LE-2-2021
LOGISTIK express Journal 2/2021
LOGISTIK express Journal 2/2021
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LOGISTIK express<br />
Ausgabe 2/<strong>2021</strong><br />
„INNOVATIONSMOTOR LOGISTIK“<br />
Im Gespräch mit Zentralverband Spedition & Logistik<br />
Geschäftsführer Oliver Wagner über die Hürden und<br />
Herausforderungen der Branche. [Seite 22]<br />
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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong>|S2<br />
WERBEFENSTER<br />
U2
POLITIK WIRTSCHAFT 06<br />
HANDEL ECOMMERCE 08<br />
TRANSPORTLOGISTIK 22<br />
INTRALOGISTIK 40<br />
GEDANKEN TANKEN 62
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S4<br />
AutoStore<br />
erstklassiger<br />
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in Österreich<br />
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INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />
INHALT 2/<strong>2021</strong><br />
02 Werbefenster [U2)<br />
05 Inhalt / Editorial / Impressum<br />
06 Wieviel ist eine Unterschrift wert?<br />
08 Handelsverband gratuliert Gesundheitsminister zur Angelobung<br />
12 Corona-Studie, Ein Drittel muss Ausgaben im Handel einschränken<br />
14 Megatrend Sustainable Fashion<br />
16 E-Commerce in der DACH-Region überspringt erstmals 100 Mrd. Euro<br />
18 Datengesteuerte Warenzustellung<br />
22 Es ist längst höchste Eisenbahn!<br />
28 E-Commerce beflügelt<br />
32 „Wohlstand für alle!“<br />
34 BASF stellt innovatives Tankschiff für Rhein-Niedrigwasser vor<br />
36 Ever Given: Haverie Grosse am Suezkanal<br />
38 Als verlässlicher Versorger, das Gute bewahren, die Agilität erhöhen<br />
40 Zukunft Logistik. Logistiktrends 2030<br />
44 Wachstum von Würth mit innovativer Automatisierungslösung<br />
48 E-Commerce: Blitzschnelle Logistik für Baustellen<br />
50 Neues FTS als Plug-and-Play Lösung<br />
52 Käseproduktion von Vorarlberg Milch automatisiert<br />
54 Logistikprozesse schützen Mitarbeiter<br />
56 Automatisierte Verpackungslösung für E-Commerce-Kunden<br />
58 Elektrisch unterwegs ohne Lastspitzen<br />
62 Prozessoptimierung, Datennutzung im Retourenmanagement<br />
64 Projekte verknotet und verknäult<br />
66 BVL strafft ihre Strukturen und nutzt Synergien<br />
68 Die größte Chance aller Zeiten<br />
70 Werbefenster (U4]<br />
2/<strong>2021</strong><br />
Seit über einem Jahr dominiert<br />
die Corona-Krise den<br />
Alltag und unsere Wirtschaft<br />
leidet extrem. Das Impfprogramm<br />
läuft und es gibt für<br />
den Impfwilligen Licht am<br />
Ende des Tunnels. Empathie<br />
schwindet, Einschränkungen,<br />
Unzulänglichkeiten<br />
bleiben bestehen. Doch<br />
lassen wir uns nicht spalten,<br />
jede Meinung zählt.<br />
Schätzen wir uns glücklich<br />
in einem Land wie Österreich<br />
(Deutschland oder der<br />
Schweiz) zu leben. Bestimmt<br />
gibt es Misswirtschaft sowie<br />
Korruption und die angehäuften<br />
Schulden werden<br />
in den nächsten Jahren zu<br />
schmerzhaften Steuererhöhungen<br />
führen. Allerdings -<br />
jammern hilft nicht weiter,<br />
nur eins ist Gewiss, wir werden<br />
diese Krise meistern - so<br />
wie das Leben mit all seinen<br />
zahlreichen Facetten.<br />
IMPRESSUM:<br />
Redaktion: Angelika Gabor,<br />
Peter Baumgartner, Ursula<br />
Schmeling, Dirk Ruppik<br />
Fotos: Getty Images<br />
istockphoto.com<br />
LOGISTIK EXPRESS / MJR MEDIA<br />
Inhaber, Herausgeber:<br />
Markus Jaklitsch<br />
Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />
T: +43 (0)676 7035206<br />
E: info@logistik-express.at<br />
www.logistik-express.com
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S6<br />
Wieviel ist eine Unterschrift wert?<br />
Im Dezember 2018 wurden in München Standort- und Beschäftigungssicherungsverträge<br />
für MAN unterzeichnet, wodurch betriebsbedingte Kündigungen bis 31.<br />
Dezember 2030 ausgeschlossen werden sollten. Nun, in Zeiten der Krise, ist der<br />
Vertrag nicht mal das Papier wert, auf dem er steht. Dass bereits Leistungen und<br />
Zugeständnisse erfolgt sind, scheint plötzlich irrelevant. Worauf kann man noch<br />
vertrauen? REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Zur Traton-Gruppe gehören übrigens auch<br />
die schwedische Scania und Volkswagen<br />
Caminhoes e Onibus in Brasilien. Von 2019 auf<br />
2020 musste MAN SE einen Umsatzrückgang<br />
von 14 Prozent hinnehmen, das Operative<br />
Ergebnis lag bei –631 Mio €, die Operative<br />
Rendite fiel 2020 auf – 5,8%. Da werden die<br />
Aktionäre wohl nicht gejubelt haben.<br />
Mitarbeiter des MAN-<br />
Standortes Steyr stimmen<br />
gegen die Pläne<br />
der WSA Beteiligungs<br />
GmbH. Foto: MAN<br />
Für alle, die es nicht wissen: MAN gehört<br />
zum VW-Konzern, dem größten<br />
Automobilhersteller der Welt. Trotz<br />
Rückgängen im Corona-Jahr 2020 fuhr<br />
das mehrheitlich von den österreichischen<br />
Familien Porsche und Piëch kontrollierte<br />
Unternehmen rund 8,8 Milliarden Euro Gewinn<br />
nach Steuern ein. Trotzdem sollen gerade<br />
jetzt, wo jeder einzelne Arbeitsplatz besonders<br />
wertvoll ist, bis zu 9.500 von 39.000 Stellen<br />
abgebaut und so das MAN-Ergebnis um 1,8<br />
Milliarden Euro aufgebessert werden. Hat die<br />
reichste Familie Österreichs – ihr Vermögen<br />
wird auf 33,8 Milliarden Euro geschätzt – es so<br />
nötig?<br />
Konzern in der Krise<br />
Seit 1919 werden in Steyr LKW gefertigt – mehr<br />
als 100 Jahre, davon die letzten mehr als 30<br />
Jahre für MAN. Ab 1999 wurde in Oberösterreich<br />
die gesamte Lastwagen-Produktion der<br />
leichten und mittleren Baureihe von MAN<br />
gefertigt. Die börsennotierte MAN SE gehört<br />
zu rund 95 Prozent der Traton SE, deren<br />
Hauptaktionär wiederum der VW Konzern ist.<br />
Dem Geschäftsbericht 2020 ist zu entnehmen,<br />
dass MAN als strategischen Zielwert eine<br />
Operative Rendite von 8% anstrebt, um Investitionen<br />
und Entwicklungen zu ermöglichen.<br />
Dies soll durch eine „Unternehmenstransformation“,<br />
also den massiven Stellenabbau<br />
und die Schließung von Werken – die deutschen<br />
Standorte Plauen, Wittlich und<br />
eben das oberösterreichische Steyr – ermöglicht<br />
werden. Dabei wurden doch<br />
gerade erst 60 Millionen Euro in die neue<br />
Kunststofflackierungsanlage (übrigens<br />
die größte Lackieranlage für LKW-Kunststoffanbauteile<br />
in Europa) investiert…<br />
Aktuell sind in Steyr ca. 1.500 Mitarbeiter<br />
in der Produktion (Mechaniker,<br />
Lackierer, Schweißer,..), 700 im administrativen<br />
Bereich und rund 150 Lehrlinge beschäftigt.<br />
Nicht zu vernachlässigen die ganzen Zulieferbetriebe,<br />
die direkt oder indirekt von dem<br />
Werk abhängig sind. Der Plan der (gerade<br />
wegen Misserfolgs ausgetauschten) Unternehmensführung<br />
sieht eine Verlagerung der<br />
Produktion nach Polen und/oder in die Türkei<br />
vor, um Kosten einzusparen. Zu diesem<br />
Zwecke wurde einseitig durch Ziehen der<br />
„Schlechtwetterklausel“ der Standortsicherungsvertrag<br />
aufgekündigt.<br />
Das kann teuer werden<br />
Der Aufschrei ist natürlich groß, nicht nur<br />
von Seiten der (kampfbereiten) Belegschaft,<br />
sondern auch aus der Politik formiert sich<br />
Widerstand. Was für ein Signal sendet das
aus, wenn ein Vertrag so einfach einseitig<br />
aufgekündigt werden kann, nachdem sich<br />
die andere Seite an alle Bedingungen gehalten<br />
hat? Und diese Bedingungen waren<br />
nicht ohne: Im Gegenzug für die Zusicherung<br />
der Arbeitsplätze haben die Mitarbeiter<br />
auf Überstundenzulagen und auf Pausen<br />
verzichtet, wodurch bei gleichem Lohn<br />
zwei LKW mehr täglich produziert wurden.<br />
Bedenkt man den Neupreis eines MAN-<br />
Trucks, war das kein schlechtes Geschäft für<br />
den Konzern. Mit einer globalen Pandemie<br />
samt Nachfrageeinbruch konnte damals<br />
ja niemand rechnen. Im guten Glauben an<br />
das Fortbestehen des Werkes hat die österreichische<br />
Forschungsförderungsgesellschaft<br />
FFG seit 2017 insgesamt 2,4 Millionen Euro in<br />
Projekte mit MAN investiert – Steuergelder<br />
natürlich, was denn sonst. Allerdings: bei<br />
betriebsbedingten Schließungen können<br />
Forschungsgelder binnen drei Jahren zurückgefordert<br />
werden. Damit nicht genug,<br />
laut einer Expertise des Linzer Zivilrechtsexperten<br />
und Rektors der Johannes-<br />
Kepler-Universität (JKU), Meinhard Lukas,<br />
könnten auf die Konzernmutter imschlimmsten<br />
Fall bis zu 1,4 Milliarden Euro Kündigungsentschädgungszahlungen<br />
bis 2030 zukommen.<br />
Bei erwarteten Einsparungevon 80 Millionen<br />
Euro pro Jahr durch eine Verlagerung<br />
der Produktion nach Polen rinnt da noch<br />
viel Wasser die Weichsel hinunter, bis sich das<br />
rentiert (den Imageschaden nicht einberechnet).<br />
Kein Wunder, dass Alternativen wie eine<br />
Übernahme durch Investoren willkommen<br />
wären.<br />
Wolf im Schafspelz?<br />
So schön hatte sich Investor und Ex-Magna-<br />
Manager Sigfried Wolf es ausgedacht, schon<br />
im Juni hätte er das Ruder übernehmen wollen,<br />
um nach der Übernahme durch seine<br />
WSA Beteiligungs-GmbH ein eigenständiges<br />
Unternehmen in Steyr mit Logistik und Vertrieb<br />
aufzubauen. Mit sieben Produkten für<br />
den Exportmarkt unter der Eigenmarke Steyr<br />
- leichte Kastenwagen mit Dieselmotoren<br />
und Elektroantrieb, Pritschenwagen, Kastenwagen<br />
und mittlere Lkw zwischen sechs und<br />
zwölf Tonnen sowie zwei Busse mit Elektroantrieb.<br />
Mit einem Teil der Stammbelegschaft,<br />
die zudem bis zu 15 Prozent Kürzung bei ihrem<br />
Nettoeinkommen in Kauf nehmen sollten.<br />
Aber da als einzige Alternative die Schließung<br />
drohte, schienen die Pläne sehr erfolgversprechend.<br />
Allerdings hatte er die Rechnung ohne<br />
die Belegschaft gemacht. Denn wie inzwischen<br />
wohl jeder weiß, entschieden sich die<br />
Mitarbeiter in der Urabstimmung Anfang April<br />
mehrheitlich gegen das Übernahmeangebot.<br />
Ups! Nach den Einbußen der letzten zwei<br />
Jahre ist es ihnen kaum zu verdenken, dass<br />
sie keine Lust auf noch mehr Verzicht hatten.<br />
Dazu gab es Befürchtungen, die weithin bekannten<br />
Verbindungen von Wolf zu Russland<br />
würden sich negativ auswirken. Und schließlich<br />
wurden schon einmal Versprechen gebrochen<br />
– wenn Garantien nicht zählen, worauf<br />
kann man sich dann noch verlassen? Wie<br />
hätten Sie abgestimmt? Ich wüsste es nicht…<br />
Mit seiner Erfahrung ist Wolf ein knallharter<br />
Geschäftsmann, der sich auch von Rückschlägen<br />
nicht aufhalten lässt, und es bleibt<br />
abzuwarten, ob da nicht doch noch eine<br />
Nachbesserung kommt – denn die Gelegenheit<br />
ist günstig, und das geballte Know-How<br />
der Belegschaft durchaus wertvoll. Es gäbe<br />
auch noch das „Green Mobility"-Projekt des<br />
Konsortiums rund um den Unternehmer Karl<br />
Egger (KeKelit), allerdings scheint das von<br />
der MAN-Zentrale nicht ernst genommen zu<br />
werden. Die Gewerkschaften PRO-GE und<br />
GPA-djp sind jedenfalls kampfbereit, wenngleich<br />
die Erfolgsaussichten nicht gerade<br />
rosig sind. (AG)<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S8<br />
Handelsverband gratuliert Gesundheitsminister<br />
zur Angelobung<br />
Österreichischer Handel hofft auf stärkere Einbindung der Wirtschaft und weitere<br />
Öffnungsschritte. Kostenlose Antikörpertests für Alle. Zutrittstests in Geschäften<br />
bleiben ein No-Go! REDAKTION: RAINER WILL<br />
Die Hälfte der verbliebenen Händler hat Existenzängste,<br />
da sich die Schulden anhäufen.<br />
Gleichzeitig konnte im heimischen Handel<br />
bis dato kein Corona-Cluster nachgewiesen<br />
werden. Die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen<br />
wurden verstärkt und haben sich<br />
zu jeder Zeit in der täglichen Praxis bewährt.<br />
Daher appelliert der Handelsverband an<br />
Minister Mückstein, bei der Implementierung<br />
neuer Corona-Maßnahmen die wissenschaftliche<br />
Evidenz sowie aktuelle Lockdown-<br />
Studien auch anderer Länder stärker zu berücksichtigen.<br />
MAG. RAINER WILL<br />
Im Namen des gesamten österreichischen<br />
Handels gratulieren wir Wolfgang Mückstein<br />
zur Angelobung als Gesundheitsund<br />
Sozialminister. Die Herkulesaufgabe<br />
Covid-19 braucht einen Schulterschluss, den<br />
wir hiermit durch eine enge Zusammenarbeit<br />
mit dem gesamten Kabinett anbieten", sagt<br />
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.<br />
"Zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung<br />
würden sich sofort gegen Corona impfen<br />
lassen. Umso wichtiger ist es jetzt, allen<br />
Nachfragenden ein Vakzin anbieten zu können.<br />
Der neue Gesundheitsminister muss den<br />
Impf-Turbo einlegen und die Teststrategie auf<br />
breitere Beine stellen, damit wir uns weitere<br />
Lockdowns ersparen können.<br />
Die Zeit drängt: Nach mittlerweile vier harten<br />
Lockdowns stehen im heimischen Non-Food-<br />
Handel zehntausende Jobs auf der Kippe, da<br />
im Handel jeder Lockdown dramatische Kollateralschäden<br />
verursacht. Jedes zehnte Geschäft<br />
musste seinen Betrieb bereits einstellen.<br />
Handelsverband fordert gratis Antikörpertests<br />
für die gesamte Bevölkerung<br />
Ein erster essenzieller Schritt wäre die Einführung<br />
kostenloser Antikörpertests für die gesamte<br />
Bevölkerung. Diese Tests sind derzeit<br />
3 Monate gültig und würden die Antigen-/<br />
PCR-Teststraßen massiv entlasten. Überdies<br />
könnten Antikörpertests die Anzahl der erforderlichen<br />
Berufsgruppentests und den damit<br />
einhergehenden administrativen Aufwand<br />
massiv reduzieren. Jeder positive Antikörpertest<br />
erspart bis zu 50 Antigentests pro Person.<br />
Wissenschaftler gehen davon aus, dass<br />
bereits jeder Vierte in Österreich lebende<br />
Mensch Antikörper in sich trägt.<br />
"Alle Menschen in Österreich haben Anspruch<br />
darauf zu wissen, ob Sie bereits<br />
mit dem Corona-Virus infiziert waren oder<br />
nicht. Daher geht es darum, allen diese<br />
Gewissheit zu geben, sofern dies freiwillig<br />
von den Menschen gewünscht ist.<br />
Gleichzeitig sieht die Covid-19 Schutzmaßnahmen-Verordnung<br />
vor, dass Menschen<br />
mit ausreichend Antikörpern 3 Monate von<br />
der Testpflicht befreit sind. Damit würde man<br />
all jenen, die ein positives Ergebnis aufweisen,<br />
ein Stück Normalität zurückschenken<br />
und gleichzeitig Test- und Impfkapazitäten<br />
entlasten.
Fest steht: Gerade in einer Pandemie haben<br />
die Menschen in unserem Land ein Recht darauf,<br />
auf freiwilliger Basis diese Gewissheit zu<br />
bekommen. Zum Beispiel in dem man beim<br />
Hausarzt des Vertrauens den Test durchführt.<br />
Die Ärzte und Labore verfügen unseres Wissens<br />
nach über die Kapazitäten und wären<br />
startbereit. Daher empfehlen wir die sofortige<br />
Einführung eines neutralisierenden Antikörpertests<br />
zum Nulltarif für die gesamte Bevölkerung,<br />
den jeder sollte seinen Covid-Status<br />
kennen und auch davon profitieren", so Will.<br />
Bevölkerung & Handel klar gegen Zutrittstests<br />
in Geschäften<br />
Von den zuletzt diskutierten Zutrittstests im<br />
Handel hält die Branche hingegen weiterhin<br />
nichts. Auch eine klare Mehrheit von 80 Prozent<br />
der Bevölkerung lehnt derartige Eintrittstests<br />
dezidiert ab. Zurecht, schließlich würden<br />
Zutrittstests in den Geschäften kaum etwas<br />
an den Corona-Fallzahlen ändern, aber bis zu<br />
zwei Drittel aller Umsätze im Non-Food Handel<br />
vernichten. Das belegen nicht nur die Umsatzausfälle<br />
der Friseure in Österreich, sondern<br />
auch die einbrechenden Umsatzzahlen beim<br />
Handel in Deutschland, der darunter massiv<br />
leidet. Die Händler in der Bundesrepublik<br />
mussten durch die Einführung von Zutrittstests<br />
Umsatzrückgänge von mehr als 60 Prozent<br />
verkraften.<br />
"Der Handelsverband hat stets vor den negativen<br />
Effekten von Eintrittstests in den Geschäften<br />
auf unternehmerische Existenzen,<br />
Arbeitsplätze sowie auf die soziale und psychologische<br />
Gesundheit der Bevölkerung gewarnt.<br />
Gerade für den Einzel- und Großhandel<br />
sind derartige Tests auch aufgrund der begrenzten<br />
Aufenthaltsdauer nicht notwendig.<br />
Zutrittstests im Handel wären ein nicht zu bewältigender<br />
massiver Mehraufwand, der nicht<br />
administrierbar ist. Die 600.000 Beschäftigten<br />
in unserer Branche sind Verkäufer, keine Polizisten",<br />
stellt Branchensprecher Rainer Will klar.<br />
(RED)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S10<br />
Corona-Studie: 65% wollen sich<br />
impfen lassen. Ein Drittel muss<br />
Ausgaben im Handel einschränken<br />
9% der Bevölkerung beschränken sich auf den Kauf lebensnotwendiger Güter.<br />
Angst vor Vereinsamung nimmt zu. Drei Viertel der Lockdown-bedingten Umsatzverluste<br />
in Ostregion unwiederbringlich verloren. Zeitnahe Umsetzung des<br />
"Comebackplans" der Bundesregierung entscheidend. BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
PRESSESPRECHER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Gemeinsam mit Mindtake Research<br />
hat der Handelsverband<br />
im April eine Erhebung der<br />
aktuellen Corona-Situation in<br />
Österreich durchgeführt. Zentrales Ergebnis<br />
der "Consumer Check"-Umfrage: Eine deutliche<br />
Mehrheit von 57 Prozent der Bevölkerung<br />
möchte sich gegen Corona impfen lassen,<br />
immerhin 8 Prozent gaben an, bereits geimpft<br />
zu sein. 35 Prozent der Österreicherinnen und<br />
Österreicher sprechen sich allerdings weiterhin<br />
gegen eine Impfung aus.<br />
Fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung<br />
würden sich sofort impfen lassen.<br />
"Umso wichtiger ist es, allen Nachfragenden<br />
auch zeitnah ein Impfangebot anbieten<br />
zu können. Darauf hoffen auch die<br />
heimischen Händler", bestätigt Rainer Will,<br />
Geschäftsführer des Handelsverbandes.<br />
Was die eigenen Ausgaben im Einzelhandel<br />
betrifft, muss sich ein Drittel der<br />
Konsumenten aufgrund der andauernden<br />
Pandemie finanziell einschränken.<br />
Neun Prozent der Befragten geben sogar an,<br />
sich zurzeit auf den Kauf lebensnotwendiger<br />
Güter wie Lebensmittel beschränken zu müssen.<br />
Das bestätigt die jüngsten Umsatz-Prognosen<br />
des Handelsverbands. Drei Viertel der Umsatzverluste<br />
aus dem vierten Lockdown in Wien,<br />
Niederösterreich und dem Burgenland gehen<br />
den betroffenen Händlern unwiederbringlich<br />
verloren.<br />
Bevölkerung fürchtet Isolation, Vereinsamung<br />
Auf Platz eins der größten Corona-Ängste<br />
befindet sich momentan die Ansteckung mit<br />
dem Virus selbst (31%), gefolgt von den Ne-
enwirkungen der Impfung (27%) auf dem<br />
zweiten Platz. Wenig erstaunlich, sondern vielmehr<br />
verständlich ist die auf den dritten Rang<br />
vorgerückte Angst vor Isolation und Vereinsamung<br />
im täglichen Leben (25%). Nicht nur die<br />
negativen monetären Auswirkungen der Krise<br />
auf das Haushaltsbudget der Konsumenten<br />
bereiten Sorgen, sondern auch die Tatsache,<br />
dass Ängste und psychische Probleme massiv<br />
zunehmen. Immer mehr Menschen fürchten<br />
sich vor sozialer Isolation und Vereinsamung.<br />
Die Schließung des Handels, trotz vorbildlichem<br />
Einhalten sämtlicher Hygiene- und<br />
Sicherheitskonzepte seitens der Bevölkerung,<br />
verstärkt diese Angst nur noch weiter. Umso<br />
mehr Relevanz kommt jetzt einer raschen,<br />
praxisnahen Umsetzung des versprochenen<br />
"Comeback-Plans" der Bundesregierung zu.<br />
Worauf freuen sich die Österreicherinnen und<br />
Österreicher nach dem Ende der Covid-Restriktionen<br />
am meisten?<br />
Die Top-8 Aktivitäten sind Freunde und Familie<br />
treffen (27%), Restaurantbesuche (22%),<br />
ungehindertes Reisen (21%), Thermen- bzw.<br />
Wellness-Aufenthalte (10%), Shoppen ohne<br />
Maske (6%), der Besuch von Nachtclubs (5%),<br />
die Ausübung von Sport ohne Einschränkungen<br />
(5%) und schließlich Dating (1%).<br />
Über den HV Consumer Check<br />
Im Zuge des Handelsverband Consumer<br />
Check werden im Laufe des Jahres die österreichischen<br />
Konsumenten zu zwölf speziellen<br />
Themen oder Ereignissen im Handel befragt.<br />
Der Studie wird von MindTake Research,<br />
einem der führenden Full-Service Online<br />
Marktforschungsinstitute im deutschsprachigen<br />
Raum, durchgeführt. Für den aktuellen<br />
Corona-Consumer Check wurden 504 Personen<br />
im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt, die<br />
repräsentativ für die österreichische Bevölkerung<br />
nach Alter, Geschlecht, Bundesland und<br />
Bildung stehen. (RED)<br />
<strong>LE</strong>SERBRIEF/ STATEMENT<br />
Wir wollen folgen und sozial der Gruppe entsprechen. Dies dient dem<br />
Überleben. Die Angst vor Bestrafung wurde uns spätestens in der Schulzeit<br />
eingeimpft, auch ganz ohne Impfung.<br />
Bei manchen wurde diese sogar schon mit der<br />
Muttermilch zugeführt. Kollektive Traumen<br />
aus Kriegszeiten stecken über Generationen<br />
in unserer Epigenetik fest, vielfältige<br />
Kindheitstraumen können darüber hinaus<br />
Nährboden für Ängste werden. Solange<br />
wi diese nicht bewusst aufzuarbeiten beginnen,<br />
werden diese durch Situationen unbewusst<br />
aktiviert, die uns in Stress bringen, indem<br />
sie unsere Ängste puschen, uns isolieren.<br />
Diese Situation finden wir nun, forciert durch Lockdown und Ungewissheit,<br />
in großen Teilen der Bevölkerung wieder.<br />
Wir sind soziale Wesen mit dem essentiellen Bedürfnis nach Berührung<br />
und dem Erfahren der Mimik unserer Gegenüber. Ein Lächeln zeigt beruhigenden<br />
Effekt auf uns und die Ungewissheit der Ausdrucks hinter<br />
einer Maske löst nachgewiesener Maßen Stressreaktionen bei uns aus.<br />
Menschen in Isolation befinden sich im Dauerstress und dies verringert<br />
die Immunabwehr. Isolation ist eine Foltermethode für Gefangene.<br />
Studenten, die kaum reale Kontakte haben, z.B. weil sie eben erst nach<br />
Wien gezogen sind, entwickeln wie alle einsamen Menschen Ängste<br />
und / oder Depressionen, zu denen neben Schlafproblemen, bedrückte<br />
Stimmung, Konzentrationsschwierigkeiten, Entscheidungsschwäche,<br />
Gereiztheit und mehr, wie auch Selbstmordgedanken gehören können.<br />
Gesundheit ist ein biopsychosoziales Geschehen und kann nicht isoliert<br />
an einem einzigen Virus betrachtet werden. Eine Gesundheitspolitik,<br />
die Solches unter Druck vornimmt, führt gezwungener Maßen<br />
zum Missverhältnis bis zur Krankheit auf all diesen Ebenen! Damit führt sie<br />
selbstverständlich in eine Unrechtmäßigkeit.<br />
Dr.med. Silvia Bernhuber<br />
Psychotherapeutin in freier Praxis)<br />
www.silviabernhuber.at
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S12<br />
Megatrend Sustainable Fashion:<br />
Das Bewusstsein ist stärker denn je<br />
Der Handelsverband durfte Willibald Kofler von PwC Strategy& zum Interview<br />
treffen und ihn zur erst kürzlich veröffentlichten Fashion-Studie interviewen. Mit<br />
einem Fokus auf den österreichischen Fashion-Markt liefert Kofler in Kombination<br />
mit den Ergebnissen der brandaktuellen Studie hoch spannende Insights zur<br />
Modebranche der Zukunft. BEITRAG: JULIA GERBER<br />
“Sustainable Fashion nimmt bei all diesen<br />
Themen eine übergeordnete Rolle ein.<br />
Mehr als 80% der Generation X und über<br />
90% der Generation Z geben an, dass sich<br />
Modeunternehmen mit ökologischen<br />
und sozialen Fragen befassen sollten.<br />
Aus diesem Grund bemühen sich MarktteilnehmerInnen,<br />
den Fußabdruck ihrer<br />
