Sommer (31,7 MB)
| Mehr als vernetzen – Coverinterview mit Anita Körbler & Andreas Dorner | | Exklusiv im Fokus-Interview: | Florian Klimscha und Felix Neuwirther | Christpoph Urbanek | Martina Schmidradner, Irene Welser und Manfred Ton | Karina Schunker | | Kommentare u.a. von Wolfgang Fessl | Franz Pöltl | Eugen Otto | Martin Prunbauer | Andreas Kreutzer | Zu Tisch mit ... Zeljko Omerovic |
| Mehr als vernetzen – Coverinterview mit Anita Körbler & Andreas Dorner |
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04 ImmoFokus
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
05
ImmoFokus.Rubrik<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
07
ImmoFokus.Rubrik<br />
16<br />
Teure Gebäude<br />
Wenn Geld keine<br />
Rolle spielt<br />
Mehr als vernetzen<br />
56<br />
INTERVIEW MIT ANITA KÖRBLER<br />
INHALT<br />
SOMMER<br />
Rubriken<br />
10 VOM HERAUSGEBER<br />
12 EDITORIAL<br />
184 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Unternehmen & Projekte<br />
16 MILLIARDEN STATT MILLIONEN<br />
28 KURZ UND BÜNDIG<br />
48 TOP DEAL<br />
Shopping City Süd (SCS)<br />
50 IMMOBILIE IM FOKUS<br />
TrIIIple Turm 2<br />
52 AUFSTEIGER<br />
53 PROBLEMLÖSER<br />
08 ImmoFokus<br />
Positionen & Meinungen<br />
56 MEHR ALS VERNETZEN<br />
Coverinterview mit Anita Körbler<br />
68 MIT ZIVILEM UNGEHORSAM ZUM ERFOLG?<br />
Kommentar von Andreas Kreutzer<br />
69 ERKENNTNISSE AUS DER KRISE<br />
Kommentar von Eugen Otto<br />
70 WAS IST DER BEDUNGENE GEBRAUCH?<br />
Interview mit Martina Schmidradner,<br />
Irene Welser und Manfred Ton<br />
76 FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG …<br />
Kommentar von Gunther Maier<br />
77 EIN FREIRAUM FÜR BÜROS?<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann und<br />
Alexander Bosak<br />
78 VIELE OFFENE FRAGEN<br />
Interview mit Birgit Kraml<br />
82 BULLSHIT? BULLSHIT!<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
83 DER MIX SCHAFFT DEN UNTERSCHIED<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
84 MIETPREISREGULIERUNG<br />
Kommentar von Michael Pisecky<br />
85 WIEN, NUR DU ALLEIN!<br />
Kommentar von Hans Jörg Ulreich<br />
86 HOCH HINAUS<br />
Interview mit Karina Schunker<br />
90 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
Kommentar von Peter Engert<br />
92 DIE DINGE VORSICHTIG ANGEHEN,<br />
ABER TROTZDEM MARSCHIEREN<br />
Interview mit Ernst Vejdovszky<br />
98 NACHFRAGE NACH EIGENTUM TREIBT<br />
DIE PREISE<br />
Kommentar von Georg Spiegelfeld<br />
99 SOZIALPFLICHTIGES EIGENTUM?<br />
Kommentar von Georg Flödl<br />
100 DIE SONNENSCHUTZFAKTOR COMMUNITY<br />
Kommentar von Hania Bomba<br />
101 GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN<br />
Kommentar von Gerhild Bensch-König
70<br />
Streitfall Café Landmann<br />
Das wird den Obersten<br />
Gerichtshof beschäftigen<br />
162 Blockchain<br />
Das ist der<br />
Status quo<br />
102<br />
Zu Tisch mit ...<br />
Zeljko Omerovic<br />
AUSGABE<br />
Fotos: SL Rasch GmbH, Adobe Stock<br />
102 ZU TISCH MIT ...<br />
Zeljko Omerovic<br />
108 WEINKOLUMNE LISA GRÜNER<br />
mit Hannes Speiser<br />
110 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Sneaker, die aufstrebende Assetklasse<br />
114 VERMIETER UND MIETER<br />
SIND KEINE GEGENSÄTZE<br />
Kommentar von Louis Obrowsky<br />
115 MEHR EIGENTUM!<br />
Kommentar von Martin Prunbauer<br />
116 NEHMEN WIR DEN KLIMAWANDEL ERNST<br />
Kommentar von Wolfgang Fessl<br />
118 REAL CIRCLE<br />
Vier Tische, vier brisante Themen<br />
Blueprint<br />
132 VORWORT<br />
Thomas Malloth<br />
134 NACHHALTIGKEIT UND DAS<br />
„KOOPERATIONSDILEMMA“<br />
Franz Gschiegl<br />
138 WAS HAT AMYGDALA MIT STADTFLUCHT<br />
ZU TUN?<br />
Christian Janisch<br />
140 WOHNEN UND CARSHARING<br />
Franz Gschiegl<br />
142 DAS PROGRAMM<br />
Illmitzer Gespräche<br />
ImFokus: Finanzierungsformen<br />
& Blockchain<br />
146 MEHR MUT ZUM RISIKO<br />
Interview mit Kurt Rusam und Gerald<br />
Oswald<br />
152 WIE SICH DIE PANDEMIE AUF DIE<br />
IMMOBILIENFINANZIERUNG AUSWIRKT<br />
Kommentar von Erwin Soravia<br />
153 RISIKO UND RENDITE AM IMMOBILIENMARKT<br />
Kommentar von Franz Pöltl<br />
154 NICHT-BANKEN-FINANZIERUNGEN STARK IM TREND<br />
Interview mit Christoph Urbanek<br />
158 DEM HOTELMARKT STEHT EINIGES BEVOR<br />
Interview mit Florian Klimscha und<br />
Felix Neuwirther<br />
162 BLOCKCHAIN UND IMMOBILIEN<br />
Anwendungsmöglichkeiten und Umfrage<br />
172 DIGITALE VERMÖGENSWERTE<br />
Kommentar von Walter Strametz<br />
174 CROWDINVESTING IST HOCHRISIKOKAPITAL<br />
176 ALLES BITCOIN ODER WAS?<br />
181 DER BITCOIN HAT KEINEN INTRINSISCHEN - WAS?<br />
Kommentar von Patrick Baldia<br />
182 OBSERVER<br />
Medientypenanalyse zum Thema<br />
Immobilienfinanzierung<br />
186 BUCHTIPPS<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
09
Ohne Geld<br />
ka Musi<br />
„Es fehlt an Mut:<br />
Gerade klassische<br />
Fremdkapitalgeber sind<br />
aktuell vorsichtiger<br />
denn je hinsichtlich der<br />
Vergabe von Krediten.“<br />
W<br />
ie wir alle wissen, geht es<br />
ums Geld. Das hat uns nicht<br />
nur zu einem Finanzierungsschwerpunkt<br />
bewogen,<br />
sondern auch dazu, unseren Verkauf zu verstärken.<br />
Rudolf E. Oezelt verstärkt beginnend mit<br />
dieser Ausgabe als Head of Sales die Real Estate<br />
Media Group. Oezelt ist in der Branche ja kein<br />
Unbekannter, er hat sich in den letzten Jahren<br />
bei Fachverlagen um die Bereiche Immobilien<br />
und Tourismus gekümmert. Der begeisterte<br />
Hobbykoch und Familienmensch hat dort erfolgreich<br />
den Verkauf angekurbelt.<br />
Doch zurück zum Geld. Entweder man hat es,<br />
oder man braucht es, jedenfalls will man investieren.<br />
Wie, was, wann und wo, wird man jetzt<br />
fragen, dabei ist die größte Frage das Wie … beziehungsweise<br />
nach der Finanzierungsform …<br />
Mezzanin-Kapital, Crowdinvesting, Anleihen,<br />
Venture Capital oder ein Börsengang? Oder ein<br />
klassischer Kredit? Dazu haben wir viele Spezialisten<br />
befragt und einen guten Überblick<br />
erarbeitet. Zusätzlich sind wir auch<br />
ins Thema Kryptowährungen und<br />
Bitcoin abgedriftet und informieren<br />
über den Status quo von Blockchain<br />
und Smart Contracts sowie deren<br />
rechtliche Stellung.<br />
loszuwerden, sondern zu einem Ergebnis zu<br />
kommen, das einem Drittvergleich standhält“,<br />
betonen Novoreal-Vorstand Martina Schmidradner<br />
und ihre beiden Anwälte Irene Welser<br />
und Manfred Ton (Cerha Hempel). Man ist aber<br />
entschlossen, das Verfahren, wenn notwendig,<br />
bis zum Höchstgericht durchzufechten.<br />
Viele Fragen wurden auch im Rahmen des<br />
22. Real Circle gestellt, zu dem wir gemeinsam<br />
mit IMMOunited ins Stöckl am Park eingeladen<br />
haben. Diese Gelegenheit haben wir auch<br />
genutzt, um den ersten Schritt in Richtung Video<br />
zu machen. Unser Kameramann hat nicht<br />
nur die gute Stimmung eingefangen, sondern<br />
auch die Diskutanten zu einem Statement zu<br />
aktuellen Themen eingeladen. Unsere Video-<br />
Interview-Serie haben wir mit dem scheidenden<br />
Ernst Vejdovszky eingeläutet. Den Link<br />
dazu gibt es als QR-Code beim Interview auf<br />
Seite 92. Viele weitere spannende Video-Interviews<br />
werden folgen.<br />
In diesem Sinne, dürfen Sie gespannt bleiben.<br />
Bis dahin wünschen wir eine informative<br />
Lektüre unserer sehr ausführlichen <strong>Sommer</strong>ausgabe.<br />
Die Räumungsklage gegen das Café<br />
Landtmann wird wohl erst vom<br />
Obersten Gerichtshof final entschieden.<br />
Nachdem wir in der Frühlingsausgabe<br />
Landtmann-Chef Berndt<br />
Querfeld zum Interview gebeten<br />
hatten, kommt in der <strong>Sommer</strong>-<br />
Ausgabe nun die Gegenseite<br />
zu Wort. „Es geht nicht<br />
darum, Herrn Querfeld<br />
mit juristischen Tricks<br />
Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
Foto: Adobe Stock<br />
10 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
Neue Perspektiven für Hotels und Handel<br />
durch Restrukturierungsordnung<br />
2020 war ein außergewöhnliches Jahr, das auch die Immobilienbranche<br />
richtungsweisend verändern wird. Unser aktueller Trendbarometer<br />
Immobilien-Investmentmarkt Österreich zeigt, dass das Investmentinteresse<br />
in die sichere Assetklasse Wohnen auch 2021 nicht abflacht<br />
und auch heuer steigende Preise zu erwarten sind. Auch das Logistiksegment<br />
entwickelt sich ähnlich.<br />
Für das Trendbarometer<br />
Immobilien-Investmentmarkt<br />
2021 wurden Österreichs<br />
führende Expertinnen und<br />
Experten am Immobilienmarkt<br />
befragt. Alle Ergebnisse<br />
finden Sie hier:<br />
11 ImmoFokus<br />
Ein neues Bild zeichnet<br />
sich allerdings in Asset-<br />
Klassen wie Hotel (vor<br />
allem Stadthotels) ab.<br />
Die Mehrheit der Befragten<br />
ist davon überzeugt,<br />
dass ab 2021 die Preise<br />
für Hotelimmobilien fallen<br />
werden. Hotels werden<br />
somit an Bedeutung<br />
in der Anlagenstrategie institutioneller Investoren verlieren, wobei<br />
die flexible Nutzung von freien Hotelkapazitäten angedacht wird. So<br />
könnten die überschüssige Hotelkapazitäten in (betreutes) Wohnen<br />
umgenutzt werden.<br />
Auch Asset Klassen wie Büro- oder Einzelhandelsimmobilien verändern<br />
sich. Während die nachhaltige Etablierung von Home-Office oft<br />
für abnehmende Flächennachfrage sorgen kann, setzt die Flexibilisierung<br />
der Vertragsbedingungen im Einzelhandel die Investoren unter<br />
Druck (niedrigere Fixmieten, Schwerpunkt auf die Umsatzmiete, Lösungen<br />
für sonstige Erträge, wie zum Beispiel durch Click&Collect,<br />
werden gesucht). Somit werden fallende Preise im Segment Retail<br />
insbesondere in 1b- Lagen und der Peripherie erwartet, wobei die<br />
bonitätsstarken Ankermieter den Unterschied machen werden.<br />
Im Finanzierungsbereich werden verschärfte Rahmenbedingungen erwartet.<br />
93 % der Befragten sind der Meinung, dass 2021 verschärfte<br />
Maßnahmen bei der Risikoprüfung mit sich bringt und bei Immobilienankäufen<br />
höhere Equity Ratios verlangt werden. Ebenso sind sich<br />
93 % der Befragten einig, dass Kredite vorwiegend an Bestandskunden<br />
vergeben werden und Neukunden hohe Hürden überwinden müssen.<br />
In Mitten dieser (für manche Asset-Klassen) herausfordernden<br />
Zeiten steht ein spannendes Gesetz in Österreich an:<br />
Zur Umsetzung der Restrukturierungs- und Insolvenz-Richtlinie der<br />
EU wird demnächst die neue Restrukturierungsordnung (ReO) erlassen<br />
werden, die das Restrukturierungsverfahren — ein Verfahren zur<br />
Entschuldung von Unternehmen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten<br />
sind — mit dem Ziel einführt, Insolvenzen abzuwenden. Das neue<br />
Verfahren wird sich zwischen dem bestehenden Sanierungsverfahren<br />
und der außergerichtlichen (freien) Restrukturierung einordnen. Besonderheit<br />
dieses Verfahrens ist, dass es zwar wie ein Insolvenzverfahren<br />
vor den ordentlichen Gerichten geführt wird, sonst aber in<br />
vielen Teilen einer außergerichtlichen Restrukturierung ähnelt: Es<br />
besteht grundsätzlich Eigenverwaltung (in manchen Fällen ist ein Restrukturierungsbeauftragter<br />
zur Unterstützung zu bestellen), der<br />
Schuldner wählt, welche Forderungen restrukturiert werden und das<br />
Verfahren kann größtenteils nichtöffentlich geführt werden. Gleichzeitig<br />
kommt der Schuldner in den Genuss bestimmter Mechanismen, die<br />
es in der außergerichtlichen Restrukturierung nicht gibt: die Möglichkeit,<br />
unwillige Gläubiger zu überstimmen, einen Schuldenschnitt ohne<br />
Mindestquote zu erwirken und einen befristete Vollstreckungssperre<br />
zu erwirken. Außerdem ist die Kündigung zweiseitiger Verträge aufgrund<br />
der Eröffnung des Restrukturierungsverfahrens größtenteils<br />
nicht möglich. Freilich sind die Gläubiger untereinander prinzipiell<br />
gleich zu behandeln und ein Restrukturierungsplan muss von der<br />
Mehrheit der Gläubiger und 75 % des Kapitals angenommen werden.<br />
Für Kreditnehmer, die aktuell in einer Krise sind, ist dieses neue Verfahren<br />
interessant, um einen Neustart des Unternehmens umzusetzen.<br />
Aufgrund der relativ hohen Mehrheitserfordernisse wird es aber<br />
in den meisten Fällen nicht ohne die Zustimmung der „Hausbank“ gehen.<br />
Auch für finanzierende Banken kann ein solches Verfahren eine<br />
Chance darstellen: Ein angeschlagenes Unternehmen oder Projekt<br />
lässt sich rechtsverbindlich restrukturieren und kann so für neue Investitionen<br />
(sei es Eigenkapital oder neue Kredite) wieder attraktiv<br />
gemacht werden — oft eine vernünftigere Option als eine Zwangsverwertung<br />
in der Krise. Insbesondere die Möglichkeit, nicht kooperierende<br />
Minderheitsgläubiger zu überstimmen, ist ein großer Vorteil<br />
gegenüber der außergerichtlichen Restrukturierung.<br />
Das Gesetz ist noch vom Nationalrat zu beschließen und der finale<br />
Text bleibt abzuwarten. Wir empfehlen sowohl Schuldner als auch<br />
Gläubiger, die Entwicklungen zu beobachten.<br />
Fazit: COVID-19 führt dazu, das Umnutzungspotenzial von Immobilien<br />
zu überdenken. Insbesondere in den Segmenten Hotel und Handel<br />
kann derzeit eine Neuausrichtung sinnvoll sein. In Österreich wird in<br />
Kürze die neue Restrukturierungsordnung beschlossen werden, die<br />
angeschlagenen, aber prinzipiell überlebensfähigen Unternehmen<br />
einen neuen rechtlichen Rahmen zur Abwendung der Insolvenz schafft.<br />
Im aktuellen Umfeld könnte dies ein interessanter Impuls sein, um<br />
eine Restrukturierung eines Immobilienprojekts anzustoßen und wieder<br />
zukunftssicher zu machen.<br />
Dr. Alina Nichiforeanu MRICS<br />
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„EY“ und „wir“ beziehen sich auf Ernst & Young Global Limited, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED None. Getty Images.
