist es im Interesse der Wettbe-<br />
werbsfahigkeit einer Gemeinde sinn-<br />
voll, wenn ein ausgewogenes Verha!t-<br />
nis zwischen Kurort, Eriiolungsort und<br />
Cibrigen Orten mit Fremdenverkehr ge-<br />
funden wird. Berucksichtigt man das<br />
Haupteinzugsgebiet fur das Sauerland,<br />
(Ruhrgebiet und Holland), so sind<br />
extreme Verhaltensweisen deutscher<br />
gegenuber hollandischer Feriengaste<br />
feststellbar:<br />
In der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland hat<br />
das Kurwesen — das machte die<br />
Wirtschaftsflaute deutlich — einen<br />
vielleicht zu hohen Stellenwert einge-<br />
nommen. So haben die klassischen<br />
Bader und Kurorte gegenwartig mit<br />
Belegungsschwierigkeiten zu kampfen.<br />
Es ist davon auszugehen, da6 nunmehr<br />
ein beachtlicher Teil deutscher Ferien-<br />
gaste den rein landlich strukturierten<br />
Ort aus Sparsamkeitsgrunden einem<br />
(kurtaxpflichtigen) Kurort vorzieht.<br />
<strong>Der</strong> hollandische Gast stellt sich<br />
schon bei dem Begriff Luftkurort<br />
das Vorhandensein von Kurpatienten<br />
vor, die er als gesunder Mensch wah-<br />
rend <strong>des</strong> Uriaubs moglichst meiden<br />
mochte.<br />
Das Schwergewicht der Nachfrage<br />
wird also in Zukunft im Sauerland<br />
nicht bei Kurpatienten, sondern bei<br />
Ferien- und Erholungsgasten liegen.<br />
Diese Marktsituation wird das Ver-<br />
haltnis zwischen Badern, Kurorten, Er-<br />
holungsorten und ubrigen Orten mi;<br />
Fremdenverkehr bestimmen miissen.<br />
Daher: Nur soviel Kurorte wie notig,<br />
aber soviel Erholungsorte wie mogiich'<br />
Fritz Droste<br />
SkizzenbiJcher fur<br />
1,2Millionen Mark<br />
ly^eschede. 78 SkizzenbiJcher von<br />
August Macke hat das Lan<strong>des</strong>museum<br />
fur Kunst und Kulturgeschichte <strong>des</strong><br />
Landschaftsverban<strong>des</strong> erworben.<br />
Preis: 1,2 Millionen DM.<br />
48<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Trau, schau „wen'<br />
Buntscheckig war das Bundel von Be-<br />
gebenheiten wahrend der hessen-<br />
darmstadtischen Zelt in Arnsberg. Da<br />
beschwerte sich z.B. der Organist<br />
(1813) uber den „zum Gelachter <strong>des</strong><br />
Publikums ganz verkehrten Gesang<br />
<strong>des</strong> Vorsangers", soda5 er, der Orga-<br />
nist, nicht mehr spielen konnte.<br />
Hochst amusant In heutiger Sicht 1st.<br />
auch jene echte Kopenicklade, bei der<br />
eine falsche Braut getraut wurde, well<br />
ein „Mousquetler" (als „Kompanle-<br />
Schuster aus Werl" bezeichnet) beim<br />
Predlger der neuen evangelischen Mi-<br />
lltar-Gemelnde vorsprach, eInen scho-<br />
nen Gru(3 vom Major bestellte, und die<br />
Trauung mit der raltgebrachten Ange-<br />
beteten miisse schnell vollzogen wer-<br />
den, well derschusternde Brautlgam in<br />
Werl noch so viel Arbeit habe. Dabei<br />
legte er den Mllltar-Helrats-Erlaubnls-<br />
Scheln fiJr ein anderes Madchen vor.<br />
Und da das Madchen — <strong>des</strong> Schrei-<br />
bens unkundig — nur mit drel Kreuz-<br />
chen unterschrleb, merkte zunachst<br />
niemand etwas. Erst spater kam der<br />
„Heiratsschwlndel" ans LIcht und es<br />
gab groRen Spektakel belm Ober-<br />
krlegskolleglum, wobei man heraus-<br />
fand, da(5 der Predlger „ln dem Rufe<br />
stand, Im GenuB <strong>des</strong> Welnes sich nicht<br />
selten ubernommen zu haben". Nach<br />
langem Hin und Her gab es — wie die<br />
Geschlchte der ev. KIrchengemelnde<br />
(Phillpps), Stadt. Schrlftenrelhe be-<br />
richtet — als BuBe eine Versetzung.<br />
Urteil nicht vollstreckt<br />
Ein Gegenstuck hierzu gab es 1819<br />
belm Pfarramt St. Laurentlus Arnsberg<br />
Ein Staatsarchiv<br />
fur Slidwestfalen!<br />
Das Sauerlandlsche Volksblatt stellte<br />
diese Forderung zum Ende <strong>des</strong> Jahres<br />
1975 in den Raum. Munster sel zu welt<br />
entfernt. Ein zweltes Staatsarchiv Im<br />
Landschaftsverband habe man in Det-<br />
mold eroffnet. <strong>Der</strong> sudwestfalische<br />
Raum brauche ein solches nicht wenl-<br />
ger. Ein Staatsarchiv diene nicht nur<br />
zur Verwaltung <strong>des</strong> vorhandenen Ak-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
(vormals Kloster, spater Propstel), wo<br />
Pfarrer Friedr. Adolf Sauer, glelchzei-<br />
tig Regierungs- und Schulrat, sicherlich<br />
nicht ohne zu schmunzein, protokol-<br />
llerte:<br />
„Es erschienen in GemaBhelt <strong>des</strong> vom<br />
Konlglichen Hofgerlchte zu Arnsberg<br />
ausgesprochenen und vom Appella-<br />
tlonsgerlchte In Cleve bestatlgten Ur-<br />
theils in Eheklage-Sachen der Wittibe<br />
Helene P. (Wirtin und gut betucht, Na-<br />
men sind geandert) gegen den Herrn<br />
Hofgerlchts-Assessor Potentin B. hler-<br />
selbst, gerlchtllche Brautleute, nach-<br />
dem selbe proclamlert worden waren,<br />
in der KIrche, um das vom Gerlcht aus-<br />
gesprochene Urtheil zu vollziehen.<br />
Auf die Frage, ob sle belderselts frei-<br />
wllllg erschienen und ungezwungen In<br />
der Meinung, den hi. Ehestand anzu-<br />
fangen, und durch den Segen der H.<br />
KIrche und das dffentliche ZeugnlB<br />
der Anwesenden bestatlgen zu lassen,<br />
antwortete der Herr Assessor, da5 er<br />
nicht frelwllllg erschelne, und auch<br />
nicht die Meinung habe, die WIttlbe zu<br />
helraten.<br />
Dagegen erklarte die WIttlbe, dal5 sie<br />
sich Ihre Gerechtsame vorbehalte, wo-<br />
mit denn dieser Act beschlossen<br />
wurde."<br />
Es wurden noch die Zeugen benannt,<br />
die mit dem Protokollfuhrer die Nlcht-<br />
Trauungs-Zeremonle echt bezeugten.<br />
Von den ijbrlgens recht lebenslustlgen<br />
Vitere welB man, da(3 sle sich bald mit<br />
einem anderen Mann trostete. <strong>Der</strong><br />
Herr Assessor aber starb In Arnsberg<br />
nach langen Jahrzehnten als Gehelmer<br />
Justizrath im hohen Alter von 82 Jah-<br />
ren.<br />
Klemens Propper<br />
tenbestan<strong>des</strong>; die dort tatigen Fach-<br />
leute selen daruber hinaus berufen,<br />
sich um die historlschen Belange <strong>des</strong><br />
betreuten Geblets zu kummern. Fiir<br />
das Sauerland bestehe hierfur ein be-<br />
sonderes Bedurfnis. Das Thema Ist zur<br />
Diskusslon gestellt. Was meinen Sle<br />
dazu? Und wo konnte zweckmaBlger-<br />
welse der Standort eines solchen sud-<br />
westfalischen Staatsarchivs gefunden<br />
werden? Wo insbesondere bleten sich<br />
geeignete leerstehende bzw. leerwer-<br />
dende Gebaude an?
