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Sommer (31,7 MB)

| Mehr als vernetzen – Coverinterview mit Anita Körbler & Andreas Dorner | | Exklusiv im Fokus-Interview: | Florian Klimscha und Felix Neuwirther | Christpoph Urbanek | Martina Schmidradner, Irene Welser und Manfred Ton | Karina Schunker | | Kommentare u.a. von Wolfgang Fessl | Franz Pöltl | Eugen Otto | Martin Prunbauer | Andreas Kreutzer | Zu Tisch mit ... Zeljko Omerovic |

| Mehr als vernetzen – Coverinterview mit Anita Körbler & Andreas Dorner |
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04 ImmoFokus


<strong>Sommer</strong> 2021<br />

05


ImmoFokus.Rubrik<br />

EXTRA CLEAN<br />

06 ImmoFokus


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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

07


ImmoFokus.Rubrik<br />

16<br />

Teure Gebäude<br />

Wenn Geld keine<br />

Rolle spielt<br />

Mehr als vernetzen<br />

56<br />

INTERVIEW MIT ANITA KÖRBLER<br />

INHALT<br />

SOMMER<br />

Rubriken<br />

10 VOM HERAUSGEBER<br />

12 EDITORIAL<br />

184 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

Unternehmen & Projekte<br />

16 MILLIARDEN STATT MILLIONEN<br />

28 KURZ UND BÜNDIG<br />

48 TOP DEAL<br />

Shopping City Süd (SCS)<br />

50 IMMOBILIE IM FOKUS<br />

TrIIIple Turm 2<br />

52 AUFSTEIGER<br />

53 PROBLEMLÖSER<br />

08 ImmoFokus<br />

Positionen & Meinungen<br />

56 MEHR ALS VERNETZEN<br />

Coverinterview mit Anita Körbler<br />

68 MIT ZIVILEM UNGEHORSAM ZUM ERFOLG?<br />

Kommentar von Andreas Kreutzer<br />

69 ERKENNTNISSE AUS DER KRISE<br />

Kommentar von Eugen Otto<br />

70 WAS IST DER BEDUNGENE GEBRAUCH?<br />

Interview mit Martina Schmidradner,<br />

Irene Welser und Manfred Ton<br />

76 FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG …<br />

Kommentar von Gunther Maier<br />

77 EIN FREIRAUM FÜR BÜROS?<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann und<br />

Alexander Bosak<br />

78 VIELE OFFENE FRAGEN<br />

Interview mit Birgit Kraml<br />

82 BULLSHIT? BULLSHIT!<br />

Kommentar von Frank Brün<br />

83 DER MIX SCHAFFT DEN UNTERSCHIED<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

84 MIETPREISREGULIERUNG<br />

Kommentar von Michael Pisecky<br />

85 WIEN, NUR DU ALLEIN!<br />

Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />

86 HOCH HINAUS<br />

Interview mit Karina Schunker<br />

90 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

Kommentar von Peter Engert<br />

92 DIE DINGE VORSICHTIG ANGEHEN,<br />

ABER TROTZDEM MARSCHIEREN<br />

Interview mit Ernst Vejdovszky<br />

98 NACHFRAGE NACH EIGENTUM TREIBT<br />

DIE PREISE<br />

Kommentar von Georg Spiegelfeld<br />

99 SOZIALPFLICHTIGES EIGENTUM?<br />

Kommentar von Georg Flödl<br />

100 DIE SONNENSCHUTZFAKTOR COMMUNITY<br />

Kommentar von Hania Bomba<br />

101 GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN<br />

Kommentar von Gerhild Bensch-König


70<br />

Streitfall Café Landmann<br />

Das wird den Obersten<br />

Gerichtshof beschäftigen<br />

162 Blockchain<br />

Das ist der<br />

Status quo<br />

102<br />

Zu Tisch mit ...<br />

Zeljko Omerovic<br />

AUSGABE<br />

Fotos: SL Rasch GmbH, Adobe Stock<br />

102 ZU TISCH MIT ...<br />

Zeljko Omerovic<br />

108 WEINKOLUMNE LISA GRÜNER<br />

mit Hannes Speiser<br />

110 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

Sneaker, die aufstrebende Assetklasse<br />

114 VERMIETER UND MIETER<br />

SIND KEINE GEGENSÄTZE<br />

Kommentar von Louis Obrowsky<br />

115 MEHR EIGENTUM!<br />

Kommentar von Martin Prunbauer<br />

116 NEHMEN WIR DEN KLIMAWANDEL ERNST<br />

Kommentar von Wolfgang Fessl<br />

118 REAL CIRCLE<br />

Vier Tische, vier brisante Themen<br />

Blueprint<br />

132 VORWORT<br />

Thomas Malloth<br />

134 NACHHALTIGKEIT UND DAS<br />

„KOOPERATIONSDILEMMA“<br />

Franz Gschiegl<br />

138 WAS HAT AMYGDALA MIT STADTFLUCHT<br />

ZU TUN?<br />

Christian Janisch<br />

140 WOHNEN UND CARSHARING<br />

Franz Gschiegl<br />

142 DAS PROGRAMM<br />

Illmitzer Gespräche<br />

ImFokus: Finanzierungsformen<br />

& Blockchain<br />

146 MEHR MUT ZUM RISIKO<br />

Interview mit Kurt Rusam und Gerald<br />

Oswald<br />

152 WIE SICH DIE PANDEMIE AUF DIE<br />

IMMOBILIENFINANZIERUNG AUSWIRKT<br />

Kommentar von Erwin Soravia<br />

153 RISIKO UND RENDITE AM IMMOBILIENMARKT<br />

Kommentar von Franz Pöltl<br />

154 NICHT-BANKEN-FINANZIERUNGEN STARK IM TREND<br />

Interview mit Christoph Urbanek<br />

158 DEM HOTELMARKT STEHT EINIGES BEVOR<br />

Interview mit Florian Klimscha und<br />

Felix Neuwirther<br />

162 BLOCKCHAIN UND IMMOBILIEN<br />

Anwendungsmöglichkeiten und Umfrage<br />

172 DIGITALE VERMÖGENSWERTE<br />

Kommentar von Walter Strametz<br />

174 CROWDINVESTING IST HOCHRISIKOKAPITAL<br />

176 ALLES BITCOIN ODER WAS?<br />

181 DER BITCOIN HAT KEINEN INTRINSISCHEN - WAS?<br />

Kommentar von Patrick Baldia<br />

182 OBSERVER<br />

Medientypenanalyse zum Thema<br />

Immobilienfinanzierung<br />

186 BUCHTIPPS<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

09


Ohne Geld<br />

ka Musi<br />

„Es fehlt an Mut:<br />

Gerade klassische<br />

Fremdkapitalgeber sind<br />

aktuell vorsichtiger<br />

denn je hinsichtlich der<br />

Vergabe von Krediten.“<br />

W<br />

ie wir alle wissen, geht es<br />

ums Geld. Das hat uns nicht<br />

nur zu einem Finanzierungsschwerpunkt<br />

bewogen,<br />

sondern auch dazu, unseren Verkauf zu verstärken.<br />

Rudolf E. Oezelt verstärkt beginnend mit<br />

dieser Ausgabe als Head of Sales die Real Estate<br />

Media Group. Oezelt ist in der Branche ja kein<br />

Unbekannter, er hat sich in den letzten Jahren<br />

bei Fachverlagen um die Bereiche Immobilien<br />

und Tourismus gekümmert. Der begeisterte<br />

Hobbykoch und Familienmensch hat dort erfolgreich<br />

den Verkauf angekurbelt.<br />

Doch zurück zum Geld. Entweder man hat es,<br />

oder man braucht es, jedenfalls will man investieren.<br />

Wie, was, wann und wo, wird man jetzt<br />

fragen, dabei ist die größte Frage das Wie … beziehungsweise<br />

nach der Finanzierungsform …<br />

Mezzanin-Kapital, Crowdinvesting, Anleihen,<br />

Venture Capital oder ein Börsengang? Oder ein<br />

klassischer Kredit? Dazu haben wir viele Spezialisten<br />

befragt und einen guten Überblick<br />

erarbeitet. Zusätzlich sind wir auch<br />

ins Thema Kryptowährungen und<br />

Bitcoin abgedriftet und informieren<br />

über den Status quo von Blockchain<br />

und Smart Contracts sowie deren<br />

rechtliche Stellung.<br />

loszuwerden, sondern zu einem Ergebnis zu<br />

kommen, das einem Drittvergleich standhält“,<br />

betonen Novoreal-Vorstand Martina Schmidradner<br />

und ihre beiden Anwälte Irene Welser<br />

und Manfred Ton (Cerha Hempel). Man ist aber<br />

entschlossen, das Verfahren, wenn notwendig,<br />

bis zum Höchstgericht durchzufechten.<br />

Viele Fragen wurden auch im Rahmen des<br />

22. Real Circle gestellt, zu dem wir gemeinsam<br />

mit IMMOunited ins Stöckl am Park eingeladen<br />

haben. Diese Gelegenheit haben wir auch<br />

genutzt, um den ersten Schritt in Richtung Video<br />

zu machen. Unser Kameramann hat nicht<br />

nur die gute Stimmung eingefangen, sondern<br />

auch die Diskutanten zu einem Statement zu<br />

aktuellen Themen eingeladen. Unsere Video-<br />

Interview-Serie haben wir mit dem scheidenden<br />

Ernst Vejdovszky eingeläutet. Den Link<br />

dazu gibt es als QR-Code beim Interview auf<br />

Seite 92. Viele weitere spannende Video-Interviews<br />

werden folgen.<br />

In diesem Sinne, dürfen Sie gespannt bleiben.<br />

Bis dahin wünschen wir eine informative<br />

Lektüre unserer sehr ausführlichen <strong>Sommer</strong>ausgabe.<br />

Die Räumungsklage gegen das Café<br />

Landtmann wird wohl erst vom<br />

Obersten Gerichtshof final entschieden.<br />

Nachdem wir in der Frühlingsausgabe<br />

Landtmann-Chef Berndt<br />

Querfeld zum Interview gebeten<br />

hatten, kommt in der <strong>Sommer</strong>-<br />

Ausgabe nun die Gegenseite<br />

zu Wort. „Es geht nicht<br />

darum, Herrn Querfeld<br />

mit juristischen Tricks<br />

Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

Foto: Adobe Stock<br />

10 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

Neue Perspektiven für Hotels und Handel<br />

durch Restrukturierungsordnung<br />

2020 war ein außergewöhnliches Jahr, das auch die Immobilienbranche<br />

richtungsweisend verändern wird. Unser aktueller Trendbarometer<br />

Immobilien-Investmentmarkt Österreich zeigt, dass das Investmentinteresse<br />

in die sichere Assetklasse Wohnen auch 2021 nicht abflacht<br />

und auch heuer steigende Preise zu erwarten sind. Auch das Logistiksegment<br />

entwickelt sich ähnlich.<br />

Für das Trendbarometer<br />

Immobilien-Investmentmarkt<br />

2021 wurden Österreichs<br />

führende Expertinnen und<br />

Experten am Immobilienmarkt<br />

befragt. Alle Ergebnisse<br />

finden Sie hier:<br />

11 ImmoFokus<br />

Ein neues Bild zeichnet<br />

sich allerdings in Asset-<br />

Klassen wie Hotel (vor<br />

allem Stadthotels) ab.<br />

Die Mehrheit der Befragten<br />

ist davon überzeugt,<br />

dass ab 2021 die Preise<br />

für Hotelimmobilien fallen<br />

werden. Hotels werden<br />

somit an Bedeutung<br />

in der Anlagenstrategie institutioneller Investoren verlieren, wobei<br />

die flexible Nutzung von freien Hotelkapazitäten angedacht wird. So<br />

könnten die überschüssige Hotelkapazitäten in (betreutes) Wohnen<br />

umgenutzt werden.<br />

Auch Asset Klassen wie Büro- oder Einzelhandelsimmobilien verändern<br />

sich. Während die nachhaltige Etablierung von Home-Office oft<br />

für abnehmende Flächennachfrage sorgen kann, setzt die Flexibilisierung<br />

der Vertragsbedingungen im Einzelhandel die Investoren unter<br />

Druck (niedrigere Fixmieten, Schwerpunkt auf die Umsatzmiete, Lösungen<br />

für sonstige Erträge, wie zum Beispiel durch Click&Collect,<br />

werden gesucht). Somit werden fallende Preise im Segment Retail<br />

insbesondere in 1b- Lagen und der Peripherie erwartet, wobei die<br />

bonitätsstarken Ankermieter den Unterschied machen werden.<br />

Im Finanzierungsbereich werden verschärfte Rahmenbedingungen erwartet.<br />

93 % der Befragten sind der Meinung, dass 2021 verschärfte<br />

Maßnahmen bei der Risikoprüfung mit sich bringt und bei Immobilienankäufen<br />

höhere Equity Ratios verlangt werden. Ebenso sind sich<br />

93 % der Befragten einig, dass Kredite vorwiegend an Bestandskunden<br />

vergeben werden und Neukunden hohe Hürden überwinden müssen.<br />

In Mitten dieser (für manche Asset-Klassen) herausfordernden<br />

Zeiten steht ein spannendes Gesetz in Österreich an:<br />

Zur Umsetzung der Restrukturierungs- und Insolvenz-Richtlinie der<br />

EU wird demnächst die neue Restrukturierungsordnung (ReO) erlassen<br />

werden, die das Restrukturierungsverfahren — ein Verfahren zur<br />

Entschuldung von Unternehmen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten<br />

sind — mit dem Ziel einführt, Insolvenzen abzuwenden. Das neue<br />

Verfahren wird sich zwischen dem bestehenden Sanierungsverfahren<br />

und der außergerichtlichen (freien) Restrukturierung einordnen. Besonderheit<br />

dieses Verfahrens ist, dass es zwar wie ein Insolvenzverfahren<br />

vor den ordentlichen Gerichten geführt wird, sonst aber in<br />

vielen Teilen einer außergerichtlichen Restrukturierung ähnelt: Es<br />

besteht grundsätzlich Eigenverwaltung (in manchen Fällen ist ein Restrukturierungsbeauftragter<br />

zur Unterstützung zu bestellen), der<br />

Schuldner wählt, welche Forderungen restrukturiert werden und das<br />

Verfahren kann größtenteils nichtöffentlich geführt werden. Gleichzeitig<br />

kommt der Schuldner in den Genuss bestimmter Mechanismen, die<br />

es in der außergerichtlichen Restrukturierung nicht gibt: die Möglichkeit,<br />

unwillige Gläubiger zu überstimmen, einen Schuldenschnitt ohne<br />

Mindestquote zu erwirken und einen befristete Vollstreckungssperre<br />

zu erwirken. Außerdem ist die Kündigung zweiseitiger Verträge aufgrund<br />

der Eröffnung des Restrukturierungsverfahrens größtenteils<br />

nicht möglich. Freilich sind die Gläubiger untereinander prinzipiell<br />

gleich zu behandeln und ein Restrukturierungsplan muss von der<br />

Mehrheit der Gläubiger und 75 % des Kapitals angenommen werden.<br />

Für Kreditnehmer, die aktuell in einer Krise sind, ist dieses neue Verfahren<br />

interessant, um einen Neustart des Unternehmens umzusetzen.<br />

Aufgrund der relativ hohen Mehrheitserfordernisse wird es aber<br />

in den meisten Fällen nicht ohne die Zustimmung der „Hausbank“ gehen.<br />

Auch für finanzierende Banken kann ein solches Verfahren eine<br />

Chance darstellen: Ein angeschlagenes Unternehmen oder Projekt<br />

lässt sich rechtsverbindlich restrukturieren und kann so für neue Investitionen<br />

(sei es Eigenkapital oder neue Kredite) wieder attraktiv<br />

gemacht werden — oft eine vernünftigere Option als eine Zwangsverwertung<br />

in der Krise. Insbesondere die Möglichkeit, nicht kooperierende<br />

Minderheitsgläubiger zu überstimmen, ist ein großer Vorteil<br />

gegenüber der außergerichtlichen Restrukturierung.<br />

Das Gesetz ist noch vom Nationalrat zu beschließen und der finale<br />

Text bleibt abzuwarten. Wir empfehlen sowohl Schuldner als auch<br />

Gläubiger, die Entwicklungen zu beobachten.<br />

Fazit: COVID-19 führt dazu, das Umnutzungspotenzial von Immobilien<br />

zu überdenken. Insbesondere in den Segmenten Hotel und Handel<br />

kann derzeit eine Neuausrichtung sinnvoll sein. In Österreich wird in<br />

Kürze die neue Restrukturierungsordnung beschlossen werden, die<br />

angeschlagenen, aber prinzipiell überlebensfähigen Unternehmen<br />

einen neuen rechtlichen Rahmen zur Abwendung der Insolvenz schafft.<br />

Im aktuellen Umfeld könnte dies ein interessanter Impuls sein, um<br />

eine Restrukturierung eines Immobilienprojekts anzustoßen und wieder<br />

zukunftssicher zu machen.<br />

Dr. Alina Nichiforeanu MRICS<br />

Strategy and Transactions I Real Estate |<br />

EY Österreich<br />

+43 1 21170 4212 | alina.nichiforeanu@at.ey.com<br />

Mag. Georg Harer, BSc<br />

Rechtsanwalt EY Law - Pelzmann, Gall, Größ<br />

Rechtsanwälte GmbH<br />

+43 1 26095 2114 | georg.harer@eylaw.at<br />

„EY“ und „wir“ beziehen sich auf Ernst & Young Global Limited, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED None. Getty Images.


Freiheit<br />

in Sicht?<br />

„Genießen wir den<br />

<strong>Sommer</strong>, bevor der<br />

Herbst mit den nächsten<br />

Einschränkungen droht.“<br />

G<br />

enau vor einem Jahr wurde uns<br />

wieder ein Leben, frei von<br />

COVID-19, frei von Einschränkungen,<br />

frei von kulturellen und<br />

gesellschaftlichen Entsagungen in Aussicht<br />

gestellt. Dann kam der Herbst und die Kandare<br />

wurde enger, sogar um vieles enger gezogen.<br />

Jetzt habe ich ein Déjà-vu: Alles öffnet, wenn<br />

auch nur scheinbar. Denn ohne Test geht gar<br />

nichts und wer nicht dreimal in der Woche konsequent<br />

sein negatives Ergebnis vorweisen kann,<br />

der darf im gesellschaftlichen Leben nicht mitspielen.<br />

Damit setzt die Regierung ihren sanften<br />

Impfzwang konsequent durch und winkt für den<br />

Herbst medial bereits mit der Mutationskeule.<br />

Was das für die Immobilienbranche bedeutet?<br />

Geld, viel Geld. Kapital wird von institutionellen<br />

Investoren als auch von Privaten massiv<br />

in Immobilien gepumpt. Dahinter stecken<br />

die Angst vor einer drohenden Inflation, als<br />

auch ein massiver Kapitalüberschuss und<br />

ein weiterhin niedrig bleibendes Zinsniveau.<br />

Die Investition ins Betongold<br />

hat Tradition und befeuert derzeit<br />

die Immobilien, die mit einem<br />

massiven Preisanstieg<br />

reagieren. Eigentumswohnungen<br />

werden<br />

knapp, Mietwohnungen<br />

überschwemmen<br />

den<br />

Markt, die Kaufpreise<br />

bestimmter<br />

Regionen wie beispielsweise<br />

rund um den Neusiedlersee<br />

haben eine bessere Performance<br />

als so manche Aktie. Die<br />

langfristigen Auswirkungen? Die bleiben weiterhin<br />

spannend, ein Ende der Rallye ist am Ende<br />

des Horizonts nicht auszumachen.<br />

Die Branche brummt<br />

Genauer unter die Lupe genommen haben<br />

wir in diesem Heft brisante Themen wie<br />

Blockchain und wie sie den Immobilienmarkt<br />

verändern werden. Beim Schwerpunktthema<br />

wurden Mezzanine-Finanzierungen, Kryptowährungen<br />

und die Zinsschranke genau<br />

beleuchtet. Da es ums Geld geht, starten wir<br />

mit den teuersten Gebäuden der Welt ins Heft.<br />

Abgerundet wird unsere <strong>Sommer</strong>ausgabe mit<br />

Interviews spannender Player, die im Markt<br />

wirken, wie Anita Körbler, Karina Schunker,<br />

Ernst Vejdovszky und vielen anderen. Den<br />

Status quo in den Bereichen Office & Wohnen<br />

& Hotel, Shopping & Logistik, Rahmenbedingungen<br />

in der Finanzierung und Crowdfinanzierung,<br />

sowie Mezzanine-Kapital & Co.<br />

haben geladene Kapazunder der Branche beim<br />

Real Circle, der endlich wieder live stattfinden<br />

konnte, diskutiert. Ein kleines Stück Freiheit,<br />

das mit großer Freude genutzt wurde.<br />

Herzlichst,<br />

Lisa Grüner<br />

Chefredakteurin<br />

Foto: Adobe Stock<br />

12 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

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13 ImmoFokus


Unternehmen & Projekte<br />

16<br />

DIE TEUERSTEN GEBÄUDE<br />

Wenn Geld keine Rolle spielt, spielen die Gebäude<br />

alle Stückerl. Sie sind Wahrzeichen einer Stadt oder<br />

Wirtschaftsmotor und mit großer Wahrscheinlichkeit ein<br />

Hotelturm inklusive Casino. Alle gemeinsam haben sie eine<br />

hohe Individualität und großartige Architektur.<br />

50<br />

ZWEI VON DREI<br />

Der zweite Turm der TrIIIple-Towers ist fertiggestellt und<br />

ab Herbst bezugsfertig. Nach mehr als dreieinhalb Jahren<br />

Bauzeit sind die Projektpartner Soravia und ARE Austrian<br />

Real Estate stolz, sowohl im Zeit- als auch Kostenrahmen<br />

geblieben zu sein.<br />

53<br />

PROBLEMLÖSER FINEXITY<br />

Finexity ermöglicht<br />

Privatanlegern die<br />

Abbildung einer<br />

renditestarken<br />

Portfoliostruktur,<br />

wie sie sonst nur<br />

UHNWIs zur<br />

Verfügung steht.<br />

Digital und flexibel<br />

– die Blockchain-<br />

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14 ImmoFokus


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JP IMMOBILIEN<br />

15 ImmoFokus


Unternehmen & Projekte<br />

Milliarden<br />

statt Millionen<br />

Wenn Geld keine Rolle spielt. Ob als Wahrzeichen der Stadt oder als Wirtschaftsmotor,<br />

betritt man eines der teuersten Gebäude der Welt, liegen die Chancen gut, dass es sich um einen<br />

Hotelturm inklusive Casino handelt. Geht es aber um hohe Baukosten und etliche Verzögerungen,<br />

kommt einem im deutschsprachigen Raum vermutlich die Elbphilharmonie in den Sinn.<br />

Autor: Amelie Miller<br />

16 ImmoFokus


ELBPHILHARMONIE<br />

Ursprünglich für 77 Millionen Euro geplant, sprengte<br />

die Elbphilharmonie während der Errichtung die<br />

Baukosten um ein Vielfaches. Satte 866 Millionen<br />

Euro Investment sorgten für Kritik und bundesweite<br />

Bekanntheit. Nach einem eineinhalbjährigen<br />

Baustopp konnte das Konzerthaus in der Hamburger<br />

Hafencity Ende 2016 – nach Baubeginn<br />

2007 – schließlich übergeben werden. Neben den<br />

Konzertsälen verfügt das Gebäude heute über ein<br />

Hotel mit 244 Zimmern, 45 Wohnungen sowie<br />

Gastronomieflächen. Doch ist die Elbphilharmonie<br />

auch das teuerste Gebäude der Welt? Mitnichten.<br />

Sie schafft es nicht einmal unter die Top Ten.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

Architekturbüro: Herzog & de Meuron<br />

Bauherr: Elbphilharmonie Bau, Deutschland<br />

Standort: Hamburg-Hafen City, Deutschland<br />

Geschätzte Kosten: 866 Millionen Euro<br />

www.herzogdemeuron.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

17


Unternehmen & Projekte<br />

AL-HARĀM-MOSCHEE<br />

Die al-Harām-Moschee ist nicht nur die größte<br />

Moschee, sondern auch das teuerste Gebäude der<br />

Welt. Rund 100 Milliarden US-Dollar sollen bisher in<br />

den Prachtbau im saudiarabischen Mekka investiert<br />

worden sein. Die Baugeschichte der Moschee reicht<br />

mehr als 1.300 Jahre zurück. Während des Haddsch<br />

finden hier mehr als eine Million Gläubige Platz.<br />

Doch weil die Zahl der Pilger immer größer wurde,<br />

wurden 2011 gleich 18 internationale Stararchitekten<br />

mit einer kompletten Neugestaltung des Areals<br />

betraut. Bis 2013 wurde der Wandelhof um die<br />

Kaaba, jener Fixpunkt, nach dem sich die Gläubigen<br />

während des Gebets ausrichten, erweitert, sodass<br />

nun Platz für 2,5 Millionen Besucher ist.<br />

Architekturbüros: DAR Al-Handasah, ingenhoven<br />

architects, SL Rasch, Leinfelden-Echterdingen<br />

Bauherr: Saudi Binladin Group, Saudi-Arabien<br />

Standort: Mekka, Saudi-Arabien<br />

Geschätzte Kosten: 100 Milliarden US-Dollar<br />

www.ingenhovenarchitects.com<br />

www.sl-rasch.com<br />

Fotos: SL Rasch GmbH, Pixabay<br />

18 ImmoFokus


ABRAJ AL-BAIT –<br />

DAS MECCA ROYAL CLOCK TOWER HOTEL<br />

Das zweitteuerste Gebäude der Welt befindet sich<br />

ebenfalls in Mekka – das Abraj al-Bait Hotel mit seinem<br />

berühmten Uhrturm hat mit etwa 16 Milliarden<br />

US-Dollar deutlich weniger gekostet als die große<br />

Moschee. Das Mecca Royal Clock Tower Hotel, das<br />

auf den ersten Blick an den Big Ben erinnern mag,<br />

wurde inmitten einer Hochhausgruppe in unmittelbarer<br />

Nähe zur al-Harām-Moschee errichtet. Mit<br />

einer Höhe von 601 Metern zählt der Wolkenkratzer,<br />

dessen Spitze ein Halbmond ziert, zu den höchsten<br />

Gebäuden der Welt. An der Fassade des Hotelturms<br />

befindet sich zudem die größte Uhr der Welt.<br />

Allein die Ziffernblätter haben einen Durchmesser<br />

von 43 Metern.<br />

Architekturbüro: SL Rasch & Dar al-Handasah<br />

Shair & Partners<br />

Bauherr: Saudi Binladin Group, Saudi-Arabien<br />

Standort: Mekka, Saudi-Arabien<br />

Geschätzte Kosten: 16 Milliarden US-Dollar<br />

www.sl-rasch.com<br />

www.dar.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

19


Unternehmen & Projekte<br />

20 ImmoFokus


Fotos: Pexels/Soulful Pizza, Pixabay<br />

MARINA BAY SANDS<br />

Ende Mai 2006 erhielt Las Vegas Sands den Zuschlag, Singapurs erstes Integrated Resort zu realisieren.<br />

Gemeint ist damit eine Urlaubsanlage, inklusive Casino. Heute können Touristen und Einheimische im<br />

Resort nicht nur verschiedene Bars und Nachtclubs besuchen, sondern auch ihre Einkäufe für den täglichen<br />

Bedarf vor Ort erledigen. Zusätzlich sorgen zwei Theatersäle und ein Kunst- und Wissenschaftsmuseum<br />

für Unterhaltung. Was architektonisch an einen Stapel von Spielkarten erinnern soll, sind in<br />

Wahrheit drei 55-stöckige Hoteltürme, die auf 191 Meter Höhe einen 340 Meter langen Dachgarten<br />

tragen. Besonderes Highlight: Der 146 Meter lange Infinity Pool mit Blick auf Singapur.<br />

Architekturbüro: Safdie Architects<br />

Bauherr: Las Vegas Sands, USA<br />

Standort: Singapur<br />

Geschätzte Kosten: 6,2 Milliarden US-Dollar<br />

www.safdiearchitects.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

21


Unternehmen & Projekte<br />

APPLE PARK<br />

Was auf den ersten Blick wie ein Raumschiff aussieht,<br />

ist in Wahrheit der ehemalige Apple Campus<br />

2. Heute trägt der Firmensitz des US-amerikanischen<br />

Technologiezentrums im kalifornischen Silicon<br />

Valley schlicht den Namen Apple Park. Schlicht mag<br />

der Name klingen, gigantisch ist jedoch die Fläche,<br />

auf der der Campus von 2013 bis 2017 errichtet<br />

wurde. Gleich mehrere Grundstücke wurden für das<br />

71 Hektar große Areal zusammengelegt. Mit einem<br />

Durchmesser von einem halben Kilometer ist der<br />

Apple Park größer als das Pentagon. Das liegt vor<br />

allem daran, dass sich im Inneren des Ringes ein<br />

ca. zwölf Hektar großer Park befindet. Das ist etwa<br />

doppelt so groß wie der Wiener Stadtpark.<br />

Architekturbüro: Norman Foster + Partners<br />

Bauherr: Apple, USA<br />

Standort: Cupertino, Kalifornien, USA<br />

Geschätzte Kosten: 5 Milliarden US-Dollar<br />

www.fosterandpartners.com<br />

22 ImmoFokus


Fotos: Adobe Stock, bennymarty - stock.adobe.com, JHVEPhoto - stock.adobe.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

23


Unternehmen & Projekte<br />

THE COSMOPOLITAN<br />

Der Traum vom puren Luxus im Zentrum des Las<br />

Vegas Strips ist für den Immobilieninvestor wohl ein<br />

Hotel mit Casino inklusive Nachtclub. So erfolgte<br />

2005 der Baustart für das Cosmopolitan Hotel mit<br />

knapp 3.000 Zimmern und 9.300 Quadratmetern<br />

Casinofläche. Doch, ob das Bauvorhaben auch wirklich<br />

abgeschlossen werden konnte, stand durchaus<br />

auf der Kippe. Aber von Anfang an: 2004 kaufte der<br />

amerikanische Immobilieninvestor Ian Bruce Eichner<br />

jenes Grundstück, auf dem heute das Cosmopolitan<br />

steht für 60 Millionen US-Dollar mit einem Kredit<br />

der Deutschen Bank. Während des Baus wurde der<br />

Kredit bis 2008 auf über 765 Millionen US-Dollar<br />

ausgeweitet, bis Eichner schließlich zahlungsunfähig<br />

wurde. Da kein Investor gefunden werden<br />

konnte, sprang die Deutsche Bank ein und stellte<br />

das Gebäude bis 2010 in Eigenregie fertig.<br />

Architekturbüro: Rockwell Group<br />

Bauherr: Ian Bruce Eichner/Deutsche Bank,<br />

Deutschland<br />

Standort: Las Vegas, Nevada, USA<br />

Geschätzte Kosten: 4,4 Milliarden US-Dollar<br />

www.rockwellgroup.com<br />

Fotos: philipbird123 - stock.adobe.com, Sergii Figurnyi - stock.adobe.com, Pexels/Edgar Moran, Pexels/Sebastiaan Stam<br />

24 ImmoFokus


ONE WORLD TRADE CENTER<br />

Das 1 WTC gilt, knapp zwanzig Jahre nach 9/11, als das<br />

höchste Gebäude von New York City. Es wurde von 2004 bis<br />

2015 neben dem Ground Zero, jenem Platz, auf dem einst<br />

das World Trade Center stand, errichtet. Mit einer Höhe von<br />

541,3 Metern zählt der Büroturm derzeit zu den höchsten<br />

Gebäuden der Welt. Jedoch war der Bau des Turms von<br />

Bauverzögerungen, Mehrkosten und Streitereien geprägt. So<br />

hätte das Gebäude ursprünglich den Namen Freedom Tower<br />

tragen sollen, 2009 beschlossen die Bauherren jedoch, das<br />

Gebäude stattdessen One World Trade Center (1 WTC) zu<br />

nennen. Diese Entscheidung wurde getroffen, um so die<br />

Büroflächen leichter vermieten zu können.<br />

Architekturbüro: Skidmore, Owings and Merrill LLP (SOM)<br />

Bauherr: Silverstein Properties & Port Authority of New York<br />

and New Jersey, USA<br />

Standort: New York City, USA<br />

Geschätzte Kosten: 4,1 Milliarden US-Dollar<br />

www.som.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

25


Unternehmen & Projekte<br />

Fotos: Adobe Stock, Posztós János - stock.adobe.com<br />

26 ImmoFokus


PARLAMENTSPALAST<br />

Direkt am 15 Meter hohen Arsenalhügel in Bukarest<br />

steht das ehemalige „Haus des Volkes“. Ein<br />

neoklassizistischer Bau, der nach den Plänen der<br />

damals völlig unbekannten rumänischen Architektin<br />

Anca Petrescu 1980 entworfen und auf Wunsch des<br />

ehemaligen Diktators Nicolae Ceaușescu errichtet<br />

wurde. Während der fünfjährigen Bauzeit waren<br />

bis zu 700 Architekten und 20.000 Arbeiter auf der<br />

Baustelle im Einsatz. Doch ehe der Palastbau 1983<br />

beginnen konnte, mussten nicht nur Tausende<br />

Menschen umgesiedelt, sondern auch große Teile<br />

der Altstadt abgerissen werden. Der Parlamentspalast<br />

gilt als das zweitgrößte Verwaltungsgebäude<br />

der Welt nach dem Pentagon in den USA. Heute<br />

beherbergt der Palast das Parlament.<br />

Architekturbüro: Anca Petrescu<br />

Bauherr: Nicolae Ceaușescu, Rumänien<br />

Standort: Bukarest, Rumänien<br />

Geschätzte Kosten: 3,9 Milliarden US-Dollar<br />

www.cic.cdep.ro<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

27


Unternehmen & Projekte<br />

Union Investment kauft Hotelturm<br />

Comeback<br />

Nach sechs Monaten Investitionspause<br />

im Zuge der Pandemie engagiert sich Union<br />

Investment wieder auf dem deutschen<br />

Hotelmarkt und sichert sich im Rahmen<br />

eines Forward Fundings einen projektierten<br />

Hotelturm im Stuttgarter Europaviertel. Der<br />

Kaufpreis liegt bei rund 137 Millionen Euro.<br />

Die Fertigstellung ist für Dezember 2021<br />

geplant. Der Erwerb erfolgt für den Bestand<br />

des Offenen Immobilien-Publikumsfonds<br />

UniImmo: Deutschland. Die Flächen des Hotelturms<br />

sind bereits an die beiden Betreiber<br />

Adina Hotels und Premier Inn vermietet. Im<br />

Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss<br />

sind Bistro- und Einzelhandelsflächen geplant.<br />

Im siebten Stock entsteht zudem eine<br />

180 Quadratmeter große Außenterrasse.<br />

Eine DGNB-Zertifizierung in Gold wird<br />

angestrebt. Verkäufer und Entwickler des<br />

„Turms am Mailänder Platz“ ist die Strabag<br />

Real Estate (SRE).<br />

Hotelmakler in Europa<br />

Ranking<br />

Laut der neuesten Rangliste von Real<br />

Capital Analytics (RCA) hat im Vorjahr kein<br />

anderes Maklerunternehmen mehr Hotels<br />

vermittelt als Christie & Co. Auch das österreichische<br />

Team von Christie & Co darf sich<br />

freuen: Auf Länderebene belegte es gemeinsam<br />

mit dem französischen Team den ersten<br />

Platz. Zu den Top-Deals, die Christie & Co<br />

Österreich im Vorjahr begleitete, zählt der<br />

Verkauf des Fünfsternehauses Hotel Schloss<br />

Pichlarn mit 96 Zimmern im steirischen<br />

Ennstal an den Hotelier Georg Imlauer. Das<br />

französische Team wiederum konnte 2020<br />

die größte Hoteltransaktion Frankreichs abschließen:<br />

Den Verkauf des Viersternehotels<br />

Holiday Inn Paris Porte de Clichy (262 Zimmer)<br />

an Extendam und Catella Hospitality.<br />

Soravia, denkmalneu und ECE investieren in Venedig<br />

Joint Venture kauft Hotelensemble<br />

Die beiden Projektentwickler Soravia und<br />

denkmalneu konnten in unmittelbarer Nähe<br />

zum Markusplatz gemeinsam mit dem Hotelfonds<br />

der ECE Real Estate Partners für über<br />

100 Millionen Euro das Gebäudeensemble<br />

Bonvecchiati erwerben. In den kommenden<br />

zwei Jahren soll der Hotelkomplex mit über<br />

191 Zimmern umfassend renoviert werden.<br />

Neben diversen Wellnessmöglichkeiten,<br />

einer Bar sowie einem Restaurant mit Terrasse<br />

verfügt der Hotelkomplex über einen<br />

hauseigenen Kanal mit zwei Anlegestellen.<br />

Begleitet wurde die Transaktion von der<br />

Steuer- und Anwaltskanzlei Andersen Tax<br />

& Legal Venice, die auch als Leiter der Due<br />

Diligence im Ankaufsprozess fungiert hat.<br />

Für Soravia und die Unternehmensgruppe<br />

denkmalneu ist es nicht die erste Zusammenarbeit<br />

im Hospitality-Bereich. Aktuell arbeiten<br />

beide Unternehmen bei der Renovierung<br />

und Umnutzung des „Munich City Portfolio“<br />

zusammen.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Julia Neuhold ist General<br />

Managerin von JO&JOE Vienna. Im<br />

Herbst 2021 soll das Hotel am<br />

Wiener Westbahnhof eröffnen.<br />

Colliers holt sich Daan Bakkenes<br />

an Bord. Der gebürtige<br />

Niederländer hat seit 3. Mai die<br />

Funktion des Head of Hotels inne.<br />

Martina Maly-Gärtner wurde bis<br />

zum 30. April 2026 zum Mitglied<br />

des Vorstandes der UBM<br />

Development nominiert.<br />

News Ticker<br />

Hotelbetreiber für Wiener KaDeWe ist fix: Noch ist der Name des zukünftigen Hotelbetreibers geheim. Es handle sich, so<br />

der Chef der KaDeWe-Group André Maeder um eine internationale Kette, die noch nicht in Europa vertreten sei. Das Hotel<br />

wird rund 150 Zimmer haben.<br />

Fotos: UBM/Susanne Einzenberger/supersusi, Daniel Nuderscher, SORAVIA, Colliers Austria, spusu Life Resort, Huazhu Group<br />

28 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Hotel<br />

Steigenberger eröffnet in Asien<br />

Premiere in China<br />

Das Steigenberger Hotel Jinan Fengming<br />

befindet sich in der rund sieben Millionen<br />

Einwohner zählenden Stadt Jinan,<br />

der Hauptstadt der Provinz Shandong<br />

im Osten des Landes. Das Hotel verfügt<br />

über 258 Zimmer, zwei Restaurants, eine<br />

Lobby-Lounge und ein Schwimmbad. „Die<br />

Eröffnung des ersten Steigenberger Hotels<br />

in China in solch herausfordernden Zeiten<br />

unterstreicht unsere erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

mit Huazhu und ist ein wichtiger<br />

Schritt auf unserem Weg, bis 2025 unter<br />

die Top-3-Hotelunternehmen in Europa<br />

aufzusteigen. Es macht mich sehr stolz, dass<br />

wir nun auch mit unserer traditionsreichen<br />

Marke Steigenberger in China vertreten<br />

sind“, so Marcus Bernhardt, CEO Deutsche<br />

Hospitality.<br />

spusu Life Resort in Mistelbach<br />

Abgelehnt<br />

In einer Region wie dem Weinviertel sei<br />

es nicht möglich, ein 4-Stern Superior Hotel<br />

wirtschaftlich zu führen, so die Österreichische<br />

Hotel- und Tourismusbank (ÖHT). Andreas<br />

Pichler, Chef von spusu und Investor<br />

für das geplante Hotel, zeigt sich enttäuscht:<br />

„Es war alles unter Dach und Fach, Pläne und<br />

Konzepte ausgearbeitet. Dass hier die ÖHT<br />

in Person von Generaldirektor Wolfgang<br />

Kleemann keine Zusage erteilt, obwohl sie<br />

keine genaue Einsicht in die Projektunterlagen<br />

genommen hat, ist mehr als irritierend.“<br />

Angedacht waren ein Eigenkapital von 10<br />

Millionen Euro und 2 Millionen Euro Investitionsförderung<br />

vom AWS. Der Rest sollte mit<br />

Darlehen finanziert werden. Aber dazu wäre<br />

ein positives Gutachten der ÖHT notwendig<br />

gewesen.<br />

Große Unterschiede zwischen den USA und Europa<br />

Hotel-Comeback im zweiten Halbjahr<br />

Im Rahmen einer dreiteiligen Videoserie hat<br />

Martin Schaffer, Geschäftsführer und Partner<br />

von mrp hotels, gemeinsam mit Monika Rosen-<br />

Philipp, Chefanalystin UniCredit Bank Austria<br />

Premium Banking einen Blick auf die internationalen<br />

Entwicklungen im Tourismus, den<br />

Konsum und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte<br />

geworfen: Große Unterschiede sieht<br />

Monika Rosen-Philipp zwischen den USA und<br />

Europa. Bereits Ende Juni, Anfang Juli könnten<br />

70 Prozent der Erwachsenen in den USA immunisiert<br />

sein. Das ist auch für den Tourismus<br />

ein positives Signal. So kann die profitabelste<br />

Flugroute der Welt zwischen London Heathrow<br />

und dem John F. Kennedy Airport (New York)<br />

als zentrales Rückgrat im Tourismus wieder in<br />

Vollbetrieb gehen. Auch die Kreuzfahrten aus<br />

den amerikanischen Häfen werden wieder ihren<br />

Betrieb aufnehmen – wenn auch unter strengen<br />

Auflagen: 98 Prozent der Besatzung und 95<br />

Prozent der Passagiere müssen voll immunisiert<br />

sein – die Passagierquote könnte schwer zu<br />

erfüllen sein. In Europa hingegen soll die Kojunktur<br />

im zweiten Halbjahr deutlich an Fahrt<br />

aufnehmen. Aufgrund des Nachholbedarfs ist<br />

damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren<br />

überdurchschnittlich viel für Reisen ausgegeben<br />

wird, so Schaffer. Im Investmentbereich hingegen,<br />

so Rosen-Philipp, sieht die Situation anders<br />

aus: „Die Notenbanken werden irgendwann den<br />

Geldhahn wieder ein ganz klein bisschen – die<br />

Betonung liegt auf bisschen – zudrehen.“<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

29


Unternehmen & Projekte<br />

Sinkende Fertigstellungen<br />

Marktbericht<br />

Der bereits langjährige Trend sinkender<br />

jährlicher Fertigstellungszahlen im Bereich<br />

der Einkaufs- und Fachmarktzentren hält<br />

auch im Jahr 2021 weiter an, so der Marktbericht<br />

für den Einzelhandel von CBRE.<br />

Die größte Eröffnung im Jahr 2020 war die<br />

Erweiterung der Pado Galerien im Burgenland<br />

mit 21.000 Quadratmetern. Insgesamt<br />

lag die Fertigstellungsleistung 2020 österreichweit<br />

bei 39.500 Quadratmetern. Die<br />

Fertigstellungsleistung im Jahr 2021 beträgt<br />

voraussichtlich 16.400 Quadratmeter und<br />

ist damit um 58 Prozent niedriger als im Vorjahr,<br />

so der Einzelhandelsbericht Österreich<br />

2021 von CBRE. Zwar ist die Fertigstellung<br />

mehrerer größerer Projekte wie beispielsweise<br />

die des Shopping Quartiers Lienz in<br />

Tirol oder des Outdoor Zentrums Parndorf<br />

im Burgenland für die kommenden Jahre in<br />

Planung, jedoch ist angesichts der aktuellen<br />

Situation noch kein konkreter Zeitplan für<br />

die Umsetzung festgelegt.<br />

Meinl am Graben verkleinert sich<br />

Umbauarbeiten<br />

Der Luxus-Greißler Meinl am Graben<br />

baut um. Die Warenpräsentation wird<br />

geändert, die Flächen werden neu verteilt.<br />

Die Handelsfläche sinkt von 1.700 auf 1.200<br />

Quadratmeter, das Sortiment bleibt erhalten;<br />

von der Gastronomie bleibt nur das Café<br />

samt Außenbereich. Das provisorische Geschäft<br />

öffnet in der Maysedergasse nahe der<br />

Oper und Albertina. Durch den Rückbau der<br />

Gastronomie sinkt die Mitarbeiterzahl von<br />

rund 200 auf rund 170, der Prozess wurde<br />

bereits begonnen. Das Restaurant schließt,<br />

„weil es für uns nicht mehr relevant war, es<br />

vom kaufmännischen her keinen Sinn mehr<br />

gemacht hat“, sagte Julius Meinl am Graben<br />

Geschäftsführer Udo Kaubek.<br />

Generalsanierung für das „The Yello“ am Heuplatz<br />

Le Burger kommt nach Klagenfurt<br />

Nach einer umfangreichen Generalsanierung<br />

durch die Lilihill Gruppe eröffnet im „The<br />

Yello“, Am Heuplatz 4, im Frühjahr 2022 ein Le<br />

Burger im Erd- und Obergeschoß des Gebäudes<br />

auf 500 Quadratmetern. Entwickelt wurde die<br />

Immobilie von der Lilihill Retail & Commerce.<br />

Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund<br />

5,1 Millionen Euro. Nun konnte mit Le Burger<br />

ein österreichisches Traditionsunternehmen<br />

als Ankermieter gefunden werden. Ca. 40 Mitarbeiter<br />

sollen am neuen Standort in Zukunft<br />

arbeiten. Das Lokal wird über ca. 280 Sitzplätze<br />

inklusive großem Gastgarten verfügen. Maßgeblich<br />

bei der Wahl des Standortes innvolviert<br />

ist Bernhard Kloucek, Experte für Franchise &<br />

Expansion bei Le Burger. „Wir haben schon<br />

lange ein Auge auf das südlichste Bundesland<br />

von Österreich geworfen und freuen uns sehr,<br />

mit der Lilihill Gruppe dieses Projekt am Heuplatz<br />

4 in Klagenfurt mitzuentwickeln.“Als<br />

neuer Franchisenehmer konnte Quereinsteiger<br />

Herbert Biber gewonnen werden.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Seit dem 1. Juni 2021 ist<br />

Horst Lukaseder neues Mitglied<br />

und Sprecher der Geschäftsführung<br />

der VMF Immobilien.<br />

Der gebürtige Deutsche<br />

und studierte Architekt<br />

Oliver Bertram ist neuer<br />

Geschäftsführer von teamgnesda.<br />

Gottfried Maria Sulz, Partner der<br />

TPA Steuerberatung, erhielt den<br />

Preis Steuerberater des Jahres in<br />

der Kategorie „Umgründungen“.<br />

News Ticker<br />

Rebranding in Parndorf: Colliers wurde nicht nur exklusiv mit dem Relaunch & Rebranding für das Parndorf Fashion Outlet<br />

beauftragt, sondern auch für die Vermarktung einer rund 4.000 Quadratmeter großen Ankermietfläche vor Ort. LLB Immo<br />

verkauft: Adeqat vermittelt zwei Fachmarktzentren in Knittelfeld an Betha Zwerenz & Krause Gruppe.<br />

Fotos: AdobeStock, SES/Jošt Gantar, lilihill.at, Christoph Meissner, teamgnesda, VMF Immobilien<br />

30 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Retail<br />

Global RLI Award 2021<br />

Aleja im Finale<br />

Das jüngste der fünf Center des Betreibers SES<br />

in Slowenien wurde in der Kategorie „International<br />

Shopping Centre – New Build“ unter den<br />

besten vier auf die Shortliste gesetzt. Das 2020<br />

fertiggestellte Center Aleja Ljubljana beeindruckt<br />

durch einzigartige Architektur, moderne<br />

Konzeption und ein außergewöhnliches Shopping-<br />

und Freizeitangebot. Multifunktionalität<br />

steht hier auf der Tagesordnung: 80 Shops, erstklassige<br />

Gastronomie und eine 6.200 Quadratmeter<br />

große Sport- und Erholungszone auf dem<br />

Dach – das Aleja Sky – sorgen für Abwechslung.<br />

Der Drache, das Wappentier der slowenischen<br />

Hauptstadt, war Inspiration für die Fassade.<br />

Gewinner und Verlierer<br />

Einzelhandel<br />

Die Bandbreite der Umsatzentwicklung in den<br />

Handelsbranchen könnte nicht unterschiedlicher<br />

sein: So verzeichnete der Online-Handel<br />

im ersten Quartal 2021 eine Steigerung von 32,8<br />

Prozent, der Modehandel hingegen einen Rückgang<br />

von knapp 24,7 Prozent, so eine Studie des<br />

Economica Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

im Auftrag der Bundesparte Handel in der WKÖ.<br />

„Beachtlich ist, dass der österreichische Handel<br />

trotz der ausbleibenden Umsatzsteigerung im<br />

ersten Quartal einen Mitarbeiterzuwachs von<br />

0,5 Prozent verzeichnen kann“, so Rainer Trefelik,<br />

Obmann der Bundesparte Handel in der<br />

Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), erfreut.<br />

Einzelhandelsflächen in deutschen A-Städten<br />

Verstärkte Nachfrage<br />

Laut einer Analyse von ImmoScout24 Gewerbe<br />

lag im April 2021 die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen<br />

in den deutschen A-Städten<br />

Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf,<br />

Stuttgart und Frankfurt am Main um 100 Prozent<br />

höher als im April 2020. Auch in den weniger<br />

begehrten B- und C-Städten ist das Interesse<br />

an Einzelhandelsflächen ebenfalls wieder auf<br />

dem Niveau von vor der Pandemie angelangt.<br />

Als B-Städte gelten 14 deutsche Städte mit großer<br />

nationaler und regionaler Bedeutung. Dazu<br />

gehören beispielsweise Nürnberg und Hannover.<br />

Zu den 22 C-Städten zählen Städte mit<br />

eingeschränkt nationaler, aber hoher regionaler<br />

Bedeutung sowie wichtiger<br />

Ausstrahlungen auf die umgebende<br />

Region. Beispiele für<br />

C-Städte sind Aachen oder Rostock.<br />

Vor allem kleinere Einzelhandelsflächen<br />

gewannen laut<br />

den Daten von ImmoScout24<br />

Gewerbe wieder stark an Attraktivität.<br />

ImmoScout24 Gewerbe<br />

verzeichnete im April 2021 134 Prozent<br />

mehr Anfragen für Einzelhandelsflächen bis zu<br />

100 Quadratmetern als im Vorjahr. In den deutschen<br />

A-, B- und C-Städten stellten Anbietende<br />

14 Prozent weniger Einzelhandelsflächen auf<br />

ImmoScout24 Gewerbe ein als im Vergleich zum<br />

Vorjahr. Aufgeschlüsselt auf die verschiedenen<br />

Standorte sank in den B-Städten das Angebot an<br />

inserierten Einzelhandelsflächen mit minus 24<br />

Prozent am stärksten.<br />

IMMOBILIENBEWERTUNG.<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

<strong>31</strong>


Unternehmen & Projekte<br />

E-Commerce als Treiber<br />

Lagerkapazitäten<br />

Laut eines aktuellen Savills Spotlights<br />

müssen Paketdienstleister ihre Lagerkapazitäten<br />

in Europa bis 2025 um bis zu 8,6<br />

Millionen Quadratmeter zusätzliche Fläche<br />

erweitern, um die steigende E-Commerce<br />

Nachfrage abdecken zu können. Nach<br />

Einschätzung der Marktforschungsunternehmen<br />

Forrester Research and eMarketer<br />

werden rund 20 Prozent aller online erworbenen<br />

Artikel retourniert. Innerhalb<br />

Europas beobachtet Savills unterschiedliche<br />

Ansätze bei dem Umgang mit Retouren. In<br />

Großbritannien, im Jahr 2020 im Online-<br />

Shopping-Segment mit einem Anteil von<br />

28 Prozent am Einzelhandelsumsatz Spitzenreiter<br />

in Europa, setzt beispielsweise der<br />

Online-Händler Argos auf den Einsatz von<br />

Augmented Reality, um die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Retoure zu verringern. In den<br />

Niederlanden erproben Logistikdienstleister<br />

die Retourenabholung etwa an der Haustür.<br />

Logistikzentrum in Allhaming<br />

Spatenstich<br />

Seit 2014 besteht das Paketzentrum der<br />

Post im Bezirk Linz-Land. Dieses soll nun bis<br />

2022 um eine Grundstücksfläche von circa<br />

125.000 Quadratmetern erweitert werden.<br />

Ziel der Erweiterung ist es, in Allhaming das<br />

modernste Logistikzentrum Österreichs zu<br />

errichten. So sollen mit der Fertigstellung<br />

bis zu 32.000 Pakete pro Stunde sortiert werden.<br />

Im Zuge des Ausbaus wird auch auf die<br />

Nachhaltigkeit geachtet und eine Photovoltaikanlage<br />

mit einer Leistung von rund 500<br />

kWp auf dem Dach des Logistikzentrums installiert.<br />

Diese wird nicht nur das Zentrum,<br />

sondern auch die am Standort betriebene<br />

E-Flotte der Post versorgen. Ebenfalls sind<br />

Stellplätze mit Ladestationen für E-Autos<br />

und E-Bikes für die Mitarbeiter geplant.<br />

Colliers vermittelt Logistikhalle in Seyring an privaten Investor<br />

Portfoliooptimierungsprogramm<br />

Obwohl die LLB Immo laut Geschäfstführer<br />

Louis Obrowsky Logistik weiterhin als interessante<br />

Nutzungsart ansieht, trennt sich die<br />

Kapitalanlagegesellschaft im Zuge ihres Portfoliooptimierungsprogramms<br />

von kleineren<br />

Objekten im LLB Semper Real Estate. So wurde<br />

Ende April die 4.400 Quadratmeter große Logistikhalle<br />

in Seyring bei Gerasdorf an einen<br />

privaten Investor verkauft. Die Halle steht auf<br />

einem Grundstück von 6.000 Quadratmetern<br />

an der Brünner Straße direkt am Verkehrsknotenpunkt<br />

Eibesbrunn, in unmittelbarer Nähe<br />

zum G3 Shopping-Center. Bis 2018 wurd die<br />

Lagerfläche von Elektro Haas genutzt. Vermittelt<br />

wurde die Transaktion von Colliers.<br />

Thomas Belina, Managing Partner Colliers Österreich:<br />

„Logistikimmobilien sind momentan<br />

stark gefragt und wir freuen uns sehr, dass wir<br />

dieses Top-Objekt vermitteln konnten. Gerade<br />

in diesem Bereich verfügen wir über viel<br />

Know-how und wertvolle Kontakte, von denen<br />

unsere Kunden profitieren sollen.“<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Ricardo-José Vybiral bleibt<br />

Geschäftsführer des Kreditschutzverband<br />

von 1870 sowie CEO der<br />

KSV1870 Holding.<br />

Logivest ernennt Marta<br />

Romakowski als Key Account<br />

Managerin. Sie berichtet direkt an<br />

Michael Starre, CSO bei Logivest.<br />

Mit Markus Happerger<br />

als Abteilungsleiter baut<br />

Realogis sein Süddeutschland-<br />

Geschäft aus.<br />

News Ticker<br />

KONE und ECONSULT starten Pilotprojekt: Um eine schnelle und vor allem CO₂-frei Wartung von Aufzügen und Rolltreppen<br />

zu ermöglichen, ist seit Mai das erste LOGSTEP E-Lastenfahrrad in Wien unterwegs. Ergänzt wird das neue Logistikkonzept<br />

durch sogenannte Pick-Up-Points.<br />

Fotos: Outline Pictures, Logivest, Chris Marxen Headshots Berlin, Marcel Köhler, Georg Wilke<br />

32 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Logistik<br />

Nachfrage übersteigt Angebot<br />

Rekordvolumen<br />

Laut einer Erhebung der Marktexperten von CBRE wurde 2020<br />

mit 525 Millionen Euro um rund fünf Prozent mehr in Logistikimmobilien<br />

in Österreich investiert als im Jahr 2019. Zusätzlich führte<br />

die starke Nachfrage dazu, dass die Spitzenrenditen bei Logistikimmobilien<br />

zusehends unter Druck gerieten. Eine Entwicklung, die<br />

sich bis Ende 2021 fortsetzen wird. Hinzu kommt, dass in Wien die<br />

hohe Nachfrage nicht gedeckt werden kann: Rund 2,65 Millionen<br />

Quadratmeter Logistikflächen – und somit 49 Prozent des Gesamtbestandes<br />

an den drei Logistik-Hotspots Wien, Graz und Linz – befinden<br />

sich in und um Wien. Auch die Entwicklung von sowie der<br />

Ausbau bestehender Logistikimmobilien im Speckgürtel von Wien<br />

gestaltet sich aufgrund geringer Grundstücksreserven schwierig.<br />

Und das, obwohl 2020 ein neuer Höchstwert des Flächenumsatzes<br />

erzielt werden konnte. Der Flächenumsatz umfasst die eigengenutzte<br />

wie vermietete Fläche und belief sich 2020 in und um Wien<br />

auf rund 302.000 Quadratmeter, davon wurden circa 122.000<br />

Quadratmeter an Fremdnutzer vermietet. Das entspricht einer<br />

Steigerung von über 27 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Auch<br />

die Spitzenmiete ist mit 5,60 Euro pro Quadratmeter im Monat um<br />

zwei Prozent gestiegen – Tendenz weiter steigend.<br />

Schisernig investiert in Loosdorf<br />

Wachstumspotenzial<br />

Gemeinsam mit internationalen Partnern hat der Salzburger<br />

Immobilieninvestor Walter Schisernig ein großes Logistik-Areal<br />

im niederösterreichischen Loosdorf erworben. Dieses befindet sich<br />

direkt an der Westautobahn A1, zwischen der Landeshauptstadt St.<br />

Pölten und der Bezirksstadt Melk, und verfügt über eine Nutzfläche<br />

von rund 60.000 Quadratmeter. Knapp 10.000 Quadratmeter davon<br />

werden als hochmodernes, energieeffizientes Kühl- und Tiefkühllager<br />

genutzt. Im Fokus der Investoren steht eine nachhaltige Nutzung<br />

der Liegenschaft sowie eine „wirtschaftliche Wiederbelebung des<br />

Areals“, so Schisernig. Umso erfreulicher, dass die Immobilie bereits<br />

langfristig an ein international agierendes Speditions- und Logistikunternehmen<br />

vermietet werden konnte. Für zusätzliche Nachhaltigkeit<br />

bei der Bewirtschaftung der Lagerimmobilie sorgen eine<br />

Photovoltaikanlage und die LED-Beleuchtung im Inneren.<br />

Storebox und DPD eröffnen Paketstation<br />

Upgrade für die Citylogistik<br />

Die Pandemie hat das Konsumverhalten nachhaltig verändert.<br />

Vor allem der Onlinehandel profitiert von dieser Entwicklung. „Allein<br />

im ersten Quartal verzeichneten wir eine Paketmengen-Steigerung<br />

von mehr als 30 Prozent gegenüber 2020 und haben rund<br />

17 Millionen Pakete für unsere Kunden bewegt“, freut sich Rainer<br />

Schwarz, Geschäftsführer von DPD in Österreich. Die letzte Meile<br />

in der Citylogistik ist jedoch oftmals ein Hindernis. Aus diesem<br />

Grund feierte in der Lazarettgasse im neunten Wiener Gemeindebezirk<br />

die erste gemeinsame Paketstation von DPD und Storebox<br />

Premiere. Dank eines Zugangs via Scan können hier Pakete rund<br />

um die Uhr aufgegeben, abgeholt und retourniert werden. Dabei<br />

können nicht nur die Zusteller flexibel Pakete abgeben, sondern<br />

auch die Kunden ihre Lieferung rund um die Uhr abholen. Weitere<br />

20 Standorte in Wien sind geplant.<br />

JEDEN DIENSTAG<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

33


Unternehmen & Projekte<br />

Markt für Einfamilienhäuser<br />

Grundbuchanalyse<br />

Laut aktuellem RE/MAX-ImmoSpiegel<br />

waren die Verbücherungszahlen am österreichischen<br />

Einfamilienhausmarkt stark<br />

rückläufig: 10.723 Häuser wurden 2020 verbüchert.<br />

Das sind exakt 1.200 Stück weniger<br />

als 2019. Von diesem Mengeneinbruch betroffen<br />

sind jedoch, so der RE/MAX-Immo-<br />

Spiegel, alle Bundesländer gleichermaßen,<br />

keines verzeichnete einen Zuwachs. Die Auswirkungen<br />

allerdings sind durchaus unterschiedlich:<br />

Während für das Burgenland der<br />

Rückgang zu 2019 gerade erst spürbar wird,<br />

fehlt in Vorarlberg, Wien und Niederösterreich<br />

zu 2019 jeder siebente Hausverkauf<br />

(-14 %). Und die Preise ziehen weiter an: Mit<br />

Abstand am teuersten sind Einfamilienhäuser<br />

in Innsbruck. Die Basis des ImmoSpiegels<br />

liefert das Grundbuch mit seinen öffentlich<br />

zugänglichen Kaufverträgen, die von IM-<br />

MOunited in der Kaufvertrags-Sammlung<br />

vollständig erfasst und von RE/MAX Austria<br />

ausgewertet und analysiert werden.<br />

Silver Living in Graz<br />

Projektübergabe<br />

Bereits Anfang Mai wurde die von einer<br />

privaten Investorengruppe in Kooperation<br />

mit Silver Living sowie ÖKO Wohnbau revitalisierte<br />

Wohnanlage mit 25 Wohneinheiten<br />

in der Grazer Strauchergasse 11 übergeben.<br />

Das revitalisierte Gründerzeithaus befindet<br />

sich inmitten des urbanen Annenviertels.<br />

Alle 25 Wohnungen mit Größen von rund 37<br />

bis rund 89 Quadratmetern, zu denen auch<br />

fünf Maisonette-Wohnungen zählen, sind<br />

hochwertig ausgestattet und verfügen teilweise<br />

über Freiflächen in Form von Balkon<br />

oder Terrasse. Eine Bereicherung für die Bewohner<br />

ist die direkt gegenüberliegende Kinderbetreuungsstätte.<br />

Diese soll voraussichtlich<br />

noch im <strong>Sommer</strong> 2021 eröffnet werden.<br />

Investment von 100 Millionen Euro in Berlin-Mitte<br />

Soravia entwickelt „Riverside Berlin“<br />

Verkäufer ist ein Konsortium mehrerer<br />

spanischer Projektentwickler. Über den<br />

Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.<br />

Soravia wird am Standort rund 100 Millionen<br />

Euro investieren. Neben der umfassenden<br />

Sanierung des bereits vorhandenen Wohngebäudes<br />

soll bis 2025 ein Bürogebäude mit<br />

einer Bruttogrundfläche von 11.000 Quadratmetern<br />

auf sieben Etagen entstehen. Erwin<br />

Soravia, CEO von Soravia, blickt der Umsetzung<br />

der neuesten Projektentwicklung mit<br />

Vorfreude entgegen: „Wir freuen uns, unsere<br />

langjährige Expertise bei der Entwicklung<br />

von Bürogebäuden und bei der Revitalisierung<br />

historischer Objekte im Herzen der<br />

deutschen Hauptstadt einbringen zu können.<br />

Der Blick über den Landwehrkanal und auf<br />

die Neue Nationalgalerie ist einzigartig. Der<br />

Standort eignet sich ideal als repräsentativer<br />

Unternehmenssitz.“ Für die Architektur des<br />

Ensembles ist das spanische Architekturbüro<br />

Arquitectura Norte in Zusammenarbeit mit<br />

dem lokalen Studio Frosch:Samara Architekten<br />

verantwortlich.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Christoph Stradiot verstärkt<br />

als neuer Head of Investment &<br />

Relationship Management das<br />

Team der 6B47.<br />

Seit Mai ist Stephan Pasquali<br />

Geschäftsführer der neu<br />

gegründeten 3SI New Living der<br />

3SI Immogroup.<br />

Manuel Koger verantwortet<br />

ab sofort die Bereichsleitung<br />

Wohnen der EHL Immobilien<br />

Management.<br />

News Ticker<br />

Projekt GRAWE REININGHAUS: Die GRAWE IMMO errichtet auf den Reininghaus Gründen in Graz bis Ende des Jahres <strong>31</strong>8 provisionsfreie<br />

und unbefristete Mietwohnungen. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 60 Millionen Euro. Luxusobjekt: DIE WOHNKOMPANIE hat<br />

die Revitalisierung in der Goethegasse samt Dachgeschoßaufbau unmittelbar bei der Wiener Staatsoper abgeschlossen.<br />

Fotos: 3SI Immogroup/Stefan Joham, EHL, 3SI Immogroup MW-Architekturfotografie, Arquitectura Norte, wieninvest, feelimage/Matern<br />

34 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Wohnen<br />

wieninvest feiert Spatenstich<br />

Wohnprojekt in Baden<br />

Das „CVH“ der wieninvest am Conrad von Hötzendorf-Platz 3 in Baden<br />

bei Wien wird mit seiner Fertigstellung über 18 Wohnungen mit<br />

einer Wohnfläche von rund 34 bis 102 Quadratmetern, verteilt auf zwei<br />

Gebäudekomplexe, verfügen. Jede Wohnung verfügt über Freiflächen<br />

wie Garten, Dachterrasse, Terrasse oder Balkon. So besticht das Wohnprojekt<br />

„CVH“ mit einer Kombination aus Wohnen im Grünen und<br />

einer perfekten Anbindung an den öffentlichen Verkehr – Badner Bahn<br />

und ÖBB ermöglichen eine exzellente Anbindung an Wien.<br />

2021 sollen 1.900 Wohneinheiten fertiggestellt werden<br />

Bau-Peak in Salzburg<br />

Der WKÖ-Fachverband Immobilien und Exploreal präsentierten in<br />

Salzburg die Studie „Wohnbauprojekte in der Pipeline in Salzburg im<br />

Vergleich zu Oberösterreich“. „In Salzburg wurden rund 360 Projekte<br />

mit circa 8.000 Wohneinheiten ausgewertet, davon wurden rund 700<br />

Wohneinheiten im Detail erfasst und näher analysiert“, erläutert Studienautor<br />

Alexander Bosak, Mitbegründer und Geschäftsführer von<br />

Exploreal. 71,7 Quadratmeter haben die erfassten Neubauwohnungen<br />

im Mittel, und pro Wohnprojekt gibt es 22 Einheiten. In Oberösterreich<br />

stellen sich diese Werte wie folgt dar: 24 Einheiten sind es pro Wohnbau,<br />

und sie haben mit 76,7 Quadratmeter etwas mehr Nutzfläche.<br />

Dafür dürfen sich die Salzburger aber über mehr Freiflächen freuen:<br />

12,6 Quadratmeter sind es im Mittel bei jeder Wohnung, während in<br />

Oberösterreich 8,5 Quadratmeter Freiflächen zur Verfügung stehen.<br />

„Ein relativ großer Unterschied herrscht beim Preis der Wohneinheiten“,<br />

hebt Roman Oberndorfer, Obmann der Fachgruppe der Immobilien-<br />

und Vermögenstreuhänder in der WKS, hervor. Für eine<br />

Bauträgerwohnung muss in Salzburg mit durchschnittlich 364.000<br />

Euro gerechnet werden. Dieser Wert liegt um 85.000 Euro über dem<br />

Durchschnittspreis in Oberösterreich und knapp 30.000 Euro unter<br />

dem Durchschnittspreis in Wien, laut Studie.<br />

In der Albrechtskreithgasse<br />

Baustart<br />

Mitte Mai fiel der Startschuss für das<br />

nächste Neubauprojekt der 3SI Immogroup:<br />

In der Albrechtskreithgasse in Wien Ottakring<br />

werden bis August 2022 67 attraktive<br />

Eigentumswohnungen mit Größen zwischen<br />

30 und 109 Quadratmetern errichtet.<br />

Alle Wohneinheiten verfügen über Freiflächen<br />

in Form von Balkonen, Terrassen und<br />

Gärten. Als Generalunternehmer wurde<br />

die Handler Gruppe beauftragt. Neumayer<br />

Projektmanagement macht neben der Ausschreibung<br />

auch die örtliche Bauaufsicht<br />

(ÖBA), das Projektmanagement und die<br />

Baustellenkoordination.<br />

JEDEN MITTWOCH<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

35


Unternehmen & Projekte<br />

PwC Studie<br />

Arbeitsumfeld<br />

Laut einer aktuellen PwC Studie zum<br />

Thema „Dein idealer Arbeitgeber“ haben für<br />

die heimischen Generationen Y und Z vor<br />

allem flexible Dienstpläne und Arbeitszeiten<br />

oberste Priorität bei der Jobwahl. Dabei ist ein<br />

gutes Grundgehalt wichtiger als die gesellschaftliche<br />

Auswirkung der Arbeit. Auf Platz<br />

drei des Rankings ist der Wunsch nach einer<br />

interessanten und herausfordernden Arbeit.<br />

Die Bereitschaft, für einen Arbeitsplatz den<br />

Standort zu wechseln, war historisch betrachtet<br />

in Österreich seit jeher gering. 60 Prozent<br />

der jungen Studienteilnehmer sind nun jedoch<br />

daran interessiert, für ihre Karriere temporär<br />

ins Ausland zu ziehen. Die persönliche<br />

Entwicklung gilt dabei für 65 Prozent dieser<br />

Gruppe als entscheidender Motivationsgrund.<br />

Über 50 Prozent der Befragten planen<br />

hingegen, langfristig in Österreich zu bleiben.<br />

An der Studie nahmen 667 Österreicher im<br />

Alter von 16 und 28 Jahren teil.<br />

Neuer Bürostandort<br />

teamneunzehn<br />

Bereits am 30. April übersiedelte das Team<br />

von teamneunzehn mit 74 Mitarbeitern in<br />

den 44. Stock des Millennium Towers. Im<br />

Oktober 2010 von der Familie Ringsmuth<br />

gegründet, ist der Gesamtdienstleister im<br />

Immobilienbereich seit jeher auf Wachstumskurs<br />

und konnte 2020 trotz COVID-19<br />

insgesamt 1.940 Wohnungen vermitteln<br />

und einen Zuwachs von knapp 260.000<br />

Quadratmetern verwalteter Fläche und einen<br />

Gesamtumsatz von 13,2 Millionen Euro<br />

erzielen. Um weiter wachsen zu können,<br />

war der Umzug in den Millennium Tower<br />

der nächste logische Schritt. Zusätzlich zum<br />

neuen Bürostandort soll es ab Mitte 2021<br />

eine eigens programmierte teamneunzehn<br />

Hausverwaltungs-App geben.<br />

Eyemaxx erhält Baugenehmigung<br />

Riverside Office Tower<br />

Das 18-geschossige Bürohochhaus direkt<br />

am Mainufer in Offenbach wird über ein innovatives<br />

Hygienekonzept mit dezentraler<br />

Be- und Entlüftung über die Außenfassade<br />

via Luftfiltern verfügen. Das Projektvolumen<br />

beläuft sich auf rund 82 Millionen Euro.<br />

Die Fertigstellung soll Mitte 2024 erfolgen.<br />

Zusätzlich werden im Zuge des Hygienekonzepts<br />

Aerosolfilter in den Aufzugskabinen<br />

und eine spezielle UV-Licht-Technologie,<br />

die auch in Krankenhäusern oder Schwimmbädern<br />

Verwendung findet, zum Einsatz<br />

kommen. Damit soll die Anzahl der MRSA-<br />

Erreger innerhalb von 72 Stunden um bis<br />

zu 95 Prozent reduziert werden. Auch für<br />

die Türgriffe kommt mittels „SmartActive“-<br />

Beschichtung ein eigenes Hygienekonzept<br />

zum Einsatz.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Sascha Haimovici,<br />

Geschäftsführer und CEO der<br />

IVV, übernimmt die Geschäftsführung<br />

der IMMO-CONTRACT.<br />

Silvia Wustinger-Renezeder<br />

verlässt nach mehreren Jahren<br />

6B47 Real Estate Investors und<br />

gründet CITA Immobilien.<br />

Der gebürtige Salzburger<br />

Raphael Iglhauser erweitert ab<br />

1. Juni 2021 als Director das Team<br />

von LeitnerLeitner.<br />

News Ticker<br />

Auf Wachstumskurs: Bereits Mitte Mai bezog Rustler Oberösterreich mit seinen 20 Mitarbeitern einen neuen Bürostandort im<br />

Linzer City Tower. Fertigstellung: Während der Pandemie wurde das Büro der CBRE mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratmetern<br />

im achten Stock des QBC am Belvedere fertiggestellt.<br />

Fotos: Martin Matula/Erste Asset Management, Eyemaxx Real Estate Group, CITA Immobilien, Paul Hamm, Soravia<br />