Freiheit<br />
in Sicht?<br />
„Genießen wir den<br />
<strong>Sommer</strong>, bevor der<br />
Herbst mit den nächsten<br />
Einschränkungen droht.“<br />
G<br />
enau vor einem Jahr wurde uns<br />
wieder ein Leben, frei von<br />
COVID-19, frei von Einschränkungen,<br />
frei von kulturellen und<br />
gesellschaftlichen Entsagungen in Aussicht<br />
gestellt. Dann kam der Herbst und die Kandare<br />
wurde enger, sogar um vieles enger gezogen.<br />
Jetzt habe ich ein Déjà-vu: Alles öffnet, wenn<br />
auch nur scheinbar. Denn ohne Test geht gar<br />
nichts und wer nicht dreimal in der Woche konsequent<br />
sein negatives Ergebnis vorweisen kann,<br />
der darf im gesellschaftlichen Leben nicht mitspielen.<br />
Damit setzt die Regierung ihren sanften<br />
Impfzwang konsequent durch und winkt für den<br />
Herbst medial bereits mit der Mutationskeule.<br />
Was das für die Immobilienbranche bedeutet?<br />
Geld, viel Geld. Kapital wird von institutionellen<br />
Investoren als auch von Privaten massiv<br />
in Immobilien gepumpt. Dahinter stecken<br />
die Angst vor einer drohenden Inflation, als<br />
auch ein massiver Kapitalüberschuss und<br />
ein weiterhin niedrig bleibendes Zinsniveau.<br />
Die Investition ins Betongold<br />
hat Tradition und befeuert derzeit<br />
die Immobilien, die mit einem<br />
massiven Preisanstieg<br />
reagieren. Eigentumswohnungen<br />
werden<br />
knapp, Mietwohnungen<br />
überschwemmen<br />
den<br />
Markt, die Kaufpreise<br />
bestimmter<br />
Regionen wie beispielsweise<br />
rund um den Neusiedlersee<br />
haben eine bessere Performance<br />
als so manche Aktie. Die<br />
langfristigen Auswirkungen? Die bleiben weiterhin<br />
spannend, ein Ende der Rallye ist am Ende<br />
des Horizonts nicht auszumachen.<br />
Die Branche brummt<br />
Genauer unter die Lupe genommen haben<br />
wir in diesem Heft brisante Themen wie<br />
Blockchain und wie sie den Immobilienmarkt<br />
verändern werden. Beim Schwerpunktthema<br />
wurden Mezzanine-Finanzierungen, Kryptowährungen<br />
und die Zinsschranke genau<br />
beleuchtet. Da es ums Geld geht, starten wir<br />
mit den teuersten Gebäuden der Welt ins Heft.<br />
Abgerundet wird unsere <strong>Sommer</strong>ausgabe mit<br />
Interviews spannender Player, die im Markt<br />
wirken, wie Anita Körbler, Karina Schunker,<br />
Ernst Vejdovszky und vielen anderen. Den<br />
Status quo in den Bereichen Office & Wohnen<br />
& Hotel, Shopping & Logistik, Rahmenbedingungen<br />
in der Finanzierung und Crowdfinanzierung,<br />
sowie Mezzanine-Kapital & Co.<br />
haben geladene Kapazunder der Branche beim<br />
Real Circle, der endlich wieder live stattfinden<br />
konnte, diskutiert. Ein kleines Stück Freiheit,<br />
das mit großer Freude genutzt wurde.<br />
Herzlichst,<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
Foto: Adobe Stock<br />
12 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
DIGITALES-PARKRAUM-<br />
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13 ImmoFokus
Unternehmen & Projekte<br />
16<br />
DIE TEUERSTEN GEBÄUDE<br />
Wenn Geld keine Rolle spielt, spielen die Gebäude<br />
alle Stückerl. Sie sind Wahrzeichen einer Stadt oder<br />
Wirtschaftsmotor und mit großer Wahrscheinlichkeit ein<br />
Hotelturm inklusive Casino. Alle gemeinsam haben sie eine<br />
hohe Individualität und großartige Architektur.<br />
50<br />
ZWEI VON DREI<br />
Der zweite Turm der TrIIIple-Towers ist fertiggestellt und<br />
ab Herbst bezugsfertig. Nach mehr als dreieinhalb Jahren<br />
Bauzeit sind die Projektpartner Soravia und ARE Austrian<br />
Real Estate stolz, sowohl im Zeit- als auch Kostenrahmen<br />
geblieben zu sein.<br />
53<br />
PROBLEMLÖSER FINEXITY<br />
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14 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
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15 ImmoFokus
Unternehmen & Projekte<br />
Milliarden<br />
statt Millionen<br />
Wenn Geld keine Rolle spielt. Ob als Wahrzeichen der Stadt oder als Wirtschaftsmotor,<br />
betritt man eines der teuersten Gebäude der Welt, liegen die Chancen gut, dass es sich um einen<br />
Hotelturm inklusive Casino handelt. Geht es aber um hohe Baukosten und etliche Verzögerungen,<br />
kommt einem im deutschsprachigen Raum vermutlich die Elbphilharmonie in den Sinn.<br />
Autor: Amelie Miller<br />
16 ImmoFokus
ELBPHILHARMONIE<br />
Ursprünglich für 77 Millionen Euro geplant, sprengte<br />
die Elbphilharmonie während der Errichtung die<br />
Baukosten um ein Vielfaches. Satte 866 Millionen<br />
Euro Investment sorgten für Kritik und bundesweite<br />
Bekanntheit. Nach einem eineinhalbjährigen<br />
Baustopp konnte das Konzerthaus in der Hamburger<br />
Hafencity Ende 2016 – nach Baubeginn<br />
2007 – schließlich übergeben werden. Neben den<br />
Konzertsälen verfügt das Gebäude heute über ein<br />
Hotel mit 244 Zimmern, 45 Wohnungen sowie<br />
Gastronomieflächen. Doch ist die Elbphilharmonie<br />
auch das teuerste Gebäude der Welt? Mitnichten.<br />
Sie schafft es nicht einmal unter die Top Ten.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
Architekturbüro: Herzog & de Meuron<br />
Bauherr: Elbphilharmonie Bau, Deutschland<br />
Standort: Hamburg-Hafen City, Deutschland<br />
Geschätzte Kosten: 866 Millionen Euro<br />
www.herzogdemeuron.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
17
Unternehmen & Projekte<br />
AL-HARĀM-MOSCHEE<br />
Die al-Harām-Moschee ist nicht nur die größte<br />
Moschee, sondern auch das teuerste Gebäude der<br />
Welt. Rund 100 Milliarden US-Dollar sollen bisher in<br />
den Prachtbau im saudiarabischen Mekka investiert<br />
worden sein. Die Baugeschichte der Moschee reicht<br />
mehr als 1.300 Jahre zurück. Während des Haddsch<br />
finden hier mehr als eine Million Gläubige Platz.<br />
Doch weil die Zahl der Pilger immer größer wurde,<br />
wurden 2011 gleich 18 internationale Stararchitekten<br />
mit einer kompletten Neugestaltung des Areals<br />
betraut. Bis 2013 wurde der Wandelhof um die<br />
Kaaba, jener Fixpunkt, nach dem sich die Gläubigen<br />
während des Gebets ausrichten, erweitert, sodass<br />
nun Platz für 2,5 Millionen Besucher ist.<br />
Architekturbüros: DAR Al-Handasah, ingenhoven<br />
architects, SL Rasch, Leinfelden-Echterdingen<br />
Bauherr: Saudi Binladin Group, Saudi-Arabien<br />
Standort: Mekka, Saudi-Arabien<br />
Geschätzte Kosten: 100 Milliarden US-Dollar<br />
www.ingenhovenarchitects.com<br />
www.sl-rasch.com<br />
Fotos: SL Rasch GmbH, Pixabay<br />
18 ImmoFokus
ABRAJ AL-BAIT –<br />
DAS MECCA ROYAL CLOCK TOWER HOTEL<br />
Das zweitteuerste Gebäude der Welt befindet sich<br />
ebenfalls in Mekka – das Abraj al-Bait Hotel mit seinem<br />
berühmten Uhrturm hat mit etwa 16 Milliarden<br />
US-Dollar deutlich weniger gekostet als die große<br />
Moschee. Das Mecca Royal Clock Tower Hotel, das<br />
auf den ersten Blick an den Big Ben erinnern mag,<br />
wurde inmitten einer Hochhausgruppe in unmittelbarer<br />
Nähe zur al-Harām-Moschee errichtet. Mit<br />
einer Höhe von 601 Metern zählt der Wolkenkratzer,<br />
dessen Spitze ein Halbmond ziert, zu den höchsten<br />
Gebäuden der Welt. An der Fassade des Hotelturms<br />
befindet sich zudem die größte Uhr der Welt.<br />
Allein die Ziffernblätter haben einen Durchmesser<br />
von 43 Metern.<br />
Architekturbüro: SL Rasch & Dar al-Handasah<br />
Shair & Partners<br />
Bauherr: Saudi Binladin Group, Saudi-Arabien<br />
Standort: Mekka, Saudi-Arabien<br />
Geschätzte Kosten: 16 Milliarden US-Dollar<br />
www.sl-rasch.com<br />
www.dar.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
19
Unternehmen & Projekte<br />
20 ImmoFokus
Fotos: Pexels/Soulful Pizza, Pixabay<br />
MARINA BAY SANDS<br />
Ende Mai 2006 erhielt Las Vegas Sands den Zuschlag, Singapurs erstes Integrated Resort zu realisieren.<br />
Gemeint ist damit eine Urlaubsanlage, inklusive Casino. Heute können Touristen und Einheimische im<br />
Resort nicht nur verschiedene Bars und Nachtclubs besuchen, sondern auch ihre Einkäufe für den täglichen<br />
Bedarf vor Ort erledigen. Zusätzlich sorgen zwei Theatersäle und ein Kunst- und Wissenschaftsmuseum<br />
für Unterhaltung. Was architektonisch an einen Stapel von Spielkarten erinnern soll, sind in<br />
Wahrheit drei 55-stöckige Hoteltürme, die auf 191 Meter Höhe einen 340 Meter langen Dachgarten<br />
tragen. Besonderes Highlight: Der 146 Meter lange Infinity Pool mit Blick auf Singapur.<br />
Architekturbüro: Safdie Architects<br />
Bauherr: Las Vegas Sands, USA<br />
Standort: Singapur<br />
Geschätzte Kosten: 6,2 Milliarden US-Dollar<br />
www.safdiearchitects.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
21
Unternehmen & Projekte<br />
APPLE PARK<br />
Was auf den ersten Blick wie ein Raumschiff aussieht,<br />
ist in Wahrheit der ehemalige Apple Campus<br />
2. Heute trägt der Firmensitz des US-amerikanischen<br />
Technologiezentrums im kalifornischen Silicon<br />
Valley schlicht den Namen Apple Park. Schlicht mag<br />
der Name klingen, gigantisch ist jedoch die Fläche,<br />
auf der der Campus von 2013 bis 2017 errichtet<br />
wurde. Gleich mehrere Grundstücke wurden für das<br />
71 Hektar große Areal zusammengelegt. Mit einem<br />
Durchmesser von einem halben Kilometer ist der<br />
Apple Park größer als das Pentagon. Das liegt vor<br />
allem daran, dass sich im Inneren des Ringes ein<br />
ca. zwölf Hektar großer Park befindet. Das ist etwa<br />
doppelt so groß wie der Wiener Stadtpark.<br />
Architekturbüro: Norman Foster + Partners<br />
Bauherr: Apple, USA<br />
Standort: Cupertino, Kalifornien, USA<br />
Geschätzte Kosten: 5 Milliarden US-Dollar<br />
www.fosterandpartners.com<br />
22 ImmoFokus
Fotos: Adobe Stock, bennymarty - stock.adobe.com, JHVEPhoto - stock.adobe.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
23
Unternehmen & Projekte<br />
THE COSMOPOLITAN<br />
Der Traum vom puren Luxus im Zentrum des Las<br />
Vegas Strips ist für den Immobilieninvestor wohl ein<br />
Hotel mit Casino inklusive Nachtclub. So erfolgte<br />
2005 der Baustart für das Cosmopolitan Hotel mit<br />
knapp 3.000 Zimmern und 9.300 Quadratmetern<br />
Casinofläche. Doch, ob das Bauvorhaben auch wirklich<br />
abgeschlossen werden konnte, stand durchaus<br />
auf der Kippe. Aber von Anfang an: 2004 kaufte der<br />
amerikanische Immobilieninvestor Ian Bruce Eichner<br />
jenes Grundstück, auf dem heute das Cosmopolitan<br />
steht für 60 Millionen US-Dollar mit einem Kredit<br />
der Deutschen Bank. Während des Baus wurde der<br />
Kredit bis 2008 auf über 765 Millionen US-Dollar<br />
ausgeweitet, bis Eichner schließlich zahlungsunfähig<br />
wurde. Da kein Investor gefunden werden<br />
konnte, sprang die Deutsche Bank ein und stellte<br />
das Gebäude bis 2010 in Eigenregie fertig.<br />
Architekturbüro: Rockwell Group<br />
Bauherr: Ian Bruce Eichner/Deutsche Bank,<br />
Deutschland<br />
Standort: Las Vegas, Nevada, USA<br />
Geschätzte Kosten: 4,4 Milliarden US-Dollar<br />
www.rockwellgroup.com<br />
Fotos: philipbird123 - stock.adobe.com, Sergii Figurnyi - stock.adobe.com, Pexels/Edgar Moran, Pexels/Sebastiaan Stam<br />
24 ImmoFokus
ONE WORLD TRADE CENTER<br />
Das 1 WTC gilt, knapp zwanzig Jahre nach 9/11, als das<br />
höchste Gebäude von New York City. Es wurde von 2004 bis<br />
2015 neben dem Ground Zero, jenem Platz, auf dem einst<br />
das World Trade Center stand, errichtet. Mit einer Höhe von<br />
541,3 Metern zählt der Büroturm derzeit zu den höchsten<br />
Gebäuden der Welt. Jedoch war der Bau des Turms von<br />
Bauverzögerungen, Mehrkosten und Streitereien geprägt. So<br />
hätte das Gebäude ursprünglich den Namen Freedom Tower<br />
tragen sollen, 2009 beschlossen die Bauherren jedoch, das<br />
Gebäude stattdessen One World Trade Center (1 WTC) zu<br />
nennen. Diese Entscheidung wurde getroffen, um so die<br />
Büroflächen leichter vermieten zu können.<br />
Architekturbüro: Skidmore, Owings and Merrill LLP (SOM)<br />
Bauherr: Silverstein Properties & Port Authority of New York<br />
and New Jersey, USA<br />
Standort: New York City, USA<br />
Geschätzte Kosten: 4,1 Milliarden US-Dollar<br />
www.som.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
25
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: Adobe Stock, Posztós János - stock.adobe.com<br />
26 ImmoFokus
PARLAMENTSPALAST<br />
Direkt am 15 Meter hohen Arsenalhügel in Bukarest<br />
steht das ehemalige „Haus des Volkes“. Ein<br />
neoklassizistischer Bau, der nach den Plänen der<br />
damals völlig unbekannten rumänischen Architektin<br />
Anca Petrescu 1980 entworfen und auf Wunsch des<br />
ehemaligen Diktators Nicolae Ceaușescu errichtet<br />
wurde. Während der fünfjährigen Bauzeit waren<br />
bis zu 700 Architekten und 20.000 Arbeiter auf der<br />
Baustelle im Einsatz. Doch ehe der Palastbau 1983<br />
beginnen konnte, mussten nicht nur Tausende<br />
Menschen umgesiedelt, sondern auch große Teile<br />
der Altstadt abgerissen werden. Der Parlamentspalast<br />
gilt als das zweitgrößte Verwaltungsgebäude<br />
der Welt nach dem Pentagon in den USA. Heute<br />
beherbergt der Palast das Parlament.<br />
Architekturbüro: Anca Petrescu<br />
Bauherr: Nicolae Ceaușescu, Rumänien<br />
Standort: Bukarest, Rumänien<br />
Geschätzte Kosten: 3,9 Milliarden US-Dollar<br />
www.cic.cdep.ro<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
27
Unternehmen & Projekte<br />
Union Investment kauft Hotelturm<br />
Comeback<br />
Nach sechs Monaten Investitionspause<br />
im Zuge der Pandemie engagiert sich Union<br />
Investment wieder auf dem deutschen<br />
Hotelmarkt und sichert sich im Rahmen<br />
eines Forward Fundings einen projektierten<br />
Hotelturm im Stuttgarter Europaviertel. Der<br />
Kaufpreis liegt bei rund 137 Millionen Euro.<br />
Die Fertigstellung ist für Dezember 2021<br />
geplant. Der Erwerb erfolgt für den Bestand<br />
des Offenen Immobilien-Publikumsfonds<br />
UniImmo: Deutschland. Die Flächen des Hotelturms<br />
sind bereits an die beiden Betreiber<br />
Adina Hotels und Premier Inn vermietet. Im<br />
Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss<br />
sind Bistro- und Einzelhandelsflächen geplant.<br />
Im siebten Stock entsteht zudem eine<br />
180 Quadratmeter große Außenterrasse.<br />
Eine DGNB-Zertifizierung in Gold wird<br />
angestrebt. Verkäufer und Entwickler des<br />
„Turms am Mailänder Platz“ ist die Strabag<br />
Real Estate (SRE).<br />
Hotelmakler in Europa<br />
Ranking<br />
Laut der neuesten Rangliste von Real<br />
Capital Analytics (RCA) hat im Vorjahr kein<br />
anderes Maklerunternehmen mehr Hotels<br />
vermittelt als Christie & Co. Auch das österreichische<br />
Team von Christie & Co darf sich<br />
freuen: Auf Länderebene belegte es gemeinsam<br />
mit dem französischen Team den ersten<br />
Platz. Zu den Top-Deals, die Christie & Co<br />
Österreich im Vorjahr begleitete, zählt der<br />
Verkauf des Fünfsternehauses Hotel Schloss<br />
Pichlarn mit 96 Zimmern im steirischen<br />
Ennstal an den Hotelier Georg Imlauer. Das<br />
französische Team wiederum konnte 2020<br />
die größte Hoteltransaktion Frankreichs abschließen:<br />
Den Verkauf des Viersternehotels<br />
Holiday Inn Paris Porte de Clichy (262 Zimmer)<br />
an Extendam und Catella Hospitality.<br />
Soravia, denkmalneu und ECE investieren in Venedig<br />
Joint Venture kauft Hotelensemble<br />
Die beiden Projektentwickler Soravia und<br />
denkmalneu konnten in unmittelbarer Nähe<br />
zum Markusplatz gemeinsam mit dem Hotelfonds<br />
der ECE Real Estate Partners für über<br />
100 Millionen Euro das Gebäudeensemble<br />
Bonvecchiati erwerben. In den kommenden<br />
zwei Jahren soll der Hotelkomplex mit über<br />
191 Zimmern umfassend renoviert werden.<br />
Neben diversen Wellnessmöglichkeiten,<br />
einer Bar sowie einem Restaurant mit Terrasse<br />
verfügt der Hotelkomplex über einen<br />
hauseigenen Kanal mit zwei Anlegestellen.<br />
Begleitet wurde die Transaktion von der<br />
Steuer- und Anwaltskanzlei Andersen Tax<br />
& Legal Venice, die auch als Leiter der Due<br />
Diligence im Ankaufsprozess fungiert hat.<br />
Für Soravia und die Unternehmensgruppe<br />
denkmalneu ist es nicht die erste Zusammenarbeit<br />
im Hospitality-Bereich. Aktuell arbeiten<br />
beide Unternehmen bei der Renovierung<br />
und Umnutzung des „Munich City Portfolio“<br />
zusammen.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Julia Neuhold ist General<br />
Managerin von JO&JOE Vienna. Im<br />
Herbst 2021 soll das Hotel am<br />
Wiener Westbahnhof eröffnen.<br />
Colliers holt sich Daan Bakkenes<br />
an Bord. Der gebürtige<br />
Niederländer hat seit 3. Mai die<br />
Funktion des Head of Hotels inne.<br />
Martina Maly-Gärtner wurde bis<br />
zum 30. April 2026 zum Mitglied<br />
des Vorstandes der UBM<br />
Development nominiert.<br />
News Ticker<br />
Hotelbetreiber für Wiener KaDeWe ist fix: Noch ist der Name des zukünftigen Hotelbetreibers geheim. Es handle sich, so<br />
der Chef der KaDeWe-Group André Maeder um eine internationale Kette, die noch nicht in Europa vertreten sei. Das Hotel<br />
wird rund 150 Zimmer haben.<br />
Fotos: UBM/Susanne Einzenberger/supersusi, Daniel Nuderscher, SORAVIA, Colliers Austria, spusu Life Resort, Huazhu Group<br />
28 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Hotel<br />
Steigenberger eröffnet in Asien<br />
Premiere in China<br />
Das Steigenberger Hotel Jinan Fengming<br />
befindet sich in der rund sieben Millionen<br />
Einwohner zählenden Stadt Jinan,<br />
der Hauptstadt der Provinz Shandong<br />
im Osten des Landes. Das Hotel verfügt<br />
über 258 Zimmer, zwei Restaurants, eine<br />
Lobby-Lounge und ein Schwimmbad. „Die<br />
Eröffnung des ersten Steigenberger Hotels<br />
in China in solch herausfordernden Zeiten<br />
unterstreicht unsere erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
mit Huazhu und ist ein wichtiger<br />
Schritt auf unserem Weg, bis 2025 unter<br />
die Top-3-Hotelunternehmen in Europa<br />
aufzusteigen. Es macht mich sehr stolz, dass<br />
wir nun auch mit unserer traditionsreichen<br />
Marke Steigenberger in China vertreten<br />
sind“, so Marcus Bernhardt, CEO Deutsche<br />
Hospitality.<br />
spusu Life Resort in Mistelbach<br />
Abgelehnt<br />
In einer Region wie dem Weinviertel sei<br />
es nicht möglich, ein 4-Stern Superior Hotel<br />
wirtschaftlich zu führen, so die Österreichische<br />
Hotel- und Tourismusbank (ÖHT). Andreas<br />
Pichler, Chef von spusu und Investor<br />
für das geplante Hotel, zeigt sich enttäuscht:<br />
„Es war alles unter Dach und Fach, Pläne und<br />
Konzepte ausgearbeitet. Dass hier die ÖHT<br />
in Person von Generaldirektor Wolfgang<br />
Kleemann keine Zusage erteilt, obwohl sie<br />
keine genaue Einsicht in die Projektunterlagen<br />
genommen hat, ist mehr als irritierend.“<br />
Angedacht waren ein Eigenkapital von 10<br />
Millionen Euro und 2 Millionen Euro Investitionsförderung<br />