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Dr. Karl Wurm:<br />
Die Aniage <strong>des</strong><br />
Oberfreistuhls<br />
in Arnsberg<br />
Im vergangenen Jahr wurde die Frei-<br />
gerichtsanlage in Arnsberg von Grund<br />
auf erneuert. Die Stadt Arnsberg er-<br />
richtete Richlertlsch und Richterbanke<br />
und ubernahm die gartnerische Gestal-<br />
tung; die umfangreichen Erdbewegun-<br />
gen wurden auf Initiative <strong>des</strong> Arnsber-<br />
ger Heimatbun<strong>des</strong> durch freiwillige<br />
Heifer aus alien Schichten der BCirger-<br />
schaft, besonders auch der Jugend, in<br />
Handarbeit vorgenommen, well die<br />
Hanglage einen maschinellen Einsatz<br />
nicht zulie6. Die tiefeingeschr\ittene,<br />
eiformige Mulde am Westhang <strong>des</strong><br />
SchloRberges hat damit eine Gestalt<br />
gewonnen, die dem Verfahrensgang<br />
bei den Freigerichten entspricht.<br />
Die neuere Forschung hat das Proze5-<br />
bild von legendarer Ausschmuckung<br />
befreit. Die Szenenbeschreibung fur<br />
eine FemgerichtsverhandlUng zum '1.<br />
Akt von Kleists Kathchen von Heil-<br />
bronn: „eine unterirdische Hohle mit<br />
den Insignien <strong>des</strong> Femgerichts, von<br />
einer Lampe erieuchtet", wobei die<br />
Richter — wie bei Goethe — „samtlich<br />
vermummt" auftreten — ist ein Bild,<br />
das den Verfahrensvorschriften wider-<br />
spricht. In Wirklichkeit wurde das Frei-<br />
gericht am hellen Tage im Freien ge-<br />
hegt. <strong>Der</strong> Freigraf fiJhrte den Vorsitz<br />
und erfragte das Recht bei wenigstens<br />
7 Freischoffen, haufig in Anwesenheit<br />
vieler weiterer Freischoffen und ande-<br />
rer freier Manner. Auf dem Tisch la-<br />
gen ein entbloRtes Schwert und ein<br />
weidengepflochtener Strick als Zei-<br />
Chen der hohen Gerichtsbarkeit (<br />
schwurt auf Strang und Schwert",<br />
Goethe, Gbtz von Berlichingen, 5. Akt).<br />
Diesem Verfahrensgang ist die jetzt<br />
geschaffene Aniage angepaBt. Die<br />
Richterbanke bieten Sitzgelegenheit<br />
fijr wenigstens 8 Personen. In die<br />
Granitplatte <strong>des</strong> Tisches ist ein<br />
Schwert eingelassen. Davor ist auf<br />
gleichem Niveau Platz fur den „Um-<br />
stand" gegeben.<br />
<strong>Der</strong> an dem Sockel <strong>des</strong> Tisches ange-<br />
brachte Schild soil an die wichtigsten<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Blick auf den Oberfreistuhl<br />
Gerichtsformein erinnern: an die Lo-<br />
sung: Strick, Stein, Gras, Grein, das<br />
Notwort „Reinir dor Feweri" und an<br />
die Pflicht zur Verschwiegenheit vor<br />
Weib und Kind, vor Sand und Wind.<br />
Die Geheimhaltung bestimmter Form-<br />
lichkeiten war strenge Vorschrift, de-<br />
ren Verletzung mit dem Tode bestraft<br />
wurde. Diese Pflicht war so wirksam,<br />
daB die Bedeutung weder der Losung<br />
noch <strong>des</strong> Notworts geklart ist.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
(Foto: Ackermann)<br />
Die Freigerichte, die aus dem altsach-<br />
sischen Ding und den karolingischen<br />
Grafengerichten hervorgegangen wa-<br />
ren, richteten unter Kbnigsbann. Auch<br />
nachdem der Erzbischof von Koln als<br />
Herzog in <strong>Westfalen</strong> — nicht als Terri-<br />
torialherr sondern als kbniglicher Be-<br />
amter — die Befugnis erhalten hatte,<br />
als Oberstuhlherr den Bann zu leihen,<br />
gait der Kbnig doch immer als „obre-<br />
ster herre und richter" iiber alle Frei-<br />
49
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
stuhle. Die Freigrafschaft mit den in<br />
ihr errichteten Freistuhlen blieb ein<br />
Stuck Reichsunmittelbarkelt innerhalb<br />
der sich ausbildenden Lan<strong>des</strong>hoheit.<br />
Sie war gewissermaf^en ein „Territori-<br />
um im Territorium, ein Status in Statu,<br />
ein kaiserlicher Jurisdiktions- oder Ho-<br />
heitsbezirk innerhalb der lan<strong>des</strong>herr-<br />
lichen Grenzen." ')<br />
<strong>Der</strong> Arnsberger Freistuhl „in dem<br />
Baumhof unter der Burg an der Oley-<br />
pforte", bereits 1174 erstmalig er-<br />
wahnt, erhielt im 15. Jahrhundert die<br />
Vollmacht, jahrlich an bestimmten Ta-<br />
gen alle Freigrafen in <strong>Westfalen</strong> in<br />
„gemeinen Kapiteln" zu versammein<br />
und ihre Handlungen zu prijfen. Die<br />
sogenannte „Arnsberger Reformation<br />
der Feme" von 1437 gait als wichtige<br />
Femerechtsquelle und hat weite Ver-<br />
breitung gefunden.<br />
Kaiser Friedrich ill untersagte im Man-<br />
dat vom 4. Dezember 1483, Kapitels-<br />
tage an einem anderen Ort als „an<br />
dem Obern freyen stui zu ArnBberg in<br />
dem Baume Gartten" auszuschrei-<br />
ben. 2)<br />
Das Protokoll iJber das Kapitel von<br />
1490, an dem zahlreiche Stuhlherren,<br />
Freigrafen und Freischoffen aus ganz<br />
<strong>Westfalen</strong> teilnahmen, spricht einlei-<br />
tend von dem „Overveymgerichte tho<br />
Arnesberge in dem Bohmgarden." ^)<br />
<strong>Der</strong> Dortmunder Freistuhl bezeichnete<br />
Bildband:<br />
„<strong>Westfalen</strong>"<br />
Fotos: Wulf Ligges,<br />
Text: Dieter Thoma<br />
Verlag Dumont-Schauburg K6,ln<br />
<strong>Der</strong> renomierte Kolner Verlag hat im<br />
Dezember 1974 einen reprasentativen<br />
Bildband von <strong>Westfalen</strong> vorgelegt, der<br />
nach Auswahl und Wiedergabe <strong>des</strong><br />
Bildmaterlals ganz hphe Anspruche er-<br />
fullt. Die Blldmotlve der variantenrei-<br />
chen westfalischen Landschaft, Bau-<br />
denkmaler, architektonische Kostbar-<br />
keiten und Szenen der Arbeltswelt,<br />
belebt durch eine originelle und ein-<br />
fallsreiche Textgestaltung, schaffen<br />
ein ganz eindrucksreiches Gesamtbild.<br />
Es ist nur schade, da6 trotz der sonst<br />
50<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
sich als „<strong>des</strong> HI. Reiches Kammer",<br />
well er durch die Konige mit wichtigen<br />
Rechtssachen betraut wurde. Die Be-<br />
mijhungen aber, diesem Freistuhl all-<br />
gemeine Anerkennung als Feme-Ober-<br />
hof zu verschaffen, scheiterten am Wi-<br />
derstand <strong>des</strong> Kolner Erzbischofs, der<br />
diese Stellung ftir den auf seinem Ge-<br />
biet gelegenen Arnsberger Freistuhl<br />
durchsetzte. "•)<br />
Zunachst erstreckte sich die Tatigkeit<br />
der Freistuhle auf das Land der Roten<br />
Erde — zwischen Rhein und Weser.<br />
Seit der zweiten Halfte <strong>des</strong> 14. Jahr-<br />
hunderts nahmen die Femegerichte als<br />
untere Reichsgerichte bei Rechtsver-<br />
weigerung und handhafter Tat eine<br />
Kompetenz fur ganz Deutschland in<br />
Anspruch: bei der zerbrockelnden<br />
Reichsgewalt mit gro6em Erfolg. <strong>Der</strong><br />
im ganzen Reich verbreitete Freischof-<br />
fenbund war, wie Eberhard Schmidt<br />
ausfiJhrt, „die Organisation der an-<br />
standigen Gesellschaft gegen das<br />
Verbrechertum". Es war kein Zufall,<br />
dal3 sich gerade <strong>Westfalen</strong> als Hort<br />
<strong>des</strong> Rechts erwies. Denn hier vertei-<br />
digte der freie Bauer seine Rechte zah<br />
und erfolgreich und wurde keinem<br />
Herren horig.<br />
Mit dem Erstarken der Territorialherr-<br />
schaften endete seit der Mitte <strong>des</strong><br />
16. Jahrhunderts die Tatigkeit der Fe-<br />
so intensiven Umschau in alien west-<br />
falischen Regionen, das obere und<br />
hohe Sauerland in diesem Bildband et-<br />
was zu kurz kommt. Die alte Hanse-<br />
stadt Brilon mit dem altesten noch er-<br />
haltenen Rathaus Deutschlands sucht<br />
man vergebens. Im Bildteil hatte ein<br />
Motiv aus Obermarsberg Platz finden<br />
sollen. Nicht zu ubersehen ist auch<br />
das dichteste Fremdenverkehrsgebiet<br />
<strong>des</strong> oberen Sauerlan<strong>des</strong> Fredeburg,<br />
Oberkirchen, Nordenau, Fleckenberg<br />
. . ., das zwar mit einem eindrucksvol-<br />
len Landschaftsbild vom Kahlen Asten<br />
im Bildband vertreten ist.<br />
Doch an Erkenntnis hat es nicht ge-<br />
fehlt: „DaB <strong>Westfalen</strong> mit dem Sauer-<br />
land eines der besten und groBten Er-<br />
holungsgebiete Deutschlands besitzt,<br />
wird kaum einerbestreiten ..."<br />
(T.T.)<br />
me au6erhalb <strong>Westfalen</strong>s, und auch<br />
dort wurde ihre Zustandigkeit wesent-<br />
lich eingeschrankt. Sie erstreckte sich<br />
schlielblich nur auf Flur-, Feld- und<br />
Bagatellsachen. Durch Patent vom<br />
11. September 1784 ernannte der Kol-<br />
ner Kurfurst den letzten Oberfreigra-<br />
fen — den Hofgerichtsassessor Franz<br />
Wilhelm Engelhard in Werl, der 1786<br />
das letzte Stuhlgericht in Allendorf ab-<br />
hielt.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Arnsberg hat durch die Wiederherstel-<br />
lung der bedeutenden Gerichtsstatte<br />
ein Rechtsdenkmal von hohem Rang<br />
wieder in den Blickpunkt der O'ffent-<br />
lichkeit geruckt. Dafur gebuhrt der<br />
Stadt Arnsberg und dem Arnsberger<br />
Heimatbund der Dank allerGeschichts-<br />
freunde.<br />
1) Paul Wigand, Das Femgericht West-<br />
phalens, Hamm 1825, Seite 134.<br />
") Joh. Suibert Seibertz, Urkunden-<br />
buch zur Lan<strong>des</strong>- und Rechtsge-<br />
schichte <strong>des</strong> Herzogthums West-<br />
falen, Arnsberg 1854, Urkunde Nr.<br />
989.<br />
3) Paul Wigand, a.a.O., Seite 262, Ur-<br />
kunde XXIII.<br />
'') Linsmann in Rechtspflege zwischen<br />
Rhein und Weser, Festschrift zum<br />
150jahrigen Bestehen <strong>des</strong> Ober-<br />
lan<strong>des</strong>gerichts Hamm, Hamm 1970,<br />
S. 254/55.<br />
OIpe wird kirchliche<br />
Verwaltungszentrale<br />
Die 78 Kirchengemeinden <strong>des</strong> Bezir-<br />
kes Siegerland-Sudsauerland erhal-<br />
ten eine gemeinsame Zentrale unter<br />
Leitung eines hauptamtlichen Ge-<br />
schaftsfiJhrers in OIpe. Vorlaufig in<br />
dem von der Pfarrei St. Martinus er-<br />
worbenen Gebaude <strong>des</strong> fruheren Bun-<br />
<strong>des</strong>bahnbetriebsamtes, soli diese<br />
kirchliche Verwaltungsstelle dem-<br />
nachst im Neubau der Familien-Bil-<br />
dungsstatte OIpe untergebracht wer-<br />
den. Sinn und Zweck der neuen Zen-<br />
trale ist die Entlastung der Pfarrer von<br />
der die Seelsorgertatigkeit ijber-<br />
wuchernder Verwaltungsarbeit. —<br />
Obrigens: Warum heil5t dieser Kath.<br />
Kirchenbezirk nicht ..SiJdsauerland-<br />
Siegerland"?