36 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Office<br />

Start für Family Office Merope Capital<br />

Neugründung<br />

Hinter dem Family Office „Merope Capital“ stehen die Unternehmer<br />

Josef Katzgraber, Experte für Tourismus, Fintech- und<br />

Blockchain-Investments, Paul Pöltner, Gründer von Guiding<br />

Innovators Innovate, spezialisiert auf Organic Venture Building,<br />

und der Visionär Günter Kerbler. Sie haben im letzten Jahr den<br />

Space Guiding Innovators Hub Vienna gestartet – ein Raum, in<br />

dem Innovationen zur Realität werden. Nun wurde aus diesem<br />

das Family Office „Merope Capital“ herausgegründet. Mit dem<br />

Einstieg von Herbert Schoderböck entsteht aus dem Guiding<br />

Innovators Hub Vienna die Gesellschaft Merope Capital. Josef<br />

Katzgraber und Herbert Schoderböck, spezialisiert in M&A,<br />

unterstützen und begleiten mit ihrer Expertise die bestehenden<br />

Beteiligungen und sind jederzeit offen für weitere Engagements<br />

in Start-up-Unternehmen mit „Great Spirit“ und innovativen<br />

Ideen. „Unser Family Office optimiert und schafft Freiraum für<br />

neue Perspektiven. Gerade in Krisenzeiten ist es von Vorteil,<br />

schnell und unkompliziert auf zusätzliche Ressourcen außerhalb<br />

der eigenen Firma zurückgreifen zu können. Das Family<br />

Office schafft ein Mehr an Perspektiven und ist ein kreativer<br />

Sparringpartner für innovative Themen“, sagt Josef Katzgraber.<br />

Slowakische Erste Asset Management kauft zu<br />

Bürohaus „Zuckermandel“<br />

Das Zuckermandel Areal besteht aus Büro- und Geschäftsräumen<br />

mit einer vermietbaren Fläche von 16.800 Quadratmetern.<br />

Das Projekt ist vollständig von langfristigen Mietern belegt, darunter<br />

365.bank, EY, Baumit, KIWI.COM, Novartis, Relevans, Havel<br />

& Partners, Maple & Fish. Verkäufer ist die J&T Real Estate<br />

Holding Limited Group. Das Bürohaus „Zuckermandel“ wurde<br />

2017 fertiggestellt und erhielt ein BREEAM-Zertifikat mit der Bewertung<br />

„Excellent“. „Zentral- und Osteuropa bietet für den Erwerb<br />

von Immobilien ein attraktives Umfeld mit einem interessanten<br />

Wertschöpfungspotenzial, das wir in Zukunft noch mehr<br />

nutzen wollen. Die Investment- Tätigkeiten in der Slowakei sind<br />

Teil der Wachstumsstrategie der Erste Asset Management im<br />

Immobilienbereich. Dieser Markt bietet noch deutliches Potential<br />

und die Nachfrage nach Immobilienfonds ist ungebrochen<br />

hoch“, so Peter<br />

Karl, der in der<br />

Erste Asset Management<br />

Wien<br />

als Mitglied der<br />

Geschäftsführung<br />

für das Immobiliengeschäft<br />

der<br />

Erste Asset Management<br />

Group<br />

zuständig ist.<br />

Wir bewegen<br />

Menschen<br />

Über den gesamten Lebenszyklus unterstützen<br />

wir Sie beim richtigen Planen,<br />

sicheren Betreiben und intelligenten<br />

Modernisieren Ihrer Aufzüge, Rolltreppen<br />

und Automatiktüren.<br />

kone.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

37


Unternehmen & Projekte<br />

Wohnen bleibt beliebt<br />

Investorenranking<br />

Laut aktuellem Report „European Multifamily<br />

Housing“ von CBRE ist rund ein Viertel<br />

der Immobilieninvestoren in Europa an der<br />

Assetklasse Wohnimmobilien interessiert.<br />

Zudem liegt die Assetklasse Wohnen bereits<br />

an zweiter Stelle des Investorenrankings.<br />

„Wir rechnen damit, dass im Jahr 2025 die<br />

80 Milliarden Euro Grenze für Investments<br />

in Wohnimmobilien in Europa überschritten<br />

wird. Zum Vergleich: 2020 wurden<br />

in europäische Wohnimmobilien rund<br />

47 Milliarden Euro investiert“, so Georg<br />

Fichtinger, Head of Investment Properties,<br />

CBRE Österreich. Dabei ist der Wohninvestmentmarkt<br />

in Deutschland am größten: In<br />

keinem anderen europäischen Markt wurde<br />

so viel in Wohnimmobilien investiert. Zwar<br />

entfielen in Deutschland 2020 „nur“ 20<br />

Prozent des gesamten Investmentvolumens<br />

auf Wohnimmobilien, das Volumen der institutionellen<br />

Investoren lag aber absolut bei<br />

16 Milliarden Euro.<br />

Infina Kredit Index<br />

Inflationsanstieg<br />

Laut Infina Kredit Index (IKI) kehrt die<br />

Inflation zurück. Damit steigen auch langfristig<br />

die Zinssätze an. So sprang die Inflationsrate<br />

laut Index von -0,3 Prozent im<br />

Dezember 2020 im Euroraum bis März 2021<br />

um 1,6 Prozentpunkte auf 1,3 Prozent. Diese<br />

Entwicklung könnte künftig so manches<br />

Bauvorhaben verteuern. Auch die Immobilienpreise<br />

sind weiter im Aufwind. Im vierten<br />

Quartal 2020 stiegen zum Beispiel Einfamilienhäuser<br />

in Wien um satte 17,2 Prozent. Zu<br />

spüren bekommen diesen Preisanstieg vor<br />

allem die Häuslbauer. Infolge von Lieferengpässen<br />

und Angebotsknappheit steigen<br />

Materialpreise erheblich. Bisher setzt sich<br />

dieser Trend 2021 fort.<br />

GalCap Europe kauft für 33 Millionen Euro die Rankencity<br />

UBM verkauft Wohnprojekt in Graz<br />

UBM Development hat das von ihr in Graz<br />

gemeinsam mit NHD Immobilien entwickelte<br />

Wohnbauprojekt Rankencity im Zuge eines<br />

Forward Deals an einen von der Investmentgesellschaft<br />

GalCap Europe betreuten Fonds<br />

verkauft. Der Verkaufspreis beläuft sich auf 33<br />

Millionen Euro. Baubeginn für die im Grazer<br />

Stadtteil Gries gelegene Rankencity war Mitte<br />

Mai 2021. Die Fertigstellung ist im ersten Quartal<br />

2023 geplant. Die Wohnanlage umfasst auf<br />

zwei Bauteilen und sieben Obergeschossen insgesamt<br />

201 Wohnungen mit einer Größe von<br />

25 bis 80 Quadratmeter. Zwischen den beiden<br />

Baukörpern, die über 127 Tiefgaragen-Stellplätze<br />

verfügen, entsteht ein begrünter und<br />

verkehrsfreier Innenhof, der „Rankenpark“.<br />

GalCap ist ein Immobilien-Investmentmanager<br />

mit ausschließlichem Fokus auf Österreich<br />

sowie Mittel- und Osteuropa. „Die Rankencity<br />

ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Projektentwicklung,<br />

die eine Aufwertung für das<br />

gesamte Quartier mit sich bringt“, freut sich<br />

Gerald Beck, Geschäftsführer von UBM Development<br />

Österreich.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Der Investmentspezialist<br />

Christoph Lehner ist neuer<br />

Leiter Akquisition bei Arnold<br />

Immobilien.<br />

Die Erste Immobilien KAG holt sich mit<br />

Daniel Thum und Michael Rausch zwei ausgewiesene<br />

Immobilien-Experten an Bord, um den Wachstumskurs in<br />

Zentral- und Osteuropa weiter voranzutreiben.<br />

News Ticker<br />

Platzierungserfolg: Nach nur sieben Wochen konnte die IFA das Bauherrenmodell „Hirschstettner Straße 99“ in Wien-Donaustadt<br />

zu 100 Prozent platzieren. Leitfaden für Immobilienrecht: Die CEE Real Estate Practice Group von Cerha Hempel hat die<br />

zweite Auflage des Leitfadens zum Immobilienrecht in Österreich und CEE veröffentlicht.<br />

Fotos: Arnold Immobilien, Klaus Ranger, DERFRITZ, Golem Digital, AdobeStock<br />

38 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Invest<br />

Mit Fokus auf Wohninvestments und Einzelhandelsobjekte<br />

Wealthcore bringt Immobilienfonds<br />

Mit 250 Millionen Euro Volumen wird<br />

sich der „WEALTHCORE Süddeutschland-<br />

Österreich PLUS“-Fonds auf Wohnungsinvestments<br />

sowie Einzelhandelsobjekte der<br />

direkten Nahversorgung in Süddeutschland,<br />

Rhein-Main und Österreich konzentrieren.<br />

Ob Ulm, Landshut oder Wien: Mit einer Core/<br />

Core+-Strategie will Wealthcore innerhalb<br />

von maximal 18 Monaten ein diversifiziertes<br />

Immobilienportfolio von bis zu 15 Objekten<br />

aufbauen. Das Ziel: die Generierung einer<br />

nachhaltigen Ausschüttungsrendite von 3,50<br />

bis 3,75 Prozent pro Jahr. Als Spezialist für<br />

Wohnen und Einzelhandel kann Wealthcore,<br />

mit Hauptsitz in München, einen langfristig erfolgreichen<br />

Track Record bei diesen Nutzungsarten<br />

vorweisen. Der auf Forward-Strukturen<br />

spezialisierte Fondsmanager legt den Fokus<br />

auf Neubauten mit KfW-Förderung und ESG-<br />

Kriterien in den kontinuierlich wachsenden<br />

Wohnimmobilienmärkten von Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Rhein-Main und Österreich,<br />

wobei die Wohnallokation bei 75 Prozent liegt.<br />

Für den offenen Immobilien Spezial-AIF sind<br />

zur Beimischung maximal 25 Prozent aus<br />

dem lokalen Einzelhandel vorgesehen. Der<br />

Investitionszeitraum ist auf zwei Jahre angelegt.<br />

Die Laufzeit für das Investment in die<br />

bis zu 15 Immobilien soll rund zehn Jahre mit<br />

Verlängerungsoption betragen. Das Fremdkapital<br />

ist mit einer Quote von 45 Prozent auf<br />

Portfolioebene geplant.<br />

Vermietungsquoten offener Fonds<br />

Rückläufig<br />

Seit 2011 war die Kennzahl zur Bewertung<br />

offener Immobilienfonds kontinuierlich<br />

gestiegen. Nun beendet COVID-19 den Aufwärtstrend.<br />

Laut einer Analyse der Ratingagentur<br />

Scope waren die Bestände von 20<br />

vor 2019 aufgelegten Fonds 2020 im Schnitt<br />

zu 94,3 Prozent vermietet. Das entspricht<br />

einem Rückgang um 1,7 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. Vor allem global ausgerichtete<br />

Fonds mit Fokus auf Büro- und Hotelimmobilien,<br />

die zudem stark in den USA invesitert<br />

sind, verzeichnen große Rückgänge, wie<br />

etwa der Fonds Deka-ImmobilienNordamarika<br />

(-6,4 Prozent) und grundbesitz global<br />

(-5,3 Prozent) der DWS Group. Nur vier der<br />

20 untersuchten Immobilienfonds konnten<br />

2020 ihre Vermietungsquote steigern, wobei<br />

allein drei dieser Fonds einen Schwerpunkt<br />

auf Wohnimmobilien haben. Mit<br />

einem Minus um weitere 0,4 Prozentpunkte<br />

setzt sich der Rückgang der durchschnittlichen<br />

Vermietungsquote auch im ersten<br />

Quartal 2021 weiter fort. Zum <strong>31</strong>. März 2021<br />

sind die 20 Fonds nur noch zu 93,9 Prozent<br />

vermietet.<br />

Kerbler verkauft Anteile am HoHo Wien<br />

Share Deal<br />

Der Verkauf erfolgte in Form eines Share Deals, über den<br />

Kaufpreis wurde zwischen den Vertragsparteien Stillschweigen<br />

vereinbart. Das Asset Management wird in Zukunft<br />

ViennaEstate übernehmen. Mit einem Holzanteil von 75<br />

Prozent gilt das Hochhaus als Vorzeigeprojekt für den modernen<br />

Holzbau. Investor Günter Kerbler war es wichtig,<br />

Holz als nachhaltige Alternative in den urbanen Raum, direkt<br />

in die Stadt zu bringen und zu zeigen, dass Holz als Baustoff<br />

durchaus auch im Hochhausbau ernst genommen und ökonomisch,<br />

wirtschaftlich und ökologisch effizient eingesetzt<br />

werden kann. Vor drei Jahren kam die oberösterreichische<br />

Investmentgruppe AVV als Partner mit an Bord. Nun nimmt<br />

das Stadtviertel Seeparkquartier mit dem HoHo Wien als Hot<br />

Spot Fahrt auf: Fünf Bürogeschoße sind bereits bezogen, das<br />

Fitnesscenter sowie alle Geschäftsflächen im Erdgeschoß des<br />

Holzhochhauses vergeben, das Dormero HoHo Hotel eröffnet<br />

im Juli 2021. Nach der gelungenen Fertigstellung und der bisher<br />

guten Vermietungslage wird nun die Entwicklungsgesellschaft<br />

zur Gänze in das breit gestreute Immobilienportfolio<br />

der AVV eingegliedert.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

39


Advertorial<br />

Millennium City<br />

Immer ein Erlebnis! Entertainment, Gastronomie und Shopping<br />

mit einer großen Portion an Vergnügen und Sicherheit.<br />

M<br />

itten in der Brigittenau befindet<br />

sich das neueste und<br />

modernste Entertainment-<br />

Paradies Wiens. Die<br />

Millennium City setzt mit dem vielseitigen<br />

Entertainment-Angebot neue Maßstäbe. Darüber<br />

hinaus ist das Center auch als zweites<br />

Wohnzimmer für viele Familien und Jugendliche<br />

bekannt. Als Nahversorger werden Grundbedürfnisse<br />

für kleine und große Erledigungen<br />

abgedeckt. Während der Coronakrise haben<br />

die Betreiber neben einem großen Fokus auf<br />

die Sicherheit der Kunden auf kreative und<br />

innovative Konzepte gesetzt und waren damit<br />

dem Mitbewerb immer einen Schritt voraus.<br />

„Willkommen im Entertainment-Paradies“<br />

ist das neue Motto der modernisierten<br />

Millennium City – hier steht der Spaßfaktor an<br />

erster Stelle. In dem Shopping-Center an der<br />

Donau ist immer etwas los – es gibt Programm<br />

für Groß und Klein. Mit dem Umbau im Jahr<br />

2019/2020 wurden neue Maßstäbe gesetzt:<br />

Der Entertainment Bereich wurde rundum<br />

Matthias Franta,<br />

Millennium City<br />

erneuert. Man setzt auf helle Farben, viel Holz<br />

und moderne Materialien. Das modernste<br />

Shopping-Center Wiens erstrahlt nunmehr<br />

in neuem Glanz mit Highlights wie dem<br />

„Cineplexx Millennium City“ mit dem größten<br />

Kinosaal und dem stärksten Sound Österreichs,<br />

„Flip Lab“, einem 2.000m² großen<br />

40 ImmoFokus


Factbox<br />

Fläche: 56.000 m²<br />

Besucher jährlich: 14,5 Mio. (basierend auf den Daten von 2019)<br />

Anzahl Shops: 110<br />

Umsatz: € 170 Mio. Umsatz<br />

2.300 Indoor Parkplätze in zwei Parkhäusern<br />

Kernöffnungszeiten (derzeit Corona-bedingt verkürzt)<br />

Shoppingcenter<br />

• Montag bis Freitag: 9.00 – 19.00 Uhr<br />

• Samstag: 9.00 – 18.00 Uhr<br />

• Sonntag: geschlossen<br />

Entertainmentcenter<br />

• Montag bis Sonntag & Feiertag: 11.00 – 20.00 Uhr<br />

Trampolin-, Parkour- und Freestyle-Park,<br />

„Friendly Fire“, der größten E-Sports Arena<br />

Österreichs, und dem coolsten Indoor-Kletterpark<br />

und Indoor-Spielplatz „Monki Park“.<br />

Kulinarische Überraschungen<br />

Aber auch kulinarisch wurde stark erweitert.<br />

Zumal hat „Five Guys“ – der Fast Food-<br />

Riese mit Suchtfaktor aus den USA – in der<br />

Millennium City sein zweites Restaurant in<br />

Österreich eröffnet. Ein weiterer Game Changer<br />

ist der Bubble Tea-Spezialist „Tea Plus“,<br />

der auf natürliche Zutaten und trendige Kreationen<br />

setzt und so die Besucherinnen und<br />

Besucher verwöhnt. Auch der neue Asiate<br />

„Sajado“ bietet mit den eigens entworfenen<br />

Robata-Tischgrillen ein ganz besonderes Erlebnis.<br />

Die umfangreichen Angebote und die<br />

vielseitigen Möglichkeiten laden zur längeren<br />

Verweildauer ein – nicht umsonst spricht man<br />

vom zweiten Wohnzimmer für Jugendliche<br />

und Familien.<br />

Shopping vom Feinsten<br />

Auch die Shopaholics werden mit coolen<br />

neuen Marken belohnt: die Drogeriemarktkette<br />

„Müller“, der Deko-Riese „Nanu Nana“<br />

oder das Modegeschäft „Zero“ haben die<br />

Shop-Diversität in den letzten Monaten in<br />

der Millennium City vergrößert. Und es werden<br />

noch mehr neue und trendige Marken<br />

zukünftig einziehen.<br />

Sicherheit geht vor<br />

Während der Corona-Pandemie lag das Hauptaugenmerk<br />

des Betreibers auf der Sicherheit<br />

der Besucher. Die Millennium City wurde von<br />

der internationalen Vereinigung „SAFE Asset<br />

Group“ mit Sitz in Göteborg auditiert und ist<br />

das erste Shopping-Center Österreichs, das für<br />

alle Sicherheitsstandards zertifiziert wurde.<br />

„Wir haben die Zeit der Lockdowns genutzt,<br />

um den Kundenservice der Millennium City<br />

auf ein neues Level zu heben. Unsere Kunden<br />

haben die Verbesserungen und Neuerungen<br />

gut aufgenommen, das ist ein voller Erfolg für<br />

uns“, berichtet Matthias Franta, Center Manager<br />

der Millennium City.<br />

Fotos: Fotografie Gabriel Buechelmeier, Andi Bruckner, Nadine Studeny Photography<br />

Über CC Real<br />

Seit 2014 ist CC Real für das Center Management der<br />

Millennium City verantwortlich. Das 2006 gegründete Unternehmen<br />

CC Real mit Hauptsitz im Wiener Millennium Tower<br />

und 180 Mitarbeitern in mehreren Ländern, ist ein Investor und<br />

Betreiber von Gewerbeimmobilien mit verwalteten Assets von<br />

2,7 Milliarden Euro und einem dynamischen und ständig wachsenden<br />

Portfolio. CC Real bietet ein Full-Service-Paket aus<br />

umfassenden INVESTMENT- (Transaktions-, Fonds- und Portfoliomanagement,<br />

einschließlich eigener AIFM-Gesellschaft)<br />

und REAL ESTATE MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,<br />

Facility-, Construction-Management, Leasing) Dienstleistungen<br />

an. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über nachgewiesene<br />

Erfahrung bei Co-Investitionen in europäische Vermögenswerte<br />

mit internationalen institutionellen Investoren<br />

sowie mit Family Offices. Anfang 2021 hat sich CC Real zudem<br />

mit 50 Prozent am Non-Banking Debt Fund Manager Madigan<br />

Capital (Sydney, Australien) beteiligt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

41


Unternehmen & Projekte<br />

Payuca & ibis<br />

Kooperation<br />

Das ibis Hotel im sechsten Wiener<br />

Gemeindebezirk setzt auf die Parkraum-<br />

Lösungen des Wiener Proptech-Unternehmens<br />

Payuca. Ab sofort werden die 155<br />

Garagenplätze digital gemanagt. Durch<br />

Kennzeichenerkennung, NFC-Chip oder via<br />

Smartphone wird der Zugang zur Garage in<br />

Sekundenschnelle gewährleistet und damit<br />

der Verwaltungsaufwand auf ein Minimum<br />

reduziert. Das Hotelpersonal kann mittels<br />

Dashboard Berechtigungen für Gäste, Lieferanten<br />

oder Mitarbeiter freigeben. So lassen<br />

sich die unterschiedlichen Ankunfts- und<br />

Abreisezeiten flexibel und für den Verwalter<br />

standortunabhängig managen. Dank dieser<br />

Lösung lässt sich aber nicht nur Zeit und<br />

Personal einsparen, sondern auch ein möglicher<br />

Leerstand der Garage vermeiden: Auch<br />

Autofahrer, die in der Nähe parken wollen<br />

und keine Hotelgäste sind, finden dank<br />

Payuca einen Stellplatz in der Hotelgarage.<br />

Zukunftsweisende Technologien<br />

Delta investiert<br />

Die Delta Gruppe stärkt ihr Portfolio,<br />

indem sie bei CMb.industries einsteigt und<br />

eine Partnerschaft mit Soravia eingeht.<br />

Neue Gesellschafterin wird Maria Dietrich.<br />

Das Bindeglied zur Delta Gruppe bildet der<br />

neue CMb-CFO und Miteigentümer der Delta<br />

Gruppe, Ingo Huber. „Im Verbund mit CMb.<br />

industries und Soravia wollen wir durch kooperatives,<br />

verlässliches und vorausschauendes<br />

Handeln unsere Vorreiter-Position im<br />

Bereich zukunftsweisender Technologien<br />

ausbauen und einen wichtigen gesellschaftlichen<br />

Beitrag leisten. Unsere Vision<br />

ist das Schaffen von fühlenden Gebäuden<br />

und sensitiven Städten mittels IoT“, so<br />

Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer der<br />

Delta Holding.<br />

Immofinanz setzt auf Avanade<br />

Digitalisierung der Firmenstruktur<br />

Im Zuge der digitalen Transformation ihrer<br />

Organisation setzt die Immofinanz auf das<br />

IT-Beratungsunternehmen Avanade und die<br />

Technologie von Microsoft. Ziel der einheitlichen<br />

Digitalisierungsstrategie innerhalb<br />

des Unternehmens ist es, Arbeitsprozesse<br />

zukunftsfähig zu gestalten und damit den<br />

Kunden noch bessere Services zu bieten. Um<br />

das Vorhaben in die Praxis umzusetzen, wird<br />

das IT-Unternehmen Avanade in einem ersten<br />

Schritt eine End-to-End-Business-Lösung<br />

ausarbeiten. „Das Spannende und zugleich<br />

Herausfordernde an diesem Projekt ist der<br />

ganzheitliche Ansatz. Ziel ist es, eine 360-Grad-<br />

Digitalisierungsplattform zu designen und umzusetzen.<br />

Das bedeutet, dass alle verwendeten<br />

Applikationen miteinander kommunizieren<br />

und viele doppelgleisige Prozesse vereinheitlicht<br />

werden können. Unsere Business-Lösung<br />

basiert hier vor allem auf der ERP-, CRM- und<br />

Powerplattform von Microsoft“, erklärt Christoph<br />

Gauß, Senior Director bei Avanade.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Stephan Reisinger hat zum<br />

17. Mai 2021 die Position des Head<br />

of Sales bei der Bauträgerdatenbank<br />

Exploreal übernommen.<br />

IMMOunited hat sich mit dem<br />

29-jährigen Igor Beuk einen<br />

engagierten Sales Manager an<br />

Bord geholt.<br />

Peter Schröckelsberger<br />

übernahm mit 1. Juni 2021 die<br />

Personalleitung bei der<br />

Bosch-Gruppe in Österreich.<br />

News Ticker<br />

Neue Kryptowährung: Die Dynasty Global Investments mit Sitz in der Schweiz hat eine neue Kryptowährung, die DJPYNS,<br />

angekündigt. Diese soll die Vorteile der Krypto- und der Immobilienwelt verbinden. Immobilien-Sparplan: Mit dem neuen Tool<br />

von Rendity können Anleger ohne laufendes Zeitinvestment in ausgewählte Immobilien-Projekte investieren.<br />

Fotos: ulrikewieser.at, IMMOunited, Pexels, Schröckelsberger, Adobe Stock<br />

42 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Digital<br />

Frankfurt wird zweitgrößter Data Center-Standort Europas<br />

Hohe Serverkapazitäten<br />

Frankfurt am Main ist 2020 zum zweitgrößten<br />

Bereitsteller von Serverleistungen in Europa<br />

aufgestiegen. Co-Location-Dienstleister<br />

in der Mainmetropole erweiterten ihre IT-Last<br />

(IT-Load) im vergangenen Jahr um 83 Megawatt<br />

(MW), wie die JLL Studie „2020 Year-End<br />

Data Center Outlook“ zeigt. Damit hat die Stadt<br />

mit insgesamt 443 MW den Standort Amsterdam<br />

überholt, nur London kann unter den<br />

europäischen Data Center-Standorten höhere<br />

Serverkapazitäten vorweisen. „Dass Data Center<br />

vor allem an den starken Finanzmarktplätzen<br />

Europas wachsen, ist kein Zufall. In diesem<br />

Sektor können Sekundenbruchteile in der Datenübermittlung<br />

signifikante Auswirkungen<br />

haben. Daher drängen Finanzmarktakteure in<br />

geographische Lagen, die möglichst nah etwa<br />

an den Handelsplätzen für Wertpapiere angesiedelt<br />

sind“, erklärt Helge Scheunemann, JLL<br />

Head of Research Germany. Gleichzeitig hat<br />

die Pandemie den Datenverkehr weltweit stark<br />

angetrieben und damit die Nachfrage bei den<br />

Serverdienstleistungen. Allein in den wichtigsten<br />

europäischen Data Center-Märkten<br />

Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und<br />

Dublin stieg der Umsatz im Jahresvergleich um<br />

22 Prozent auf 201 MW. Doch neben wenig Flächen<br />

in den Innenstädten für neue Center ist<br />

auch das Thema Nachhaltigkeit ein Problem:<br />

Das Data Center in Frankfurt verbraucht mit<br />

rund einem Fünftel des städtischen Stromverbrauchs<br />

mehr als der dort ansässige Flughafen.<br />

Bau- und Wohnfinanzierung<br />

Digitaler Prozess<br />

Laut zeb Digital Mortgage Lending Study<br />

2021 sind immer mehr Bankkunden bereit,<br />

einen Teil des Hypothekenprozesses digital<br />

abzuwickeln. So würde sich die große Mehrheit<br />

online informieren, den Antrag im Web<br />

stellen und Dokumente digital einreichen.<br />

Zusätzlich kommt die Studie, die im DACH-<br />

Raum erhoben wurde, zu dem Ergebnis, dass<br />

für 94 Prozent der Befragten klar ist, dass sie<br />

online recherchieren, bevor sie ihre Bank<br />

besuchen, um eine Hypothek zu beantragen.<br />

Die Nachfrage nach digitalen Kanälen war<br />

bei jüngeren Kunden am größten. Und dennoch<br />

deuten die Umfragergebnisse darauf<br />

hin, dass eine klare Anleitung zum Hypothekenprozess<br />

und zu den begleitenden Dienstleistungen<br />

die Vorbehalte der Menschen<br />

über alle Altersgruppen hinweg gegenüber<br />

Online-Hypotheken überwinden könnte. So<br />

gibt es eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten,<br />

wie Banken ihre Kunden von den Filialen<br />

weg auf digitale Kanäle locken könnten:<br />

Indem sie attraktivere Online-Hypotheken<br />

mit einem gewissen Mehrwert anbieten, insbesondere<br />

bessere Konditionen (80 Prozent),<br />

eine schrittweise Anleitung (62 Prozent) und<br />

einen schnelleren Prozess (52 Prozent). Die<br />

persönliche Beratung präferiert eine knappe<br />

Mehrheit der Befragten (53 Prozent) noch<br />

offline. „Corona hat der Digitalisierung noch<br />

einmal einen gewaltigen Schub verliehen.<br />

Online-Hypotheken sind the next big thing“,<br />

ist sich Christoph Fischer, Studienautor und<br />

Senior Consultant bei zeb, sicher. Allein<br />

im Jahr 2019 sei der Anteil der Bau- und<br />

Wohnfinanzierungen an den Erträgen im<br />

Retailbanking in Österreich von 19 Prozent<br />

im Jahr 2011 auf 44 Prozent gestiegen, so zeb<br />

research. In Deutschland stieg der Anteil im<br />

gleichen Zeitraum von 17 auf 27 Prozent.<br />

JEDEN DONNERSTAG<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

43


Unternehmen & Projekte<br />

Betriebskostenoptimierung<br />

Energieversorgung<br />

Die Westbridge Advisory International<br />

– die europaweit agierende Sparte des ESGund<br />

Betriebskostenexperten Westbridge<br />

Advisory – hat im Auftrag von Upartments<br />

Real Estate drei Immobilien in Wien und ein<br />

Gebäude in Zürich energetisch optimiert.<br />

Allein mitder Umstellung der drei Objekte in<br />

Wien auf Ökostrom spart Upartments Real<br />

Estate hier über die Vertragslaufzeit bis Ende<br />

2025 rund 16 Prozent im Vergleich zu den<br />

aktuellen IST-Kosten ein. Die Wiener Immobilien<br />

befinden sich in der Vorgartenstraße<br />

204 nördlich des Ernst-Happel-Stadions, in<br />

der Karl-Popper-Straße 6 in unmittelbarer<br />

Nähe zum Wiener Hauptbahnhof sowie<br />

mit dem „TrIIIple“ in der Schnirchgasse 13.<br />

Der auf die Assetklasse Micro-Apartments<br />

spezialisierte Betreiber Upartments betreut<br />

rund 4.200 Einheiten in Deutschland, Polen,<br />

Österreich und Spanien. Die Marken Younig,<br />

Linked Living und Joyn bedienen dabei die<br />

Segmente Student- und Serviced Living.<br />

ISS mit neuer Niederlassung<br />

Regionale Präsenz<br />

ISS Österreich eröffnete in Wiener Neustadt<br />

seinen 13. Standort. Die neue Niederlassung<br />

soll die Präsenz in der Region weiter<br />

stärken, um noch gezielter die rund 80<br />

Kunden in der Region Wiener Neustadt unterstützen<br />

zu können. In Österreich selbst ist<br />

der Spezialist für Gebäudedienstleistungen<br />

seit 65 Jahren aktiv. „Auf unsere Wurzeln als<br />

Reinigungsunternehmen sind wir sehr stolz.<br />

Rund 7.000 Experten sind in Österreich im<br />

Einsatz, weltweit ist ISS in über 30 Ländern<br />

aktiv. Heute bieten wir umfassende Services<br />

rund ums Gebäude an, wie beispielsweise<br />

Gebäudetechnik aber auch Mitarbeiterverpflegung.<br />

So auch in der Region Wiener Neustadt“,<br />

sagt CEO Erich Steinreiber.<br />

Colliers exklusiv beauftragt im Fashion Outlet Parndorf<br />

Relaunch & Rebranding<br />

Colliers wurde nicht nur exklusiv mit dem<br />

Relaunch und Rebranding für das Parndorf<br />

Fashion Outlet beauftragt, sondern auch für<br />

die Vermarktung einer rund 4.000 Quadratmeter<br />

großen Ankermietfläche vor Ort. Tanja<br />

Tanczer, Head of Retail bei Colliers Österreich:<br />

„Nach Corona ist es wichtiger denn je, das<br />

Shopping-Center-Konzept neu zu denken und<br />

an die Bedürfnisse der Kunden Post-Corona<br />

anzupassen. Die vielen Lockdowns haben den<br />

Wunsch nach Erlebnis-Shopping noch verstärkt<br />

und daher ist jetzt die beste Zeit für ein<br />

Rebranding. Wir freuen uns sehr über das Vertrauen<br />

in Colliers.“ Im Parndorf Fashion Outlet<br />

verteilen sich 70 Retail- und Gastro-Konzepte<br />

auf 24.000 Quadratmetern. Hermann Jahn,<br />

Center Manager des Parndorf Fashion Outlets<br />

von Ekazent, dazu: „Wir sind uns sicher, mit<br />

Colliers den richtigen Partner für die anstehenden<br />

Vermietungsaktivitäten gefunden<br />

zu haben. Insbesondere die Umsetzung der<br />

Vermarktungsstrategie zur Attraktivierung<br />

des Branchenmixes steht für uns an oberster<br />

Stelle.“<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Digital-Experte Daniel Hemmer<br />

übernimmt das Property<br />

Managements des Projektentwicklers<br />

Schwaiger Group.<br />

Sven Weis verantwortet als<br />

Niederlassungsleiter das<br />

Immobilienmanagement der BNP<br />

Paribas in Deutschland.<br />

Ab 1. September treibt Willy Ruf<br />

als Geschäftsführer den Aufbau<br />

sowie die Etablierung der WISAG<br />

Facility Services voran.<br />

News Ticker<br />

Auf Expansionskurs: Nachdem die REIWAG Facility Services bereits im März ein Salzburger Unternehmen gekauft hat, hat das<br />

Unternehmen nun per 1. Juni 2021 ein weiteres mittelgroßes Unternehmen in Innsbruck übernommen. Stoffkreislauf: Die<br />

WISAG Gebäudereinigung in Österreich setzt ab sofort auf die Cradle to Cradle-Reinigungsmittel von Tana-Chemie.<br />

Fotos: Schwaiger Group, BNP Paribas Real Estate, Adrian Almasan | www.adrianalmasan.com, Raumsinn Innenarchitektur<br />

44 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Immobilienmanagement<br />

Adeqat vermittelt<br />

Fachmarktzentren<br />

Gleich zwei Fachmarktzentren hat Adeqat<br />

an die österreichische Investorengruppe Betha<br />

Zwerenz & Krause vermittelt. Verkäuferin ist<br />

die LLB Immo KAG, eine Tochter der Liechtensteinischen<br />

Landesbank, die die beiden Fachmarkzentren<br />

im Jahr 2014 übernommen hatte.<br />

Es handelt sich um das Fachmarktzentrum<br />

„Kolibiri“ sowie das angrenzende Fachmarktzentrum<br />

am Ingeringweg in der steirischen Bezirkshauptstadt<br />

Knittelfeld. Beide Fachmarktzentren<br />

umfassen eine vermietbare Fläche von<br />

8.800 Quadratmetern. Der Verkauf der FMZ<br />

Kolibri und Ingeringweg ist die jüngste aus<br />

einer ganzen Reihe an Retail-Transaktionen,<br />

die von Adeqat Investment Services seit Beginn<br />

der Coronakrise abgeschlossen werden<br />

konnten. Vor kurzem wurden drei weitere<br />

Fachmarktzentren im Rahmen eines Portfolio-<br />

Deals in der Steiermark vermittelt.<br />

Neu am Markt: SBG Smart Building<br />

Rundumservice<br />

Die SBG Smart Building bietet ab sofort<br />

eine Full-Service-Lösung von der Vermittlung<br />

bis hin zur Beratung, Innenarchitektur,<br />

Umbau, technische Abwicklung, Bauaufsicht<br />

und Übergabe des fertigen Projektes.<br />

Gegründet wurde das Unternehmen von<br />

Ewald Stückler, Thomas Belina und Georg<br />

Muzicant. Thomas Belina, Geschäftsführer<br />

der SBG und Colliers Managing Partner:<br />

„Wir haben jetzt die Möglichkeit, unsere<br />

Kunden noch umfassender zu servicieren,<br />

da wir unsere gemeinsame langjährige<br />

Expertise im Immobilienmarkt in einer<br />

neuen Firma bündeln. In diesem Business<br />

sind vertrauensvolle Beziehungen wichtiger<br />

denn je und mit SBG eröffnen wir uns einen<br />

noch größeren Markt.“ Sitz der neu gegründeten<br />

SBG Smart Building ist die Währinger<br />

Straße 48 im 9. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Future Art Lab der mdw<br />

Eröffnungsfeier<br />

Das Future Art Lab, das von der BIG errichtet<br />

und von den Architekten Pichler<br />

und Traupmann geplant wurde, feierte vor<br />

kurzem Eröffnung. Fertiggestellt wurde der<br />

Neubau, der auf insgesamt 6.200 Quadratmetern<br />

Platz für vier Institute sowie einen<br />

neuen Konzertsaal, ein Klangtheater und ein<br />

Arthouse-Kino bietet, bereits im <strong>Sommer</strong><br />

2020. Die schimmernde Optik der Fassade des<br />

Future Art Lab erzeugen Aluminiumverbundplattformen.<br />

Für einen Kontrast dazu sorgt<br />

Sichtbeton im Inneren des Gebäudes. Zum<br />

Klimaschutz tragen dabei die Geothermie zur<br />

Unterstützung der Heizung und Kühlung, Abwärmenutzung<br />

und Wärmerückgewinnung,<br />

Bauteilaktivierung sowie energiesparende<br />

Beleuchtungssysteme bei. Die Bundesimmobiliengesellschaft<br />

(BIG) hat rund 24 Millionen<br />

Euro in den Neubau investiert.<br />

Sonnenstrom für die SCS<br />

Erneuerbare Energie<br />

Bis Mitte 2022 errichtet die Shopping City Süd (SCS) eine<br />

Photovoltaikanlage der Superlative mit einer Jahresproduktion<br />

im Endausbau von bis zu drei Millionen Kilowattstunden.<br />

Mit einer Größe von fast 14.000 Quadratmetern<br />

und 8.000 Photovoltaikpaneelen ist die Anlage die größte,<br />

die bisher auf einem Einkaufszentrum in Europa errichtet<br />

wurde. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund<br />

zwei Millionen Euro. Errichtet wird die Anlage von dem in<br />

Wiener Neustadt ansässigen Unternehmen 10hoch4 Energiesysteme<br />

in drei Ausbaustufen. Mit der Fertigstellung der<br />

Photovoltaik-Anlage wird eine Produktion von insgesamt<br />

3.000.000 Kilowattstunden an grünem Sonnenstrom erwartet.<br />

Dies entspricht in etwa dem Jahresverbrauch von fast 900<br />

4-Personen-Haushalten. Die SCS wird so mit dem Sonnenkraftwerk<br />

am Dach jährlich bis zu 675 Tonnen CO2 einsparen.<br />

JEDEN FREITAG<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

45


Unternehmen & Projekte<br />

Schwaiger Group entwickelt mit Apcoa Parking<br />

Urban Hub in München<br />

Modesta Real Estate startet Bieterverfahren<br />

Liegenschaftsverkauf<br />

Modesta Real Estate wurde exklusiv von der Siemens Energy<br />

Austria mit dem Verkauf einer multifunktionalen Liegenschaft<br />

mit Entwicklungspotenzial in der Kraußstraße 1-7 im Linzer<br />

Markatviertel beauftragt. Die Liegenschaft befindet sich auf einer<br />

Grundstücksfläche von 7.400 Quadratmetern und umfasst drei<br />

Bürogebäude, eine Produktionshalle sowie eine großzügige Freifläche.<br />

Der Standort lässt eine Büro-, Wohn- oder Hotelnutzung<br />

zu. „Die zum Verkauf stehende Liegenschaft bietet aufgrund ihrer<br />

Lage und ihrer Nutzungsmöglichkeiten ein vielversprechendes<br />

Potenzial für verschiedenste Entwicklungsmöglichkeiten“, so<br />

Sebastian Scheufele, geschäftsführender Gesellschafter Modesta<br />

Real Estate, über das Potential der Liegenschaft.<br />

Die Schwaiger Group und Apcoa Parking modernisieren eine<br />

Gewerbeimmobilie im Osten Münchens und errichten im Zuge<br />

dessen einen Urban Hub mit vernetzten Paketboxen sowie vier<br />

Ladestationen für Elektrofahrzeuge. So hat der auf nachhaltige<br />

Revitalisierung von Gewerbeimmobilien spezialisierte Projektentwickler<br />

Schwaiger Group bereits den ersten Meilenstein<br />

für das urbane Quartier gelegt: Im Centro Tesoro sind schon<br />

eine MVG-Bike-Sharing-Station, Glasfaser-Internet mit bis zu<br />

10 GBit/s und ein Unterflur-Abfallsystem sowie eine Aufdach-<br />

Photovoltaikanlage für grünen Mieterstrom vorhanden. Ziel<br />

sei die ganzheitliche und nachhaltige Quartiersentwicklung, so<br />

Michael Schwaiger, CEO der Schwaiger Group.<br />

Amazon in Vorarlberg<br />

Verteilzentrum<br />

Neue Mieter für ehemalige Galeria-Karstadt-Kaufhof-Häuser<br />

Retail-Nachnutzung von Warenhäusern<br />

Eine mögliche Ansiedelung des Onlinehändlers<br />

Amazon sorgt in Vorarlberg für<br />

Aufsehen. Seitens Amazon hieß es gegenüber<br />

der APA, man prüfe neue Standorte.<br />

Man könne ein Projekt jedoch erst bestätigen,<br />

wenn es ein gewisses Stadium erreicht<br />

habe, so ein Sprecher. Die Pläne seien bereits<br />

weit gediehen. Vorgesehen sei ein sechsstöckiges<br />

Gebäude, das 28 Meter hoch werden<br />

soll, so der Dornbirner FPÖ-Stadtrat Christoph<br />

Waibel Gebaut werden soll auf einem<br />

33.000 Quadratmeter großen Grundstück<br />

im Eigentum der Ulmer Holding. Weitere<br />

benachbarte Grundstücke könnten hinzukommen,<br />

damit würde sich die Fläche<br />

auf 50.000 Quadratmeter vergrößern. Die<br />

Ulmer Holding bestätigte eine Anfrage gegenüber<br />

den „Vorarlberger Nachrichten“,<br />

man spreche da aber über „ungelegte Eier“.<br />

Es gebe viele Anfragen für das Grundstück.<br />

Dass Lockdown nicht gleich Stillstand bedeutet,<br />

hat bereits die von BNP Paribas Real<br />

Estate veröffentlichte Analyse zu den Retail-<br />

Vermietungsmärkten in A-Städten aus dem<br />

Frühjahr 2021 gezeigt.Diese Entwicklung zeigt<br />

sich auch bei den Einzelhandels-Nachvermietungen<br />

von ehemaligen Galeria Karstadt<br />

Kaufhof-Objekten, denn trotz Pandemie und<br />

Lockdown locken die Retailflächen im großflächigen<br />

Segment neue Mieter. Allein in den<br />

ersten fünf Monaten des Jahres 2021 wurden<br />

rund 30.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche<br />

in vormals von der Warenhauskette genutzten<br />

Immobilien neu vermietet. Damit liegt<br />

der Flächenumsatz kurz vor Halbjahresende<br />

bereits fast auf dem Gesamtniveau der Vorjahre<br />

2019 und 2020 mit jeweils rund 40.000<br />

Quadratmetern. „Hier wird ganz deutlich, dass<br />

das Vertrauen vieler Retailer in den Standort<br />

Innenstadt ungebrochen ist. Sie sehen in der<br />

Wiedereröffnung der Geschäfte, im bundesweiten<br />

Impffortschritt und in den sinkenden<br />

Inzidenzwerten mehr Chancen als Risiken und<br />

scheuen sich trotz der weiterhin unsicheren<br />

Lage in der Pandemie nicht, diese Chancen zu<br />

ergreifen. Ganz im Gegenteil: Die Einzelhändler<br />

erobern neue Standorte und das oftmals<br />

mit neuen Konzepten, wobei sie vom teilweise<br />

erhöhten Flächenangebot profitieren“, sagt<br />

Christoph Scharf, Geschäftsführer der BNP<br />

Paribas Real Estate und Head of Retail Services.<br />

Der Löwenanteil der nachvermieteten Flächen<br />

(59 Prozent) wird in Zukunft von Textil-Einzelhändlern<br />

bespielt werden. Das mag wenig<br />

überraschend erscheinen, da für diese Händler<br />

die Innenstadt oft ein „Heimspiel“ ist und das<br />

auch im großflächigen Segment. Auf der anderen<br />

Seite ist aber auch für sie der Druck im<br />

Zuge des wachsenden E-Commerce-Handels in<br />

der Pandemie höher als zuvor.<br />

Fotos: Modesta Real Estate, Schwaiger Group, Christian Mikes<br />

46 ImmoFokus


Kurz & Bündig > Immobilienmanagement<br />

SÜBA übergibt zwei nachhaltige Wohnhäuser<br />

Klimaschonender Wohnbau<br />

Der Bauträger SÜBA übergab Ende Mai und Anfang Juni<br />

gleich zwei nach Kriterien der Nachhaltigkeit gebaute Wohnhausanlagen,<br />

im 3. und 22. Wiener Gemeindebezirk. Um voll<br />

auf erneuerbare Energie zu setzen, wurden die Häuser nach<br />

den strengen Kriterien des klimaaktiv Gebäudestandards zertifiziert.<br />

Der Gebäudekomplex in der Urschenböckgasse 3 verfügt<br />

über 121 Wohnungen, die alle mit Freiflächen ausgestattet<br />

sind, sowie über eine Tiefgarage mit insgesamt 188 Stellplätzen.<br />

Zweigeschossige Maisonetten, großzügige Wohnungen bis 110<br />

Quadratmetern, sowie kleinere Wohnungen bis zu 50 Quadratmetern<br />

orientieren sich sowohl an den Bedürfnissen von Singles<br />

und jungen Paaren, als auch an denen größerer Familien. Als<br />

Energiequelle am Standort Urschenböckgasse dient Erdwärme.<br />

Im <strong>Sommer</strong> erfolgt die passive Kühlung der Wohnräume über<br />

Tiefensonden und Wärmetauscher. Am Dach sorgt eine großzügige<br />

Photovoltaikanlage für die Versorgung der zentralen<br />

Haustechnikanlagen. Bei der Planung des klimafreundlichen<br />

Wohnbaus wurden die Möglichkeit zur Solarstromspeicherung<br />

sowie zum Ausbau von PKW-E-Ladestationen in der Tiefgarage<br />

ebenfalls berücksichtigt. Als Asset Manager des Objekts fungiert<br />

nach der Fertigstellung Immo Solutions. Der Einsatz erneuerbarer<br />

Energie und der Verzicht auf fossile Energieträger ist auch<br />

der Hauptfokus in der SÜBA-Wohnhausanlage „EsslingLiving“<br />

in der Rosthorngasse 5, im 22. Wiener Gemeindebezirk. Bei dem<br />

Gebäude mit 82 Wohneinheiten setzt SÜBA in seinem Energiekonzept<br />

erstmals auf Betonkernaktivierung.<br />

| BA12-14G |<br />

Eine Steuerung<br />

für alle Gewerke<br />

Integrale, PC-basierte Gebäudeautomation<br />

von Beckhoff<br />

www.beckhoff.com/building<br />

Microsoft Technology<br />

Center, Köln:<br />

Die integrale Gebäudeautomatisierung<br />

wurde mit<br />

PC- und Ethernet-basierter<br />

Steuerungstechnik von<br />

Beckhoff realisiert.<br />

Die offene, PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff bildet die<br />

Grundlage einer integralen Gebäudeautomation, die alle Anforderungen<br />

an eine nachhaltige und effiziente Lösung erfüllt. Eine einheitliche Hardund<br />

Softwareplattform steuert alle Gewerke, von der nutzungsgerechten<br />

Beleuchtung über die komfortable Raumautomation bis zur hocheffizienten<br />

HLK-Regelung. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke<br />

werden die Energieeinsparpotenziale über die Energieeffizienzklassen<br />

hinaus voll ausgeschöpft. Darüber hinaus reduziert die integrale Gebäudeautomation<br />

Hardware-, Software- und Betriebskosten. Für alle Gewerke<br />

stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering<br />

enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind<br />

jederzeit möglich.<br />

Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />

von Beckhoff:<br />

Flexible<br />

Visualisierung/<br />

Bedienung<br />

Skalierbare Steuerungstechnik,<br />

modulare I/O-<br />

Busklemmen<br />

Modulare<br />

Software-<br />

Bibliotheken<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

47


ImmoFokus.Rubrik<br />

Top Deal<br />

ImFokus<br />

Shopping-Riese<br />

Paukenschlag. Es war wohl der spektakulärste Deal des ersten Halbjahres. Österreichs größter<br />

Shoppingtempel, die Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf, ging zu 45 Prozent an die französische Großbank<br />

Crédit Agricole Assurances, die Versicherungstochter der französischen Bankengruppe Crédit Agricole.<br />

Autor: Michael Neubauer<br />

Foto: SCS<br />

D<br />

er Verkauf allerdings kam nicht<br />

unerwartet. Die COVID-19-Pandemie<br />

hatte den Retail-Riesen ganz<br />

schön durchgebeutelt.Unibail-<br />

Rodamco-Westfield (URW) ist der weltweit<br />

führende Entwickler und Betreiber von Flagship<br />

Shoppingzentren. Das Gesamtportfolio beträgt<br />

56,3 Milliarden Euro (Stand <strong>31</strong>. Dezember 2020).<br />

Die Gruppe ist Eigentümer und Betreiber von<br />

insgesamt 87 Shoppingzentren, darunter 53<br />

Flagship Shoppingzentren in mehreren Großstädten<br />

Europas und der USA. Die Zentren<br />

verzeichnen jährlich rund 1,2 Milliarden Besucher.<br />

Mit einem Wert von 4,4 Milliarden Euro verfügt<br />

die Gruppe über die größte Entwicklungspipeline<br />

der Branche.<br />

Gescheiterte Kapitalerhöhung<br />

Bereits im Herbst des Vorjahres wollte der<br />

Shopping-Center-Betreiber für 3,5 Milliarden<br />

Euro neue Aktien ausgeben, um seine Liquidität<br />

in der Corona-Krise zu stärken. Doch<br />

daraus wurde nichts. Nur rund 62 Prozent der<br />

Aktionäre stimmten auf der Generalversammlung<br />

des Immobilienkonzerns für die Kapital-<br />

48 ImmoFokus


erhöhung. Zur Annahme des Antrags wäre<br />

eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig gewesen. Um<br />

Liquidität ins Unternehmen zu holen, wurden<br />

im Herbst zwei Anleihen für zusammen zwei<br />

Milliarden Euro am Kapitalmarkt platziert.<br />

Die Umsatzrückgänge haben in der Bilanz von<br />

Unibail-Rodamco-Westfield verheerende Spuren<br />

hinterlassen. Das operative Ergebnis (net<br />

operating result) des börsennotierten Immobilienkonzerns<br />

wird für das Geschäftsjahr 2020<br />

mit minus 6,95 Milliarden Euro ausgewiesen<br />

(2019 betrug das Plus noch 781,8 Millionen<br />

Euro). Im ersten Quartal 2021 wurden 452,2<br />

Millionen Euro erwirtschaftet – ein Minus von<br />

23,17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal,<br />

in dem 588,6 Millionen Euro umgesetzt<br />

worden waren.<br />

Im Mai zapfte das Unternehmen neuerlich den<br />

Kapitalmarkt an und platzierte zwei weitere<br />

Anleihen: Eine über 650 Millionen Euro mit einem<br />

Zinssatz von 0,75 Prozent und einer Laufzeit<br />

von sieben Jahren und fünf Monaten sowie<br />

eine weitere über 600 Millionen Euro mit<br />

einer Verzinsung von 1,375 Prozent und einer<br />

Laufzeit von zwölf Jahren. Der Emissionserlös<br />

wird auch dafür verwendet, fällige Anleihen<br />

zurückzuzahlen.<br />

Weitere Verkäufe in Planung<br />

Bis Jahresende 2022 sollen europäische Vermögenswerte<br />

im Wert von 4 Milliarden Euro<br />

verkauft werden. Ein Teilverkauf der SCS sei<br />

ein Eckpfeiler dieser Strategie. Zum Portfolio<br />

des Konzerns gehört in Österreich auch das<br />

Wiener Donauzentrum. Die Transaktion unterliege<br />

den üblichen Abschlussbedingungen,<br />

Crédit Agricole Gruppe<br />

Die Crédit Agricole Gruppe ist eine genossenschaftliche Bankengruppe,<br />

die neben der börsennotierten Credit Agricole S.A. (CASA)<br />

39 Caisses Régionales de Crédit Agricole Mutuel (genossenschaftliche<br />

Regionalkassen) umfasst. Die CASA wird zu 56,3 % gemeinschaftlich<br />

von den Regionalkassen gehalten und hält selber ca. 25<br />

% von deren Anteilen. Die gesamte Credit Agricole-Gruppe betreibt<br />

weltweit 11.000 Niederlassungen und hat nach eigenen Angaben<br />

rund 51 Millionen Kunden.<br />

Shopping City Süd<br />

einschließlich der kartellrechtlichen Freigabe,<br />

und werde voraussichtlich im dritten Quartal<br />

2021 abgeschlossen sein.<br />

Die Coronakrise habe die Shopping City Süd<br />

bisher „solide gemeistert“. „Gerade die zahlreichen<br />

Neu-Eröffnungen und Markteintritte<br />

von internationalen Marken in den letzten Monaten<br />

(Maisons du Monde, Mister Spex, Dyson<br />

etc.) zeigen, dass die SCS als Retail-Standort<br />

ein Alleinstellungsmerkmal auf dem österreichischen<br />

Markt genießt“, so Unibail-Rodamco-<br />

Westfield. Die Veräußerung eines Minderheitsanteils<br />

an einen internationalen Investor<br />

zeige, dass die SCS am europäischen Markt „als<br />

resilientes und ertragssicheres Asset etabliert“<br />

sei. Die SCS zähle mit rund 25 Millionen Besuchern<br />

pro Jahr zu den zehn besucherstärksten<br />

Einkaufszentren in Europa, hat aber mit dem<br />

Outlet Parndorf in den vergangenen Jahren<br />

starke Konkurrenz bekommen.<br />

1,16 Milliarden Euro Umsatz<br />

Unibail-Rodamco-Westfield (damals Unibail-<br />

Rodamco) übernahm die Shopping City Süd<br />

im Jahr 2008 von der Hans Dujsik Privatstiftung.<br />

Medien hatten den Kaufpreis damals<br />

Die Shopping City Süd, das größte Einkaufszentrum Österreichs,<br />

liegt im Süden von Wien und direkt am wichtigsten Verkehrsknotenpunkt<br />

Mitteleuropas. Mit einer Verkaufsfläche von 198.500 m²,<br />

5.000 Mitarbeitern und 24,5 Millionen Besuchern pro Jahr zählt die<br />

SCS heute zu den größten Shopping-Centern Europas.<br />

mit 600 bis 800 Millionen Euro beziffert.<br />

Anfang der 1970er-Jahre hatte der Wiener<br />

Textilfabrikant Hans Dujsik (1924 bis 2003)<br />

die Idee, am Stadtrand von Wien eine neue<br />

Einkaufsstadt zu gründen. 1976 wurde die<br />

Shoppingmall eröffnet. 1977 machte dort<br />

das erste Ikea-Möbelhaus in Österreich auf.<br />

1988 wurde die SCS um eine Verkaufsfläche<br />

von 40.000 Quadratmeter erweitert, 1989<br />

erhielt der Shoppingtempel eine eigene Autobahnabfahrt.<br />

1994 kam das Multiplex mit<br />

Kino-Center dazu. 2002 wurden Haupthaus,<br />

Ikea und Multiplex verbunden. Von Mitte<br />

2010 bis Ende 2013 wurde die SCS bei laufendem<br />

Betrieb um rund 150 Millionen Euro<br />

modernisiert und umgebaut. Laut Website<br />

hat die Shopping City Süd rund 330 Shops, in<br />

denen 5.000 Mitarbeiter beschäftigt werden.<br />

Das gesamte SCS-Areal macht jährlich einen<br />

Umsatz von 1,16 Milliarden Euro.<br />

Rechtlich wurde Unibail-Rodamco-Westfield<br />

bei der Transaktion von Wolf Theiss beraten.<br />

Wolf Theiss war schon in der Vergangenheit<br />

mit der Lösung komplexer rechtlicher Themen<br />

von Unibail-Rodamco-Westfield betraut. „Wir<br />

sind stolz, dass URW in dieser Mega-Transaktion<br />

auf das geballte Know-how und die tiefe<br />

Erfahrung von Wolf Theiss mit großvolumigen<br />

Retail-Projekten zurückgegriffen hat. Die<br />

Transaktion war mit ihren vielfachen ,Workstreams‘<br />

an Komplexität kaum zu überbieten.<br />

Bis zum Closing steht noch eine Vielzahl<br />

rechtlicher Schritte an, auf deren Lösung wir<br />

uns schon freuen“, so Partner Peter Oberlechner.<br />

Mit der steuerrechtlichen Betreuung der<br />

Transaktion sind auf Seite von Unibail-Rodamco-Westfield<br />

KPMG (Hans Zöchling, Bettina<br />

Matzka, Nicole Skala, Roman Zierler u.a.) und<br />

PwC (Marius Richter, Matthias Rotte, Gerald<br />

Eibisberger u.a.) betraut.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

49


ImmoFokus.Rubrik<br />

Immobilie<br />

ImFokus<br />

2021<br />

Nach mehr als dreieinhalb Jahren Bauzeit wird<br />

der Turm 2 der TrIIIple-Towers der Projektpartner<br />

Soravia und ARE Austrian Real Estate fertiggestellt<br />

und ist ab August bezugsfertig. Alle Wohnungen<br />

verfügen über eine Freifläche, zusätzlich stehen<br />

eine Lobby mit Concierge-Service, ein Rooftop-<br />

Pool, ein Salon mit Bibliothek, eine Eventküche und<br />

eine Party- & Barbecue-Lounge zur Verfügung.<br />

260<br />

Der Turm 2 von TrIIIple<br />

bietet 260 Wohnungen mit<br />

rund 16.600 Quadratmeter<br />

Wohnfläche, inklusive Freiflächen<br />

und Balkonen sind<br />

es 18.800 Quadratmeter.<br />

Die Größe der Wohnungen<br />

reicht von 33 bis 165 Quadratmetern.<br />

3.000<br />

Das Gebäude nimmt eine Grundfläche von nur 3.000 Quadratmetern<br />

ein – ein großer Vorteil für den Städtebau, wo das Platzangebot<br />

begrenzt ist. Da TrIIIple auf einer Bestandsfläche errichtet<br />

wurde – das frühere Gebäude auf dem Grundstück in der Schnirchgasse<br />

9 wurde abgerissen –, werden durch den Gebäudekomplex<br />

keine Grünflächen versiegelt.<br />

4.000<br />

Rund 4.000 Quadratmeter der Autobahn A4 wurden<br />

überplattet und als TrIIIple Park zu einem neuem Grünraum<br />

direkt am Donaukanal. Die Überplattung war Teil<br />

des städtebaulichen Vertrags und reduziert als Lärmschutzgalerie<br />

die Lärmbelastung durch den Autoverkehr in der<br />

Umgebung von TrIIIple. Neben einem Spiel- und Sportplatz hält<br />

der TrIIIple Park auch einen Pavillon mit Café und Gastronomie für<br />

Besucher und Bewohner von TrIIIple bereit.<br />

6.000<br />

Aussicht auf die Innere Stadt im Westen, den Grünen<br />

Prater im Norden, den Sonnenaufgang im Osten oder<br />

Richtung Schneeberg im Süden des Gebäudes:<br />

Möglich wird dies durch die großzügige Verglasung<br />

der Fassaden – insgesamt wurden 6.000 Quadratmeter<br />

Fensterflächen allein in Turm 2 verbaut, fast so groß wie<br />

ein WM-Fußballfeld.<br />

2,5<br />

Rund 2,5 Kilometer Rohrleitungen<br />

kümmern sich um die nachhaltige<br />

Gebäudeklimatisierung und -heizung.<br />

Wasser wird aus dem<br />

Donaukanal entnommen<br />

und je nach Umgebungstemperatur<br />

zur Heizung<br />

oder Kühlung eingesetzt.<br />

Fotos: ZOOMVP, Elke Mayr<br />

50 ImmoFokus


Advertorial<br />

DIE WOHNKOMPANIE<br />

auf Expansionskurs<br />

Vorwärts. DIE WOHNKOMPANIE ist aktiv auf der Suche<br />

nach Liegenschaften und Projekten in den Bundesländern.<br />

Foto: DIE WOHNKOMPANIE<br />

N<br />

ach zahlreichen, sehr erfolgreichen<br />

Projekten in Wien und<br />

Wien-Umgebung erweitert DIE<br />

WOHNKOMPANIE nun ihren<br />

Tätigkeitsbereich in die Bundesländer, wobei<br />

Nieder- und Oberösterreich sowie die Steiermark<br />

und Kärnten im Mittelpunkt des Interesses<br />

stehen.<br />

Für Roland Pichler, Geschäftsführer von DIE<br />

WOHNKOMPANIE, ist diese Expansion seines<br />

Unternehmens ein logischer nächster Schritt:<br />

„Unsere Philosophie, hochwertigen, urbanen<br />

und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen,<br />

lässt sich in und rund um andere Ballungszentren<br />

in Österreich entsprechend skalieren.“<br />

Besonders in den Ballungsräumen rund um<br />

Graz und Linz/Wels/Steyr wird durch den anhaltenden<br />

Zuzug hochqualitativer, nachhaltiger<br />

Wohnraum benötigt. Dies trifft natürlich auch<br />

auf die größeren Städte in Niederösterreich und<br />

Kärnten zu. Durch die Schaffung und Aufwertung<br />

neuer Wohngebiete in diesen Regionen<br />

kann auch die Lebensqualität gehoben werden.<br />

Genau dafür steht DIE WOHNKOMPANIE: Die<br />

langjährige Erfahrung in der Standortentwicklung,<br />

Planung und Umsetzung von nachhaltigen<br />

Wohnbauprojekten, die eine verantwortungsvolle<br />

und werthaltige Investition darstellen.<br />

„Die Parameter für den Erfolg eines Projekts<br />

sind bei uns vielfältig. Oberste Prämisse ist es,<br />

mehr als nur eine Wohnung zu schaffen, vielmehr<br />

sollen Lebensräume entwickelt werden.<br />

Unsere Bewohnerinnen und Bewohner sollen<br />

sich wohlfühlen und von einer bestens getätigten<br />

Investition überzeugt sein. Dies fängt<br />

bei der Auswahl geeigneter Grundstücke an.<br />

Aufgrund der langjährigen Expertise unseres<br />

Teams erkennen wir oftmals Potentiale, die<br />

manch anderer übersieht. Im Zusammenhang<br />

mit unserem höchst bonitätsstarken<br />

Background macht uns das zu einem hervorragenden<br />

Partner, wenn es um den Ankauf<br />

von Projektliegenschaften geht. Wir sind<br />

ein Partner mit Handschlagqualität“, erklärt<br />

Roland Pichler.<br />

Diese „Skills“, die sich unter anderem in der<br />

exakten Definition der Wohnprodukte, der<br />

Architektursprache, der Ausgestaltung von<br />

Freiräumen und der Eingliederung in die jeweiligen<br />

Mikrolagen wiederfinden, machen<br />

die Wohnbauprojekte von DIE WOHNKOM-<br />

PANIE außergewöhnlich. Gesucht werden<br />

auch Projektpartner mit Handschlagqualität,<br />

welche dieselben Werte wie DIE WOHN-<br />

KOMPANIE leben und die an einer gemeinsamen,<br />

erfolgreichen Projektumsetzung<br />

interessiert sind. <br />

Roland Pichler,<br />

Geschäftsführer<br />

Über DIE WOHNKOMPANIE<br />

DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt<br />

als inhabergeführter, unabhängiger<br />

Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume.<br />

Der Fokus liegt dabei in der<br />

Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger<br />

Wohnbauprojekte.<br />

Als Tochterunternehmen der Zech Group<br />

– eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen<br />

Deutschlands – steht DIE<br />

WOHNKOMPANIE für umfassende Kompetenz<br />

im Wohnungsbau, einzigartige<br />

Expertise und sichere Bonität.<br />

www.wohnkompanie.at<br />

www.zech-group.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

51


ImmoFokus.Rubrik<br />

Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Neuer<br />

Interessensvertreter<br />

SES auf europäischer Ebene. Christoph Andexlinger, COO der SES Spar European Shopping Centers, wurde<br />

als Mitglied des Aufsichtsrats im ECSP bestellt und vertritt damit für die kommenden drei Jahre die Interessen<br />

der österreichischen Einzelhandelsimmobilien-Branche auf europäischer Ebene.<br />

1 1990<br />

Christoph Andexlinger beginnt sein Studium<br />

der Handelswissenschaften an der WU Wien,<br />

das er 1997 abschließt.<br />

2 1995<br />

Seine berufliche Karriere startet Andexlinger<br />

bei Miele Österreich als Product Manager.<br />

3 1998<br />

Andexlinger tritt in die SPAR Österreich als<br />

Marketingleiter im Shopping-Center Europark<br />

Salzburg ein. Er wird vom damaligen SPAR-<br />

Vorstandsvorsitzenden Gerhard Drexel und<br />

Marcus Wild, seinerzeit SES-CEO und heute<br />

für die SES zuständiger SPAR-Vorstand, ins<br />

Unternehmen geholt.<br />

5 2007<br />

Bis 2020 ist er als Head of Center Management<br />

bei SES für Center- und Facility-Management,<br />

Marketing sowie den operativen Betrieb von<br />

aktuell 30 Shopping-Destinationen in sechs<br />

europäischen Ländern verantwortlich.<br />

6 2011<br />

Andexlinger wird stellvertretender Obmann<br />

des Austrian Council of Shopping Places (vormals<br />

ACSC), ab Mai 2022 übernimmt er die<br />

Funktion des Obmanns.<br />

7 2017<br />

Für zwei Jahre ist er zusätzlich als Jury Member<br />

der ICSC European Shopping Center Awards<br />

tätig.<br />

9 2021<br />

Andexlinger wird als Chief Operations Officer<br />

in die Geschäftsführung der SES berufen und<br />

ist für die Bereiche Center- und Facility-Management,<br />

PR, Real Estate Development inkl.<br />

Bau und Architektur zuständig. Zusätzlich<br />

wird er als einziger Österreicher in den Aufsichtsrat<br />

des europäischen Branchenverbands<br />

ECSP (European Council of Shopping Places)<br />

berufen.<br />

7<br />

8<br />

9<br />

6<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Foto: SES<br />

1<br />

4 2000<br />

Der gebürtige Tiroler übernimmt das Center-<br />

Management des 2007 als weltbestes Shopping-Center<br />

ausgezeichneten Flaggschiffs von<br />

SES Spar European Shopping Centers.<br />

8 2012<br />

Andexlinger wird stellvertretender Vorsitzender<br />

des Kuratoriums der Int. Stiftung Mozarteum<br />

Salzburg (ISM), seit 2018 ist er deren<br />

Vize-Präsident. Die ISM gilt als weltweit führende<br />

Institution in der Erforschung und Vermittlung<br />

des Lebens und Werks W.A. Mozarts.<br />

52 ImmoFokus


Problemlöser<br />

ImFokus<br />

Paul<br />

Huelsmann<br />

Gründer und CEO<br />

Finexity<br />

1. DAS PROBLEM<br />

Bei der Analyse von Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWIs), Privatpersonen<br />

mit einem frei verfügbaren Vermögen von über 30 Millionen US-Dollar, sticht eine<br />

signifikante Korrelation zwischen deren Überperformance im Vergleich zu durchschnittlichen<br />

Privatanlegern und der Portfoliostruktur ins Auge: UHNWIs investieren<br />

ca. 45–50 Prozent ihres Gesamtvermögens in alternative Kapitalanlagen.<br />

Exklusive Sachwerte und alternative Kapitalanlagen sind für Privatanleger jedoch<br />

mit diversen Einstiegshürden wie einer hohen Eigenkapitalquote, Informationsasymmetrien<br />

zwischen Käufern und Verkäufern und großem Verwaltungsaufwand<br />

verbunden. Hohe Kaufnebenkosten und bürokratischer Aufwand schränken die<br />

Flexibilität und insbesondere die Fungibilität für Investoren ein.<br />

Foto: Finexity<br />

2. DIE LÖSUNG<br />

Finexity ermöglicht heute bereits über 2.500 Privatanlegern<br />

die Abbildung einer renditestarken Portfoliostruktur,<br />

wie sie sonst nur UHNWIs zur Verfügung<br />

steht und damit kontinuierlichen Vermögenszuwachs –<br />

digital und flexibel. Hierbei reduziert FINEXITY die<br />

Einstiegshürden auf ein Minimum und kümmert sich<br />

um ein professionelles Management, inklusive Selektion,<br />

Kauf, Vermietung bzw. Lagerung der alternativen<br />

Kapitalanlagen wie Immobilien, Kunst, Fine Wine,<br />

Classic Cars, Diamanten oder Private Equity.<br />

Mithilfe der Blockchain-Technologie werden Intermediäre<br />

eliminiert – das spart bis zu 80 Prozent der Kosten<br />

einer herkömmlichen Wertpapieremission. Anleger<br />

profitieren zudem von maximaler Flexibilität, denn<br />

sie können ihre digitalen Anteile jederzeit über einen<br />

außerbörslichen Sekundärmarkt zum Verkauf anbieten.<br />

47,6<br />

DIE ZAHL<br />

Ende 2019 hatte Finexity ihr erstes Immobilienprojekt<br />

auf der Plattform platziert: JA!<br />

Jenfelder Au. Im April 2020 sind die ersten<br />

Mieter eingezogen. Ein Jahr später wurde<br />

der erste Mietverwaltungsüberschuss an<br />

die Anleger ausgeschüttet – dabei konnte<br />

die prognostizierte Ausschüttung um den<br />

Faktor 47,6 übertroffen werden.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

53


Positionen & Meinungen<br />

86<br />

ZIELORIENTIERT<br />

Karina Schunker<br />

ist mit 18<br />

Jahren bei EHL<br />

eingestiegen, mit<br />

25 zur Prokuristin<br />

und nun mit<br />

27 Jahren zur<br />

Geschäftsführerin<br />

avanciert. Im<br />

Interview erzählt<br />

sie über ihre<br />

Leidenschaft für<br />

Immobilien.<br />

56<br />

MEHR ALS VERNETZEN<br />

Die trovato Gründer Anita Körbler und Andreas Dorner<br />

stehen dem ImmoFokus in einem Exklusiv-Interview Rede<br />

und Antwort. Mit ihrer Plattform trovato drehen sie das Rad<br />

an der Digitalisierungsschraube ein wenig weiter.<br />

70<br />

VERHÄRTETE FRONTEN<br />

Die Räumungsklage gegen das Café Landtmann wird wohl<br />

erst vom Obersten Gerichtshof final entschieden. Novoreal-<br />

Vorstand Martina Schmidradner und ihre beiden Anwälte<br />

Irene Welser und Manfred Ton (Cerha Hempel) zeigen sich<br />

kämpferisch.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

54 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

INNOVATION HUB<br />

IHR NEUES BÜRO<br />

IM HERZEN<br />

VON FLORIDSDORF<br />

www.twentyone.immo<br />

INNOVATION HUB<br />

55 ImmoFokus<br />

TWENTYONE IM ÜBERBLICK<br />

INNENANSICHT


Positionen & Meinungen<br />

56 ImmoFokus


Mehr als<br />

vernetzen<br />

Effizienz. Anita Körbler und Andreas Dorner drehen mit ihrer Plattform trovato das Rad<br />

an der Digitalisierungsschraube ein wenig weiter.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

trovato – was steckt dahinter?<br />

Anita Körbler: Die besten Dinge lassen sich in<br />

drei Sätzen gut zusammenfassen. Mit trovato<br />

ist es uns gelungen, den Vermittlungsprozess<br />

von der Vermarktungsphase einer Immobilie<br />

bis hin zum unterschriebenen Mietvertrag<br />

digital abzubilden. Wir machen das mit<br />

Hilfe von modernster Infrastruktur und<br />

modernsten Technologien, sorgen dafür, dass<br />

der Kunde zeitunabhängig agieren kann, und<br />

sorgen dafür, dass jeder, der an diesem Prozess<br />

beteiligt ist, zu jeder Zeit alles transparent<br />

sehen kann, was gerade passiert.<br />

Der Fokus liegt auf Mietverträgen – keine<br />

Eigentumsverträge?<br />

Anita Körbler: Wir haben uns vorerst auf den<br />

Vermieterprozess fokussiert. Nicht zuletzt<br />

aufgrund des Bestellerprinzips, an dem – wie es<br />

derzeit aussieht – kein Weg vorbei führen wird.<br />

Wenn ich sage „wir“, dann sind das Andreas<br />

Dorner und ich. Wir haben uns bereits letztes<br />

Jahr sehr viele Gedanken gemacht, wie sich das<br />

Berufsbild des Maklers verändern wird.<br />

Wir beide sind mit einem Netzwerk interessanter<br />

Köpfe und toller Sparring-Partner<br />

gesegnet. Eine Idee ist rasch geboren – die<br />

Umsetzung ist Knochenarbeit. Für uns war<br />

das Projekt trovato von Beginn an Herzensangelegenheit.<br />

Es war bald klar: Dieses Projekt<br />

wollen wir gemeinsam umsetzen.<br />

Andreas Dorner: Ja und wer bin ich? Ich bin<br />

gebürtiger Steirer aus Bruck an der Mur. Viele<br />

Jahre habe ich in Graz verbracht, habe nicht<br />

unerfolgreich Medizin studiert – das war<br />

allerdings ab dem Klinikum nicht mehr mein<br />

Berufswunsch und so habe ich 2004 bei einem<br />

Bauträger zu arbeiten begonnen. 2007 erfolgte<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

