Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
altesten Luftkurorte <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong>,<br />
namlich Freienohl (Stadt Meschede).<br />
Baderansatz notwendig!<br />
In dieser Dbergangsphase hat die<br />
Neu- Oder Wiederanerkennung als<br />
Luftkurort im Sauerland zum Teil zu<br />
heftiger Kritik an den gestellten hohen<br />
Anforderungen <strong>des</strong> Ministeriums fiJr<br />
Arbeit, Gesundheit und Soziales ge-<br />
fiihrt. Das ist, wenn man das bisherige<br />
Anerkennungsverfahren als MaBstab<br />
nimmt, verstandlich. Es kommt hinzu,<br />
dal3 nach der Gebietsneuordnung<br />
die GroRgemeinden durchweg mit<br />
grol3en finanziellen Schwierigkeiten zu<br />
kampfen haben. Gerade die typischen<br />
Fremdenverkehrsgemeinden sind in-<br />
folge ihrer schwachen Steuerkraft —<br />
bedingt durch den geringeren Indu-<br />
striebesatz — nicht in der Lage, die<br />
nach dem KOG geforderten Einrich-<br />
tungen fur einen Luftkurort zu schaffen<br />
und die meist im Anerkennungsverfah-<br />
ren festgelegten Auflagen aus eigener<br />
Kraft zu erfullen.<br />
Die den Gemeinden zur Pflicht ge-<br />
machte Erhebung <strong>des</strong> Kurbeitrags (bis-<br />
her Kurtaxe) stellt zwar wortgetreu<br />
einen Beitrag zur Unterhaltung der<br />
Kureinrichtungen (einschl. Veranstal-<br />
tungsprogramme) dar, gibt aber schon<br />
fiJr die uberhohten Aufwendungen<br />
eines Kurortes zu wenig und fiJr Neu-<br />
investitionen so gut wie gar nichts her.<br />
<strong>Der</strong> Kurbeitrag erstreckt sich zudem<br />
ja auch nur auf diejenigen Gaste, die<br />
in einem engbegrenzten Kurmittelge-<br />
biet Unterkunft genommen haben und<br />
auf solche, die Kureinrichtungen in An-<br />
spruch nehmen, auch wenn sie aul5er-<br />
halb <strong>des</strong> Kurgebietes wohnen. Die Ge-<br />
meinden werden hierijber Kurbeitrags-<br />
ordnungen als Satzungen zu eriassen<br />
haben. Hierbei wird es darauf ankom-<br />
men, eine moglichst groRe Flache als<br />
Kurgebiet auszuweisen, in die bei<br />
Eignung mehrere Ortschaften einbe-<br />
zogen werden konnen. Nicht durch<br />
eine Zersplitterung, sondern nur durch<br />
eine Konzentration dSr infrastrukturel-<br />
len Einrichtungen ist die Attraktivitat<br />
<strong>des</strong> Erholungsgebietes zu erhbhen.<br />
<strong>Der</strong> Gesetzgeber hatte zu berijck-<br />
sichtigen, da(5 Bayern bereits 1972<br />
(durch die sogenannte Anerkennungs-<br />
verordnung) und Baden-Wurttemberg<br />
1974 (durch Gesetz) die Luftkurorte<br />
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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
unter die Gruppe der Kurorte einge-<br />
ordnet haben. Deshalb konnte Nord-<br />
rheln-<strong>Westfalen</strong> kaum anders ent-<br />
scheiden, wenn die Einheitlichkeit im<br />
Bun<strong>des</strong>gebiet gewahrt werden sollte.<br />
Die ortlichen Stellen miissen beden-<br />
ken, da(5 der Name Luftkurort nicht<br />
mehr wie frijher eine unverbindliche<br />
Artbezeichnung darstellt, die mehr<br />
Oder weniger leichtfertig angewandt<br />
Oder gar miRbraucht werden kann,<br />
sondern ein Gutezeichen sein muB,<br />
das bestimmte Erholungsmoglichkei-<br />
ten fur die Gaste anhand vorhan-<br />
dener — nun gesetzlich festgeleg-<br />
ter — Einrichtungen garantiert. Dem<br />
Land muB aber auch deutlich gemacht<br />
werden, dal3 gerade in dem dichtbesie-<br />
delten <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> nicht nur<br />
die gesundheitliche Komponente im<br />
Vordergrund zu stehen hat, sondern<br />
da(3 sich das Lan<strong>des</strong>interesse auch auf<br />
die vorbeugende Gesunderhaltung der<br />
Bevolkerung, namlich die Erholung, zu<br />
erstrecken hat. Sind nun schon die<br />
Luftkurorte in die Gruppe der Kurorte<br />
eingestuft, so ist es nicht mehr als<br />