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
„Spielmann Gottes"<br />
80 Jahre alt<br />
..Religion und Heimat! — Ein Pro-<br />
gramm, das den Menschen nicht nur<br />
fordert, sondern ihn auch zu inspirie-<br />
ren vermag!" Das ist das klingende<br />
und singende Leitmotiv Theodor Prop-<br />
pers, der jetzt 80 Jahre alt wurde. Am<br />
26. Mai 1896 ist er in Balve geboren<br />
worden.<br />
Seine Vorfahren, seit dem 15. Jahrhun-<br />
dert im Arnsberger Raum nachweisbar<br />
— zunachst in Diensten <strong>des</strong> Klosters<br />
Wedinghausen und der Kurfijrsten von<br />
Koln stehend — waren Bauern und<br />
Handwerker und min<strong>des</strong>tens seit 1536<br />
in Beckum ansassig.<br />
Auch Theodor Prdpper eriernte bei<br />
seinem Vater ein Handwerk, doch sei-<br />
ne musikalische Begabung w/ar so<br />
offenbar, dal3 er schon 1912 die Kir-<br />
chenmusikschule zu Paderborn besuch-<br />
te, die er 1914 mit bestem AbschluR-<br />
examen verlieli, um als Organist in<br />
seine Heimatpfarrei Balve zu gehen.<br />
Nach KriegsschluB — erwarnoch 1918<br />
Soldat in Mainz — begann auch seine<br />
Tatigkeit als Chorleiter, Musikerzieher<br />
und Autor mit reichem literarischen<br />
und kompositorischen Schaffen. <strong>Der</strong><br />
v\/eiteren Vertiefung seiner kunstleri-<br />
schen Tatigkeit diente das Privatstudi-<br />
um bei Gottfried Rudinger und der<br />
Besuch der Staatlichen Akademie der<br />
Tonkunst (1924/1925) in Munchen.<br />
Langst hatte sich Theodor Propper —<br />
Theo Hundt nennt ihn den ..Nestor <strong>des</strong><br />
Sauerlandischen Heimatbun<strong>des</strong>" —<br />
zusammen mit seinem Freund Franz<br />
Hoffmeister dem Gedanken der Hei-<br />
matpflege im Sauerland gewidmet. Er<br />
grijndete die Balver Heimwacht,<br />
schrieb das eindrucksvolle „Zeitwen-<br />
<strong>des</strong>piel" fur die von ihm mitbegrijnde-<br />
ten Balver Hohlenspiele und organi-<br />
sierte die groRen Heimattage in der<br />
Honnestadt.<br />
Den volkskundlichen Veroffentlichun-<br />
gen ..Volksmusik im Honnetal", ..Hei-<br />
mat und Lied", ..Pflege <strong>des</strong> Volks-<br />
lie<strong>des</strong>" und vielen anderen helmat-<br />
kundlichen Themen reihten sich zahl-<br />
reiche plattdeutsche Arbeiten an. von<br />
denen „Dai stumme KiJonigin" einer<br />
der bemerkensw/ertesten Buchtitel ist<br />
(.Meynen laiw/en siuerlannesken<br />
LandsluienI") worin er insbesondere<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
zweien seiner gro6en Freunde ein<br />
Denkmal setzt; Johannes Hatzfeld t<br />
(Deyn Leawen was uns Loavgesang!)<br />
und Franz Hoffmeister (Et blogget nau<br />
de Soot van dey gesagget). —<br />
Ira jedem seiner plattdeutschen Worte.<br />
in jedem Gedanken klingt uniiberhor-<br />
bar die groBe Liebe zu seiner Sauer-<br />
landischen Heimat, der er trotz vieler<br />
verlockender Angebote nie den RCik-<br />
ken kehrte. Er blieb der ..Spieimann<br />
Gottes in Balve".SeinRuf alsMusikant.<br />
als Komponist. als Heimatfreund, als<br />
Schriftsteller aber drang weit hinaus,<br />
sein Schaffen wurde von Jahr zu Jahr<br />
reicher; ..Heimat und Leben", .Men-<br />
schen in Talfeld", „<strong>Der</strong> leuchtende<br />
Bogen", „Klang und Kunde", „Franz<br />
Hoffmeister", ..Glockenfeier", „Die Or-<br />
gel derSt.-Blasius-Kirche", „lm Schritt<br />
<strong>des</strong> Jahres", und, nicht zu ijbersehen,<br />
das Buch der Erinnerung, Freude,<br />
Treue, <strong>des</strong> Dankes „Ein Tag ruft es<br />
dem andern zu". — Titel ijber Titel.<br />
Herausragend erschien 1960 — (Mey-<br />
nen laiwen Landsluien voarsungen un<br />
taudacht — der „Klingemund", ein<br />
sauerlandisches Liederbuch, von dem<br />
Anton Kochling sagte: „Ein abgerun-<br />
detes Kunstwerk. Seite fur Seite in der<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
80 Sabre alt: Th. Propper<br />
(Foto: HesseJ<br />
geschichtlich-kulturellen Substanz <strong>des</strong><br />
kurkolnischen Sauerlan<strong>des</strong>". Dazu<br />
kam der kleine Klingemund als<br />
Taschenbuch-Ausgabe.<br />
Ein besonderes Kunstwerk nannten<br />
ijbereinstimmend bedeutende Kirchen-<br />
musik-Experten wie Prof. Haas, Mun-<br />
chen, Prof. Schmitt, Bonn, Prof. Reh-<br />
mann, Aachen, Dr. Neumann, Inns-<br />
bruck u.a. das 1954 erschienene neue<br />
Orgelbuch zum ..Sursum Corda" von<br />
Theodor Propper, das ubrigens auch<br />
von vielen bekannten in- und auslan-<br />
dischen Musik-Seminaren angefordert<br />
wurde. — Ein einzigartiges kirchen-<br />
musikalisches Werk ist auch die in<br />
ihrer Entstehungsgeschichte bis 1940<br />
zuruckreichende — nunmehr dem Hei-<br />
ligen Stuhl gewidmete — Petrus-Kan-<br />
tate, die als umfangreiches Manuskript<br />
noch auf Drucklegung und AuffiJhrung<br />
wartet.<br />
Alle seine Werke, Impressionen, Mes-<br />
sen, Motetten, Kantaten und die nicht<br />
zu ijberhorenden beruhmten Balver<br />
kirchenmusikalischen Andachten fuhr-<br />
ten dazu, daB der begnadete Kunstler<br />
schon 1953 vom Erzbischof zu Pader-<br />
born, Dr. Lorenz Jaeger, zum Kirchen-<br />
musikdirektor ernannt wurde.<br />
51
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Ehren und Auszeichnungen brachte<br />
ihm das Jahr 1961. Theodor Propper<br />
wurde nach Rom eingeladen, um an<br />
den Feierlichkeiten zum funfzigsten<br />
Jahrestag der Grundung der Papst-<br />
lichen Hochschule fur Kirchenmusik<br />
teilzunehmen. Dort erhielt er den ihm<br />
vom Papst verliehenen Gregorius-<br />
Orden und die Pergament-Urkunde<br />
ijber seine Ernennung zum Komtur-<br />
Ritter <strong>des</strong> Gregorlus-Ordens. Wenig<br />
spater ernannten ihn die Stadtvater<br />
von Balve einstimmig zum Ehrenbur-<br />
ger, wobei noch zu sagen ware, dal5<br />
Theodor Propper nach Kriegsende<br />
zeitweilig stellvertretender BiJrger-<br />
meister und spater Ratsmitglied war.<br />
Auch die Verleihung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ver-<br />
dienstkreuzes I. Klasse war ein Dank<br />
an den schaffensfrohen und einsatz-<br />
freudigen Burger Theodor Propper.<br />
Vor zwei Jahren (Ostern 1974) verlieh<br />
der „Allg. Cacilien-Verband fiJr die<br />
Lander der deutschen Sprache" dem<br />
Balver Kunstler fur seine Verdienste<br />
um die Musica sacra die Orlando-di-<br />
Lasso-Medaiile. Grol5 und bedeutsam<br />
ist die Reihe der Auszeichnungen und<br />
aus ganzem Herzen kommt der Dank,<br />
den ihm der „Sauerlander Heimat-<br />
bund" schuldet. Er wird wohl treffend<br />
mit seinem eigenen Sauerlandlied<br />
ausgedruckt, mit dem der „Spielmann<br />
Gottes" die Heimat preist und sich<br />
selbst ein klingen<strong>des</strong> Denkmal gesetzt<br />
hat.<br />
„Ert6ne laut, du Hochgesang<br />
und brause hell das Tal entlang,<br />
der Heimat froh zum Preisel<br />
Dem Land, das meine Wiege sah,<br />
wo Himmel, Erde sich so nah,<br />
klingt freudevoll die Weise:<br />
Dir ist mein Sinnen zugewandt,<br />
du Heimaterde, Sauerland!"<br />
Klemens Propper, Arnsberg<br />
Dorfer nicht vergessen<br />
Olsberg. <strong>Der</strong> erste Verbandstag der<br />
Landwirte im Hochsauerlandkreis in<br />
Olsberg fand weitreichen<strong>des</strong> Inter-<br />
esse. Die Landwirte appelierten an die<br />
zahlreich anwesenden Politiker, dafur<br />
einzutreten, die Entwicklung der Dor-<br />