57


Positionen & Meinungen<br />

der Wechsel nach Wien und das Studium der<br />

Immobilienwirtschaft an der TU Wien. Meine<br />

Diplomarbeit durfte ich als einziger bei Prof.<br />

Rant schreiben, worauf ich heute noch sehr<br />

stolz bin. Neben dem Studium habe ich sehr<br />

lange bei Spiegelfeld & Wohlgemuth Liegenschaftsbewertungen<br />

gearbeitet.<br />

Womit befasste sich Ihre Masterthesis?<br />

Andreas Dorner: Bewertung von Sonderimmobilien<br />

anhand des Beispiels Schloss, Palais<br />

und Burg. Ich habe ein eigenes Bewertungstool<br />

entwickelt. Sonderimmobilien sind einfach<br />

sehr schwer zu bewerten. Ich hatte immer<br />

das Ziel „Selbständigkeit“ vor Augen. Mit<br />

Beendigung meines Studiums habe ich mein<br />

Engagement bei Spiegelfeld & Wohlgemuth<br />

beendet, um mich voll der Selbstständigkeit<br />

zu widmen. Seither bin ich Bauträger und<br />

Immobilientreuhänder. Ich kaufe, saniere,<br />

entwickle und verkaufe Immobilien. Schreibe<br />

Gutachten und habe immer die Neugierde für<br />

Innovationen …<br />

Anita ist mit ihrem Projekt an mich herangetreten.<br />

Ehrlich gesagt: Zu Beginn konnte<br />

ich mir – sehr Oldschool-mäßig – nicht<br />

viel darunter vorstellen. Aber ich habe mir<br />

gedacht, wenn Anita, die zum Erfolg von<br />

IMMOUnited maßgeblich beigetragen hat,<br />

Dich darauf drauf anredet, dann schaust Du<br />

Dir das an. Nach den ersten Gesprächen habe<br />

ich mir gedacht: „Jetzt möchte ich auf meine<br />

alten Tage doch noch einmal etwas mit dem<br />

Internet zu tun haben.“ Mittlerweile bin ich<br />

Feuer und Flamme. Ich glaube, nein, ich bin<br />

felsenfest davon überzeugt, dass wir etwas<br />

entwickelt haben, mit dem wir dem Markt um<br />

Jahre voraus sind. Digitalisierung bedeutet<br />

mehr als das Vernetzen von Maklern.<br />

Das zeigt auch das große Interesse. Mit einigen<br />

Bauträgern und Investoren stehen wir knapp<br />

vor Vertragsabschluss.<br />

Konkret: Welchen Service bietet ihr den<br />

Bauträgern? Es gibt ja bereits einige Unternehmen,<br />

die digitale Dienstleistungen<br />

rund um Mietverträge anbieten. Wo liegt<br />

der USP?<br />

Anita Körbler: Ein wesentlicher Unterschied<br />

ist, dass wir alles hausintern programmieren.<br />

Wir arbeiten nicht mit irgendwelchen Agenturen,<br />

die von diesem Thema keine Ahnung<br />

haben. Nach zwölf Jahren in der Branche ein<br />

Traum. Auf die Idee folgt die Umsetzung.<br />

Du kommst von einem Meeting, setzt Dich mit<br />

Deinem Team zusammen, sei es persönlich<br />

oder über Zoom – „Geht das?“. Da gibt es<br />

keine Sachen mit „Oh, das wird aber zwei<br />

Wochen dauern“ – und in Wirklichkeit redest<br />

du drei Monate später darüber. Wir sind ein<br />

cooles Team. Wir sind – was unsere Expertise<br />

betrifft – breit aufgestellt und tatkräftig in der<br />

Umsetzung.<br />

Mietverträge stehen im Fokus? Was ist mit<br />

Wohnungseigentumsverträgen?<br />

Andreas Dorner: Es geht um Dienstleistungen<br />

rund um die Vermietung. Die Art, wie<br />

Wohnungen gesucht werden, hat sich in den<br />

vergangenen Jahren – und nicht erst seit der<br />

COVID-19-Pandemie – deutlich verändert. Es<br />

geht darum, individuelle Besichtigungen zu<br />

ermöglichen. Wie viele Makler bieten Termine<br />

an Wochenenden an? Die kann man an den<br />

Fingern einer Hand abzählen.<br />

58 ImmoFokus


„Wie viele Makler bieten<br />

Termine an Wochenenden<br />

an? Die kann man an<br />

den Fingern einer Hand<br />

abzählen.“<br />

Andreas Dorner,<br />

trovato<br />

Konkret. Wie ist der Prozess aufgesetzt?<br />

Anita Körbler: Interessenten finden ein interessantes<br />

Projekt – ein Klick und schon kann<br />

ein Besichtigungstermin gebucht werden.<br />

Ganz egal, ob das am Montag in der Früh um 7<br />

Uhr oder am Samstag um 23 Uhr ist.<br />

Die Terminvergabe erfolgt unabhängig vom<br />

Makler. Am Samstag das Inserat sehen, registrieren,<br />

Termin buchen. Am Sonntag ansehen<br />

– perfekt. Und nicht warten müssen, bis am<br />

Montag der Makler seine Mails gelesen hat.<br />

Alles läuft im Hintergrund automatisch ab.<br />

Mit der Terminbestätigung kommt ein AirKey-<br />

Code. Vor Ort kann man dann mit einem<br />

Smartphone und dem AirKey-Code die Türen<br />

Zwischen den Zahlen lesen.<br />

www.tpa-group.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

59


Positionen & Meinungen<br />

60 ImmoFokus


öffnen. So können bei einem Neubauprojekt<br />

mehrere Wohnungen besichtigt werden.<br />

Während der Besichtigung kann der Interessent<br />

unabhängig mit trovato Kontakt aufnehmen,<br />

um Detailfragen abzuklären.<br />

KSV oder CRIF?<br />

Anita Körbler: Wir haben uns KSV 1870 und<br />

CRIF angesehen. Es gibt allerdings andere<br />

innovativere Lösungen. Wir arbeiten<br />

aktuell daran, eines dieser neuen Systeme<br />

zu integrieren.<br />

Wer steht technologisch hinter der AirKey-<br />

Lösung?<br />

Andreas Dornauer: EVVA. Aus unserer Sicht<br />

technologisch auf diesem Gebiet die absolute<br />

Nummer 1. Wir haben die Lösungen aller in<br />

Frage kommenden Anbieter evaluiert und die<br />

Angebote sehr genau miteinander verglichen.<br />

Wie geht es nach der Besichtigung weiter?<br />

Anita Körbler: Unmittelbar nach der Besichtigung<br />

erhält der Interessent eine Benachrichtigung,<br />

in wie vielen Stunden er das Mietangebot<br />

online ausfüllen kann.<br />

Wie erfolgt die Identitätsprüfung?<br />

Anita Körbler: Über hochzuladende Dokumente<br />

und einen 3D Gesichtsscan.<br />

Andreas Dorner: Anschließend erfolgt die<br />

Bonitätsprüfung.<br />

Worin liegt die Innovation?<br />

Andreas Dorner: Es muss easy, es muss sexy<br />

sein. Es muss rasch gehen. Gleichzeitig<br />

handelt es sich um sensible Daten. Dem ist<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Es ist ein wenig wie Post- gegenüber Amazon-<br />

Zustellung. Alte Strukturen, die erst aus den<br />

Köpfen raus müssen – im Gegensatz zu neuen<br />

Köpfen, die diese alten Strukturen gar nicht<br />

mehr drin haben. Da geht um Newschool<br />

gegen Oldschool.<br />

Wie wird der Mietvertrag unterschrieben?<br />

Mit digitaler Signatur?<br />

Anita Körbler: Unterschrieben wird mit einem<br />

von uns zugekauften SaaS-Tool von eversign.<br />

Wie bereits besprochen wird die Identität<br />

durch das Hochladen von Dokumenten und<br />

Gesichtsscan geprüft. Diese Daten verbleiben<br />

– und das ist juristisch geprüft – sechs Monate<br />

www.trovato.immo<br />

Rechnet sich.<br />

www.tpa-group.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

61


Positionen & Meinungen<br />

WORDRAP MIT ANITA KÖRBLER<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko?<br />

Wer nicht<br />

wagt, ...<br />

Welches Buch liegt<br />

auf Ihrem Nachttisch?<br />

Mein Kindle –<br />

somit je nach<br />

Thema flexibel<br />

Womit haben Sie Ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Als Ferialpraktikantin<br />

in einem Elektrotechnikunternehmen<br />

Meinen Kaffee<br />

trinke ich am<br />

liebsten…<br />

Schwarz,<br />

kurz, oft<br />

In den nächsten<br />

zehn Jahren möchte<br />

ich unbedingt…<br />

Etwas bewegen<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

Steve Jobs<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Beides absolut<br />

gerne<br />

Wenn Sie das Radio im Auto<br />

aufdrehen, was läuft?<br />

Wann immer ich in<br />

Richtung Heimat fahre:<br />

Antenne Steiermark<br />

Ihr<br />

Lieblingshobby?<br />

Reisen<br />

Wenn Sie zehn Millionen<br />

Euro im Lotto gewinnen würden,<br />

was machen Sie damit?<br />

In Immobilien<br />

investieren<br />

62 ImmoFokus


& ANDREAS DORNER<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Beides!<br />

In den nächsten<br />

zehn Jahren möchte<br />

ich unbedingt…<br />

Meine Kids<br />

aufwachsen<br />

sehen!!!<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

Falco<br />

Meinen Kaffee trinke<br />

ich am liebsten…<br />

Ich trinke schwarzen<br />

Tee mit Milch<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko?<br />

Kommt auf die<br />

Situation an!<br />

Welches Buch<br />

liegt auf Ihrem<br />

Nachttisch?<br />

Classic Cars<br />

Womit haben Sie Ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Mit 16 Jahren,<br />

Ferialjob in der<br />

Voest Alpine<br />

Kindberg<br />

Wenn Sie das<br />

Radio im Auto<br />

aufdrehen,<br />

was läuft?<br />

Radio Wien<br />

Ihr Lieblingshobby?<br />

Drive is for the<br />

show and put is<br />

for the money! I’m<br />

loving it!<br />

Wenn Sie zehn Millionen<br />

Euro im Lotto gewinnen würden, was<br />

machen Sie damit?<br />

Muss ich erst einmal auf<br />

meinem Konto sehen!<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

63


Positionen & Meinungen<br />

„Wir haben alle möglichen Varianten<br />

durchgespielt und berücksichtigt. Das ist<br />

keine Lösung von der Stange.“<br />

Anita Körbler,<br />

trovato<br />

lang im System. Sollte es mit dem Mietvertrag<br />

beim ersten Mal nicht klappen, stehen diese<br />

dann im System bereit – und der Prozess kann<br />

beim nächsten Anlauf darauf zugreifen.<br />

Unterschrieben wird mit dem Finger, wie wir<br />

das bei vielen FinTechs gewohnt sind. Das ist<br />

rechtlich sicher, da ja bereits eine eindeutige<br />

Identifizierung über einen Identity Prozess,<br />

den wir für unsere Lösung zugekauft haben,<br />

stattgefunden hat.<br />

Wie erwähnt setzen wir auf selbstprogrammierte<br />

Lösungen, nur dort, wo wir die<br />

Expertise nicht oder in nicht ausreichendem<br />

Maße haben, kaufen wir diese zu. Dann aber<br />

bei den Besten der Besten.<br />

Wie geht es nach dem Unterschreiben des<br />

Mietangebots weiter?<br />

Andreas Dorner: Der Interessent hat<br />

jederzeit Überblick über den Status quo. Er<br />

sieht, sein Angebot ist angekommen, ist an<br />

den Bauträger verschickt worden. Sobald die<br />

Entscheidung gefallen ist, wird der Wohnungsinteressent<br />

mittels E-Mail<br />

unverzüglich informiert.<br />

Wird sein Angebot angenommen, kann der Interessent<br />

den nun ausgearbeiteten Mietvertrag<br />

– online – unterschreiben. Dieser geht dann<br />

an die Hausverwaltung. Müssen nur noch<br />

Kaution und Vermittlungsgebühr überwiesen<br />

werden und dem Einzug steht nichts mehr im<br />

Wege. Die Vermittlungsgebühr, die nur eine<br />

Monatsmiete beträgt, kann auch in 36 Raten<br />

bezahlt werden.<br />

Wer erstellt den Mietvertrag?<br />

Andreas Dorner: Der Mietvertrag kommt<br />

vom Bauträger. Es geht darum, dass der<br />

Bauträger sagt: „Passt, gebe ich frei. Geht<br />

in Ordnung.“<br />

Klingt sehr einfach. In der Realität aber<br />

kommen oft Zweitmieter, Bürgen, Ausfallsbürgen<br />

ins Spiel.<br />

Anita Körbler: Wir haben an alles gedacht. Wir<br />

haben alle möglichen Varianten durchgespielt<br />

und berücksichtigt. Das ist keine Lösung von<br />

der Stange. Der zweite Mieter, die Bürgen<br />

können unabhängig voneinander online<br />

unterschreiben. Das heißt: A muss nicht<br />

warten, bis B unterschrieben hat. Ohne großen<br />

E-Mail-Verkehr.<br />

Interaktiv, easy as possible, lösungsorientiert.<br />

Unsere Lösung bringt den Mietinteressenten<br />

Zeitersparnis, verringert den Aufwand und<br />

nimmt Komplexität aus dem Prozess.<br />

Der Vermittler verzichtet aber auf die<br />

Möglichkeit, bei der Wohnungsbesichtigung<br />

Feedback einzuholen und so bei<br />

Nichtgefallen eine Alternative anbieten zu<br />

können?<br />

Anita Körbler: Der Vermittler erkennt online<br />

durch das Nutzen des AirKey-Code, dass der<br />

Interessent in der Wohnung ist und kann<br />

unmittelbar nach der Besichtigung mit dem<br />

Interessenten Kontakt aufnehmen. Über einen<br />

kleinen Fragebogen erhalten die Bauträger<br />

Feedback – und können zum Beispiel bei der<br />

Preisgestaltung reagieren. „Der Preis wird<br />

als zu hoch wahrgenommen, also sollten wir<br />

64 ImmoFokus


Anita Körbler, MA<br />

Ein steirisches Energiebündel mit Herzblut & Gestaltungsfreude.<br />

Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin, Managerin mit Herz und Hirn und liebt es,<br />

Unternehmen auf- und auszubauen, zukunftsorientierte Impulse einzubringen und gemeinsam<br />

mit Netzwerkpartnern kreative Lösungsansätze zu entwickeln. Körbler kann auf langjährige<br />

Erfahrung in Immobilienunternehmen sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich (PPP)<br />

zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />

und Public Communications, zeichnete jahrelang für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />

Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich der Beratung und Immobilienvermarktung<br />

sowie der Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der Immobilienbranche.<br />

Immobilien-Know-Wow!<br />

www.tpa-group.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

65


Positionen & Meinungen<br />

Andreas Dorner, MSc. (vormals Moussa)<br />

überlegen, diesen ein wenig zu adaptieren“<br />

– um alles innerhalb kürzester Zeit auszuvermieten.<br />

Gleichzeitig kann dem Interessenten eine größere<br />

Wohnung zur Besichtigung angeboten<br />

werden. Mittels AirKey ist die Besichtigung<br />

unmittelbar möglich.<br />

Ganz ehrlich: Unser Ziel ist es, das Angebot<br />

so klar zu gestalten, dass keine Fragen offen<br />

sind. Das ist in der Miete, wenn du es gescheit<br />

angehst, machbar. Ich sage, nicht easy, aber es<br />

ist machbar.<br />

Wir sind mit einigen größeren Bauträgern und<br />

Maklern im Gespräch. Aus dieser Zusammenarbeit<br />

wird sich sicher weiteres Ausbaupotential<br />

ergeben, da bin mir sicher.<br />

Ein weiterer Vorteil für die Makler: No-Shows<br />

und Immobilien-Touristen können auf ein<br />

Minimum reduziert werden. Das System<br />

verschickt automatisch Erinnerungsmails<br />

an den Termin. Wird der AirKey-Code nicht<br />

aktiviert, erhält der Interessent ein Mail, ob<br />

er gut hingefunden hat, ob er Hilfestellung<br />

braucht. Er soll sich unaufdringlich perfekt<br />

betreut wissen.<br />

Mehr Unterstützung braucht die Generation<br />

Z nicht.<br />

Ein immer schon in Immobilien verliebter Mensch, der mit 26 Jahren verstanden<br />

hat, was seine Berufung ist.<br />

Der Matura am Gymnasium Kapfenberg folgte von 1995 bis 2003 ein Medizinstudium<br />

an der Med Uni Graz. Nach dem Klinikum war die Karriere als<br />

Arzt keine Herzensangelegenheit mehr. Was jedoch immer mehr erwachte,<br />

war die Affinität zu Immobilien. Ab 2003 selbstständig in der Immobilienbranche,<br />

2007 bis 2011 berufsbegleitendes Studium an der TU Wien (Immobilienwirtschaft)<br />

mit Abschluss als MSc., während der Studienzeit bei einem<br />

renommierten Wiener Sachverständigenbüro als Gutachter gearbeitet,<br />

Entwicklung eigener Immobilienprojekte.<br />

Welche Rolle spielen Augmented Reality<br />

und Künstliche Intelligenz?<br />

Andreas Dorner: Wenn es sich um ein großes<br />

Projekt mit ein paar hundert Wohnungen im<br />

Rohbau handelt spielt sicher Augmented<br />

Reality eine Rolle: Ein Showroom mit Augmented<br />

Reality ist eine perfekte Kombination.<br />

Ein Containerraum, der richtig fetzig sein<br />

wird. Wenn zum Beispiel das Asset fertig ist,<br />

wird es fünf, sechs gestagede Apartments<br />

geben.<br />

Dreht sich bei der Lösung alles um den<br />

Erstbezug?<br />

Andreas Dorner: Nein. Unsere zweite große<br />

Zielgruppe sind Hausverwaltungen. Allein,<br />

wenn ich an die vielen Subverwaltungen in der<br />

Hausverwaltung bei den Vorsorgewohnungs-<br />

66 ImmoFokus


„No-Shows und<br />

Immobilien-Touristen<br />

können auf ein Minimum<br />

reduziert werden.“<br />

Anita Körbler,<br />

trovato<br />

projekten denke. Hier gibt es viel Potential –<br />

und viele Makler sind in diesem Segment nur<br />

halbherzig dabei.<br />

Weil sie weniger Provision dafür<br />

bekommen?<br />

Andreas Dorner: Genauso schaut es aus.<br />

Es gibt Bauträger, die nicht nur eine eigene<br />

Hausverwaltung, sondern eigene Makler<br />

haben. Warum sollte ein Bauträger euch<br />

das Mandat geben und nicht seinen Makler<br />

beschäftigen?<br />

Andreas Dorner: An der Miete verdient man<br />

nichts. Die meisten Bauträger vergeben die<br />

Miete in Subaufträgen. Nicht einmal die ganz<br />

großen Bauträger machen das selbst. Sie wissen<br />

genau: Bei diesen Preisen ist das rasche Befüllen<br />

ein Gebot der Stunde, damit sich das auszahlt.<br />

Das heißt, wir sorgen im Endeffekt dafür, dass<br />

sich genau diese Vertriebsleute vom Bauträger<br />

auf ihre Kernbereiche spezialisieren können,<br />

die sie gerne machen.<br />

Vermietung ist ein Knochenjob. Vor kurzem<br />

hatte ich eine 58 Quadratmeter große perfekt<br />

sanierte Mietwohnung, 550 Euro unbefristeter<br />

Vertrag – da wusste ich, sobald das online<br />

geht, wird es scheppern. Das tat es auch.<br />

Nicht einmal innerhalb einer Stunde hatte 37<br />

Anrufe und elf Anfragen. Aus diesen dann den<br />

richtigen Mieter zu filtern, ist Arbeit, wirklich<br />

viel Arbeit. Lohnzettel, Passkopien anfordern.<br />

Das war ein enorm hoher Aufwand – gute 15<br />

Stunden reine Arbeitszeit. Rechne den Stundenlohn<br />

aus. Oder lieber doch nicht. Da habe<br />

ich gewusst: „Anita, wir sind genau richtig!<br />

Wir sind genau richtig!“<br />

Ist die Konzentration auf den<br />

Mietmarkt dem Umstand geschuldet,<br />

dass der Eigentumsmarkt ein wenig ins<br />

Stocken geraten ist? Das Pendel<br />

schwingt im Moment Richtung<br />

Mietmakler.<br />

Andreas Dorner: Hundertprozentig.<br />

Zwei Drittel der fertiggestellten Wohnprojekte<br />

gingen an institutionelle Wohnbauträger.<br />

Viele Developer scheuen die<br />

Direktvermarktung. Verkaufen das Projekt<br />

lieber in einem Stück mit einem Discount –<br />

und haben das Verwertungsrisiko<br />

vom Tisch.<br />

Ist eine White-Label-Lösung angedacht?<br />

Anita Körbler: Hundertprozentig ja. Wir sind<br />

für Gespräche offen. Unsere Lösung ist voll<br />

skalierbar.<br />

Umfassendes steuerliches Spezialwissen<br />

für die Immobilien branche auf 0,021m 2 .<br />

Jetzt kostenlos die Broschüre bestellen und profitieren:<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

67


Zum Autor<br />

Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />

Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />

30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />

Marktanalysen und Projekten.<br />

Mit zivilem Ungehorsam zum Erfolg?<br />

Kommentar: Andreas Kreutzer<br />

Wenngleich die Bauwirtschaft als Ganzes im vergangenen Jahr von<br />

den gesetzlich normierten Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-<br />

CoV-2-Pandemie vergleichsweise wenig beeinträchtigt wurde, kam es<br />

im vorgelagerten Produktionssektor, wie etwa in der Baustoffindustrie,<br />

der Bauchemie sowie am Markt für Bauelemente oder für Produkte der<br />

Gebäudetechnik, mancherorts zu derartigen Verwerfungen, dass mitunter<br />

die Wettbewerbslandschaft neu vermessen werden musste. Denn<br />

einige Anbieter stellten die Rahmenbedingungen offenbar vor besondere<br />

Herausforderungen. Neben spezifischen Produktionshemmnissen<br />

zählten dazu etwa die Umsetzung der Abstands- und Hygieneregeln an<br />

den Betriebsstandorten oder die Nutzung von Home-Office, nach Empfehlung<br />

der Bundesregierung „wo immer es möglich war“.<br />

Abwägung von Notwendigkeiten<br />

Wenngleich sich die Konstellationen bei den einzelnen Anbietern<br />

klarerweise unterschieden, zeigte sich doch ein grundsätzlich gültiger<br />

Trend. Jene, zumeist großen Hersteller, die den Empfehlungen der<br />

Bundesregierung zur Eindämmung des SARS-CoV-2-Virus (Home-<br />

Office, Abstandsregeln usw.) oftmals uneingeschränkt folgten,<br />

verloren beinahe durchgängig an Marktanteil. Viele Klein- und<br />

Mittelbetriebe wogen indessen betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten<br />

deutlich stärker ab und fuhren damit im Großen und<br />

Ganzen einfach besser. In Summe haben sie im Jahr 2020 signifikant<br />

an Marktbedeutung gewonnen.<br />

Falsches Verständnis von Home-Office<br />

Vor allem die breite Nutzung von Home-Office konnte zu einem<br />

substanziellen Rückgang der Arbeitsproduktivität führen.<br />

Aber das wusste man eigentlich schon zu Beginn der Pandemie.<br />

Bereits im Jahr 2017 führte das Beraternetzwerk KREUTZER FI-<br />

SCHER & PARTNER im Auftrag eines deutschen Chemiekonzerns<br />

eine umfangreiche Evaluierung der Arbeitsproduktivität im Home-<br />

Office durch. Das Ergebnis war – für die damalige Einschätzung – wenig<br />

überraschend: Im Home-Office sank die Arbeitsleistung signifikant. Im<br />

Durchschnitt lag die Fehlleistung bei knapp 30 Prozent. Davon ausgenommen<br />

waren im Wesentlichen lediglich Arbeitnehmer, die sich von<br />

Berufs wegen wenig im Büro aufhielten, etwa Key Account Manager<br />

oder Arbeitnehmer, die im Büro weitgehend eigenständig und unabhängig<br />

arbeiten. Je stärker die Tätigkeit indessen mit der Büroorganisation<br />

verwoben war und je mehr Koordinationsfunktionen einer Position<br />

zugewiesen waren, desto größer fielen die Produktivitätsverluste aus.<br />

War der Dienstnehmer zu Hause auch mit privaten Betreuungspflichten<br />

konfrontiert, sank die Arbeitsleistung auf bis zu 40 Prozent der Produktivität<br />

am Büroarbeitsplatz. Insofern nahm man offenbar die Verluste<br />

von Anfang an in Kauf und lebte mit den Bildern von sich langweilenden<br />

oder im Freizeitmodus laufenden Mitarbeitern, die das Privatfernsehen<br />

von zu Hause stationierten Mitarbeitern lieferte. Dass im Home-Office<br />

eigentlich gearbeitet werden sollte, ging – zumindest zu Beginn der Pandemie<br />

– bei vielen offenbar irgendwie unter.<br />

Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock<br />

68 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Eugen Otto ist Eigentümer der Otto Immobilien in Wien.<br />

Das Unternehmen ist seit 65 Jahren am Markt und zählt zu<br />

den größten, privat geführten und unabhängigen Immobilienberatern<br />

Österreichs.<br />

Erkenntnisse aus der Krise<br />

Kommentar: Eugen Otto<br />

Die Corona-Krise lastet seit fast eineinhalb Jahren bleiern wie ein<br />

schwerer Rucksack auf unseren Schultern. Was können wir davon künftig<br />

als Ballast auf unserer weiteren Reise abwerfen und was nehmen wir<br />

als nützliche Erkenntnis, sozusagen als Proviant, mit? Wir haben gelernt,<br />

wie fragil unser Wirtschaftssystem ist, dass eine Mikrobe von 0,02 Mikrometern<br />

wichtige Branchen wie Gastronomie, Tourismus oder Retail<br />

buchstäblich in den Grundfesten erschüttern, Unternehmen über Nacht<br />

in existenzielle Krisen stürzen kann. Was wir als Positivum mitnehmen,<br />

ist der unübersehbare Innovationsschub und die rasante Digitalisierung<br />

unserer Branche, die in vielen Bereichen freilich überfällig war. Wir<br />

alle haben in dieser Zeit der vielen Lockdowns bewiesen, dass Remote<br />

Working oder Home-Office tatsächlich funktionieren kann – auch wenn<br />

ein längeres Arbeiten von Zuhause wohl nicht die ultima ratio ist. Via<br />

Bildschirm-Konferenz ist ein kritischer Diskurs oder ein kreatives Brainstorming<br />

nur bedingt möglich. Von der fehlenden persönlichen Begegnung<br />

mit Kunden und der<br />

Motivation der Mitarbeiter<br />

ganz abgesehen. Wer echte<br />

Begeisterung und Motivation<br />

für bestimmte Themen<br />

schaffen will, muss gerade<br />

jetzt den persönlichen Austausch<br />

fördern – auch dies<br />

ist virtuell kaum möglich.<br />

Neues Potential<br />

entdeckt<br />

Viele von uns haben aus<br />

eigener Erfahrung in diesen<br />

letzten Monaten entdeckt,<br />

welche Fähigkeit zur Eigeninitiative<br />

und Resilienz in<br />

uns und in unseren Mitarbeitern<br />

steckt. Persönliches Engagement, Fachkompetenz, Spontaneität<br />

und Kreativität haben es etwa in meinem Unternehmen möglich gemacht,<br />

auch in dieser schwierigen Zeit zu sehr guten wirtschaftlichen Ergebnissen<br />

zu kommen. So dramatisch Krisen auch sein mögen, auf lange<br />

Sicht haben sie oft auch etwas Gutes. Sie reißen uns aus unserem Alltag,<br />

wecken Kraftreserven und geben neue Denkanstöße. Sie helfen uns zu<br />

erkennen, dass unsere eigenen Grenzen noch lange nicht erreicht sind,<br />

fördern so unsere persönliche Entwicklung und sind sozusagen „Motor“<br />

für Verbesserungen, Fortschritt und positive Veränderungen. Und sie<br />

veranlassen uns auch dazu, unsere – vielfach materiell geprägte – Wertewelt<br />

neu zu überdenken. Vieles, das uns früher als scheinbar wichtig<br />

erschien, trat in den Hintergrund, während wir Anderes wieder neu<br />

schätzen lernten oder in neuem Licht sehen. Familie, Eltern, Freunde,<br />

aber auch die Situation jener Menschen, denen es nicht so gut geht. Auch<br />

das sollten wir als Lehre mitnehmen: Gegenüber den Benachteiligten<br />

dieser Krise kein „social distancing“<br />

zu zeigen, sondern<br />

sie zu unterstützen.<br />

Zusammenhalt zählt<br />

Eine intakte Gesellschaft<br />

funktioniert nicht mit „Immunität“<br />

gegenüber Schwächeren,<br />

Ellenbogenmentalität<br />

oder Selbstoptimierung,<br />

sondern muss in schwierigen<br />

Zeiten Solidarität, Empathie<br />

und Hilfsbereitschaft<br />

zeigen. Dies sollten wir – um<br />

beim eingangs gewählten<br />

Bild zu bleiben – für unsere<br />

weitere Reise im Gepäck bereithalten.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

69


Positionen & Meinungen<br />

Was ist der<br />

bedungene<br />

Gebrauch?<br />

Verhärtete Fronten? Die Räumungsklage gegen das Café Landtmann<br />

wird wohl erst vom Obersten Gerichtshof final entschieden. „Es geht<br />

nicht darum, Herrn Querfeld mit juristischen Tricks loszuwerden, sondern<br />

zu einem Ergebnis zu kommen, das einem Drittvergleich standhält“,<br />

betonen Novoreal-Vorstand Martina Schmidradner und ihre beiden<br />

Anwälte Irene Welser und Manfred Ton (Cerha Hempel). Man ist aber<br />

entschlossen, das Verfahren, wenn notwendig, bis zum Höchstgericht<br />

durchzufechten.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Steht ein Vergleich im Raum? Liegt ein<br />

Angebot am Tisch?<br />

Irene Welser: Wir haben diesen Rechtsstreit<br />

nicht gesucht. Er ist das Ergebnis einer<br />

monatelangen Entwicklung. Wir haben<br />

Verständnis für unsere Mieter. Wir haben<br />

mit vielen Geschäftsmietern eine Einigung<br />

erzielen können, in unseren Augen faire und<br />

ausgewogene Lösungen. Die Mieter haben<br />

diese Lösungen auch angenommen. Wir sind<br />

nach wie vor vergleichsbereit. Wenn einmal<br />

ein Gegenangebot käme, könnten wir darüber<br />

sprechen.<br />

Berndt Querfeld hat uns im Verhandlungssaal<br />

gesagt, man habe ja seine Handynummer.<br />

Am Tag davor hat er uns allerdings ausrichten<br />

lassen, es wäre keine Gesprächsbasis mehr<br />

gegeben. Wir glauben nicht, dass die Causa so<br />

einseitig zu sehen ist. Wir rechnen uns für das<br />

gerichtliche Vorgehen sehr gute Chancen aus.<br />

Was macht Sie so sicher?<br />

Irene Welser: Zum einen stellt sich die Frage<br />

nach der Anwendbarkeit des § 1104 ABGB.<br />

Ist das Objekt tatsächlich unbrauchbar? Oder<br />

ist es nicht so, dass bloß der Betrieb, konkret<br />

der Betrieb, den das Café Landtmann betreibt,<br />

gewissen Einschränkungen unterliegt? Es ist<br />

klar, dass § 1104 ABGB eine neutrale Sphäre<br />

regelt und daher das Risiko nicht einseitig<br />

zuteilt.<br />

Gemäß § 1096 Abs 1 ABGB ist der Bestandgeber<br />

verpflichtet, den Bestandgegenstand<br />

in brauchbarem Zustand zu übergeben und<br />

zu erhalten, wenn allgemein vorhersehbare<br />

Ereignisse eine Unbrauchbarkeit bewirken. Ist<br />

hingegen der Mieter verhindert, das Bestandobjekt<br />

zu nutzen oder zu gebrauchen, obwohl<br />

es benutzbar ist, so fällt nach § 1107 ABGB<br />

ihm das Zinsrisiko zu. Er hat den Zins zu<br />

bezahlen. Außerordentliche Zufälle kommen<br />

aber aus der neutralen Sphäre und<br />

treffen gemäß § 1104 ABGB beide Teile<br />

gleichermaßen.<br />

Manfred Ton: COVID-19 ist eine Pandemie,<br />

deren Auftreten nicht mit einem konkreten<br />

Bestandobjekt zusammenhängt, sondern weltweit<br />

alle trifft. COVID-19 ist daher auch kein<br />

spezifisches Vermieterrisiko. Ein gänzlicher<br />

Zinsentfall für die Lockdown-Phasen scheidet<br />

zudem aus, wenn das Bestandobjekt zumindest<br />

teilweise genutzt wurde, etwa für Take-<br />

Away oder Lieferservices oder im Rahmen<br />

eines Click & Collect-Konzepts.<br />

Irene Welser: Zum konkreten Fall: Für BEIDE<br />

Vertragspartner war beim Abschluss des Mietvertrages<br />

unvorhersehbar, dass es zu derart<br />

langfristigen behördlichen Einschränkungen<br />

kommt wie sie die Lockdown-Vorschriften<br />

vorsehen.<br />

70 ImmoFokus


Manfred Ton: Das Bestandobjekt ist gänzlich<br />

intakt, es muss also nicht wiederhergestellt<br />

werden. Die Wertung des § 1104 ABGB ist daher<br />

nicht erfüllt: § 1104 ABGB besagt nämlich, dass<br />

der Mieter zwar, sofern das Objekt komplett<br />

unbrauchbar ist, von der Zahlung des Mietzinses<br />

befreit ist, im Gegenzug aber der Vermieter<br />

das Objekt nicht wiederherstellen muss.<br />

Irene Welser: Kann der § 1104 ABGB daher<br />

überhaupt greifen? Aus unserer Sicht nicht. Die<br />

Risikotragung durch eine einzige Partei kann<br />

COVID-19 nicht gerecht werden, weil es sich<br />

in keiner der beiden Sphären ereignet hat und<br />

gerade zu keiner Substanzbeeinträchtigung<br />

führt. Die Pandemie trifft die ganze Welt<br />

gleichermaßen. § 1104 ABGB berücksichtigt<br />

den Fall, dass das Bestandobjekt nicht untergegangen<br />

ist, nicht. Die richtige Abhilfe für solche<br />

Fälle bietet die Lehre von der Änderung der<br />

Geschäftsgrundlage, nicht aber § 1104 ABGB.<br />

„Wir haben diesen Rechtsstreit<br />

nicht gesucht. Es ist das<br />

Ergebnis einer monatelangen<br />

Entwicklung.“<br />

Irene Welser,<br />

Cerha Hempel<br />

Es handelt sich somit um eine<br />

Gesetzeslücke?<br />

Irene Welser: Es liegt insofern eine Lücke vor,<br />

als § 1104 ABGB des Falles nicht gedenkt, dass<br />

das Objekt unversehrt ist und der Entfall der<br />

Wiederherstellungspflicht des Vermieters<br />

keinen adäquaten Ausgleich für den Mietzinsentfall<br />

bietet. Man muss sich insbesondere<br />

fragen, was war denn eigentlich die Geschäftsgrundlage<br />

dieses ganzen Mietverhältnisses?<br />

Die Geschäftsgrundlage war einerseits, dass<br />

ein Caféhaus betrieben werden kann, und<br />

andererseits, dass dafür Zins gezahlt wird.<br />

Nicht aber, dass dieses Äquivalenzverhältnis<br />

durch einen behördlichen Eingriff betreffend<br />

die Nutzung eines intakten Bestandobjekts<br />

aufgehoben wird. Daher glauben wir, es ist<br />

ein Risiko beider Vertragsparteien. Wir sagen<br />

auch nicht, dass es ein einseitiges Risiko ist.<br />

Diesem Umstand tragen wir dadurch Rechnung,<br />

dass wir für die Zeiten des Lockdowns,<br />

des wirklichen, harten Lockdowns ohne<br />

staatliche Hilfen, nur 25 Prozent des Mietzinses<br />

einklagen.<br />

Manfred Ton: Im Rechtsstreit geht es aber<br />

nicht nur um die Phase des „harten Lock-<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

71


Positionen & Meinungen<br />

„Ist ein Wirtshaus<br />

unbrauchbar, wenn die<br />

Soldaten an der Front sind,<br />

und daher nicht auf ein<br />

Bier gehen? “<br />

Irene Welser,<br />

Cerha Hempel<br />

downs“. Er betrifft auch die Phase der ersten<br />

Öffnung. Hier wird von der Gegenseite argumentiert,<br />

„Es waren aber weniger Touristen<br />

da. Es waren weniger Kunden. Es mussten<br />

Abstandsregeln eingehalten werden.“ Diese<br />

Abstandsregeln mögen zwar für die Gastronomie<br />

speziell anlassfallbezogen festgeschrieben<br />

worden sein, sie waren aber in Form des<br />

vielzitierten „Babyelefanten“ österreichweit in<br />

Geltung. Daher ist unsere Ansicht, dass hier<br />

kein Eingriff erfolgt ist, sondern der Betrieb<br />

möglich war. Es war auch gut besetzt, wie wir<br />

wissen. Die nächste Frage ist, ob die vorgeschriebenen<br />

Abstände tatsächlich zu einer<br />

Sitzplatzminderung geführt haben.<br />

Das Beweisverfahren wird ergeben, dass dies<br />

nicht der Fall war. Wir können dafür Fotos<br />

vorlegen.<br />

Irene Welser<br />

Seit 1992 Rechtsanwältin und Partnerin<br />

der Wirtschaftskanzlei Cerha Hempel. Sie<br />

leitet das Department „Streitige Angelegenheiten“<br />

und ist seit 2003 Honorarprofessorin<br />

für Privatrecht an der Universität<br />

Wien. Dr. Irene Welser vertritt die Vermieterin<br />

im „Landtmann-Streit“ und hat<br />

zu mietvertraglichen Fragen rund um CO-<br />

VID-19 auch in mehreren Medien publiziert.<br />

Irene Welser: Zu dieser Phase sagt jetzt der<br />

Betreiber, dass er nur 55 bis 60 Prozent zahlt,<br />

weil das Caféhaus nicht voll war. Aber das Caféhaus<br />

war geöffnet. Weniger Touristen sind<br />

kein Zinsminderungsgrund. Ich habe schon<br />

einmal gesagt, Hallstadt ist auch nicht deshalb<br />

unbrauchbar, weil weniger Asiaten kommen.<br />

Detto kann man auch nicht sagen, die Wiener<br />

Innenstadt ist als Ganzes, jedes Objekt in<br />

der Wiener Innenstadt ist unbrauchbar, weil<br />

weniger Kundschaft kommt.<br />

Aber ich frage Sie, ist ein Wirtshaus wirklich<br />

unbrauchbar, wenn die Soldaten an der Front<br />

sind, und daher nicht auf ein Bier gehen?<br />

Das glauben wir eben nicht. Wir glauben<br />

auch nicht, dass ein Lebensmittelgeschäft<br />

unbrauchbar ist, weil die Leute während der<br />

Bombenangriffe im Luftschutzkeller sind. Das<br />

sind sehr drastische Beispiele, aber das rührt<br />

eben daher, dass Krieg und Seuche in § 1104<br />

ABGB gleichbehandelt werden.<br />

Manfred Ton: Es kommt ja darauf an, was ist<br />

zugesagt? Was ist der bedungene Gebrauch?<br />

In unserem Fall haben wir keinen Mindestumsatz<br />

oder eine Mindestgästezahl zugesagt. Es<br />

handelt sich um bloße Flächenmiete. Damit<br />

spielt es keine Rolle, wenn weniger Gäste<br />

kommen oder Abstandsregeln gelten, die<br />

zu Umsatzeinbußen führen. Umsatz ist kein<br />

Vertragsinhalt.<br />

Umsatz ist allein in der Risikosphäre des<br />

Unternehmens?<br />

Manfred Ton: Umsatz betrifft – im Falle<br />

Querfeld – ausschließlich die Sphäre des<br />

Unternehmers. Wir stellen nur die Fläche zur<br />

Verfügung.<br />

Irene Welser: Außerdem waren die Abstandsregeln<br />

in der Gastronomie so gestaltet, dass<br />

innerhalb der Gästegruppen gar kein Abstand<br />

72 ImmoFokus


einzuhalten war. Hält man sich die Situation<br />

im Café Landtmann mit den Sitzgruppen und<br />

Logen vor Augen, sieht man, dass zwischen<br />

diesen kein zusätzlicher Abstand eingehalten<br />

wurde.<br />

Manfred Ton: Bei der Gesamtbetrachtung<br />

dürfen auch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen<br />

nicht außer Acht gelassen<br />

werden. Für November und Dezember hat es<br />

Umsatzersatz gegeben. Lockdown-Umsatzersätze,<br />

die doch sehr massiv sind.<br />

Hier sind wir der Meinung, und in diese<br />

Richtung geht auch die Entscheidung des<br />

Landesgerichtes für Zivilrechtsachen Wien,<br />

dass erhaltene Umsatzersätze zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Irene Welser: Seit kurzem sind im Transparenzregister<br />

die erhaltenen Umsatzerlöse abrufbar.<br />

Die Querfeld-Kaffeehaus-Gesellschaft,<br />

also unsere Mieterin, hat am 10. November<br />

2020 637.000 Euro, offensichtlich Umsatzersatz,<br />

jedenfalls staatliche Förderung, von der<br />

COFAG erhalten. Für einen einzelnen Monat<br />

637.000 Euro. Dabei machen die offenen<br />

Bruttomonatsmieten für den Monat November<br />

lediglich ca. 50.000 Euro aus.<br />

Manfred Ton<br />

Seit 2003 Rechtsanwalt und Partner bei<br />

Cerha Hempel; Mitglied des Departments<br />

„Real Estate & Construction“. Auch<br />

Dr. Manfred Ton ist anwaltlicher Vertreter<br />

der Vermieterin; er verfügt über breite<br />

Expertise bei Liegenschaftstransaktionen<br />

und immobilienbezogenen Streitigkeiten.<br />

Manfred Ton: Die gesamten per Ende April<br />

2021 offenen Mieten waren 545.000 Euro.<br />

Davon haben wir aber nur in etwa 390.000<br />

Euro eingeklagt, weil wir gesagt haben, für<br />

diese Zeit, zu der ein Betretungsverbot galt,<br />

und in der kein Umsatzersatz gewährt wird,<br />

verlangen wir für die Caféhausflächen eben<br />

nur 25 Prozent.<br />

Ich denke, das ist mehr als fair – diese Flächen<br />

beinhalten auch Lager im Keller und im Zwischengeschoß,<br />

die allein 40 Prozent ausmachen.<br />

Diese Lager wurden ja weiter genützt.<br />

Wie sind Sie auf den Pauschalsatz von 25<br />

Prozent gekommen?<br />

Martina Schmidradner: Wir haben dieses<br />

Angebot vielen unserer Geschäftsmieter<br />

in einer ähnlichen Form gemacht, weil<br />

wir verstehen, welche Schwierigkeiten der<br />

Lockdown mit sich bringt und wir unsere<br />

Mieter unterstützen wollen. Und daraus hat<br />

sich ein Betrag ungefähr zwischen 20 und 25<br />

Prozent ergeben. Dieses Angebot haben die<br />

allermeisten unserer Mieter sehr fair gefunden<br />

und auch angenommen.<br />

Manfred Ton: Das war eine vereinfachte,<br />

pauschalierende Betrachtungsweise.<br />

Martina Schmidradner: Zwar individualisiert<br />

auf den einzelnen Mieter und die Branche. Auf<br />

dieser Basis haben wir gemeinsam mit unseren<br />

Geschäftsraummietern partnerschaftliche<br />

Lösungen gefunden.<br />

„In unserem Fall haben<br />

wir keinen Mindestumsatz<br />

oder eine Mindestgästezahl<br />

zugesagt.“<br />

Manfred Ton,<br />

Cerha Hempel<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

73


Positionen & Meinungen<br />

Irene Welser: Ein paar Worte zu den staatlichen<br />

Förderungen: Es gibt zwei wesentliche<br />

Instrumente in diesem Zusammenhang. Das<br />

eine ist der Fixkostenzuschuss, und das andere<br />

ist der Umsatzersatz. Der Fixkostenzuschuss<br />

wird ja explizit auch gewährt, um damit<br />

Geschäftsraummieten und Pachtzinse zu<br />

bezahlen. Die Richtlinien sehen hier eine<br />

Schadensminderungspflicht des Mieters ex<br />

ante vor. So ist es explizit bezeichnet. Das<br />

heißt, eine Schadensminderungspflicht im<br />

Vorfeld, wo man sagt, der Mieter muss versuchen,<br />

mit dem Vermieter eine Einigung zu<br />

erzielen, und wenn das nicht möglich ist, dann<br />

bekommt er diesen Fixkostenzuschuss. Man<br />

will den Mieter nicht in einen Streit, schon gar<br />

nicht in einen Räumungsstreit hineintreiben.<br />

Das ist die Idee, die auch in den Richtlinien<br />

ziemlich deutlich zum Ausdruck kommt.<br />

geschmälert. 80 Prozent, das ist an sich,<br />

glaube ich, eine großzügige Zahl für eine<br />

staatliche Förderung. Aber wenn man dann<br />

sagt, zusätzlich darf man noch dieses Geschäft<br />

machen, und das behalten, was man daraus lukriert,<br />

ist das schon ein Punkt. Der Umsatzersatz<br />

ist kein Geschenk auf Steuerzahlerkosten.<br />

Es ist klar vorgegeben, dass diese Förderungen<br />

dazu dienen, die Zahlungsfähigkeit und die Liquiditätsstärke<br />

der Unternehmen zu erhalten.<br />

Es steht außer Streit, dass widmungswidrige<br />

Verwendung auch zur Zurückzahlung der<br />

Umsatzersätze führen kann. Das zeigt auch,<br />

dass es nicht ein frei verfügbarer Betrag ist,<br />

den man, wofür man will, verwenden kann.<br />

Es geht darum, laufende Kosten zu decken.<br />

Ich lukriere einen Umsatz, und damit decke<br />

ich meine Fixkosten, meine laufenden Kosten.<br />

Strom, Versicherung – und meine Mieten.<br />

Irene Welser: Tatsächlich wird vom Café<br />

Landtmann seit November bis zum Ende des<br />

Lockdown II kein Euro bezahlt. Nicht einmal<br />

die Betriebskosten. Nichts. Auch nicht für<br />

die Büroflächen. Trotz gut gehenden Tortenverkaufs<br />

und Konditorshows. Wir haben<br />

das Café Prückel vis-à-vis unserer Kanzlei, da<br />

geht man hin und holt sich das Take-away<br />

aus dem Lokal. Beim Landtmann wird es auf<br />

besondere Art gemacht, nämlich man sagt:<br />

„Wir rühren das Bestandobjekt innen nicht<br />

an. Wir verkaufen alles im Schanigarten.“<br />

Muss ich mich klagen lassen, um vor der<br />

Behörde sagen zu können, ich habe alles<br />

versucht, oder reicht ein Schreiben des Vermieters,<br />

„Nein. Es gibt keinen Nachlass“?<br />

Irene Welser: Die Richtlinien sagen, es reicht,<br />

außergerichtlich eine Lösung mit dem<br />

Vermieter zu suchen. Wenn das nicht möglich<br />

ist, dann wird der Fixkostenzuschuss gewährt.<br />

In den Richtlinien steht explizit, dass mit<br />

dem Vermieter kein Gerichtsverfahren zu<br />

riskieren ist. Es ist nachvollziehbar, dass man<br />

möglichst unkompliziert Mieter unterstützen<br />

und im Vertragsverhältnis Frieden bewahren<br />

will. Wenn diese Bemühungen allerdings<br />

scheitern, dann gibt es den Zuschuss. Dieser<br />

ist zweckkonform zu verwenden. Also auch<br />

zum Bezahlen von Mieten. Es kann nicht<br />

sein, dass man einen Fixkostenzuschuss<br />

lukriert, diesen aber nicht zur Deckung der<br />

Fixkosten verwendet. Der zweite Punkt ist der<br />

Umsatzersatz, der im Fall der Gastronomie im<br />

November 2020 80 Prozent des Umsatzes des<br />

Vorjahresnovembers ausmacht. Eine mehr<br />

als großzügige Lösung. Wie gesagt: 637.000<br />

Euro hat der Betreiber des Café Landtmann<br />

erhalten, überwiesen vier Tage, nachdem man<br />

den Umsatzersatz beantragen konnte.<br />

Martina Schmidradner<br />

Dr. Martina Schmidradner ist Mitglied im<br />

Vorstand der Novoreal, einer Tochtergesellschaft<br />

der an nachhaltigem Werte-<br />

Management orientierten Karl Wlaschek<br />

Privatstiftung. Die promovierte Betriebswirtin<br />

war zuvor in Leitungsfunktionen<br />

bei führenden institutionellen Immobilieninvestoren<br />

tätig und verantwortete dort<br />

nationale und internationale Portfolios<br />

unterschiedlichster Eigentümer- und Objektstrukturen.<br />

Manfred Ton: Noch ein Wort zum Umsatzersatz.<br />

Den gab es in voller Höhe, auch wenn<br />

ein Liefer- und Take-away-Service betrieben<br />

wurde. Das hat den Umsatzersatz also nicht<br />

74 ImmoFokus


„Natürlich können Nebenaspekte eine<br />

Rolle spielen, wenn zum Beispiel eine<br />

Mietvertragsverlängerung im Raum steht.“<br />

Martina Schmidradner,<br />

Novoreal<br />

Die Torten sind fakturiert auf die hauseigene<br />

Konditorei-Gesellschaft mit dem Sitz in Alt<br />

Erlaa. Man bedient sich einer Umgehungskonstruktion:<br />

„Wir machen es ja draußen.<br />

Die Schanigärten-Fläche haben wir ja von der<br />

Stadt Wien, und nicht von euch.“ Das sehen<br />

wir eigentlich schon als eine bemerkenswerte<br />

Vorgangsweise, die offenbar ganz bewusst<br />

gewählt wurde, um auf dem Papier sagen zu<br />

können: „Wir haben leider null Umsatz.“<br />

Manfred Ton: Das Geschäft läuft über Vorflächen<br />

zum Objekt, die man hier nicht bekommen<br />

könnte ohne den mit uns abgeschlossenen<br />

Mietvertrag über Fassadenteile, an denen<br />

der Wintergarten angebracht ist. Auch die<br />

Schanigarten-Konzession bekommt man nur,<br />

wo man ein Lokal hat. Unsere Kanzlei könnte<br />

dort zB keinen Schanigarten aufmachen.<br />

Irene Welser: Bei den hohen Umsatzersätzen<br />

müssten sich die Mieten doch ausgehen. Ich<br />

wage zu behaupten, dass das in den meisten<br />

Fällen mehr als ausreicht. Denn es gibt keinen<br />

Wareneinsatz, es fallen weniger Personalkosten<br />

an, und der Unternehmer hat deutlich<br />

weniger Kosten, als wenn er das Geschäft offen<br />

hätte, weil er ja keinen laufenden Betrieb führt.<br />

Die Kredite wurden in der Regel sogar von den<br />

Banken gestundet. Also selbst da hätte er unter<br />

Umständen nichts zu bezahlen. Steuerzahlungen<br />

wurden gestundet. Ich denke, dieser<br />

Umsatzersatz hat dazu geführt, dass eigentlich<br />

genug Liquidität da sein müsste.<br />

Manfred Ton: Vielleicht noch ein Gedanke<br />

zum § 1104. Viele sagen, der § 1104 regle den<br />

Wegfall der Geschäftsgrundlage schon in sich.<br />

Dies trifft jedoch nur soweit zu, als der Entfall<br />

der Mietzinszahlungspflicht auch wirklich<br />

durch die Befreiung des Vermieters von der<br />

Wiederherstellungspflicht aufgewogen wird,<br />

was bei COVID-19 Fällen nicht der Fall ist.<br />

Außerdem ist der Wegfall der Geschäftsgrundlage<br />

eine moderne Figur, die von der Lehre erst<br />

weit nach Entstehung des § 1104 geschaffen<br />

wurde.<br />

Martina Schmidradner: Wir haben versucht,<br />

alle Mieter möglichst gleich zu behandeln.<br />

Natürlich können Nebenaspekte eine Rolle<br />

spielen, wenn zum Beispiel eine Mietvertragsverlängerung<br />

im Raum steht.<br />

Wir streben immer partnerschaftliche<br />

Lösungen mit unseren Mietern an, Es gibt<br />

viele Immobilienbesitzer. Wir sind ja bei<br />

Weitem nicht der einzige Vermieter - zum<br />

Beispiel Immobilienfonds, die Anlegergelder<br />

zu veranlagen haben. Es gibt Pensionskassen,<br />

die ein Ergebnis darstellen müssen, um<br />

Pensionen zuzusichern. Das Thema ist, glaube<br />

ich, wesentlich größer und weiter zu sehen als<br />

„Stiftung gegen großes Caféhaus“. Es geht um<br />

einen fairen Ausgleich.<br />

Es gibt aber bereits Entscheidungen von<br />

Bezirksgerichten, die die Position der<br />

Mieter zu stärken scheinen?<br />

Irene Welser: In zwei erstinstanzlichen<br />

Entscheidungen, die ein Textilhandelsunternehmen<br />

und einen Friseursalon betrafen,<br />

hat das Bezirksgericht Meidling den Mietern<br />

für die Phase des ersten Lockdowns eine<br />

Zinsbefreiung zugestanden. Auch ein zweitinstanzliches<br />

Urteil des Landesgerichtes für<br />

Zivilrechtssachen Wien, in dem es um eine im<br />

ersten Lockdown geschlossene Buchhandlung<br />

und einen Betrag von nicht einmal 2.000 Euro<br />

ging, bejahte für diesen Zeitraum ein – allerdings<br />

nur teilweises – Zinsbefreiungsrecht des<br />

Mieters.<br />

Ohne diese Entscheidungen abwerten zu<br />

wollen: Es handelt sich um unterinstanzliche<br />

Entscheidungen. Die Beweisthemen und<br />

Rechtsfragen waren auch bei weitem nicht<br />

so komplex wie hier. Höchstgerichtliche<br />

Rechtsprechung gibt es dazu bis dato eben<br />

noch nicht.<br />

Rechtssicherheit wird wohl erst der OGH<br />

schaffen?<br />

Irene Welser: Auch wenn sich der Fall gut<br />

eignet, um Klarheit in allen Rechtsfragen zu<br />

schaffen, sind wir trotzdem weiterhin vergleichsbereit<br />

und müssen das nicht um jeden<br />

Preis bis nach oben treiben. Aber wir fürchten<br />

uns auch nicht davor.<br />

Kann eine Stiftung schwerer als ein privater<br />

Vermieter auf etwas zu verzichten?<br />

Begünstigte könnten sich von Entscheidungen<br />

geschädigt fühlen und vielleicht<br />

nach zwei, drei Jahren den Vorstand<br />

mit Schadensersatzforderungen<br />

konfrontieren?<br />

Martina Schmidradner: Keine Frage, als privater<br />

Eigentümer hätte ich mehr Spielraum.<br />

Von Mensch zu Mensch gemeinsam Lösungen<br />

finden geht trotzdem.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

75


ImmoFokus.Rubrik<br />

Akademische<br />

Seite<br />

Zum Autor<br />

Univ. Prof. Dr. Gunther Maier: Modul Universität Wien (MU).<br />

Gründer des Forschungsinstituts für Raum- und Immobilienwirtschaft<br />

an der WU Wien und Vizepräsident der European<br />

Real Estate Society.<br />

Und führe uns nicht in Versuchung …<br />

Kommentar: Gunther Maier<br />

Seit ihrer Gründung am 1. September 2011 hat die „Zentrale Staatsanwaltschaft<br />

zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption“,<br />

besser bekannt als „Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft“<br />

oder WKStA, genug zu tun. Dabei sind es nicht nur die durch die Medien<br />

geisternden Ermittlungen gegen aktive und ehemalige Politiker und die<br />

damit einhergehenden Berichtspflichten, die die Ermittler an die Belastungsgrenze<br />

bringen. Viele Verfahren sind ausschließlich oder zumindest<br />

größtenteils im Bereich der Wirtschaft angesiedelt. Und in vielen<br />

davon spielen Immobilien eine tragende Rolle.<br />

Lang lebe die Korruption<br />

Ist die Immobilienbranche so besonders korrupt? Ist der Anteil der<br />

Schlitzohren dort ganz besonders hoch? Ohne detailliertere Analysen<br />

lassen sich diese Fragen nicht klar beantworten. Es gilt daher auch hier<br />

zuerst einmal die Unschuldsvermutung: „Wahrscheinlich nicht“. Was<br />

sich aber schon sagen lässt, ist, dass die Rahmenbedingungen der Branche<br />

viele Möglichkeiten eröffnen.<br />

Da sind zuerst einmal die hohen Werte. Wenn einzelne Entscheidungen<br />

den Ausschlag dafür geben, ob wer zig Millionen besitzt oder nicht, dann<br />

liegt die Idee der Hilfe bei der Entscheidungsfindung wohl nahe. Zwar<br />

macht auch das sprichwörtliche Kleinvieh Mist, aber bei wirklich großen<br />

Brocken zahlt sich das Risiko vielleicht eher aus. Dazu kommt noch, dass<br />

viele Entscheidungen eher komplex sind, sodass sich leichter etwas verstecken<br />

und eine Spur verwischen lässt.<br />

Zweitens sind die hohen Werte ziemlich unsicher. Der „wahre“ Wert<br />

eines Gebäudes oder eines Grundstücks lässt sich nur eingrenzen, aber<br />

nicht zweifelsfrei festlegen. Wenn jemand eine Immobilie billig kauft<br />

und nach einigen Wochen oder Monaten teuer wiederverkauft, hatte<br />

der dann Glück mit den Gutachtern? War er besonders geschäftstüchtig?<br />

Oder hatte doch jemand die Finger im Spiel, der sich gar nicht mehr<br />

erinnern kann, was „meine Leistung eigentlich war“?<br />

Komplexität verlangt nach Spezialisten<br />

Die Komplexität der wichtigsten Prozesse der Immobilienbranche erfordert<br />

die Unterstützung von vielen Spezialisten. Jeder größere Developer<br />

oder Investor braucht den Input von vielen Spezialisten: Juristen, Bewerter,<br />

Professionisten, Berater usw. Das wirft Abstimmungsprobleme auf,<br />

die in der Ökonomie als „Agentenproblem“ oder als „Principal-Agent-<br />

Problem“ bekannt sind. Der „Principal“ beauftragt den „Agent“ (den Spezialisten),<br />

ein bestimmtes Problem für ihn zu lösen, und erwartet, dass<br />

der „Agent“ in seinem Sinne handelt. Allerdings hat der „Agent“ auch eigene<br />

Interessen. Laufen diese denen des „Principal“ zuwider, so kommt<br />

es leicht zum Konflikt, zu Verdächtigungen und Anschuldigungen.<br />

Diese Probleme sind nur schwer zu lösen, denn sie stecken quasi „in der<br />

Natur der Sache“. Notwendig sind wahrscheinlich mehr Augenmerk<br />

in der Ausbildung auf derartige Problemzonen, mehr Sensibilität der<br />

Akteure, klarere Richtlinien und auch das Aufdecken von Missständen<br />

durch die WKStA.<br />

Fotos: Adobe Stock, Mag. Dietmar Tollerian<br />

76 ImmoFokus


Die Zwei<br />

Gedankensplitter zum<br />

ImmoMarketing in Theorie und Praxis.<br />

Ein Freiraum für Büros?<br />

Ein Freiraum für Büros!<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak<br />

Das Wort Freiraum im<br />

Wohnbau war eines der<br />

meistgenannten Wörter<br />

seit Beginn der Pandemie.<br />

Vielen wurde die<br />

Bedeutung des Freiraums<br />

im Home-Office bzw. in<br />

den Lockdowns generell<br />

erstmals richtig bewusst<br />

bzw. wurde der Wunsch<br />

nach einem Freiraum<br />

auch zu einem Motivator,<br />

aus einer Wohnung ohne<br />

Freiraum in eine Wohnung/Haus<br />

mit Balkon,<br />

Terrasse, Loggia oder<br />

eben eigenem Garten<br />

umzuziehen. Immerhin<br />

sind in Wien rund 90<br />

Prozent der neu errichteten Wohnungen mit einem sogenannten Freiraum<br />

ausgestattet. Diese unerwartete hohe Zahl ist ein Beweis für die<br />

hohen Qualitäten im Wohnbau und dies betrifft sowohl den Sozialen<br />

Wohnbau als auch den freifinanzierten. Das neue Bewusstsein für den<br />

Freiraum beschleunigte Entscheidungen für einen Wohnungswechsel<br />

und ließ die Branche gute Umsätze vermelden.<br />

Büro neu gedacht<br />

Warum wird ein Freiraum aber nur in Verbindung mit einem Wohngebäude<br />

in Betracht gezogen und nicht mit Bürogebäuden? Das finden wir<br />

zwei sehr spannend. Müssen Büroangestellte wirklich in ein Büro ohne<br />

Freiraum „eingesperrt“ werden, um sich voll und ganz aufs Arbeiten zu<br />

konzentrieren, oder wäre es eigentlich nicht umgekehrt viel besser, wenn<br />

jedes Büro – wie bei Wohnungen schon standardmäßig – über einen Freiraum<br />

verfügen würde?<br />

Wir sind von Zweiterem<br />

überzeugt. Wenn wir uns<br />

den Bürogebäudebestand<br />

ansehen, so ist es leider<br />

augenscheinlich, dass es<br />

fast keine Bürogebäude<br />

mit Freiräumen gibt. Der<br />

Balkon, die Freifläche war<br />

bei Neubauten der Wohnung<br />

vorbehalten und das<br />

Büro zeichnete sich durch<br />

schöne Fassaden und<br />

gerade Linien aus. Bestes<br />

Beispiel ist das Gebäude<br />

der OÖ Wohnbau in Linz,<br />

wo einer von uns wohnt<br />

und arbeitet: Die Wohnungen<br />

verfügen alle über<br />

großzügige Balkone und viel Freiraum mit einem begrünten Innenhof. Die<br />

Stiege mit den Büros zeichnet sich durch eine wunderschöne Fassade aus.<br />

Tipp für Projektentwickler<br />

Und hier kommen wir auch schon zu unserem Tipp für Projektentwickler<br />

von gewerblichen Gebäuden: Ein Bürogebäude mit Freiraum ist die<br />

Marktlücke schlechthin. Und glauben Sie nicht, dass Sie dafür nicht<br />

mehr Miete verlangen können. Wir sind beide so stark von diesem<br />

Mehrwert überzeugt, dass wir Ihnen aus Immobilienmarketingsicht –<br />

Stichwort Differenzierung und soziale Nachhaltigkeit – diesen Entwicklungsschritt<br />

gerne ans Herz legen möchten. Der Freiraum wird nicht<br />

nur für den Neubau relevant, sondern auch für den Bestand. Wichtig<br />

ist, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und Freiraum zu schaffen.<br />

Das Thema ist angekommen und wird bleiben.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

77


Positionen & Meinungen<br />

Viele<br />

offene<br />

Fragen<br />

Vermieter unter Druck.<br />

„Bei vielen gerichtlichen<br />

Auseinandersetzungen sind die<br />

Banken wesentlicher Treiber“,<br />

analysiert Rechtsanwältin Birgit<br />

Kraml von Wolf Theiss.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Es scheint so, dass uns die gerichtlichen<br />

Auseinandersetzungen noch jahrelang<br />

beschäftigen werden. Rechtssicherheit<br />

wird wohl erst der OGH schaffen?<br />

Birgit Kraml: Wir betreten hier juristisches<br />

Neuland. Die Gerichte haben sich bisher noch<br />

nicht oft mit Seuchen auseinandersetzen<br />

müssen. § 1104 ABGB normiert den Entfall der<br />

Verpflichtung zur Mietzins- oder Pachtzinszahlung,<br />

wenn der Bestandgegenstand wegen<br />

außerordentlichen Zufalls nicht zum bedungenen<br />

Gebrauch benutzt werden kann. § 1104<br />

ABGB zählt auch Seuche als solchen Zufall<br />

auf, nicht aber behördliche Betretungsverbote.<br />

Durch diese Betretungsverbote wird der<br />

bedungene Gebrauch aber eingeschränkt: Ein<br />

Geschäft oder ein Gasthaus, das von Kunden<br />

nicht betreten werden kann, verliert seinen<br />

Verwendungszweck.<br />

78 ImmoFokus


Birgit Kraml<br />

Birgit Kraml, Partnerin bei Wolf Theiss, berät regelmäßig Unternehmen<br />

bei bedeutenden Immobilienprojekten und -entwicklungen in<br />

Österreich und CEE. Sie ist spezialisiert auf privates und öffentliches<br />

Immobilienrecht, Mietrecht, Bau-, Anlagen-, und Umweltrecht sowie<br />

auf die Beilegung von Immobilienstreitigkeiten und ist Expertin für<br />

Einkaufszentren. Internationale Erfahrung sammelte Birgit Kraml während<br />

ihres Studiums und ihrer Tätigkeit in London und Paris. Bereits<br />

während des Doktoratsstudiums an der Universität Wien fokussierte<br />

sie auf Planungs- und Baurecht. Sie war Lektorin zu internationalem<br />

Umweltrecht (Masterprogramm) an der Universität für Bodenkultur<br />

Wien und hält Vorträge an der Technischen Universität Wien.<br />

§ 1105 ABGB regelt das Mietzinsminderungsrecht<br />

bei beschränkter Gebrauchsmöglichkeit<br />

wegen außerordentlichen Zufalls. Das<br />

Problem dabei ist: Pächter sind schlechter<br />

gestellt als Mieter. Pächter können eine Zinsminderung<br />

nur dann geltend machen, wenn<br />

ihr Vertrag nicht länger als ein Jahr läuft. Bei<br />

mehrjährigen Pachtverträgen entfällt dieses<br />

Recht, da von einem Ausgleich der Pachterträge<br />

in den Folgejahren ausgegangen wird.<br />

Also keine Gleichstellung von Miete und<br />

Pacht?<br />

Laut Gesetz nicht, einige Gutachten behaupten<br />

nun aber Gegenteiliges mit dem Argument,<br />

dass das ABGB noch keine Unternehmenspacht<br />

kannte und § 1105 ABGB nur die<br />

Landpacht im Auge hätte. Diese Rechtsmeinung<br />

kann ich nicht nachvollziehen. Gerade<br />

in der Hotellerie und Gastronomie ist Pacht<br />

weit verbreitet – hier kann es genau wie bei der<br />

landwirtschaftlichen Pacht vorkommen, dass<br />

es von Jahr zu Jahr zu Umsatzschwankungen<br />

kommt. Weniger Umsatz in einem Jahr wird<br />

im nächsten wettgemacht.<br />

Der Oberste Gerichtshof hat zur Frage, ob<br />

unter Pacht nach § 1105 ABGB auch Unternehmenspacht<br />

zu verstehen ist, bereits 1965<br />

Stellung bezogen (2Ob 11/65) und diese<br />

Frage bejaht: Der Gesetzeswortlaut stellt auf<br />

Pacht ab und differenziert nicht zwischen<br />

Unternehmens- und landwirtschaftlicher<br />

Pacht. Somit steht bei einer Pacht also keine<br />

Mietzinsreduktion zu, wenn der Pachtgegenstand<br />

zumindest teilweise weiter genutzt<br />

werden kann.<br />

Es werden wohl einige Verfahren, die<br />

aktuell laufen, vor dem Obersten Gerichtshof<br />

landen.<br />

Da bin ich mir sicher. Es ist schön zu sehen,<br />

dass es bei manchen Gerichten sehr schnell<br />

ging und bereits Entscheidungen vorliegen.<br />

Das ist gut für den Rechtsstaat und die<br />

Rechtssicherheit. Aber ich bin mir sicher, dass<br />

einige Fälle den Instanzenzug bis rauf zum<br />

OGH durchlaufen werden.<br />

Es gibt aber auch bereits bestätigende<br />

Urteile von Landesgerichten.<br />

Ja, wobei sich diese mit Betretungsverboten<br />

von Buchhandel und eines Ateliers mit<br />

Schneiderei sowie mit dem Fixkostenzuschuss<br />

auseinandersetzten. Die Frage der Reduktion<br />

wegen Umsatzrückgangs oder ob Mietzins-<br />

reduktion bei Büros gerechtfertigt ist, wie<br />

mancherorts gefordert, wurde da noch nicht<br />

behandelt.<br />

Es erscheinen auch jede Woche Zeitungsartikel<br />

zu dem Thema mit unterschiedlichen<br />

Standpunkten.<br />

Eine Mietzinsminderung trotz Öffnung damit<br />

zu begründen, dass der Umsatz zurückgegangen<br />

sei, kann ich nicht nachvollziehen.<br />

Umsatz ist ein klassisches Unternehmensrisiko.<br />

Was passiert, wenn ich meinen Betrieb<br />

auf Touristen ausgerichtet habe, und auf<br />

einmal in deren Herkunftsland ein Ausreiseverbot<br />

erlassen wird und die Touristen aus<br />

diesem Land daher ausbleiben. Hätte ich dann<br />

Anspruch auf Mietreduktion? Wohl nicht.<br />

Für Büroflächen gab es keine Betretungsverbote,<br />

Home Office wurde nur empfohlen.<br />

Diese Bestandgegenstände waren somit<br />

durchgehend nutzbar.<br />

Unternehmer sein, heißt auch, Risiko zu<br />

tragen. Viele Fragen sind allerdings noch offen<br />

und werden erst von den Höchstgerichten<br />

entschieden. Zum Beispiel, ob bei Erhalt von<br />

Förderungen Mieten zu bezahlen sind. Wie<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

79


Positionen & Meinungen<br />

„Konfrontationen gibt es<br />

vorwiegend im Handel und<br />

Dienstleistungsbetrieben. Bei<br />

den Hotels wird versucht,<br />

Einigung zu erzielen.“<br />

Birgit Kraml,<br />

Wolf Theiss<br />

weit geht die Schadensminderungspflicht?<br />

Wird die COFAG, die COVID-19-Finanzierungsagentur<br />

des Bundes, Zuschüsse zurückfordern,<br />

wenn gegen die Schadensminderungspflicht<br />

verstoßen wurde? Das wird schwierig werden.<br />

Wo sehen Sie die größten Probleme?<br />

Dass der Staat letztes Jahr schnell auf die Krise<br />

reagieren wollte, aber vieles nicht wirklich<br />

durchüberlegt wurde. Die COFAG agiert<br />

privatwirtschaftlich nicht hoheitlich, Das<br />

heißt, die COFAG kann sich ausgezahlte Förderungen<br />

nur über den Rechtsweg zurückholen<br />

und nicht mit Bescheid des Finanzamtes. Die<br />

COFAG müsste sich jeden Fall genau ansehen<br />

und dann die Unternehmer auf Rückzahlung<br />

klagen, sollte den Kriterien nicht entsprochen<br />

worden sein, Spannend, ob sie die Ressourcen<br />

hat, um das durchzufechten.<br />

Es gibt Stimmen, die beim Fixkostenzuschuss<br />

von Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes<br />

sprechen. Ein Unternehmen,<br />

das jede einzelne seiner Filialen als eigenständige<br />

Gesellschaft führt, erhält für jede<br />

einzelne Gesellschaft maximal 800.000<br />

Euro. Ein Unternehmer, der alle Filialen in<br />

einer einzigen Gesellschaft hat, nur einmal<br />

diesen Höchstbetrag.<br />

Ein interessantes Thema. Viele der Themen<br />

sind daraus entstanden, weil rasch geholfen<br />

werden wollte. Unschärfen inklusive. Man<br />

kann sich generell lange unterhalten, wie<br />

wirksam oder wie sinnvoll die Förderungsmaßnahmen<br />

waren oder sind. Man wollte<br />

rasch helfen und hat mangelnde Treffsicherheit<br />

in Kauf genommen.<br />

Wie haben Ihre Mandanten auf die Situation<br />

reagiert. Konfrontation oder Konsens?<br />

Konfrontation gibt es vorwiegend im Handel<br />

und bei Dienstleistungsbetrieben. Bei Hotels<br />

wird eher versucht, Einigung zu erzielen.<br />

Es kommt auch auf die Lage an. Bei vor der<br />

Pandemie gut gehenden Einkaufscentern wird<br />

weniger gestritten als in Einkaufscentern, die<br />

auch ohne Pandemie bereits mit Problemen<br />

zu kämpfen hatten. Im Retail-Segment sind<br />

Mieter auch rascher austauschbar. In der<br />

Hotellerie einen neuen Betreiber zu finden,<br />

ist bedeutend schwieriger. Unternehmer sind<br />

nicht per se streitsüchtig – oft bleibt ihnen<br />

keine andere Wahl.<br />

Wie darf man das verstehen?<br />

Viele Vermieter haben ein Problem mit ihren<br />

Banken. Bei Finanzierungen werden von den<br />

Banken Mieten als Sicherheiten akzeptiert. Die<br />

bestehen nun darauf, dass die Mieten gezahlt<br />

werden. Das heißt, die Vermieter haben jetzt<br />

ein Thema mit ihren Banken. Sie müssen auf<br />

ihrer Position beharren und sagen: „Nein.<br />

Miete ist zu zahlen“, einfach damit sie gegenüber<br />

ihrer Bank mehr Verhandlungspuffer<br />

haben. Bei vielen gerichtlichen Auseinandersetzungen<br />

sind auf Vermieterseite die Banken<br />

wesentlicher Treiber.<br />

Bei einem unserer Mandanten hat sein Vermieter<br />

wegen Nichtbezahlen der Miete eine<br />

Bankgarantie gezogen. Unser Mandant musste<br />

nun klagen, um dies zu verhindern. Mit einer<br />

einstweiligen Verfügung haben wir erwirken<br />

können, dass die Bank das Geld nicht auszahlen<br />

darf. Ein Rechtsstreit, den der Mieter<br />

führen muss, ob er will oder nicht. Wäre die<br />

Bankgarantie bereits gezogen und der Betrag<br />

ausgezahlt worden, hätte er klagen müssen,<br />

um sich das Geld wieder zurückzuholen.<br />

Sind institutionelle Investoren beteiligt, wird<br />

mit fremdem Geld gearbeitet, sind Einigungen<br />

schwieriger zu erzielen. Hier sind den<br />

Vorständen oft die Hände für Verhandlungen<br />

gebunden.<br />

Stellt die Pandemie einen Kündigungsgrund<br />

dar?<br />

Mieter, die sich von nicht mehr wirtschaftlich<br />

zu führenden Filialen trennen wollen, stoßen<br />

bei ihren Vermietern auf taube Ohren, sofern<br />

sie befristete Verträge vorzeitig auflösen wollen.<br />

Für den Vermieter ist die Sache eindeutig.<br />

„Vertrag ist Vertrag. Pandemie ist kein Kündigungsgrund.“<br />

Mieter berufen sich auf Judikatur,<br />

die besagt, dass, wenn über einen längeren<br />

Zeitraum geschlossen gehalten werden muss,<br />

der Mieter wohl ein Kündigungsrecht hat.<br />

80 ImmoFokus


Zukünftig werden Mietsvertrags-Prolongationen<br />

wohl unter anderen Gesichtspunkten<br />

verhandelt?<br />

Da bin ich mir sicher. Es wird nicht einfacher<br />

werden – vor allem dann, wenn in der Phase<br />

der Pandemie die Parteien wenig Bewegung<br />

gezeigt hatten, eine Einigung zu erzielen.<br />

Mietverträge sind Verträge auf lange Zeit. Man<br />

muss sich auf Augenhöhe begegnen. <br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

