Stadt-Anzeiger 679

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Stadt-Anzeiger Nr. 679 28. Mai 2021 Seite 2 Gespräch an der Theke - diesmal im Café am See im großen Bier- und Cafégarten - Tag Karl, endlich schnuppern wir wieder am „normalen“ Leben, im zweiten Halbjahr gibt es für Kunst und Kultur einen Neustart, und es geht wieder los: Programm auf der Freilichtbühne Bellenberg, im Kurpark und im Kurtheater Bad Meinberg und ein neues Format: Der „Horn-Bad Meinberger Sommer“ lockt einen Monat lang vom 4. Juli bis zum 4. August 2021 an den schönen Burgwall in Horn.Außerdem machen die Bier- und Cafegärten wieder auf. Und wenn es weiter so läuft, können wir bald wieder beim Lieblingsitaliener essen gehen können. In Belle hingegen ist der Katzenjammer groß: Das Ende der Grundschule scheint eingeläutet. Eigentlich hatten die Beller das Ziel, 46 Kinder für die Schule zu melden, schon erreicht. Dann dauerte es Wochen und Monate, bis das auch offiziell festgestellt wurde. In dieser Zeit wuchs die Verunsicherung bei den Eltern. Auch durch diese Unsicherheit haben Eltern ihr Kind dann nach Horn umgemeldet. Klar ist: Große Schulen machen es Lehrern, Verwaltung und der Bezirksregierung einfacher als kleinteilige Sonderlösungen. Klar ist aber auch, dass Förderverein, Grundschule und die Dorfgemeinschaft in Belle eine echte Symbiose entwickelt haben, die dem ganzen Ort guttut. Das passt leider nicht in die Bewertung der Bezirksregierung, da geht es nur um nackte Zahlen. Und dass sich aller Voraussicht nach mit Amazon ein neuer großer Arbeitgeber in Belle ansiedeln wird, interessiert in Detmold auch keinen… M.H. Stellungnahme des Bürgerbündnis Horn-Bad Meinberg zum Fachmarktzentrum Fachmarktzentrum als letzte Chance? Mit der Offenlegung und Bürgerbeteiligung ab Anfang Juni im Rahmen der beabsichtigten Bebauungsplanänderung geht das Projekt „Fachmarktzentrum“ in die nächste Runde. Schon lange war geplant im Bereich des öffentlichen Parkplatzes an der Kampstraße etwas zu verändern. Das ist auch durchaus positiv zu sehen. Doch ist dieses Projekt in der geplanten Größenordnung wirklich eine Chance für die Belebung der Innenstadt, wie von beiden großen Fraktionen im Rat gebetsmühlenartig wiederholt wird? Ist es nicht eher so, dass durch die beabsichtigte Dimensionierung eher Probleme geschaffen werden, die wir in Horn überhaupt nicht gebrauchen können? Angefangen von Verkehrsproblemen (wie schafft man es auf der Mittelstraße einen Kreisverkehr zu bauen, dessen Umfang größer als die Straßenbreite ist, wo sollen Radfahrer und Fußgänger bleiben?), Zunahme des Lkw-Verkehrs in der Kampstraße bei gleichbleibender Straßenbreite, Wegfall von Parkplätzen und damit Verschlechterung der jetzigen Parkplatzsituation für anliegende Gewerbetreibende und Anwohner. Verlust von Wohnraum, statt notwendiger Schaffung von bezahlbaren Wohnungen, erhöhte Lärmbelastung durch Anlieferverkehr für die Anwohner. Deutliche Erhöhung der Verkaufsflächen im Lebensmitteleinzelhandel und damit einhergehende steigende Konkurrenzsituation im gesamten Bereich, da das jetzige Marktkaufgelände auch zukünftig in gleicher Form genutzt werden wird. Verlierer werden die örtlichen Einzelhändler sein, da diese bei den Kampfpreisen großer Ketten nicht mithalten können. Wo soll denn die Kaufkraft herkommen für das zusätzliche Fachmarktzentrum? Von denen die dieses fußläufig erreichen können eher nicht. Was passiert, wenn