vom AWS. Der Rest sollte mit<br />
Darlehen finanziert werden. Aber dazu wäre<br />
ein positives Gutachten der ÖHT notwendig<br />
gewesen.<br />
Große Unterschiede zwischen den USA und Europa<br />
Hotel-Comeback im zweiten Halbjahr<br />
Im Rahmen einer dreiteiligen Videoserie hat<br />
Martin Schaffer, Geschäftsführer und Partner<br />
von mrp hotels, gemeinsam mit Monika Rosen-<br />
Philipp, Chefanalystin UniCredit Bank Austria<br />
Premium Banking einen Blick auf die internationalen<br />
Entwicklungen im Tourismus, den<br />
Konsum und die Auswirkungen auf die Finanzmärkte<br />
geworfen: Große Unterschiede sieht<br />
Monika Rosen-Philipp zwischen den USA und<br />
Europa. Bereits Ende Juni, Anfang Juli könnten<br />
70 Prozent der Erwachsenen in den USA immunisiert<br />
sein. Das ist auch für den Tourismus<br />
ein positives Signal. So kann die profitabelste<br />
Flugroute der Welt zwischen London Heathrow<br />
und dem John F. Kennedy Airport (New York)<br />
als zentrales Rückgrat im Tourismus wieder in<br />
Vollbetrieb gehen. Auch die Kreuzfahrten aus<br />
den amerikanischen Häfen werden wieder ihren<br />
Betrieb aufnehmen – wenn auch unter strengen<br />
Auflagen: 98 Prozent der Besatzung und 95<br />
Prozent der Passagiere müssen voll immunisiert<br />
sein – die Passagierquote könnte schwer zu<br />
erfüllen sein. In Europa hingegen soll die Kojunktur<br />
im zweiten Halbjahr deutlich an Fahrt<br />
aufnehmen. Aufgrund des Nachholbedarfs ist<br />
damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren<br />
überdurchschnittlich viel für Reisen ausgegeben<br />
wird, so Schaffer. Im Investmentbereich hingegen,<br />
so Rosen-Philipp, sieht die Situation anders<br />
aus: „Die Notenbanken werden irgendwann den<br />
Geldhahn wieder ein ganz klein bisschen – die<br />
Betonung liegt auf bisschen – zudrehen.“<br />
MONTAG BIS DONNERSTAG<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
29
Unternehmen & Projekte<br />
Sinkende Fertigstellungen<br />
Marktbericht<br />
Der bereits langjährige Trend sinkender<br />
jährlicher Fertigstellungszahlen im Bereich<br />
der Einkaufs- und Fachmarktzentren hält<br />
auch im Jahr 2021 weiter an, so der Marktbericht<br />
für den Einzelhandel von CBRE.<br />
Die größte Eröffnung im Jahr 2020 war die<br />
Erweiterung der Pado Galerien im Burgenland<br />
mit 21.000 Quadratmetern. Insgesamt<br />
lag die Fertigstellungsleistung 2020 österreichweit<br />
bei 39.500 Quadratmetern. Die<br />
Fertigstellungsleistung im Jahr 2021 beträgt<br />
voraussichtlich 16.400 Quadratmeter und<br />
ist damit um 58 Prozent niedriger als im Vorjahr,<br />
so der Einzelhandelsbericht Österreich<br />
2021 von CBRE. Zwar ist die Fertigstellung<br />
mehrerer größerer Projekte wie beispielsweise<br />
die des Shopping Quartiers Lienz in<br />
Tirol oder des Outdoor Zentrums Parndorf<br />
im Burgenland für die kommenden Jahre in<br />
Planung, jedoch ist angesichts der aktuellen<br />
Situation noch kein konkreter Zeitplan für<br />
die Umsetzung festgelegt.<br />
Meinl am Graben verkleinert sich<br />
Umbauarbeiten<br />
Der Luxus-Greißler Meinl am Graben<br />
baut um. Die Warenpräsentation wird<br />
geändert, die Flächen werden neu verteilt.<br />
Die Handelsfläche sinkt von 1.700 auf 1.200<br />
Quadratmeter, das Sortiment bleibt erhalten;<br />
von der Gastronomie bleibt nur das Café<br />
samt Außenbereich. Das provisorische Geschäft<br />
öffnet in der Maysedergasse nahe der<br />
Oper und Albertina. Durch den Rückbau der<br />
Gastronomie sinkt die Mitarbeiterzahl von<br />
rund 200 auf rund 170, der Prozess wurde<br />
bereits begonnen. Das Restaurant schließt,<br />
„weil es für uns nicht mehr relevant war, es<br />
vom kaufmännischen her keinen Sinn mehr<br />
gemacht hat“, sagte Julius Meinl am Graben<br />
Geschäftsführer Udo Kaubek.<br />
Generalsanierung für das „The Yello“ am Heuplatz<br />
Le Burger kommt nach Klagenfurt<br />
Nach einer umfangreichen Generalsanierung<br />
durch die Lilihill Gruppe eröffnet im „The<br />
Yello“, Am Heuplatz 4, im Frühjahr 2022 ein Le<br />
Burger im Erd- und Obergeschoß des Gebäudes<br />
auf 500 Quadratmetern. Entwickelt wurde die<br />
Immobilie von der Lilihill Retail & Commerce.<br />
Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund<br />
5,1 Millionen Euro. Nun konnte mit Le Burger<br />
ein österreichisches Traditionsunternehmen<br />
als Ankermieter gefunden werden. Ca. 40 Mitarbeiter<br />
sollen am neuen Standort in Zukunft<br />
arbeiten. Das Lokal wird über ca. 280 Sitzplätze<br />
inklusive großem Gastgarten verfügen. Maßgeblich<br />
bei der Wahl des Standortes innvolviert<br />
ist Bernhard Kloucek, Experte für Franchise &<br />
Expansion bei Le Burger. „Wir haben schon<br />
lange ein Auge auf das südlichste Bundesland<br />
von Österreich geworfen und freuen uns sehr,<br />
mit der Lilihill Gruppe dieses Projekt am Heuplatz<br />
4 in Klagenfurt mitzuentwickeln.“Als<br />
neuer Franchisenehmer konnte Quereinsteiger<br />
Herbert Biber gewonnen werden.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Seit dem 1. Juni 2021 ist<br />
Horst Lukaseder neues Mitglied<br />
und Sprecher der Geschäftsführung<br />
der VMF Immobilien.<br />
Der gebürtige Deutsche<br />
und studierte Architekt<br />
Oliver Bertram ist neuer<br />
Geschäftsführer von teamgnesda.<br />
Gottfried Maria Sulz, Partner der<br />
TPA Steuerberatung, erhielt den<br />
Preis Steuerberater des Jahres in<br />
der Kategorie „Umgründungen“.<br />
News Ticker<br />
Rebranding in Parndorf: Colliers wurde nicht nur exklusiv mit dem Relaunch & Rebranding für das Parndorf Fashion Outlet<br />
beauftragt, sondern auch für die Vermarktung einer rund 4.000 Quadratmeter großen Ankermietfläche vor Ort. LLB Immo<br />
verkauft: Adeqat vermittelt zwei Fachmarktzentren in Knittelfeld an Betha Zwerenz & Krause Gruppe.<br />
Fotos: AdobeStock, SES/Jošt Gantar, lilihill.at, Christoph Meissner, teamgnesda, VMF Immobilien<br />
30 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Retail<br />
Global RLI Award 2021<br />
Aleja im Finale<br />
Das jüngste der fünf Center des Betreibers SES<br />
in Slowenien wurde in der Kategorie „International<br />
Shopping Centre – New Build“ unter den<br />
besten vier auf die Shortliste gesetzt. Das 2020<br />
fertiggestellte Center Aleja Ljubljana beeindruckt<br />
durch einzigartige Architektur, moderne<br />
Konzeption und ein außergewöhnliches Shopping-<br />
und Freizeitangebot. Multifunktionalität<br />
steht hier auf der Tagesordnung: 80 Shops, erstklassige<br />
Gastronomie und eine 6.200 Quadratmeter<br />
große Sport- und Erholungszone auf dem<br />
Dach – das Aleja Sky – sorgen für Abwechslung.<br />
Der Drache, das Wappentier der slowenischen<br />
Hauptstadt, war Inspiration für die Fassade.<br />
Gewinner und Verlierer<br />
Einzelhandel<br />
Die Bandbreite der Umsatzentwicklung in den<br />
Handelsbranchen könnte nicht unterschiedlicher<br />
sein: So verzeichnete der Online-Handel<br />
im ersten Quartal 2021 eine Steigerung von 32,8<br />
Prozent, der Modehandel hingegen einen Rückgang<br />
von knapp 24,7 Prozent, so eine Studie des<br />
Economica Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
im Auftrag der Bundesparte Handel in der WKÖ.<br />
„Beachtlich ist, dass der österreichische Handel<br />
trotz der ausbleibenden Umsatzsteigerung im<br />
ersten Quartal einen Mitarbeiterzuwachs von<br />
0,5 Prozent verzeichnen kann“, so Rainer Trefelik,<br />
Obmann der Bundesparte Handel in der<br />
Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), erfreut.<br />
Einzelhandelsflächen in deutschen A-Städten<br />
Verstärkte Nachfrage<br />
Laut einer Analyse von ImmoScout24 Gewerbe<br />
lag im April 2021 die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen<br />
in den deutschen A-Städten<br />
Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf,<br />
Stuttgart und Frankfurt am Main um 100 Prozent<br />
höher als im April 2020. Auch in den weniger<br />
begehrten B- und C-Städten ist das Interesse<br />
an Einzelhandelsflächen ebenfalls wieder auf<br />
dem Niveau von vor der Pandemie angelangt.<br />
Als B-Städte gelten 14 deutsche Städte mit großer<br />
nationaler und regionaler Bedeutung. Dazu<br />
gehören beispielsweise Nürnberg und Hannover.<br />
Zu den 22 C-Städten zählen Städte mit<br />
eingeschränkt nationaler, aber hoher regionaler<br />
Bedeutung sowie wichtiger<br />
Ausstrahlungen auf die umgebende<br />
Region. Beispiele für<br />
C-Städte sind Aachen oder Rostock.<br />
Vor allem kleinere Einzelhandelsflächen<br />
gewannen laut<br />
den Daten von ImmoScout24<br />
Gewerbe wieder stark an Attraktivität.<br />
ImmoScout24 Gewerbe<br />
verzeichnete im April 2021 134 Prozent<br />
mehr Anfragen für Einzelhandelsflächen bis zu<br />
100 Quadratmetern als im Vorjahr. In den deutschen<br />
A-, B- und C-Städten stellten Anbietende<br />
14 Prozent weniger Einzelhandelsflächen auf<br />
ImmoScout24 Gewerbe ein als im Vergleich zum<br />
Vorjahr. Aufgeschlüsselt auf die verschiedenen<br />
Standorte sank in den B-Städten das Angebot an<br />
inserierten Einzelhandelsflächen mit minus 24<br />
Prozent am stärksten.<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
<strong>31</strong>
Unternehmen & Projekte<br />
E-Commerce als Treiber<br />
Lagerkapazitäten<br />
Laut eines aktuellen Savills Spotlights<br />
müssen Paketdienstleister ihre Lagerkapazitäten<br />
in Europa bis 2025 um bis zu 8,6<br />
Millionen Quadratmeter zusätzliche Fläche<br />
erweitern, um die steigende E-Commerce<br />
Nachfrage abdecken zu können. Nach<br />
Einschätzung der Marktforschungsunternehmen<br />
Forrester Research and eMarketer<br />
werden rund 20 Prozent aller online erworbenen<br />
Artikel retourniert. Innerhalb<br />
Europas beobachtet Savills unterschiedliche<br />
Ansätze bei dem Umgang mit Retouren. In<br />
Großbritannien, im Jahr 2020 im Online-<br />
Shopping-Segment mit einem Anteil von<br />
28 Prozent am Einzelhandelsumsatz Spitzenreiter<br />
in Europa, setzt beispielsweise der<br />
Online-Händler Argos auf den Einsatz von<br />
Augmented Reality, um die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Retoure zu verringern. In den<br />
Niederlanden erproben Logistikdienstleister<br />
die Retourenabholung etwa an der Haustür.<br />
Logistikzentrum in Allhaming<br />
Spatenstich<br />
Seit 2014 besteht das Paketzentrum der<br />
Post im Bezirk Linz-Land. Dieses soll nun bis<br />
2022 um eine Grundstücksfläche von circa<br />
125.000 Quadratmetern erweitert werden.<br />
Ziel der Erweiterung ist es, in Allhaming das<br />
modernste Logistikzentrum Österreichs zu<br />
errichten. So sollen mit der Fertigstellung<br />
bis zu 32.000 Pakete pro Stunde sortiert werden.<br />
Im Zuge des Ausbaus wird auch auf die<br />
Nachhaltigkeit geachtet und eine Photovoltaikanlage<br />
mit einer Leistung von rund 500<br />
kWp auf dem Dach des Logistikzentrums installiert.<br />
Diese wird nicht nur das Zentrum,<br />
sondern auch die am Standort betriebene<br />
E-Flotte der Post versorgen. Ebenfalls sind<br />
Stellplätze mit Ladestationen für E-Autos<br />
und E-Bikes für die Mitarbeiter geplant.<br />
Colliers vermittelt Logistikhalle in Seyring an privaten Investor<br />
Portfoliooptimierungsprogramm<br />
Obwohl die LLB Immo laut Geschäfstführer<br />
Louis Obrowsky Logistik weiterhin als interessante<br />
Nutzungsart ansieht, trennt sich die<br />
Kapitalanlagegesellschaft im Zuge ihres Portfoliooptimierungsprogramms<br />
von kleineren<br />
Objekten im LLB Semper Real Estate. So wurde<br />
Ende April die 4.400 Quadratmeter große Logistikhalle<br />
in Seyring bei Gerasdorf an einen<br />
privaten Investor verkauft. Die Halle steht auf<br />
einem Grundstück von 6.000 Quadratmetern<br />
an der Brünner Straße direkt am Verkehrsknotenpunkt<br />
Eibesbrunn, in unmittelbarer Nähe<br />
zum G3 Shopping-Center. Bis 2018 wurd die<br />
Lagerfläche von Elektro Haas genutzt. Vermittelt<br />
wurde die Transaktion von Colliers.<br />
Thomas Belina, Managing Partner Colliers Österreich:<br />
„Logistikimmobilien sind momentan<br />
stark gefragt und wir freuen uns sehr, dass wir<br />
dieses Top-Objekt vermitteln konnten. Gerade<br />
in diesem Bereich verfügen wir über viel<br />
Know-how und wertvolle Kontakte, von denen<br />
unsere Kunden profitieren sollen.“<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Ricardo-José Vybiral bleibt<br />
Geschäftsführer des Kreditschutzverband<br />
von 1870 sowie CEO der<br />
KSV1870 Holding.<br />
Logivest ernennt Marta<br />
Romakowski als Key Account<br />
Managerin. Sie berichtet direkt an<br />
Michael Starre, CSO bei Logivest.<br />
Mit Markus Happerger<br />
als Abteilungsleiter baut<br />
Realogis sein Süddeutschland-<br />
Geschäft aus.<br />
News Ticker<br />
KONE und ECONSULT starten Pilotprojekt: Um eine schnelle und vor allem CO₂-frei Wartung von Aufzügen und Rolltreppen<br />
zu ermöglichen, ist seit Mai das erste LOGSTEP E-Lastenfahrrad in Wien unterwegs. Ergänzt wird das neue Logistikkonzept<br />
durch sogenannte Pick-Up-Points.<br />
Fotos: Outline Pictures, Logivest, Chris Marxen Headshots Berlin, Marcel Köhler, Georg Wilke<br />
32 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Logistik<br />
Nachfrage übersteigt Angebot<br />
Rekordvolumen<br />
Laut einer Erhebung der Marktexperten von CBRE wurde 2020<br />
mit 525 Millionen Euro um rund fünf Prozent mehr in Logistikimmobilien<br />
in Österreich investiert als im Jahr 2019. Zusätzlich führte<br />
die starke Nachfrage dazu, dass die Spitzenrenditen bei Logistikimmobilien<br />
zusehends unter Druck gerieten. Eine Entwicklung, die<br />
sich bis Ende 2021 fortsetzen wird. Hinzu kommt, dass in Wien die<br />
hohe Nachfrage nicht gedeckt werden kann: Rund 2,65 Millionen<br />
Quadratmeter Logistikflächen – und somit 49 Prozent des Gesamtbestandes<br />
an den drei Logistik-Hotspots Wien, Graz und Linz – befinden<br />
sich in und um Wien. Auch die Entwicklung von sowie der<br />
Ausbau bestehender Logistikimmobilien im Speckgürtel von Wien<br />
gestaltet sich aufgrund geringer Grundstücksreserven schwierig.<br />
Und das, obwohl 2020 ein neuer Höchstwert des Flächenumsatzes<br />
erzielt werden konnte. Der Flächenumsatz umfasst die eigengenutzte<br />
wie vermietete Fläche und belief sich 2020 in und um Wien<br />
auf rund 302.000 Quadratmeter, davon wurden circa 122.000<br />
Quadratmeter an Fremdnutzer vermietet. Das entspricht einer<br />
Steigerung von über 27 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Auch<br />
die Spitzenmiete ist mit 5,60 Euro pro Quadratmeter im Monat um<br />
zwei Prozent gestiegen – Tendenz weiter steigend.<br />
Schisernig investiert in Loosdorf<br />
Wachstumspotenzial<br />
Gemeinsam mit internationalen Partnern hat der Salzburger<br />
Immobilieninvestor Walter Schisernig ein großes Logistik-Areal<br />
im niederösterreichischen Loosdorf erworben. Dieses befindet sich<br />
direkt an der Westautobahn A1, zwischen der Landeshauptstadt St.<br />
Pölten und der Bezirksstadt Melk, und verfügt über eine Nutzfläche<br />
von rund 60.000 Quadratmeter. Knapp 10.000 Quadratmeter davon<br />
werden als hochmodernes, energieeffizientes Kühl- und Tiefkühllager<br />
genutzt. Im Fokus der Investoren steht eine nachhaltige Nutzung<br />
der Liegenschaft sowie eine „wirtschaftliche Wiederbelebung des<br />
Areals“, so Schisernig. Umso erfreulicher, dass die Immobilie bereits<br />
langfristig an ein international agierendes Speditions- und Logistikunternehmen<br />
vermietet werden konnte. Für zusätzliche Nachhaltigkeit<br />
bei der Bewirtschaftung der Lagerimmobilie sorgen eine<br />
Photovoltaikanlage und die LED-Beleuchtung im Inneren.<br />
Storebox und DPD eröffnen Paketstation<br />
Upgrade für die Citylogistik<br />
Die Pandemie hat das Konsumverhalten nachhaltig verändert.<br />
Vor allem der Onlinehandel profitiert von dieser Entwicklung. „Allein<br />
im ersten Quartal verzeichneten wir eine Paketmengen-Steigerung<br />
von mehr als 30 Prozent gegenüber 2020 und haben rund<br />
17 Millionen Pakete für unsere Kunden bewegt“, freut sich Rainer<br />
Schwarz, Geschäftsführer von DPD in Österreich. Die letzte Meile<br />
in der Citylogistik ist jedoch oftmals ein Hindernis. Aus diesem<br />
Grund feierte in der Lazarettgasse im neunten Wiener Gemeindebezirk<br />
die erste gemeinsame Paketstation von DPD und Storebox<br />
Premiere. Dank eines Zugangs via Scan können hier Pakete rund<br />
um die Uhr aufgegeben, abgeholt und retourniert werden. Dabei<br />
können nicht nur die Zusteller flexibel Pakete abgeben, sondern<br />
auch die Kunden ihre Lieferung rund um die Uhr abholen. Weitere<br />
20 Standorte in Wien sind geplant.<br />
JEDEN DIENSTAG<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
33
Unternehmen & Projekte<br />
Markt für Einfamilienhäuser<br />
Grundbuchanalyse<br />
Laut aktuellem RE/MAX-ImmoSpiegel<br />
waren die Verbücherungszahlen am österreichischen<br />
Einfamilienhausmarkt stark<br />
rückläufig: 10.723 Häuser wurden 2020 verbüchert.<br />
Das sind exakt 1.200 Stück weniger<br />
als 2019. Von diesem Mengeneinbruch betroffen<br />
sind jedoch, so der RE/MAX-Immo-<br />
Spiegel, alle Bundesländer gleichermaßen,<br />
keines verzeichnete einen Zuwachs. Die Auswirkungen<br />
allerdings sind durchaus unterschiedlich:<br />
Während für das Burgenland der<br />
Rückgang zu 2019 gerade erst spürbar wird,<br />
fehlt in Vorarlberg, Wien und Niederösterreich<br />
zu 2019 jeder siebente Hausverkauf<br />
(-14 %). Und die Preise ziehen weiter an: Mit<br />
Abstand am teuersten sind Einfamilienhäuser<br />
in Innsbruck. Die Basis des ImmoSpiegels<br />
liefert das Grundbuch mit seinen öffentlich<br />
zugänglichen Kaufverträgen, die von IM-<br />
MOunited in der Kaufvertrags-Sammlung<br />
vollständig erfasst und von RE/MAX Austria<br />
ausgewertet und analysiert werden.<br />
Silver Living in Graz<br />
Projektübergabe<br />
Bereits Anfang Mai wurde die von einer<br />
privaten Investorengruppe in Kooperation<br />
mit Silver Living sowie ÖKO Wohnbau revitalisierte<br />
Wohnanlage mit 25 Wohneinheiten<br />
in der Grazer Strauchergasse 11 übergeben.<br />
Das revitalisierte Gründerzeithaus befindet<br />
sich inmitten des urbanen Annenviertels.<br />
Alle 25 Wohnungen mit Größen von rund 37<br />
bis rund 89 Quadratmetern, zu denen auch<br />
fünf Maisonette-Wohnungen zählen, sind<br />
hochwertig ausgestattet und verfügen teilweise<br />
über Freiflächen in Form von Balkon<br />
oder Terrasse. Eine Bereicherung für die Bewohner<br />
ist die direkt gegenüberliegende Kinderbetreuungsstätte.<br />
Diese soll voraussichtlich<br />
noch im <strong>Sommer</strong> 2021 eröffnet werden.<br />
Investment von 100 Millionen Euro in Berlin-Mitte<br />
Soravia entwickelt „Riverside Berlin“<br />
Verkäufer ist ein Konsortium mehrerer<br />