fer sicherzustellen und nicht nur auf<br />
Mittel- und Oberzentren zu konzen-<br />
trieren.<br />
52<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
30 Jahre<br />
Hallenberger<br />
Freilichtspiele<br />
..FreilichtbiJhne aus Freude am Spiel"<br />
hat sie Walter Vollmer in seinen<br />
.Westfalischen Stadtebildern" ge-<br />
nannt; das ist schon gesagt und auch<br />
richtig. Denn welche Antriebskraft<br />
konnte wohl 30 Jahre lang wirksam<br />
gewesen sein, wenn nicht dieser<br />
„sch6ne Gotterfunke". Ein wirtschaft-<br />
liches Unternehmen ist die „Freilicht-<br />
biihne Hallenberg" nicht, und sie kann<br />
trotz mancher Zuwendungen nur be-<br />
stehen, well alle Mitwirkenden (vor,<br />
hinter und neben den Kulissen) sich<br />
allein durch ihre Spielfreude ausrei-<br />
chend entlohntsehen.<br />
Am Anfang stand eine improvisierte<br />
FreilichtauffCihrung anIaBlich eines<br />
Vereinsjubilaums: man ging ins Freie,<br />
weil das Kino den einzigen Saal im<br />
Orte erobert hatte. So erwachte die<br />
„Freude am Spiel" und man spielte<br />
nun alle Jahre wieder. Die StiJcke wur-<br />
den allerdings mit der Zeit anspruchs-<br />
voller und auch die Spieler „mauser-<br />
ten" sich. — Heute ist die Freilicht-<br />
biJhne Hallenberg daraus geworden.<br />
Wer in den vergangenen 30 Jahren je-<br />
<strong>des</strong> Spiel dort gesehen hat, erfuhr eine<br />
beachtliche Lektion in deutscher Lite-<br />
ratur; Hallenberg ist zwar kein „Reck-<br />
llnghausen", aber nichts<strong>des</strong>totrolz;<br />
Goethes „G6tz von Berlichingen" und<br />
Schillers „Wilhelm Tell" haben sich<br />
hier sehen lassen — und konnten es<br />
auch.<br />
Eine Sehenswurdigkeit ist allein schon<br />
die BCihne. In welchem Theater wird<br />
heute eine solche Augenweide noch<br />
geboten: die in warmen Pastellfarben<br />
kolorierte kunstliche Kulisse fiJgt sich<br />
unaufdringlich in die ringsum grijnen-<br />
de und bliJhende Natur ein.<br />
Unvergessen bleiben die 4 Auffiihrun-<br />
gen der „Passion Christi", ein Myste-<br />
rienspiel, da6 die Buhne in ein Gemal-<br />
de verwandelt, wie auf den Altartafein<br />
mit der biblischen Leidensgeschichte<br />
vor dem Hintergrund heimischer Land-<br />
schaft. Ob hier vielleicht eine Tradi-<br />
tion entsteht mit periodischen Wieder-<br />
holungen, ist ein ahnliches Aniiegen,<br />
wie „ein aus der Mitte der Landschaft<br />
geschaffenes Volksstuck, wie es nicht<br />
selten in anderen Spielgemeinschaften<br />
so urtijmlich aus Landschaft und Volks-<br />
tum entsteht" (W. Vollmer a.a.O.).<br />
Hier konnte Hilfe geleistet werden zur<br />
Rettung <strong>des</strong> mitteldeutschen Idioms, in<br />
Hallenberg einzig auf westfalischem<br />
Boden. Wird dieser aus der Vorzeit<br />
nachhallende Ton, lebende stammes-<br />
geschichtliche Urkunde, der im Kolorif<br />
mancher Spieler zuweilen herzhaft<br />
durchschlagt, eines Tages verklungen<br />
sein?l —<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Mit dem „Wirtshaus im Spessart",<br />
einem dankbaren Stoff zu so mancher-<br />
lei Fassungen, bringt die Bijhne in die-<br />
sem Festjahr wie schon zu ihrem<br />
25-jahrigen Jubilaum ein Werk <strong>des</strong><br />
schwabischen Dichters Paul Wanner,<br />
von dem hier schon 3 Stucke gespielt<br />
wurden. Man kann sagen, daB die Hal-<br />
lenberger Buhne sich gerade mit den<br />
Wannerschen Stucken in besonderer<br />
Weise .qualifiziert hat. Eine besondere<br />
Bereicherung <strong>des</strong> Repertoirs sind die<br />
seit 5 Jahren zusatzlichen Marchen-<br />
spiele. Sie haben grol5en Zulauf gefun-<br />
den von Kindern und alien, die im Her-<br />
zen jung geblieben sind. Man mu5<br />
dabei das mitreiBende Zusammen-<br />
gehen von Spielern und kindlichem<br />
Publikum eriebt haben! — In diesem<br />
Sommer wird „Das tapfere Schneider-<br />
lein,, aufgefiJhrt.<br />
Hoffen wir, daB der Stadt Hallenberg<br />
und ihren Freunden die FreilichtbiJhne<br />
noch viele Jahre erhalten bleibt. Sie<br />
will keine Konkurrenz fiJr die anderen<br />
Buhnen sein, sondern ein BlUte mehr<br />
im Kranze der zahlreichen ahnlichen<br />
Einrichtungen in <strong>Westfalen</strong>, mit denen<br />
sie freundschaftliche Beziehungen un-<br />
terhalt.<br />
Man sagt wohl nicht alles, wenn man<br />
im Zusammenhang mit dieser bemiih-<br />
ten BiJhne von Freude und Spiel<br />
spricht; es ist doch auBer Vergnijgen<br />
und Entspannung auch ein gutTeil Er-<br />
lebnis und Bildung mitgegeben, das<br />
nachklingt und bleibt.<br />
Anton Wirtz<br />
Geld fiJr Behinderte<br />
Brilon. 1300 DM fur die Behinderten-<br />
Werkstatt in Rosenbeck erzielte ein<br />
bunter Abend in der SchOtzenhalle in<br />
Rosenbeck. Gestaltet wurde er von<br />
der Marianischen Sodalitat der Prop-<br />
steigemeinde Brilon, die mit 80 Aktl-<br />
ven nach Rosenbeck gekommen war.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Ein Sauerldnder<br />
von Format<br />
Theo Hundt<br />
zum 70. Geburtstag<br />
Von<br />
Dr. Joachim Griinewald<br />
jh, Ht." — Welcher interessierte<br />
Sauerlander kennt nicht diese Initialen<br />
von Theo Hundt, dem vormaligen<br />
Kreisdirektor und heute noch nnit nie<br />
ermudender Schaffenskraft tatigen<br />
Kreisheimatpfleger <strong>des</strong> Kreises OIpe?<br />
Weit ijber 100 Schriften, Beitrage und<br />
Rezensionen, vornebmlich aus dem<br />
Bereich der Heimatkunde, entstammen<br />
seiner Feder; einer Feder, die er ge-<br />
konnt mit schriftstellerischer Bega-<br />
bung und aus subtiler Kenntnis von<br />
Historie und Gegenwart zu fiihren<br />
weil3. 102 Folgen der auch in der Fach-<br />
wissenschaft anerkannten „Heimat-<br />
stimmen aus dem Kreis OIpe" hat er<br />
mit Rat und Tat begleitet. Von Anbe-<br />
ginn an war er Vorsitzender <strong>des</strong> Re-<br />
daktionsstabes dieser Zeitschrift<br />
„Sauerland". Er hat sie maBgeblich<br />
mitgestaltet und so seinen Beitrag da-<br />
zu geleistet, daB sich unser „Sprach-<br />
rohr <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong>" so vjeler treuer<br />
Freunde weit iiber die Grenzen unse-<br />
rer Heimat hinaus erfreuen darf. Wenn<br />
heute der Kreis OIpe und daruber hin-<br />
aus das gesamten Sauerland fijr sich<br />
in Anspruch nehmen diirfen, uber eine<br />
Fulle gut gemachter heimatlicher<br />
Schriften zu verfugen, so ist nur ein,<br />
vielleicht das herausragende, ganz<br />
sicher aber das bleibende Verdienst<br />
von Theo Hundt.<br />
<strong>Der</strong> Mensch und die Persbniichkeit<br />
Theo Hundt konnen nur aus seiner<br />
Vita verstanden und beschrieben wer-<br />
den. <strong>Der</strong> Geist seines Elternhauses,<br />
seine hervorragende gymnasiale Aus-<br />
bildung in der hohen Schule der Jesu-<br />
iten und nicht zuletzt seine im christ-<br />
lichen Weltbild verwurzelte Lebens-<br />
auffassung haben seinen Charakter,<br />
seine LebensfiJhrung und seine Le-<br />
bensart zutiefst gepragt. Schlichte<br />
Menschlichkeit, personliche Beschei-<br />
denheit, preuBische Zuverlassigkeit,<br />
ein ausgepragter Sinn fiJr alles Schone<br />
und die gute Ordnung, ein tiefes Ver-<br />
standnis fur die schbnen Kunste und<br />
alles Musische schlechthin, eine echte<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Verbundenheit zu Heimat und Natur,<br />
states Bedachtsein auf Formen, kurz-<br />
