Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
stuhle. Die Freigrafschaft mit den in<br />
ihr errichteten Freistuhlen blieb ein<br />
Stuck Reichsunmittelbarkelt innerhalb<br />
der sich ausbildenden Lan<strong>des</strong>hoheit.<br />
Sie war gewissermaf^en ein „Territori-<br />
um im Territorium, ein Status in Statu,<br />
ein kaiserlicher Jurisdiktions- oder Ho-<br />
heitsbezirk innerhalb der lan<strong>des</strong>herr-<br />
lichen Grenzen." ')<br />
<strong>Der</strong> Arnsberger Freistuhl „in dem<br />
Baumhof unter der Burg an der Oley-<br />
pforte", bereits 1174 erstmalig er-<br />
wahnt, erhielt im 15. Jahrhundert die<br />
Vollmacht, jahrlich an bestimmten Ta-<br />
gen alle Freigrafen in <strong>Westfalen</strong> in<br />
„gemeinen Kapiteln" zu versammein<br />
und ihre Handlungen zu prijfen. Die<br />
sogenannte „Arnsberger Reformation<br />
der Feme" von 1437 gait als wichtige<br />
Femerechtsquelle und hat weite Ver-<br />
breitung gefunden.<br />
Kaiser Friedrich ill untersagte im Man-<br />
dat vom 4. Dezember 1483, Kapitels-<br />
tage an einem anderen Ort als „an<br />
dem Obern freyen stui zu ArnBberg in<br />
dem Baume Gartten" auszuschrei-<br />
ben. 2)<br />
Das Protokoll iJber das Kapitel von<br />
1490, an dem zahlreiche Stuhlherren,<br />
Freigrafen und Freischoffen aus ganz<br />
<strong>Westfalen</strong> teilnahmen, spricht einlei-<br />
tend von dem „Overveymgerichte tho<br />
Arnesberge in dem Bohmgarden." ^)<br />
<strong>Der</strong> Dortmunder Freistuhl bezeichnete<br />
Bildband:<br />
„<strong>Westfalen</strong>"<br />
Fotos: Wulf Ligges,<br />
Text: Dieter Thoma<br />
Verlag Dumont-Schauburg K6,ln<br />
<strong>Der</strong> renomierte Kolner Verlag hat im<br />
Dezember 1974 einen reprasentativen<br />
Bildband von <strong>Westfalen</strong> vorgelegt, der<br />
nach Auswahl und Wiedergabe <strong>des</strong><br />
Bildmaterlals ganz hphe Anspruche er-<br />
fullt. Die Blldmotlve der variantenrei-<br />
chen westfalischen Landschaft, Bau-<br />
denkmaler, architektonische Kostbar-<br />
keiten und Szenen der Arbeltswelt,<br />
belebt durch eine originelle und ein-<br />
fallsreiche Textgestaltung, schaffen<br />
ein ganz eindrucksreiches Gesamtbild.<br />
Es ist nur schade, da6 trotz der sonst<br />
50<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
sich als „<strong>des</strong> HI. Reiches Kammer",<br />
well er durch die Konige mit wichtigen<br />
Rechtssachen betraut wurde. Die Be-<br />
mijhungen aber, diesem Freistuhl all-<br />
gemeine Anerkennung als Feme-Ober-<br />
hof zu verschaffen, scheiterten am Wi-<br />
derstand <strong>des</strong> Kolner Erzbischofs, der<br />
diese Stellung ftir den auf seinem Ge-<br />
biet gelegenen Arnsberger Freistuhl<br />
durchsetzte. "•)<br />
Zunachst erstreckte sich die Tatigkeit<br />
der Freistuhle auf das Land der Roten<br />
Erde — zwischen Rhein und Weser.<br />
Seit der zweiten Halfte <strong>des</strong> 14. Jahr-<br />
hunderts nahmen die Femegerichte als<br />
untere Reichsgerichte bei Rechtsver-<br />
weigerung und handhafter Tat eine<br />
Kompetenz fur ganz Deutschland in<br />
Anspruch: bei der zerbrockelnden<br />
Reichsgewalt mit gro6em Erfolg. <strong>Der</strong><br />
im ganzen Reich verbreitete Freischof-<br />
fenbund war, wie Eberhard Schmidt<br />
ausfiJhrt, „die Organisation der an-<br />
standigen Gesellschaft gegen das<br />
Verbrechertum". Es war kein Zufall,<br />