Supply Chain zu reduzieren. Das Bewusstsein<br />
für Nachhaltigkeit ist stärker denn<br />
je, weshalb “Greenwashing” auch im<br />
Modemarkt wahrgenommen und kritisch<br />
betrachtet wird.”<br />
MAG. WILLIBALD KOF<strong>LE</strong>R<br />
Mag. Mag. Willibald Kofler ist Partner<br />
bei Strategy&, der Strategieberatung<br />
von PwC, wo er<br />
die Führung am Wiener Standort<br />
übernahm. Schon seit 2007 ist er bei PwC<br />
als Berater von Führungskräften in der Einzelhandels-<br />
und Verbraucherbranche aktiv.<br />
Dabei hilft Kofler (Fashion-)Retailern dabei<br />
Strategien zu entwickeln, um neue Märkte<br />
zu erschließen und ihre Marktpositionierung<br />
zu verbessern – mit Spezialisierung auf leistungsorientierte<br />
Transformations- und Fit for<br />
Growth-Programme, die Entwicklung von<br />
Wachstumsstrategien, gezieltes Design von<br />
Betriebsmodellen und kommerzielle Exzellenz.<br />
Allen voran im Bereich Mode-, Sport- und Lebensmitteleinzelhandel.<br />
HV: Erzählen Sie uns von den Markttrends des<br />
(österreichischen) Modemarkts 2020 bzw.<br />
welche dieser Trends werden auch noch für<br />
die nächsten 5-10 Jahre von hoher Relevanz<br />
sein? Von all den in der Studie aufgegriffenen<br />
Trends, welchen sehen Sie persönlich als den<br />
stärksten?<br />
Willibald Kofler: Obwohl der Modemarkt<br />
grundsätzlich sehr stark segmentiert ist, gibt es<br />
eine Reihe an Megatrends, die einen Großteil<br />
der Marktteilnehmer zum Wandel drängen.<br />
Seit der Coronakrise beobachten wir zwei<br />
Trends, die das Verbraucherverhalten einerseits<br />
und die technologische Entwicklung andererseits<br />
betreffen: Casual Fashion und Digitalisierung.<br />
Das liegt einerseits daran, dass die Menschen<br />
mehr Zeit zu Hause verbringen und es weniger<br />
Anlässe gibt, zu denen formelle Kleidung<br />
getragen wird. Andererseits musste der stationäre<br />
Handel wegen der Corona-Pandemie
ereits mehrmals über längere Zeiträume<br />
hinweg schließen, weshalb Kaufinteressierte<br />
seitdem auf E-Commerce oder alternative<br />
Vertriebskanäle ausweichen müssen.<br />
anonymen Welt zu bewahren. Viele Unternehmen<br />
im Modemarkt haben diesen Trend<br />
mittlerweile erkannt und ihr Geschäftsmodell<br />
darauf ausgerichtet oder aufgebaut.<br />
Die Coronakrise beschleunigte sowohl die<br />
Informalisierung als auch die Digitalisierung<br />
der Branche. Ein anderer relevanter Trend ist<br />
die ökologische und soziale Nachhaltigkeit<br />
von Fashionlabels und ihrem Sortiment. Die<br />
Konsumentenseite fordert hier zunehmend ein<br />
aktives Engagement der gesamten Modeindustrie<br />
in Bezug auf ihren ökologischen Fußabdruck<br />
und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
an den Produktionsstandorten.<br />
Ich glaube, dass uns diese Trends – Informalisierung,<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />
– auch nach der Coronakrise begleiten und<br />
langfristig zu einer Transformation der gesamten<br />
Branche führen werden.<br />
HV: Welche Rolle spielen Themen wie Marktkonnektivität,<br />
Differenzierung und Sustainable<br />
Fashion am österreichischen Modemarkt?<br />
Willibald Kofler: All die genannten Themen<br />
gewinnen im globalen Modemarkt rasant an<br />
Bedeutung, insbesondere im deutschsprachigen<br />
Raum. Unsere Studie zeigt, dass der<br />
Wunsch nach Informationstransparenz ein<br />
wesentlicher Treiber für die Konnektivität in<br />
der Fashionindustrie ist.<br />
Vor allem die Jungen – üblicherweise unter 30<br />
Jahren – legen großen Wert auf die Digitalisierung<br />
des stationären Einkaufserlebnisses. Die<br />
Anwendungsgebiete sind vielfältig: Werbung<br />
auf Social Media zur Kaufanbahnung, digitale<br />
Check-Outs vor Ort oder automatisierte<br />
Chatbots beim Kundensupport nach dem<br />
Einkauf.<br />
Gleichzeitig spielt auch der Wunsch nach<br />
Individualisierung und Differenzierung eine<br />
zunehmend wichtige Rolle im Modemarkt.<br />
Durch Personalisierung der Produkte versuchen<br />
KonsumentInnen, Einzigartigkeit in einer<br />
HV: Es war überall in den Medien zu lesen:<br />
Gerade die Modebranche erlitt durch die<br />
Coronakrise massive Umsatzeinbrüche. Wie<br />
und wann wird sich die Fashion-Branche erholen?<br />
Wird sie sich denn überhaupt erholen?<br />
Willibald Kofler: Tatsächlich stellt die Coronakrise<br />
einen massiven Einschnitt in die finanzielle<br />
Erfolgsgeschichte der Modebranche<br />
dar – dies lässt sich natürlich auch mit Zahlen<br />
belegen: Zwischen 2016 und 2019 wuchs der<br />
weltweite Umsatz der Bekleidungsindustrie<br />
von ca. 1.400 auf fast 1.600 Milliarden Euro,<br />
was einem Anstieg von fast 15% entspricht.<br />
Die Pandemie hat dieses Wachstum der letzten<br />
Jahre gestoppt, aber unseren Prognosen<br />
zufolge sollte die Branche 2023 wieder das<br />
Vorkrisenniveau erreichen.<br />
Allerdings hat Corona tiefgreifende Veränderungsprozesse<br />
angestoßen, welche die<br />
Zukunft der Modeindustrie nachhaltig prägen<br />
werden. Erstens ist absehbar, dass die Gesellschaft<br />
aufgrund von Einkommensverlusten<br />
und einem stärkeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit<br />
ihre Konsumausgaben voraussichtlich<br />
in Zukunft insgesamt eher reduzieren wird.<br />
Zweitens zeigen unsere Analysen, dass die<br />
Channel-Verschiebungen weg vom stationären<br />
Einzelhandel und hin zu mehr E-Commerce<br />
auch nach der Pandemie bestehen<br />
bleiben, da mittlerweile ein „Gewöhnungseffekt“<br />
an die neue Einkaufsnormalität eingetreten<br />
ist.<br />
HV: Mit welchen Strategien können österreichische<br />
Fashion-Unternehmen der CO-<br />
VID19-Krise begegnen? In anderen Worten:<br />
Welche Lösungsansätze sieht PwC Strategy&<br />
konkret, um Modeunternehmen wieder fit zu<br />
machen und eine identitätsgerechte, konsumentenorientierte<br />
Strategie maßzuschneidern?<br />
JULIA GERBER<br />
COMMUNICATIONS<br />
MANAGER MARKETING<br />
PR & KOMMUNIKATION<br />
HANDELSVERBAND
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S14<br />
Willibald Kofler: Das spannende an Fashion<br />
ist, dass Erfolg in dieser Branche nicht allein<br />
über Optimierung und Digitalisierung definiert<br />
wird. Mode ist und bleibt auch eine Kunst<br />
– das heißt, wenn österreichische Fashion-<br />
Unternehmen die Trends frühzeitig erkennen,<br />
verstehen und ihr Produktsortiment nach ihnen<br />
ausrichten, können sie weiterhin marktrelevant<br />
bleiben. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive<br />
gibt es einige wichtige Ansätze, um<br />
Modeunternehmen systematisch fit für die Zukunft<br />
zu machen.<br />
Zur Entwicklung identitätsgerechter und konsumentenorientierter<br />
Unternehmensstrategien<br />
setzen wir bei PwC Strategy& unseren<br />
“Capabilities-driven Strategy”-Ansatz ein.<br />
Wir wenden dieses Konzept branchenübergreifend<br />
an, um Strategien systematisch an<br />
den Kernfähigkeiten des Unternehmens auszurichten.<br />
Auf der Kostenseite kommt unser<br />
bewährtes “Fit for Growth”-Programm zur<br />
Anwendung. Gemeinsam mit unseren Kund-<br />
Innen überprüfen wir dabei die Kostenstrukturen<br />
in allen Funktionsbereichen und nehmen<br />
zielgerichtete Kostensenkungen vor, um ein<br />
starkes und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.<br />
HV: „Der klassische Modehandel hat seine<br />
Daseinsberechtigung verloren“ – diese Aussage<br />
stammt von Prof. Dr. Jochen Strähle,<br />
Dekan der Fakultät Textil & Design an der<br />
Hochschule Reutlingen und wurde in der<br />
PwC Fashion-Studie zitiert. Wie stehen Sie zu<br />
dieser Aussage und können Sie diese genauer<br />
erörtern?<br />
Willibald Kofler: Dass der Branche große Veränderungen<br />
bevorstehen, ist eine Tatsache,<br />
die außer Frage steht. Der Modehandel spürt<br />
den Druck am Markt – eine anhaltende Welle<br />
an Konsolidierungen und Insolvenzen ist der<br />
beste Beweis dafür. Beispielsweise ist die Anzahl<br />
der Unternehmen im deutschen Bekleidungseinzelhandel<br />
zwischen 2010 und 2018<br />
um insgesamt 31% zurückgegangen.<br />
Dennoch hat der klassische Modehandel<br />
seine Daseinsberechtigung nicht eingebüßt. Es<br />
gibt sehr wohl einen Platz für stationäre Mode<br />
-Geschäfte am Markt, wenn diese ein innovatives<br />
Einkaufserlebnis und eine kundenzentrierte<br />
Customer Journey bieten können.<br />
Unsere Studie belegt, dass der stationäre Handel<br />
insbesondere dann Zusatznutzen beim<br />
Einkaufen stiftet, wenn Konsumenten positive<br />
Überraschungen erleben, neue Produkte<br />
ausprobieren oder von einem exklusiven<br />
Sortiment profitieren können. Viele Marktteilnehmer<br />
wissen das und ergreifen bereits<br />
entsprechende Maßnahmen wie die Sicherstellung<br />
eines nahtlosen Omnichannel-Einkaufserlebnisses.<br />
HV: Sprechen wir über die ideale Customer<br />
Journey. Wer ist unter den Playern am österreichischen<br />
Markt Omnichannel-Anbieter mit<br />
einer hervorragenden Customer Journey, der<br />
in Ihren Augen ein Paradebeispiel ist?<br />
Willibald Kofler: Die Frage nach dem optimalen<br />
Vertriebskanal ist tatsächlich keine binäre<br />
Entscheidung zwischen digital und stationär.<br />
Omnichannel-Konzepte können die<br />
Vorteile beider Welten verbinden, um der<br />
jeweiligen Zielgruppe eine optimale und zeitgemäße<br />
Customer Journey zu bieten. Viele<br />
bekannte Marktteilnehmer haben sich bereits<br />
unter dem Druck von Digitalisierung und<br />
E-Commerce neu erfunden, ohne auf den<br />
stationären Handel verzichten zu müssen.<br />
Auch am österreichischen Markt gibt es<br />
solche Player, die Offline- und Online-<br />
Lösungen zum Vorteil der Zielgruppe clever<br />
kombinieren:<br />
Bei BestSecret gibt es zum Beispiel ein exklusives<br />
Produktsortiment nur für Mitglieder, sowohl<br />
im Onlineshop als auch in den Flagship<br />
Stores. Humanic bietet einen digitalen Scan<br />
der Fußdimensionen an, um der Kundschaft<br />
bei der Wahl passender Schuhe und Größen<br />
individualisierte Empfehlungen zu geben.<br />
Bei Ace & Tate kann man fünf Brillen online<br />
bestellen, eine davon behalten und sich bei<br />
Reparaturen und anderen Services weiterhin<br />
an das Geschäft vor Ort wenden. Wenn<br />
man über die Grenze zu unseren deutschen<br />
Nachbarn schaut, dann ist Breuninger ein<br />
Paradebeispiel für ein gelungenes Omnichannel-Konzept.<br />
HV: Was raten Sie einem kleinen Modeeinzelhändler<br />
in der Wiener Innenstadt mit weniger<br />
als 5 Angestellten ohne Web-Shop. Kann<br />
dieser in der heutigen Zeit überleben und zu<br />
welchen Maßnahmen raten Sie ihm?
Willibald Kofler: Die Pandemie hat uns gezeigt,<br />
dass der Modehandel ohne komplementäre,<br />
digitale Lösungen große Wettbewerbsnachteile<br />
erleiden kann. Corona diente<br />
als Katalysator für eine gewaltige Digitalisierungswelle<br />
in der Branche. Es ist wichtig, dass<br />
auch kleine HändlerInnen diese Entwicklung<br />
nicht kategorisch ausblenden. Es gibt nämlich<br />
interessante Alternativen, die mit einem<br />
geringen Ressourceneinsatz rasch umgesetzt<br />
werden können – man denke hier zum<br />
Beispiel an Click & Collect. Sofern das betroffene<br />
Geschäft von einer geeigneten Zielgruppe<br />
frequentiert wird, wären mittelfristig<br />
erste Erfahrungen mit E-Commerce sicherlich<br />
sehr wertvoll.<br />
Hier würde ich kleineren Betrieben raten, zunächst<br />
auf Standard-Lösungen wie zum Beispiel<br />
Shopify zurückzugreifen, um das Konzept<br />
und dessen Akzeptanz bei der Kundschaft mit<br />
geringem Risiko testen zu können.<br />
HV: Der Fast Fashion Retailer „Primark“ verlor<br />
von 2019 auf 2020 1,89 Milliarden Britische<br />
Pfund. Denken Sie ist das allein der<br />
Corona-Pandemie verschuldet oder findet<br />
zeitgleich ein Umdenken bei den Menschen<br />
statt, das für diesen Umsatzrückgang verantwortlich<br />
ist? Denn immer mehr Menschen legen<br />
Wert auf das Konzept der „Sustainable<br />
Fashion“. Was genau muss ein/e ModehändlerIn<br />
tun, um den großen Trend der Sustainable<br />
Fashion aufzugreifen und zielgerichtet<br />
an seine KonsumentInnen zu transportieren?<br />
Willibald Kofler: Dieses Beispiel würde ich weniger<br />
auf das steigende Nachhaltigkeitsbewusstsein<br />
bei KonsumentInnen zurückführen.<br />
Denn viele andere Fast Fashion-Retailer sind<br />
im gleichen Zeitraum stark gewachsen.<br />
Konkret sehe ich die Ursache von Verlusten<br />
einiger Fast Fashion-Retailer in der Coronakrise,<br />
kombiniert mit einer konsequenten Offline-Strategie<br />
der Konzernleitung. Unternehmen<br />
ohne eigenen Web-Shop können bzw.<br />
konnten während des Lockdowns wenig bis<br />
gar keine Umsätze erwirtschaften.<br />
“Sustainable Fashion ist ein zentraler Baustein<br />
für die Zukunft der Modeindustrie. Unsere<br />
Studienergebnisse zeigen, dass die Generationen<br />
Y und Z eine höhere Zahlungsbereitschaft<br />
für nachhaltig und ethisch produzierte<br />
Artikel haben.” Um dieses Marktpotential auszuschöpfen,<br />
sollten ModehändlerInnen eine<br />
integrierte Nachhaltigkeitsstrategie mit den<br />
folgenden vier Eckpfeilern ausarbeiten:<br />
* Erhöhung der Kreislaufwirtschaft<br />
* Verbesserung der Lieferketten-Transparenz<br />
* Verwendung nachhaltiger Rohmaterialien<br />
* Einhaltung ethischer Arbeitsbedingungen.<br />
Zusätzlich müssen ModehändlerInnen einen<br />
strukturierten Rahmen schaffen, um die<br />
ökologischen und sozialen Effekte ihrer<br />
Geschäftstätigkeit messbar zu machen und<br />
mit der Öffentlichkeit zu teilen.<br />
(RED)<br />
Automatisierter Materialfluss mit Dematic – Just-in-time.<br />
Typische Themen des Fertigungsgeschäfts sind die Komplexität<br />
Ihres Produktmixes, kleine Losgrößen und eine Vielzahl von<br />
Arbeitsschritten pro Komponente. Der Transport solcher<br />
Produkte erfordert eine flexible Logistiklösung.<br />
Die automatisierten Transportsysteme von Dematic bieten<br />
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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S16<br />
E-Commerce in der DACH-Region<br />
überspringt erstmals 100 Mrd. Euro<br />
Erstmals hat der E-Commerce allein mit Waren, die an Endverbraucher verkauft<br />
werden, in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2020 ein konsolidiertes<br />
Volumen von mehr als 100 Mrd. Euro inkl. USt erreicht. Der deutschsprachige<br />
E-Commerce setzt damit mehr um als jeder andere Sprachraum in Europa.<br />
BEITRAG: RAINER WILL<br />
Kopf und Jahr). Zusammen bringen es die<br />
deutschsprachigen Märkte auf ein Viertel des<br />
E-Commerce-Warenumsatzes in den USA.<br />
Der Anteil des E-Commerce am Einzelhandel<br />
steigt in allen drei Märkten weiterhin konstant<br />
an. Prozentual am stärksten fiel das Wachstum<br />
2020 in der Schweiz mit einem Sprung<br />
um 27,9 Prozent aus, gefolgt von Österreich<br />
(+17,4 Prozent) und Deutschland (+14,6 Prozent).<br />
Dabei unterscheiden sich Deutschland,<br />
Österreich und die Schweiz im Einkaufsverhalten<br />
durchaus. Um die Unterschiede in den<br />
Ländern darzustellen, haben die Branchenverbände<br />
Bundesverband E-Commerce und<br />
Versandhandel Deutschland e.V. (bevh),<br />
Handelsverband – Verband österreichischer<br />
Handelsunternehmen sowie Verband des<br />
HANDELSVERBAND.swiss die Zahlen verglichen.<br />
Die Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
in der Schweiz kauften in 2020 Waren für<br />
13,1 Mrd. CHF (umgerechnet 11,84 Mrd. Euro,<br />
+27.2 Prozent) online ein.<br />
Pro Kopf wurde in den drei Ländern<br />
im Mittel etwa für 1000 Euro im Jahr<br />
bestellt – deutlich mehr als beispielsweise<br />
in Frankreich (67 Mio. Einwohner<br />
und etwa 46,4 Mrd. Euro vergleichbares<br />
E-Commerce-Volumen), aber noch<br />
erheblich weniger als in Großbritannien (82,6<br />
Mrd. Euro Marktvolumen, ca. 1233 Euro pro<br />
Die Onlineeinkäufe haben sich somit innerhalb<br />
von sechs Jahren verdoppelt. Die Branche<br />
in Österreich konnte im Vorjahr erstmals<br />
mehr als 8,5 Mrd. Euro im E-Commerce erwirtschaften.<br />
Der über mobile Endgeräte<br />
generierte Umsatz hat sich um mehr als 50<br />
Prozent erhöht – mehr als in Deutschland,<br />
wo das Volumen nur um 11,1 Prozent stieg.<br />
Allerdings liegt der Anteil des Mobile Commerce<br />
am gesamten E-Commerce-Umsatz<br />
hierzulande mehr als doppelt so hoch wie<br />
in Österreich. In Deutschland liegen die Online-Umsätze<br />
mit Waren für 2020 bei 83,3 Mrd.<br />
Euro. Dies ergibt einen prozentualen Anstieg<br />
von 14,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2019.
Obwohl während der gesamten Corona-Krise<br />
in allen drei Ländern der Lebensmittelhandel<br />
nie geschlossen hatte, legte dieser im Onlinehandel<br />
überall prozentual am stärksten<br />
zu. Doch noch immer ist der e-Food-Sektor<br />
nirgends stärker als in der Schweiz: Mit 1,5<br />
Mrd. Euro liegt er zwar deutlich unter dem<br />
deutschen Lebensmittel-Onlinehandel (2,7<br />
Mrd. Euro, +67 Prozent). Aber bei annähernd<br />
vergleichbarer Bevölkerungsgröße ist er mehr<br />
als doppelt so hoch wie in Österreich (693<br />
Mio. Euro, +20,9 Prozent). Pro Kopf gab jeder<br />
Deutsche wiederum nicht einmal 33 Euro für<br />
Lebensmittel im Internet aus. In der Schweiz<br />
waren es mehr als 175 Euro, in Österreich immerhin<br />
mehr als 78 Euro.<br />
“Der Onlinehandel hat 2020 in der Schweiz einen<br />
Dreijahressprung gemacht. Wir sind positiv<br />
beeindruckt wie Händler als auch die nachgelagerte<br />
Zustellung über Monate solche<br />
Leistungen auf hohem Niveau erbringen<br />
konnte. Selbst während der Weihnachtszeit<br />
hat alles fast perfekt funktioniert. Interessant<br />
zu beobachten war, dass insbesondere<br />
Omni-Channel Anbieter in den Schliessungsphasen<br />
Wachstumsquoten von Faktor 5 bis<br />
10 absorbieren konnten”, so Patrick Kessler,<br />
Geschäftsführer des HANDELSVERBAND.swiss.<br />
Rainer Will, Geschäftsführer des österreichischen<br />
Handelsverbands: “Der Onlinehandel<br />
ist im Corona-Jahr 2020 in Österreich mit 17,4<br />
Prozent so stark gewachsen wie nie zuvor.<br />
Damit hat die Pandemie den E-Commerce<br />
hierzulande noch weit stärker befeuert als<br />
in Deutschland. Mittlerweile shoppen alle<br />
Altersklassen im Internet und das wird auch<br />
nach Covid so bleiben. Der Trend zum 'regionalen<br />
Einkauf hält ebenfalls an – eine große<br />
Chance für die Webshops der DACH-Region,<br />
mit europäischer Qualität zu überzeugen.”<br />
Während in Deutschland das Fashion-Segment<br />
trotz der anfänglichen Schwäche seinen<br />
Abstand auf die ehemals führende Hausund<br />
Heimelektronik (Braune und Weiße Ware<br />
sowie Telekommunikation) ausbauen konnte,<br />
ist in der Schweiz genau der gegenteilige<br />
Effekt eingetreten. Erneut wurde in der<br />
Schweiz online deutlich mehr in der Kategorie<br />
Heimelektronik bestellt.<br />
Ein Umsatzvolumen von über 3 Mrd. CHF (+48<br />
Prozent) macht diesen Bereich umsatzmässig<br />
zum beliebtesten Onlinehandels-Sortiment.<br />
In Deutschland erreichten die entsprechenden<br />
Sortimente ein konsolidiertes Volumen<br />
von 20,5 Mrd. Euro, 12,6 Prozent mehr als vor<br />
Jahresfrist. Bekleidung und Schuhe hingegen<br />
wurden in der Schweiz für 2,5 Mrd. CHF (+15<br />
Prozent) online eingekauft. Die deutschen<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher haben<br />
online in 2020 für 21,2 Mrd Euro (+13,2 Prozent)<br />
Bekleidung und Schuhe gekauft.<br />
Die großen Online-Pure-Player haben in der<br />
Schweiz auf hohem Niveau weiterhin hohe<br />
Wachstumsquoten von bis zu 50 Prozent erzielen<br />
können. In Deutschland wurde fast jeder<br />
zweite umgesetzte Euro in 2020 auf Onlinemarktplätzen<br />
und Plattformen getätigt. Hinter<br />
dem mit mehr als 20 Prozent besonders ausgeprägten<br />
Wachstum dieser Kategorie verbirgt<br />
sich ein Zuwachs an großen und kleinen<br />
Händlern. Dabei spielten auch Marktplätze<br />
wie Amazon, Mercateo, otto.de oder Zalando<br />
eine wichtige Rolle, indem sie kleinen und<br />
mittleren Unternehmen (KMU) den Einstieg in<br />
den Online-Handel erleichterten.<br />
“Diese beeindruckenden DACH-Zahlen zeigen,<br />
dass – bei allen regionalen Unterschieden<br />
im Detail – E-Commerce überall der<br />
Motor für den Handel ist. Noch gar nicht<br />
enthalten sind hier zahlreiche online eingekaufte<br />
Dienstleistungen wie etwa Reisen oder<br />
Events; ebensowenig der viel größere E-Commerce<br />
zwischen Unternehmen. Die daraus<br />
resultierenden Chancen für die Wertschöpfung<br />
und das Wirtschaftswachstum gilt es vielfach<br />
noch zu heben, wie auch unsere jüngste<br />
Studie zur Bedeutung des E-Commerce für<br />
die deutsche Wirtschaft gezeigt hat”, so<br />
Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer<br />
des bevh. (RED)<br />
RAINER WILL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HANDELSVERBAND
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S18<br />
Datengesteuerte Warenzustellung<br />
Verpflichtende Bereitstellung von Daten vor dem Versand erhöht die Zustelleffizienz,<br />
gewährleistet Zustellpräferenzen der Empfänger und ermöglicht Nachhaltigkeit.<br />
BEITRAG: WALTER TREZEK<br />
WALTER TREZEK<br />
VICE-CHAIR<br />
ELOGISTICS-WORKING<br />
GROUP ECOMMERCE<br />
EUROPE<br />
CHAIRMAN OF THE UPU<br />
CONSULTATIVE<br />
COMMITTEE (CC)<br />
UND EXPERTE DES<br />
LOGISTIC-NATIVES E.V.<br />
Mit der Umsetzung des EU<br />
MwSt. Ecommerce Pakets<br />
(RICHTLINIE (EU) 2017/2455<br />
DES RATES vom 5. Dezember<br />
2017) beginnt am 1. Juli <strong>2021</strong> ein neues<br />
Zeitalter für die Zustellung von Warensendungen<br />
in der Europäischen Union. Ziel<br />
ist es, die im digitalen Handel bei Distanzkäufen<br />
verfügbaren Daten, zwischen den<br />
an der Leistungserbringung Beteiligten,<br />
vor der physischen Zustellung in harmonisiertem<br />
Format auszutauschen.<br />
EU Zolldatenmodel: Ende von Einfuhrumsatzsteuerbetrug<br />
und Zollhinterziehung<br />
Die jetzt umzusetzenden MwSt.- und Zollvorgaben<br />
stellen zunächst nur gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
zwischen hauptsächlich<br />
asiatischen und europäischen Ecommerce<br />
Händlern her. Das wird erreicht, indem die<br />
Einfuhrumsatzsteuerfreigrenze von EUR 22<br />
/ 44 abgeschafft wird. Dazu wird eine verpflichtende<br />
digitale Vorab- Zolldeklaration<br />
für Waren mit geringem Wert bei Warenimporten<br />
in die EU eingeführt.<br />
Abgabe der Zollanmeldung für Sendungen<br />
geringen Werts im Bestimmungsland<br />
Ab 1. Juli <strong>2021</strong> gilt, die Abgabe der Zollanmeldungen<br />
für Sendungen geringen Werts<br />
hat im Bestimmungsland (gem. Art. 221 (4)<br />
UZK-IA) zu erfolgen. Ausnahme dazu ist das<br />
Import-One-Stop-Shop System. Es erlaubt,<br />
dass die Warensendungen dem Zoll in einem<br />
beliebigen EU-Mitgliedsstaat gestellt werden,<br />
und dort für die Zustellung in der gesamten EU<br />
freigegeben werden können.<br />
Mit der Verwendung des Import-One-Stop-<br />
Shop (IOSS) Systems für die genannten<br />
Distanzkäufe aus Drittstaaten bei Import in die<br />
EU, sind diese Sendungen von der Einfuhrumsatzsteuer<br />
(EUSt.) befreit. Die EUSt. wird bereits<br />
beim Kauf am Point of Sale (PoS) eingehoben.<br />
Notwendig ist dazu eine Fiskalrepräsentanz<br />
über einen EU-Mitgliedsstaat nach Wahl<br />
des Verkäufers (s.g. Mitgliedsstaat der Identifikation),<br />
der sich zur Begleichung der MwSt.-<br />
Pflicht monatlich, einer IOSS-MwSt. Identifikationsnummer,<br />
gültig für die gesamte EU<br />
bedient.