81


Zum Autor<br />

Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei<br />

Phorus Management und Gründungsvorsitzender der<br />

AREAMA – Austrian Real Estate Asset Management<br />

Association.<br />

Bullshit? Bullshit!<br />

Kommentar: Frank Brün<br />

In dieser, so wie in den vergangenen Ausgaben des ImmoFokus gaben<br />

sich die Autoren einen regelrechten Wettbewerb: Wer schreibt am kompetentesten<br />

und den dennoch g’scheitesten Text für Sie. Das große Thema<br />

dieser Ausgabe ist die Finanzierung. Ich versuche das gar nicht erst.<br />

Business Bullshit<br />

Haben Sie schon einmal Bullshit-Bingo gespielt? Bestimmt kennen Sie<br />

das – eine kleine Matrix befüllt mit dem ständigen Schmäh der Kollegen<br />

und wer zuerst eine ganze Reihe senkrecht, waagrecht oder diagonal voll<br />

hat, hat gewonnen. Als ich noch im angloamerikanischen Kontext tätig<br />

war, waren die Aussagen „… boost the business“ und „hit the ground<br />

running“ die absoluten Spitzenreiter.<br />

Nach der Durststrecke im Home-Office gibt es endlich das Bullshit-<br />

Bingo-Thema schlechthin: Nachhaltigkeit und ESG! Es ist nicht nur ein<br />

steter Quell, sondern bietet auch eine unendliche Bandbreite für neue<br />

Plattitüden. Der amerikanische Philosoph Harry Frankfurt beschreibt in<br />

seinem Standardwerk „On Bullshit“, dass Bullshit eben nicht lügen sei –<br />

sondern die Indifferenz gegenüber der Wahrheit – und dabei der Bezug<br />

zur Wahrheit schlicht wurscht ist. Durch Bullshit möchte man hochtrabend<br />

daherkommen, nervt dabei aber die gebildete Gemeinde. Googeln<br />

Sie bitte mal „Investition“, „ESG“ und „Nachhaltigkeit“ im österreichischen<br />

Kontext. Es ist sehr unterhaltsam, das eine oder andere Alphatier<br />

dabei zu beobachten, wie das eigene grandiose Wirken als nachhaltiges<br />

und ESG-konformes Rebellentum verkauft wird.<br />

Greenwashing<br />

Womit wir beim nächsten Begriff wären. Grünfärberei ist die große<br />

Schwester des vorher Beschriebenen und wird gerne betrieben, um<br />

seinen Produkten oder Aktivitäten eine geschönte positive öffentliche<br />

Wahrnehmung zu verschaffen. Das geht bei der Nachhaltigkeit auch<br />

nicht ohne ordentlichen Bullshit ab und kann sich, vermehrt im Rahmen<br />

der ESG-Faktoren, bei korrekter Anwendung derselben, auf längere Sicht<br />

als peinliche Mogelpackung herausstellen. Im Grunde ist Greenwashing<br />

sinnlos, die Nachhaltigkeitsgemeinde in Österreich wird immer größer<br />

und professioneller.<br />

Zum Schluss zitiere ich mal direkt aus dem Buch van der Leyen: „Und<br />

der Herr sprach: Siehe, der Immobilienwirtschaft geht es zu gut. So will<br />

ich ihnen eine Plage schicken, um sie zu prüfen. Und die Plage hieß EU-<br />

Taxonomie.“ Sobald die Masse der Adressaten verstanden hat, worum es<br />

tatsächlich geht, wird man sich nicht mehr verstecken können. Spätestens<br />

bei der wirtschaftlichen Betrachtung von Immobilieninvestitionen<br />

wird im Rahmen der Finanzierung näher hingeschaut. Wer die Weisheit<br />

„Money talks and Bullshit walks“ kennt, weiß, dass der eine oder andere<br />

Sünder dann möglicherweise Buße tun und seinen Bullshit relativieren<br />

werden muss.<br />

Somit sind wir am Ende doch wieder beim Thema Immobilienfinanzierung.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

82 ImmoFokus


Die bewegte<br />

ImmoWirtschaft<br />

Regelmäßige Kolumne<br />

über Fakten und Inhalte, die<br />

verändern und prägen.<br />

#26<br />

Der Mix schafft den Unterschied<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Als ImmoNomade bin ich gerne unterwegs und ich gebe es offen zu,<br />

dass ich oftmals Städten den Vorzug gebe. Ich liebe es, durch bekannte<br />

und, noch lieber, durch unbekannte Zentren zu spazieren, mich vom<br />

städtischen Leben treiben, mich von den Geschäften und Kultureinrichtungen<br />

inspirieren zu lassen und nach Lust und Laune zu trinken bzw.<br />

zu essen. Auf diesen Entdeckungsreisen bin ich offen für Neues und<br />

komme mit einem reichen Schatz an neuen Eindrücken nach Hause.<br />

Zum Leidwesen meiner Familie auch oftmals mit Neuerwerbungen.<br />

Kann das Leben schöner sein?<br />

Monostruktur: Einfalt statt Vielfalt<br />

Bei aktuellen Neubauprojekten ist mein Interesse berufsbedingt groß,<br />

meine Freude dort zu schlendern meist gering: Monostrukturen prägen<br />

diese Stadtquartiere und, wie es sich die Investoren wünschen, reiht sich<br />

Büro- an Büro- bzw. Wohn- an Wohngebäude und die Durchmischung<br />

erfolgt nicht horizontal, wie wir es in den historischen Stadtzentren<br />

gewohnt sind. Was wir in diesen Zentren schätzen, fehlt. In den Erdgeschoss-Zonen<br />

gibt es bei den wunderschönen, neuen Bürogebäuden vor<br />

allem Lobbys – schön gestaltete Eingangsbereiche für die Büronutzer.<br />

Maximale Abwechslung bietet ein Lebensmittelgeschäft, welches auch<br />

mittlerweile für die kleine Jause zwischendurch und die Versorgung der<br />

Büroangestellten sorgt. So weit so gut.<br />

Stadtquartiere neu gedacht<br />

Ich denke, wir sind es unseren Städten schuldig, vieles neu denken und<br />

Mut zu entwickeln: Wir brauchen in den Neubauprojekten eine Durchmischung,<br />

einen Mix, der es wert ist, besucht zu werden. Es geht hierbei<br />

nicht nur um Verwertungsmöglichkeiten, sondern um das kleine Café, die<br />

Galerie, den Bioladen oder das Experiment, das noch keiner kannte. All<br />

diese Nutzungen machen den Unterschied aus und bieten Lebensqualität.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

83


Zum Autor<br />

Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und<br />

Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und<br />

Vermögenstreuhänder.<br />

Mietpreisregulierung<br />

Kommentar: Michael Pisecky<br />

Es ist bekannterweise ein Grundbedürfnis<br />

adäquat zu wohnen. Es ist sicher<br />

so, dass in vielen Städten und Regionen<br />

in Österreich, in Mitteleuropa oder im<br />

ganzen EU-Raum die Preisentwicklung<br />

bei Immobilien enorm ist. Sicher stimmt<br />

auch, dass zwar genug Geld da ist, die<br />

Verteilung aber immer ungleicher wird<br />

und das Einkommen für einen wesentlichen<br />

Teil der Bevölkerung stagniert<br />

oder sogar sinkt. Das führt auch dazu,<br />

dass Wohnen für einen steigenden Anteil<br />

der Bevölkerung unverhältnismäßig<br />

teuer oder unleistbar wird. Hier haben<br />

oft auch Vertreter von Mietern oder sozial<br />

schwächeren Gruppen recht. Recht<br />

haben sie jedoch nicht, wenn sie daraus<br />

den Schluss ziehen, mit Regulierung von<br />

Wohnkosten, vornehmlich Mieten, dies<br />

zu lösen.<br />

Denn es gibt andere Gründe: Da ist einmal das Geldmengenwachstum<br />

und die Minuszinspolitik der EZB und anderer Zentralbanken, wodurch<br />

die Immobilienpreise nach oben getrieben werden. Da ist die zu hohe Belastung<br />

des Faktors Arbeit, was Arbeitsplätze vernichtet oder eben zu wenig<br />

Einkommen ermöglicht. Da ist das Angebot an Wohnungen, das erst<br />

ausreichend sein muss, um auch den Preisauftrieb zu dämpfen. Hier gibt<br />

es Ansätze und viele Möglichkeiten mehr an Steuerungsmaßnahmen,<br />

um zu erreichen, dass sich die Bevölkerung das Wohnen leisten kann.<br />

Denkfehler Mietenregulierung<br />

Die schlechteste Idee, um angeblich leistbare Mieten zu erzielen, sind<br />

Maßnahmen zur Mietenregulierung. Mietenregulierung verhindert<br />

Investitionen im Bestand, und zwar<br />

gerade jetzt, wo wir – Stichwort klimaneutrale<br />

Häuser und Senkung<br />

des CO2-Ausstoßes oder Begrünung<br />

der Gebäude, um Überhitzung zu<br />

vermeiden – diese Investitionen<br />

dringend bräuchten. Weiters verhindern<br />

wir den Neubau oder noch<br />

besser die Nachverdichtung, weil es<br />

nicht wirtschaftlich ist, Wohnraum<br />

zu schaffen. Und als Folge gibt es<br />

nach der Mietenregulierung eine<br />

gewisse Anzahl an Wohnungen, die<br />

günstiger sind, um dann von Besserverdienenden<br />

gemietet zu werden,<br />

die vorher in teureren Wohnungen<br />

gewohnt haben, weil sich jeder gerne<br />

den „sicheren“ Mieter sucht. So erleben<br />

wir es auch in Österreich, dass<br />

der soziale Wohnbau seltener einkommensschwache Personen beherbergt,<br />

sondern eher Gutverdienende dem gewerblichen Wohnbau als<br />

Mieter entzieht.<br />

Mangel bleibt<br />

Ein letzter Punkt an die Adresse von Berlin und an alle, die ähnlich denken:<br />

Eine Regulierung der Mieten oder eine Änderung der Eigentumsverhältnisse<br />

verändert den Bestand an Wohnungen in keiner Weise. Was<br />

Mangel war, bleibt Mangel, dann aber sicher! Bevor hier Wohnungen<br />

von der öffentlichen Hand gekauft werden sollen oder andere Wege der<br />

Enteignung überlegt werden, wäre doch der Bau von neuen Wohnungen<br />

naheliegender, um über ein größeres Angebot zu einem ausreichenden<br />

Angebot zu kommen – dann brauchen wir auch vor dem Markt und seinen<br />

Kräften keine oder zumindest weniger Angst zu haben.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

84 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />

Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.<br />

Wien, nur Du allein!<br />

Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />

Was für eine Welle der Begeisterung! Die Erleichterung über das Ende<br />

der strengen Corona-Maßnahmen ist überall zu spüren. Auch wenn wir<br />

alle im Hinterkopf die Gefahr haben, diese Tage werden von vielen als<br />

kleiner Sieg über die Pandemie gefeiert. Schaut man sich die Corona-<br />

Maßnahmen und Zahlen aus 2020 an, wird sofort klar, dass die Erleichterungen<br />

heute fast aufs Datum genau den Lockerungen des Vorjahres<br />

gleichen. 2020 öffnete die Gastro am 15. Mai, heuer am 19. Mai. Sie können<br />

es „nachgooglen“. Es betrifft wirklich jede erdenkliche Maßnahme,<br />

ja sogar die Maskenpflicht im Handel wurde auch im Vorjahr im Juni<br />

aufgehoben.<br />

Damals aber waren wir nicht so erleichtert wie heuer – nur warum? Erstens<br />

waren die Öffnungsschritte im Vorjahr auf einen kurzen Lockdown<br />

gefolgt – Corona erreichte uns damals ab Februar, jetzt mussten wir<br />

mehr oder weniger seit September mit Einschränkungen fristen. Zweitens<br />

scheint heute ein Ausweg dank Impffortschritt und Immunisierung<br />

absehbar. Aber vor allem drittens wiegen wir uns alle auch durch die<br />

Berichterstattung und die positiven Prognosen der Meinungsbildner in<br />

relativer Sicherheit.<br />

Richtige Stimmungsmache kommt an. Auch bei mir. Gefährlich wird<br />

Stimmungsmache dann, wenn sie an der Realität vorbeigeht und trotzdem<br />

die Gefühlslage manipuliert. Wenn Sie derzeit in Wien unterwegs<br />

sind, entsteht schnell der Eindruck, dass zumindest uns in Wien der Klimawandel<br />

nicht einholen kann. Jedes Lokal bietet regionale und/oder<br />

biologische Speisen, die Parks blühen und die Politik überschlägt sich<br />

förmlich mit den Begriffen „nachhaltig“, „erneuerbar“ und „grün“.<br />

2040 werde Wien die Klimaziele erreichen,<br />

vernehmen wir beruhigt<br />

Besonders toll daran scheint, dass es gerade die rot-pinke Wiener Stadtregierung<br />

schafft, alle Klimaziele zu erreichen, ohne irgendeine Einschränkung<br />

für uns Bürger erlassen zu müssen. Ist das nicht einmalig?<br />

Das läuft international dem viel beachteten gemeinnützigen Wiener<br />

Wohnbauvorzeigemodell sicher zukünftig den Rang ab.<br />

Wir in Wien können weiter mit dem Auto durch die Stadt brausen und<br />

uns am Gürtel stopfen, weiter von Schwechat in die Welt fliegen und<br />

müssen weniger Steuergeld in die Öffis stecken, denn die Intervalle<br />

wurden von der neuen Fortschrittskoalition dort, wo man sie nicht so<br />

braucht, bereits ausgedünnt. Wien braucht keine unbequemen Maßnahmen<br />

– etwa Nachverdichtung in der Stadt, sanfte Erhöhung und<br />

Verdichtung. Es kann weiter die grüne Wiese am und um den Stadtrand<br />

verbaut werden. Wien kommt ohne Einschränkung, sondern mit Spaß<br />

und Wettbewerben ans Klimaziel. Es soll im öffentlichen Raum gepflanzt<br />

werden, was das Zeug hält. Dächer werden gut sichtbar mit Photovoltaik<br />

ausgestattet und dann noch Stadtbienen überall dort verteilt,<br />

wo sie niemand stören.<br />

Wer braucht da unpopuläre Maßnahmen?<br />

Wien hat eine rot-pinke Fortschrittskoalition, die grüne Stimmung<br />

macht. Und mit einer Sache hat die Regierung auch Recht: Einholen<br />

wird der Klimawandel Wien mit Sicherheit nicht, denn er liegt schon ein<br />

unendliches Vielfaches voran. Und „a bisserl was“ geht sicher nimma!<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

85


Positionen & Meinungen<br />

Hoch hinaus<br />

Ehrgeizig. Karina Schunker ist mit 18 Jahren bei EHL eingestiegen, mit 25 zur Prokuristin und nun mit 27 Jahren<br />

zur Geschäftsführerin avanciert. Im Interview erzählt sie über ihre Leidenschaft für Immobilien und wie sie ihre<br />

Zielstrebigkeit zum Erfolg geführt hat.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

E<br />

s ist kein Zufall, dass wir das Interview<br />

mit Karina Schunker im<br />

Dachgeschoss führen. Die junge<br />

Aufsteigerin weiß genau, was sie<br />

will. Die Sonne blendet uns leicht und die<br />

frischgebackene Geschäftsführerin leitet gleich<br />

zu sich über. „Ich bin ein Sonnenschein“, lacht<br />

sie. Wir nehmen auf der kleinen Terrasse Platz<br />

und befragen die 27-Jährige zu ihrer ungewöhnlich<br />

steilen Karriere. „Ich wusste schon in der<br />

Schule, dass ich im Immobilienbereich arbeiten<br />

möchte“, sagt sie. Initialzündung war die Organisation<br />

des Schulballs, für den sie die Location<br />

suchte und Besichtigungen durchführte. „Das<br />

hat meine Leidenschaft für Liegenschaften<br />

geweckt.“ Nach der Matura fing sie bei EHL im<br />

Bereich Mietwohnungen an. Da war sie 18 Jahre<br />

alt. „Die Maklerei hat mir großen Spaß gemacht“,<br />

erzählt sie. Als nächsten Schritt schrieb sie sich<br />

an der Fachhochschule für Immobilienwirtschaft<br />

ein. Berufsbegleitend absolvierte sie das Studium,<br />

wobei sie sich im Rahmen ihrer Masterthesis<br />

mit den unterschiedlichen Immobilienplattformen<br />

auseinandersetzte. Dabei analysierte sie<br />

das Suchverhalten von Interessenten. Die Erkenntnis?<br />

„Man muss den Menschen dahinter<br />

sehen, den genauen Bedarf ermitteln und zuhören,<br />

das macht einen guten Makler aus.“ Was<br />

ihr am Studium am besten gefallen hat? „Beim<br />

Bachelor hat mich die breite Vielfalt an<br />

Fachwissen beeindruckt, die vermittelt wird,<br />

„Ich bin bereit für diesen<br />

Schritt und freue mich darauf,<br />

ein Team mit 20 Personen zu<br />

führen.“<br />

und beim Master haben mich das Projektmanagement<br />

und Bauträgerwesen besonders interessiert“,<br />

erzählt sie. „Spannend war es dann,<br />

das Wissen zu vertiefen und zu verknüpfen, vor<br />

allem auch im wirtschaftlichen und steuerrechtlichen<br />

Bereich.“<br />

Nach Abschluss des Masterstudiums übernahm<br />

die damals 25-Jährige die Bereichsleitung<br />

für den Eigentums- und Vorsorgebereich<br />

und erhielt die Prokura. „Die Möglichkeit,<br />

mich mit Vertragsinhalten auseinanderzusetzen<br />

und ein Team zu führen, hat mich herausgefordert<br />

und das von Michael Ehlmaier in<br />

mich gesetzte Vertrauen hat mich gestärkt.“<br />

Karina Schunker,<br />

EHL<br />

Zielsetzungen<br />

Schunker hat klare Zielvorstellungen. „Ich bin<br />

ein Typ, der sich Dinge vornimmt und das von<br />

vorne bis hinten rasch durchzieht“, schmunzelt<br />

sie. „Egal ob das der Führerschein mit 18<br />

oder eine eigene Wohnung ist.“ Mit 17 wollte<br />

sie ein eigenes Zimmer. Als eine Wohnung im<br />

gleichen Haus frei wurde, packte sie die Gelegenheit<br />

beim Schopf und zog um. „Es war eine<br />

Kategorie-D-Wohnung, aber ich hatte meinen<br />

eigenen Bereich“, blickt sie zurück. Finanziert<br />

hat sie Wohnung selbst, mit einem Samstagsjob.<br />

„Es ist mir wichtig, unabhängig zu sein. Ich<br />

wollte das allein schaffen, ohne auf das Geld<br />

meiner Eltern angewiesen zu sein.“<br />

86 ImmoFokus


Mittlerweile ist sie wieder im gleichen Haus<br />

umgezogen, diesmal in eine Drei-Zimmerwohnung.<br />

Ist es die Traumwohnung? „Noch nicht<br />

ganz“, meint sie. „Ich hätte gerne einen Balkon,<br />

aber die Nähe zu meiner Familie ist ein großer<br />

Vorteil.“<br />

Vorerst hat die Ottakringerin ohnehin mit ihrem<br />

neuen Job genug zu tun. „Als Sandra Bauernfeind<br />

ihren beruflichen Wechsel bekannt<br />

gegeben hat, ist Michael Ehlmaier auf mich<br />

zugekommen und hat mich gefragt, ob ich die<br />

Geschäftsführung übernehmen möchte.“ Ob<br />

sie lange überlegt hat? „Nein, ich habe gleich<br />

ja gesagt“, lacht sie. „Ich bin bereit für diesen<br />

Schritt und ich freue mich darauf, das Team<br />

mit 20 Personen zu führen.“<br />

Ändern möchte sie durch ihren Führungsstil<br />

vorerst nichts. „Ich habe ja den Vorteil, eine<br />

erfolgreiche Abteilung zu übernehmen“, sagt<br />

sie. „Was im Vordergrund steht, ist die Abläufe<br />

weiter zu optimieren und zeiteffizient zu arbeiten.<br />

Und natürlich auch weitere Schritte im<br />

Bereich Digitalisierung zu setzen.“<br />

Digitalisierung<br />

Sind Smart Contracts und Blockchain bereits<br />

ein Thema? „In naher Zukunft bestimmt, sofern<br />

es noch mehr anerkannt wird. In Wien<br />

sind wir ja immer ein bisschen hinten nach,<br />

aber diese Entwicklung wird kommen …<br />

müssen“, meint sie. „Das Ziel ist, den Kunden<br />

schneller betreuen zu können, und da werden<br />

wir uns dort hinbewegen, wo der Markt uns<br />

braucht. Letztlich ist jede Maßnahme, die eine<br />

Zeitersparnis bringt, gut.“<br />

Neue Entwicklungen am Markt findet Schunker<br />

prinzipiell sehr spannend. „Corona hat uns<br />

ganz plötzlich vor neue Herausforderungen<br />

gestellt und wir haben mit 3D-Rundgängen reagiert“,<br />

erzählt sie. „Dennoch hat sich gezeigt,<br />

wie wichtig der Kontakt mit dem Kunden ist,<br />

und wie stark der nachgefragt wird. Die Zahl<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

87


Positionen & Meinungen<br />

der Besichtigungen nach dem Lockdown war<br />

höher als vorher. Kundenbeziehungen werden<br />

gefordert und gelebt, schließlich ist der Immobilienkauf<br />

eine emotionale Sache, die aber<br />

auch einer rechtlichen Aufklärung bedarf.“<br />

Haben sich die Anforderungen an Wohnungen<br />

durch Corona verändert? „Verstärkt, würde ich<br />

sagen. Es hat sich gezeigt, dass Wohnimmobilien<br />

sehr sicher sind und Investoren vermehrt<br />

große Projekte ankaufen“, so Schunker. „Der Eigentumsmarkt<br />

und die Nachfrage nach Vorsorgewohnungen<br />

ist ungehemmt stark, getrieben<br />

von einem günstigen Zinsniveau und der Sorge<br />

vor der Inflation.“ Dass die Menschen jetzt vermehrt<br />

nach einem Zimmer mehr oder Freiflächen<br />

suchen, kann die Geschäftsführerin nicht<br />

bestätigen. „Wer ein Zimmer mehr wollte und<br />

„Stillstand ist<br />

das Schlimmste.<br />

Man muss jeden<br />

Tag sein Bestes<br />

geben.“<br />

Karina Schunker,<br />

EHL<br />

es sich leisten konnte, hat dieses bereits. Und die<br />

Nachfrage nach Freiflächen war auch schon vor<br />

Corona stark“, meint sie. „Der Trend geht schon<br />

länger in Richtung effizientere Grundrisslösungen,<br />

da muss es nicht das zusätzliche Zimmer<br />

sein. Am Ende des Tages zählt die finanzielle<br />

Gesamtbelastung für den Mieter beziehungsweise<br />

Eigentümer.“ Es steht im Vordergrund,<br />

aus den Grundrissen das Optimum herauszuholen,<br />

einen Platz für einen Schreibtisch zu haben,<br />

einen großen Schrank ins Schlafzimmer stellen<br />

und ein paar Blumenkisterl und Kräuter am Balkon<br />

anpflanzen zu können.<br />

„Wir binden uns nach Möglichkeit schon<br />

möglichst früh bei der Projektrealisierung<br />

mit ein und stehen dem Bauträger beratend<br />

zur Seite, da wir die Nachfrage der Kunden<br />

abfragen und die Trends genau kennen“, so<br />

Schunker. „Als Makler wissen wir, was die Immobilie<br />

können muss, um rasch zu vermieten<br />

oder zu verkaufen.“<br />

Geraten große Wohnungen mit Belastungen<br />

um die 1.400 Euro unter Druck? „Es kommt<br />

auf die Lage an“, antwortet Schunker. „Generell<br />

kann man sagen, dass die, die Zugang zu<br />

Kapital haben, lieber in ein Eigentumsobjekt<br />

investieren, wobei es auch nicht immer nur um<br />

Rendite, sondern auch um Wertsicherung und<br />

-steigerung geht.“<br />

Ratschläge<br />

Was würde sie anderen jungen Menschen als<br />

Ratschlag mit auf den Weg geben? „Man muss<br />

sich Ziele setzen und darf sie nicht aus den<br />

Augen verlieren“, erklärt Schunker, die auch<br />

als Mentorin an der FH tätig ist. „Man sollte<br />

sich Unterstützung und Hilfe einfordern. Das<br />

Wichtigste ist eine positive Einstellung.“<br />

Und wo geht die Reise hin? „Hauptsache man<br />

reist“, meint Schunker. „Stillstand ist das<br />

Schlimmste. Man muss jeden Tag sein Bestes<br />

geben und mit dem Team an einem gemeinsamen<br />

Strang ziehen. Das ist die Basis für den<br />

Erfolg.“ Den Ausgleich zum Berufsleben findet<br />

sie bei ihrer Familie. Für Sport bleibt wenig<br />

Zeit. „Die meisten Baustellen haben mehrere<br />

Stockwerke und die laufe ich hinauf“, lacht sie<br />

und ihre Augen blitzen dabei fröhlich. „Auch<br />

hier bin ich zeiteffizient.“<br />

88 ImmoFokus


Advertorial<br />

Foto: BDO<br />

Neuerungen zur<br />

Liebhaberei im<br />

Steuerrecht<br />

Beratung. Die BDO Immobilienprofis verschaffen nachstehend einen<br />

Überblick über die (steuerliche) Liebhaberei und Highlights aus dem<br />

jüngst veröffentlichten Liebhabereirichtlinien-Wartungserlass 2021 im<br />

Bereich Immobilien.<br />

Liebhaberei im Steuerrecht<br />

Wird aus Tätigkeiten mittel- bis langfristig<br />

kein positiver Gesamterfolg erwartet, ist die<br />

Tätigkeit steuerlich unbeachtlich und man<br />

spricht von Liebhaberei (keine Einkunftsquelle).<br />

Für den Steuerpflichtigen kann<br />

dies im Einzelfall erhebliche Nachteile mit<br />

sich bringen. So könnten Verluste aus einer<br />

„Liebhaberei-Tätigkeit“ nicht mit Gewinnen<br />

anderer Einkunftsarten ausgeglichen werden<br />

(Verwehrung des steuerlichen Abzuges von<br />

Betriebsausgaben oder Werbungskosten).<br />

Im Hinblick auf die Umsatzsteuer könnte der<br />

Vorsteuerabzug verloren gehen. Praxisrelevant<br />

ist dies häufig bei Immobilienprojekten<br />

sowie der Immobilienvermietung oder in der<br />

Anlaufphase bei Unternehmensgründungen.<br />

Problematisch kann dies vor dem Hintergrund<br />

sein, dass Liebhaberei vom Finanzamt erst<br />

nach einem mehrjährigen Beobachtungszeitraum<br />

als solche identifiziert wird und zu einer<br />

(unerwarteten) Steuernachzahlung führt.<br />

Factbox<br />

MARLIES MUCK, MSC<br />

STEUERBERATERIN / MANAGERIN<br />

Telefon +43 5 70 375 1000<br />

marlies.muck@bdo.at<br />

Autor: Marlies Muck, Msc<br />

Grundlage für die steuerliche Beurteilung der<br />

Liebhaberei bildet die Liebhabereiverordnung<br />

(BGBl 1993/33). Mit dem Wartungserlass 2021<br />

wurden nunmehr Gesetzesänderungen und<br />

höchstgerichtliche Entscheidungen in die<br />

Liebhabereirichtlinien (Auslegungsbehelf für<br />

die Finanzverwaltung zur Liebhabereiverordnung)<br />

eingearbeitet, die nachfolgend punktuell<br />

dargestellt sind.<br />

Neues aus dem Liebhabereirichtlinien-<br />

Wartungserlass 2021<br />

1. COVID-19-Pandemie als Unwägbarkeit: Die<br />

COVID-19-Pandemie wird als Unwägbarkeit<br />

genannt, wonach unvorhergesehene Aufwendungen/Einnahmeausfälle<br />

einer Qualifikation<br />

als Einkunftsquelle nicht abträglich sind, sofern<br />

zuvor nachvollziehbar die Erzielung eines<br />

Gesamterfolges bestanden hat.<br />

2. Klarstellungen über den Inhalt einer Prognoserechnung:<br />

Laut der Liebhabereiverordnung<br />

ist für das Vorliegen einer Einkunftsquelle aus<br />

Vermietung und Verpachtung die Erzielung<br />

eines Totalerfolges innerhalb von 20 beziehungsweise<br />

25 Jahren erforderlich. Für die<br />

plausible Darstellung des Gesamterfolges einer<br />

Vermietungstätigkeit gegenüber der Finanzverwaltung<br />

ist eine Prognoserechnung erforderlich.<br />

Folgende konkrete Aussagen über den<br />

Inhalt einer Prognoserechnung wurden unter<br />

anderem aufgenommen:<br />

Marlies Muck, Msc<br />

Steuerberaterin/Managerin<br />

a) Berücksichtigung fiktiver marktkonformer<br />

Mieten bei Mietzinsbeschränkungen;<br />

b) Berücksichtigung von Indexsteigerungen<br />

in Anlehnung an veröffentlichte<br />

Indizes;<br />

c) Einbeziehung des Mietausfall- und<br />

Leerstehungsrisikos mit 2 bis 5 Prozent des<br />

Rohertrages;<br />

d) Einplanung von künftigen Instandhaltungs-<br />

und Reparaturkosten in Abhängigkeit<br />

des Alters und Zustandes des<br />

Gebäudes (Richtwerte je Quadratmeter<br />

Nutzfläche pro Jahr von 7,50 bis 25,00<br />

Euro, soweit dies nicht zu offensichtlich<br />

falschen Ergebnissen führt);<br />

e) Fremdfinanzierungskosten sind unter<br />

Beachtung des Tilgungsplanes aufzunehmen,<br />

etc.<br />

3. Keine Kriterienprüfung bei großer Vermietung:<br />

Bei einer großen Vermietung (entgeltliche<br />

Gebäudeüberlassung, § 2 Abs 3 LVO)<br />

kommt es für die Prüfung, ob Liebhaberei vorliegt,<br />

ausschließlich darauf an, ob die Betätigung<br />

geeignet ist, innerhalb eines absehbaren<br />

Zeitraums einen Gesamterfolg zu erzielen (im<br />

Rahmen der Prognoserechnung). Eine Kriterienprüfung<br />

ist nicht anzustellen.<br />

4. Wechsel zur Liebhaberei: Bei einem Wandel<br />

zur Liebhaberei (da beispielsweise für einen<br />

bestehenden Betrieb die Gewinnerzielungsabsicht<br />

aufgegeben wird) kommt es zur Überführung<br />

des der Tätigkeit gewidmeten Vermögens<br />

ins Privatvermögen des Betriebsinhabers. Es<br />

liegt eine Betriebsaufgabe iSd § 24 EStG vor.<br />

Die dadurch stattfindende Entnahme führt zur<br />

Aufdeckung der stillen Reserven.<br />

Wie sich zeigt, bietet die steuerliche Behandlung<br />

im Immobilien-Sektor auch weiterhin<br />

zahlreiche Fallstricke, bei denen Ihnen die BDO<br />

Expertinnen und Experten gerne beratend zur<br />

Seite stehen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

89


Zum Autor<br />

Peter Engert ist seit 2016 Geschäftsführer der ÖGNI, wo er<br />

sich für den Fortschritt in der nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft<br />

einsetzt. Davor war er zwanzig Jahre in der<br />

Finanzwirtschaft tätig.<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

Kommentar: Peter Engert<br />

Seit einer gefühlten Ewigkeit diskutieren<br />

wir auf den verschiedensten<br />

Ebenen über Kreislaufwirtschaft und<br />

vieles ist auch bereits gut gelungen:<br />

Abfalltrennung zum Beispiel. Die<br />

Restmülltonnen wurden verkleinert,<br />

die Kinder in den Schulen wurden gut<br />

informiert und motiviert und trugen<br />

den Gedanken nach Hause. In manchen<br />

Bereichen sind die Österreicher<br />

Abfall-Trenn-Weltmeister geworden.<br />

Dass der getrennte Abfall dann aber<br />

auch wirklich recycelt wurde, war und<br />

ist noch ein langer Weg, aber die Basis<br />

– der getrennte Abfall – war geschaffen.<br />

Es gab Zeiten, da hatten wir in Österreich<br />

Schuhmacher, Schneidereien<br />

und Elektrofachgeschäfte, die vor allem<br />

reparierten, upcycelten, änderten<br />

– weggespült von einer Wegwerf-Konsumenten-Gesellschaft und einer<br />

Industrie, die an Reparierbarkeit kein Interesse hat.<br />

Bestandsobjekte als Rohstofflager?<br />

Über Kreislaufwirtschaft und ihre Funktionalität sind wir sehr gut informiert,<br />

auch in der Immobilienwirtschaft haben wir alle Beispielbilder im<br />

Kopf, wie wir es besser machen könnten. Das Bestandsobjekt als Rohstofflager?<br />

Ja, natürlich, wo aber sind die Prozesse, die Zeitabläufe, die es<br />

uns ermöglichen, diese Rohstoffe zu verwenden?<br />

Verwendung bereits gebrauchter Materialien in neuen Immobilien?<br />

Ja, gerne, aber wo finde ich die entsprechenden Angebote, wie verhindere<br />

ich lange klimaschädliche Transportwege und wer garantiert mir<br />

die Qualität? Und abgesehen davon –<br />

Hand aufs Herz, haben wir uns schon<br />

überlegt, welche Materialien auch<br />

gebraucht verwendet werden könnten?<br />

Wo sind die Abbruchunternehmen,<br />

die Rohstofftrennung beherrschen?<br />

Können sie überleben, weil der volkswirtschaftliche<br />

Wert dieser Trennung<br />

auch wirtschaftliche Vorteile bringt?<br />

Schreiben wir die Anforderung nach<br />

Rohstofftrennung bei Abbrüchen aus<br />

und bewerten wir diese Leistung bei der<br />

Vergabe?<br />

Abfallvermeidung<br />

Jetzt, da Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung<br />

auch in der EU-Taxonomie<br />

ab 2022 risikorelevante Kriterien werden,<br />

brauchen Bestandshalter und Bauherren<br />

noch dringender als zuvor praktikable Lösungen der Industrie.<br />

Reparierbarkeit, Abfalltrennung, Recycling und Wiederverwendung<br />

sind die neuen Erfolgsfaktoren. Natürlich ist auch der Staat gefordert.<br />

Vernünftige Unterstützungskonzepte müssen helfen, Forschung und<br />

Entwicklung zu fördern und den Markteintritt intelligenter Systeme,<br />

die Anbieter und Nachfrager zueinander bringen, zu ermöglichen. Mangelnde<br />

Abfalltrennung muss teurer werden, die Nutzung von Wiederverwendungs-<br />

und Recyclingkonzepten günstiger.<br />

Als ÖGNI haben wir uns dazu entschlossen, heuer eine Arbeitsgruppe zu<br />

Kreislaufwirtschaft zu starten. Aber nicht, um wie hundert andere zuvor<br />

über Notwendigkeiten zu diskutieren, sondern um die Realität voranzutreiben.<br />

Sie sind herzlich eingeladen, mitzumachen.<br />

Fotos: ValueOne, Adobe Stock<br />

90 ImmoFokus


Gute Aussichten<br />

ImmoFokus.Rubrik<br />

Smart Cities, Stadtklima, Architektur, Sozialer<br />

Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit,<br />

Hotellerie, Revitalisierung, Luxus,<br />

Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments,<br />

Grätzelentwicklung, …<br />

Wir haben die Gegenwart und Zukunft von<br />

Wohnen und Bauen im Blick.<br />

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:<br />

DiePresse.com/immobilien<br />

91 ImmoFokus


Positionen & Meinungen<br />

Die Dinge<br />

vorsichtig angehen,<br />

aber trotzdem<br />

marschieren<br />

Abschied. Bevor Ernst Vejdovszky Ende Juni nach mehr als 30 Jahren endgültig aus der<br />

S Immo ausscheiden wird, nahm er sich Zeit, um über wichtige aktuelle Entwicklungen<br />

in der Immobilienbranche, Portfolioausrichtungen, und wie er das von ihm gegründete<br />

Unternehmen geprägt hat, zu sprechen.<br />

Das Gespräch führten: Patrick Baldia & Michael Neubauer<br />

Sie sind ja als Optimist bekannt. Bleiben<br />

Sie auch angesichts der auf die COVID-<br />

19-Pandemie zurückzuführenden schweren<br />

Wirtschaftskrise optimistisch?<br />

Ernst Vejdovszky: Die Situation, in der wir uns<br />

aktuell befinden, ist nicht mehr so schwierig,<br />

wie es vielleicht manche meinen. Zweifellos<br />

wirkt sich die Pandemie auf die Konjunktur<br />

aus und indirekt auch auf die Immobilienwirtschaft.<br />

Man darf aber nicht vergessen, dass die<br />

Immobilienmärkte teilweise von ganz anderen<br />

Rahmenbedingungen beeinflusst werden.<br />

Der Haupteinflussfaktor auf ihre Entwicklung<br />

waren immer und bleiben auch weiterhin die<br />

langfristigen Zinsen. Und da schaut es noch<br />

für viele Jahre sehr, sehr gut aus. Insofern<br />

kann ich ganz klar sagen, dass ich für die<br />

Immobilienmärkte optimistisch bin.<br />

Wenn Sie weiterhin mit stabilen Zinsen<br />

auf niedrigem Niveau rechnen, wo sehen<br />

Sie dann die Hauptrisiken für die<br />

Immobilienmärkte?<br />

Das größte Risiko wäre zweifellos eine gröbere<br />

Inflation oder gar eine Hyperinflation. Dies<br />

würde sich in weiterer Folge auch auf die<br />

Zinsen auswirken. Von sehr hoher Inflation<br />

gehe ich aber mittelfristig nicht aus. Auf ganz<br />

lange Sicht wird sich die Welt aber ändern, so<br />

wie sie sich bislang geändert hat.<br />

Wohnimmobilien haben sich in der aktuellen<br />

Pandemie einmal mehr als krisensicher<br />

erwiesen. Wird das weiterhin der Fall sein<br />

oder könnte beispielsweise die demographische<br />

Entwicklung – Stichwort Bevölkerungsschwund<br />

und damit einhergehend<br />

ein Nachfragerückgang am Wohnimmobilienmarkt<br />

– eine neue Risikoeinschätzung<br />

der Assetklasse notwendig machen?<br />

In wirtschaftlich sehr entwickelten und prosperierenden<br />

Ländern wie Deutschland wird<br />

ein Schrumpfen der Bevölkerung typischerweise<br />

durch Zuwanderung unterschiedlicher<br />

ausgeglichen. Ich denke hier beispielsweise<br />

an Berlin vor wenigen Jahren. Selten zuvor<br />

hat man so viele neu an einen Ort gezogene,<br />

junge, erfolgreiche und dynamische Leute<br />

gesehen wie damals in der deutschen Hauptstadt.<br />

Die Attraktivität der Stadt hat diese<br />

Zuwanderung bewirkt. Und zwar nicht nur<br />

aus Ländern, die unter Konflikten oder einer<br />

schwierigen wirtschaftlichen Lage leiden,<br />

sondern aus anderen entwickelten Staaten.<br />

Das übergeordnete Motiv nach Berlin zu<br />

ziehen war: Dort ist es interessant, dort gehe<br />

ich hin und gründe ein Unternehmen.<br />

Ein wesentlicher Unterschied zu Wien<br />

ist aber, dass Berlin damals den großen<br />

Masterplan hatte, zum Technologiezentrum<br />

zu werden, weshalb viele qualifizierte<br />

Menschen nach Berlin gezogen sind. Das<br />

92 ImmoFokus


Nachdem auch größere Unternehmen<br />

diese neue Arbeitsform erlauben, würde ich<br />

meinen, dass das zu einem gewissen Trend aus<br />

der Stadt raus und in den Speckgürtel hinein<br />

führen sollte. Und zwar dorthin, wo man in<br />

einer vernünftigen Zeitspanne in die Stadt<br />

fahren kann, um zu arbeiten oder auch seine<br />

Freizeit zu verbringen. Aber vielleicht bleibt<br />

man dann auch öfter zuhause im Speckgürtel.<br />

kann von Wien ja nicht gerade<br />

behauptet werden.<br />

Das ist leider richtig. In dieser Hinsicht kann<br />

sich Wien von Berlin einiges abschauen.<br />

Glauben Sie, dass der aktuelle Trend zum<br />

Home-Office wirklich nachhaltig ist?<br />

Manche Kollegen schreiben ja, dass das<br />

Büro tot sei. Oder würden Sie behaupten<br />

„es lebe das Büro“?<br />

Das Büro ist sicherlich nicht tot. Nach meiner<br />

Erfahrung ist Home-Office eine Ergänzung<br />

zum normalen Bürobetrieb. Für bis zu drei<br />

Tage im Monat kann man das durchaus auch<br />

leben beziehungsweise hat Home-Office eine<br />

Berechtigung. Der Hauptvorteil des Bürostandortes<br />

bleibt schlicht und einfach, dass<br />

dieser die informelle Kommunikation unter<br />

den Mitarbeitern unterstützt. Darüber hinaus<br />

hat das Büro noch viele andere Funktionen. Es<br />

ist etwa auch ein repräsentativer Ort, an dem<br />

man Kunden empfangen kann.<br />

Nicht nur das ist im Home-Office nicht<br />

möglich. Und wenn ich mir die Stimmung<br />

unter meinen Kollegen bei der S Immo<br />

anschaue, so habe ich den Eindruck, dass<br />

die ewigen Videokonferenzen den meisten<br />

schon sehr auf die Nerven gehen.<br />

Sie freuen sich bereits auf Meetings in der<br />

ursprünglichen Form.<br />

Inwiefern wird sich die neue Bedeutung<br />

des Home-Office – auch wenn nur für<br />

einige wenige Tage im Monat – auf den<br />

Wohnungsmarkt auswirken? Die Flächen<br />

sind ja bekanntlich in den letzten Jahren<br />

immer kleiner geworden – was das Home-<br />

Office vor allem für Familien während der<br />

Lockdowns zur Herausforderung gemacht<br />

hat. Auf der anderen Seite steigen sowohl<br />

die Baukosten als auch die Wohnungspreise<br />

weiter.<br />

In UK und den USA verlassen immer mehr<br />

Unternehmen wegen teurer Büromieten<br />

die Ballungszentren. Auch weil im Umland<br />

die Wohnkosten für die Mitarbeiter<br />

niedriger sind. Werden wir eine solche<br />

Entwicklung auch hierzulande erleben?<br />

Die Backoffice-Funktionen von Großunternehmen<br />

müssen ja nicht unbedingt in<br />

Wien angesiedelt sein, sondern könnten<br />

auch an Standorten wie Horn oder Zwettl<br />

stehen?<br />

Das Waldviertel ist eine wunderschöne<br />

Gegend mit malerischen Orten. In technischer<br />

Hinsicht würden sich auch Horn und Zwettl<br />

als Unternehmenssitz anbieten. Die Frage ist<br />

allerdings, ob dort auch eine entsprechende<br />

Anzahl an qualifizierten Mitarbeitern<br />

verfügbar ist. Das könnte schwieriger sein als<br />

am Rand von Wien. Aber grundsätzlich ist<br />

der Trend, dass Unternehmen ins Umland von<br />

Ballungszentren ziehen, auch hierzulande im<br />

Gange. Das ist auch sinnvoll.<br />

Das klassische Büro wird also nicht von<br />

der Bildfläche verschwinden. Aber wo<br />

wird im Retailbereich die Reise hingehen<br />

und vor allem, welche Bedeutung wird<br />

Shopping-Centern zukommen, die ja<br />

auch im Portfolio der S Immo eine nicht<br />

unwesentliche Rolle spielen?<br />

Der Trend zum Online-Handel ist ja nicht erst<br />

durch die Pandemie entstanden, sondern war<br />

auch schon vorher da. Corona hat diesem<br />

Trend sozusagen einen Schub gegeben.<br />

Vielleicht haben sich hier einige Entwicklungen<br />

früher eingestellt, als das sonst der Fall<br />

gewesen wäre. Bei Shopping-Centern wird<br />

sich der Trend weiter fortsetzen, dass man dort<br />

nicht nur zum Einkaufen im engeren Sinn<br />

hingeht, sondern auch, um seine Freizeit zu<br />

verbringen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

93


Positionen & Meinungen<br />

Wie sind Sie in der Pandemie mit Ihren<br />

Retail-Mietern umgegangen? Der Blick in<br />

die Gazetten verrät ja, dass unzählige Prozesse<br />

anhängig sind, wobei verschiedene<br />

Standpunkte aufeinandertreffen.<br />

Wir haben extrem viele, lange und teilweise<br />

mühsame Gespräche und Verhandlungen<br />

mit unseren Mietern geführt. Erfreulich ist,<br />

dass wir uns mit fast allen geeinigt haben<br />

und einen Weg finden konnten, der für beide<br />

Seiten vernünftig ist. Damit war auch viel<br />

Arbeit verbunden – vor allem im vergangenen<br />

Jahr. Heute können wir sagen, dass wir von<br />

dieser Front keine Gefahren mehr sehen.<br />

Werden sich die Entwicklungen – auf<br />

der einen Seite Internethandel, auf der<br />

anderen die Auswirkungen der Pandemie<br />

– künftig auch in den Mietverträgen im<br />

Retailbereich widerspiegeln, vor allem,<br />

was die Gefahrtragung betrifft?<br />

Normalerweise werden Erfahrungen aus<br />

ähnlich herausfordernden Situationen wie der<br />

COVID-19-Pandemie in den Vertragsmustern<br />

berücksichtigt. Und je nach Verhandlungsstärke<br />

und -geschick werden Verträge künftig<br />

etwas anders ausschauen. Aber klar ist auch,<br />

und das war auch immer unser Prinzip, dass<br />

wenn man Flächen vermietet, dann muss der<br />

Mieter dort auch etwas verdienen können.<br />

Daher kommt ja auch meine Miete. Das war<br />

auch 2020 unser Ansatz, weshalb wir auch<br />

sehr kompromissbereit waren. Das ist und<br />

bleibt das Fundamentale in unserem Geschäft<br />

und kann nicht durch vertragliche Regelungen<br />

auf die Seite geschoben werden.<br />

auch die Möglichkeit einer Zwangshypothek,<br />

die es einmal schon gegeben hat, zum<br />

Thema gemacht. Ist das im Bereich des<br />

Möglichen oder wollen Sie lieber gar nicht<br />

an solche Szenarien denken?<br />

Also ehrlich gesagt, würde das einer Enteignung<br />

sehr nahekommen. Ich hoffe, dass die<br />

politische Entwicklung in Deutschland und<br />

Österreich und auch in den anderen Ländern,<br />

in denen wir tätig sind, auf einer vernünftigen<br />

und auch bewährten Basis bleibt.<br />

Wenn Sie jetzt auch von anderen Ländern<br />

sprechen. Wird Deutschland in geographischer<br />

Hinsicht weiter „the place to be“<br />

bleiben?<br />

Keine Frage, ja. Deutschland ist nicht nur die<br />

größte Volkswirtschaft in Europa, sondern<br />

entwickelt sich auch weiter. Das wird auch<br />

durch das dortige Umfeld ermöglicht, das<br />

hoffentlich so bleibt. Aber klar ist auch, dass<br />

das Wachstum in den anderen Märkten, in<br />

denen wir tätig sind, natürlich ein höheres ist.<br />

Dass sehr entwickelte Volkswirtschaften ein<br />

geringeres Wachstumspotenzial aufweisen als<br />

weniger entwickelte, ist aber völlig normal.<br />

Hat die jetzige Krise nicht gezeigt, dass es<br />

besser ist, breit aufgestellt zu sein, als eine<br />

„Pure Play“-Strategie zu verfolgen?<br />

Die Portfolioausrichtung ist eine Frage des<br />

Glaubens beziehungsweise der Philosophie.<br />

Es hat immer Investmentbanker gegeben,<br />

die gemeint haben, Pure Play sei das einzig<br />

Sinnvolle. Ich habe diese Meinung nie<br />

vertreten. Ich habe immer die Diversifikation<br />

gelebt – im Sinne von: Diversifikation heißt<br />

Risikostreuung. Das heißt, dass ein Markt, der<br />

gerade nicht so läuft, durch einen anderen<br />

mit einer besseren Performance ausgeglichen<br />

Fühlen Sie sich von der Politik als Vermieter<br />

ein wenig im Stich gelassen? Vor allem<br />

wenn man sieht, wie viele Branchen Geld<br />

vom Staat bekommen? In einigen Bereichen<br />

wird auch von einer Überförderung<br />

gesprochen. Der Vermieter wird eigentlich<br />

meist – brutal ausgedrückt – im Regen<br />

stehen gelassen.<br />

Ich glaube, die Vermieter haben natürlich den<br />

Nachteil, dass sie über keine große politische<br />

Lobby verfügen und gerne auch als Feindbild<br />

gesehen werden.<br />

Wie die Pandemie und deren Folgen<br />

finanziert werden können, wird gerade in<br />

Deutschland heftig diskutiert. Dabei wird<br />

94 ImmoFokus


werden kann. Diese Strategie hat sich für uns<br />

bislang bewährt. Bewegt man sich im richtigen<br />

Spielfeld, kann aber auch Pure Play Sinn<br />

machen. Das zeigt die starke Entwicklung der<br />

Wohnkonzerne in den letzten zehn Jahren.<br />

Hat man derzeit hingegen einen reinen Fokus<br />

auf Retail oder Hotels, so schaut die Sache<br />

natürlich anders aus.<br />

Wie sehen Sie den Trend zu Mikrowohnungen<br />

mit 35 Quadratmetern? Wie man<br />

hört, soll es schon in Richtung 30 Quadratmeter<br />

gehen.<br />

Ich möchte in solchen Wohnungen nicht<br />

wohnen. Aber wenn man vorübergehend,<br />

Zur Person<br />

vielleicht für ein halbes Jahr in einer Stadt lebt,<br />

warum nicht? Aber nicht auf Dauer. Mikrowohnungen<br />

sind ein Segment, das für eine<br />

gewisse Lebenssituation und typischerweise<br />

für eine begrenzte Zeitdauer eine Berechtigung<br />

hat.<br />

Stichwort kleine und effiziente Wohneinheiten.<br />

Wird das weiterhin ein sinnvoller<br />

Zugang bleiben? Wie man gesehen hat,<br />

ist durch die Pandemie und vor allem das<br />

verstärkte Home-Office der Platzbedarf ja<br />

nicht geringer geworden.<br />

Bei den aktuellen Preisniveaus in den Städten<br />

werden sich größere Wohnungen nicht<br />

„Ich hab nie die<br />

Meinung vertreten,<br />

dass eine Pure Play<br />

Portfolioausrichtung das<br />

einzig Sinnvolle ist. “<br />

Ernst Vejdovszky,<br />

S Immo<br />

Nach einer ersten beruflichen Erfahrung als Bautechniker<br />

und dem darauffolgenden Studium der<br />

Betriebsinformatik an der TU Wien und Universität<br />

Wien trat Ernst Vejdovszky in den frühen 1980er<br />

Jahren in die Dienste der Girozentrale und Bank der<br />

österreichischen Sparkassen ein. 1986 wurde der<br />

gebürtige Wiener zum Vorstand der Immorent ernannt.<br />

Gleichzeitig war er ab 1988 zehn Jahre lang<br />

Prokurist der Girozentrale sowie ab 1989 Vorstand<br />

der Immorent. 2001 wurde er Vorstandsvorsitzender<br />

der S Immo, die aus der Fusion der Sparkassen<br />

Immobilien mit der Erste Immobilien entstand.<br />

Diese Funktion bekleidete Vejdovszky bis März<br />

2021 und war dabei für wesentliche Meilensteine,<br />

wie den Aufbruch nach Osteuropa in den 1990er<br />

Jahren sowie den Markteintritt in Deutschland<br />

2005, verantwortlich. Diesen Juni schied er nach<br />

mehr als 30 Jahren aus der S Immo aus.<br />

ausgehen. Für eine größere Wohnung im<br />

Zentrum einer Stadt braucht man schon eine<br />

ordentliche Erbschaft, um die Eigenmittel<br />

finanzieren zu können.<br />

Schaut man sich derzeit das Angebot an<br />

Flächen an, das beispielsweise für den<br />

Wohnbau zur Verfügung steht, stellt sich<br />

die Frage, wieso die Politik nicht eingreift,<br />

um Boden zumindest für die Bauträger ein<br />

wenig billiger zu machen und Wohnbau<br />

anzukurbeln?<br />

Ich bin ein Anhänger des geförderten Wohnbaus.<br />

Und ich finde das Modell, das wir in<br />

Wien fahren, gar nicht so schlecht. Es könnte<br />

nur mehr Projekte geben. Für die Mehrheit<br />

der Bevölkerung ist irgendeine Art von<br />

gefördertem Wohnbau wahrscheinlich eine<br />

der wenigen Möglichkeiten, um zu leistbaren<br />

Konditionen vernünftigen Wohnraum zu<br />

bekommen. Ich glaube, da ist Wien durchaus<br />

ein Vorbild – vor allem im Vergleich zu den<br />

großen deutschen Metropolen. Als Staatsbürger<br />

würde ich mir nur wünschen, dass der<br />

geförderte Wohnbau intensiviert wird. Das<br />

wäre nämlich auch für den Zusammenhalt der<br />

Gesellschaft wichtig.<br />

Sollte die öffentliche Hand beim Grundstücksverkauf<br />

vom Bestbieterprinzip<br />

abrücken?<br />

Wenn für alle die gleichen Bedingungen<br />

herrschen, dann ist das Bestbieterprinzip<br />

schon sinnvoll. Vorausgesetzt die Auflage ist,<br />

dass geförderter und leistbarer Wohnraum in<br />

sinnvoller Relation errichtet wird. Andererseits,<br />

wieso sollten nicht für alle die gleichen<br />

Chancen gegeben sein? Ich würde es als<br />

gefährlich empfinden, vom Bestbieterprinzip<br />

abzurücken. Das würde in vielen Fällen zu<br />

schlechten Entscheidungen führen.<br />

Als Finanzierungsexperte müssen Sie<br />

ja die aktuellen Entwicklungen in der<br />

Immobilienfinanzierung beobachten?<br />

In der aktuellen Situation, in der wir uns<br />

auf den Finanzierungsmärkten befinden,<br />

sollte Finanzierung nicht das Thema sein.<br />

Die Banken haben ja sehr viel Geld. Sie sind<br />

aber bei Finanzierungen auch vorsichtiger<br />

geworden als beispielsweise zu Zeiten der<br />

Finanzkrise. Das halte ich volkswirtschaftlich<br />

auch für richtig.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

95


Positionen & Meinungen<br />

Der Vejdovszky-Chart: Die Entwicklung der S Immo-Aktie<br />

seit ihrer Erstnotiz 2002 sowie ihres Vorläufers, der Erste<br />

Immo-Aktie, die 1990 ihr Börsen-Debüt feierte.<br />

Was halten Sie von Mezzanine-Kapital<br />

oder Mezzanine-Finanzierungen?<br />

Das ist durchaus ein sinnvolles Instrument für<br />

Entwickler. Der Kapitalgeber weiß hier, dass er<br />

entsprechendes Risiko trägt.<br />

Man hat mir erzählt, dass unter den<br />

Banken vor allem Regionalbanken aktuell<br />

größere Finanzierungs-Tickets vergeben<br />

und sich damit – so die Kritik – auf ein Feld<br />

vorwagen, auf dem sie keine Expertise<br />

haben. Auch weil die größeren Institute<br />

aufgrund ihrer Prüfungsverfahren langsamer<br />

sind und auch die Mezzanine-Kapitalgeber<br />

– wie die Regionalbanken - schneller<br />

Geld hergeben.<br />

Bei Mezzanine-Kapital weiß der Kapitalgeber,<br />

dass er im Risiko ist. Wenn er dann Geld hergibt,<br />

und das bewusst und wissentlich, dann<br />

Quelle: Wiener Börse<br />

„Typischerweise verdient man an<br />

jenen Geschäften, die man nicht<br />

macht, dann wirklich.“<br />

ist das auch OK. Schließlich kriegt er auch<br />

höhere Zinsen. Er kann dann im Ernstfall auch<br />

nicht behaupten, dass hätte er nicht gewusst.<br />

Ernst Vejdovszky,<br />

S Immo<br />

gerne bekommen hätte, wo ich aber nur der<br />

zweite Sieger war. Das kommt vor. Das muss<br />

man auch in Kauf nehmen.<br />

Inwiefern haben Sie der S Immo<br />

Ihren persönlichen Stempel<br />

aufgedrückt?<br />

Ich sehe eigentlich meinen Hauptbeitrag<br />

in meiner Philosophie, dass man die Dinge<br />

vorsichtig angeht, aber trotzdem marschiert<br />

und manche Geschäfte nicht macht.<br />

Typischerweise verdient man an solchen<br />

Geschäften dann wirklich.<br />

Manchmal sollte man auch die Dinge<br />

realisieren und sich nicht nur die Buchgewinne<br />

anschauen. Diese Philosophie hat<br />

auch Eingang in die Unternehmenskultur<br />

gefunden.<br />

Werden Sie der Immobilienwirtschaft<br />

in irgendeiner Art und Weise erhalten<br />

bleiben?<br />

Davon gehe ich aus. Es ist allerdings zu früh zu<br />

sagen, in welcher Funktion das sein könnte.<br />

Einen Weinkeller aufzubauen wird jedenfalls<br />

sicher nicht mein alleiniger Lebensmittelpunkt<br />

sein. <br />

Weil Sie ja jetzt aus der S Immo ausscheiden<br />

werden, was war rückblickend Ihr Lieblingsprojekt<br />

oder persönliches Highlight?<br />

Hätten Sie andererseits gerne ein Projekt<br />

umgesetzt beziehungsweise gekauft, das Sie<br />

aber nicht bekommen haben?<br />

In mehr als 30 Jahren hat es sehr viele Projekte<br />

gegeben. Natürlich waren darunter immer<br />

wieder Höhepunkte. Ein einziges hervorzuheben<br />

fällt mir aber schwer. Gleichzeitig hat<br />

es sicherlich auch Projekte gegeben, die ich<br />

Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

96 ImmoFokus


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97 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Georg Spiegelfeld, Eigentümer der Spiegelfeld Immobilien GmbH, allg.<br />

beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für das Immobilienwesen,<br />

RICS, REV, Vorstandssprecher des Immobilienring Österreich<br />

und Geschäftsführer der Immobilien Marktplatz GmbH.<br />

Nachfrage nach Eigentum treibt die Preise<br />

Kommentar: Georg Spiegelfeld<br />

In Österreichs Landeshauptstädten verändert sich der Wohnungsmarkt.<br />

Die Nachfrage nach Eigentum ist unverändert hoch. Noch immer<br />

gibt es in der zinsfreien Landschaft kaum Alternativen zur Geldanlage.<br />

Abgesehen von speziellen Lagen oder Objekten hat sich jedoch die Preisentwicklung<br />

beruhigt.<br />

Der Druck steigt in allen Bereichen<br />

Es gibt immer mehr Mietwohnungen, vor allem in Wien, Graz und Linz<br />

wurde viel gebaut und es sind viele Projekte in Fertigstellung. Dazu<br />

kommen viele ältere Wohnungen, die von Privaten zur Veranlagung<br />

gekauft wurden, zur Vermietung auf den Markt. Reüssieren können<br />

allerdings nur topsanierte Objekte. Auf die anderen kommt ein immer<br />

größerer Preisdruck zu, denn um Renditen erzielen zu können, müssen<br />

gebrauchte Wohnungen auch instandgehalten werden. Vor allem an<br />

Küche und sanitäre Anlagen werden hohe Erwartungen gesetzt. Hier<br />

geben Neubauwohnungen den Standard vor.<br />

Problemkind oberes Segment<br />

Der Leerstand im oberen Mietpreissegment ist groß, die Verwertungszeit<br />

wird immer länger. Konnten diese Wohnungen vor einigen Jahren<br />

gut an Expats vermietet werden, ist dieses Segment seit vier bis fünf<br />

Jahren immer schwächer nachgefragt und seit einem Jahr beinahe gar<br />

nicht mehr. Ob sich das mit Ende der Pandemie wieder ändern wird, ist<br />

nicht abzusehen.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

98 ImmoFokus


Zum Autor<br />

ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />

von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />

Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />

Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />

Sozialpflichtiges Eigentum?<br />

Kommentar: Georg Flödl<br />

Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht der Satz: Eigentum<br />

verpflichtet. Dennoch ist der Berliner Mietendeckel vorerst Geschichte.<br />

Der deutsche Bundesgerichtshof tritt immer wieder als zuverlässiger<br />

Hüter der Verfassung in Erscheinung. Dies wünschte man sich<br />

gerade in Sachen Eigentum auch von dessen österreichischem Pendant.<br />

Eine Gruppe engagierter Zinshauseigentümer hat vor mehreren Jahren<br />

den Weg zum VfGH beschritten, um die offensichtlichen Disparitäten<br />

des Richtwertmietgesetzes zu bekämpfen. Leider hat der Gerichtshof<br />

die Argumente ohne große inhaltliche Auseinandersetzung vom Tisch<br />

gewischt.<br />

Ewiges Thema Richtwert<br />

Mittlerweile wird der Kampf um den Richtwert immer erbitterter geführt.<br />

Prozessfinanzierer haben ein lukratives Geschäftsmodell erkannt.<br />

Die Rechtsunsicherheit punkto Lagezuschlag ist fast nicht mehr zu toppen.<br />

Doch der eigentlich Zuständige, der österreichische<br />

Gesetzgeber, schweigt sich aus.<br />

Dieser Umstand ist auch in Zeiten der COVID-<br />

19-Pandemie in anderen Bereichen erkennbar:<br />

Vermieter sind mit bis zu 100%igen<br />

Mietzinsminderungsansprüchen konfrontiert,<br />

können aber im Gegensatz zu<br />

Unternehmensmietern nicht an den Förderinstrumenten<br />

partizipieren. Noch beim<br />

Fixkostenzuschuss I im ersten Lockdown<br />

ist der Pressemeldung des Finanzministeriums<br />

zu entnehmen, dass COVID-<br />

19-bedrängte Unternehmen damit<br />

weiterhin die Geschäftsraummiete<br />

zahlen können sollen. Ein halbes Jahr<br />

später beim Fixkostenzuschuss II ist die<br />

Kommunikation schon verändert: Im Kleingedruckten der Förderbedingungen<br />

der COFAG ist eine Schadensminderungspflicht des Förderungswerbers<br />

(Mieter) normiert, der Geschäftsraummieter erhält nur einen<br />

Fixkostenzuschuss, wenn er beim Vermieter eine Mietzinsminderung<br />

angestrebt hat.<br />

Die Unsicherheit bleibt<br />

Die unklare Rechtslage der §§ 1104 ff wird dieser Situation aber nicht<br />

gerecht. Erst jüngst hat das BMF in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung<br />

auf den Zivilrechtsweg verwiesen. In einigen Jahren werden<br />

wir es also wissen. Die Politik lässt hier Mieter und Vermieter gleichermaßen<br />

im Regen stehen.<br />

Dass überdies die Vermieter von jeglicher staatlicher Unterstützungsleistung<br />

bislang ausgeschlossen waren, komplettiert dieses Bild. Die Lage<br />

kann für Vermieter durchaus prekär werden, wenn diese einen hohen<br />

Anteil an gewerblichen Mietern und/oder Pächtern haben. Förderungstechnisch<br />

wird der Eigentümer eines Zinshauses<br />

nicht als Unternehmer gesehen, auch wenn<br />

dieses aber sehr wohl als Unternehmen im<br />

Sinn des § 1409 ABGB angesehen wird.<br />

Eigentum verpflichtet. Dieser Grundsatz<br />

einer Sozialpflichtigkeit ist offenbar in der<br />

österreichischen „Realverfassung“ verankert.<br />

Rechtsmittel gibt es hier aber<br />

keine. Ob diese Einstellung Investitionen<br />

im Sinn des Green Deal und<br />

der Dekarbonisierung fördert, ist<br />

mehr als fraglich. Nicht nur bei<br />

COVID-19, auch beim Thema Klimaneutralität<br />

ist ein gemeinsames<br />

Vorgehen nötig.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

99


Zum Autor<br />

Hania Bomba ist Geschäftsführerin bei Huber Shop in<br />

AT & DE, Gründerin/CEO der Be Retail und Aufsichtsratsmitglied<br />

der S IMMO und der Erste Immo KAG. Zuvor war<br />

sie Geschäftsführerin bei der Regioplan Consulting.<br />

Die Sonnenschutzfaktor Community<br />

Kommentar: Hania Bomba<br />

Wie es wird im Handel, kann niemand sagen, der tatsächlich etwas<br />

vom Handel versteht. Aber wie es nicht mehr sein wird, das kann man<br />

schon sehr sicher sagen.<br />

Zum Vergleich: Die Immobilienbranche fliegt nicht mehr, einzelne vielleicht<br />

noch, aber die Branche ist am Boden der Tatsachen angelangt. Was<br />

soll denn noch passieren, neben der Diskussion vom Negativzins oder<br />

Wohnungen in Wien, die 13.000 Euro pro Quadratmeter kosten, wenn<br />

sie nicht in Lagen sind, in denen Sie nicht tot über dem Zaun hängen<br />

wollen. Wer heute Geld hat, hat echt ein Problem, denn die Immobilienbranche<br />

ist in der Zwischenzeit so sexy wie eine Magen-Darm-Grippe.<br />

Auch dem Handel fliegt gerade alles um die Ohren und die Handlungsstrategien<br />

im Handel, die ich so beobachte, hängen vom Verzweiflungsgrad<br />

des Marketingleiters ab und variieren von -20 Prozent Rabatt auf<br />

Alles bis -70 Prozent auf Alles. Ich meine damit nicht die Sondersituation,<br />

die wir jetzt aufgrund von COVID und den aktuellen Lagerthematiken<br />

und Abwertungen haben.<br />

Der Tsunami kommt<br />

Ich weiß nicht, warum so viele Menschen nicht begreifen, dass der stationäre<br />

Handel massiven Veränderungen ausgesetzt ist und diese noch<br />

nicht mal so richtig eingesetzt haben. Der Tsunami kommt noch. Und<br />

wenn ich höre, dass wir doch alle den Kontakt im Handel brauchen und<br />

die Menschen und das Einkaufserlebnis, dann ist das viel zu profan und<br />

oberflächlich und erinnert mich an die Vereinigung der Stummfilmemacher<br />

in den 1920ern, die allen erklärt hatten, dass sich der Ton nicht<br />

durchsetzen würde im Kino. Und das zeigt mir, dass der Tsunami kommt<br />

und diese Personen am Strand sitzen und nur darüber nachdenken, ob<br />

sie den richtigen Sonnenschutzfaktor benutzen.<br />

Problem Leerstand<br />

Der Handel braucht die stationäre Fläche nicht mehr. Auch nicht in<br />

den Top-Lagen. Nein, auch eine Mariahilferstraße oder die größten<br />

Shopping-Center braucht der Händler nicht mehr unbedingt, und wenn<br />

er dort nicht ordentlich Geld verdient, dann schon gar nicht mehr.<br />

Wissen Sie, warum der Leerstand nicht schon bei 50 Prozent ist in manchen<br />

Centern? Weil die Mieter nicht aus den Verträgen rauskommen.<br />

Und neue Verträge werden nicht mehr für länger als fünf Jahre unterschrieben.<br />

Manche sehr bedeutende Marken unterschreiben nur mehr<br />

– maximal! – für drei Jahre und Umsatzmiete und Betriebskosten.<br />

Diese Cashcow Asset-Klasse ist also offiziell keine Cashcow mehr. Amen.<br />

COVID hin oder her. Würde ich Handelsimmobilien besitzen, würde ich<br />

diese sofort neu rechnen und der Realität in die Augen schauen, denn dann<br />

gehöre ich wenigstens nicht zu der Sonnenschutzfaktor Community. Sondern<br />

zu denen, die erkannt haben, dass man neue Wege gehen muss.<br />

Gute Kapitäne beten nicht für schönes Wetter und jammern nicht, dass<br />

das Schiff nicht passt oder die Mannschaft. Gute Kapitäne sehen einen<br />

Tsunami kommen und tun alles, um die Mannschaft zu Höchstleistungen<br />

zu motivieren und das Schiff sicher in den Hafen zu bringen. Ach ja,<br />

und ich kann es nicht oft genug wiederholen: Gute Kapitäne sind nicht<br />

männlich oder weiblich, sondern menschlich.<br />

Ich wünsche Ihnen einen guten Riecher,<br />

offene Augen und viele passende<br />

Entscheidungen und freue<br />

mich, wie nach jedem Artikel,<br />

über Ihre Rückmeldungen,<br />

für die ich mich<br />

auch hiermit von Herzen<br />

bedanken möchte!<br />

Ihre<br />

Hania Bomba<br />

Fotos: Adobe Stock, Pia Morpurgo<br />

100 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Gerhild Bensch-König ist Geschäftsführerin von Raiffeisen<br />

WohnBau, dem Bauträger der Raiffeisen Bankengruppe<br />

Österreich, und Mitglied bei Salon Real.<br />

Gekommen, um zu bleiben<br />

Kommentar: Gerhild Bensch-König<br />

Die heimische Immobilienbranche<br />

gehört sicherlich zu jenen Wirtschaftszweigen<br />

im Land, die – so makaber<br />

es auch klingen mag – letztlich von<br />

der Corona-Krise profitiert hat.<br />

Durch die vielen Lockdowns der<br />

letzten Monate haben Herr und<br />

Frau Österreicher viel Zeit in den<br />

eigenen vier Wänden verbringen<br />

müssen und bei vielen hat sich der<br />

Wunsch nach räumlicher Veränderung<br />

manifestiert. Die bereits hohe<br />

Nachfrage nach hochwertigen<br />

Eigentumswohnungen stieg in den<br />

letzten Monaten noch einmal kräftig<br />

an. Gleichzeitig machten es die<br />

strengen Corona-Bestimmungen<br />

teils unmöglich, Wohnungen zu<br />

besichtigen oder persönliche Beratung<br />

in Anspruch zu nehmen.<br />

Corona bescherte der Branche einen Technologie-Boom<br />

Doch statt zu resignieren, zeigte unsere Branche einmal mehr, wie<br />

viel Innovationsgeist und Kreativität in ihr steckt, und suchte neue<br />

Formate und Kanäle, um interessierte Kunden dennoch bestmöglich<br />

zu servicieren. Sei es mit selbst gedrehten Videos, in denen charmant<br />

und witzig durch leerstehende Objekte geführt wird, oder mit<br />

etwas aufwendigeren Online-Tools wie etwa 2D-Grundriss- oder<br />

3D-Wohnungsnavigatoren, die anhand von virtuellen Modellen den<br />

Wohnungssuchenden ein besseres räumliches Verständnis für das<br />

jeweilige Objekt vermitteln können. Aber auch „Präsentations-Klassiker“<br />

wie Projektfolder und -videos oder Fotostrecken erhielten in<br />

den letzten Monaten Tech-Upgrades und punkten nun mit QR-Codes<br />

oder 3D-Elementen. Und all diese<br />

neuen, digitalen Helferlein sind<br />

eingebettet im Herzstück eines<br />

jeden Unternehmens: Der SEO<br />

optimierten Webseite, die zum<br />

Informations-Hub aufgewertet<br />

wurde, auf dem übersichtlich und<br />

kompakt alle Informationen zu<br />

den angebotenen Immobilien zu<br />

finden sind.<br />

Wohnungsbesichtigung 2.0<br />

bringt mehr Quality Time<br />

Und das Feedback unserer Kunden<br />

zeigt, dass dieser neue, virtuelle<br />

Ansatz – die Wohnungsbesichtigung<br />

2.0 – sehr geschätzt wird.<br />

Durch die Fülle an Informationen,<br />

die man vorab bereits abfragen<br />

kann, wird die Suche fokussierter und es<br />

bleibt letztlich mehr Zeit für die persönliche<br />

Beratung und Besichtigung jener Objekte, die wirklich in die engere<br />

Auswahl gekommen sind. Wird das die persönliche Beratung und<br />

Besichtigung ersetzen können? Nein! Im Gegenteil – es wird dadurch<br />

sogar mehr Zeit bleiben, um sich auf die persönliche Beratung zu konzentrieren.<br />

Das gilt im Übrigen auch für die Zukunft von virtuellen Immobilienmessen.<br />

Die Kreativität und Ressourcen, die viele von uns nun in die<br />

Schaffung virtueller Messestände gesteckt haben, wird sich langfristig<br />

bezahlt machen. Die Möglichkeit, sich über eine virtuelle Plattform<br />

einen Überblick zu verschaffen, ist sehr effizient und wird uns in Form<br />

von hybriden Veranstaltungsformaten erhalten bleiben.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

101


Zu Tisch mit ...<br />

Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Zeljko<br />

Omerovic<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

102 ImmoFokus


Parken polarisiert<br />

Modernisierung und Notwendigkeit. Mit der neu aufgeflammten Diskussion um die Parkraumbewirtschaftung<br />

und ein flächendeckendes Parkpickerl polarisiert das Thema Parken. Doch auch hohe Leerstände in Garagen<br />

und eine ineffiziente Verwaltung von Garagenplatzmietern drängen nach Lösungen.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

