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LE-2-2021

LOGISTIK express Journal 2/2021

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LOGISTIK express<br />

Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />

„INNOVATIONSMOTOR LOGISTIK“<br />

Im Gespräch mit Zentralverband Spedition & Logistik<br />

Geschäftsführer Oliver Wagner über die Hürden und<br />

Herausforderungen der Branche. [Seite 22]<br />

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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong>|S2<br />

WERBEFENSTER<br />

U2


POLITIK WIRTSCHAFT 06<br />

HANDEL ECOMMERCE 08<br />

TRANSPORTLOGISTIK 22<br />

INTRALOGISTIK 40<br />

GEDANKEN TANKEN 62


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S4<br />

AutoStore<br />

erstklassiger<br />

INTEGRATOR<br />

in Österreich<br />

www.reesinkls.at


INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

INHALT 2/<strong>2021</strong><br />

02 Werbefenster [U2)<br />

05 Inhalt / Editorial / Impressum<br />

06 Wieviel ist eine Unterschrift wert?<br />

08 Handelsverband gratuliert Gesundheitsminister zur Angelobung<br />

12 Corona-Studie, Ein Drittel muss Ausgaben im Handel einschränken<br />

14 Megatrend Sustainable Fashion<br />

16 E-Commerce in der DACH-Region überspringt erstmals 100 Mrd. Euro<br />

18 Datengesteuerte Warenzustellung<br />

22 Es ist längst höchste Eisenbahn!<br />

28 E-Commerce beflügelt<br />

32 „Wohlstand für alle!“<br />

34 BASF stellt innovatives Tankschiff für Rhein-Niedrigwasser vor<br />

36 Ever Given: Haverie Grosse am Suezkanal<br />

38 Als verlässlicher Versorger, das Gute bewahren, die Agilität erhöhen<br />

40 Zukunft Logistik. Logistiktrends 2030<br />

44 Wachstum von Würth mit innovativer Automatisierungslösung<br />

48 E-Commerce: Blitzschnelle Logistik für Baustellen<br />

50 Neues FTS als Plug-and-Play Lösung<br />

52 Käseproduktion von Vorarlberg Milch automatisiert<br />

54 Logistikprozesse schützen Mitarbeiter<br />

56 Automatisierte Verpackungslösung für E-Commerce-Kunden<br />

58 Elektrisch unterwegs ohne Lastspitzen<br />

62 Prozessoptimierung, Datennutzung im Retourenmanagement<br />

64 Projekte verknotet und verknäult<br />

66 BVL strafft ihre Strukturen und nutzt Synergien<br />

68 Die größte Chance aller Zeiten<br />

70 Werbefenster (U4]<br />

2/<strong>2021</strong><br />

Seit über einem Jahr dominiert<br />

die Corona-Krise den<br />

Alltag und unsere Wirtschaft<br />

leidet extrem. Das Impfprogramm<br />

läuft und es gibt für<br />

den Impfwilligen Licht am<br />

Ende des Tunnels. Empathie<br />

schwindet, Einschränkungen,<br />

Unzulänglichkeiten<br />

bleiben bestehen. Doch<br />

lassen wir uns nicht spalten,<br />

jede Meinung zählt.<br />

Schätzen wir uns glücklich<br />

in einem Land wie Österreich<br />

(Deutschland oder der<br />

Schweiz) zu leben. Bestimmt<br />

gibt es Misswirtschaft sowie<br />

Korruption und die angehäuften<br />

Schulden werden<br />

in den nächsten Jahren zu<br />

schmerzhaften Steuererhöhungen<br />

führen. Allerdings -<br />

jammern hilft nicht weiter,<br />

nur eins ist Gewiss, wir werden<br />

diese Krise meistern - so<br />

wie das Leben mit all seinen<br />

zahlreichen Facetten.<br />

IMPRESSUM:<br />

Redaktion: Angelika Gabor,<br />

Peter Baumgartner, Ursula<br />

Schmeling, Dirk Ruppik<br />

Fotos: Getty Images<br />

istockphoto.com<br />

LOGISTIK EXPRESS / MJR MEDIA<br />

Inhaber, Herausgeber:<br />

Markus Jaklitsch<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />

T: +43 (0)676 7035206<br />

E: info@logistik-express.at<br />

www.logistik-express.com


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S6<br />

Wieviel ist eine Unterschrift wert?<br />

Im Dezember 2018 wurden in München Standort- und Beschäftigungssicherungsverträge<br />

für MAN unterzeichnet, wodurch betriebsbedingte Kündigungen bis 31.<br />

Dezember 2030 ausgeschlossen werden sollten. Nun, in Zeiten der Krise, ist der<br />

Vertrag nicht mal das Papier wert, auf dem er steht. Dass bereits Leistungen und<br />

Zugeständnisse erfolgt sind, scheint plötzlich irrelevant. Worauf kann man noch<br />

vertrauen? REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Zur Traton-Gruppe gehören übrigens auch<br />

die schwedische Scania und Volkswagen<br />

Caminhoes e Onibus in Brasilien. Von 2019 auf<br />

2020 musste MAN SE einen Umsatzrückgang<br />

von 14 Prozent hinnehmen, das Operative<br />

Ergebnis lag bei –631 Mio €, die Operative<br />

Rendite fiel 2020 auf – 5,8%. Da werden die<br />

Aktionäre wohl nicht gejubelt haben.<br />

Mitarbeiter des MAN-<br />

Standortes Steyr stimmen<br />

gegen die Pläne<br />

der WSA Beteiligungs<br />

GmbH. Foto: MAN<br />

Für alle, die es nicht wissen: MAN gehört<br />

zum VW-Konzern, dem größten<br />

Automobilhersteller der Welt. Trotz<br />

Rückgängen im Corona-Jahr 2020 fuhr<br />

das mehrheitlich von den österreichischen<br />

Familien Porsche und Piëch kontrollierte<br />

Unternehmen rund 8,8 Milliarden Euro Gewinn<br />

nach Steuern ein. Trotzdem sollen gerade<br />

jetzt, wo jeder einzelne Arbeitsplatz besonders<br />

wertvoll ist, bis zu 9.500 von 39.000 Stellen<br />

abgebaut und so das MAN-Ergebnis um 1,8<br />

Milliarden Euro aufgebessert werden. Hat die<br />

reichste Familie Österreichs – ihr Vermögen<br />

wird auf 33,8 Milliarden Euro geschätzt – es so<br />

nötig?<br />

Konzern in der Krise<br />

Seit 1919 werden in Steyr LKW gefertigt – mehr<br />

als 100 Jahre, davon die letzten mehr als 30<br />

Jahre für MAN. Ab 1999 wurde in Oberösterreich<br />

die gesamte Lastwagen-Produktion der<br />

leichten und mittleren Baureihe von MAN<br />

gefertigt. Die börsennotierte MAN SE gehört<br />

zu rund 95 Prozent der Traton SE, deren<br />

Hauptaktionär wiederum der VW Konzern ist.<br />

Dem Geschäftsbericht 2020 ist zu entnehmen,<br />

dass MAN als strategischen Zielwert eine<br />

Operative Rendite von 8% anstrebt, um Investitionen<br />

und Entwicklungen zu ermöglichen.<br />

Dies soll durch eine „Unternehmenstransformation“,<br />

also den massiven Stellenabbau<br />

und die Schließung von Werken – die deutschen<br />

Standorte Plauen, Wittlich und<br />

eben das oberösterreichische Steyr – ermöglicht<br />

werden. Dabei wurden doch<br />

gerade erst 60 Millionen Euro in die neue<br />

Kunststofflackierungsanlage (übrigens<br />

die größte Lackieranlage für LKW-Kunststoffanbauteile<br />

in Europa) investiert…<br />

Aktuell sind in Steyr ca. 1.500 Mitarbeiter<br />

in der Produktion (Mechaniker,<br />

Lackierer, Schweißer,..), 700 im administrativen<br />

Bereich und rund 150 Lehrlinge beschäftigt.<br />

Nicht zu vernachlässigen die ganzen Zulieferbetriebe,<br />

die direkt oder indirekt von dem<br />

Werk abhängig sind. Der Plan der (gerade<br />

wegen Misserfolgs ausgetauschten) Unternehmensführung<br />

sieht eine Verlagerung der<br />

Produktion nach Polen und/oder in die Türkei<br />

vor, um Kosten einzusparen. Zu diesem<br />

Zwecke wurde einseitig durch Ziehen der<br />

„Schlechtwetterklausel“ der Standortsicherungsvertrag<br />

aufgekündigt.<br />

Das kann teuer werden<br />

Der Aufschrei ist natürlich groß, nicht nur<br />

von Seiten der (kampfbereiten) Belegschaft,<br />

sondern auch aus der Politik formiert sich<br />

Widerstand. Was für ein Signal sendet das


aus, wenn ein Vertrag so einfach einseitig<br />

aufgekündigt werden kann, nachdem sich<br />

die andere Seite an alle Bedingungen gehalten<br />

hat? Und diese Bedingungen waren<br />

nicht ohne: Im Gegenzug für die Zusicherung<br />

der Arbeitsplätze haben die Mitarbeiter<br />

auf Überstundenzulagen und auf Pausen<br />

verzichtet, wodurch bei gleichem Lohn<br />

zwei LKW mehr täglich produziert wurden.<br />

Bedenkt man den Neupreis eines MAN-<br />

Trucks, war das kein schlechtes Geschäft für<br />

den Konzern. Mit einer globalen Pandemie<br />

samt Nachfrageeinbruch konnte damals<br />

ja niemand rechnen. Im guten Glauben an<br />

das Fortbestehen des Werkes hat die österreichische<br />

Forschungsförderungsgesellschaft<br />

FFG seit 2017 insgesamt 2,4 Millionen Euro in<br />

Projekte mit MAN investiert – Steuergelder<br />

natürlich, was denn sonst. Allerdings: bei<br />

betriebsbedingten Schließungen können<br />

Forschungsgelder binnen drei Jahren zurückgefordert<br />

werden. Damit nicht genug,<br />

laut einer Expertise des Linzer Zivilrechtsexperten<br />

und Rektors der Johannes-<br />

Kepler-Universität (JKU), Meinhard Lukas,<br />

könnten auf die Konzernmutter imschlimmsten<br />

Fall bis zu 1,4 Milliarden Euro Kündigungsentschädgungszahlungen<br />

bis 2030 zukommen.<br />

Bei erwarteten Einsparungevon 80 Millionen<br />

Euro pro Jahr durch eine Verlagerung<br />

der Produktion nach Polen rinnt da noch<br />

viel Wasser die Weichsel hinunter, bis sich das<br />

rentiert (den Imageschaden nicht einberechnet).<br />

Kein Wunder, dass Alternativen wie eine<br />

Übernahme durch Investoren willkommen<br />

wären.<br />

Wolf im Schafspelz?<br />

So schön hatte sich Investor und Ex-Magna-<br />

Manager Sigfried Wolf es ausgedacht, schon<br />

im Juni hätte er das Ruder übernehmen wollen,<br />

um nach der Übernahme durch seine<br />

WSA Beteiligungs-GmbH ein eigenständiges<br />

Unternehmen in Steyr mit Logistik und Vertrieb<br />

aufzubauen. Mit sieben Produkten für<br />

den Exportmarkt unter der Eigenmarke Steyr<br />

- leichte Kastenwagen mit Dieselmotoren<br />

und Elektroantrieb, Pritschenwagen, Kastenwagen<br />

und mittlere Lkw zwischen sechs und<br />

zwölf Tonnen sowie zwei Busse mit Elektroantrieb.<br />

Mit einem Teil der Stammbelegschaft,<br />

die zudem bis zu 15 Prozent Kürzung bei ihrem<br />

Nettoeinkommen in Kauf nehmen sollten.<br />

Aber da als einzige Alternative die Schließung<br />

drohte, schienen die Pläne sehr erfolgversprechend.<br />

Allerdings hatte er die Rechnung ohne<br />

die Belegschaft gemacht. Denn wie inzwischen<br />

wohl jeder weiß, entschieden sich die<br />

Mitarbeiter in der Urabstimmung Anfang April<br />

mehrheitlich gegen das Übernahmeangebot.<br />

Ups! Nach den Einbußen der letzten zwei<br />

Jahre ist es ihnen kaum zu verdenken, dass<br />

sie keine Lust auf noch mehr Verzicht hatten.<br />

Dazu gab es Befürchtungen, die weithin bekannten<br />

Verbindungen von Wolf zu Russland<br />

würden sich negativ auswirken. Und schließlich<br />

wurden schon einmal Versprechen gebrochen<br />

– wenn Garantien nicht zählen, worauf<br />

kann man sich dann noch verlassen? Wie<br />

hätten Sie abgestimmt? Ich wüsste es nicht…<br />

Mit seiner Erfahrung ist Wolf ein knallharter<br />

Geschäftsmann, der sich auch von Rückschlägen<br />

nicht aufhalten lässt, und es bleibt<br />

abzuwarten, ob da nicht doch noch eine<br />

Nachbesserung kommt – denn die Gelegenheit<br />

ist günstig, und das geballte Know-How<br />

der Belegschaft durchaus wertvoll. Es gäbe<br />

auch noch das „Green Mobility"-Projekt des<br />

Konsortiums rund um den Unternehmer Karl<br />

Egger (KeKelit), allerdings scheint das von<br />

der MAN-Zentrale nicht ernst genommen zu<br />

werden. Die Gewerkschaften PRO-GE und<br />

GPA-djp sind jedenfalls kampfbereit, wenngleich<br />

die Erfolgsaussichten nicht gerade<br />

rosig sind. (AG)<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S8<br />

Handelsverband gratuliert Gesundheitsminister<br />

zur Angelobung<br />

Österreichischer Handel hofft auf stärkere Einbindung der Wirtschaft und weitere<br />

Öffnungsschritte. Kostenlose Antikörpertests für Alle. Zutrittstests in Geschäften<br />

bleiben ein No-Go! REDAKTION: RAINER WILL<br />

Die Hälfte der verbliebenen Händler hat Existenzängste,<br />

da sich die Schulden anhäufen.<br />

Gleichzeitig konnte im heimischen Handel<br />

bis dato kein Corona-Cluster nachgewiesen<br />

werden. Die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen<br />

wurden verstärkt und haben sich<br />

zu jeder Zeit in der täglichen Praxis bewährt.<br />

Daher appelliert der Handelsverband an<br />

Minister Mückstein, bei der Implementierung<br />

neuer Corona-Maßnahmen die wissenschaftliche<br />

Evidenz sowie aktuelle Lockdown-<br />

Studien auch anderer Länder stärker zu berücksichtigen.<br />

MAG. RAINER WILL<br />

Im Namen des gesamten österreichischen<br />

Handels gratulieren wir Wolfgang Mückstein<br />

zur Angelobung als Gesundheitsund<br />

Sozialminister. Die Herkulesaufgabe<br />

Covid-19 braucht einen Schulterschluss, den<br />

wir hiermit durch eine enge Zusammenarbeit<br />

mit dem gesamten Kabinett anbieten", sagt<br />

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.<br />

"Zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung<br />

würden sich sofort gegen Corona impfen<br />

lassen. Umso wichtiger ist es jetzt, allen<br />

Nachfragenden ein Vakzin anbieten zu können.<br />

Der neue Gesundheitsminister muss den<br />

Impf-Turbo einlegen und die Teststrategie auf<br />

breitere Beine stellen, damit wir uns weitere<br />

Lockdowns ersparen können.<br />

Die Zeit drängt: Nach mittlerweile vier harten<br />

Lockdowns stehen im heimischen Non-Food-<br />

Handel zehntausende Jobs auf der Kippe, da<br />

im Handel jeder Lockdown dramatische Kollateralschäden<br />

verursacht. Jedes zehnte Geschäft<br />

musste seinen Betrieb bereits einstellen.<br />

Handelsverband fordert gratis Antikörpertests<br />

für die gesamte Bevölkerung<br />

Ein erster essenzieller Schritt wäre die Einführung<br />

kostenloser Antikörpertests für die gesamte<br />

Bevölkerung. Diese Tests sind derzeit<br />

3 Monate gültig und würden die Antigen-/<br />

PCR-Teststraßen massiv entlasten. Überdies<br />

könnten Antikörpertests die Anzahl der erforderlichen<br />

Berufsgruppentests und den damit<br />

einhergehenden administrativen Aufwand<br />

massiv reduzieren. Jeder positive Antikörpertest<br />

erspart bis zu 50 Antigentests pro Person.<br />

Wissenschaftler gehen davon aus, dass<br />

bereits jeder Vierte in Österreich lebende<br />

Mensch Antikörper in sich trägt.<br />

"Alle Menschen in Österreich haben Anspruch<br />

darauf zu wissen, ob Sie bereits<br />

mit dem Corona-Virus infiziert waren oder<br />

nicht. Daher geht es darum, allen diese<br />

Gewissheit zu geben, sofern dies freiwillig<br />

von den Menschen gewünscht ist.<br />

Gleichzeitig sieht die Covid-19 Schutzmaßnahmen-Verordnung<br />

vor, dass Menschen<br />

mit ausreichend Antikörpern 3 Monate von<br />

der Testpflicht befreit sind. Damit würde man<br />

all jenen, die ein positives Ergebnis aufweisen,<br />

ein Stück Normalität zurückschenken<br />

und gleichzeitig Test- und Impfkapazitäten<br />

entlasten.


Fest steht: Gerade in einer Pandemie haben<br />

die Menschen in unserem Land ein Recht darauf,<br />

auf freiwilliger Basis diese Gewissheit zu<br />

bekommen. Zum Beispiel in dem man beim<br />

Hausarzt des Vertrauens den Test durchführt.<br />

Die Ärzte und Labore verfügen unseres Wissens<br />

nach über die Kapazitäten und wären<br />

startbereit. Daher empfehlen wir die sofortige<br />

Einführung eines neutralisierenden Antikörpertests<br />

zum Nulltarif für die gesamte Bevölkerung,<br />

den jeder sollte seinen Covid-Status<br />

kennen und auch davon profitieren", so Will.<br />

Bevölkerung & Handel klar gegen Zutrittstests<br />

in Geschäften<br />

Von den zuletzt diskutierten Zutrittstests im<br />

Handel hält die Branche hingegen weiterhin<br />

nichts. Auch eine klare Mehrheit von 80 Prozent<br />

der Bevölkerung lehnt derartige Eintrittstests<br />

dezidiert ab. Zurecht, schließlich würden<br />

Zutrittstests in den Geschäften kaum etwas<br />

an den Corona-Fallzahlen ändern, aber bis zu<br />

zwei Drittel aller Umsätze im Non-Food Handel<br />

vernichten. Das belegen nicht nur die Umsatzausfälle<br />

der Friseure in Österreich, sondern<br />

auch die einbrechenden Umsatzzahlen beim<br />

Handel in Deutschland, der darunter massiv<br />

leidet. Die Händler in der Bundesrepublik<br />

mussten durch die Einführung von Zutrittstests<br />

Umsatzrückgänge von mehr als 60 Prozent<br />

verkraften.<br />

"Der Handelsverband hat stets vor den negativen<br />

Effekten von Eintrittstests in den Geschäften<br />

auf unternehmerische Existenzen,<br />

Arbeitsplätze sowie auf die soziale und psychologische<br />

Gesundheit der Bevölkerung gewarnt.<br />

Gerade für den Einzel- und Großhandel<br />

sind derartige Tests auch aufgrund der begrenzten<br />

Aufenthaltsdauer nicht notwendig.<br />

Zutrittstests im Handel wären ein nicht zu bewältigender<br />

massiver Mehraufwand, der nicht<br />

administrierbar ist. Die 600.000 Beschäftigten<br />

in unserer Branche sind Verkäufer, keine Polizisten",<br />

stellt Branchensprecher Rainer Will klar.<br />

(RED)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S10<br />

Corona-Studie: 65% wollen sich<br />

impfen lassen. Ein Drittel muss<br />

Ausgaben im Handel einschränken<br />

9% der Bevölkerung beschränken sich auf den Kauf lebensnotwendiger Güter.<br />

Angst vor Vereinsamung nimmt zu. Drei Viertel der Lockdown-bedingten Umsatzverluste<br />

in Ostregion unwiederbringlich verloren. Zeitnahe Umsetzung des<br />

"Comebackplans" der Bundesregierung entscheidend. BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

PRESSESPRECHER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Gemeinsam mit Mindtake Research<br />

hat der Handelsverband<br />

im April eine Erhebung der<br />

aktuellen Corona-Situation in<br />

Österreich durchgeführt. Zentrales Ergebnis<br />

der "Consumer Check"-Umfrage: Eine deutliche<br />

Mehrheit von 57 Prozent der Bevölkerung<br />

möchte sich gegen Corona impfen lassen,<br />

immerhin 8 Prozent gaben an, bereits geimpft<br />

zu sein. 35 Prozent der Österreicherinnen und<br />

Österreicher sprechen sich allerdings weiterhin<br />

gegen eine Impfung aus.<br />

Fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung<br />

würden sich sofort impfen lassen.<br />

"Umso wichtiger ist es, allen Nachfragenden<br />

auch zeitnah ein Impfangebot anbieten<br />

zu können. Darauf hoffen auch die<br />

heimischen Händler", bestätigt Rainer Will,<br />

Geschäftsführer des Handelsverbandes.<br />

Was die eigenen Ausgaben im Einzelhandel<br />

betrifft, muss sich ein Drittel der<br />

Konsumenten aufgrund der andauernden<br />

Pandemie finanziell einschränken.<br />

Neun Prozent der Befragten geben sogar an,<br />

sich zurzeit auf den Kauf lebensnotwendiger<br />

Güter wie Lebensmittel beschränken zu müssen.<br />

Das bestätigt die jüngsten Umsatz-Prognosen<br />

des Handelsverbands. Drei Viertel der Umsatzverluste<br />

aus dem vierten Lockdown in Wien,<br />

Niederösterreich und dem Burgenland gehen<br />

den betroffenen Händlern unwiederbringlich<br />

verloren.<br />

Bevölkerung fürchtet Isolation, Vereinsamung<br />

Auf Platz eins der größten Corona-Ängste<br />

befindet sich momentan die Ansteckung mit<br />

dem Virus selbst (31%), gefolgt von den Ne-


enwirkungen der Impfung (27%) auf dem<br />

zweiten Platz. Wenig erstaunlich, sondern vielmehr<br />

verständlich ist die auf den dritten Rang<br />

vorgerückte Angst vor Isolation und Vereinsamung<br />

im täglichen Leben (25%). Nicht nur die<br />

negativen monetären Auswirkungen der Krise<br />

auf das Haushaltsbudget der Konsumenten<br />

bereiten Sorgen, sondern auch die Tatsache,<br />

dass Ängste und psychische Probleme massiv<br />

zunehmen. Immer mehr Menschen fürchten<br />

sich vor sozialer Isolation und Vereinsamung.<br />

Die Schließung des Handels, trotz vorbildlichem<br />

Einhalten sämtlicher Hygiene- und<br />

Sicherheitskonzepte seitens der Bevölkerung,<br />

verstärkt diese Angst nur noch weiter. Umso<br />

mehr Relevanz kommt jetzt einer raschen,<br />

praxisnahen Umsetzung des versprochenen<br />

"Comeback-Plans" der Bundesregierung zu.<br />

Worauf freuen sich die Österreicherinnen und<br />

Österreicher nach dem Ende der Covid-Restriktionen<br />

am meisten?<br />

Die Top-8 Aktivitäten sind Freunde und Familie<br />

treffen (27%), Restaurantbesuche (22%),<br />

ungehindertes Reisen (21%), Thermen- bzw.<br />

Wellness-Aufenthalte (10%), Shoppen ohne<br />

Maske (6%), der Besuch von Nachtclubs (5%),<br />

die Ausübung von Sport ohne Einschränkungen<br />

(5%) und schließlich Dating (1%).<br />

Über den HV Consumer Check<br />

Im Zuge des Handelsverband Consumer<br />

Check werden im Laufe des Jahres die österreichischen<br />

Konsumenten zu zwölf speziellen<br />

Themen oder Ereignissen im Handel befragt.<br />

Der Studie wird von MindTake Research,<br />

einem der führenden Full-Service Online<br />

Marktforschungsinstitute im deutschsprachigen<br />

Raum, durchgeführt. Für den aktuellen<br />

Corona-Consumer Check wurden 504 Personen<br />

im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt, die<br />

repräsentativ für die österreichische Bevölkerung<br />

nach Alter, Geschlecht, Bundesland und<br />

Bildung stehen. (RED)<br />

<strong>LE</strong>SERBRIEF/ STATEMENT<br />

Wir wollen folgen und sozial der Gruppe entsprechen. Dies dient dem<br />

Überleben. Die Angst vor Bestrafung wurde uns spätestens in der Schulzeit<br />

eingeimpft, auch ganz ohne Impfung.<br />

Bei manchen wurde diese sogar schon mit der<br />

Muttermilch zugeführt. Kollektive Traumen<br />

aus Kriegszeiten stecken über Generationen<br />

in unserer Epigenetik fest, vielfältige<br />

Kindheitstraumen können darüber hinaus<br />

Nährboden für Ängste werden. Solange<br />

wi diese nicht bewusst aufzuarbeiten beginnen,<br />

werden diese durch Situationen unbewusst<br />

aktiviert, die uns in Stress bringen, indem<br />

sie unsere Ängste puschen, uns isolieren.<br />

Diese Situation finden wir nun, forciert durch Lockdown und Ungewissheit,<br />

in großen Teilen der Bevölkerung wieder.<br />

Wir sind soziale Wesen mit dem essentiellen Bedürfnis nach Berührung<br />

und dem Erfahren der Mimik unserer Gegenüber. Ein Lächeln zeigt beruhigenden<br />