One-Stop-Shop bei EU-weitem Jahresumsatz<br />
von mehr als EUR 10K<br />
Für Warensendungen innerhalb der EU wird<br />
das One-Stop-Shop System ausgeweitet.<br />
Über dem Schwellenwert von EU-weit EUR 10K<br />
Jahresumsatz kommen für die Rechnungsstellung<br />
die Regelungen des EU-Mitgliedsstaates<br />
des Verbrauchs (d.h. dort wo der Erwerber ist)<br />
zur Anwendung. Auch hier wird es möglich<br />
mit der MwSt. Identifikationsnummer eines EU-<br />
Mitgliedsstaates die MwSt. -pflicht für die gesamte<br />
EU, quartalsweise zu begleichen.<br />
EU Zolldatenmodel bestimmt die Datenharmonisierung<br />
vom PoS bis zum Empfänger<br />
Am Point of Sale verfügbaren Daten<br />
gewährleisten im digitalen Einzelhandel:<br />
• die Sicherheit der Produkte - Handelswaren<br />
müssen für den online Einzelhandel generisch,<br />
mittels des harmonisierten Zollkodes (zumindest<br />
mittels HS 6-digit Code) und auch individuell<br />
(zumeist geschieht dies über eine international<br />
verfügbare "Trade Item Number")<br />
digital beschrieben werden. Freilich diese Beschreibungen<br />
umfassen auch die Maße, das<br />
Gewicht, Bilder, in dem meisten Fällen auch<br />
Herstellererklärungen, Konformitätserklärungen<br />
oder bei einzelnen Warenkategorien<br />
auch den Verweis auf eine Repräsentanz in<br />
der EU.<br />
• die Sicherheit der Logistik und des Transports<br />
- Das mit 15 März <strong>2021</strong> eingeführte Import-<br />
Kontroll-System 2 (ICS2) der EU, zunächst für<br />
den Flugfrachtverkehr für Post- und Expresssendungen,<br />
nutzt die digital verfügbaren<br />
Daten, die vorab zwischen den Flugfrachtbetreibern<br />
und den EU-Behörden ausgetauscht<br />
werden müssen, um die Transportsicherheit<br />
zu gewährleisten. Bis 2024 wird es zu einer<br />
Volldigitalisierung aller Frachtinformationssysteme<br />
der EU kommen, alle Transport- und<br />
Logistikkanäle werden umfasst. Auch hier ist<br />
das EU Zolldatenmodel der erste Schritt zur<br />
Umsetzung des EU-Transportdatenmodells.<br />
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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S20<br />
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Befähigung zur fortschreitenden Digitalisierung von Unternehmen und der Zustellung von<br />
Handelswaren durch digitale Kommunikationsmedien im Sinne der Zustellungsoptimierung,<br />
Nachhaltigkeit, life-cycle- & Retourenmanagements und der Kreislauflogistik. Sehr gerne<br />
können Sie dem Netwerk beitreten und mit uns den Markt aktiv gestalten. Für Hintergründe<br />
und Fragen steht Ihnen der Geschäftsführer Florian Seikel (Florian.Seikel@logistic-natives.com)<br />
sehr gerne zur Verfügung. Mehr auf logistic-natives.com.<br />
• gleiche Wettbewerbsbedingungen, indem<br />
die Zahlung von Steuern und Abgaben<br />
gewährleistet wird - Die am PoS verfügbaren<br />
digitalen generischen und individuellen<br />
Warenbeschreibungen ermöglichen, in<br />
Verbindung mit den Zustelldaten (dort wo<br />
der Konsument ist) eine genaue Bemessung<br />
der Einfuhrabgaben und Zölle. Im besten<br />
Fall werden diese Abgaben für den Fall<br />
von Warensendungen mit geringem Wert,<br />
bereits über den PoS mittels (I)OSS bei Kauf<br />
vereinnahmt und monatlich, oder im OSS<br />
quartalweise an die zuständigen Behörden<br />
abgeführt.<br />
• die nachhaltige Verwaltung der Verpackung<br />
und des Produktlebenszyklus<br />
- Das Aktionsprogram der Europäischen<br />
Kommission zielt auf eine grundlegende<br />
Erweiterung des heute bereits umzusetzenden<br />
EU-Zolldatenmodels ab. So<br />
werden die genutzten Verpackungen für<br />
den Distanzhandel in Registern erfasst.<br />
In der Folge werden die EU-Mitgliedsstaaten<br />
dazu übergehen, die heute bestehenden<br />
Vertriebsverbote durch Verkehrsverbote zu<br />
verschärfen. Damit müssen die Meldungen<br />
zu den genutzten Verpackungen an die<br />
zuständigen Registerbehörden vor einem<br />
in den Verkehr bringen erfolgen und auch<br />
durch Bevollmächtige der Versender in der<br />
EU abgesichert werden. Gleiches gilt für den<br />
Lebenszyklus der Waren, und deren nachweislich<br />
nachhaltiger Verwertung nach<br />
deren Gebrauch.<br />
• eine individuelle Zustellanweisungen der<br />
Empfänger - Wesentlich für die Leistungserbringung<br />
im digital gestützten Distanzhandel<br />
ist die Zustellung. Dazu wird sich in<br />
den kommenden Jahren eine betreiberunabhängige<br />
Annahme und Abgabeinfrastruktur<br />
etablieren, die den Präferenzen der Empfänger<br />
entspricht. Ähnlich wie in den letzten<br />
Dekaden die Briefkästen allen Zustellern<br />
geöffnet wurden, werden Paketannahme<br />
und -abgabesysteme (Boxen, Stationen,<br />
auch Drop-off / Pick-up oder auch Click &<br />
Collect) allen datengestützt geöffnet.<br />
Jene Länder, die in der Entwicklung der EU<br />
voraus sind, wie Singapore, Macau, China,<br />
haben dazu bereits die rechtlichen und regulatorischen<br />
Grundlagen geschaffen und verabschiedet.<br />
Freilich, bei einem Anteil von<br />
annähernd 50% des digitalen Einzelhandels<br />
und harmonisierter datengestützter Zustellung<br />
wäre es nicht anders zu schaffen.<br />
Harmonisierung unter Einbindung aller<br />
Wirtschaftsbeteiligten<br />
Der Gesetzgeber und die Regulierungsbehörden<br />
haben bereits die Weichen gestellt,<br />
um alle Betroffenen in die Gestaltung der<br />
Rahmenbedingungen mit einzubeziehen.<br />
Dazu ist in Österreich das Austrian Standards<br />
Institute, in Europa das Europäische Komitee<br />
für Normung, neben den Regierungs- und<br />
Regulierungsstellen eingebunden.<br />
Ohne digitale ein-eindeutige Kennungen der<br />
Wirtschaftsbeteiligen, der Handelswaren, der<br />
Art der Verpackungen, der Verfolgbarkeit<br />
der Warensendungen und auch dem betreiberunabhängigen<br />
Zugang zur Abgabeund<br />
Hinterlegungsinfrastruktur, werden die<br />
bereits dokumentierten Effizienz- und Ökologisierungschritte<br />
in den kommenden 3 Jahren<br />
nicht umzusetzen sein.<br />
(RED)
MJR | HANDEL.UMWELT.LOGISTIK<br />
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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S22<br />
Es ist längst höchste Eisenbahn!<br />
Österreich hat freiwillig erklärt, die EU-Klimaziele schon bis 2040 erreichen<br />
zu wollen. Warum das unmöglich ist, welche heißen Eisen die Politik endlich<br />
schmieden muss, wie es der Branche mit Corona geht und wie es um<br />
die Digitalisierung steht, erklärte Mag. Oliver Wagner, Geschäftsführer des<br />
Zentralverbandes Spedition & Logistik, im Gespräch mit Logistik express.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
gegeben, die es zu meistern galt. Generell<br />
sei ein Umdenken zu bemerken: „Die Industrie<br />
überdenkt die Just-in-Time-Konzepte, die<br />
Logistikstandorte rücken wieder näher an<br />
die Produktion“, so Wagner. Es gilt, Ausfallsicherheit<br />
zu erreichen und das geht nun<br />
mal besser, wenn die Ersatzteile oder benötigte<br />
Bauteile nicht vor verschlossenen<br />
Grenzen oder gar auf anderen Kontinenten<br />
stehen.<br />
MAG. OLIVER WAGNER<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
ZENTRALVERBANDES<br />
SPEDITION & LOGISTIK<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Seit über einem Jahr hat die Corona-Pandemie<br />
die Welt im Würgegriff.<br />
Ein ständiges Auf und Ab,<br />
Lockdowns und Lockerungen,<br />
Grenzschließungen und Öffnungen machen<br />
den „Reisebüros des Güterverkehrs“<br />
– also den Speditionen – das Leben schwer.<br />
Natürlich ist es für alle Branchen eine große<br />
Herausforderung, die Krise zu bewältigen.<br />
Dessen ist sich auch Wagner bewusst.<br />
„Trotz aller Widrigkeiten ist es gelungen, die<br />
Versorgungssicherheit zu gewährleisten.<br />
Teilweise gab es täglich, wenn nicht sogar<br />
stündlich Änderungen bei den Grenzübergängen.<br />
Der freie Warenverkehr, ein<br />
Markenzeichen der Europäischen Union,<br />
war und ist zeitweilig einfach nicht gegeben.<br />
Zum Glück ist es ein Kerngeschäft der<br />
Logistik, solche Aufgaben zu lösen. Insgesamt<br />
waren diese Probleme für den Endverbraucher<br />
kaum spürbar.“ So habe es besonders<br />
nach dem ersten Lockdown Probleme<br />
Fahrermangel als Problem?<br />
Schon lange kämpft die Transportbranche<br />
mit dem Problem des Fahrermangels. So<br />
appellierte auch Ende 2020 Alfred Wolfram,<br />
Obmann des Fachverbandes Spedition und<br />
Logistik in der Wirtschaftskammer Österreich,<br />
an die Politik, die Rahmenbedingungen<br />
und das Image für den wichtigsten<br />
Partner der Speditionsbranche zu verbessern.<br />
Wagner sieht das genauso: „Besonders<br />
im ersten Lockdown gab es massive<br />
Probleme, weil Flotten und Fahrer aus Osteuropa<br />
und anderen Ländern sich natürlich<br />
ebenso im Lockdown befanden. Zwar hat<br />
sich die Situation gebessert, allerdings führen<br />
wir ständige Diskussionen, beispielsweise<br />
über Testmöglichkeiten für einpendelnde<br />
Fahrer“. Denn schon lange nimmt der<br />
Anteil ausländischer LKW-Fahrer in Österreich<br />
mangels österreichischen Fahrernachwuchses<br />
zu. Fällt Frachtraum weg, hat<br />
das natürlich negative Auswirkungen auf<br />
die gesamte Logistikkette.<br />
„Ein interessanter Nebeneffekt der Situation<br />
ist das Bemühen um Fahrerplattformen.<br />
Viele Busfahrer besitzen auch den LKW-Führerschein,<br />
und durch den Ausfall der Busreisen<br />
konnten etliche Busfahrer spontan zum<br />
Umstieg bewegt werden, um einen Job zu<br />
haben“, so Wagner. Leider sei die Position<br />
des Berufskraftfahrers durch die vielen Be-
hinderungen nicht attraktiver geworden.<br />
Insgesamt sei die Logistikbranche bezüglich<br />
des Personalstandes gut durch die Krise<br />
gekommen, wenngleich es im Bereich der<br />
Industrielogistik Rückgänge gegeben habe<br />
„Durch den enormen Zuwachs bei Onlinebestellungen<br />
hat es natürlich starke Steigerungen<br />
bei den Lieferdiensten gegeben.<br />
Das nötige Personal wurde auch hier vermehrt<br />
durch Branchenwechsler aufgestockt.“<br />
Veränderte Wahrnehmung<br />
„Noch nie war so sichtbar, was die Logistik<br />
leistet, als jetzt“, freut sich Wagner.<br />
Durch die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit<br />
auch in der Krise fand sich<br />
die Branche plötzlich in einer Alltagshelden-Rolle<br />
wieder. Durch die Verlagerung<br />
vieler Einkäufe in den Onlinehandel wurde<br />
die Logistik stärker und – das ist der wesentliche<br />
Unterschied – positiv wahrgenommen.<br />
„Durch die starke mediale Aufmerksamkeit<br />
wurden wir auch von der Politik vermehrt in<br />
Entscheidungen und Konzepte eingebunden.<br />
Es wäre wünschenswert, dass das so<br />
bleibt“, hofft der Logistikfachmann.<br />
IHR KOMPETENTER LOGISTIK-<br />
PARTNER IN EUROPA.<br />
DACHSER European Logistics<br />
Digitalisierungs-Boost<br />
Wagner stellt der Branche ein durchaus gutes<br />
Zeugnis hinsichtlich der Digitalisierung<br />
aus: „Die österreichischen Unternehmen<br />
sind sehr high-tec-affin. Das reicht vom genauen<br />
Tracking und Liefer-Forecast bis zur<br />
automatischen Routen- und Warenstromoptimierung.<br />
Beim Besuch unserer Mitglieder<br />
sehe ich, dass Artificial Intelligence längst<br />
Einzug gehalten hat.“ Da entsprechende<br />
Software teuer sei, bestünde aber noch<br />
Luft nach oben – insbesondere bei kleinewww.dachser.at<br />
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LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S24<br />
Bild v.l.n.r.: Univ. Prof. Dr. Sebastian Kummer (Wirtschaftsuniversität Wien), DI Peter Umundum (Vize-Präsident<br />
Zentralverband Spedition & Logistik, Vorstand Paket & Logistik, Österreichische Post AG), KommR Alexander<br />
Friesz (Präsident Zentralverband Spedition & Logistik, Vorstandsmitglied Lagermax Gruppe), Mag. Wolfram<br />
Senger-Weiss (Vize-Präsident Zentralverband Spedition & Logistik, Vorsitzender der Geschäftsleitung Gebrüder<br />
Weiss), Mag. Oliver Wagner (Geschäftsführer Zentralverband Spedition & Logistik<br />
ren Unternehmen. „Hier wäre Unterstützung<br />
von Seiten der Politik sicher wünschenswert.<br />
Eine bessere Steuerung des Verkehrs<br />
und der Warenströme wäre auch aus ökologischer<br />
Sicht sinnvoll“ stellt Wagner fest.<br />
Mitte April hat Österreich endlich seine Pläne<br />
an die EU übermittelt, was mit den uns<br />
zustehenden Geldern des Corona-Wiederaufbaufonds<br />
geschehen könnte. Gerade<br />
noch rechtzeitig, denn mit 30. April endet<br />
die Einreichfrist. Insgesamt macht die<br />
EU-Kommission 750 Milliarden Euro für den<br />
Wiederaufbau locker. Die Aufbau- und<br />
Resilienzfazilität (Kernstück von NextGenerationEU,<br />
Recovery and Resilience Facility)<br />
ist dabei 672,5 Milliarden Euro schwer. Die<br />
EU-Mittel sind ausdrücklich dafür gedacht,<br />
Klimaschutz, Forschung, Innovation, Krisenfestigkeit<br />
und Vorsorge der EU-Volkswirtschaften<br />
zu unterstützen. Die 500 Seiten<br />
umfassenden Pläne, die nicht öffentlich<br />
präsentiert wurden, sehen ein 4,5 Milliarden<br />
Euro großes Kuchenstück für uns vor. Knapp<br />
die Hälfte davon soll in den Bereich Klimaschutz<br />
mit Schwerpunkt Verkehr fließen:<br />
Elektrifizierung von Busflotten, emissionsfreie<br />
Nutzfahrzeuge, Infrastruktur und auch<br />
eine Wasserstoffinitiative. Stolze 542,6 Millionen<br />
Euro sind für den Ausbau und die<br />
Erneuerung der Schieneninfrastruktur samt<br />
Elektrifizierung eingeplant. Weitere Punkte<br />
sind unter anderen die Ökologisierung der<br />
Industrie, Sanierungsoffensive, Aufstocken<br />
des Biodiversitätsfonds, Quantenwissenschaft,<br />
Präzisionsmedizin und ein elektronischer<br />
Mutterkindpass. Mit 891 Millionen Euro<br />
Fördergeld soll der Breitbandausbau vorangetrieben<br />
werden.<br />
„Leider hat es im Vorfeld keinen Dialog<br />
über die eingereichten Projekte gegeben“,<br />
bedauert Wagner. Und das, obwohl die EU<br />
explizit die Einbindung von Sozialpartnern,<br />
Gebietskörperschaften und Interessensvertretern<br />
vorgegeben hat… übrigens soll der<br />
Fonds über Geldmarktpapiere und Anleihen<br />
der EU-Kommission finanziert werden.<br />
Der dazu nötige Beschluss muss zuvor jedoch<br />
von allen 27 EU-Staaten ratifiziert werden<br />
– Österreich fehlt noch.<br />
Gigaliner als ökologische Alternative?<br />
Wie sieht der Zentralverband das Thema<br />
Gigaliner? Wagner: „Das Thema ist medial<br />
vermint, es gibt wenig sachliche Diskussion.<br />
Wohingegen andere Länder zeigen, wie es<br />
funktionieren kann: Deutschland hat die<br />
Fahrzeuge getestet, den Test wissenschaftlich<br />
begleitet und evaluiert. Mit dem Ergebnis,<br />
dass die 25,25 Meter langen Lkw seit 1.<br />
Jänner 2018 dort im Regelverkehr unterwegs<br />
Zentralverband Spedition & Logistik/APA-Fotoservice/Schedl | Fotograf/in: Ludwig Schedl
sind. Natürlich sind überlange Fahrzeuge im<br />
innerstädtischen Verkehr nicht sinnig, aber<br />
beispielsweise zwischen zwei Hubs können<br />
durch das größere Volumen zwei Lang-LKW<br />
die Fracht von drei konventionellen LKW<br />
übernehmen, und das ist durchaus sinnvoll.“<br />
Es habe sich in der Testphase auch gezeigt,<br />
dass die Sorge um die Verlagerung der Verkehre<br />
von der Schiene auf die Straße durch<br />
die Zulassung der Gigaliner unbegründet<br />
sei. Laut Abschlussbericht der Deutschen<br />
Bundesanstalt für Straßenwesen betragen<br />
die Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse<br />
durch den Volums-Vorteil bei optimaler<br />
Beladung zwischen 15 und 25 Prozent.<br />
Auch die Angst, dass Straßenbeläge und<br />
Brücken übermäßig belastest würden, widerlegte<br />
der Feldversuch: schließlich blieb<br />
die Maximal-Masse gleich, verteilte sich<br />
je nach Modell sogar auf mehr Achsen<br />
als bei konventionellen LKW, wodurch die<br />
Punktbelastung geringer ist. Bezüglich der<br />
Sicherheit konnte in der fünfjährigen Versuchsphase<br />
keine erhöhte Unfallgefahr festgestellt<br />
werden, und auch der Bremsweg ist<br />
durch die gleiche Masse vergleichbar lang.<br />
In Schweden, Finnland und den Niederlanden<br />
gehören die Megatrucks schon länger<br />
zum Straßenbild. Im Australischen Outback<br />
sind sogar 100 m lange „Road Trains“ mit<br />
Schüttgut unterwegs, das ist für Europa natürlich<br />
undenkbar.<br />
Baustelle Mobilitätsmasterplan<br />
Aktuell arbeitet das Bundesministerium für<br />
Klimaschutz (BMK) an der Erarbeitung des<br />
Österreichischen Mobilitätsmasterplans<br />
2030, der im zweiten Quartal <strong>2021</strong> präsentiert<br />
werden soll. Während die EU sich für<br />
das Ziel des CO2-freien Verkehrs bis 2050<br />
Zeit lassen möchte (was angesichts aktueller<br />
Emissionswerte durchaus ambitioniert<br />
ist), hat Österreich erklärt, schon bis 2040<br />
diese Werte erreichen zu wollen. Sieht man<br />
sich die bisher umgesetzten oder geplanten<br />
Maßnahmen an, ist dieses Vorhaben<br />
wohl zum Scheitern verurteilt. Wagner:<br />
„Der Verkehr ist ein großer CO2-Verursacher,<br />
sowohl der Güterverkehr als auch<br />
der Individualverkehr. Die Logistikbranche<br />
ist aus meiner Sicht hier schon weiter in<br />
der Entwicklung als der Individualverkehr,<br />
aber auch wir werden mit den derzeitigen<br />
Maßnahmen dieses Ziel niemals erreichen.“<br />
Untermauert wird seine Ansicht durch die<br />
Ergebnisse der Studie zur Ökologisierung<br />
des Straßengüterverkehrs, die die Zentrum<br />
für Transportwirtschaft und Logistik Schulungs-<br />
und Beratungs GmbH im Auftrag des<br />
Zentralverbands durchführte. Denn die Corona-Krise<br />
wird nicht ewig andauern, in absehbarer<br />
Zeit werden die europäische und<br />
österreichische Wirtschaft wieder wachsen.<br />
Die Folge: ein erwartetes Plus von 49 Prozent<br />
beim Straßen-Transportvolumen bis<br />
2040 – das entspricht ohne Maßnahmen<br />
20 Millionen Tonnen mehr Co2 pro Jahr.<br />
Um die EU-Ziele der Klimaneutralität zu erreichen,<br />
muss der Straßengüterverkehr effizienter,<br />
moderner und ökologischer werden.<br />
Und zwar besser gestern als heute. Wagner:<br />
„Es ist ein Irrglaube, dass die Verlagerung<br />
von der Straße auf die Schiene all unsere<br />
Probleme lösen kann. Nicht nur sind die dafür<br />
nötigen Kapazitäten unerreichbar, es<br />
fehlen auch multimodale Verladeterminals<br />
und die Schieneninfrastruktur. Hinzu kommt<br />
der Vorrang für den Personenverkehr, und<br />
die letzte Meile kann ohnehin nicht über<br />
die Schiene abgewickelt werden.“ Bedenkt<br />
man, dass der Individualverkehr ein großer<br />
CO2-Emittent ist, erscheint der Vorrang für<br />
den Personenverkehr durchaus sinnvoll –<br />
dessen ist sich der Logistiker durchaus bewusst.<br />
„Oder nehmen wir als Beispiel den<br />
Brenner Basistunnel (längste unterirdische<br />
Eisenbahnverbindung der Welt für Personen-<br />
und Güterverkehr, Anm.). Das Projekt<br />
verzögert sich und verursacht immense Kosten.<br />
Aber ohne Zulaufverkehre aus Deutschland<br />
ist er aus Sicht der Logistik unnötig.“<br />
Wichtig sei es, jetzt sofort Maßnahmen zu<br />
setzten, für die schon Lösungen parat lägen:<br />
„Wir müssen jetzt die Weichen für Wasserstofftechnologie<br />
setzen und uns ein Beispiel<br />
an der Schweiz nehmen. Auch wenn das<br />
dann vielleicht nicht die endgültige technologische<br />
Lösung ist, so ist zumindest ein<br />
Schritt gesetzt. Vor allem muss der Weg<br />
definiert werden, nicht nur das Ziel“, meint<br />
Wagner ernst. Laut Studienergebnissen<br />
bietet sich der Einsatz sofort verfügbarer<br />
Brückentechnologien wie LNG-Antriebe<br />
(liquified natural gas, flüssiges Erdgas, Anm.)<br />
an, unterstützt durch bessere Aerodynamik,<br />
flexiblere Längenmaße und Gewichte.
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S26<br />
Utopie und Machbarkeit<br />
Die Studie besagt, dass aktuell mit den kumulierten<br />
Einsparungspotenzialen von Batterieelektrik<br />
(-34 %), LNG/flüssiges Erdgas<br />
(-17 %), Wasserstoff (-9 %), Ladekapazitätssteigerungen<br />
(-4 %), angepassten Fahrverboten<br />
(-3 %) sowie Leichtbau und Aerodynamik<br />
der Zielwert bis 2030 unerreichbar ist,<br />
und auch das Österreichische Null-Emissions-Ziel<br />
bis 2040 ist unter den derzeit gegebenen<br />
Bedingungen Utopie. Bezüglich des<br />
Null-Emissions-Ziels 2050 der EU hingegen<br />
stimmen die Ergebnisse vorsichtig optimistisch,<br />
durch einen Anstieg der Effekte von<br />
Wasserstoff und Batterieelektrik sowie einen<br />
Mix an schon heute verfügbaren Technologien<br />
könnte es erreichbar sein. „Die Kernkompetenz<br />
der Logistikbranche ist, Abläufe<br />
so zu gestalten, dass Waren so effizient wie<br />
möglich transportiert werden können.<br />
Dieses Wissen können und wollen wir auch<br />
nützen, um die Umwelteffekte des Straßenverkehrs<br />
zu minimieren. Wir brauchen jetzt<br />
eine gut geplante Klima-Kehrtwende im<br />
Güterverkehr. Ohne den Beitrag der Politik<br />
wird das aber nicht gehen“, meint Alexander<br />
Friesz, Präsident des Zentralverbandes<br />
Spedition & Logistik. Er sieht die Regierung,<br />
insbesondere die zuständige Verkehrsministerin<br />
Leonore Gewessler, dringend in der<br />
Pflicht, nachhaltige Rahmenbedingungen<br />
und Investitionssicherheit für die Logistikwirtschaft<br />
zu schaffen. „Denn durch die<br />
Einführung neuer Technologien, einen Mix<br />
unterschiedlicher Antriebsformen, bessere<br />
Aerodynamik, den Ausbau der Intermodalität<br />
und die Reduktion von Umwegverkehren<br />
könnten wir ab sofort sehr viel erreichen“,<br />
bekräftigt Friesz.<br />
Weitere Vorschläge in Richtung CO2-neutraler<br />
Güterverkehr: eine Mautbefreiung klimafreundlicher<br />
Fahrzeuge, steuerliche Anreize<br />
und Förderungen, eine Anpassung von<br />
Fahrverboten, die Zulassung längerer Fahrzeuge<br />
und zusätzliche Fahrzeugeinheiten.<br />
Friesz: „Autotransporter könnten mit<br />
der gleichen Zugmaschine mehr Autos<br />
transportieren, aerodynamische Aufbauten<br />
den Energieverbrauch stark verringern<br />
oder auch Lang-LKW viel Energie<br />
und damit Emissionen einsparen.“<br />
So seien in Summe allein hierdurch Emissionsverringerungen<br />
im zweistelligen Prozentbereich<br />
möglich. Der Einsatz von<br />
Elektrofahrzeugen auf Kurzstrecken birgt<br />
ein Einsparungspotenzial von rund einer<br />
Million Tonnen CO2-Äquivalent bis 2030,<br />
bis 2050 sogar über 3,3 Millionen Tonnen<br />
– bei bekannten Nachteilen wie langen<br />
Ladezeiten und der Umweltbelastung<br />
durch die Batterie in der Erzeugung und<br />
Entsorgung. Zudem müsste viel Geld für<br />
den Infrastrukturausbau – Ladestationen,<br />
Stromnetz und nachhaltige Stromerzeugung<br />
– in die Hand genommen werden.<br />
Dass es funktionieren kann, weiß Peter Umundum,<br />
Vizepräsident des ZV Spedition &<br />
Logistik: „Die Paketdienstleister beweisen,<br />
wie rasant sich eine Branche auf neue<br />
Herausforderungen einstellen und diese<br />
meistern kann, wenn Technologie und<br />
Rahmenbedingungen stimmen. Dabei zeigen<br />
wir als Branche heute schon, was mit<br />
dem Ausbau der E-Flotte in puncto CO2-<br />
Einsparung alles möglich ist.“<br />
Für die Langstrecke im Güterverkehr ist<br />
Elektromobilität aus heutiger Sicht ungeeignet.<br />
Die Hoffnungen ruhen auf Wasserstoffantrieben,<br />
wobei es hier hauptsächlich<br />
noch an der wirtschaftlichen Herstellung<br />
und Speicherung grünen Wasserstoffs hapert.<br />
Trotzdem sehen die Studienautoren<br />
in diesem Bereich bei entsprechender Forschung<br />
und Entwicklung (und Förderung)<br />
die Zukunft und ein Einsparungspotenzial<br />
von 3,3 Millionen Tonnen Co2-Äquivalent<br />
bis zum Jahr 2050 – und schlagen Pilotprojekte<br />
für den Schwerverkehr vor.<br />
Dieser Meinung ist auch ZV-Vizepräsident<br />
Wolfram Senger-Weiss: „Wir dürfen uns nicht<br />
zurücklehnen und warten, bis ausschließlich<br />
sauberer, grüner Wasserstoff vorhanden ist.<br />
Es gilt, jetzt zu handeln und in den kommenden<br />
Jahren den Boden für diese Technologien<br />
aufzubereiten.“ Klar ist, dass der Hut<br />
brennt, der Klimawandel ist kaum noch zu<br />
stoppen. Wagner: „Ich wünsche mir endlich<br />
klare Signale aus der Politik, mehr Rationalismus<br />
und einen Fokus auf die Zukunft sowie<br />
dass Entscheidungen auf der Basis von Fakten<br />
getroffen werden. Denn uns läuft die<br />
Zeit davon.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />
(AG)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S28<br />
E-Commerce beflügelt<br />
Trotz Corona-Pandemie sind die Ergebnisse der international tätigen Großspedition<br />
positiver ausgefallen als erwartet. REDAKTION: URSULA SCHMELING<br />
URSULA SCHMELING<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Deutsche Post DHL<br />
Der weltweit führende Post- und Logistikkonzern<br />
Deutsche Post DHL erzielte 2020 – trotz<br />
oder gerade aufgrund der Corona-Pandemie<br />
- das beste Ergebnis in seiner Firmengeschichte.<br />
Die Unternehmensgruppe erwirtschaftete<br />
einen Umsatz von 66,81 Milliarden<br />
Euro (+5,5% im Vergleich zum Vorjahr). Das<br />
Jahresergebnis stieg vor allem dank des weltweiten<br />
Booms der E-Commerce-Branche auf<br />
knapp 3,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis<br />
(EBIT) verbesserte sich im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr um 17,4 % auf mehr als 4,8<br />
Milliarden Euro. Damit hat der Konzern sein<br />
unterjährig angepasstes Ergebnisziel von 4,1<br />
bis 4,4 Milliarden Euro deutlich übertroffen.<br />
Das um Sondereffekte bereinigte EBIT betrug<br />
sogar mehr als 5,4 Milliarden Euro.<br />
Weltweit wurden 2020 20'000 neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen und Brutto-Investitionen<br />
von rund 3,4 Milliarden Euro getätigt. Durch<br />
ihren Fokus auf das profitable Logistik-Kerngeschäft<br />
mit konsequenter Ausrichtung auf<br />
E-Commerce und kontinuierlichen Investitionen<br />
in das Logistiknetzwerk sowie in die Digitalisierung<br />
konnte der Konzern seine Profitabilität<br />
und Resilienz trotz weltwirtschaftlicher<br />
Turbulenzen steigern.<br />
Für das Geschäftsjahr <strong>2021</strong> erwartet Deutsche<br />
Post DHL einen weiteren Anstieg des EBIT auf<br />
deutlich über 5,6 Milliarden Euro. Im ersten<br />
Quartal <strong>2021</strong> konnte der Logistikriese das Ergebnis<br />
vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit rund<br />
1,9 Milliarden Euro im Vorjahresvergleich mehr<br />
als verdreifachen. Wachstumstreiber bleibt<br />
der Onlinehandel (B2B und B2C). Zudem sollte<br />
sich der Welthandel im Jahresverlauf <strong>2021</strong><br />
weiter erholen - und damit auch die Volumina<br />
in den globalen Logistikaktivitäten. Zugleich<br />
wird erwartet, dass die interkontinentalen<br />
Transportkapazitäten aufgrund nur langsam<br />
zurückkehrender Beiladekapazitäten in Passagiermaschinen<br />
und der Containerknappheit<br />
weiter eingeschränkt bleiben dürften.
