VPLT Magazin 54
Das VPLT Magazin informiert rund um die Medien- und Veranstaltungsbranche. Fachinformationen spielen bei seinen Lesern eine wichtige Rolle. Die Inhalte entstehen aus der Branche für die Branche - unter der Leitung des VPLT e.V. Jede Ausgabe des VPLT Magazins widmet sich außerdem einem aktuellen Schwerpunktthema. Zielgruppen sind: Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Dienstleister, Hersteller, Händler und Vertriebe der Medien- und Veranstaltungstechnik, Mitglieder des VPLT und weiterer Branchenverbände, Technik-Nachwuchs (Auszubildende & Studenten), Theater-, Kongress-und Veranstaltungszentren, Kammern und Behörden und weitere Multiplikatoren.
Das VPLT Magazin informiert rund um die Medien- und Veranstaltungsbranche. Fachinformationen spielen bei seinen Lesern eine wichtige Rolle. Die Inhalte entstehen aus der Branche für die Branche - unter der Leitung des VPLT e.V. Jede Ausgabe des VPLT Magazins widmet sich außerdem einem aktuellen Schwerpunktthema. Zielgruppen sind: Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Dienstleister, Hersteller, Händler und Vertriebe der Medien- und Veranstaltungstechnik, Mitglieder des VPLT und weiterer Branchenverbände, Technik-Nachwuchs (Auszubildende & Studenten), Theater-, Kongress-und Veranstaltungszentren, Kammern und Behörden und weitere Multiplikatoren.
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V.Mnachruf<br />
Prof. Dr.<br />
Fritz Sennheiser<br />
(1912 – 2010)<br />
Nur wenige Tage nach seinem 98. Geburtstag ist Prof. Dr.-Ing. Fritz<br />
Sennheiser, Audiopionier und Gründer der heutigen Sennheiser electronic GmbH<br />
& Co. KG, am späten Abend des 17. Mai verstorben. Die Audiobranche hat eine<br />
menschlich und fachlich große Persönlichkeit verloren.<br />
Mit seinem Unternehmen hat Prof. Dr. Fritz Sennheiser die Entwicklung der<br />
Tonübertragungstechnik entscheidend mitgeprägt, viele epochale Entwicklungen<br />
in Elektroakustik und Übertragungstechnik miterlebt und mitgestaltet. Unter seiner<br />
Ägide entstanden das erste Richtrohrmikrofon, der offene Kopfhörer und<br />
wichtige Entwicklungen in der drahtlosen Übertragungstechnik auf Funk- und<br />
Infrarotbasis.<br />
Seinen Entwicklern dabei die nötige „Spielwiese“ zu geben, war für Fritz<br />
Sennheiser selbstverständlich, ebenso, dass er neben der beträchtlichen Arbeit im<br />
und für das beständig wachsende Unternehmen sein Wissen an Studenten weitergab<br />
und auch sie für das Thema Elektroakustik Feuer und Flamme werden ließ.<br />
1982 zog er sich aus der Leitung des Unternehmens zurück, die er in die Hände<br />
seines Sohnes Prof. Dr. sc. techn. Jörg Sennheiser legte.<br />
Fritz Sennheiser blieb dem Unternehmen, das er im Sommer 1945 gegründet<br />
hatte, bis zuletzt verbunden und nahm stets regen Anteil am Unternehmensgeschehen.<br />
Seine Begeisterung für die Audiotechnik, seine kreative Neugier, gepaart<br />
mit einer heute nur noch selten anzutreffenden Bescheidenheit, Disziplin<br />
und einer Herzlichkeit und Großzügigkeit im Umgang mit Menschen, wird allen,<br />
die ihn kannten, ein Vorbild bleiben.<br />
Prof. Dr. Fritz Sennheisers Weg als Unternehmer gehörte zu den wohl<br />
außergewöhnlichsten Karrieren in Deutschland: Aus bescheidenen Anfängen mit<br />
sieben Mitarbeitern in einem ehemaligen Universitätslabor ist der international<br />
operierende Audiospezialist Sennheiser electronic GmbH & Co. KG geworden.<br />
Das Familienunternehmen setzt inzwischen mit weltweit über 2100 Mitarbeitern<br />
mehr als 385 Millionen Euro (2008) um. In einem dichten Vertriebsnetz kümmern<br />
sich eigene Tochtergesellschaften und langjährige Vertragspartner weltweit<br />
um die Kunden.<br />
Sennheiser hat Produktionsstätten in Deutschland, Irland und den USA, die<br />
Produktionsschwerpunkte liegen auf Mikrofonen, Kopfhörern, drahtlosen Mikrofonen,<br />
Konferenz- und Informationsystemen, Headsets und Audiologie-produkten.<br />
Außerdem bietet das Unternehmen umfangreiche Beratungs- und Planungs-<br />
Dienstleistungen bei Projekten weltweit an. Zur Sennheiser-Gruppe gehören<br />
auch der Studiospezialist Georg Neumann GmbH, Berlin, und das Joint Venture<br />
Sennheiser Communications (Headsets für PC, Office und Call Center).<br />
Von der Gartenarchitektur zur Nachrichtentechnik<br />
4 <strong>VPLT</strong>.<strong>Magazin</strong>.<strong>54</strong><br />
„Als Elfjähriger erlebte ich die Einführung des Radios. Meinen eigenen Empfänger<br />