Effekt auf uns und die Ungewissheit der Ausdrucks hinter<br />

einer Maske löst nachgewiesener Maßen Stressreaktionen bei uns aus.<br />

Menschen in Isolation befinden sich im Dauerstress und dies verringert<br />

die Immunabwehr. Isolation ist eine Foltermethode für Gefangene.<br />

Studenten, die kaum reale Kontakte haben, z.B. weil sie eben erst nach<br />

Wien gezogen sind, entwickeln wie alle einsamen Menschen Ängste<br />

und / oder Depressionen, zu denen neben Schlafproblemen, bedrückte<br />

Stimmung, Konzentrationsschwierigkeiten, Entscheidungsschwäche,<br />

Gereiztheit und mehr, wie auch Selbstmordgedanken gehören können.<br />

Gesundheit ist ein biopsychosoziales Geschehen und kann nicht isoliert<br />

an einem einzigen Virus betrachtet werden. Eine Gesundheitspolitik,<br />

die Solches unter Druck vornimmt, führt gezwungener Maßen<br />

zum Missverhältnis bis zur Krankheit auf all diesen Ebenen! Damit führt sie<br />

selbstverständlich in eine Unrechtmäßigkeit.<br />

Dr.med. Silvia Bernhuber<br />

Psychotherapeutin in freier Praxis)<br />

www.silviabernhuber.at


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S12<br />

Megatrend Sustainable Fashion:<br />

Das Bewusstsein ist stärker denn je<br />

Der Handelsverband durfte Willibald Kofler von PwC Strategy& zum Interview<br />

treffen und ihn zur erst kürzlich veröffentlichten Fashion-Studie interviewen. Mit<br />

einem Fokus auf den österreichischen Fashion-Markt liefert Kofler in Kombination<br />

mit den Ergebnissen der brandaktuellen Studie hoch spannende Insights zur<br />

Modebranche der Zukunft. BEITRAG: JULIA GERBER<br />

“Sustainable Fashion nimmt bei all diesen<br />

Themen eine übergeordnete Rolle ein.<br />

Mehr als 80% der Generation X und über<br />

90% der Generation Z geben an, dass sich<br />

Modeunternehmen mit ökologischen<br />

und sozialen Fragen befassen sollten.<br />

Aus diesem Grund bemühen sich MarktteilnehmerInnen,<br />

den Fußabdruck ihrer<br />

Supply Chain zu reduzieren. Das Bewusstsein<br />

für Nachhaltigkeit ist stärker denn<br />

je, weshalb “Greenwashing” auch im<br />

Modemarkt wahrgenommen und kritisch<br />

betrachtet wird.”<br />

MAG. WILLIBALD KOF<strong>LE</strong>R<br />

Mag. Mag. Willibald Kofler ist Partner<br />

bei Strategy&, der Strategieberatung<br />

von PwC, wo er<br />

die Führung am Wiener Standort<br />

übernahm. Schon seit 2007 ist er bei PwC<br />

als Berater von Führungskräften in der Einzelhandels-<br />

und Verbraucherbranche aktiv.<br />

Dabei hilft Kofler (Fashion-)Retailern dabei<br />

Strategien zu entwickeln, um neue Märkte<br />

zu erschließen und ihre Marktpositionierung<br />

zu verbessern – mit Spezialisierung auf leistungsorientierte<br />

Transformations- und Fit for<br />

Growth-Programme, die Entwicklung von<br />

Wachstumsstrategien, gezieltes Design von<br />

Betriebsmodellen und kommerzielle Exzellenz.<br />

Allen voran im Bereich Mode-, Sport- und Lebensmitteleinzelhandel.<br />

HV: Erzählen Sie uns von den Markttrends des<br />

(österreichischen) Modemarkts 2020 bzw.<br />

welche dieser Trends werden auch noch für<br />

die nächsten 5-10 Jahre von hoher Relevanz<br />

sein? Von all den in der Studie aufgegriffenen<br />

Trends, welchen sehen Sie persönlich als den<br />

stärksten?<br />

Willibald Kofler: Obwohl der Modemarkt<br />

grundsätzlich sehr stark segmentiert ist, gibt es<br />

eine Reihe an Megatrends, die einen Großteil<br />

der Marktteilnehmer zum Wandel drängen.<br />

Seit der Coronakrise beobachten wir zwei<br />

Trends, die das Verbraucherverhalten einerseits<br />

und die technologische Entwicklung andererseits<br />

betreffen: Casual Fashion und Digitalisierung.<br />

Das liegt einerseits daran, dass die Menschen<br />

mehr Zeit zu Hause verbringen und es weniger<br />

Anlässe gibt, zu denen formelle Kleidung<br />

getragen wird. Andererseits musste der stationäre<br />

Handel wegen der Corona-Pandemie


ereits mehrmals über längere Zeiträume<br />

hinweg schließen, weshalb Kaufinteressierte<br />

seitdem auf E-Commerce oder alternative<br />

Vertriebskanäle ausweichen müssen.<br />

anonymen Welt zu bewahren. Viele Unternehmen<br />

im Modemarkt haben diesen Trend<br />

mittlerweile erkannt und ihr Geschäftsmodell<br />

darauf ausgerichtet oder aufgebaut.<br />

Die Coronakrise beschleunigte sowohl die<br />

Informalisierung als auch die Digitalisierung<br />

der Branche. Ein anderer relevanter Trend ist<br />

die ökologische und soziale Nachhaltigkeit<br />

von Fashionlabels und ihrem Sortiment. Die<br />

Konsumentenseite fordert hier zunehmend ein<br />

aktives Engagement der gesamten Modeindustrie<br />

in Bezug auf ihren ökologischen Fußabdruck<br />

und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

an den Produktionsstandorten.<br />

Ich glaube, dass uns diese Trends – Informalisierung,<br />

Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />

– auch nach der Coronakrise begleiten und<br />

langfristig zu einer Transformation der gesamten<br />

Branche führen werden.<br />

HV: Welche Rolle spielen Themen wie Marktkonnektivität,<br />

Differenzierung und Sustainable<br />

Fashion am österreichischen Modemarkt?<br />

Willibald Kofler: All die genannten Themen<br />

gewinnen im globalen Modemarkt rasant an<br />

Bedeutung, insbesondere im deutschsprachigen<br />

Raum. Unsere Studie zeigt, dass der<br />

Wunsch nach Informationstransparenz ein<br />

wesentlicher Treiber für die Konnektivität in<br />

der Fashionindustrie ist.<br />

Vor allem die Jungen – üblicherweise unter 30<br />

Jahren – legen großen Wert auf die Digitalisierung<br />

des stationären Einkaufserlebnisses. Die<br />

Anwendungsgebiete sind vielfältig: Werbung<br />

auf Social Media zur Kaufanbahnung, digitale<br />

Check-Outs vor Ort oder automatisierte<br />

Chatbots beim Kundensupport nach dem<br />

Einkauf.<br />

Gleichzeitig spielt auch der Wunsch nach<br />

Individualisierung und Differenzierung eine<br />

zunehmend wichtige Rolle im Modemarkt.<br />

Durch Personalisierung der Produkte versuchen<br />

KonsumentInnen, Einzigartigkeit in einer<br />

HV: Es war überall in den Medien zu lesen:<br />

Gerade die Modebranche erlitt durch die<br />

Coronakrise massive Umsatzeinbrüche. Wie<br />

und wann wird sich die Fashion-Branche erholen?<br />

Wird sie sich denn überhaupt erholen?<br />

Willibald Kofler: Tatsächlich stellt die Coronakrise<br />

einen massiven Einschnitt in die finanzielle<br />

Erfolgsgeschichte der Modebranche<br />

dar – dies lässt sich natürlich auch mit Zahlen<br />

belegen: Zwischen 2016 und 2019 wuchs der<br />

weltweite Umsatz der Bekleidungsindustrie<br />

von ca. 1.400 auf fast 1.600 Milliarden Euro,<br />

was einem Anstieg von fast 15% entspricht.<br />

Die Pandemie hat dieses Wachstum der letzten<br />

Jahre gestoppt, aber unseren Prognosen<br />

zufolge sollte die Branche 2023 wieder das<br />

Vorkrisenniveau erreichen.<br />

Allerdings hat Corona tiefgreifende Veränderungsprozesse<br />

angestoßen, welche die<br />

Zukunft der Modeindustrie nachhaltig prägen<br />

werden. Erstens ist absehbar, dass die Gesellschaft<br />

aufgrund von Einkommensverlusten<br />

und einem stärkeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit<br />

ihre Konsumausgaben voraussichtlich<br />

in Zukunft insgesamt eher reduzieren wird.<br />

Zweitens zeigen unsere Analysen, dass die<br />

Channel-Verschiebungen weg vom stationären<br />

Einzelhandel und hin zu mehr E-Commerce<br />

auch nach der Pandemie bestehen<br />

bleiben, da mittlerweile ein „Gewöhnungseffekt“<br />

an die neue Einkaufsnormalität eingetreten<br />

ist.<br />

HV: Mit welchen Strategien können österreichische<br />

Fashion-Unternehmen der CO-<br />

VID19-Krise begegnen? In anderen Worten:<br />

Welche Lösungsansätze sieht PwC Strategy&<br />

konkret, um Modeunternehmen wieder fit zu<br />

machen und eine identitätsgerechte, konsumentenorientierte<br />

Strategie maßzuschneidern?<br />

JULIA GERBER<br />

COMMUNICATIONS<br />

MANAGER MARKETING<br />

PR & KOMMUNIKATION<br />

HANDELSVERBAND


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S14<br />

Willibald Kofler: Das spannende an Fashion<br />

ist, dass Erfolg in dieser Branche nicht allein<br />

über Optimierung und Digitalisierung definiert<br />

wird. Mode ist und bleibt auch eine Kunst<br />

– das heißt, wenn österreichische Fashion-<br />

Unternehmen die Trends frühzeitig erkennen,<br />

verstehen und ihr Produktsortiment nach ihnen<br />

ausrichten, können sie weiterhin marktrelevant<br />

bleiben. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive<br />

gibt es einige wichtige Ansätze, um<br />

Modeunternehmen systematisch fit für die Zukunft<br />

zu machen.<br />

Zur Entwicklung identitätsgerechter und konsumentenorientierter<br />

Unternehmensstrategien<br />

setzen wir bei PwC Strategy& unseren<br />

“Capabilities-driven Strategy”-Ansatz ein.<br />

Wir wenden dieses Konzept branchenübergreifend<br />

an, um Strategien systematisch an<br />

den Kernfähigkeiten des Unternehmens auszurichten.<br />

Auf der Kostenseite kommt unser<br />

bewährtes “Fit for Growth”-Programm zur<br />

Anwendung. Gemeinsam mit unseren Kund-<br />

Innen überprüfen wir dabei die Kostenstrukturen<br />

in allen Funktionsbereichen und nehmen<br />

zielgerichtete Kostensenkungen vor, um ein<br />

starkes und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.<br />

HV: „Der klassische Modehandel hat seine<br />

Daseinsberechtigung verloren“ – diese Aussage<br />

stammt von Prof. Dr. Jochen Strähle,<br />

Dekan der Fakultät Textil & Design an der<br />

Hochschule Reutlingen und wurde in der<br />

PwC Fashion-Studie zitiert. Wie stehen Sie zu<br />

dieser Aussage und können Sie diese genauer<br />

erörtern?<br />

Willibald Kofler: Dass der Branche große Veränderungen<br />

bevorstehen, ist eine Tatsache,<br />

die außer Frage steht. Der Modehandel spürt<br />

den Druck am Markt – eine anhaltende Welle<br />

an Konsolidierungen und Insolvenzen ist der<br />

beste Beweis dafür. Beispielsweise ist die Anzahl<br />

der Unternehmen im deutschen Bekleidungseinzelhandel<br />

zwischen 2010 und 2018<br />

um insgesamt 31% zurückgegangen.<br />

Dennoch hat der klassische Modehandel<br />

seine Daseinsberechtigung nicht eingebüßt. Es<br />

gibt sehr wohl einen Platz für stationäre Mode<br />

-Geschäfte am Markt, wenn diese ein innovatives<br />

Einkaufserlebnis und eine kundenzentrierte<br />

Customer Journey bieten können.<br />

Unsere Studie belegt, dass der stationäre Handel<br />

insbesondere dann Zusatznutzen beim<br />

Einkaufen stiftet, wenn Konsumenten positive<br />

Überraschungen erleben, neue Produkte<br />

ausprobieren oder von einem exklusiven<br />

Sortiment profitieren können. Viele Marktteilnehmer<br />

wissen das und ergreifen bereits<br />

entsprechende Maßnahmen wie die Sicherstellung<br />

eines nahtlosen Omnichannel-Einkaufserlebnisses.<br />

HV: Sprechen wir über die ideale Customer<br />

Journey. Wer ist unter den Playern am österreichischen<br />

Markt Omnichannel-Anbieter mit<br />

einer hervorragenden Customer Journey, der<br />

in Ihren Augen ein Paradebeispiel ist?<br />

Willibald Kofler: Die Frage nach dem optimalen<br />

Vertriebskanal ist tatsächlich keine binäre<br />

Entscheidung zwischen digital und stationär.<br />

Omnichannel-Konzepte können die<br />

Vorteile beider Welten verbinden, um der<br />

jeweiligen Zielgruppe eine optimale und zeitgemäße<br />

Customer Journey zu bieten. Viele<br />

bekannte Marktteilnehmer haben sich bereits<br />

unter dem Druck von Digitalisierung und<br />

E-Commerce neu erfunden, ohne auf den<br />

stationären Handel verzichten zu müssen.<br />

Auch am österreichischen Markt gibt es<br />

solche Player, die Offline- und Online-<br />

Lösungen zum Vorteil der Zielgruppe clever<br />

kombinieren:<br />

Bei BestSecret gibt es zum Beispiel ein exklusives<br />

Produktsortiment nur für Mitglieder, sowohl<br />

im Onlineshop als auch in den Flagship<br />

Stores. Humanic bietet einen digitalen Scan<br />

der Fußdimensionen an, um der Kundschaft<br />

bei der Wahl passender Schuhe und Größen<br />

individualisierte Empfehlungen zu geben.<br />

Bei Ace & Tate kann man fünf Brillen online<br />

bestellen, eine davon behalten und sich bei<br />

Reparaturen und anderen Services weiterhin<br />

an das Geschäft vor Ort wenden. Wenn<br />

man über die Grenze zu unseren deutschen<br />

Nachbarn schaut, dann ist Breuninger ein<br />

Paradebeispiel für ein gelungenes Omnichannel-Konzept.<br />

HV: Was raten Sie einem kleinen Modeeinzelhändler<br />

in der Wiener Innenstadt mit weniger<br />

als 5 Angestellten ohne Web-Shop. Kann<br />

dieser in der heutigen Zeit überleben und zu<br />

welchen Maßnahmen raten Sie ihm?


Willibald Kofler: Die Pandemie hat uns gezeigt,<br />

dass der Modehandel ohne komplementäre,<br />

digitale Lösungen große Wettbewerbsnachteile<br />

erleiden kann. Corona diente<br />

als Katalysator für eine gewaltige Digitalisierungswelle<br />

in der Branche. Es ist wichtig, dass<br />

auch kleine HändlerInnen diese Entwicklung<br />

nicht kategorisch ausblenden. Es gibt nämlich<br />

interessante Alternativen, die mit einem<br />

geringen Ressourceneinsatz rasch umgesetzt<br />

werden können – man denke hier zum<br />

Beispiel an Click & Collect. Sofern das betroffene<br />

Geschäft von einer geeigneten Zielgruppe<br />

frequentiert wird, wären mittelfristig<br />

erste Erfahrungen mit E-Commerce sicherlich<br />

sehr wertvoll.<br />

Hier würde ich kleineren Betrieben raten, zunächst<br />

auf Standard-Lösungen wie zum Beispiel<br />

Shopify zurückzugreifen, um das Konzept<br />

und dessen Akzeptanz bei der Kundschaft mit<br />

geringem Risiko testen zu können.<br />

HV: Der Fast Fashion Retailer „Primark“ verlor<br />

von 2019 auf 2020 1,89 Milliarden Britische<br />

Pfund. Denken Sie ist das allein der<br />

Corona-Pandemie verschuldet oder findet<br />

zeitgleich ein Umdenken bei den Menschen<br />

statt, das für diesen Umsatzrückgang verantwortlich<br />

ist? Denn immer mehr Menschen legen<br />

Wert auf das Konzept der „Sustainable<br />

Fashion“. Was genau muss ein/e ModehändlerIn<br />

tun, um den großen Trend der Sustainable<br />

Fashion aufzugreifen und zielgerichtet<br />

an seine KonsumentInnen zu transportieren?<br />

Willibald Kofler: Dieses Beispiel würde ich weniger<br />

auf das steigende Nachhaltigkeitsbewusstsein<br />

bei KonsumentInnen zurückführen.<br />

Denn viele andere Fast Fashion-Retailer sind<br />

im gleichen Zeitraum stark gewachsen.<br />

Konkret sehe ich die Ursache von Verlusten<br />

einiger Fast Fashion-Retailer in der Coronakrise,<br />

kombiniert mit einer konsequenten Offline-Strategie<br />

der Konzernleitung. Unternehmen<br />

ohne eigenen Web-Shop können bzw.<br />

konnten während des Lockdowns wenig bis<br />

gar keine Umsätze erwirtschaften.<br />

“Sustainable Fashion ist ein zentraler Baustein<br />

für die Zukunft der Modeindustrie. Unsere<br />

Studienergebnisse zeigen, dass die Generationen<br />

Y und Z eine höhere Zahlungsbereitschaft<br />

für nachhaltig und ethisch produzierte<br />

Artikel haben.” Um dieses Marktpotential auszuschöpfen,<br />

sollten ModehändlerInnen eine<br />

integrierte Nachhaltigkeitsstrategie mit den<br />

folgenden vier Eckpfeilern ausarbeiten:<br />

* Erhöhung der Kreislaufwirtschaft<br />

* Verbesserung der Lieferketten-Transparenz<br />

* Verwendung nachhaltiger Rohmaterialien<br />

* Einhaltung ethischer Arbeitsbedingungen.<br />

Zusätzlich müssen ModehändlerInnen einen<br />

strukturierten Rahmen schaffen, um die<br />

ökologischen und sozialen Effekte ihrer<br />

Geschäftstätigkeit messbar zu machen und<br />

mit der Öffentlichkeit zu teilen.<br />

(RED)<br />

Automatisierter Materialfluss mit Dematic – Just-in-time.<br />

Typische Themen des Fertigungsgeschäfts sind die Komplexität<br />

Ihres Produktmixes, kleine Losgrößen und eine Vielzahl von<br />

Arbeitsschritten pro Komponente. Der Transport solcher<br />

Produkte erfordert eine flexible Logistiklösung.<br />

Die automatisierten Transportsysteme von Dematic bieten<br />

ein Maximum an freiem Platz in Ihrer Produktion und<br />

können leicht an sich ändernde Prozesse und Anlagenlayouts<br />

angepasst werden.<br />

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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S16<br />

E-Commerce in der DACH-Region<br />

überspringt erstmals 100 Mrd. Euro<br />

Erstmals hat der E-Commerce allein mit Waren, die an Endverbraucher verkauft<br />

werden, in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2020 ein konsolidiertes<br />

Volumen von mehr als 100 Mrd. Euro inkl. USt erreicht. Der deutschsprachige<br />

E-Commerce setzt damit mehr um als jeder andere Sprachraum in Europa.<br />

BEITRAG: RAINER WILL<br />

Kopf und Jahr). Zusammen bringen es die<br />

deutschsprachigen Märkte auf ein Viertel des<br />

E-Commerce-Warenumsatzes in den USA.<br />

Der Anteil des E-Commerce am Einzelhandel<br />

steigt in allen drei Märkten weiterhin konstant<br />

an. Prozentual am stärksten fiel das Wachstum<br />

2020 in der Schweiz mit einem Sprung<br />

um 27,9 Prozent aus, gefolgt von Österreich<br />

(+17,4 Prozent) und Deutschland (+14,6 Prozent).<br />

Dabei unterscheiden sich Deutschland,<br />

Österreich und die Schweiz im Einkaufsverhalten<br />

durchaus. Um die Unterschiede in den<br />

Ländern darzustellen, haben die Branchenverbände<br />

Bundesverband E-Commerce und<br />

Versandhandel Deutschland e.V. (bevh),<br />

Handelsverband – Verband österreichischer<br />

Handelsunternehmen sowie Verband des<br />

HANDELSVERBAND.swiss die Zahlen verglichen.<br />

Die Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

in der Schweiz kauften in 2020 Waren für<br />

13,1 Mrd. CHF (umgerechnet 11,84 Mrd. Euro,<br />

+27.2 Prozent) online ein.<br />

Pro Kopf wurde in den drei Ländern<br />

im Mittel etwa für 1000 Euro im Jahr<br />

bestellt – deutlich mehr als beispielsweise<br />

in Frankreich (67 Mio. Einwohner<br />

und etwa 46,4 Mrd. Euro vergleichbares<br />

E-Commerce-Volumen), aber noch<br />

erheblich weniger als in Großbritannien (82,6<br />

Mrd. Euro Marktvolumen, ca. 1233 Euro pro<br />

Die Onlineeinkäufe haben sich somit innerhalb<br />

von sechs Jahren verdoppelt. Die Branche<br />

in Österreich konnte im Vorjahr erstmals<br />

mehr als 8,5 Mrd. Euro im E-Commerce erwirtschaften.<br />

Der über mobile Endgeräte<br />

generierte Umsatz hat sich um mehr als 50<br />

Prozent erhöht – mehr als in Deutschland,<br />

wo das Volumen nur um 11,1 Prozent stieg.<br />

Allerdings liegt der Anteil des Mobile Commerce<br />

am gesamten E-Commerce-Umsatz<br />

hierzulande mehr als doppelt so hoch wie<br />

in Österreich. In Deutschland liegen die Online-Umsätze<br />

mit Waren für 2020 bei 83,3 Mrd.<br />

Euro. Dies ergibt einen prozentualen Anstieg<br />

von 14,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2019.


Obwohl während der gesamten Corona-Krise<br />

in allen drei Ländern der Lebensmittelhandel<br />

nie geschlossen hatte, legte dieser im Onlinehandel<br />

überall prozentual am stärksten<br />

zu. Doch noch immer ist der e-Food-Sektor<br />

nirgends stärker als in der Schweiz: Mit 1,5<br />

Mrd. Euro liegt er zwar deutlich unter dem<br />

deutschen Lebensmittel-Onlinehandel (2,7<br />

Mrd. Euro, +67 Prozent). Aber bei annähernd<br />

vergleichbarer Bevölkerungsgröße ist er mehr<br />

als doppelt so hoch wie in Österreich (693<br />

Mio. Euro, +20,9 Prozent). Pro Kopf gab jeder<br />

Deutsche wiederum nicht einmal 33 Euro für<br />

Lebensmittel im Internet aus. In der Schweiz<br />

waren es mehr als 175 Euro, in Österreich immerhin<br />

mehr als 78 Euro.<br />

“Der Onlinehandel hat 2020 in der Schweiz einen<br />

Dreijahressprung gemacht. Wir sind positiv<br />

beeindruckt wie Händler als auch die nachgelagerte<br />

Zustellung über Monate solche<br />

Leistungen auf hohem Niveau erbringen<br />

konnte. Selbst während der Weihnachtszeit<br />

hat alles fast perfekt funktioniert. Interessant<br />

zu beobachten war, dass insbesondere<br />

Omni-Channel Anbieter in den Schliessungsphasen<br />

Wachstumsquoten von Faktor 5 bis<br />

10 absorbieren konnten”, so Patrick Kessler,<br />

Geschäftsführer des HANDELSVERBAND.swiss.<br />

Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen<br />

Handelsverbands: “Der Onlinehandel<br />

ist im Corona-Jahr 2020 in Österreich mit 17,4<br />

Prozent so stark gewachsen wie nie zuvor.<br />

Damit hat die Pandemie den E-Commerce<br />

hierzulande noch weit stärker befeuert als<br />

in Deutschland. Mittlerweile shoppen alle<br />

Altersklassen im Internet und das wird auch<br />

nach Covid so bleiben. Der Trend zum 'regionalen<br />

Einkauf hält ebenfalls an – eine große<br />

Chance für die Webshops der DACH-Region,<br />

mit europäischer Qualität zu überzeugen.”<br />

Während in Deutschland das Fashion-Segment<br />

trotz der anfänglichen Schwäche seinen<br />

Abstand auf die ehemals führende Hausund<br />

Heimelektronik (Braune und Weiße Ware<br />

sowie Telekommunikation) ausbauen konnte,<br />

ist in der Schweiz genau der gegenteilige<br />

Effekt eingetreten. Erneut wurde in der<br />

Schweiz online deutlich mehr in der Kategorie<br />

Heimelektronik bestellt.<br />

Ein Umsatzvolumen von über 3 Mrd. CHF (+48<br />

Prozent) macht diesen Bereich umsatzmässig<br />

zum beliebtesten Onlinehandels-Sortiment.<br />

In Deutschland erreichten die entsprechenden<br />

Sortimente ein konsolidiertes Volumen<br />

von 20,5 Mrd. Euro, 12,6 Prozent mehr als vor<br />

Jahresfrist. Bekleidung und Schuhe hingegen<br />

wurden in der Schweiz für 2,5 Mrd. CHF (+15<br />

Prozent) online eingekauft. Die deutschen<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher haben<br />

online in 2020 für 21,2 Mrd Euro (+13,2 Prozent)<br />

Bekleidung und Schuhe gekauft.<br />

Die großen Online-Pure-Player haben in der<br />

Schweiz auf hohem Niveau weiterhin hohe<br />

Wachstumsquoten von bis zu 50 Prozent erzielen<br />

können. In Deutschland wurde fast jeder<br />

zweite umgesetzte Euro in 2020 auf Onlinemarktplätzen<br />

und Plattformen getätigt. Hinter<br />

dem mit mehr als 20 Prozent besonders ausgeprägten<br />

Wachstum dieser Kategorie verbirgt<br />

sich ein Zuwachs an großen und kleinen<br />

Händlern. Dabei spielten auch Marktplätze<br />

wie Amazon, Mercateo, otto.de oder Zalando<br />

eine wichtige Rolle, indem sie kleinen und<br />

mittleren Unternehmen (KMU) den Einstieg in<br />

den Online-Handel erleichterten.<br />

“Diese beeindruckenden DACH-Zahlen zeigen,<br />

dass – bei allen regionalen Unterschieden<br />

im Detail – E-Commerce überall der<br />

Motor für den Handel ist. Noch gar nicht<br />

enthalten sind hier zahlreiche online eingekaufte<br />

Dienstleistungen wie etwa Reisen oder<br />

Events; ebensowenig der viel größere E-Commerce<br />

zwischen Unternehmen. Die daraus<br />

resultierenden Chancen für die Wertschöpfung<br />

und das Wirtschaftswachstum gilt es vielfach<br />

noch zu heben, wie auch unsere jüngste<br />

Studie zur Bedeutung des E-Commerce für<br />

die deutsche Wirtschaft gezeigt hat”, so<br />

Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer<br />

des bevh. (RED)<br />

RAINER WILL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

HANDELSVERBAND


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S18<br />

Datengesteuerte Warenzustellung<br />

Verpflichtende Bereitstellung von Daten vor dem Versand erhöht die Zustelleffizienz,<br />

gewährleistet Zustellpräferenzen der Empfänger und ermöglicht Nachhaltigkeit.<br />

BEITRAG: WALTER TREZEK<br />

WALTER TREZEK<br />

VICE-CHAIR<br />

ELOGISTICS-WORKING<br />

GROUP ECOMMERCE<br />

EUROPE<br />

CHAIRMAN OF THE UPU<br />

CONSULTATIVE<br />

COMMITTEE (CC)<br />

UND EXPERTE DES<br />

LOGISTIC-NATIVES E.V.<br />

Mit der Umsetzung des EU<br />

MwSt. Ecommerce Pakets<br />

(RICHTLINIE (EU) 2017/2455<br />

DES RATES vom 5. Dezember<br />

2017) beginnt am 1. Juli <strong>2021</strong> ein neues<br />

Zeitalter für die Zustellung von Warensendungen<br />

in der Europäischen Union. Ziel<br />

ist es, die im digitalen Handel bei Distanzkäufen<br />

verfügbaren Daten, zwischen den<br />

an der Leistungserbringung Beteiligten,<br />

vor der physischen Zustellung in harmonisiertem<br />

Format auszutauschen.<br />

EU Zolldatenmodel: Ende von Einfuhrumsatzsteuerbetrug<br />

und Zollhinterziehung<br />

Die jetzt umzusetzenden MwSt.- und Zollvorgaben<br />

stellen zunächst nur gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

zwischen hauptsächlich<br />

asiatischen und europäischen Ecommerce<br />

Händlern her. Das wird erreicht, indem die<br />

Einfuhrumsatzsteuerfreigrenze von EUR 22<br />

/ 44 abgeschafft wird. Dazu wird eine verpflichtende<br />

digitale Vorab- Zolldeklaration<br />

für Waren mit geringem Wert bei Warenimporten<br />

in die EU eingeführt.<br />

Abgabe der Zollanmeldung für Sendungen<br />

geringen Werts im Bestimmungsland<br />

Ab 1. Juli <strong>2021</strong> gilt, die Abgabe der Zollanmeldungen<br />

für Sendungen geringen Werts<br />

hat im Bestimmungsland (gem. Art. 221 (4)<br />

UZK-IA) zu erfolgen. Ausnahme dazu ist das<br />

Import-One-Stop-Shop System. Es erlaubt,<br />

dass die Warensendungen dem Zoll in einem<br />

beliebigen EU-Mitgliedsstaat gestellt werden,<br />

und dort für die Zustellung in der gesamten EU<br />

freigegeben werden können.<br />

Mit der Verwendung des Import-One-Stop-<br />

Shop (IOSS) Systems für die genannten<br />

Distanzkäufe aus Drittstaaten bei Import in die<br />

EU, sind diese Sendungen von der Einfuhrumsatzsteuer<br />

(EUSt.) befreit. Die EUSt. wird bereits<br />

beim Kauf am Point of Sale (PoS) eingehoben.<br />

Notwendig ist dazu eine Fiskalrepräsentanz<br />

über einen EU-Mitgliedsstaat nach Wahl<br />

des Verkäufers (s.g. Mitgliedsstaat der Identifikation),<br />

der sich zur Begleichung der MwSt.-<br />

Pflicht monatlich, einer IOSS-MwSt. Identifikationsnummer,<br />

gültig für die gesamte EU<br />

bedient.