spanischer Projektentwickler. Über den<br />
Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.<br />
Soravia wird am Standort rund 100 Millionen<br />
Euro investieren. Neben der umfassenden<br />
Sanierung des bereits vorhandenen Wohngebäudes<br />
soll bis 2025 ein Bürogebäude mit<br />
einer Bruttogrundfläche von 11.000 Quadratmetern<br />
auf sieben Etagen entstehen. Erwin<br />
Soravia, CEO von Soravia, blickt der Umsetzung<br />
der neuesten Projektentwicklung mit<br />
Vorfreude entgegen: „Wir freuen uns, unsere<br />
langjährige Expertise bei der Entwicklung<br />
von Bürogebäuden und bei der Revitalisierung<br />
historischer Objekte im Herzen der<br />
deutschen Hauptstadt einbringen zu können.<br />
Der Blick über den Landwehrkanal und auf<br />
die Neue Nationalgalerie ist einzigartig. Der<br />
Standort eignet sich ideal als repräsentativer<br />
Unternehmenssitz.“ Für die Architektur des<br />
Ensembles ist das spanische Architekturbüro<br />
Arquitectura Norte in Zusammenarbeit mit<br />
dem lokalen Studio Frosch:Samara Architekten<br />
verantwortlich.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Christoph Stradiot verstärkt<br />
als neuer Head of Investment &<br />
Relationship Management das<br />
Team der 6B47.<br />
Seit Mai ist Stephan Pasquali<br />
Geschäftsführer der neu<br />
gegründeten 3SI New Living der<br />
3SI Immogroup.<br />
Manuel Koger verantwortet<br />
ab sofort die Bereichsleitung<br />
Wohnen der EHL Immobilien<br />
Management.<br />
News Ticker<br />
Projekt GRAWE REININGHAUS: Die GRAWE IMMO errichtet auf den Reininghaus Gründen in Graz bis Ende des Jahres <strong>31</strong>8 provisionsfreie<br />
und unbefristete Mietwohnungen. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 60 Millionen Euro. Luxusobjekt: DIE WOHNKOMPANIE hat<br />
die Revitalisierung in der Goethegasse samt Dachgeschoßaufbau unmittelbar bei der Wiener Staatsoper abgeschlossen.<br />
Fotos: 3SI Immogroup/Stefan Joham, EHL, 3SI Immogroup MW-Architekturfotografie, Arquitectura Norte, wieninvest, feelimage/Matern<br />
34 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Wohnen<br />
wieninvest feiert Spatenstich<br />
Wohnprojekt in Baden<br />
Das „CVH“ der wieninvest am Conrad von Hötzendorf-Platz 3 in Baden<br />
bei Wien wird mit seiner Fertigstellung über 18 Wohnungen mit<br />
einer Wohnfläche von rund 34 bis 102 Quadratmetern, verteilt auf zwei<br />
Gebäudekomplexe, verfügen. Jede Wohnung verfügt über Freiflächen<br />
wie Garten, Dachterrasse, Terrasse oder Balkon. So besticht das Wohnprojekt<br />
„CVH“ mit einer Kombination aus Wohnen im Grünen und<br />
einer perfekten Anbindung an den öffentlichen Verkehr – Badner Bahn<br />
und ÖBB ermöglichen eine exzellente Anbindung an Wien.<br />
2021 sollen 1.900 Wohneinheiten fertiggestellt werden<br />
Bau-Peak in Salzburg<br />
Der WKÖ-Fachverband Immobilien und Exploreal präsentierten in<br />
Salzburg die Studie „Wohnbauprojekte in der Pipeline in Salzburg im<br />
Vergleich zu Oberösterreich“. „In Salzburg wurden rund 360 Projekte<br />
mit circa 8.000 Wohneinheiten ausgewertet, davon wurden rund 700<br />
Wohneinheiten im Detail erfasst und näher analysiert“, erläutert Studienautor<br />
Alexander Bosak, Mitbegründer und Geschäftsführer von<br />
Exploreal. 71,7 Quadratmeter haben die erfassten Neubauwohnungen<br />
im Mittel, und pro Wohnprojekt gibt es 22 Einheiten. In Oberösterreich<br />
stellen sich diese Werte wie folgt dar: 24 Einheiten sind es pro Wohnbau,<br />
und sie haben mit 76,7 Quadratmeter etwas mehr Nutzfläche.<br />
Dafür dürfen sich die Salzburger aber über mehr Freiflächen freuen:<br />
12,6 Quadratmeter sind es im Mittel bei jeder Wohnung, während in<br />
Oberösterreich 8,5 Quadratmeter Freiflächen zur Verfügung stehen.<br />
„Ein relativ großer Unterschied herrscht beim Preis der Wohneinheiten“,<br />
hebt Roman Oberndorfer, Obmann der Fachgruppe der Immobilien-<br />
und Vermögenstreuhänder in der WKS, hervor. Für eine<br />
Bauträgerwohnung muss in Salzburg mit durchschnittlich 364.000<br />
Euro gerechnet werden. Dieser Wert liegt um 85.000 Euro über dem<br />
Durchschnittspreis in Oberösterreich und knapp 30.000 Euro unter<br />
dem Durchschnittspreis in Wien, laut Studie.<br />
In der Albrechtskreithgasse<br />
Baustart<br />
Mitte Mai fiel der Startschuss für das<br />
nächste Neubauprojekt der 3SI Immogroup:<br />
In der Albrechtskreithgasse in Wien Ottakring<br />
werden bis August 2022 67 attraktive<br />
Eigentumswohnungen mit Größen zwischen<br />
30 und 109 Quadratmetern errichtet.<br />
Alle Wohneinheiten verfügen über Freiflächen<br />
in Form von Balkonen, Terrassen und<br />
Gärten. Als Generalunternehmer wurde<br />
die Handler Gruppe beauftragt. Neumayer<br />
Projektmanagement macht neben der Ausschreibung<br />
auch die örtliche Bauaufsicht<br />
(ÖBA), das Projektmanagement und die<br />
Baustellenkoordination.<br />
JEDEN MITTWOCH<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
35
Unternehmen & Projekte<br />
PwC Studie<br />
Arbeitsumfeld<br />
Laut einer aktuellen PwC Studie zum<br />
Thema „Dein idealer Arbeitgeber“ haben für<br />
die heimischen Generationen Y und Z vor<br />
allem flexible Dienstpläne und Arbeitszeiten<br />
oberste Priorität bei der Jobwahl. Dabei ist ein<br />
gutes Grundgehalt wichtiger als die gesellschaftliche<br />
Auswirkung der Arbeit. Auf Platz<br />
drei des Rankings ist der Wunsch nach einer<br />
interessanten und herausfordernden Arbeit.<br />
Die Bereitschaft, für einen Arbeitsplatz den<br />
Standort zu wechseln, war historisch betrachtet<br />
in Österreich seit jeher gering. 60 Prozent<br />
der jungen Studienteilnehmer sind nun jedoch<br />
daran interessiert, für ihre Karriere temporär<br />
ins Ausland zu ziehen. Die persönliche<br />
Entwicklung gilt dabei für 65 Prozent dieser<br />
Gruppe als entscheidender Motivationsgrund.<br />
Über 50 Prozent der Befragten planen<br />
hingegen, langfristig in Österreich zu bleiben.<br />
An der Studie nahmen 667 Österreicher im<br />
Alter von 16 und 28 Jahren teil.<br />
Neuer Bürostandort<br />
teamneunzehn<br />
Bereits am 30. April übersiedelte das Team<br />
von teamneunzehn mit 74 Mitarbeitern in<br />
den 44. Stock des Millennium Towers. Im<br />
Oktober 2010 von der Familie Ringsmuth<br />
gegründet, ist der Gesamtdienstleister im<br />
Immobilienbereich seit jeher auf Wachstumskurs<br />
und konnte 2020 trotz COVID-19<br />
insgesamt 1.940 Wohnungen vermitteln<br />
und einen Zuwachs von knapp 260.000<br />
Quadratmetern verwalteter Fläche und einen<br />
Gesamtumsatz von 13,2 Millionen Euro<br />
erzielen. Um weiter wachsen zu können,<br />
war der Umzug in den Millennium Tower<br />
der nächste logische Schritt. Zusätzlich zum<br />
neuen Bürostandort soll es ab Mitte 2021<br />
eine eigens programmierte teamneunzehn<br />
Hausverwaltungs-App geben.<br />
Eyemaxx erhält Baugenehmigung<br />
Riverside Office Tower<br />
Das 18-geschossige Bürohochhaus direkt<br />
am Mainufer in Offenbach wird über ein innovatives<br />
Hygienekonzept mit dezentraler<br />
Be- und Entlüftung über die Außenfassade<br />
via Luftfiltern verfügen. Das Projektvolumen<br />
beläuft sich auf rund 82 Millionen Euro.<br />
Die Fertigstellung soll Mitte 2024 erfolgen.<br />
Zusätzlich werden im Zuge des Hygienekonzepts<br />
Aerosolfilter in den Aufzugskabinen<br />
und eine spezielle UV-Licht-Technologie,<br />
die auch in Krankenhäusern oder Schwimmbädern<br />
Verwendung findet, zum Einsatz<br />
kommen. Damit soll die Anzahl der MRSA-<br />
Erreger innerhalb von 72 Stunden um bis<br />
zu 95 Prozent reduziert werden. Auch für<br />
die Türgriffe kommt mittels „SmartActive“-<br />
Beschichtung ein eigenes Hygienekonzept<br />
zum Einsatz.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Sascha Haimovici,<br />
Geschäftsführer und CEO der<br />
IVV, übernimmt die Geschäftsführung<br />
der IMMO-CONTRACT.<br />
Silvia Wustinger-Renezeder<br />
verlässt nach mehreren Jahren<br />
6B47 Real Estate Investors und<br />
gründet CITA Immobilien.<br />
Der gebürtige Salzburger<br />
Raphael Iglhauser erweitert ab<br />
1. Juni 2021 als Director das Team<br />
von LeitnerLeitner.<br />
News Ticker<br />
Auf Wachstumskurs: Bereits Mitte Mai bezog Rustler Oberösterreich mit seinen 20 Mitarbeitern einen neuen Bürostandort im<br />
Linzer City Tower. Fertigstellung: Während der Pandemie wurde das Büro der CBRE mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratmetern<br />
im achten Stock des QBC am Belvedere fertiggestellt.<br />
Fotos: Martin Matula/Erste Asset Management, Eyemaxx Real Estate Group, CITA Immobilien, Paul Hamm, Soravia<br />
36 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Office<br />
Start für Family Office Merope Capital<br />
Neugründung<br />
Hinter dem Family Office „Merope Capital“ stehen die Unternehmer<br />
Josef Katzgraber, Experte für Tourismus, Fintech- und<br />
Blockchain-Investments, Paul Pöltner, Gründer von Guiding<br />
Innovators Innovate, spezialisiert auf Organic Venture Building,<br />
und der Visionär Günter Kerbler. Sie haben im letzten Jahr den<br />
Space Guiding Innovators Hub Vienna gestartet – ein Raum, in<br />
dem Innovationen zur Realität werden. Nun wurde aus diesem<br />
das Family Office „Merope Capital“ herausgegründet. Mit dem<br />
Einstieg von Herbert Schoderböck entsteht aus dem Guiding<br />
Innovators Hub Vienna die Gesellschaft Merope Capital. Josef<br />
Katzgraber und Herbert Schoderböck, spezialisiert in M&A,<br />
unterstützen und begleiten mit ihrer Expertise die bestehenden<br />
Beteiligungen und sind jederzeit offen für weitere Engagements<br />
in Start-up-Unternehmen mit „Great Spirit“ und innovativen<br />
Ideen. „Unser Family Office optimiert und schafft Freiraum für<br />
neue Perspektiven. Gerade in Krisenzeiten ist es von Vorteil,<br />
schnell und unkompliziert auf zusätzliche Ressourcen außerhalb<br />
der eigenen Firma zurückgreifen zu können. Das Family<br />
Office schafft ein Mehr an Perspektiven und ist ein kreativer<br />
Sparringpartner für innovative Themen“, sagt Josef Katzgraber.<br />
Slowakische Erste Asset Management kauft zu<br />
Bürohaus „Zuckermandel“<br />
Das Zuckermandel Areal besteht aus Büro- und Geschäftsräumen<br />
mit einer vermietbaren Fläche von 16.800 Quadratmetern.<br />
Das Projekt ist vollständig von langfristigen Mietern belegt, darunter<br />
365.bank, EY, Baumit, KIWI.COM, Novartis, Relevans, Havel<br />
& Partners, Maple & Fish. Verkäufer ist die J&T Real Estate<br />
Holding Limited Group. Das Bürohaus „Zuckermandel“ wurde<br />
2017 fertiggestellt und erhielt ein BREEAM-Zertifikat mit der Bewertung<br />
„Excellent“. „Zentral- und Osteuropa bietet für den Erwerb<br />
von Immobilien ein attraktives Umfeld mit einem interessanten<br />
Wertschöpfungspotenzial, das wir in Zukunft noch mehr<br />
nutzen wollen. Die Investment- Tätigkeiten in der Slowakei sind<br />
Teil der Wachstumsstrategie der Erste Asset Management im<br />
Immobilienbereich. Dieser Markt bietet noch deutliches Potential<br />
und die Nachfrage nach Immobilienfonds ist ungebrochen<br />
hoch“, so Peter<br />
Karl, der in der<br />
Erste Asset Management<br />
Wien<br />
als Mitglied der<br />
Geschäftsführung<br />
für das Immobiliengeschäft<br />
der<br />
Erste Asset Management<br />
Group<br />
zuständig ist.<br />
Wir bewegen<br />
Menschen<br />
Über den gesamten Lebenszyklus unterstützen<br />
wir Sie beim richtigen Planen,<br />
sicheren Betreiben und intelligenten<br />
Modernisieren Ihrer Aufzüge, Rolltreppen<br />
und Automatiktüren.<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
37
Unternehmen & Projekte<br />
Wohnen bleibt beliebt<br />
Investorenranking<br />
Laut aktuellem Report „European Multifamily<br />
Housing“ von CBRE ist rund ein Viertel<br />
der Immobilieninvestoren in Europa an der<br />
Assetklasse Wohnimmobilien interessiert.<br />
Zudem liegt die Assetklasse Wohnen bereits<br />
an zweiter Stelle des Investorenrankings.<br />
„Wir rechnen damit, dass im Jahr 2025 die<br />
80 Milliarden Euro Grenze für Investments<br />
in Wohnimmobilien in Europa überschritten<br />
wird. Zum Vergleich: 2020 wurden<br />
in europäische Wohnimmobilien rund<br />
47 Milliarden Euro investiert“, so Georg<br />
Fichtinger, Head of Investment Properties,<br />
CBRE Österreich. Dabei ist der Wohninvestmentmarkt<br />
in Deutschland am größten: In<br />
keinem anderen europäischen Markt wurde<br />
so viel in Wohnimmobilien investiert. Zwar<br />
entfielen in Deutschland 2020 „nur“ 20<br />
Prozent des gesamten Investmentvolumens<br />
auf Wohnimmobilien, das Volumen der institutionellen<br />
Investoren lag aber absolut bei<br />
16 Milliarden Euro.<br />
Infina Kredit Index<br />
Inflationsanstieg<br />
Laut Infina Kredit Index (IKI) kehrt die<br />
Inflation zurück. Damit steigen auch langfristig<br />
die Zinssätze an. So sprang die Inflationsrate<br />
laut Index von -0,3 Prozent im<br />
Dezember 2020 im Euroraum bis März 2021<br />
um 1,6 Prozentpunkte auf 1,3 Prozent. Diese<br />
Entwicklung könnte künftig so manches<br />
Bauvorhaben verteuern. Auch die Immobilienpreise<br />
sind weiter im Aufwind. Im vierten<br />
Quartal 2020 stiegen zum Beispiel Einfamilienhäuser<br />
in Wien um satte 17,2 Prozent. Zu<br />
spüren bekommen diesen Preisanstieg vor<br />
allem die Häuslbauer. Infolge von Lieferengpässen<br />
und Angebotsknappheit steigen<br />
Materialpreise erheblich. Bisher setzt sich<br />
dieser Trend 2021 fort.<br />
GalCap Europe kauft für 33 Millionen Euro die Rankencity<br />
UBM verkauft Wohnprojekt in Graz<br />
UBM Development hat das von ihr in Graz<br />
gemeinsam mit NHD Immobilien entwickelte<br />
Wohnbauprojekt Rankencity im Zuge eines<br />
Forward Deals an einen von der Investmentgesellschaft<br />
GalCap Europe betreuten Fonds<br />
verkauft. Der Verkaufspreis beläuft sich auf 33<br />
Millionen Euro. Baubeginn für die im Grazer<br />
Stadtteil Gries gelegene Rankencity war Mitte<br />
Mai 2021. Die Fertigstellung ist im ersten Quartal<br />
2023 geplant. Die Wohnanlage umfasst auf<br />
zwei Bauteilen und sieben Obergeschossen insgesamt<br />
201 Wohnungen mit einer Größe von<br />
25 bis 80 Quadratmeter. Zwischen den beiden<br />
Baukörpern, die über 127 Tiefgaragen-Stellplätze<br />
verfügen, entsteht ein begrünter und<br />
verkehrsfreier Innenhof, der „Rankenpark“.<br />
GalCap ist ein Immobilien-Investmentmanager<br />
mit ausschließlichem Fokus auf Österreich<br />
sowie Mittel- und Osteuropa. „Die Rankencity<br />
ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Projektentwicklung,<br />
die eine Aufwertung für das<br />
gesamte Quartier mit sich bringt“, freut sich<br />
Gerald Beck, Geschäftsführer von UBM Development<br />
Österreich.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Der Investmentspezialist<br />
Christoph Lehner ist neuer<br />
Leiter Akquisition bei Arnold<br />
Immobilien.<br />
Die Erste Immobilien KAG holt sich mit<br />
Daniel Thum und Michael Rausch zwei ausgewiesene<br />
Immobilien-Experten an Bord, um den Wachstumskurs in<br />
Zentral- und Osteuropa weiter voranzutreiben.<br />
News Ticker<br />
Platzierungserfolg: Nach nur sieben Wochen konnte die IFA das Bauherrenmodell „Hirschstettner Straße 99“ in Wien-Donaustadt<br />
zu 100 Prozent platzieren. Leitfaden für Immobilienrecht: Die CEE Real Estate Practice Group von Cerha Hempel hat die<br />
zweite Auflage des Leitfadens zum Immobilienrecht in Österreich und CEE veröffentlicht.<br />
Fotos: Arnold Immobilien, Klaus Ranger, DERFRITZ, Golem Digital, AdobeStock<br />
38 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Invest<br />
Mit Fokus auf Wohninvestments und Einzelhandelsobjekte<br />
Wealthcore bringt Immobilienfonds<br />
Mit 250 Millionen Euro Volumen wird<br />
sich der „WEALTHCORE Süddeutschland-<br />
Österreich PLUS“-Fonds auf Wohnungsinvestments<br />
sowie Einzelhandelsobjekte der<br />
direkten Nahversorgung in Süddeutschland,<br />
Rhein-Main und Österreich konzentrieren.<br />
Ob Ulm, Landshut oder Wien: Mit einer Core/<br />
Core+-Strategie will Wealthcore innerhalb<br />
von maximal 18 Monaten ein diversifiziertes<br />
Immobilienportfolio von bis zu 15 Objekten<br />
aufbauen. Das Ziel: die Generierung einer<br />
nachhaltigen Ausschüttungsrendite von 3,50<br />
bis 3,75 Prozent pro Jahr. Als Spezialist für<br />
Wohnen und Einzelhandel kann Wealthcore,<br />
mit Hauptsitz in München, einen langfristig erfolgreichen<br />
Track Record bei diesen Nutzungsarten<br />
vorweisen. Der auf Forward-Strukturen<br />
spezialisierte Fondsmanager legt den Fokus<br />
auf Neubauten mit KfW-Förderung und ESG-<br />
Kriterien in den kontinuierlich wachsenden<br />
Wohnimmobilienmärkten von Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Rhein-Main und Österreich,<br />
wobei die Wohnallokation bei 75 Prozent liegt.<br />
Für den offenen Immobilien Spezial-AIF sind<br />
zur Beimischung maximal 25 Prozent aus<br />
dem lokalen Einzelhandel vorgesehen. Der<br />
Investitionszeitraum ist auf zwei Jahre angelegt.<br />
Die Laufzeit für das Investment in die<br />
bis zu 15 Immobilien soll rund zehn Jahre mit<br />
Verlängerungsoption betragen. Das Fremdkapital<br />
ist mit einer Quote von 45 Prozent auf<br />
Portfolioebene geplant.<br />
Vermietungsquoten offener Fonds<br />
Rückläufig<br />
Seit 2011 war die Kennzahl zur Bewertung<br />
offener Immobilienfonds kontinuierlich<br />
gestiegen. Nun beendet COVID-19 den Aufwärtstrend.<br />
Laut einer Analyse der Ratingagentur<br />
Scope waren die Bestände von 20<br />
vor 2019 aufgelegten Fonds 2020 im Schnitt<br />
zu 94,3 Prozent vermietet. Das entspricht<br />
einem Rückgang um 1,7 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. Vor allem global ausgerichtete<br />
Fonds mit Fokus auf Büro- und Hotelimmobilien,<br />
die zudem stark in den USA invesitert<br />
sind, verzeichnen große Rückgänge, wie<br />
etwa der Fonds Deka-ImmobilienNordamarika<br />
(-6,4 Prozent) und grundbesitz global<br />
(-5,3 Prozent) der DWS Group. Nur vier der<br />
20 untersuchten Immobilienfonds konnten<br />
2020 ihre Vermietungsquote steigern, wobei<br />
allein drei dieser Fonds einen Schwerpunkt<br />
auf Wohnimmobilien haben. Mit<br />
einem Minus um weitere 0,4 Prozentpunkte<br />
setzt sich der Rückgang der durchschnittlichen<br />
Vermietungsquote auch im ersten<br />
Quartal 2021 weiter fort. Zum <strong>31</strong>. März 2021<br />
sind die 20 Fonds nur noch zu 93,9 Prozent<br />
vermietet.<br />
Kerbler verkauft Anteile am HoHo Wien<br />
Share Deal<br />
Der Verkauf erfolgte in Form eines Share Deals, über den<br />
Kaufpreis wurde zwischen den Vertragsparteien Stillschweigen<br />
vereinbart. Das Asset Management wird in Zukunft<br />
ViennaEstate übernehmen. Mit einem Holzanteil von 75<br />
Prozent gilt das Hochhaus als Vorzeigeprojekt für den modernen<br />
Holzbau. Investor Günter Kerbler war es wichtig,<br />
