WOLL Magazin 2021.1 Frühling I Brilon, Marsberg, Willingen, Diemelsee
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Archiv Heimatbund Neheim-Hüsten<br />
Die Gärten unserer Großeltern:<br />
Von Ackersegen und<br />
Bier in der Laube<br />
Christel Zidi<br />
V<br />
or sechzig, siebzig oder achtzig Jahren sahen die<br />
meisten deutschen Gärten noch völlig anders aus.<br />
Selbstverständlich gab es darin Blumenrabatte<br />
mit duftenden Dahlien, fröhlichen Löwenmäulchen und<br />
prächtigen Gladiolen, überwiegend aber waren es Selbstversorger-Gärten.<br />
Mit dem, was im eigenen Garten wuchs,<br />
konnte in den Kriegsjahren so mancher Hunger gestillt<br />
werden.<br />
Deshalb wurden - egal wie groß der Garten war – stets sättigende<br />
Kartoffeln angebaut. Die Sorte „Ackersegen“ war damals<br />
sehr beliebt und trug ihren Namen zu Recht, denn viele Familien<br />
überstanden die damaligen Winter oft nur dank dem, was<br />
sie zuvor gesät und geerntet hatten. Kohl und Möhren wurden<br />
ebenfalls gern gepflanzt, dazu Kräuter wie Petersilie und Dill.<br />
Jeder Platz wurde genutzt, auch die Hauswände, an denen<br />
Weintrauben rankten; an Spalieren wuchsen Birnen und Äpfel.<br />
Umsäumt wurden die kleinen Äcker mit mehr als drei Meter<br />
hohen Stöcken, um die sich Stangenbohnen wanden. Im hinteren<br />
Teil des Gartens standen die Kaninchenställe, daneben der<br />
Misthaufen, neben dem die Kürbisse besonders gut gediehen.<br />
Wer dazu noch Obstbäume mit leckeren Kirschen oder saftigen<br />
Pflaumen besaß, konnte sich glücklich schätzen. Bei weniger<br />
großen Gärten fand sich aber meist immer noch ein Platz für<br />
Beerensträucher, Johannis- oder Stachelbeeren, oder man konnte<br />
sich schon früh im Jahr an Erdbeeren erfreuen, aus denen<br />
Marmelade gekocht wurde. Die Sorte Senga Sengana war bei<br />
den Sauerländern besonders beliebt. Manch einer hatte auch<br />
eine Gartenlaube, in der sich die Männer nach getaner Arbeit<br />
zum Kartenspiel trafen, das ein oder andere Bierchen gehörte<br />
selbstverständlich dazu.<br />
Kleine, idyllische Paradiese kann man jetzt denken. Das<br />
stimmt auch, aber die Pflege dieser Gärten kostet viel Zeit und<br />
viel Arbeit. Das Wort „Smart Gardening“ war noch nicht er-<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2021