One-Stop-Shop bei EU-weitem Jahresumsatz<br />

von mehr als EUR 10K<br />

Für Warensendungen innerhalb der EU wird<br />

das One-Stop-Shop System ausgeweitet.<br />

Über dem Schwellenwert von EU-weit EUR 10K<br />

Jahresumsatz kommen für die Rechnungsstellung<br />

die Regelungen des EU-Mitgliedsstaates<br />

des Verbrauchs (d.h. dort wo der Erwerber ist)<br />

zur Anwendung. Auch hier wird es möglich<br />

mit der MwSt. Identifikationsnummer eines EU-<br />

Mitgliedsstaates die MwSt. -pflicht für die gesamte<br />

EU, quartalsweise zu begleichen.<br />

EU Zolldatenmodel bestimmt die Datenharmonisierung<br />

vom PoS bis zum Empfänger<br />

Am Point of Sale verfügbaren Daten<br />

gewährleisten im digitalen Einzelhandel:<br />

• die Sicherheit der Produkte - Handelswaren<br />

müssen für den online Einzelhandel generisch,<br />

mittels des harmonisierten Zollkodes (zumindest<br />

mittels HS 6-digit Code) und auch individuell<br />

(zumeist geschieht dies über eine international<br />

verfügbare "Trade Item Number")<br />

digital beschrieben werden. Freilich diese Beschreibungen<br />

umfassen auch die Maße, das<br />

Gewicht, Bilder, in dem meisten Fällen auch<br />

Herstellererklärungen, Konformitätserklärungen<br />

oder bei einzelnen Warenkategorien<br />

auch den Verweis auf eine Repräsentanz in<br />

der EU.<br />

• die Sicherheit der Logistik und des Transports<br />

- Das mit 15 März <strong>2021</strong> eingeführte Import-<br />

Kontroll-System 2 (ICS2) der EU, zunächst für<br />

den Flugfrachtverkehr für Post- und Expresssendungen,<br />

nutzt die digital verfügbaren<br />

Daten, die vorab zwischen den Flugfrachtbetreibern<br />

und den EU-Behörden ausgetauscht<br />

werden müssen, um die Transportsicherheit<br />

zu gewährleisten. Bis 2024 wird es zu einer<br />

Volldigitalisierung aller Frachtinformationssysteme<br />

der EU kommen, alle Transport- und<br />

Logistikkanäle werden umfasst. Auch hier ist<br />

das EU Zolldatenmodel der erste Schritt zur<br />

Umsetzung des EU-Transportdatenmodells.<br />

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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S20<br />

Der logistic-natives e.V. ist das internationale Netzwerk für Logistik & Infrastruktur des modernen<br />

Handels und repräsentiert über 30.000 Branchenunternehmen. Dabei unterstützen wir bei der<br />

Befähigung zur fortschreitenden Digitalisierung von Unternehmen und der Zustellung von<br />

Handelswaren durch digitale Kommunikationsmedien im Sinne der Zustellungsoptimierung,<br />

Nachhaltigkeit, life-cycle- & Retourenmanagements und der Kreislauflogistik. Sehr gerne<br />

können Sie dem Netwerk beitreten und mit uns den Markt aktiv gestalten. Für Hintergründe<br />

und Fragen steht Ihnen der Geschäftsführer Florian Seikel (Florian.Seikel@logistic-natives.com)<br />

sehr gerne zur Verfügung. Mehr auf logistic-natives.com.<br />

• gleiche Wettbewerbsbedingungen, indem<br />

die Zahlung von Steuern und Abgaben<br />

gewährleistet wird - Die am PoS verfügbaren<br />

digitalen generischen und individuellen<br />

Warenbeschreibungen ermöglichen, in<br />

Verbindung mit den Zustelldaten (dort wo<br />

der Konsument ist) eine genaue Bemessung<br />

der Einfuhrabgaben und Zölle. Im besten<br />

Fall werden diese Abgaben für den Fall<br />

von Warensendungen mit geringem Wert,<br />

bereits über den PoS mittels (I)OSS bei Kauf<br />

vereinnahmt und monatlich, oder im OSS<br />

quartalweise an die zuständigen Behörden<br />

abgeführt.<br />

• die nachhaltige Verwaltung der Verpackung<br />

und des Produktlebenszyklus<br />

- Das Aktionsprogram der Europäischen<br />

Kommission zielt auf eine grundlegende<br />

Erweiterung des heute bereits umzusetzenden<br />

EU-Zolldatenmodels ab. So<br />

werden die genutzten Verpackungen für<br />

den Distanzhandel in Registern erfasst.<br />

In der Folge werden die EU-Mitgliedsstaaten<br />

dazu übergehen, die heute bestehenden<br />

Vertriebsverbote durch Verkehrsverbote zu<br />

verschärfen. Damit müssen die Meldungen<br />

zu den genutzten Verpackungen an die<br />

zuständigen Registerbehörden vor einem<br />

in den Verkehr bringen erfolgen und auch<br />

durch Bevollmächtige der Versender in der<br />

EU abgesichert werden. Gleiches gilt für den<br />

Lebenszyklus der Waren, und deren nachweislich<br />

nachhaltiger Verwertung nach<br />

deren Gebrauch.<br />

• eine individuelle Zustellanweisungen der<br />

Empfänger - Wesentlich für die Leistungserbringung<br />

im digital gestützten Distanzhandel<br />

ist die Zustellung. Dazu wird sich in<br />

den kommenden Jahren eine betreiberunabhängige<br />

Annahme und Abgabeinfrastruktur<br />

etablieren, die den Präferenzen der Empfänger<br />

entspricht. Ähnlich wie in den letzten<br />

Dekaden die Briefkästen allen Zustellern<br />

geöffnet wurden, werden Paketannahme<br />

und -abgabesysteme (Boxen, Stationen,<br />

auch Drop-off / Pick-up oder auch Click &<br />

Collect) allen datengestützt geöffnet.<br />

Jene Länder, die in der Entwicklung der EU<br />

voraus sind, wie Singapore, Macau, China,<br />

haben dazu bereits die rechtlichen und regulatorischen<br />

Grundlagen geschaffen und verabschiedet.<br />

Freilich, bei einem Anteil von<br />

annähernd 50% des digitalen Einzelhandels<br />

und harmonisierter datengestützter Zustellung<br />

wäre es nicht anders zu schaffen.<br />

Harmonisierung unter Einbindung aller<br />

Wirtschaftsbeteiligten<br />

Der Gesetzgeber und die Regulierungsbehörden<br />

haben bereits die Weichen gestellt,<br />

um alle Betroffenen in die Gestaltung der<br />

Rahmenbedingungen mit einzubeziehen.<br />

Dazu ist in Österreich das Austrian Standards<br />

Institute, in Europa das Europäische Komitee<br />

für Normung, neben den Regierungs- und<br />

Regulierungsstellen eingebunden.<br />

Ohne digitale ein-eindeutige Kennungen der<br />

Wirtschaftsbeteiligen, der Handelswaren, der<br />

Art der Verpackungen, der Verfolgbarkeit<br />

der Warensendungen und auch dem betreiberunabhängigen<br />

Zugang zur Abgabeund<br />

Hinterlegungsinfrastruktur, werden die<br />

bereits dokumentierten Effizienz- und Ökologisierungschritte<br />

in den kommenden 3 Jahren<br />

nicht umzusetzen sein.<br />

(RED)


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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S22<br />

Es ist längst höchste Eisenbahn!<br />

Österreich hat freiwillig erklärt, die EU-Klimaziele schon bis 2040 erreichen<br />

zu wollen. Warum das unmöglich ist, welche heißen Eisen die Politik endlich<br />

schmieden muss, wie es der Branche mit Corona geht und wie es um<br />

die Digitalisierung steht, erklärte Mag. Oliver Wagner, Geschäftsführer des<br />

Zentralverbandes Spedition & Logistik, im Gespräch mit Logistik express.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

gegeben, die es zu meistern galt. Generell<br />

sei ein Umdenken zu bemerken: „Die Industrie<br />

überdenkt die Just-in-Time-Konzepte, die<br />

Logistikstandorte rücken wieder näher an<br />

die Produktion“, so Wagner. Es gilt, Ausfallsicherheit<br />

zu erreichen und das geht nun<br />

mal besser, wenn die Ersatzteile oder benötigte<br />

Bauteile nicht vor verschlossenen<br />

Grenzen oder gar auf anderen Kontinenten<br />

stehen.<br />

MAG. OLIVER WAGNER<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

ZENTRALVERBANDES<br />

SPEDITION & LOGISTIK<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Seit über einem Jahr hat die Corona-Pandemie<br />

die Welt im Würgegriff.<br />

Ein ständiges Auf und Ab,<br />

Lockdowns und Lockerungen,<br />

Grenzschließungen und Öffnungen machen<br />

den „Reisebüros des Güterverkehrs“<br />

– also den Speditionen – das Leben schwer.<br />

Natürlich ist es für alle Branchen eine große<br />

Herausforderung, die Krise zu bewältigen.<br />

Dessen ist sich auch Wagner bewusst.<br />

„Trotz aller Widrigkeiten ist es gelungen, die<br />

Versorgungssicherheit zu gewährleisten.<br />

Teilweise gab es täglich, wenn nicht sogar<br />

stündlich Änderungen bei den Grenzübergängen.<br />

Der freie Warenverkehr, ein<br />

Markenzeichen der Europäischen Union,<br />

war und ist zeitweilig einfach nicht gegeben.<br />

Zum Glück ist es ein Kerngeschäft der<br />

Logistik, solche Aufgaben zu lösen. Insgesamt<br />

waren diese Probleme für den Endverbraucher<br />

kaum spürbar.“ So habe es besonders<br />

nach dem ersten Lockdown Probleme<br />

Fahrermangel als Problem?<br />

Schon lange kämpft die Transportbranche<br />

mit dem Problem des Fahrermangels. So<br />

appellierte auch Ende 2020 Alfred Wolfram,<br />

Obmann des Fachverbandes Spedition und<br />

Logistik in der Wirtschaftskammer Österreich,<br />

an die Politik, die Rahmenbedingungen<br />

und das Image für den wichtigsten<br />

Partner der Speditionsbranche zu verbessern.<br />

Wagner sieht das genauso: „Besonders<br />

im ersten Lockdown gab es massive<br />

Probleme, weil Flotten und Fahrer aus Osteuropa<br />

und anderen Ländern sich natürlich<br />

ebenso im Lockdown befanden. Zwar hat<br />

sich die Situation gebessert, allerdings führen<br />

wir ständige Diskussionen, beispielsweise<br />

über Testmöglichkeiten für einpendelnde<br />

Fahrer“. Denn schon lange nimmt der<br />

Anteil ausländischer LKW-Fahrer in Österreich<br />

mangels österreichischen Fahrernachwuchses<br />

zu. Fällt Frachtraum weg, hat<br />

das natürlich negative Auswirkungen auf<br />

die gesamte Logistikkette.<br />

„Ein interessanter Nebeneffekt der Situation<br />

ist das Bemühen um Fahrerplattformen.<br />

Viele Busfahrer besitzen auch den LKW-Führerschein,<br />

und durch den Ausfall der Busreisen<br />

konnten etliche Busfahrer spontan zum<br />

Umstieg bewegt werden, um einen Job zu<br />

haben“, so Wagner. Leider sei die Position<br />

des Berufskraftfahrers durch die vielen Be-


hinderungen nicht attraktiver geworden.<br />

Insgesamt sei die Logistikbranche bezüglich<br />

des Personalstandes gut durch die Krise<br />

gekommen, wenngleich es im Bereich der<br />

Industrielogistik Rückgänge gegeben habe<br />

„Durch den enormen Zuwachs bei Onlinebestellungen<br />

hat es natürlich starke Steigerungen<br />

bei den Lieferdiensten gegeben.<br />

Das nötige Personal wurde auch hier vermehrt<br />

durch Branchenwechsler aufgestockt.“<br />

Veränderte Wahrnehmung<br />

„Noch nie war so sichtbar, was die Logistik<br />

leistet, als jetzt“, freut sich Wagner.<br />

Durch die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit<br />

auch in der Krise fand sich<br />

die Branche plötzlich in einer Alltagshelden-Rolle<br />

wieder. Durch die Verlagerung<br />

vieler Einkäufe in den Onlinehandel wurde<br />

die Logistik stärker und – das ist der wesentliche<br />

Unterschied – positiv wahrgenommen.<br />

„Durch die starke mediale Aufmerksamkeit<br />

wurden wir auch von der Politik vermehrt in<br />

Entscheidungen und Konzepte eingebunden.<br />

Es wäre wünschenswert, dass das so<br />

bleibt“, hofft der Logistikfachmann.<br />

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Digitalisierungs-Boost<br />

Wagner stellt der Branche ein durchaus gutes<br />

Zeugnis hinsichtlich der Digitalisierung<br />

aus: „Die österreichischen Unternehmen<br />

sind sehr high-tec-affin. Das reicht vom genauen<br />

Tracking und Liefer-Forecast bis zur<br />

automatischen Routen- und Warenstromoptimierung.<br />

Beim Besuch unserer Mitglieder<br />

sehe ich, dass Artificial Intelligence längst<br />

Einzug gehalten hat.“ Da entsprechende<br />

Software teuer sei, bestünde aber noch<br />

Luft nach oben – insbesondere bei kleinewww.dachser.at<br />

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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S24<br />

Bild v.l.n.r.: Univ. Prof. Dr. Sebastian Kummer (Wirtschaftsuniversität Wien), DI Peter Umundum (Vize-Präsident<br />

Zentralverband Spedition & Logistik, Vorstand Paket & Logistik, Österreichische Post AG), KommR Alexander<br />

Friesz (Präsident Zentralverband Spedition & Logistik, Vorstandsmitglied Lagermax Gruppe), Mag. Wolfram<br />

Senger-Weiss (Vize-Präsident Zentralverband Spedition & Logistik, Vorsitzender der Geschäftsleitung Gebrüder<br />

Weiss), Mag. Oliver Wagner (Geschäftsführer Zentralverband Spedition & Logistik<br />

ren Unternehmen. „Hier wäre Unterstützung<br />

von Seiten der Politik sicher wünschenswert.<br />

Eine bessere Steuerung des Verkehrs<br />

und der Warenströme wäre auch aus ökologischer<br />

Sicht sinnvoll“ stellt Wagner fest.<br />

Mitte April hat Österreich endlich seine Pläne<br />

an die EU übermittelt, was mit den uns<br />

zustehenden Geldern des Corona-Wiederaufbaufonds<br />

geschehen könnte. Gerade<br />

noch rechtzeitig, denn mit 30. April endet<br />

die Einreichfrist. Insgesamt macht die<br />

EU-Kommission 750 Milliarden Euro für den<br />

Wiederaufbau locker. Die Aufbau- und<br />

Resilienzfazilität (Kernstück von NextGenerationEU,<br />

Recovery and Resilience Facility)<br />

ist dabei 672,5 Milliarden Euro schwer. Die<br />

EU-Mittel sind ausdrücklich dafür gedacht,<br />

Klimaschutz, Forschung, Innovation, Krisenfestigkeit<br />

und Vorsorge der EU-Volkswirtschaften<br />

zu unterstützen. Die 500 Seiten<br />

umfassenden Pläne, die nicht öffentlich<br />

präsentiert wurden, sehen ein 4,5 Milliarden<br />

Euro großes Kuchenstück für uns vor. Knapp<br />

die Hälfte davon soll in den Bereich Klimaschutz<br />

mit Schwerpunkt Verkehr fließen:<br />

Elektrifizierung von Busflotten, emissionsfreie<br />

Nutzfahrzeuge, Infrastruktur und auch<br />

eine Wasserstoffinitiative. Stolze 542,6 Millionen<br />

Euro sind für den Ausbau und die<br />

Erneuerung der Schieneninfrastruktur samt<br />

Elektrifizierung eingeplant. Weitere Punkte<br />

sind unter anderen die Ökologisierung der<br />

Industrie, Sanierungsoffensive, Aufstocken<br />

des Biodiversitätsfonds, Quantenwissenschaft,<br />

Präzisionsmedizin und ein elektronischer<br />

Mutterkindpass. Mit 891 Millionen Euro<br />

Fördergeld soll der Breitbandausbau vorangetrieben<br />

werden.<br />

„Leider hat es im Vorfeld keinen Dialog<br />

über die eingereichten Projekte gegeben“,<br />

bedauert Wagner. Und das, obwohl die EU<br />

explizit die Einbindung von Sozialpartnern,<br />

Gebietskörperschaften und Interessensvertretern<br />

vorgegeben hat… übrigens soll der<br />

Fonds über Geldmarktpapiere und Anleihen<br />

der EU-Kommission finanziert werden.<br />

Der dazu nötige Beschluss muss zuvor jedoch<br />

von allen 27 EU-Staaten ratifiziert werden<br />

– Österreich fehlt noch.<br />

Gigaliner als ökologische Alternative?<br />

Wie sieht der Zentralverband das Thema<br />

Gigaliner? Wagner: „Das Thema ist medial<br />

vermint, es gibt wenig sachliche Diskussion.<br />

Wohingegen andere Länder zeigen, wie es<br />

funktionieren kann: Deutschland hat die<br />

Fahrzeuge getestet, den Test wissenschaftlich<br />

begleitet und evaluiert. Mit dem Ergebnis,<br />

dass die 25,25 Meter langen Lkw seit 1.<br />

Jänner 2018 dort im Regelverkehr unterwegs<br />

Zentralverband Spedition & Logistik/APA-Fotoservice/Schedl | Fotograf/in: Ludwig Schedl


sind. Natürlich sind überlange Fahrzeuge im<br />

innerstädtischen Verkehr nicht sinnig, aber<br />

beispielsweise zwischen zwei Hubs können<br />

durch das größere Volumen zwei Lang-LKW<br />

die Fracht von drei konventionellen LKW<br />

übernehmen, und das ist durchaus sinnvoll.“<br />

Es habe sich in der Testphase auch gezeigt,<br />

dass die Sorge um die Verlagerung der Verkehre<br />

von der Schiene auf die Straße durch<br />

die Zulassung der Gigaliner unbegründet<br />

sei. Laut Abschlussbericht der Deutschen<br />

Bundesanstalt für Straßenwesen betragen<br />

die Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse<br />

durch den Volums-Vorteil bei optimaler<br />

Beladung zwischen 15 und 25 Prozent.<br />

Auch die Angst, dass Straßenbeläge und<br />

Brücken übermäßig belastest würden, widerlegte<br />

der Feldversuch: schließlich blieb<br />

die Maximal-Masse gleich, verteilte sich<br />

je nach Modell sogar auf mehr Achsen<br />

als bei konventionellen LKW, wodurch die<br />

Punktbelastung geringer ist. Bezüglich der<br />

Sicherheit konnte in der fünfjährigen Versuchsphase<br />

keine erhöhte Unfallgefahr festgestellt<br />

werden, und auch der Bremsweg ist<br />

durch die gleiche Masse vergleichbar lang.<br />

In Schweden, Finnland und den Niederlanden<br />

gehören die Megatrucks schon länger<br />

zum Straßenbild. Im Australischen Outback<br />

sind sogar 100 m lange „Road Trains“ mit<br />

Schüttgut unterwegs, das ist für Europa natürlich<br />

undenkbar.<br />

Baustelle Mobilitätsmasterplan<br />

Aktuell arbeitet das Bundesministerium für<br />

Klimaschutz (BMK) an der Erarbeitung des<br />

Österreichischen Mobilitätsmasterplans<br />

2030, der im zweiten Quartal <strong>2021</strong> präsentiert<br />

werden soll. Während die EU sich für<br />

das Ziel des CO2-freien Verkehrs bis 2050<br />

Zeit lassen möchte (was angesichts aktueller<br />

Emissionswerte durchaus ambitioniert<br />

ist), hat Österreich erklärt, schon bis 2040<br />

diese Werte erreichen zu wollen. Sieht man<br />

sich die bisher umgesetzten oder geplanten<br />

Maßnahmen an, ist dieses Vorhaben<br />

wohl zum Scheitern verurteilt. Wagner:<br />

„Der Verkehr ist ein großer CO2-Verursacher,<br />

sowohl der Güterverkehr als auch<br />

der Individualverkehr. Die Logistikbranche<br />

ist aus meiner Sicht hier schon weiter in<br />

der Entwicklung als der Individualverkehr,<br />

aber auch wir werden mit den derzeitigen<br />

Maßnahmen dieses Ziel niemals erreichen.“<br />

Untermauert wird seine Ansicht durch die<br />

Ergebnisse der Studie zur Ökologisierung<br />

des Straßengüterverkehrs, die die Zentrum<br />

für Transportwirtschaft und Logistik Schulungs-<br />

und Beratungs GmbH im Auftrag des<br />

Zentralverbands durchführte. Denn die Corona-Krise<br />

wird nicht ewig andauern, in absehbarer<br />

Zeit werden die europäische und<br />

österreichische Wirtschaft wieder wachsen.<br />

Die Folge: ein erwartetes Plus von 49 Prozent<br />

beim Straßen-Transportvolumen bis<br />

2040 – das entspricht ohne Maßnahmen<br />

20 Millionen Tonnen mehr Co2 pro Jahr.<br />

Um die EU-Ziele der Klimaneutralität zu erreichen,<br />

muss der Straßengüterverkehr effizienter,<br />

moderner und ökologischer werden.<br />

Und zwar besser gestern als heute. Wagner:<br />

„Es ist ein Irrglaube, dass die Verlagerung<br />

von der Straße auf die Schiene all unsere<br />

Probleme lösen kann. Nicht nur sind die dafür<br />

nötigen Kapazitäten unerreichbar, es<br />

fehlen auch multimodale Verladeterminals<br />

und die Schieneninfrastruktur. Hinzu kommt<br />

der Vorrang für den Personenverkehr, und<br />

die letzte Meile kann ohnehin nicht über<br />

die Schiene abgewickelt werden.“ Bedenkt<br />

man, dass der Individualverkehr ein großer<br />

CO2-Emittent ist, erscheint der Vorrang für<br />

den Personenverkehr durchaus sinnvoll –<br />

dessen ist sich der Logistiker durchaus bewusst.<br />

„Oder nehmen wir als Beispiel den<br />

Brenner Basistunnel (längste unterirdische<br />

Eisenbahnverbindung der Welt für Personen-<br />

und Güterverkehr, Anm.). Das Projekt<br />

verzögert sich und verursacht immense Kosten.<br />

Aber ohne Zulaufverkehre aus Deutschland<br />

ist er aus Sicht der Logistik unnötig.“<br />

Wichtig sei es, jetzt sofort Maßnahmen zu<br />

setzten, für die schon Lösungen parat lägen:<br />

„Wir müssen jetzt die Weichen für Wasserstofftechnologie<br />

setzen und uns ein Beispiel<br />

an der Schweiz nehmen. Auch wenn das<br />

dann vielleicht nicht die endgültige technologische<br />

Lösung ist, so ist zumindest ein<br />

Schritt gesetzt. Vor allem muss der Weg<br />

definiert werden, nicht nur das Ziel“, meint<br />

Wagner ernst. Laut Studienergebnissen<br />

bietet sich der Einsatz sofort verfügbarer<br />

Brückentechnologien wie LNG-Antriebe<br />

(liquified natural gas, flüssiges Erdgas, Anm.)<br />

an, unterstützt durch bessere Aerodynamik,<br />

flexiblere Längenmaße und Gewichte.


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S26<br />

Utopie und Machbarkeit<br />

Die Studie besagt, dass aktuell mit den kumulierten<br />

Einsparungspotenzialen von Batterieelektrik<br />

(-34 %), LNG/flüssiges Erdgas<br />

(-17 %), Wasserstoff (-9 %), Ladekapazitätssteigerungen<br />

(-4 %), angepassten Fahrverboten<br />

(-3 %) sowie Leichtbau und Aerodynamik<br />

der Zielwert bis 2030 unerreichbar ist,<br />

und auch das Österreichische Null-Emissions-Ziel<br />

bis 2040 ist unter den derzeit gegebenen<br />

Bedingungen Utopie. Bezüglich des<br />

Null-Emissions-Ziels 2050 der EU hingegen<br />

stimmen die Ergebnisse vorsichtig optimistisch,<br />

durch einen Anstieg der Effekte von<br />

Wasserstoff und Batterieelektrik sowie einen<br />

Mix an schon heute verfügbaren Technologien<br />

könnte es erreichbar sein. „Die Kernkompetenz<br />

der Logistikbranche ist, Abläufe<br />

so zu gestalten, dass Waren so effizient wie<br />

möglich transportiert werden können.<br />

Dieses Wissen können und wollen wir auch<br />

nützen, um die Umwelteffekte des Straßenverkehrs<br />

zu minimieren. Wir brauchen jetzt<br />

eine gut geplante Klima-Kehrtwende im<br />

Güterverkehr. Ohne den Beitrag der Politik<br />

wird das aber nicht gehen“, meint Alexander<br />

Friesz, Präsident des Zentralverbandes<br />

Spedition & Logistik. Er sieht die Regierung,<br />

insbesondere die zuständige Verkehrsministerin<br />

Leonore Gewessler, dringend in der<br />

Pflicht, nachhaltige Rahmenbedingungen<br />

und Investitionssicherheit für die Logistikwirtschaft<br />

zu schaffen. „Denn durch die<br />

Einführung neuer Technologien, einen Mix<br />

unterschiedlicher Antriebsformen, bessere<br />

Aerodynamik, den Ausbau der Intermodalität<br />

und die Reduktion von Umwegverkehren<br />

könnten wir ab sofort sehr viel erreichen“,<br />

bekräftigt Friesz.<br />

Weitere Vorschläge in Richtung CO2-neutraler<br />

Güterverkehr: eine Mautbefreiung klimafreundlicher<br />

Fahrzeuge, steuerliche Anreize<br />

und Förderungen, eine Anpassung von<br />

Fahrverboten, die Zulassung längerer Fahrzeuge<br />

und zusätzliche Fahrzeugeinheiten.<br />

Friesz: „Autotransporter könnten mit<br />

der gleichen Zugmaschine mehr Autos<br />

transportieren, aerodynamische Aufbauten<br />

den Energieverbrauch stark verringern<br />

oder auch Lang-LKW viel Energie<br />

und damit Emissionen einsparen.“<br />

So seien in Summe allein hierdurch Emissionsverringerungen<br />

im zweistelligen Prozentbereich<br />

möglich. Der Einsatz von<br />

Elektrofahrzeugen auf Kurzstrecken birgt<br />

ein Einsparungspotenzial von rund einer<br />

Million Tonnen CO2-Äquivalent bis 2030,<br />

bis 2050 sogar über 3,3 Millionen Tonnen<br />

– bei bekannten Nachteilen wie langen<br />

Ladezeiten und der Umweltbelastung<br />

durch die Batterie in der Erzeugung und<br />

Entsorgung. Zudem müsste viel Geld für<br />

den Infrastrukturausbau – Ladestationen,<br />

Stromnetz und nachhaltige Stromerzeugung<br />

– in die Hand genommen werden.<br />

Dass es funktionieren kann, weiß Peter Umundum,<br />

Vizepräsident des ZV Spedition &<br />

Logistik: „Die Paketdienstleister beweisen,<br />

wie rasant sich eine Branche auf neue<br />

Herausforderungen einstellen und diese<br />

meistern kann, wenn Technologie und<br />

Rahmenbedingungen stimmen. Dabei zeigen<br />

wir als Branche heute schon, was mit<br />

dem Ausbau der E-Flotte in puncto CO2-<br />

Einsparung alles möglich ist.“<br />

Für die Langstrecke im Güterverkehr ist<br />

Elektromobilität aus heutiger Sicht ungeeignet.<br />

Die Hoffnungen ruhen auf Wasserstoffantrieben,<br />

wobei es hier hauptsächlich<br />

noch an der wirtschaftlichen Herstellung<br />

und Speicherung grünen Wasserstoffs hapert.<br />

Trotzdem sehen die Studienautoren<br />

in diesem Bereich bei entsprechender Forschung<br />

und Entwicklung (und Förderung)<br />

die Zukunft und ein Einsparungspotenzial<br />

von 3,3 Millionen Tonnen Co2-Äquivalent<br />

bis zum Jahr 2050 – und schlagen Pilotprojekte<br />

für den Schwerverkehr vor.<br />

Dieser Meinung ist auch ZV-Vizepräsident<br />

Wolfram Senger-Weiss: „Wir dürfen uns nicht<br />

zurücklehnen und warten, bis ausschließlich<br />

sauberer, grüner Wasserstoff vorhanden ist.<br />

Es gilt, jetzt zu handeln und in den kommenden<br />

Jahren den Boden für diese Technologien<br />

aufzubereiten.“ Klar ist, dass der Hut<br />

brennt, der Klimawandel ist kaum noch zu<br />

stoppen. Wagner: „Ich wünsche mir endlich<br />

klare Signale aus der Politik, mehr Rationalismus<br />

und einen Fokus auf die Zukunft sowie<br />

dass Entscheidungen auf der Basis von Fakten<br />

getroffen werden. Denn uns läuft die<br />

Zeit davon.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />

(AG)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S28<br />

E-Commerce beflügelt<br />

Trotz Corona-Pandemie sind die Ergebnisse der international tätigen Großspedition<br />

positiver ausgefallen als erwartet. REDAKTION: URSULA SCHMELING<br />

URSULA SCHMELING<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Deutsche Post DHL<br />

Der weltweit führende Post- und Logistikkonzern<br />

Deutsche Post DHL erzielte 2020 – trotz<br />

oder gerade aufgrund der Corona-Pandemie<br />

- das beste Ergebnis in seiner Firmengeschichte.<br />

Die Unternehmensgruppe erwirtschaftete<br />

einen Umsatz von 66,81 Milliarden<br />

Euro (+5,5% im Vergleich zum Vorjahr). Das<br />

Jahresergebnis stieg vor allem dank des weltweiten<br />

Booms der E-Commerce-Branche auf<br />

knapp 3,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis<br />

(EBIT) verbesserte sich im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr um 17,4 % auf mehr als 4,8<br />

Milliarden Euro. Damit hat der Konzern sein<br />

unterjährig angepasstes Ergebnisziel von 4,1<br />

bis 4,4 Milliarden Euro deutlich übertroffen.<br />

Das um Sondereffekte bereinigte EBIT betrug<br />

sogar mehr als 5,4 Milliarden Euro.<br />

Weltweit wurden 2020 20'000 neue Arbeitsplätze<br />

geschaffen und Brutto-Investitionen<br />

von rund 3,4 Milliarden Euro getätigt. Durch<br />

ihren Fokus auf das profitable Logistik-Kerngeschäft<br />

mit konsequenter Ausrichtung auf<br />

E-Commerce und kontinuierlichen Investitionen<br />

in das Logistiknetzwerk sowie in die Digitalisierung<br />

konnte der Konzern seine Profitabilität<br />

und Resilienz trotz weltwirtschaftlicher<br />

Turbulenzen steigern.<br />

Für das Geschäftsjahr <strong>2021</strong> erwartet Deutsche<br />

Post DHL einen weiteren Anstieg des EBIT auf<br />

deutlich über 5,6 Milliarden Euro. Im ersten<br />

Quartal <strong>2021</strong> konnte der Logistikriese das Ergebnis<br />

vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit rund<br />

1,9 Milliarden Euro im Vorjahresvergleich mehr<br />

als verdreifachen. Wachstumstreiber bleibt<br />

der Onlinehandel (B2B und B2C). Zudem sollte<br />

sich der Welthandel im Jahresverlauf <strong>2021</strong><br />

weiter erholen - und damit auch die Volumina<br />

in den globalen Logistikaktivitäten. Zugleich<br />

wird erwartet, dass die interkontinentalen<br />

Transportkapazitäten aufgrund nur langsam<br />

zurückkehrender Beiladekapazitäten in Passagiermaschinen<br />

und der Containerknappheit<br />

weiter eingeschränkt bleiben dürften.