um eine edie Gesinnung sind die her-<br />
vorragenden Eigenschaften, die seine<br />
Personlichkeit ausmachen. Seine be-<br />
neidenswerte umfassende Allgemein-<br />
bildung ist ursachlich fur sein ijberaus<br />
kritiscbes Beurteilungsvermogen, das<br />
selbst seine engen Freunde immer<br />
wieder auf's neue uberrascht. Theo<br />
Hundt ist konservativ und bekennt sich<br />
dazu, well ihn ein durch und durch<br />
geschichtliches BewuRtsein auszeich-<br />
net.<br />
Theo Hundt erwarb sich das notwen-<br />
dige RiJstzeug fiir sein hohes Verwal-<br />
tungsamt durch das Studium der<br />
Rechtswissenschaften an den Univer-<br />
sitaten Freiburg, Munchen, Berlin und<br />
Munster. Nach AbschluB seiner Refe- :^:<br />
rendarzeit beendete er seine Ausbil-<br />
dung mit der groBen juristischen<br />
Staatsprufung.<br />
Sein beruflicher Lebensweg reprasen-<br />
tiert eine geschichtliche Kontinuitat<br />
iiber stoize, leidvolle, grausame, trost-<br />
lose und dann doch wieder hoffnungs-<br />
volle Phasen der Geschichte unseres<br />
Volkes. Eine Zeit randvoll von Ereig-<br />
nissen, die er miterlebt, ertragen und<br />
gestaltet hat. Eine relativ kurze, wenn<br />
auch schwierige Strecke dieses Wages<br />
sind wir gemeinsam gegangen. So<br />
durfte ich Herrn Hundt als meinen Aus-<br />
bilder und Vorgesetzten, spater als<br />
meinen Kollegen, schlieBlich als mei-<br />
nen allgemeinen Vertreter und heute<br />
als meinen Ratgeber in vielen Berei-<br />
chen erieben. All diese Jahre waren<br />
bestimmtvon einem freundschaftlichen<br />
und kollegialen Miteinander, so daB<br />
der AnIaB seines Ehrentages mir eine<br />
willkommene Gelegenheit fur einen<br />
personlichen Dank bietet.<br />
Theo Hundt hat sich in seiner aktiven<br />
Dienstzeit und dankenswerterweise<br />
auch im wohlverdienten Ruhestand<br />
immer zu ehrenamtlicher Mitarbeit in<br />
den verschiedensten iiberortlichen und<br />
brtlichen Gremien bereitgefunden, so<br />
u.a. im Westfalischen Heimatbund, im<br />
Sauerlandischen Heimatbund, im Lan-<br />
<strong>des</strong>verkehrsverband <strong>Westfalen</strong>, im<br />
Bergisch-Markischen Verkehrsver-<br />
band, im GebietsausschuR Sauerland,<br />
im Beirat <strong>des</strong> Kreisheimatmuseums,<br />
im Olper Heimatverein, in der ehe-<br />
maligen Kreisstelle fur Naturschutz<br />
und Landschaftspflege, im Fremden-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
verkehrsausschuB der Stadt OIpe. In<br />
all diesen Gremien hat er mit innerem<br />
Engagement die Interessen seiner<br />
sauerlandischen Heimat vertreten. Be-<br />
sonders intensiv und erfolgreich hat er<br />
sich urn den Fremdenverkehr und den<br />
Wettbewerb ,.Unser Dorf soil schbner<br />
werden" gemiiht. Gerade auf dem<br />
Sektor <strong>des</strong> Fremdenverkehrs hat er —<br />
ubrigens gegen anfanglich erheblichen<br />
Widerstand — strukturpolitisch be-<br />
deutsame Akzente gesetzt.<br />
Am 70. Geburtstag von Theo Hundt<br />
wie ebenso am Tage seiner Auszeich-<br />
nung mit dem Verdienstorden der Bun-<br />
<strong>des</strong>republik Deutschland hatte daher<br />
nicht nur das Olper Land, sondern<br />
das ganze Sauerland in dankbarer<br />
Verbundenheit teilhaben. <strong>Der</strong> Dank ist<br />
geschuldet — die Ehre gebuhrti<br />
Stockumer wurde<br />
neuer Bun<strong>des</strong>oberst<br />
<strong>Der</strong> Sauerlander SchiJtzenbund wahlte<br />
auf der HauptversammJung in Nieder-<br />
ense Wilhelm Haake aus Sundern-<br />
Stockum zum neuen Bun<strong>des</strong>oberst.<br />
Drei Stellvertreterwurden ihm zurSei-<br />
te gestellt. <strong>Der</strong> scheidende Bun<strong>des</strong>-<br />
oberst Lukas Schaa (Stormede) wurde<br />
Ehrenoberst. Bernhard Stahl (Eslohe)<br />
wurde zum neuen Bun<strong>des</strong>geschafts-<br />
fuhrer gewahlt.<br />
53
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
„Unser Dorf<br />
kritisch<br />
Am 25. Marz tagte nach zweijahriger<br />
Pause wieder der Heimatpflege-Aus-<br />
schuB <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsverbands.<br />
Die Arbeitssitzung der in diesem Aus-<br />
schuB zusammenkommenden Heimat-<br />
pfleger und Fremdenverkehrsfach-<br />
ieute befaBte sich mit einer kritischen<br />
Wertung der Aktion ..Unser Dorf soil<br />
schoner werden". Das Referat hielt<br />
Kreisoberamtsrat Fritz Droste, Brilon,<br />
selbst Mitglied der Lan<strong>des</strong>jury und<br />
Fremdenverkehrsreferent <strong>des</strong> Hoch-<br />
sauerlan<strong>des</strong>.<br />
Resumee der Tagung: Fremdenver-<br />
kehrsfachleute und Heimatpfleger sind<br />
sich einig darin, dal5 der Wettbewerb<br />
„Unser Dorf soil schoner werden" eine<br />
der besten strukturellen Ma(3nahmen<br />
der Nachkriegszeit fur den landlichen<br />
Raum darstellt. Die durch die Presse<br />
uberbewerteten Kritiken der Dorf-<br />
inventarisation <strong>des</strong> DHB werden nicht<br />
fur berechtigt angesehen. Dagegen<br />
wird beanstandet:<br />
1. Fremdenverkehr ist zwar keines-<br />
wegs der Zweck, jedoch ein durch-<br />
aus Jegitimes Nebenprodukt" <strong>des</strong><br />
Wettbewerbs; gleichwohl wird<br />
offenbar das Faktum <strong>des</strong> Fremden-<br />
verkehrs zumin<strong>des</strong>t von einem Teil<br />
der Jurymitglieder abwertend ver-<br />
merkt.<br />
2. Nicht allein die vom Fremdenver-<br />
54<br />
kehr herkommenden Mitglieder <strong>des</strong><br />
Ausschusses stellten infrage, ob die<br />
Jury es sich nicht zu leicht mache<br />
bzw. ob sie nicht ijberfordert sei<br />
angesichts der Schwierigkeit, der<br />
Individualitat eines jeden Dorfes<br />
gerecht zu werden. Jedenfalls fuh-<br />
ren uber das notwendige MaB der<br />
fur einen solchen Wettbewerb un-<br />
vermeidlichen Richtlinien hinausge-<br />
hende „Prinzipien" der Kommission<br />
das Dorf in die Gefahr der Unifor-<br />
mitat. Beispiel: Zaune werten<br />
grundsatzlich negativ; Hecken wer-<br />
den schon besser beurteilt; grund-<br />
satzliches Nonplusultra sind gren-<br />
zenlos ineinanderlaufende Nachbar-<br />
garten: Werden hier nichtstadtische<br />
MaBstabe angelegt? MuB es nicht<br />
allein darauf ankommen, ob durch<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Zum Fremden-<br />
verkehr<br />
im Sauerland<br />
Es ist ein offenes Geheimnis, daB in<br />
der Organisation <strong>des</strong> Fremdenver-<br />
kehrs fur das Sauerland in den letzten<br />
Jahren keine Einmutigkeit herrschte.<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsver-<br />
ban<strong>des</strong> (LVV) <strong>Westfalen</strong> gab es einen<br />
„GebietsausschuB Sauerland — Sie-<br />
gerland — Wittgenstein" und einen<br />
GebietsausschuB „Siegerland", deren<br />
Verhaltnis zueinander unklar war. <strong>Der</strong><br />
LVV gab nach den Direktiven seines<br />
Werbeausschusses auch regelmaBig<br />
Werbematerial ftir das Sauerland her-<br />
aus; der GebietsauschuB uberlieB je-<br />
doch langere Zeit den brtlichen Frem-<br />
denverkehr mehr oder weniger sich<br />
selbst. Wo Kreisverkehrsverbande<br />
Oder eine Verwaltung in ihrem Bereich<br />
den Sektor Fremdenverkehr aktiv be-<br />
treuten, machte sich dies kaum be-<br />
merkbar. Wo das nicht geschah, muB-<br />
te sich jeder selbst behelfen; es ent-<br />
standen private Initiativen auBerhalb<br />
<strong>des</strong> LVV, die zur BegriJndung eines<br />
