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Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen

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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />

Dr. Karl Wurm:<br />

Die Aniage <strong>des</strong><br />

Oberfreistuhls<br />

in Arnsberg<br />

Im vergangenen Jahr wurde die Frei-<br />

gerichtsanlage in Arnsberg von Grund<br />

auf erneuert. Die Stadt Arnsberg er-<br />

richtete Richlertlsch und Richterbanke<br />

und ubernahm die gartnerische Gestal-<br />

tung; die umfangreichen Erdbewegun-<br />

gen wurden auf Initiative <strong>des</strong> Arnsber-<br />

ger Heimatbun<strong>des</strong> durch freiwillige<br />

Heifer aus alien Schichten der BCirger-<br />

schaft, besonders auch der Jugend, in<br />

Handarbeit vorgenommen, well die<br />

Hanglage einen maschinellen Einsatz<br />

nicht zulie6. Die tiefeingeschr\ittene,<br />

eiformige Mulde am Westhang <strong>des</strong><br />

SchloRberges hat damit eine Gestalt<br />

gewonnen, die dem Verfahrensgang<br />

bei den Freigerichten entspricht.<br />

Die neuere Forschung hat das Proze5-<br />

bild von legendarer Ausschmuckung<br />

befreit. Die Szenenbeschreibung fur<br />

eine FemgerichtsverhandlUng zum '1.<br />

Akt von Kleists Kathchen von Heil-<br />

bronn: „eine unterirdische Hohle mit<br />

den Insignien <strong>des</strong> Femgerichts, von<br />

einer Lampe erieuchtet", wobei die<br />

Richter — wie bei Goethe — „samtlich<br />

vermummt" auftreten — ist ein Bild,<br />

das den Verfahrensvorschriften wider-<br />

spricht. In Wirklichkeit wurde das Frei-<br />

gericht am hellen Tage im Freien ge-<br />

hegt. <strong>Der</strong> Freigraf fiJhrte den Vorsitz<br />

und erfragte das Recht bei wenigstens<br />

7 Freischoffen, haufig in Anwesenheit<br />

vieler weiterer Freischoffen und ande-<br />

rer freier Manner. Auf dem Tisch la-<br />

gen ein entbloRtes Schwert und ein<br />

weidengepflochtener Strick als Zei-<br />

Chen der hohen Gerichtsbarkeit (<br />

schwurt auf Strang und Schwert",<br />

Goethe, Gbtz von Berlichingen, 5. Akt).<br />

Diesem Verfahrensgang ist die jetzt<br />

geschaffene Aniage angepaBt. Die<br />

Richterbanke bieten Sitzgelegenheit<br />

fijr wenigstens 8 Personen. In die<br />

Granitplatte <strong>des</strong> Tisches ist ein<br />

Schwert eingelassen. Davor ist auf<br />

gleichem Niveau Platz fur den „Um-<br />

stand" gegeben.<br />

<strong>Der</strong> an dem Sockel <strong>des</strong> Tisches ange-<br />

brachte Schild soil an die wichtigsten<br />

SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />

Blick auf den Oberfreistuhl<br />

Gerichtsformein erinnern: an die Lo-<br />

sung: Strick, Stein, Gras, Grein, das<br />

Notwort „Reinir dor Feweri" und an<br />

die Pflicht zur Verschwiegenheit vor<br />

Weib und Kind, vor Sand und Wind.<br />

Die Geheimhaltung bestimmter Form-<br />

lichkeiten war strenge Vorschrift, de-<br />

ren Verletzung mit dem Tode bestraft<br />

wurde. Diese Pflicht war so wirksam,<br />

daB die Bedeutung weder der Losung<br />

noch <strong>des</strong> Notworts geklart ist.<br />

© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />

(Foto: Ackermann)<br />

Die Freigerichte, die aus dem altsach-<br />

sischen Ding und den karolingischen<br />

Grafengerichten hervorgegangen wa-<br />

ren, richteten unter Kbnigsbann. Auch<br />

nachdem der Erzbischof von Koln als<br />

Herzog in <strong>Westfalen</strong> — nicht als Terri-<br />

torialherr sondern als kbniglicher Be-<br />

amter — die Befugnis erhalten hatte,<br />

als Oberstuhlherr den Bann zu leihen,<br />

gait der Kbnig doch immer als „obre-<br />

ster herre und richter" iiber alle Frei-<br />

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