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Ausgabe Nr. 2 / 2003 (3,6 MB) - St. Vincenz Krankenhaus Limburg

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Der Dünndarm-Pouch als Enddarmersatz<br />

Künstlicher Darmausgang - heute meist vermeidbar<br />

Von Dr. Udo A. Heuschen, Chefarzt Abteilung Allgemein-, Gefäß- und Visceralchirurgie<br />

Mit der Entwicklung eines neuen Operationsverfahrens<br />

gelang in der Visceralchirugie<br />

(Chirurgie der Bauchorgane) in den letzten<br />

zehn Jahren der entscheidende Durchbruch<br />

in der operativen Behandlung von Patienten<br />

mit einer Colitis ulcerosa und einer Familiären<br />

Polyposis. Diesen beiden Erkrankungen<br />

ist gemeinsam, dass sie nur durch die<br />

komplette Entfernung des erkrankten Dickund<br />

Enddarmes geheilt werden können. Um<br />

auf einen dann notwendigen künstlichen<br />

Darmausgang verzichten zu können, wurde<br />

ein Beutel aus Dünndarm, der sogenannte<br />

„Pouch“ (englisch: Beutel) entwickelt. Dieser<br />

Pouch fungiert als Ersatzreservoir für<br />

den <strong>St</strong>uhl. Dem Patienten bleibt dauerhaft<br />

die Schliessmuskel-Funktion und Lebensqualität<br />

trotz Dick- und Enddarmentfernung<br />

erhalten. Der neue Chefarzt der Abteilung<br />

Colitis ulcerosa - chronisch<br />

entzündliche<br />

Darmerkrankung mit<br />

schlechter Lebensqualität<br />

Die Colitis ulcerosa (CU) ist<br />

eine chronisch entzündliche<br />

Dickdarmerkrankung, die am<br />

Schließmuskel beginnt und<br />

über die Jahre aufsteigend den<br />

ganzen Dickdarm befällt. Die<br />

Erkrankung verläuft schubweise<br />

mit teils blutigen Durchfällen,<br />

Bauchkrämpfen und einer<br />

Verschlechterung des Allgemeinzustandes.<br />

Zunächst werden<br />

die Patienten medikamentös-antientzündlichbehandelt.<br />

Lässt sich hierdurch keine<br />

Besserung erzielen oder treten<br />

schwerwiegende Komplikationen,<br />

wie z.B. schwere Kortisonnebenwirkungen,Darmblutungen,<br />

Dickdarmperforationen<br />

oder die Entwicklung von<br />

Dickdarmkrebs auf, so muss<br />

operiert werden. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass operiert<br />

werden muss liegt für Patienten<br />

mit Colitis ulcerosa nach 5jähriger<br />

Erkrankungsdauer bei<br />

40 Prozent, nach 20 Jahren bei<br />

60Prozent.<br />

20<br />

Familiäre Polyposis -<br />

100 prozentiges Risiko für<br />

Darmkrebs auch beim<br />

jungen Menschen<br />

Die Familiäre Polyposis, kurz<br />

FAP genannt, ist eine erbliche<br />

Dickdarmerkrankung, die auch<br />

schon bei jungen Menschen<br />

zur Ausbildung von vielen<br />

Dickdarmpolypen führt. Diese<br />

werden nach nur wenigen Jahren<br />

in allen Fällen bösartig, sodass<br />

diese Patienten alle an<br />

Dick- und Enddarmkrebs erkranken.<br />

Die Patienten sind<br />

für Allgemeine-, Gefäß- und Visceralchirugie<br />

am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>, Dr. Udo Heuschen,<br />

hat während seiner langjährigen<br />

Tätigkeit an der Chirurgischen Universitätsklinik<br />

in Heidelberg dieses spezielle Operationsverfahren<br />

mitentwickelt und gilt als internationaler<br />

Spezialist für diesen operativen<br />

Eingriff, der mit seinem Kommen im Dezember<br />

2002 jetzt auch in <strong>Limburg</strong> durchgeführt<br />

wird. Als Spezialist für chronisch<br />

entzündliche Darmerkrankungen (Morbus<br />

Crohn und Colitis ulcerosa) ist Dr. Heuschen<br />

Mitglied im wissenschaftlichen Beirat<br />

der Patientenselbsthilfevereinigung DCCV<br />

(Deutsche Crohn und Colitis Vereinigung).<br />

Über diese Patientenselbsthilfevereinigung<br />

finden zunehmend Patienten aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet den Weg nach <strong>Limburg</strong>.<br />

nur heilbar, wenn sofort nach<br />

Diagnose einer FAP, die durch<br />

eine Koloskopie gestellt wird,<br />

der gesamte Dick- und Enddarm<br />

entfernt wird.<br />

Heute ist kein künstlicher<br />

Darmausgang mehr nötig<br />

Bis Ende der 80iger Jahre war<br />

für Patienten mit einer CU und<br />

einer FAP die komplette Entfernung<br />

des Dick- und Enddarmes<br />

mit Anlage eines lebenslangen<br />

künstlichen Darmausganges<br />

die einzige heilende<br />

Empfehlung für das diagnostische Vorgehen bei Patienten mit Colitis<br />

ulcerosa, die Risikofaktoren für Darmkrebs aufweisen. Regelmäßige<br />

koloskopische Überwachungen nach achtjähriger Colitisdauer oder<br />

sonstigen Risikofaktoren. Alle ein bis zwei Jahre sollten <strong>St</strong>ufenbiopsien<br />

mit zwei bis vier Biopsaten alle zehn cm, sowie zusatzlich aus allen<br />

makroskopisch auffälligen Läsionen erfolgen. Werden Dysplasien<br />

diagnostiziert, sollte rechtzeitig, d.h. vor Entwicklung von Darmkrebs<br />

operiert werden.<br />

operative Therapie. Aus diesem<br />

Grunde wurde früher eine<br />

Operation in der Regel hinausgezögert,<br />

mit z.T. schwerwiegenden<br />

Folgen für die Patienten.<br />

Wann soll<br />

operiert werden?<br />

Diese Frage ist für die FAP<br />

einfach zu beantworten: Möglichst<br />

schnell nach der Diagnosestellung,<br />

um die Entwicklung<br />

von Darmkrebs sicher zu vermeiden.<br />

In der Regel werden<br />

Patienten mit FAP im Alter<br />

zwischen dem 20. und dem 35.<br />

Lebensjahr operiert, in Einzelfälle<br />

ist die Operation schon im<br />

Kindesalter erforderlich.<br />

Darmkrebs bei Colitis ulcerosa<br />

kann sich im gesamten Dick- und<br />

Enddarm, auch an mehreren <strong>St</strong>ellen<br />

gleichzeitig entwickeln und<br />

kündigt sich durch Krebsvorstufen<br />

(Dysplasien) an. Durch regelmäßige<br />

Überwachung mit Dickdarmspiegelung<br />

(Koloskopie) und<br />

Probenentnahme lassen sich diese<br />

Veränderungen rechtzeitig erkennen.<br />

Patienten mit einer Colitis ulcerosa<br />

werden in rund 70 Prozent<br />

wegen Versagen der medikamentösen<br />

Behandlung oder<br />

wegen schwerer Medikamentennebenwirkungen<br />

operiert. In<br />

diesen Fällen ist die Lebensqualität<br />

der Patienten durch<br />

häufige Durchfälle mit Krämp-

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