eigenen Fremdenverkehrsverban<strong>des</strong><br />
(FVV) Sauerland fuhrten, der nun sei-<br />
nerseits neben dem Lan<strong>des</strong>verkehrs-<br />
verband agierte. Mag Konkurrenz dem<br />
Geschaft nicht selten von Vorteil sein,<br />
hier brachte das Nebeneinander Ver<br />
wirrung. Vor allem die Fremdenver-<br />
kehrsbetriebe selbst wuBten nicht<br />
mehr, woran sie waren.<br />
Diese Zweigleisigkeit ist nunmehr be-<br />
endet. Am 5. Marz fand im Kolping-<br />
haus in Brilon eine Versammlung <strong>des</strong><br />
einen Zaun, eine Hecke das Ge-<br />
samtbild gestortwird?<br />
3. Die Oberbewertung der Planung<br />
wird dem Dorf nicht gerecht; die<br />
Planung wird nicht vom Dorf, son-<br />
dern von der Gemeinde gemacht<br />
und ggf. sogar von den Dezernen-<br />
ten der Regierung diktiert. Mit der<br />
Planungsbewertung wird man „dem<br />
Dorf" nicht mehr gerecht, andern-<br />
falls muBten Orte wie Stockum,<br />
Neullsternohl u.a. gerade well sie<br />
nicht historisch gewachsen, sondern<br />
perfekt nach Plan entstanden sind,<br />
grundsatzlich im Wettbewerb immer<br />
voranstehen.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Gebietes Sauerland <strong>des</strong> LVV statt, an<br />
welcher auch die Vertreter <strong>des</strong> FVV<br />
teilnahmen. In eingehenden Vorver-<br />
handlungen hatte man einen Status er-<br />
arbeitet, der kunftige Gemeinsamkeit<br />
ermoglicht. Hagen, Hochsauerland-<br />
kreis, Markischer Kreis, OIpe und<br />
Soest bilden kunftig das Gebiet<br />
„Sauerland". Als Vorsitzender <strong>des</strong><br />
hierfur bestellten Gebietsausschusses<br />
wird OKD Dr. MiJllmann, als Stellver-<br />
treter OKD Dr. Grunewald gewahlt.<br />
<strong>Der</strong> erweiterte Vorstand soil aus 14<br />
Mitgliedern bestehen (je 1 Vertreter<br />
aus den 5 Kreisen, dazu 3 leitende Be-<br />
amte der Kommunen, 1 IHK-Vertreter,<br />
3 Vertreter <strong>des</strong> privaten Bereichs). Ne-<br />
ben dem Vorstand gibt es einen Ar-<br />
beitsausschuB von 11 Fremdenver-<br />
kehrsfachleuten (je 1 der 5 Kreise, <strong>des</strong><br />
Werbeausschusses <strong>des</strong> LVV, <strong>des</strong> Ho-<br />
tel- und Gaststattenverban<strong>des</strong>, 3 aus<br />
dem privaten Bereich und der Ver-<br />
bandsdirektor <strong>des</strong> LVV). In beiden<br />
Gremien sind dem FVV Sitze ge-<br />
qichert. In Brilon unterhalt <strong>des</strong> Gebiet<br />
Sauerland eine Geschaftsstelle.<br />
Dies Konzept wurde in der Versamm-<br />
lung in Brilon einmutig begriJBt und<br />
angenommen. Karl Freiherr v. Wendt,<br />
der Initiator und Vorsitzende <strong>des</strong> FVV,<br />
stellte mit Befriedigung fest, daB<br />
„Dinge, die lange wahren, endlich gut"<br />
wurden. <strong>Der</strong> FVV besteht im Rahmen<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verkehrsverban<strong>des</strong> und<br />
seines Gebietes Sauerland als freie<br />
Vereinigung von Fremdenverkehrs-<br />
unternehmen weiterhin fort. Auch in<br />
Zukunft wird es noch ein Hochsauer-<br />
land, ein SiJdsauerland, ein Mar-<br />
kisches Sauerland und einen FW ge-<br />
ben, aber sie werden gemeinsam wer-<br />
ben als und fur das Sauerland.<br />
Millionenprojekt<br />
Hund;<br />
Brilon. Fur den Ausbau und die Ge-<br />
staltung im Freizeitpark Hochsauer-<br />
land im Elpetal ist eine langfristige<br />
Planung konzipiert. Nach einem Be-<br />
richt <strong>des</strong> Geschaftsfuhrers der Frei-<br />
zeitpark-GmbH, Kreisdirektor Barbo-<br />
nus, kann bei Bewilligung der ent-<br />
sprechenden Mittel noch in diesem<br />
Jahr mit dem Ausbau begonnen wer-<br />
den. <strong>Der</strong> Gesamtausbau <strong>des</strong> Erho-<br />
lungsschwerpunktes erfordert nach<br />
den vorliegenden Berechnungen Inve-<br />
stitionen bis zu 66 Millionen DM.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Personalien<br />
80 Jahre alt wurde im April im Kreise<br />
seiner Familie Heinrich Winter. Seine<br />
vielseitige Tatigkeit im Dienste hei-<br />
matlicher Vereine ist beispielhaft. Seit<br />
28 Jahren ist er Vorsitzender der SGV-<br />
Abteilung Eversberg. <strong>Der</strong> Turn- und<br />
Gesangverein seines Heimatortes ha-<br />
ben H. Winter zum Ehrenmitglied er-<br />
nannt. Seine plattdeutschen Beitrage<br />
in Zeitungen und den Zeitschriften <strong>des</strong><br />
Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong> haben ihn<br />
als Pfleger saueriandischen Volkstums<br />
bekannt gemacht. <strong>Der</strong> SHB wunscht<br />
seinem Freunde noch viele Jahre <strong>des</strong><br />
Wohlergehens.<br />
Pater Vinzenz Senge, Provinzial der<br />
nordbrasilianischen Franziskanerpro-<br />
vinz, starb fast SOjahrig in Joao Pessao.<br />
Dem gebijrtigen Mescheder war Bra-<br />
silien in 55Jahriger Arbeit zur zweiten<br />
Heimat geworden.<br />
Ein heimatverbundener Schulmann und<br />
Kommunalpolitiker, Rektor i.R. Karl<br />
Bruggemann vollendete in guter Ge-<br />
sundheit sein 80. Lebensjahr. Von<br />
1917 bis 1959 stand er als Lehrer und<br />
Schulleiter im Dienste sauerlandischer<br />
horte er seit dem Jahre 1952 an und<br />
war acht Jahre lang bis 1969 Landrat.<br />
Stadtdirektor Hans Liese, Meschede,<br />
wurde in einer eindrucksvollen Stunde<br />
<strong>des</strong> Dankes und der Anerkennung<br />
nach 20Jahriger Tatigkeit als Behor-<br />
denleiter verabschiedet. Burgermeister<br />
Stahlmecke, die Vertreter der Rats-<br />
fraktionen, Landrat Entrup und Stadi-<br />
direktor Ochsenfeld, Olsberg, wijrdig-<br />
ten Lieses Leistungen, der auch in<br />
schwierigen Situationen und bei<br />
schwierigen Problemen stets ein her-<br />
vorragender Sachverwalter der Burger<br />
war. Zugleich war die Feier offizielle<br />
Einfuhrung. <strong>Der</strong> neue Stadtdirektor<br />
Josef Piitz wurde gleichzeitig einge-<br />
fijhrt.<br />
Anton Keuthen, Elleringhausen, wurde<br />
auf der Jahresversammlung <strong>des</strong> SGV-<br />
Bezirks Oberruhr zum Vorsitzenden<br />
gewahlt. Er ist Nachfolger von W. Nol-<br />
le (80), Meschede, der nach langjahri-<br />
ger und tatkraftiger Arbeit sein Ami<br />
zur Verfugung stellte.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Neue Mitglieder<br />
und Abonnenten:<br />
Sparkasse der Stadt Iserlohn<br />
StadtbiJcherei Hagen<br />
Dorlies Meschede, Olsberg<br />
Rudolf Hausknecht, Kirchhundem<br />
Christine Rudzki, Wurselen<br />
Luth, Balve<br />
Rudolf Stoth, Sundern<br />
Emil Gnacke, Wormbach<br />
Franz Josef Monig, Schmallenberg<br />
Hubert Kotthoff, Schmallenberg<br />
Fritz LiJtteken, Westheim<br />
A. Gierse, Bochum<br />
Kurhotel Hochsauerland<br />
H. Hagemann, Winterberg<br />
Gerhard Thiele, Finnentrop<br />
Joachim Geffert, Finnentrop<br />
Franz Klinkhammer, Finnentrop<br />
Fa. Gebr. Spreemann, Finnentrop<br />
Fa. Borggrafe, Finnentrop<br />
Fa. Franz u. Paul Lijbke, Finnentrop<br />
NorbertWilmes, Finnentrop<br />
Fa. Bischof & Broegger, Finnentrop<br />
Schuhhaus Vollmert, Finnentrop<br />
Josef Reuter, Finnentrop<br />
Ferdinand Poggel, Finnentrop<br />
Hubert Kathol, Finnentrop<br />
Walter Haberhauer, Attendorn<br />
Martin Mijller, Finnentrop<br />
Marlene Dessel, Finnentrop<br />
Edith Deitenberg, Finnentrop<br />
Trude Sellerberg, Finnentrop<br />
Ewald Heuel, Attendorn<br />
Klara Jostes, Finnentrop<br />