M<br />

obilität und Infrastruktur<br />

faszinieren Zeljko Omerovic,<br />

Head of Projects & Sales bei<br />

Payuca Parking Solutions, sehr.<br />

Umso wenig verwundert es, dass der gebürtige<br />

Wiener mit serbischen Wurzeln nach einigen<br />

Jahren in der Finanzbranche ins Garagengeschäft<br />

einstieg, zuerst bei Apcoa und dann bei Marktführer<br />

Wipark. Mit dem Schritt zu Payuca ging<br />

er weg von großen Unternehmen und zu einem<br />

Start-up. „Das war anfangs eine große Umstellung“,<br />

so sagt er. „Bei Konzernen gibt es definierte Prozesse,<br />

eine Struktur, alles ist geregelt, dafür<br />

dauern Innovationen und Veränderungen sehr<br />

lange.“ Bei Payuca nahm er die Herausforderung<br />

an, Prozesse selbst zu definieren und zu optimieren<br />

und fand große Freude daran. „Improvisieren<br />

macht Spaß“, meint er. Dem kann ich nur zustimmen.<br />

Schließlich stellt mich der harte Lockdown<br />

immer wieder vor Herausforderungen, vor allem<br />

bei unserer „Zu Tisch mit …“-Rubrik. Da wir nicht<br />

in ein Lokal gehen können, kommt das Lokal zu<br />

uns. Tina Csenar, Chefin vom Hernalser Vorstadtbeisl<br />

„Der Brandstetter“, liefert heute persönlich<br />

und verwandelt das Besprechungszimmer kurz<br />

zur Küche. Liebevoll dekoriert sie gemäß Vorlage<br />

ihres Küchenchefs Günther Fuchs zwei Vorspeisenteller<br />

mit weißem und grünem Spargel mit<br />

Wasabidressing auf Paprikapaste und Räucherschinken.<br />

Doch zurück zum Start-up-Feeling: „Es<br />

ist schon etwas ganz Besonderes, so ins kalte<br />

Wasser geworfen zu werden und am Aufbau<br />

teilzuhaben, die Entwicklung zu beeinflussen<br />

und Konzepte zu entwerfen“, erzählt Omerovic.<br />

„Es ist eine tolle Teamleistung, von Null auf etwas<br />

zu schaffen.“ In den zweieinhalb Jahren, in denen<br />

Omerovic für Payuca tätig ist, stieg die Belegschaft<br />

von acht auf 25 Mitarbeiter. Auch ein so schnelles<br />

Wachstum muss ein Unternehmen erst einmal<br />

verkraften. In seine Rolle als „Head of Projects &<br />

Sales“ musste Omerovic erst hineinwachsen.<br />

„Anfangs war das ein Titel am Papier“, lacht er.<br />

„Da war ich einfach Mädchen für alles. Bei einem<br />

Start-up packt man an, wo gerade etwas zu tun<br />

ist, egal ob das Support, Marketing oder Vertrieb<br />

ist.“ Dennoch freut er sich, dass er sich jetzt ganz<br />

auf seinen Bereich konzentrieren kann. Alles hat<br />

eben so seine Zeit.<br />

Leerstand nutzen<br />

In Wien stehen viele Stellplätze frei. Grund dafür<br />

ist unter anderem die frühere Gesetzgebung,<br />

die pro gebauter Wohnung einen Parkplatz verlangte.<br />

Nun ist es so, dass der Trend wegführt<br />

vom eigenen Auto. „Wir sprechen also von<br />

Leerständen von 20 bis 30 Prozent bei institutionellen<br />

Anbietern. Die spannende Herausforderung<br />

ist es, diese zu nutzen und damit die Autos<br />

unter die Erde zu bringen“, so Omerovic. „Damit<br />

hat man oben mehr Platz für Stadtbild, Bäume,<br />

Begegnungszonen und vieles mehr. Ganz abgesehen<br />

von Aspekten der Nachhaltigkeit – man<br />

denke nur an die unnötig verbrauchten Liter an<br />

Sprit bei der Parkplatzsuche.“<br />

Intelligente Produkte<br />

Im letzten Jahr hat das Unternehmen, das mittlerweile<br />

seit 2017 operativ tätig ist, viel in die<br />

Weiterentwicklung des Produktes gesteckt. Die<br />

Software wird inhouse programmiert, entstanden<br />

sind zwei Bereiche. „Im Endkonsumenten-<br />

Bereich bieten wir eine Lösung zur Leerstandsverwertung<br />

an. Die User können mithilfe der<br />

Smart Parking App nach einem freien Parkplatz<br />

suchen und diesen buchen“, erklärt Omerovic.<br />

Die Kunden sind über die App, in der sie Name,<br />

Handynummer und Kennzeichen eingeben,<br />

verifiziert. Der Parkvorgang startet mit der<br />

Handyapp. „Derzeit sind es über 25.000 registrierte<br />

User in Wien und Umgebung, die aktiv in<br />

60 unserer Partnergaragen nach einem freien<br />

Parkplatz suchen können.“<br />

Da stellt sich mir die Frage, warum das Produkt<br />

nicht in mehr Städten angeboten wird.<br />

„Es dauert lange, eine Userstruktur aufzubauen,<br />

deswegen bauen wir Wien weiter aus“,<br />

steht Omerovic Rede und Antwort, „auch in<br />

Berlin haben wir vor Kurzem ein Pilotprojekt<br />

gestartet. Berlin, weil es ebenfalls eine große<br />

Stadt in einem Autofahrerland ist.“<br />

Für den Geschäftskundenbereich hat Payuca<br />

das Produkt „Smart Access“ entwickelt, das<br />

den Liegenschaftsverwaltern das Leben vereinfachen<br />

soll. Hier wird die komplette Administration<br />

aller Parkgaragennutzer, also auch der<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

103


Zu Tisch mit ...<br />

„Wir wollen weg<br />

von Schlüsseln und<br />

Funkhandsendern hin zu<br />

einer komplett digitalen<br />

Lösung.“<br />

Zeljko Omerovic,<br />

Payuca<br />

Dauerparker, über ein praktisches Dashboard<br />

angeboten. „Dabei wollen wir ganz weg von<br />

Schlüsseln und Funkhandsendern hin zu einer<br />

komplett digitalen Lösung“, so Omerovic.<br />

Dass viele Hausverwaltungen in diesem<br />

Bereich mit veralteten Methoden arbeiten,<br />

überrascht. „Wir haben mit über fünfzig<br />

Hausverwaltungen gesprochen und festgestellt,<br />

dass die Verwaltung der Dauerparker<br />

oft über ein Excelsheet gemanagt wird“, so<br />

Omerovic. „Weiters weiß eigentlich keiner so<br />

genau, wie viele Schlüssel und Funksender im<br />

Umlauf sind, da diese immer wieder verloren<br />

gehen oder nicht zurückgebracht werden.“ Mit<br />

„Smart Access“ können Nutzergruppen eingerichtet<br />

werden, eine Kennzeichenverwaltung<br />

schützt vor Missbrauch und Zugangsberechtigungen<br />

können per Klick erteilt und auch entzogen<br />

werden. „Das spart viel Zeit und Verwaltungsaufwand“,<br />

fasst mein Gast zusammen.<br />

Während ich das vorbereitete Kalbschnitzel<br />

und Cordon bleu mit Preiselbeeren und Erdäpfel-Vogerlsalat<br />

anrichte, erzählt mein Gast<br />

weiter. Wie kommt Payuca zu neuen Kunden<br />

kommt, möchte ich wissen.<br />

Neukundenakquise<br />

„Wir besuchen Messen wie ExpoReal oder die<br />

Immobilienmesse“, erzählt Omerovic, während<br />

er mit Genuss den ersten Bissen zu sich nimmt.<br />

„Wir sind dort als Aussteller und besuchen viele<br />

Stände, um neue Partner zu akquirieren. Jetzt,<br />

wo die Messen wegfallen, arbeiten wir viel über<br />

Empfehlungen und Online-Maßnahmen. So<br />

konnten wir auch eine Kooperation mit zwei<br />

großen Projekten gewinnen, welche uns positiv<br />

in die Zukunft blicken lassen”, so Omerovic.<br />

„Man muss aber auch sagen, dass in Österreich<br />

bzw. der DACH-Region die Gruppe der Liegenschaftseigentümer,<br />

Hausverwaltungen und Projektentwickler<br />

eine überschaubare Zielgruppe<br />

bilden. Deswegen setzen wir auch bei unseren<br />

Werbemaßnahmen verstärkt auf Bau- und Immobilienmagazine.“<br />

Generell möchte Payuca<br />

dieses Jahr nutzen, um sich gut zu positionieren<br />

und Marketing und Vertrieb auszubauen.<br />

Spannend finde ich auch, wie die Bestandsmieter<br />

darauf reagieren, fremde Kurzmieter in ihrer<br />

Garage vorzufinden. „Wir beugen einem möglichen<br />

Widerstand von privaten Garagennutzern<br />

vor, indem wir ganz gezielt auf Kommunikation<br />

setzen“, so Omerovic. „Nach Abschluss der Rahmenvereinbarungen<br />

gehen wir proaktiv auf die<br />

anderen Mieter zu, weil es uns wichtig ist, nah<br />

am Kunden zu sein. Dabei heben wir den Nachhaltigkeitsaspekt<br />

hervor und auch Vorteile, die<br />

sich für sie ergeben.“ Einige Partner lassen auch<br />

die Einnahmen durch die Kurzzeitvermietungen<br />

wieder in die Liegenschaft fließen. Das bedeutet<br />

einen konkreten Mehrwert für die Mieter selbst.<br />

Mitbewerb<br />

Da es mittlerweile sehr viele PropTechs gibt,<br />

interessiert mich natürlich auch der Mitbewerb.<br />

Produkte wie die Kennzeichenerfassung<br />

gibt es ja schon länger, im Millennium Tower<br />

beispielsweise mit der Technik von Skidata.<br />

„Wir haben uns auf Büro- und Wohnimmobilien<br />

und Hotels spezialisiert“, erklärt<br />

Omerovic. „Also dort, wo die Verwaltung von<br />

Nutzergruppen Sinn macht, damit schließen<br />

104 ImmoFokus


wir große oder kommerzielle Flächen wie zum<br />

Beispiel Flughäfen, Shoppingcenter etc. aus.“<br />

Und Corona?<br />

„Die COVID-19-Pandemie hat die Parkbranche<br />

sehr mitgenommen“, blickt Omerovic auf den<br />

ersten Lockdown zurück. „Im März 2020 ist<br />

alles zusammengebrochen und die Umsätze<br />

lagen bei null. Wir haben darauf reagiert und<br />

unsere Tarife angepasst. Das hat gefruchtet<br />

und wir konnten dadurch viele neue Nutzer<br />

in dieser Zeit dazugewinnen und die Umsätze<br />

stiegen.“ Da mehr Leute die öffentlichen Verkehrsmittel<br />

meiden und lieber mit dem Auto<br />

fahren, gleichzeitig aber mehr Leute im Home-<br />

Office bleiben, will ich wissen, ob sich das ausgleicht.<br />

Das verneint mein Gast. Dennoch, so<br />

merkt er an, ist das gezielte Suchen eines Garagenplatzes<br />

gestiegen. Schließlich gibt es viele<br />

Berufsgruppen, die das Auto benötigen, wie<br />

Pflegepersonal, Ärzte, Schichtdienstler etc. Damit<br />

blickt der Salesprofi zufrieden auf die Umsatzentwicklung.<br />

„Bei Smart Parking hat sich<br />

der Umsatz mehr als verdoppelt“, freut er sich.<br />

Und die Aussichten für das Kurzparkgeschäft<br />

sind gut, Omerovic geht von einer Aufwärtsentwicklung<br />

um 20–30 Prozent aus. Natürlich<br />

hofft er wieder auf die ausländischen Kunden,<br />

die gezielt nach Garagen in Wien googeln und<br />

diese buchen. „Geschäftsleute schätzen es, die<br />

Rechnung als PDF zu bekommen, die sie direkt<br />

an die Verrechnungsstelle weiterleiten können.<br />

Denken Sie an die Tickets, die man zieht<br />

und zahlt, die gehen leicht verloren und man<br />

muss sie direkt bei der Buchhaltung abgeben.“<br />

E-Charging und E-Mobilität<br />

Als Nachspeise gibt es einen herrlichen Kaiserschmarrn.<br />

Mit Rosinen mag er ihn besonders<br />

gerne. Damit sind wir beim letzten und<br />

aktuellsten Thema von Payuca angekommen,<br />

das E-Charging. „Wir wollen im Herbst ein<br />

fertiges Produkt anbieten“, ist Omerovic stolz.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

105


Zu Tisch mit ...<br />

„Eigentümer<br />

müssen sich<br />

auf die Welle<br />

der E-Mobilität<br />

vorbereiten.“<br />

Zeljko Omerovic,<br />

Payuca<br />

„Eigentümer müssen sich auf die Welle der E-<br />

Mobilität vorbereiten. In diesem Bereich gibt<br />

es viele Förderungen und es ist der perfekte<br />

Zeitpunkt, um auf diesen Zug aufzuspringen.“<br />

Zeljko Omerovic<br />

Zeljko Omerovic ist Head of Projects &<br />

Sales bei Payuca Parking Solutions. Nach<br />

Abschluss der Handelsakademie stieg<br />

Omerovic ins Finanz- und später ins Garagengeschäft<br />

ein, zuerst bei der Apcoa<br />

im technischen Bereich, dann wechselte<br />

er zu den Wiener Stadtwerken als Betriebsleiter<br />

der Firma Wipark, wo er sechs<br />

Jahre tätig war. 2019 heuerte er beim 2015<br />

gegründeten Start-up Payuca an.<br />

Was er gerne in der Freizeit macht, möchte ich<br />

zum Abschluss noch wissen. Omerovic erzählt<br />

von seiner heimlichen Liebe, dem Basketball.<br />

Er spielte lange aktiv, jetzt allerdings nur mehr<br />

in der Hobbyliga. Dennoch hat der Sport noch<br />

einen großen Stellenwert in seinem Leben.<br />

„Ich bin damit aufgewachsen“, schwärmt er.<br />

„Mit acht Jahren habe ich angefangen zu spielen<br />

und habe alle NBA-Spiele gesehen.“ Den<br />

Schritt zum Profisportler hat er nicht gesetzt,<br />

doch als Hobbysportler engagiert er sich sehr<br />

stark. Damit sind wir auch schon am Ende des<br />

spannenden Gesprächs. Was ich daraus mitnehme,<br />

will Omerovic wissen. Hauptsächlich,<br />

dass Prozessoptimierung nach wie vor ein<br />

sehr großes Thema und Parken ein durchaus<br />

spannendes Geschäftsfeld ist. Was bei der<br />

breiten Diskussion zur Parkraumbewirtschaftung<br />

herauskommen wird, da müssen wir uns<br />

überraschen lassen. Payuca wird jedenfalls<br />

weiter nach verwertbaren Leerständen in<br />

Garagen suchen.<br />

106 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

TwentyOne, Siemensstraße 87-89, 1210 Wien © HNP architects ZT GmbH<br />

Dynamische Zeiten<br />

erfordern verlässliche Partner.<br />

Was macht uns seit Jahren zu einem der Top-Büro-Makler* Wiens? Fundiertes Expertenwissen<br />

und unermüdliches Engagement für unsere Kunden. Für uns eine Selbstverständlichkeit.<br />

Für Sie die Sicherheit, einen verlässlichen Partner an Ihrer Seite zu<br />

haben, besonders in schnelllebigen Zeiten. Lassen Sie uns über spannende Büroprojekte,<br />

wie zum Beispiel das TwentyOne in der Siemensstraße sprechen.<br />

*Platz 2 der stärksten Makler im Ranking "Büro/Einzelunternehmen<br />

2020" und seit 2013 konstant unter den Top 3<br />

Büro-Maklern Wiens, Quelle: Immobilien Magazin<br />

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107 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

Wein &<br />

Immobilien<br />

Frisch von der Leber weg<br />

Ein lockeres Gespräch bei einem Vinotheksstreifzug<br />

mit Hannes Speiser, Prokurist von Winegg Realitäten.<br />

Corona-bedingt durchgeführt im Büro.<br />

Die Wahrheit liegt<br />

in der Mitte<br />

Immobilienblase? Jein. Ein Investment in Immobilien lohnt sich trotzdem noch, unter welchen Umständen,<br />

das verrät Hannes Speiser beim Wein- und Immobilien-Talk. Sein Herz schlägt vor allem für Neubauprojekte,<br />

hierbei setzt er bei der Entwicklung auf Nachhaltigkeit und Lebensqualität.<br />

Kolumne: Lisa Grüner<br />

D<br />

er Spumante Rosé aus sortenreinem<br />

Pinot Noir vom Weingut Krug aus<br />

Gumpoldskirchen überzeugt mit<br />

seiner lachsrosa Farbe und angenehmer<br />

Perlenbildung. Dank seines fruchtigen,<br />

spritzigen Geschmacks ist er ideal für den Einstieg<br />

in unser Wein- und Immobilien-Gespräch. „Die<br />

Preise für Immobilien steigen kontinuierlich<br />

und das werden sie auch weiter tun“, antwortet<br />

Hannes Speiser auf meine erste Frage, ob sich<br />

ein Kauf derzeit überhaupt noch lohnen kann.<br />

Winegg, das mit einem Fokus auf Zinshäuser<br />

gegründet wurde, setzt weiterhin verstärkt auf<br />

dieses Geschäftsfeld. Es liegen laufend Angebote<br />

vor, die sorgfältig geprüft werden. Gekauft werden<br />

nur Objekte, die festgelegte Kriterien erfüllen<br />

und Entwicklungspotential aufweisen.<br />

„Winegg zahlt Bestpreise, garantiert eine rasche<br />

Prüfung, eine schnelle Kaufentscheidung und<br />

erstellt jederzeit ein verbindliches Gegenangebot.<br />

Jedoch eignet sich nicht jede Immobilie für ein<br />

nachhaltiges Investment“, erklärt Speiser.<br />

Die Wertsteigerung<br />

übertrifft die Rendite<br />

Wohnungen sind nachhaltige Güter, die generell<br />

eine hohe Wertsteigerung erfahren.<br />

„Es zeigt sich, dass Vorsorgekäufer verstärkt<br />

in Eigennutzer-Lagen investieren, da die<br />

Wertsteigerung mitunter attraktiver ist als die<br />

durch die Vermietung erzielte Rendite. Gründerzeithäuser<br />

besitzen Charme und weisen<br />

eine Großzügigkeit auf, durch gesamtheitliche<br />

Revitalisierungs-Konzepte werden diese sorgfältig<br />

den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts<br />

angepasst. Investoren – sowohl private als<br />

auch institutionelle – erkennen dieses Potential<br />

an Wertsteigerung“, so Speiser.<br />

Preise steigen weiter<br />

„Die Nachfrage der Investoren ist ungebrochen<br />

hoch, daher werden die Preise nicht zurückgehen.<br />

Was sich ändert, ist, dass die Investoren<br />

immer mehr Wert darauf legen, von wem sie<br />

kaufen, und verlässliche Partner schätzen“,<br />

Fotos: Stefan Gergely; Adobe Stock<br />

108 ImmoFokus


erklärt Speiser. Winegg ist ein professioneller<br />

Bauträger mit einer langjährigen Expertise,<br />

zahlreiche beachtliche Projekte wurden bereits<br />

realisiert.<br />

„Für den Eigenbedarf sind Altbauwohnungen<br />

mit ihrem Charme etwas ganz Besonderes, zur<br />

Vermietung eignen sich Neubauten jedoch<br />

besser, weil hier in Vorsorgewohnungen oder<br />

Wohnungspakete investiert werden kann, wo<br />

in der Vermietung marktübliche Mieten verlangt<br />

werden können“, erklärt er.<br />

Doch auch hier steht man Corona-bedingt vor<br />

neuen Herausforderungen. Diese besprechen<br />

wir beim nächsten Achterl. Ich öffne einen<br />

Grünen Veltliner DAC, Ried Kirchberg 2020<br />

vom Weingut Hirtl. Der Poysdorfer Wein<br />

präsentiert sich mit in einem leuchtenden<br />

Strohgelb mit zarten grünen Reflexen, bukettreich,<br />

Alexanderbirnen mit viel Würze in<br />

der Nase, Piment und schwarzer Pfeffer. Der<br />

erste Schluck überzeugt mit seinem pfeffrigen<br />

Geschmack. „Die Preissteigerungen bei den<br />

Rohstoffen und deren Verknappung erschweren<br />

das Bauen“, so Speiser. Die Rohstoffknappheit<br />

beobachtet Speiser mit leichter Sorge.<br />

„Das ist immer ein Indiz für Inflation und<br />

Krisen. Durch die COVID-19-Pandemie sehen<br />

wir auch, wie alles miteinander verflochten<br />

ist.“ Dazu kommt, dass sich Genehmigungen<br />

verzögern. Zum ersten Mal hat Winegg das digitale<br />

Einreichverfahren genutzt. „Wir haben<br />

ein aktuelles Wohnbauprojekt eingereicht und<br />

sind neugierig, wie effizient dieses Verfahren<br />

abgewickelt werden kann.“<br />

Wohnen im Neubau<br />

Beim Neubau achtet Speiser auf die aktuellen<br />

Trends. „Als Immobilienentwickler steht für<br />

uns im Zentrum, dass sich die Menschen in<br />

ihren Wohnungen überdurchschnittlich wohl<br />

fühlen und flexiblen Wohnraum vorfinden.<br />

Derzeit sind funktionale Grundrisse und<br />

Außenflächen wichtig. Sieht man sich die<br />

klassische Zwei-Zimmerwohnung an, so sind<br />

diese von 60 auf 50 und jetzt bis auf unter 40<br />

Quadratmeter geschrumpft.“ Jedenfalls ist es<br />

dem Prokuristen wichtig, Immobilien stets als<br />

Lebensraum und nicht ausschließlich als Renditeprodukt<br />

zu sehen. Der Vorteil am Neubau<br />

ist, dass man flexible und langfristige Wohnkonzepte<br />

für den Markt entwickeln kann.<br />

Als Bauträger errichtet Winegg nachhaltige,<br />

individuelle Immobilien, weswegen mit einer<br />

Vielzahl unterschiedlicher hervorragender<br />

Architekten zusammengearbeitet wird. „Um<br />

unserer sozioökonomischen Verantwortung<br />

gerecht zu werden, streben wir an, alle Wohnprojekte<br />

zu zertifizieren, auch die Bestandsobjekte“,<br />

so Speiser.<br />

Damit sind wir beim letzten Achterl angelangt<br />

und ich schenke uns einen Aviator vom<br />

Keringer ein. Der Blaufränkische konnte<br />

bei der Berliner Wine Trophy als bester<br />

Produzent Österreichs überzeugen und präsentiert<br />

sich mit einer fruchtigen Note nach<br />

roten Beeren und einer weichen Tannin-<br />

Struktur. Zum Schluss spreche ich die derzeitigen<br />

Herausforderungen am Markt an.<br />

„Die Stadtflucht sehen wir natürlich. Wir<br />

bieten ein breites Portfolio an und schränken<br />

uns weder bei der Projektgröße noch beim<br />

Segment ein. Auch entwickeln wir nicht nach<br />

Postleitzahlen, da wir überall Premiumlagen<br />

identifizieren können. Passen Lage, Infrastruktur,<br />

Zuzug und Preisniveau, dann bauen<br />

wir auch im Wiener Umland – wie aktuell in<br />

Korneuburg“, erzählt Speiser.<br />

Eine weitere Veränderung, welche die Corona-<br />

Krise mit sich gebracht hat, ist, dass Banken<br />

jetzt kritischer bei der Kreditvergabe prüfen<br />

und höhere Eigenkapitalquoten gefordert<br />

werden. „Die Banken werden vorsichtiger,<br />

da sie die aktuelle Situation abwarten und<br />

Marktveränderungen beobachten. Daher wird<br />

es immer deutlicher, dass ein gut aufgestelltes,<br />

beständiges Unternehmen mit exzellenter<br />

Bonität und einem hohen Track-Record eine<br />

stärkere Rolle in der Kreditvergabe spielt. Dank<br />

langjähriger Beziehungen und aufgrund der<br />

Erfüllung all dieser Eigenschaften hat die Winegg<br />

noch keine einschränkenden Erfahrungen<br />

gemacht“, so Speiser abschließend.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

109


Über den Tellerrand<br />

Sneaker, die<br />

aufstrebende<br />

Assetklasse<br />

Heiße Sohlen. Der Wiederverkauf von stark limitierten Sportschuhen<br />

hat sich in den letzten Jahren zum Milliardengeschäft entwickelt. Für<br />

Experten ist das Marktpotenzial noch lange nicht ausgeschöpft.<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

N<br />

achdem zuvor die Gerüchteküche<br />

bezüglich einer möglichen<br />

Kollaboration zwischen Kanye<br />

West und dem Sportkonzern<br />

Nike mehr als ein Jahr lang so richtig brodelte,<br />

war es bei der Grammy-Verleihung 2008 schließlich<br />

so weit: Der US-Rapper betrat die Bühne<br />

in einem Paar Sneaker, das selbst „Sneakerheads“<br />

– so der Fachjargon für eingefleischte Sportschuhfans<br />

– nicht mehr dem Hersteller, Nike,<br />

zuordnen konnten. Der Rest ist Geschichte.<br />

Modelle von Wests Marke „Yeezy“, die im Übrigen<br />

seit 2015 von Adidas hergestellt werden,<br />

wurden zum weltweiten Verkaufsschlager und<br />

erzielen auf dem Zweitmarkt heute Spitzenpreise.<br />

Erst Ende April wurde der 2008 von West getragene<br />

Prototyp, der „Nike Air Yeezy 1“ via<br />

Sotheby’s um sage und schreibe 1,5 Millionen<br />

Euro verkauft.<br />

Dass sich auch das renommierte Auktionshaus<br />

den Sneakers zugewandt hat – um genau zu<br />

sein, bereits 2019, als es erstmals eine einschlägige<br />

Sammlung noch vor der Versteigerung<br />

an eine Privatperson verkaufte – unterstreicht<br />

den Status, den seltene „Turnpatschen“ heute<br />

unter Liebhabern, Sammlern aber auch Investoren<br />

genießen. Bereits der von Nike Co-<br />

Gründer Bill Bowerman designte „1972 Nike<br />

Waffle Racing Flat Moon Shoe“, das einzige<br />

Modell aus besagter Sammlung, das 2019 bei<br />

Sotheby’s tatsächlich versteigert wurde, ging<br />

für die Kleinigkeit von fast 360.000 Euro an<br />

den Bestbieter. Im Mai 2020 versteigerte das<br />

Auktionshaus schließlich ein Paar „Nike Air<br />

Jordan 1“ um den bisherigen Rekordpreis von<br />

460.000 Euro.<br />

Imposante Erfolgsstory<br />

Das Engagement von Sotheby’s im Geschäft<br />

mit Sneakers ist nur der vorläufig letzte Mosaikstein<br />

einer imposanten Erfolgsstory. Die<br />

ersten „Sneakerheads“ betraten in den 80er<br />

Jahren die Bildfläche. Sie begannen, begehrte<br />

Exemplare zumeist „Deadstock“ – also brandneu,<br />

ungetragen und noch in der Originalverpackung<br />

– zu sammeln und auch weiterzuverkaufen.<br />

Basketball-Stars, wie Michael Jordan,<br />

oder Künstler, wie Run DMC, die mit ihrem<br />

Song „My Adidas“ dem von ihnen präferierten<br />

Modell, dem „Adidas Superstar“, ein Denkmal<br />

setzten, trugen dazu bei, Sneaker in der Populärkultur<br />

zu verankern. Mit dem Aufkommen<br />

von Online-Verkaufsplattformen wie Ebay in<br />

den Nullerjahren war die Tür zum globalen<br />

Resale-Markt aufgestoßen.<br />

Endgültig in den Mainstream katapultiert<br />

wurde der Sneakerkult von sozialen Medien<br />

und Plattformen, die sich auf den Handel mit<br />

der begehrten Ware spezialisierten und – anders<br />

als etwa Ebay – auch deren Echtheit authentifizieren.<br />

Unter Letzteren sticht vor allem<br />

ein Name hervor: StockX. Seit der Gründung<br />

2016 durch Josh Luber hat sich der Online-<br />

Marktplatz für Sneaker, Mode, Elektronik<br />

und andere beliebte Sammlergüter wie etwa<br />

Sportkarten, Pokémon-Produkte oder Lego<br />

zum milliardenschweren Player entwickelt,<br />

der heute in mehr als 200 Ländern Käufer und<br />

Verkäufer zusammenbringt. Allein 2020 wurden<br />

rund 7,5 Millionen Trades abgewickelt und<br />

ein Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro<br />

eingefahren. Stark: In der jüngsten, im April<br />

Foto: DedMityay - stock.adobe.com<br />

110 ImmoFokus


Produkten befinden sich im Übrigen gleich<br />

zwei Sneaker: Auf dem ersten Platz landet der<br />

„Yeezy Boost 350 V2 Black Red“ von Adidas),<br />

auf dem dritten der „Jordan 11 Retro Jubilee<br />

25th Anniversary“ von Nike. Dazwischen<br />

reiht sich die „PlayStation 5 Blu-Ray Edition“<br />

von Sony ein.<br />

abgeschlossenen Finanzierungsrunde wurde<br />

StockX mit 3,8 Milliarden US-Dollar bewertet.<br />

Platzhirsch StockX<br />

„StockX hat sich schnell zu einem der größten<br />

und am schnellsten wachsenden Marktplätze<br />

für ein globales Publikum entwickelt, das sich<br />

nach Authentizität und relevanten Produkten<br />

sehnt“, sagt Brad Gerstner, CEO von Altimeter<br />

Capital, das das Barangebot, an dem sich bestehende<br />

und neue Investoren beteiligt haben,<br />

angeführt hat. Er geht davon aus, dass sich die<br />

Verkaufsplattform zu einer der wichtigsten<br />

E-Commerce-Adressen der Welt entwickeln<br />

wird. Von enormen Wachstumschancen<br />

spricht auch StockX-CEO Scott Cutler. „Wir<br />

kratzen erst an der Oberfläche davon, was<br />

StockX Millionen von Käufern und Verkäufern<br />

auf der ganzen Welt, denen die Plattform<br />

Zugang zu einem breiten Spektrum an authentischen<br />

und aktuellen Kulturprodukten<br />

verschafft, bieten kann“, sagt er.<br />

Angesichts der Entwicklung seit der Gründung<br />

scheint der Optimismus des Unternehmens<br />

und seiner Investoren alles andere als<br />

fehl am Platz zu sein. Vor allem die Pandemie<br />

hat das Geschäft weiter angeheizt. Nach Angaben<br />

von StockX haben „hunderttausende“<br />

Neukunden zwischen März 2020 und April<br />

2021 Waren im Gesamtwert von 800 Millionen<br />

Euro gehandelt. Dabei hat jeder neue<br />

User im Durchschnitt sieben Verkäufe abgeschlossen.<br />

Unter den drei meistgehandelten<br />

Bis 2030: 30 Milliarden<br />

US-Dollar-Markt<br />

Auch die Analysten der US-Investmentbank<br />

Cowen zeichnen ein positives Bild für den weltweiten<br />

Markt für wiederverkaufte Sneaker. Bis<br />

2030 soll dieser auf 30 Milliarden US-Dollar<br />

ansteigen. John Kernen, Analyst für Retail und<br />

Konsumgüter-Marken, hebt in diesem Zusammenhang<br />

vor allem die Vertriebsdynamik von<br />

Online-Marktplätzen, die sich auf den Wiederverkauf<br />

von Aftermarket-Sneakers, wie StockX,<br />

Stadium Goods oder Goat, spezialisiert haben,<br />

hervor. „Wir sehen Sneaker als eine aufstrebende<br />

Assetklasse an, die zwecks Sammlung,<br />

Wertsteigerung und Investment gehandelt<br />

wird“, so der Experte. Zu deren Vorzügen zählt<br />

er neben Illiquiditätsprämien und Diversifikation<br />

beziehungsweise der Nicht-Korrelation<br />

zu traditionellen Assetklassen auch attraktive<br />

Risiko- und Ertragseigenschaften.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

111


Über den Tellerrand<br />

Im Mai 2020 wurde bei<br />

Sotheby‘s ein Paar<br />

getragene „Nike Air Jordan<br />

1“ Sneaker um 460.000 Euro<br />

versteigert. Angesichts des<br />

Trägers kein Wunder: „His<br />

Airness“ Michael Jordan<br />

höchstpersönlich.<br />

Die Erfolgsstory des Handels mit wiederverkauften<br />

Sneakers fußt jedenfalls auf einem<br />

einfachen wirtschaftlichen Prinzip: Starke<br />

Nachfrage bei einem begrenzten Angebot.<br />

Während die Sportartikelhersteller mit dem<br />

Wiederverkauf keine direkten Umsätze erzielen,<br />

profitieren sie letztlich vom boomenden<br />

Zweitmarkt. Die direkten Folgen für den Primärmarkt<br />

laut dem Cowen-Analysten: Der<br />

Release limitierter Editionen, ein zunehmender<br />

Hype um die Launches, der vor allem über<br />

Social Media Kanäle angeheizt wird, sowie<br />

steigende durchschnittliche Verkaufspreise<br />

und Bruttomargen.<br />

„Campout“ oder „Raffle“<br />

Zu der von ihnen begehrten Ware kommen<br />

„Sneakerheads“, Investoren und Konsorten<br />

an den nur kurz davor bekanntgegebenen<br />

offiziellen Release-Tagen, die alle paar Wochen<br />

stattfinden, entweder Online oder im<br />

stationären Handel. Wer sich schon mal über<br />

lange Schlangen von Jugendlichen vor geschlossenen<br />

Sneaker-Geschäften – die Rede ist<br />

vom sogenannten „Campout“ – gewundert hat,<br />

wurde möglicherweise Zeuge eines solchen<br />

Verkaufsstarts. Beim Kauf über das Internet<br />

muss man sich wiederum gegen Sneaker-Bots<br />

wie „QBotaio“, „Cybersole“ oder „thunder_io“<br />

durchsetzen, die den Kaufprozess innerhalb<br />

weniger Sekunden – und damit schneller als<br />

jeder „Sneakerhead“ – völlig automatisiert abschließen<br />

können.<br />

Sowohl Online als auch „Instore“ finden Sneaker-Releases<br />

mittlerweile in der Regel ausschließlich<br />

per „Raffle“ statt. Im Rahmen dieser<br />

Verlosungen kann man sich das Kaufrecht<br />

sichern – zum normalen Ladenpreis wohlgemerkt.<br />

Gehört man zu den Glücklichen, die ein<br />

Paar stark limitierte Sneaker ergattern, so lässt<br />

man diese in der Originalschachtel – in der Regel<br />

die Grundvoraussetzung für einen „Resell“<br />

– und versucht, den optimalen Zeitpunkt für<br />

einen Wiederverkauf auszuloten. Das ist alles<br />

andere als ein einfaches Unterfangen. In der<br />

Regel könnten die höchsten Preise unmittelbar<br />

nach dem Lauch erzielt werden, wenn der von<br />

den Sportartikelherstellern angeheizte Hype<br />

am präsentesten ist. Andererseits kann der<br />

Wert eines bereits vor längerer Zeit veröffentlichten<br />

Modells, das von einem Star bei einem<br />

wichtigen Event getragen wird, unverhofft in<br />

die Höhe schnellen. Besitzt man das richtige<br />

Modell und stimmt der Verkaufszeitpunkt, so<br />

sollten jedenfalls durchaus Preise erzielt werden,<br />

die um einige hundert Prozent über den<br />

Ladenpreis liegen<br />

Fotos: wachiwit - stock.adobe.com, StockX<br />

112 ImmoFokus


Advertorial<br />

Fotos: pkazmierczak/Adobe Stock, Franz Helmreich Fotografie<br />

Ferienimmobilie<br />

Nebenkosten Grunderwerbsteuer.<br />

F<br />

erienimmobilien außerhalb der<br />

Stadt boomen und werden gerne<br />

gekauft. Neben dem eigentlichen<br />

Kaufpreis und einer Maklerprovision<br />

ist insbesondere die Grunderwerbsteuer (GrESt)<br />

zu beachten.<br />

Kaufvertrag entscheidend<br />

Der Kauf eines Ferienhauses oder einer Ferienwohnung<br />

unterliegt der Grunderwerbsteuer.<br />

Hier ist zu beachten, dass bereits der Abschluss<br />

des Kaufvertrages, der den Anspruch auf Übereignung<br />

begründet, der Grunderwerbsteuer<br />

unterliegt. Die Steuerschuld entsteht, sobald<br />

dieser Erwerbsvorgang verwirklicht ist. Die<br />

Steuerschuld entsteht daher mit dem Tag der<br />

Willenseinigung über den Kaufgegenstand und<br />

den Preis. Dies gilt unabhängig von der Bezeichnung<br />

des Dokumentes oder ob diese schriftlich<br />

oder mündlich erfolgt. In der Praxis erfolgt<br />

dies in der Regel mit der Unterfertigung des<br />

Grundstückskaufvertrages durch die Parteien.<br />

Wird daher heute ein Kaufvertrag über eine<br />

Ferienimmobilie abgeschlossen und verein-<br />

LeitnerLeitner<br />

Wirtschaftsprüfer Steuerberater<br />

bart, dass die Übergabe und Bezahlung erst<br />

in sechs Monaten erfolgen soll, so entsteht<br />

dennoch bereits heute die Steuerschuld. Bis<br />

zum 15. des zweitfolgenden Monats ist dann<br />

die Grunderwerbsteuer an das Finanzamt<br />

abzuführen (in der Regel erfolgt diese durch<br />

Selbstberechnung durch den Notar oder<br />

Rechtsanwalt). Die Grunderwerbsteuer beträgt<br />

3,5 % von der Gegenleistung, d.h. Kaufpreis<br />

inklusive Umsatzsteuer. Wird der Vertrag<br />

schlussendlich nicht erfüllt, könnte aber geprüft<br />

werden, ob eine Nichtfestsetzung oder<br />

Rückgängigmachung der GrESt möglich ist.<br />

Lediglich eine aufschiebende Bedingung (z.B.<br />

eine behördliche Genehmigung) kann die GrESt<br />

bis zum Bedingungseintritt aufschieben. Das<br />

Bundesfinanzgericht (BFG) hat kürzlich ausgeführt,<br />

dass dies auch für behördliche Bestätigungen<br />

oder Zustimmungen gilt. Nach dem<br />

BFG kann dies aber auch in einer Erklärung des<br />

Erwerbers liegen. Im vorliegenden Fall wurde<br />

der Vertrag unter der Bedingung abgeschlossen,<br />

dass die vermietbare Fläche eine bestimmte<br />

Am Heumarkt 7<br />

A-1030 Wien<br />

Tel: +43 /1/718 98 90<br />

Fax: + 43 /1/718 98 90 - 804<br />

E-Mail: wien.office@leitnerleitner.com<br />

Größe erfüllt. Der Erwerber war verpflichtet,<br />

dies bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu<br />

erklären (BFG 19.01.2021, RV/7102385/2020).<br />

Das Finanzamt ging davon aus, dass bereits der<br />

Vertragsabschluss die GrESt auslöst. Nach dem<br />

BFG ist dies aber erst mit dem späteren Eintritt<br />

dieser Bedingung der Fall.<br />

Getrennte Verträge<br />

Wird ein Grundstück erworben, um darauf später<br />

eine Ferienimmobilie zu errichten, unterliegt<br />

grundsätzlich nur der Grundstückskauf<br />

der GrESt. Erfolgt der Kauf des Grundstücks<br />

und eines zu errichtenden Hauses aber als wirtschaftliche<br />

Einheit, so kann anderes gelten.<br />

Sind die Verträge rechtlich nicht verknüpft,<br />

aber in einem so engen sachlichen Zusammenhang,<br />

sodass bei objektiver Betrachtungsweise<br />

der Käufer als einheitliche Leistung ein bebautes<br />

Grundstück erhält, so fällt GrESt für den<br />

Gesamtkaufpreis (Liegenschaft und Gebäude,<br />

auch bei unterschiedlichen Verkäufern) an<br />

(BFG 06.03.2019, RV/7100894/2016).<br />

Neben der GrESt wird für die Eintragung<br />

des neuen Eigentümers ins Grundbuch eine<br />

Eintragungsgebühr von 1,1 % der Gegenleistung<br />

fällig.<br />

Harald Galla<br />

ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />

bei LeitnerLeitner Wien und auf<br />

Immobilientransaktionen spezialisiert.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

113


Zum Autor<br />

Louis Obrowsky, Präsident des Verbandes der<br />

Institutionellen Immobilieninvestoren. Geschäftsführer der<br />

LLB Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />

Vermieter und Mieter<br />

sind keine Gegensätze<br />

Kommentar: Louis Obrowsky<br />

in der Bewirtschaftung der Immobilien. Dies erreicht man im Regelfall<br />

aber nicht durch das Ausreizen des absoluten Mietzinses, sondern im<br />

Gegenteil durch einen hohen Vermietungsgrad bei gleichzeitig langen,<br />

durchschnittlichen Restlaufzeiten der Mietverhältnisse. Denn mathematisch<br />

ist ein (längerer) Leerstand durch potenziell höhere Mieten in<br />

der Zukunft niemals aufzuholen.<br />

Mieter als Partner<br />

Gute Mieter werden von institutionellen Vermietern als Partner auf Augenhöhe<br />

wertgeschätzt. Und wenn es zur Verhandlung bezüglich einer<br />

Mietvertragsverlängerung kommt, werden die Interessen beider Seiten<br />

ausführlich berücksichtigt. Gerade aktuell in Zeiten der Corona-Krise<br />

hat die professionelle Vermieterseite rasch und unbürokratisch den<br />

Mietern geholfen und wenn nötig mietfreie Zeiten gewährt. Im Gegenzug<br />

waren viele Mieter bereit, ihre Mietverhältnisse langfristig zu verlängern.<br />

So entstand eine Win-win-Situation. Denn jedem Profi-Vermieter<br />

ist bewusst: Es ist immer einfacher und billiger, gute Mieter zu behalten,<br />

als gute neue Mieter zu finden.<br />

Die Kluft zwischen Vermieter und Mieter wird politisch und medial<br />

gerne heraufbeschworen und als unüberbrückbare Gegensätze dargestellt.<br />

Gibt es Diskussionen, wird der Vermieter, sehr oft ohne genaue<br />

Kenntnis der Sachlage, als der „böse Ausbeuter“ dargestellt. Das ist<br />

unlauter und entspricht gerade bei den institutionellen Immobilieninvestoren<br />

nicht der Realität.<br />

Daher sollte man die Beziehung zwischen Vermieter und Mieter durchaus<br />

differenziert betrachten. Denn gerade institutionelle Vermieter<br />

zählen zu den Profis im Geschäft. Das übergeordnete Ziel, unter Berücksichtigung<br />

aller Parameter, ist das Erzielen des besten Ergebnisses<br />

Indexanpassungen müssen stattfinden<br />

Institutionelle Vermieter – dazu zählen unter anderem Versicherungen,<br />

Pensions- und Vorsorgekassen sowie offene Immobilienfonds – veranlagen<br />

in Immobilien auch nicht zum Selbstzweck, sondern halten diese<br />

treuhändig für und managen diese im Interesse ihrer Kunden. Diese Kunden<br />

sind bei den genannten Institutionen die sprichwörtlichen kleinen<br />

Leute, deren Abfertigungen aufgrund gesetzlicher Vorgaben veranlagt<br />

werden, oder jene, die für ihre private Zusatzpension vorsorgen. Leichtfertig<br />

getätigte Äußerungen unbedarfter Politiker beziehungsweise das<br />

Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen Indexanpassungen, wonach<br />

Immobilienbesitzer im Sinne der Solidarität auf Einkünfte verzichten<br />

sollten, schädigen in Wahrheit jene Klientel, welche diese Personen vorgeben<br />

zu unterstützen. Die dadurch geringere Rendite wird dann locker<br />

zum Vorwurf erhoben und der Kapitalmarkt schlechtgeredet.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

114 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />

Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020<br />

Präsident des Zentralverbands Haus und Eigentum und im<br />

Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />

Mehr Eigentum!<br />

Kommentar: Martin Prunbauer<br />

Ende März wurde im Nationalrat das „Mietzinsrechtliche Pandemiefolgenlinderungsgesetz“<br />

beschlossen. Mit diesem Gesetz sollten nach<br />

der Absicht der Antragsteller die wirtschaftlichen und sozialen Folgen<br />

der Pandemie zugunsten bedürftiger Mieter abgefedert werden. Tatsächlich<br />

muss diesem Gesetz mangelnde Treffsicherheit beschieden<br />

werden, denn mit dieser Maßnahme wurden im Gießkannenprinzip<br />

sämtliche Mieter des ohnehin preisregulierten Mietsektors – egal, ob<br />

diese von den Folgen der Pandemie überhaupt betroffen waren – auf<br />

Kosten der Vermieter begünstigt. Dagegen erhobene Einwände wurden<br />

von den Grünen kurzerhand als „Sorgen der Wohlhabenden und Eigentümer“<br />

vom Tisch gewischt.<br />

Eigentumsfeindliche Politik<br />

Wer also ein Haus oder eine Wohnung besitzt, ist nach dem Weltbild<br />

linksorientierter Parteien automatisch als vermögend anzusehen. Hinzukommt,<br />

dass nach deren Verständnis mit Wohnraum kein (nennenswerter)<br />

Gewinn gemacht werden soll. Im Sinne des Gemeinwohls soll<br />

leistbarer Wohnraum für alle zur Verfügung stehen. Dafür haben auch<br />

die privaten Eigentümer zu sorgen.<br />

Erhöhung der Ausgaben<br />

Im Interesse von Klima und Umwelt muss dem ökologischen Gedanken<br />

entsprechend die Sanierungsrate drastisch erhöht werden, um CO2-<br />

Emissionen aus dem Hausbestand deutlich zu reduzieren. Dazu sind<br />

hohe Investitionen der Eigentümer durch Fensteraustausch, thermische<br />

Sanierung, Umstellung der Energieversorgung usw. nötig.<br />

Und schließlich gibt es als weitere Hürde noch Corona-Schulden, zu deren<br />

Finanzierung auch der Grundbesitz der Eigentümer herhalten soll.<br />

Die logische Konsequenz einer eigentumsfeindlichen Politik lautet:<br />

Kann sich ein Eigentümer seine Immobilie fortan nicht mehr leisten,<br />

dann soll er sie halt verkaufen. Egal, ob man sich den Erwerb der eigenen<br />

Wohnung vom Mund abgespart hat, die Anschaffung zur Aufbesserung<br />

der eigenen Pension oder zur<br />

Versorgung der eigenen Kinder<br />

vorgenommen hat.<br />

Von einer Immobilie<br />

lässt sich bekanntlich<br />

nicht abbeißen.<br />

Ein „Gewinn“ entsteht<br />

erst, wenn die<br />

Wohnung verkauft<br />

wird. Eine ideologisch<br />

motivierte Politik, die<br />

Handlungsfähigkeit<br />

suggerieren<br />

will und völlig<br />

undifferenziert im<br />

Interesse des Gemeinwohls auf Kosten des Eigentums agiert, halte ich<br />

für brandgefährlich. Es zeugt von Kurzsichtigkeit, auf die Substanz abzustellen<br />

und die Ertragslage außer Betracht zu lassen. Eine derartige<br />

Sichtweise gefährdet den Mittelstand, denn es sind vor allem die kleinen<br />

und mittleren Eigentümer, die „aufgeben“ und aus dem Markt gedrängt<br />

werden.<br />

Die Folgen der Pandemie lassen sich nicht über neue Steuern oder Steuererhöhungen<br />

lösen. Es müssen neue Wege und Strategien beschritten<br />

werden. Eigentum spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung für die Vornahme von Investitionen. Damit<br />

diese getätigt werden, müssen Anreize und nicht Belastungen geschaffen<br />

werden.<br />

Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Eigentum! Bereits Julius<br />

Raab hatte die Bedeutung von Eigentum erkannt und gewarnt: „Wo das<br />

Eigentum aufhört, hört auch die Freiheit auf.“<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

115


ImmoFokus.Rubrik<br />

Bewertung<br />

ImFokus<br />

Nehmen wir den<br />

Klimawandel genauso<br />

ernst wie die Pandemie<br />

Hinterfragen wir mal. Als Gutachter haben wir jeden Tag mit großen Summen zu tun, und können<br />

die Auswirkungen beim Einsatz derselben jeden Tag verfolgen. Ganz anders ist das bei den Summen,<br />

die von uns (allen) derzeit eingesetzt werden.<br />

Kolumne: Wolfgang Fessl<br />

W<br />

as würde passieren, wenn<br />

die Politik den Klimawandel<br />

genauso ernst nehmen würde<br />

wie zum Beispiel eine Pandemie?<br />

Die Politik hat uns die letzten Monate<br />

gezeigt, dass man, anders als in der Immobilienbranche,<br />

ohne Fachwissen und Hintergrundinformation<br />

in sehr kurzer Zeit sehr viel Geld bereitstellen<br />

kann. Es ist ganz offensichtlich: Wenn<br />

es darauf ankommt, und die Bereitschaft dazu<br />

da ist, dann können innerhalb von Stunden einige<br />

Milliarden an Staatshilfen lockergemacht werden.<br />

Und wofür eigentlich? Für das Überleben unserer<br />

Wirtschaft? Für ein paar tausend Tote<br />

weniger in der Statistik? Für eine bessere Arbeitslosenquote?<br />

Nein, im Wesentlichen dafür,<br />

damit wir nachher so leben können wie vor der<br />

Pandemie. Nicht besser, nicht anders, nur weiter.<br />

Und wer wird das alles bezahlen?<br />

Die Kabarettszene hatte als erste eine Antwort<br />

darauf: Leute, die wir nie kennenlernen werden!<br />

Weil sich das auch für unsere Enkel nicht<br />

ausgehen wird. Wer da noch Skepsis hat, möge<br />

sich bitte die Staatsverschuldung ab dem Jahr<br />

1970 ansehen, und die bisherigen Bemühungen<br />

diese im Laufe der Jahrzehnte wieder in<br />

den Griff zu bekommen.<br />

Zwar scheint es Ansätze zu geben, wie zum<br />

Beispiel die „Modern Money Theory“, um diese<br />

aber tatsächlich als Lösung zu akzeptieren,<br />

müsste man auch an das Christkind glauben.<br />

Die Kosten steigen und steigen<br />

Es scheint aber jedenfalls Einigkeit darüber<br />

zu geben: Je länger wir uns mit dieser Krise<br />

herumschlagen müssen, desto höher werden<br />

die daraus entstandenen Kosten sein. Eine Binsenweisheit,<br />

die aber natürlich für jede Krise<br />

Geltung hat.<br />

Deswegen sei die Frage erlaubt: Wieso gibt<br />

man das Geld für die eine Gesundheitskrise<br />

(aka Pandemie) sehr leichtfertig aus, für die<br />

andere Gesundheitskrise aber seit Jahren nicht<br />

(aka Klimawandel)? Immerhin sind die Auswirkungen<br />

und Anforderungen der zweiteren<br />

auch schon recht lange bekannt, und Klimaforscher<br />

warnen uns seit Jahrzehnten vor den<br />

Folgen der Erd erwärmung.<br />

Politisch unpopulär<br />

Die Antwort ist so einfach wie unbefriedigend:<br />

Die Maßnahmen im Zuge der Pandemie lassen<br />

sich innerhalb einer Legislaturperiode<br />

politisch gut verwerten. Die Aktionen im Zusammenhang<br />

mit dem Klimawandel sind eine<br />

Investition in die Zukunft, und diese dauert<br />

deutlich länger als eine Legislaturperiode.<br />

Und die Maßnahmen hierfür sind unbequem,<br />

unpopulär, zeitlich kaum abzugrenzen und<br />

kosten auch noch jede Menge Geld.<br />

Die Immobilienbranche ist seit jeher eine, in<br />

der langfristige Überlegungen eher zum Ziel<br />

führen, deshalb fällt es ihr auch so schwer Derartiges<br />

zu akzeptieren.<br />

Die Klimakrise hat jedoch den Vorteil, dass<br />

genau bekannt ist, was zu tun wäre, ganz anders<br />

als bei der Pandemie. Letztere zeigt aber<br />

zumindest, wie wichtig es wäre, dass politische<br />

Entscheidungen anhand wissenschaftlicher<br />

116 ImmoFokus


Fakten gefällt werden. Das Thema wurde ja<br />

bereits umfassend erörtert, es besteht breiter<br />

Konsens darüber, was geschehen müsste: Mobilitätskonzepte<br />

überdenken, mehr Öffi-Angebote,<br />

mehr Radwege, weniger Flächenversiegelung,<br />

mehr Grün in der Stadt, die Zersiedelung<br />

stoppen, Photovoltaik, Windkraft, nachhaltige<br />

Energie, weniger Kunststoffe und so weiter.<br />

Klare Zielvorgaben wären da ein wichtiger<br />

Schritt in die richtige Richtung. „Bis zum <strong>Sommer</strong><br />

sind alle durchgeimpft“ ist da genauso<br />

wenig ausreichend wie „Bis 2050 haben wir<br />

die Energiewende geschafft“. Im Überlebensmarathon<br />

haben wir für die ersten zwei Kilometer<br />

den Großteil des Geldes ausgegeben<br />

und versuchen jetzt mit dem kläglichen Rest<br />

auf den verbleibenden 40 Kilometern auszukommen.<br />

So gesehen habe ich Zweifel, ob die<br />

Lernkurve der Politik steil genug ist und die<br />

Epidemiologen das Staffelholz rechtzeitig an<br />

die Klimaforscher übergeben … <br />

Wolfgang M. Fessl<br />

Wolfgang M. Fessl ist Spezialist für Einzelhandels-<br />

und Sonderimmobilien und<br />

verfügt über langjährige Erfahrung in der<br />

Immobilienbranche. Vor seiner Tätigkeit<br />

bei der Reinberg Gruppe war er als Head<br />

of Asset-Management bei der conwert und<br />

der Immofinanz. Sein Fokus lag auf großvolumigen<br />

Bestandsportfolien und Retailimmobilien.<br />

Insgesamt verfügt Wolfgang<br />

Fessl über mehr als 20 Jahre Erfahrung im<br />

nationalen und internationalen Immobiliengeschäft.<br />

Fessl ist allgemein beeideter und<br />

gerichtlich zertifizierter Sachverständiger,<br />

Immobilientreuhänder (Makler), Member<br />

der Royal Institution of Chartered Surveyors<br />

(RICS), zertifiziert nach CIS Immozert<br />

und Recognised European Valuer (REV).<br />

Die Fußball-Challenge für<br />

die Immobilienbranche<br />

Wer teilnehmen kann: Firmenteams der Immobilienwirtschaft,<br />

Hobbyteams mit Menschen aus der Immobilienwirtschaft<br />

Voraussetzungen: Mindestens 5 SpielerInnen (max. 15 SpielerInnen)<br />

Turniermodus: Fair!<br />

Teilnahmegebühr: € 800,-/Gruppe<br />

(inklusive Getränke und Barbecue)<br />

Wir ersuchen um Bewerbungen an<br />

tanja.klingseis@media-group.immo<br />

Ort: Westside Soccer Arena<br />

Termin: 18. 09. 2021, 13 00 - 18 00 Uhr<br />

powered by<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

117


Positionen & Meinungen<br />

Real Circle<br />

#22<br />

Bewegung in<br />

der Branche<br />

Vier Tische, vier Themen. Auf Einladung von IMMOunited und dem<br />

ImmoFokus stellten beim 22. RealCircle zahlreiche Kapazunder der<br />

Immobilienbranche in vier Diskussionsgruppen aktuelle Business-Modelle<br />

auf den Prüfstand.<br />

L<br />

ange hat es gedauert, bis COVID-19<br />

wieder einen Real Circle möglich<br />

machte. Umso freudiger wurde die<br />

Chance ergriffen, brisante Themen<br />

wie Office & Wohnen & Hotel, Shopping &<br />

Logistik, Rahmenbedingungen in der Finanzierung<br />

und Crowdfinanzierung, Mezzaninkapital<br />

& Co. im illustren Rahmen im Stöckl im<br />

Park zu diskutieren.<br />

Shopping & Logistik<br />

„Equity is the bottleneck“, geht Maximilian<br />

Pasquali von Axian Investment Partners auf die<br />

erste Frage, ob die Banken zwischen „echtem“<br />

Eigenkapital und solchem, das beispielsweise<br />

von Mezzanine-Kapitalgebern akquiriert werden<br />

konnte, unterscheiden, ein. „Für jeden Projektentwickler<br />

ist das Eigenkapital das höchste<br />

Gut.“ Dennoch hat Pasquali die Erfahrung<br />

gemacht, dass Banken, unabhängig von der<br />

Assetklasse, hier keinen zu großen Unterschied<br />

machen, ob das Geld direkt vom Projektentwickler<br />

kommt, oder eine Ebene höher aufgestellt<br />

wird, sei es von einer Zwischenholding,<br />

einem Mezzaninkapitalgeber oder einem Silent<br />

Partner oder einer anderen hybriden Finanzierungsform.<br />

„Solange die Projektentwickler<br />

Skin in the game, also Blutkapital dabei haben,<br />

können die Banken gar nicht sehen, woher die<br />

wirklichen Eigenmittel kommen“, beantwortet<br />

er die Frage mit einem eindeutigen Nein.<br />

Harald Galla von LeitnerLeitner schließt sich<br />

dem an: „Für die Bank ist nur wichtig, dass die<br />

anderen Geldgeber dem Bankkredit nachrangig<br />

sind. Ob es sich um echtes Eigenkapital<br />

oder nachrangige Fremdfinanzierungen wie<br />

Darlehen oder Mezzaninkapital handelt, hat<br />

auf den Zinssatz, den die Bank verlangt, keinen<br />

nennenswerten Einfluss.“<br />

„Als Investor und Geldgeber für ein Bauträgerprojekt<br />

kann ich dem nur beipflichten“, bestätigt<br />

auch Andreas Millonig von Imabis die<br />

Vorredner. „Der Bank war es egal, woher das<br />

Geld kommt, solange die Liquidität vorhanden<br />

ist. In meinem Fall war die Finanzierung<br />

bei 90 Prozent und unsere Eigenmittel kamen<br />

aus einer immobilienbesicherten Finanzierung.“<br />

Dietmar Steger von Colliers schließt<br />

sich den Aussagen seiner Vorredner an und<br />

ergänzt, dass die Banken jetzt kaum mehr zu<br />

100 Prozent finanzierte Projekte genehmigen<br />

und die Risk Manager eine Eigenkapitalquote<br />

von mindestens 10 bis 20 Prozent einfordern.<br />

Millonig bestätigt die Tendenz, dass Projekte<br />

viel genauer geprüft werden als noch vor<br />

zehn Jahren. Pasquali merkt noch an, dass es<br />

„Für jeden Projektentwickler<br />

ist das Eigenkapital das<br />

höchste Gut.“<br />

Maximilian Pasquali,<br />

Axian Investment Partners<br />

118 ImmoFokus


nicht nur auf die Eigenkapitalquote ankommt,<br />

sondern auch auf die Convenance. „Auch darf<br />

man so Kleinigkeiten wie den Negative Pledge,<br />

den man ja nicht haben möchte, vergessen“,<br />

erklärt er.<br />

Shopping-Center im Visier<br />

Unser nächstes Thema kreist um den Shopping-Center-Bereich<br />

und die Frage, ob die<br />

Vorkrisen-Preisniveaus jemals wieder erreicht<br />

werden können. „Die Shopping-Center in guten<br />

Lagen werden weiter funktionieren“, konstatiert<br />

Galla. Die Umsätze des Versandhandels<br />

haben gezeigt, dass der Wunsch nach Konsum<br />

ungebrochen ist. „Die Leuten wollen und<br />

können konsumieren. Der Vorteil am Kaufen<br />

im Geschäft ist, dass ich die Ware sofort habe.<br />

Dennoch werden es Gewerbeparks, vor allem<br />

im ländlichen Bereich oder mit schlecht ausgebauter<br />

Infrastruktur immer schwerer haben.<br />

Vor allem, wenn der Mix an Retailern nicht<br />

passt“, so Millonig. Steger weist darauf hin, bei<br />

Retail zu differenzieren. „Fachmarktzentren<br />

gehen sehr gut, vor allem solche, die einen<br />

Nahversorgungscharakter haben“, so Steger.<br />

„Diejenigen, die einen Lebensmittelhändler als<br />

Ankermieter haben, erzielen immer noch eine<br />

Rendite von bis zu fünf Prozent. Auch Lagen<br />

wie das Goldene Quartier etc. werden weiter<br />

funktionieren, auch wenn die Konzepte zum<br />

Teil neu überdacht werden müssen.“ Pasquali<br />

fasst zusammen, dass sich die Fachmarktzentren,<br />

so sie gut angebunden sind, in den<br />

Randlagen langfristig keine Sorgen machen<br />

müssen, ebenso wie die Core-Lagen. Galla<br />

bestätigt, dass Renditen um die fünf Prozent<br />

immer noch erzielbar sind. Als Beispiel hebt<br />

Steger Parndorf hervor. „Das McArthurGlen<br />

zieht die Leute an und das Fashion Outlet fährt<br />

dadurch mit.“ Die Infrastruktur wird dort weiter<br />

ausgebaut, ein zweites Hotel errichtet. Der<br />

Wettbewerbsvorteil liegt am Einzugsgebiet der<br />

„Projekte werden von<br />

den Finanzierern viel<br />

genauer geprüft als<br />

noch vor zehn Jahren.“<br />

Andreas Millonig,<br />

Imabis<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

119


Positionen & Meinungen<br />

„Für die Bank ist wichtig, dass<br />

die anderen Geldgeber dem<br />

Bankkredit nachrangig sind.“<br />

Harald Galla,<br />

LeitnerLeitner<br />

„Fachmarktzentren<br />

gehen sehr gut, vor<br />

allem solche, die<br />

einen Nahversorgungscharakter<br />

haben.“<br />

Dietmar Steger,<br />

Colliers<br />

drei Städte, wobei vor allem die hohe Kaufkraft<br />

Bratislavas Umsätze bringt. „Parndorf war ein<br />

genialer Schachzug und ein visionärer Ansatz,<br />

der sich rechnet“, fasst Steger zusammen.<br />

Ein Blick auf die Mariahilfer Straße zeigt, dass<br />

sich die Fußgängerzone positiv auf die Geschäfte<br />

und Umsätze ausgewirkt hat. Kritische<br />

Stimmen sind verstummt. „Fragen Sie die Verkäufer,<br />

ob sie wieder Autos dort haben möchten“,<br />

so Millonig. „Unterm Strich ist dort mehr<br />

los als früher, auch wenn ein paar Geschäfte<br />

abgezogen sind.“<br />

Boom Logistikimmobilien<br />

Dass die Assetklasse Logistik einen Boom<br />

feiert, da sind sich alle Diskutanten einig. Österreich<br />

war ein Markt, wo es keine Entwickler<br />

für Logistikimmobilien gegeben hat, und<br />

entsprechend wenig Objekte gibt es. Mit ein<br />

Grund waren die hohen Grundstückspreise in<br />

Österreich, die sich jetzt, wo attraktive Mieten<br />

gezahlt werden, durchaus rechnen. „Hat man<br />

langfristige Mieter wie Amazon oder einen<br />

Pharmakonzern, dann wird auch ohne Besichtigung<br />

gekauft“, erzählt Steger. Der Standort<br />

Perfektastraße erzielt eine Rendite von 3,4 Pro-<br />

zent. Wenn in Österreich von Spitzenrenditen<br />

im Logistikbereich geredet wird, dann spricht<br />

man von etwa vier Prozent, wird ergänzt. „Der<br />

Markt hat sich sehr international entwickelt“,<br />

so Steger weiter. Auch was die Investorenseite<br />

betrifft. Der Druck zu investieren ist hoch, es<br />

gibt viel Kapital und wenig Produkt, ist man<br />

sich einig. „Investoren gehen jetzt durchaus<br />

auch in die Assetklasse Logistik“, so Pasquali.<br />

„Der Markt ist beweglich und passt sich an.“<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass<br />

Retail und Logistik fest zusammenhängen. Es<br />

gibt einen Bedarf, der gedeckt werden muss<br />

und daher wird es immer Retail geben müssen,<br />

es ist nur eine Frage von Lage, Mix und Ankermietern<br />

wie Lebensmittelhandel und Gastronomie.<br />

Hybridvarianten wie beispielsweise<br />

das Pilotprojekt Ikea am Westbahnhof werden<br />

zunehmen und Retailer werden vermehrt<br />

ein gutes Konzept von online und stationär<br />

entwickeln und teilweise Flächen reduzieren<br />

müssen. Kreativität, so ist der Konsens, wird<br />

immer mehr gefragt sein. Wobei sich Retail<br />

auch stark an neuen Konzepten auf Märkten<br />

wie Paris, London und den USA orientieren<br />

werden muss.<br />

120 ImmoFokus


Problem: Hohe Baukosten<br />

Ein Corona-bedingtes Problem ist für Gabriele<br />

Etzl von Deloitte Legal, dass die Vorgaben in<br />

den Kreditverträgen von gewerblichen Projektfinanzierungen<br />

– wie bestimmte Vermietungsraten<br />

zu gewissen Zeitpunkten oder die<br />

Nichtüberschreitung der Gesamtinvestitionskosten<br />

– nicht eingehalten werden können.<br />

Angesichts des starken Anstiegs der Baukosten<br />

würden etwa die Gesamtinvestitionskosten-Kalkulationen<br />

über den Haufen geworfen<br />

werden. „Ich erwarte daher, dass wir in den<br />

kommenden Monaten verstärkt Änderungen<br />

der Finanzierungsstrukturen sehen werden.<br />

In dieselbe Kerbe schlägt auch Anton Bondi<br />

de Antoni von Bondi Immobilien Consulting.<br />

Bei einem eigenen Projekt konnte er etwa die<br />

Laufzeit der Baufinanzierung um sechs Monate<br />

verlängern. „Um eine gewisse Flexibilität<br />

zu bekommen“, erklärt er.<br />

„Eine Folge von COVID-19 ist sicherlich, dass es<br />

auch für Großinvestoren extrem schwierig geworden<br />

ist, Finanzierungen für Großprojekte<br />

zu bekommen“, berichtet Birgit Kraml von<br />

Wolf Theiss, aus ihrem Erfahrungsschatz der<br />

letzten Monate. Selbst bekannte Investoren<br />

würden von den Banken nicht mehr dieselben<br />

Konditionen bekommen wie früher. Aber auch<br />

mit der stark gestiegenen Zahl an Forward<br />

Deals würden sich die Banken schwertun. Die<br />

meisten wären nicht dazu bereit, das Risiko<br />

einzugehen, die aktuellen Fixzinsen der Investoren<br />

längerfristig abzusichern, insbesondere,<br />

wenn das Closing noch nicht absehbar ist.<br />

„Trotz der guten Auslastung der Baubranche<br />

„Auch für Großinvestoren<br />

ist es extrem schwierig<br />

geworden, Finanzierungen<br />

für Großprojekte zu<br />

bekommen.“<br />

Birgit Kraml,<br />

Wolf Theiss<br />

myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />

Eine Marke der IMMOFINANZ<br />

<strong>Sommer</strong> 2021 121


Positionen & Meinungen<br />

ist es derzeit schon möglich Pauschalfixpreise<br />

zu bekommen – zumindest für einen bestimmten<br />

Zeitraum und wenn man diese zeitgleich<br />

mit dem Erhalt der Baugenehmigung vereinbart“,<br />

fügt Bondi de Antoni hinzu.<br />

Kurzfristig kein Zinsanstieg<br />

Stichwort Zinsen. Hier schaut es bis auf Weiteres<br />

ganz gut für die Immobilienbranche aus.<br />

„Im kurzfristigen Bereich sehen wir auf absehbare<br />

Zeit überhaupt keine Zinserhöhungen“,<br />

so Roman Eisenmagen von der Erste Bank. Im<br />

längerfristigen Bereich beziehungsweise auf<br />

Fristigkeiten von 15 Jahren und aufwärts sei<br />

es dagegen bereits zu einem kleinen Zinsanstieg<br />

von 20 bis 30 Basispunkten gekommen.<br />

„Dramatisch mehr“ sollte sich nach seiner<br />

Einschätzung allerdings nicht tun. „Was man<br />

„Zumindest für einen<br />

bestimmten Zeitraum ist<br />

es derzeit möglich, fixe<br />

Zinsen zu bekommen.“<br />

Anton Bondi de Antoni,<br />

Bondi Immobilien<br />

aber wirklich abwarten muss, ist, wie sich die<br />

Inflation weiterentwickelt.“ Ausgehend von<br />

den USA hätten sich da in den letzten Wochen<br />

„wirkliche Tendenzen“ gezeigt.<br />

122 ImmoFokus


ESG wird<br />

Immobilienfinanzierung prägen<br />

Fest steht für die Diskussionsteilnehmer<br />

jedenfalls, dass vor allem ein Thema die Immobilienfinanzierung<br />

in den kommenden<br />

Jahren prägen wird: ESG. Um den berühmten<br />

„Sturm im Wasserglas“ handle es sich dabei<br />

keineswegs, so der Grundtenor. „Ich glaube,<br />

dass ESG als zusätzliches Prüfkriterium kommen<br />

wird, das Entwickler nachweisen müssen“,<br />

meint etwa Etzl. Letztlich habe es auch<br />

Auswirkungen auf die Immobilienbewertung<br />

und könne Probleme verursachen, wenn man<br />

es nicht im Griff habe. In diesem Zusammenhang<br />

würden auch einschlägige Zertifizierungen<br />

eine Rolle spielen. „Sowohl die Fonds, die<br />

nach Kaufgelegenheiten suchen, als auch die<br />

Mieter achten darauf“, hebt Bondi de Antoni<br />

„Mezzanin-Kapital ist<br />

zum fixen Bestandteil<br />

der Projektfinanzierung<br />

geworden.“<br />

Georg Stampfl,<br />

Mezzalite<br />

Ihr schnellster Weg zur<br />

individuellen Bürolösung:<br />

myhive-offices.com<br />

myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />

Eine Marke der IMMOFINANZ<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

123


Positionen & Meinungen<br />

„In den kommenden<br />

Monaten werden wir<br />

verstärkt Änderungen<br />

der Finanzierungsstrukturen<br />

sehen.“<br />

Gabriele Etzl,<br />

Deloitte Legal<br />

die Bedeutung von ESG-Zertifizierungen hervor.<br />

Nicht zu leugnen ist jedenfalls, dass alternative<br />

Formen der Immobilienfinanzierung<br />

seit dem Ausbruch der Pandemie weiter an<br />

Bedeutung zugenommen haben. „Wir sehen,<br />

dass Mezzanin-Kapital zum fixen Bestandteil<br />

der Projektfinanzierung geworden ist“,<br />

berichtet Georg Stampfl, Co-Gründer und<br />

Geschäftsführer Mezzalite. Ein wesentlicher<br />

Vorteil für Developer: Sie könnten mit dieser<br />

Finanzierungsform relativ schnell deutlich<br />

mehr Projekte realisieren. Laut Stampfl<br />

hat sich das Kräfteverhältnis am Markt für<br />

Mezzanin-Finanzierungen zuletzt umgedreht.<br />

„Wir erleben gerade die Entwicklung hin zu<br />

einem Kapitalwerbermarkt“, sagt er. Dennoch<br />

würden vor allem in Österreich immer noch<br />

teilweise so hohe Zinnsätze veranschlagt,<br />

dass das kaum mehr nachvollziehbar sei. Eine<br />

Lücke im Markt für Mezzanin-Finanzierungen<br />

macht der Experte hierzulande vor allem bei<br />

kleineren Tickets zwischen 500.000 und zwei<br />

Millionen Euro aus. Nachsatz: „Es scheint so,<br />

dass Kapitalgeber weniger, dafür aber immer<br />

größere Tickets machen möchten.“<br />

Wohnsituation<br />

Wohnen steht auf der Prioritätenliste der<br />

Österreicher ganz oben. Laut einer Integral<br />

Trendstudie, die im Auftrag von ImmoScout24<br />

„Im kurzfristigen Bereich sehen<br />

wir auf absehbare Zeit überhaupt<br />

keine Zinserhöhungen.“<br />

Roman Eisenmagen,<br />

Erste Bank<br />

124 ImmoFokus


durchgeführt wurde, will annähernd jeder<br />

Zweite seine Wohnsituation verbessern und<br />

dafür sogar auf die eine oder andere Shopping-<br />

Ausgabe verzichten. Doch die vielbeschworene<br />

Entwicklung, dass pandemiebedingt auch<br />

vermehrt in Eigentum investiert wird, sieht<br />

Herwig M. Peham, EHL Investment Consulting,<br />

nicht zwingend: „Eben, weil sehr viel Geld<br />

am Investmentmarkt war, hat es sicher wieder<br />

auch einen Trend zur Miete gegeben. Natürlich<br />

ist das Thema Eigenheim für Private aufgrund<br />

der Pandemie ein Thema. So ist der Fokus des<br />

eigenen Investments vermehrt in Richtung<br />

Immobilien gegangen. Dennoch ist die Miete<br />

eine wichtige Alternative – aufgrund der<br />

Leistbarkeit.“ Die Renditen im Wohnsegment<br />

sieht Herwig M. Peham derzeit bereits deutlich<br />

unter 3,5 Prozent Bruttorendite für Investoren.<br />

„Dass die Menschen bereit sind, mehr in ihr<br />

Eigenheim zu investieren, liegt vor allem auch<br />

am Arbeiten im Home-Office“, ist Ari Benz,<br />

Gründer und CEO von Squarebytes, überzeugt.<br />

Doch ist der Trend zum Home-Office ein nachhaltiger?<br />

Und falls ja, wirkt sich das auf den<br />

Wohnbau aus? Jein. „Der Trend zum Home-<br />

Office wird vermutlich in reduzierter Form<br />

fortbestehen. Wenn künftig zum Beispiel jeder<br />

Mitarbeiter einen Tag pro Woche im Home-Office<br />

verbringt, ergibt das rechnerisch einen um<br />

20 Prozent reduzierten Flächenbedarf, der aber<br />

wahrscheinlich dadurch kompensiert wird,<br />

dass sich Großraumbüros in der Corona-Situation<br />

als wenig praktikabel erwiesen haben“, beschreibt<br />

Peter Vcelouch, Cerha Hempel Rechtsanwälte,<br />

die Zukunft der Büroarbeit. Dass das<br />

Home-Office allerdings so nachhaltig ist,<br />

„Für den Austausch der Mitarbeiter<br />

untereinander braucht es das Büro<br />

und Gemeinschaftsflächen und<br />

seien diese noch so kleinteilig.“<br />

Ari Benz,<br />

Squarebytes<br />

dass es Einfluss auf die Grundrissplanung im<br />

Wohnbau haben wird, sieht Herwig M. Peham<br />

aufgrund des Faktors Leistbarkeit jedoch nicht.<br />

Doch wie steht es dann um die Büroimmobilien?<br />

Wird sich der Wunsch nach dem Home-<br />

Office auf den Bedarf an Büroflächen auswirken?<br />

Ein klares Nein – darin ist sich die Runde<br />

einig. „Auch wenn es schön ist, dass nicht für<br />

jede Entscheidung ein Meeting mit Präsenz<br />

notwendig ist und ich praktisch mit dem Laptop<br />

von überall arbeiten kann, brauchen die<br />

„Eben, weil sehr viel<br />

Geld am Investmentmarkt<br />

war, hat es<br />

sicher wieder auch<br />

einen Trend zur Miete<br />

gegeben.“<br />

Herwig M. Peham,<br />

EHL Investment Consulting<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

125


Positionen & Meinungen<br />

„Der Städtetourismus<br />

wird sicher wieder<br />

kommen, allerdings<br />

werden sich hier die<br />

Hotelkonzepte teilweise<br />

ändern.“<br />

Jasmin Soravia,<br />

Kollitsch & Soravia Immobilien<br />

Mitarbeiter den Austausch untereinander! Der<br />

findet aber in der Arbeit vor Ort statt. Und dafür<br />

braucht es im Büro Gemeinschaftsflächen<br />

und seien diese noch so kleinteilig“, berichtet<br />

Ari Benz aus der Praxis. Auch Wolfgang Scheibenpflug,<br />

Geschäftsbereichsleiter Immobilienund<br />

Standortmanagement Flughafen Wien, ist<br />

überzeugt, „das Großraumbüro ist sicher nicht<br />

tot. Man wird versuchen, die Leute räumlich<br />

zu trennen und da gilt es, kreativ zu sein – sei<br />

es mit Schiebeelementen oder vereinzelten<br />

Sitzgruppen. Es wird sicherlich zu Neuerungen<br />

am Büromarkt kommen. Hier werden sich vor<br />

allem moderne Office Buildings, die technisch<br />

bestens ausgestattet und flexibel sind, durchsetzen.<br />

Ältere Bürogebäude aus den 70er und<br />

80er Jahren werden es da eher schwer haben.“<br />

Wenn alle zwischen Wohnen und Arbeiten<br />

pendeln und, um schöner zu wohnen, teilweise<br />

sogar auf ihren Urlaub verzichten wollen – laut<br />

Integralstudie beinahe ein Drittel –, wie ist es<br />

dann um die Assetklasse Hotel bestellt? Nach<br />

monatelanger Investitionspause kaufte Union<br />

Investment um 137 Millionen Euro eine Immobilie.<br />

Aufatmen. Laut Kritikern stehen die<br />

Hotelimmobilien bei Investoren immer noch<br />

besser da als die Retail-Immobilien. Wird der<br />

Nachholeffekt auch für die Stadthotellerie<br />

wieder kommen? „Die Ferienhotellerie wird<br />

sich auf jeden Fall wieder fangen. Für viele Hoteliers<br />

war – besonders in Kärnten – 2020 das<br />

beste Jahr seit langem. Auch der Städtetourismus<br />

wird sicher wieder kommen. Allerdings<br />

werden sich hier die Hotelkonzepte teilweise<br />

ändern. Hier wird man vor allem auf Hotelkonzepte<br />

setzen, bei denen man online einchecken<br />

kann, sodass diese auch viel weniger personalintensiv<br />

sind“, sieht Jasmin Soravia, Kollitsch &<br />

Soravia Immobilien, mögliche Entwicklungen<br />

für die Hotellerie. Der Kongress-Tourismus, so<br />

Jasmin Soravia, „wird zwar weniger werden,<br />

aber er wird wieder zurückkommen, weil sich<br />

die Menschen gerne live sehen und zu Veranstaltungen<br />

gehen.“ Um mit einem treffenden<br />

Satz von Peter Vcelouch zu enden: „Trotz verzweifelter<br />

Versuche, die letzten Monate haben<br />

gezeigt: Online lässt sich schlecht verreisen!“<br />

126 ImmoFokus


„Wenn künftig zum Beispiel jeder<br />

Mitarbeiter einen Tag pro Woche im<br />

Home-Office verbringt, ergibt das<br />

rechnerisch einen um 20 Prozent<br />

reduzierten Flächenbedarf.“<br />

Peter Vcelouch,<br />

Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />

„Am Büromarkt werden sich vor<br />

allem moderne Office Buildings, die<br />

technisch bestens ausgestattet und<br />

flexibel sind, durchsetzen.“<br />

Wolfgang Scheibenpflug,<br />

Flughafen Wien<br />

Crowdfinanzierung,<br />

Mezzaninkapital & Co.<br />

Trotz intakten Umfelds sieht Gernot Ressler,<br />

EY Österreich, dass die Banken zunehmend<br />

mehr echtes Eigenkapital einfordern. Der Satz<br />

bewege sich nun wieder von 10 auf gut 20 Prozent<br />

und darüber Eigenkapital zu. Das betreffe<br />

sowohl die private als auch die gewerbliche<br />

Immobilienfinanzierung. „Das sind natürlich<br />

auch Auswirkungen von Basel III“, so Ressler.<br />

„Auf jeden Fall sollte man sich das niedrige<br />

Zinsumfeld durch eine langfristige Zinsbindung<br />

absichern und nicht allzu scharf gegen<br />

den Wind segeln“, betont der Steuerexperte.<br />

„Das einzige Risiko in der Immobilienfinanzierung<br />

liegt in einer möglichen Zinserhöhung“,<br />

pflichtet Rechtsanwalt Manfred Ton von Cerha<br />

Hempel Rechtsanwälte, bei. „Absichern ist<br />

für Kreditnehmer und Kreditgeber ein Gebot<br />

der Stunde.“ Obwohl niemand in der Runde<br />

kurzfristig mit steigenden Zinsen rechnet.<br />

Niemand habe ein Interesse daran. Die Staaten<br />

schon gar nicht, die sich günstig am Kapitalmarkt<br />

mit für die angekündigten Investitionsprogramme<br />

dringend benötigtem Geld<br />

versorgen können. „Allein eine ansteigende<br />

Inflation könnte Druck auf die Zinslandschaft<br />

ausüben“, wirft Kristian Radosavljevic, Axian<br />

Investment Partners ein. „Steigen die Zinsen,<br />

werden Kredite unfinanzierbar. Die Folge:<br />

Immobilien könnten den Markt überschwem-<br />

„Nichterfüllen von<br />

ESG-Kriterien kann zum<br />

Deal-Breaker werden.“<br />

Gernot Ressler,<br />

EY Österreich<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

127


Positionen & Meinungen<br />

men.“ Blasengefahr orten die Immobilienexperten<br />

– im Gegensatz zur Österreichischen<br />

Nationalbank – keine. „Die Österreichische<br />

Nationalbank will im Wohnimmobilienmarkt<br />

eine Blasenbildung erkennen, die Berater hingen<br />

sehen keine Gefahr“, so Ton. Dennoch: In<br />

Wien laufen – wie auch in vielen deutschen<br />

Städten – die Kaufpreise dem örtlichen Mietniveau<br />

davon. „Im Jahr 2021 dürfte der Zyklus<br />

dank Niedrigzinsumfeld intakt bleiben“ ist<br />

sich die Gruppe einig.<br />

Eines steht außer Streit: Die Nachfrage nach alternativen<br />

Finanzierungsinstrumenten wächst.<br />

Die Banken sind nach wie vor risikoavers. Eine<br />

komplette Banken-Finanzierungen aus einer<br />

„Pensionskassen,<br />

Pfandbriefbanken<br />

sind bereit, ins<br />

Risiko zu gehen.“<br />

Kristian Radosavljevic,<br />

Axian Investment Partners<br />

Hier geht‘s<br />

zum Video<br />

www.immo-timeline.at<br />

128 ImmoFokus


Hand – diese Zeiten sind vorbei. Banken bieten<br />

aufgrund der damit einhergehenden Risiken<br />

typischerweise keine Vollfinanzierung (mehr)<br />

an, sodass Investoren zusätzlich zum „Senior<br />

loan“ der Banken einen entsprechenden Eigenanteil<br />

beisteuern müssen. „Zunehmend<br />

in Form von Nachrangkapital. Hier aber fehlt<br />

vielen Immobilienunternehmen die Expertise“,<br />

wirft Radosavljevic ein. „Pensionskassen,<br />

Pfandbriefbanken sitzen auf Liquidität und<br />

suchen Veranlagungsmöglichkeiten. Sie sind<br />

bereit, ins Risiko zu gehen. Sie lassen sich<br />

das Risiko aber auch mit höheren Zinssätzen<br />

vergüten.“<br />

Wie stark wird sich die EU-Taxonomie-<br />

Verordnung auf die Immobilienfinanzierung<br />

auswirken? Mittelfristig wird ESG-basierte<br />

Finanzierung die neue Norm. Dabei überwiegen<br />

vor allem die Aspekte Umweltschutz<br />

(Environment), gefolgt von guter Unternehmensführung<br />

(Governance), während der<br />

soziale Aspekt (Social) noch etwas zurückliege.<br />

Dennoch sind viele Unternehmen beim Einbetten<br />

von Nachhaltigkeitsinitiativen in Finanzierungen<br />

noch auf Unterstützung angewiesen.<br />

Der aktuell geforderte enge Projektbezug von<br />

Green Bonds mache es für viele Unternehmen<br />

schwierig, diese einzusetzen.<br />

Das Thema selbst, so Ton, sei noch nicht ganz<br />

in den Köpfen angekommen. „Institutionelle<br />

Investoren, wie zum Beispiel Pensionskassen,<br />

sind hier schon einen Schritt weiter. Das Nichterfüllen<br />

von ESG-Kriterien kann dann schon<br />

einmal zu einem Deal-Breaker werden“, ergänzt<br />

Ressler. Man stehe am Anfang einer Entwicklung,<br />

die nun deutlich Fahrt aufnehme. <br />

„Absichern ist für Kreditnehmer<br />

und Kreditgeber ein<br />

Gebot der Stunde.“<br />

Manfred Ton,<br />

Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

129


ImmoFokus.Rubrik<br />

Historisches Ringstraßenpalais<br />

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· Beeindruckendes Foyer mit korinthischen Säulen<br />