Holz als nachhaltige Alternative in den urbanen Raum, direkt<br />
in die Stadt zu bringen und zu zeigen, dass Holz als Baustoff<br />
durchaus auch im Hochhausbau ernst genommen und ökonomisch,<br />
wirtschaftlich und ökologisch effizient eingesetzt<br />
werden kann. Vor drei Jahren kam die oberösterreichische<br />
Investmentgruppe AVV als Partner mit an Bord. Nun nimmt<br />
das Stadtviertel Seeparkquartier mit dem HoHo Wien als Hot<br />
Spot Fahrt auf: Fünf Bürogeschoße sind bereits bezogen, das<br />
Fitnesscenter sowie alle Geschäftsflächen im Erdgeschoß des<br />
Holzhochhauses vergeben, das Dormero HoHo Hotel eröffnet<br />
im Juli 2021. Nach der gelungenen Fertigstellung und der bisher<br />
guten Vermietungslage wird nun die Entwicklungsgesellschaft<br />
zur Gänze in das breit gestreute Immobilienportfolio<br />
der AVV eingegliedert.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
39
Advertorial<br />
Millennium City<br />
Immer ein Erlebnis! Entertainment, Gastronomie und Shopping<br />
mit einer großen Portion an Vergnügen und Sicherheit.<br />
M<br />
itten in der Brigittenau befindet<br />
sich das neueste und<br />
modernste Entertainment-<br />
Paradies Wiens. Die<br />
Millennium City setzt mit dem vielseitigen<br />
Entertainment-Angebot neue Maßstäbe. Darüber<br />
hinaus ist das Center auch als zweites<br />
Wohnzimmer für viele Familien und Jugendliche<br />
bekannt. Als Nahversorger werden Grundbedürfnisse<br />
für kleine und große Erledigungen<br />
abgedeckt. Während der Coronakrise haben<br />
die Betreiber neben einem großen Fokus auf<br />
die Sicherheit der Kunden auf kreative und<br />
innovative Konzepte gesetzt und waren damit<br />
dem Mitbewerb immer einen Schritt voraus.<br />
„Willkommen im Entertainment-Paradies“<br />
ist das neue Motto der modernisierten<br />
Millennium City – hier steht der Spaßfaktor an<br />
erster Stelle. In dem Shopping-Center an der<br />
Donau ist immer etwas los – es gibt Programm<br />
für Groß und Klein. Mit dem Umbau im Jahr<br />
2019/2020 wurden neue Maßstäbe gesetzt:<br />
Der Entertainment Bereich wurde rundum<br />
Matthias Franta,<br />
Millennium City<br />
erneuert. Man setzt auf helle Farben, viel Holz<br />
und moderne Materialien. Das modernste<br />
Shopping-Center Wiens erstrahlt nunmehr<br />
in neuem Glanz mit Highlights wie dem<br />
„Cineplexx Millennium City“ mit dem größten<br />
Kinosaal und dem stärksten Sound Österreichs,<br />
„Flip Lab“, einem 2.000m² großen<br />
40 ImmoFokus
Factbox<br />
Fläche: 56.000 m²<br />
Besucher jährlich: 14,5 Mio. (basierend auf den Daten von 2019)<br />
Anzahl Shops: 110<br />
Umsatz: € 170 Mio. Umsatz<br />
2.300 Indoor Parkplätze in zwei Parkhäusern<br />
Kernöffnungszeiten (derzeit Corona-bedingt verkürzt)<br />
Shoppingcenter<br />
• Montag bis Freitag: 9.00 – 19.00 Uhr<br />
• Samstag: 9.00 – 18.00 Uhr<br />
• Sonntag: geschlossen<br />
Entertainmentcenter<br />
• Montag bis Sonntag & Feiertag: 11.00 – 20.00 Uhr<br />
Trampolin-, Parkour- und Freestyle-Park,<br />
„Friendly Fire“, der größten E-Sports Arena<br />
Österreichs, und dem coolsten Indoor-Kletterpark<br />
und Indoor-Spielplatz „Monki Park“.<br />
Kulinarische Überraschungen<br />
Aber auch kulinarisch wurde stark erweitert.<br />
Zumal hat „Five Guys“ – der Fast Food-<br />
Riese mit Suchtfaktor aus den USA – in der<br />
Millennium City sein zweites Restaurant in<br />
Österreich eröffnet. Ein weiterer Game Changer<br />
ist der Bubble Tea-Spezialist „Tea Plus“,<br />
der auf natürliche Zutaten und trendige Kreationen<br />
setzt und so die Besucherinnen und<br />
Besucher verwöhnt. Auch der neue Asiate<br />
„Sajado“ bietet mit den eigens entworfenen<br />
Robata-Tischgrillen ein ganz besonderes Erlebnis.<br />
Die umfangreichen Angebote und die<br />
vielseitigen Möglichkeiten laden zur längeren<br />
Verweildauer ein – nicht umsonst spricht man<br />
vom zweiten Wohnzimmer für Jugendliche<br />
und Familien.<br />
Shopping vom Feinsten<br />
Auch die Shopaholics werden mit coolen<br />
neuen Marken belohnt: die Drogeriemarktkette<br />
„Müller“, der Deko-Riese „Nanu Nana“<br />
oder das Modegeschäft „Zero“ haben die<br />
Shop-Diversität in den letzten Monaten in<br />
der Millennium City vergrößert. Und es werden<br />
noch mehr neue und trendige Marken<br />
zukünftig einziehen.<br />
Sicherheit geht vor<br />
Während der Corona-Pandemie lag das Hauptaugenmerk<br />
des Betreibers auf der Sicherheit<br />
der Besucher. Die Millennium City wurde von<br />
der internationalen Vereinigung „SAFE Asset<br />
Group“ mit Sitz in Göteborg auditiert und ist<br />
das erste Shopping-Center Österreichs, das für<br />
alle Sicherheitsstandards zertifiziert wurde.<br />
„Wir haben die Zeit der Lockdowns genutzt,<br />
um den Kundenservice der Millennium City<br />
auf ein neues Level zu heben. Unsere Kunden<br />
haben die Verbesserungen und Neuerungen<br />
gut aufgenommen, das ist ein voller Erfolg für<br />
uns“, berichtet Matthias Franta, Center Manager<br />
der Millennium City.<br />
Fotos: Fotografie Gabriel Buechelmeier, Andi Bruckner, Nadine Studeny Photography<br />
Über CC Real<br />
Seit 2014 ist CC Real für das Center Management der<br />
Millennium City verantwortlich. Das 2006 gegründete Unternehmen<br />
CC Real mit Hauptsitz im Wiener Millennium Tower<br />
und 180 Mitarbeitern in mehreren Ländern, ist ein Investor und<br />
Betreiber von Gewerbeimmobilien mit verwalteten Assets von<br />
2,7 Milliarden Euro und einem dynamischen und ständig wachsenden<br />
Portfolio. CC Real bietet ein Full-Service-Paket aus<br />
umfassenden INVESTMENT- (Transaktions-, Fonds- und Portfoliomanagement,<br />
einschließlich eigener AIFM-Gesellschaft)<br />
und REAL ESTATE MANAGEMENT- (Asset-, Center-/Property-,<br />
Facility-, Construction-Management, Leasing) Dienstleistungen<br />
an. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über nachgewiesene<br />
Erfahrung bei Co-Investitionen in europäische Vermögenswerte<br />
mit internationalen institutionellen Investoren<br />
sowie mit Family Offices. Anfang 2021 hat sich CC Real zudem<br />
mit 50 Prozent am Non-Banking Debt Fund Manager Madigan<br />
Capital (Sydney, Australien) beteiligt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
41
Unternehmen & Projekte<br />
Payuca & ibis<br />
Kooperation<br />
Das ibis Hotel im sechsten Wiener<br />
Gemeindebezirk setzt auf die Parkraum-<br />
Lösungen des Wiener Proptech-Unternehmens<br />
Payuca. Ab sofort werden die 155<br />
Garagenplätze digital gemanagt. Durch<br />
Kennzeichenerkennung, NFC-Chip oder via<br />
Smartphone wird der Zugang zur Garage in<br />
Sekundenschnelle gewährleistet und damit<br />
der Verwaltungsaufwand auf ein Minimum<br />
reduziert. Das Hotelpersonal kann mittels<br />
Dashboard Berechtigungen für Gäste, Lieferanten<br />
oder Mitarbeiter freigeben. So lassen<br />
sich die unterschiedlichen Ankunfts- und<br />
Abreisezeiten flexibel und für den Verwalter<br />
standortunabhängig managen. Dank dieser<br />
Lösung lässt sich aber nicht nur Zeit und<br />
Personal einsparen, sondern auch ein möglicher<br />
Leerstand der Garage vermeiden: Auch<br />
Autofahrer, die in der Nähe parken wollen<br />
und keine Hotelgäste sind, finden dank<br />
Payuca einen Stellplatz in der Hotelgarage.<br />
Zukunftsweisende Technologien<br />
Delta investiert<br />
Die Delta Gruppe stärkt ihr Portfolio,<br />
indem sie bei CMb.industries einsteigt und<br />
eine Partnerschaft mit Soravia eingeht.<br />
Neue Gesellschafterin wird Maria Dietrich.<br />
Das Bindeglied zur Delta Gruppe bildet der<br />
neue CMb-CFO und Miteigentümer der Delta<br />
Gruppe, Ingo Huber. „Im Verbund mit CMb.<br />
industries und Soravia wollen wir durch kooperatives,<br />
verlässliches und vorausschauendes<br />
Handeln unsere Vorreiter-Position im<br />
Bereich zukunftsweisender Technologien<br />
ausbauen und einen wichtigen gesellschaftlichen<br />
Beitrag leisten. Unsere Vision<br />
ist das Schaffen von fühlenden Gebäuden<br />
und sensitiven Städten mittels IoT“, so<br />
Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer der<br />
Delta Holding.<br />
Immofinanz setzt auf Avanade<br />
Digitalisierung der Firmenstruktur<br />
Im Zuge der digitalen Transformation ihrer<br />
Organisation setzt die Immofinanz auf das<br />
IT-Beratungsunternehmen Avanade und die<br />
Technologie von Microsoft. Ziel der einheitlichen<br />
Digitalisierungsstrategie innerhalb<br />
des Unternehmens ist es, Arbeitsprozesse<br />
zukunftsfähig zu gestalten und damit den<br />
Kunden noch bessere Services zu bieten. Um<br />
das Vorhaben in die Praxis umzusetzen, wird<br />
das IT-Unternehmen Avanade in einem ersten<br />
Schritt eine End-to-End-Business-Lösung<br />
ausarbeiten. „Das Spannende und zugleich<br />
Herausfordernde an diesem Projekt ist der<br />
ganzheitliche Ansatz. Ziel ist es, eine 360-Grad-<br />
Digitalisierungsplattform zu designen und umzusetzen.<br />
Das bedeutet, dass alle verwendeten<br />
Applikationen miteinander kommunizieren<br />
und viele doppelgleisige Prozesse vereinheitlicht<br />
werden können. Unsere Business-Lösung<br />
basiert hier vor allem auf der ERP-, CRM- und<br />
Powerplattform von Microsoft“, erklärt Christoph<br />
Gauß, Senior Director bei Avanade.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Stephan Reisinger hat zum<br />
17. Mai 2021 die Position des Head<br />
of Sales bei der Bauträgerdatenbank<br />
Exploreal übernommen.<br />
IMMOunited hat sich mit dem<br />
29-jährigen Igor Beuk einen<br />
engagierten Sales Manager an<br />
Bord geholt.<br />
Peter Schröckelsberger<br />
übernahm mit 1. Juni 2021 die<br />
Personalleitung bei der<br />
Bosch-Gruppe in Österreich.<br />
News Ticker<br />
Neue Kryptowährung: Die Dynasty Global Investments mit Sitz in der Schweiz hat eine neue Kryptowährung, die DJPYNS,<br />
angekündigt. Diese soll die Vorteile der Krypto- und der Immobilienwelt verbinden. Immobilien-Sparplan: Mit dem neuen Tool<br />
von Rendity können Anleger ohne laufendes Zeitinvestment in ausgewählte Immobilien-Projekte investieren.<br />
Fotos: ulrikewieser.at, IMMOunited, Pexels, Schröckelsberger, Adobe Stock<br />
42 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Digital<br />
Frankfurt wird zweitgrößter Data Center-Standort Europas<br />
Hohe Serverkapazitäten<br />
Frankfurt am Main ist 2020 zum zweitgrößten<br />
Bereitsteller von Serverleistungen in Europa<br />
aufgestiegen. Co-Location-Dienstleister<br />
in der Mainmetropole erweiterten ihre IT-Last<br />
(IT-Load) im vergangenen Jahr um 83 Megawatt<br />
(MW), wie die JLL Studie „2020 Year-End<br />
Data Center Outlook“ zeigt. Damit hat die Stadt<br />
mit insgesamt 443 MW den Standort Amsterdam<br />
überholt, nur London kann unter den<br />
europäischen Data Center-Standorten höhere<br />
Serverkapazitäten vorweisen. „Dass Data Center<br />
vor allem an den starken Finanzmarktplätzen<br />
Europas wachsen, ist kein Zufall. In diesem<br />
Sektor können Sekundenbruchteile in der Datenübermittlung<br />
signifikante Auswirkungen<br />
haben. Daher drängen Finanzmarktakteure in<br />
geographische Lagen, die möglichst nah etwa<br />
an den Handelsplätzen für Wertpapiere angesiedelt<br />
sind“, erklärt Helge Scheunemann, JLL<br />
Head of Research Germany. Gleichzeitig hat<br />
die Pandemie den Datenverkehr weltweit stark<br />
angetrieben und damit die Nachfrage bei den<br />
Serverdienstleistungen. Allein in den wichtigsten<br />
europäischen Data Center-Märkten<br />
Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und<br />
Dublin stieg der Umsatz im Jahresvergleich um<br />
22 Prozent auf 201 MW. Doch neben wenig Flächen<br />
in den Innenstädten für neue Center ist<br />
auch das Thema Nachhaltigkeit ein Problem:<br />
Das Data Center in Frankfurt verbraucht mit<br />
rund einem Fünftel des städtischen Stromverbrauchs<br />
mehr als der dort ansässige Flughafen.<br />
Bau- und Wohnfinanzierung<br />
Digitaler Prozess<br />
Laut zeb Digital Mortgage Lending Study<br />
2021 sind immer mehr Bankkunden bereit,<br />
einen Teil des Hypothekenprozesses digital<br />
abzuwickeln. So würde sich die große Mehrheit<br />
online informieren, den Antrag im Web<br />
stellen und Dokumente digital einreichen.<br />
Zusätzlich kommt die Studie, die im DACH-<br />
Raum erhoben wurde, zu dem Ergebnis, dass<br />
für 94 Prozent der Befragten klar ist, dass sie<br />
online recherchieren, bevor sie ihre Bank<br />
besuchen, um eine Hypothek zu beantragen.<br />
Die Nachfrage nach digitalen Kanälen war<br />
bei jüngeren Kunden am größten. Und dennoch<br />
deuten die Umfragergebnisse darauf<br />
hin, dass eine klare Anleitung zum Hypothekenprozess<br />
und zu den begleitenden Dienstleistungen<br />
die Vorbehalte der Menschen<br />
über alle Altersgruppen hinweg gegenüber<br />
Online-Hypotheken überwinden könnte. So<br />
gibt es eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten,<br />
wie Banken ihre Kunden von den Filialen<br />
weg auf digitale Kanäle locken könnten:<br />
Indem sie attraktivere Online-Hypotheken<br />
mit einem gewissen Mehrwert anbieten, insbesondere<br />
bessere Konditionen (80 Prozent),<br />
eine schrittweise Anleitung (62 Prozent) und<br />
einen schnelleren Prozess (52 Prozent). Die<br />
persönliche Beratung präferiert eine knappe<br />
Mehrheit der Befragten (53 Prozent) noch<br />
offline. „Corona hat der Digitalisierung noch<br />
einmal einen gewaltigen Schub verliehen.<br />
Online-Hypotheken sind the next big thing“,<br />
ist sich Christoph Fischer, Studienautor und<br />
Senior Consultant bei zeb, sicher. Allein<br />
im Jahr 2019 sei der Anteil der Bau- und<br />
Wohnfinanzierungen an den Erträgen im<br />
Retailbanking in Österreich von 19 Prozent<br />
im Jahr 2011 auf 44 Prozent gestiegen, so zeb<br />
research. In Deutschland stieg der Anteil im<br />
gleichen Zeitraum von 17 auf 27 Prozent.<br />
JEDEN DONNERSTAG<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
43
Unternehmen & Projekte<br />
Betriebskostenoptimierung<br />
Energieversorgung<br />
Die Westbridge Advisory International<br />
– die europaweit agierende Sparte des ESGund<br />
Betriebskostenexperten Westbridge<br />
Advisory – hat im Auftrag von Upartments<br />
Real Estate drei Immobilien in Wien und ein<br />
Gebäude in Zürich energetisch optimiert.<br />
Allein mitder Umstellung der drei Objekte in<br />
Wien auf Ökostrom spart Upartments Real<br />
Estate hier über die Vertragslaufzeit bis Ende<br />
2025 rund 16 Prozent im Vergleich zu den<br />
aktuellen IST-Kosten ein. Die Wiener Immobilien<br />
befinden sich in der Vorgartenstraße<br />
204 nördlich des Ernst-Happel-Stadions, in<br />
der Karl-Popper-Straße 6 in unmittelbarer<br />
Nähe zum Wiener Hauptbahnhof sowie<br />
mit dem „TrIIIple“ in der Schnirchgasse 13.<br />
Der auf die Assetklasse Micro-Apartments<br />
spezialisierte Betreiber Upartments betreut<br />
rund 4.200 Einheiten in Deutschland, Polen,<br />
Österreich und Spanien. Die Marken Younig,<br />
Linked Living und Joyn bedienen dabei die<br />
Segmente Student- und Serviced Living.<br />
ISS mit neuer Niederlassung<br />
Regionale Präsenz<br />
ISS Österreich eröffnete in Wiener Neustadt<br />
seinen 13. Standort. Die neue Niederlassung<br />
soll die Präsenz in der Region weiter<br />
stärken, um noch gezielter die rund 80<br />
Kunden in der Region Wiener Neustadt unterstützen<br />
zu können. In Österreich selbst ist<br />
der Spezialist für Gebäudedienstleistungen<br />
seit 65 Jahren aktiv. „Auf unsere Wurzeln als<br />
Reinigungsunternehmen sind wir sehr stolz.<br />
Rund 7.000 Experten sind in Österreich im<br />
Einsatz, weltweit ist ISS in über 30 Ländern<br />
aktiv. Heute bieten wir umfassende Services<br />
rund ums Gebäude an, wie beispielsweise<br />
Gebäudetechnik aber auch Mitarbeiterverpflegung.<br />
So auch in der Region Wiener Neustadt“,<br />
sagt CEO Erich Steinreiber.<br />
Colliers exklusiv beauftragt im Fashion Outlet Parndorf<br />
Relaunch & Rebranding<br />
Colliers wurde nicht nur exklusiv mit dem<br />
Relaunch und Rebranding für das Parndorf<br />
Fashion Outlet beauftragt, sondern auch für<br />
die Vermarktung einer rund 4.000 Quadratmeter<br />
großen Ankermietfläche vor Ort. Tanja<br />
Tanczer, Head of Retail bei Colliers Österreich:<br />
„Nach Corona ist es wichtiger denn je, das<br />
Shopping-Center-Konzept neu zu denken und<br />
an die Bedürfnisse der Kunden Post-Corona<br />
anzupassen. Die vielen Lockdowns haben den<br />
Wunsch nach Erlebnis-Shopping noch verstärkt<br />
und daher ist jetzt die beste Zeit für ein<br />
Rebranding. Wir freuen uns sehr über das Vertrauen<br />
in Colliers.“ Im Parndorf Fashion Outlet<br />
verteilen sich 70 Retail- und Gastro-Konzepte<br />
auf 24.000 Quadratmetern. Hermann Jahn,<br />
Center Manager des Parndorf Fashion Outlets<br />
von Ekazent, dazu: „Wir sind uns sicher, mit<br />
Colliers den richtigen Partner für die anstehenden<br />
Vermietungsaktivitäten gefunden<br />
zu haben. Insbesondere die Umsetzung der<br />
Vermarktungsstrategie zur Attraktivierung<br />
des Branchenmixes steht für uns an oberster<br />
Stelle.“<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Digital-Experte Daniel Hemmer<br />
übernimmt das Property<br />
Managements des Projektentwicklers<br />
Schwaiger Group.<br />
Sven Weis verantwortet als<br />
Niederlassungsleiter das<br />
Immobilienmanagement der BNP<br />
Paribas in Deutschland.<br />
Ab 1. September treibt Willy Ruf<br />
als Geschäftsführer den Aufbau<br />
sowie die Etablierung der WISAG<br />
Facility Services voran.<br />
News Ticker<br />
Auf Expansionskurs: Nachdem die REIWAG Facility Services bereits im März ein Salzburger Unternehmen gekauft hat, hat das<br />
Unternehmen nun per 1. Juni 2021 ein weiteres mittelgroßes Unternehmen in Innsbruck übernommen. Stoffkreislauf: Die<br />
WISAG Gebäudereinigung in Österreich setzt ab sofort auf die Cradle to Cradle-Reinigungsmittel von Tana-Chemie.<br />
Fotos: Schwaiger Group, BNP Paribas Real Estate, Adrian Almasan | www.adrianalmasan.com, Raumsinn Innenarchitektur<br />
44 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Immobilienmanagement<br />
Adeqat vermittelt<br />
Fachmarktzentren<br />
Gleich zwei Fachmarktzentren hat Adeqat<br />
an die österreichische Investorengruppe Betha<br />
Zwerenz & Krause vermittelt. Verkäuferin ist<br />
die LLB Immo KAG, eine Tochter der Liechtensteinischen<br />
Landesbank, die die beiden Fachmarkzentren<br />
im Jahr 2014 übernommen hatte.<br />
Es handelt sich um das Fachmarktzentrum<br />
„Kolibiri“ sowie das angrenzende Fachmarktzentrum<br />
am Ingeringweg in der steirischen Bezirkshauptstadt<br />
Knittelfeld. Beide Fachmarktzentren<br />
umfassen eine vermietbare Fläche von<br />
8.800 Quadratmetern. Der Verkauf der FMZ<br />
Kolibri und Ingeringweg ist die jüngste aus<br />
einer ganzen Reihe an Retail-Transaktionen,<br />