recht und billig, dal3 sie auch voll den<br />
Kurorten gleichgestellt werden, d.h.<br />
ihnen ware auch der Baderansatz bei<br />
den gemeindlichen SchliJsselzuweisun-<br />
gen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zuzuerkennen.<br />
Neu: Erholungsort<br />
Bei dem Anerkennungsverfahren fur<br />
Luftkurorte haben folgerichtig ver-<br />
schiedene Gemeinden die Antrage zu-<br />
rijckgezogen (so Freienohl, Silbach,<br />
Niedersfeld, Fleckenberg und West-<br />
feld-Ohlenbach), um nach der neuen<br />
Verordnung einen Antrag auf An-<br />
erkennung als Erholungsort zu stellen.<br />
Die einzelnen Kriterien fur einen Er-<br />
holungsort stehen nunmehr endgultig<br />
fest. Neu ist, da(5 auch in Zukunft<br />
ein Erholungsort den Zusatztitel wie<br />
bei Luftkurorten „mit Kurmittelgebiet"<br />
fuhren kann. Diese Zusatzbezeichnung<br />
ist erst im Gesetzgebungsverfahren<br />
als KompromiO eingefiJhrt worden.<br />
Damit ist die ursprunglich ange-<br />
strebte Verringerung der Artbezeich-<br />
nungen durchbrochen und terminolo-<br />
gisch keine gluckliche Formulierung<br />
gefunden worden, denn welcher Gast<br />
halt schon die fur den Kurort so wich-<br />
tige Bezeichnung ..Kurgebiet" und die<br />
zusatzliche Benennung „Kurmittelge-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
biet" auseinander. Sinn der zuletzt ge-<br />
nannten Bezeichnung ist, Erholungs-<br />
orten und Luftkurorten die Moglichkeit<br />
einzuraumen, auch heilungsuchende<br />
Patienten, z.B. von Versicherungstra-<br />
gern aufzunehmen.<br />
FiJr eine Anerkennung als Erholungs-<br />
ort wird zunachst eine „landschaftl;ch<br />
bevorzugte und klimatisch begunstigte<br />
Lage sowie entsprechender „Orts-<br />
charakter" gefordert. Kureinrichtungen<br />
konnen — soweit der Zusatz Kurmit-<br />
telgebiet weggelassen wird — nicht<br />
zwingend sein. Ebenso wird eine arzt-<br />
liche Dberwachung nicht in Betracht<br />
gezogen. Allerdings sind medizinische<br />
Versorgung, einwandfreies Trinkwas-<br />
ser, Mijllbeseitigung, Abwasserbesei-<br />
tigung, hygienische Unterkunftsein-<br />
richtungen, Lese- und Aufenthaltsrau-<br />
me, Sport- und Spieleinrichtungen,<br />
Moglichkeiten der Gasteunterhaltung<br />
(zumin<strong>des</strong>tens in der Hauptsaison),<br />
gekennzeichnete und instandgehaltene<br />
Wegenetze mit Ruhebanken, zentrale<br />
Informationsstelle und min<strong>des</strong>tens eine<br />
durchschnittliche 5-tagige Aufenthalts-<br />
dauer der Gaste unerlaRlich. Im ubri-<br />
gen soli ein ausreichen<strong>des</strong> Angebot<br />
vornehmlich fiJr die Familienerholung<br />
im Ort vorhanden sein. Bei den Witte-<br />
rungsverhaltnissen im Sauerland<br />
(durchschnittlich 100 Regentage im<br />
Jahr) wird ein Erholungsort gut daran<br />
tun, moglichst auch sogenannte wetter-<br />
unabhangige Einrichtungen fur die<br />
Feriengaste bereitzuhalten. Im Gegen-<br />
satz zu einem Luftkurort brauchen die-<br />
se Einrichtungen nicht in einem „Haus<br />
<strong>des</strong> Gastes" zusammengefal3t zu wer-<br />
den, sondern sie konnen sich auf<br />
private Hotels und Gasthofe verteilen.<br />
Hier kame den meist gut gepflegten<br />
Schutzenhallen in den sauerlandischer.<br />
Orten eine besondere Funktion zu.<br />
Statt eines Kurparks genugen kleinere<br />
Grunflachen und gute Baumbepflan-<br />
zungen im Ort und Blumenschmuck an<br />
den Hausern. SchlieRlich sollen insge-<br />
samt min<strong>des</strong>tens etwa 100 Betten im<br />
Ort vorhanden sein, wobei auf<br />
komfortable groliere Hotels und Be-<br />
herbergungsbetriebe verzichtet wer-<br />
den kann Moglichkeiten fur die Ein-<br />
nahme eines Mittagessens in Restau-<br />
rationen und Gasthofen erscheinen<br />
aber unerlaRlich. Jeder Erholungsort<br />
wird auch Zimmer mit Toiletten/Bad<br />
anbieten mussen, um den Gasten mog-<br />
lichst ein vielseitiges und in der Preis-