habe ich aus einfachsten Mitteln zusammengebastelt, aus einer Schiebespule,<br />
einer Wolframspitze, einem Kristall und einer 20 Meter langen Hochfrequenzantenne,“<br />
erinnerte sich Fritz Sennheiser einmal. Trotz der Begeisterung<br />
für Technik gehörte sein Herz den Gärten und Pflanzen: Nach dem Abitur in Berlin<br />
wollte er zunächst Gartenarchitekt werden. Doch die Berufsaussichten waren<br />
in der Zeit der Depression schlecht, und so entschied er sich für seine „zweite<br />
Liebe“, ein Studium der Elektrotechnik mit Schwerpunkt Nachrichtentechnik an<br />
der Technischen Universität Berlin.<br />
Am Heinrich-Hertz-Institut, dem „Mekka der Nachrichtentechniker“, schrieb<br />
Fritz Sennheiser seine Diplomarbeit – und entwickelte gemeinsam mit seinem<br />
späteren Doktorvater Prof. Dr. Oskar Vierling und Kommilitonen eine Hall-Apparatur,<br />
die 1936 während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Berlin<br />
eingesetzt wurde. Die Spiele sollten feierlich mit einem Orgelstück eröffnet werden,<br />
doch wie den Hall einer großen Kirche im Freien erzeugen? Dazu brachten<br />
die Institutsmitarbeiter ihre jüngste Entwicklung, eine elektronische Orgel, ins<br />
Olympia-Stadion und bauten einen Flügel zu einer Hall-Apparatur um, damit das<br />
Stück im Stadion so gut wie in einer großen Kirche klingen konnte.<br />
Nach seinem Diplom arbeitete Fritz Sennheiser als Oberingenieur am<br />
Institut. Als Dr. Vierling 1938 einen Ruf an die Technische Hochschule Hannover<br />
erhielt, unterstützte ihn Fritz Sennheiser dort beim Aufbau des Instituts für Hochfrequenztechnik<br />
und Elektroakustik. Während des Krieges arbeiteten Sennheiser<br />
und sein Chef auf dem Gebiet des Chiffrierwesens, der Funkübertragung verschlüsselter<br />
Nachrichten. Fritz Sennheiser promovierte 1940 und übernahm die<br />
Vorlesungen von Prof. Dr. Vierling, als der ein zweites Institut in Süddeutschland<br />
aufbaute. Der Forschung und Lehre sollte Fritz Sennheiser auch als erfolgreicher<br />
Unternehmer bis 1980 durch seine Honorarprofessur an der Universität Hannover<br />
verbunden bleiben.<br />
Die Anfänge in Wennebostel<br />
1943 wurde das Institut für Hochfrequenz und Elektroakustik in Hannover<br />
ausgebombt. Nach intensiver Suche fand sich in Wennebostel (heute Teil<br />
der Gemeinde Wedemark) ein Ausweichquartier für die Laborübungen. Die rund<br />
50 Institutsmitarbeiter erlebten hier das Kriegsende, danach kehrten die meisten<br />
zu ihren Familien zurück, denn das bisherige Arbeitsgebiet Chiffriertechnik wurde<br />
von den Alliierten unter Todesstrafe gestellt.<br />
Zurück blieben nur sieben Mitarbeiter aus der Region und der stellvertretende<br />
Institutsleiter Fritz Sennheiser. Und weil der für „seine Leute“ Verantwortung<br />
empfand, wagte er den Neuanfang und gründete in den Institutsräumen den<br />
Handwerksbetrieb „Laboratorium Wennebostel“ („Labor W“). Doch ganz so einfach<br />
ging das nicht: Das Gebäude wurde von einer englischen Nachrichtentruppe<br />
besetzt, Fritz Sennheiser musste alle Schlüssel aushändigen. Als die Truppe eines<br />
Tages abgelöst werden sollte, wurde ein Schild angebracht, das das Betreten der<br />
Räume unter Todesstrafe stellte.<br />
Doch die neue Truppe ließ auf sich warten. „Wir sahen uns das eine Zeitlang<br />
an und fragten uns dann, wie ernst das wohl mit der Todesstrafe gemeint sei. Eines<br />
Nachts habe ich dann das Plakat entfernt. Am nächsten Tag haben alle gestaunt,<br />
dass da kein Schild mehr war. Da ich noch einen Zweitschlüssel hatte,<br />
dachten wir uns, dass wir auch hineingehen könnten. So hat es damals angefangen.“<br />
Aus den „Überbleibseln“ der Institutsgeräte bauten die findigen Entwickler<br />
Röhrenvoltmeter, die Fritz Sennheiser Siemens Hannover zum Verkauf anbot.<br />
Siemens, von den eigenen Werken abgeschnitten, war hoch erfreut und plazierte<br />
Aufträge für weitere Messgeräte. Die hervorragende Qualität der „Labor W“-<br />
Produkte sprach sich bei Siemens herum: Die Niederlassung Karlsruhe bat Sennheiser,<br />
ein dynamisches Mikrofon nachzubauen, das DM 1. Zunächst kopierten<br />
die HF-Spezialisten nur, dann begannen sie, sich in die Materie zu vertiefen und<br />
präsentierten Siemens schon bald ein eigenes Mikrofon: das MD 2.<br />
Geburtsstunde der Sennheiser-Mikrofone<br />
Der Urahn aller Sennheiser-Mikrofone war geschaffen. Auch<br />
außerhalb der Siemens-Welt wurde das MD 2 zum Verkaufsschlager. Wichti-