Kühne + Nagel<br />

Auch Kühne + Nagel erzielte 2020 ein bemerkenswert<br />

gutes Ergebnis. Operativ lag<br />

es leicht über dem Vorjahr. Der Reingewinn<br />

verringerte sich gegenüber 2019 nur wenig.<br />

Der Nettoumsatz lag mit CHF 20,4 Mrd. im Gesamtjahr<br />

2020 durch die tieferen Transportvolumina<br />

im ersten Halbjahr leicht unter dem<br />

Wert von 2019. Der EBIT hingegen war mit<br />

CHF 1,1 Mrd. fast einen Prozentpunkt höher.<br />

Währungsschwankungen hatten mit jeweils<br />

-6% einen deutlich negativen Effekt auf den<br />

Nettoumsatz und den EBIT.<br />

Der Bereich Seefracht verzeichnete in der<br />

zweiten Hälfte 2020 eine sehr erfreuliche<br />

Trendwende gegenüber dem ersten Halbjahr.<br />

Besonders im vierten Quartal war die<br />

Verbesserung auf die wieder gestiegene<br />

Nachfrage von Kunden aus dem Mittelstand<br />

sowie auf die Zunahme von Importen aus<br />

Asien nach Europa und Nordamerika zurückzuführen.<br />

Das Containervolumen betrug im<br />

Jahr 2020 4,5 Mio. TEU. Der Nettoumsatz des<br />

Geschäftsbereichs lag bei CHF 7,1 Mrd. und<br />

der EBIT bei CHF 423 Mio.<br />

In der Luftfracht konnte Kühne + Nagel u.a.<br />

aufgrund seiner Expertise in den Bereichen<br />

Pharma und systemrelevante Güter zulegen.<br />

Im Gesamtjahr 2020 verbesserte sich der Nettoumsatz<br />

um 11,6% auf CHF 5,2 Mrd. und der<br />

EBIT um 53,5% auf CHF 505 Mio. gegenüber<br />

dem Vorjahr. Insgesamt lag das Luftfrachtvolumen<br />

bei 1,4 Mio. Tonnen (12,8% unter<br />

Vorjahr) und im vierten Quartal mit 392.000<br />

Tonnen allerdings 7,5% unter der Vorjahresperiode.<br />

In den Landverkehren war das vierte Quartal<br />

2020 von einer deutlichen Steigerung der Sendungszahlen<br />

gegenüber dem Vorquartal geprägt.<br />

Insbesondere die Nachfrage nach nationalen<br />

Transportkapazitäten in Europa lag<br />

auf Vorkrisenniveau. In Nordamerika blieb die<br />

Nachfrage für sämtliche Produktsegmente,<br />

mit der Ausnahme von Pharma & Healthcare<br />

sowie E-Commerce, deutlich hinter dem<br />

Vorjahr. Im letzten Quartal war jedoch eine<br />

Marktbelebung erkennbar. Der Nettoumsatz<br />

des Geschäftsbereichs lag im Jahr 2020 bei<br />

CHF 3,2 Mrd. und der EBIT bei CHF 62 Mio.<br />

Die Kontraktlogistik erzielte Marktanteilsgewinne<br />

in den Bereichen Pharma & Healthcare<br />

sowie im E-Commerce-Fulfilment und Produktivitätssteigerungen.<br />

Der Nettoumsatz des<br />

Bereichs lag im Geschäftsjahr 2020 bei CHF<br />

4,9 Mrd. und der EBIT bei CHF 80 Mio. Bereinigt<br />

um ausserordentliche Effekte in 2019 und<br />

2020 sank der EBIT um 7,6%.<br />

DSV Panalpina<br />

Die DSV Panalpina Gruppe erzielte 2020 einen<br />

Umsatz von DKK 115’932 Mio. (+26.0%), einen<br />

Bruttogewinn von DKK 28’534 Mio. (+23.5%)<br />

und einen operative Gewinn von DKK 9’520<br />

Mio. (+47.3%).<br />

Die Integration von Panalpina konnte nach<br />

15 Monaten 2020 erfolgreich abgeschlossen<br />

werden. CEO Jens Bjorn Andersen ist zuversichtlich,<br />

dass auch <strong>2021</strong> trotz der enormen<br />

Herausforderungen auf Grund der Corona-<br />

Pandemie ein erfolgreiches Jahr werden<br />

wird und geht von einer Steigerung des EBIT<br />

auf DKK 10’500-11’500 Mio. aus. Durch die<br />

erfolgreiche Integration der Panalpina und<br />

ein strenges Kostenmanagement konnte der<br />

Konzern 2020 den EBIT im Bereich See- und


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S30<br />

Luftfracht um 61% auf DKK 7’026 Mio. steigern.<br />

Auch im Landtransport reüssierte das<br />

Unternehmen trotz eines Corona bedingten<br />

Mengenrückgangs. Der EBIT stieg um 12,3%<br />

auf DKK 1’390 Mio. Der Bereich Solutions profitierte<br />

vor allem im 2. Halbjahr vom boomenden<br />

Onlinehandel, aber auch von Produktivitätssteigerungen,<br />

Kostensenkungen und<br />

einer Konsolidierung der Lagerkapazitäten.<br />

Der EBIT stieg um 18,8% auf DKK 1’161 Mio.<br />

Dachser<br />

Auch der international tätige Logistikdienstleister<br />

Dachser konnte ein befriedigendes<br />

Ergebnis für das Jahr 2020 vorlegen. Das Familienunternehmen<br />

weist einen konsolidierten<br />

Umsatz von 5,66 Milliarden Euro aus, knapp<br />

1% unter dem Vorjahresniveau von 5,61 Milliarden<br />

Euro. Der Umsatz des Bereichs Landverkehr,<br />

Dachser Road Logistics, schrumpfte<br />

Corona bedingt von 4,6 Milliarden Euro auf<br />

4,5 Milliarden Euro (- 2,2%). Dabei waren das<br />

Geschäft mit dem Transport und der Lagerung<br />

von Industrie- und Konsumgütern mit<br />

einem Umsatzrückgang von 3,2 % auf 3,5<br />

Milliarden Euro sowie Verkehre mit Frankreich<br />

und Spanien besonders betroffen.<br />

Dachser Food Logistics konnte hingegen seine<br />

Umsätze von 964 Millionen Euro auf 982 Millionen<br />

Euro (+ 1,9%) steigern. Durch Neukunden<br />

und Mengenzuwächse bei Transporten<br />

für den Lebensmitteleinzelhandel nahm die<br />

transportierte Tonnage um 1,6% zu.<br />

Ebenso profitierte das Geschäftsfeld Air &<br />

Sea Logistics (ASL) von der Corona-Krise. Die<br />

Umsätze stiegen um 5,2% von 1,14 auf 1,2<br />

Milliarden Euro, vor allem auf Grund knapper<br />

Kapazitäten und hoher Frachtraten. In<br />

der Luftfracht gelang es Dachser nach dem<br />

Kollaps der Beiladekapazitäten über Charter-<br />

Verkehre verlässliche eigene Kapazitäten<br />

zwischen Europa und Asien sowie zwischen<br />

Europa und den USA aufzubauen. Insgesamt<br />

wurden 150 Frachtflüge selbst organisiert und<br />

abgewickelt. Die Sendungszahlen auf Konzernebene<br />

verringerten sich um 2,5 % auf 78,6<br />

Millionen, während die Tonnage um 2,9 % auf<br />

39,8 Millionen Tonnen sank.<br />

Dachser investierte 2020 rund 142,6 Millionen<br />

Euro ins weltweite Logistiknetzwerk. Für <strong>2021</strong><br />

soll diese Summe auf 190 Millionen Euro erhöht<br />

werden. Damit können zusätzliche Kapazitäten<br />

in der Kontraktlogistik geschaffen<br />

und die Digitalisierung von Prozessen und<br />

Geschäftsmodellen weiter vorangetrieben<br />

werden. U.a. soll die Integration der Netze,<br />

die Einführung neuer Technologien, z.B. für<br />

Wechselbrücken-Lokalisierung, und die Einführung<br />

emissionsfreier Liefergebiete in Europa<br />

sowie die Erforschung und Erprobung von<br />

Wasserstoffbrennstoffzellenantrieben für Lkw<br />

verstärkt werden.<br />

Fazit<br />

Die global tätigen Speditionen haben 2020<br />

vom weltweiten Boom im Onlinehandel und<br />

der gestiegenen Nachfrage nach Dienstleistungen<br />

im Gesundheits-/Pharmabereich profitiert.<br />

Auch <strong>2021</strong> werden diese Wachstumstreiber<br />

bleiben. Dabei geht es nicht nur um<br />

Luft-, sondern auch um Landtransporte, Lagerhaltung<br />

und Feinverteilung. Die Impfkampagnen<br />

laufen in den meisten Ländern jetzt<br />

erst richtig an. Insbesondere für Spezialisten<br />

für temperaturgeführte Transporte wie DHL<br />

sowie Kühne + Nagel ist das Impfgeschäft<br />

profitabel.<br />

Insgesamt wird die Logistikbranche voraussichtlich<br />

noch bis Mitte 2022, falls dann eine<br />

Herdenimmunität auch in Afrika, Lateinamerika<br />

und Asien-Pazifik erreicht sein wird, mehr<br />

oder weniger unter der Corona-Pandemie<br />

leiden. Die Knappheit von Laderaum in der<br />

See- und Luftfracht, aber auch der Lockdown<br />

bedingte Nachfragekollaps in Gastronomie<br />

und Hotellerie (z.B. bei Krustentieren) haben<br />

zu Marktverwerfungen geführt. 90% der Beiladekapazitäten<br />

auf Passagierflügen standen<br />

2020 und stehen wohl auch <strong>2021</strong> nicht<br />

zur Verfügung. Investitionen in Digitalisierung<br />

und Automatisierung sind und bleiben weit<br />

über <strong>2021</strong> hinaus ein wichtiges Thema in der<br />

Branche, ebenso wie Nachhaltigkeit und<br />

CO2-Bilanzen. Hier ist der wirkliche Nutzen für<br />

die Kunden, abgesehen vom Imagegewinn<br />

für die Speditionen, jedoch nicht immer ersichtlich.<br />

(US)


Die Welt der<br />

nachhaltigen<br />

Logistik<br />

• logistik-express.com<br />

• binnenschiff-journal.at<br />

• umwelt-journal.at<br />

• transportlogistik.business<br />

• ecommerce-logistik.business<br />

• mobilitaet.business<br />

• mylogistics.business<br />

m.jaklitsch@logistik-express.at


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S32<br />

„Wohlstand für alle!“<br />

Wenn es einen Oscar für den unscheinbarsten Hauptdarsteller des Wirtschaftsgeschehens<br />

gäbe, stünde die Transportbranche ganz oben auf der Kandidatenliste.<br />

GASTBEITRAG: WERNER SCHNEIDER<br />

WERNER SCHNEIDER<br />

TRANSPORT<br />

CONSULTING<br />

Manche Spediteure versuchen,<br />

gegen die Unwissenheit der<br />

Öffentlichkeit anzukämpfen,<br />

wenn sie etwa auf ihren LKW<br />

schreiben: „Ohne uns gibt es von allem zu<br />

wenig!“ Und dabei ist das noch ein Understatement.<br />

Transport ist die Basis unserer kapitalistischen<br />

Produktionsweise: Dieses System<br />

beruht auf Arbeitsteilung, die ihrerseits Spezialisierung<br />

und gezielte Investition erlaubt.<br />

Im 18. Jahrhundert waren es die „manufactures“<br />

in Frankreich, im 19. Jahrhundert war es<br />

die Industrialisierung in England, die den Bau<br />

von Kanälen, den Ausbau von Straßen und<br />

später dann Eisenbahnen notwendig machten.<br />

Adam Smith beschreibt in seinem Klassiker<br />

„Wohlstand der Nationen“ 1776 die Vorteile<br />

der Arbeitsteilung am Beispiel der Stecknadelproduktion.<br />

Aber dafür müssen Rohstoffe,<br />

Zwischenprodukte und Endprodukte von<br />

einer Fabrik zur anderen gefahren werden<br />

– ohne Transport keine Arbeitsteilung, ohne<br />

Arbeitsteilung keine industrielle Produktion –<br />

ohne industrielle Produktion kein Wohlstand,<br />

wie wir ihn heute kennen; also bedeutet<br />

Transport Wohlstand.<br />

Auch Wohlstand für den Transporteur? Die<br />

meisten Transporteure werden dies wohl heftig<br />

verneinen. Schuld daran ist das kapitalistische<br />

Grundgesetz von Angebot und Nachfrage.<br />

Wenn ich einen Motor auf dem Markt<br />

anbieten will, muss ich erst einmal tüchtig in<br />

Produktionskapazität und Werbung investieren.<br />

Das schränkt die Anzahl der Anbieter<br />

schon einmal ein. Wenn ich Transport anbieten<br />

will, benötige ich eigentlich nur den


LKW-Führerschein – und schon geht’s los.<br />

Die Finanzierung wird einem meistens noch<br />

nachgetragen. Das hat jahrzehntelang sehr<br />

gut geklappt. Mit dem Fall der Berliner Mauer<br />

und den anschließenden politischen Änderungen<br />

hat sich dann ein schier unerschöpflich<br />

scheinendes Reservoir an LKW-Fahrern<br />

und –Unternehmern erschlossen. Das war<br />

auch nötig, denn der Warenverkehr auf der<br />

Straße nahm exponentiell zu, die Straßen-Infrastruktur<br />

erreichte an manchen Orten die<br />

Kapazitätsgrenze. Aber: A trend is a trend,<br />

until it hits a bend, wie die Engländer sagen,<br />

irgendwann nimmt jeder Trend eine andere<br />

Richtung.<br />

Diese Trendwende ist bereits eingeleitet. In<br />

den vergangenen Jahren gab es immer wieder<br />

und immer öfter Perioden, in denen freier<br />

Transportraum schwer zu organisieren war.<br />

Start-ups sind nun seit geraumer Zeit damit<br />

beschäftigt, die Lademeter der LKWs bis unter<br />

die Plane zu füllen und die unnützen Leerkilometer<br />

gegen Null zu reduzieren. Dabei wird<br />

eines übersehen: Das, was verbessert werden<br />

soll, ist Ergebnis der Produktionsplanung unserer<br />

Industrie. In all den Jahrzehnten, in denen<br />

Laderaum auf Zuruf bereitstand, wurde damit<br />

umgegangen, als wäre er unerschöpflich.<br />

Be- und Entladezeiten beispielsweise wurden<br />

nach den Bedürfnissen der jeweiligen Fabrik<br />

geregelt, die Sicherheitsmarge wurde auf<br />

den Transporteur abgewälzt, der mit einem<br />

immer unberechenbar werdenden Straßenverkehr<br />

fertig werden muss.<br />

Die Trendwende wird noch verstärkt durch<br />

weitere Faktoren. Der Fahrermangel ist einer<br />

davon. Über ihn wird bereits viel diskutiert,<br />

richtig spürbar wird er in ein paar Jahren,<br />

wenn ein beachtliches Gros der jetzigen Fahrer<br />

peu à peu in Rente gehen wird. Ein anderer<br />

Faktor ist das Wachstum der zu transportierenden<br />

Mengen. Bereits vor Covid und<br />

vor Trump waren die prognostizierten Mehrmengen<br />

schwindelerregend. Sie werden<br />

jetzt wohl noch grösser sein. Denn Covid und<br />

Trump haben die Anfälligkeit langer Lieferketten<br />

aufgezeigt; sie sind anfällig gegen Epidemien<br />

und gegen politische Entwicklungen<br />

wie den beginnenden Wirtschaftskrieg zwischen<br />

USA und China. Die britische Zeitschrift<br />

The Economist rechnet damit, dass globale<br />

Lieferketten zwar weiterhin bestehen werden,<br />

ein gewisser Teil der Produktion aber doch<br />

relativ schnell nach USA, bzw. Europa zurückgeholt<br />

wird; vor allem würden neue Investitionen<br />

näher an der Heimat geplant werden.<br />

Die Ausgabe vom 10. April titelt gar: „Riding<br />

high. A special report on the future of work.“<br />

Und der Spezialbericht ist überschrieben:<br />

„Labour gains.“<br />

Um es verhalten auszudrücken: Ein Nadelöhr<br />

in der Beschaffung von Laderaum im Straßentransport<br />

in naher Zukunft ist nicht auszuschließen.<br />

Sollte sich dies bewahrheiten, wird<br />

es einen latenten Fehler des kapitalistischen<br />

Systems aufzeigen, nämlich die mangelnde<br />

Koordination: Wenn eine Firma etwas tut,<br />

kann es gut für sie sein. Wenn alle Firmen es<br />

tun, kann es schlecht für alle werden. Wenn<br />

eine Firma Arbeiter entlässt, kann es gut sein<br />

für ihre Profitmarge. Wenn alle Firmen Leute<br />

entlassen, wird der Gesellschaft Kaufkraft entzogen,<br />

die Nachfrage lässt nach und der Teufelskreis<br />

nach unten beginnt – so wie es in der<br />

Großen Weltwirtschaftskrise 1929 geschehen<br />

ist.<br />

Hoffen wir, dass genügend Einsicht vorhanden<br />

ist und die „systemrelevante“ Funktion<br />

des Transportes in unserer Gesellschaft<br />

rechtzeitig gewürdigt wird. Es muss keine<br />

Oscar-Verleihung sein. Ludwig Erhard, der<br />

ehemalige deutsche Wirtschaftsminister und<br />

Bundeskanzler, hatte 1957 sein Buch veröffentlicht:<br />

„Wohlstand für alle“ – auch für den<br />

Transporteur, das wäre schon ausreichend.<br />

Und solange wir noch nicht in der schönen<br />

neuen Welt sind mit selbstfahrenden LKWs und<br />

Laderaum effizient füllenden Algorithmen,<br />

in der Milche und Honig fließen, sollte man<br />

die Fahrer und Disponenten bei einer Hommage<br />

der kleinen, aber umso notwendigeren<br />

Akteure unserer Wirtschaft nicht vergessen.<br />

(WS)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S34<br />

BASF stellt innovatives Tankschiff für<br />

Rhein-Niedrigwasser vor<br />

Die verladende Wirtschaft wird zum Innovator der Binnenschifffahrt.<br />

REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

PETER BAUMGARTNER<br />

HERAUSGEBER<br />

BINNENSCHIFF-JOURNAL<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Nach unseren Erfahrungen mit dem<br />

Niedrigwasser des Rheins im Jahr<br />

2018 und basierend auf unserer<br />

Einschätzung, dass derartige Ereignisse<br />

in Zukunft häufiger eintreten können,<br />

haben wir am Standort Ludwigshafen eine<br />

ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, um<br />

die Versorgungssicherheit der Produktion<br />

zu erhöhen. Ein wichtiges Element unserer<br />

Überlegungen war es, über ein Schiff zu verfügen,<br />

das selbst bei niedrigsten Rheinpegelständen<br />

noch wesentliche Mengen verlässlich<br />

transportieren kann, so Dr. Uwe Liebelt,<br />

Werksleiter des BASF-Standorts Ludwigshafen.<br />

„Wir haben dazu 2018 selbst die Initiative ergriffen,<br />

denn ein entsprechendes Schiff stand<br />

am Markt nicht zur Verfügung. Heute freue<br />

ich mich, dass es trotz vieler Herausforderungen<br />

gelungen ist, diesen neuen Schiffstyp zu<br />

entwickeln, und dass wir jetzt das Projekt mit<br />

einem starken Partner umsetzen werden.“<br />

Das Schiffsdesign hat BASF zusammen mit<br />

einer Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus<br />

dem Duisburger Entwicklungszentrum für<br />

Schiffstechnik und Transportsysteme e.V.<br />

(DST), Technolog Services GmbH und Agnos<br />

Consulting, entwickelt, die auf verschiedene<br />

Aspekte des Schiffbaus spezialisiert sind. Für<br />

die spätere Detailausarbeitung konnte BASF<br />

die Reederei Stolt Tankers gewinnen, die ihre<br />

Expertise in das Projekt eingebracht hat und<br />

das Schiff bauen und exklusiv für BASF betreiben<br />

wird. Im Auftrag von Stolt Tankers wird<br />

die Mercurius Shipping Group für den Bau des<br />

Schiffs verantwortlich sein. Die Inbetriebnahme<br />

ist für Ende 2022 vorgesehen.<br />

Die Abmessungen des neuen Schiffs sind mit<br />

135 Meter Länge und 17,5 Meter Breite deutlich<br />

größer im Vergleich zu den gängigen<br />

Tankschiffen auf dem Rhein (110 Metern x<br />

11,5 Metern). Um mit diesen Schiffsmaßen<br />

eine hohe Tragfähigkeit zu erzielen, wurde<br />

ein hydrodynamisch optimierter Schiffsrumpf<br />

mit einer darauf abgestimmten Antriebstechnologie<br />

entwickelt. Der Erfolg ist, dass<br />

das neue Schiff selbst in extremen Niederwasserperioden,<br />

wenn herkömmliche Schiffe<br />

nicht mehr fahren, noch immer 650 Tonnen<br />

transportieren kann. Und bei mittlerem Niedrigwasser<br />

beträgt die Transportkapazität<br />

rund 2500 Tonnen. Also doppelt so hoch,<br />

wie die von konventionellen Binnenschiffen.<br />

Neuartig ist außerdem die Leichtbauweise,<br />

die durch Übertragung von Methoden aus<br />

dem Seeschiffbau auf das Binnenschiff<br />

für eine hohe Stabilität der Struktur sorgt.


FOTO: TECHNOLOG<br />

Kommentar<br />

Der „Hungerstein“, früher Sinnbild für Niederwasser<br />

auf der Elbe, ist inzwischen längst zu<br />

einem Stein der Klimakrise mutiert (Bild Greenpeace).<br />

Seit Jahren wissen wir, dass der Klimawandel<br />

auch negative Auswirkungen auf<br />

die Wasserstraßen-Logistik haben wird und<br />

vielerorts bereits hat. Und längst pfeifen es<br />

die Spatzen von den Dächern, dass die Behinderungen<br />

durch den Klimawandel – beispielsweise<br />

eben Niederwasser, mit wasserbaulichen<br />

Maßnahmen alleine nicht mehr<br />

in den Griff zu bekommen sind. Die Verantwortung<br />

für die schlimmen Auswirkungen der<br />

Klimakrise trägt zu einem Gutteil die sinnbefreite<br />

Verkehrspolitik. Diese „Experten“ haben<br />

schlussendlich dafür gesorgt, dass wie heute<br />

da sind, wo wir nicht sein sollen. Der Verkehr<br />

in Europa (und nicht nur da), zeichnet für den<br />

Großteil der schädlichen Klimagase verantwortlich.<br />

Die Binnenschifffahrt, die neben der Bahn der<br />

umweltverträglichste Verkehrsträger ist, wurde<br />

und wird von der Verkehrspolitik immer an<br />

die Wand gespielt. Nach wie vor wird dem<br />

LKW-Transport der Vorzug gegeben. Das ganze<br />

Verlagerungsgefasel ist nur eine homöopathische<br />

Beruhigungspille für eine Gesellschaft,<br />

die nicht mehr proaktiv reagieren kann, sondern<br />

den immer häufiger auftretenden Katastrophen<br />

hinter her hechelt. In diesem Dilemma<br />

haben Verlader wie BASF, deren Business<br />

maßgeblich auf den Wassertransport aufgebaut<br />

ist erkannt, dass sie selber die Initiative<br />

ergreifen und Vorkehrungen treffen müssen,<br />

damit die Versorgungssicherheit trotz aller<br />

Widrigkeiten gewährleistet bleibt. Darin unterscheiden<br />

sich diese UNTERnehmer wesentlich<br />

von den FÖRDERnehmern, deren unternehmerische<br />

Berechtigung erschöpft sich nämlich<br />

darin, möglichst laut zu jammern und die<br />

meisten Fördergelder zu lukrieren. Dennoch,<br />

das aktive Engagement der verladenden<br />

Wirtschaft, ist auch eine schallende Ohrfeige<br />

und ein Armutszeugnis für die Binnenschifffahrt<br />

als Branche insgesamt.<br />

Es ist ihr trotz längst erkannter Perspektiven<br />

mehrheitlich bisher nicht gelungen,<br />

selber die möglichen und notwendigen<br />

Maßnahmen zu ergreifen, damit sie gegenwärtig<br />

und in Zukunft ihren unverzichtbaren<br />

Beitrag zum Transport leisten kann.<br />

Stattdessen herrscht ein Kannibalismus in<br />

der Branche, der einen lachenden Straßenlobbyismus<br />

hinterlässt. Wenn am „Hungerstein“<br />

nicht nacheinander alle Binnenschiffe<br />

auflaufen sollen, wird es notwendig sein,<br />

schleunigst dem Beispiel von BASF zu folgen.<br />

(RED)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S36<br />

Ever Given: Haverie Grosse am<br />

Suezkanal<br />

Die Haverie der «Ever Given» im Suezkanal hat die unbefriedigende Situation<br />

in der Seefracht in Bezug auf Pünktlichkeit und Kapazitäten weiter verschärft.<br />

Auf Transportversicherer kommt eine Flut von Schadensmeldungen zu.<br />

REDAKTION: URSULA SCHMELING<br />

Fast eine Woche lang blockierte das<br />

Frachtschiff «Ever Given» der taiwanesischen<br />

Reederei Evergreen Marine,<br />

beladen mit rund 20'000 Containern,<br />

den Suezkanal. Bereits fünf Tage nach Ende<br />

der Blockade hatte sich der Stau von etwa<br />

420 Schiffen wieder aufgelöst. Doch die betroffenen<br />

Reedereien sind noch lange nicht<br />

zum Normalbetrieb zurückgekehrt.<br />

Die unbefriedigende Situation im Seetransport<br />

wird seit Monaten durch eine Knappheit bei<br />

Containern und Schiffskapazitäten verschärft.<br />

Diese wird sich voraussichtlich noch bis ins<br />

2. Halbjahr <strong>2021</strong> fortsetzen. Das Resultat sind<br />

explodierende Containerraten. So waren die<br />

Preise für Containertransporte von Ostasien<br />

nach Europa bereits zum Jahreswechsel fast<br />

fünfmal so hoch wie im Vorjahr.<br />

URSULA SCHMELING<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Die Fahrpläne sind nicht nur durch verspätete<br />

Schiffe oder Einheiten, die um das Kap der<br />

Guten Hoffnung umgelenkt wurden, durcheinandergeraten.<br />

Bereits zuvor war die Pünktlichkeit<br />

in der Schifffahrt auf einem Tiefpunkt<br />

angelangt - mit verheerenden Folgen für die<br />

Liefer- und Distributionsketten international<br />

tätiger Firmen. Die geballten Schiffsanläufe<br />

nach der Haverie sorgen nun für Probleme in<br />

vielen Häfen und im Hafennachlauf.<br />

Blockierte Ladung<br />

Besonders heikel ist die Situation für die Eigner<br />

der Ladung auf der «Ever Given». Wegen der<br />

Auseinandersetzung um Schadenersatz liegt<br />

die «Ever Given» im Großen Bittersee zwischen<br />

dem nördlichen und südlichen Teil des Suezkanals<br />

an der Kette. Die Suez Kanalbehörde<br />

fordert wegen der tagelangen Blockade und<br />

dem Ausfall von Kanalgebühren in dieser Zeit<br />

sowie für die Extraaufwände zur Bergung des


Bewährungsprobe für Softwareanbieter<br />

Für Anbieter von Supply-Chain-Visibility-Lösungen<br />

wie der ClearMetal Inc.<br />

war die Suezkanalblockade eine grosse<br />

Bewährungsprobe. Binnen 24 Stunden<br />

nach der Havarie hatte ClearMetal für<br />

ihre Kunden alle Container und Schiffe<br />

im Umkreis von 200 Seemeilen identifiziert<br />

und diese Information sofort auf ihre<br />

CDX (Continuous Delivery Experience)<br />

Plattform online gestellt. Mit der Granularität,<br />

welche ClearMetal anbietet, war<br />

der Dienstleister in der Lage, nicht nur die<br />

Container zu identifizieren, sondern auch<br />

die entsprechenden Purchase oder Sales<br />

Orders, Artikel und Line Items, welche sich<br />

in den Containern der betroffenen Schiffe<br />

befinden. Diese Informationen wurden<br />

dann auf täglicher Basis, inklusive Berechnungen<br />

der Verspätungen, aktualisiert.<br />

So konnten ClearMetal-Kunden nicht nur<br />

ihre eigenen Teams à jour halten, sondern<br />

auch Kunden schnell und detailliert<br />

auf Lieferverzögerungen hinweisen.<br />

Schiffes (Bugsierschiffe, Bagger etc.) Schadenersatz<br />

in Höhe von einer Milliarde Dollar.<br />

Sie will die Weiterfahrt erst bei einer Einigung<br />

erlauben. Inzwischen hat die Reederei bzw.<br />

der japanische Eigner des Schiffes, Shoe Kisen,<br />

die «Havarie Grosse» (General Average) erklärt.<br />

Bei diesem Instrument des Seerechts<br />

werden die Kosten zur Rettung eines Schiffs<br />

auf alle Parteien umgelegt, die ein wirtschaftliches<br />

Interesse an ihm haben. Im Wesentlichen<br />

sind das die Eigentümer von Schiff und<br />

Ladung und ihre Versicherer. In der Praxis<br />

bedeutet das, dass Firmen, die Container an<br />

Bord der „Ever Given“ haben, ihre Waren erst<br />

erhalten, wenn sie einen Teil des Wertes als<br />

Sicherheit für eine mögliche Beteiligung am<br />

Gesamtschaden hinterlegt haben. Der Wert<br />

der Fracht wird auf rund 3,5 Milliarden Dollar<br />

geschätzt.<br />

Das letzte Mal, dass General Average (GA)<br />

deklariert wurde, war 2018 nach dem Brand<br />

an Bord der „Maersk Honam“. Nach der Erklärung<br />

von GA setzte der Justierer die Bergungssicherheit<br />

auf 42,5% des Frachtwerts<br />

und 11,5% als GA-Kaution fest. Dies bedeutete,<br />

dass ein Versender mit einer Fracht im<br />

Wert von 100.000 USD eine kombinierte Kaution<br />

von 54.000 USD zahlen musste, um seine<br />

Fracht freizubekommen.<br />

Für Spediteure bedeutet die GA der «Ever<br />

Given», dass sie sofort ihre Kunden informieren<br />

müssen, deren Ware auf das Schiff verladen<br />

wurde. Die Ladungseigner müssen<br />

dann eine GA-Garantie von ihren Versicherern<br />

anfordern oder eine Cash-Garantie<br />

beibringen. Bis jedoch die Höhe der<br />

Kaution feststeht, könnte es dauern. (US)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S38<br />

Als verlässlicher Versorger, das Gute<br />

bewahren, die Agilität erhöhen<br />

Als einer der weltweit führenden Logistiker hat DACHSER über Jahrzehnte hinweg<br />

erfolgreich bewiesen, dass ein Familienunternehmen mit klaren Prinzipien,<br />

engagierten Mitarbeitern und innovativem Denken viel bewegen kann.<br />

DACHSER steht heute für hoch moderne, effiziente und IT-getriebene Logistiklösungen.<br />

Sie basieren auf der engen Verzahnung des weltweiten Transport- und<br />

Warehouse-Netzwerkes, langfristigen Partnerschaften und der konsequenten<br />

digitalen Vernetzung weltweit. BEITRAG: REDAKTION<br />

auf dem Kurs zum weltweit integriertesten<br />

Logistikdienstleister weiterentwickeln und mit<br />

unseren Leistungen die Logistikbilanz unserer<br />

Kunden optimieren“, ergänzt Eling.<br />

Gut vernetzt in Österreich<br />

In Österreich ist DACHSER mit neun Standorten<br />

präsent. Rund 600 MitarbeiterInnen<br />

tragen dazu bei, Warenströme, Informationen<br />

und Verkehrsträger jederzeit zu einem<br />

homogenen miteinander zu vernetzen. Das<br />

DACHSER-Austria Geschäftsmodell umfasst<br />

Transportlogistik, Warehousing und kundenindividuelle<br />

Services innerhalb zweier Geschäftsfelder:<br />

BURKHARD-ELING<br />

CFO<br />

DACHSER<br />

DACHSER begreift sich als traditionsreiches<br />

Familienunternehmen, das<br />

sein Engagement und seine Innovationskraft<br />

aus dem vertrauensvollen<br />

und konstruktiven Miteinander seiner<br />

Mitarbeiter zieht. Zum 1. Jänner hat der Logistiker<br />

nun einen Generationenwechsel an der<br />

Unternehmensspitze vollzogen. Burkhard Eling<br />

folgt auf Bernhard Simon, der als Enkel des<br />

Firmengründers das Unternehmen seit 2005<br />

als CEO geführt hatte.<br />

„Wir werden das Gute bewahren, das Kunden,<br />

Servicepartner und Mitarbeiter an<br />

DACHSER schätzen. Gleichzeitig werden<br />

wir unsere Agilität erhöhen und die zentralen<br />

Herausforderungen aktiv angehen:<br />

Digitalisierung bei gleichzeitiger Kundennähe,<br />

Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel“, sagt<br />

Burkhard Eling. „Unser Kompass bleibt dabei<br />

die DACHSER Mission: Wir wollen DACHSER<br />

DACHSER European Logistics: Ob Distributionslogistik,<br />

Industrielogistik, Beschaffungslogistik<br />

oder individuelle Lösungen im Rahmen<br />

der Kontraktlogistik - Ein starkes, homogenes<br />

Netzwerk aus Dachser Niederlassungen, zahlreichen<br />

Tochterunternehmen und bewährten<br />

Partnern vor Ort sichert mit schnellen, flexiblen<br />

Verbindungen die flächendeckende Bedienung<br />

Europas, Nordafrikas und Teile des<br />

Nahen Ostens. Dabei kommen die Kunden<br />

aus verschiedenen Branchen in Industrie und<br />

Handel.<br />

Als Experte für weltweite Luft- und Seefrachtlogistik<br />

steht das Geschäftsfeld DACHSER Air<br />

& Sea Logistics für globale, integrierte und<br />

effiziente Supply Chain Lösungen weltweit.<br />

So ist DACHSER weltweit im Luft- und Seefrachtgeschäft<br />

mit knapp 200 Standorten -<br />

entweder mit eigenen Landesgesellschaften,<br />

Niederlassungen oder über Partner in allen<br />

großen Wirtschaftszentren der Welt - präsent.