Kühne + Nagel<br />
Auch Kühne + Nagel erzielte 2020 ein bemerkenswert<br />
gutes Ergebnis. Operativ lag<br />
es leicht über dem Vorjahr. Der Reingewinn<br />
verringerte sich gegenüber 2019 nur wenig.<br />
Der Nettoumsatz lag mit CHF 20,4 Mrd. im Gesamtjahr<br />
2020 durch die tieferen Transportvolumina<br />
im ersten Halbjahr leicht unter dem<br />
Wert von 2019. Der EBIT hingegen war mit<br />
CHF 1,1 Mrd. fast einen Prozentpunkt höher.<br />
Währungsschwankungen hatten mit jeweils<br />
-6% einen deutlich negativen Effekt auf den<br />
Nettoumsatz und den EBIT.<br />
Der Bereich Seefracht verzeichnete in der<br />
zweiten Hälfte 2020 eine sehr erfreuliche<br />
Trendwende gegenüber dem ersten Halbjahr.<br />
Besonders im vierten Quartal war die<br />
Verbesserung auf die wieder gestiegene<br />
Nachfrage von Kunden aus dem Mittelstand<br />
sowie auf die Zunahme von Importen aus<br />
Asien nach Europa und Nordamerika zurückzuführen.<br />
Das Containervolumen betrug im<br />
Jahr 2020 4,5 Mio. TEU. Der Nettoumsatz des<br />
Geschäftsbereichs lag bei CHF 7,1 Mrd. und<br />
der EBIT bei CHF 423 Mio.<br />
In der Luftfracht konnte Kühne + Nagel u.a.<br />
aufgrund seiner Expertise in den Bereichen<br />
Pharma und systemrelevante Güter zulegen.<br />
Im Gesamtjahr 2020 verbesserte sich der Nettoumsatz<br />
um 11,6% auf CHF 5,2 Mrd. und der<br />
EBIT um 53,5% auf CHF 505 Mio. gegenüber<br />
dem Vorjahr. Insgesamt lag das Luftfrachtvolumen<br />
bei 1,4 Mio. Tonnen (12,8% unter<br />
Vorjahr) und im vierten Quartal mit 392.000<br />
Tonnen allerdings 7,5% unter der Vorjahresperiode.<br />
In den Landverkehren war das vierte Quartal<br />
2020 von einer deutlichen Steigerung der Sendungszahlen<br />
gegenüber dem Vorquartal geprägt.<br />
Insbesondere die Nachfrage nach nationalen<br />
Transportkapazitäten in Europa lag<br />
auf Vorkrisenniveau. In Nordamerika blieb die<br />
Nachfrage für sämtliche Produktsegmente,<br />
mit der Ausnahme von Pharma & Healthcare<br />
sowie E-Commerce, deutlich hinter dem<br />
Vorjahr. Im letzten Quartal war jedoch eine<br />
Marktbelebung erkennbar. Der Nettoumsatz<br />
des Geschäftsbereichs lag im Jahr 2020 bei<br />
CHF 3,2 Mrd. und der EBIT bei CHF 62 Mio.<br />
Die Kontraktlogistik erzielte Marktanteilsgewinne<br />
in den Bereichen Pharma & Healthcare<br />
sowie im E-Commerce-Fulfilment und Produktivitätssteigerungen.<br />
Der Nettoumsatz des<br />
Bereichs lag im Geschäftsjahr 2020 bei CHF<br />
4,9 Mrd. und der EBIT bei CHF 80 Mio. Bereinigt<br />
um ausserordentliche Effekte in 2019 und<br />
2020 sank der EBIT um 7,6%.<br />
DSV Panalpina<br />
Die DSV Panalpina Gruppe erzielte 2020 einen<br />
Umsatz von DKK 115’932 Mio. (+26.0%), einen<br />
Bruttogewinn von DKK 28’534 Mio. (+23.5%)<br />
und einen operative Gewinn von DKK 9’520<br />
Mio. (+47.3%).<br />
Die Integration von Panalpina konnte nach<br />
15 Monaten 2020 erfolgreich abgeschlossen<br />
werden. CEO Jens Bjorn Andersen ist zuversichtlich,<br />
dass auch <strong>2021</strong> trotz der enormen<br />
Herausforderungen auf Grund der Corona-<br />
Pandemie ein erfolgreiches Jahr werden<br />
wird und geht von einer Steigerung des EBIT<br />
auf DKK 10’500-11’500 Mio. aus. Durch die<br />
erfolgreiche Integration der Panalpina und<br />
ein strenges Kostenmanagement konnte der<br />
Konzern 2020 den EBIT im Bereich See- und
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S30<br />
Luftfracht um 61% auf DKK 7’026 Mio. steigern.<br />
Auch im Landtransport reüssierte das<br />
Unternehmen trotz eines Corona bedingten<br />
Mengenrückgangs. Der EBIT stieg um 12,3%<br />
auf DKK 1’390 Mio. Der Bereich Solutions profitierte<br />
vor allem im 2. Halbjahr vom boomenden<br />
Onlinehandel, aber auch von Produktivitätssteigerungen,<br />
Kostensenkungen und<br />
einer Konsolidierung der Lagerkapazitäten.<br />
Der EBIT stieg um 18,8% auf DKK 1’161 Mio.<br />
Dachser<br />
Auch der international tätige Logistikdienstleister<br />
Dachser konnte ein befriedigendes<br />
Ergebnis für das Jahr 2020 vorlegen. Das Familienunternehmen<br />
weist einen konsolidierten<br />
Umsatz von 5,66 Milliarden Euro aus, knapp<br />
1% unter dem Vorjahresniveau von 5,61 Milliarden<br />
Euro. Der Umsatz des Bereichs Landverkehr,<br />
Dachser Road Logistics, schrumpfte<br />
Corona bedingt von 4,6 Milliarden Euro auf<br />
4,5 Milliarden Euro (- 2,2%). Dabei waren das<br />
Geschäft mit dem Transport und der Lagerung<br />
von Industrie- und Konsumgütern mit<br />
einem Umsatzrückgang von 3,2 % auf 3,5<br />
Milliarden Euro sowie Verkehre mit Frankreich<br />
und Spanien besonders betroffen.<br />
Dachser Food Logistics konnte hingegen seine<br />
Umsätze von 964 Millionen Euro auf 982 Millionen<br />
Euro (+ 1,9%) steigern. Durch Neukunden<br />
und Mengenzuwächse bei Transporten<br />
für den Lebensmitteleinzelhandel nahm die<br />
transportierte Tonnage um 1,6% zu.<br />
Ebenso profitierte das Geschäftsfeld Air &<br />
Sea Logistics (ASL) von der Corona-Krise. Die<br />
Umsätze stiegen um 5,2% von 1,14 auf 1,2<br />
Milliarden Euro, vor allem auf Grund knapper<br />
Kapazitäten und hoher Frachtraten. In<br />
der Luftfracht gelang es Dachser nach dem<br />
Kollaps der Beiladekapazitäten über Charter-<br />
Verkehre verlässliche eigene Kapazitäten<br />
zwischen Europa und Asien sowie zwischen<br />
Europa und den USA aufzubauen. Insgesamt<br />
wurden 150 Frachtflüge selbst organisiert und<br />
abgewickelt. Die Sendungszahlen auf Konzernebene<br />
verringerten sich um 2,5 % auf 78,6<br />
Millionen, während die Tonnage um 2,9 % auf<br />
39,8 Millionen Tonnen sank.<br />
Dachser investierte 2020 rund 142,6 Millionen<br />
Euro ins weltweite Logistiknetzwerk. Für <strong>2021</strong><br />
soll diese Summe auf 190 Millionen Euro erhöht<br />
werden. Damit können zusätzliche Kapazitäten<br />
in der Kontraktlogistik geschaffen<br />
und die Digitalisierung von Prozessen und<br />
Geschäftsmodellen weiter vorangetrieben<br />
werden. U.a. soll die Integration der Netze,<br />
die Einführung neuer Technologien, z.B. für<br />
Wechselbrücken-Lokalisierung, und die Einführung<br />
emissionsfreier Liefergebiete in Europa<br />
sowie die Erforschung und Erprobung von<br />
Wasserstoffbrennstoffzellenantrieben für Lkw<br />
verstärkt werden.<br />
Fazit<br />
Die global tätigen Speditionen haben 2020<br />
vom weltweiten Boom im Onlinehandel und<br />
der gestiegenen Nachfrage nach Dienstleistungen<br />
im Gesundheits-/Pharmabereich profitiert.<br />
Auch <strong>2021</strong> werden diese Wachstumstreiber<br />
bleiben. Dabei geht es nicht nur um<br />
Luft-, sondern auch um Landtransporte, Lagerhaltung<br />
und Feinverteilung. Die Impfkampagnen<br />
laufen in den meisten Ländern jetzt<br />
erst richtig an. Insbesondere für Spezialisten<br />
für temperaturgeführte Transporte wie DHL<br />
sowie Kühne + Nagel ist das Impfgeschäft<br />
profitabel.<br />
Insgesamt wird die Logistikbranche voraussichtlich<br />
noch bis Mitte 2022, falls dann eine<br />
Herdenimmunität auch in Afrika, Lateinamerika<br />
und Asien-Pazifik erreicht sein wird, mehr<br />
oder weniger unter der Corona-Pandemie<br />
leiden. Die Knappheit von Laderaum in der<br />
See- und Luftfracht, aber auch der Lockdown<br />
bedingte Nachfragekollaps in Gastronomie<br />
und Hotellerie (z.B. bei Krustentieren) haben<br />
zu Marktverwerfungen geführt. 90% der Beiladekapazitäten<br />
auf Passagierflügen standen<br />
2020 und stehen wohl auch <strong>2021</strong> nicht<br />
zur Verfügung. Investitionen in Digitalisierung<br />
und Automatisierung sind und bleiben weit<br />
über <strong>2021</strong> hinaus ein wichtiges Thema in der<br />
Branche, ebenso wie Nachhaltigkeit und<br />
CO2-Bilanzen. Hier ist der wirkliche Nutzen für<br />
die Kunden, abgesehen vom Imagegewinn<br />
für die Speditionen, jedoch nicht immer ersichtlich.<br />
(US)
Die Welt der<br />
nachhaltigen<br />
Logistik<br />
• logistik-express.com<br />
• binnenschiff-journal.at<br />
• umwelt-journal.at<br />
• transportlogistik.business<br />
• ecommerce-logistik.business<br />
• mobilitaet.business<br />
• mylogistics.business<br />
m.jaklitsch@logistik-express.at
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S32<br />
„Wohlstand für alle!“<br />
Wenn es einen Oscar für den unscheinbarsten Hauptdarsteller des Wirtschaftsgeschehens<br />
gäbe, stünde die Transportbranche ganz oben auf der Kandidatenliste.<br />
GASTBEITRAG: WERNER SCHNEIDER<br />
WERNER SCHNEIDER<br />
TRANSPORT<br />
CONSULTING<br />
Manche Spediteure versuchen,<br />
gegen die Unwissenheit der<br />
Öffentlichkeit anzukämpfen,<br />
wenn sie etwa auf ihren LKW<br />
schreiben: „Ohne uns gibt es von allem zu<br />
wenig!“ Und dabei ist das noch ein Understatement.<br />
Transport ist die Basis unserer kapitalistischen<br />
Produktionsweise: Dieses System<br />
beruht auf Arbeitsteilung, die ihrerseits Spezialisierung<br />
und gezielte Investition erlaubt.<br />
Im 18. Jahrhundert waren es die „manufactures“<br />
in Frankreich, im 19. Jahrhundert war es<br />
die Industrialisierung in England, die den Bau<br />
von Kanälen, den Ausbau von Straßen und<br />
später dann Eisenbahnen notwendig machten.<br />
Adam Smith beschreibt in seinem Klassiker<br />
„Wohlstand der Nationen“ 1776 die Vorteile<br />
der Arbeitsteilung am Beispiel der Stecknadelproduktion.<br />
Aber dafür müssen Rohstoffe,<br />
Zwischenprodukte und Endprodukte von<br />
einer Fabrik zur anderen gefahren werden<br />
– ohne Transport keine Arbeitsteilung, ohne<br />
Arbeitsteilung keine industrielle Produktion –<br />
ohne industrielle Produktion kein Wohlstand,<br />
wie wir ihn heute kennen; also bedeutet<br />
Transport Wohlstand.<br />
Auch Wohlstand für den Transporteur? Die<br />
meisten Transporteure werden dies wohl heftig<br />
verneinen. Schuld daran ist das kapitalistische<br />
Grundgesetz von Angebot und Nachfrage.<br />
Wenn ich einen Motor auf dem Markt<br />
anbieten will, muss ich erst einmal tüchtig in<br />
Produktionskapazität und Werbung investieren.<br />
Das schränkt die Anzahl der Anbieter<br />
schon einmal ein. Wenn ich Transport anbieten<br />
will, benötige ich eigentlich nur den
LKW-Führerschein – und schon geht’s los.<br />
Die Finanzierung wird einem meistens noch<br />
nachgetragen. Das hat jahrzehntelang sehr<br />
gut geklappt. Mit dem Fall der Berliner Mauer<br />
und den anschließenden politischen Änderungen<br />
hat sich dann ein schier unerschöpflich<br />
scheinendes Reservoir an LKW-Fahrern<br />
und –Unternehmern erschlossen. Das war<br />
auch nötig, denn der Warenverkehr auf der<br />
Straße nahm exponentiell zu, die Straßen-Infrastruktur<br />
erreichte an manchen Orten die<br />
Kapazitätsgrenze. Aber: A trend is a trend,<br />
until it hits a bend, wie die Engländer sagen,<br />
irgendwann nimmt jeder Trend eine andere<br />
Richtung.<br />
Diese Trendwende ist bereits eingeleitet. In<br />
den vergangenen Jahren gab es immer wieder<br />
und immer öfter Perioden, in denen freier<br />
Transportraum schwer zu organisieren war.<br />
Start-ups sind nun seit geraumer Zeit damit<br />
beschäftigt, die Lademeter der LKWs bis unter<br />
die Plane zu füllen und die unnützen Leerkilometer<br />
gegen Null zu reduzieren. Dabei wird<br />
eines übersehen: Das, was verbessert werden<br />
soll, ist Ergebnis der Produktionsplanung unserer<br />
Industrie. In all den Jahrzehnten, in denen<br />
Laderaum auf Zuruf bereitstand, wurde damit<br />
umgegangen, als wäre er unerschöpflich.<br />
Be- und Entladezeiten beispielsweise wurden<br />
nach den Bedürfnissen der jeweiligen Fabrik<br />
geregelt, die Sicherheitsmarge wurde auf<br />
den Transporteur abgewälzt, der mit einem<br />
immer unberechenbar werdenden Straßenverkehr<br />
fertig werden muss.<br />
Die Trendwende wird noch verstärkt durch<br />
weitere Faktoren. Der Fahrermangel ist einer<br />
davon. Über ihn wird bereits viel diskutiert,<br />
richtig spürbar wird er in ein paar Jahren,<br />
wenn ein beachtliches Gros der jetzigen Fahrer<br />
peu à peu in Rente gehen wird. Ein anderer<br />
Faktor ist das Wachstum der zu transportierenden<br />
Mengen. Bereits vor Covid und<br />
vor Trump waren die prognostizierten Mehrmengen<br />
schwindelerregend. Sie werden<br />
jetzt wohl noch grösser sein. Denn Covid und<br />
Trump haben die Anfälligkeit langer Lieferketten<br />
aufgezeigt; sie sind anfällig gegen Epidemien<br />
und gegen politische Entwicklungen<br />
wie den beginnenden Wirtschaftskrieg zwischen<br />
USA und China. Die britische Zeitschrift<br />
The Economist rechnet damit, dass globale<br />
Lieferketten zwar weiterhin bestehen werden,<br />
ein gewisser Teil der Produktion aber doch<br />
relativ schnell nach USA, bzw. Europa zurückgeholt<br />
wird; vor allem würden neue Investitionen<br />
näher an der Heimat geplant werden.<br />
Die Ausgabe vom 10. April titelt gar: „Riding<br />
high. A special report on the future of work.“<br />
Und der Spezialbericht ist überschrieben:<br />
„Labour gains.“<br />
Um es verhalten auszudrücken: Ein Nadelöhr<br />
in der Beschaffung von Laderaum im Straßentransport<br />
in naher Zukunft ist nicht auszuschließen.<br />
Sollte sich dies bewahrheiten, wird<br />
es einen latenten Fehler des kapitalistischen<br />
Systems aufzeigen, nämlich die mangelnde<br />
Koordination: Wenn eine Firma etwas tut,<br />
kann es gut für sie sein. Wenn alle Firmen es<br />
tun, kann es schlecht für alle werden. Wenn<br />
eine Firma Arbeiter entlässt, kann es gut sein<br />
für ihre Profitmarge. Wenn alle Firmen Leute<br />
entlassen, wird der Gesellschaft Kaufkraft entzogen,<br />
die Nachfrage lässt nach und der Teufelskreis<br />
nach unten beginnt – so wie es in der<br />
Großen Weltwirtschaftskrise 1929 geschehen<br />
ist.<br />
Hoffen wir, dass genügend Einsicht vorhanden<br />
ist und die „systemrelevante“ Funktion<br />
des Transportes in unserer Gesellschaft<br />
rechtzeitig gewürdigt wird. Es muss keine<br />
Oscar-Verleihung sein. Ludwig Erhard, der<br />
ehemalige deutsche Wirtschaftsminister und<br />
Bundeskanzler, hatte 1957 sein Buch veröffentlicht:<br />
„Wohlstand für alle“ – auch für den<br />
Transporteur, das wäre schon ausreichend.<br />
Und solange wir noch nicht in der schönen<br />
neuen Welt sind mit selbstfahrenden LKWs und<br />
Laderaum effizient füllenden Algorithmen,<br />
in der Milche und Honig fließen, sollte man<br />
die Fahrer und Disponenten bei einer Hommage<br />
der kleinen, aber umso notwendigeren<br />
Akteure unserer Wirtschaft nicht vergessen.<br />
(WS)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S34<br />
BASF stellt innovatives Tankschiff für<br />
Rhein-Niedrigwasser vor<br />
Die verladende Wirtschaft wird zum Innovator der Binnenschifffahrt.<br />
REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />
PETER BAUMGARTNER<br />
HERAUSGEBER<br />
BINNENSCHIFF-JOURNAL<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Nach unseren Erfahrungen mit dem<br />
Niedrigwasser des Rheins im Jahr<br />
2018 und basierend auf unserer<br />
Einschätzung, dass derartige Ereignisse<br />
in Zukunft häufiger eintreten können,<br />
haben wir am Standort Ludwigshafen eine<br />
ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, um<br />
die Versorgungssicherheit der Produktion<br />
zu erhöhen. Ein wichtiges Element unserer<br />
Überlegungen war es, über ein Schiff zu verfügen,<br />
das selbst bei niedrigsten Rheinpegelständen<br />
noch wesentliche Mengen verlässlich<br />
transportieren kann, so Dr. Uwe Liebelt,<br />
Werksleiter des BASF-Standorts Ludwigshafen.<br />
„Wir haben dazu 2018 selbst die Initiative ergriffen,<br />
denn ein entsprechendes Schiff stand<br />
am Markt nicht zur Verfügung. Heute freue<br />
ich mich, dass es trotz vieler Herausforderungen<br />
gelungen ist, diesen neuen Schiffstyp zu<br />
entwickeln, und dass wir jetzt das Projekt mit<br />
einem starken Partner umsetzen werden.“<br />
Das Schiffsdesign hat BASF zusammen mit<br />
einer Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus<br />
dem Duisburger Entwicklungszentrum für<br />
Schiffstechnik und Transportsysteme e.V.<br />
(DST), Technolog Services GmbH und Agnos<br />
Consulting, entwickelt, die auf verschiedene<br />
Aspekte des Schiffbaus spezialisiert sind. Für<br />
die spätere Detailausarbeitung konnte BASF<br />
die Reederei Stolt Tankers gewinnen, die ihre<br />
Expertise in das Projekt eingebracht hat und<br />
das Schiff bauen und exklusiv für BASF betreiben<br />
wird. Im Auftrag von Stolt Tankers wird<br />
die Mercurius Shipping Group für den Bau des<br />
Schiffs verantwortlich sein. Die Inbetriebnahme<br />
ist für Ende 2022 vorgesehen.<br />
Die Abmessungen des neuen Schiffs sind mit<br />
135 Meter Länge und 17,5 Meter Breite deutlich<br />
größer im Vergleich zu den gängigen<br />
Tankschiffen auf dem Rhein (110 Metern x<br />
11,5 Metern). Um mit diesen Schiffsmaßen<br />
eine hohe Tragfähigkeit zu erzielen, wurde<br />
ein hydrodynamisch optimierter Schiffsrumpf<br />
mit einer darauf abgestimmten Antriebstechnologie<br />
entwickelt. Der Erfolg ist, dass<br />
das neue Schiff selbst in extremen Niederwasserperioden,<br />
wenn herkömmliche Schiffe<br />
nicht mehr fahren, noch immer 650 Tonnen<br />
transportieren kann. Und bei mittlerem Niedrigwasser<br />
beträgt die Transportkapazität<br />
rund 2500 Tonnen. Also doppelt so hoch,<br />
wie die von konventionellen Binnenschiffen.<br />
Neuartig ist außerdem die Leichtbauweise,<br />
die durch Übertragung von Methoden aus<br />
dem Seeschiffbau auf das Binnenschiff<br />
für eine hohe Stabilität der Struktur sorgt.
FOTO: TECHNOLOG<br />
Kommentar<br />
Der „Hungerstein“, früher Sinnbild für Niederwasser<br />
auf der Elbe, ist inzwischen längst zu<br />
einem Stein der Klimakrise mutiert (Bild Greenpeace).<br />
Seit Jahren wissen wir, dass der Klimawandel<br />
auch negative Auswirkungen auf<br />
die Wasserstraßen-Logistik haben wird und<br />
vielerorts bereits hat. Und längst pfeifen es<br />
die Spatzen von den Dächern, dass die Behinderungen<br />
durch den Klimawandel – beispielsweise<br />
eben Niederwasser, mit wasserbaulichen<br />
Maßnahmen alleine nicht mehr<br />
in den Griff zu bekommen sind. Die Verantwortung<br />
für die schlimmen Auswirkungen der<br />
Klimakrise trägt zu einem Gutteil die sinnbefreite<br />
Verkehrspolitik. Diese „Experten“ haben<br />
schlussendlich dafür gesorgt, dass wie heute<br />
da sind, wo wir nicht sein sollen. Der Verkehr<br />
in Europa (und nicht nur da), zeichnet für den<br />
Großteil der schädlichen Klimagase verantwortlich.<br />
Die Binnenschifffahrt, die neben der Bahn der<br />
umweltverträglichste Verkehrsträger ist, wurde<br />
und wird von der Verkehrspolitik immer an<br />
die Wand gespielt. Nach wie vor wird dem<br />
LKW-Transport der Vorzug gegeben. Das ganze<br />
Verlagerungsgefasel ist nur eine homöopathische<br />
Beruhigungspille für eine Gesellschaft,<br />
die nicht mehr proaktiv reagieren kann, sondern<br />
den immer häufiger auftretenden Katastrophen<br />
hinter her hechelt. In diesem Dilemma<br />
haben Verlader wie BASF, deren Business<br />
maßgeblich auf den Wassertransport aufgebaut<br />
ist erkannt, dass sie selber die Initiative<br />
ergreifen und Vorkehrungen treffen müssen,<br />
damit die Versorgungssicherheit trotz aller<br />
Widrigkeiten gewährleistet bleibt. Darin unterscheiden<br />
sich diese UNTERnehmer wesentlich<br />
von den FÖRDERnehmern, deren unternehmerische<br />
Berechtigung erschöpft sich nämlich<br />
darin, möglichst laut zu jammern und die<br />
meisten Fördergelder zu lukrieren. Dennoch,<br />
das aktive Engagement der verladenden<br />
Wirtschaft, ist auch eine schallende Ohrfeige<br />
und ein Armutszeugnis für die Binnenschifffahrt<br />
als Branche insgesamt.<br />
Es ist ihr trotz längst erkannter Perspektiven<br />
mehrheitlich bisher nicht gelungen,<br />
selber die möglichen und notwendigen<br />
Maßnahmen zu ergreifen, damit sie gegenwärtig<br />
und in Zukunft ihren unverzichtbaren<br />
Beitrag zum Transport leisten kann.<br />
Stattdessen herrscht ein Kannibalismus in<br />
der Branche, der einen lachenden Straßenlobbyismus<br />
hinterlässt. Wenn am „Hungerstein“<br />
nicht nacheinander alle Binnenschiffe<br />
auflaufen sollen, wird es notwendig sein,<br />
schleunigst dem Beispiel von BASF zu folgen.<br />
(RED)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S36<br />
Ever Given: Haverie Grosse am<br />
Suezkanal<br />
Die Haverie der «Ever Given» im Suezkanal hat die unbefriedigende Situation<br />
in der Seefracht in Bezug auf Pünktlichkeit und Kapazitäten weiter verschärft.<br />
Auf Transportversicherer kommt eine Flut von Schadensmeldungen zu.<br />
REDAKTION: URSULA SCHMELING<br />
Fast eine Woche lang blockierte das<br />
Frachtschiff «Ever Given» der taiwanesischen<br />
Reederei Evergreen Marine,<br />
beladen mit rund 20'000 Containern,<br />
den Suezkanal. Bereits fünf Tage nach Ende<br />
der Blockade hatte sich der Stau von etwa<br />
420 Schiffen wieder aufgelöst. Doch die betroffenen<br />
Reedereien sind noch lange nicht<br />
zum Normalbetrieb zurückgekehrt.<br />
Die unbefriedigende Situation im Seetransport<br />
wird seit Monaten durch eine Knappheit bei<br />
Containern und Schiffskapazitäten verschärft.<br />
Diese wird sich voraussichtlich noch bis ins<br />
2. Halbjahr <strong>2021</strong> fortsetzen. Das Resultat sind<br />
explodierende Containerraten. So waren die<br />
Preise für Containertransporte von Ostasien<br />
nach Europa bereits zum Jahreswechsel fast<br />
fünfmal so hoch wie im Vorjahr.<br />
URSULA SCHMELING<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Die Fahrpläne sind nicht nur durch verspätete<br />
Schiffe oder Einheiten, die um das Kap der<br />
Guten Hoffnung umgelenkt wurden, durcheinandergeraten.<br />
Bereits zuvor war die Pünktlichkeit<br />
in der Schifffahrt auf einem Tiefpunkt<br />
angelangt - mit verheerenden Folgen für die<br />
Liefer- und Distributionsketten international<br />
tätiger Firmen. Die geballten Schiffsanläufe<br />
nach der Haverie sorgen nun für Probleme in<br />
vielen Häfen und im Hafennachlauf.<br />
Blockierte Ladung<br />
Besonders heikel ist die Situation für die Eigner<br />
der Ladung auf der «Ever Given». Wegen der<br />
Auseinandersetzung um Schadenersatz liegt<br />
die «Ever Given» im Großen Bittersee zwischen<br />
dem nördlichen und südlichen Teil des Suezkanals<br />
an der Kette. Die Suez Kanalbehörde<br />
fordert wegen der tagelangen Blockade und<br />
dem Ausfall von Kanalgebühren in dieser Zeit<br />
sowie für die Extraaufwände zur Bergung des
Bewährungsprobe für Softwareanbieter<br />
Für Anbieter von Supply-Chain-Visibility-Lösungen<br />
wie der ClearMetal Inc.<br />
war die Suezkanalblockade eine grosse<br />
Bewährungsprobe. Binnen 24 Stunden<br />
nach der Havarie hatte ClearMetal für<br />
ihre Kunden alle Container und Schiffe<br />
im Umkreis von 200 Seemeilen identifiziert<br />
und diese Information sofort auf ihre<br />
CDX (Continuous Delivery Experience)<br />
Plattform online gestellt. Mit der Granularität,<br />
welche ClearMetal anbietet, war<br />
der Dienstleister in der Lage, nicht nur die<br />
Container zu identifizieren, sondern auch<br />
die entsprechenden Purchase oder Sales<br />
Orders, Artikel und Line Items, welche sich<br />
in den Containern der betroffenen Schiffe<br />
befinden. Diese Informationen wurden<br />
dann auf täglicher Basis, inklusive Berechnungen<br />
der Verspätungen, aktualisiert.<br />
So konnten ClearMetal-Kunden nicht nur<br />
ihre eigenen Teams à jour halten, sondern<br />
auch Kunden schnell und detailliert<br />
auf Lieferverzögerungen hinweisen.<br />
Schiffes (Bugsierschiffe, Bagger etc.) Schadenersatz<br />
in Höhe von einer Milliarde Dollar.<br />
Sie will die Weiterfahrt erst bei einer Einigung<br />
erlauben. Inzwischen hat die Reederei bzw.<br />
der japanische Eigner des Schiffes, Shoe Kisen,<br />
die «Havarie Grosse» (General Average) erklärt.<br />
Bei diesem Instrument des Seerechts<br />
werden die Kosten zur Rettung eines Schiffs<br />
auf alle Parteien umgelegt, die ein wirtschaftliches<br />
Interesse an ihm haben. Im Wesentlichen<br />
sind das die Eigentümer von Schiff und<br />
Ladung und ihre Versicherer. In der Praxis<br />
bedeutet das, dass Firmen, die Container an<br />
Bord der „Ever Given“ haben, ihre Waren erst<br />
erhalten, wenn sie einen Teil des Wertes als<br />
Sicherheit für eine mögliche Beteiligung am<br />
Gesamtschaden hinterlegt haben. Der Wert<br />
der Fracht wird auf rund 3,5 Milliarden Dollar<br />
geschätzt.<br />
Das letzte Mal, dass General Average (GA)<br />
deklariert wurde, war 2018 nach dem Brand<br />
an Bord der „Maersk Honam“. Nach der Erklärung<br />
von GA setzte der Justierer die Bergungssicherheit<br />
auf 42,5% des Frachtwerts<br />
und 11,5% als GA-Kaution fest. Dies bedeutete,<br />
dass ein Versender mit einer Fracht im<br />
Wert von 100.000 USD eine kombinierte Kaution<br />
von 54.000 USD zahlen musste, um seine<br />
Fracht freizubekommen.<br />
Für Spediteure bedeutet die GA der «Ever<br />
Given», dass sie sofort ihre Kunden informieren<br />
müssen, deren Ware auf das Schiff verladen<br />
wurde. Die Ladungseigner müssen<br />
dann eine GA-Garantie von ihren Versicherern<br />
anfordern oder eine Cash-Garantie<br />
beibringen. Bis jedoch die Höhe der<br />
Kaution feststeht, könnte es dauern. (US)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S38<br />
Als verlässlicher Versorger, das Gute<br />
bewahren, die Agilität erhöhen<br />
Als einer der weltweit führenden Logistiker hat DACHSER über Jahrzehnte hinweg<br />
erfolgreich bewiesen, dass ein Familienunternehmen mit klaren Prinzipien,<br />
engagierten Mitarbeitern und innovativem Denken viel bewegen kann.<br />
DACHSER steht heute für hoch moderne, effiziente und IT-getriebene Logistiklösungen.<br />
Sie basieren auf der engen Verzahnung des weltweiten Transport- und<br />
Warehouse-Netzwerkes, langfristigen Partnerschaften und der konsequenten<br />
digitalen Vernetzung weltweit. BEITRAG: REDAKTION<br />
auf dem Kurs zum weltweit integriertesten<br />
Logistikdienstleister weiterentwickeln und mit<br />
unseren Leistungen die Logistikbilanz unserer<br />
Kunden optimieren“, ergänzt Eling.<br />
Gut vernetzt in Österreich<br />
In Österreich ist DACHSER mit neun Standorten<br />
präsent. Rund 600 MitarbeiterInnen<br />
tragen dazu bei, Warenströme, Informationen<br />
und Verkehrsträger jederzeit zu einem<br />
homogenen miteinander zu vernetzen. Das<br />
DACHSER-Austria Geschäftsmodell umfasst<br />
Transportlogistik, Warehousing und kundenindividuelle<br />
Services innerhalb zweier Geschäftsfelder:<br />
BURKHARD-ELING<br />
CFO<br />
DACHSER<br />
DACHSER begreift sich als traditionsreiches<br />
Familienunternehmen, das<br />
sein Engagement und seine Innovationskraft<br />
aus dem vertrauensvollen<br />
und konstruktiven Miteinander seiner<br />
Mitarbeiter zieht. Zum 1. Jänner hat der Logistiker<br />
nun einen Generationenwechsel an der<br />
Unternehmensspitze vollzogen. Burkhard Eling<br />
folgt auf Bernhard Simon, der als Enkel des<br />
Firmengründers das Unternehmen seit 2005<br />
als CEO geführt hatte.<br />
„Wir werden das Gute bewahren, das Kunden,<br />
Servicepartner und Mitarbeiter an<br />
DACHSER schätzen. Gleichzeitig werden<br />
wir unsere Agilität erhöhen und die zentralen<br />
Herausforderungen aktiv angehen:<br />
Digitalisierung bei gleichzeitiger Kundennähe,<br />
Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel“, sagt<br />
Burkhard Eling. „Unser Kompass bleibt dabei<br />
die DACHSER Mission: Wir wollen DACHSER<br />
DACHSER European Logistics: Ob Distributionslogistik,<br />
Industrielogistik, Beschaffungslogistik<br />
oder individuelle Lösungen im Rahmen<br />
der Kontraktlogistik - Ein starkes, homogenes<br />
Netzwerk aus Dachser Niederlassungen, zahlreichen<br />
Tochterunternehmen und bewährten<br />
Partnern vor Ort sichert mit schnellen, flexiblen<br />
Verbindungen die flächendeckende Bedienung<br />
Europas, Nordafrikas und Teile des<br />
Nahen Ostens. Dabei kommen die Kunden<br />
aus verschiedenen Branchen in Industrie und<br />
Handel.<br />
Als Experte für weltweite Luft- und Seefrachtlogistik<br />
steht das Geschäftsfeld DACHSER Air<br />
& Sea Logistics für globale, integrierte und<br />
effiziente Supply Chain Lösungen weltweit.<br />
So ist DACHSER weltweit im Luft- und Seefrachtgeschäft<br />
mit knapp 200 Standorten -<br />
entweder mit eigenen Landesgesellschaften,<br />
Niederlassungen oder über Partner in allen<br />
großen Wirtschaftszentren der Welt - präsent.