Hubert Muller, Lennestadt<br />
Friedrich Spielmann, Finnentrop<br />
Josef Gilsbach, Schmallenberg<br />
Josef Raulf, Lippstadt<br />
Anneliese Rutkow, Schmallenberg<br />
Alois Schroder, Schmallenberg<br />
Hans-Werner Nowatzky, Hid<strong>des</strong>hausen<br />
Gunter Hanses, Sundern<br />
Hermann-Josef Brumberg, Arnsberg<br />
Volksbank OIpe<br />
Heribert Wilmes, Koln<br />
Hans Korn, Sundern<br />
Erich Reuber, Neu(3<br />
Elisabeth Rickert, Schmallenberg<br />
Gunda Baulmann, Sundern<br />
Erich Kaspari, Schmallenberg<br />
Marianne Bittner, Meschede<br />
Heinrich Menzebach, Finnentrop<br />
Anton Neuhaus, Sundern<br />
Werner Konersmann, Sundern<br />
Reinhold Liese, Bestwig<br />
Dr. Maria Rorig, Bottrop<br />
J. u. B. Haake, Sundern<br />
Buchdruckerei Koberlein, Sundern<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Ortsnamen trotz<br />
Postleitzahl<br />
beibehalten<br />
Auf dem Lan<strong>des</strong>verbandstag <strong>des</strong> West-<br />
falisch-Lippischen Landwirtschaftsver-<br />
ban<strong>des</strong> im Januar d.J. beanstandete<br />
Vizeprasident Gustav Lindemann die<br />
vollig unnotige Ausrottung der Orts-<br />
namen durch das Postleitzahl-System<br />
der Deutschen Bun<strong>des</strong>post. <strong>Der</strong> Kritik,<br />
die mittlerweile weitreichen<strong>des</strong> Echo<br />
gefunden hat, ist in vollem Umfang<br />
beizustimmen. Das Postleitzahl-Sy-<br />
stem mag einschliel3lich <strong>des</strong> Systems<br />
der Zustellbereichs-Zahlen sinnvoll<br />
und notwendig sein. Es hat jedoch<br />
nicht das geringste mit der Beibehal-<br />
tung Oder Nichtbeibehaltung der Orts-<br />
namen zu tun. In einer Zeit, in der<br />
europa-weit der Schutz historischer<br />
Baudenkmaler gefordert wird, wird von<br />
der Post der Bun<strong>des</strong>republik die Aus-<br />
merzung von oft tausendjahrigen Orts-<br />
namen betrieben. Vollig uberflussiger-<br />
weise, denn die uberortliche Vertei-<br />
lung der Post erfoigt lediglich auf-<br />
grund der Leitzahlen <strong>des</strong> postalischen<br />
Zentralorts. Wenn zur weiteren Vertei-<br />
lung dort eine Zustellnummer erforder-<br />
lich sein sollte, konnte sie unschwer<br />
der Postleitzahl angefugt werden. <strong>Der</strong><br />
Ortsname spielt fur die Post uberhaupt<br />
keine Rolle.<br />
<strong>Der</strong> Westfalisch-Lippische Landwirt-<br />
schaftsverband hat seinen Mitgliedern<br />
geraten, neben der Postleitzahl den<br />
alten Ortsnamen fur Postsendungen<br />
zu verwenden.<br />
Leser schreiben<br />
„Freundl:ch danke ich Ihnen fiJr die<br />
Dbersendung von „Sauerland". Ich<br />
habe mit Interesse und Aufmerksam-<br />
keit die Neuigkeiten und Berlchte ge-<br />
lesen. Ich mochte Sie nur ermutigen,<br />
in Ihrer Arbeit fortzufahren; durch Ihr<br />
Interesse an der Heimat erweisen Sie<br />
Ihren Mitmenschen einen groRen<br />
Dienst, und das in einer Zeit, in der<br />
Tradition und Brauchtum wenig An-<br />
sehen haben. Ich danke Ihnen noch-<br />
mals dafiJr, da(5 Sie auch an die Men-<br />
schen im Ausland denken."<br />
P. Georg Neumann, SAC<br />
Edmonton, Alberta, Kanada<br />
55
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Vor250 Jahren:<br />
Feudaler Pomp<br />
und laute Boiler<br />
Als Clemens August kam<br />
Am 7. August 1724 — vor 250 Jahren —<br />
eriebte Arnsberg wohl den glanzvoll-<br />
sten Tag seiner wechselvollen Ge-<br />
sch chte. Clemens August, zwar der<br />
jungste, aber einer der machtigsten<br />
Fursten Deutschlands, zog mit riesi-<br />
gem Gefolge in seine westfalische Re-<br />
sidenz ein, urn dort den Landtag abzu-<br />
halten. Im Marz 1724, als der Lan<strong>des</strong>-<br />
furst zum erstenmal fur kurze Zeit in<br />
Arnsberg weilte, war der Plan dieses<br />
offiziellen Einzugs fur die Ze;t <strong>des</strong><br />
Landtags und der hohen Jagd festge-<br />
setzt worden.<br />
Als der farbenfrohe Zug aus Koln auf<br />
der Hohe <strong>des</strong> Seltersberges sichtbar<br />
wurde, begruBten ihn der Donner der<br />
Geschutze, Glockengelaut und Fanfa-<br />
renklange. Tausende von nah und fern<br />
waren herbeigeeilt, um dieses grc6e<br />
Sauerlandfest mitzuerleben: an der<br />
Spitze die Behorden <strong>des</strong> Herzogtums<br />
und der Stadt, die Landstande und die<br />
landstandischen Vertreter der Stadte<br />
und Freiheiten Belecke, Bodefeld,<br />
Fredeburg, Geseke, Hallenberg, Me-<br />
debach, Neheim, Obermarsberg, RiJ-<br />
then, Warstein, Winterberg.<br />
Mitten im Zug, flankiert von Pagen und<br />
Heyduken, gefolgt von Edelknaben und<br />
Kammerdienern, im roten erzbischof-<br />
lichen mit Hermelin besetzten Gewand<br />
ritt auf prachtigem Schimmel der<br />
23jahrige KurfiJrst.<br />
Als Erzb'schof hatte er erst kurz vor-<br />
her im Mai seinen Einzug im Bonn ge-<br />
halten.<br />
Das Ende <strong>des</strong> Zuges, der zum Schlo6<br />
hinauffuhrte, bildeten die berittene<br />
Leibgarde, Musik, Blaser und Pauken-<br />
schlager. Arnsberg vjar viel zu klein,<br />
um all die Gaste aufzunehmen, die aus<br />
dem ganzen Herzogtum herbeigeeilt<br />
waren.<br />
An dem holperigen Arnsberger Stra-<br />
6enpflaster jedoch hatte der KurfiJrst<br />
kene Freude. Er erbot sich, fur eine<br />
bessere Pflasterung die Halfte der Ko-<br />
Das schOne SODSAUERLAND<br />
Manche hundert Sonderzijge. tausende von Omnibussen, zahllose Pkw Q I<br />
bringen alljahrlich Erholungsuchende, Reisegesellschaften, Schulen, Klubs zumtJI<br />
Beratung und<br />
Information fur<br />
Ausflijge,<br />
Sonderzijge,<br />
Tagungen, Sitzungen<br />
und alles<br />
Wissenswerte durch<br />
den Kreis-<br />
verkehrsverband<br />
SiJdsauerland,<br />
596 OIpe,<br />
SeminarstraBe 22,<br />
TeL (02221)47 0515.<br />
sten zu tragen. Aber der peinlsch be-<br />
troffene Magistrat lehnte das Angebot<br />
mit dem eiligefi Hinweis ab, daB sol-<br />
che StraBen sich einfach nicht recht<br />
pflastern lieRen, worauf der KurfiJrst<br />
(nach Seibertz) ironisch entgegnete<br />
er habe bei seinem Angebot zu wenig<br />
bedacht, dal3 man Perlen nicht vor die<br />
Saue werfen diirfe.<br />
<strong>Der</strong> Landtag dauerte bis zum 24. Au-<br />
gust, lieB dem passionierten Schutzen<br />
und jagdfrohen Lan<strong>des</strong>herrn aber doch<br />
Zeit genug, um seinen 24. Geburtstag<br />
zu begehen, um mehrfach ein „sehr<br />
curioses" NachtschieBen in Obereimer,<br />
groI5e Jagden in den Revieren <strong>des</strong><br />
Arnsberger Wal<strong>des</strong> zu veranstalten<br />
und mit weitangereisten Kunstlern<br />
Bauplane zu beraten.<br />
Die Ruinen <strong>des</strong> Arnsberger Schlosses,<br />
heute wieder eindrucksvolle Erinne-<br />
rung an die reiche Geschichte der<br />
Stadt, hat das Auge <strong>des</strong> Kurfursten<br />
nicht mehr gesehen; ein Jahr vor der<br />
Zerstorung und der „ausgeplunderten<br />
und eingeascherten Stadt" endete<br />
sein bewegtes Leben.<br />
Theodor Tochtrop<br />
ist einen Ausflug jahrlich wert!<br />
<strong>Westfalen</strong>s<br />
groBte und schonste<br />
Talsperre.<br />
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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Stadtfuhrer von Brilon<br />
Die Schrift, 70 S., m. Abb. u. Karte,<br />
ist herausgegeben vom Stadtischen<br />
Verkehrsamt und Verkehrsverein Bri-<br />