die von Adeqat Investment Services seit Beginn<br />
der Coronakrise abgeschlossen werden<br />
konnten. Vor kurzem wurden drei weitere<br />
Fachmarktzentren im Rahmen eines Portfolio-<br />
Deals in der Steiermark vermittelt.<br />
Neu am Markt: SBG Smart Building<br />
Rundumservice<br />
Die SBG Smart Building bietet ab sofort<br />
eine Full-Service-Lösung von der Vermittlung<br />
bis hin zur Beratung, Innenarchitektur,<br />
Umbau, technische Abwicklung, Bauaufsicht<br />
und Übergabe des fertigen Projektes.<br />
Gegründet wurde das Unternehmen von<br />
Ewald Stückler, Thomas Belina und Georg<br />
Muzicant. Thomas Belina, Geschäftsführer<br />
der SBG und Colliers Managing Partner:<br />
„Wir haben jetzt die Möglichkeit, unsere<br />
Kunden noch umfassender zu servicieren,<br />
da wir unsere gemeinsame langjährige<br />
Expertise im Immobilienmarkt in einer<br />
neuen Firma bündeln. In diesem Business<br />
sind vertrauensvolle Beziehungen wichtiger<br />
denn je und mit SBG eröffnen wir uns einen<br />
noch größeren Markt.“ Sitz der neu gegründeten<br />
SBG Smart Building ist die Währinger<br />
Straße 48 im 9. Wiener Gemeindebezirk.<br />
Future Art Lab der mdw<br />
Eröffnungsfeier<br />
Das Future Art Lab, das von der BIG errichtet<br />
und von den Architekten Pichler<br />
und Traupmann geplant wurde, feierte vor<br />
kurzem Eröffnung. Fertiggestellt wurde der<br />
Neubau, der auf insgesamt 6.200 Quadratmetern<br />
Platz für vier Institute sowie einen<br />
neuen Konzertsaal, ein Klangtheater und ein<br />
Arthouse-Kino bietet, bereits im <strong>Sommer</strong><br />
2020. Die schimmernde Optik der Fassade des<br />
Future Art Lab erzeugen Aluminiumverbundplattformen.<br />
Für einen Kontrast dazu sorgt<br />
Sichtbeton im Inneren des Gebäudes. Zum<br />
Klimaschutz tragen dabei die Geothermie zur<br />
Unterstützung der Heizung und Kühlung, Abwärmenutzung<br />
und Wärmerückgewinnung,<br />
Bauteilaktivierung sowie energiesparende<br />
Beleuchtungssysteme bei. Die Bundesimmobiliengesellschaft<br />
(BIG) hat rund 24 Millionen<br />
Euro in den Neubau investiert.<br />
Sonnenstrom für die SCS<br />
Erneuerbare Energie<br />
Bis Mitte 2022 errichtet die Shopping City Süd (SCS) eine<br />
Photovoltaikanlage der Superlative mit einer Jahresproduktion<br />
im Endausbau von bis zu drei Millionen Kilowattstunden.<br />
Mit einer Größe von fast 14.000 Quadratmetern<br />
und 8.000 Photovoltaikpaneelen ist die Anlage die größte,<br />
die bisher auf einem Einkaufszentrum in Europa errichtet<br />
wurde. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund<br />
zwei Millionen Euro. Errichtet wird die Anlage von dem in<br />
Wiener Neustadt ansässigen Unternehmen 10hoch4 Energiesysteme<br />
in drei Ausbaustufen. Mit der Fertigstellung der<br />
Photovoltaik-Anlage wird eine Produktion von insgesamt<br />
3.000.000 Kilowattstunden an grünem Sonnenstrom erwartet.<br />
Dies entspricht in etwa dem Jahresverbrauch von fast 900<br />
4-Personen-Haushalten. Die SCS wird so mit dem Sonnenkraftwerk<br />
am Dach jährlich bis zu 675 Tonnen CO2 einsparen.<br />
JEDEN FREITAG<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
45
Unternehmen & Projekte<br />
Schwaiger Group entwickelt mit Apcoa Parking<br />
Urban Hub in München<br />
Modesta Real Estate startet Bieterverfahren<br />
Liegenschaftsverkauf<br />
Modesta Real Estate wurde exklusiv von der Siemens Energy<br />
Austria mit dem Verkauf einer multifunktionalen Liegenschaft<br />
mit Entwicklungspotenzial in der Kraußstraße 1-7 im Linzer<br />
Markatviertel beauftragt. Die Liegenschaft befindet sich auf einer<br />
Grundstücksfläche von 7.400 Quadratmetern und umfasst drei<br />
Bürogebäude, eine Produktionshalle sowie eine großzügige Freifläche.<br />
Der Standort lässt eine Büro-, Wohn- oder Hotelnutzung<br />
zu. „Die zum Verkauf stehende Liegenschaft bietet aufgrund ihrer<br />
Lage und ihrer Nutzungsmöglichkeiten ein vielversprechendes<br />
Potenzial für verschiedenste Entwicklungsmöglichkeiten“, so<br />
Sebastian Scheufele, geschäftsführender Gesellschafter Modesta<br />
Real Estate, über das Potential der Liegenschaft.<br />
Die Schwaiger Group und Apcoa Parking modernisieren eine<br />
Gewerbeimmobilie im Osten Münchens und errichten im Zuge<br />
dessen einen Urban Hub mit vernetzten Paketboxen sowie vier<br />
Ladestationen für Elektrofahrzeuge. So hat der auf nachhaltige<br />
Revitalisierung von Gewerbeimmobilien spezialisierte Projektentwickler<br />
Schwaiger Group bereits den ersten Meilenstein<br />
für das urbane Quartier gelegt: Im Centro Tesoro sind schon<br />
eine MVG-Bike-Sharing-Station, Glasfaser-Internet mit bis zu<br />
10 GBit/s und ein Unterflur-Abfallsystem sowie eine Aufdach-<br />
Photovoltaikanlage für grünen Mieterstrom vorhanden. Ziel<br />
sei die ganzheitliche und nachhaltige Quartiersentwicklung, so<br />
Michael Schwaiger, CEO der Schwaiger Group.<br />
Amazon in Vorarlberg<br />
Verteilzentrum<br />
Neue Mieter für ehemalige Galeria-Karstadt-Kaufhof-Häuser<br />
Retail-Nachnutzung von Warenhäusern<br />
Eine mögliche Ansiedelung des Onlinehändlers<br />
Amazon sorgt in Vorarlberg für<br />
Aufsehen. Seitens Amazon hieß es gegenüber<br />
der APA, man prüfe neue Standorte.<br />
Man könne ein Projekt jedoch erst bestätigen,<br />
wenn es ein gewisses Stadium erreicht<br />
habe, so ein Sprecher. Die Pläne seien bereits<br />
weit gediehen. Vorgesehen sei ein sechsstöckiges<br />
Gebäude, das 28 Meter hoch werden<br />
soll, so der Dornbirner FPÖ-Stadtrat Christoph<br />
Waibel Gebaut werden soll auf einem<br />
33.000 Quadratmeter großen Grundstück<br />
im Eigentum der Ulmer Holding. Weitere<br />
benachbarte Grundstücke könnten hinzukommen,<br />
damit würde sich die Fläche<br />
auf 50.000 Quadratmeter vergrößern. Die<br />
Ulmer Holding bestätigte eine Anfrage gegenüber<br />
den „Vorarlberger Nachrichten“,<br />
man spreche da aber über „ungelegte Eier“.<br />
Es gebe viele Anfragen für das Grundstück.<br />
Dass Lockdown nicht gleich Stillstand bedeutet,<br />
hat bereits die von BNP Paribas Real<br />
Estate veröffentlichte Analyse zu den Retail-<br />
Vermietungsmärkten in A-Städten aus dem<br />
Frühjahr 2021 gezeigt.Diese Entwicklung zeigt<br />
sich auch bei den Einzelhandels-Nachvermietungen<br />
von ehemaligen Galeria Karstadt<br />
Kaufhof-Objekten, denn trotz Pandemie und<br />
Lockdown locken die Retailflächen im großflächigen<br />
Segment neue Mieter. Allein in den<br />
ersten fünf Monaten des Jahres 2021 wurden<br />
rund 30.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche<br />
in vormals von der Warenhauskette genutzten<br />
Immobilien neu vermietet. Damit liegt<br />
der Flächenumsatz kurz vor Halbjahresende<br />
bereits fast auf dem Gesamtniveau der Vorjahre<br />
2019 und 2020 mit jeweils rund 40.000<br />
Quadratmetern. „Hier wird ganz deutlich, dass<br />
das Vertrauen vieler Retailer in den Standort<br />
Innenstadt ungebrochen ist. Sie sehen in der<br />
Wiedereröffnung der Geschäfte, im bundesweiten<br />
Impffortschritt und in den sinkenden<br />
Inzidenzwerten mehr Chancen als Risiken und<br />
scheuen sich trotz der weiterhin unsicheren<br />
Lage in der Pandemie nicht, diese Chancen zu<br />
ergreifen. Ganz im Gegenteil: Die Einzelhändler<br />
erobern neue Standorte und das oftmals<br />
mit neuen Konzepten, wobei sie vom teilweise<br />
erhöhten Flächenangebot profitieren“, sagt<br />
Christoph Scharf, Geschäftsführer der BNP<br />
Paribas Real Estate und Head of Retail Services.<br />
Der Löwenanteil der nachvermieteten Flächen<br />
(59 Prozent) wird in Zukunft von Textil-Einzelhändlern<br />
bespielt werden. Das mag wenig<br />
überraschend erscheinen, da für diese Händler<br />
die Innenstadt oft ein „Heimspiel“ ist und das<br />
auch im großflächigen Segment. Auf der anderen<br />
Seite ist aber auch für sie der Druck im<br />
Zuge des wachsenden E-Commerce-Handels in<br />
der Pandemie höher als zuvor.<br />
Fotos: Modesta Real Estate, Schwaiger Group, Christian Mikes<br />
46 ImmoFokus
Kurz & Bündig > Immobilienmanagement<br />
SÜBA übergibt zwei nachhaltige Wohnhäuser<br />
Klimaschonender Wohnbau<br />
Der Bauträger SÜBA übergab Ende Mai und Anfang Juni<br />
gleich zwei nach Kriterien der Nachhaltigkeit gebaute Wohnhausanlagen,<br />
im 3. und 22. Wiener Gemeindebezirk. Um voll<br />
auf erneuerbare Energie zu setzen, wurden die Häuser nach<br />
den strengen Kriterien des klimaaktiv Gebäudestandards zertifiziert.<br />
Der Gebäudekomplex in der Urschenböckgasse 3 verfügt<br />
über 121 Wohnungen, die alle mit Freiflächen ausgestattet<br />
sind, sowie über eine Tiefgarage mit insgesamt 188 Stellplätzen.<br />
Zweigeschossige Maisonetten, großzügige Wohnungen bis 110<br />
Quadratmetern, sowie kleinere Wohnungen bis zu 50 Quadratmetern<br />
orientieren sich sowohl an den Bedürfnissen von Singles<br />
und jungen Paaren, als auch an denen größerer Familien. Als<br />
Energiequelle am Standort Urschenböckgasse dient Erdwärme.<br />
Im <strong>Sommer</strong> erfolgt die passive Kühlung der Wohnräume über<br />
Tiefensonden und Wärmetauscher. Am Dach sorgt eine großzügige<br />
Photovoltaikanlage für die Versorgung der zentralen<br />
Haustechnikanlagen. Bei der Planung des klimafreundlichen<br />
Wohnbaus wurden die Möglichkeit zur Solarstromspeicherung<br />
sowie zum Ausbau von PKW-E-Ladestationen in der Tiefgarage<br />
ebenfalls berücksichtigt. Als Asset Manager des Objekts fungiert<br />
nach der Fertigstellung Immo Solutions. Der Einsatz erneuerbarer<br />
Energie und der Verzicht auf fossile Energieträger ist auch<br />
der Hauptfokus in der SÜBA-Wohnhausanlage „EsslingLiving“<br />
in der Rosthorngasse 5, im 22. Wiener Gemeindebezirk. Bei dem<br />
Gebäude mit 82 Wohneinheiten setzt SÜBA in seinem Energiekonzept<br />
erstmals auf Betonkernaktivierung.<br />
| BA12-14G |<br />
Eine Steuerung<br />
für alle Gewerke<br />
Integrale, PC-basierte Gebäudeautomation<br />
von Beckhoff<br />
www.beckhoff.com/building<br />
Microsoft Technology<br />
Center, Köln:<br />
Die integrale Gebäudeautomatisierung<br />
wurde mit<br />
PC- und Ethernet-basierter<br />
Steuerungstechnik von<br />
Beckhoff realisiert.<br />
Die offene, PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff bildet die<br />
Grundlage einer integralen Gebäudeautomation, die alle Anforderungen<br />
an eine nachhaltige und effiziente Lösung erfüllt. Eine einheitliche Hardund<br />
Softwareplattform steuert alle Gewerke, von der nutzungsgerechten<br />
Beleuchtung über die komfortable Raumautomation bis zur hocheffizienten<br />
HLK-Regelung. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke<br />
werden die Energieeinsparpotenziale über die Energieeffizienzklassen<br />
hinaus voll ausgeschöpft. Darüber hinaus reduziert die integrale Gebäudeautomation<br />
Hardware-, Software- und Betriebskosten. Für alle Gewerke<br />
stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering<br />
enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind<br />
jederzeit möglich.<br />
Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />
von Beckhoff:<br />
Flexible<br />
Visualisierung/<br />
Bedienung<br />
Skalierbare Steuerungstechnik,<br />
modulare I/O-<br />
Busklemmen<br />
Modulare<br />
Software-<br />
Bibliotheken<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
47
ImmoFokus.Rubrik<br />
Top Deal<br />
ImFokus<br />
Shopping-Riese<br />
Paukenschlag. Es war wohl der spektakulärste Deal des ersten Halbjahres. Österreichs größter<br />
Shoppingtempel, die Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf, ging zu 45 Prozent an die französische Großbank<br />
Crédit Agricole Assurances, die Versicherungstochter der französischen Bankengruppe Crédit Agricole.<br />
Autor: Michael Neubauer<br />
Foto: SCS<br />
D<br />
er Verkauf allerdings kam nicht<br />
unerwartet. Die COVID-19-Pandemie<br />
hatte den Retail-Riesen ganz<br />
schön durchgebeutelt.Unibail-<br />
Rodamco-Westfield (URW) ist der weltweit<br />
führende Entwickler und Betreiber von Flagship<br />
Shoppingzentren. Das Gesamtportfolio beträgt<br />
56,3 Milliarden Euro (Stand <strong>31</strong>. Dezember 2020).<br />
Die Gruppe ist Eigentümer und Betreiber von<br />
insgesamt 87 Shoppingzentren, darunter 53<br />
Flagship Shoppingzentren in mehreren Großstädten<br />
Europas und der USA. Die Zentren<br />
verzeichnen jährlich rund 1,2 Milliarden Besucher.<br />
Mit einem Wert von 4,4 Milliarden Euro verfügt<br />
die Gruppe über die größte Entwicklungspipeline<br />
der Branche.<br />
Gescheiterte Kapitalerhöhung<br />
Bereits im Herbst des Vorjahres wollte der<br />
Shopping-Center-Betreiber für 3,5 Milliarden<br />
Euro neue Aktien ausgeben, um seine Liquidität<br />
in der Corona-Krise zu stärken. Doch<br />
daraus wurde nichts. Nur rund 62 Prozent der<br />
Aktionäre stimmten auf der Generalversammlung<br />
des Immobilienkonzerns für die Kapital-<br />
48 ImmoFokus
erhöhung. Zur Annahme des Antrags wäre<br />
eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig gewesen. Um<br />
Liquidität ins Unternehmen zu holen, wurden<br />
im Herbst zwei Anleihen für zusammen zwei<br />
Milliarden Euro am Kapitalmarkt platziert.<br />
Die Umsatzrückgänge haben in der Bilanz von<br />
Unibail-Rodamco-Westfield verheerende Spuren<br />
hinterlassen. Das operative Ergebnis (net<br />
operating result) des börsennotierten Immobilienkonzerns<br />
wird für das Geschäftsjahr 2020<br />
mit minus 6,95 Milliarden Euro ausgewiesen<br />
(2019 betrug das Plus noch 781,8 Millionen<br />
Euro). Im ersten Quartal 2021 wurden 452,2<br />
Millionen Euro erwirtschaftet – ein Minus von<br />
23,17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal,<br />
in dem 588,6 Millionen Euro umgesetzt<br />
worden waren.<br />
Im Mai zapfte das Unternehmen neuerlich den<br />
Kapitalmarkt an und platzierte zwei weitere<br />
Anleihen: Eine über 650 Millionen Euro mit einem<br />
Zinssatz von 0,75 Prozent und einer Laufzeit<br />
von sieben Jahren und fünf Monaten sowie<br />
eine weitere über 600 Millionen Euro mit<br />
einer Verzinsung von 1,375 Prozent und einer<br />
Laufzeit von zwölf Jahren. Der Emissionserlös<br />
wird auch dafür verwendet, fällige Anleihen<br />
zurückzuzahlen.<br />
Weitere Verkäufe in Planung<br />
Bis Jahresende 2022 sollen europäische Vermögenswerte<br />
im Wert von 4 Milliarden Euro<br />
verkauft werden. Ein Teilverkauf der SCS sei<br />
ein Eckpfeiler dieser Strategie. Zum Portfolio<br />
des Konzerns gehört in Österreich auch das<br />
Wiener Donauzentrum. Die Transaktion unterliege<br />
den üblichen Abschlussbedingungen,<br />
Crédit Agricole Gruppe<br />
Die Crédit Agricole Gruppe ist eine genossenschaftliche Bankengruppe,<br />
die neben der börsennotierten Credit Agricole S.A. (CASA)<br />
39 Caisses Régionales de Crédit Agricole Mutuel (genossenschaftliche<br />
Regionalkassen) umfasst. Die CASA wird zu 56,3 % gemeinschaftlich<br />
von den Regionalkassen gehalten und hält selber ca. 25<br />
% von deren Anteilen. Die gesamte Credit Agricole-Gruppe betreibt<br />
weltweit 11.000 Niederlassungen und hat nach eigenen Angaben<br />
rund 51 Millionen Kunden.<br />
Shopping City Süd<br />
einschließlich der kartellrechtlichen Freigabe,<br />
und werde voraussichtlich im dritten Quartal<br />
2021 abgeschlossen sein.<br />
Die Coronakrise habe die Shopping City Süd<br />
bisher „solide gemeistert“. „Gerade die zahlreichen<br />
Neu-Eröffnungen und Markteintritte<br />
von internationalen Marken in den letzten Monaten<br />
(Maisons du Monde, Mister Spex, Dyson<br />
etc.) zeigen, dass die SCS als Retail-Standort<br />
ein Alleinstellungsmerkmal auf dem österreichischen<br />
Markt genießt“, so Unibail-Rodamco-<br />
Westfield. Die Veräußerung eines Minderheitsanteils<br />
an einen internationalen Investor<br />
zeige, dass die SCS am europäischen Markt „als<br />
resilientes und ertragssicheres Asset etabliert“<br />
sei. Die SCS zähle mit rund 25 Millionen Besuchern<br />
pro Jahr zu den zehn besucherstärksten<br />
Einkaufszentren in Europa, hat aber mit dem<br />
Outlet Parndorf in den vergangenen Jahren<br />
starke Konkurrenz bekommen.<br />
1,16 Milliarden Euro Umsatz<br />
Unibail-Rodamco-Westfield (damals Unibail-<br />
Rodamco) übernahm die Shopping City Süd<br />
im Jahr 2008 von der Hans Dujsik Privatstiftung.<br />
Medien hatten den Kaufpreis damals<br />
Die Shopping City Süd, das größte Einkaufszentrum Österreichs,<br />
liegt im Süden von Wien und direkt am wichtigsten Verkehrsknotenpunkt<br />
Mitteleuropas. Mit einer Verkaufsfläche von 198.500 m²,<br />
5.000 Mitarbeitern und 24,5 Millionen Besuchern pro Jahr zählt die<br />
SCS heute zu den größten Shopping-Centern Europas.<br />
mit 600 bis 800 Millionen Euro beziffert.<br />
Anfang der 1970er-Jahre hatte der Wiener<br />
Textilfabrikant Hans Dujsik (1924 bis 2003)<br />
die Idee, am Stadtrand von Wien eine neue<br />
Einkaufsstadt zu gründen. 1976 wurde die<br />
Shoppingmall eröffnet. 1977 machte dort<br />
das erste Ikea-Möbelhaus in Österreich auf.<br />
1988 wurde die SCS um eine Verkaufsfläche<br />
von 40.000 Quadratmeter erweitert, 1989<br />
erhielt der Shoppingtempel eine eigene Autobahnabfahrt.<br />
1994 kam das Multiplex mit<br />
Kino-Center dazu. 2002 wurden Haupthaus,<br />
Ikea und Multiplex verbunden. Von Mitte<br />
2010 bis Ende 2013 wurde die SCS bei laufendem<br />
Betrieb um rund 150 Millionen Euro<br />
modernisiert und umgebaut. Laut Website<br />
hat die Shopping City Süd rund 330 Shops, in<br />
denen 5.000 Mitarbeiter beschäftigt werden.<br />
Das gesamte SCS-Areal macht jährlich einen<br />
Umsatz von 1,16 Milliarden Euro.<br />
Rechtlich wurde Unibail-Rodamco-Westfield<br />
bei der Transaktion von Wolf Theiss beraten.<br />
Wolf Theiss war schon in der Vergangenheit<br />
mit der Lösung komplexer rechtlicher Themen<br />
von Unibail-Rodamco-Westfield betraut. „Wir<br />
sind stolz, dass URW in dieser Mega-Transaktion<br />
auf das geballte Know-how und die tiefe<br />
Erfahrung von Wolf Theiss mit großvolumigen<br />
Retail-Projekten zurückgegriffen hat. Die<br />
Transaktion war mit ihren vielfachen ,Workstreams‘<br />
an Komplexität kaum zu überbieten.<br />
Bis zum Closing steht noch eine Vielzahl<br />
rechtlicher Schritte an, auf deren Lösung wir<br />
uns schon freuen“, so Partner Peter Oberlechner.<br />
Mit der steuerrechtlichen Betreuung der<br />
Transaktion sind auf Seite von Unibail-Rodamco-Westfield<br />
KPMG (Hans Zöchling, Bettina<br />
Matzka, Nicole Skala, Roman Zierler u.a.) und<br />
PwC (Marius Richter, Matthias Rotte, Gerald<br />
Eibisberger u.a.) betraut.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
49
ImmoFokus.Rubrik<br />
Immobilie<br />
ImFokus<br />
2021<br />
Nach mehr als dreieinhalb Jahren Bauzeit wird<br />
der Turm 2 der TrIIIple-Towers der Projektpartner<br />
Soravia und ARE Austrian Real Estate fertiggestellt<br />