Das Leistungsspektrum umfasst neben der<br />

reibungslos funktionierenden, integrierten<br />

und globalen Wertschöpfungskette auch<br />

vielfältige Dienstleistungen, die dem interkontinentalen<br />

Warenverkehr vor- und nachgelagert<br />

sind. Geschäftsfeldübergreifende<br />

Dienstleistungen wie DACHSER Contract Logistics<br />

und Beratung sowie branchenspezifische<br />

Lösungen für die chemische Industrie<br />

und die DIY-Branche ergänzen das Angebot.<br />

Mit DACHSER DIY-Logistics und DACHSER<br />

Chem-Logistics hat DACHSER zwei weitere<br />

Bereiche erfolgreich auf den internationalen<br />

Logistikmärkten etabliert.<br />

Kontraktlogistik - alles aus einer Hand<br />

Immer häufiger lassen Unternehmen nicht<br />

nur ihre Transporte, sondern sämtliche interne<br />

Logistikprozesse von einem externen<br />

Dienstleister abwickeln. Dachser analysiert<br />

die Anforderungen seiner Kunden genau<br />

und entwickelt daraus maßgeschneiderte,<br />

logistische Lösungen über die gesamte<br />

Supply Chain hinweg. Nach Bedarf können<br />

Kunden flexibel entscheiden, welche Prozesse<br />

sie outsourcen möchten: Aus den Bausteinen<br />

Transport, Warehousing und Value Added<br />

Services schnürt der Logistikdienstleister individuelle<br />

Logistikpakete.<br />

DACHSER DNA – mit Werten verbinden<br />

Logistik ist ein „people business“ – die Leistung<br />

von Logistik basiert immer auf der<br />

Leistung der Menschen, die sie erbringen.<br />

Das Familienunternehmen Dachser legt traditionell<br />

viel Wert auf eine qualitativ hochwertige<br />

Ausbildung mit entsprechender Wissensvermittlung.<br />

Aktuell erlernen in Österreich<br />

70 junge Menschen einen Beruf und trotz<br />

der Corona-Krise stellt das Unternehmen an<br />

seinen Standorten weiter Auszubildende<br />

ein, denn eine gute Mannschaft aus motivierten<br />

und gut ausgebildeten Mitarbeitern<br />

ist das A und O. Neben der Ausbildung legt<br />

Dachser ebenso großen Wert auf die Weiterbildung<br />

seiner Belegschaft. Das umfangreiche<br />

Trainingsprogramm der eigenen DACHSER<br />

Academy unterstützt dabei die individuelle<br />

Weiterbildung jedes einzelnen, egal ob für<br />

aktuelle Aufgaben oder für zukünftige Anforderungen.<br />

Über alle Grenzen hinweg hat das<br />

Familienunternehmen ein gemeinsames Verständnis<br />

– die DACHSER Philosophie. Kurz; die<br />

DACHSER DNA. Diese Philosophie ist in Form<br />

eines Leitbildes transparent und gibt Orientierung<br />

für alle MitarbeiterInnen. Gerade in<br />

einer Krisensituation rücken Menschen enger<br />

zusammen und bringen das einander Verbindende<br />

noch stärker ins Bewusstsein.<br />

GÜNTER HIRSCHBECK<br />

MANAGING DIRECTOR<br />

EUROPEAN LOGISTICS<br />

DACHSER<br />

Zukunfts-Haus Dachser – Krisenfest aufgestellt<br />

Durch sein starkes und leistungsfähiges Europanetzwerk<br />

sowie seiner Flexibilität konnte<br />

Dachser optimal auf die Corona bedingten<br />

Herausforderungen reagieren und die Lieferketten<br />

seiner Kunden aufrecht erhalten.<br />

Aufgrund dessen ist es Dachser in Österreich,<br />

mit seinen neun Standorten und rund 600 Beschäftigten,<br />

gelungen, seine Stärke als stabiler<br />

Partner und verlässlicher Versorger zu festigen<br />

und gleichzeitig der Belegschaft Sicherheit zu<br />

geben. (RED)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S40<br />

Zukunft Logistik. Logistiktrends 2030<br />

In den nächsten zehn Jahren werden selbstfahrende Fahrzeuge, Next Generation<br />

Security, Supergrid Logistics, Quantencomputer, 3 D-Druck und Digitale<br />

Zwillinge die Logistikbranche gewaltig verändern. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

DIRK RUPPIK<br />

JOURNALIST<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Die globale Logistik durchläuft gewaltige<br />

Transformationen. Die<br />

rasanten technologischen Entwicklungen<br />

im Bereich Algorithmen,<br />

Big Data Analysis, Künstliche Intelligenz,<br />

etc. führen zu vielen neuen Anwendungen<br />

und Trends. Laut dem 5. Logistics Trend Radar<br />

von DHL gehören zu den Megatrends in<br />

den nächsten fünf Jahren mit großen Auswirkungen<br />

auf die Logistikbranche u. a. die<br />

Nachhaltige Logistik, die Omnichannel Logistik,<br />

Künstliche Intelligenz, Blockchain, das<br />

Internet der Dinge und Big-Data Analysis. In<br />

den nächsten zehn Jahren werden selbstfahrende<br />

Fahrzeuge, Next Generation Security,<br />

Supergrid Logistics, Quantencomputer, 3D-<br />

Druck und Digitale Zwillinge einen großen<br />

Einfluss auf die Logistikbranche haben.<br />

Supergrid Logistics führt zu modularen<br />

Diensten und größerer Effizienz<br />

Das logistische Supergrid basiert auf einer<br />

globalen Instanz oder (cloudbasierten) Plattform,<br />

die reibungslos und flexibel alle Parteien<br />

entlang von Versorgungsketten integrieren<br />

kann. Dadurch entsteht ein Angebot von modularen<br />

Diensten für alle Kundengruppen mit<br />

dem Ziel die Kosten und die Transitzeiten zu<br />

reduzieren sowie die Effizienz zu maximieren.<br />

Durch das Supergrid wird eine neue Generation<br />

an Logistikern entstehen, die sich hauptsächlich<br />

auf die Verküpfung von globalen<br />

Supply Chain-Netzwerken fokussieren, die viele<br />

Hersteller und Logistikanbieter integrieren.<br />

Dadurch werden neue Geschäftsmöglichkeiten<br />

beispielsweise für 4PL-Logistiker, spezialisierte<br />

Logistikanbieter, kleine Expressdienstleister<br />

und Startups entstehen und der<br />

Kunde kann von einer Vielzahl von Services<br />

den besten auswählen. Durch diese Plattformen<br />

wird eine neue Transparenz im Markt<br />

entstehen und speziell kleinen Unternehmen<br />

Zugang zum globalen Markt verschaffen.<br />

Die Tatsache, dass Kunden weltweit Waren


über das Internet direkt beim Hersteller unter<br />

Auslassung des Einzel- und Großhandels<br />

bestellen können, ist ein weiteres Argument<br />

für das Entstehen eines logistischen Supergrids<br />

durch das die Kunden die besten und<br />

passensten Dienste auswählen können.<br />

Globale Marktteilnehmer werden überwiegend<br />

auf die grenzüberschreitende Integration<br />

von Diensten, Premium-Marktsegmente<br />

sowie die Zusammenstellung von regionalen<br />

Diensten und Logistikdienstleistern die normalerweise<br />

Wettbewerber sind, fokussieren.<br />

Alibaba‘s Smart Logistics Network (Cainiao<br />

Network, gegründet 2013) mit Sitz in Hangzhou<br />

arbeitet taktisch bereits auf ein Supergrid<br />

Logistics-Netzwerk hin.<br />

Quantencomputer optimieren Supply Chain<br />

Quantencomputer besitzen eine millionenfach<br />

höhere Rechenleistung als selbst Supercomputer.<br />

Es ist zu erwarten, dass sie die logistische<br />

Welt extrem verändern werden – und<br />

das nicht nur im Bereich der Algorithmen, sondern<br />

auch in der Verschlüsselungstechnik. Der<br />

erste kommerzielle Quantencomputer – der<br />

IBM Q System One – ist bereits 2019 auf den<br />

Markt gekommen. Der chinesische Quantencomputer<br />

Jiuzhang soll sogar zehn Milliarden<br />

Mal so schnell sein wie Googles 2019 vorgestellter<br />

Quantencomputer Sycamore. Trotz<br />

allem befinden sich die Quantencomputer<br />

noch in einem Anfangsstadium.<br />

Die Optimierung von Lieferketten bzw. Prozessen<br />

entlang der Lieferkette in Echtzeit ist eines<br />

der Haupteinsatzgebiete der neuen Technologie.<br />

Dazu gehört z. B. die Berechnung von<br />

optimalen Lieferrouten in Echtzeit. VW nutzt<br />

Quantencomputer bereits, um intelligente<br />

Verkehrsnetzsysteme zu entwickeln. Weiterhin<br />

können sie genutzt werden, um kombinatorische<br />

Optimierungsprobleme (Behälterproblem)<br />

z. B. beim Verladen von Millionen<br />

von Paketen in Lkw und Flugzeuge zu lösen.<br />

Zudem sollen bessere Produkte durch Rapid<br />

Modeling and Testing entwickelt werden.<br />

Quantencomputer stellen allerdings ein (erwartetes)<br />

großes Problem ab 2022 für die klassische<br />

Datenverschlüsselung dar. Durch ihre<br />

extreme Rechenleistung sind diese Verschlüsselungsmethoden<br />

leicht zu knacken. Neue<br />

Verschlüsselungsmethoden wie gitterbasierte<br />

Kryptographie müssen also her. Auch in der<br />

Welt der blockchainbasierten Kryptowährungen<br />

stellt die Quantentechnologie ein großes<br />

Problem für Private Keys dar, die damit leicht<br />

zu knacken sind. Toshiba hat darauf bereits<br />

reagiert und will ab 2025 kryptographische<br />

Quantencomputerdienste anbieten.<br />

Next Generation Security schützt Produkte<br />

und Daten<br />

Gerade Endgeräte wie Tablets, Smartphones<br />

und PC stellen ein hohes Sicherheitsrisiko für<br />

IT-Netzwerke und die Supply Chain dar. Hier<br />

existiert eine bunte Spielwiese für Cyberkriminelle,<br />

die Unternehmen schaden wollen.<br />

Bei der sog. Next-generation endpoint protection<br />

wird Künstliche Intelligenz, Maschine<br />

Lernen und die Analyse des Nutzerverhaltens<br />

zur Erkennung von immer ausgefeilteren Bedrohungen<br />

genutzt. Prävention ist die erste<br />

Verteidigungslinie, um Cyberattacken zu<br />

vereiteln. Dabei müssen nicht nur alle Endgeräte<br />

geschützt werden, sondern die Lösung<br />

muss auch flexibel und skalierbar in der<br />

Cloud (oder auf Wunsch auch im eigenen<br />

Rechenzentrum) sein. Das IT-System muss mit<br />

modernsten Gefährdungsindizien und Verhaltensindikatoren<br />

Daten, Dateien und die<br />

Kommunikation permanent überwachen.<br />

Die klassische Prävention muss mit analytischen<br />

Überwachungs- und Erkennungs-Tools<br />

kombiniert werden. Der Schutz besonders der<br />

Kunden- und Mitarbeiterdaten hat oberste<br />

Priorität<br />

Auf der physischen Ebene werden z. B. für die<br />

Überwachung von Containern intelligente<br />

Schlösser (Smart Locks) und Siegel eingesetzt.<br />

Dabei können Daten mit RFID-Transpondern<br />

gesendet werden und mittels Blockchain verschlüsselt<br />

und via Smart Contracts verifiziert<br />

werden. Für die Bekämpfung der Fälschung<br />

von Produkten wird ebenfalls die Blockchain-Technologie<br />

eingesetzt. Dazu werden<br />

Daten des Produkt-Lebenszyklus auf der fälschungssicheren<br />

Blockchain gespeichert, die<br />

von Seiten der Kunden beispielsweise durch<br />

Scannen eines 3D-Barcodes ausgelesen werden<br />

können.


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S42<br />

Optimierung von Produkten durch 3D-Printing<br />

und Rapid Prototyping<br />

Der 3D-Druck (Additive Fertigung) kann für die<br />

schnelle Herstellung von Prototypen genutzt<br />

werden. Material wird Schicht für Schicht aufgetragen<br />

und so ein dreidimensionaler Gegenstand<br />

(Werkstück) erzeugt. Dabei erfolgt<br />

der schichtweise Aufbau computergesteuert<br />

aus einem oder mehreren flüssigen oder<br />

festen Werkstoffen nach vorgegebenen Maßen<br />

und Formen. Beim Aufbau finden physikalische<br />

oder chemische Härtungs- oder<br />

Schmelzprozesse statt. Typische Werkstoffe für<br />

das 3D-Drucken sind Kunststoffe, Kunstharze,<br />

Keramiken und Metalle. Die eigentlichen<br />

Daten für das 3D-Modell stammen aus einem<br />

Computer Aided Design (CAD)-System.<br />

Durch Rapid Prototyping kann ein Unternehmen<br />

schon in der Planungsphase relativ einfach<br />

ein Probe-Modell bauen. Somit werden<br />

bereits frühzeitig Fehler oder Schwächen<br />

erkannt und behoben, bevor innerhalb des<br />

eigentlichen Produktionsprozesses durch<br />

nicht entdeckte Fehler hohe Kosten anfallen<br />

würden. Die 3D-Druck-Technologie wird sich<br />

nicht nur sehr wahrscheinlich zur Standardtechnologie<br />

für die Serienproduktion entwickeln,<br />

sondern auch das Ausdrucken von<br />

einzelnen Bauteilen bzw. Artikeln vor Ort in einem<br />

Geschäft, Lieferwagen oder sogar beim<br />

Kunden zuhause ermöglichen. Artikel und<br />

Teile müssten so nicht mehr geliefert werden,<br />

sondern ein digitaler CAD-Bauplan und ein<br />

3D-Drucker würden zur Herstellung genügen.<br />

Der neue Technologie-Trend wird Transport-Wege<br />

verkürzen, die Geschwindigkeit<br />

der Supply Chain erhöhen und auch die Lagerhaltungskosten<br />

in Zukunft enorm senken.<br />

Kunden könnten natürlich auch ihre eigenen<br />

CAD-Entwürfe auf eine Internet-Plattform<br />

beim Fertigungs-Unternehmen hochladen,<br />

Materialien und Farben auswählen, Preise<br />

aufrufen, den Druck bestellen und ausliefern<br />

lassen.<br />

Selbstfahrende Fahrzeuge erhöhen Efizienz<br />

und vermeiden Fehler<br />

Fahrerlose Transportsysteme (FTS) revolutionieren<br />

die Intralogistik und gelten als guter<br />

Einstieg in Industrie 4.0. Mittels FTS lässt sich<br />

die Zahl von Leer- und Falschfahrten massiv<br />

reduzieren, weil die Fahrzeuge automatisch<br />

zum richtigen Lagerregal fahren. Dabei orientieren<br />

sie sich an verschiedenen Technologien,<br />

wie beispielsweise Indikationsstreifen,<br />

Präzisionslasern, Reflektoren oder einfachen<br />

Klebebandspuren. Während die meisten intralogistischen<br />

Lager heute noch auf Flurförderfahrzeuge<br />

wie Stapler setzen, deren<br />

Fahrer auf Sicht und Zuruf fahren, folgen FTS<br />

einem automatisch programmierten Weg.<br />

Dazu lässt sich beispielsweise eine Sichtspur<br />

nutzen, der ein FTS auf seinem Weg folgen<br />

kann. Engpässe, Zusammenstöße oder sonstige<br />

Behinderung im Arbeitsablauf lassen sich<br />

damit fast gänzlich eliminieren.<br />

Das macht die Intralogistik eines Unternehmens<br />

schneller und effizienter. Die Herausforderung<br />

liegt dabei allein in der Schaffung<br />

einer offenen Infrastruktur. In der Transportlogistik<br />

können u. a. autonome Fahrzeuge und<br />

Drohnen bei der Paketzustellung eingesetzt<br />

werden.<br />

Digitaler Zwilling für die Simulation<br />

Beispielsweise kann eine gesamte Fabrik mit<br />

ihren Maschinen, Komponenten, Gebäuden,<br />

Robotern, Fahrerlosen Transportsystemen,<br />

Prozessen und den zu erzeugenden Produkten<br />

parallel zur physischen Ausprägung auch<br />

digital erstellt werden. Dabei kann der digitale<br />

Zwilling auch schon vor dem realen Zwilling<br />

existieren, z. B. als Designmodell künftiger<br />

Produkte. Natürlich können auch logistische<br />

Objekte und Prozesse abgebildet werden. Ein<br />

digitaler Zwilling bietet viele Vorteile. Es lassen<br />

sich pysikalische Prototypen einsparen und<br />

das Verhalten, die Funktionalität und Qualität<br />

von einzelnen realen Komponenten als auch<br />

von ganzen Lieferketten kann simuliert werden.<br />

Zudem können sie dazu dienen, Daten<br />

aus dem Einsatz der realen Zwillinge zu analysieren<br />

und auszuwerten. Die digitalen Modelle<br />

führen zu neuen servicebasierten Geschäftsmodellen:<br />

Fernwartung, Fernmanagement<br />

und -überwachung von logistischen Einrichtungen,<br />

voraussagendes Modellieren und Simulation<br />

sowie logistische Servicemodelle für<br />

den Aftermarket. (DR)


6. eCommerce<br />

Logistik- Day<br />

09. September <strong>2021</strong>, Wien<br />

Hybrid Event<br />

Österreichischer Handelsverband<br />

Bleiben Sie gut informiert. Sichern Sie<br />

sich Ihren Informationsvorsprung.<br />

Mehr auf www.logistik-express.com/<br />

ecommerce-logistik-day/<br />

Medienpartner:


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S44<br />

Würth Österreich beliefert seit 20 Jahren vom<br />

Standort Böheimkirchen aus Kunden mit<br />

Montage- und Befestigungsmaterial.<br />

Wachstum von Würth mit innovativer<br />

Automatisierungslösung<br />

Durch das beständige Wachstum stand Würth Österreich in den letzten Jahren<br />

vor der Herausforderung, dass das Anlagenkonzept nicht mehr effizient genug<br />

war. Um den logistischen Anforderungen hinsichtlich Produktivität und Serviceleistung<br />

gerecht zu werden, entschied sich Würth für die Investition in die Erweiterung<br />

des Logistikzentrums am Standort in Böheimkirchen. BEITRAG: REDAKTION<br />

Stefan Gugerell<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

und<br />

Prokurist, Logistik<br />

und Innendienst bei<br />

der Würth Handels-<br />

Zur Optimierung der intralogistischen<br />

Prozesse war KNAPP der erste Ansprechpartner<br />

für Würth: Gemeinsam<br />

entstand so eine innovative sowie moderne<br />

Lösung, welche die Abläufe optimiert<br />

und den Kunden die höchste Qualität sowie<br />

den besten Service bietet. Zudem unterstützt<br />

intelligente Automatisierung die Mitarbeiter<br />

in ihrer täglichen Arbeit und schafft durch<br />

körperliche Entlastung ein angenehmes<br />

Arbeitsumfeld.<br />

„Seit vielen Jahren ist<br />

KNAPP für uns der erste<br />

Ansprechpartner,<br />

wenn es um neue<br />

Logistiklösungen<br />

geht. Der Zubau<br />

war notwendig, da<br />

wir nach 20 Jahren<br />

hier am Standort einen<br />

neuen Schritt gehen<br />

mussten. Die Kapazitäten<br />

reichten nicht mehr aus und die Ressourcen<br />

waren zu Ende. Gemeinsam mit KNAPP konnten<br />

wir eine zukunftsorientierte Lösung entwickeln.<br />

Mit dieser können wir unsere Aufträge<br />

effizienter und produktiver gestalten und<br />

sind für zukünftige Anforderungen bestens<br />

gerüstet.“<br />

Nachhaltige Erweiterung für<br />

besten Kundenservice<br />

Das Wachstum in den letzten Jahren führte<br />

am Standort Böheimkirchen zur vollständigen<br />

Auslastung der Lagerressourcen. Um<br />

auch zukünftig den Kunden den optimalen<br />

Service zu bieten, mussten die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />

Die Belieferung der in ganz Österreich verteilten<br />

Würth-Shops erfolgt nun in kürzester Zeit<br />

aus dem modernisierten Logistikzentrum in<br />

Böheimkirchen. Bestellungen werden dank<br />

der innovativen Lösung effizienter und produktiver<br />

bearbeitet und innerhalb eines Tages<br />

direkt zum Kunden geliefert. Jährlich verlassen<br />

rund 600.000 Sendungen das Logistikzentrum.<br />

Foto: Würth / Stefan Gugerell


Bei der Modernisierung der Logistik war vor<br />

allem die Reduzierung der Umweltbelastung<br />

ein wesentlicher Aspekt.<br />

Die Energiegewinnung am Standort erfolgt<br />

zukünftig mithilfe der derzeit größten Eigenverbrauchs-Photovoltaikanlage<br />

Niederösterreichs.<br />

Auch im Bereich der intralogistischen<br />

Prozesse setzt Würth gemeinsam mit KNAPP<br />

auf Technologien und Prozesse, welche eine<br />

umweltfreundlichere und qualitätsoptimierte<br />

Abwicklung der Aufträge ermöglichen:<br />

• Zwei vollautomatische Versandroboter<br />

übernehmen die Palettierung der Kartons<br />

und Mehrwegbhälter für den Versand.<br />

Die Kartons werden dabei möglichst<br />

platzsparend auf die Palette geschlichtet,<br />

damit die Anzahl der Versandpaletten<br />

so gering wie möglich gehalten wird.<br />

• An vollautomatischen Falt- und Deckelungsmaschinen<br />

für Kartons werden die<br />

Versandkartons mittels individueller Faltung<br />

soweit wie möglich in ihrer Höhe reduziert.<br />

Dadurch kann das Transportvolumen<br />

um rund 20 Prozent reduziert werden,<br />

was dazu führt, dass bis zu 4 LKWs pro Tag<br />

weniger auf den Straßen unterwegs sind.<br />

• Mittels innovativer Bilderkennungstechnologie<br />

der ivii gmbh – dem Spezialisten für Bildverarbeitung<br />

innerhalb der KNAPP-Gruppe<br />

– wird das Schlichtmuster im Versandkarton<br />

kontrolliert, um Freiräume im Karton zu erkennen.<br />

Diese werden gegebenenfalls mit einer<br />

100% biologisch abbaubaren Folie aus Maisund<br />

Kartoffelstärke befüllt. Das reduziert Beschädigung<br />

und Bruch von Artikeln, wodurch<br />

die Umweltbelastung durch Rücksendungen<br />

und Doppellieferungen vermieden wird.<br />

• Die Lieferung der Artikel an Würth-interne<br />

Kunden erfolgt in Mehrwegbehältern. Die Lösung<br />

ist so konzipiert, dass sowohl Kartons als<br />

auch Mehrwegbehälter mit den eingesetzten<br />

Technologien bearbeitet werden können.<br />

Das OSR Shuttle Evo<br />

bietet mit 57.000 Stellplätzen<br />

höchste Lagerkapazität<br />

und Flexibilität.<br />

Bei der Kommissionierung vereinen die neueste<br />

Shuttle-Generation OSR Shuttle Evo<br />

und der innovative Pick-it-Easy Evo-Arbeitsplatz<br />

maximale Effizienz und Produktivität mit<br />

Ergonomie.<br />

OSR Shuttle Evo: Effiziente Prozesse durch dynamische<br />

Lagerung<br />

Das OSR Shuttle Evo versorgt die angeschlossenen<br />

Pick-it-Easy-Arbeitsplätze just-in-time<br />

mit Waren. Jeder Arbeitsplatz hat dabei Zugriff<br />

auf jeden Artikel im System. Das flexible<br />

Regalsystem und das schlanke Design ermöglichen<br />

eine optimale Platzausnutzung.<br />

Das OSR Shuttle Evo ist auf zukünftige Erweiterung<br />

ausgerichtet: Die Anzahl der Shuttles<br />

und der Lifte ist skalierbar, wodurch die Leistung<br />

an die jeweiligen Anforderungen angepasst<br />

werden kann. Das Shuttle-System<br />

bietet mit 3 Gassen und 41 Ebenen Stellplätze<br />

für rund 57.000 Kartons und Behälter. Neben<br />

den Lagerbehältern für die Kommissionierung<br />

werden auch fertiggestellte Versandkartons<br />

bis zum Versand in den Regalen zwischengelagert.<br />

Über 100 Shuttles bringen die Behälter<br />

und Kartons immer dorthin, wo sie gerade<br />

benötigt werden – das OSR Shuttle Evo versorgt<br />

dabei die angeschlossenen Pick-it-Easy<br />

Evo-Arbeitsplätze als auch die Versandroboter<br />

flexibel und in der richtigen Reihenfolge.<br />

Für die Kommissionierung und den Versand<br />

ist die richtige Sequenz bei der Auslagerung<br />

entscheidend: Anhand der Auftragsdaten<br />

schickt die KNAPP-Software KiSoft die Behälter<br />

und Kartons in der richtigen Reihenfolge<br />

Richtung Kommissionierung oder Versand.<br />

Der Versand durch die unterschiedlichen Lagerbereiche<br />

erfolgt dabei über die leistungsstarke<br />

KNAPP-Fördertechnik Streamline.