lon und verfal3t von Theodor Tochtrop.<br />
In drei Abschnitten wird uber Ge-<br />
schichte, Baudenkmaler und ..Brilon<br />
heute" berichtet. Es wird keine syste-<br />
matische Gelehrsamkeit geboten, son-<br />
dern der ganze Stoff melnr oder weni-<br />
ger episodisch behandelt, mit Recht,<br />
denn das Buchlein richtet sich nicht so<br />
sehr an den Burger der Stadt, sondern<br />
an den fremden Besucher. Er erfahrt<br />
daraus viel Wissenswertes, und der<br />
Zweck der Schrift, ein tieferes Inter-<br />
esse beim Cast zu wecken, wird zwei-<br />
fellos erfullt. Dem entsprechen aller-<br />
dings nicht in gleichem Ma6 die Bilder,<br />
die sich z.T. mehr an den Einheimi-<br />
schen als an den Fremden wenden.<br />
Hundt<br />
Schutzengeschichte<br />
Neheim-Hijsten. Die Geschichte der<br />
SchiJtzenbruderschaft, die 1435 „unter<br />
dem Schutze <strong>des</strong> hi. Geistes" gegrun-<br />
det wurde und heute 1200 Mitglieder<br />
zahit, wurde in einer umfangreichsn<br />
Ausstellung der Dffentlichkeit vorge-<br />
stellt. Mit der Ausstellung wurde ein<br />
Stuck Alt-Hiistener Geschichte wach,<br />
die Itickenlos seit 1657 durch unge-<br />
zahlte Schriftstucke, Medaillen und<br />
SchiJtzenrequisiten im Besitz der Bru-<br />
derschaft ist. <strong>Der</strong> besondere Stolz der<br />
Schutzen ist die Originalurkunde ijber<br />
den Schutzenfest-Termin, wonach das<br />
Vogelschieften am Sonntag nach Tri-<br />
nitatis zu geschehen hat und jeder<br />
Schutze, der den Gottesdienst ver-<br />
saumt, zur Strafe zwei Elmer Bier be-<br />
zahlen mul5.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Franz Hitze-Gedenken<br />
<strong>Der</strong> 125. Geburtstag von Franz Hitze,<br />
dem neben Ketteler wohl gr66ten Ka-<br />
tholischen Sozialpolitiker der Jahrhun-<br />
dertwende, war im Kreis OIpe Anla6<br />
zu verschiedenen Veranstaltungen.<br />
Franz Hitze stammte aus Hanemicke,<br />
dem heutigen Sondern am Rand der<br />
Biggetalsperre, wo eine von ihm er-<br />
richtete neugotische Kapelle sein An-<br />
denken wachhalt. Er liegt in Rhode ne-<br />
ben der Kirche begraben. In Munster<br />
gibt es noch ein Franz-Hitze-Haus;<br />
man hatte ihm dort einst auch ein<br />
Denkmal gesetzt. Auch in Koln exi-<br />
stierte fruher ein Franz-Hitze-Haus.<br />
Das Aniiegen, den Sauerlander Hitze,<br />
der, nebenbei bemerkt, auch Universi-<br />
tatsprofessor und Relchstagsabgeord-<br />
neter war, der Gegenwart wieder pre-<br />
sent zu machen, kann nur begruRt wer-<br />
den.<br />
<strong>Der</strong> langjahrige Chef der Mendener<br />
Stadtverwaltung Stadtdirektor Dr. Rips<br />
wurde in einer Feierstunde im Rathaus<br />
verabschiedet, wobei seitens <strong>des</strong> stellv.<br />
Burgermeisters die bedeutenden Ver-<br />
dienste gewiirdigt wurden, die sich<br />
Dr. Franz Rips in ISjahriger Tatigkeit<br />
um die Entwicklung der Stadt Mendeh<br />
erworben hat. In seine Mendener<br />
Amtszeit fallt die bedeutende Auf-<br />
wartsentwicklung der Stadt, die von<br />
ihm mit grol3em Konnen beeinfluOt<br />
wurde. Zu ganz besonderem Dank ist<br />
der Sauerlander Heimatbund verpfich-<br />
tet, <strong>des</strong>sen Leitung er als Amtsdirektor<br />
von Balve im Jahre 1952 15 Jahre lang<br />
ijbernahm. Hohepunkte seines erfolg-<br />
reichen Wirkens waren die sauerlan-<br />
dischen Heimattage.<br />
„775 Jahre RiJthen"<br />
Die schmucke Festschrift mit aus-<br />
drucksreichem historischem Charakter<br />
— Hgbr.: Stadt RiJthen, Text: Dr. W.<br />
Dalhoff u. F. Kooke (100 S.) — fuhrt<br />
durch die Jahrhunderte der Stadtge-<br />
schichte bis in die heutige Zeit. Den<br />
letzten 25 Jahren widmet die Darstel-<br />
lung durch die Behandlung vielseitiger<br />
kommunaler Probleme und Leistungen<br />
besondere Sorgfalt und bezieht darin<br />
das durch die fruheren Amtsgemein-<br />
den wesentlich vergroBerte Stadtge-<br />
biet mit ein.<br />
Die Gestaltung der Schrift mit uber<br />
60 Fotos, Zeichnungen und histo-<br />
rischen Gemalden im Text la(5t auf den<br />
ersten Blick eine Festgabe von blei-<br />
bendem Wert erkennen. Beeindruk-<br />
kend ist die Umschlagsgestaltung mit<br />
dem Alten Rathaus und dem Hachtor,<br />
sowie ein Gemalde „Tod <strong>des</strong> Burger-<br />
meisters" von E. Bufe. T.T.<br />
Sauerlander Heimatbund<br />
Vorsitzender: Dr. Adalbert MiJIlmann,<br />
579 Brilon, Jupiterweg 7, Tel.: (02961) 91370.<br />
Geschaftsstelle: 5948 Schmallenberg, Post-<br />
fach 1140, Telefon (02972) 555. Geschafts-<br />
fiihrerin: Hiltraud Schuttler. Konten:40011116<br />
Sparkasse Fredeburg, 4876-461 Postscheck-<br />
amt Dortmund. Jahresbeitrag einschl. <strong>des</strong><br />
Bezuges dieserZeitschrift 6,-DM. Beitrags-<br />
zahlungen werden auf eines der vorgenann-<br />
ten Konten erbeten.<br />
Redaktionsstab: Vors. Theo Hundt, 596 OIpe.<br />
Keeschladeweg 3; Dr. Magdalene Padberg,<br />
Eslohe; Jupp Schottler, Bamenohl; Theodor<br />
Tochtrop, Brilon; Fritz Droste, EIpe; Josef<br />
Wiegel, Schmallenberg; Friedhelm Acker-<br />
mann, Arnsberg; Klemens Propper, Arns-<br />
berg,<br />
„Sauerland", Zeitschrift <strong>des</strong> Sauerlander<br />
Heimatbun<strong>des</strong> e. V., 5948 Schmallenberg<br />
Postfach 1140, Telefon (02972) 555,- Redak-<br />
tion: Siegfried Richter, 577 Arnsberg, Bodel-<br />
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trinke einen<br />
„Kahlen Asten"!<br />
Trink ihn, wenn<br />
der Speisen Fulle,<br />
driickt auf deine<br />
jjLeibeshiille".<br />
Trink ihn,<br />
wenn <strong>des</strong> Winters<br />
Kuhle<br />
verursacht bei dir<br />
„FrostgefiJhle".<br />
Trink ihn,<br />
aber sehr bedachtig,<br />
so bekommt er<br />
immer prachtig.<br />
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STADT WARSTEIN (Sauerland)<br />
Die Stadt Warstein liegt am Nordhang <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> und ist von derm herrlichen Wald-<br />
gebiet <strong>des</strong> Naturparkes Arnsberger Wald umgeben. Die gunstige Lage an den Bun<strong>des</strong>-<br />
stra(3en 55 und 516 gewahrleistet scinnelies Erreichen der Mohne- und Hennetalsperre.<br />
Die Tropfsteinhbhie im Bilsteintal <strong>des</strong> Stadtteiles Warstein lockt mit der beruhmten<br />
„Heinzelmannchengrotte" jahrlich ca. 100.000 Besucher an.<br />
Ebenfalls an der Tropfsteinhohle liegt der Wildpark der Stadt Warstein, besetzt mit Dam-,<br />
Schwarz- und Rotwild.<br />
Das stadt. Museum „Haus Kupferhammer" enthalt u.a. eine kompiette Gesteinssamm-<br />
lung aus der Umgebung der Stadt sowie seltene Knochengerate und Steinwerkzeuge aus<br />
der Urzeit.<br />
Zu den weiteren Sehenswurdigkeiten zahien die<br />
Pfarrklrche im Stadtteil Hirsciiberg, das Kaiser-<br />
Heinrich-Bad und die KiJlbesteine im Stadtteil Be-<br />
lecke und das Kloster Mulheim im Stadtteil Sich-<br />
tigvor.<br />
Fijr den Wanderfreund stehen rund urn Warstein<br />
gut gekennzeichnete Wanderwege in ausreichen-<br />
der Zahl zur Verfijgung. In Warstein ist ein kom-<br />
biniertes Hallen- und temperiertes Freibad vor-<br />
handen. Ein weiteres temperiertes Freibad liegt im<br />
Stadtteil Hirschberg.<br />
Auskunft erteilt die Stadtverwaltung Warstein<br />
Telefon-Nr.: 0 29 02 / 20 91 - 20 95<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
DieplohstraBe 1 • 4788 Warstein 1
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