· Exzellenter Vermietungsgrad<br />

· Grundstücksfläche: ca. 1.568 m 2<br />

· Nutzfläche: ca. 7.280 m 2 (erweiterbar)<br />

· Vermarktungsstart Ende Mai 2021<br />

Die Vermarktung erfolgt im Rahmen eines zweistufigen strukturierten Bieterverfahrens.<br />

Ein Abschluss der Transaktion ist im Herbst 2021 vorgesehen. Weiterführende Unterlagen<br />

übermitteln wir gerne auf Anfrage.<br />

Dipl.-Kfm. Christoph Lukaschek <strong>MB</strong>A, MRICS<br />

Leiter Investment<br />

Mag. Benedikt Perthold<br />

Consultant Investment<br />

+ 43 1 512 77 77-355 investment@otto.at www.otto.at<br />

130 ImmoFokus


Illmitzer<br />

Gespräche<br />

14. – 16. Oktober 2021<br />

Zukunftsmodell<br />

FootprintBudget<br />

Raus aufs Land<br />

Wohnen und<br />

Carsharing<br />

Nachhaltigkeit und das<br />

„Kooperationsdilemma“<br />

Was hat Amygdala mit<br />

Stadtflucht zu tun?<br />

Frühling 2021<br />

1<strong>31</strong>


ImmoFokus.Rubrik<br />

Klimavolksbegehren<br />

jetzt!<br />

L<br />

iebe Kollegin, lieber Kollege, trotz coronarer Umstände,<br />

in der Zwischenzeit aber zumindest einmal<br />

geimpft und dem letzten Lockdown entronnen, arbeiten<br />

wir an den IG 2021 vom 14. bis zum 16.10.2021.<br />

Nochmals ein Danke an die Spitzen der Wirtschaftskammern<br />

im Bund, KR Mag. Georg Edlauer, und in Wien, KR Michael Pisecky,<br />

die uns nicht nur tatkräftig unterstützen, sondern auch am 14.10.<br />

den Wiener Immobilientag nach Illmitz verlegen. Wir haben damit die<br />

Chance, echte Entscheider für unser brennheißes Thema zu gewinnen,<br />

denn wir Immobilientreuhänder haben es in der Hand rund 30 Prozent<br />

des Energiebedarfs im Wohnbereich zu steuern.<br />

Während unsere wohnrechtliche Diskussion zurzeit von der Novellierung<br />

des HeizKG einerseits, von einer möglichen Novelle zum WEG<br />

andererseits bestimmt wird, geraten die Forderungen des Klimavolksbegehrens<br />

in den Hintergrund und drohen zwischen Ibiza und dem<br />

Festland zu versinken. Gerade an den beiden geplanten Novellen wird<br />

ersichtlich, dass eine weitgehend visionsbefreite Politik endlich der<br />

Vergangenheit angehören muss. Nehmen wir einmal das HeizKG, in<br />

Zukunft auch für Kälte zuständig: Wir beschäftigen uns – auf höchstem<br />

Expertenniveau und viele Stunden lang – mit der Frage einer effektiven<br />

und transparenten Abrechnung, ohne vorab klargestellt zu haben, dass<br />

es nachvollziehbarer, für jeden Einzelnen sichtbarer Umsetzungsschritte<br />

vor allem zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern bedarf. Betrachten<br />

wir auch die Diskussion rund um Änderungen im Wohnungseigentumsgesetz:<br />

Statt einfach zu sagen „Maßnahmen, die zur Erreichung der<br />

Klimaschutzziele dienen – und keine schutzwürdigen Interessen der WE<br />

verletzen –, sind privilegierte Maßnahmen im Sinne des Gesetzes“ – beschäftigen<br />

wir uns kasuistisch mit E-Ladestationen und Verschattungsfragen.<br />

Wovor haben wir Angst? Vor der eigenen Zukunft?<br />

Am 26.03.2021 hat der Nationalrat mit dem Stimmen von ÖVP, Grünen<br />

und Neos einen Mehrheitsbeschluss gefasst, mit dem der Bundesregierung<br />

eine breite Palette an Maßnahmen zur Umsetzung aufgetragen<br />

wird. Es liegt an uns nunmehr einzufordern, wofür 380.590 Bürger unterschrieben<br />

haben:<br />

1. Verankerung des Rechtes auf Klimaschutz<br />

in der Verfassung<br />

Erinnern wir uns an den Stufenbau der Rechtsordnung, an dessen nationaler<br />

Spitze das Verfassungsrecht steht. Jedes staatliche Handeln<br />

und jede Maßnahme der Legislative muss diesem „höchsten“ Recht<br />

entsprechen. Hebt man nun den Klimaschutz in den Verfassungsrang,<br />

so zwingt man alle drei Staatsgewalten – Legislative, Judikative und Exekutive<br />

– das übergeordnete Ziel des Klimaschutzes immer im Kalkül zu<br />

haben. Das spart zwar noch kein Gramm CO2 und rettet auch noch keine<br />

Art, bewirkt aber eine unabdingbare Rücksichtnahme auf die wirklich<br />

übergeordneten Zielsetzungen.<br />

2. Schaffung eines verbindlichen CO2-Budgets<br />

Keiner von uns würde sein Unternehmen führen können, ohne eindeutige<br />

Zielsetzungen. Wir leben als Unternehmer nicht für den Moment,<br />

sondern planen umsichtig und nach Maßgabe unserer Ressourcen unser<br />

Handeln. Im Gegensatz zu aktuellen tagespolitischen „Sagern“, die nur<br />

dazu dienen, das Emotionale im Wähler anzusprechen, verfolgen wir<br />

unsere unternehmerischen Zielsetzungen auf Basis von Markt- und<br />

Fotos: Adobe Stock, REMG<br />

132 ImmoFokus


Trendbeobachtungen. Entscheidend ist für uns die Messbarkeit. Exakt<br />

diese jährlichen Meilensteine gilt es für unsere „Mitarbeiter“ in der Exekutive<br />

– Bund, Länder und Gemeinden – einzuführen und gesetzlich zu<br />

verankern.<br />

3. Controlling durch einen Klimarechnungshof<br />

Gleich wie in unseren Unternehmen muss es eine von der obersten<br />

Leitung unabhängige und nur dieser berichtspflichtige Instanz geben,<br />

die die Einhaltung des Budgets überwacht und – wenn erforderlich<br />

– geeignete Maßnahmen empfiehlt, die – binnen angemessener Frist –<br />

umzusetzen sind. Ich würde in diesem Zusammenhang über den vom<br />

genannten Entschließungsantrag geforderten Expertenrat hinaus einen<br />

Umweltbundesanwalt einrichten, der ein Gesicht und eine Stimme für<br />

das Thema ist.<br />

4. Kostenwahrheit und ökosoziale Steuerreform<br />

Das Steuerrecht ist schon immer eine zentrale Stellschraube gewesen,<br />

um gewünschte volkwirtschaftliche Veränderungen zu bewirken.<br />

Entscheidend ist bei Ein- und Durchgriffen in dieser Materie die Akzeptanz<br />

der Normunterworfenen. Zweckbindung, Kostenwahrheit,<br />

zielgerichtete Förderungen, vor allem aber „Belohnungstatbestände“,<br />

sind wirkungsvolle Treiber in diesem Zusammenhang. An historischen<br />

Beispielen mangelt es nicht. Diejenigen, die schon ein wenig länger dabei<br />

sind, wie ich, erinnern sich an die „steuerfreie Rücklage“. Man durfte<br />

den Überschuss eines Jahres neun Jahre zurückstellen und musste ihn<br />

erst im zehnten Jahr versteuern, es sein denn, man hatte ihn bereits<br />

mit sinnvollen Investitionen verbraucht. Gerne berechne ich für die für<br />

Finanzen zuständigen Autoritäten die positiven Einkommen- und Umsatzsteuereffekte,<br />

wenn man diese Methodik auf klimarelevante Investitionen<br />

anwendet. Warum sollte die Zukunft kein positives Abbild der<br />

Vergangenheit sein?!<br />

5. Brauchen wir wirklich eine dritte Spur<br />

auf jeder Autobahn?<br />

Vor mehr als 30 (!) Jahren hat ein unbeugsamer Stadterneuerer zu mir<br />

als jungem Immobilientreuhänder gesagt: „Thomy: Stadterneuerung<br />

und ruhendes Blech sind einander ausschließende Ziele und – es gibt<br />

kein Recht innerhalb bestimmter Zeit von A nach B zu gelangen.“ Seine<br />

Worte haben sich tief in mein Denken eingeprägt und es vergeht kaum<br />

ein Vortrag, in dem ich dieses Zitat nicht bringe. Jeder von uns muss die<br />

Möglichkeit haben, klimaschonend mobil zu sein. Da darf die Forderung<br />

nicht lauten 1, 2 oder 3 Euro pro Tag für den öffentlichen Verkehr, sondern<br />

null Euro und das aus jedem Winkel der Alpenrepublik.<br />

6. Partizipation als Schlüssel zum Erfolg?<br />

Vor kurzem habe ich aus Anlass des Drei-Parteien-Mehrheitsbeschlusses<br />

mit einem Freund die Frage der Einrichtung von Bürgerbeiräten<br />

diskutiert. Ich gebe zu: Wegen des Mietermitbestimmungsstatutes der<br />

Gemeinde Wien (kennen Sie das noch?) bis hin zu den Regelungen rund<br />

um die Wohnungseigentümerversammlung habe ich nicht geringe Teile<br />

meines Lebens in den Hinterzimmern von Gasthäusern mit den Wünschen<br />

der Menschen verbracht. Manchmal habe ich mich vor diesen<br />

Abenden gefürchtet, zumeist habe ich sie – vielleicht etwas zerzaust –<br />

gut überstanden und war beim Einschlafen stolz auf kleine oder große<br />

Erfolge. WUINAN heißt Wohlfühlen und ist der Sprachstamm von Wohnen<br />

und für dieses Wohlfühlen sind wir verantwortlich. Bewusst haben<br />

wir 2002 die – physische – Versammlung der Wohnungseigentümer<br />

zum zentralen Element der Willensbildung gemacht, denn je weiter wir<br />

von der Entscheidung – auch körperlich – weg sind, desto einfacher wird<br />

das vielgeliebte Nein, das weitaus häufiger als ein beherztes JA ist. JA:<br />

Die Einrichtung von Bürgerbeiräten kann jenen politischen Druck erzeugen,<br />

den es in dieser lauen und visionslosen „Realpolitik“ bedarf, warum<br />

sind sie noch nicht eingerichtet?<br />

DENN WIR HABEN KEINE ZEIT MEHR<br />

Liebe Kollegen: Melden Sie sich an und sind Sie dabei:<br />

www.illmitzer-gespraeche.at oder noch einfacher:<br />

t.malloth@malloth.at.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

133


ImmoFokus.Rubrik<br />

Nachhaltigkeit und das<br />

„Kooperationsdilemma“<br />

Verzicht, Einschränkungen, Kosten. Die Lösung über ein persönliches „Footprint-Budget“, also einer<br />

individuellen Ökobilanz mit Malus- und Bonussystem, ist diskussionsfähig, kratzt aber auch an Themen<br />

wie dem Vermögensstatus und dem Datenschutz.<br />

Autor: Franz Gschiegl<br />

D<br />

as Klima- und Umweltbewusstsein hat sich wohl<br />

breit gemacht, allein die Umsetzung in Richtung<br />

einer sofortigen Verhaltensänderung (sowohl privat<br />

als auch durch die öffentliche Hand) verläuft<br />

sehr holprig. Wirtschaftsexperten sprechen vom<br />

„klassischen Kooperationsdilemma“: Ich soll auf etwas verzichten und/<br />

oder habe Kosten, meine persönlichen Vorteile daraus sind aber aktuell<br />

gering oder gar nicht erkennbar, bestenfalls profitiert die Gemeinschaft<br />

davon in Zukunft. Für „diskontierte Zukunftsthemen“ (wie eben jetzige<br />

Maßnahmen zur Klimaverbesserung) ist man ungern bereit, „Opfer“ zu<br />

bringen. Umweltthemen sind Gemeinwohlthemen, egozentrischen Personen<br />

fällt dies daher besonders schwer.<br />

Die Lösung über ein persönliches „Footprint-Budget“, also einer individuellen<br />

Ökobilanz mit Malus- und Bonussystem, ist diskussionsfähig,<br />

kratzt aber auch an Themen wie dem Vermögensstatus (kann ich mich<br />

freikaufen?) und dem Datenschutz (bin ich dann endgültig gläsern?).<br />

Der zu große „Footprint“<br />

Es ist hinlänglich bekannt, dass die „westliche Welt“ umwelttechnisch<br />

auf zu großem Fuß lebt, unsere persönliche Ökobilanz eben ein Minus<br />

aufweist. Der „Earth Overshoot Day“ wurde heuer für Österreich<br />

bereits für den 7. April 2021 berechnet, dieser „Welterschöpfungstag“<br />

bedeutet, dass an diesem Tag die regenerierbaren Ressourcen für das<br />

ganze Jahr verbraucht waren. Seit dem 8. April leben wir in Österreich<br />

nun auf „Kredit“ und damit auf Kosten der Zukunft.<br />

Wie können wir aber nun rasch eine baldige oder sofortige Verkleinerung<br />

unseres ökologischen Fußabdrucks erreichen? …<br />

und – sorry – wieso soll überhaupt ICH was dazu beitragen? Österreich<br />

ist lediglich für weniger als ein Prozent der weltweiten<br />

Treibhausgasemissionen verantwortlich und ICH bin dabei überhaupt<br />

nur einer von knapp neun Millionen Österreicherinnen<br />

und Österreicher. Was kann da ICH schon ausrichten, bewegen?<br />

Verhaltensänderungen im Sinne einer Verbesserung des ökologischen<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

134 ImmoFokus


Bewusstseins knabbern zumeist an den zwei bedeutenden Ressourcen<br />

Geld und Zeit. Was kostet es mich an meiner wertvollen Zeit und meinem<br />

Finanzbudget? Worauf muss ich verzichten? Was versäume ich? Ist<br />

meine Lebensqualität eingeschränkt? Leidet gar mein Image und mein<br />

Status? Habe ich einen Komfort- oder Convenience-Verzicht zu befürchten?<br />

Erfordert es Mut, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Disziplin? Wie<br />

sieht meine persönliche Kosten-Nutzen-Analyse aus? … und schlussendlich:<br />

Was bringt´s mir?<br />

Nicht nur standfeste Egoisten setzen sich mit der Vielzahl dieser Themen<br />

auseinander.<br />

Natürlich versuchen sich auch zum Klima- und Umweltthema „Verschwörungstheoretiker“<br />

Gehör zu verschaffen. Der Klimawandel sei nur<br />

mit wenigen Fakten beweisbar; der „Untergang der Wälder“, das „Ozonloch“,<br />

den „sauren Regen“ haben wir auch schon überstanden; baldige<br />

technische Innovationen werden die Lösungen liefern; manche wollen<br />

ihre „Story“ nur verkaufen um als „Gutmenschen“ zu gelten; man sollte<br />

einfach Widerstand gegen die Panikmache inszenieren…<br />

Investition in die Zukunft und in das Gemeinwohl<br />

Ja klar, einen sofortigen individuellen (finanziellen) Nutzen hat man nur<br />

in wenigen Fällen, aber gerade diese sind leichter und sofort realisierbar.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

135


ImmoFokus.Rubrik<br />

Etwa wenn man seine Energiekosten (Strom, Heizung, Kühlung etc.)<br />

reduziert oder sein Mobilitätskonzept überdenkt. Also fünf bis zehn Prozent<br />

lassen sich an Energiekosten zumeist relativ leicht und ohne große<br />

Einbußen einsparen. Der (zumindest) gelegentliche Umstieg auf Öffis<br />

kann auch Geld und Nerven sparen, Kurzstrecken mit dem Fahrrad zu<br />

bewältigen ist auch gleich ein aktiver Beitrag zur eigenen Gesundheit.<br />

Auch bei der Urlaubsplanung sollte der ökologische Gedanken präsent<br />

sein. Ein Biohotel in Österreich wäre dabei nur eine Idee.<br />

Bei der „Ernährung“ sollte man auf „regional, saisonal und bio“ achten,<br />

den Fleischkonsum (stark) einschränken, und wenn ich Zucker, Fette,<br />

Milchprodukte und Alkohol reduziere, unterstütze ich nachhaltig meinen<br />

Gesundheitsstatus.<br />

Diese unmittelbaren und relativ leicht umsetzbaren Schritte sind individuelle<br />

Maßnahmen, die auch einen persönlichen Vorteil bringen.<br />

Ein langfristiger Nutzen im Sinne einer direkten Auswirkung auf Umwelt<br />

und Klima hat gemäß der Verhaltensökonomie einen wesentlich<br />

geringeren „Wert“, da spielt der Zeitfaktor und damit die Themen Unsicherheit,<br />

Ungewissheit und Ungeduld eine wesentliche Rolle. Wie viel<br />

ist uns es dann eigentlich heute „wert“, damit die nächsten Generationen<br />

eine heile Welt vorfinden? Diskontierte Zukunftsthemen sind ein sensibler<br />

Punkt. Umwelt- und klimafreundliches Verhalten als Akt für das<br />

Gemeinwohl ist bestenfalls für Bürger, die der „Nächstenliebe“ gewogen<br />

sind, interessant. Jene, die eben nicht egoistisch, sondern kollektiv und<br />

altruistisch handeln.<br />

Es braucht einen ökologischen Kommunitarismus<br />

In unserer ICH-Gesellschaft ist das Kollektiv, das Gemeinwohl oft hintangestellt.<br />

Der ökologische Individualismus muss dem ökologischen<br />

Kommunitarismus weichen.<br />

Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Kollektiv, gegenüber<br />

der Gemeinschaft und auch für die Folgegenerationen. Kommunitarismus<br />

findet seinen Ursprung im lateinischen „Communitas“, also der<br />

Gesellschaft. Die Umwelt, das Klima, die Luft, das Trinkwasser etc. sind<br />

Gemeinschaftsgüter, die allen zustehen und nicht von einzelnen Individuen<br />

„beherrscht“, beeinflusst oder gar geschädigt werden. Jüngstes<br />

136 ImmoFokus


Beispiel sind die massiven Rodungsfeuer im Amazonasgebiet, an sich<br />

(überwiegend) brasilianisches Staatsgebiet. Da nachweislich das weltweite<br />

Klima dadurch mitgeprägt wird, ist es eben ein „Gemeinschaftsund<br />

Gemeinwohlthema“. Und wo setzt hier ein ökologisches Gewissen<br />

ein? Kurzfristige Profitgier lautet zumeist die Priorität.<br />

Das persönliche „Footprint-Budget“<br />

Ein „sanfter Zwang“, um uns in Richtung Gemeinwohl – hier gemeint mit<br />

Klima- und Umweltschutz – zu bewegen, wäre ein persönliches „Footprint-<br />

Budget“. Innerhalb meines Budgets kann ich dann frei und individuell<br />

entscheiden, ob ich meine Fernflüge und Kreuzfahrten buche und dafür<br />

bei meinen Energiekosten drastisch spare und auf Fleisch etc. verzichte. In<br />

einigen Branchen gibt es ja ohnehin bereits einen Emissionshandel. Dies<br />

bedeutet, dass eine gewisse Menge an Kohlendioxid in die Atmosphäre<br />

abgegeben werden darf. Ist das Kontingent erschöpft, muss man „Emissionsrechte“<br />

in Form von Zertifikaten dazukaufen, ist man sparsamer, kann<br />

man „übergebliebene“ Emissionsrechte weiterverkaufen.<br />

Dr. Franz Gschiegl – der Denker<br />

Eigentlich ist der Denker ein Banker. Uneigentlich ist<br />

er jemand, der den Dingen sehr tief auf den Grund<br />

geht und dessen Erfolg in eben diesem ständigen<br />

Hinterfragen auf ethisch hohem Niveau liegt. Er nützt<br />

Chancen für Ideen, die nicht bloß der Kapitalvermehrung<br />

dienen und – er sie setzt um.<br />

Wichtige Wegmarken:<br />

• 1978 Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften<br />

mit Magisterium und Doktorat<br />

• seit 2007 Geschäftsführer der ERSTE Immobilien KAG<br />

• 1991 bis 2016 Mitglied des Vorstandes der ERSTE-SPARINVEST KAG<br />

• 2008 bis 2012 Mitglied des Vorstandes der Erste Asset Management<br />

• 2003 bis 2008 Mitglied des Vorstandes der VÖIG<br />

• Ständiger Autor des Monatsmagazins „GEWINN“<br />

• Referent bei zahlreichen internen und externen Veranstaltungen<br />

• Co-Autor zahlreicher Börsen- und Finanzbücher<br />

Es könnte ja sogar ein „Gratissockel“, ein Grundumsatz, etwa bei Stromkosten<br />

etc. fixiert werden und ein Mehrverbrauch wäre mit deutlichen<br />

Preissteigerungen verbunden. Sofern man sich „freikaufen“ kann, wird das<br />

Klima- und Umweltthema leider die Kluft zwischen Reich und Arm wieder<br />

einmal deutlich machen, andererseits leben wir Gott sei Dank in einer<br />

freien Marktwirtschaft. Weniger Vermögende könnten dann ihre „Emissionsrechte“<br />

verkaufen und zu Geld kommen. Das Ökothema ist ja ohnehin<br />

„kapitalistisch“ geprägt, denn die beste Ökobilanz haben die armen Bürger,<br />

bei denen sich die Themen Fernflüge, Kreuzfahrt etc. gar nicht stellen.<br />

Neue soziale Normen und ein Imagewandel könnten helfen<br />

Unsere Gesellschaft ist durchaus gelegentlich auch von sozialen Normen<br />

und Imagepositionen geprägt. Gerade in den letzten Jahren hat sich<br />

schon da und dort ein „Schamgefühl“, etwa bei Fernflügen, Kreuzfahrten,<br />

hubraumstarken Autos etc., entwickelt. Wenn es einmal „schick“<br />

wird, umwelt- und klimabewusst zu leben, wenn in den Sozialen Medien<br />

die meisten „Follower“ bei diesen Themen zu finden sind, dann hat<br />

sich eine massive Eigendynamik entwickelt. Denken wir nur an den<br />

Stimmungswandel zum Thema „Rauchen“ oder an den mittlerweile<br />

durchaus großen Bevölkerungsanteil von Vegetariern oder sich vegan<br />

ernährenden Personen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

137


ImmoFokus.Rubrik<br />

Was hat Amygdala mit<br />

Stadtflucht zu tun?<br />

Zurück zur Natur. Nicht erst seit Corona stellen die ländlichen Regionen einen stetigen Zulauf fest.<br />

Bis dato blieb dieser Trend allerdings eher unbemerkt, obwohl er schon vor geraumer Zeit still und leise<br />

begonnen hat und sich wie so oft vor allem zuerst bei den Zweitwohnsitzen bemerkbar gemacht hat.<br />

Autor: Christian Janisch<br />

D<br />

urch die Pandemie und die damit einhergehenden<br />

neuen Arbeitsmodelle ist dieser Trend zu einem<br />

regelrechten Hype geworden, mit derzeit nicht<br />

abschätzbaren Konsequenzen. Einerseits freuen<br />

sich strukturschwache Regionen über den Zuzug,<br />

andererseits kommen gewaltige infrastrukturelle Aufgaben auf den<br />

ländlichen Raum zu, die finanziell kaum zu bewältigen sein werden.<br />

Dramatisch ist auch die Preisexplosion vor allem bei den Grundstückspreisen<br />

– quasi über Nacht ist es in manchen burgenländischen Regionen<br />

zu Preisverdoppelungen gekommen, was vor allem die junge Landbevölkerung<br />

vor schier unlösbare Aufgaben stellt. Im schönen Rust am<br />

Neusiedler See lagen die Grundstückspreise für Bauland bis vor Kurzem<br />

bei durchschnittlich 130 Euro pro Quadratmeter, aktuell geht unter 250<br />

Euro gar nichts mehr.<br />

Allein in Eisenstadt ist die Bevölkerungszahl in den letzten drei Jahren<br />

um knapp 15 Prozent gestiegen, was mittlerweile zu erheblichen Konflikten<br />

im Zusammenleben und zu einem schier unlösbaren Verkehrschaos<br />

geführt hat. Wir wissen auch, dass der CO2-Ausstoß durch den Individualverkehr<br />

die größte Belastung in den ländlichen Regionen darstellt.<br />

Und diese Belastung wird durch die exponentiell steigende Zahl der<br />

Pendler deutlich zunehmen.<br />

Es ist also eine Situation eingetreten, die sich sowohl für die Großstädte<br />

als auch für unsere Kleinstädte und Dörfer nachteilig auswirkt – ein<br />

Stopp oder zumindest eine Verlangsamung dieses Trends wäre unbedingt<br />

angesagt.<br />

Fakt ist, dass die Wohn- und Lebensräume in der Stadt anscheinend<br />

nicht mehr den Bedürfnissen entsprechen – nachweislich verursacht das<br />

Leben in der Stadt mehr Stress als jenes auf dem Land.<br />

Tatsächlich hat der deutsche Prof. Andreas Meyer-Lindenberg 2011 herausgefunden,<br />

dass die Amygdala bei Stadtbewohnern im Vergleich zu<br />

Landbewohnern deutlich aktiver ist, was somit ein klares Zeichen für<br />

eine höhere Stressbelastung in den Städten ist. Die Amygdala, oder auch<br />

Mandelkern genannt, ist jener Teil unseres Gehirns, der eine zentrale<br />

Rolle bei der Entstehung von Angst spielt und quasi unser Gefahrensensor<br />

ist.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

138 ImmoFokus


Christian Janisch –<br />

Der Bewahrer<br />

Veränderung kann auch im Erhalten, im behutsamen<br />

Weiterentwickeln liegen. Er ist für pragmatische<br />

Lösungen bekannt und kämpft im Detail bis zum Umfallen.<br />

Man muss in der Änderung auch im richtigen<br />

Moment warten können, dann gilt aber wieder:<br />

„Vollgas“.<br />

Ganz spannend ist auch die Erkenntnis, dass die Erhöhung der Stressaktivität<br />

mit der Größe der jeweiligen Stadtumgebung in einem direkten<br />

Zusammenhang steht.<br />

Was aber sind die Stressfaktoren, die das Leben in der Stadt anscheinend<br />

immer unattraktiver werden lassen?<br />

Prof. Mazda Adli aus Berlin hat herausgefunden, dass der sogenannte<br />

„Social Stress“ durch eine Kombination aus sozialer Dichte bei gleichzeitiger<br />

sozialer Isolation entsteht – zu viele Menschen auf wenig Raum, die<br />

keinerlei Verbindung zueinander haben. Weiterführend hat Prof. Elizabeth<br />

Burton von der Universität Warwick erforscht, dass nicht allein<br />

die bauliche Dichte die Ursache für eine erhöhte Stressbelastung ist. Die<br />

Städte müssen laut ihren Aussagen künftig eine soziale Interaktion und<br />

auch einen privaten Rückzug ermöglichen.<br />

Gefragt sind nicht mehr sogenannte Cure Citys, sondern die Menschen<br />

verlangen nach der Care City – die Stadt von morgen wird sich also zu<br />

einem Ort der Gesundheit und des Wohlbefindens zu entwickeln haben.<br />

Ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden in den urbanen Räumen<br />

wird die Verbesserung des Stadtklimas sein.<br />

Für unsere alternde Gesellschaft, die künftig mehrheitlich im urbanen<br />

Raum leben wird, wird die Lösung dieses Problems von entscheidender<br />

Bedeutung sein. Fehlende Lüftungsschneisen, durchgängig versiegelte<br />

Bodenbeläge und Fassaden, die die Hitze gnadenlos speichern, führen in<br />

Kombination mit der Klimaerwärmung bald schon ganzjährig zu kaum<br />

erträglichen Lebensumständen.<br />

Es gibt durchaus schon intelligente und tatsächlich einfache Lösungsansätze<br />

– Bodenbeläge, die bis zu 50 Prozent der Hitze abgeben (herkömmliche<br />

Beläge tun dies nur zu fünf Prozent), führen zu einer wesentlichen<br />

Temperaturabsenkung in den Straßenräumen.<br />

Bekannt und anerkannt sind begrünte Fassaden – sie bewirken eine<br />

Temperaturabsenkung in den Gebäuden, filtern Schadstoffe und wirken<br />

tatsächlich stressabbauend.<br />

Wir werden auch gewisse körperliche Herausforderungen in den Alltag<br />

zu implementieren haben, Konzepte für die „gesunde Unbequemlichkeit“<br />

müssen her.<br />

Die fußläufige Stadt, auch bekannt unter dem Schlagwort „Walkability<br />

Town“, wird für die moderne Stadt von zentraler Bedeutung sein – den<br />

Slogan „Burn Calories – not Electric Energy“ findet man in öffentlichen<br />

Gebäuden New Yorks, das sollte auch Vorbild für unsere Städte sein.<br />

Ideen und Lösungsansätze für die gesunde Stadt von morgen gibt es<br />

sohin schon jede Menge.<br />

Wir werden einen Mix von intelligenten Ideen und Lösungen brauchen,<br />

um das Leben in den Städten auch künftig attraktiv und lebensfreundlich<br />

zu gestalten und die aktuelle Stadtflucht auf ein verträgliches Maß<br />

zu bringen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

139


ImmoFokus.Rubrik<br />

Wohnen und<br />

Carsharing<br />

Zukunftsmodell. Sowohl für Immobilienentwickler, Eigentümer als auch für Mieter bringt<br />

Carsharing viele Vorzüge: Zum Beispiel höhere Wohnzufriedenheit und höhere Wohnqualität.<br />

Autor: Mag. Kristina Grgić, Energieplanung Stadt Wien<br />

F<br />

lexibel sein und aus einer Vielzahl an Möglichkeiten<br />

wählen zu können, macht den Reiz von Carsharing-<br />

Angeboten für Bewohner aus. Umweltbewusstsein<br />

und eine kritische Distanz gegenüber dem Individualverkehr<br />

nehmen in der Gesamtbevölkerung immer<br />

mehr zu. Deshalb wird Wohnen und Carsharing zunehmend attraktiver<br />

und ist eine echte Win-win-Situation. Sowohl für Immobilienentwickler,<br />

Eigentümer als auch für Mieter bringt das Konzept viele Vorzüge.<br />

Vorteile für Bewohner sind Zeit- und Kostenersparnisse sowie verbesserte<br />

Mobilitätsangebote abseits des privaten PKW. Gleichzeitig tragen<br />

Sharing-Angebote zu einer gestärkten Nachbarschaft bei. Darüber hinaus<br />

entlastet die Integration von Carsharing und Wohnen den Verkehr<br />

im Wohnumfeld und schafft dadurch höhere Wohnzufriedenheit. Die<br />

Wohnqualität in Quartieren steigt. Zudem ist die Investition in ein Mobilitätskonzept<br />

eine wertsteigernde Maßnahme, die den Bewohnern einer<br />

Immobilie direkt zu Gute kommt.<br />

Gute Planung ist das Um und Auf<br />

Um einen deutlichen Zugewinn an Planungssicherheit und einen verbesserten<br />

Zugang zur Zielgruppe zu erreichen, lohnt es sich, Carsharing-<br />

Angebote frühzeitig einzuplanen. Wobei es für die passende Verbindung<br />

von Wohnen und Carsharing keine Standardformel gibt. Vielmehr<br />

sind erfolgreiche Mobilitätskonzepte jeweils an die Gegebenheiten und<br />

die Bedürfnisse der Bewohnerschaft vor Ort angepasst. Da der Erfolg<br />

eines Carsharing-Angebots von vielen Faktoren abhängt und daher auf<br />

umfassende Planung angewiesen ist, hat die Stadt Wien vor nun schon<br />

über einem Jahr eine Förderung ins Leben gerufen. Die „Förderung für<br />

innovative, energieeffiziente Mobilitätsangebote im Wohnbau“ richtet<br />

sich an größere Wohnanlagen und zielt darauf ab, unter Einbeziehung<br />

der Bewohnerschaft moderne Mobilitätsangebote auf Basis von Elektromobilität<br />

zu entwickeln.<br />

Die Förderaktion setzt genau dort an, wo bei der Umsetzung von Sharing-Angeboten<br />

die Stolpersteine liegen. Nämlich bei der Detailplanung<br />

und Vorbereitung von Betriebsmodellen solcher Angebote. Damit ein<br />

Sharing-Angebot angenommen wird, müssen die Bewohner dauerhaft<br />

aktiv in dessen Ausgestaltung einbezogen werden. Außerdem braucht<br />

es neben den Fahrzeugen diverse Anschaffungen: Ladeinfrastruktur,<br />

Buchungsplattformen und Sharing Hardware, Anmietung von Parkflächen,<br />

Marketingmaßnahmen etc. Die Förderung für innovative, energieeffiziente<br />

Mobilitätsangebote fördert diese Zusatzaufwendungen, um<br />

die Umsetzung von Sharing-Angeboten zu erleichtern.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

140 ImmoFokus


Gefördert werden Alternativen zu fossiler Mobilität im Wohnbau – sowohl<br />

im Bestand als auch im Neubau. Konkret werden Projekte gefördert,<br />

die der Wohnbevölkerung ein oder mehrere elektrische Autos zum<br />

Teilen anbieten (E-Carsharing) und ergänzend einspurige E-Fahrzeuge<br />

zum Ausleihen zur Verfügung stellen (Fahrräder, Lastenräder, E-Bikes,<br />

E-Mopeds). So kann auf das eigene Fahrzeug oder Zweitauto verzichtet<br />

werden und Energie und CO2 werden eingespart. Insgesamt stehen dafür<br />

zwei Millionen Euro aus dem Ökostromfonds zur Verfügung.<br />

Die Förderaktion baut unter anderem auf den Erkenntnissen aus dem<br />

erfolgreichen Pilotversuch zu E-Carsharing in der Hauffgasse in Wien-<br />

Simmering im Rahmen des Projektes „Smarter Together“ auf und richtet<br />

sich an Wohnbauträger und Mobilitätsdienstleister sowie Baugruppen<br />

beziehungsweise Gruppen von Bewohnern, um diese Erfahrungen zu<br />

verbreitern.<br />

Förderung startet voll durch<br />

Die Förderung wird sehr gut angenommen. Bisher haben sechs Projekte<br />

die Förderzusage erhalten. Weitere zwei Projekte stehen noch in der<br />

Pipeline.<br />

Das Projekt „Mobilität im Wohnbau 1230 Wien, ERnteLAA“ hat den<br />

Betrieb im Herbst 2020 gestartet. Trotz Pandemie und der damit einhergehenden<br />

eingeschränkten Bewerbungsmöglichkeiten wird sowohl<br />

das E-Bike- als auch das E-Car-Sharing-Angebot von den Bewohnern gut<br />

angenommen. In einer aktuell fertiggestellten Wohnhausanlage in der<br />

Nähe der U6-Station Erlaaer Straße wurden den Bewohnern der rund<br />

190 Wohnungen acht E-Fahrräder zur Verfügung gestellt. Diese können<br />

im Fahrradabstellraum mithilfe einer vollautomatischen Verleihstation<br />

(3sixty5) entlehnt werden. Zudem können die Bewohner ein Elektroauto<br />

mit fix zugewiesenem Stellplatz in der Tiefgarage und dazugehöriger<br />

Ladeinfrastruktur nutzen.<br />

Das vom Bauträger BUWOG entwickelte Wohnprojekt punktet mit<br />

einem gesamtökologischen Konzept – inkludiert sind hier die Verwendung<br />

erneuerbarer Energie, das nachbarschaftliche Gärtnern oder das<br />

Zurverfügungstellen von Elektroladestellen. Betreut wird das Carsharing-Angebot<br />

von UMM Urbanes Mobilitäts Management GmbH. „Da wir<br />

Mobilitätsberater sind, ist uns eine funktionierende ‚Lastmile‘-Mobilität<br />

ein besonderes Anliegen. Ziel ist es daher, Pilotprojekte umzusetzen, aus<br />

denen wir auch Erfahrungen für den Betrieb sammeln können“, betont<br />

Karin Ringhofer. Sie nennt drei Punkte, die eine Umsetzung von weiteren<br />

Carsharing-Angeboten erleichtern würden: Erstens die zeitgerechte<br />

Einbindung dieser Mobilitätsmaßnahmen in die Planung des Wohnbauprojektes.<br />

Zweitens ein frühzeitiges Bewerben durch die Bauträger,<br />

bereits beim Verkauf- beziehungsweise Vermietungsangebot. Drittens<br />

die finanzielle Unterstützung des Betriebes durch den Bauträger, da dies<br />

im derzeitigen Mietrechtsgesetz nicht vorgesehen ist.<br />

Ein weiteres großes Carsharing-Projekt, das die Förderung erhalten hat,<br />

arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung der Carsharing-Infrastruktur<br />

und steht kurz vor der Inbetriebnahme. Aktuell wird an der Buchungsplattform<br />

und der Zugangssteuerung für die E-Autos und Garagen gearbeitet.<br />

Der Wohnbauträger Sozialbau startet das flächendeckende „gemeinsam<br />

mobil“ E-Carsharing-Angebot in bestehenden Wohnanlagen.<br />

Bis 2023 werden zehn Mobilitätsgrätzl mit insgesamt 45.000 Bewohnern<br />

in ganz Wien errichtet, wobei jeweils ein E-Mobilitätsstandort insgesamt<br />

zehn Wohnhausanlagen umfasst. Die in diesem Grätzl gelegenen<br />

Wohnhäuser werden mit E-Mobilitätspoints inklusive Ladestation ausgestattet,<br />

die mit von den Photovoltaikanlagen der Wohnhausanlagen<br />

produziertem Ökostrom gespeist werden. Dabei soll je Grätzl jeweils ein<br />

Carsharing E-PKW sowie zwei weitere E-Mofas den Bewohnern zur Verfügung<br />

stehen. Die Buchung der E-Fahrzeuge erfolgt über die „gemeinsam<br />

stärker“-Community-Plattform www.bewohner.at.<br />

Das groß angelegte Projekt bringt flächendeckend Sharing-Angebote<br />

in eher peripher gelegene Gebiete Wiens, in denen keine alternativen<br />

Angebote bestehen. Der hauseigene Ökostrom, der auf den Dächern der<br />

Wohnhausanlagen produziert wird und die Fahrzeugflotte mit Strom<br />

versorgen soll, macht das gesamte Vorhaben zu einem ökologisch, sozial<br />

und ökonomisch nachhaltigen Projekt.<br />

Aussicht auf weitere spannende Mobilitäts-Projekte<br />

Weitere Projekte können bis Ende 2021 eingereicht werden, solange<br />

Fördermittel vorhanden sind. Insgesamt sind zwei Millionen Euro im<br />

Fördertopf. Die nächste Einreichfrist endet am <strong>31</strong>. Oktober 2021. Weitere<br />

Bauträger und Mobilitätsdienstleister haben bereits Interesse bekundet.<br />

Mehr Informationen:<br />

Zum Förderantrag: www.energieplanung.wien.gv.at/foerderungen<br />

Förderstelle: Die Energieplanung der Stadt Wien verwaltet die Fördermittel<br />

im Rahmen des Ökostromfonds, www.energieplanung.wien.<br />

gv.at Rathausstraße 14–16, 1010 Wien.<br />

Abwicklungsstelle: Förderanträge werden von UIV Urban Innovation<br />

Vienna GmbH, Energy Center abgewickelt, www.urbaninnovation.at<br />

Operngasse 17–21, 1040 Wien.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

141


ImmoFokus.Rubrik<br />

Das Programm<br />

Wie schon für die ersten offiziellen Illmitzer Gespräche 2019 ist es uns gelungen, hochkarätige<br />

Vortragende für unser Forum zu gewinnen. Nachstehend finden Sie das vorläufige Programm. Durch<br />

die 3 Tage führen Sie, wie bereits auch bei den Gesprächen 2019, Romy-Preisträger Gerald Votava und<br />

Illmitzer Gespräche Initiator Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS.<br />

Donnerstag, 14. 10. 2021<br />

# Global und Wissenschaft<br />

13:00 LH Mag. Hans Peter Doskozil<br />

Eröffnung - Labor Burgenland<br />

13:30 Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />

Ziele und Ablauf<br />

14:00 Prof.in (FH) PD Dr.in Christine Vallaster (angefragt)<br />

Was kommt nach dem Kapitalismus?<br />

15:00 Podiumsdiskussion<br />

KommR Mag. Michael Gehbauer<br />

Gemeinützigkeit als Ausweg?<br />

DI Wolfgang Gleissner<br />

Mit Beispiel voran<br />

KommR Michael Pisecky<br />

Wirtschaft neu gedacht.<br />

Bmst. Ing.in Caroline Palfy<br />

17:00 Ivana Vlahusic<br />

„Mutmachen“ Poetry Slammerin<br />

18:00 SchülerInnen des Gymnasiums Neusiedl am See<br />

Präsentation der Projekte im Nationalpark-Kino<br />

20:00 Empfang am Seegelände<br />

mit Musik von Monsieur Lothar und Plakat-Versteigerung<br />

zu Gunsten von Bildungseinrichtungen im Seewinkel.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

142 ImmoFokus


Freitag, 15. 10. 2021<br />

# Klima, Natur und regional<br />

09:30 Em. o. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb<br />

Klimawandel<br />

10:30 Mag. Dr. Georg Wolfram<br />

Der See stirbt.<br />

11:45 Lisa Weddig, BA (angefragt)<br />

Tourismus nachhaltig.<br />

Anmeldung:<br />

www.illmitzer-gespraeche.at<br />

Mittagspause<br />

13:30 Vor den Vorhang<br />

LA DIin Elisabeth Blanik, BM von Lienz<br />

„Prozesse zur Stärkung des Zentrums“<br />

Ing. Hans Peter Bock, BM von Fließ<br />

„Baulandpolitik und Betriebsansiedelung“<br />

DI (FH) Rainer Handlfinger, BM von Ober-Grafendorf<br />

„Ernährungssouveränität und Bodenschutz“<br />

Alfred Reinisch, BM von Tattendorf<br />

„Nationalpark Garten Gemeinde“<br />

Dr. Alexander Scheuch, GF Rustler Immobilien<br />

„Nachhaltig Häuser bewirtschaften“<br />

15:00 Workshop: FORUM Umweltbildung (am Weingut Salzl)<br />

„Bildung for Future“<br />

Parallel dazu:<br />

Exkursion in den Nationalpark<br />

Keynote von DI Johannes Ehrenfeldner<br />

Wissenswertes erklärt durch die Nationalpark-Ranger<br />

Ausstellung<br />

Arbeiten der Volksschule und der neuen Mittelschule<br />

Illmitz zum Thema Nachhaltigkeit<br />

20:00 Empfang in der Pusztascheune<br />

geselliges Beisammensein<br />

20:15 LH-Stvin Mag.a Astrid Eisenkopf<br />

Grußworte<br />

21:30 Boogie-Night<br />

Christoph Steinbach and friends<br />

Samstag, 16. 10. 2021<br />

# Neue Wege<br />

09:30 Global 2000<br />

Vom Sterben der Arten<br />

10:30 Dr. Peter Resetarits<br />

Recht nachhaltig<br />

Pause<br />

12:00 Humorvolles<br />

Eva Maria Marold<br />

13:00 DI Dr. Harald Frey<br />

Zusammenfassung und Verabschiedung<br />

Mittagspause<br />

16:00 Ausklang- Rebenrundfahrt und Kellerbesichtigung<br />

Ab 16.00 Uhr besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau<br />

im Seewinkel zu erfahren. Namhafte WinzerInnen führen<br />

durch ihre Weingärten und Weinkeller und werden Ihnen bei dem<br />

einen oder anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels,<br />

das Terroir und die Vinifikation näherbringen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

143


ImFokus<br />

146<br />

BANKEN ALS UNTERNEHMER<br />

Die Eyemaxx-Finanzexperten Kurt Rusam<br />

und Gerald Oswald wünschen sich von den<br />

Finanzierungspartnern mehr Mut zum Risiko.<br />

Im Interview gehen sie auf Themen wie ESG,<br />

leistbares Wohnen und Mezzaninkapital ein.<br />

162<br />

BLOCKCHAIN<br />

In der Umfrage stehen Blockchain-Profis,<br />

Unternehmensberater und Rechtsanwälte<br />

rund um digitale Immobilientransaktionen,<br />

Immobilien Tokenisierung, digitale<br />

Vermögenswerte und die aktuelle<br />

Gesetzeslage bezüglich Crypto-Assets Rede<br />

und Antwort.<br />

176<br />

KRYPTOWÄHRUNG<br />

Das Thema scheidet die<br />

Geister. Für die einen<br />

eignet er sich weder<br />

als Währung noch als<br />

Wertspeicher, die anderen<br />

wollen noch schnell<br />

auf den Krypto-Zug<br />

aufspringen. Und nun<br />

interessieren sich auch<br />

institutionelle Anleger für<br />

den Bitcoin.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

144 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

AM MODENAPARK<br />

Mit Studio A by Conran + Partners<br />

wurde das Konzept Wohnen neu gedacht.<br />

Konsequent an den heutigen<br />

Bedürfnissen, Besonderheiten und<br />

dem Leben von Singles und Paaren<br />

orientiert, wird am Wiener Modenapark<br />

ein originärer Ort geschaffen.<br />

1030 WIEN<br />

JPI.AT/STUDIOA<br />

Die noch verfügbaren Eigentumswohnungen<br />

mit 127 m 2 und 129 m 2 überzeugen mit ihrer<br />

hochwertigen, vom Tischler maßangefertigten<br />

Küche sowie einer großzügigen Raumaufteilung.<br />

COMMUNITY AND EXCLUSIVITY<br />

145 ImmoFokus


ImFokus<br />

Mehr Mut<br />

zum Risiko<br />

Weg vom Fee-Geschäft. Die Eyemaxx-Finanzexperten<br />

Kurt Rusam und Gerald Oswald würden sich von den<br />

Finanzierungspartnern mehr Mut zum Risiko wünschen.<br />

„Banken müssen wieder Unternehmer werden.“ Es<br />

brauche mehr innovative Köpfe, die das Heft in die<br />

Hand nehmen.<br />

Das Gespräch führten: Patrick Baldia und Michael Neubauer<br />

Wie stark wird ESG auf das Thema<br />

Immobilienfinanzierung durchschlagen?<br />

Kurt Rusam: ESG ist ein starkes Schlagwort,<br />

das quer durch die Medien geht. Aber: ESG<br />

ist nichts Neues. Wir handeln bereits seit vielen<br />

Jahren nach diesen Grundsätzen, haben<br />

dies aber nie wirklich kommuniziert. Auch<br />

die Politik hat das Thema lange vernachlässigt.<br />

Jetzt springen alle darauf auf – und<br />

die Politik macht Druck. Am besten geht<br />

dies über neue Regulatorien. Wo kann man<br />

es am einfachsten versuchen? Dort, wo das<br />

Geld zu Hause ist. Wer sich dem Thema ESG<br />

verschreibt, kann sich günstiger finanzieren.<br />

Es ist modern, sich damit auseinanderzusetzen.<br />

Wie auch mit dem Thema „Leistbares<br />

Wohnen“. Diese Diskussion wurde bereits<br />

vor Jahren begonnen. Jeder wurde gefragt<br />

„Was ist eigentlich leistbares Wohnen?“<br />

146 ImmoFokus


Muss man Jurist sein, um zu definieren was<br />

„Leistbares Wohnen“ ist? Jetzt beginnt man,<br />

durch ESG-Regularien Druck auf das Kapital<br />

auszuüben, um Ideen umzusetzen, die<br />

bereits in vielen Köpfen und Projekten längst<br />

vorhanden beziehungsweise umgesetzt<br />

worden sind.<br />

Die Politik hat bezüglich „Leistbares Wohnen“<br />

keine Lösungsmöglichkeit gefunden. Nun<br />

hängt man das Problem den Privaten um<br />

und sagt: „Jetzt bitte schaust du, dass du es<br />

irgendwie über die Bühne kriegst.“ Man hat<br />

gesehen, dass viele Verordnungsänderungen<br />

im Zusammenhang mit Umwidmungen auch<br />

in Wien punkto leistbares Wohnen nicht jenen<br />

Erfolg gebracht haben, den man sich damals<br />

erhofft hatte. Nun sollen es die Privaten<br />

richten. Wer soll es sonst machen, wenn man<br />

ganz ehrlich ist?<br />

Gerald Oswald: Man verleiht dem Ganzen eine<br />

offizielle Note. Hier wird – vor allem von Seiten<br />

der Europäischen Union – auf die einzelnen<br />

Länder sehr viel Druck ausgeübt: Die Banken<br />

werden Portfolios schnüren müssen, wo sie<br />

entsprechende Green Assets finanzieren und<br />

ausweisen können. Man hat das schon Ende<br />

letzten Jahres gesehen. Ein sehr hoher Prozentsatz<br />

bei Immobilienfinanzierungen sowohl<br />

im Bestandsbereich als auch im Development<br />

wurde von den Banken unter dem Aspekt<br />

Green Assets geführt. Das Thema bringt nicht<br />

nur die Großbanken in Handlungsbedarf,<br />

sondern vor allem auch die Sektoren- und<br />

damit verbundenen Kleinbanken.<br />

Kurt Rusam: Ich würde mir von Finanzierungsseite<br />

mehr Mut wünschen. Es geht<br />

darum innovative Projekte in Angriff zu<br />

nehmen. Die Ideen haben wir. Dazu braucht es<br />

aber auf der Finanzierungsseite wieder mehr<br />

innovative Köpfe, die das Heft in die Hand<br />

nehmen und mehr Risiko eingehen.<br />

Gerald Oswald: Banken müssen wieder<br />

Unternehmer werden.<br />

„Die Politik hat bezüglich<br />

ʼLeistbares Wohnen‘<br />

keine Lösungsmöglichkeit<br />

gefunden. Nun sollen es die<br />

Privaten richten. Wer soll<br />

es sonst machen? “<br />

Klingt so, als würden die Großbanken<br />

in Zukunft noch risikoaverser als bisher<br />

agieren?<br />

Kurt Rusam: Großbanken wurden in der<br />

Kreditvergabe zunehmend restriktiver, insbesondere<br />

im Immobilien-Development. Banken<br />

sind aktuell äußerst risikoavers unterwegs. Sie<br />

können aufgrund der Marktsituation gerade<br />

im Immobilienentwicklungsbereich Cherry-<br />

Picking betreiben. Sie konzentrieren sich sehr<br />

stark auf sogenannte Hausbankenfunktionen.<br />

Der starke regulatorische Druck hat dazu<br />

geführt, dass die Banken während der letzten<br />

Jahre in vielen Teil- und Asset-Bereichen<br />

nahezu eine Nullwachstum-Strategie gefahren<br />

sind. In diese Lücke stoßen nun die Sektorenund<br />

Kleinbanken vor.<br />

Aber die haben ja dieselben Regulatorien<br />

zu berücksichtigen?<br />

Gerald Oswald: Die Kleinbanken sind natürlich<br />

sehr stark im Markt verwurzelt. Da basiert<br />

aus der Vergangenheit heraus sehr viel auf<br />

Handschlagqualität. Da gibt es jahrzehntelang<br />

gewachsene Kundenverbindungen,<br />

die gepflegt worden sind und immer noch<br />

Kurt Rusam,<br />

Eyemaxx<br />

gepflegt werden. Wie ihre Kunden wachsen<br />

auch die Banken. Mit den Finanzierungserfordernissen<br />

wachsen auch die Kreditmitteln, die<br />

bereitgestellt werden. Ich sehe die sehr große<br />

Gefahr, dass es sowohl im Immobilienentwicklungsbereich<br />

aber auch im Investmentbereich<br />

kaum mehr einen Mittelstand gibt. Es gibt nur<br />

entweder ganz groß oder ganz klein.<br />

Die Banken können aufgrund der regulatorischen<br />

Erfordernisse momentan ihrer Funktion<br />

als Finanzintermediär im volkswirtschaftlichen<br />

Sinn nur erschwert nachkommen. Sie<br />

konzentrieren sich verstärkt auf Kapitalmarkttransaktionen.<br />

Projektfinanzierungen – „Nein<br />

Danke“.<br />

Welche Trends machen Sie da aus?<br />

Kurt Rusam: Der Trend geht in Richtung Fee-<br />

Geschäft, in Richtung Provisionsgeschäft. Da<br />

werden Volumina im dreistelligen Millionen-<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

147


ImFokus<br />

Kurt Rusam<br />

Kurt Rusam war, nach dem Studium der<br />

Bauingenieurwissenschaften an der TU<br />

Graz, unter anderem für die Strabag,<br />

Swietelsky, Hypo NOE Real Consult und<br />

6B47 tätig. Rusam ist als allgemein beeideter<br />

und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger<br />

zugelassen, Fellow Member<br />

von RICS und lehrt an der Fachhochschule<br />

OÖ im Bereich Technisches Gebäudemanagement.<br />

Bereich für Großinvestoren begleitet. Da muss<br />

man nicht einmal kurzfristig Assets auf die<br />

eigenen Bücher nehmen. Die Banken gefallen<br />

sich in der Rolle als Co-Lead-Manager oder<br />

Book-Runner. Sie übernehmen lieber die<br />

Funktion einer Investmentbank, denn einer<br />

Corporate Bank.<br />

Auf diesen Zug sind viele Großbanken aufgesprungen,<br />

weil über überschaubare, kurze<br />

Zeiträume großes und gutes Fee-Geschäft<br />

eingefahren werden kann, ohne langfristig ins<br />

Risiko gehen zu müssen.<br />

Alle Banken kämpfen mit sinkenden Renditen.<br />

Die Banken wollen vom Risiko wegkommen.<br />

Bankgeschäft ist Vertrauenssache.<br />

Schauen Sie sich die deutschen Großbanken<br />

mit den digitalisierten Bankgeschäften an. Sie<br />

kennen den Bankbetreuer eigentlich gar nicht<br />

oder kaum mehr. Alles wird online gemacht<br />

– aber auch hier muss Vertrauen geschaffen<br />

werden. Ohne Vertrauen wird es schwierig,<br />

wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten<br />

kommt, das Steuer herumzureißen.<br />

Bewerten Kleinbanken das Risiko anders?<br />

Gerald Oswald: Es gibt ein kalkulatorisches<br />

Risiko. Das kann man imit unterschiedlichen<br />

Berechnungsmethoden wunderbar berechnen.<br />

Es geht aber letztendlich immer auch um<br />

Vertrauen in die handelnden Personen.<br />

Kleine Tickets sind mühsam. Großbanken<br />

setzen aus Kostengründen vermehrt auf großvolumige<br />

Transaktionen, die in Zusammenarbeit<br />

mit anderen Banken abgewickelt werden<br />

können. Diese großen Kapitalmarkttransaktionen<br />

– und das darf man nie vergessen – sind<br />

sehr risikobehaftet. Aus meiner Sicht deutlich<br />

risikobehafteter. Bei diesen Finanzierungen ist<br />

man zumeist unbesichert auf Holdingebene<br />

unterwegs. Das kann dann schon einmal<br />

bis zu 70, 80 Prozent vom Gesamtobligo<br />

betreffen. Dort laufen wir wie die Lemminge<br />

in eine Richtung. Es hat sich eine gewisse<br />

Gier hinsichtlich dieses Provisionsgeschäfts<br />

entwickelt.<br />

Kurt Rusam: Weil sie die Provisionen immer<br />

nach Prozenten rechnen. Kleine oder große<br />

Transaktion: Es ist die gleiche Arbeit. Die<br />

Tätigkeiten, die Dokumente, die man dazu<br />

braucht und auch die Bewertung, das ist immer<br />

die gleiche Arbeit. Ob es da um 500 oder<br />

50 Millionen geht – allerdings ist die Provision<br />

ganz anders.<br />

Gerald Oswald: Natürlich ist es auch eine<br />

Frage der Refinanzierung. Wie refinanzieren<br />

sich die Banken? Kleine Sektoren- oder<br />

Regionalbanken haben einen vergleichsweise<br />

hohen Anteil klassischer Sparbücher und entsprechende<br />

Einlagen in ihrem Asset Liability<br />

Management. Die stehen genauso wie andere<br />

institutionelle Anleger auch unter Investitionsdruck.<br />

Da müssen sie auch größere Tickets<br />

machen. Auf der anderen Seite werden sie<br />

auch mit Liquidität von ihren Sektoren – wenn<br />

man den Sparkassensektor hernimmt, über<br />

die Erste Group, oder den Raiffeisensektor –<br />

zusätzlich mit Liquidität ausgestattet. Diese<br />

Dachinstitute selbst haben auch den Druck,<br />

ihre Überschussliquidität platzieren zu können.<br />

Die Folge: Handlungsbedarf im Bereich<br />

Asset Liability Management. Aus diesem<br />

148 ImmoFokus


Grund werden auch Kleinbanken vermehrt<br />

zu größeren Tickets greifen, die oft konsortial<br />

abgewickelt werden.<br />

Mezannin-Kapital – eine Lösung?<br />

Gerald Oswald: Mezzanin-Finanzierung<br />

profitiert im Moment sehr stark von der<br />

restriktiven Kreditvergabe der Banken. Das<br />

merkt man sehr stark im Konditionen- oder<br />

im Volumens- und im Versicherungsbereich.<br />

Mezzanin-Kapitalgeber treten momentan<br />

unter Konditionen, Bedingungen auf, gemäß<br />

aktuell vorgelegten Term Sheets, die man sich<br />

vor ein, zwei Jahren noch gar nicht vorstellen<br />

hätte können.<br />

Auch für einen Developer wie Eyemaxx<br />

interessant?<br />

Gerald Oswald: Für Eyemaxx sehr interessant.<br />

Natürlich. Mezzanin-Kapital gehört<br />

aus unserer Sicht zur Projektfinanzierung<br />

dazu. Wir sind ein mittelständischer Immobilienentwickler.<br />

Wir müssen mit unserem<br />

Eigenkapital sehr sorgsam umgehen. Wir<br />

müssen im Sinne einer Risikostreuung dieses<br />

Eigenkapital auf mehrere Projekte streuen. Es<br />

ist sinnvoll, auch Mezzanin als Beimischung<br />

einer gesamten Finanzierungsstruktur bei<br />

einem Projekt miteinzuplanen. Natürlich sind<br />

Mezzanin-Finanzierungen mit Margen, die<br />

im zweistelligen Bereich liegen, im Projekt<br />

unterzubringen. Das macht die Sache immer<br />

schwierig. Man kann nicht mehr jede Immobilie<br />

mit jedem Grundstück entsprechend<br />

ausfinanzieren, sodass am Ende des Tages<br />

auch ein vernünftiges, tolles Produkt entsteht.<br />

Wie würde eine ideale Mischung Eigenkapital,<br />

Mezzanine und Fremdfinanzierung<br />

aussehen? Wie viel Mezzanin-Kapital<br />

verträgt ein Projekt?<br />

Gerald Oswald: Das hängt von der Assetklasse,<br />

vom Projekt und der Projektgröße ab. Das<br />

kann man nicht pauschal über einen Kamm<br />

scheren. Abseits der Ballungszentren mischen<br />

die Regionalbanken verstärkt mit, weil sie<br />

den Markt kennen, sie dort zu Hause sind, sie<br />

dort jeden Busch, jeden Strauch kennen. Dort<br />

werden Finanzierungen anders dargestellt, als<br />

wenn Sie in Wien einen kompletten Neubau<br />

oder eine komplette Renovierung machen, wo<br />

„Mezzanin-Kapitalgeber treten<br />

momentan unter Konditionen<br />

auf, die man sich vor ein, zwei<br />

Jahren noch gar nicht vorstellen<br />

hätte können.“<br />

Gerald Oswald,<br />

Eyemaxx<br />

Gerald Oswald<br />

Gerald Oswald, Absolvent des Studiums<br />

„Banking and Finance“ an der Fachhochschule<br />

des bfi Wien, zeichnet bei<br />

Eyemaxx für den Bereich Finanzierungen,<br />

einschließlich Projektfinanzierungen verantwortlich.<br />

Oswald war bisher für renommierte<br />

Unternehmen wie die S Immo oder<br />

zuletzt die Raiffeisen Bank International tätig<br />

und verfügt über ein ausgezeichnetes<br />

Netzwerk in der Bankenbranche und der<br />

österreichischen Investorenwelt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

149


ImFokus<br />

ganz andere Anforderungen an die Immobilien<br />

mit dabei sind.<br />

Kurt Rusam: Auch das ist wiederum abhängig<br />

von der Assetklasse. Mezzanine ist wesentlich<br />

teurer als eine freie Finanzierung am<br />

Geldmarkt im Bankenbereich. Das macht nur<br />

derart einen Sinn, Mezzanine beizumischen<br />

in einer Quote, wo sich das Projekt unterm<br />

Strich auch noch rechnet. Das ist von Region<br />

und Assetklasse her unterschiedlich. Das<br />

kann man nicht pauschalisieren und sagen,<br />

man nimmt bis zu einer Summe X Mezzanine-<br />

Finanzierungen dazu.<br />

Aber man hat schon den Eindruck, dass<br />

derzeit eine Art Hype um das Thema<br />

Mezannin-Kapital entstanden ist?<br />

Kurt Rusam: Crowdfunding, all diese Themen.<br />

Es ist eine Art Goldgräbermentalität ausgebrochen.<br />

Gerade in dem Bereich, der wiederum<br />

in die Richtung der Investoren, der Großinvestoren<br />

geht. Wer profitiert denn letztendlich<br />

im Hintergrund dann von diesem System der<br />

Mezzanine-Kapitalgeber? Das ist das Kapital,<br />

wenn man so will. Wir tragen als Entwickler<br />

Verantwortung. Ich sehe uns hier auch in der<br />

Rolle als Intermediär. Wir sollten als Projekt-<br />

entwickler nur Projekte angehen, die dann<br />

auch am Markt platzierbar sind. Da sprechen<br />

wir vom leistbaren Wohnen. Es ist illusorisch,<br />

in Vierteln, in denen man früher Grundstücke<br />

nicht einmal geschenkt haben wollte, jetzt<br />

zu überzogenen Preisen anzukaufen und zu<br />

spekulieren. Das machen aber sehr viele.<br />

Man braucht nur in den öffentlich-rechtlichen<br />

Bereich oder Genossenschaftsbereich<br />

schauen, wie viel Genossenschaften oft über<br />

Jahre Grundstücksreserven liegen haben, bis<br />

sie dann endlich mal Baureife haben. Das ist<br />

auch spekulativ. Es gehen sogar gemeinnützige<br />

Institutionen, wie sie sich früher noch<br />

nennen durften, jetzt auch in den spekulativen<br />

Bereich hinein, wo sie oft bei Bezirkshauptstädten<br />

um 4.000, 5.000 Euro pro Quadratmeter<br />

Wohnfläche verkaufen. Das ist alles<br />

spekulativ. Das muss man auch sagen. Und<br />

hier tragen wir auch eine Verantwortung, aus<br />

unserer Sicht wirklich nur derartige Projekte<br />

umzusetzen, die auch kurzfristig am Markt<br />

platzierbar und vor allem leistbar sind.<br />

Anleihen – nach wie vor eine Option?<br />

Anleihen sind Finanzierungsmittel, die<br />

Immobilienunternehmen brauchen. Zwischen<br />

Ankauf und Verwertung vergehen Jahre ohne<br />

Erlöse. Da sind Anleihen für eine Unternehmensfinanzierung<br />

eine sehr gute Sache.<br />

Gerald Oswald: Es ist auch ein Volumenzum-Preis-Thema.<br />

Es gibt unterschiedliche<br />

Finanzierungsinstrumente am Kapitalmarkt.<br />

Schuldscheindarlehen, die aus dem deutschen<br />

Bereich kommen, wären auch für unsere<br />

Größenordnung ein geeigneteres, weil<br />

günstigeres Finanzierungsinstrument.<br />

Sehen Sie steigende Zinsen? Werden<br />

die ESG-Kriterien sich als Kostentreiber<br />

entpuppen?<br />

Kurt Rusam: Nein. Steigende Zinsen sehe<br />

ich keine. Werden die ESG-Kriterien bereits<br />

frühzeitig berücksichtigt, sehe ich auch<br />

keinen Kostentreiber. Wenn Sie ein Projekt<br />

fertig haben und beginnen, diese Regularien<br />

zu berücksichtigen, kommen Sie natürlich in<br />

eine andere Kostenschiene rein.<br />

Gerald Oswald: Die Zinskurve ist momentan<br />

sehr flach. Bis hin zum zehnjährigen Bereich.<br />

Wir sind im langfristigen Bereich mit Negativzinsen<br />

unterwegs. Man spricht schon seit<br />

Jahren von steigenden Zinsen. Nur wird es<br />

150 ImmoFokus


„Wir werden Jahre<br />

benötigen, um wieder<br />

den Status zu erreichen,<br />

den wir vor der<br />

Pandemie hatten.“<br />

Gerald Oswald,<br />

Eyemaxx<br />

rein volkswirtschaftlich nicht umsetzbar sein.<br />

Was wären die Konsequenzen von steigenden<br />

Zinsen? Das muss man immer im gesamtwirtschaftlichen<br />

Kontext innerhalb der europäischen<br />

Union sehen. Da gibt es mittlerweile<br />

nicht nur die bekannten Krisenländer, sondern<br />

nun auch andere Länder, insbesondere<br />

aufgrund der Bewältigung der Gesundheitskrise,<br />

mit steigenden Staatsverschuldungen<br />

zu kämpfen haben. Es ist unmmittelbar mit<br />

an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />

nicht von steigenden Zinsen auszugehen.<br />

Längerfristig gesehen, rechnen Sie mit<br />

höheren Zinsen?<br />

Gerald Oswald: Wir werden Jahre benötigen,<br />

um wieder den Status zu erreichen, den wir<br />

vor der Pandemie hatten. Bis dahin werden<br />

Milliarden oder sogar Billionen Dollar in<br />

Amerika investiert, um die Wirtschaft wieder<br />

anzukurbeln. Es wäre kontraproduktiv, parallel<br />

mit steigenden Zinsen zu agieren. Man hat ein<br />

Steuerungsinstrument, rein volkswirtschaftlich<br />

gesehen, in dem Zusammenhang, dass<br />

man sagt: Man sieht auf der anderen Seite,<br />

sobald die Inflation zu steigen und zu galoppieren<br />

beginnt, muss man natürlich aufpassen.<br />

Es wird in manchen Segmenten aufgrund<br />

erhöhter Nachfrage nach der Pandemie zu<br />

Preissteigerungen kommen. Die Politik kann<br />

nur Rahmenbedingungen aufstellen. Die Umsetzung<br />

des Ganzen ist nicht mehr Sache der<br />

Politik, sondern der Wirtschaft. Ob das dann<br />

in der Privatwirtschaft oder die verstaatlichte<br />

Industrie ist.<br />

Wo liegt aktuell im Development das<br />

größte Risiko. Die Zinsen sind es nach<br />

Ihrer Einschätzung nicht?<br />

Gerald Oswald: Wir haben eher das Risiko,<br />

auch einen vernünftigen Baupartner zu<br />

finden. Die Baufirmen können sich im<br />

Moment aussuchen, mit wem sie bauen<br />

wollen. Da wird ganz logisch das geringste<br />

Risiko mit den höchsten Margen gesucht. Es<br />

wird immer schwieriger, ein marktgerechtes<br />

oder marktkonformes Angebot zu bekommen,<br />

sofern Sie überhaupt eines bekommen. Die<br />

großen Baufirmen sind in der komfortablen<br />

Situation, Cherry-Picking betreiben zu<br />

können. Sie können sich ihre Bauprojekte im<br />

Prinzip aussuchen – und den Preis bestimmen.<br />

Auch steigende Baukosten im Zusammenhang<br />

mit steigenden Materialkosten werden in den<br />

kommenden Monaten eine Herausforderung<br />

darstellen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

151


Zum Autor<br />

Erwin Soravia ist Präsident der VÖPE – Vereinigung<br />

Österreichischer Projektentwickler. Die VÖPE ist die neue<br />

gemeinsame Stimme der Projektentwickler Österreichs<br />

und zählt derzeit knapp 40 Mitglieder.<br />

Wie sich die Pandemie auf die<br />

Immobilienfinanzierung auswirkt<br />

Kommentar: Erwin Soravia<br />

Kaum eine Branche, die nicht direkt oder indirekt mit den Auswirkungen<br />

der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat oder hatte. So auch wir<br />