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S46<br />

Die Mitarbeiter stellen<br />

an 6 ergonomischen<br />

Pick-it-Easy-Arbeitsplätzen<br />

die Kundenaufträge<br />

im Ware-zur-Person-Prinzip<br />

zusammen und profitieren<br />

von einem angenehmen<br />

Arbeitsumfeld.<br />

Pick-it-Easy Evo: Angenehme Arbeitsbedingungen<br />

durch ergonomisches Design<br />

Die Zusammenstellung der Kundenaufträge<br />

erfolgt an 6 Pick-it-Easy Evo-Arbeitsplätzen.<br />

Die all-in-one-Arbeitsstation Pick-it-Easy Evo<br />

zeichnet sich durch platzsparendes Design,<br />

optimale Qualitätssicherung, effiziente Auftragsbearbeitung<br />

sowie ideale Ergonomie<br />

und Usability aus. Der Arbeitsplatz unterstützt<br />

und motiviert Mitarbeiter in ihrer<br />

täglichen Arbeit und schafft so ein ganz<br />

neues Arbeitserlebnis. <strong>LE</strong>D-Anzeigen und<br />

Touchscreens mit intuitiven easyUse-Benutzeroberflächen<br />

und Add-ons zur Qualitätssicherung<br />

schaffen eine einzigartige User<br />

Experience. Auch individuelle Anpassungen<br />

an die Kundenprozesse sind in die Konzeption<br />

der Arbeitsplätze miteingeflossen.<br />

Lückenlose Dokumentation mit<br />

ivii.photostation<br />

Jeder fertiggestellte Karton durchläuft auf<br />

dem Weg Richtung automatische Deckelung<br />

die ivii.photostation. Diese erstellt mithilfe<br />

von modernster Bilderkennungstechnologie<br />

ein Bild des Kartoninhalts und sieht auf einen<br />

Blick, ob die Artikel im Karton sicher verstaut<br />

sind. Falls dies nicht der Fall ist, schleust das<br />

System die Kundenaufträge automatisch aus<br />

und bringt diese zu einer Kontrollstation. Dort<br />

gibt ein Mitarbeiter zur Sicherung des Inhalts<br />

Füllmaterial aus 100 Prozent biologisch abbaubarem<br />

Material bei, wodurch die Artikel<br />

sicher und unversehrt beim Kunden ankommen.<br />

Das erstellte Bild ermöglicht auch eine<br />

einfache Rückverfolgung.<br />

Die Versorgung der Arbeitsplätze erfolgt über<br />

das OSR Shuttle Evo im Ware-zur-Person Prinzip<br />

– die Mitarbeiter bekommen automatisch<br />

zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge<br />

die Waren an den Arbeitsplatz zur<br />

Verfügung gestellt. Das verringert Wegzeiten<br />

und führt zu einer deutlichen Steigerung<br />

der Produktivität und Kommissionierqualität.<br />

Die Mitarbeiter arbeiten an den Pick-it-Easy<br />

Evo-Arbeitsplätzen intuitiv und fehlerfrei. Das<br />

ermöglicht größtmögliche Leistung bei geringem<br />

Kraftaufwand. Die Vorteile durch den<br />

Einsatz der neuen Pick-it-Easy Evo-Arbeitsplätze<br />

erklärt Stefan Gugerell: „Durch das neue<br />

Ware-zur-Person-System können wir sehr hohe<br />

Wegzeiten verringern. Diese Reduktion führt<br />

zu einer deutlichen Verbesserung der Produktivität<br />

bei gleichzeitiger Minimierung der Belastung<br />

für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Die ergonomischen Lösungen, welche<br />

KNAPP anbietet und einsetzt, sind für uns ein<br />

zentraler Meilenstein in der Entwicklung für<br />

unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“<br />

Die ivii.photostation ermöglicht eine lückenlose<br />

Dokumentation und effiziente Qualitätskontrolle.


Freifahrende Roboter Open Shuttle<br />

Auf dem Weg zur fehlerfreien Lieferung spielt<br />

auch ein Open Shuttle eine zentrale Rolle.<br />

Kartons, welche bei der Wiegekontrolle Abweichungen<br />

zeigen, werden für eine weitere<br />

Überprüfung an einen Kontrollarbeitsplatz<br />

gebracht. Damit die Mitarbeiter körperlich<br />

entlastet und Wegzeiten reduziert werden,<br />

übernimmt ein Open Shuttle den Transport<br />

der zu kontrollierenden Kartons von<br />

der Versandlinie zum Kontrollarbeitsplatz.<br />

Der freifahrende Roboter erledigt seine Arbeit<br />

dabei völlig autonom und ohne optische<br />

oder physische Hilfsmittel. Aufgrund der Navigationstechnik,<br />

welche auf natürlicher Konturenerkennung<br />

basiert, planen sie selbstständig<br />

ihren Weg und weichen Hindernissen aus.<br />

Das Open Shuttle legt den Weg zur Kontrollstation<br />

völlig autonom zurück und erspart<br />

den Mitarbeitern dabei Wegzeiten und<br />

schwere Hebearbeiten.<br />

„Unser klares Ziel ist es, mit unseren Lösungen<br />

die aktuelle Marktposition von Würth zu<br />

stärken und die Logistikprozesse effizienter zu<br />

gestalten. Gemeinsam mit Würth erarbeiten<br />

wir innovative strategische Konzepte und setzen<br />

diese konsequent um. Dadurch können<br />

wir gemeinsam erfolgreich<br />

wachsen.<br />

Die Beziehung zwischen<br />

Würth und<br />

KNAPP zeichnet sich<br />

durch eine konstruktive,<br />

zielgerichtete sowie<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

aus und ist<br />

von gegenseitigem Vertrauen<br />

und Verständnis geprägt. Gemeinsam arbeiten<br />

wir an der Optimierung und Anpassung<br />

der logistischen Konzepte, um auch zukünftig<br />

die Marktanforderungen bestmöglich bedienen<br />

zu können.“ (RED)<br />

Wolfrum Hofbauer<br />

Head of Key Account<br />

Management<br />

Würth bei KNAPP<br />

Systemintegration<br />

GmbH<br />

Foto Wolfrum Hofbauer


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S48<br />

E-Commerce: Blitzschnelle Logistik<br />

für Baustellen<br />

Bis zum Abend online bestellt, rechtzeitig zu Arbeitsbeginn auf die Baustelle<br />

geliefert – und das in weiten Teilen Österreichs: Das macht das komfortable Logistikkonzept<br />

der H. Gautzsch Großhandel Österreich GmbH aus. Zentrales Element<br />

darin ist ein AutoStore-Kleinteilelager. BEITRAG: REDAKTION<br />

Nun startet es sein Angebot auch in Österreich.<br />

Um einen flexiblen Service anbieten zu<br />

können, setzt der Online-Händler mit einem<br />

Sortiment von über 25.000 Artikeln in Himberg<br />

bei Wien auf ein automatisches Lager<br />

mit zweistufiger Kommissionierung. Im Zentrum<br />

der Logistikanlage steht AutoStore, ein<br />

ultrakompaktes Kleinteilelager, das nur rund<br />

ein Drittel der Fläche vergleichbarer Anlagen<br />

beansprucht. Realisiert wurde es von<br />

Markus Grabner, Senior Sales Manager bei<br />

Reesink Logistic Solutions, und seinem Team.<br />

Innerhalb eines Aluminiumgerüsts, des sogenannten<br />

Grids, sind in der Anlage rund<br />

18.000 Behälter der Größe 603x403x310<br />

Millimeter in 16 Ebenen gestapelt. Bewegt<br />

werden sie von acht akkubetriebenen Robotern,<br />

die elektronisch gesteuert unabhängig<br />

voneinander agieren. Für Wareneingang<br />

und Kommissionierung ist die Anlage<br />

mit vier sogenannten Ports ausgestattet,<br />

von denen jeder flexibel für die benötigte<br />

Aufgabe eingesetzt werden kann. Sie sind<br />

in zwei unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen<br />

ausgelegt.<br />

MARKUS GRABNER UND HELMUT LINDINGER<br />

Der Elektrogroßhändler bietet<br />

seinen Kunden neben einem<br />

umfassenden Warensortiment<br />

auch die Anlieferung sämtlicher<br />

Produkte bis zur Baustelle. Somit<br />

sparen sich die Handwerksbetriebe den<br />

morgendlichen Einkauf vor Baubeginn<br />

und können direkt mit der Elektroinstallation<br />

beginnen. Mit der Kombination aus<br />

Online-Vertrieb und Direktbelieferung ist<br />

das Unternehmen im benachbarten Bayern<br />

seit mehr als zehn Jahren erfolgreich.<br />

In dieser Konfiguration schafft die Anlage<br />

bei der Kommissionierung 250 Behälterandienungen<br />

pro Stunde, die H. Gautzsch<br />

im Zweischichtbetrieb nutzt. Da AutoStore<br />

eine sehr schnelle Auftragsbearbeitung erlaubt,<br />

können Elektroinstallateure fehlendes<br />

Material für den Folgetag auch nach<br />

Tagesabschluss auf der Baustelle noch ordern.<br />

Letzte Aufträge können noch bis 30<br />

Minuten vor Schichtende bearbeitet werden.<br />

„Die Anlage bietet uns größtmögliche<br />

Ausfallsicherheit und extrem flexible Erweiterungsoptionen“,<br />

freut sich Helmut Lindinger,<br />

Geschäftsführer der H. Gautzsch Großhandel<br />

Österreich GmbH.


Tipps für die Anlagenplanung -<br />

4 Fragen an Automatisierungsexperten<br />

Markus Grabner -<br />

Reesink Logistic Solutions Austria<br />

Was sind die wichtigsten Eckpunkte bei der<br />

Konzeption eines automatischen Kleinteilelagers?<br />

Größe, Volumina und Gewichte der Artikel<br />

müssen zu den Maßen der Behälter passen<br />

– das ist der wichtigste Punkt.<br />

Welcher andere Faktor ist bei der Planung<br />

außerdem entscheidend?<br />

Die Wahl der Lagertechnik hängt maßgeblich<br />

vom Platz ab, der zur Verfügung steht.<br />

Kompakte Anlagen wie ein AutoStore bringen<br />

deutlich mehr Artikel auf derselben<br />

Fläche unter.<br />

Worin unterscheiden sich verschiedene<br />

Anlagentechnologien noch?<br />

Besonders groß sind die Unterschiede im<br />

Bereich der Ausfallsicherheit. Manche Anlagen<br />

kommen durch beschädigte Bauteile<br />

ganz oder teilweise zum Stillstand.<br />

Dezentral betriebene Lager wie ein Auto-<br />

Store mit seinen autonomen Robotern verlieren<br />

dagegen schlimmstenfalls an Geschwindigkeit.<br />

Sie können im laufenden<br />

Betrieb gewartet oder erweitert werden.<br />

Andere Analgentypen müssen dagegen<br />

bis zum Abschluss der Arbeiten mitunter wochenlang<br />

stillstehen.<br />

Die Welt der<br />

nachhaltigen<br />

Logistik<br />

• logistik-express.com<br />

• binnenschiff-journal.at<br />

• umwelt-journal.at<br />

• transportlogistik.business<br />

• ecommerce-logistik.business<br />

• mobilitaet.business<br />

• mylogistics.business<br />

Wie sieht es mit dem Energiebedarf der<br />

Anlagen aus?<br />

Nur wenige automatische Lager sind ressourcenschonend.<br />

Die Stromverbräuche<br />

differieren erheblich. Ein AutoStore ist dagegen<br />

extrem energiesparend und bietet<br />

damit eine umweltfreundliche und wirtschaftliche<br />

Lösung: Zehn Transportroboter<br />

haben in etwa nur den Stromverbrauch<br />

eines einzigen Staubsaugers.<br />

(RED)<br />

m.jaklitsch@logistik-express.at


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S50<br />

Neues FTS als Plug-and-Play Lösung<br />

Mit dem neuen WEASEL® Lite bringt SSI Schäfer ein FTS auf den Markt, welches<br />

Unternehmen eigenständig und ohne aufwendige Installation in Betrieb nehmen<br />

können. BEITRAG: REDAKTION<br />

Größe. Es wird zunehmend schwieriger,<br />

verlässlich und konstant Lagerpersonal für<br />

die einfachen logistischen Aufgaben zu<br />

rekrutieren. Mit modernen teil- bis vollautomatisierten<br />

Lösungen, wie z.B. Fahrerlosen<br />

Transportsystemen, kann der Materialfluss<br />

mit dem vorhandenen Lagerpersonal effizient<br />

strukturiert werden, ohne große initiale<br />

Investmentsummen in die Hand nehmen zu<br />

müssen.<br />

Das neue WEASEL Lite<br />

lässt sich einfach in die<br />

bestehenden Räumlichkeiten<br />

und Prozesse integrieren.<br />

Dank der dezentralen<br />

Steuerung via Tablet ist<br />

kein bestimmtes IT-Wissen<br />

oder spezifisches<br />

technisches Know-how<br />

erforderlich.<br />

Interne Produktions- und Logistikbereiche<br />

einfach vernetzen und Bedarfsstellen<br />

effizient mit Nachschub von Kleinladungsträgern<br />

versorgen. Mit dem<br />

neuen Fahrerlosen Transportsystem WEA-<br />

SEL® Lite von SSI Schäfer gelingt dies ohne<br />

aufwendige Installation. Das WEASEL Lite ist<br />

branchenübergreifend flexibel einsetzbar,<br />

wirtschaftlich und funktioniert durch eine<br />

einfache Plug-and-Play-Inbetriebnahme<br />

dank dezentraler Steuerung. So gelingt ein<br />

reibungsloser Materialfluss, den die Anwender<br />

jederzeit eigenständig an ihre Bedürfnisse<br />

anpassen oder erweitern können.<br />

Bereiche vernetzen für einen effizienten<br />

Materialfluss<br />

Angesichts der Forderung nach kurzen<br />

Durchlaufzeiten, geringen Beständen, optimierten<br />

Taktzeiten und hoher Flexibilität<br />

gerät der innerbetriebliche Materialfluss<br />

in den Fokus, denn er birgt meist nicht nur<br />

an einer Stelle ein Optimierungspotenzial.<br />

Bei repetitiven und standardisierten Logistikaufgaben<br />

setzen Unternehmen häufig<br />

auf eine automatisierte Vernetzung von<br />

Prozessen, um die flexible und pünktliche<br />

Versorgung der Bedarfsstellen zu gewährleisten.<br />

Die begrenzte Verfügbarkeit von<br />

Arbeitskräften wird dabei zu einer kritischen<br />

WEASEL Lite, die Plug-and-Play-Variante<br />

des bewährten WEASEL<br />

Um in Lager und Produktion einzelne, stark<br />

vernetze Arbeitsschritte zu verbinden und<br />

Bedarfsstellen ohne große Materialpuffer<br />

zwischen den Arbeitsbereichen mit<br />

Nachschub zu versorgen, hat SSI Schäfer<br />

das Fahrerlose Transportsystem (FTS)<br />

WEASEL entwickelt. Die neue Variante<br />

des bewährten FTS heißt WEASEL Lite.<br />

Der Zusatz “Lite“ steht hierbei für die einfache<br />

Integration des FTS in die bestehenden<br />

Räumlichkeiten und Prozesse, welche<br />

die Unternehmen selbständig durchführen<br />

können – ohne Flottencontroller, ohne<br />

Techniker Know-how und übergeordnete<br />

IT-Installation. Das FTS übernimmt den innerbetrieblichen<br />

Transport von Kleinladungsträgern,<br />

wie Behälter, Kartons und<br />

vergleichbare Güter, bis zu einem Gewicht<br />

von 35 kg und verknüpft so Bereiche wie<br />

z.B. Wareneingang, Wareneingangskontrolle,<br />

Kommissionierung und Versand oder<br />

Produktion und Montage. Insbesondere<br />

kleinere und mittlere Unternehmen erhalten<br />

mit dem WEASEL Lite einen einfachen<br />

und kostengünstigen Einstieg in die (erste)<br />

Automation, und dies über eine Investition,<br />

die sich in kurzer Zeit amortisiert und wachstumsfähig<br />

ist.<br />

Kommunikation über Bluetooth und Tablet<br />

Die beiden WEASEL Varianten unterscheiden<br />

sich vor allem hinsichtlich Steuerung<br />

und Kommunikation: Während das klassische<br />

WEASEL über einen Flottencontroller


in Verbindung mit WLAN gesteuert wird,<br />

kommunizieren die FTS vom Typ WEASEL Lite<br />

über Bluetooth. Letztere erhalten die Transportaufträge<br />

via Tablet von einer Person an<br />

der jeweiligen Bedarfsstelle. Dank der dezentralen<br />

Steuerung ist weder für die Materialflussplanung<br />

noch für die Inbetriebnahme<br />

bestimmtes IT-Wissen oder spezifisches<br />

technisches Know-how erforderlich.<br />

Plug-and-Play-Inbetriebnahme<br />

der „Lite“-Variante<br />

Das WEASEL Lite lässt sich auf leichte Weise<br />

in bestehende Räumlichkeiten und Prozesse<br />

integrieren. Dazu sind nur wenige<br />

Vorbereitungen nötig: die Festlegung und<br />

Vorbereitung des Fahrkurses, die Einrichtung<br />

des Tablets oder Smartphones mit der<br />

entsprechenden App zur Steuerung der<br />

FTS und das Anschalten der Fahrzeuge.<br />

Zur Materialflussplanung steht der WEASEL<br />

Lite Designer kostenfrei zur Verfügung, alternativ<br />

funktioniert die Planung aber auch<br />

nur mit Bleistift und Papier. Die Bereitstellung<br />

von IT wie Server und WLAN ist aufgrund der<br />

dezentralen Steuerung nicht nötig.<br />

Kurzfristige Lieferung<br />

Der Zeitraum von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme<br />

beträgt in der Regel nur etwa<br />

ein bis zwei Wochen innerhalb Deutschlands.<br />

Mitwachsende Lösung für automatisierte<br />

Prozesse<br />

Der Einsatz einer WEASEL Lite Flotte mit<br />

mehreren Fahrzeugen wächst beliebig mit<br />

den dynamischen Marktanforderungen<br />

und der Unternehmensentwicklung. Die<br />

Geräteflotten folgen einer optischen Fahrspur,<br />

die entsprechend des gewünschten<br />

Fahrkurses auf den Boden geklebt wird.<br />

Dies hat den Vorteil, dass die Fahrwege<br />

ganz einfach definiert werden können<br />

und sich ihr Einsatz jederzeit flexibel und eigenständig<br />

vom Betreiber anpassen lässt.<br />

Im Fall erhöhter Dursatzsteigerungen ist<br />

eine Erweiterung der Lösung mit zusätzlichen<br />

Fahrzeugen schnell umsetzbar. Darüber<br />

hinaus kann jederzeit das Upgrade zu<br />

Das FTS übernimmt den innerbetrieblichen<br />

Transport von Kleinladungsträgern und<br />

amortisiert sich in kurzer Zeit.<br />

einer komplexeren, klassischen WEASEL-Lösung<br />

erfolgen. Mit der Integration einer zusätzlichen<br />

Leitsteuerung in die existierende<br />

WEASEL-Flotte gewinnen die Betreiber weitere<br />

Effizienz- und Schnittstellenvorteile, wie<br />

die Kommunikation mit Fördertechnik, Rolltoren,<br />

Brandschutzmeldesystemen oder Andon-Leuchten.<br />

Kostengünstige Automatisierung<br />

Das WEASEL Lite ist ein kostengünstiges,<br />

barrierefreies Indoor FTS für den Einstieg in<br />

die Automatisierung von innerbetrieblichen<br />

Transporten. Es zeichnet sich durch geringe<br />

Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichen,<br />

stationären Fördersystemen<br />

aus, da die aufwendige Einrichtung einer<br />

IT-Infrastruktur sowie eine komplexe Layoutplanung<br />

entfallen. Die FTS sorgen für eine<br />

gleichbleibende Arbeitsauslastung und führen<br />

damit zu kurzfristigen Produktivitätssteigerungen.<br />

Ergänzend profitieren Anwender<br />

von einer kurzen Realisierungszeit und einer<br />

schnellen Amortisation ihrer Investition. Informationen<br />

und Bestellmöglichkeiten dazu<br />

finden interessierte Unternehmen auf der<br />

SSI Schäfer Website. Sollten darüber hinaus<br />

weitere Schritte in Richtung Automation gewünscht<br />

sein, steht SSI Schäfer als Intralogistik-Spezialist<br />

beratend zur Seite. (RED)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S52<br />

Käseproduktion von Vorarlberg<br />

Milch automatisiert<br />

Fast 33 Milliarden Liter Milch wurden dem Milch Industrie Verband (MIV) zufolge<br />

2018 in Deutschland verarbeitet. Ein Großteil, nämlich 44 Prozent der gesamten<br />

Rohmilch, floss dabei in die Produktion von Käse. BEITRAG: REDAKTION<br />

Bei einer der größten<br />

österreichischen Molkereien,<br />

der Vorarlberg<br />

Milch eGen, kommt am<br />

Produktionsstandort in<br />

Feldkirch Automatisierungstechnik<br />

aus dem<br />

Hause Dematic zum Einsatz.<br />

(Foto: Vorarlberg<br />

Milch eGen)<br />

Die konstant hohe Nachfrage<br />

hat zur Folge, dass traditionelle<br />

manuelle Produktionsprozesse<br />

in der Milchindustrie inzwischen<br />

selten sind. Steigende Hygiene-, Qualitäts-<br />

und Geschwindigkeitsanforderungen<br />

sowie der digitale Wandel haben die<br />

Automatisierung in Produktion, Lagerung<br />

und Distribution zusätzlich forciert. Auch<br />

bei Vorarlberg Milch eGen, einer der größten<br />

österreichischen Molkereien, kommt<br />

Automatisierungstechnik zum Einsatz.<br />

Die Genossenschaft setzt auf die innovativen<br />

Lösungen aus dem Hause Dematic.<br />

Im Zuge der Standorterweiterung im österreichischen<br />

Feldkirch hat der Intralogistikspezialist<br />

dort ein maßgeschneidertes<br />

Fahrerloses Transportsystem (FTS) installiert.<br />

Vier Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF)<br />

übernehmen dort nun alle Transportbewegungen<br />

zwischen Reiferäumen und Pflegeanlage.<br />

Manövriert werden sie dabei von<br />

der integrierten Dematic-Navigationssoftware.<br />

Das „Ländle“, zwischen Arlberg und Bodensee<br />

gelegen, ist traditionell von Landwirtschaft<br />

geprägt und vor allem für seine Alpenmilch<br />

bekannt. Knapp 60 Prozent aller<br />

Milchprodukte der Region stellt Vorarlberg<br />

Milch her. Insgesamt verarbeitet die vor<br />

mehr als 70 Jahren gegründete Genossenschaft<br />

heute knapp 66 Millionen Liter Milch<br />

pro Jahr. Hierfür wird die österreichische<br />

Molkerei täglich von über 500 regionalen<br />

Landwirten am Produktionsstandort in Feldkirch<br />

mit frischer Milch beliefert. Dort wird der<br />

Rohstoff dann unter strengen Hygiene- und<br />

Qualitätsrichtlinien verarbeitet. Besonders<br />

bekannt ist der Vorarlberger Bergkäse – eine<br />

treibende Kraft der gesamten Wirtschaftsregion.<br />

Zu den größten Herausforderungen<br />

in der Herstellung zählt es, stets gleichbleibend<br />

hohe Qualität zu gewährleisten.<br />

Die traditionelle Schichtarbeit früherer<br />

Tage hatte diesbezüglich häufig Schwankungen<br />

zur Folge. Heute sind moderne<br />

Produktionen oftmals automatisiert. So<br />

hat auch Vorarlberg Milch im Zuge einer<br />

Standorterweiterung kürzlich ein Fahrerloses<br />

Transportsystem von Dematic installiert.<br />

„Wir versprechen uns davon eine höhere<br />

Produktivität sowie qualitativ hochwertige<br />

Endprodukte. Für uns gilt: Je weniger manueller<br />

Einsatz desto geringer die Fehlerquote“,<br />

erklärt Johannes Wehinger, Technischer<br />

Leiter der Vorarlberg Milch eGen.<br />

Zum Lieferumfang von Dematic gehörten<br />

vier Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) des<br />

Typs FLV 3317/CMM, die den Käse selbständig<br />

zwischen der Auf- und Abbrettlanlage,<br />

den Reiferäumen sowie der Pflegeanlage<br />

transportieren. Ebenfalls im Automatisierungspaket<br />

enthalten sind eine E’nsor®<br />

Steuerungseinheit und die Leitsystem-Steuerungssoftware<br />

E‘tricc® zur Transport- und<br />

Verkehrskontrolle.


Automatische Rezepturund<br />

Lagerverwaltung<br />

Käse ist nicht gleich Käse. Jede Sorte<br />

hat ihre eigene Rezeptur und unterliegt<br />

unterschiedlichen Lager-, Kühlund<br />

Pflegeprozessen. Bei Voralberg<br />

Milch wandern die Laibe nach einer<br />

bis zu achtmonatigen Reifung zunächst<br />

in ein Salzbad und dann zum<br />

Abtropfen auf eine Aufbrett- oder<br />

Abbrettlanlage. Von dort aus befördern<br />

sie die FTF mit einer Tragfähigkeit<br />

von 1,7 Tonnen und einer Hubhöhe<br />

von 3.300 Millimetern auf ein Reifegestell.<br />

Anschließend werden diese mit<br />

einem Barcode versehen. So lassen<br />

sie sich sowohl vom Barcode-Leser<br />

auf dem automatischen Fahrzeug,<br />

als auch mithilfe eines mobilen Scanners<br />

identifizieren.<br />

Die Informationen können dann problemlos<br />

in die Leitsystem-Steuerungssoftware<br />

E‘tricc® übertragen werden.<br />

„Hier laufen alle informationstechnischen<br />

Fäden zusammen, damit<br />

sämtliche Funktionen wie gewünscht<br />

durchgeführt werden können“, erklärt<br />

Wehinger. Denn die Software übernimmt<br />

nicht nur die Steuerung der<br />

Fahrzeuge, sondern verwaltet auch<br />

die Lagerplätze in den acht Reiferäumen<br />

sowie die dortigen Abläufe.<br />

Die Rezepturverwaltung findet ebenfalls<br />

in E‘tricc® statt. Hierzu müssen zunächst<br />

die einzelnen Käse-Rezepturen<br />

in die Software importiert werden.<br />

Die Rezepte bestehen aus einer Anzahl<br />

vordefinierter Behandlungen, die<br />

während der Produktion des Käses<br />

durchgeführt werden müssen. So sind<br />

zum Beispiel die Dauer der Reifungsphasen<br />

oder die Pflegemaßnahmen<br />

wie Bürsten, Brettwenden oder Käsewenden<br />

festgelegt. Sobald ein<br />

Käsegestell in einem der Reiferäume<br />

eingelagert ist, stößt die Software<br />

alle erforderlichen Transportabläufe<br />

zwischen den Reiferäumen und den<br />

Pflegemaschinen an. Sobald die Behandlung<br />

abgeschlossen ist, sorgt sie<br />

dafür, dass ein FTF die Produkte zu<br />

der im Rezept definierten Zielposition<br />

befördert. So bedienen die autonomen<br />

Fahrzeuge das Kühl- und das<br />

Reifelager und übernehmen auch<br />

den Zu- und Abtransport der Reifegestelle<br />

an der Käsepflegeanlage.<br />

Je nach Anforderung transportiert ein<br />

FTF den Käse aus den Reiferäumen<br />

zur Käsepflegeanlage.<br />

Das Entstapeln auf die dort installierte<br />

Fördertechnik und das erneute Aufeinanderstapeln<br />

der Gestelle nach der<br />

Pflege erledigt das FTF ebenfalls. „Das<br />

Fahrerlose Transportsystem von Dematic<br />

sorgt dafür, die jeweiligen Abläufe<br />

en détail einzuhalten. Dadurch<br />

schaffen wir 50 Verladungen pro<br />

Stunde“, sagt Wehinger. Die Anlage<br />

wird an sieben Tagen pro Woche in<br />

jeweils drei Schichten betrieben.<br />

Lückenlose Rückverfolgung<br />

der hergestellten Käse<br />

Darüber hinaus visualisiert E‘tricc das<br />

gesamte Lager inklusive der Fördertechnik<br />

und der Pflegeanlagen. So<br />

wird dem Bediener zum Beispiel der<br />

Zeitpunkt der im Rezept hinterlegten<br />

nächsten Behandlung angezeigt.<br />

Ebenfalls signalisieren unterschiedliche<br />

Farben dem Mitarbeiter die Zustände<br />

der Chargen oder ob die Pflegeanlage<br />

belegt und aktiv ist. Zudem<br />

werden die Gestelle sowie die Fahrzeugzustände<br />

dynamisch visualisiert.<br />

„Für uns bedeutet das eine enorme<br />

Erleichterung, was die exakte<br />

Rückverfolgbarkeit aller Fahrzeuge<br />

und der Käseleibe von der Einlagerung<br />

bis zur Auslagerung betrifft“,<br />

fasst Wehinger zusammen.<br />

Manövriert werden die FTF mit der integrierten<br />

Dematic-Navigationssoftware<br />

E’nsor® über ein vordefiniertes<br />

Layout. Die Software benutzt hierfür<br />

Sensoren und ein Ortungs- beziehungsweise<br />

Positionierungsmodul,<br />

um die Fahrzeuge durch das Layout<br />

zu steuern. Hierzu sind auf dem FTF<br />

alle Fahrrouten gespeichert, sodass<br />

es vollautomatisch Ladungen transportieren<br />

und Aktionen ausführen<br />

kann. „Dabei sind die Dematic-Fahrzeuge<br />

nicht auf eine Spur festgelegt,<br />

sondern können je nach Auftrag verschiedene<br />

Wege und Lagerplätze<br />

anfahren. Abweichungen der festgelegten<br />

Routen werden verhindert“,<br />

sagt Wehinger. Aktualisierungen des<br />

Layouts sind über E‘tricc möglich.<br />

Die Software sorgt außerdem für einen<br />

optimierten Materialfluss, indem<br />

sie bestimmt, welches Fahrzeug welchen<br />

Auftrag übernimmt und dafür<br />

die schnellste Route errechnet. Über<br />

eine Schnittstelle ist die Dematic-Lösung<br />

außerdem an die hauseigene<br />

Software von Vorarlberg Milch angebunden.<br />

Reibungslose Inbetriebnahme<br />

Die Auftragsvergabe an Dematic<br />

begründet Vorarlberg Milch einerseits<br />

mit der nachgewiesenen Expertise<br />

des Intralogistikspezialisten.<br />

Andererseits überzeugte dessen hohe<br />

Kundenorientierung. „Im Bereich der<br />

Automatisierung der Käseproduktion<br />

gehört Dematic zweifelsohne zu den<br />

Vorreitern und hat in den vergangenen<br />

Jahrzehnten eine hohe fachliche<br />

Kompetenz nachgewiesen“, sagt<br />

Wehinger. Während der Projektphase<br />

habe man sich intensiv über die Eigenschafen<br />

einer für Vorarlberg Milch<br />

optimalen Lösung ausgetauscht.<br />

Die Inbetriebnahme der Fahrzeuge<br />

und die Installation der Software liefen<br />

daraufhin reibungslos. „Seitdem<br />

arbeiten wir deutlich effizienter“,<br />

resümiert Wehinger.<br />

(RED)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S54<br />

Logistikprozesse schützen Mitarbeiter<br />

Mit seiner jetzt erweiterten Analyseplattform erlaubt ProGlove Anwendern einen<br />

unverstellten Blick auf die Arbeitsabläufe in ihren Werks- und Lagerhallen.<br />