der Standort nicht lukrativ für die Betreiber ist? Haben wir dann ein Wohngebiet, das wir dringend brauchen, für immer zerstört? Dies sind nur einige Fragen und Aspekte, welche berücksichtigt werden sollten, die sicherlich nicht nur uns aufgefallen sind. Aber für all diese Fragen gibt es Gutachten. Und an denen orientiert sich natürlich auch die Politik. Diese Gutachten, von anerkannten Experten aufgrund eines städtebaulichen Vertrages im Auftrag des Investors vergeben, haben für all diese Fragen Antworten. Da wird aus einer Anwohnerstraße eine Quartiersstraße. Baurechtlich in Ordnung, denn da kann die Anzahl der Fahrzeuge deutlich höher sein, und die Anwohner müssen deutlich höhere Lärmimmissionen hinnehmen. Aber auch sinnvoll? Es gibt hervorragende Lärmschutzwände, sogar begrünt, doch rechtfertigt diese Maßnahme den zu befürchtenden Wertverlust der Immobilien der Anwohner? Es wird eine Belebung der Innenstadt durch die Besucher des Fachmarktzentrums suggeriert, glaubt wirklich jemand, nach Erledigung der Einkäufe werden die Besucher ihre Lebensmittel in den Kofferraum ihrer Fahrzeuge packen, um dann z.B. ein Eis essen zu gehen? Das reale Einkaufsverhalten sieht doch aus guten Gründen deutlich anders aus. Es gibt noch viele Aspekte, die Fragen aufwerfen und manchmal wäre es sicher von Vorteil ein wenig gesunden Menschenverstand walten zu lassen, statt sich an diese Idee zu klammern. Eine Belebung des Quartiers ist sicherlich erwünscht, aber nicht mit einem solchen, auch städtebaulich mehr als fragwürdigen Projekt. Mit der politischen Entscheidungsfindung sollte es manchmal wie im persönlichen Bereich sein: „Wer „A“ sagt, sollte in der Lage sein zu erkennen, dass „B“ falsch ist. Und nach dieser Erkenntnis sein Handeln, auch im Hinblick auf die Verantwortung für unsere Stadt, ausrichten. Für das Bürgerbündnis Horn-Bad Meinberg gez. Frank Kuhlmann Videos auf der Beteiligungsplattform zum Stadtentwicklungskonzept für den Stadtkern Horn sind online Beteiligung endet am 6. Juni Die Stadt Horn-Bad Meinberg hat mit Unterstützung der Büros DSK Stadtentwicklung aus Bielefeld und ARGE Dorfentwicklung, die mit der Erstellung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) für den Stadtkern Horn beauftragt sind, eine Beteiligungsplattform im Internet aufgebaut. Auf der Webseite www.stadtkern-horn.de haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Einschätzungen zu aktuellen Veränderungen im Stadtkern zu äußern, sowie Anregungen für die weitere Entwicklung abzugeben. Neben 360°-Luftpanoramen und weiteren Impressionen aus der Vogelperspektive werden die unterschiedlichen Quartiere in einzelnen Videos vorgestellt. Der historische Stadtkern Horn weist zahlreiche Qualitäten, aber auch Handlungsbedarfe vor allem im Fachwerkgebäudebestand auf. Daher hat die Stadt die Büros DSK Stadtentwicklung aus Bielefeld und ARGE Dorfentwicklung aus Detmold beauftragt, ein Konzept für die Altstadt als integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept für den historischen Stadtkern Horn (ISEK) aufzustellen. Mit diesem wird das bestehende Integrierte Handlungskonzept (IHK) weiterentwickelt. Der Fokus liegt dabei auf den Entwicklungsperspektiven für leerstehende und sanierungsbedürftige Fachwerkhäuser und der attraktiven Gestaltung von Straßenräumen und den Stadtkerneingängen. Neben dem historischen Stadtkern werden auch die angrenzenden Wohn- und Gewerbegebiete bis hin zum