und ist ab August bezugsfertig. Alle Wohnungen<br />
verfügen über eine Freifläche, zusätzlich stehen<br />
eine Lobby mit Concierge-Service, ein Rooftop-<br />
Pool, ein Salon mit Bibliothek, eine Eventküche und<br />
eine Party- & Barbecue-Lounge zur Verfügung.<br />
260<br />
Der Turm 2 von TrIIIple<br />
bietet 260 Wohnungen mit<br />
rund 16.600 Quadratmeter<br />
Wohnfläche, inklusive Freiflächen<br />
und Balkonen sind<br />
es 18.800 Quadratmeter.<br />
Die Größe der Wohnungen<br />
reicht von 33 bis 165 Quadratmetern.<br />
3.000<br />
Das Gebäude nimmt eine Grundfläche von nur 3.000 Quadratmetern<br />
ein – ein großer Vorteil für den Städtebau, wo das Platzangebot<br />
begrenzt ist. Da TrIIIple auf einer Bestandsfläche errichtet<br />
wurde – das frühere Gebäude auf dem Grundstück in der Schnirchgasse<br />
9 wurde abgerissen –, werden durch den Gebäudekomplex<br />
keine Grünflächen versiegelt.<br />
4.000<br />
Rund 4.000 Quadratmeter der Autobahn A4 wurden<br />
überplattet und als TrIIIple Park zu einem neuem Grünraum<br />
direkt am Donaukanal. Die Überplattung war Teil<br />
des städtebaulichen Vertrags und reduziert als Lärmschutzgalerie<br />
die Lärmbelastung durch den Autoverkehr in der<br />
Umgebung von TrIIIple. Neben einem Spiel- und Sportplatz hält<br />
der TrIIIple Park auch einen Pavillon mit Café und Gastronomie für<br />
Besucher und Bewohner von TrIIIple bereit.<br />
6.000<br />
Aussicht auf die Innere Stadt im Westen, den Grünen<br />
Prater im Norden, den Sonnenaufgang im Osten oder<br />
Richtung Schneeberg im Süden des Gebäudes:<br />
Möglich wird dies durch die großzügige Verglasung<br />
der Fassaden – insgesamt wurden 6.000 Quadratmeter<br />
Fensterflächen allein in Turm 2 verbaut, fast so groß wie<br />
ein WM-Fußballfeld.<br />
2,5<br />
Rund 2,5 Kilometer Rohrleitungen<br />
kümmern sich um die nachhaltige<br />
Gebäudeklimatisierung und -heizung.<br />
Wasser wird aus dem<br />
Donaukanal entnommen<br />
und je nach Umgebungstemperatur<br />
zur Heizung<br />
oder Kühlung eingesetzt.<br />
Fotos: ZOOMVP, Elke Mayr<br />
50 ImmoFokus
Advertorial<br />
DIE WOHNKOMPANIE<br />
auf Expansionskurs<br />
Vorwärts. DIE WOHNKOMPANIE ist aktiv auf der Suche<br />
nach Liegenschaften und Projekten in den Bundesländern.<br />
Foto: DIE WOHNKOMPANIE<br />
N<br />
ach zahlreichen, sehr erfolgreichen<br />
Projekten in Wien und<br />
Wien-Umgebung erweitert DIE<br />
WOHNKOMPANIE nun ihren<br />
Tätigkeitsbereich in die Bundesländer, wobei<br />
Nieder- und Oberösterreich sowie die Steiermark<br />
und Kärnten im Mittelpunkt des Interesses<br />
stehen.<br />
Für Roland Pichler, Geschäftsführer von DIE<br />
WOHNKOMPANIE, ist diese Expansion seines<br />
Unternehmens ein logischer nächster Schritt:<br />
„Unsere Philosophie, hochwertigen, urbanen<br />
und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen,<br />
lässt sich in und rund um andere Ballungszentren<br />
in Österreich entsprechend skalieren.“<br />
Besonders in den Ballungsräumen rund um<br />
Graz und Linz/Wels/Steyr wird durch den anhaltenden<br />
Zuzug hochqualitativer, nachhaltiger<br />
Wohnraum benötigt. Dies trifft natürlich auch<br />
auf die größeren Städte in Niederösterreich und<br />
Kärnten zu. Durch die Schaffung und Aufwertung<br />
neuer Wohngebiete in diesen Regionen<br />
kann auch die Lebensqualität gehoben werden.<br />
Genau dafür steht DIE WOHNKOMPANIE: Die<br />
langjährige Erfahrung in der Standortentwicklung,<br />
Planung und Umsetzung von nachhaltigen<br />
Wohnbauprojekten, die eine verantwortungsvolle<br />
und werthaltige Investition darstellen.<br />
„Die Parameter für den Erfolg eines Projekts<br />
sind bei uns vielfältig. Oberste Prämisse ist es,<br />
mehr als nur eine Wohnung zu schaffen, vielmehr<br />
sollen Lebensräume entwickelt werden.<br />
Unsere Bewohnerinnen und Bewohner sollen<br />
sich wohlfühlen und von einer bestens getätigten<br />
Investition überzeugt sein. Dies fängt<br />
bei der Auswahl geeigneter Grundstücke an.<br />
Aufgrund der langjährigen Expertise unseres<br />
Teams erkennen wir oftmals Potentiale, die<br />
manch anderer übersieht. Im Zusammenhang<br />
mit unserem höchst bonitätsstarken<br />
Background macht uns das zu einem hervorragenden<br />
Partner, wenn es um den Ankauf<br />
von Projektliegenschaften geht. Wir sind<br />
ein Partner mit Handschlagqualität“, erklärt<br />
Roland Pichler.<br />
Diese „Skills“, die sich unter anderem in der<br />
exakten Definition der Wohnprodukte, der<br />
Architektursprache, der Ausgestaltung von<br />
Freiräumen und der Eingliederung in die jeweiligen<br />
Mikrolagen wiederfinden, machen<br />
die Wohnbauprojekte von DIE WOHNKOM-<br />
PANIE außergewöhnlich. Gesucht werden<br />
auch Projektpartner mit Handschlagqualität,<br />
welche dieselben Werte wie DIE WOHN-<br />
KOMPANIE leben und die an einer gemeinsamen,<br />
erfolgreichen Projektumsetzung<br />
interessiert sind. <br />
Roland Pichler,<br />
Geschäftsführer<br />
Über DIE WOHNKOMPANIE<br />
DWK Die Wohnkompanie GmbH entwickelt<br />
als inhabergeführter, unabhängiger<br />
Wohnbauträger nachhaltige urbane Lebensräume.<br />
Der Fokus liegt dabei in der<br />
Realisierung freifinanzierter, nachhaltiger<br />
Wohnbauprojekte.<br />
Als Tochterunternehmen der Zech Group<br />
– eines der stärksten Bau- und Immobilienunternehmen<br />
Deutschlands – steht DIE<br />
WOHNKOMPANIE für umfassende Kompetenz<br />
im Wohnungsbau, einzigartige<br />
Expertise und sichere Bonität.<br />
www.wohnkompanie.at<br />
www.zech-group.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
51
ImmoFokus.Rubrik<br />
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Neuer<br />
Interessensvertreter<br />
SES auf europäischer Ebene. Christoph Andexlinger, COO der SES Spar European Shopping Centers, wurde<br />
als Mitglied des Aufsichtsrats im ECSP bestellt und vertritt damit für die kommenden drei Jahre die Interessen<br />
der österreichischen Einzelhandelsimmobilien-Branche auf europäischer Ebene.<br />
1 1990<br />
Christoph Andexlinger beginnt sein Studium<br />
der Handelswissenschaften an der WU Wien,<br />
das er 1997 abschließt.<br />
2 1995<br />
Seine berufliche Karriere startet Andexlinger<br />
bei Miele Österreich als Product Manager.<br />
3 1998<br />
Andexlinger tritt in die SPAR Österreich als<br />
Marketingleiter im Shopping-Center Europark<br />
Salzburg ein. Er wird vom damaligen SPAR-<br />
Vorstandsvorsitzenden Gerhard Drexel und<br />
Marcus Wild, seinerzeit SES-CEO und heute<br />
für die SES zuständiger SPAR-Vorstand, ins<br />
Unternehmen geholt.<br />
5 2007<br />
Bis 2020 ist er als Head of Center Management<br />
bei SES für Center- und Facility-Management,<br />
Marketing sowie den operativen Betrieb von<br />
aktuell 30 Shopping-Destinationen in sechs<br />
europäischen Ländern verantwortlich.<br />
6 2011<br />
Andexlinger wird stellvertretender Obmann<br />
des Austrian Council of Shopping Places (vormals<br />
ACSC), ab Mai 2022 übernimmt er die<br />
Funktion des Obmanns.<br />
7 2017<br />
Für zwei Jahre ist er zusätzlich als Jury Member<br />
der ICSC European Shopping Center Awards<br />
tätig.<br />
9 2021<br />
Andexlinger wird als Chief Operations Officer<br />
in die Geschäftsführung der SES berufen und<br />
ist für die Bereiche Center- und Facility-Management,<br />
PR, Real Estate Development inkl.<br />
Bau und Architektur zuständig. Zusätzlich<br />
wird er als einziger Österreicher in den Aufsichtsrat<br />
des europäischen Branchenverbands<br />
ECSP (European Council of Shopping Places)<br />
berufen.<br />
7<br />
8<br />
9<br />
6<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Foto: SES<br />
1<br />
4 2000<br />
Der gebürtige Tiroler übernimmt das Center-<br />
Management des 2007 als weltbestes Shopping-Center<br />
ausgezeichneten Flaggschiffs von<br />
SES Spar European Shopping Centers.<br />
8 2012<br />
Andexlinger wird stellvertretender Vorsitzender<br />
des Kuratoriums der Int. Stiftung Mozarteum<br />
Salzburg (ISM), seit 2018 ist er deren<br />
Vize-Präsident. Die ISM gilt als weltweit führende<br />
Institution in der Erforschung und Vermittlung<br />
des Lebens und Werks W.A. Mozarts.<br />
52 ImmoFokus
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Paul<br />
Huelsmann<br />
Gründer und CEO<br />
Finexity<br />
1. DAS PROBLEM<br />
Bei der Analyse von Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWIs), Privatpersonen<br />
mit einem frei verfügbaren Vermögen von über 30 Millionen US-Dollar, sticht eine<br />
signifikante Korrelation zwischen deren Überperformance im Vergleich zu durchschnittlichen<br />
Privatanlegern und der Portfoliostruktur ins Auge: UHNWIs investieren<br />
ca. 45–50 Prozent ihres Gesamtvermögens in alternative Kapitalanlagen.<br />
Exklusive Sachwerte und alternative Kapitalanlagen sind für Privatanleger jedoch<br />
mit diversen Einstiegshürden wie einer hohen Eigenkapitalquote, Informationsasymmetrien<br />
zwischen Käufern und Verkäufern und großem Verwaltungsaufwand<br />
verbunden. Hohe Kaufnebenkosten und bürokratischer Aufwand schränken die<br />
Flexibilität und insbesondere die Fungibilität für Investoren ein.<br />
Foto: Finexity<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
Finexity ermöglicht heute bereits über 2.500 Privatanlegern<br />
die Abbildung einer renditestarken Portfoliostruktur,<br />
wie sie sonst nur UHNWIs zur Verfügung<br />
steht und damit kontinuierlichen Vermögenszuwachs –<br />
digital und flexibel. Hierbei reduziert FINEXITY die<br />
Einstiegshürden auf ein Minimum und kümmert sich<br />
um ein professionelles Management, inklusive Selektion,<br />
Kauf, Vermietung bzw. Lagerung der alternativen<br />
Kapitalanlagen wie Immobilien, Kunst, Fine Wine,<br />
Classic Cars, Diamanten oder Private Equity.<br />
Mithilfe der Blockchain-Technologie werden Intermediäre<br />
eliminiert – das spart bis zu 80 Prozent der Kosten<br />
einer herkömmlichen Wertpapieremission. Anleger<br />
profitieren zudem von maximaler Flexibilität, denn<br />
sie können ihre digitalen Anteile jederzeit über einen<br />
außerbörslichen Sekundärmarkt zum Verkauf anbieten.<br />
47,6<br />
DIE ZAHL<br />
Ende 2019 hatte Finexity ihr erstes Immobilienprojekt<br />
auf der Plattform platziert: JA!<br />
Jenfelder Au. Im April 2020 sind die ersten<br />
Mieter eingezogen. Ein Jahr später wurde<br />
der erste Mietverwaltungsüberschuss an<br />
die Anleger ausgeschüttet – dabei konnte<br />
die prognostizierte Ausschüttung um den<br />
Faktor 47,6 übertroffen werden.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
53
Positionen & Meinungen<br />
86<br />
ZIELORIENTIERT<br />
Karina Schunker<br />
ist mit 18<br />
Jahren bei EHL<br />
eingestiegen, mit<br />
25 zur Prokuristin<br />
und nun mit<br />
27 Jahren zur<br />
Geschäftsführerin<br />
avanciert. Im<br />
Interview erzählt<br />
sie über ihre<br />
Leidenschaft für<br />
Immobilien.<br />
56<br />
MEHR ALS VERNETZEN<br />
Die trovato Gründer Anita Körbler und Andreas Dorner<br />
stehen dem ImmoFokus in einem Exklusiv-Interview Rede<br />
und Antwort. Mit ihrer Plattform trovato drehen sie das Rad<br />
an der Digitalisierungsschraube ein wenig weiter.<br />
70<br />
VERHÄRTETE FRONTEN<br />
Die Räumungsklage gegen das Café Landtmann wird wohl<br />
erst vom Obersten Gerichtshof final entschieden. Novoreal-<br />
Vorstand Martina Schmidradner und ihre beiden Anwälte<br />
Irene Welser und Manfred Ton (Cerha Hempel) zeigen sich<br />
kämpferisch.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
54 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
INNOVATION HUB<br />
IHR NEUES BÜRO<br />
IM HERZEN<br />
VON FLORIDSDORF<br />
www.twentyone.immo<br />
INNOVATION HUB<br />
55 ImmoFokus<br />
TWENTYONE IM ÜBERBLICK<br />
INNENANSICHT
Positionen & Meinungen<br />
56 ImmoFokus
Mehr als<br />
vernetzen<br />
Effizienz. Anita Körbler und Andreas Dorner drehen mit ihrer Plattform trovato das Rad<br />
an der Digitalisierungsschraube ein wenig weiter.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
trovato – was steckt dahinter?<br />
Anita Körbler: Die besten Dinge lassen sich in<br />
drei Sätzen gut zusammenfassen. Mit trovato<br />
ist es uns gelungen, den Vermittlungsprozess<br />
von der Vermarktungsphase einer Immobilie<br />
bis hin zum unterschriebenen Mietvertrag<br />
digital abzubilden. Wir machen das mit<br />
Hilfe von modernster Infrastruktur und<br />
modernsten Technologien, sorgen dafür, dass<br />
der Kunde zeitunabhängig agieren kann, und<br />
sorgen dafür, dass jeder, der an diesem Prozess<br />
beteiligt ist, zu jeder Zeit alles transparent<br />
sehen kann, was gerade passiert.<br />
Der Fokus liegt auf Mietverträgen – keine<br />
Eigentumsverträge?<br />
Anita Körbler: Wir haben uns vorerst auf den<br />
Vermieterprozess fokussiert. Nicht zuletzt<br />
aufgrund des Bestellerprinzips, an dem – wie es<br />
derzeit aussieht – kein Weg vorbei führen wird.<br />
Wenn ich sage „wir“, dann sind das Andreas<br />
Dorner und ich. Wir haben uns bereits letztes<br />
Jahr sehr viele Gedanken gemacht, wie sich das<br />
Berufsbild des Maklers verändern wird.<br />
Wir beide sind mit einem Netzwerk interessanter<br />
Köpfe und toller Sparring-Partner<br />
gesegnet. Eine Idee ist rasch geboren – die<br />
Umsetzung ist Knochenarbeit. Für uns war<br />
das Projekt trovato von Beginn an Herzensangelegenheit.<br />
Es war bald klar: Dieses Projekt<br />
wollen wir gemeinsam umsetzen.<br />
Andreas Dorner: Ja und wer bin ich? Ich bin<br />
gebürtiger Steirer aus Bruck an der Mur. Viele<br />
Jahre habe ich in Graz verbracht, habe nicht<br />
unerfolgreich Medizin studiert – das war<br />
allerdings ab dem Klinikum nicht mehr mein<br />
Berufswunsch und so habe ich 2004 bei einem<br />
Bauträger zu arbeiten begonnen. 2007 erfolgte<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
57
Positionen & Meinungen<br />
der Wechsel nach Wien und das Studium der<br />
Immobilienwirtschaft an der TU Wien. Meine<br />
Diplomarbeit durfte ich als einziger bei Prof.<br />
Rant schreiben, worauf ich heute noch sehr<br />
stolz bin. Neben dem Studium habe ich sehr<br />
lange bei Spiegelfeld & Wohlgemuth Liegenschaftsbewertungen<br />
gearbeitet.<br />
Womit befasste sich Ihre Masterthesis?<br />
Andreas Dorner: Bewertung von Sonderimmobilien<br />
anhand des Beispiels Schloss, Palais<br />
und Burg. Ich habe ein eigenes Bewertungstool<br />
entwickelt. Sonderimmobilien sind einfach<br />
sehr schwer zu bewerten. Ich hatte immer<br />
das Ziel „Selbständigkeit“ vor Augen. Mit<br />
Beendigung meines Studiums habe ich mein<br />
Engagement bei Spiegelfeld & Wohlgemuth<br />
beendet, um mich voll der Selbstständigkeit<br />
zu widmen. Seither bin ich Bauträger und<br />
Immobilientreuhänder. Ich kaufe, saniere,<br />
entwickle und verkaufe Immobilien. Schreibe<br />
Gutachten und habe immer die Neugierde für<br />
Innovationen …<br />
Anita ist mit ihrem Projekt an mich herangetreten.<br />
Ehrlich gesagt: Zu Beginn konnte<br />
ich mir – sehr Oldschool-mäßig – nicht<br />
viel darunter vorstellen. Aber ich habe mir<br />
gedacht, wenn Anita, die zum Erfolg von<br />
IMMOUnited maßgeblich beigetragen hat,<br />
Dich darauf drauf anredet, dann schaust Du<br />
Dir das an. Nach den ersten Gesprächen habe<br />
ich mir gedacht: „Jetzt möchte ich auf meine<br />
alten Tage doch noch einmal etwas mit dem<br />
Internet zu tun haben.“ Mittlerweile bin ich<br />
Feuer und Flamme. Ich glaube, nein, ich bin<br />
felsenfest davon überzeugt, dass wir etwas<br />
entwickelt haben, mit dem wir dem Markt um<br />
Jahre voraus sind. Digitalisierung bedeutet<br />
mehr als das Vernetzen von Maklern.<br />
Das zeigt auch das große Interesse. Mit einigen<br />
Bauträgern und Investoren stehen wir knapp<br />
vor Vertragsabschluss.<br />
Konkret: Welchen Service bietet ihr den<br />
Bauträgern? Es gibt ja bereits einige Unternehmen,<br />
die digitale Dienstleistungen<br />
rund um Mietverträge anbieten. Wo liegt<br />
der USP?<br />
Anita Körbler: Ein wesentlicher Unterschied<br />
ist, dass wir alles hausintern programmieren.<br />
Wir arbeiten nicht mit irgendwelchen Agenturen,<br />
die von diesem Thema keine Ahnung<br />
haben. Nach zwölf Jahren in der Branche ein<br />
Traum. Auf die Idee folgt die Umsetzung.<br />
Du kommst von einem Meeting, setzt Dich mit<br />
Deinem Team zusammen, sei es persönlich<br />
oder über Zoom – „Geht das?“. Da gibt es<br />
keine Sachen mit „Oh, das wird aber zwei<br />
Wochen dauern“ – und in Wirklichkeit redest<br />
du drei Monate später darüber. Wir sind ein<br />
cooles Team. Wir sind – was unsere Expertise<br />
betrifft – breit aufgestellt und tatkräftig in der<br />
Umsetzung.<br />
Mietverträge stehen im Fokus? Was ist mit<br />
Wohnungseigentumsverträgen?<br />
Andreas Dorner: Es geht um Dienstleistungen<br />
rund um die Vermietung. Die Art, wie<br />
Wohnungen gesucht werden, hat sich in den<br />
vergangenen Jahren – und nicht erst seit der<br />
COVID-19-Pandemie – deutlich verändert. Es<br />
geht darum, individuelle Besichtigungen zu<br />
ermöglichen. Wie viele Makler bieten Termine<br />
an Wochenenden an? Die kann man an den<br />
Fingern einer Hand abzählen.<br />
58 ImmoFokus
„Wie viele Makler bieten<br />
Termine an Wochenenden<br />
an? Die kann man an<br />
den Fingern einer Hand<br />
abzählen.“<br />
Andreas Dorner,<br />
trovato<br />
Konkret. Wie ist der Prozess aufgesetzt?<br />
Anita Körbler: Interessenten finden ein interessantes<br />
Projekt – ein Klick und schon kann<br />
ein Besichtigungstermin gebucht werden.<br />
Ganz egal, ob das am Montag in der Früh um 7<br />
Uhr oder am Samstag um 23 Uhr ist.<br />
Die Terminvergabe erfolgt unabhängig vom<br />
Makler. Am Samstag das Inserat sehen, registrieren,<br />
Termin buchen. Am Sonntag ansehen<br />
– perfekt. Und nicht warten müssen, bis am<br />
Montag der Makler seine Mails gelesen hat.<br />
Alles läuft im Hintergrund automatisch ab.<br />
Mit der Terminbestätigung kommt ein AirKey-<br />
Code. Vor Ort kann man dann mit einem<br />
Smartphone und dem AirKey-Code die Türen<br />
Zwischen den Zahlen lesen.<br />
www.tpa-group.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
59
Positionen & Meinungen<br />
60 ImmoFokus
öffnen. So können bei einem Neubauprojekt<br />
mehrere Wohnungen besichtigt werden.<br />
Während der Besichtigung kann der Interessent<br />
unabhängig mit trovato Kontakt aufnehmen,<br />
um Detailfragen abzuklären.<br />
KSV oder CRIF?<br />
Anita Körbler: Wir haben uns KSV 1870 und<br />
CRIF angesehen. Es gibt allerdings andere<br />
innovativere Lösungen. Wir arbeiten<br />
aktuell daran, eines dieser neuen Systeme<br />
zu integrieren.<br />
Wer steht technologisch hinter der AirKey-<br />
Lösung?<br />
Andreas Dornauer: EVVA. Aus unserer Sicht<br />
technologisch auf diesem Gebiet die absolute<br />
Nummer 1. Wir haben die Lösungen aller in<br />