Das Leistungsspektrum umfasst neben der<br />
reibungslos funktionierenden, integrierten<br />
und globalen Wertschöpfungskette auch<br />
vielfältige Dienstleistungen, die dem interkontinentalen<br />
Warenverkehr vor- und nachgelagert<br />
sind. Geschäftsfeldübergreifende<br />
Dienstleistungen wie DACHSER Contract Logistics<br />
und Beratung sowie branchenspezifische<br />
Lösungen für die chemische Industrie<br />
und die DIY-Branche ergänzen das Angebot.<br />
Mit DACHSER DIY-Logistics und DACHSER<br />
Chem-Logistics hat DACHSER zwei weitere<br />
Bereiche erfolgreich auf den internationalen<br />
Logistikmärkten etabliert.<br />
Kontraktlogistik - alles aus einer Hand<br />
Immer häufiger lassen Unternehmen nicht<br />
nur ihre Transporte, sondern sämtliche interne<br />
Logistikprozesse von einem externen<br />
Dienstleister abwickeln. Dachser analysiert<br />
die Anforderungen seiner Kunden genau<br />
und entwickelt daraus maßgeschneiderte,<br />
logistische Lösungen über die gesamte<br />
Supply Chain hinweg. Nach Bedarf können<br />
Kunden flexibel entscheiden, welche Prozesse<br />
sie outsourcen möchten: Aus den Bausteinen<br />
Transport, Warehousing und Value Added<br />
Services schnürt der Logistikdienstleister individuelle<br />
Logistikpakete.<br />
DACHSER DNA – mit Werten verbinden<br />
Logistik ist ein „people business“ – die Leistung<br />
von Logistik basiert immer auf der<br />
Leistung der Menschen, die sie erbringen.<br />
Das Familienunternehmen Dachser legt traditionell<br />
viel Wert auf eine qualitativ hochwertige<br />
Ausbildung mit entsprechender Wissensvermittlung.<br />
Aktuell erlernen in Österreich<br />
70 junge Menschen einen Beruf und trotz<br />
der Corona-Krise stellt das Unternehmen an<br />
seinen Standorten weiter Auszubildende<br />
ein, denn eine gute Mannschaft aus motivierten<br />
und gut ausgebildeten Mitarbeitern<br />
ist das A und O. Neben der Ausbildung legt<br />
Dachser ebenso großen Wert auf die Weiterbildung<br />
seiner Belegschaft. Das umfangreiche<br />
Trainingsprogramm der eigenen DACHSER<br />
Academy unterstützt dabei die individuelle<br />
Weiterbildung jedes einzelnen, egal ob für<br />
aktuelle Aufgaben oder für zukünftige Anforderungen.<br />
Über alle Grenzen hinweg hat das<br />
Familienunternehmen ein gemeinsames Verständnis<br />
– die DACHSER Philosophie. Kurz; die<br />
DACHSER DNA. Diese Philosophie ist in Form<br />
eines Leitbildes transparent und gibt Orientierung<br />
für alle MitarbeiterInnen. Gerade in<br />
einer Krisensituation rücken Menschen enger<br />
zusammen und bringen das einander Verbindende<br />
noch stärker ins Bewusstsein.<br />
GÜNTER HIRSCHBECK<br />
MANAGING DIRECTOR<br />
EUROPEAN LOGISTICS<br />
DACHSER<br />
Zukunfts-Haus Dachser – Krisenfest aufgestellt<br />
Durch sein starkes und leistungsfähiges Europanetzwerk<br />
sowie seiner Flexibilität konnte<br />
Dachser optimal auf die Corona bedingten<br />
Herausforderungen reagieren und die Lieferketten<br />
seiner Kunden aufrecht erhalten.<br />
Aufgrund dessen ist es Dachser in Österreich,<br />
mit seinen neun Standorten und rund 600 Beschäftigten,<br />
gelungen, seine Stärke als stabiler<br />
Partner und verlässlicher Versorger zu festigen<br />
und gleichzeitig der Belegschaft Sicherheit zu<br />
geben. (RED)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S40<br />
Zukunft Logistik. Logistiktrends 2030<br />
In den nächsten zehn Jahren werden selbstfahrende Fahrzeuge, Next Generation<br />
Security, Supergrid Logistics, Quantencomputer, 3 D-Druck und Digitale<br />
Zwillinge die Logistikbranche gewaltig verändern. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
DIRK RUPPIK<br />
JOURNALIST<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Die globale Logistik durchläuft gewaltige<br />
Transformationen. Die<br />
rasanten technologischen Entwicklungen<br />
im Bereich Algorithmen,<br />
Big Data Analysis, Künstliche Intelligenz,<br />
etc. führen zu vielen neuen Anwendungen<br />
und Trends. Laut dem 5. Logistics Trend Radar<br />
von DHL gehören zu den Megatrends in<br />
den nächsten fünf Jahren mit großen Auswirkungen<br />
auf die Logistikbranche u. a. die<br />
Nachhaltige Logistik, die Omnichannel Logistik,<br />
Künstliche Intelligenz, Blockchain, das<br />
Internet der Dinge und Big-Data Analysis. In<br />
den nächsten zehn Jahren werden selbstfahrende<br />
Fahrzeuge, Next Generation Security,<br />
Supergrid Logistics, Quantencomputer, 3D-<br />
Druck und Digitale Zwillinge einen großen<br />
Einfluss auf die Logistikbranche haben.<br />
Supergrid Logistics führt zu modularen<br />
Diensten und größerer Effizienz<br />
Das logistische Supergrid basiert auf einer<br />
globalen Instanz oder (cloudbasierten) Plattform,<br />
die reibungslos und flexibel alle Parteien<br />
entlang von Versorgungsketten integrieren<br />
kann. Dadurch entsteht ein Angebot von modularen<br />
Diensten für alle Kundengruppen mit<br />
dem Ziel die Kosten und die Transitzeiten zu<br />
reduzieren sowie die Effizienz zu maximieren.<br />
Durch das Supergrid wird eine neue Generation<br />
an Logistikern entstehen, die sich hauptsächlich<br />
auf die Verküpfung von globalen<br />
Supply Chain-Netzwerken fokussieren, die viele<br />
Hersteller und Logistikanbieter integrieren.<br />
Dadurch werden neue Geschäftsmöglichkeiten<br />
beispielsweise für 4PL-Logistiker, spezialisierte<br />
Logistikanbieter, kleine Expressdienstleister<br />
und Startups entstehen und der<br />
Kunde kann von einer Vielzahl von Services<br />
den besten auswählen. Durch diese Plattformen<br />
wird eine neue Transparenz im Markt<br />
entstehen und speziell kleinen Unternehmen<br />
Zugang zum globalen Markt verschaffen.<br />
Die Tatsache, dass Kunden weltweit Waren
über das Internet direkt beim Hersteller unter<br />
Auslassung des Einzel- und Großhandels<br />
bestellen können, ist ein weiteres Argument<br />
für das Entstehen eines logistischen Supergrids<br />
durch das die Kunden die besten und<br />
passensten Dienste auswählen können.<br />
Globale Marktteilnehmer werden überwiegend<br />
auf die grenzüberschreitende Integration<br />
von Diensten, Premium-Marktsegmente<br />
sowie die Zusammenstellung von regionalen<br />
Diensten und Logistikdienstleistern die normalerweise<br />
Wettbewerber sind, fokussieren.<br />
Alibaba‘s Smart Logistics Network (Cainiao<br />
Network, gegründet 2013) mit Sitz in Hangzhou<br />
arbeitet taktisch bereits auf ein Supergrid<br />
Logistics-Netzwerk hin.<br />
Quantencomputer optimieren Supply Chain<br />
Quantencomputer besitzen eine millionenfach<br />
höhere Rechenleistung als selbst Supercomputer.<br />
Es ist zu erwarten, dass sie die logistische<br />
Welt extrem verändern werden – und<br />
das nicht nur im Bereich der Algorithmen, sondern<br />
auch in der Verschlüsselungstechnik. Der<br />
erste kommerzielle Quantencomputer – der<br />
IBM Q System One – ist bereits 2019 auf den<br />
Markt gekommen. Der chinesische Quantencomputer<br />
Jiuzhang soll sogar zehn Milliarden<br />
Mal so schnell sein wie Googles 2019 vorgestellter<br />
Quantencomputer Sycamore. Trotz<br />
allem befinden sich die Quantencomputer<br />
noch in einem Anfangsstadium.<br />
Die Optimierung von Lieferketten bzw. Prozessen<br />
entlang der Lieferkette in Echtzeit ist eines<br />
der Haupteinsatzgebiete der neuen Technologie.<br />
Dazu gehört z. B. die Berechnung von<br />
optimalen Lieferrouten in Echtzeit. VW nutzt<br />
Quantencomputer bereits, um intelligente<br />
Verkehrsnetzsysteme zu entwickeln. Weiterhin<br />
können sie genutzt werden, um kombinatorische<br />
Optimierungsprobleme (Behälterproblem)<br />
z. B. beim Verladen von Millionen<br />
von Paketen in Lkw und Flugzeuge zu lösen.<br />
Zudem sollen bessere Produkte durch Rapid<br />
Modeling and Testing entwickelt werden.<br />
Quantencomputer stellen allerdings ein (erwartetes)<br />
großes Problem ab 2022 für die klassische<br />
Datenverschlüsselung dar. Durch ihre<br />
extreme Rechenleistung sind diese Verschlüsselungsmethoden<br />
leicht zu knacken. Neue<br />
Verschlüsselungsmethoden wie gitterbasierte<br />
Kryptographie müssen also her. Auch in der<br />
Welt der blockchainbasierten Kryptowährungen<br />
stellt die Quantentechnologie ein großes<br />
Problem für Private Keys dar, die damit leicht<br />
zu knacken sind. Toshiba hat darauf bereits<br />
reagiert und will ab 2025 kryptographische<br />
Quantencomputerdienste anbieten.<br />
Next Generation Security schützt Produkte<br />
und Daten<br />
Gerade Endgeräte wie Tablets, Smartphones<br />
und PC stellen ein hohes Sicherheitsrisiko für<br />
IT-Netzwerke und die Supply Chain dar. Hier<br />
existiert eine bunte Spielwiese für Cyberkriminelle,<br />
die Unternehmen schaden wollen.<br />
Bei der sog. Next-generation endpoint protection<br />
wird Künstliche Intelligenz, Maschine<br />
Lernen und die Analyse des Nutzerverhaltens<br />
zur Erkennung von immer ausgefeilteren Bedrohungen<br />
genutzt. Prävention ist die erste<br />
Verteidigungslinie, um Cyberattacken zu<br />
vereiteln. Dabei müssen nicht nur alle Endgeräte<br />
geschützt werden, sondern die Lösung<br />
muss auch flexibel und skalierbar in der<br />
Cloud (oder auf Wunsch auch im eigenen<br />
Rechenzentrum) sein. Das IT-System muss mit<br />
modernsten Gefährdungsindizien und Verhaltensindikatoren<br />
Daten, Dateien und die<br />
Kommunikation permanent überwachen.<br />
Die klassische Prävention muss mit analytischen<br />
Überwachungs- und Erkennungs-Tools<br />
kombiniert werden. Der Schutz besonders der<br />
Kunden- und Mitarbeiterdaten hat oberste<br />
Priorität<br />
Auf der physischen Ebene werden z. B. für die<br />
Überwachung von Containern intelligente<br />
Schlösser (Smart Locks) und Siegel eingesetzt.<br />
Dabei können Daten mit RFID-Transpondern<br />
gesendet werden und mittels Blockchain verschlüsselt<br />
und via Smart Contracts verifiziert<br />
werden. Für die Bekämpfung der Fälschung<br />
von Produkten wird ebenfalls die Blockchain-Technologie<br />
eingesetzt. Dazu werden<br />
Daten des Produkt-Lebenszyklus auf der fälschungssicheren<br />
Blockchain gespeichert, die<br />
von Seiten der Kunden beispielsweise durch<br />
Scannen eines 3D-Barcodes ausgelesen werden<br />
können.
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S42<br />
Optimierung von Produkten durch 3D-Printing<br />
und Rapid Prototyping<br />
Der 3D-Druck (Additive Fertigung) kann für die<br />
schnelle Herstellung von Prototypen genutzt<br />
werden. Material wird Schicht für Schicht aufgetragen<br />
und so ein dreidimensionaler Gegenstand<br />
(Werkstück) erzeugt. Dabei erfolgt<br />
der schichtweise Aufbau computergesteuert<br />
aus einem oder mehreren flüssigen oder<br />
festen Werkstoffen nach vorgegebenen Maßen<br />
und Formen. Beim Aufbau finden physikalische<br />
oder chemische Härtungs- oder<br />
Schmelzprozesse statt. Typische Werkstoffe für<br />
das 3D-Drucken sind Kunststoffe, Kunstharze,<br />
Keramiken und Metalle. Die eigentlichen<br />
Daten für das 3D-Modell stammen aus einem<br />
Computer Aided Design (CAD)-System.<br />
Durch Rapid Prototyping kann ein Unternehmen<br />
schon in der Planungsphase relativ einfach<br />
ein Probe-Modell bauen. Somit werden<br />
bereits frühzeitig Fehler oder Schwächen<br />
erkannt und behoben, bevor innerhalb des<br />
eigentlichen Produktionsprozesses durch<br />
nicht entdeckte Fehler hohe Kosten anfallen<br />
würden. Die 3D-Druck-Technologie wird sich<br />
nicht nur sehr wahrscheinlich zur Standardtechnologie<br />
für die Serienproduktion entwickeln,<br />
sondern auch das Ausdrucken von<br />
einzelnen Bauteilen bzw. Artikeln vor Ort in einem<br />
Geschäft, Lieferwagen oder sogar beim<br />
Kunden zuhause ermöglichen. Artikel und<br />
Teile müssten so nicht mehr geliefert werden,<br />
sondern ein digitaler CAD-Bauplan und ein<br />
3D-Drucker würden zur Herstellung genügen.<br />
Der neue Technologie-Trend wird Transport-Wege<br />
verkürzen, die Geschwindigkeit<br />
der Supply Chain erhöhen und auch die Lagerhaltungskosten<br />
in Zukunft enorm senken.<br />
Kunden könnten natürlich auch ihre eigenen<br />
CAD-Entwürfe auf eine Internet-Plattform<br />
beim Fertigungs-Unternehmen hochladen,<br />
Materialien und Farben auswählen, Preise<br />
aufrufen, den Druck bestellen und ausliefern<br />
lassen.<br />
Selbstfahrende Fahrzeuge erhöhen Efizienz<br />
und vermeiden Fehler<br />
Fahrerlose Transportsysteme (FTS) revolutionieren<br />
die Intralogistik und gelten als guter<br />
Einstieg in Industrie 4.0. Mittels FTS lässt sich<br />
die Zahl von Leer- und Falschfahrten massiv<br />
reduzieren, weil die Fahrzeuge automatisch<br />
zum richtigen Lagerregal fahren. Dabei orientieren<br />
sie sich an verschiedenen Technologien,<br />
wie beispielsweise Indikationsstreifen,<br />
Präzisionslasern, Reflektoren oder einfachen<br />
Klebebandspuren. Während die meisten intralogistischen<br />
Lager heute noch auf Flurförderfahrzeuge<br />
wie Stapler setzen, deren<br />
Fahrer auf Sicht und Zuruf fahren, folgen FTS<br />
einem automatisch programmierten Weg.<br />
Dazu lässt sich beispielsweise eine Sichtspur<br />
nutzen, der ein FTS auf seinem Weg folgen<br />
kann. Engpässe, Zusammenstöße oder sonstige<br />
Behinderung im Arbeitsablauf lassen sich<br />
damit fast gänzlich eliminieren.<br />
Das macht die Intralogistik eines Unternehmens<br />
schneller und effizienter. Die Herausforderung<br />
liegt dabei allein in der Schaffung<br />
einer offenen Infrastruktur. In der Transportlogistik<br />
können u. a. autonome Fahrzeuge und<br />
Drohnen bei der Paketzustellung eingesetzt<br />
werden.<br />
Digitaler Zwilling für die Simulation<br />
Beispielsweise kann eine gesamte Fabrik mit<br />
ihren Maschinen, Komponenten, Gebäuden,<br />
Robotern, Fahrerlosen Transportsystemen,<br />
Prozessen und den zu erzeugenden Produkten<br />
parallel zur physischen Ausprägung auch<br />
digital erstellt werden. Dabei kann der digitale<br />
Zwilling auch schon vor dem realen Zwilling<br />
existieren, z. B. als Designmodell künftiger<br />
Produkte. Natürlich können auch logistische<br />
Objekte und Prozesse abgebildet werden. Ein<br />
digitaler Zwilling bietet viele Vorteile. Es lassen<br />
sich pysikalische Prototypen einsparen und<br />
das Verhalten, die Funktionalität und Qualität<br />
von einzelnen realen Komponenten als auch<br />
von ganzen Lieferketten kann simuliert werden.<br />
Zudem können sie dazu dienen, Daten<br />
aus dem Einsatz der realen Zwillinge zu analysieren<br />
und auszuwerten. Die digitalen Modelle<br />
führen zu neuen servicebasierten Geschäftsmodellen:<br />
Fernwartung, Fernmanagement<br />
und -überwachung von logistischen Einrichtungen,<br />
voraussagendes Modellieren und Simulation<br />
sowie logistische Servicemodelle für<br />
den Aftermarket. (DR)
6. eCommerce<br />
Logistik- Day<br />
09. September <strong>2021</strong>, Wien<br />
Hybrid Event<br />
Österreichischer Handelsverband<br />
Bleiben Sie gut informiert. Sichern Sie<br />
sich Ihren Informationsvorsprung.<br />
Mehr auf www.logistik-express.com/<br />
ecommerce-logistik-day/<br />
Medienpartner:
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S44<br />
Würth Österreich beliefert seit 20 Jahren vom<br />
Standort Böheimkirchen aus Kunden mit<br />
Montage- und Befestigungsmaterial.<br />
Wachstum von Würth mit innovativer<br />
Automatisierungslösung<br />
Durch das beständige Wachstum stand Würth Österreich in den letzten Jahren<br />
vor der Herausforderung, dass das Anlagenkonzept nicht mehr effizient genug<br />
war. Um den logistischen Anforderungen hinsichtlich Produktivität und Serviceleistung<br />
gerecht zu werden, entschied sich Würth für die Investition in die Erweiterung<br />
des Logistikzentrums am Standort in Böheimkirchen. BEITRAG: REDAKTION<br />
Stefan Gugerell<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
und<br />
Prokurist, Logistik<br />
und Innendienst bei<br />
der Würth Handels-<br />
Zur Optimierung der intralogistischen<br />
Prozesse war KNAPP der erste Ansprechpartner<br />
für Würth: Gemeinsam<br />
entstand so eine innovative sowie moderne<br />
Lösung, welche die Abläufe optimiert<br />
und den Kunden die höchste Qualität sowie<br />
den besten Service bietet. Zudem unterstützt<br />
intelligente Automatisierung die Mitarbeiter<br />
in ihrer täglichen Arbeit und schafft durch<br />
körperliche Entlastung ein angenehmes<br />
Arbeitsumfeld.<br />
„Seit vielen Jahren ist<br />
KNAPP für uns der erste<br />
Ansprechpartner,<br />
wenn es um neue<br />
Logistiklösungen<br />
geht. Der Zubau<br />
war notwendig, da<br />
wir nach 20 Jahren<br />
hier am Standort einen<br />
neuen Schritt gehen<br />
mussten. Die Kapazitäten<br />
reichten nicht mehr aus und die Ressourcen<br />
waren zu Ende. Gemeinsam mit KNAPP konnten<br />
wir eine zukunftsorientierte Lösung entwickeln.<br />
Mit dieser können wir unsere Aufträge<br />
effizienter und produktiver gestalten und<br />
sind für zukünftige Anforderungen bestens<br />
gerüstet.“<br />
Nachhaltige Erweiterung für<br />
besten Kundenservice<br />
Das Wachstum in den letzten Jahren führte<br />
am Standort Böheimkirchen zur vollständigen<br />
Auslastung der Lagerressourcen. Um<br />
auch zukünftig den Kunden den optimalen<br />
Service zu bieten, mussten die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />
Die Belieferung der in ganz Österreich verteilten<br />
Würth-Shops erfolgt nun in kürzester Zeit<br />
aus dem modernisierten Logistikzentrum in<br />
Böheimkirchen. Bestellungen werden dank<br />
der innovativen Lösung effizienter und produktiver<br />
bearbeitet und innerhalb eines Tages<br />
direkt zum Kunden geliefert. Jährlich verlassen<br />
rund 600.000 Sendungen das Logistikzentrum.<br />
Foto: Würth / Stefan Gugerell
Bei der Modernisierung der Logistik war vor<br />
allem die Reduzierung der Umweltbelastung<br />
ein wesentlicher Aspekt.<br />
Die Energiegewinnung am Standort erfolgt<br />
zukünftig mithilfe der derzeit größten Eigenverbrauchs-Photovoltaikanlage<br />
Niederösterreichs.<br />
Auch im Bereich der intralogistischen<br />
Prozesse setzt Würth gemeinsam mit KNAPP<br />
auf Technologien und Prozesse, welche eine<br />
umweltfreundlichere und qualitätsoptimierte<br />
Abwicklung der Aufträge ermöglichen:<br />
• Zwei vollautomatische Versandroboter<br />
übernehmen die Palettierung der Kartons<br />
und Mehrwegbhälter für den Versand.<br />
Die Kartons werden dabei möglichst<br />
platzsparend auf die Palette geschlichtet,<br />
damit die Anzahl der Versandpaletten<br />
so gering wie möglich gehalten wird.<br />
• An vollautomatischen Falt- und Deckelungsmaschinen<br />
für Kartons werden die<br />
Versandkartons mittels individueller Faltung<br />
soweit wie möglich in ihrer Höhe reduziert.<br />
Dadurch kann das Transportvolumen<br />
um rund 20 Prozent reduziert werden,<br />
was dazu führt, dass bis zu 4 LKWs pro Tag<br />
weniger auf den Straßen unterwegs sind.<br />
• Mittels innovativer Bilderkennungstechnologie<br />
der ivii gmbh – dem Spezialisten für Bildverarbeitung<br />
innerhalb der KNAPP-Gruppe<br />
– wird das Schlichtmuster im Versandkarton<br />
kontrolliert, um Freiräume im Karton zu erkennen.<br />
Diese werden gegebenenfalls mit einer<br />
100% biologisch abbaubaren Folie aus Maisund<br />
Kartoffelstärke befüllt. Das reduziert Beschädigung<br />
und Bruch von Artikeln, wodurch<br />
die Umweltbelastung durch Rücksendungen<br />
und Doppellieferungen vermieden wird.<br />
• Die Lieferung der Artikel an Würth-interne<br />
Kunden erfolgt in Mehrwegbehältern. Die Lösung<br />
ist so konzipiert, dass sowohl Kartons als<br />
auch Mehrwegbehälter mit den eingesetzten<br />
Technologien bearbeitet werden können.<br />
Das OSR Shuttle Evo<br />
bietet mit 57.000 Stellplätzen<br />
höchste Lagerkapazität<br />
und Flexibilität.<br />
Bei der Kommissionierung vereinen die neueste<br />
Shuttle-Generation OSR Shuttle Evo<br />
und der innovative Pick-it-Easy Evo-Arbeitsplatz<br />
maximale Effizienz und Produktivität mit<br />
Ergonomie.<br />
OSR Shuttle Evo: Effiziente Prozesse durch dynamische<br />
Lagerung<br />
Das OSR Shuttle Evo versorgt die angeschlossenen<br />
Pick-it-Easy-Arbeitsplätze just-in-time<br />
mit Waren. Jeder Arbeitsplatz hat dabei Zugriff<br />
auf jeden Artikel im System. Das flexible<br />
Regalsystem und das schlanke Design ermöglichen<br />
eine optimale Platzausnutzung.<br />
Das OSR Shuttle Evo ist auf zukünftige Erweiterung<br />
ausgerichtet: Die Anzahl der Shuttles<br />
und der Lifte ist skalierbar, wodurch die Leistung<br />
an die jeweiligen Anforderungen angepasst<br />
werden kann. Das Shuttle-System<br />
bietet mit 3 Gassen und 41 Ebenen Stellplätze<br />
für rund 57.000 Kartons und Behälter. Neben<br />
den Lagerbehältern für die Kommissionierung<br />
werden auch fertiggestellte Versandkartons<br />
bis zum Versand in den Regalen zwischengelagert.<br />
Über 100 Shuttles bringen die Behälter<br />
und Kartons immer dorthin, wo sie gerade<br />
benötigt werden – das OSR Shuttle Evo versorgt<br />
dabei die angeschlossenen Pick-it-Easy<br />
Evo-Arbeitsplätze als auch die Versandroboter<br />
flexibel und in der richtigen Reihenfolge.<br />
Für die Kommissionierung und den Versand<br />
ist die richtige Sequenz bei der Auslagerung<br />
entscheidend: Anhand der Auftragsdaten<br />
schickt die KNAPP-Software KiSoft die Behälter<br />
und Kartons in der richtigen Reihenfolge<br />
Richtung Kommissionierung oder Versand.<br />
Der Versand durch die unterschiedlichen Lagerbereiche<br />
erfolgt dabei über die leistungsstarke<br />
KNAPP-Fördertechnik Streamline.
