Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Brunskappel<br />
Vor dem Ende einer<br />
lOOOjahrigen Dorfsiedlung<br />
im Sauerland<br />
Als das kleine Dorf Brunskappel im<br />
Negertal im Juli 1953 sein lOOOjahhges<br />
Bestehen mit Dankgottesdiensten,<br />
Feuerwerk und einem machtigen Och-<br />
senbraten am SpieB beging, konnte<br />
niemand auch nur den leisesten Ge-<br />
danken haben, dal5 es 25 Jahre spater<br />
in den Fluten einer Talsperre versun-<br />
ken sein konnte.<br />
NacPi Mittetilung <strong>des</strong> Ruhrtalsperren-<br />
vereins sind die Wage fur den Tal-<br />
sperrenbau geebnet, die Einleitung<br />
<strong>des</strong> vorbereitenden Planfeststellungs-<br />
verfahrens steht unmittelbar bevor.<br />
Die Baukosten der Sperre werden mit<br />
250 Millionen veranschlagt Das Stau-<br />
volumen wird ein Drittel <strong>des</strong> Mohne-<br />
sees erreichen. Kristallisationspunkt<br />
<strong>des</strong> neuen Dorfes soil die alte Kirche<br />
sein, die in ahnlicher Form wieder auf-<br />
gebaut wird.<br />
Das GruBwort der Dichterin Josefa<br />
Berens im Festbuch 1953 hat heute<br />
eine tragische Bedeutung eriangt:<br />
„Deiner Vater Haus / Deiner Erde<br />
Brot,/Erhalt'sdirGottl".<br />
Das etwa 400 Einwohner zahlende<br />
Brunskappel, Heimatboden uralter Fa-<br />
milientradition, das nun den unerbitt-<br />
lichen Anspruchen <strong>des</strong> Industriezeit-<br />
alters geopfert wird, hat eine lOOOjah-<br />
rige Geschichte. Die Anfange dieser<br />
Dorfsiedlung fuhren zuriick bis in die<br />
germanisch-romische Zeit. Das 1000-<br />
jahrige Fest im Jahre 1953 grundete<br />
sich auf die Tatsache, daB Erzbischof<br />
Bruno von Koln (953-965) die Kirche<br />
in Brunskappel bagrCindete. Sie wurde<br />
zu einem Mittelpunkt <strong>des</strong> kirchlichen<br />
Lebens, Mutterkirche mehrerer Toch-<br />
tergemeinden und min<strong>des</strong>tens seit<br />
dem 13. Jahrhundert schon Pfarrei. In<br />
dieser Kirche wurde am 20.5.1680<br />
Johann Heinrich Montanus, der „heili-<br />
ge Pfarrer" von Bodefeli;! getauft. Im<br />
Jahre 1536 zahlte das Dorf in 13 Wohn-<br />
statten 80 Einwohner, deren Zahl bis<br />
1819 auf 219 anstieg. Im Jahre 1901<br />
lebten hier in 46 Hausern 277 Einwoh-<br />
ner. Brunskappel hat den Charakter<br />
eines agraren Arbeiter- und Bauern-<br />
dorfes mit 577 ha Feldflur nie verleug-<br />
40<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Muhlrad<br />
Miihlrad, blif mol stille stohn,<br />
Meyne Gedanken sind met dey gohn.<br />
Gengen met dey wual Johr un Dag,<br />
Met dey genk meyn Hiatensflag.<br />
Muhlrad, ik sin male woren,<br />
Le(3te Raousen blogget im Goren,<br />
Stiarwelaier singet de Fink,<br />
Singet van me tebruakenen Rink.<br />
Muhlrad, blif doch ainmohl stohn,<br />
Well dey ganz wuat Schoines verrohn:<br />
Ainmol kijmmet de Ief3te Nacht;<br />
Muhlrad, dann wet Fierowend macht.<br />
net, obgleich vor 400 Jahren die Eisen-<br />
hutten und spater noch die Meilerei<br />
begehrte Moglichkeiten <strong>des</strong> sonst so<br />
knappen Broterwerbs boten.<br />
Das stille Dorf eriebte auch das Grau-<br />
en <strong>des</strong> DreiBlgjahrigen Krieges. Ein<br />
Teil der 26 Hofe wurde wijst. Nach<br />
alter Oberlieferung soil einer der weni-<br />
gen Oberlebenden an der Kirchentur<br />
eine Pflugschar befestigt und mit<br />
wuchtigen Hammerschlagen 1648 den<br />
Frieden eingelautet haben. Fliichtige<br />
Bewohner seien daraufhin heimge-<br />
kehrt. Im Wappen <strong>des</strong> Dorfes finden<br />
wir <strong>des</strong>halb eine Pflugschar als<br />
Symbol.<br />
<strong>Der</strong> Name <strong>des</strong> Dorfes wurde im 19.<br />
Jahrhundert weithin bekannt, als der<br />
Briloner Geschichtsforscher J.S. Sei-<br />
bertz im Jahre 1817 das Gut Wilden-<br />
berg erwarb, wo er nach seinen eige-<br />
nen Worten in der stillen romantischen<br />
Bergwildnis <strong>des</strong> Negertals seinen hi-<br />
storischen Forschungen und schrift-<br />
stellerischen Arbeiten nachging und<br />
namhafte Personlichkeiten aus alien<br />
Teilen Deutschlands empfing. Zeugen<br />
einer uralten Dorfgeschichte sind die<br />
vielhundertjahrigen Eichen, die dem<br />
Ungemach vieler Jahrhunderte getrotlt<br />
haben. Nun, wenn dem Dorfe das<br />
Schicksai <strong>des</strong> Untergangs bereitet<br />
wird, werden sie, bis auf ganz wenlge,<br />
mit ihm das Finale teilen. Jene weni-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Christine Koch<br />
gen knorrigen Eichen aber sollen<br />
durch die Kunst von Spezialisten in<br />
das neue Dorf Brunskappel umgesetzt<br />
werden und als Zeugen einer tausend-<br />
Jahrigen Dorfgeschichte weiterleben!<br />
Theodor Tochtrop<br />
Kunsteisbobbahn<br />
Winterberg.FurdieanderWinterberger<br />
„Kappe" geplante Kunsteisbobbahn<br />
hat Architekt Deyle, Stuttgart, Modell<br />
und Planung vorgestellt. Seine Plane<br />
stellte Dreyle als fur Winterberg ma(5-<br />
geschneidert vor. Die LinienfiJhrung<br />
nach dem Start sei etwas vollig Neues;<br />
ebenso neu sei die Konzeption, die<br />
1200 m lange Bahn nicht nur fur Hoch-<br />
leistungssport, sondern auch fur nicht-<br />
geiJbte Freunde <strong>des</strong> Rodelsports nutz-<br />
bar zu machen.<br />
Fast 2,5 Millionen<br />
Ubernachtungen<br />
Meschede. Fast 2,5 Millionen Uber-<br />
nachtungen zahlte das Amt fur Frem-<br />
denverkehr im Sommerhalbjahr 1975<br />
in den Fremdenverkehrsgebieten <strong>des</strong><br />
Hochsauerlan<strong>des</strong>. In den 12 Stadten<br />
und Gemeinden <strong>des</strong> Hochsauerland-<br />
kreises war die Bettenkapazitat zu<br />
48,6% ausgenutzt. Am meisten fre-<br />
quentiert waren Schmallenberg, Bri-<br />
lon und Winterberg.