Bahnhof Horn betrachtet. Durch dieses Konzept erhält die Stadtentwicklungskonzept für den Stadtkern Horn: Auf der Beteiligungsplattform der Stadt Horn-Bad Meinberg unter www.stadtkern-horn.de können Bürger ihre Ideen einfließen lassen. Stadt einen Handlungsrahmen für eine attraktive Gestaltung des Stadtkerns bis 2030, um ihn zu einem Aushängeschild für die Stadt Horn- Bad Meinberg zu machen und auch zukünftig die Voraussetzungen für die Beantragung von Städtebaufördermitteln zu schaffen. Das Konzept soll im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern erstellt werden. Auf der Website www.stadtkern-horn.de können sich Bürgerinnen und Bürgern aktiv in den Erarbeitungsprozess einbringen. Seit Onlinestellung zum Tag der Städtebauförderung am 8. Mai haben sich bereits zahlreiche Bürgerinnen und Bürger über eine Sternchenbewertung geäußert. Zudem haben sich rund 20 Personen mit einem Kommentarbeitrag in den Beteiligungsprozess eingebracht. Die Beiträge aus der Bevölkerung fließen – soweit möglich – in das Konzept ein. Alle Ideen und Anregungen werden gesammelt und den politischen Gremien zur weiteren Beratung vorgelegt. Die Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, weiterhin ihre Einschätzungen und Vorschläge auf der Internetplattform zu platzieren. Die Beteiligungsphase endet am Sonntag, 6. Juni. Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger appelliert an alle Interessierten in Horn-Bad Meinberg: „Machen Sie mit, wir freuen uns auf weitere Ideen und Anregungen!“ Stadtkirche in Horn bekommt 109.470 Euro aus dem Denkmalschutzsonderprogramm des Bundes Bund übernimmt die Hälfte der Kosten Groß ist die Freude über die Nachricht aus Berlin. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat die Förderung der Stadtkirche in Horn beschlossen. 109.470 Euro aus dem Denkmalschutzsonderprogramm unterstützen die geplante Außenrenovierung der stadtbildprägenden Kirche. Damit übernimmt der Bund die Hälfte der Kosten der anfallenden denkmalpflegerischen Maßnahmen. Dazu kommen schon fast 20.000 Euro an Spenden, die unter anderem durch das von der Bäckerei Mellies verkaufte „Kirchbrot“, aber auch durch viele Einzelspenden zusammengekommen sind. Dies zeigt, dass den Bürgerinnen und Bürgern „ihre“ Kirche wichtig ist. Die evangelisch-reformierte Kirche in Horn ist ein gemäß des Denkmalschutzgesetzes im Jahr 1987 in die Denkmalliste eingetragenes Kirchengebäude. Die nun anstehenden Maßnahmen umfassen u.a. Gerüstbauarbeiten, die Instandsetzung und Konservierung der Putzflächen, Rissvernadelungsarbeiten, die Überarbeitung und Reparatur der Naturstein-Ornamentik sowie Malerarbeiten der Fassade. Die ev.-ref. Kirchengemeinde dankt aus diesem Anlass nochmals allen Spenderinnen Der Bund unterstützt aus einem Förderprogramm die Renovierung der Stadtkirche in Horn mit 109.470 Euro. und Spendern, aber auch besonders dem SPD-Bundestagsabgeordneten Sören Bartol, der aufgrund seiner Verbundenheit mit Horn und mit der Stadtkirche, in der er konfirmiert wurde und im Posaunenchor spielte, den Förderantrag unterstützte. „Ich habe mich gern für dieses Projekt eingesetzt und bin froh, dass eine Förderung für diese wunderschöne Kirche erreicht werden konnte, einem Gebäude welches erheblich zur Attraktivität der Stadt beiträgt“, so der SPD-Bundestagsabgeordnete Sören Bartol. „Wir danken Sören Bartol für seinen starken Einsatz um seine alte Heimatstadt und sind froh, dass über