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S46<br />
Die Mitarbeiter stellen<br />
an 6 ergonomischen<br />
Pick-it-Easy-Arbeitsplätzen<br />
die Kundenaufträge<br />
im Ware-zur-Person-Prinzip<br />
zusammen und profitieren<br />
von einem angenehmen<br />
Arbeitsumfeld.<br />
Pick-it-Easy Evo: Angenehme Arbeitsbedingungen<br />
durch ergonomisches Design<br />
Die Zusammenstellung der Kundenaufträge<br />
erfolgt an 6 Pick-it-Easy Evo-Arbeitsplätzen.<br />
Die all-in-one-Arbeitsstation Pick-it-Easy Evo<br />
zeichnet sich durch platzsparendes Design,<br />
optimale Qualitätssicherung, effiziente Auftragsbearbeitung<br />
sowie ideale Ergonomie<br />
und Usability aus. Der Arbeitsplatz unterstützt<br />
und motiviert Mitarbeiter in ihrer<br />
täglichen Arbeit und schafft so ein ganz<br />
neues Arbeitserlebnis. <strong>LE</strong>D-Anzeigen und<br />
Touchscreens mit intuitiven easyUse-Benutzeroberflächen<br />
und Add-ons zur Qualitätssicherung<br />
schaffen eine einzigartige User<br />
Experience. Auch individuelle Anpassungen<br />
an die Kundenprozesse sind in die Konzeption<br />
der Arbeitsplätze miteingeflossen.<br />
Lückenlose Dokumentation mit<br />
ivii.photostation<br />
Jeder fertiggestellte Karton durchläuft auf<br />
dem Weg Richtung automatische Deckelung<br />
die ivii.photostation. Diese erstellt mithilfe<br />
von modernster Bilderkennungstechnologie<br />
ein Bild des Kartoninhalts und sieht auf einen<br />
Blick, ob die Artikel im Karton sicher verstaut<br />
sind. Falls dies nicht der Fall ist, schleust das<br />
System die Kundenaufträge automatisch aus<br />
und bringt diese zu einer Kontrollstation. Dort<br />
gibt ein Mitarbeiter zur Sicherung des Inhalts<br />
Füllmaterial aus 100 Prozent biologisch abbaubarem<br />
Material bei, wodurch die Artikel<br />
sicher und unversehrt beim Kunden ankommen.<br />
Das erstellte Bild ermöglicht auch eine<br />
einfache Rückverfolgung.<br />
Die Versorgung der Arbeitsplätze erfolgt über<br />
das OSR Shuttle Evo im Ware-zur-Person Prinzip<br />
– die Mitarbeiter bekommen automatisch<br />
zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge<br />
die Waren an den Arbeitsplatz zur<br />
Verfügung gestellt. Das verringert Wegzeiten<br />
und führt zu einer deutlichen Steigerung<br />
der Produktivität und Kommissionierqualität.<br />
Die Mitarbeiter arbeiten an den Pick-it-Easy<br />
Evo-Arbeitsplätzen intuitiv und fehlerfrei. Das<br />
ermöglicht größtmögliche Leistung bei geringem<br />
Kraftaufwand. Die Vorteile durch den<br />
Einsatz der neuen Pick-it-Easy Evo-Arbeitsplätze<br />
erklärt Stefan Gugerell: „Durch das neue<br />
Ware-zur-Person-System können wir sehr hohe<br />
Wegzeiten verringern. Diese Reduktion führt<br />
zu einer deutlichen Verbesserung der Produktivität<br />
bei gleichzeitiger Minimierung der Belastung<br />
für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Die ergonomischen Lösungen, welche<br />
KNAPP anbietet und einsetzt, sind für uns ein<br />
zentraler Meilenstein in der Entwicklung für<br />
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“<br />
Die ivii.photostation ermöglicht eine lückenlose<br />
Dokumentation und effiziente Qualitätskontrolle.
Freifahrende Roboter Open Shuttle<br />
Auf dem Weg zur fehlerfreien Lieferung spielt<br />
auch ein Open Shuttle eine zentrale Rolle.<br />
Kartons, welche bei der Wiegekontrolle Abweichungen<br />
zeigen, werden für eine weitere<br />
Überprüfung an einen Kontrollarbeitsplatz<br />
gebracht. Damit die Mitarbeiter körperlich<br />
entlastet und Wegzeiten reduziert werden,<br />
übernimmt ein Open Shuttle den Transport<br />
der zu kontrollierenden Kartons von<br />
der Versandlinie zum Kontrollarbeitsplatz.<br />
Der freifahrende Roboter erledigt seine Arbeit<br />
dabei völlig autonom und ohne optische<br />
oder physische Hilfsmittel. Aufgrund der Navigationstechnik,<br />
welche auf natürlicher Konturenerkennung<br />
basiert, planen sie selbstständig<br />
ihren Weg und weichen Hindernissen aus.<br />
Das Open Shuttle legt den Weg zur Kontrollstation<br />
völlig autonom zurück und erspart<br />
den Mitarbeitern dabei Wegzeiten und<br />
schwere Hebearbeiten.<br />
„Unser klares Ziel ist es, mit unseren Lösungen<br />
die aktuelle Marktposition von Würth zu<br />
stärken und die Logistikprozesse effizienter zu<br />
gestalten. Gemeinsam mit Würth erarbeiten<br />
wir innovative strategische Konzepte und setzen<br />
diese konsequent um. Dadurch können<br />
wir gemeinsam erfolgreich<br />
wachsen.<br />
Die Beziehung zwischen<br />
Würth und<br />
KNAPP zeichnet sich<br />
durch eine konstruktive,<br />
zielgerichtete sowie<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
aus und ist<br />
von gegenseitigem Vertrauen<br />
und Verständnis geprägt. Gemeinsam arbeiten<br />
wir an der Optimierung und Anpassung<br />
der logistischen Konzepte, um auch zukünftig<br />
die Marktanforderungen bestmöglich bedienen<br />
zu können.“ (RED)<br />
Wolfrum Hofbauer<br />
Head of Key Account<br />
Management<br />
Würth bei KNAPP<br />
Systemintegration<br />
GmbH<br />
Foto Wolfrum Hofbauer
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S48<br />
E-Commerce: Blitzschnelle Logistik<br />
für Baustellen<br />
Bis zum Abend online bestellt, rechtzeitig zu Arbeitsbeginn auf die Baustelle<br />
geliefert – und das in weiten Teilen Österreichs: Das macht das komfortable Logistikkonzept<br />
der H. Gautzsch Großhandel Österreich GmbH aus. Zentrales Element<br />
darin ist ein AutoStore-Kleinteilelager. BEITRAG: REDAKTION<br />
Nun startet es sein Angebot auch in Österreich.<br />
Um einen flexiblen Service anbieten zu<br />
können, setzt der Online-Händler mit einem<br />
Sortiment von über 25.000 Artikeln in Himberg<br />
bei Wien auf ein automatisches Lager<br />
mit zweistufiger Kommissionierung. Im Zentrum<br />
der Logistikanlage steht AutoStore, ein<br />
ultrakompaktes Kleinteilelager, das nur rund<br />
ein Drittel der Fläche vergleichbarer Anlagen<br />
beansprucht. Realisiert wurde es von<br />
Markus Grabner, Senior Sales Manager bei<br />
Reesink Logistic Solutions, und seinem Team.<br />
Innerhalb eines Aluminiumgerüsts, des sogenannten<br />
Grids, sind in der Anlage rund<br />
18.000 Behälter der Größe 603x403x310<br />
Millimeter in 16 Ebenen gestapelt. Bewegt<br />
werden sie von acht akkubetriebenen Robotern,<br />
die elektronisch gesteuert unabhängig<br />
voneinander agieren. Für Wareneingang<br />
und Kommissionierung ist die Anlage<br />
mit vier sogenannten Ports ausgestattet,<br />
von denen jeder flexibel für die benötigte<br />
Aufgabe eingesetzt werden kann. Sie sind<br />
in zwei unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen<br />
ausgelegt.<br />
MARKUS GRABNER UND HELMUT LINDINGER<br />
Der Elektrogroßhändler bietet<br />
seinen Kunden neben einem<br />
umfassenden Warensortiment<br />
auch die Anlieferung sämtlicher<br />
Produkte bis zur Baustelle. Somit<br />
sparen sich die Handwerksbetriebe den<br />
morgendlichen Einkauf vor Baubeginn<br />
und können direkt mit der Elektroinstallation<br />
beginnen. Mit der Kombination aus<br />
Online-Vertrieb und Direktbelieferung ist<br />
das Unternehmen im benachbarten Bayern<br />
seit mehr als zehn Jahren erfolgreich.<br />
In dieser Konfiguration schafft die Anlage<br />
bei der Kommissionierung 250 Behälterandienungen<br />
pro Stunde, die H. Gautzsch<br />
im Zweischichtbetrieb nutzt. Da AutoStore<br />
eine sehr schnelle Auftragsbearbeitung erlaubt,<br />
können Elektroinstallateure fehlendes<br />
Material für den Folgetag auch nach<br />
Tagesabschluss auf der Baustelle noch ordern.<br />
Letzte Aufträge können noch bis 30<br />
Minuten vor Schichtende bearbeitet werden.<br />
„Die Anlage bietet uns größtmögliche<br />
Ausfallsicherheit und extrem flexible Erweiterungsoptionen“,<br />
freut sich Helmut Lindinger,<br />
Geschäftsführer der H. Gautzsch Großhandel<br />
Österreich GmbH.
Tipps für die Anlagenplanung -<br />
4 Fragen an Automatisierungsexperten<br />
Markus Grabner -<br />
Reesink Logistic Solutions Austria<br />
Was sind die wichtigsten Eckpunkte bei der<br />
Konzeption eines automatischen Kleinteilelagers?<br />
Größe, Volumina und Gewichte der Artikel<br />
müssen zu den Maßen der Behälter passen<br />
– das ist der wichtigste Punkt.<br />
Welcher andere Faktor ist bei der Planung<br />
außerdem entscheidend?<br />
Die Wahl der Lagertechnik hängt maßgeblich<br />
vom Platz ab, der zur Verfügung steht.<br />
Kompakte Anlagen wie ein AutoStore bringen<br />
deutlich mehr Artikel auf derselben<br />
Fläche unter.<br />
Worin unterscheiden sich verschiedene<br />
Anlagentechnologien noch?<br />
Besonders groß sind die Unterschiede im<br />
Bereich der Ausfallsicherheit. Manche Anlagen<br />
kommen durch beschädigte Bauteile<br />
ganz oder teilweise zum Stillstand.<br />
Dezentral betriebene Lager wie ein Auto-<br />
Store mit seinen autonomen Robotern verlieren<br />
dagegen schlimmstenfalls an Geschwindigkeit.<br />
Sie können im laufenden<br />
Betrieb gewartet oder erweitert werden.<br />
Andere Analgentypen müssen dagegen<br />
bis zum Abschluss der Arbeiten mitunter wochenlang<br />
stillstehen.<br />
Die Welt der<br />
nachhaltigen<br />
Logistik<br />
• logistik-express.com<br />
• binnenschiff-journal.at<br />
• umwelt-journal.at<br />
• transportlogistik.business<br />
• ecommerce-logistik.business<br />
• mobilitaet.business<br />
• mylogistics.business<br />
Wie sieht es mit dem Energiebedarf der<br />
Anlagen aus?<br />
Nur wenige automatische Lager sind ressourcenschonend.<br />
Die Stromverbräuche<br />
differieren erheblich. Ein AutoStore ist dagegen<br />
extrem energiesparend und bietet<br />
damit eine umweltfreundliche und wirtschaftliche<br />
Lösung: Zehn Transportroboter<br />
haben in etwa nur den Stromverbrauch<br />
eines einzigen Staubsaugers.<br />
(RED)<br />
m.jaklitsch@logistik-express.at
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S50<br />
Neues FTS als Plug-and-Play Lösung<br />
Mit dem neuen WEASEL® Lite bringt SSI Schäfer ein FTS auf den Markt, welches<br />
Unternehmen eigenständig und ohne aufwendige Installation in Betrieb nehmen<br />
können. BEITRAG: REDAKTION<br />
Größe. Es wird zunehmend schwieriger,<br />
verlässlich und konstant Lagerpersonal für<br />
die einfachen logistischen Aufgaben zu<br />
rekrutieren. Mit modernen teil- bis vollautomatisierten<br />
Lösungen, wie z.B. Fahrerlosen<br />
Transportsystemen, kann der Materialfluss<br />
mit dem vorhandenen Lagerpersonal effizient<br />
strukturiert werden, ohne große initiale<br />
Investmentsummen in die Hand nehmen zu<br />
müssen.<br />
Das neue WEASEL Lite<br />
lässt sich einfach in die<br />
bestehenden Räumlichkeiten<br />
und Prozesse integrieren.<br />
Dank der dezentralen<br />
Steuerung via Tablet ist<br />
kein bestimmtes IT-Wissen<br />
oder spezifisches<br />
technisches Know-how<br />
erforderlich.<br />
Interne Produktions- und Logistikbereiche<br />
einfach vernetzen und Bedarfsstellen<br />
effizient mit Nachschub von Kleinladungsträgern<br />
versorgen. Mit dem<br />
neuen Fahrerlosen Transportsystem WEA-<br />
SEL® Lite von SSI Schäfer gelingt dies ohne<br />
aufwendige Installation. Das WEASEL Lite ist<br />
branchenübergreifend flexibel einsetzbar,<br />
wirtschaftlich und funktioniert durch eine<br />
einfache Plug-and-Play-Inbetriebnahme<br />
dank dezentraler Steuerung. So gelingt ein<br />
reibungsloser Materialfluss, den die Anwender<br />
jederzeit eigenständig an ihre Bedürfnisse<br />
anpassen oder erweitern können.<br />
Bereiche vernetzen für einen effizienten<br />
Materialfluss<br />
Angesichts der Forderung nach kurzen<br />
Durchlaufzeiten, geringen Beständen, optimierten<br />
Taktzeiten und hoher Flexibilität<br />
gerät der innerbetriebliche Materialfluss<br />
in den Fokus, denn er birgt meist nicht nur<br />
an einer Stelle ein Optimierungspotenzial.<br />
Bei repetitiven und standardisierten Logistikaufgaben<br />
setzen Unternehmen häufig<br />
auf eine automatisierte Vernetzung von<br />
Prozessen, um die flexible und pünktliche<br />
Versorgung der Bedarfsstellen zu gewährleisten.<br />
Die begrenzte Verfügbarkeit von<br />
Arbeitskräften wird dabei zu einer kritischen<br />
WEASEL Lite, die Plug-and-Play-Variante<br />
des bewährten WEASEL<br />
Um in Lager und Produktion einzelne, stark<br />
vernetze Arbeitsschritte zu verbinden und<br />
Bedarfsstellen ohne große Materialpuffer<br />
zwischen den Arbeitsbereichen mit<br />
Nachschub zu versorgen, hat SSI Schäfer<br />
das Fahrerlose Transportsystem (FTS)<br />
WEASEL entwickelt. Die neue Variante<br />
des bewährten FTS heißt WEASEL Lite.<br />
Der Zusatz “Lite“ steht hierbei für die einfache<br />
Integration des FTS in die bestehenden<br />
Räumlichkeiten und Prozesse, welche<br />
die Unternehmen selbständig durchführen<br />
können – ohne Flottencontroller, ohne<br />
Techniker Know-how und übergeordnete<br />
IT-Installation. Das FTS übernimmt den innerbetrieblichen<br />
Transport von Kleinladungsträgern,<br />
wie Behälter, Kartons und<br />
vergleichbare Güter, bis zu einem Gewicht<br />
von 35 kg und verknüpft so Bereiche wie<br />
z.B. Wareneingang, Wareneingangskontrolle,<br />
Kommissionierung und Versand oder<br />
Produktion und Montage. Insbesondere<br />
kleinere und mittlere Unternehmen erhalten<br />
mit dem WEASEL Lite einen einfachen<br />
und kostengünstigen Einstieg in die (erste)<br />
Automation, und dies über eine Investition,<br />
die sich in kurzer Zeit amortisiert und wachstumsfähig<br />
ist.<br />
Kommunikation über Bluetooth und Tablet<br />
Die beiden WEASEL Varianten unterscheiden<br />
sich vor allem hinsichtlich Steuerung<br />
und Kommunikation: Während das klassische<br />
WEASEL über einen Flottencontroller
in Verbindung mit WLAN gesteuert wird,<br />
kommunizieren die FTS vom Typ WEASEL Lite<br />
über Bluetooth. Letztere erhalten die Transportaufträge<br />
via Tablet von einer Person an<br />
der jeweiligen Bedarfsstelle. Dank der dezentralen<br />
Steuerung ist weder für die Materialflussplanung<br />
noch für die Inbetriebnahme<br />
bestimmtes IT-Wissen oder spezifisches<br />
technisches Know-how erforderlich.<br />
Plug-and-Play-Inbetriebnahme<br />
der „Lite“-Variante<br />
Das WEASEL Lite lässt sich auf leichte Weise<br />
in bestehende Räumlichkeiten und Prozesse<br />
integrieren. Dazu sind nur wenige<br />
Vorbereitungen nötig: die Festlegung und<br />
Vorbereitung des Fahrkurses, die Einrichtung<br />
des Tablets oder Smartphones mit der<br />
entsprechenden App zur Steuerung der<br />
FTS und das Anschalten der Fahrzeuge.<br />
Zur Materialflussplanung steht der WEASEL<br />
Lite Designer kostenfrei zur Verfügung, alternativ<br />
funktioniert die Planung aber auch<br />
nur mit Bleistift und Papier. Die Bereitstellung<br />
von IT wie Server und WLAN ist aufgrund der<br />
dezentralen Steuerung nicht nötig.<br />
Kurzfristige Lieferung<br />
Der Zeitraum von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme<br />
beträgt in der Regel nur etwa<br />
ein bis zwei Wochen innerhalb Deutschlands.<br />
Mitwachsende Lösung für automatisierte<br />
Prozesse<br />
Der Einsatz einer WEASEL Lite Flotte mit<br />
mehreren Fahrzeugen wächst beliebig mit<br />
den dynamischen Marktanforderungen<br />
und der Unternehmensentwicklung. Die<br />
Geräteflotten folgen einer optischen Fahrspur,<br />
die entsprechend des gewünschten<br />
Fahrkurses auf den Boden geklebt wird.<br />
Dies hat den Vorteil, dass die Fahrwege<br />
ganz einfach definiert werden können<br />
und sich ihr Einsatz jederzeit flexibel und eigenständig<br />
vom Betreiber anpassen lässt.<br />
Im Fall erhöhter Dursatzsteigerungen ist<br />
eine Erweiterung der Lösung mit zusätzlichen<br />
Fahrzeugen schnell umsetzbar. Darüber<br />
hinaus kann jederzeit das Upgrade zu<br />
Das FTS übernimmt den innerbetrieblichen<br />
Transport von Kleinladungsträgern und<br />
amortisiert sich in kurzer Zeit.<br />
einer komplexeren, klassischen WEASEL-Lösung<br />
erfolgen. Mit der Integration einer zusätzlichen<br />
Leitsteuerung in die existierende<br />
WEASEL-Flotte gewinnen die Betreiber weitere<br />
Effizienz- und Schnittstellenvorteile, wie<br />
die Kommunikation mit Fördertechnik, Rolltoren,<br />
Brandschutzmeldesystemen oder Andon-Leuchten.<br />
Kostengünstige Automatisierung<br />
Das WEASEL Lite ist ein kostengünstiges,<br />
barrierefreies Indoor FTS für den Einstieg in<br />
die Automatisierung von innerbetrieblichen<br />
Transporten. Es zeichnet sich durch geringe<br />
Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichen,<br />
stationären Fördersystemen<br />
aus, da die aufwendige Einrichtung einer<br />
IT-Infrastruktur sowie eine komplexe Layoutplanung<br />
entfallen. Die FTS sorgen für eine<br />
gleichbleibende Arbeitsauslastung und führen<br />
damit zu kurzfristigen Produktivitätssteigerungen.<br />
Ergänzend profitieren Anwender<br />
von einer kurzen Realisierungszeit und einer<br />
schnellen Amortisation ihrer Investition. Informationen<br />
und Bestellmöglichkeiten dazu<br />
finden interessierte Unternehmen auf der<br />
SSI Schäfer Website. Sollten darüber hinaus<br />
weitere Schritte in Richtung Automation gewünscht<br />
sein, steht SSI Schäfer als Intralogistik-Spezialist<br />
beratend zur Seite. (RED)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S52<br />
Käseproduktion von Vorarlberg<br />
Milch automatisiert<br />
Fast 33 Milliarden Liter Milch wurden dem Milch Industrie Verband (MIV) zufolge<br />
2018 in Deutschland verarbeitet. Ein Großteil, nämlich 44 Prozent der gesamten<br />
Rohmilch, floss dabei in die Produktion von Käse. BEITRAG: REDAKTION<br />
Bei einer der größten<br />
österreichischen Molkereien,<br />
der Vorarlberg<br />
Milch eGen, kommt am<br />
Produktionsstandort in<br />
Feldkirch Automatisierungstechnik<br />
aus dem<br />
Hause Dematic zum Einsatz.<br />
(Foto: Vorarlberg<br />
Milch eGen)<br />
Die konstant hohe Nachfrage<br />
hat zur Folge, dass traditionelle<br />
manuelle Produktionsprozesse<br />
in der Milchindustrie inzwischen<br />
selten sind. Steigende Hygiene-, Qualitäts-<br />
und Geschwindigkeitsanforderungen<br />
sowie der digitale Wandel haben die<br />
Automatisierung in Produktion, Lagerung<br />
und Distribution zusätzlich forciert. Auch<br />
bei Vorarlberg Milch eGen, einer der größten<br />
österreichischen Molkereien, kommt<br />
Automatisierungstechnik zum Einsatz.<br />
Die Genossenschaft setzt auf die innovativen<br />
Lösungen aus dem Hause Dematic.<br />
Im Zuge der Standorterweiterung im österreichischen<br />
Feldkirch hat der Intralogistikspezialist<br />
dort ein maßgeschneidertes<br />
Fahrerloses Transportsystem (FTS) installiert.<br />
Vier Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF)<br />
übernehmen dort nun alle Transportbewegungen<br />
zwischen Reiferäumen und Pflegeanlage.<br />
Manövriert werden sie dabei von<br />
der integrierten Dematic-Navigationssoftware.<br />
Das „Ländle“, zwischen Arlberg und Bodensee<br />
gelegen, ist traditionell von Landwirtschaft<br />
geprägt und vor allem für seine Alpenmilch<br />
bekannt. Knapp 60 Prozent aller<br />
Milchprodukte der Region stellt Vorarlberg<br />
Milch her. Insgesamt verarbeitet die vor<br />
mehr als 70 Jahren gegründete Genossenschaft<br />
heute knapp 66 Millionen Liter Milch<br />
pro Jahr. Hierfür wird die österreichische<br />
Molkerei täglich von über 500 regionalen<br />
Landwirten am Produktionsstandort in Feldkirch<br />
mit frischer Milch beliefert. Dort wird der<br />
Rohstoff dann unter strengen Hygiene- und<br />
Qualitätsrichtlinien verarbeitet. Besonders<br />
bekannt ist der Vorarlberger Bergkäse – eine<br />
treibende Kraft der gesamten Wirtschaftsregion.<br />
Zu den größten Herausforderungen<br />
in der Herstellung zählt es, stets gleichbleibend<br />
hohe Qualität zu gewährleisten.<br />
Die traditionelle Schichtarbeit früherer<br />
Tage hatte diesbezüglich häufig Schwankungen<br />
zur Folge. Heute sind moderne<br />
Produktionen oftmals automatisiert. So<br />
hat auch Vorarlberg Milch im Zuge einer<br />
Standorterweiterung kürzlich ein Fahrerloses<br />
Transportsystem von Dematic installiert.<br />
„Wir versprechen uns davon eine höhere<br />
Produktivität sowie qualitativ hochwertige<br />
Endprodukte. Für uns gilt: Je weniger manueller<br />
Einsatz desto geringer die Fehlerquote“,<br />
erklärt Johannes Wehinger, Technischer<br />
Leiter der Vorarlberg Milch eGen.<br />
Zum Lieferumfang von Dematic gehörten<br />
vier Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) des<br />
Typs FLV 3317/CMM, die den Käse selbständig<br />
zwischen der Auf- und Abbrettlanlage,<br />
den Reiferäumen sowie der Pflegeanlage<br />
transportieren. Ebenfalls im Automatisierungspaket<br />
enthalten sind eine E’nsor®<br />
Steuerungseinheit und die Leitsystem-Steuerungssoftware<br />
E‘tricc® zur Transport- und<br />
Verkehrskontrolle.