dal3 sich gerade <strong>Westfalen</strong> als Hort<br />
<strong>des</strong> Rechts erwies. Denn hier vertei-<br />
digte der freie Bauer seine Rechte zah<br />
und erfolgreich und wurde keinem<br />
Herren horig.<br />
Mit dem Erstarken der Territorialherr-<br />
schaften endete seit der Mitte <strong>des</strong><br />
16. Jahrhunderts die Tatigkeit der Fe-<br />
so intensiven Umschau in alien west-<br />
falischen Regionen, das obere und<br />
hohe Sauerland in diesem Bildband et-<br />
was zu kurz kommt. Die alte Hanse-<br />
stadt Brilon mit dem altesten noch er-<br />
haltenen Rathaus Deutschlands sucht<br />
man vergebens. Im Bildteil hatte ein<br />
Motiv aus Obermarsberg Platz finden<br />
sollen. Nicht zu ubersehen ist auch<br />
das dichteste Fremdenverkehrsgebiet<br />
<strong>des</strong> oberen Sauerlan<strong>des</strong> Fredeburg,<br />
Oberkirchen, Nordenau, Fleckenberg<br />
. . ., das zwar mit einem eindrucksvol-<br />
len Landschaftsbild vom Kahlen Asten<br />
im Bildband vertreten ist.<br />
Doch an Erkenntnis hat es nicht ge-<br />
fehlt: „DaB <strong>Westfalen</strong> mit dem Sauer-<br />
land eines der besten und groBten Er-<br />
holungsgebiete Deutschlands besitzt,<br />
wird kaum einerbestreiten ..."<br />
(T.T.)<br />
me au6erhalb <strong>Westfalen</strong>s, und auch<br />
dort wurde ihre Zustandigkeit wesent-<br />
lich eingeschrankt. Sie erstreckte sich<br />
schlielblich nur auf Flur-, Feld- und<br />
Bagatellsachen. Durch Patent vom<br />
11. September 1784 ernannte der Kol-<br />
ner Kurfurst den letzten Oberfreigra-<br />
fen — den Hofgerichtsassessor Franz<br />
Wilhelm Engelhard in Werl, der 1786<br />
das letzte Stuhlgericht in Allendorf ab-<br />
hielt.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Arnsberg hat durch die Wiederherstel-<br />
lung der bedeutenden Gerichtsstatte<br />
ein Rechtsdenkmal von hohem Rang<br />
wieder in den Blickpunkt der O'ffent-<br />
lichkeit geruckt. Dafur gebuhrt der<br />
Stadt Arnsberg und dem Arnsberger<br />
Heimatbund der Dank allerGeschichts-<br />
freunde.<br />
1) Paul Wigand, Das Femgericht West-<br />
phalens, Hamm 1825, Seite 134.<br />
") Joh. Suibert Seibertz, Urkunden-<br />
buch zur Lan<strong>des</strong>- und Rechtsge-<br />
schichte <strong>des</strong> Herzogthums West-<br />
falen, Arnsberg 1854, Urkunde Nr.<br />
989.<br />
3) Paul Wigand, a.a.O., Seite 262, Ur-<br />
kunde XXIII.<br />
'') Linsmann in Rechtspflege zwischen<br />
Rhein und Weser, Festschrift zum<br />
150jahrigen Bestehen <strong>des</strong> Ober-<br />
lan<strong>des</strong>gerichts Hamm, Hamm 1970,<br />
S. 254/55.<br />
OIpe wird kirchliche<br />
Verwaltungszentrale<br />
Die 78 Kirchengemeinden <strong>des</strong> Bezir-<br />
kes Siegerland-Sudsauerland erhal-<br />
ten eine gemeinsame Zentrale unter<br />
Leitung eines hauptamtlichen Ge-<br />
schaftsfiJhrers in OIpe. Vorlaufig in<br />
dem von der Pfarrei St. Martinus er-<br />
worbenen Gebaude <strong>des</strong> fruheren Bun-<br />
<strong>des</strong>bahnbetriebsamtes, soli diese<br />
kirchliche Verwaltungsstelle dem-<br />
nachst im Neubau der Familien-Bil-<br />
dungsstatte OIpe untergebracht wer-<br />
den. Sinn und Zweck der neuen Zen-<br />
trale ist die Entlastung der Pfarrer von<br />
der die Seelsorgertatigkeit ijber-<br />
wuchernder Verwaltungsarbeit. —<br />
Obrigens: Warum heil5t dieser Kath.<br />
Kirchenbezirk nicht ..SiJdsauerland-<br />
Siegerland"?