ihn ein guter Draht nach Berlin gefunden wurde“, erklärt Stadtverbandsvorsitzender Celil Celik. Nun muss der offizielle Förderbescheid abgewartet werden, der Kirchenvorstand wird sich jedoch in Kürze mit den nötigen Ausschreibungen beschäftigen können, die schon vorbereitet waren, aber coronabedingt „auf Eis“ gelegt wurden. Auch die heimischen Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge und Christian Haase (CDU) hatten die Projekte aus dem Kreis Lippe unterstützt. Erneut ist es durch die gemeinsame Unterstützung der beiden lippischen Bundestagsabgeordneten gelungen, die Förderung und damit auch die Restaurierung von besonders schützenswerten Kirchen in Lippe durch Bundesdenkmalschutzmittel zu sichern. Damit erhalten wir wichtige Kulturobjekte, ortsbildprägende Kirchen und ein Stück Tradition in Lippe. Dazu erklären Kerstin Vieregge und Christian Haase: „Dass mit der Stadtkirche Horn auch noch ein zweiter Antrag in diesem Jahr eine Förderung erhält, ist ein sehr erfreuliches Signal für den Denkmalschutz in Lippe“.
Stadt-Anzeiger Nr. 679 28. Mai 2021 Seite 3 Grundschule am Standort Belle darf keine neuen I-Männchen einschulen / Enttäuschung beim Förderverein der Grundschule / 2022 gibt es eine (letzte) Chance Gekämpft und doch verloren Für die Bürger in Belle ist diese Nachricht eine Katastrophe, für viele Eltern ein Schlag ins Gesicht: Die Bezirksregierung untersagt der Stadt Horn-Bad Meinberg, Schüler in der 1. Klasse in Belle einzuschulen. Hier der Wortlaut durch den Sprecher Andreas Moseke vom vergangenen Dienstag: „Die insgesamt betrachtete zahlenmäßige Entwicklung hat ergeben, dass im kommenden Schuljahr am Teilstandort Belle der Grundschule am Silvaticum nur 44 Kinder unterrichtet werden sollen. Damit wird die Gesamtmindestzahl (Mindestgröße) von 46 Kindern am Teilstandort nicht erreicht. Der Teilstandort kann folglich zum kommenden Jahr keine Kinder in die Klasse 1 aufnehmen.“ Die Tragik an dieser Geschichte: Für den Teilstandort Belle der Grundschule am Silvaticum in Bad Meinberg gab es nach Angaben der Verwaltung zum Stichtag mehr Schulanmeldungen im Jahrgang 1 als in Belle tatsächlich eingeschult werden können. Damit missachtet die Bezirksregierung den Wunsch zahlreicher Eltern. Es bleibt Enttäuschung über die Bezirksregierung und die Entscheidungsträger vor Ort. 2022 tut sich wohl zum letzten Mal eine kleine Chance auf. Der Hintergrund Lange suchte Belle das 46. Kind, das den Fortbestand der Schule gesichert hätte. Das 46. Kind hat vergangene Woche durch die Schulkonferenz die Erlaubnis erhalten, die Klasse vier wiederholen zu dürfen. Nach dem monatelangen Hin und Her hatten sich aber offenbar Eltern zweier Kinder dazu entschieden, ihre Kinder nicht in Belle, sondern in Horn einschulen zu lassen. Sie reagierten damit auf die Unsicherheit, die durch die öffentliche und langwierige Diskussion von Bezirksregierung und Stadt geschaffen wurde. Vorher mussten bereits Kinder abgewiesen werden, weil es in Belle keinen Platz mehr gab. Das Ergebnis: Zum dritten Mal in Folge erreicht der Grundschulstandort Belle nicht die Mindestschülerzahl von 46 Kindern. Deshalb hat die Bezirksregierung Detmold den Schulträger (Stadt Horn-Bad Meinberg) angewiesen, dass angesichts der sich jetzt ergebenden Gesamtschülerzahl von 44 Kindern im Schuljahr 2021/22 keine Schülerinnen und Schüler in Klasse 1 zum kommenden Schuljahr aufgenommen werden dürfen. Verordnung sorgte