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CHECK NRW #1

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PSYCHOLOGIE<br />

QUEERS LEIDEN STÄRKER<br />

UNTER EINSAMKEIT<br />

Die Pandemie erschüttert seit einem Jahr unser Leben.<br />

Die Charité Berlin ermittelte in ihrer neuen Studie, wie Corona<br />

unseren Alltag verändert hat. Ein Fokus der Studie war die<br />

Lebenssituation von Queers. Wer ist besonders anfällig für<br />

Einsamkeit?<br />

Die Universitätsklinik Charité in Berlin veröffentlichte<br />

Anfang März die vorläufigen Ergebnisse<br />

ihrer Studie zur Situation von Menschen<br />

in Deutschland während der Corona-Pandemie.<br />

Ein Schwerpunkt der Studie lag dabei<br />

auf lesbischen, schwulen, bisexuellen, asexuellen,<br />

trans* und inter Menschen und deren<br />

Erleben von der Krise. Die Studie leitet Prof.<br />

Dr. Wolfram Herrmann. Bisher wurden zwei<br />

Erhebungswellen mit Hilfe einer Online-Befragung<br />

durchgeführt: die erste im März/April<br />

letzten Jahres und die zweite im Januar/Februar<br />

dieses Jahrs. Insgesamt wurden fast 7.000<br />

Menschen befragt, von denen über zwei Drittel<br />

sich als LGBTIQ* identifizierten. Die meisten<br />

Befragten waren zwischen 18 und 65 Jahre alt.<br />

Die Ergebnisse<br />

• Soziale Kontakte verringerten sich über das<br />

vergangene Jahr für die gesamte Gruppe,<br />

doch haben cis-hetero-dya 1 Menschen<br />

noch etwas mehr soziale Kontakte als<br />

queere Menschen.<br />

• Während des letzten Jahres konnte mehr<br />

Kontakt mit der Familie als sonst verzeichnet<br />

werden. Cis-hetero-dya Menschen<br />

pflegten im letzten Jahr engeren Kontakt<br />

mit ihrer Familie als Queers.<br />

• Es ist wahrscheinlicher, unter Einsamkeit<br />

zu leiden, wenn man ohne Partner, ohne<br />

Kind oder alleine wohnt und/oder unter 65<br />

Jahre alt und LGBTIQ* ist. Asexuelle, trans*<br />

und/oder nicht-binäre Menschen sind unter<br />

Queers besonders anfällig für Einsamkeit.<br />

• Menschen, die eine Psychotherapie besuchen,<br />

gaben an, dass<br />

die Sitzungen seltener<br />

stattfanden oder langfristig<br />

ausfielen.<br />

• Die Befragten wünschen sich<br />

mehr Unterstützung bei Themen<br />

wie Kinderbetreuung, Masken,<br />

Impfung, finanzielle Unterstützung,<br />

Psychotherapie und digitale<br />

psychologische Beratung.<br />

EMPFEHLUNGEN DER CHARITÉ<br />

• Hilfsangebote gegen Einsamkeit sollten<br />

trans*, nicht-binäre und asexuelle<br />

Menschen besonders stark in den Fokus<br />

nehmen.<br />

• Hausärzt*innen sollten bei Patient*innen,<br />

die sich in psychotherapeutischer Behandlung<br />

befinden, nachfragen, ob sie mehr<br />

Unterstützung benötigen. Weiter sollten sie<br />

besonders queere Patient*innen auf etwaige<br />

Einsamkeit ansprechen und bei Bedarf an<br />

LGBTIQ*-Organisationen weiterleiten. (vf)<br />

1<br />

Dya ist die Kurzform von dyadisch. Das Wort beschreibt<br />

Körper, die nach westlicher Medizin männlich oder<br />

weiblich sind. Das Gegenstück ist das Wort inter* oder<br />

inter*geschlechtlich. Wenn mensch inter ist, dann ist<br />

der eigene Körper nach medizinischer Einschätzung<br />

nicht männlich oder weiblich.<br />

12 <strong>CHECK</strong> <strong>NRW</strong> <strong>#1</strong>

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