Durch die neuen Funktionen kommt es zu einer Weiterentwicklung des Human-<br />

Digital-Twin-Konzepts, das unter anderem auch neue Maßstäbe im Arbeitsschutz<br />

setzen soll. BEITRAG: REDAKTION<br />

ProGlove Insight wird bereits an über 100<br />

Kundenstandorten genutzt, um Arbeitsabläufe<br />

zu optimieren und die Effizienz im eigenen<br />

Betrieb zu steigern, darunter renommierte<br />

Unternehmen wie DPD und Horsch.<br />

ProGlove Insight heißt die neue Analyseplattform.<br />

Sie zielt insbesondere<br />

auch auf die Logistik. ProGlove<br />

bietet Unternehmen damit ein<br />

ganzes Ökosystem an Lösungen zur Effizienzsteigerung<br />

in der Werkshalle und stärkt<br />

damit die Rolle der menschlichen Arbeiter.<br />

Die Lösung sammelt mithilfe der smarten<br />

MARK-Handschuhscanner Daten, die weit<br />

über einen einfachen Barcode hinausgehen.<br />

So ist MARK in der Lage, über die zahlreichen<br />

Sensoren auch Bilder, Metadaten<br />

und Informationen zu verarbeiten. Die gesammelten<br />

Daten geben Einblicke in die<br />

Funktionsweise der Barcode-Symboliken,<br />

Gerätekonfigurationen, Zeitstempel, Temperaturwerte,<br />

Batteriezustand und vieles mehr.<br />

Das liefert Unternehmen wertvolle Erkenntnisse<br />

zur Verbesserung der Arbeitsabläufe.<br />

ProGlove Insight erfasst somit Prozesse an ihrem<br />

Ursprung und trägt die gewonnenen Informationen<br />

bis in die Managementebene<br />

des Unternehmens. Dies ermöglicht einen<br />

Überblick über die gesamten Lagerprozesse<br />

der Organisation und unterstützt somit<br />

die datengesteuerte Entscheidungsfindung.<br />

Neue Funktionen transformieren den Mitarbeiter<br />

in den Human Digital Twin<br />

Human Digital Twin ist die Vision von Pro-<br />

Glove. Dabei soll es nicht nur um einen einzelnen<br />

Menschen gehen, sondern um eine Kumulierung<br />

an relevanten Daten, die über die<br />

Handschuh-Scanner der Mitarbeiter erfasst<br />

und in ProGlove Insight ausgewertet werden.<br />

Die Analyseplattform ermöglicht Time-Motion-Analysen<br />

für die zugewiesenen Aufgaben.<br />

Die Anzahl der Scans lässt sich mit der Anzahl<br />

der Arbeitsschritte korrelieren, um die Arbeitsbelastung<br />

für jeden Mitarbeiter zu bestimmen.<br />

Auf diese Weise können Unternehmen beurteilen,<br />

ob die Anzahl der zugewiesenen Mitarbeiter<br />

pro Arbeitsstation angepasst werden<br />

muss. Das System liefert zudem Einblicke in die<br />

Verarbeitungszeit von Scans und unterstützt<br />

bei der Identifikation wiederkehrenden Fehler<br />

aufgrund von mangelhafter Barcodequalität.<br />

Zusätzlich helfen akustische, visuelle und<br />

haptische Warnungen bei den eingesetzten<br />

Geräten, um Unfälle und Verletzungen der<br />

Mitarbeiter zu vermeiden. Gleichzeitig können<br />

Social-Distancing-Vorgaben verträglich<br />

umgesetzt werden.<br />

ProGlove Insight ermöglicht außerdem die<br />

Visualierung von Aktivitäten und den Vergleich<br />

von Prozessen. So können Unternehmen<br />

Arbeitsbereiche oder andere Infrastrukturkomponenten<br />

auf Basis der neuen<br />

Daten optimieren. Die Software ermöglicht<br />

eine Überwachung aller Scans und eine Erweiterung<br />

der Informationen um relevante<br />

Metadaten wie Aufträge, Prozesse und Arbeitsaufwand<br />

zu verstehen, sie mit früheren<br />

Tätigkeiten zu vergleichen und wenn nötig


anzupassen. Dies gibt Aufschluss über laufende<br />

Prozesse und bietet die Möglichkeit, den<br />

ROI bei neuen Abläufen genau zu messen.<br />

Software- und Konfigurationsupdates lassen<br />

sich von einer einzigen Schnittstelle auf alle<br />

Endgeräte übernehmen. Zusätzlich ermöglicht<br />

ProGlove Insight die Identifikation individueller<br />

Geräteinformationen. So erkennt<br />

die Software, wann ein Gerät ausgetauscht<br />

werden muss. Sogar bevor dessen Akkulaufzeit<br />

endet, um einen reibungslosen Betrieb zu<br />

ermöglichen.<br />

ProGlove Insight ist ein Ökosystem<br />

von Lösungen<br />

Die neue Plattform ist API-First und stützt sich<br />

auf ein ganzes Ökosystem von Lösungen:<br />

Im Zentrum des Systems stehen die smarten<br />

MARK-Barcodescanner. Das Insight-Webportal<br />

ergänzt diese und ermöglicht eine Plug &<br />

Play-Visualisierung der oben beschriebenen<br />

Prozesse. Über eine Reihe von APIs können<br />

Unternehmen die Insight-Daten auch über ihr<br />

ERP- oder Business-Analyse-Systeme nutzen<br />

und so die Daten, die bereits in diesen Systemen<br />

verfügbar sind, erweitern. Außerdem<br />

ermöglicht die ProGlove Insight Mobile-App<br />

zusammen mit dem ProGlove Gateway einen<br />

einfachen Zugriff auf Produktions- und<br />

Arbeitsstätten. Zudem bieten sie die Möglichkeit,<br />

Benachrichtigungen an Mitarbeiter<br />

direkt in Aktion zu senden. „Die Paketlogistik<br />

ist ein Spiel mit geringen Gewinnspannen und<br />

einem hohen Anteil an manueller Arbeit",<br />

so Ville Heimgartner, Smart Urban Logistics<br />

Consultant bei DPD. „Wir müssen sicherstellen,<br />

dass wir die richtige Anzahl von Personen<br />

zur richtigen Zeit an den richtigen Stellen in<br />

unseren Depots zur Verfügung haben. Die Anzahl<br />

der Scans, wo diese stattfinden und wie<br />

schnell sie verarbeitet werden können, sind<br />

Schlüsselindikatoren, die unsere Geschäftseffizienz<br />

und Produktivität bestimmen. ProGlove<br />

Insight bietet uns die Möglichkeit, unsere Mitarbeiter<br />

bestmöglich zu unterstützen, entsprechende<br />

Vorkehrungen zu treffen und so ein<br />

nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.“<br />

Wertschöpfung findet in der Fertigung und Logistik<br />

statt<br />

„Man kann davon ausgehen, dass 70 Prozent<br />

der Wertschöpfung in der Fertigung und<br />

Logistik von Menschen geschaffen werden",<br />

sagt Andreas König, CEO von ProGlove.<br />

„Genau deshalb brauchen wir Möglichkeiten,<br />

die Prozesse zu optimieren und gleichzeitig<br />

die Rolle des menschlichen Arbeiters zu<br />

stärken.“ ProGlove Insight ist eine Mischung<br />

aus Device Management, fortschrittlicher<br />

und zukunftsweisender Analyse und Human<br />

Digital Twin – immer mit dem Ziel das richtige<br />

Gleichgewicht zwischen Geschäftsanforderungen<br />

und Wohlbefinden der Mitarbeiter<br />

herzustellen. (RED)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S56<br />

Automatisierte Verpackungslösung<br />

für E-Commerce-Kunden<br />

Arvato Supply Chain Solutions treibt die Automatisierung seiner Standorte und<br />

Prozesse weiter voran. Am Standort in Dorsten/Marl hat der Supply-Chain-Management-<br />

und E-Commerce-Dienstleister jetzt eine neue Verpackungsmaschine<br />

in Betrieb genommen, um unter anderem das Onlinegeschäft von international<br />

erfolgreichen Schuhmarken noch effizienter und flexibler managen zu können.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Installiert wurde das vollautomatische Verpackungssystem<br />

CartonWrap des italienischen<br />

Herstellers CMC. Als erstes werden die zu<br />

verpackenden Artikel gescannt, wobei der<br />

Prozess für Bestellungen mit nur einem oder<br />

mehreren Artikeln im Detail leicht variiert. Danach<br />

kommt die Ware auf ein Förderband<br />

und wird der Verpackungsanlage zugeführt.<br />

Im Anschluss erfolgen alle weiteren Prozesse<br />

vollständig automatisiert. Die Maschine erfragt<br />

im IT-System einen passenden offenen<br />

Kundenauftrag für die jeweiligen Artikel und<br />

startet nach Bestätigung den Packprozess.<br />

Die automatisierte Verpackungslösung<br />

ist skalierbar und soll künftig<br />

auch für weitere Standorte und<br />

E-Commerce Kunden genutzt<br />

werden. „Mit der neuen Verpackungsmaschine<br />

können wir den Durchsatz an Kartons<br />

pro Stunde erhöhen und erhalten mehr Flexibilität<br />

beim Hochfahren der Kapazitäten für<br />

die kommende Sommersaison unserer Kunden“,<br />

erläutert Christoph Brings, Standortleiter<br />

des E-Commerce-Distributionszentrums<br />

in Dorsten/Marl, die Vorteile. „Wir verbessern<br />

zudem fortlaufend die Einsatzplanung der<br />

Mitarbeiter und können die Kundenaufträge<br />

auch in Peak-Zeiten kontinuierlicher und stabiler<br />

abarbeiten.“<br />

Für die per 3-D-Scanner vermessenen Produkte<br />

produziert das Verpackungssystem<br />

automatisch passgenau zugeschnittene<br />

Versandkartons und druckt gleichzeitig die<br />

Versanddokumente. Artikel, Karton und Dokumente<br />

werden anschließend im Herzstück<br />

der Maschine zusammengeführt und der<br />

Karton um das Produkt herum gefaltet und<br />

automatisch verschlossen. Falls gewünscht,<br />

wird durch ein integriertes Print-on-Demand<br />

noch ein kundenindividuelles Branding per<br />

Inkjet-Druck aufgebracht. Anschließend wird<br />

das Versand-Label automatisch auf den Karton<br />

appliziert und das Paket an den Warenausgang<br />

übergeben.<br />

„Mit der Verpackungsmaschine verzehnfachen<br />

wir unsere Produktivität bei Aufträgen<br />

mit einer Artikelposition im Vergleich zum rein<br />

manuellen Prozess. Damit erhöhen wir die<br />

Produktivität der Mitarbeiter signifikant“, sagt<br />

Christoph Brings. „Dies war der ausschlaggebende<br />

Grund für die Entscheidung für die<br />

Verpackungsmaschine, da sich die reinen<br />

Durchlaufzeiten im Vergleich zum bisherigen<br />

manuellen Prozess nicht wesentlich verkürzen.


Auch manuell können wir aktuell schon sehr<br />

schnell packen.“ Die neue Verpackungslösung<br />

ist ein weiterer wichtiger Baustein in der<br />

Digitalisierungsstrategie von Arvato Supply<br />

Chain Solutions, die eine Automatisierung<br />

von Prozessen und Standorten durch den<br />

verstärkten passgenauen Einsatz von Technologien<br />

und intelligenten Systemen vorsieht.<br />

„Das Konzept der Verpackungsmaschine<br />

ist von vornherein mit Blick auf den Einsatz<br />

an weiteren Standorten aufgesetzt worden.<br />

Ein weiteres Aggregat wird beispielsweise<br />

Ende des Monats auch in unserem Standort<br />

in Pleasant Prairie in den USA live gehen“,<br />

sagt Christoph Brings. „Von der Basis her ist<br />

es ganz einfach auf andere Distributionszentren<br />

und Kunden übertragbar, muss allerdings<br />

kundenindividuell immer etwas angepasst<br />

werden. Voraussetzung für die IT-Übernahme<br />

ist beispielsweise die Nutzung desselben ERP-<br />

Systems.“<br />

Die skalierbare und vollautomatische Verpackungslösung<br />

bietet zudem ökologische Vorteile.<br />

So werden die Kartons aus Wellpappe<br />

produziert, die aus 100 Prozent recyceltem<br />

Material besteht. Das genaue Zuschneiden<br />

der Kartonage auf die Größe der Artikel spart<br />

Material und schont somit Ressourcen. Erwartet<br />

wird, dass sich durch das neue System die<br />

Größe der Versandkartons um durchschnittlich<br />

rund 20 Prozent reduziert. Das wirkt sich<br />

auch positiv auf die CO2-Bilanz bei der Distribution<br />

aus. Die Carrier transportieren so weniger<br />

Luft in den Paketen und können mehr<br />

Pakete in einen Lkw verladen. Das ist ganz im<br />

Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie von Arvato<br />

Supply Chain Solutions, die vorsieht, bis 2030<br />

vollständig klimaneutral zu sein. (RED)<br />

Die Welt der<br />

nachhaltigen<br />

Logistik<br />

• logistik-express.com<br />

• binnenschiff-journal.at<br />

• umwelt-journal.at<br />

• transportlogistik.business<br />

• ecommerce-logistik.business<br />

• mobilitaet.business<br />

• mylogistics.business<br />

m.jaklitsch@logistik-express.at


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S58<br />

Elektrisch unterwegs ohne Lastspitzen<br />

Um seine Kunden zeitnah und zuverlässig zu beliefern, ist eine reibungslose<br />

Intralogistik für den Holzgroßhändler Behrens-Wöhlk unverzichtbar –<br />

auch und gerade im Zentrallager im nordrhein-westfälischen Drensteinfurt.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Elektrische Flurförderzeuge sorgen<br />

dort für einen effizienten und emissionsfreien<br />

Warentransport – Probleme<br />

bereitete in der Vergangenheit<br />

jedoch die Batterieladetechnik, die mit unerwünschten<br />

Lastspitzen regelmäßig Störungen<br />

im Betriebsablauf und somit hohe Kosten<br />

verursachte. Fronius Perfect Charging<br />

bekam mit seinen Selectiva Ladegeräten<br />

nicht nur diese Herausforderung in den Griff,<br />

sondern ermöglichte der Behrens-Gruppe<br />

damit auch deutliche Kosteneinsparungen<br />

und eine längere Lebensdauer der Antriebsbatterien.<br />

Arbeitsplatten und Türen, Treppenstufen,<br />

Wand- und Deckenelemente, Dielen und<br />

Parkett: Im Zentrallager der BERO Holzhandelsgesellschaft<br />

mbH in Drensteinfurt bei<br />

Münster stapeln sich unzählige Holzprodukte,<br />

so weit das Auge reicht. Am nahegelegenen<br />

Standort der Seiling GmbH &<br />

Co. KG in Ahlen lagern Bau- und Dämmstoffe,<br />

Fußböden sowie Zimmereibedarf<br />

und ein umfangreiches Zubehörsortiment.<br />

Was an beiden Standorten auffällt?<br />

Der charakteristische Geruch des Werkstoffs<br />

liegt in der Luft. Außerdem auffällig: der<br />

niedrige Geräuschpegel. Obwohl pausenlos<br />

zahlreiche Flurförderzeuge in und zwischen<br />

den Gängen der Hochregallager hin- und<br />

herfahren, ist es angenehm ruhig. Der im<br />

Outdoor-Bereich vielerorts typische Dieselgestank?<br />

Ebenfalls Fehlanzeige.<br />

Beide Unternehmen sind Teil der Behrens-Gruppe,<br />

die mit insgesamt 14 Standorten<br />

zu den führenden Großhändlern für Holz<br />

und Bauelemente in Deutschland zählt. Das<br />

Versorgungsgebiet deckt weite Teile der Bundesländer<br />

Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,<br />

Bremen, Hamburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt,<br />

Thüringen und Sachsen ab.<br />

Mit rund 850 Mitarbeitern erwirtschaftet die<br />

Behrens-Gruppe einen Umsatz von etwa 250<br />

Millionen Euro pro Jahr. Die Branche boomt<br />

– auch in Corona-Zeiten, berichtet Andreas<br />

Jedamzik: „Einen Umsatzeinbruch haben wir<br />

seit Beginn der Krise nicht verzeichnet.“ Gebaut<br />

werde schließlich immer, und renoviert<br />

in Zeiten von Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen<br />

sogar mehr als sonst.<br />

Der Holzgroßhändler setzt konsequent auf<br />

Nachhaltigkeit<br />

Andreas Jedamzik ist bei der Behrens-Gruppe<br />

als Fuhrparkmanager verantwortlich für die<br />

LKW- und Flurförderzeug-Flotte. In der Gruppe<br />

werden 115 Flurförderzeuge eingesetzt.


Davon sind in Drensteinfurt 16 elektrische<br />

Seitenstapler und Sondergeräte für die Kommissionierung<br />

im Einsatz, um die teils tonnenschweren<br />

Waren effizient und zuverlässig<br />

vom Wareneingang ins Lager und von dort<br />

zum Versand zu transportieren. „Das Thema<br />

Nachhaltigkeit nimmt für uns einen besonders<br />

hohen Stellenwert ein“, beschreibt Jedamzik.<br />

„Bei unseren LKWs setzen wir auf moderne<br />

und sparsame Antriebe, ein Umstieg auf<br />

Wasserstoff-Technologie ist in naher Zukunft<br />

auch möglich.“ Und die Mitnahmestapler?<br />

„Hier betreiben wir unseren Fuhrpark zu 40<br />

Prozent elektrisch. Wir investieren nur noch in<br />

E-Mitnahmestapler und werden diese bis 2022<br />

zu 90 Prozent elektrisch betreiben – als erster<br />

Holzgroßhändler in Deutschland überhaupt.“<br />

Somit ist die Behrens-Gruppe auch hier als<br />

Vorreiter in der Branche zu verstehen.<br />

Ob in der Lagerhalle in Drensteinfurt oder im<br />

Außenbereich, wie zum Beispiel am wenige<br />

Kilometer entfernten Handelsstandort in Ahlen:<br />

Bei der Behrens-Gruppe beziehen alle<br />

Elektrostapler ihre Energie aus Blei-Säure-Batterien.<br />

„Das hat für uns gleich mehrere Vorteile“,<br />

erläutert Marcel Gerwin, Standortleiter<br />

in Ahlen: „Die Flurförderzeuge sind schnell,<br />

leistungsfähig und verursachen weder Lärm<br />

noch Abgase. Dieselmotoren können zum<br />

Beispiel Rußpartikel freisetzen, die sich auf<br />

dem Holz ablagern und es verschmutzen.“<br />

Auch mit der Verfügbarkeit seiner Flotte ist<br />

Gerwin vollauf zufrieden: „Die Elektrostapler<br />

halten bei uns problemlos einen Arbeitstag<br />

durch, werden über Nacht geladen und am<br />

nächsten Tag sind sie wieder einsatzbereit.“<br />

Etwas anders ist der Ablauf im Zentrallager in<br />

Drensteinfurt: Aufgrund der langen Einsatzzeiten<br />

und der hohen Auslastung benötigen<br />

viele der Fahrzeuge Wechselbatterien. Auf<br />

die 16 Stapler kommen so etwa 31 Batterien,<br />

die je nach Bedarf ausgetauscht werden. Die<br />

Ladestationen der Behrens-Gruppe wurden<br />

komplett mit Batterieladetechnik des österreichischen<br />

Spezialisten Fronius ausgerüstet:<br />

Insgesamt 101 Ladegeräte vom Typ Selectiva<br />

8120 und zwei vom Typ Selectiva 8160 versorgen<br />

die Flurförderzeug-Flotte des Holzgroßhändlers<br />

effizient und zuverlässig mit Energie.<br />

„Damit sind sie ein wichtiger und wesentlicher<br />

Bestandteil unserer Intralogistik“, betont Jedamzik.<br />

Frequenzstörungen durch die alte Ladetechnik<br />

sorgten für Ärger<br />

In der Vergangenheit hatte das Unternehmen<br />

verschiedene Hochfrequenz (HF)-Ladegeräte<br />

anderer Hersteller im Einsatz – doch das<br />

sorgte mitunter für gewaltige Probleme: „Wir<br />

hatten dadurch starke Frequenzstörungen in<br />

unserem Stromnetz“, erinnert sich Jedamzik.<br />

„Der Grund waren Lastspitzen und Oberwellen,<br />

die unter anderem dann auftraten, wenn<br />

wir mehrere Stapler gleichzeitig zum Laden<br />

an die Geräte angeschlossen haben. Der<br />

hohe Strombedarf zu Beginn der Ladephase<br />

führte sogar dazu, dass unsere IT regelmäßig<br />

abstürzte und wir unsere Techniker immer wieder<br />

zu Sondereinsätzen rufen mussten.“ Das<br />

Ergebnis waren erhebliche Einschränkungen<br />

im Betriebsablauf und unnötige Kosten – ein<br />

Zustand, den der Fuhrparkmanager nicht länger<br />

hinnehmen konnte und wollte.<br />

Jedamzik hatte von der besonders kosteneffizienten<br />

und stabilen Fronius-Ladetechnik<br />

erfahren, die hierzu technisch eine sehr gute<br />

Lösung bietet, und entschied, diese zu testen.<br />

Schon in der Testphase mit den ersten<br />

Selectiva-Geräten ließen sich die Störungen<br />

deutlich reduzieren. Verantwortlich hierfür ist<br />

der eigens entwickelte Ri-Ladeprozess, über<br />

den die Fronius-Ladegeräte verfügen. Dieser<br />

ermöglicht im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Verfahren eine gleichmäßigere Verteilung<br />

des Energiebedarfs über die gesamte Ladedauer.<br />

Zudem verfügen die Geräte über eine<br />

spezielle Kalenderfunktion, mit welcher sich<br />

der Ladestart auf eine definierte Uhrzeit festlegen<br />

lässt. „Die Fronius-Ladetechnik ermöglicht<br />

es dem Kunden, Stapler zeitlich versetzt<br />

zu laden und die gefürchteten Stromspitzen<br />

zu vermeiden, auch wenn nach Feierabend<br />

Marcel Gerwin, Standortleiter<br />

der Seiling GmbH<br />

& Co. KG in Ahlen: „Die<br />

Elektrostapler halten bei<br />

uns problemlos einen<br />

Arbeitstag durch, werden<br />

über Nacht geladen und<br />

am nächsten Tag sind sie<br />

wieder einsatzbereit.“


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S60<br />

Andreas Jedamzik,<br />

Fuhrparkmanager der<br />

Behrens-Gruppe: „Die<br />

intelligente Lösung aus<br />

einer Hand, mit der<br />

wir gleichzeitig Kosten<br />

einsparen und unseren<br />

ökologischen Fußabdruck<br />

verringern können,<br />

hat uns ganzheitlich<br />

überzeugt.“<br />

mehrere Fahrzeuge gleichzeitig angeschlossen<br />

werden“, erklärt Matthias Leibold, Technical<br />

Support Experte bei Fronius Perfect Charging.<br />

Diese Lösung überzeugte auf ganzer<br />

Linie, und die gesamte Behrens-Gruppe<br />

wurde auf Fronius-Ladetechnik umgestellt.<br />

Geringerer Stromverbrauch und längere Lebensdauer<br />

Die Selectiva-Ladegeräte bieten noch eine<br />

ganze Reihe weiterer Vorteile: Mit dem<br />

Ri-Ladeprozess können nicht nur Lastspitzen<br />

reduziert werden, sondern die innovative<br />

Ladetechnik ermöglicht auch einen sehr<br />

energieeffizienten Betrieb. Anders als andere<br />

Verfahren richtet er sich am Innenwiderstand<br />

(Ri) der jeweils angeschlossenen Batterie aus<br />

und passt die Kennlinie entsprechend an.<br />

„Jeder Ladevorgang ist damit ein Unikat,<br />

die Batterie-Charakteristiken werden automatisch<br />

erkannt. Somit erhält jede Batterie<br />

genau die Menge an Energie, die sie benötigt“,<br />

weiß Leibold. „Das senkt zum einen den<br />

Stromverbrauch, reduziert die schädliche<br />

Erwärmung der Batterien beim Laden und<br />

verlängert somit die Lebensdauer der Batterie<br />

um bis zu 30 Prozent. Zudem bleibt die Kapazität<br />

länger erhalten.“ Die Behrens-Gruppe<br />

kann dadurch Energiekosten einsparen und<br />

muss die teuren Antriebsbatterien seltener ersetzen<br />

– für das auf Nachhaltigkeit bedachte<br />

Unternehmen ein wichtiger Pluspunkt.<br />

„Außerdem können wir dank der automatischen<br />

Spannungserkennung jede Batterie an<br />

jedes beliebige Ladegerät anschließen“, ergänzt<br />

Herr Jedamzik. „Das reduziert die Komplexität<br />

im Handling und stellt, gepaart mit<br />

der besonders hohen Qualität und niedrigen<br />

Ausfallquote der Selectiva-Ladegeräte, eine<br />

besonders hohe Verfügbarkeit unserer Staplerflotte<br />

sicher.“<br />

Auch die Elektrolytumwälzung (EUW), mit denen<br />

die früheren Batterieladegeräte ausgestattet<br />

waren, ist mit der neuen Fronius-Technologie<br />

nicht mehr vonnöten. „Viele Hersteller<br />

bieten die EUW als Zusatzausrüstung an, um<br />

die Temperatur beim Laden zu reduzieren<br />

und so die Lebensdauer der Batterien zu verlängern,<br />

den Energieverbrauch zu verringern<br />

und die Verfügbarkeit zu erhöhen“, erklärt<br />

Matthias Leibold. „Der Ri-Ladeprozess bietet<br />

all diese Vorteile in einem – und das ohne<br />

die hohen Anschaffungs- und Laufzeitkosten<br />

einer Umwälzpumpe.“ Der schonende Ladevorgang<br />

sorgt außerdem dafür, dass die<br />

Mitarbeiter seltener Batteriewasser nachfüllen<br />

müssen. „Wir sparen damit Zeit und über<br />

Jahre gerechnet bares Geld. Zudem sind die<br />

Batterien besser vor dem Austrocknen geschützt“,<br />

bringt es Jedamzik auf den Punkt.<br />

„Die Fronius-Geräte haben uns wirklich rundum<br />

überzeugt – und zwar so sehr, dass wir sie<br />

mittlerweile an allen unseren Standorten ausschließlich<br />

einsetzen.“<br />

Der Strom für die Stapler kommt vom Dach<br />

Die Zusammenarbeit zwischen der Behrens-<br />

Gruppe und Fronius geht weiter: Der Spezialist<br />

für Holzwerkstoffe hat einige seiner Standorte<br />

bereits mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet.<br />

„Unser Ziel ist es, einen relevanten Teil<br />

der benötigten Energie selbst erzeugen zu<br />

können – ein weiterer wichtiger Punkt unserer<br />

Nachhaltigkeitsstrategie“, erklärt Jedamzik.<br />

Die eingesetzten Wechselrichter, die den in<br />

den Solarpaneelen produzierten Gleichstrom<br />

in nutzbaren Wechselstrom umwandeln,<br />

stammen ebenfalls aus dem Hause Fronius.<br />

„Hier in Drensteinfurt beschäftigen wir uns im<br />

Rahmen der Standortentwicklung auch mit<br />

der Errichtung einer Photovoltaikanlage“,<br />

gibt Jedamzik einen Einblick in die nahe Zukunft<br />

des Unternehmens. „Ausgerüstet wird<br />

diese dann mit Fronius-Wechselrichtern.“<br />

Der Clou: Den selbst erzeugten Sonnenstrom<br />

kann BERO dann direkt für den Betrieb der<br />

Staplerflotte verwenden und so zusätzlich die<br />

Energiekosten senken. „Die intelligente Lösung<br />

aus einer Hand, mit der wir gleichzeitig<br />

Kosten einsparen und unseren ökologischen<br />

Fußabdruck verringern können, hat uns ganzheitlich<br />

überzeugt“, zeigt sich der Fuhrparkleiter<br />

äußerst zufrieden.<br />

(RED)


6. eCommerce<br />

Logistik- Day<br />

09. September <strong>2021</strong>, Wien<br />

Hybrid Event<br />

Österreichischer Handelsverband<br />

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ecommerce-logistik-day/<br />

Medienpartner:


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S62<br />

Prozessoptimierung, Datennutzung im<br />

Retourenmanagement<br />

Kommentar von Artjom Burch, CEO bei Trusted Returns, zu den Möglichkeiten, die<br />

eine optimierte Nutzung der vorhandenen Daten für das Retourenmanagement<br />

bietet. GASTBEITRAG: ARTJOM BRUCH<br />

Der Online-Handel boomt seit Jahren<br />

– die COVID-19-Pandemie<br />

hat diesen Trend nur noch verstärkt.<br />

Parallel nimmt selbstverständlich<br />

die Anzahl an Retouren zu. Nach<br />

wie vor besteht Retourenmanagement für<br />

viele Online-Händler lediglich darin, Waren<br />

zurückzuholen. Ein softwarebasiertes Retourenmanagement<br />

sorgt dabei jedoch für<br />

mehr Klarheit – sowohl auf Kundenseite als<br />

auch auf Händlerseite. Zudem ist es eine<br />

äußerst wertvolle Datenquelle, denn aktuelle<br />

Daten lassen sich mittels einer digitalisierten<br />

Infrastruktur zuverlässig und automatisiert erheben,<br />

aus- und bewerten.<br />

Mehr Daten sorgen für eine Optimierung des<br />

Shops und eine bessere Customer Experience<br />

Grundsätzlich sollte der Retouren-Prozess als<br />

Möglichkeit eines weiteren Touchpoints mit<br />

dem Kunden verstanden werden, der die<br />

Markenerfahrung nachhaltig prägen kann.