Automatische Rezepturund<br />
Lagerverwaltung<br />
Käse ist nicht gleich Käse. Jede Sorte<br />
hat ihre eigene Rezeptur und unterliegt<br />
unterschiedlichen Lager-, Kühlund<br />
Pflegeprozessen. Bei Voralberg<br />
Milch wandern die Laibe nach einer<br />
bis zu achtmonatigen Reifung zunächst<br />
in ein Salzbad und dann zum<br />
Abtropfen auf eine Aufbrett- oder<br />
Abbrettlanlage. Von dort aus befördern<br />
sie die FTF mit einer Tragfähigkeit<br />
von 1,7 Tonnen und einer Hubhöhe<br />
von 3.300 Millimetern auf ein Reifegestell.<br />
Anschließend werden diese mit<br />
einem Barcode versehen. So lassen<br />
sie sich sowohl vom Barcode-Leser<br />
auf dem automatischen Fahrzeug,<br />
als auch mithilfe eines mobilen Scanners<br />
identifizieren.<br />
Die Informationen können dann problemlos<br />
in die Leitsystem-Steuerungssoftware<br />
E‘tricc® übertragen werden.<br />
„Hier laufen alle informationstechnischen<br />
Fäden zusammen, damit<br />
sämtliche Funktionen wie gewünscht<br />
durchgeführt werden können“, erklärt<br />
Wehinger. Denn die Software übernimmt<br />
nicht nur die Steuerung der<br />
Fahrzeuge, sondern verwaltet auch<br />
die Lagerplätze in den acht Reiferäumen<br />
sowie die dortigen Abläufe.<br />
Die Rezepturverwaltung findet ebenfalls<br />
in E‘tricc® statt. Hierzu müssen zunächst<br />
die einzelnen Käse-Rezepturen<br />
in die Software importiert werden.<br />
Die Rezepte bestehen aus einer Anzahl<br />
vordefinierter Behandlungen, die<br />
während der Produktion des Käses<br />
durchgeführt werden müssen. So sind<br />
zum Beispiel die Dauer der Reifungsphasen<br />
oder die Pflegemaßnahmen<br />
wie Bürsten, Brettwenden oder Käsewenden<br />
festgelegt. Sobald ein<br />
Käsegestell in einem der Reiferäume<br />
eingelagert ist, stößt die Software<br />
alle erforderlichen Transportabläufe<br />
zwischen den Reiferäumen und den<br />
Pflegemaschinen an. Sobald die Behandlung<br />
abgeschlossen ist, sorgt sie<br />
dafür, dass ein FTF die Produkte zu<br />
der im Rezept definierten Zielposition<br />
befördert. So bedienen die autonomen<br />
Fahrzeuge das Kühl- und das<br />
Reifelager und übernehmen auch<br />
den Zu- und Abtransport der Reifegestelle<br />
an der Käsepflegeanlage.<br />
Je nach Anforderung transportiert ein<br />
FTF den Käse aus den Reiferäumen<br />
zur Käsepflegeanlage.<br />
Das Entstapeln auf die dort installierte<br />
Fördertechnik und das erneute Aufeinanderstapeln<br />
der Gestelle nach der<br />
Pflege erledigt das FTF ebenfalls. „Das<br />
Fahrerlose Transportsystem von Dematic<br />
sorgt dafür, die jeweiligen Abläufe<br />
en détail einzuhalten. Dadurch<br />
schaffen wir 50 Verladungen pro<br />
Stunde“, sagt Wehinger. Die Anlage<br />
wird an sieben Tagen pro Woche in<br />
jeweils drei Schichten betrieben.<br />
Lückenlose Rückverfolgung<br />
der hergestellten Käse<br />
Darüber hinaus visualisiert E‘tricc das<br />
gesamte Lager inklusive der Fördertechnik<br />
und der Pflegeanlagen. So<br />
wird dem Bediener zum Beispiel der<br />
Zeitpunkt der im Rezept hinterlegten<br />
nächsten Behandlung angezeigt.<br />
Ebenfalls signalisieren unterschiedliche<br />
Farben dem Mitarbeiter die Zustände<br />
der Chargen oder ob die Pflegeanlage<br />
belegt und aktiv ist. Zudem<br />
werden die Gestelle sowie die Fahrzeugzustände<br />
dynamisch visualisiert.<br />
„Für uns bedeutet das eine enorme<br />
Erleichterung, was die exakte<br />
Rückverfolgbarkeit aller Fahrzeuge<br />
und der Käseleibe von der Einlagerung<br />
bis zur Auslagerung betrifft“,<br />
fasst Wehinger zusammen.<br />
Manövriert werden die FTF mit der integrierten<br />
Dematic-Navigationssoftware<br />
E’nsor® über ein vordefiniertes<br />
Layout. Die Software benutzt hierfür<br />
Sensoren und ein Ortungs- beziehungsweise<br />
Positionierungsmodul,<br />
um die Fahrzeuge durch das Layout<br />
zu steuern. Hierzu sind auf dem FTF<br />
alle Fahrrouten gespeichert, sodass<br />
es vollautomatisch Ladungen transportieren<br />
und Aktionen ausführen<br />
kann. „Dabei sind die Dematic-Fahrzeuge<br />
nicht auf eine Spur festgelegt,<br />
sondern können je nach Auftrag verschiedene<br />
Wege und Lagerplätze<br />
anfahren. Abweichungen der festgelegten<br />
Routen werden verhindert“,<br />
sagt Wehinger. Aktualisierungen des<br />
Layouts sind über E‘tricc möglich.<br />
Die Software sorgt außerdem für einen<br />
optimierten Materialfluss, indem<br />
sie bestimmt, welches Fahrzeug welchen<br />
Auftrag übernimmt und dafür<br />
die schnellste Route errechnet. Über<br />
eine Schnittstelle ist die Dematic-Lösung<br />
außerdem an die hauseigene<br />
Software von Vorarlberg Milch angebunden.<br />
Reibungslose Inbetriebnahme<br />
Die Auftragsvergabe an Dematic<br />
begründet Vorarlberg Milch einerseits<br />
mit der nachgewiesenen Expertise<br />
des Intralogistikspezialisten.<br />
Andererseits überzeugte dessen hohe<br />
Kundenorientierung. „Im Bereich der<br />
Automatisierung der Käseproduktion<br />
gehört Dematic zweifelsohne zu den<br />
Vorreitern und hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten eine hohe fachliche<br />
Kompetenz nachgewiesen“, sagt<br />
Wehinger. Während der Projektphase<br />
habe man sich intensiv über die Eigenschafen<br />
einer für Vorarlberg Milch<br />
optimalen Lösung ausgetauscht.<br />
Die Inbetriebnahme der Fahrzeuge<br />
und die Installation der Software liefen<br />
daraufhin reibungslos. „Seitdem<br />
arbeiten wir deutlich effizienter“,<br />
resümiert Wehinger.<br />
(RED)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S54<br />
Logistikprozesse schützen Mitarbeiter<br />
Mit seiner jetzt erweiterten Analyseplattform erlaubt ProGlove Anwendern einen<br />
unverstellten Blick auf die Arbeitsabläufe in ihren Werks- und Lagerhallen.<br />
Durch die neuen Funktionen kommt es zu einer Weiterentwicklung des Human-<br />
Digital-Twin-Konzepts, das unter anderem auch neue Maßstäbe im Arbeitsschutz<br />
setzen soll. BEITRAG: REDAKTION<br />
ProGlove Insight wird bereits an über 100<br />
Kundenstandorten genutzt, um Arbeitsabläufe<br />
zu optimieren und die Effizienz im eigenen<br />
Betrieb zu steigern, darunter renommierte<br />
Unternehmen wie DPD und Horsch.<br />
ProGlove Insight heißt die neue Analyseplattform.<br />
Sie zielt insbesondere<br />
auch auf die Logistik. ProGlove<br />
bietet Unternehmen damit ein<br />
ganzes Ökosystem an Lösungen zur Effizienzsteigerung<br />
in der Werkshalle und stärkt<br />
damit die Rolle der menschlichen Arbeiter.<br />
Die Lösung sammelt mithilfe der smarten<br />
MARK-Handschuhscanner Daten, die weit<br />
über einen einfachen Barcode hinausgehen.<br />
So ist MARK in der Lage, über die zahlreichen<br />
Sensoren auch Bilder, Metadaten<br />
und Informationen zu verarbeiten. Die gesammelten<br />
Daten geben Einblicke in die<br />
Funktionsweise der Barcode-Symboliken,<br />
Gerätekonfigurationen, Zeitstempel, Temperaturwerte,<br />
Batteriezustand und vieles mehr.<br />
Das liefert Unternehmen wertvolle Erkenntnisse<br />
zur Verbesserung der Arbeitsabläufe.<br />
ProGlove Insight erfasst somit Prozesse an ihrem<br />
Ursprung und trägt die gewonnenen Informationen<br />
bis in die Managementebene<br />
des Unternehmens. Dies ermöglicht einen<br />
Überblick über die gesamten Lagerprozesse<br />
der Organisation und unterstützt somit<br />
die datengesteuerte Entscheidungsfindung.<br />
Neue Funktionen transformieren den Mitarbeiter<br />
in den Human Digital Twin<br />
Human Digital Twin ist die Vision von Pro-<br />
Glove. Dabei soll es nicht nur um einen einzelnen<br />
Menschen gehen, sondern um eine Kumulierung<br />
an relevanten Daten, die über die<br />
Handschuh-Scanner der Mitarbeiter erfasst<br />
und in ProGlove Insight ausgewertet werden.<br />
Die Analyseplattform ermöglicht Time-Motion-Analysen<br />
für die zugewiesenen Aufgaben.<br />
Die Anzahl der Scans lässt sich mit der Anzahl<br />
der Arbeitsschritte korrelieren, um die Arbeitsbelastung<br />
für jeden Mitarbeiter zu bestimmen.<br />
Auf diese Weise können Unternehmen beurteilen,<br />
ob die Anzahl der zugewiesenen Mitarbeiter<br />
pro Arbeitsstation angepasst werden<br />
muss. Das System liefert zudem Einblicke in die<br />
Verarbeitungszeit von Scans und unterstützt<br />
bei der Identifikation wiederkehrenden Fehler<br />
aufgrund von mangelhafter Barcodequalität.<br />
Zusätzlich helfen akustische, visuelle und<br />
haptische Warnungen bei den eingesetzten<br />
Geräten, um Unfälle und Verletzungen der<br />
Mitarbeiter zu vermeiden. Gleichzeitig können<br />
Social-Distancing-Vorgaben verträglich<br />
umgesetzt werden.<br />
ProGlove Insight ermöglicht außerdem die<br />
Visualierung von Aktivitäten und den Vergleich<br />
von Prozessen. So können Unternehmen<br />
Arbeitsbereiche oder andere Infrastrukturkomponenten<br />
auf Basis der neuen<br />
Daten optimieren. Die Software ermöglicht<br />
eine Überwachung aller Scans und eine Erweiterung<br />
der Informationen um relevante<br />
Metadaten wie Aufträge, Prozesse und Arbeitsaufwand<br />
zu verstehen, sie mit früheren<br />
Tätigkeiten zu vergleichen und wenn nötig
anzupassen. Dies gibt Aufschluss über laufende<br />
Prozesse und bietet die Möglichkeit, den<br />
ROI bei neuen Abläufen genau zu messen.<br />
Software- und Konfigurationsupdates lassen<br />
sich von einer einzigen Schnittstelle auf alle<br />
Endgeräte übernehmen. Zusätzlich ermöglicht<br />
ProGlove Insight die Identifikation individueller<br />
Geräteinformationen. So erkennt<br />
die Software, wann ein Gerät ausgetauscht<br />
werden muss. Sogar bevor dessen Akkulaufzeit<br />
endet, um einen reibungslosen Betrieb zu<br />
ermöglichen.<br />
ProGlove Insight ist ein Ökosystem<br />
von Lösungen<br />
Die neue Plattform ist API-First und stützt sich<br />
auf ein ganzes Ökosystem von Lösungen:<br />
Im Zentrum des Systems stehen die smarten<br />
MARK-Barcodescanner. Das Insight-Webportal<br />
ergänzt diese und ermöglicht eine Plug &<br />
Play-Visualisierung der oben beschriebenen<br />
Prozesse. Über eine Reihe von APIs können<br />
Unternehmen die Insight-Daten auch über ihr<br />
ERP- oder Business-Analyse-Systeme nutzen<br />
und so die Daten, die bereits in diesen Systemen<br />
verfügbar sind, erweitern. Außerdem<br />
ermöglicht die ProGlove Insight Mobile-App<br />
zusammen mit dem ProGlove Gateway einen<br />
einfachen Zugriff auf Produktions- und<br />
Arbeitsstätten. Zudem bieten sie die Möglichkeit,<br />
Benachrichtigungen an Mitarbeiter<br />
direkt in Aktion zu senden. „Die Paketlogistik<br />
ist ein Spiel mit geringen Gewinnspannen und<br />
einem hohen Anteil an manueller Arbeit",<br />
so Ville Heimgartner, Smart Urban Logistics<br />
Consultant bei DPD. „Wir müssen sicherstellen,<br />
dass wir die richtige Anzahl von Personen<br />
zur richtigen Zeit an den richtigen Stellen in<br />
unseren Depots zur Verfügung haben. Die Anzahl<br />
der Scans, wo diese stattfinden und wie<br />
schnell sie verarbeitet werden können, sind<br />
Schlüsselindikatoren, die unsere Geschäftseffizienz<br />
und Produktivität bestimmen. ProGlove<br />
Insight bietet uns die Möglichkeit, unsere Mitarbeiter<br />
bestmöglich zu unterstützen, entsprechende<br />
Vorkehrungen zu treffen und so ein<br />
nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.“<br />
Wertschöpfung findet in der Fertigung und Logistik<br />
statt<br />
„Man kann davon ausgehen, dass 70 Prozent<br />
der Wertschöpfung in der Fertigung und<br />
Logistik von Menschen geschaffen werden",<br />
sagt Andreas König, CEO von ProGlove.<br />
„Genau deshalb brauchen wir Möglichkeiten,<br />
die Prozesse zu optimieren und gleichzeitig<br />
die Rolle des menschlichen Arbeiters zu<br />
stärken.“ ProGlove Insight ist eine Mischung<br />
aus Device Management, fortschrittlicher<br />
und zukunftsweisender Analyse und Human<br />
Digital Twin – immer mit dem Ziel das richtige<br />
Gleichgewicht zwischen Geschäftsanforderungen<br />
und Wohlbefinden der Mitarbeiter<br />
herzustellen. (RED)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S56<br />
Automatisierte Verpackungslösung<br />
für E-Commerce-Kunden<br />
Arvato Supply Chain Solutions treibt die Automatisierung seiner Standorte und<br />
Prozesse weiter voran. Am Standort in Dorsten/Marl hat der Supply-Chain-Management-<br />
und E-Commerce-Dienstleister jetzt eine neue Verpackungsmaschine<br />
in Betrieb genommen, um unter anderem das Onlinegeschäft von international<br />
erfolgreichen Schuhmarken noch effizienter und flexibler managen zu können.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Installiert wurde das vollautomatische Verpackungssystem<br />
CartonWrap des italienischen<br />
Herstellers CMC. Als erstes werden die zu<br />
verpackenden Artikel gescannt, wobei der<br />
Prozess für Bestellungen mit nur einem oder<br />
mehreren Artikeln im Detail leicht variiert. Danach<br />
kommt die Ware auf ein Förderband<br />
und wird der Verpackungsanlage zugeführt.<br />
Im Anschluss erfolgen alle weiteren Prozesse<br />
vollständig automatisiert. Die Maschine erfragt<br />
im IT-System einen passenden offenen<br />
Kundenauftrag für die jeweiligen Artikel und<br />
startet nach Bestätigung den Packprozess.<br />
Die automatisierte Verpackungslösung<br />
ist skalierbar und soll künftig<br />
auch für weitere Standorte und<br />
E-Commerce Kunden genutzt<br />
werden. „Mit der neuen Verpackungsmaschine<br />
können wir den Durchsatz an Kartons<br />
pro Stunde erhöhen und erhalten mehr Flexibilität<br />
beim Hochfahren der Kapazitäten für<br />
die kommende Sommersaison unserer Kunden“,<br />
erläutert Christoph Brings, Standortleiter<br />
des E-Commerce-Distributionszentrums<br />
in Dorsten/Marl, die Vorteile. „Wir verbessern<br />
zudem fortlaufend die Einsatzplanung der<br />
Mitarbeiter und können die Kundenaufträge<br />
auch in Peak-Zeiten kontinuierlicher und stabiler<br />
abarbeiten.“<br />
Für die per 3-D-Scanner vermessenen Produkte<br />
produziert das Verpackungssystem<br />
automatisch passgenau zugeschnittene<br />
Versandkartons und druckt gleichzeitig die<br />
Versanddokumente. Artikel, Karton und Dokumente<br />
werden anschließend im Herzstück<br />
der Maschine zusammengeführt und der<br />
Karton um das Produkt herum gefaltet und<br />
automatisch verschlossen. Falls gewünscht,<br />
wird durch ein integriertes Print-on-Demand<br />
noch ein kundenindividuelles Branding per<br />
Inkjet-Druck aufgebracht. Anschließend wird<br />
das Versand-Label automatisch auf den Karton<br />
appliziert und das Paket an den Warenausgang<br />
übergeben.<br />
„Mit der Verpackungsmaschine verzehnfachen<br />
wir unsere Produktivität bei Aufträgen<br />
mit einer Artikelposition im Vergleich zum rein<br />
manuellen Prozess. Damit erhöhen wir die<br />
Produktivität der Mitarbeiter signifikant“, sagt<br />
Christoph Brings. „Dies war der ausschlaggebende<br />
Grund für die Entscheidung für die<br />
Verpackungsmaschine, da sich die reinen<br />
Durchlaufzeiten im Vergleich zum bisherigen<br />
manuellen Prozess nicht wesentlich verkürzen.
Auch manuell können wir aktuell schon sehr<br />
schnell packen.“ Die neue Verpackungslösung<br />
ist ein weiterer wichtiger Baustein in der<br />
Digitalisierungsstrategie von Arvato Supply<br />
Chain Solutions, die eine Automatisierung<br />
von Prozessen und Standorten durch den<br />
verstärkten passgenauen Einsatz von Technologien<br />
und intelligenten Systemen vorsieht.<br />
„Das Konzept der Verpackungsmaschine<br />
ist von vornherein mit Blick auf den Einsatz<br />
an weiteren Standorten aufgesetzt worden.<br />
Ein weiteres Aggregat wird beispielsweise<br />
Ende des Monats auch in unserem Standort<br />
in Pleasant Prairie in den USA live gehen“,<br />
sagt Christoph Brings. „Von der Basis her ist<br />
es ganz einfach auf andere Distributionszentren<br />
und Kunden übertragbar, muss allerdings<br />
kundenindividuell immer etwas angepasst<br />
werden. Voraussetzung für die IT-Übernahme<br />
ist beispielsweise die Nutzung desselben ERP-<br />
Systems.“<br />
Die skalierbare und vollautomatische Verpackungslösung<br />
bietet zudem ökologische Vorteile.<br />
So werden die Kartons aus Wellpappe<br />
produziert, die aus 100 Prozent recyceltem<br />
Material besteht. Das genaue Zuschneiden<br />
der Kartonage auf die Größe der Artikel spart<br />
Material und schont somit Ressourcen. Erwartet<br />
wird, dass sich durch das neue System die<br />
Größe der Versandkartons um durchschnittlich<br />
rund 20 Prozent reduziert. Das wirkt sich<br />
auch positiv auf die CO2-Bilanz bei der Distribution<br />
aus. Die Carrier transportieren so weniger<br />
Luft in den Paketen und können mehr<br />
Pakete in einen Lkw verladen. Das ist ganz im<br />
Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie von Arvato<br />
Supply Chain Solutions, die vorsieht, bis 2030<br />
vollständig klimaneutral zu sein. (RED)<br />
Die Welt der<br />
nachhaltigen<br />
Logistik<br />
• logistik-express.com<br />
• binnenschiff-journal.at<br />
• umwelt-journal.at<br />
• transportlogistik.business<br />
• ecommerce-logistik.business<br />
• mobilitaet.business<br />
• mylogistics.business<br />
m.jaklitsch@logistik-express.at
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S58<br />
Elektrisch unterwegs ohne Lastspitzen<br />
Um seine Kunden zeitnah und zuverlässig zu beliefern, ist eine reibungslose<br />
Intralogistik für den Holzgroßhändler Behrens-Wöhlk unverzichtbar –<br />
auch und gerade im Zentrallager im nordrhein-westfälischen Drensteinfurt.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Elektrische Flurförderzeuge sorgen<br />
dort für einen effizienten und emissionsfreien<br />
Warentransport – Probleme<br />
bereitete in der Vergangenheit<br />
jedoch die Batterieladetechnik, die mit unerwünschten<br />
Lastspitzen regelmäßig Störungen<br />
im Betriebsablauf und somit hohe Kosten<br />
verursachte. Fronius Perfect Charging<br />
bekam mit seinen Selectiva Ladegeräten<br />
nicht nur diese Herausforderung in den Griff,<br />
sondern ermöglichte der Behrens-Gruppe<br />
damit auch deutliche Kosteneinsparungen<br />
und eine längere Lebensdauer der Antriebsbatterien.<br />
Arbeitsplatten und Türen, Treppenstufen,<br />
Wand- und Deckenelemente, Dielen und<br />
Parkett: Im Zentrallager der BERO Holzhandelsgesellschaft<br />
mbH in Drensteinfurt bei<br />
Münster stapeln sich unzählige Holzprodukte,<br />
so weit das Auge reicht. Am nahegelegenen<br />
Standort der Seiling GmbH &<br />
Co. KG in Ahlen lagern Bau- und Dämmstoffe,<br />
Fußböden sowie Zimmereibedarf<br />
und ein umfangreiches Zubehörsortiment.<br />
Was an beiden Standorten auffällt?<br />
Der charakteristische Geruch des Werkstoffs<br />
liegt in der Luft. Außerdem auffällig: der<br />
niedrige Geräuschpegel. Obwohl pausenlos<br />
zahlreiche Flurförderzeuge in und zwischen<br />
den Gängen der Hochregallager hin- und<br />
herfahren, ist es angenehm ruhig. Der im<br />
Outdoor-Bereich vielerorts typische Dieselgestank?<br />
Ebenfalls Fehlanzeige.<br />
Beide Unternehmen sind Teil der Behrens-Gruppe,<br />
die mit insgesamt 14 Standorten<br />
zu den führenden Großhändlern für Holz<br />
und Bauelemente in Deutschland zählt. Das<br />
Versorgungsgebiet deckt weite Teile der Bundesländer<br />
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,<br />
Bremen, Hamburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt,<br />
Thüringen und Sachsen ab.<br />
Mit rund 850 Mitarbeitern erwirtschaftet die<br />
Behrens-Gruppe einen Umsatz von etwa 250<br />
Millionen Euro pro Jahr. Die Branche boomt<br />
– auch in Corona-Zeiten, berichtet Andreas<br />
Jedamzik: „Einen Umsatzeinbruch haben wir<br />
seit Beginn der Krise nicht verzeichnet.“ Gebaut<br />
werde schließlich immer, und renoviert<br />
in Zeiten von Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen<br />
sogar mehr als sonst.<br />
Der Holzgroßhändler setzt konsequent auf<br />
Nachhaltigkeit<br />
Andreas Jedamzik ist bei der Behrens-Gruppe<br />
als Fuhrparkmanager verantwortlich für die<br />
LKW- und Flurförderzeug-Flotte. In der Gruppe<br />
werden 115 Flurförderzeuge eingesetzt.
Davon sind in Drensteinfurt 16 elektrische<br />
Seitenstapler und Sondergeräte für die Kommissionierung<br />
im Einsatz, um die teils tonnenschweren<br />
Waren effizient und zuverlässig<br />
vom Wareneingang ins Lager und von dort<br />
zum Versand zu transportieren. „Das Thema<br />
Nachhaltigkeit nimmt für uns einen besonders<br />
hohen Stellenwert ein“, beschreibt Jedamzik.<br />
„Bei unseren LKWs setzen wir auf moderne<br />
und sparsame Antriebe, ein Umstieg auf<br />
Wasserstoff-Technologie ist in naher Zukunft<br />
auch möglich.“ Und die Mitnahmestapler?<br />
„Hier betreiben wir unseren Fuhrpark zu 40<br />
Prozent elektrisch. Wir investieren nur noch in<br />
E-Mitnahmestapler und werden diese bis 2022<br />
zu 90 Prozent elektrisch betreiben – als erster<br />
Holzgroßhändler in Deutschland überhaupt.“<br />
Somit ist die Behrens-Gruppe auch hier als<br />
Vorreiter in der Branche zu verstehen.<br />
Ob in der Lagerhalle in Drensteinfurt oder im<br />
Außenbereich, wie zum Beispiel am wenige<br />
Kilometer entfernten Handelsstandort in Ahlen:<br />
Bei der Behrens-Gruppe beziehen alle<br />
Elektrostapler ihre Energie aus Blei-Säure-Batterien.<br />
„Das hat für uns gleich mehrere Vorteile“,<br />
erläutert Marcel Gerwin, Standortleiter<br />
in Ahlen: „Die Flurförderzeuge sind schnell,<br />
leistungsfähig und verursachen weder Lärm<br />
noch Abgase. Dieselmotoren können zum<br />
Beispiel Rußpartikel freisetzen, die sich auf<br />
dem Holz ablagern und es verschmutzen.“<br />
Auch mit der Verfügbarkeit seiner Flotte ist<br />
Gerwin vollauf zufrieden: „Die Elektrostapler<br />
halten bei uns problemlos einen Arbeitstag<br />
durch, werden über Nacht geladen und am<br />
nächsten Tag sind sie wieder einsatzbereit.“<br />
Etwas anders ist der Ablauf im Zentrallager in<br />
Drensteinfurt: Aufgrund der langen Einsatzzeiten<br />
und der hohen Auslastung benötigen<br />
viele der Fahrzeuge Wechselbatterien. Auf<br />
die 16 Stapler kommen so etwa 31 Batterien,<br />
die je nach Bedarf ausgetauscht werden. Die<br />
Ladestationen der Behrens-Gruppe wurden<br />
komplett mit Batterieladetechnik des österreichischen<br />
Spezialisten Fronius ausgerüstet:<br />
Insgesamt 101 Ladegeräte vom Typ Selectiva<br />
8120 und zwei vom Typ Selectiva 8160 versorgen<br />
die Flurförderzeug-Flotte des Holzgroßhändlers<br />
effizient und zuverlässig mit Energie.<br />
„Damit sind sie ein wichtiger und wesentlicher<br />
Bestandteil unserer Intralogistik“, betont Jedamzik.<br />
Frequenzstörungen durch die alte Ladetechnik<br />
sorgten für Ärger<br />
In der Vergangenheit hatte das Unternehmen<br />
verschiedene Hochfrequenz (HF)-Ladegeräte<br />
anderer Hersteller im Einsatz – doch das<br />
sorgte mitunter für gewaltige Probleme: „Wir<br />
hatten dadurch starke Frequenzstörungen in<br />
unserem Stromnetz“, erinnert sich Jedamzik.<br />
„Der Grund waren Lastspitzen und Oberwellen,<br />
die unter anderem dann auftraten, wenn<br />
wir mehrere Stapler gleichzeitig zum Laden<br />
an die Geräte angeschlossen haben. Der<br />
hohe Strombedarf zu Beginn der Ladephase<br />
führte sogar dazu, dass unsere IT regelmäßig<br />
abstürzte und wir unsere Techniker immer wieder<br />
zu Sondereinsätzen rufen mussten.“ Das<br />
Ergebnis waren erhebliche Einschränkungen<br />
im Betriebsablauf und unnötige Kosten – ein<br />
Zustand, den der Fuhrparkmanager nicht länger<br />
hinnehmen konnte und wollte.<br />
Jedamzik hatte von der besonders kosteneffizienten<br />
und stabilen Fronius-Ladetechnik<br />
erfahren, die hierzu technisch eine sehr gute<br />
Lösung bietet, und entschied, diese zu testen.<br />
Schon in der Testphase mit den ersten<br />
Selectiva-Geräten ließen sich die Störungen<br />
deutlich reduzieren. Verantwortlich hierfür ist<br />
der eigens entwickelte Ri-Ladeprozess, über<br />
den die Fronius-Ladegeräte verfügen. Dieser<br />
ermöglicht im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Verfahren eine gleichmäßigere Verteilung<br />
des Energiebedarfs über die gesamte Ladedauer.<br />
Zudem verfügen die Geräte über eine<br />
spezielle Kalenderfunktion, mit welcher sich<br />
der Ladestart auf eine definierte Uhrzeit festlegen<br />
lässt. „Die Fronius-Ladetechnik ermöglicht<br />
es dem Kunden, Stapler zeitlich versetzt<br />
zu laden und die gefürchteten Stromspitzen<br />
zu vermeiden, auch wenn nach Feierabend<br />
Marcel Gerwin, Standortleiter<br />
der Seiling GmbH<br />
& Co. KG in Ahlen: „Die<br />
Elektrostapler halten bei<br />
uns problemlos einen<br />
Arbeitstag durch, werden<br />
über Nacht geladen und<br />
am nächsten Tag sind sie<br />
wieder einsatzbereit.“
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S60<br />
Andreas Jedamzik,<br />
Fuhrparkmanager der<br />
Behrens-Gruppe: „Die<br />
intelligente Lösung aus<br />
einer Hand, mit der<br />
wir gleichzeitig Kosten<br />
einsparen und unseren<br />
ökologischen Fußabdruck<br />
verringern können,<br />
hat uns ganzheitlich<br />
überzeugt.“<br />
mehrere Fahrzeuge gleichzeitig angeschlossen<br />
werden“, erklärt Matthias Leibold, Technical<br />
Support Experte bei Fronius Perfect Charging.<br />
Diese Lösung überzeugte auf ganzer<br />
Linie, und die gesamte Behrens-Gruppe<br />
wurde auf Fronius-Ladetechnik umgestellt.<br />
Geringerer Stromverbrauch und längere Lebensdauer<br />
Die Selectiva-Ladegeräte bieten noch eine<br />
ganze Reihe weiterer Vorteile: Mit dem<br />
Ri-Ladeprozess können nicht nur Lastspitzen<br />
reduziert werden, sondern die innovative<br />
Ladetechnik ermöglicht auch einen sehr<br />
energieeffizienten Betrieb. Anders als andere<br />
Verfahren richtet er sich am Innenwiderstand<br />
(Ri) der jeweils angeschlossenen Batterie aus<br />
und passt die Kennlinie entsprechend an.<br />
„Jeder Ladevorgang ist damit ein Unikat,<br />
die Batterie-Charakteristiken werden automatisch<br />
erkannt. Somit erhält jede Batterie<br />
genau die Menge an Energie, die sie benötigt“,<br />
weiß Leibold. „Das senkt zum einen den<br />
Stromverbrauch, reduziert die schädliche<br />
Erwärmung der Batterien beim Laden und<br />
verlängert somit die Lebensdauer der Batterie<br />
um bis zu 30 Prozent. Zudem bleibt die Kapazität<br />
länger erhalten.“ Die Behrens-Gruppe<br />
kann dadurch Energiekosten einsparen und<br />
muss die teuren Antriebsbatterien seltener ersetzen<br />
– für das auf Nachhaltigkeit bedachte<br />
Unternehmen ein wichtiger Pluspunkt.<br />
„Außerdem können wir dank der automatischen<br />
Spannungserkennung jede Batterie an<br />
jedes beliebige Ladegerät anschließen“, ergänzt<br />
Herr Jedamzik. „Das reduziert die Komplexität<br />
im Handling und stellt, gepaart mit<br />
der besonders hohen Qualität und niedrigen<br />
Ausfallquote der Selectiva-Ladegeräte, eine<br />
besonders hohe Verfügbarkeit unserer Staplerflotte<br />
sicher.“<br />
Auch die Elektrolytumwälzung (EUW), mit denen<br />
die früheren Batterieladegeräte ausgestattet<br />
waren, ist mit der neuen Fronius-Technologie<br />
nicht mehr vonnöten. „Viele Hersteller<br />
bieten die EUW als Zusatzausrüstung an, um<br />
die Temperatur beim Laden zu reduzieren<br />
und so die Lebensdauer der Batterien zu verlängern,<br />
den Energieverbrauch zu verringern<br />
und die Verfügbarkeit zu erhöhen“, erklärt<br />
Matthias Leibold. „Der Ri-Ladeprozess bietet<br />
all diese Vorteile in einem – und das ohne<br />
die hohen Anschaffungs- und Laufzeitkosten<br />
einer Umwälzpumpe.“ Der schonende Ladevorgang<br />
sorgt außerdem dafür, dass die<br />
Mitarbeiter seltener Batteriewasser nachfüllen<br />
müssen. „Wir sparen damit Zeit und über<br />
Jahre gerechnet bares Geld. Zudem sind die<br />
Batterien besser vor dem Austrocknen geschützt“,<br />
bringt es Jedamzik auf den Punkt.<br />
„Die Fronius-Geräte haben uns wirklich rundum<br />
überzeugt – und zwar so sehr, dass wir sie<br />
mittlerweile an allen unseren Standorten ausschließlich<br />
einsetzen.“<br />
Der Strom für die Stapler kommt vom Dach<br />
Die Zusammenarbeit zwischen der Behrens-<br />
Gruppe und Fronius geht weiter: Der Spezialist<br />
für Holzwerkstoffe hat einige seiner Standorte<br />
bereits mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet.<br />
„Unser Ziel ist es, einen relevanten Teil<br />
der benötigten Energie selbst erzeugen zu<br />
können – ein weiterer wichtiger Punkt unserer<br />
Nachhaltigkeitsstrategie“, erklärt Jedamzik.<br />
Die eingesetzten Wechselrichter, die den in<br />
den Solarpaneelen produzierten Gleichstrom<br />
in nutzbaren Wechselstrom umwandeln,<br />
stammen ebenfalls aus dem Hause Fronius.<br />
„Hier in Drensteinfurt beschäftigen wir uns im<br />
Rahmen der Standortentwicklung auch mit<br />
der Errichtung einer Photovoltaikanlage“,<br />
gibt Jedamzik einen Einblick in die nahe Zukunft<br />
des Unternehmens. „Ausgerüstet wird<br />
diese dann mit Fronius-Wechselrichtern.“<br />
Der Clou: Den selbst erzeugten Sonnenstrom<br />
kann BERO dann direkt für den Betrieb der<br />
Staplerflotte verwenden und so zusätzlich die<br />
Energiekosten senken. „Die intelligente Lösung<br />
aus einer Hand, mit der wir gleichzeitig<br />
Kosten einsparen und unseren ökologischen<br />
Fußabdruck verringern können, hat uns ganzheitlich<br />
überzeugt“, zeigt sich der Fuhrparkleiter<br />
äußerst zufrieden.<br />
(RED)
6. eCommerce<br />
Logistik- Day<br />
09. September <strong>2021</strong>, Wien<br />
Hybrid Event<br />
Österreichischer Handelsverband<br />
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ecommerce-logistik-day/<br />
Medienpartner:
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S62<br />
Prozessoptimierung, Datennutzung im<br />
Retourenmanagement<br />
Kommentar von Artjom Burch, CEO bei Trusted Returns, zu den Möglichkeiten, die<br />
eine optimierte Nutzung der vorhandenen Daten für das Retourenmanagement<br />
bietet. GASTBEITRAG: ARTJOM BRUCH<br />
Der Online-Handel boomt seit Jahren<br />
– die COVID-19-Pandemie<br />
hat diesen Trend nur noch verstärkt.<br />
Parallel nimmt selbstverständlich<br />
die Anzahl an Retouren zu. Nach<br />
wie vor besteht Retourenmanagement für<br />
viele Online-Händler lediglich darin, Waren<br />
zurückzuholen. Ein softwarebasiertes Retourenmanagement<br />
sorgt dabei jedoch für<br />
mehr Klarheit – sowohl auf Kundenseite als<br />
auch auf Händlerseite. Zudem ist es eine<br />
äußerst wertvolle Datenquelle, denn aktuelle<br />
Daten lassen sich mittels einer digitalisierten<br />
Infrastruktur zuverlässig und automatisiert erheben,<br />
aus- und bewerten.<br />
Mehr Daten sorgen für eine Optimierung des<br />
Shops und eine bessere Customer Experience<br />
Grundsätzlich sollte der Retouren-Prozess als<br />
Möglichkeit eines weiteren Touchpoints mit<br />
dem Kunden verstanden werden, der die<br />
Markenerfahrung nachhaltig prägen kann.