Projektentwickler. Zu Beginn der Pandemie mussten Baustellen temporär<br />

geschlossen werden, was zu leichten Bauverzögerungen führte.<br />

Mittlerweile stehen wir in einigen Baustoffsegmenten vor der Herausforderung<br />

von Materialengpässen aufgrund der global stark gestiegenen<br />

Nachfrage. Nichtsdestotrotz lässt sich sagen: Die Baustellen wurden<br />

„Corona-fit“ gemacht, die Arbeit läuft.<br />

Nachfrage steigend<br />

Was die Immobilie als Anlage und Investitionsgut betrifft, so war die<br />

Nachfrage schon vor der COVID-19-Pandemie aufgrund der allgemeinen<br />

Zins- und Finanzierungssituation sehr groß. Die Krise wirkte als Verstärker,<br />

was auch die Banken spüren. Definitiv kann man mittlerweile von<br />

einer Kreditklemme in Bezug auf Neuprojekte<br />

sprechen, die Anforderungen an<br />

Eigenkapitalquoten nehmen<br />

zu. Betrachtet man die<br />

unterschiedlichen Asset-<br />

Klassen, so stellen sich<br />

die Auswirkungen sehr<br />

unterschiedlich dar.<br />

Die meisten Segmente<br />

wurden von den Banken<br />

gerne mitgetragen,<br />

insbesondere Projekte<br />

aus den Bereichen Wohnen,<br />

Gewerbe und Logistik<br />

wurden positiv<br />

aufgenommen. Die<br />

Logistik erlebte –<br />

wenig verwunderlich<br />

– sogar einen<br />

Boom, hingegen hatten Hospitality und Retail-Flächen eine durchaus<br />

schwierige Zeit.<br />

Rolle der Banken<br />

Wie haben sich die Banken in der Krise verhalten? Sie waren zu Beginn<br />

sehr proaktiv und haben mit Waivern und flexiblen Stundungen bzw.<br />

Ratenverschiebungen Unterstützung geleistet. Auch Überbrückungslinien<br />

mit oder ohne Absicherungen konnten problemlos und schnell<br />

umgesetzt werden. Ein wichtiger Punkt war, dass der Kreditnehmer<br />

diese Vorteile an den Mieter bzw. Pächter weitergibt. Das haben wir<br />

als Bestandshalter gerne getan, da uns eine nachhaltige und vor allem<br />

langfristige Kooperation mit unseren Partnern am Herzen liegt. Unterm<br />

Strich gehe ich davon aus, dass Corona keine nachhaltigen Auswirkungen<br />

auf die Branche haben wird.<br />

Ein anderes Thema aber beschäftigt uns bereits jetzt:<br />

die ab 2022 sukzessive in Kraft tretenden Evaluierungskriterien<br />

der Taxonomie-Verordnung zur<br />

nachhaltigen Finanzierung. Hier wird es zu<br />

erheblichen Umwälzungen in der Branche<br />

kommen. Um auch in der zukünftigen Finanzierungslandschaft<br />

nicht unter die Räder<br />

zu kommen, müssen wir in der Immobilienwirtschaft<br />

die Umwelt-Effekte noch stärker<br />

als bisher berücksichtigen. Dazu sind wir auch<br />

bereit. Der Wandel hat längst eingesetzt, und<br />

das ist gut so. In der VÖPE – Vereinigung<br />

Österreichischer Projektentwickler ist<br />

die Beschäftigung mit den Nachhaltigkeitszielen<br />

bereits jetzt eine unserer<br />

Schwerpunktaktivitäten. Wir gehen<br />

das Thema gemeinsam mit unseren<br />

Mitgliedern proaktiv an.<br />

Fotos: Reinhard Lang, EHL, Adobe Stock<br />

152 ImmoFokus


Zum Autor<br />

Franz Pöltl ist Geschäftsführender Gesellschafter der EHL<br />

Investment Consulting und seit drei Jahrzehnten im Immobilienbereich<br />

mit Schwerpunkt An- und Verkauf von großvolumigen<br />

Immobilien tätig.<br />

Risiko und Rendite am Immobilienmarkt<br />

Kommentar: Franz Pöltl<br />

Seit Ausbruch der Pandemie regiert Vorsicht und absolutes Sicherheitsdenken<br />

die Kapitalmärkte. Die alleinige Ausrichtung auf Rendite ist<br />

dabei klar in den Hintergrund getreten und im Zweifel entscheiden sich<br />

die Investmentmanager, die Liquidität zulasten des Ertrags in möglichst<br />

risikolose Veranlagungen zu lenken. EHL berät und vermittelt daher seinen<br />

Kunden aktuell verstärkt Investments in der Asset-Klasse „Wohnen“,<br />

der eine geringe Konjunkturreagibilität zugebilligt wird und die daher<br />

einen noch nie da gewesenen Boom erlebt. Im gewerblichen Bereich wird<br />

die Mieterbonität zur entscheidenden Größe, die über den Preis einer Immobilie<br />

entscheidet. Derzeit tendieren die Top-Renditen für Büroobjekte<br />

unter die 3-Prozent-Grenze, ein Wert, den EHL für eine langfristig an die<br />

öffentliche Hand vermietete Immobilie zuletzt erzielen konnte – bei guter<br />

Lage und entsprechender technischer Ausstattung versteht sich.<br />

Dieser These folgend fließt derzeit nur wenig Kapital in große, überregional<br />

strahlende Shopping-Center und Cityhotels, da derartige Immobilien<br />

beziehungsweise die dahinterliegenden Geschäftsmodelle besonders<br />

stark von der Pandemie betroffen sind, sodass Renditen und Cashflows<br />

mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet sind.<br />

Blick auf den Markt<br />

Der Markt für fixverzinsliche Veranlagungen, der noch am ehesten mit<br />

Immobilienveranlagungen in Konkurrenz steht, ist im Moment und<br />

wahrscheinlich auch auf absehbare Zeit keine Alternative für das Kapital,<br />

da die aktuelle Situation mit negativen Renditen auf Staatsanleihen<br />

und dem quasi Nullzinsniveau noch einige Zeit erhalten bleiben wird.<br />

Gleichzeitig registriert EHL den Wunsch vieler Investoren nach einem<br />

möglichst sicheren Hafen, dem Immobilien als Realveranlagung wesentlich<br />

besser gerecht werden können als Geld- und Finanzwerte.<br />

Mezzanin-Finanzierungen<br />

Dieses „Sentiment“ bestimmt auch die Finanzierungsmärkte, wo insbesondere<br />

Entwickler bei Bankfinanzierungen mit strengeren Projektanforderungen<br />

konfrontiert sind und die Eigenmittelanforderungen,<br />

Tilgungsquoten sowie die Margen steigen. In der Regel muss daher<br />

mehr Eigenkapital eingesetzt werden, welches aber viele Projektentwickler<br />

nicht aufbringen können. In den von EHL betreuten Transaktionen<br />

kommen daher oft Finanzinstrumente, die sowohl Eigen- als auch<br />

Fremdkapitalcharakter aufweisen, sogenannte Mezzanin-Finanzierungen,<br />

zum Einsatz. Da dieses Mezzanin-Kapital als Risikopuffer dient, ist<br />

dafür gerade in Zeiten der Pandemie auch eine höhere Verzinsung zu<br />

berücksichtigen, weshalb diese Mittel in der Regel rasch rückgeführt<br />

werden sollten, um das Projektergebnis nicht „aufzufressen“.<br />

Immer mehr Fonds und Finanzhäuser bieten interessierten Projektentwicklern<br />

Finanzlösungen über kreativ strukturierte Eigenkapitalsurrogate<br />

an. Hinter diesen Kapitalgebern stehen in der Regel institutionelle<br />

Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen, die über derartige<br />

Veranlagungen nach höheren Renditen für ihr eingesetztes Kapital bei<br />

vertretbarem Risiko streben.<br />

Oft werden derartige Mittel aber auch durch Privatinvestoren, die ein<br />

Naheverhältnis zu den jeweiligen Projektentwicklern haben, zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

153


ImFokus<br />

Nicht-Banken-<br />

Finanzierungen<br />

stark im Trend<br />

Kapital aus einer Hand. Einfache Abwicklung, hohe Flexibilität<br />

und zentrale Ansprechpartner. „Projektentwickler setzen bei ihren<br />

Finanzierungen immer mehr auf Mezzanin-Kapital und Whole Loans“,<br />

meint Rechtsanwalt Christoph Urbanek, DLA Piper.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Auf der einen Seite hört man, dass viel<br />

Kapital eine Veranlagung sucht. Auf der<br />

anderen Seite hört man jedoch, dass Finanzierungen<br />

immer schwieriger werden. Wo<br />

liegt die Wahrheit?<br />

Christoph Urbanek: Wir leben in paradoxen<br />

Zeiten. Liquidität ist da, aber die Verfügbarkeit<br />

ist das Problem. Es muss schnell gehen –<br />

gerade in der Einkaufssituation geht es darum,<br />

Liquidität aufzustellen. Bei Finanzierungen<br />

geht es neben dem Geld auch um Geschwindigkeit<br />

– wie rasch bekomme ich eine Finanzierung.<br />

Die Banken werden ihre internen<br />

Abläufe nicht beschleunigen können. Ich<br />

kann nicht sechs Wochen warten, bis in der<br />

Bank drei Gremien entschieden haben. Wir<br />

beobachten, dass zunehmend kleinere Banken<br />

zum Zug kommen, da deren Abläufe aufgrund<br />

ihrer geringeren Komplexität einfacher sind.<br />

In den Regionalbanken wird sehr viel persönlich<br />

durch den lokalen Vorstandsdirektor<br />

entschieden.<br />

154 ImmoFokus


Aber ist das nicht gefährlich? Den kleineren<br />

Banken fehlt doch die Expertise?<br />

Zweifellos. Die gehen teilweise Tickets ein, die<br />

gar nicht so klein sind. Wir sehen Tickets bis<br />

20 Millionen Euro und mehr. Das war sicher<br />

nicht ihr Kerngeschäft in den letzten zehn<br />

Jahren.<br />

Aber das große Geld, die große Bühne winkt.<br />

Da kann schon mal eine Regionalbank in<br />

Versuchung geraten, mitspielen zu wollen. Sie<br />

sind nur nicht darauf ausgelegt. Da passen die<br />

Strukturen nicht. Da reicht ein fünfseitiger<br />

Kreditvertrag nicht. Da gibt es viele Punkte zu<br />

berücksichtigen – das können die Regionalbanken,<br />

bei aller Liebe, einfach nicht. Abgesehen<br />

von der fehlenden Marktkenntnis.<br />

„Wir leben in paradoxen<br />

Zeiten. Liquidität ist da,<br />

aber die Verfügbarkeit<br />

ist das Problem.“<br />

Christoph Urbanek,<br />

DLA Piper<br />

Ich fürchte, viele Regionalbanken sind – wenn<br />

es dann einmal eng wird – überfordert. Das<br />

hatten wir 2008 bereits einmal. Die Auswirkungen<br />

sind bekannt.<br />

Bei den etablierten Anbietern wie den<br />

klassischen Hypobanken, den Raiffeisen Landesbanken,<br />

der Bank Austria oder Erste Bank,<br />

die klassische Kreditprozesse fahren, sind<br />

allein schon aufgrund der Größe der Banken<br />

komplexere Regulatorien im Spiel. Kreditvergaben<br />

dauern einfach dadurch länger.<br />

Das heißt auf den Punkt gebracht: Die<br />

Regionalbanken punkten durch kürzere<br />

Vergabeprozesse?<br />

Eindeutig. Wer will schon zwei, drei Monate<br />

auf eine Projektfinanzierung warten. Die<br />

kleineren Banken haben im Moment den Zug<br />

zum Tor. Abgeschlossen wird schnell – ziehen<br />

dunkle Wolken auf, haben finanzierende<br />

Bank und Kreditnehmer ein Problem. Dann<br />

gibt es Verträge, die nichts regeln. Gibt’s da<br />

ein Team für Restrukturierungen? Zumeist<br />

Fehlanzeige. Gerade bei sehr großen Projekten<br />

sind syndizierte Kredite Usus. Mehrere<br />

Banken beteiligen sich dann als Kreditgeber,<br />

weil die Summe für eine Bank zu hoch ist<br />

beziehungsweise das Risiko für ein einzelnes<br />

Institut durch Diversifikation gesenkt werden<br />

soll. Grundlage dafür ist, dass die beteiligten<br />

Banken nicht nur dem Kreditnehmer, sondern<br />

sich auch untereinander vertrauen.<br />

Da kann es auch schon vorkommen, dass<br />

Vereinbarungen knapp vor Unterschrift noch<br />

einmal aufgemacht werden. „Wir zahlen 20<br />

Millionen weniger aus, wir brauchen noch<br />

fünf Sicherheiten mehr oder wir machen es<br />

gar nicht.“ Alles ist möglich. Wenn die Bank<br />

drei Wochen länger braucht, Pech gehabt.<br />

Also doch zu den großen Banken und auf<br />

die Finanzierungszusagen warten?<br />

Durch die COVID-19-Pandemie sind Banken<br />

bei der Vergabe von Krediten an Immobilienentwickler<br />

und Bauunternehmen noch<br />

restriktiver geworden. Mezzanin-Kapital hilft<br />

dabei, die entstandene Kapitallücke zu schließen.<br />

Gleichzeitig sind potenzielle Kapitalgeber<br />

wie institutionelle Investoren, Family Offices<br />

oder vermögende Privatpersonen angesichts<br />

mangelnder Alternativen auf der Suche nach<br />

neuen renditebringenden Investmentmöglichkeiten.<br />

Der Bankkredit wird zum Auslaufmodell?<br />

Das würde ich so nicht unterschreiben wollen.<br />

Alternative Finanzierungen werden an<br />

Bedeutung gewinnen. Banken bieten keine<br />

Vollfinanzierung, keine Whole Loans, mehr<br />

an. Investoren müssen, zusätzlich zum „Senior<br />

Loan“ der Banken, einen entsprechenden Eigenanteil<br />

beisteuern. Hier kommen Mezzanin-<br />

Kapitalgeber ins Spiel.<br />

Bei kleineren Projekten als Crowdfunding, bei<br />

größeren Projekten aus einer Hand. Solange<br />

es keine größeren Ausfälle gibt, ist Crowdfunding<br />

von der Investorenseite her top. Super<br />

Laufzeiten, super Prozente. Bei größeren<br />

Projekten – und das betrifft nun institutionelle<br />

Investoren – stellt sich die Frage, ob ich nicht<br />

komplett auf eine Bankfinanzierung verzichte.<br />

In Deutschland haben sich bereits einige<br />

Anbieter etabliert.<br />

Mezzanin-Kapital – wird da aus der Not<br />

eine Tugend? Gibt es weitere Vorteile für<br />

den Bauträger?<br />

Das Mezzanin-Kapital gilt bilanziell als Eigenkapital<br />

und wird von den Banken bei einer<br />

Finanzierung ebenso gewertet. Damit können<br />

Projektierer und Bauträger ihre Liquidität<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

155


ImFokus<br />

schonen – für die Finanzierung stehen somit<br />

der Senior Loan der Banken sowie ein kleiner<br />

Eigenkapital-Anteil bereit, der durch das<br />

Mezzanin-Kapital zusätzlich erhöht wird.<br />

Bei einer Whole Loan-Lösung wird die<br />

Finanzierung über einen einzelnen Finanzierungspartner<br />

abgewickelt – Senior Loan und<br />

Nachrangdarlehen werden von einem Finanzierungspartner<br />

bereitgestellt. Für Bauträger<br />

und Projektierer bleibt der Eigenkapitalanteil<br />

gleich, die gesamte Finanzierungssumme<br />

wird nun jedoch über einen einzelnen Partner<br />

bezogen. Dadurch können sich die Finanzierungskosten<br />

verringern, da der Investor<br />

teureres „nachrangiges“ Mezzanin-Kapital<br />

durch preiswerteres „vorrangiges“ Kapital<br />

substituieren kann.<br />

Mezannin-Kapital ist also im Vergleich<br />

zu einer herkömmlichen Finanzierung<br />

teurer?<br />

Weil vom Mezzanin- Geldgeber höhere Zinsen<br />

verlangt werden, verdient er auch mehr, hat<br />

aber freilich auch ein höheres Risiko. Die<br />

Bankfinanzierung wird durch Mezzanin-<br />

Kapital ersetzt. Am Ende des Tages ist es eine<br />

Whole-Loan-Lösung mit 90, 95 Prozent Loan<br />

to Value. Das heißt, die Bank ist komplett<br />

weg. Die Mezzanin-Kapitalgeber werden wohl<br />

auf ähnlichen Sicherheiten wie eine Bank<br />

bestehen, aber der Zinssatz ist sehr attraktiv.<br />

Wir reden von Zinssätzen von vier bis fünf<br />

Prozent.<br />

Wer sind die Mezzanin-Kapitalgeber?<br />

In der ersten Linie Fonds. Die suchen Whole-<br />

Loan-Lösungen. Für viele Fonds bedeuten vier<br />

bis fünf Prozent Zinssatz, zwei bis drei Prozent<br />

Netto-Verzinsung.<br />

Die Banken selbst stecken in einem Dilemma.<br />

Wer will jetzt sein Kapital länger binden als<br />

zwei bis drei Jahre? Niemand, weil sich durch<br />

Corona auch die Geschwindigkeit auf der<br />

Zinsseite unter Umständen verändert. Dieser<br />

Trend auf der Einlagenseite macht nunmehr<br />

den Banken zu schaffen. Dadurch, dass einer<br />

Fülle langfristiger Kredite immer weniger<br />

langfristige Einlagen gegenüberstehen, tritt<br />

„Zinssteigerungen<br />

wären sowohl für<br />

Staatshaushalte als auch<br />

für Finanzierungen Gift.“<br />

vermehrt das Risiko fristeninkongruenter<br />

Refinanzierung auf.<br />

Aber auf ewig wird eine Nullzinspolitik<br />

nicht der Weisheit letzter Schluss sein?<br />

Es gibt derzeit zwei Szenarien. Entweder wir<br />

halten die Nullzinspolitik bis ins Jahre Schnee,<br />

was lange die gefestigtere Meinung war bei.<br />

Oder es muss aufgrund der durch die COVID-<br />

19-Pandemie bedingten wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten zu einer höheren Inflation<br />

kommen. Damit muss es auch irgendwann zu<br />

einer Zinssteigerungen kommen. Das wäre<br />

sowohl für die Staatshaushalte als auch für die<br />

Finanzierungen Gift.<br />

Aktuell ist unheimlich viel Liquidität im<br />

Markt vorhanden.<br />

Es gibt große Liquiditätspolster. In Deutschland<br />

sind es vor allem Pensionskassen, die<br />

nach Investitionsmöglichkeiten suchen. Der<br />

Druck ist hoch. Stichwort Negativzinsen. Da<br />

liegen hunderte Millionen Euro auf den Konten.<br />

Da muss ein Vorstand einer Pensionskasse<br />

den Begünstigten schon einmal erklären,<br />

warum sie für ihre Bankeinlagen Millionen<br />

Zinsen an die Bank zahlen. Die sind schon<br />

unter extrem starkem Druck. Dieser Druck<br />

wird in den kommenden Monaten stärker<br />

werden.<br />

Christoph Urbanek,<br />

DLA Piper<br />

156 ImmoFokus


Also steigen die Pensionskassen verstärkt<br />

als Mezzanin-Kapitalgeber in die Finanzierung<br />

ein?<br />

Direkte Finanzierungen sind für Pensionskassen<br />

und Family Offices zu kompliziert. Es bilden<br />

sich aber bereits (fondsartige) Strukturen.<br />

Mittlerweile gibt es bereits Anbieter, die sich<br />

als Vermittler zwischenschalten. Da gibt es<br />

einige Anbieter, die vor allem aus Deutschland<br />

heraus daran arbeiten. Und ich bin mir sicher,<br />

dass Anbieter aus England und Amerika<br />

folgen werden. Solange wir in Negativzinsen<br />

bleiben, wird der Druck da hoch sein. Allein<br />

aufgrund dieser Tatsache ist die Sorge, dass<br />

wir in nächster Zeit Liquiditätsengpässe sehen<br />

werden, unbegründet.<br />

Mezzanin-Kapitalgeber gehen ins Risiko. Viel<br />

stärker im Risiko sind aber Crowdfunding-<br />

Anleger. Da muss ich kein Finanzexperte sein.<br />

Ein Blick auf die Plattformen reicht: Crowdfunding<br />

ist Hochrisikokapital. Null oder sieben<br />

Prozent. Das ist ein Riesenunterschied. Ich bin<br />

mir sicher, das Gejammer wird nach den ersten<br />

schiefgegangenen Investments starten. Bei<br />

jedem Projekt gibt es unvorhersehbare Risiken.<br />

Bauverzögerungen, der Projektentwickler stirbt.<br />

Ein Lieferant geht in Konkurs. Das haben die<br />

Banken jeden Tag seit hundert Jahren erlebt.<br />

Sie können damit umgehen – und haben in der<br />

Regel Sicherheiten. Das von den Crowdfunding-<br />

Anlegern investierte Geld ist qualifiziert<br />

nachrangiges Kapital ohne Sicherheiten. Das<br />

heißt, die sind noch schlechter gestellt als<br />

Mezzanin-Kapital. Totalverlust ist möglich.<br />

Dass Mezzanin-Finanzierungen weniger<br />

stark reguliert sind, ist ein Vorteil. Steht<br />

zu befürchten, dass die Bestimmungen<br />

verschärft werden?<br />

Bei der ersten großen Pleite wird der Gesetzgeber<br />

wahrscheinlich eingreifen – ich fürchte aber<br />

erst dann, wenn sich der erste Pensionsfonds<br />

verspekuliert hat und seinen Bezugsberechtigten<br />

beichten muss, dass er das Geld ins<br />

Development von Bauträgerprojekten gesteckt<br />

hat. Hier kann man gut verdienen, aber auch<br />

viel verlieren. Ob das im Sinne der Versicherten<br />

ist, ist fraglich. Ich weiß es nicht.<br />

Christoph Urbanek<br />

Christoph Urbanek ist Rechtsanwalt und<br />

Partner in der Finance & Projects Gruppe<br />

im Wiener Büro von DLA Piper. Er berät<br />

im Bank- und Finanzierungssektor vor<br />

allem bei Restrukturierungen, Immobilientransaktionen<br />

und -finanzierungen<br />

sowie im Investmentrecht. Neben seiner<br />

Expertise im Banken- und Finanzierungsrecht<br />

zählen M&A, Corporate-Agenden,<br />

Unternehmenssanierungen sowie Private<br />

Equity und regulatorische Fragen des<br />

Bank- und Investmentrechts zu seinen<br />

weiteren Tätigkeitsschwerpunkten.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

157


ImFokus<br />

Dem Hotelmarkt<br />

steht einiges bevor<br />

Restrukturierungen im Hospitality Segment. Die Juristen Florian Klimscha und Felix Neuwirther von<br />

Freshfields Bruckhaus Deringer über die angespannte finanzielle Lage in der Branche.<br />

Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />

158 ImmoFokus


Welche Signale nehmen Sie derzeit aus<br />

der Hotelbranche wahr? Wen drückt der<br />

Schuh am meisten?<br />

Felix Neuwirther: Die seit dem Ausbruch der<br />

Pandemie anhaltenden Einschränkungen<br />

haben die heimische Hospitality-Industrie<br />

schwer getroffen. Dabei haben manche<br />

Teilbereiche des Marktes stärker gelitten als<br />

andere. Während etwa viele Ferienhotels eine<br />

ganz gute <strong>Sommer</strong>saison hatten, mussten<br />

Konferenz- oder Airport-Hotels beim RevPAR<br />

(Revenue per available room) Einbußen von<br />

70 Prozent oder mehr hinnehmen. Dennoch<br />

ist auch in diesem Segment eine Welle an Insolvenzen<br />

oder Restrukturierungen ausgeblieben,<br />

da sich Banken über weite Strecken als<br />

kooperativ erwiesen haben und die Betriebe<br />

darüber hinaus mit staatlichen Hilfsmaßnahmen<br />

unterstützt wurden. Andere haben die<br />

Möglichkeit, auf Reserven zurückzugreifen.<br />

Aber klar ist, dass die Luft für alle dünn wird.<br />

Florian Klimscha: Für Betriebe mit akutem<br />

Liquiditätsbedarf, die schon vor der Krise<br />

Schwierigkeiten hatten, ist die Lage mit<br />

COVID-19 sicherlich dramatisch geworden.<br />

Die staatlichen Hilfsmaßnahmen, unter denen<br />

auch die Kurzarbeit sicherlich ein wichtiges<br />

Instrument darstellt, die Umsatzrefundierungen,<br />

der Fixkostenersatz und auch der<br />

Aufschub bei der Verpflichtung, Insolvenz<br />

anzumelden, haben aber bislang eine<br />

Insolvenzwelle verhindert. Schön langsam<br />

kristallisieren sich jedoch die größten Problemfälle<br />

heraus. Man darf nicht vergessen,<br />

dass, selbst wenn die Reiseeinschränkungen<br />

teilweise aufgehoben werden und viele Hotels<br />

wieder geöffnet haben, schon noch einige Zeit<br />

vergehen wird, bis die Auslastungen wieder in<br />

die Nähe der Vorkrisenniveaus kommen. Das<br />

war auch nach der Finanzkrise 2008 der Fall.<br />

Wie gehen die Banken mit der neuen<br />

Situation um?<br />

Florian Klimscha: Die Banken beobachten<br />

die Entwicklungen am Hospitality-Markt<br />

sehr genau. Fest steht, dass es für sie zunehmend<br />

schwieriger wird, das Risikoprofil von<br />

Hotelbetrieben in Finanzierungen abzubilden.<br />

Ungewissheit über die breite Wiederaufnahme<br />

der internationalen Reisetätigkeit, die Zukunft<br />

großer Veranstaltungen sowie die Dauer bis<br />

zum Wiedererreichen des Vorkrisenniveaus<br />

erschweren die Neustrukturierung von Finanzierungen<br />

deutlich. Letztlich müssen mit<br />

jedem neuerlichen Lockdown die Businesspläne<br />

neu überarbeitet werden. Gleichzeitig<br />

wird es immer schwieriger, tilgende Profile<br />

mit marktgängigen Laufzeiten zu vereinbaren.<br />

Dazu kommt, dass das Risiko für die Banken<br />

mit gestundeten Steuer- und Sozialversicherungsbeträgen<br />

weiter zunimmt.<br />

Wie steht es aktuell Ihrer Erfahrung nach<br />

um das Investoreninteresse an der Assetklasse<br />

Hotel?<br />

Felix Neuwirther: Investoren zeigen Interesse<br />

am Hospitality-Bereich. Das gilt vor allem für<br />

Private-Equity-Investoren. Sie sind auch bereit,<br />

sich im Bereich Refinanzierung zu engagieren.<br />

Neu ist, dass sich infolge der Krise verstärkt<br />

Investmentplattformen gebildet haben, die<br />

bereit sind, in der aktuell schwierigen Phase<br />

am Hotelmarkt Möglichkeiten wahrzunehmen<br />

– etwa um angeschlagene Hotelbetriebe<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

159


ImFokus<br />

mit einem neuen Betreiber oder selbst wieder<br />

auf Kurs zu bringen und dann einen Ausstieg<br />

anzustreben. Das kann je nach Marktsegment<br />

– beispielsweise abhängig von der Erholung<br />

der Geschäftsreise- und Konferenztätigkeit –<br />

mehr oder weniger lange dauern. Insgesamt<br />

gibt es verschiedene Ausprägungen, was das<br />

Engagement der Plattformen betrifft – die<br />

Devise „one size fits all“ gilt sicherlich nicht.<br />

Einige haben auch erkannt, dass es oft besser<br />

ist, wenn der Betreiber das Ruder nicht aus<br />

der Hand geben muss, da dieser über entsprechende<br />

Managementqualität verfügt und es<br />

lediglich einer finanziellen Überbrückungshilfe<br />

bedarf.<br />

Welche Möglichkeiten haben Hotels, die<br />

aktuell beziehungsweise in den kommenden<br />

Monaten vor der Situation stehen,<br />

größere Kreditvolumina refinanzieren zu<br />

müssen?<br />

Florian Klimscha: Für Sponsoren und<br />

Eigentümer, die nicht oder nicht mehr<br />

ausreichend über zusätzliches Eigenkapital<br />

„Nicht nur Investoren<br />

und Kapitalgeber können<br />

aktuell am Hospitality-<br />

Markt Potenziale heben.<br />

Einiges schlummert auch<br />

im Inneren der Betriebe.“<br />

für Refinanzierungen verfügen, kann es in<br />

der aktuellen Situation interessant sein, das<br />

Gespräch mit alternativen Kapitalgebern zu<br />

führen. Hier sind der Strukturierung kaum<br />

Grenzen gesetzt. Im Wesentlichen hängt das<br />

von den Präferenzen der involvierten Parteien<br />

ab. So können Finanzierungen dieser Art zu<br />

bestehenden Bankfinanzierungen hinzukommen<br />

und einen Teil des Risikos im Rang nach<br />

Felix Neuwirther,<br />

Freshfields Bruckhaus Deringer<br />

der Hausbank abdecken oder auch zur Gänze<br />

übernehmen.<br />

Felix Neuwirther: Zuletzt haben Mezzanine-<br />

Finanzierungen stark zugenommen. Ob diese<br />

Entwicklung langanhaltend ist, ist schwer<br />

zu sagen. Viel deutet allerdings auf eine<br />

zunehmende Bedeutung von Mezzanine-<br />

Kapital hin. Dass dieses Bankfinanzierungen<br />

Felix Neuwirther<br />

Felix Neuwirther ist Head of Real Estate<br />

bei Freshfields Bruckhaus Deringer Zu<br />

seinen Beratungsschwerpunkten zählen<br />

Immobilientransaktionen, Hotel- und<br />

Managementverträge, miet- und wohnrechtliche<br />

Angelegenheiten sowie Immobilienentwicklung.<br />

vollständig ersetzen wird, ist aber nicht zu<br />

erwarten. Vielmehr wird ein ausgewogener<br />

Finanzierungsmix weiterhin eine sehr gute<br />

Lösung sein – unabhängig vom konkreten<br />

Marktszenario.<br />

Was macht alternative Kapitalgeber so<br />

interessant?<br />

Florian Klimscha: Alternative Kapitalgeber<br />

kommen deshalb leichter als Kreditgeber<br />

und Finanziers in Frage, weil die Parameter<br />

ihrer Finanzierungen von jenen der institutionellen<br />

Investoren und der Geschäftsbanken<br />

abweichen. Diese Kapitalgeber können eher<br />

akzeptieren, dass Kredite über eine längere<br />

Zeit tilgungsfrei bleiben und Zinsen über<br />

Teile der Laufzeit gestundet werden. Weiters<br />

werden die Kosten der Finanzierung weniger<br />

von Kennzahlen und regulatorischen Key<br />

Performance Indicators (KPIs) getrieben und<br />

160 ImmoFokus


mehr. Dabei dürfte es wohl nicht bleiben.<br />

Branchenexperten befürchten, dass bis<br />

zu einem Viertel der Wiener Hotels die<br />

Corona-Krise nicht überleben wird. Ist das<br />

für Sie ein realistisches Szenario?<br />

Florian Klimscha: Man hat derzeit das Gefühl,<br />

dass nichts passiert, was nicht passieren<br />

darf. Ungeachtet der Tatsache, wie groß<br />

die Probleme sind, die unter der Decke<br />

schlummern. Eine spannende Frage in diesem<br />

Zusammenhang ist, wie lange Hotelbetriebe<br />

ihre Verbindlichkeiten gegenüber dem Fiskus<br />

und den Sozialversicherern schuldig bleiben<br />

dürfen. Vielleicht wird die große Katastrophe<br />

letztlich nicht eintreten. Allerdings deutet<br />

einiges darauf hin, dass in manchen Marktbereichen<br />

eine Konsolidierung bevorsteht.<br />

eine Anpassung der Konditionen an sich<br />

ändernde Situationen ist auch nicht gleich mit<br />

Änderungen interner Ratings verbunden.<br />

Gibt es in diesem Zusammenhang dennoch<br />

Herausforderungen?<br />

Felix Neuwirther: Ein Thema, das diverse<br />

Marktsegmente derzeit stark beschäftigt, ist<br />

die Preisfindung. Mitunter sind die Vorstellungen<br />

der beteiligten Parteien so verschieden,<br />

dass Deals scheitern oder sich bestenfalls<br />

verzögern. Dass die Preisfindung schwierig<br />

ist, ist derzeit aber nicht nur im Hospitality-<br />

Bereich der Fall, sondern auch in anderen<br />

Assetklassen.<br />

Was können Hotelbetriebe selbst tun, um<br />

ein Comeback einzuleiten?<br />

Felix Neuwirther: Nicht nur Investoren und<br />

Kapitalgeber können aktuell am Hospitality-<br />

Markt Potenziale heben. Einiges schlummert<br />

auch im Inneren der Betriebe. Zu den Möglichkeiten<br />

gehören etwa Anpassungen des<br />

Geschäftsmodells. Mitunter gehen Änderungen<br />

des Nutzungskonzepts mit einer Verringerung<br />

der Bettenanzahl und gleichzeitiger<br />

Florian Klimscha<br />

Florian Klimscha ist Partner im Bereich<br />

Bank- und Finanzrecht bei Freshfields<br />

Bruckhaus Deringer und auf Bankrecht,<br />

Finanzierungstransaktionen und Unternehmensrestrukturierungen<br />

spezialisiert.<br />

Schaffung von Apartment- oder Wohnfläche<br />

einher. Gegebenenfalls müssen bestehende<br />

Verträge adaptiert werden, falls sie dafür nicht<br />

ausreichend flexibel ausgestaltet sind. Auch<br />

öffentlich-rechtliche Rahmenbedingungen<br />

müssen beachtet werden.<br />

Laut Kreditschutzverband KSV1870 war<br />

die Zahl der Insolvenzen in der Gastronomie-<br />

und Hotelbranche im ersten Quartal<br />

2021 so niedrig wie schon lange nicht<br />

Felix Neuwirther: Für eine Vorhersage zum<br />

Umfang einer möglichen Marktkonsolidierung<br />

ist es aktuell noch zu früh. Aber – realistisch<br />

betrachtet – dürfte dem Markt noch einiges bevorstehen.<br />

Entscheidend ist, wie lange der Erholungsprozess<br />

in den einzelnen Marktsegmenten<br />

dauern wird, und ob es schwer getroffene<br />

Hotels – etwa mit Fokus auf Konferenzen und<br />

Geschäftsreisende – schaffen, das entstandene<br />

geschäftliche Vakuum durch andere Angebote<br />

„Für Banken wird es<br />

zunehmend schwieriger, das<br />

Risikoprofil von Hotelbetrieben<br />

in Finanzierungen abzubilden.“<br />

Florian Klimscha,<br />

Freshfields Bruckhaus Deringer<br />

zu füllen. Am Ende des Tages kann ein Hotel<br />

– oder Teile davon – oftmals auch noch einer<br />

anderen Nutzungsart zugeführt werden –<br />

beispielsweise Longstay-Apartments. Natürlich<br />

nur, sofern entsprechende widmungsrechtliche<br />

Rahmenbedingungen vorliegen. Auch der<br />

Abverkauf als Wohnimmobilie kann eine<br />

Option sein. Die aktuelle Situation ist herausfordernd,<br />

aber auch mit Chancen verbunden.<br />

Allerdings unter neuen Gegebenheiten, über<br />

die es nachzudenken gilt. <br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

161


ImFokus<br />

Blockchain und<br />

Immobilien<br />

Wunsch nach Automatisierung. Die Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain im Immobiliensektor<br />

stecken noch in den Kinderschuhen. Doch Kinder werden schnell groß und es lohnt sich,<br />

ihre Entwicklung zu beobachten.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

E<br />

ine Immobilie soll als Anlage erworben<br />

werden, Fotos, Grundriss<br />

und die Zahlen passen, gekauft wird<br />

per Mausklick. Auch alles andere<br />

wie Vertragsabschluss, Geldtransfers, Abwicklungsgeschäfte,<br />

Finanzierung etc. bis hin zur<br />

Eintragung ins Grundbuch werden, ohne den<br />

Computer verlassen und teure Intermediäre<br />

zahlen zu müssen, ebenso per Klick erledigt.<br />

Betrugssicher und zeiteffizient. Die Blockchain-<br />

Technologie verspricht das, aber kann sie das<br />

auch halten? Rein technisch wäre die Abwicklung<br />

bereits möglich, aber die geltenden rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen bremsen sie aus.<br />

Hinter Blockchain steht eine Technologie, bei<br />

der Teilnehmer Transaktionen tätigen können,<br />

ohne dass eine zentrale Zertifizierungsstelle<br />

benötigt wird. Wie der Name bereits verrät,<br />

handelt es sich bei der Blockchain um eine<br />

Vorteile der Blockchain:<br />

Transparenz,<br />

Änderungen sind nachverfolgbar,<br />

Daten sind permanent abrufbar,<br />

Manipulation der Daten wird ausgeschlossen,<br />

Daten werden dezentral gespeichert und validiert,<br />

Zeit- und Kostenersparnis,<br />

Wegfall von Intermediären wie z.B. Banken oder Maklern.<br />

„Kette“ von Blöcken, die bestimmte Informationen<br />

bzw. Daten enthalten. Eine Manipulation<br />

ist auszuschließen, da die einzelnen Blöcke<br />

aneinandergereiht werden. Ein Block baut auf<br />

dem nächsten auf, wobei die einzelnen Blöcke<br />

durch kryptografische Schlüssel verkettet sind.<br />

Nach einer Transaktion können die Daten, die<br />

innerhalb einer Blockchain aufgezeichnet<br />

wurden, nicht mehr verändert werden, da die<br />

nachgeschaltete Kette die vorgelagerten Transaktionen<br />

verifiziert. So weit, so sicher.<br />

Erste Experimente<br />

Betrachtet man die Immobilienwirtschaft, so<br />

gibt es einige Einsatzmöglichkeiten für die<br />

Blockchain entlang der gesamten Immobilienwertschöpfungskette.<br />

So kann Blockchain für<br />

die Bezahlung von Immobilientransaktionen<br />

sowie die Finanzierung mithilfe von Initial<br />

Coin Offerings (Tokenization) eingesetzt werden.<br />

Erste Experimente konnten bereits am<br />

Markt beobachtet werden. Mittelfristig ist die<br />

Anwendung von Smart Contracts zu erwarten.<br />

Hierbei handelt es sich um elektronische<br />

Verträge auf Basis von Computerprotokollen,<br />

die die hinterlegten Klauseln bzw. Regeln automatisch<br />

überwachen können und definierte<br />

Aktionen bei Vorliegen eines Trigger-Events<br />

selbsttätig ausführen können. Somit wird eine<br />

schriftliche Fixierung in Papierform überflüssig.<br />

Langfristig wird Blockchain helfen, transparente<br />

Bestands- und Mieterdatenbanken<br />

dezentralisiert und sicher bereitzustellen.<br />

Smart Contracts<br />

Bei einem Smart Contract handelt es sich um<br />

einen digital abgeschlossenen und durchgeführten<br />

Vertrag, bei dem im System hinterlegte<br />

Klauseln erfüllt werden müssen. Als Beispiel<br />

kann ein Mietvertrag als Smart Contract<br />

errichtet und die vollautomatisierte Entrichtung<br />

der Miete über die Blockchain möglich<br />

gemacht werden.<br />

Anwendungsgebiete und Stolpersteine<br />

In der folgenden Umfrage haben wir Blockchain-Profis,<br />

Unternehmensberater und<br />

Rechtsanwälte zum Thema Blockchain befragt.<br />

In den spannenden Statements ist rund um digitale<br />

Immobilientransaktionen, Immobilien<br />

Tokenisierung, digitale Vermögenswerte und<br />

die aktuelle Gesetzeslage bezüglich Crypto-<br />

Assets jede Menge Know-how nachzulesen.<br />

Fotos: Elke Mayr, LGP, Deloitte feelimage, Michael Sazel, Adobe Stock<br />

162 ImmoFokus


Gabriele Etzl,<br />

Deloitte Legal/Jank Weiler<br />

Operenyi Rechtsanwälte<br />

Das digitale Grundbuch und digitale Grundbuchsgesuche<br />

sind in Österreich bereits seit<br />

den 1990er Jahren Realität. Österreich hat hier<br />

international eine Vorreiterrolle eingenommen.<br />

Seit 2020 – nicht zuletzt ausgelöst durch<br />

die Corona-Krise – ist es in Österreich auch<br />

rechtlich möglich, mit hoher Rechtssicherheit<br />

eine Immobilientransaktion papierlos durchzuführen.<br />

Unterschriften auf den Transaktionsdokumenten<br />

können nun elektronisch<br />

vom Notar beglaubigt und beim Grundbuch<br />

eingereicht werden.<br />

Zukünftig mag es möglich sein, einen blockchain-basierten<br />

Immobilienankauf – quasi<br />

ohne Schnittstelle von Intermediären – durchzuführen.<br />

Aufgrund der geltenden rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen ist ein derartiger blockchain-basierter<br />

Immobilienkauf allerdings<br />

noch kein gangbarer Weg. Um derartige Transaktionen<br />

zu ermöglichen, bräuchte es umfassende<br />

rechtliche Änderungen. Das würde zwar<br />

eine Erleichterung in der Abwicklung bringen,<br />

nicht jedoch mehr Rechtssicherheit.<br />

Auch die „Tokenisierung“ von Immobilien,<br />

also der blockchain-basierte Handel von<br />

ideellen Anteilen an Immobilien über eine<br />

blockchain-basierte Plattform per Mausklick,<br />

scheitert aktuell noch an der geltenden Rechtslage:<br />

Will man ideelle Anteile an Immobilien<br />

erwerben, sind eine grundbuchsfähige Urkunde<br />

sowie die Eintragung im Grundbuch<br />

erforderlich. Eine rein blockchain-basierte<br />

Transaktion scheint daher eher beim Erwerb<br />

von Aktien einer Gesellschaft, in deren Eigentum<br />

sich Immobilien befinden, möglich. Hier<br />

sind nämlich weder Änderungen im Grundbuch<br />

noch im Firmenbuch erforderlich. Dabei<br />

handelt es sich jedoch gerade nicht um eine<br />

Immobilientransaktion, sondern um einen<br />

Aktienkauf, der schon bisher rein digital möglich<br />

war.<br />

Die zeitnahe Schaffung der entsprechenden<br />

Gesetzeslage wird wohl daran scheitern, dass<br />

sehr viele Stakeholder, beispielsweise die Justiz,<br />

FMA, Finanz- und Grundverkehrsbehörden,<br />

zusammenarbeiten und dies als gemeinsames<br />

Anliegen verfolgen müssten.<br />

Eine rein blockchain-basierte Immobilientransaktion<br />

ohne Intermediäre ist derzeit<br />

Zukunftsmusik. Dennoch ist es durchaus<br />

denkbar, dass – nach entsprechenden gesetzlichen<br />

Änderungen – Immobilientransaktionen<br />

zukünftig ausschließlich via Blockchain<br />

abgewickelt werden. Die Distributed-Ledger-<br />

Technologie wäre jedenfalls prädestiniert<br />

dafür, die bisher komplexe Umsetzung einer<br />

Immobilientransaktion weiterhin unter Einbeziehung<br />

von unerlässlichen Beteiligten<br />

(Behörden, Banken und Kaufvertragsparteien),<br />

jedoch ohne zusätzliche Intermediäre (Makler,<br />

Treuhänder und Notare) zu gewährleisten.<br />

Es ist jedoch zu bedenken, dass insbesondere<br />

hochpreisige Immobilientransaktionen durchaus<br />

komplexe Fragen aufwerfen, die von Fall<br />

zu Fall – aufgrund faktischer und rechtlicher<br />

Gegebenheiten – unterschiedlich sein können.<br />

Dabei geht es oft um Themen, die ohne<br />

fachkundige Experten weder erkannt noch<br />

gelöst werden können. Dementsprechend<br />

ist es schwer vorstellbar, dass in absehbarer<br />

Zukunft sämtliche Themen, die eine Liegenschaftstransaktion<br />

mit sich bringt, umfassend<br />

und vollständig digital abgebildet werden.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

163


ImFokus<br />

Christoph Urbanek,<br />

DLA Piper<br />

Blockchain-gesteuerte Wertschöpfung in der<br />

Immobilienwirtschaft ist in aller Munde. Eine<br />

dezentralisierte, transparente, unverfälschbare<br />

und vor allem kostengünstige Datenbank. Abgesehen<br />

von Kryptowährungen gibt es für die<br />

Blockchain-Technologie noch zahlreiche weitere<br />

Anwendungsbereiche. Vor allem für die<br />

Immobilienbranche und deren gesamte Wertschöpfungskette<br />

bestehen besondere – bei weitem<br />

noch nicht ausgeschöpfte – Möglichkeiten<br />

und Einsatzbereiche. Durch das transparente<br />

und beinahe manipulationssichere Peer-to-<br />

Peer Blockchain-Netzwerk ergeben sich durch<br />

den Ausschluss von einigen bis dato mitwirkenden<br />

Intermediären zahlreiche Vorteile.<br />

Blockchain-Technologie hat die Chance, den<br />

langsamen und illiquiden Immobilienmarkt<br />

dynamischer und liquider zu gestalten. Verschiedene<br />

Rechte an Immobilien können in<br />

Form von Immo-Token verbrieft werden. Diese<br />

könnten in Zukunft ähnlich wie Aktien am<br />

Sekundärmarkt gehandelt werden. Diese als<br />

Security Token ausgestalteten Immobilienanteile<br />

unterliegen denselben Regeln wie Finanzinstrumente<br />

im Sinne der MiFID. Immobilien<br />

können somit in sehr kleine Teile geteilt werden,<br />

womit auch Kleinanleger in Immobilien<br />

investieren können. Dies kann dem Immobilienmarkt<br />

einen großen Aufschwung geben.<br />

Der Handel von Eigentum an Grundstücken<br />

ist nur bei gleichzeitiger Eintragung in das<br />

Grundbuch möglich. Obwohl Österreich schon<br />

ein Vorreiter in der Digitalisierung des Grundbuchs<br />

ist, würde der Einsatz der Blockchain-<br />

Technologie der Übertragung noch einmal<br />

einen enormen Vorteil verschaffen. Möglich<br />

wären demnach vollkommen digitalisierte<br />

und automatisierte Eigentumsübertragungen<br />

von Immobilien durch sogenannte „Smart<br />

Contracts“, also auf der Blockchain gespeicherte<br />

Verträge, welche beim Eintritt von<br />

bestimmten Bedingungen automatisch exekutiert<br />

werden. Beispielsweise startete Schweden<br />

bereits 2016 ein Pilotprojekt, womit ein Blockchain-basiertes<br />

Grundbuch geschaffen werden<br />

soll. Die zwingenden Formvorschriften bei<br />

der Eigentumsübertragung einer Immobilie<br />

stehen diesem Digitalisierungsschritt in Österreich<br />

noch entgegen.<br />

Dennoch gibt es viele andere Möglichkeiten,<br />

um durch Token indirekt mit Immobilien zu<br />

handeln. Dazu gehören Genussrechte, Aktien,<br />

Anleihen oder Fonds. Möglich ist auch<br />

die Immobilienprojektfinanzierung mittels<br />

eines Token Offerings. Bei diesen können<br />

Unternehmen ein Projekt finanzieren, indem<br />

sie Anlegern Token verkaufen, welche dann<br />

bestimmte Rechte verleihen. Die konkrete<br />

Ausgestaltung ist sehr variabel und kann nicht<br />

nur klassische Auszahlungen in Form von<br />

Genussrechten, sondern auch eine Mischform<br />

mit einem Utility Token vorsehen. Letzterer<br />

könnte zum Beispiel im Tourismusbereich<br />

interessant sein, womit die Token-Inhaber<br />

auch Übernachtungsgutscheine zu ihrem Investment<br />

erhalten. Vergleichbar ist in einem<br />

Neubauprojekt auch die Vergabe von Vorkaufsrechten<br />

an bestimmten Wohnungen<br />

denkbar. In der Ausgestaltung sind der Fantasie<br />

im Rahmen des rechtlich Möglichen kaum<br />

Grenzen gesetzt.<br />

164 ImmoFokus


Andreas Böcskör,<br />

Advoodle<br />

Die digitale Immobilientransaktion ist Realität<br />

geworden. Sie schafft neue Möglichkeiten<br />

in der professionellen Arbeit mit den Kunden,<br />

spart Kosten und Zeit und ist rechtssicher.<br />

Die Einbindung der Blockchain als Plattform<br />

für qualifizierte Transaktionsketten ist offensichtlich,<br />

weil sie technisch transparent und<br />

manipulationssicher ist. Während die Public<br />

Blockchain Sicherheit ausschließlich durch<br />

die Rechenkraft der Teilnehmer gewährleistet,<br />

können in Permissioned Blockchains spezielle<br />

Autorisierungskonzepte zusätzliche Sicherheit<br />

vermitteln. Permissioned Blockchains liefern<br />

somit Vorteile hinsichtlich Performance<br />

und den datenschutzrechtlichen Anforderungen.<br />

Unser Schwerpunkt ist die Verarbeitung<br />

von Rechtstransaktionen unter Zuhilfenahme<br />

von Smart Contracts. Dabei lehnen wir uns<br />

bewusst an die juristische Praxis an und optimieren<br />

bestehende Prozesse. Smart Contracts<br />

werden idealtypisch in der Blockchain gespeichert<br />

und über den Konsensmechanismus<br />

legitimiert.<br />

„Die digitale<br />

Immobilientransaktion<br />

ist<br />

Realität geworden<br />

und schafft neue<br />

Möglichkeiten.“<br />

Andreas Böcskör,<br />

Advoodle<br />

Paul Pöltner,<br />

SimplyTokenized<br />

Immobilien Tokenisierung, die Zukunft der<br />

Vermögenswerte ist digital. In den letzten<br />

Jahren hat Crowdinvesting einen bedeutenden<br />

Anteil in der Finanzierung von Immobilienprojekte<br />

eingenommen. Laut Crowdcircus<br />

entfallen 76 Prozent der Crowdinvesting-Finanzierungen<br />

auf Immobilienprojekte. Crowdinvesting<br />

ist aber erst der erste Schritt auf<br />

dem Weg der Finanzierungsdigitalisierung.<br />

Mit der Tokenisierung von Immobilienprojekten<br />

ergeben sich völlig neue Möglichkeiten.<br />

Es können die Kosten für die Verwaltung und<br />

das Setup von Finanzierungsprojekten über<br />

Investoren gesenkt, die Transparenz gesteigert<br />

und somit das Volumen erhöht werden. Für<br />

Investoren eröffnen sich schrittweise neue<br />

Möglichkeiten in der Übertragbarkeit von Anteilen.<br />

Darüber hinaus wird an Lösungen für<br />

die Handelbarkeit von Immobilienprojekten<br />

gearbeitet. Dadurch kann man zukünftig auch<br />

die Liquidität des Zweitmarktes sichern, welcher<br />

aktuell noch im Crowdfunding fehlt.<br />

Praktisch relevant sind vor allem die sogenannten<br />

Automated Contracts. Diese sind<br />

ebenfalls Smart Contracts, weil sie zumindest<br />

teilweise self-executing sind. Ihr Vorteil besteht<br />

in ihrer Methode, nämlich der Verarbeitung<br />

von menschlich-lesbaren Rechtstexten.<br />

Somit können sie für den Immobilienkauf<br />

ebenso wie für die Immobilienfinanzierung<br />

eingesetzt werden. Sie bilden letztendlich ein<br />

Tool, in dem der automatisiert erstellte Vertrag<br />

beraten, verhandelt und in den vollautomatisierten<br />

Transaktionsprozess eingebunden<br />

werden kann. Die sohin erstellten Dokumente<br />

sind nicht nur der Rechtsauslegung unmittelbar<br />

zugänglich, sondern können auch rechtskonform<br />

qualifiziert elektronisch (mittels eID)<br />

signiert werden, ohne die Notwendigkeit eines<br />

technischen Kunstgriffes.<br />

Man schafft eine Infrastruktur, in der Investoren<br />

vertrauensvoll ihr Geld in Immobilienprojekte<br />

veranlagen können, und bietet<br />

Projektinitiatoren eine einfache Möglichkeit,<br />

diese neuen Wege der Finanzierung zu nutzen.<br />

Bevor ich als Co-Gründer die Guiding Innovators<br />

und SimplyTokenized ins Leben gerufen<br />

habe, war ich als Co-Gründer und Vorstand<br />

von Conda tätig und habe an der Entwicklung<br />

von alternativen Finanzierungsinstrumenten<br />

europaweit mitgewirkt. Bei SimplyTokenized<br />

bündeln wir die rechtlichen, technischen und<br />

regulatorischen Herausforderungen in einer<br />

einfachen Lösung. Dies ermöglicht einer Person,<br />

schnellstmöglich Immobilienprojekte in<br />

der Form von GmbH-Anteilen, Aktien-Anteilen<br />

oder Genussrechten zu tokenisieren und<br />

den neuen Zielgruppen anzubieten.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

165


ImFokus<br />

„Eine automatische<br />

Vertragsdurchführung<br />

mittels Smart Contracts<br />

kann über Blockchains<br />

optimal durchgeführt<br />

werden.“<br />

Sonja Dürager,<br />

bpv Hügel Rechtsanwälte<br />

Sonja Dürager,<br />

bpv Hügel Rechtsanwälte<br />

Smart Contracts – Die Revolution der Immobilienwirtschaft?<br />

Bislang ging man in vielen<br />

Branchen davon aus, dass das in der Finanzwirtschaft<br />

omnipräsente technische Phänomen<br />

der Blockchain nur ein Spezifikum für Bitcoins<br />

oder andere Kryptowährungen wäre. Der<br />

Gedanke, Prozesse der Immobilienwirtschaft<br />

zu digitalisieren und über eine Blockchain abzubilden,<br />

lag fern. Dabei kann der Blockchain<br />

vor allem wegen der Fähigkeit, Transaktionen<br />

ohne Intermediär, der die Richtigkeit und<br />

Vollständigkeit des Inhalts der Transaktion<br />

kontrolliert (z.B. Banken), abzubilden, aus<br />

Effizienz- und Simplifizierungsgründen hohes<br />

Potential zugeschrieben werden.<br />

So kann beispielsweise die automatische Vertragsdurchführung<br />

mittels Smart Contracts<br />

über Blockchains optimal ausgeführt werden.<br />

Wenn nämlich eine im Vertrag festgelegte<br />

Bedingung erfüllt wird, dann führt dies automatisch<br />

zu der vorher bestimmten Folge. Das<br />

könnte etwa das Management von Mietobjekten<br />

erleichtern, indem basierend auf den<br />

Vertragsbedingungen des Smart Contracts<br />

periodisch die Mietzahlungen vom Mieter an<br />

den Vermieter und die sonst eingebundenen<br />

Parteien (zum Beispiel Energieanbieter) veranlasst<br />

werden.<br />

Signifikant für Smart Contracts ist jedoch, dass<br />

diese nicht der Vertrag selbst sind, sondern<br />

diesen nur in einem Code abbilden, und so<br />

Abschluss und/oder Durchführung erleichtern.<br />

Maßgeblich bleibt jedoch der Wille der<br />

Parteien off-chain. In diesem Sinn kann man<br />

auch die Vertragsdurchführung sehr diffizil<br />

gestalten, und muss nicht jeder Vorgang onchain<br />

abgebildet sein. So könnten etwa nur<br />

nicht verhandelbare Bestimmungen mit klaren<br />

Anordnungen – und keinen unbestimmten<br />

Rechtsbegriffen oder sonst auslegungsbedürftigen<br />

Spielräumen – im Smart Contract<br />

programmiert werden, und der übrige Teil des<br />

Vertrags (etwa die Hauptleistungspflichten<br />

und Gewährleistungsbehelfe dazu) individuell<br />

off-chain ausgehandelt und exekutiert werden.<br />

Industrie und Gewerbe sind nicht zuletzt ob des<br />

noch unklaren Verhältnisses zum traditionellen<br />

Schuldrecht und dessen Gestaltungsrechten<br />

(zum Beispiel Vertragsrückabwicklung)<br />

zurückhaltend beim Einsatz von Blockchains,<br />

allerdings ist die Blockchain ein disruptiver<br />

Technologie-Trend, der gerade auch in der Immobilienbranche<br />

vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

vorfindet, und standardisierte Prozesse<br />

(zum Beispiel Abwicklung von Mietverträgen<br />

und Verträgen der Immobilienverwaltung)<br />

durch digitale Wenn-Dann-Verknüpfungen<br />

effizienter gestalten kann. Langfristig sollte<br />

man sich daher der Herausforderung stellen,<br />

rechtliche Anforderungen an Immobilienverträge<br />

mit den technischen Möglichkeiten in<br />

Einklang zu bringen.<br />

166 ImmoFokus


Fast jede Diskussionsrunde zur Digitalisierung<br />

in der Immobilienwirtschaft beginnt mit dem<br />

Statement, dass die Branche sehr langsam<br />

ist und auf neue Technologien nur sehr zögerlich<br />

reagiert. Und im Gegensatz zu vielen<br />

anderen digitalen Möglichkeiten trifft dieses<br />

Vorurteil bei der Anwendung der Blockchain<br />

auch ausnahmsweise voll zu. Während Cloud<br />

Computing und Robotics Process Automation<br />

Einzug in die IT und Geschäftsprozesse gehalten<br />

haben, sind die Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Blockchain weitestgehend unbekannt.<br />

Allein im Investment Management, also dem<br />

An- und Verkauf von Immobilien, werden gerade<br />

erste Projekte auf dem Markt bekannt, die<br />

darüber abgewickelt werden.<br />

Dabei sehe ich beispielsweise in der Umsetzung<br />

um ESG zahlreiche Möglichkeiten für<br />

deren Anwendung. Man stelle sich nur die<br />

Transparenz für alle Marktteilnehmer und<br />

über den gesamten Immobilien-Lebenszyklus<br />

vor, die eine sichere Speicherung von Bau-,<br />

Betriebs-, Verbrauchs- und Bewirtschaftungsdaten<br />

in einer gegenseitig verifizierten Datenhaltung<br />

schaffen würde. Hierfür müssen sich<br />

jedoch alle Markteilnehmer zu einer qualitativ<br />

hochwertigen Datenhaltung und der Transparenzschaffung<br />

bereit erklären.<br />

Erst dann kann die Auswahl einer geeigneten<br />

„Public Blockchain“ für die Immobilienwirtschaft<br />

erfolgen, denn nicht jedes DLT<br />

(Distributed Ledger Technology)-Verfahren<br />

ist technisch und fachlich gleichzusetzen. Es<br />

existieren Anbieter, die dem „Proof of Work“,<br />

vereinfacht gesagt der inhaltlich sachlichen<br />

Verifizierung dienen, und andere Verfahren,<br />

die eher dem „Proof of Identity“, also der Identifikation<br />

der Prozessbeteiligten einen Beitrag<br />

leisten. Beides ist für die Immobilienwirtschaft<br />

relevant und muss berücksichtigt werden,<br />

damit auf einem einheitlichen Standard aufgesetzt<br />

wird und nicht die gleiche babylonische<br />

Sprachverwirrung wie bei den Smart Building-<br />

Standards entsteht.<br />

Robert Betz,<br />

KPMG<br />

Erst wenn das Commitment der Immobilienbranche<br />

für Transparenz und Datenqualität<br />

für einen allgemein anerkannten Anwendungsfall<br />

besteht, kann die Blockchain einen<br />

Mehrwert für die Reduzierung von „Daten-Intermediären“<br />

liefern. Ob dies dann noch beim<br />

derzeit notwendigen Stromverbrauch auch im<br />

Sinne von ESG nachhaltig ist, steht auf einem<br />

anderen Blatt der aktuellen Diskussion.<br />

Ronald Frankl,<br />

Lansky, Ganzger & Partner<br />

Rechtsanwälte<br />

Entwicklung der Gesetzeslage rund um Crypto-<br />

Assets. Die derzeitige Gesetzeslage hinkt der<br />

rasanten Entwicklung der Blockchain-Technologie<br />

weit hinterher. Einen ersten Anlauf zur<br />

Aufholjagd hat die Europäische Kommission<br />

im September 2020 mit der Veröffentlichung<br />

des Verordnungsentwurf mit dem Titel „on<br />

Markets in Crypto-Assets“ („MiCAR“) gewagt,<br />

der eine europaweite Regulierung für Emissionen<br />

von Stablecoins und Utility Tokens sowie<br />

für das Anbieten von Dienstleistungen im Zusammenhang<br />

mit Kryptowerten vorsieht. Die<br />

MiCAR soll voraussichtlich Ende 2022 in Kraft<br />

treten.<br />

Die MiCAR normiert drei unterschiedliche<br />

Token-Arten und knüpft daran für den Emittenten<br />

– abhängig von der jeweiligen Einordnung<br />

– teils sehr umfangreiche Rechtsfolgen.<br />

Die vom Anwendungsbereich der MiCAR<br />

umfassten Token-Arten sind dabei „Asset<br />

Referenced Tokens“ („ARTs“) und E-Money<br />

Tokens („EMTs“) – beides Stablecoins – sowie<br />

Utility Tokens („UTs“).<br />

Als gemeinsame Voraussetzung teilen sich<br />

diese drei Token-Arten, dass die MiCAR Emittenten<br />

eines öffentlichen Angebots jeweils<br />

zur Veröffentlichung eines sogenanntes<br />

„White-Papers“ verpflichtet. Ein White-Paper<br />

dient dabei insbesondere dem Anleger- und<br />

Verbraucherschutz sowie einer allfälligen Haftungsbegründung<br />

des Emittenten gegenüber<br />

dem jeweiligen Investor und erfüllt damit einen<br />

ähnlichen Zweck wie ein Kapitalmarktprospekt.<br />

Neben diesen für Emittenten vorgesehenen<br />

Verpflichtungen normiert die MiCAR auch<br />

ein Zulassungserfordernis sowie besondere<br />

Anforderungen und Sorgfaltspflichten für<br />

das berufliche und gewerbliche Anbieten von<br />

Dienstleistungen im Zusammenhang mit Krpytowerten.<br />

Nicht umfasst sind von der MiCAR hingegen<br />

Security Tokens. Dies hat zur Folge, dass auf<br />

diese wertpapierähnlichen Tokens weiterhin<br />

das bestehende kapitalmarktrechtliche<br />

Regime Anwendung findet, das jedoch nicht<br />

speziell für Tokens konzipiert wurde. Es wäre<br />

wünschenswert, dass auch für diese Token-Art<br />

ein maßgeschneidertes Regelwerk geschaffen<br />

wird, das deren Eigenheiten in angemessener<br />

Weise berücksichtigt und dementsprechend<br />

differenzierte Regelungen trifft.<br />

Der Entwurf der MiCAR erscheint für die<br />

umfassten Anwendungsbereiche als vereinheitlichte<br />

rechtliche Regelung geeignet, um<br />

den – mangels spezieller Regelungen – vorherrschenden<br />

Missbrauchsmöglichkeiten<br />

entgegenzuwirken und Rahmenbedingungen<br />

für einen durch Rechtssicherheit und Verbraucherschutz<br />

geprägten Wettbewerb zu schaffen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

167


ImFokus<br />

Florian Petrikovics,<br />

tpa<br />

Die Blockchain-Technologie ermöglicht Unternehmen<br />

eine neue Form der Finanzierung<br />

sowohl durch Groß- als auch Kleinanleger.<br />

Konkret kann im Wege der Tokenisierung eine<br />

Finanzierung (zB Genussrecht oder Anleihe)<br />

ohne aufwendiges Listing an einer Börse handelbar<br />

gemacht werden. Somit vergrößert sich<br />

der Kreis potenzieller Investoren signifikant.<br />

Besonders bei tokenisierten Genussrechten<br />

kann das Unternehmen eine für die jeweiligen<br />

Bedürfnisse maßgeschneiderte Finanzierungslösung<br />

schaffen. Je nach konkreter<br />

Ausgestaltung kann unternehmensrechtlich<br />

Eigen-, Hybrid- oder Fremdkapital und steuerlich<br />

Eigenkapital (steuerlich gleichbehandelt<br />

wie eine unmittelbare Beteiligung) oder<br />

Fremdkapital (bei entsprechender Ausgestaltung<br />

stellen die Zinsen beim Unternehmen<br />

steuerlich Werbungskosten dar und werden<br />

beim Empfänger mit 27,5 Prozent KESt endbesteuert)<br />

vorliegen.<br />

Weiters können die Zahlungen aus diesem Genussrecht<br />

auf einzelne Projekte eingeschränkt<br />

werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein<br />

Unternehmen spezifisch die Investition in eine<br />

neue Immobilie oder eine neue Fabrik finanzieren<br />

kann und die Anleger an den Gewinnen<br />

dieses konkreten Projektes beteiligt werden.<br />

Durch die Blockchain-Technologie kann auch<br />

die laufende Verwaltung der Finanzierung<br />

effizient umgesetzt werden. Einerseits kann<br />

über die Analyse der Blockchain ausgewertet<br />

werden, wer die Anleger sind und andererseits<br />

kann durch sogenannte „smart contracts“ die<br />

Abwicklung der laufenden Zahlungen aus der<br />

Finanzierung effizient ohne Einschaltung einer<br />

Bank als Intermediär durchgeführt werden.<br />

Ein Praxisbeispiel: Ein Unternehmen will großflächig<br />

Solaranlagen bauen und betreiben und<br />

benötigt für das erste entsprechende Großprojekt<br />

eine eigenkapitalähnliche Anlauffinanzierung<br />

von 1,5 Millionen Euro. Das Unternehmen<br />

begibt ein tokenisiertes Genussrecht, wobei<br />

die Genussrechtsbedingungen derart ausgestaltet<br />

sind, dass die Investoren zu 70 Prozent<br />

am laufenden Ergebnis und einem allfälligen<br />

Veräußerungserlös dieses Solarkraftwerkes<br />

beteiligt sind. Das Unternehmen muss für die<br />

Auszahlung der laufenden Beteiligung nicht<br />

umständlich über eine auszahlende Stelle<br />

unter Einschaltung der Kontrollbank als Zentralverwahrer<br />

agieren, sondern kann durch den<br />

entsprechenden „smart contract“ unmittelbar<br />

an die Tokeninhaber auszahlen. Die Tokeninhaber<br />

können die in Form von Token verbrieften<br />

Genussrechte falls gewünscht jederzeit<br />

unkompliziert übertragen und verkaufen.<br />

Durch die große Flexibilität, die Vorteile bei<br />

Begebung und der laufenden Verwaltung und<br />

den großen Kreis an potenziellen Investoren<br />

wird die Finanzierung über Token die Unternehmensfinanzierung<br />

in den nächsten Jahren<br />

stark beeinflussen.<br />

Derzeit ist in Österreich leider gefühlt die Luft<br />

etwas raus aus dem Thema Token-Offerings<br />

bzw Security Tokens. Klassische Kapitalmarktinstrumente<br />

gewinnen wieder verstärkt<br />

an Bedeutung, auch im Bereich des Crowdfunding.<br />

Eventuell bietet die digitale Sammelurkunde<br />

(die freilich nichts mit Blockchain<br />

oder klassischen Security Tokens zu tun hat)<br />

einen Anschub, dass das Thema digitale Investments<br />

wieder in den Fokus rückt. Einen<br />

weiteren Anschub könnte die geplante EU-<br />

Verordnung über eine Pilotregelung für auf<br />

der Distributed-Ledger-Technologie (DLT)<br />

basierende Marktinfrastrukturen leisten.<br />

Während Regulierung auf der einen Seite bei<br />

vielen Marktteilnehmern verpönt ist, kann<br />

Regulierung auf der anderen Seite Vertrauen<br />

bei potenziellen Investoren schaffen. Da in der<br />

Vergangenheit gerade im Markt der Token-<br />

Offerings oftmals „Wild West“ geherrscht<br />

hat, ist nicht verwunderlich, dass vor allem<br />

der breiten Masse an Kleinanlegern derzeit<br />

wohl vielfach das Vertrauen in DLT fehlt. Die<br />

geplante Verordnung wird die starre Verwahrung<br />

von „digitalen Wertpapieren“ bei Wertpapiersammelbanken<br />

durchbrechen oder<br />

auch kleineren Wertpapierfirmen das Betreiben<br />

eines DLT-basierten Handelssystems und<br />

den Handel mit DLT-basierten Wertpapieren<br />

ermöglichen.<br />

Stefan Paulmayer,<br />

CMS Reich Rohrwig<br />

Hainz Rechtsanwälte<br />

168 ImmoFokus


„Für Immobiliengesellschaften<br />

und<br />

Investoren ergeben sich<br />

neue Möglichkeiten der<br />

Interaktion.“<br />

Alexander Rapatz,<br />

Black Manta Capital Partners<br />

Alexander Rapatz,<br />

Black Manta Capital Partners<br />

Security Token Offerings als alternative Finanzierungsform?<br />

Der Security Token ist – vereinfacht<br />

gesagt – ein Transport-Medium auf der<br />

Blockchain, welches Rechte und Pflichten an<br />

einem zugrundeliegenden Vermögenswert<br />

widerspiegelt und transportiert. Security<br />

Token Offerings (STO) sind demnach ein<br />

alternatives Beteiligungs- und Finanzierungsinstrument<br />

unter Verwendung der Blockchain-<br />

Technologie.<br />

Grundsätzlich gilt, dass Security Token im Rahmen<br />

des rechtlich Zulässigen frei gestaltbar<br />

sind und man jede Form einer direkten oder indirekten<br />

Beteiligung individuell strukturieren<br />

und abbilden kann. Die Ausgestaltung eines<br />

STO ist jedoch stark abhängig vom jeweiligen<br />

Vermögenswert und auch den Zielen des emittierenden<br />

Unternehmens.<br />

Obwohl es derzeit nur sehr eingeschränkt<br />

möglich ist, unmittelbares Eigentum (iS einer<br />

Handelsregister- oder Grundbuchseintragung)<br />

durch einen Security Token darzustellen,<br />

kann man jedoch mit Treuhandstrukturen<br />

oder Genussrechten ein wirtschaftlich sehr<br />

ähnliches Ergebnis erzielen. Ausnahme in Österreich<br />

ist zum Beispiel das Aktienbuch einer<br />

AG, welches bereits auf der Blockchain geführt<br />

werden kann.<br />

Zinshauses oder einer Wohnung nicht leisten<br />

kann, kann nun über den Erwerb von zum Beispiel<br />

einzelnen Quadratmetern einer solchen<br />

Immobilie mittelbarer Teileigentümer und<br />

anteilsmäßig an deren Wertsteigerung und<br />

laufenden Erträgen beteiligt werden.<br />

Als Beispiel kann hier das Berliner Wohnbau-<br />

Projekt Tigris S17A genannt werden, an<br />

welchem sich Investoren am Bauträger und<br />

Eigentümer der Liegenschaft mittels tokenisierter<br />

Genussscheine beteiligen konnten.<br />

Als eigenkapitalähnliches Instrument ist der<br />

Anleger (im Gegensatz zu Fremdkapitalinstrumenten)<br />

am Erfolg des Immobilien-Projekts<br />

beteiligt. Konkret wurden von rund 11 Millionen<br />

Euro Gesamtkosten zwei Millionen über<br />

Security Token finanziert. Nach Fertigstellung<br />

des Objekts und dem Verkauf der einzelnen<br />

Wohneinheiten werden die Anleger am Bilanzgewinn<br />

der Gesellschaft zu 20 Prozent<br />

beteiligt. Dies bedeutet, der Anleger erhält<br />

die Möglichkeit, sich an der Wertentwicklung<br />

eines einzelnen Immobilienobjektes zu beteiligen,<br />

dies schon ab einem Investment von<br />

500 Euro. Der Projekteigentümer wiederum<br />

konnte hierdurch seinen erforderlichen Eigenkapitalanteil<br />

refinanzieren bzw. durch die<br />

Ausgabe von Security Token ein entsprechend<br />

größeres Projekt realisieren.<br />

Unser Ziel ist es, Anlegern alternative Investitionsmöglichkeiten<br />

am Immobilienmarkt<br />

zu eröffnen, welche bislang für diese nicht<br />

zugänglich waren. Wer sich den Kauf eines<br />

Es eröffnen sich somit für beide Seiten, Immobiliengesellschaften<br />

als auch Investoren, neue<br />

Möglichkeiten einer Interaktion im Rahmen<br />

von Beteiligungs- oder Finanzierungsprojekten.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