Kunden beklagen in den meisten Fällen<br />

mangelnde Transparenz während dieser<br />

Transaktion. Oft ärgern sie sich darüber,<br />

dass sie bei der Auswahl des Rückgabegrundes<br />

nur begrenzte Möglichkeiten haben<br />

und fragen sich, ob beziehungsweise<br />

wann sie eine Erstattung dafür erhalten. In<br />

diesem After-Sales-Cycle sollten Kunden für<br />

ihre Zufriedenheit mit dem Service und dem<br />

Produkt wesentlich besser betreut werden.<br />

Mit einem standardisierten Retourenprozess,<br />

bei dem der Verbraucher zusätzliche Touchpoints<br />

zum Händler in Form einer Online-Plattform<br />

oder eines Call-Centers hat, kann das<br />

Kundenerlebnis nachhaltig verbessert werden.<br />

In diesem Zuge bieten die Daten, die während<br />

der Retourenprozesse erhoben werden, die<br />

Möglichkeit zu erkennen, wo Online-Händler<br />

nachjustieren können. Stellt sich zum Beispiel<br />

heraus, dass Waren aufgrund ungenügender<br />

Beschreibung vermehrt zurückgesendet werden,<br />

kann an einer verbesserten Produktbeschreibung<br />

gearbeitet werden. So werden<br />

neben einer höheren Kundenzufriedenheit<br />

Kosten eingespart und der Umsatz gesteigert.<br />

Retouren aktiv vermeiden –<br />

die Vorteile für Händler<br />

Durch vermehrte Rücksendungen sinkt das<br />

Niveau der Kundenzufriedenheit und Händler<br />

laufen stetig Gefahr, Kunden zu verlieren.<br />

Durch nicht automatisierte Retouren-Prozesse<br />

gehen wichtige Informationen verloren.<br />

Zudem entstehen dabei hohe Kosten. Das<br />

Ökosystem von Trusted Returns ermöglicht es<br />

Händlern, alle technischen sowie kommerziellen<br />

Schnittstellen unter prozessualen und<br />

operativen Aspekten im Retourenmanagement<br />

ganzheitlich in Daten zusammenzufassen<br />

und diese auszuwerten. Dadurch sind es<br />

die Händler, die den Retouren-Prozess aktiv<br />

treiben. Auf diesem Weg können sie leichter<br />

Touchpoints zu den Kunden schaffen und<br />

so mehr über ihre Konsumenten und die ei-<br />

genen Waren erfahren. Im Gegenzug erfahren<br />

die Kunden eine höhere Wertschätzung<br />

durch bessere Kommunikation – und bekommen<br />

die Möglichkeit, ihre Anliegen gezielt zu<br />

äußern. So wird die schmerzvolle Erfahrung<br />

einer Retoure in eine positive Consumer Experience<br />

umgewandelt.<br />

Ein höheres Niveau in der Kundenzufriedenheit<br />

führt zu besseren Umsätzen<br />

Geht man aktiv auf die Kunden zu und gibt<br />

ihnen Möglichkeiten an die Hand, leichter<br />

durch den Dschungel des Retouren-Prozesses<br />

zu navigieren, nimmt man ihnen Stück für<br />

Stück die Unsicherheiten vor diesem Prozess<br />

und erfüllt so die Erwartungen, die Kunden an<br />

den Händler haben. Eine positive Consumer<br />

Experience führt nachweislich zu mehr Loyalität<br />

und Vertrauen gegenüber dem Händler.<br />

Softwarebasiertes Retourenmanagement<br />

wie es Trusted Returns anbietet hat für beide<br />

Seiten viele Vorteile: Die erhobenen Daten<br />

helfen dabei, den Online-Auftritt besser<br />

auf die Bedürfnisse der handelnden Parteien<br />

abzustimmen. So wird das durchschnittliche<br />

Niveau der Kundenzufriedenheit und damit<br />

auch der Transaktionen im Online-Shop<br />

nachhaltig angehoben.<br />

Über Trusted Returns<br />

Trusted Returns ist die IT-Plattform für das Retourenmanagement<br />

im E-Commerce und<br />

für den nationalen und internationalen Handel.<br />

Im Vordergrund stehen dabei die Verbesserung<br />

der Consumer Experience, die<br />

Minimierung von Kosten und die Umsatzsteigerung<br />

des Händlers. Innerhalb eines<br />

Ökosystems bestehend aus Verbrauchern,<br />

Händlern, Carriern, Plattformanbietern und<br />

Dienstleistern werden dabei sowohl sämtliche<br />

Geschäftsprozesse des Retourenmanagements<br />

als auch die Verwertung der<br />

entstehenden Daten in einem digitalen<br />

Prozess in den Fokus der Betrachtung gerückt.<br />

(RED)<br />

ARTJOM BRUCH<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

TRUSTEDRETURNS


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S64<br />

Projekte verknotet und verknäult<br />

Vom Einzelunternehmer bis zum Konzern – Was Projekte jeder Größenordnung für<br />

den Erfolg benötigen. GASTBEITRAG: PETRA MENZEL<br />

Projektarbeit ist nicht nur schwer angesagt,<br />

sondern für den Erfolg in Unternehmen<br />

notwendig. Ob es sich<br />

dabei um einen Einzelunternehmer<br />

oder den Großkonzern handelt, spielt keine<br />

Rolle. Denn ein Projekt bedeutet immer die<br />

Komfortzone zu verlassen und somit Entwicklung.<br />

Unabhängig davon, was der Anspruch<br />

oder die Aufgabe eines Projektes ist, gibt es<br />

immer bestimmte Faktoren, die den Erfolg<br />

herbeiführen, und es gibt solche, die Projekte<br />

wie den Gordischen Knoten verknäulen.<br />

Raus aus den Methodenschubladen<br />

Wer das Wort „Projektarbeit“ hört, denkt oft<br />

„zu wenig Zeit“ und „zu viel Druck“. Mit diesen<br />

Sorgen zu beginnen, ist schon der Todesstoß.<br />

Doch auch wer motiviert startet,<br />

fällt über die Stolperdrähte. Dann läuft es so:<br />

Auch wenn alle intensiv arbeiten, schreitet<br />

die Entwicklung nicht voran oder es gibt keine<br />

oder nur unzufriedenstellende Ergebnisse.<br />

Die Motivation sinkt, der Frust steigt und Ursachen<br />

sind nicht zu finden. Hier kommen die<br />

Faktoren fehlendes Gleichgewicht zwischen<br />

Struktur und Freiraum, fehlende Transparenz<br />

sowie fehlende Achtung und Wertschätzung<br />

untereinander zusammen. Viele Projekte in<br />

Unternehmen scheitern nicht daran, dass<br />

die Ideen schlecht oder die Ziele zu hoch<br />

sind, sondern am falschen oder schubladenorientierten<br />

Vorgehen. So ist agiles Management<br />

aktuell in aller Munde und zeichnet<br />

sich durch kreative und interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit als äußerst innovativ aus.<br />

Doch eignen sich nicht alle Projekte dafür.<br />

Insbesondere solche, die eine Deadline besitzen,<br />

kommen bei agilem Management in Zeitprobleme<br />

und der Druck auf das Team steigt.<br />

Beim klassischen Projektmanagement mit<br />

klaren Strukturen und überprüfbaren Stufen<br />

passiert das nicht. Doch was Teamleiter und<br />

Chefs als Kontrolle schätzen, zwängt diese<br />

Projekte gleichermaßen in produktive Korsetts.<br />

Ein erfolgreiches Projekt braucht ein Management,<br />

das optimal passt. Das kann auch eine<br />

Kombination aus agil und klassisch sein. Es gilt<br />

zu lernen, wann strukturiert werden muss, um<br />

das Ziel zu erreichen, und das Beste aus „agil<br />

und klassisch“ miteinander dort zu verbinden,<br />

wo zu starre oder fehlende Strukturen drohen,<br />

die Zielerreichung zu gefährden.<br />

Motivation, Ziele und Konflikte transparent<br />

machen<br />

Ein erfolgreiches Projekt braucht eine klare<br />

Motivation, Begründung und ein Ziel. Häufig<br />

nehmen Projektverantwortliche oder Geschäftsführer<br />

an, dass das klar formuliert ist.<br />

Doch sieht die Realität oft anders aus. Das gilt<br />

auch für Einzelunternehmer. Dabei ist „klar“<br />

übrigens nicht automatisch gleichzusetzen<br />

mit „machbar“ und bedeutet schon gar nicht<br />

fest strukturiert. Die fruchtbarsten Projekte leben<br />

von unbefangener Ideenentwicklung.<br />

Hier gilt, was aus dem Brainstorming bekannt<br />

ist: Alle Ideen sind erlaubt. Was umgesetzt<br />

werden kann oder nicht, ergibt sich in der Entwicklungsphase.<br />

Unbefangenheit und Transparenz<br />

gelten dabei nicht nur für Ideen, sondern<br />

gleichermaßen für die Kommunikation,<br />

Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit.


Foto: Snapshotz by Petra Fischer<br />

In größeren Teams entstehen Konflikte oft,<br />

weil schlichtweg nicht offen gesprochen wird,<br />

sich Mitarbeiter übergangen fühlen, aber<br />

nichts sagen, oder andere Ansichten oder<br />

Meinungen nicht zugelassen werden. Das<br />

kommt vor allem in großen Konzernen und<br />

abteilungsübergreifend vor – trotz Wochenmeetings.<br />

Was stört, bewegt oder wo jemand<br />

Optimierungsbedarf sieht, wird selten thematisiert,<br />

aus Angst vor Eskalationen oder der Reaktion<br />

des Chefs. Wer jedoch nichts sagt, wird<br />

nichts verändern. Steigt dann der Frustfaktor,<br />

wirkt sich dies auf die Persönlichkeit aus und<br />

das wiederum äußert sich zum Beispiel in<br />

bewusstem oder unbewusstem Sabotieren.<br />

Als einfachstes Beispiel sei hier die Haltung<br />

genannt: „Die anderen machen nichts, also<br />

mache ich auch nichts.“ Am Ende denken<br />

alle schlecht voneinander, Stimmung und<br />

Motivation sind im Eimer – und die Aufgabe<br />

nicht erledigt. Oft handelt es sich nur um Missverständnisse,<br />

die entstehen, weil sich die Teilnehmer<br />

nicht verstehen.<br />

Persönlichkeiten wertschätzen und effektiv<br />

einsetzen<br />

In Projekten treffen sich unterschiedliche Persönlichkeiten.<br />

Das bedeutet einen großen<br />

Gewinn durch interdisziplinäre Synergien,<br />

aber auch Herausforderungen im Umgang<br />

miteinander, der Wertschätzung und dem effektiven<br />

Einsatz der jeweiligen Eigenschaften.<br />

Die Gordion Projects GmbH ist spezialisiert<br />

auf Projektmanagement für IT- und Organisationsprojekte<br />

mit besonderem Fokus<br />

auf Unternehmen der Energiebranche.<br />

Geschäftsführerinnen Petra Menzel und<br />

Franziska Dierick sowie Geschäftsführer<br />

Sven Dierick verfügen über 20 Jahre Erfahrung<br />

im Projektmanagement in nationalen<br />

und internationalen Unternehmen.<br />

Mit Anamnese-Workshops können sie<br />

Effizienz, Strukturen, Konfliktmanagement<br />

und Digitalisierung verbessern.<br />

Ein Beispiel für zwei sehr unterschiedliche<br />

Typen sind „Macher“ und „Denker“. Unterschiedlich<br />

an Aufgaben herangehend,<br />

kommt es bei diesen sehr konträren Charakteren<br />

schnell zu Konflikten. Beide konzentrieren<br />

sich dann mehr darauf, den anderen<br />

überzeugen zu wollen, statt das Projekt voranzutreiben.<br />

Oder der jeweils eine Typ nimmt<br />

Anstoß an den Handlungen des anderen<br />

und redet lieber hinter dessen Rücken, statt<br />

offen. Hier kombinieren sich Wertschätzung<br />

und Transparenz. Für ein besseres Verständnis<br />

untereinander, aber auch bei der Selbstreflektion,<br />

hilft das Persönlichkeitsmodell nach<br />

Gordion: Charaktereigenschaften zu respektieren<br />

und diese Stärken produktiv für den<br />

Projekterfolg zu nutzen. Besonders wichtig ist<br />

Wertschätzung auch von dem und für den<br />

Geschäftsführer beziehungsweise Projektleiter.<br />

Denn es ist seine Pflicht, dem gesamten<br />

Projektteam Orientierung zu geben. Orientierung<br />

gibt aber nur, wer führt und wessen Führung<br />

auch akzeptiert wird. Das wiederum ist<br />

nur möglich mit Respekt und Wertschätzung<br />

von beiden Seiten.<br />

Mit Blick von außen, Gordischen Knoten lösen<br />

Viele Unternehmer gehen davon aus, dass<br />

sie die vorgestellten Maßnahmen im eigenen<br />

Betrieb umsetzen, damit das Klima gut ist und<br />

die Zusammenarbeit bestmöglich funktioniert.<br />

Trotzdem laufen Projekte oft nicht optimal. Das<br />

liegt in der Regel daran, dass der unbeteiligte<br />

und unvoreingenommene neutrale Blick von<br />

außen fehlt. Losgelöst von innerbetrieblichen<br />

Hierarchien, Strukturen oder Zielen haben wir<br />

uns von der Gordion Projects GmbH darauf<br />

spezialisiert, verknotete Projekte in Unternehmen<br />

wieder zu entwirren. Dabei ist es unser<br />

Anliegen, dem Team zu helfen, selbst Erkenntnisse<br />

zu ermitteln und Wege zu finden. Denn<br />

auch wenn eine Managementmethode genutzt<br />

wird, vermeintlich viel kommuniziert und<br />

informiert wird und jeder im Team höflich ist,<br />

lässt sich dies nicht mit der Balance zwischen<br />

Struktur und Freiraum, Transparenz oder Achtung<br />

und Wertschätzung gleichsetzen. (RED)<br />

PETRA MENZEL<br />

GORDION PROJECTS<br />

GMBH


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S66<br />

BVL strafft ihre Strukturen und nutzt<br />

Synergien<br />

Ab dem 1. April <strong>2021</strong> gilt bei der Bundesvereinigung Logistik: Alles aus einer Hand.<br />

Vorstand und Geschäftsführung haben entschieden, Strukturen zu straffen und<br />

Synergien zu nutzen. So kehren die BVL Seminare, die seit 2008 bei der BVL Campus<br />

gGmbH angesiedelt waren, unter das Dach der BVL zurück. Die BVL.digital<br />

GmbH – 2018 als Inkubator für digitale Angebote der BVL gegründet – wird nach<br />

zweieinhalb Jahren intensiver Aufbauarbeit in die BVL integriert.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Eine Schnittstelle von hohem Nutzwert gibt es<br />

zwischen BVL.digital und den BVL Seminaren.<br />

Die Digitalisierung des Wirtschaftsbereichs<br />

Logistik erfordert intensive Weiterbildung<br />

und Umschulung vieler Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter. Es erscheint sinnvoll, die Themen<br />

Qualifikation und digitale Konferenzen<br />

gemeinsam zu denken und neue Formate<br />

zu entwickeln, die zur veränderten Arbeitssituation<br />

passen.<br />

HOLTKAMP - MEYER - GROTEMEIER<br />

BVL.digital und BVL Seminare leben<br />

als Marken mit ihrem jeweiligen Portfolio<br />

weiter. BVL-Mitglieder, Kunden<br />

und Geschäftspartner finden ihre<br />

vertrauten Ansprechpartner nun jedoch in<br />

der BVL-Geschäftsstelle in Bremen. Die operative<br />

Verantwortung für beide Bereiche liegt<br />

bei Dr. Christian Grotemeier, Gründungsgeschäftsführer<br />

der BVL.digital GmbH und jetzt<br />

einer der drei Geschäftsführer der BVL, die<br />

zum 1. April <strong>2021</strong> berufen wurden.<br />

„BVL.digital hat in den vergangenen Jahren<br />

viele innovative Produkte und Services entwickelt.<br />

Unter dem Dach der BVL sollen diese<br />

nun stärker als bisher mit bestehenden Produkten<br />

und Leistungen verknüpft werden.<br />

Die Erfahrungen des höchst agil arbeitenden<br />

BVL.digital-Teams werden in die Vereinsarbeit<br />

eingebracht“, so Grotemeier.<br />

BVL-Vorstand und -Geschäftsführung sind<br />

überzeugt, dass Mitglieder und Kunden von<br />

der noch engeren Verzahnung der BVL-Angebote<br />

und einer engagierten Zusammenarbeit<br />

der hauptamtlichen Expertenteams<br />

profitieren werden. Die ohnehin gute Kooperation<br />

zwischen den Akteuren wird durch die<br />

Integration gestärkt und die Kommunikation<br />

vereinfacht.<br />

Die 1978 gegründete Bundesvereinigung<br />

Logistik (BVL) e.V. ist eine gemeinnützige,<br />

neutrale und überwiegend ehrenamtliche<br />

Organisation. Als Plattform für<br />

Manager der Logistik in Industrie, Handel<br />

und Dienstleistung, für Wissenschaftler<br />

und Studierende bildet sie mit heute fast<br />

11.000 Mitgliedern eine Brücke zwischen<br />

Wirtschaft und Wissenschaft und ist Podium<br />

für den nationalen und internationalen<br />

Gedankenaustausch zwischen<br />

Führungskräften aus Logistik und Supply<br />

Chain Management. www.bvl.de


Das dreiköpfige Team mit Dr. Christian<br />

Grotemeier, Mike J. Holtkamp und Christoph<br />

Meyer bildet ab 1. April <strong>2021</strong> die Geschäftsführung<br />

der gemeinnützigen Bundesvereinigung<br />

Logistik (BVL) e.V., des BVL Campus und<br />

der BVL Service GmbH.<br />

Dr. Christian Grotemeier kam 2014 als Leiter<br />

Forschung und Veranstaltungen zur BVL. 2018<br />

wurde der promovierte Volkswirt Mitglied<br />

der Geschäftsleitung und übernahm die Geschäftsführung<br />

der neu gegründeten BVL.digital<br />

GmbH, die jetzt in die BVL integriert wird.<br />

Als Geschäftsführer der BVL e.V. wird er sich<br />

auf die Bereiche Marketing/Vertrieb, Produktenwicklung,<br />

die Seminare sowie Digitalisierung<br />

und IT konzentrieren.<br />

Mike J. Holtkamp trat am 15. Februar <strong>2021</strong><br />

als kaufmännischer Geschäftsführer in die<br />

Geschäftsstelle der BVL ein. Der Betriebswirt<br />

(BA) und gelernte Industriekaufmann war<br />

zuletzt als kaufmännischer Leiter, Finanzen &<br />

Controlling, IT und Personal bei der Fuchs<br />

Wisura GmbH in Bremen tätig. Er ist Nachfolger<br />

des langjährigen Geschäftsführers Uwe<br />

Peters, der die BVL – wie bereits seit Langem<br />

geplant – zur Jahresmitte auf eigenen<br />

Wunsch verlassen wird. Über den Finanz- und<br />

Personalbereich hinaus verantwortet Holtkamp<br />

die Bereiche Veranstaltungsorganisation<br />

und Einkauf.<br />

Prof. Thomas Wimmer, der sich im März 2020<br />

nach seiner Wahl zum Vorstandsvorsitzenden<br />

der BVL aus der Geschäftsführung zurückgezogen<br />

hat, trägt in seiner Vorstandsfunktion<br />

die Gesamtverantwortung und kümmert sich<br />

operativ weiterhin um den Bereich Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Gremienkontakte sowie<br />

die Projekte MX Award, Deutscher Logistik-Preis<br />

und Die Wirtschaftsmacher. Gemeinsam<br />

mit Uwe Peters, dem kaufmännischen<br />

Geschäftsführer, bildeten die beiden seit 2004<br />

das Kernteam der hauptamtlichen Führungsspitze<br />

der BVL. Nach der Wahl Wimmers an<br />

die Spitze des Vorstands wurde Uwe Peters für<br />

eine Übergangszeit alleiniger Geschäftsführer.<br />

Zu dem Zeitpunkt war bereits klar, dass er die<br />

BVL zur Jahresmitte <strong>2021</strong> auf eigenen Wunsch<br />

verlassen wird. Bis dahin wird er insbesondere<br />

seinem Nachfolger Mike Holtkamp mit Rat<br />

und Tat bei der Einarbeitung zur Seite stehen.<br />

(RED)<br />

Bleiben Sie mit unserer<br />

APP gut informiert<br />

Christoph Meyer leitet seit 2018 den Bereich<br />

Forschung und Veranstaltungen der BVL und<br />

war in den vergangenen Jahren bereits Projektleiter<br />

des Deutschen Logistik-Kongresses.<br />

Der Diplom-Regionalwissenschaftler kam von<br />

der Jacobs University, wo er als Koordinator<br />

des Fachbereichs International Logistics tätig<br />

war. In der Geschäftsführung hat Meyer die<br />

Federführung für Inhalte, die Deutsche Außenhandels-<br />

und Verkehrs-Akademie und<br />

das Relationship-Management des Vereins.<br />

MJR | HANDEL.UMWELT.LOGISTIK<br />

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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S68<br />

Die größte Chance aller Zeiten<br />

Wir sind inmitten einer historischen Zeitenwende – weltweit! Wirtschaft, Politik, Gesellschaft.<br />

Nichts wird so bleiben, wie es war. Wir stehen vor großen Verwerfungen<br />

und dem größten Vermögenstransfer in der Geschichte der Menschheit. Krisen sind<br />

aber auch Chancen: Jetzt werden Vermögen auf Generationen gemacht oder<br />

vernichtet. BEITRAG: REDAKTION<br />

Der fünffache Spiegel-Bestsellerautor<br />

Marc Friedrich zeigt mit seinem<br />

Buch, wie jeder für sich und wir als<br />

Menschheit die Krise als einmalige<br />

Chance nutzen können. Gekonnt kontrovers,<br />

realistisch und verständlich wirft er einen Blick<br />

auf die Welt und offenbart, dass nichts mehr<br />

so sein wird wie zuvor.<br />

• Herr Friedrich, Ihr neues Buch heißt „Die<br />

größte Chance aller Zeiten“. Dass gewisse Unternehmen<br />

und Investoren von der Krise profitieren,<br />

ist nichts Neues. Worin sehen Sie die<br />

konkreten Chancen für Privatanleger?<br />

Wir sind inmitten eines historischen Paradigmenwechsel<br />

welcher eine Zeitwende einläutet<br />

und die Karten komplett neu mischt.<br />

Im Buch zeige ich unterschiedliche Zyklen<br />

auf, die jetzt alle zusammenkommen und<br />

den größten Vermögenstransfer der Menschheit<br />

auslösen. Dadurch entsteht für uns eine<br />

einmalige Investmentchance, welche es<br />

so kein zweites Mal zu unserer Lebzeiten geben<br />

wird. Wer jetzt die richtigen Weichen<br />

stellt, wird davon profitieren. Es werden<br />

jetzt entweder Vermögen auf Generationen<br />

geschaffen oder vernichtet. Noch ist<br />

das Zeitfenster offen um aktiv zu werden.<br />

Die Notenbanken und Staaten haben durch<br />

die Corona Krise noch mehr Billionen wie zuvor<br />

schon ins System geschleust und gepumpt<br />

um das System zu stabilisieren. Dadurch haben<br />

wir neue Rekordstände bei den Schulden<br />

und in den Notenbankenbilanzen erreicht.<br />

Dies alles wird zur Inflation führen. Zum Schutz<br />

für seine Kaufkraft braucht der Leser jetzt<br />

durch die Natur und durch die Mathematik limitierte<br />

Werte wie Edelmetalle, Aktien, Bitcoin<br />

und andere Sachwerte. Diese habe ich im<br />

Buch dezidiert aufgeführt und auch die perfekte<br />

Vermögenssicherung vorgestellt.<br />

Marc Friedrich Finanzexperte und fünffacher<br />

Bestsellerautor. Sein neues Buch - Die größte<br />

Chance aller Zeiten - erscheint am 20. April<br />

<strong>2021</strong>. www.friedrich-partner.de<br />

• Sie haben Anfang des Jahres einen Trendwechsel<br />

von spekulativen hin zu Wachstumsaktien<br />

vorhergesagt. Wie haben Sie Ihr<br />

Portfolio angepasst?<br />

Ich habe Techaktien reduziert und verkauft<br />

und bin antizyklisch in Valueaktien eingestiegen.<br />

Das waren vor allem Rohstoff-, Minen<br />

und Basisgüteraktien. Ich habe Minenaktien<br />

in den Bereichen Edelmetalle, Uran, Industriemetalle<br />

usw. übergewichtet. Ebenso Öl- und<br />

Gasaktien. Parallel habe ich Bitcoin aufgestockt,<br />

was auch Goldrichtig war. All dies<br />

habe ich auch für Deutschlands ersten phy-


sisch hinterlegten Sachwertfonds den "SOLIT<br />

Wertefonds" umgesetzt, den ich seit Ende<br />

2020 als Berater betreue. Meine Empfehlungen<br />

wurden hier im Rahmen der Möglichkeiten<br />

ebenfalls umgesetzt.<br />

• Sie schreiben, dass die Corona-Krise die<br />

Schwächen in unserem System sichtbar gemacht<br />

und ohnehin bestehende Entwicklungen<br />

nur beschleunigt hat. Ist die Pandemie<br />

also das sprichwörtliche Pflaster, dass schnell<br />

abgezogen kürzer wehtut?<br />

Ja! Corona ist nicht der Grund der jetzigen<br />

Krise, sondern lediglich der Auslöser. Die<br />

wahren Ursachen liegen viel tiefer. Wir befinden<br />

uns inmitten eines Zyklenwechsels.<br />

Corona hat vieles offenbart und zerstört nicht<br />

nur die Wirtschaft sondern auch die EU, die<br />

Politik und das Vertrauen der Menschen.<br />

Wir sehen ein Land und eine überforderte<br />

EU im Abgesang, wir sehen Politiker die historische<br />

Fehlentscheidungen treffen, die<br />

chaotisch und kopflos agieren, dass alles<br />

gepaart mit oftmals purer Inkompetenz<br />

und Korruption sowie Machtkämpfen auf<br />

allen Ebenen bei dem verzweifelten Versuch<br />

den Lauf der Geschichte aufzuhalten.<br />

In den letzten 20 Jahren hat man alle Krisen<br />

nicht gelöst sondern lediglich mit gigantischen<br />

Geldpaketen in die Zukunft verschoben,<br />

wo sie sich weiter aufgestaut und damit<br />

potenziert haben. Noch nie wurden aber<br />

Krisen durch Gelddrucken gelöst. Jetzt sind<br />

wir im Endspiel und müssen uns mit der aufgestauten<br />

Wucht der aufgeschobenen Krisen<br />

auseinandersetzen.<br />

• Sie schreiben, dass nichts mehr so sein<br />

wird, wie es einmal war. Welche konkreten<br />

Beispiele können Sie da nennen?<br />

Wie erwähnt befinden wir uns in einer Zeitenwende.<br />

So bitter es für viele auch sein mag,<br />

aber wir werden nicht mehr in der alten, gewohnten<br />

Welt aufwachen und zu unserem<br />

alten Leben zurückkehren. Alles wird sich für<br />

immer verändern:<br />

• wie wir arbeiten<br />

• wie wir uns in Zukunft fortbewegen<br />

• wie und was wir einkaufen<br />

• wie wir wirtschaften, reisen, denken, leben,<br />

bezahlen, investieren<br />

• wie und was wir produzieren<br />

Solche Punkte in der Geschichte bilden das<br />

Fundament und sind die Chance für nachhaltige<br />

Veränderungen, die die Menschheit aus<br />

Bequemlichkeit und Angst niemals freiwillig<br />

initiieren würde. Allerdings müssen wir aufpassen,<br />

dass diese Krise von den Falschen Protagonisten<br />

dazu verwendet wird unsere Freiheitsrechte<br />

zu beschränken und lang gehegte<br />

Pläne endlich im Schatten der Krise durchzudrücken,<br />

was teilweise leider schon geschehen<br />

ist (z.B. EU Schulden- und Transferunion).<br />

• Zu welchen Schritten würden Sie Privatanlegern<br />

jetzt raten?<br />

Werden Sie aktiv! Das Zeitalter der Sachwerte<br />

hat begonnen und die Inflation wird<br />

kommen! Aus diesem Grund würde ich<br />

Papierwerte wie Lebensversicherungen,<br />

Riester und Rürup verkaufen, Geld vom<br />

Konto nehmen und in Wertspeicher umschichten<br />

an muss als eine Art Lebensversicherung<br />

für seine Kaufkraft und seinen<br />

Wohlstand limitierte Werte ins Depot legen.<br />

Hier favorisiere ich vor allem Bitcoin, Ethereum,<br />

Minenaktien, Edelmetalle und weitere<br />

Sachwerte - je nach Vermögen kann<br />

man auch Diamanten, Whisky, Uhren<br />

und weitere Sachwerte hinzufügen.<br />

(RED)


LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong>|S70<br />

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Kapitalanlage befindet<br />

sich in einem Umbruch.<br />

FinTech-Unternehmen fordern<br />

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