Kunden beklagen in den meisten Fällen<br />
mangelnde Transparenz während dieser<br />
Transaktion. Oft ärgern sie sich darüber,<br />
dass sie bei der Auswahl des Rückgabegrundes<br />
nur begrenzte Möglichkeiten haben<br />
und fragen sich, ob beziehungsweise<br />
wann sie eine Erstattung dafür erhalten. In<br />
diesem After-Sales-Cycle sollten Kunden für<br />
ihre Zufriedenheit mit dem Service und dem<br />
Produkt wesentlich besser betreut werden.<br />
Mit einem standardisierten Retourenprozess,<br />
bei dem der Verbraucher zusätzliche Touchpoints<br />
zum Händler in Form einer Online-Plattform<br />
oder eines Call-Centers hat, kann das<br />
Kundenerlebnis nachhaltig verbessert werden.<br />
In diesem Zuge bieten die Daten, die während<br />
der Retourenprozesse erhoben werden, die<br />
Möglichkeit zu erkennen, wo Online-Händler<br />
nachjustieren können. Stellt sich zum Beispiel<br />
heraus, dass Waren aufgrund ungenügender<br />
Beschreibung vermehrt zurückgesendet werden,<br />
kann an einer verbesserten Produktbeschreibung<br />
gearbeitet werden. So werden<br />
neben einer höheren Kundenzufriedenheit<br />
Kosten eingespart und der Umsatz gesteigert.<br />
Retouren aktiv vermeiden –<br />
die Vorteile für Händler<br />
Durch vermehrte Rücksendungen sinkt das<br />
Niveau der Kundenzufriedenheit und Händler<br />
laufen stetig Gefahr, Kunden zu verlieren.<br />
Durch nicht automatisierte Retouren-Prozesse<br />
gehen wichtige Informationen verloren.<br />
Zudem entstehen dabei hohe Kosten. Das<br />
Ökosystem von Trusted Returns ermöglicht es<br />
Händlern, alle technischen sowie kommerziellen<br />
Schnittstellen unter prozessualen und<br />
operativen Aspekten im Retourenmanagement<br />
ganzheitlich in Daten zusammenzufassen<br />
und diese auszuwerten. Dadurch sind es<br />
die Händler, die den Retouren-Prozess aktiv<br />
treiben. Auf diesem Weg können sie leichter<br />
Touchpoints zu den Kunden schaffen und<br />
so mehr über ihre Konsumenten und die ei-<br />
genen Waren erfahren. Im Gegenzug erfahren<br />
die Kunden eine höhere Wertschätzung<br />
durch bessere Kommunikation – und bekommen<br />
die Möglichkeit, ihre Anliegen gezielt zu<br />
äußern. So wird die schmerzvolle Erfahrung<br />
einer Retoure in eine positive Consumer Experience<br />
umgewandelt.<br />
Ein höheres Niveau in der Kundenzufriedenheit<br />
führt zu besseren Umsätzen<br />
Geht man aktiv auf die Kunden zu und gibt<br />
ihnen Möglichkeiten an die Hand, leichter<br />
durch den Dschungel des Retouren-Prozesses<br />
zu navigieren, nimmt man ihnen Stück für<br />
Stück die Unsicherheiten vor diesem Prozess<br />
und erfüllt so die Erwartungen, die Kunden an<br />
den Händler haben. Eine positive Consumer<br />
Experience führt nachweislich zu mehr Loyalität<br />
und Vertrauen gegenüber dem Händler.<br />
Softwarebasiertes Retourenmanagement<br />
wie es Trusted Returns anbietet hat für beide<br />
Seiten viele Vorteile: Die erhobenen Daten<br />
helfen dabei, den Online-Auftritt besser<br />
auf die Bedürfnisse der handelnden Parteien<br />
abzustimmen. So wird das durchschnittliche<br />
Niveau der Kundenzufriedenheit und damit<br />
auch der Transaktionen im Online-Shop<br />
nachhaltig angehoben.<br />
Über Trusted Returns<br />
Trusted Returns ist die IT-Plattform für das Retourenmanagement<br />
im E-Commerce und<br />
für den nationalen und internationalen Handel.<br />
Im Vordergrund stehen dabei die Verbesserung<br />
der Consumer Experience, die<br />
Minimierung von Kosten und die Umsatzsteigerung<br />
des Händlers. Innerhalb eines<br />
Ökosystems bestehend aus Verbrauchern,<br />
Händlern, Carriern, Plattformanbietern und<br />
Dienstleistern werden dabei sowohl sämtliche<br />
Geschäftsprozesse des Retourenmanagements<br />
als auch die Verwertung der<br />
entstehenden Daten in einem digitalen<br />
Prozess in den Fokus der Betrachtung gerückt.<br />
(RED)<br />
ARTJOM BRUCH<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
TRUSTEDRETURNS
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S64<br />
Projekte verknotet und verknäult<br />
Vom Einzelunternehmer bis zum Konzern – Was Projekte jeder Größenordnung für<br />
den Erfolg benötigen. GASTBEITRAG: PETRA MENZEL<br />
Projektarbeit ist nicht nur schwer angesagt,<br />
sondern für den Erfolg in Unternehmen<br />
notwendig. Ob es sich<br />
dabei um einen Einzelunternehmer<br />
oder den Großkonzern handelt, spielt keine<br />
Rolle. Denn ein Projekt bedeutet immer die<br />
Komfortzone zu verlassen und somit Entwicklung.<br />
Unabhängig davon, was der Anspruch<br />
oder die Aufgabe eines Projektes ist, gibt es<br />
immer bestimmte Faktoren, die den Erfolg<br />
herbeiführen, und es gibt solche, die Projekte<br />
wie den Gordischen Knoten verknäulen.<br />
Raus aus den Methodenschubladen<br />
Wer das Wort „Projektarbeit“ hört, denkt oft<br />
„zu wenig Zeit“ und „zu viel Druck“. Mit diesen<br />
Sorgen zu beginnen, ist schon der Todesstoß.<br />
Doch auch wer motiviert startet,<br />
fällt über die Stolperdrähte. Dann läuft es so:<br />
Auch wenn alle intensiv arbeiten, schreitet<br />
die Entwicklung nicht voran oder es gibt keine<br />
oder nur unzufriedenstellende Ergebnisse.<br />
Die Motivation sinkt, der Frust steigt und Ursachen<br />
sind nicht zu finden. Hier kommen die<br />
Faktoren fehlendes Gleichgewicht zwischen<br />
Struktur und Freiraum, fehlende Transparenz<br />
sowie fehlende Achtung und Wertschätzung<br />
untereinander zusammen. Viele Projekte in<br />
Unternehmen scheitern nicht daran, dass<br />
die Ideen schlecht oder die Ziele zu hoch<br />
sind, sondern am falschen oder schubladenorientierten<br />
Vorgehen. So ist agiles Management<br />
aktuell in aller Munde und zeichnet<br />
sich durch kreative und interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit als äußerst innovativ aus.<br />
Doch eignen sich nicht alle Projekte dafür.<br />
Insbesondere solche, die eine Deadline besitzen,<br />
kommen bei agilem Management in Zeitprobleme<br />
und der Druck auf das Team steigt.<br />
Beim klassischen Projektmanagement mit<br />
klaren Strukturen und überprüfbaren Stufen<br />
passiert das nicht. Doch was Teamleiter und<br />
Chefs als Kontrolle schätzen, zwängt diese<br />
Projekte gleichermaßen in produktive Korsetts.<br />
Ein erfolgreiches Projekt braucht ein Management,<br />
das optimal passt. Das kann auch eine<br />
Kombination aus agil und klassisch sein. Es gilt<br />
zu lernen, wann strukturiert werden muss, um<br />
das Ziel zu erreichen, und das Beste aus „agil<br />
und klassisch“ miteinander dort zu verbinden,<br />
wo zu starre oder fehlende Strukturen drohen,<br />
die Zielerreichung zu gefährden.<br />
Motivation, Ziele und Konflikte transparent<br />
machen<br />
Ein erfolgreiches Projekt braucht eine klare<br />
Motivation, Begründung und ein Ziel. Häufig<br />
nehmen Projektverantwortliche oder Geschäftsführer<br />
an, dass das klar formuliert ist.<br />
Doch sieht die Realität oft anders aus. Das gilt<br />
auch für Einzelunternehmer. Dabei ist „klar“<br />
übrigens nicht automatisch gleichzusetzen<br />
mit „machbar“ und bedeutet schon gar nicht<br />
fest strukturiert. Die fruchtbarsten Projekte leben<br />
von unbefangener Ideenentwicklung.<br />
Hier gilt, was aus dem Brainstorming bekannt<br />
ist: Alle Ideen sind erlaubt. Was umgesetzt<br />
werden kann oder nicht, ergibt sich in der Entwicklungsphase.<br />
Unbefangenheit und Transparenz<br />
gelten dabei nicht nur für Ideen, sondern<br />
gleichermaßen für die Kommunikation,<br />
Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit.
Foto: Snapshotz by Petra Fischer<br />
In größeren Teams entstehen Konflikte oft,<br />
weil schlichtweg nicht offen gesprochen wird,<br />
sich Mitarbeiter übergangen fühlen, aber<br />
nichts sagen, oder andere Ansichten oder<br />
Meinungen nicht zugelassen werden. Das<br />
kommt vor allem in großen Konzernen und<br />
abteilungsübergreifend vor – trotz Wochenmeetings.<br />
Was stört, bewegt oder wo jemand<br />
Optimierungsbedarf sieht, wird selten thematisiert,<br />
aus Angst vor Eskalationen oder der Reaktion<br />
des Chefs. Wer jedoch nichts sagt, wird<br />
nichts verändern. Steigt dann der Frustfaktor,<br />
wirkt sich dies auf die Persönlichkeit aus und<br />
das wiederum äußert sich zum Beispiel in<br />
bewusstem oder unbewusstem Sabotieren.<br />
Als einfachstes Beispiel sei hier die Haltung<br />
genannt: „Die anderen machen nichts, also<br />
mache ich auch nichts.“ Am Ende denken<br />
alle schlecht voneinander, Stimmung und<br />
Motivation sind im Eimer – und die Aufgabe<br />
nicht erledigt. Oft handelt es sich nur um Missverständnisse,<br />
die entstehen, weil sich die Teilnehmer<br />
nicht verstehen.<br />
Persönlichkeiten wertschätzen und effektiv<br />
einsetzen<br />
In Projekten treffen sich unterschiedliche Persönlichkeiten.<br />
Das bedeutet einen großen<br />
Gewinn durch interdisziplinäre Synergien,<br />
aber auch Herausforderungen im Umgang<br />
miteinander, der Wertschätzung und dem effektiven<br />
Einsatz der jeweiligen Eigenschaften.<br />
Die Gordion Projects GmbH ist spezialisiert<br />
auf Projektmanagement für IT- und Organisationsprojekte<br />
mit besonderem Fokus<br />
auf Unternehmen der Energiebranche.<br />
Geschäftsführerinnen Petra Menzel und<br />
Franziska Dierick sowie Geschäftsführer<br />
Sven Dierick verfügen über 20 Jahre Erfahrung<br />
im Projektmanagement in nationalen<br />
und internationalen Unternehmen.<br />
Mit Anamnese-Workshops können sie<br />
Effizienz, Strukturen, Konfliktmanagement<br />
und Digitalisierung verbessern.<br />
Ein Beispiel für zwei sehr unterschiedliche<br />
Typen sind „Macher“ und „Denker“. Unterschiedlich<br />
an Aufgaben herangehend,<br />
kommt es bei diesen sehr konträren Charakteren<br />
schnell zu Konflikten. Beide konzentrieren<br />
sich dann mehr darauf, den anderen<br />
überzeugen zu wollen, statt das Projekt voranzutreiben.<br />
Oder der jeweils eine Typ nimmt<br />
Anstoß an den Handlungen des anderen<br />
und redet lieber hinter dessen Rücken, statt<br />
offen. Hier kombinieren sich Wertschätzung<br />
und Transparenz. Für ein besseres Verständnis<br />
untereinander, aber auch bei der Selbstreflektion,<br />
hilft das Persönlichkeitsmodell nach<br />
Gordion: Charaktereigenschaften zu respektieren<br />
und diese Stärken produktiv für den<br />
Projekterfolg zu nutzen. Besonders wichtig ist<br />
Wertschätzung auch von dem und für den<br />
Geschäftsführer beziehungsweise Projektleiter.<br />
Denn es ist seine Pflicht, dem gesamten<br />
Projektteam Orientierung zu geben. Orientierung<br />
gibt aber nur, wer führt und wessen Führung<br />
auch akzeptiert wird. Das wiederum ist<br />
nur möglich mit Respekt und Wertschätzung<br />
von beiden Seiten.<br />
Mit Blick von außen, Gordischen Knoten lösen<br />
Viele Unternehmer gehen davon aus, dass<br />
sie die vorgestellten Maßnahmen im eigenen<br />
Betrieb umsetzen, damit das Klima gut ist und<br />
die Zusammenarbeit bestmöglich funktioniert.<br />
Trotzdem laufen Projekte oft nicht optimal. Das<br />
liegt in der Regel daran, dass der unbeteiligte<br />
und unvoreingenommene neutrale Blick von<br />
außen fehlt. Losgelöst von innerbetrieblichen<br />
Hierarchien, Strukturen oder Zielen haben wir<br />
uns von der Gordion Projects GmbH darauf<br />
spezialisiert, verknotete Projekte in Unternehmen<br />
wieder zu entwirren. Dabei ist es unser<br />
Anliegen, dem Team zu helfen, selbst Erkenntnisse<br />
zu ermitteln und Wege zu finden. Denn<br />
auch wenn eine Managementmethode genutzt<br />
wird, vermeintlich viel kommuniziert und<br />
informiert wird und jeder im Team höflich ist,<br />
lässt sich dies nicht mit der Balance zwischen<br />
Struktur und Freiraum, Transparenz oder Achtung<br />
und Wertschätzung gleichsetzen. (RED)<br />
PETRA MENZEL<br />
GORDION PROJECTS<br />
GMBH
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S66<br />
BVL strafft ihre Strukturen und nutzt<br />
Synergien<br />
Ab dem 1. April <strong>2021</strong> gilt bei der Bundesvereinigung Logistik: Alles aus einer Hand.<br />
Vorstand und Geschäftsführung haben entschieden, Strukturen zu straffen und<br />
Synergien zu nutzen. So kehren die BVL Seminare, die seit 2008 bei der BVL Campus<br />
gGmbH angesiedelt waren, unter das Dach der BVL zurück. Die BVL.digital<br />
GmbH – 2018 als Inkubator für digitale Angebote der BVL gegründet – wird nach<br />
zweieinhalb Jahren intensiver Aufbauarbeit in die BVL integriert.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Eine Schnittstelle von hohem Nutzwert gibt es<br />
zwischen BVL.digital und den BVL Seminaren.<br />
Die Digitalisierung des Wirtschaftsbereichs<br />
Logistik erfordert intensive Weiterbildung<br />
und Umschulung vieler Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter. Es erscheint sinnvoll, die Themen<br />
Qualifikation und digitale Konferenzen<br />
gemeinsam zu denken und neue Formate<br />
zu entwickeln, die zur veränderten Arbeitssituation<br />
passen.<br />
HOLTKAMP - MEYER - GROTEMEIER<br />
BVL.digital und BVL Seminare leben<br />
als Marken mit ihrem jeweiligen Portfolio<br />
weiter. BVL-Mitglieder, Kunden<br />
und Geschäftspartner finden ihre<br />
vertrauten Ansprechpartner nun jedoch in<br />
der BVL-Geschäftsstelle in Bremen. Die operative<br />
Verantwortung für beide Bereiche liegt<br />
bei Dr. Christian Grotemeier, Gründungsgeschäftsführer<br />
der BVL.digital GmbH und jetzt<br />
einer der drei Geschäftsführer der BVL, die<br />
zum 1. April <strong>2021</strong> berufen wurden.<br />
„BVL.digital hat in den vergangenen Jahren<br />
viele innovative Produkte und Services entwickelt.<br />
Unter dem Dach der BVL sollen diese<br />
nun stärker als bisher mit bestehenden Produkten<br />
und Leistungen verknüpft werden.<br />
Die Erfahrungen des höchst agil arbeitenden<br />
BVL.digital-Teams werden in die Vereinsarbeit<br />
eingebracht“, so Grotemeier.<br />
BVL-Vorstand und -Geschäftsführung sind<br />
überzeugt, dass Mitglieder und Kunden von<br />
der noch engeren Verzahnung der BVL-Angebote<br />
und einer engagierten Zusammenarbeit<br />
der hauptamtlichen Expertenteams<br />
profitieren werden. Die ohnehin gute Kooperation<br />
zwischen den Akteuren wird durch die<br />
Integration gestärkt und die Kommunikation<br />
vereinfacht.<br />
Die 1978 gegründete Bundesvereinigung<br />
Logistik (BVL) e.V. ist eine gemeinnützige,<br />
neutrale und überwiegend ehrenamtliche<br />
Organisation. Als Plattform für<br />
Manager der Logistik in Industrie, Handel<br />
und Dienstleistung, für Wissenschaftler<br />
und Studierende bildet sie mit heute fast<br />
11.000 Mitgliedern eine Brücke zwischen<br />
Wirtschaft und Wissenschaft und ist Podium<br />
für den nationalen und internationalen<br />
Gedankenaustausch zwischen<br />
Führungskräften aus Logistik und Supply<br />
Chain Management. www.bvl.de
Das dreiköpfige Team mit Dr. Christian<br />
Grotemeier, Mike J. Holtkamp und Christoph<br />
Meyer bildet ab 1. April <strong>2021</strong> die Geschäftsführung<br />
der gemeinnützigen Bundesvereinigung<br />
Logistik (BVL) e.V., des BVL Campus und<br />
der BVL Service GmbH.<br />
Dr. Christian Grotemeier kam 2014 als Leiter<br />
Forschung und Veranstaltungen zur BVL. 2018<br />
wurde der promovierte Volkswirt Mitglied<br />
der Geschäftsleitung und übernahm die Geschäftsführung<br />
der neu gegründeten BVL.digital<br />
GmbH, die jetzt in die BVL integriert wird.<br />
Als Geschäftsführer der BVL e.V. wird er sich<br />
auf die Bereiche Marketing/Vertrieb, Produktenwicklung,<br />
die Seminare sowie Digitalisierung<br />
und IT konzentrieren.<br />
Mike J. Holtkamp trat am 15. Februar <strong>2021</strong><br />
als kaufmännischer Geschäftsführer in die<br />
Geschäftsstelle der BVL ein. Der Betriebswirt<br />
(BA) und gelernte Industriekaufmann war<br />
zuletzt als kaufmännischer Leiter, Finanzen &<br />
Controlling, IT und Personal bei der Fuchs<br />
Wisura GmbH in Bremen tätig. Er ist Nachfolger<br />
des langjährigen Geschäftsführers Uwe<br />
Peters, der die BVL – wie bereits seit Langem<br />
geplant – zur Jahresmitte auf eigenen<br />
Wunsch verlassen wird. Über den Finanz- und<br />
Personalbereich hinaus verantwortet Holtkamp<br />
die Bereiche Veranstaltungsorganisation<br />
und Einkauf.<br />
Prof. Thomas Wimmer, der sich im März 2020<br />
nach seiner Wahl zum Vorstandsvorsitzenden<br />
der BVL aus der Geschäftsführung zurückgezogen<br />
hat, trägt in seiner Vorstandsfunktion<br />
die Gesamtverantwortung und kümmert sich<br />
operativ weiterhin um den Bereich Presse- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Gremienkontakte sowie<br />
die Projekte MX Award, Deutscher Logistik-Preis<br />
und Die Wirtschaftsmacher. Gemeinsam<br />
mit Uwe Peters, dem kaufmännischen<br />
Geschäftsführer, bildeten die beiden seit 2004<br />
das Kernteam der hauptamtlichen Führungsspitze<br />
der BVL. Nach der Wahl Wimmers an<br />
die Spitze des Vorstands wurde Uwe Peters für<br />
eine Übergangszeit alleiniger Geschäftsführer.<br />
Zu dem Zeitpunkt war bereits klar, dass er die<br />
BVL zur Jahresmitte <strong>2021</strong> auf eigenen Wunsch<br />
verlassen wird. Bis dahin wird er insbesondere<br />
seinem Nachfolger Mike Holtkamp mit Rat<br />
und Tat bei der Einarbeitung zur Seite stehen.<br />
(RED)<br />
Bleiben Sie mit unserer<br />
APP gut informiert<br />
Christoph Meyer leitet seit 2018 den Bereich<br />
Forschung und Veranstaltungen der BVL und<br />
war in den vergangenen Jahren bereits Projektleiter<br />
des Deutschen Logistik-Kongresses.<br />
Der Diplom-Regionalwissenschaftler kam von<br />
der Jacobs University, wo er als Koordinator<br />
des Fachbereichs International Logistics tätig<br />
war. In der Geschäftsführung hat Meyer die<br />
Federführung für Inhalte, die Deutsche Außenhandels-<br />
und Verkehrs-Akademie und<br />
das Relationship-Management des Vereins.<br />
MJR | HANDEL.UMWELT.LOGISTIK<br />
NACHRICHTEN & ZEITSCHRIFTEN APP
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong> | S68<br />
Die größte Chance aller Zeiten<br />
Wir sind inmitten einer historischen Zeitenwende – weltweit! Wirtschaft, Politik, Gesellschaft.<br />
Nichts wird so bleiben, wie es war. Wir stehen vor großen Verwerfungen<br />
und dem größten Vermögenstransfer in der Geschichte der Menschheit. Krisen sind<br />
aber auch Chancen: Jetzt werden Vermögen auf Generationen gemacht oder<br />
vernichtet. BEITRAG: REDAKTION<br />
Der fünffache Spiegel-Bestsellerautor<br />
Marc Friedrich zeigt mit seinem<br />
Buch, wie jeder für sich und wir als<br />
Menschheit die Krise als einmalige<br />
Chance nutzen können. Gekonnt kontrovers,<br />
realistisch und verständlich wirft er einen Blick<br />
auf die Welt und offenbart, dass nichts mehr<br />
so sein wird wie zuvor.<br />
• Herr Friedrich, Ihr neues Buch heißt „Die<br />
größte Chance aller Zeiten“. Dass gewisse Unternehmen<br />
und Investoren von der Krise profitieren,<br />
ist nichts Neues. Worin sehen Sie die<br />
konkreten Chancen für Privatanleger?<br />
Wir sind inmitten eines historischen Paradigmenwechsel<br />
welcher eine Zeitwende einläutet<br />
und die Karten komplett neu mischt.<br />
Im Buch zeige ich unterschiedliche Zyklen<br />
auf, die jetzt alle zusammenkommen und<br />
den größten Vermögenstransfer der Menschheit<br />
auslösen. Dadurch entsteht für uns eine<br />
einmalige Investmentchance, welche es<br />
so kein zweites Mal zu unserer Lebzeiten geben<br />
wird. Wer jetzt die richtigen Weichen<br />
stellt, wird davon profitieren. Es werden<br />
jetzt entweder Vermögen auf Generationen<br />
geschaffen oder vernichtet. Noch ist<br />
das Zeitfenster offen um aktiv zu werden.<br />
Die Notenbanken und Staaten haben durch<br />
die Corona Krise noch mehr Billionen wie zuvor<br />
schon ins System geschleust und gepumpt<br />
um das System zu stabilisieren. Dadurch haben<br />
wir neue Rekordstände bei den Schulden<br />
und in den Notenbankenbilanzen erreicht.<br />
Dies alles wird zur Inflation führen. Zum Schutz<br />
für seine Kaufkraft braucht der Leser jetzt<br />
durch die Natur und durch die Mathematik limitierte<br />
Werte wie Edelmetalle, Aktien, Bitcoin<br />
und andere Sachwerte. Diese habe ich im<br />
Buch dezidiert aufgeführt und auch die perfekte<br />
Vermögenssicherung vorgestellt.<br />
Marc Friedrich Finanzexperte und fünffacher<br />
Bestsellerautor. Sein neues Buch - Die größte<br />
Chance aller Zeiten - erscheint am 20. April<br />
<strong>2021</strong>. www.friedrich-partner.de<br />
• Sie haben Anfang des Jahres einen Trendwechsel<br />
von spekulativen hin zu Wachstumsaktien<br />
vorhergesagt. Wie haben Sie Ihr<br />
Portfolio angepasst?<br />
Ich habe Techaktien reduziert und verkauft<br />
und bin antizyklisch in Valueaktien eingestiegen.<br />
Das waren vor allem Rohstoff-, Minen<br />
und Basisgüteraktien. Ich habe Minenaktien<br />
in den Bereichen Edelmetalle, Uran, Industriemetalle<br />
usw. übergewichtet. Ebenso Öl- und<br />
Gasaktien. Parallel habe ich Bitcoin aufgestockt,<br />
was auch Goldrichtig war. All dies<br />
habe ich auch für Deutschlands ersten phy-
sisch hinterlegten Sachwertfonds den "SOLIT<br />
Wertefonds" umgesetzt, den ich seit Ende<br />
2020 als Berater betreue. Meine Empfehlungen<br />
wurden hier im Rahmen der Möglichkeiten<br />
ebenfalls umgesetzt.<br />
• Sie schreiben, dass die Corona-Krise die<br />
Schwächen in unserem System sichtbar gemacht<br />
und ohnehin bestehende Entwicklungen<br />
nur beschleunigt hat. Ist die Pandemie<br />
also das sprichwörtliche Pflaster, dass schnell<br />
abgezogen kürzer wehtut?<br />
Ja! Corona ist nicht der Grund der jetzigen<br />
Krise, sondern lediglich der Auslöser. Die<br />
wahren Ursachen liegen viel tiefer. Wir befinden<br />
uns inmitten eines Zyklenwechsels.<br />
Corona hat vieles offenbart und zerstört nicht<br />
nur die Wirtschaft sondern auch die EU, die<br />
Politik und das Vertrauen der Menschen.<br />
Wir sehen ein Land und eine überforderte<br />
EU im Abgesang, wir sehen Politiker die historische<br />
Fehlentscheidungen treffen, die<br />
chaotisch und kopflos agieren, dass alles<br />
gepaart mit oftmals purer Inkompetenz<br />
und Korruption sowie Machtkämpfen auf<br />
allen Ebenen bei dem verzweifelten Versuch<br />
den Lauf der Geschichte aufzuhalten.<br />
In den letzten 20 Jahren hat man alle Krisen<br />
nicht gelöst sondern lediglich mit gigantischen<br />
Geldpaketen in die Zukunft verschoben,<br />
wo sie sich weiter aufgestaut und damit<br />
potenziert haben. Noch nie wurden aber<br />
Krisen durch Gelddrucken gelöst. Jetzt sind<br />
wir im Endspiel und müssen uns mit der aufgestauten<br />
Wucht der aufgeschobenen Krisen<br />
auseinandersetzen.<br />
• Sie schreiben, dass nichts mehr so sein<br />
wird, wie es einmal war. Welche konkreten<br />
Beispiele können Sie da nennen?<br />
Wie erwähnt befinden wir uns in einer Zeitenwende.<br />
So bitter es für viele auch sein mag,<br />
aber wir werden nicht mehr in der alten, gewohnten<br />
Welt aufwachen und zu unserem<br />
alten Leben zurückkehren. Alles wird sich für<br />
immer verändern:<br />
• wie wir arbeiten<br />
• wie wir uns in Zukunft fortbewegen<br />
• wie und was wir einkaufen<br />
• wie wir wirtschaften, reisen, denken, leben,<br />
bezahlen, investieren<br />
• wie und was wir produzieren<br />
Solche Punkte in der Geschichte bilden das<br />
Fundament und sind die Chance für nachhaltige<br />
Veränderungen, die die Menschheit aus<br />
Bequemlichkeit und Angst niemals freiwillig<br />
initiieren würde. Allerdings müssen wir aufpassen,<br />
dass diese Krise von den Falschen Protagonisten<br />
dazu verwendet wird unsere Freiheitsrechte<br />
zu beschränken und lang gehegte<br />
Pläne endlich im Schatten der Krise durchzudrücken,<br />
was teilweise leider schon geschehen<br />
ist (z.B. EU Schulden- und Transferunion).<br />
• Zu welchen Schritten würden Sie Privatanlegern<br />
jetzt raten?<br />
Werden Sie aktiv! Das Zeitalter der Sachwerte<br />
hat begonnen und die Inflation wird<br />
kommen! Aus diesem Grund würde ich<br />
Papierwerte wie Lebensversicherungen,<br />
Riester und Rürup verkaufen, Geld vom<br />
Konto nehmen und in Wertspeicher umschichten<br />
an muss als eine Art Lebensversicherung<br />
für seine Kaufkraft und seinen<br />
Wohlstand limitierte Werte ins Depot legen.<br />
Hier favorisiere ich vor allem Bitcoin, Ethereum,<br />
Minenaktien, Edelmetalle und weitere<br />
Sachwerte - je nach Vermögen kann<br />
man auch Diamanten, Whisky, Uhren<br />
und weitere Sachwerte hinzufügen.<br />
(RED)
LOGISTIK express 2/<strong>2021</strong>|S70<br />
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Der Markt zur privaten<br />
Kapitalanlage befindet<br />
sich in einem Umbruch.<br />
FinTech-Unternehmen fordern<br />
die klassischen Anbieter heraus.<br />
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