169


ImFokus<br />

Welche Potenziale, welche Anwendungsfelder<br />

eröffnet die Blockchain-Technologie der Immobilienwirtschaft?<br />

Die Blockchain-Technologie<br />

kann überall dort ihr Potenzial entfalten,<br />

wo es um Vertrauen geht. Traditionell wird für<br />

solche Konstellationen ein Intermediär, etwa<br />

eine Bank oder ein Treuhänder, eingesetzt.<br />

Diese Rolle kann eine Blockchain übernehmen<br />

und ist dann effizienter, schneller und transparenter.<br />

So lassen sich etwa kleine Transaktionen<br />

im Facility Management einfach abwickeln:<br />

Wenn der Facility Manager einen Auftrag<br />

abgeschlossen hat, hinterlegt er das auf der<br />

Blockchain und wird ausgezahlt. Eine vergleichsweise<br />

aufwendige Rechnungsstellung<br />

mit allem, was dazu gehört, ist nicht nötig.<br />

Auch große Transaktionen von ganzen Gebäuden<br />

lassen sich via Blockchain abbilden. Eine<br />

Anteilsübertragung kommt dann ohne Fonds,<br />

Urkunde und notarielle Beglaubigungen aus.<br />

Generell ist das gesamte Vertragswesen ein<br />

breites Anwendungsfeld für die Blockchain-<br />

Technologie.<br />

Allerdings hängt in all diesen Bereichen der<br />

Erfolg der Blockchain von der Akzeptanz und<br />

dem Vertrauen der Beteiligten in die Technologie<br />

ab. Nur wenn eine kritische Masse von<br />

Akteuren der Immobilienwirtschaft der Blockchain<br />

mindestens genauso stark vertraut wie<br />

den althergebrachten Intermediären, hat sie<br />

eine Zukunft.<br />

Alexander Hellmuth,<br />

EY Real Estate<br />

Peter Fischer,<br />

PwC Österreich<br />

Im Kontext der Immobilienwirtschaft gibt<br />

es mehrere Einsatzmöglichkeiten für die<br />

Blockchain entlang der gesamten Immobilienwertschöpfungskette:<br />

Kurzfristig kann die<br />

Blockchain zur Überweisung des Kaufpreises<br />

bei Immobilientransaktionen mit etablierten<br />

Kryptowährungen sowie durch Initial Coin<br />

Offerings (Tokenisierung) eingesetzt werden.<br />

Erste Experimente sind bereits am Markt zu<br />

beobachten: So wird in Schweden bereits an ei-<br />

nem auf Blockchain-Technologie basierenden<br />

digitalen Grundbuch gearbeitet. Mittelfristig<br />

wird der Einsatz von Smart Contracts erwartet.<br />

Dabei handelt es sich um elektronische<br />

Verträge auf Basis von Computerprotokollen,<br />

welche die hinterlegten Klauseln oder Regeln<br />

automatisch überwachen und bei einem<br />

auslösenden Ereignis automatisch definierte<br />

Aktionen ausführen können. Eine schriftliche<br />

Fixierung in Papierform ist damit überflüssig.<br />

Langfristig wird Blockchain dazu beitragen,<br />

die Markttransparenz deutlich zu erhöhen und<br />

„principal-agent issues“ zu lösen.<br />

Heute ist der praktikable Einsatz von Blockchain<br />

im Immobilienkontext erst im Entstehen<br />

und sehr rudimentär ausgeprägt. Erste<br />

Anwendungsmöglichkeiten sind meist theoretisch<br />

angedacht – eine praxistaugliche und<br />

massentaugliche Implikation bedarf jedoch<br />

noch der weiteren Entwicklung. Mit Hilfe von<br />

Smart Contracts wird es in Zukunft via Blockchain<br />

möglich sein, Miet- und Kaufverträge zu<br />

gestalten, die notwendigen Daten zur Immobilienbewertung<br />

bereitzustellen und auszuwerten,<br />

Dienstleister entlang der Wertschöpfungskette<br />

zu beauftragen, Immobiliendaten<br />

abzubilden und sensible Daten zu speichern.<br />

Dadurch könnten alle Dienstleister, Verträge,<br />

Behörden, Verwalter etc. verbunden und<br />

dezentral verwaltet werden. Gerade in Verbindung<br />

mit IoT (Internet of Things) sind vielfältige<br />

Anwendungen denkbar. Blockchain ist<br />

kein Allheilmittel – wenn jedoch eine gemeinsame<br />

Datenbasis in einem Netzwerk benötigt<br />

wird, dem es zwar an Vertrauen mangelt, das<br />

aber einen mehrfachen und offenen Zugriff erfordert,<br />

kann Blockchain die Technologie der<br />

Wahl sein. Es ist eine sehr komplexe, aber vielversprechende<br />

Technologie, die erhebliches<br />

technisches Wissen voraussetzt und noch intensive<br />

Forschung erfordert, um ihr enormes<br />

Potenzial sinnvoll zu nutzen.<br />

170 ImmoFokus


„Blockchain-Projekte sind<br />

vielfältig und können<br />

verlässlich rechtskonform<br />

umgesetzt werden.“<br />

Stefan Artner,<br />

Dorda Rechtsanwälte<br />

Stefan Artner,<br />

Dorda Rechtsanwälte<br />

Während Krypto-Kunst, Bitcoin & Co den<br />

Sprung aus der Nische geschafft haben, revolutioniert<br />

die Blockchain-Technologie gerade<br />

auch die Immo- und Baubranche. Blockchain<br />

wird in diesem Bereich bereits vielseitig eingesetzt.<br />

Lukrative Use Cases sind zum Beispiel<br />

die automatisierte Überwachung des Baufortschritts,<br />

die Koordination von Bauprojekten<br />

oder die Prüfung der Herkunft von Bauteilen<br />

in der Vertriebskette. Aber auch die Tokenisierung<br />

von Immobilien boomt derzeit gerade<br />

im Crowdinvesting-Bereich und für die Immobilienfinanzierung.<br />

Und die automatisierte<br />

Abwicklung von standardisierten Kauf- und<br />

Mietverträgen „klopft auch schon an die Türe“.<br />

Diese vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />

verdankt die Blockchain ihren Kernmerkmalen<br />

– vor allem der Fälschungssicherheit und<br />

der Dezentralität. Informationen können manipulationssicher<br />

auf der Blockchain gespeichert<br />

werden, ermöglichen jederzeit eine Rückverfolgung<br />

der Transaktionsschritte durch alle Teilnehmer<br />

des Blockchain-Netzes und schaffen so<br />

eine einzigartige Vertrauensbasis.<br />

Bei der Umsetzung von Blockchain-Projekten<br />

stehen Unternehmen allerdings auch vor<br />

vielen neuen Rechtsfragen. Dafür gibt es<br />

aber bereits gangbare und wirtschaftliche<br />

Lösungen. Bei Dorda tauschen wir uns dazu<br />

in unserer Digital Industries Group laufend<br />

zur praktischen Umsetzung zahlreicher<br />

Blockchain-Projekte aus. Das österreichische<br />

Recht ist glücklicherweise technologieneutral<br />

ausgestaltet. Damit kann es auf jedes<br />

noch so innovative Geschäftsmodell umgelegt<br />

werden. Nehmen wir das Beispiel der<br />

Tokenisierung von Rechten an Immobilien:<br />

Zentral ist die Frage, wie ein Token wirksam<br />

übertragen werden kann. Da Tokens keine<br />

körperlichen Sachen sind, scheidet die Übergabe<br />

von Hand zu Hand aus. Das altbewährte<br />

Konstrukt der Besitzanweisung, das schon<br />

das römische Recht kannte und auch das<br />

200 Jahre alte ABGB kennt, funktioniert hier<br />

bestens: Jeder Teilnehmer wird angewiesen,<br />

die neu vermerkte Adresse in seiner Kopie<br />

der Blockchain für den neuen Übernehmer zu<br />

verwahren. Ein weiterer, spannender Aspekt<br />

ist auch die Rückabwicklung von Verträgen.<br />

Ein nachträgliches Entfernen von Informationen<br />

widerspricht der Blockchain-Technologie.<br />

Daher wird die Rückabwicklung in der Praxis<br />

einfach über einen neuen Eintrag dokumentiert.<br />

Somit bleibt die gesamte Transaktion<br />

in der Blockchain-Historie gespeichert, die<br />

Rückabwicklung wird durch den gegenläufigen<br />

Eintrag im letzten Block dokumentiert<br />

und damit das Geschäft de facto aufgehoben.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

171


ImFokus<br />

Digitale<br />

Vermögenswerte<br />

Immobilienfinanzierung. Die Blockchain-Technologie steuert in diesem Bereich neue Ideen bei und hat das<br />

Potenzial, den Markt nachhaltig zu verändern.<br />

Autor: Walter Strametz<br />

E<br />

s klingt zu schön, um wahr zu sein:<br />

Unabhängig von Fremdplattformen<br />

lassen sich digitale Vermögenswerte<br />

auf der eigenen Website anbieten<br />

und verkaufen. Die Digitalisierung öffnet hier<br />

Tür und Tor, um Geld zu verdienen. Da stellt sich<br />

doch für den einen die Frage, ob und wie er die<br />

Blockchain-Technologie für sein Unternehmen<br />

nutzen kann, und für den anderen, ob er einsteigen<br />

oder noch abwarten soll. Währenddessen<br />

liefern sich Security Token Offerings (STOs) ein<br />

Wettrennen um die Pole-Position für die neue<br />

Anlageklasse.<br />

Hinter den Schlagwörtern „Digital Assets“,<br />

„Security Token“, „NFTs“ oder „Dezentrale<br />

Finanzierung“ steckt die Digitalisierung von<br />

Rechten (zum Beispiel Genussrechte oder<br />

Teilhaberschaft an einer Gesellschaft) mittels<br />

Blockchain-Technologie. Ein Beispiel: Eine<br />

digitale Herausgabe von Aktien beziehungsweise<br />

deren Handel gestaltet sich mit traditionellen<br />

Mitteln sehr schwierig. Die Gründung<br />

einer AG ist zwar kein Problem, trotzdem ist<br />

der öffentliche Handel an zum Beispiel der<br />

Wiener Börse wegen des Verbraucherschutzes<br />

mit hohen Auflagen und Kosten verbunden.<br />

Mittels Blockchain-Technologie können „digitale<br />

Aktien“ sehr einfach und sicher umgesetzt<br />

und gehandelt werden. Ob das Geschäftsmodell<br />

hinter einem Investment erfolgreich ist,<br />

oder ob der Herausgeber von digitalen Vermögenswerten<br />

vertrauenswürdig ist, kann natürlich<br />

nicht vorherbestimmt werden.<br />

Bereits bekannt: Crowdfunding<br />

Die Möglichkeiten sind vielfältig, ein Vergleich<br />

mit einem bekannten Modell hilft: Crowdfunding<br />

ist für viele Kleinanleger bereits Realität.<br />

Vor zehn Jahren war es für viele noch undenkbar,<br />

sein Erspartes bei einer Crowdfunding-<br />

Plattform zu investieren. Heute locken diese<br />

Plattformen vor allem mit Renditen von sechs<br />

bis acht Prozent, anstelle nicht vorhandener<br />

Sparzinsen am Bankkonto. Der Markt der<br />

Alternativen Finanzierung in Europa steckt<br />

verglichen mit den USA und China noch in den<br />

Kinderschuhen, doch wächst dieser mit 50–100<br />

Prozent pro Jahr und ist bereits eine wichtige<br />

Finanzierungsquelle für kleinere Unternehmen<br />

(KMU). Das Niedrigzinsumfeld beziehungsweise<br />

einfachere und einheitliche Vorschriften<br />

werden den Markt weiter anheizen.<br />

Die Blockchain-Technologie ermöglicht für<br />

das Crowdfunding-Modell die einfachere Handelbarkeit<br />

von Investments. Heutzutage investiert<br />

man in ein ausgewähltes Immobilien-<br />

Projekt, wartet ca. zwei Jahre und bekommt<br />

Einzahlung plus Zinsen, wenn alles klappt. Das<br />

Management der Investitionen aus Auszahlungen<br />

aus der Sicht der Plattform kann man<br />

in einem einfachen Excel-Sheet bewältigen.<br />

172 ImmoFokus


Walter Strametz<br />

Walter Strametz hat die blockchain-real.at ins Leben<br />

gerufen, digitalisiert mit element36.io Vermögenswerte<br />

und hat die Investitionsplattform für crowdlitoken.com<br />

(ab 100 EUR in 16 Millionen CHF Immo-Anleihen investieren)<br />

gebaut.<br />

Durch sogenannte Blockchain-basierte „Token“<br />

können investierte Anteile gehandelt<br />

werden, was auch längerfristige Geschäftsmodelle<br />

oder die Investition in mehrere Projekte<br />

ermöglicht und vereinfacht. Dies bedeutet die<br />

Herausgabe von Aktien (deren Einlage man<br />

nicht zurückzahlen muss) oder von Genussrechten<br />

– wie zum Beispiel ein Anrecht auf<br />

den Betriebserfolg einer Immobilie (wie zum<br />

Beispiel bei Crowdlitoken.com). Anstatt in<br />

Form eines Excel-Sheets wird die Buchhaltung<br />

im Hintergrund digital durch die Blockchain-<br />

Technologie erledigt.<br />

Wichtiger Aspekt für den Immobiliensektor ist,<br />

dass man mit der Blockchain-Technologie nicht<br />

mehr auf externe Plattformen angewiesen ist,<br />

sondern über die eigene Webseite einen sicheren<br />

Kanal für eigene digitale Vermögenswerte<br />

anbieten kann, aber die „selbstgemachten“ digitalen<br />

Vermögenswerte durch den Blockchain-<br />

Standard trotzdem handelbar bleiben.<br />

Die Digitalisierung (das heißt die technische<br />

Umsetzung) ist heutzutage kein Problem und<br />

in wenigen Wochen durchführbar. Das Geschäftsmodell<br />

und dessen regulatorische Absicherung<br />

kann wegen der vielen Stellschrauben<br />

jedoch herausfordernd sein. Grob gesagt geht<br />

es um folgende Fragen:<br />

Wem beziehungsweise wo biete ich<br />

meine Vermögenswerte an?<br />

Die Platzierung in einer privaten Runde oder<br />

an rein professionelle Investoren ist regulatorisch<br />

viel einfacher zu bewältigen als ein<br />

öffentliches Angebot und konsequenterweise<br />

eine Prospektpflicht. Je nach Investitionsvolumen<br />

sind neben den europarechtlichen<br />

Vorgaben auch nationale Vorschriften, unter<br />

anderem des Kapitalmarktgesetzes oder des<br />

Alternativfinanzierungsgesetzes, zu beachten.<br />

Wie hoch ist der digitalisierte<br />

Vermögenswert?<br />

Stark vereinfacht dargestellt gibt es folgende<br />

Schwellenwerte:<br />

< EUR 250,000: Kein Prospekt<br />

> EUR 250,000 und < EUR 2,000,000:<br />

Einfaches Informationsblatt gemäß Alternativfinanzierungsgesetz<br />

> EUR 2,000,000 und < 5,000,000: Für Security<br />

Token einfacher Prospekt gemäß<br />

Kapitalmarktgesetz<br />

> EUR 5,000,000: Prospekt nach EU-Prospektverordnungen<br />

Wie sollen die Vermögenswerte<br />

gehandelt werden?<br />

Werden Vermögenswerte nur zwischen bereits<br />

vorhandenen Anlegern direkt gehandelt<br />

(Peer-to-Peer), stellt dies kein Problem dar. Geschieht<br />

dies über eine Plattform, sind weitergehende<br />

regulatorische Aspekte zu beachten, die<br />

unter Umständen Anwendung finden.<br />

An Bedeutung gewinnen handelbare (Security)<br />

Token auch durch den vermehrten Einzug<br />

von traditionellen Finanzinstituten in den<br />

Bereich der Token. So kündigten erst kürzlich<br />

die Commerzbank und Deutsche Börse in Zusammenarbeit<br />

mit dem Fintech 360X einen<br />

Marktplatz für digitale Assets (Token) an. In<br />

der Schweiz wird der baldige Start der „Swiss<br />

Digital Exchange“ (sdx.com)– eine Plattform<br />

für digitale Vermögenswerte – erwartet, lanciert<br />

von der SIX-Group, die unter anderem die<br />

Schweizer Börse betreibt.<br />

Wann kommt der Durchbruch?<br />

Der Autor geht davon aus, dass die Entwicklung<br />

im Zusammenhang mit Token vor allem durch<br />

die europäische MiCA-Verordnung (Markets<br />

in Crypto-Assets Verordnung), die derzeit als<br />

Entwurf vorliegt, einen Aufschwung und Bewegung<br />

in den Markt bringen wird. Die geplante<br />

Verordnung soll vor allem im Bereich der Utility<br />

Token ein harmonisierendes Regelwerk schaffen,<br />

wobei Security Token von dem geplanten<br />

Regelwerk explizit ausgenommen sind.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

173


ImFokus<br />

Crowdinvesting ist<br />

Hochrisikokapital<br />

Schwarminvestitionen. Rückzahlungsprobleme, die bei einigen Projekten aufgetreten<br />

sind, erinnern an das hohe Risiko, das mit Crowdinvesting verbunden ist.<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

D<br />

ie Bewährungsprobe Corona-<br />

Krise hat das Immobilien-Crowdinvesting<br />

gut überstanden. Nach<br />

einem kurzen Moment der<br />

Schockstarre im März 2020 setzte sich die starke<br />

Entwicklung der Vorjahre fort und Ende 2020<br />

stand schließlich ein Marktvolumen von 62<br />

Millionen Euro zu Buche (2019: 52,9 Millionen<br />

Euro). Auch heuer hält der Run des Schwarms<br />

auf Betongold weiter an, berichten die Plattformen.<br />

Der Hintergrund: Die Krise, das anhaltend<br />

niedrige Zinsniveau, die Geldflut der EZB<br />

und der Mangel an Anlagealternativen würden<br />

Immobilien alles andere als weniger attraktiv<br />

machen. Aber auch die Tatsache, dass von<br />

zuhause per Mausklick investiert werden kann,<br />

hat Crowdinvestments befeuert.<br />

Ein weiterer wichtiger Treiber für die anhaltend<br />

starke Nachfrage am Crowdinvesting<br />

ist für Tobias Leodolter, Co-Gründer und CIO<br />

von Rendity, dass die Anleger ihr Geld bislang<br />

verlässlich zurückerhalten beziehungsweise<br />

laufende Zinszahlungen lukrieren konnten.<br />

Und Letztere können sich bekanntlich sehen<br />

lassen: Der Durchschnitt lag hierzulande<br />

2020 bei rund sieben Prozent. Im Frühjahr ist<br />

allerdings das passiert, womit der Schwarm in<br />

Österreich bislang nicht konfrontiert war und<br />

wovor Kritiker oft gewarnt hatten: Bei einigen<br />

Projekten, die von den beiden Marktführern<br />

Rendity und Dagobertinvest vermittelt wurden,<br />

wurden Verzögerungen beziehungsweise<br />

Rückzahlungsprobleme bekannt.<br />

Corona-bedingte Bauverzögerungen<br />

Im Falle von Rendity geht es um die Projekte<br />

„Habichergasse 47“, ein Entwicklungsprojekt<br />

in Wien-Ottakring (Finanzierungsvolumen:<br />

600.000 Euro), und „MedBase19“ (700.000<br />

Euro), ein Ordinationshaus im 19. Bezirk.<br />

Hinter den Verzögerungen stünden Coronabedingte<br />

Aufschübe beim Bauablauf und<br />

Lieferengpässe. Dazu kommt, dass es länger<br />

als sonst dauere, den Abverkauf abzuwickeln<br />

sowie eine Grundbucheintragung oder einen<br />

Termin beim Notar zu bekommen. „Wir arbeiten<br />

jedenfalls mit den Emittenten daran,<br />

dass die beiden Projekte weiterbetrieben werden<br />

und eine Rückzahlung erfolgen kann“, so<br />

Leodolter. Auch hinsichtlich der Option, eine<br />

Zwischenfinanzierung aufzustellen, befinde<br />

man sich in engen Verhandlungen.<br />

Bei Dagobertinvest betrafen die Rückzahlungsverzögerungen<br />

zwei Wohnprojekte der STH<br />

Living: Eines in der Leebgasse 38 im zehnten<br />

Bezirk mit einem Finanzierungsvolumen von<br />

„Das Crowdinvesting ist<br />

eine unternehmerische<br />

Veranlagung, mit der auch<br />

das Risiko eines Totalausfalls<br />

verbunden ist.“<br />

Tobias Leodolter,<br />

Rendity<br />

300.000 Euro und eines in Wien-Ottakring<br />

mit knapp 350.000 Euro. Bei beiden Projekten<br />

hat Dagobertinvest das Rückzahlungsdatum<br />

verschoben und den Anlegern angeboten, über<br />

eine Rechtsanwaltskanzlei die Darlehensbeträge<br />

außergerichtlich einzufordern. „Wichtig<br />

ist, dass über die SH Projektentwicklung ein<br />

Sanierungsverfahren eröffnet wurde und nicht<br />

über die Projektgesellschaften“, hält Andreas<br />

Zederbauer, Co-Gründer und Geschäftsführer<br />

von Dagobertinvest, fest. Nachsatz: „Es bleibt<br />

Fotos: Nicole Viktorik, Walter Sieberer, Adobe Stock<br />

174 ImmoFokus


abzuwarten, ob diese Firma ein Bauernopfer<br />

oder der erste Dominostein in der Firmengruppe<br />

des Herrn Stefan Hadrbolec ist.“<br />

Datenherausgabe wird eingeklagt<br />

Laut Zederbauer werde die Firmengruppe von<br />

Hadrbolec bereits seit zwei Jahren kritisch bewertet,<br />

weshalb die beiden Emissionen von Dagobertinvest<br />

schon längere Zeit als „unsicher“<br />

in den Dashboards der Anleger ausgewiesen<br />

würden. „Unseren Informationen zufolge gab<br />

es keine zweckwidrige Mittelverwendung, jedoch<br />

wurden scheinbar beide Crowdfunding-<br />

Projekte nicht ordentlich umgesetzt“, erklärt<br />

er. Deshalb versuche man seit mehreren<br />

Monaten auch an die Daten, die Aufschluss<br />

darüber geben, was eigentlich passiert ist, heranzukommen.<br />

Die Herausgabe der Daten beziehungsweise<br />

Bucheinsichten würden derzeit<br />

im Namen der Anleger eingeklagt werden.<br />

„Den meisten Anlegern ist gar nicht bewusst,<br />

dass es sich beim Crowdinvesting um Hochrisikokapital<br />

handelt“, sagt Stefan Artner, Partner<br />

und Leiter des Real Estate Teams bei Dorda<br />

Rechtsanwälte. Wieso das Risiko hoch ist, völlig<br />

durch die Finger zu schauen, erklärt seine<br />

Kollegin im Real Estate Team der Kanzlei, Magdalena<br />

Brandstetter: „Beim Crowdinvesting<br />

sind die Anleger in der Regel über ungesicherte<br />

Nachrangdarlehen in Immobilienprojekte investiert,<br />

weshalb eigentlich ‚Crowdlending‘ die<br />

treffendere Bezeichnung wäre.“ Das bedeute,<br />

dass die Schwarminvestoren im Falle einer<br />

Insolvenz des Bauträgers beziehungsweise<br />

Developers gegenüber allen anderen Gläubigern<br />

das Nachsehen hätten. „Ihre Ansprüche<br />

werden erst nach jenen der anderen Geldgeber<br />

bedient – vorausgesetzt es bleibt überhaupt<br />

etwas Geld übrig“, so Brandstetter.<br />

Emittent trägt Ausfallsrisiko<br />

Beim Crowdinvesting wird das Ausfallsrisiko<br />

jedenfalls nicht von den Plattformen, sondern<br />

ausschließlich vom Bauträger beziehungsweise<br />

Developer getragen. „Machen es die<br />

Plattformen – über einen Vertrag mit den<br />

Developern – richtig, so beschränkt sich ihre<br />

Rolle auf die reine Vermittlungstätigkeit“,<br />

erklärt Artner. Auch entfalle – gemäß österreichischem<br />

Alternativfinanzierungsgesetz<br />

– bei einem Fundingvolumen von bis zu zwei<br />

Millionen Euro binnen zwölf Monaten die Verpflichtung,<br />

einen Prospekt zu erstellen. „Die<br />

Emittenten müssen den Anlegern lediglich ein<br />

Informationsblatt mit den wesentlichen Projektdaten<br />

zur Verfügung stellen“, so Artner.<br />

Gemäß der Alternativfinanzierungsinformations-Verordnung<br />

muss das besagte Informationsblatt<br />

unter anderem über den Emittenten<br />

und das Projekt, die Hauptmerkmale des<br />

Angebotsverfahrens, die Kapitalbeschaffung<br />

sowie besondere Risikofaktoren aufklären.<br />

„Die Informationen müssen von einem Wirtschaftstreuhänder,<br />

Rechtsanwalt, Notar oder<br />

andernfalls vom Plattformanbieter selbst,<br />

hinsichtlich ihrer Vollständigkeit, Verständlichkeit<br />

und Kohärenz geprüft werden“, erklärt<br />

Gabriele Etzl, Expertin für Immobilienrecht bei<br />

Deloitte Legal. Wenn nicht, würden sich die<br />

Plattformbetreiber einer potenziellen Haftung<br />

aussetzen. Weiters wären sie auch nicht dazu<br />

verpflichtet, von den Developern ein Reporting<br />

– etwa bezüglich Projektfortschritt oder Wohnungsabverkauf<br />

– einzuholen. Allerdings ist<br />

das in der Branche durchaus üblich.<br />

Null versus sieben Prozent Zinsen<br />

„Für das erhöhte Risiko werden Crowdinvestoren<br />

mit höheren Zinsen kompensiert“, bringt<br />

es Etzl auf den Punkt. Sie hat durchaus Verständnis<br />

dafür, dass Immobilieninvestments,<br />

die sieben Prozent Zinsen bieten, für viele Menschen<br />

verlockend sind. Allerdings empfiehlt sie<br />

Personen mit durchschnittlichem Sparvermögen<br />

ihre Immobilien-Crowdinvestments über<br />

mehrere Projekte zu streuen. Für Brandstetter<br />

ist es zudem sinnvoll, sich anzuschauen, wie die<br />

Unternehmen hinter den jeweiligen Projektgesellschaften<br />

in finanzieller Hinsicht aufgestellt<br />

sind. „Etwa, um mit den aktuell hohen Baukosten<br />

umgehen zu können“, meint sie.<br />

So schmerzhaft ein etwaiger Ausfall für jeden<br />

einzelnen Anleger auch sein mag, etwas relativiert<br />

wird dies durch die vergleichsweise<br />

„Im Falle einer Insolvenz des<br />

Developers haben Schwarminvestoren<br />

gegenüber allen<br />

anderen Gläubigern das<br />

Nachsehen.“<br />

Magdalena Brandstetter,<br />

Dorda Rechtsanwälte<br />

geringe Höhe der investierten Beträge. Laut<br />

Crowdcircus wurde 2020 im Durchschnitt<br />

1.440 Euro pro Immobilienprojekt investiert.<br />

Leodolter erinnert daran, dass sich der bisherige<br />

Trackrecord des Crowdinvestings in Österreich<br />

durchaus sehen lassen kann. Allein über Rendity<br />

wurden bislang rund hundert Projekte<br />

finanziert. Davon wurden 25 zurückbezahlt,<br />

wobei mehr als 14 Millionen Euro an die Anleger<br />

flossen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Dagobertinvest:<br />

Von insgesamt 180 Immobilienprojekten<br />

erfolgte bei 54 bereits die Rückzahlung.<br />

Dass es in Zukunft bei einzelnen vom Schwarm<br />

finanzierten Immobilienprojekten – nicht zuletzt<br />

aufgrund des schweren wirtschaftlichen<br />

Umfelds – zu weiteren Rückzahlungsproblemen<br />

oder gar Ausfällen kommt könnte, kann<br />

nicht ausgeschlossen werden. „Wichtig ist es,<br />

sich vor Augen zu führen, dass das Immobilienprojektgeschäft<br />

nicht mit Sparbuch oder<br />

Bausparvertrag verglichen werden kann“,<br />

sagt Leodolter. Vielmehr handele es sich beim<br />

Crowdinvesting um eine unternehmerische<br />

Veranlagung, mit der auch das Risiko eines<br />

Totalausfalls verbunden sei. <br />

Marktdaten Immobilien-Crowdinvesting 2020<br />

• Crowdinvesting-Marktvolumen 2020: 62 Millionen Euro (2019: 52,9 Millionen Euro)<br />

• Durchschnittliche Projekt-Verzinsung: 7 Prozent<br />

• Durchschnittliche Investmenthöhe: 1.440 Euro<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

175


ImFokus<br />

Alles Bitcoin<br />

oder was?<br />

Über den Bitcoin scheiden sich die Geister. Während er sich für<br />

Kritiker weder als Währung noch als Wertspeicher eignet, springen<br />

immer mehr Anleger auf den Krypto-Zug auf – zuletzt verstärkt auch<br />

institutionelle Investoren.<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

N<br />

achdem der Kurs des Bitcoins<br />

einige Jahre eher dahindümpelte,<br />

und sich die vielen Kritiker der<br />

Cyberwährung in ihrer Ablehnung<br />

bestätigt sahen, nahm er im Vorjahr so richtig<br />

an Fahrt auf. Ende 2020 stand nach einem heißen<br />

Herbst ein Plus von 300 Prozent zu Buche. Auch<br />

heuer setzte sich der Höhenflug bislang weiter<br />

fort – zumindest bis Mitte April, als sich der<br />

Kursanstieg seit Jahresbeginn noch bei 70 Prozent<br />

belief. Dann passierte das, was langjährige Bitcoin-<br />

Anleger in der Vergangenheit nicht nur einmal<br />

erleben mussten: Innerhalb kürzester Zeit rasselte<br />

der Kurs so richtig in den Keller. Kurz vor Redaktionsschluss<br />

notierte die Cyberwährung bei rund<br />

32.000 US-Dollar und damit ungefähr auf demselben<br />

Niveau wie Anfang 2021.<br />

„Was die Entwicklung des Bitcoin-Kurses<br />

betrifft, überrascht mich mittlerweile nichts<br />

mehr“, sagt Manuel Schleifer, Finanzmarktstratege<br />

bei Raiffeisen Research. Die jüngsten<br />

Verluste führt er zum Teil auf Tesla-CEO Elon<br />

Musk und dessen kryptische Aussagen beziehungsweise<br />

Tweets über den Bitcoin sowie<br />

Kryptowährungsverbote in China zurück. Vor<br />

allem eines sei aber entscheidend gewesen:<br />

Nachdem die Preis-Rallye Ende 2020 mehr<br />

und mehr kurzfristig orientierte Marktteilnehmer<br />

angezogen habe, sei spätestens im ersten<br />

Quartal 2021 der Optimismus der Euphorie<br />

gewichen und Spekulanten hätten vermehrt<br />

das Ruder übernommen. „Nach dem Motto<br />

,Is everybody in? Let the pain begin‘ kam es<br />

nach den massiven Anstiegen zu einer beinahe<br />

schon lehrbuchmäßigen Kurskorrektur“, so<br />

Schleifer.<br />

Rallye nach dem Lehrbuch<br />

Wie nach dem Lehrbuch hatte vor der jüngsten<br />

Korrektur auch der Bitcoin-Höhenflug<br />

im Herbst eingesetzt. „Bislang ist es nach jedem<br />

Halving mit einem Abstand von drei bis<br />

vier Monaten zu starken Kursanstiegen des<br />

Bitcoins gekommen“, erklärt Harald Egger,<br />

Chief Analyst und Crypto Asset Specialist bei<br />

der Erste Asset Management (EAM). Worauf<br />

er anspricht, ist der festgelegte Vorgang, dass<br />

ungefähr alle vier Jahre die Belohnung, die die<br />

so genannten Miner für das Schürfen der Kryptowährung<br />

erhalten, halbiert wird. Dadurch<br />

wird es kostspieliger, neue Bitcoins zu schürfen,<br />

was das Angebot begrenzt. Bei gleichbleibender<br />

Nachfrage sollte das zu Kursanstiegen<br />

führen. „Nachdem das letzte Halving im Mai<br />

2020 stattgefunden hat, ist es nicht überraschend,<br />

dass die Bitcoin-Hausse im vergangenen<br />

September begonnen hat“, so Egger.<br />

„Hohe Volatilität<br />

bedeutet auch, dass ein<br />

Asset mehr Potenzial<br />

nach oben hat.“<br />

Harald Egger,<br />

Erste Asset Management<br />

Die große Frage ist sicherlich, ob dem „Lehrbuch“<br />

entsprechend beziehungsweise wie<br />

nach früheren Halvings noch weitere Preisanstiege<br />

folgen werden oder ein neuerlicher<br />

„Kryptowinter“ bevorsteht? Das legen jedenfalls<br />

die mitunter astromisch anmutenden<br />

Kursziele der Analysten nahe. Anfang April<br />

Fotos: Huger/Erste AM, Union Investment, 21Shares, bitpanda, RBI<br />

176 ImmoFokus


hat beispielsweise Bloomberg in einem Ausblick<br />

verkündet, dass der Bitcoin Ende 2021<br />

bei 400.000 US-Dollar stehen könnte. Bei der<br />

Citigroup hat man bereits im vergangenen<br />

November bis zum heurigen Jahresende einen<br />

Kurs von <strong>31</strong>8.000 US-Dollar prognostiziert. Etwas<br />

zurückhaltender geben sich die Experten<br />

von JP Morgan, die den Bitcoin bis dahin bei<br />

130.000 US-Dollar sehen. Aber sind diese Prognosen,<br />

wie Kritiker meinen, bar jeder Realität<br />

und der Ausdruck eines maßlos überhitzten<br />

Marktes?<br />

Für Schleifer sind Preisziele um die 100.000<br />

US-Dollar auf Basis gängiger Bewertungsmodelle,<br />

wie etwa „Stock-to-Flow“, das im Rohstoffsektor<br />

zur Anwendung kommt, jedenfalls<br />

nicht unrealistisch. In die gleiche Kerbe schlagen<br />

auch die Analysten des Schweizer Krypto-<br />

Asset Managers 21Shares. Da der Bitcoin gerne<br />

als digitales Gold bezeichnet wird, nutzen<br />

sie die „Market-Sizing“-Methode, um dessen<br />

Wert einzuschätzen. Lanre Ige, Research<br />

Team Associate bei 21Shares rechnet vor: Die<br />

gesamte verfügbare Menge Gold habe aktuell<br />

einen Wert von rund 10 Billionen US-Dollar.<br />

Dividiere man diese Zahl durch das Bitcoin-<br />

Angebot (18,6 Millionen), so komme man auf<br />

einen Preis von rund 535.000 US-Dollar. „Das<br />

bedeutet, dass der Bitcoin enormes Wachstumspotenzial<br />

hat“, hält Ige fest, um hinzuzufügen:<br />

„Wie Gold ist der BTC ein Wertspeicher,<br />

den jede Generation anders definiert.“<br />

Institutionelle dominieren<br />

Anders als bei früheren Haussen waren zwischen<br />

dem vergangenen Herbst und Anfang<br />

2021 verstärkt institutionelle Investoren wie Finanzinstitute,<br />

Hedgefonds und Unternehmen<br />

am Bitcoin-Markt aktiv. Auf Coinbase, einer<br />

US-Handelsplattform für Kryptowährungen,<br />

die für 11,3 Prozent der gesamten weltweiten<br />

Krypto-Marktkapitalisierung von rund zwei<br />

Billionen USD verantwortlich zeichnet und daher<br />

ein repräsentatives Bild des Marktes abgibt,<br />

gingen im vierten Quartal 2020 64 Prozent der<br />

Trades beziehungsweise ein Handelsvolumen<br />

von 57 Milliarden US-Dollar auf das Konto institutioneller<br />

Kunden. Retailanleger handelten<br />

über denselben Zeitraum Kryptowährungen im<br />

Wert von 32 Milliarden Euro.<br />

„Wir haben immer gesagt, dass eine Bitcoin-<br />

Rallye erst dann nachhaltig sein wird, wenn<br />

institutionelle Anleger auf den Zug aufspringen“,<br />

sagt Schleifer. Mit ihren hohen Investitionsvolumina<br />

hätten die Institutionellen den<br />

Markt jedenfalls stabiler und widerstandsfähiger<br />

gemacht. Auch größere Mengen der Kryptowährung<br />

können offensichtlich mittlerweile<br />

„Wie Gold ist der<br />

BTC ein Wertspeicher,<br />

den jede Generation<br />

anders definiert.“<br />

Lanre Ige,<br />

21Shares<br />

gehandelt werden, ohne den Markt zu bewegen.<br />

Als etwa Tesla im ersten Quartal Bitcoins<br />

im Wert von 272 Millionen Euro verkauft hat,<br />

hat sich das kaum auf den Preis ausgewirkt.<br />

„Noch 2015 hätten ähnliche Transaktionen<br />

zu einem Preisrückgang von 30 Prozent oder<br />

mehr geführt“, so Ige.<br />

Für Egger ist das verstärkte Engagement der<br />

Institutionellen seit dem vergangenen Herbst<br />

auch darauf zurückzuführen, dass die EU im<br />

September einen Vorschlag zur Regulierung<br />

Volatilitäts-Vergleich: Bitcoin vs Ether<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

177


ImFokus<br />

Bitcoin-Entwicklung von Anfang an<br />

„Viele Investoren beobachten<br />

die Entwicklung<br />

der Geldmenge mit großer<br />

Sorge. Davon profitieren<br />

limitierte Assets wie<br />

Bitcoin und Gold.“<br />

Paul Klanschek,<br />

Bitpanda<br />

von Kryptowährungen vorgelegt hat. „Das hat<br />

die Regulierungssituation für diese Anleger<br />

klarer gemacht“, meint er. Tatsächlich ist die<br />

Regulierung von Kryptowährungen nach wie<br />

vor ein schwieriges Thema. Anders ausgedrückt:<br />

Bitcoin und Konsorten sind – außer in<br />

China – so gut wie nicht reguliert. In Europa<br />

haben beispielsweise nur die Schweiz und<br />

Liechtenstein bislang einschlägige Regeln definiert.<br />

Dass das so bleiben wird, darf bezweifelt<br />

werden. Mit der Zahl der Kryptoanleger steigt<br />

auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Behörden<br />

mit dem Thema beschäftigen – auch in<br />

Österreich, wo die Erträge von Kryptowährungen<br />

ab einer Haltedauer von zwölf Monaten<br />

derzeit noch steuerfrei sind.<br />

Bitcoin als Inflationsschutz<br />

Hinter den Bitcoin-Käufen zwischen Herbst<br />

2020 und dem ersten Quartal 2021 sehen<br />

Experten vor allem drei Motive: Das Wertsteigerungs-Potenzial,<br />

die Nutzung als Zahlungsmittel<br />

sowie die Absicherung gegen Inflation.<br />

„Die Rolle als Inflationsschutz ist angesichts<br />

der leicht negativen Korrelation zu Anleihen<br />

und der Tatsache, dass die Bitcoin-Menge auf<br />

21 Millionen begrenzt ist, durchaus gerechtfertigt“,<br />

findet Egger, der daran erinnert, dass<br />

die Geldmenge durch das Quantitative Easing<br />

seit der Finanzkrise und der EU-Staatsschuldenkrise<br />

massiv gestiegen ist. Wurde früher<br />

noch ein öffentlicher Schuldenstand von 146<br />

Prozent des BIP – wie im Falle Griechenlands<br />

2010 – als Katastrophe gesehen, so stelle heute<br />

ein Wert von rund 200 Prozent nicht selten die<br />

Realität dar.<br />

„Mit Corona hat sich die Geldpolitik komplett<br />

gedreht“, meint auch Paul Klanschek,<br />

Mit-Gründer und CEO der Handelsplattform<br />

Bitpanda. Viele Investoren würden die Entwicklung<br />

der Geldmenge mit „großer Sorge“<br />

beobachten. Normalerweise steige diese um<br />

zwei bis fünf Prozent im Jahr. Allein in den USA<br />

sei heuer jedoch ein Anstieg von 30 Prozent zu<br />

beobachten gewesen. „Das kann schlecht enden<br />

– möglicherweise in einer Hyperinflation“,<br />

warnt Klanschek. Von diesen Ängsten würden<br />

letztlich limitierte Assets wie Bitcoin und Gold<br />

profitieren.<br />

Auch wenn noch kein breiter Konsens herrscht,<br />

was der Bitcoin wirklich ist, so offenbart eine<br />

Studie des Asset-Managers Fidelity aus dem<br />

Vorjahr, für die 800 institutionelle Anleger aus<br />

den USA und Europa befragt wurden, einen interessanten<br />

Zugang dieser Investorengruppe.<br />

Demnach sprachen 60 Prozent all jener, die<br />

meinen, dass digitale Assets in ein Portfolio<br />

gehören, dem Bitcoin eine ähnliche Rolle zu<br />

wie Alternative Investments. Wie auch reale<br />

Assets, Private Equity, Hedgefonds oder struk-<br />

178 ImmoFokus


turierte Produkte werden Bitcoin & Co. von<br />

anderen Risiko- und Ertragsfaktoren getrieben<br />

als traditionelle Investments und helfen daher,<br />

ein Portfolio zu diversifizieren.<br />

Keine Korrelation<br />

Tatsächlich lag die durchschnittliche Korrelation<br />

zwischen Bitcoin und anderen Anlageklassen<br />

zwischen Jänner 2015 und September<br />

2020 bei nicht mehr als 0,11. Kurz: Zwischen<br />

den Erträgen, die mit der Kryptowährung<br />

generiert werden und jenen anderer Assets<br />

besteht nahezu kein Zusammenhang. Der<br />

Frage, wieso das der Fall ist, gingen Ökonomen<br />

der Yale University auf den Grund. Sie fanden<br />

heraus, dass die Erträge von Bitcoin, Ether und<br />

Ripple weder mit den Risikofaktoren, die bei<br />

Aktien, Währungen und Edelmetallen eine<br />

Rolle spielen, noch mit makroökonomischen<br />

Einflussgrößen – wie etwa dem Wachstum<br />

von Konsum, der Industrieproduktion oder<br />

des persönlichen Einkommens – erklärt werden<br />

können.<br />

Vielmehr wird die Performance der Kryptowährungen<br />

von eigenen, ganz spezifischen<br />

Faktoren getrieben, so die Yale-Ökonomen.<br />

Dazu gehört etwa der Momentum-Effekt, der<br />

besagt, dass Veranlagungen, die sich gerade<br />

gut entwickelt haben, das wahrscheinlich auch<br />

weiterhin tun werden. Der zweite wichtige<br />

Faktor, der identifiziert wurde, ist – gemessen<br />

an der Zahl der Twitter-Posts oder Google-<br />

Suchanfragen –, wie sehr die Investoren Kryptowährungen<br />

Beachtung schenken. Demnach<br />

sollte beispielsweise der Wert des Bitcoins<br />

dann steigen, wenn die Kryptowährung verhältnismäßig<br />

oft erwähnt wird.<br />

Ein weiterer Grund, weshalb Preisbewegungen<br />

des Bitcoins nicht anderen Assetklassen<br />

folgen, ist für die Fidelity-Experten, dass<br />

keine Einigkeit in der Frage besteht, was der<br />

Bitcoin überhaupt ist – eine Zahlungsmöglichkeit,<br />

eine Reservewährung für digitale<br />

Assets, ein Wertspeicher oder ein Mittel zur<br />

Portfolio-Optimierung. So lange in dieser<br />

Hinsicht kein Konsens herrscht, könnte der<br />

Bitcoin zu anderen Assets weiterhin unkorreliert<br />

bleiben. „Wir glauben, dass die globale<br />

Akzeptanz, Markenbekanntheit, Vitalität des<br />

Ökosystems, Netzwerkdominanz, Resilienz,<br />

technischer Nutzen und gemeinschaftlicher<br />

Ethos des Bitcoins ein überzeugender Beweis<br />

für seine Überlegenheit als Assetklasse sind<br />

für Anleger, die einen langfristigen Wertspeicher<br />

suchen“, so eine Schlussfolgerung der<br />

Fidelity-Studie.<br />

US-Fed: Bitcoin spekulatives Asset<br />

Kritiker sehen das natürlich anders. Erst im<br />

April hat etwa Fed-Chef Jerome Powell einmal<br />

mehr vor den Risiken des Bitcoins gewarnt.<br />

Letzterer eigne sich aufgrund seiner hohen Volatilität<br />

weder als Währung noch zur Wertaufbewahrung.<br />

Vielmehr sei der Bitcoin „primär<br />

ein spekulatives Asset und im Wesentlichen<br />

eher ein Ersatz für Gold als den US-Dollar“, so<br />

Powell. Andere Notenbanken haben ähnlich<br />

reagiert. Auch die Österreichische Nationalbank<br />

(OeNB), die Bitcoins als „Nischenphänomen“<br />

und „Spekulationsobjekt“, das „zentrale<br />

Geldeigenschaften nicht erfüllt“, bezeichnet<br />

hat. Die österreichische Finanzmarktaufsicht<br />

(FMA) warnte wiederum davor, dass Bitcoins<br />

weder der Regulierung noch der Aufsicht der<br />

FMA unterlägen.<br />

Weitere Kritikpunkte, die gerne von Krypto-<br />

Skeptikern strapaziert werden: Bitcoins hätten<br />

unter anderem keinen intrinsischen Wert, keinen<br />

Bezug zur Realwirtschaft, würden hauptsächlich<br />

von Kriminellen genutzt und wären<br />

aufgrund des hohen Energieverbrauchs beim<br />

„Mining“ alles andere als ESG-tauglich. Und<br />

immer wieder wird die hohe Volatilität des<br />

Bitcoins ins Spiel gebracht. Dass die jährliche<br />

Schwankungsbreite des Preises von 85 Prozent<br />

abschreckend wirkt, kann nicht abgestritten<br />

werden. Zum Vergleich: Beim DAX liegt diese<br />

bei 20 Prozent. Und auch der S&P und Gold<br />

stehen mit einer Volatilität von rund 15 Prozent<br />

besser da als der Bitcoin.<br />

„Wir haben immer gesagt,<br />

dass eine Bitcoin-Rallye erst<br />

dann nachhaltig sein wird,<br />

wenn institutionelle Anleger<br />

auf den Zug aufspringen.“<br />

Manuel Schleifer,<br />

Raiffeisen Research<br />

Der Vergleich zu Rohstoffen fällt freilich differenzierter<br />

aus. Sie sind grundsätzlich für<br />

stärker schwankende Preise bekannt. So hat<br />

sich beispielsweise die vierteljährliche Volatilität<br />

des Rohölpreises seit 1983 in einer Bandbreite<br />

zwischen 13 und 90 Prozent bewegt. Bei<br />

Erdgas lag diese zwischen 23 und 80 Prozent.<br />

Was vielen allerdings nicht bewusst zu sein<br />

scheint: Hohe Volatilität muss nicht zwangsläufig<br />

etwas Schlechtes sein. „Das bedeutet<br />

auch, dass ein Asset mehr Potenzial nach<br />

oben hat“, erklärt Egger. Gleichzeitig räumt<br />

er ein, dass Anleger deshalb nicht gleich einen<br />

Kredit aufnehmen sollten, um in Bitcoin zu<br />

investieren.<br />

Kritisiert wird aber auch, dass Zahlungen mit<br />

Kryptowährungen nicht schnell genug abgewickelt<br />

werden können – im Vergleich zu PayPal<br />

oder Visa nur fünf bis sieben Transaktionen<br />

pro Sekunde. Zum Vergleich: Kreditkarten-<br />

Riese Visa schafft dagegen mehrere Tausend<br />

pro Sekunde. Aber zumindest der Bitcoin hat<br />

sich zuletzt ohnehin zunehmend vom Grundgedanken<br />

eines – von den Zentralbanken –<br />

unabhängigen Zahlungsmittels, das von Pier<br />

zu Pier in anonymer Form transferiert werden<br />

kann, verabschiedet und mehr zum institutionellen<br />

Asset entwickelt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

179


ImFokus<br />

Überholt Ether Bitcoin?<br />

Auch wenn Experten glauben, dass der Bitcoin<br />

aufgrund seines starken Netzwerkeffekts sowie<br />

der Leistungsfähigkeit des Netzes bis auf<br />

weiteres die dominante Kryptowährung bleiben<br />

wird, so muss das nicht bis in alle Zeiten<br />

einzementiert bleiben. „Es ist nur eine Frage<br />

der Zeit, bis sich eine technisch ausgereiftere<br />

Kryptowährung durchsetzen wird“, findet<br />

Schleifer. Das Potenzial, den Bitcoin zu überholen,<br />

wird vor allem dem Ether zugesprochen.<br />

Bei der zugrundeliegenden Ethereum Blockchain<br />

handelt es sich um ein System, welches<br />

das Anlegen, Verwalten und Ausführen von<br />

dezentralen Programmen beziehungsweise<br />

Kontrakten, sogenannten Smart Contracts,<br />

ermöglicht. „Dadurch ergeben sich vielversprechende<br />

real- und finanzwirtschaftliche<br />

Anwendungsmöglichkeiten“, so Schleifer.<br />

Eine Ansage ist in diesem Zusammenhang<br />

sicher, dass die Europäische Investitionsbank<br />

kürzlich eine erste Anleihe über die Ethereum-<br />

Blockchain platziert hat. „Die Blockchain-<br />

Technologie und die Tokenisierung von<br />

Anleihen sind ein Game-Changer für die Branche“,<br />

so Christoph Hock, Head of Multi-Asset<br />

Trading bei Union Investment. Sowohl Zahlungsausgleich<br />

als auch Verrechnung würden<br />

sich damit deutlich einfacher und effizienter<br />

gestalten.<br />

Ether ist jedenfalls auch aus ESG-Gesichtspunkten<br />

interessant. Während laut dem Cambridge<br />

Center for Alternative Finance (CCAF) der<br />

jährliche beim Mining von Bitcoins anfallende<br />

Stromverbrauch mit 120 Terrawattstunden<br />

beispielsweise jenen der Niederlande übertrifft,<br />

wird dem Altcoin eine „grüne“ Zukunft<br />

beschieden. Der Hintergrund: Durch die im<br />

vierten Quartal anstehende Umstellung auf das<br />

sogenannte „Proof-of-Stake“-Verfahren – ein<br />

Konsensmechanismus, der entscheidet, welcher<br />

Netzwerk-Teilnehmer einen neuen Block<br />

in einer Blockchain generieren darf – soll künftig<br />

weniger Energie verbraucht werden, als das<br />

bis dato mit dem rechenintensiven „Proof-of-<br />

Work“-System der Fall war. Gleichzeitig wird<br />

dadurch das sogenannte „Staking“ ermöglicht.<br />

Darunter versteht man das Sperren bzw. die<br />

Aufbewahrung seiner Ether-Bestände, wofür<br />

Anleger eine Belohnung (Zinsen) erhalten.<br />

Musk-Tweets treiben Dogecoin<br />

Welche der mittlerweile mehr als 8.000 Altcoins<br />

eine Zukunft haben, ist schwer zu sagen.<br />

Bei weitem nicht alle punkten mit einer spannenden<br />

Technologie beziehungsweise einer<br />

sinnvollen Anwendung in der Realwirtschaft.<br />

Das trifft sicher auf den Dogecoin, den satirischen<br />

Gegenpart zum Bitcoin, zu. Trotzdem<br />

hat der Altcoin allein seit Jahresbeginn um<br />

mehr als +7.000 Prozent zugelegt. In exorbitante<br />

Höhen wurde der Preis laut Schleifer von<br />

Reddit-Usern und Tweets von Tesla-Boss Elon<br />

Musk getrieben. „Es ist eine künstlich getriebene<br />

Rallye, deren reiner Zweck die Preisspekulation<br />

ist.“ Nachsatz: „Aufgrund solcher<br />

Eskapaden leidet die Integrität des gesamten<br />

Kryptomarktes, der leider bei vielen ohnehin<br />

nicht den besten Ruf genießt.“ <br />

Ranking Top 10 Kryptowährungen<br />

nach Marktkapitalisierung<br />

Name<br />

„Die Blockchain-Technologie<br />

und die Tokenisierung<br />

von Anleihen sind ein Game-<br />

Changer für die Branche.“<br />

Christoph Hock,<br />

Union Investment<br />

Marktkapitalisierung in Euro<br />

Bitcoin 619.299.889.622,–<br />

Ether 241.524.<strong>31</strong>4.625,–<br />

Tether 51.633.989.302,–<br />

Binance Coin 45.885.144.371,–<br />

Cardano 41.000.370.576,–<br />

Dogecoin 34.067.999.714,–<br />

XRP 32.946.837.668,–<br />

USD Coin 19.652.075.924,–<br />

Polkadot 18.895.439.088,–<br />

Uniswap 10.878.877.760,–<br />

CoinMarketCap Ι Stand: 16.06.2021<br />

180 ImmoFokus


Der Bitcoin hat keinen intrinsischen – was?<br />

Kommentar: Patrick Baldia<br />

Der Bitcoin habe keinen intrinsischen Wert, so eines der Argumente,<br />

das Kritiker der Kryptowährung mitunter am häufigsten auf den Tisch<br />

knallen. Ob der alte Freund des Autors, der früh im vergangenen Jahrzehnt<br />

seine letzten – im Übrigen äußerst überschaubaren – Ersparnisse<br />

in Bitcoins investierte, überhaupt weiß, was ein intrinsischer Wert ist,<br />

darf bezweifelt werden. Er war trotz aller Kritik aus dem Freundeskreis<br />

– mit Grundtenor: „Bist Du noch zu retten?“ – relativ sicher, das Richtige<br />

zu tun, und verwies auf den Grundgedanken des sagenumwobenen<br />

Bitcoin-Vaters Satoshi Nakamoto: Eine Währung, mit der digital und anonym,<br />

ohne zwischengeschalteter Bank, und dennoch sicher und transparent,<br />

Überweisungen von einer Person zur anderen getätigt werden<br />

können. „Das ist revolutionär, ihr müsst unbedingt auch investieren“,<br />

meinte er damals mehr als nur einmal.<br />

Große Preissprünge ab 2017<br />

Der Bitcoin eigne sich nicht als Währung. Und als Wertspeicher<br />

schon gar nicht. Für solche Kritik hatte der alte Freund schon vor<br />

den großen Preissprüngen, die um 2017 einsetzten, kaum mehr<br />

als ein müdes Lächeln übrig. Als der Bitcoin dann so richtig an<br />

Fahrt aufnahm, nahm auch er im wahrsten Sinne des Wortes<br />

„richtig an Fahrt auf“: Er legte sich einen neuen, PS-starken<br />

Sportwagen zu. Die Tipps aus dem Freundeskreis ließen nicht<br />

lange auf sich warten: „Glück gehabt. Jetzt solltest Du aber<br />

Kasse machen. Plus 10.000 Prozent sind doch ein guter<br />

Schnitt. Viel mehr geht da nicht.“ Er blieb weiter investiert.<br />

Auch nachdem der Bitcoin-Kurs bereits 2017 zu einer<br />

längeren Korrektur ansetzte – um dann bekanntlich 2020<br />

endgültig durch den Plafond zu schießen.<br />

zuletzt generationsspezifischen – Einflussgrößen getrieben wird. Und ja:<br />

Das - wie die letzten Wochen einmal mehr gezeigt haben - hochspekulativ<br />

ist. Aber bleiben wir bei den harten Fakten: Das Bitcoin-Netzwerk<br />

wächst weiter – zuletzt nicht nur um Retailanleger, sondern auch um<br />

Institutionelle. Darunter auch etliche „Big Player“ der Finanzindustrie.<br />

Sie veröffentlichen heute einschlägigen Research, beraten Kunden bei<br />

Kryptoinvestments oder bieten eigene Produkte an. Aber auch immer<br />

mehr Unternehmen akzeptieren Bitcoin als Zahlungsmittel. Die der<br />

Kryptowährung zugrundeliegende Technologie, die Blockchain, verspricht<br />

vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Realwirtschaft. Entscheidend<br />

ist aber vor allem eines: Die Nachfrage nach Bitcoin steigt trotz<br />

wiederholter Dämpfer, das Angebot bleibt begrenzt. Was der alte Freund<br />

wohl zu alldem zu sagen hat? Schwer zu sagen. Der Kontakt ist etwas<br />

abgerissen. Er lebt heute in der Karibik. Kein Scherz.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

Was ist der Bitcoin eigentlich?<br />

In der Frage, was der Bitcoin eigentlich ist, herrscht nach<br />

wie vor Uneinigkeit. Nicht falsch ist es vermutlich, von<br />

einem „Krypto-Asset“ zu sprechen, das von eigenen – nicht<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

181


ImFokus<br />

YouTube informiert<br />

Privatpersonen und<br />

Onlinenews Experten<br />

Informationskluft. Eine Medientypenanalyse zum Thema Immobilienfinanzierung.<br />

I<br />

n turbulenten wirtschaftlichen Zeiten,<br />

in denen sich die Wirtschaft erholen<br />

muss und die Weltbanken Währungen<br />

entwerten, stellt sich für viele die Frage,<br />

ob es sinnvoll ist, momentan in eine Immobilie<br />

zu investieren und möglicherweise einen Kredit<br />

für eine Immobilie aufzunehmen, oder:<br />

Schulden für eine Immobilie in Kauf zu nehmen<br />

oder ob dies doch riskant ist.<br />

Informationsquellen von Experten<br />

Wer sich informieren will, findet Antworten.<br />

5.137 Berichte, Postings und Videos wurden<br />

innerhalb der letzten 12 Monate über das<br />

Thema veröffentlicht. Für die Investitionsentscheidung<br />

absolut entscheidend ist, welchem<br />

der 2.658 Journalisten/Experten/Influencer<br />

Glauben geschenkt wird. Dies zeigen die stark<br />

divergenten Ergebnisse einer Medientypenanalyse<br />

von „OBSERVER“ auf.<br />

Besonders anschaulich wird die Informationskluft<br />

zwischen den Informationsgruppen<br />

durch das Net-Sentiment** verdeutlicht.<br />

Auf der linken Seite wird aufgezeigt, wie Unternehmen<br />

und Experten das Thema im letzten<br />

Jahr wahrgenommen haben. Diese Grafik<br />

inkludiert journalistische Ausarbeitungen,<br />

Experteninterviews oder Fachforen. Die Berichterstattung<br />

ist größtenteils neutral bis positiv,<br />

nur vereinzelt zeigt sich ein alarmierendes,<br />

negatives Sentiment.<br />

Die zweite Grafik präsentiert das Net-Sentiment<br />

der Medientypen, die eher von Privatpersonen<br />

und privaten Immobilienbesitzern<br />

konsumiert werden. Das Sentiment ist dabei<br />

vielschichtiger, sowohl die Chancen als auch<br />

die Risiken werden stärker betont.<br />

182 ImmoFokus


Informationsquellen von Privatpersonen<br />

So wird zum Beispiel die Zinsentwicklung in der<br />

journalistischen Berichterstattung fast nur positiv<br />

und neutral betrachtet, hingegen konsumieren<br />

Privatinvestoren bis zu 24 Prozent negative<br />

Berichterstattung über die Zinsentwicklung.<br />

Von einer potentiellen Immobilienblase<br />

werden beide Zielgruppen informiert, doch<br />

wiederum mit stark disparatem Sentiment.<br />

Nur 1,7 Prozent der Expertenberichte nehmen<br />

einen warnenden Ton an, wohingegen 30,2<br />

Prozent der an Privatpersonen gerichteten<br />

Artikel und Postings die negativen Auswirkungen<br />

einer platzenden Blase betonen.<br />

Immobilien gelten als sichere Anlagemöglich-<br />

keiten, wieso in den „Neuen Medien“ ein vorsichtigeres<br />

Bild der Investitionsmöglichkeiten<br />

vermittelt wird, hat mehrere Gründe.<br />

Entscheidend ist jedoch, dass sich Privatpersonen<br />

bei diesem Thema gerne an Social<br />

Media wenden. YouTube ist bei Immobilieninvestmentfragen<br />

eine beliebte Suchplattform:<br />

37,9 Prozent aller Clippings wurden im<br />

letzten Krisenjahr via YouTube veröffentlicht.<br />

In den sozialen Medien wird Emotionalisierung<br />

als Erfolgsfaktor angesehen. Persönlicher<br />

Content führt zu Engagement, Clickbaits<br />

generieren Reichweite, und das Sentiment zu<br />

einem Thema kann sich verändern.<br />

Es wird sich zeigen, inwieweit der aktuelle<br />

Trend zum „Schwarzsehen“ nach der wirtschaftlichen<br />

Erholung fortgesetzt wird. <br />

*Der Beobachtungszeitraum der Analyse erstreckt sich von<br />

Juni 2020 bis Juni 2021 und inkludiert Online-Nachrichtenseiten,<br />

Foren und Blogs, sowie die Social-Media-Netzwerke<br />

Twitter und YouTube.<br />

** Interpretation des Grafik Net-Sentiments im Zeitverlauf<br />

Die Linien zeigen das Net-Sentiment im Zeitverlauf zu den<br />

Themen Immobilienfinanzierung via Kredit, via Mezzanine,<br />

Zinsentwicklung und Themen zur Einschätzung des Risikos<br />

(Stichwort Immobilienblase) an, dass sich zwischen +100<br />

(überwiegend positive Berichterstattung) und -100 (überwiegend<br />

negative Berichterstattung) bewegt. Bewegt sich die<br />

Linie zwischen +25% und -25%, so wird die Berichterstattung<br />

mit einem größtenteils neutralen Sentiment beurteilt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

183


ImmoFokus.Rubrik<br />

Vorschau<br />

IMPRESSUM<br />

Lesen Sie im<br />

ImmoFokus Herbst:<br />

Das Büro ist tot - Es lebe das Büro. Moderne Bürokonzepte<br />

– Immobilien Development - Vertiefte vertikale<br />

Wertschöpfung - Betreiberimmobilien am Prüfstand<br />

– SnapShot: Zinshaus & Office -- Zu Tisch mit … - Das<br />

große Interview mit …<br />

Medieneigentümer<br />

Real Estate Media Group GmbH<br />

Handelskai 94-96<br />

1200 Wien<br />

Tel. +43 1 890 18 26-100<br />

office@media-group.immo<br />

www.media-group.immo<br />

Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Lisa Grüner<br />

Grafik & Layout<br />

Eva Stern<br />

Lektorat<br />

Mag. Karlheinz Hoffelner<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Mag. Patrick Baldia,<br />

Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />

Mag. Michael Neubauer,<br />

sowie die Kommentatoren<br />

Sales & Relations<br />

Rudolf E. Oezelt<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: Herbst 2021<br />

Aktuell informiert auf:<br />

www.immofokus.at<br />

Relations Management<br />

Tanja Klingseis<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />

Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit kann es bei den<br />

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />

Ansprechform verwendet wird.<br />

ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />

184 ImmoFokus


Advertorial<br />

Gastronomie und<br />

Hotellerie sind<br />

Vertrauenssache.<br />

Nummer 1: Vertrauen Sie bei der Vermittlung Ihres Betriebes auf RE/MAX Commercial.<br />

Foto: kommunikationsagentur-sengstschmid<br />

O<br />

b die Zeiten gerade heraus -<br />

fordernd sind, oder es durch<br />

„ruhigere Gewässer“ geht – es<br />

gibt eine Vielzahl an guten Gründen,<br />

um auf den Service von RE/MAX<br />

Commercial für Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe<br />

zurückzugreifen.<br />

Als österreichweit aufgestelltes Maklerunternehmen<br />

kennen wir auch Ihre Region wie<br />

unsere eigene Westentasche, nutzen aber<br />

genauso das überregionale Know-how der bekanntesten<br />

Immobilienmarke Österreichs.<br />

Wir wissen: Gastronomie und Hotellerie ist<br />

Vertrauenssache – eine Partnerschaft auf Augenhöhe<br />

daher grundlegend für eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit.<br />

Mag. Stefan Krejci,<br />

Geschäftsführer von RE/MAX<br />

Commercial Group<br />

Sie planen, Ihren Beherbergungsbetrieb zu<br />

veräußern, und wollen dabei mit größtmöglicher<br />

Diskretion vorgehen? Dabei die richtigen<br />

Aktivitäten, zur richtigen Zeit und über die<br />

richtigen Kanäle an die richtige Zielgruppe zu<br />

bringen: Klingt so einfach – ist es aber nicht.<br />

RE/MAX Commercial begleitet<br />

Sie gerne auf diesem Weg:<br />

Von der Sichtung und Aufbereitung der Unterlagen,<br />

Bewertung der Liegenschaft und der<br />

Suche nach potenziellen Käufern/Investoren,<br />

sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler<br />

Ebene, bis hin zum erfolgreichen Abschluss<br />

ist Ihr RE/MAX Commercial Partner<br />

immer an Ihrer Seite.<br />

Doch was, wenn Sie Ihren Beherbergungsbetrieb<br />

nicht veräußern wollen? Auch hier ist Ihr<br />

RE/MAX Partner zur Stelle:<br />

Wir definieren mit Ihnen gemeinsam nachhaltig<br />

mögliche Mietzinse für einen Betreiber<br />

und setzen konsequent unser Vermarktungs-<br />

Know-how bei der Suche nach potenziellen<br />

Pächtern ein. Mit Hilfe professioneller Videotechnik<br />

erstellen wir schnell und unkompliziert<br />

Werbevideos und steigern so nachweislich<br />

den Verwertungserfolg. Dank innovativer<br />

Technologien bieten wir die Vermarktung mittels<br />

digitaler Rundgänge oder virtueller Touren<br />

an, greifen aber natürlich auch auf bewährte<br />

klassische Tools wie Verkaufsschilder, Banner<br />

oder Inserate zurück.<br />

Für uns gilt – RE/MAX lebt Netzwerk: Ausgehend<br />

von Ihren persönlichen Bedürfnissen<br />

und Wünschen arbeiten wir intensiv mit unseren<br />

Partnerbüros in der Umgebung oder auch<br />

überregional für Ihren Erfolg zusammen.<br />

So können wir sicherstellen, dass wir die gesamte<br />

Schlagkraft der Nummer 1 für Sie auf<br />

den Boden bringen.<br />

Firmensitz<br />

RE/MAX Commercial Group<br />

RCG Immobiliendienstleistungs GmbH<br />

Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien<br />

Kontakt<br />

Mag. Stefan Krejci<br />

Geschäftsführer<br />

+43 190 890 50-0<br />

office@remax-commercial.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

185


ImmoFokus.Rubrik<br />

Buchtipps<br />

EDITOR´S<br />

CHOICE:<br />

Lesenswert!<br />

Thomas Haselberger<br />

Externe<br />

Finanzierungsmaßnahmen<br />

Auswirkungen auf Zahlungsfähigkeit,<br />

Überschuldungsstatus & Fortbestehensprognose<br />

234 Seiten<br />

ISBN: 978-3-7007-7919-3<br />

LexisNexis ARD ORAC Verlag | 2021<br />

€ 46,00<br />

Dieses Buch bietet eine umfassende Betrachtung der wichtigsten externen Finanzierungsmaßnahmen für in<br />

der Krise befindliche Unternehmen. Neben bilanziellen und steuerlichen Aspekten stehen die Auswirkungen<br />

auf Zahlungsunfähigkeit, Überschuldungsstatus und Fortbestehensprognose im Fokus. Zudem werden praxisrelevante<br />

zeitliche Aspekte im Zusammenhang mit externen Finanzierungsmaßnahmen im Detail beleuchtet.<br />

Dieses Buch bietet eine interdisziplinäre Aufbereitung des Themas und berücksichtigt dementsprechend sowohl<br />

wirtschaftliche als auch rechtliche Aspekte. Zahlreiche Beispiele machen das vorliegende Buch auch zu<br />

einem aufschlussreichen Nachschlagewerk für Praktiker.<br />

320 Seiten<br />

ISBN: 9783707337358<br />

Linde Verlag | 2020<br />

€ 88,00<br />

420 Seiten<br />

ISBN: 978-3-214-02177-1<br />

MANZ Verlag Wien | 2021<br />

€ 79,00<br />

Martin Hanzl<br />

Handbuch Blockchain<br />

und Smart Contracts<br />

Brauchen wir ein<br />

Zivilrecht 4.0?<br />

Dieses Buch beantwortet insbesondere die viel diskutierte Frage, ob Smart Contracts,<br />

die über die Blockchain-Technologie abgewickelt werden, Verträge im<br />

zivilrechtlichen Sinn sein können. Darüber hinaus wird zu vielen bislang ungeklärten<br />

Punkten im Zusammenhang mit der zivilrechtlichen Einordnung derselben<br />

anhand praktischer und fiktiver Problemstellungen Stellung genommen.<br />

Mit diesem Standardwerk, das sich an alle juristischen Praktiker richtet, haben<br />

Sie die zivilrechtlichen Fragestellungen rund um Smart Contracts und die Blockchain-Technologie<br />

fest im Griff.<br />

Elias Felten, Barbara Trost<br />

Homeoffice<br />

Dieses Werk erklärt die arbeitsrechtliche Rechtslage zum Homeoffice und unterzieht<br />

diese einer eingehenden Analyse.<br />

Eingehend untersucht und auf ihre Effizienz überprüft werden vor allem die<br />

neuen gesetzlichen Bestimmungen des Homeoffice-Maßnahmenpaketes 2021<br />

im systematischen Kontext mit dem alten Rechtsbestand. Das Werk geht dabei<br />

auch den Fragen nach, ob sich Homeoffice (doch nicht) von Heimarbeit unterscheidet,<br />

welche grundrechtlich fundierten Besonderheiten das Homeoffice im<br />

Vergleich zum Betriebsarbeitsverhältnis aufweist und was in jenen Angelegenheiten<br />

gilt, welche vom neuen Gesetz völlig unberührt bleiben.<br />

96 Seiten<br />

ISBN: 9783707343489<br />

Linde Verlag | 2021<br />

€ 19,00<br />

Michael Deichsel, Michael Petritz, Florian Wimmer<br />

Kryptosteuerguide 2021<br />

Dieses Werk ist ein Ratgeber für den steuerlichen Umgang mit digitalen Assets. Das Thema Bitcoin sorgt zurzeit für viel Aufmerksamkeit<br />

in den Medien, nicht zuletzt aufgrund von Investitionen großer Konzerne in Kryptowährungen. War es zu Beginn noch ein<br />

kleines Segment von technikaffinen Tradern, welche diese neue Assetklasse in ihr Portfolio aufgenommen haben, halten heute große<br />

Institutionen bereits Bitcoin & Co im Anlagevermögen und bieten den Handel Blockchain-basierter Assets an. Auch unter österreichischen<br />

Kleinanlegern werden Kryptoassets in unterschiedlichen Formen als Finanzinstrument zunehmend beliebter. Damit<br />

rücken auch Fragen zur steuerlichen Behandlung von Kryptowährungen und digitalen Assets vermehrt in den Fokus. Der „Kryptosteuerguide<br />

2021“ gibt Antwort auf alle steuerrechtlichen Fragen rund um Bitcoin & Co und erläutert die aktuelle Rechtslage. Leicht<br />

verständlich aufbereitet und mit zahlreichen Beispielen veranschaulicht, richtet sich der Guide insbesondere an Anleger bzw. Investoren<br />

in Digitale Assets.<br />

186 ImmoFokus


ImmoFokus.Rubrik<br />

... Ihre Grundbuchexperten<br />

ALLES AUS<br />

EINER HAND!<br />

IMMOstats:<br />

Statistische<br />

Auswertungen von<br />

Kaufvertragsdaten<br />

IMMOfarming:<br />

Grundbuchdaten<br />

zum FLAT-Tarif<br />

IMMObase:<br />

Ihr bequemer<br />

Zugang zu den<br />

österreichischen<br />

Bundesdatenbanken<br />

IMABIS:<br />

Komplette statistische<br />

Analyse des gesamten<br />

Online-Immobilienangebotsmarktes<br />

IMMOmapping:<br />

Immobilientransaktionen<br />

geografisch visualisiert<br />

IMMOvaluation:<br />

Professionelle<br />

Immobilienbewertung<br />

mit IMMOunited<br />

Kaufvertragsdaten<br />

FÜR MEHR TRANSPARENZ<br />

AM IMMOBILIENMARKT<br />

187 ImmoFokus<br />

www.IMMOunited.com


www.arnold.immobilien<br />

ImmoFokus.Rubrik<br />

Stabile Werte<br />

in Bestlage.<br />

Wer beim Investment auf stabile Werte baut, hat mit Sicherheit mehr<br />

Möglichkeiten, das Leben zu genießen und für Generationen vorzusorgen.<br />

Diese Werte sind für uns nicht nur Immobilien in Bestlage, sondern vor allem<br />

auch Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und genaue Marktkenntnis. Europaweit.<br />

Ihr ganz privater Makler wird Sie auf allen Wegen unterstützen.<br />

WIEN | BERLIN | MADRID | MAILAND | LISSABON | PRAG | BRATISLAVA | BUDAPEST<br />

188 ImmoFokus

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