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Versammlungsrecht - Leseprobe

Das vorliegende Werk verknüpft die Vorteile eines Kommentars mit denen eines Lehr- und Studienbuchs. Durch die themenbezogene Gliederung in 14 Kapitel, das umfangreiche Stichwortverzeichnis sowie zahlreiche Belege aus Rechtsprechung und Schrifttum bietet es eine umfassende Hilfestellung an und ist sowohl zur methodischen Erarbeitung der Gesamtmaterie des Versamm­lungsrechts als auch als wertvolles Nachschlagewerk zur Beantwortung von Einzelfragen geeignet.

Das vorliegende Werk verknüpft die Vorteile eines Kommentars mit denen eines Lehr- und Studienbuchs. Durch die themenbezogene Gliederung in 14 Kapitel, das umfangreiche Stichwortverzeichnis sowie zahlreiche Belege aus Rechtsprechung und Schrifttum bietet es eine umfassende Hilfestellung an und ist sowohl zur methodischen Erarbeitung der Gesamtmaterie des Versamm­lungsrechts als auch als wertvolles Nachschlagewerk zur Beantwortung von Einzelfragen geeignet.

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Räumliche Komponente<br />

nach wie vor mindestens drei oder in Anlehnung an das Vereinsrecht sogar<br />

sieben Personen, 142 jedoch ist unter Hinweis auf die grammatikalische Auslegungsmethode<br />

und die ratio legis der Verfassungsnorm der Schutzbereich des<br />

Art. 8 GG bereits bei zwei Personen anzunehmen. Dieses Ergebnis lässt sich<br />

auch durch das Prinzip stützen, dass im Zweifel immer zu Gunsten der Grundrechts<br />

träger auszulegen und zu entscheiden ist („in dubio pro libertate“). 143 Sog.<br />

„ Ein-Personen-Versammlungen“ 144 fallen mangels kollektiven Handelns nicht<br />

in den Schutzbereich des Art. 8 GG. Allerdings kann die Ver sammlungs freiheit<br />

rechtstheoretisch in der Phase der Vorbe reitung und der An reise auch für eine<br />

Einzelperson Wirkung entfalten. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn auf Einladung<br />

oder Aufruf eines Veranstalters hin nie mand erscheint und dieser allein bleibt. 145<br />

Mit dem Zeitpunkt der Feststellung, dass die er for derliche Per so nenmehrheit<br />

nicht zustande gekommen ist, verliert die Verfas sungsnorm dann jedoch ihre<br />

Schutzwirkung. Am 29.3.2019 wurde diese besondere Ausgangslage beispielsweise<br />

in der Kreisstadt Plön 146 , am 18.3.2011 in Wyk auf Föhr 147 festgestellt.<br />

3.1.2 Räumliche Komponente<br />

Mit der geforderten örtlichen Zusammenkunft ist eine körperliche Präsenz der<br />

Versammlungsteilnehmer verbunden. Gerade durch diese physisch-räumliche<br />

Komponente ist die verfassungsrechtlich geschützte Versammlungsfreiheit gekennzeichnet<br />

und von der auf den ausschließlich geistigen Austausch gerichteten<br />

Meinungsfreiheit nach Art. 5 Abs. 1 GG 148 abzugrenzen. Die Zusammenkunft<br />

von Internet-Usern in einem virtuellen Chatroom oder die Online-Demonstration<br />

durch die kollektive Blockade einer Homepage fallen damit trotz einer zweifellos<br />

deutlich gestiegenen Bedeutung 149 nicht in den Schutzbereich des Art. 8 Abs. 1<br />

GG. 150<br />

<strong>Leseprobe</strong><br />

142 Vgl. Jarass, in: Jarass/Pieroth, 2020, Art. 8, Rn. 4 (unter Hinweis auf die in der BVerfGE 104, 92 geprägte<br />

Formulierung „mehrere Personen“, was eher auf drei Personen hindeuten soll); BGH v. 31.8.1995,<br />

NJW 1996, S. 203 („Münchener Fahrbahngeher“); Baudewin, 2020, S. 125; Ripke, in: Peters/Janz,<br />

2015, S. 89.<br />

143 Kniesel, in: Kniesel/Braun/Keller, 2019, S. 20; Brenneisen/Wilksen/Staack/Martins, 2016, § 2, Rn. 4;<br />

Enders et al., 2011, S. 18.<br />

144 Kniesel, in: Kniesel/Braun/Keller, 2019, S. 20; Kniesel/Poscher, in: Bäcker/Denninger/Graulich, 2018,<br />

S. 1358; Ullrich, 2018, § 2, Rn. 2; Ripke, in: Peters/Janz, 2015, S. 89.<br />

145 Brenneisen/Wilksen/Staack/Martins, 2016, § 2, Rn. 5; Ott/Wächtler/Heinhold, 2010, § 1, Rn. 3; Kniesel/<br />

Brenneisen, in: Staack/Schwentuchowski, 2006, S. 51.<br />

146 Einsatzbericht (n.v.) des PR Plön v. 29.3.2019,<br />

147 Lagemeldung (n.v.) der RLS Harrislee v. 18.3.2011.<br />

148 Siehe Depenheuer, in: Maunz/Dürig et al., 2020, Art. 8, Rn. 45; Ullrich, 2018, § 2, Rn. 3; Brenneisen/<br />

Wilksen/Staack/Martins, 2016, § 2, Rn. 6; Miller, in: Wefelmeier/Miller, 2012, § 2, Rn. 8; Schulze-Fielitz,<br />

in: Dreier, 2013, Art. 8, Rn. 32; Ott/Wächtler/Heinhold, 2010, § 1, Rn. 5.<br />

149 Vgl. dazu Schneider, in: Epping/Hillgruber, 2020, Art. 8, Rn. 11.3.<br />

150 Depenheuer, in: Maunz/Dürig et al., 2020, Art. 8, Rn. 45; Jarass, in: Jarass/Pieroth, 2020, Art. 8, Rn. 4;<br />

Stein, 2019, S. 28; Schulze-Fielitz, in: Dreier, 2013, Art. 8, Rn. 32; Miller, in: Wefelmeier/Miller, 2012,<br />

§ 2, Rn. 8.<br />

© VERLAG DEUTSCHE POLIZEILITERATUR GMBH Buchvertrieb, Hilden<br />

Brenneisen/Wilksen/Staack/Martins, <strong>Versammlungsrecht</strong>, 5. Auflage 2020, ISBN 978-3-8011-0889-2

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