für Verzögerung Damit scheiterten die Horn-Bad Meinberger Politiker und die Verwaltung bei ihren Bemühungen, den Grundschulstandort zu sichern. Am Mittwochabend informierte die Verwaltung über den Sachstand. Hier der Wortlaut: Die Bezirksregierung Detmold hat die Stadt Horn-Bad Meinberg informiert, dass die erforderliche Mindestschülerzahl von 46 am Grundschulstandort Belle der Grundschule am Silvaticum zum Schuljahr 2021/2022 nicht erreicht ist. Somit erfolgen die Einschulungen an der Grundschule ausschließlich am Hauptstandort in Bad Meinberg. Zuvor war einem Antrag auf Wiederholung der Klasse 4 durch die Versetzungskonferenz zugestimmt worden. Zwischenzeitlich hatte es jedoch einige Abmeldungen für das kommende Schuljahr gegeben, sodass die Schülerzahl zum Dienstag 25. Mai mit insgesamt 44 Kindern unter der erforderlichen Zahl von 46 liegt. Eine Entscheidung der Versetzungskonferenz war nicht früher möglich, da die für die Wiederholung notwendige Verordnung des Landes NRW noch nicht in Kraft getreten war. Die Bezirksregierung hat aufgrund der erneuten Unterschreitung die Schulleitungen der Grundschule am Silvaticum angewiesen, im Schuljahr 2021/2022 keine Kinder in die erste Klasse am Teilstandort Belle aufzunehmen. Die Stadt Horn-Bad Meinberg wurde hierüber informiert und hat die Entwicklung der Schülerzahl mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Über mögliche Handlungsspielräume und die weiteren Optionen hat sich die Stadtverwaltung kurzfristig mit der Bezirksregierung ausgetauscht. Eine Chance bleibt Die Verwaltung schreibt weiter: Für die aktuellen Schülerinnen und Schüler am Klassenziel nicht erreicht (44 statt 46 Kinder) Beller I-Männchen werden jetzt in Bad Meinberg eingeschult Teilstandort Belle gibt es zunächst keine weiteren Auswirkungen, da sich der Schulausschuss bisher für eine Fortführung des Grundschulstandortes Belle ausgesprochen hat. Alle an der Schule derzeit unterrichteten Schülerinnen und Schüler hätten demnach die Möglichkeit, ihre Grundschullaufbahn in Belle bis zum Ende zu absolvieren. Die Stärke der aktuellen ersten und zukünftigen zweiten Klasse lässt auch einen eigenständigen Fortbestand dieser Klasse zu. Für die Kinder aus dem bisherigen Einzugsbereich des Standortes Belle, die die Klasse 1 nun in Bad Meinberg besuchen, wird ein Schulbusverkehr eingerichtet. Es gibt für den Grundschulstandort noch eine Chance: Sollten durch die Entwicklung der Anmeldungen im übernächsten Schuljahr wieder die erforderliche Mindestzahl überstiegen werden, wäre auch ein längerfristiger Erhalt des Standortes möglich. Dafür müssten 20 Kinder für Belle angemeldet werden bei keiner Abmeldung. Wahrscheinlicher ist allerdings ein Szenario, das Volker Friese vom Dezernat Schulverwaltung der Bezirksregierung zeichnete: Beim Auslaufen der Schule prognostiziert Friese eine „schwere Zeit“ für die Grundschule am Silvaticum. Und falls es auf ein dreijähriges Auslaufen hinausliefe, sage seine Erfahrung, dass viele Eltern ihre Kinder im letzten Jahr schon umgemeldet haben. Im ersten Jahr des Auslaufens müssten zwei Lehrer in Belle sein, im zweiten Jahr nur noch ein Lehrer und das dritte Jahr „läuft leider meist nicht mehr“. Runder Tisch kommt Die Stadt Horn-Bad Meinberg wird nun kurzfristig einen runden Tisch mit den betroffenen Elternvertretungen, der Schulleitung und der Politik einberufen. Auch die Arbeitsgruppe „Schulstandortentwicklung Horn- Bad Meinberg“, in der die Schulleitungen, die Elternvertretungen und die Fördervereine aller Schulen in der Trägerschaft der Stadt Horn-Bad Meinberg gemeinsam mit Politik und Verwaltung die Entwicklung und Stärkung der gesamtstädtischen Schullandschaft besprechen sollen, wird sich im Rahmen der Gesamtbetrachtung mit der weiteren Entwicklung des Standortes Belle fassen. Der Förderverein der Grundschule in Belle mochte sich nicht zu den Zahlen und Entscheidungen äußern. Argumente für die Grundschule Belle Argumente gibt es für den Fortbestand der Grundschule Belle viele. Die Bezirksregierung hat diese zur Kenntnis genommen und formal nach Sachlage entschieden. Michael Jacobsmeier, Fachbereichsleiter Bildung, Ordnung und Soziales, hat die Bezirksregierung zusammen mit dem Vorsitzenden des Schul- und Sportausschusses, Ralf Leßmann, darauf hingewiesen, dass angesichts der zu erwartenden Ansiedlung von Amazon im Industriepark Lippe mit einem Zuzug von künftigen Beschäftigten in Belle gerechnet werden könne. Angesichts dieser Perspektive sei die Frage aufgeworfen worden, unter welchen Voraussetzungen ein Weiterbetrieb im kommenden Schuljahr möglich bleibe. In nüchternen Worten teilt die Verwaltung mit, dass der Grundschulstandort in Belle nicht die notwendige Zahl an Anmeldungen erreichen werde. In den letzten Jahren sank die Zahl der Anmeldungen stetig (2012/13: 86; 2013/14: 89; 2014/15: 89; 2015/16: 70; 2016/17: 73, 2017/18: 55; 2018/19: 46; 2019/20: 45: 2020/21: 40). Mit Beginn des Schuljahres 2015/2016 wurde das jahrgangsübergreifende Lernen eingeführt, die Zahl der Anmeldungen müsste dann nur noch die Zahl von 46 erreichen. Zum Schuljahr 2021/22 wurden auf Weisung der Bezirksregierung Detmold nur Anmeldungen zur Grundschule am Silvaticum gesamt, nicht mehr zu den einzelnen Standorten verbindlich entgegengenommen. Um aber eine Grundlage für die Standortdiskussion zu erhalten, wurden die Präferenzen für einen der beiden Standorte abgefragt. Für die Grundschule am Silvaticum liegen 57 Anmeldungen vor, davon 38 mit der Präferenz Standort Bad Meinberg und 19 mit der Präferenz Standort Belle. Gemeinsam mit den 16 Schülerinnen und Schülern der jetzigen Jahrgangsstufe 1 in Belle wären dies 38 Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe 1 in Bad Meinberg und 35 Schülerinnen und Schüler in der Jahrgangsstufe 1/2 in Belle gewesen. Über 30 Jahre Kampf Die Grundschule am Silvaticum, Standort Belle hat seit den 80er Jahren mit schwankenden Anmeldezahlen zu kämpfen. Bereits bei den Anmeldungen für das Schuljahr 1989/1990 konnte die für eine eigene Eingangsklasse erforderliche Anzahl Schülerinnen und Schüler nicht erreicht werden. Absehbar waren damals aber schon wieder deutlich höhere Anmeldezahlen in den Folgejahren. Seit 2006 findet aus pädagogischer Überzeugung der jahrgangsübergreifende Unterricht der Klassen 1 und 2 statt. Dabei lernen die Jüngeren von den Älteren, und das soziale Miteinander wird gestärkt. Unter der Regie von Karin Vietmeier wurde dieses Konzept an der Grundschule mit großem Erfolg eingeführt. Im Jahr 2007 kam es dann zur Aufhebung der Schuleinzugsbezirke, die Eltern können seitdem frei entscheiden, an welcher Schule sie ihr Kind anmelden. In den Schuljahren 2006/07- 2008/09 erhielt die Grundschule Auszeichnungen für ihre guten Leistungen bei der Lernstandserhebung des Landes Nordrhein-Westfalen in den Fächern Mathematik und Deutsch. Diese Auszeichnungen gibt es heute nicht mehr. Zum Schuljahr 2012/13 wurden in Belle nur acht Kinder eingeschult, insgesamt gab es damit 86 Schulkinder an der hiesigen Grundschule. Da schon deutlich erkennbar war, dass die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler in den Folgejahren auf weniger als die für eine Eigenständigkeit vorgegebene Mindestzahl von 72 sinken würde, wurde zum 01.08.2012 der Grund-schulverbund Bad Meinberg-Belle gegründet. Durch den Zusammenschluss mit Bad Meinberg konnte es an der kleinen Grundschule Belle weitergehen. Insgesamt waren seinerzeit im Grundschulverbund 253 Kinder angemeldet. Ab dem 01.02.2015 übernahm Karolin Ellermann als Rektorin die Schulleitung, seit dem 01.08.2016 wird sie von Svenja Ellerhoff als Konrektorin unterstützt. Der Grundschulverbund trägt seit 2015 den Namen „Grundschule am Silvaticum“. Vor dem Hintergrund weiter sinkender Schülerzahlen begann im Sommer 2016 der jahrgangsübergreifende Unterricht in den Klassen 3 und 4. Damit konnte der Fortbestand des Schulstandorts Belle vorläufig gesichert werden. Um die Jahreswende 2017/2018 geriet der Grundschul-Standort Belle erneut in die Diskussion. Die Leitung des Grundschulverbunds hatte u. a. organisatorische Probleme wie z. B. die Personalausstattung bei der Kinderbeaufsichtigung aufgezeigt und den Erfolg des Konzepts „Jahrgangsübergreifender Unterricht in den Jahrgangsstufen 3 und 4“ nach einem halben Jahr Praxis in Frage gestellt. Die Diskussion führte zur Verunsicherung bei den betroffenen Eltern und in der Folge zu Ummeldungen von Schülerinnen und Schülern zu anderen Grundschulen, so dass deren Anzahl am Standort Belle von 55 im Oktober 2017 vor allem deshalb auf zuletzt 45 gesunken ist. Die Gesamtzahl der Schüler/ innen des „Grundschulverbunds am Silvaticum“ ist in demselben Zeitraum von 222 auf 209 gefallen. Der Vorstand des Fördervereins Belle/Billerbeck Grundschule Belle formulierte insbesondere gegenüber Rat und Verwaltung der Stadt Horn- Bad Meinberg sowie der Schulaufsicht umgehend den Protest seiner Mitglieder gegen eine drohende „schulorganisatorische Maßnahme“ der Stadt. Unterstützung erhielt er dabei in Form der Sammlung von über 300 Unterschriften durch die seit 2015 bestehende Bürgerinitiative „Pro Grundschule Belle“. M.H. Der aktuelle Kommentar von Manfred Hütte Totalschaden für Belle Man kann es drehen und wenden wie man will, über die Jahre bleibt ein Totalversagen des Schulträgers festzuhalten. Die Stadt und damit die Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung, der alte und der neue Bürgermeister, haben es nicht geschafft, eine Perspektive für alle Schulen zu erarbeiten. Vielmehr wurde der Status Quo über Jahre hinweg verwaltet, mehr reagiert als agiert und wertvolle Zeit verschenkt. Sicher ist allen Beteiligten ein ernsthaftes Bemühen zu konstatieren, sicher jagte ein runder Tisch den anderen in den letzten Monaten. Leider Jahre zu spät. Leidtragende sind die Kinder, Eltern und Lehrer, die vom Schulträger eine langfristige Strategie und Berechenbarkeit erwarten dürfen. Es droht ein Totalschaden für Belle, denn wenn die Grundschule nicht mehr existiert, fehlt ein Angebot für die unzweifelhaft zuziehenden Neubürger, fehlt ein wichtiger Nutzer für die Turnhalle, fehlt der Übergang vom benachbarten Kindergarten zur Grundschule, fehlt ein Stück Belle.
Seite 1: 28. Mai 2021 49. Jahrgang Nr. 679 A
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