Frage kommenden Anbieter evaluiert und die<br />
Angebote sehr genau miteinander verglichen.<br />
Wie geht es nach der Besichtigung weiter?<br />
Anita Körbler: Unmittelbar nach der Besichtigung<br />
erhält der Interessent eine Benachrichtigung,<br />
in wie vielen Stunden er das Mietangebot<br />
online ausfüllen kann.<br />
Wie erfolgt die Identitätsprüfung?<br />
Anita Körbler: Über hochzuladende Dokumente<br />
und einen 3D Gesichtsscan.<br />
Andreas Dorner: Anschließend erfolgt die<br />
Bonitätsprüfung.<br />
Worin liegt die Innovation?<br />
Andreas Dorner: Es muss easy, es muss sexy<br />
sein. Es muss rasch gehen. Gleichzeitig<br />
handelt es sich um sensible Daten. Dem ist<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Es ist ein wenig wie Post- gegenüber Amazon-<br />
Zustellung. Alte Strukturen, die erst aus den<br />
Köpfen raus müssen – im Gegensatz zu neuen<br />
Köpfen, die diese alten Strukturen gar nicht<br />
mehr drin haben. Da geht um Newschool<br />
gegen Oldschool.<br />
Wie wird der Mietvertrag unterschrieben?<br />
Mit digitaler Signatur?<br />
Anita Körbler: Unterschrieben wird mit einem<br />
von uns zugekauften SaaS-Tool von eversign.<br />
Wie bereits besprochen wird die Identität<br />
durch das Hochladen von Dokumenten und<br />
Gesichtsscan geprüft. Diese Daten verbleiben<br />
– und das ist juristisch geprüft – sechs Monate<br />
www.trovato.immo<br />
Rechnet sich.<br />
www.tpa-group.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
61
Positionen & Meinungen<br />
WORDRAP MIT ANITA KÖRBLER<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko?<br />
Wer nicht<br />
wagt, ...<br />
Welches Buch liegt<br />
auf Ihrem Nachttisch?<br />
Mein Kindle –<br />
somit je nach<br />
Thema flexibel<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Als Ferialpraktikantin<br />
in einem Elektrotechnikunternehmen<br />
Meinen Kaffee<br />
trinke ich am<br />
liebsten…<br />
Schwarz,<br />
kurz, oft<br />
In den nächsten<br />
zehn Jahren möchte<br />
ich unbedingt…<br />
Etwas bewegen<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
Steve Jobs<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Beides absolut<br />
gerne<br />
Wenn Sie das Radio im Auto<br />
aufdrehen, was läuft?<br />
Wann immer ich in<br />
Richtung Heimat fahre:<br />
Antenne Steiermark<br />
Ihr<br />
Lieblingshobby?<br />
Reisen<br />
Wenn Sie zehn Millionen<br />
Euro im Lotto gewinnen würden,<br />
was machen Sie damit?<br />
In Immobilien<br />
investieren<br />
62 ImmoFokus
& ANDREAS DORNER<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Beides!<br />
In den nächsten<br />
zehn Jahren möchte<br />
ich unbedingt…<br />
Meine Kids<br />
aufwachsen<br />
sehen!!!<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
Falco<br />
Meinen Kaffee trinke<br />
ich am liebsten…<br />
Ich trinke schwarzen<br />
Tee mit Milch<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko?<br />
Kommt auf die<br />
Situation an!<br />
Welches Buch<br />
liegt auf Ihrem<br />
Nachttisch?<br />
Classic Cars<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Mit 16 Jahren,<br />
Ferialjob in der<br />
Voest Alpine<br />
Kindberg<br />
Wenn Sie das<br />
Radio im Auto<br />
aufdrehen,<br />
was läuft?<br />
Radio Wien<br />
Ihr Lieblingshobby?<br />
Drive is for the<br />
show and put is<br />
for the money! I’m<br />
loving it!<br />
Wenn Sie zehn Millionen<br />
Euro im Lotto gewinnen würden, was<br />
machen Sie damit?<br />
Muss ich erst einmal auf<br />
meinem Konto sehen!<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
63
Positionen & Meinungen<br />
„Wir haben alle möglichen Varianten<br />
durchgespielt und berücksichtigt. Das ist<br />
keine Lösung von der Stange.“<br />
Anita Körbler,<br />
trovato<br />
lang im System. Sollte es mit dem Mietvertrag<br />
beim ersten Mal nicht klappen, stehen diese<br />
dann im System bereit – und der Prozess kann<br />
beim nächsten Anlauf darauf zugreifen.<br />
Unterschrieben wird mit dem Finger, wie wir<br />
das bei vielen FinTechs gewohnt sind. Das ist<br />
rechtlich sicher, da ja bereits eine eindeutige<br />
Identifizierung über einen Identity Prozess,<br />
den wir für unsere Lösung zugekauft haben,<br />
stattgefunden hat.<br />
Wie erwähnt setzen wir auf selbstprogrammierte<br />
Lösungen, nur dort, wo wir die<br />
Expertise nicht oder in nicht ausreichendem<br />
Maße haben, kaufen wir diese zu. Dann aber<br />
bei den Besten der Besten.<br />
Wie geht es nach dem Unterschreiben des<br />
Mietangebots weiter?<br />
Andreas Dorner: Der Interessent hat<br />
jederzeit Überblick über den Status quo. Er<br />
sieht, sein Angebot ist angekommen, ist an<br />
den Bauträger verschickt worden. Sobald die<br />
Entscheidung gefallen ist, wird der Wohnungsinteressent<br />
mittels E-Mail<br />
unverzüglich informiert.<br />
Wird sein Angebot angenommen, kann der Interessent<br />
den nun ausgearbeiteten Mietvertrag<br />
– online – unterschreiben. Dieser geht dann<br />
an die Hausverwaltung. Müssen nur noch<br />
Kaution und Vermittlungsgebühr überwiesen<br />
werden und dem Einzug steht nichts mehr im<br />
Wege. Die Vermittlungsgebühr, die nur eine<br />
Monatsmiete beträgt, kann auch in 36 Raten<br />
bezahlt werden.<br />
Wer erstellt den Mietvertrag?<br />
Andreas Dorner: Der Mietvertrag kommt<br />
vom Bauträger. Es geht darum, dass der<br />
Bauträger sagt: „Passt, gebe ich frei. Geht<br />
in Ordnung.“<br />
Klingt sehr einfach. In der Realität aber<br />
kommen oft Zweitmieter, Bürgen, Ausfallsbürgen<br />
ins Spiel.<br />
Anita Körbler: Wir haben an alles gedacht. Wir<br />
haben alle möglichen Varianten durchgespielt<br />
und berücksichtigt. Das ist keine Lösung von<br />
der Stange. Der zweite Mieter, die Bürgen<br />
können unabhängig voneinander online<br />
unterschreiben. Das heißt: A muss nicht<br />
warten, bis B unterschrieben hat. Ohne großen<br />
E-Mail-Verkehr.<br />
Interaktiv, easy as possible, lösungsorientiert.<br />
Unsere Lösung bringt den Mietinteressenten<br />
Zeitersparnis, verringert den Aufwand und<br />
nimmt Komplexität aus dem Prozess.<br />
Der Vermittler verzichtet aber auf die<br />
Möglichkeit, bei der Wohnungsbesichtigung<br />
Feedback einzuholen und so bei<br />
Nichtgefallen eine Alternative anbieten zu<br />
können?<br />
Anita Körbler: Der Vermittler erkennt online<br />
durch das Nutzen des AirKey-Code, dass der<br />
Interessent in der Wohnung ist und kann<br />
unmittelbar nach der Besichtigung mit dem<br />
Interessenten Kontakt aufnehmen. Über einen<br />
kleinen Fragebogen erhalten die Bauträger<br />
Feedback – und können zum Beispiel bei der<br />
Preisgestaltung reagieren. „Der Preis wird<br />
als zu hoch wahrgenommen, also sollten wir<br />
64 ImmoFokus
Anita Körbler, MA<br />
Ein steirisches Energiebündel mit Herzblut & Gestaltungsfreude.<br />
Anita Körbler, MA, ist ideenreiche Branchenkennerin, Managerin mit Herz und Hirn und liebt es,<br />
Unternehmen auf- und auszubauen, zukunftsorientierte Impulse einzubringen und gemeinsam<br />
mit Netzwerkpartnern kreative Lösungsansätze zu entwickeln. Körbler kann auf langjährige<br />
Erfahrung in Immobilienunternehmen sowie exklusive Projekte im öffentlichen Bereich (PPP)<br />
zurückblicken. Berufsbegleitend absolvierte sie erfolgreich zwei Studien im Bereich Wirtschaft<br />
und Public Communications, zeichnete jahrelang für verschiedene PropTech-Unternehmen als<br />
Geschäftsführerin verantwortlich und widmet sich der Beratung und Immobilienvermarktung<br />
sowie der Realisierung von Digitalisierungsprozessen in der Immobilienbranche.<br />
Immobilien-Know-Wow!<br />
www.tpa-group.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
65
Positionen & Meinungen<br />
Andreas Dorner, MSc. (vormals Moussa)<br />
überlegen, diesen ein wenig zu adaptieren“<br />
– um alles innerhalb kürzester Zeit auszuvermieten.<br />
Gleichzeitig kann dem Interessenten eine größere<br />
Wohnung zur Besichtigung angeboten<br />
werden. Mittels AirKey ist die Besichtigung<br />
unmittelbar möglich.<br />
Ganz ehrlich: Unser Ziel ist es, das Angebot<br />
so klar zu gestalten, dass keine Fragen offen<br />
sind. Das ist in der Miete, wenn du es gescheit<br />
angehst, machbar. Ich sage, nicht easy, aber es<br />
ist machbar.<br />
Wir sind mit einigen größeren Bauträgern und<br />
Maklern im Gespräch. Aus dieser Zusammenarbeit<br />
wird sich sicher weiteres Ausbaupotential<br />
ergeben, da bin mir sicher.<br />
Ein weiterer Vorteil für die Makler: No-Shows<br />
und Immobilien-Touristen können auf ein<br />
Minimum reduziert werden. Das System<br />
verschickt automatisch Erinnerungsmails<br />
an den Termin. Wird der AirKey-Code nicht<br />
aktiviert, erhält der Interessent ein Mail, ob<br />
er gut hingefunden hat, ob er Hilfestellung<br />
braucht. Er soll sich unaufdringlich perfekt<br />
betreut wissen.<br />
Mehr Unterstützung braucht die Generation<br />
Z nicht.<br />
Ein immer schon in Immobilien verliebter Mensch, der mit 26 Jahren verstanden<br />
hat, was seine Berufung ist.<br />
Der Matura am Gymnasium Kapfenberg folgte von 1995 bis 2003 ein Medizinstudium<br />
an der Med Uni Graz. Nach dem Klinikum war die Karriere als<br />
Arzt keine Herzensangelegenheit mehr. Was jedoch immer mehr erwachte,<br />
war die Affinität zu Immobilien. Ab 2003 selbstständig in der Immobilienbranche,<br />
2007 bis 2011 berufsbegleitendes Studium an der TU Wien (Immobilienwirtschaft)<br />
mit Abschluss als MSc., während der Studienzeit bei einem<br />
renommierten Wiener Sachverständigenbüro als Gutachter gearbeitet,<br />
Entwicklung eigener Immobilienprojekte.<br />
Welche Rolle spielen Augmented Reality<br />
und Künstliche Intelligenz?<br />
Andreas Dorner: Wenn es sich um ein großes<br />
Projekt mit ein paar hundert Wohnungen im<br />
Rohbau handelt spielt sicher Augmented<br />
Reality eine Rolle: Ein Showroom mit Augmented<br />
Reality ist eine perfekte Kombination.<br />
Ein Containerraum, der richtig fetzig sein<br />
wird. Wenn zum Beispiel das Asset fertig ist,<br />
wird es fünf, sechs gestagede Apartments<br />
geben.<br />
Dreht sich bei der Lösung alles um den<br />
Erstbezug?<br />
Andreas Dorner: Nein. Unsere zweite große<br />
Zielgruppe sind Hausverwaltungen. Allein,<br />
wenn ich an die vielen Subverwaltungen in der<br />
Hausverwaltung bei den Vorsorgewohnungs-<br />
66 ImmoFokus
„No-Shows und<br />
Immobilien-Touristen<br />
können auf ein Minimum<br />
reduziert werden.“<br />
Anita Körbler,<br />
trovato<br />
projekten denke. Hier gibt es viel Potential –<br />
und viele Makler sind in diesem Segment nur<br />
halbherzig dabei.<br />
Weil sie weniger Provision dafür<br />
bekommen?<br />
Andreas Dorner: Genauso schaut es aus.<br />
Es gibt Bauträger, die nicht nur eine eigene<br />
Hausverwaltung, sondern eigene Makler<br />
haben. Warum sollte ein Bauträger euch<br />
das Mandat geben und nicht seinen Makler<br />
beschäftigen?<br />
Andreas Dorner: An der Miete verdient man<br />
nichts. Die meisten Bauträger vergeben die<br />
Miete in Subaufträgen. Nicht einmal die ganz<br />
großen Bauträger machen das selbst. Sie wissen<br />
genau: Bei diesen Preisen ist das rasche Befüllen<br />
ein Gebot der Stunde, damit sich das auszahlt.<br />
Das heißt, wir sorgen im Endeffekt dafür, dass<br />
sich genau diese Vertriebsleute vom Bauträger<br />
auf ihre Kernbereiche spezialisieren können,<br />
die sie gerne machen.<br />
Vermietung ist ein Knochenjob. Vor kurzem<br />
hatte ich eine 58 Quadratmeter große perfekt<br />
sanierte Mietwohnung, 550 Euro unbefristeter<br />
Vertrag – da wusste ich, sobald das online<br />
geht, wird es scheppern. Das tat es auch.<br />
Nicht einmal innerhalb einer Stunde hatte 37<br />
Anrufe und elf Anfragen. Aus diesen dann den<br />
richtigen Mieter zu filtern, ist Arbeit, wirklich<br />
viel Arbeit. Lohnzettel, Passkopien anfordern.<br />
Das war ein enorm hoher Aufwand – gute 15<br />
Stunden reine Arbeitszeit. Rechne den Stundenlohn<br />
aus. Oder lieber doch nicht. Da habe<br />
ich gewusst: „Anita, wir sind genau richtig!<br />
Wir sind genau richtig!“<br />
Ist die Konzentration auf den<br />
Mietmarkt dem Umstand geschuldet,<br />
dass der Eigentumsmarkt ein wenig ins<br />
Stocken geraten ist? Das Pendel<br />
schwingt im Moment Richtung<br />
Mietmakler.<br />
Andreas Dorner: Hundertprozentig.<br />
Zwei Drittel der fertiggestellten Wohnprojekte<br />
gingen an institutionelle Wohnbauträger.<br />
Viele Developer scheuen die<br />
Direktvermarktung. Verkaufen das Projekt<br />
lieber in einem Stück mit einem Discount –<br />
und haben das Verwertungsrisiko<br />
vom Tisch.<br />
Ist eine White-Label-Lösung angedacht?<br />
Anita Körbler: Hundertprozentig ja. Wir sind<br />
für Gespräche offen. Unsere Lösung ist voll<br />
skalierbar.<br />
Umfassendes steuerliches Spezialwissen<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
67
Zum Autor<br />
Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />
Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />
30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />
Marktanalysen und Projekten.<br />
Mit zivilem Ungehorsam zum Erfolg?<br />
Kommentar: Andreas Kreutzer<br />
Wenngleich die Bauwirtschaft als Ganzes im vergangenen Jahr von<br />
den gesetzlich normierten Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-<br />
CoV-2-Pandemie vergleichsweise wenig beeinträchtigt wurde, kam es<br />
im vorgelagerten Produktionssektor, wie etwa in der Baustoffindustrie,<br />
der Bauchemie sowie am Markt für Bauelemente oder für Produkte der<br />
Gebäudetechnik, mancherorts zu derartigen Verwerfungen, dass mitunter<br />
die Wettbewerbslandschaft neu vermessen werden musste. Denn<br />
einige Anbieter stellten die Rahmenbedingungen offenbar vor besondere<br />
Herausforderungen. Neben spezifischen Produktionshemmnissen<br />
zählten dazu etwa die Umsetzung der Abstands- und Hygieneregeln an<br />
den Betriebsstandorten oder die Nutzung von Home-Office, nach Empfehlung<br />
der Bundesregierung „wo immer es möglich war“.<br />
Abwägung von Notwendigkeiten<br />
Wenngleich sich die Konstellationen bei den einzelnen Anbietern<br />
klarerweise unterschieden, zeigte sich doch ein grundsätzlich gültiger<br />
Trend. Jene, zumeist großen Hersteller, die den Empfehlungen der<br />
Bundesregierung zur Eindämmung des SARS-CoV-2-Virus (Home-<br />
Office, Abstandsregeln usw.) oftmals uneingeschränkt folgten,<br />
verloren beinahe durchgängig an Marktanteil. Viele Klein- und<br />
Mittelbetriebe wogen indessen betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten<br />
deutlich stärker ab und fuhren damit im Großen und<br />
Ganzen einfach besser. In Summe haben sie im Jahr 2020 signifikant<br />
an Marktbedeutung gewonnen.<br />
Falsches Verständnis von Home-Office<br />
Vor allem die breite Nutzung von Home-Office konnte zu einem<br />
substanziellen Rückgang der Arbeitsproduktivität führen.<br />
Aber das wusste man eigentlich schon zu Beginn der Pandemie.<br />
Bereits im Jahr 2017 führte das Beraternetzwerk KREUTZER FI-<br />
SCHER & PARTNER im Auftrag eines deutschen Chemiekonzerns<br />
eine umfangreiche Evaluierung der Arbeitsproduktivität im Home-<br />
Office durch. Das Ergebnis war – für die damalige Einschätzung – wenig<br />
überraschend: Im Home-Office sank die Arbeitsleistung signifikant. Im<br />
Durchschnitt lag die Fehlleistung bei knapp 30 Prozent. Davon ausgenommen<br />
waren im Wesentlichen lediglich Arbeitnehmer, die sich von<br />
Berufs wegen wenig im Büro aufhielten, etwa Key Account Manager<br />
oder Arbeitnehmer, die im Büro weitgehend eigenständig und unabhängig<br />
arbeiten. Je stärker die Tätigkeit indessen mit der Büroorganisation<br />
verwoben war und je mehr Koordinationsfunktionen einer Position<br />
zugewiesen waren, desto größer fielen die Produktivitätsverluste aus.<br />
War der Dienstnehmer zu Hause auch mit privaten Betreuungspflichten<br />
konfrontiert, sank die Arbeitsleistung auf bis zu 40 Prozent der Produktivität<br />
am Büroarbeitsplatz. Insofern nahm man offenbar die Verluste<br />
von Anfang an in Kauf und lebte mit den Bildern von sich langweilenden<br />
oder im Freizeitmodus laufenden Mitarbeitern, die das Privatfernsehen<br />
von zu Hause stationierten Mitarbeitern lieferte. Dass im Home-Office<br />
eigentlich gearbeitet werden sollte, ging – zumindest zu Beginn der Pandemie<br />
– bei vielen offenbar irgendwie unter.<br />
Fotos: Sima.pix, Alexander Chitsazan, Adobe Stock<br />
68 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Eugen Otto ist Eigentümer der Otto Immobilien in Wien.<br />
Das Unternehmen ist seit 65 Jahren am Markt und zählt zu<br />
den größten, privat geführten und unabhängigen Immobilienberatern<br />
Österreichs.<br />
Erkenntnisse aus der Krise<br />
Kommentar: Eugen Otto<br />
Die Corona-Krise lastet seit fast eineinhalb Jahren bleiern wie ein<br />
schwerer Rucksack auf unseren Schultern. Was können wir davon künftig<br />
als Ballast auf unserer weiteren Reise abwerfen und was nehmen wir<br />
als nützliche Erkenntnis, sozusagen als Proviant, mit? Wir haben gelernt,<br />
wie fragil unser Wirtschaftssystem ist, dass eine Mikrobe von 0,02 Mikrometern<br />
wichtige Branchen wie Gastronomie, Tourismus oder Retail<br />
buchstäblich in den Grundfesten erschüttern, Unternehmen über Nacht<br />
in existenzielle Krisen stürzen kann. Was wir als Positivum mitnehmen,<br />
ist der unübersehbare Innovationsschub und die rasante Digitalisierung<br />
unserer Branche, die in vielen Bereichen freilich überfällig war. Wir<br />
alle haben in dieser Zeit der vielen Lockdowns bewiesen, dass Remote<br />
Working oder Home-Office tatsächlich funktionieren kann – auch wenn<br />
ein längeres Arbeiten von Zuhause wohl nicht die ultima ratio ist. Via<br />
Bildschirm-Konferenz ist ein kritischer Diskurs oder ein kreatives Brainstorming<br />
nur bedingt möglich. Von der fehlenden persönlichen Begegnung<br />
mit Kunden und der<br />
Motivation der Mitarbeiter<br />
ganz abgesehen. Wer echte<br />
Begeisterung und Motivation<br />
für bestimmte Themen<br />
schaffen will, muss gerade<br />
jetzt den persönlichen Austausch<br />
fördern – auch dies<br />
ist virtuell kaum möglich.<br />
Neues Potential<br />
entdeckt<br />
Viele von uns haben aus<br />
eigener Erfahrung in diesen<br />
letzten Monaten entdeckt,<br />
welche Fähigkeit zur Eigeninitiative<br />
und Resilienz in<br />
uns und in unseren Mitarbeitern<br />
steckt. Persönliches Engagement, Fachkompetenz, Spontaneität<br />
und Kreativität haben es etwa in meinem Unternehmen möglich gemacht,<br />
auch in dieser schwierigen Zeit zu sehr guten wirtschaftlichen Ergebnissen<br />
zu kommen. So dramatisch Krisen auch sein mögen, auf lange<br />
Sicht haben sie oft auch etwas Gutes. Sie reißen uns aus unserem Alltag,<br />
wecken Kraftreserven und geben neue Denkanstöße. Sie helfen uns zu<br />
erkennen, dass unsere eigenen Grenzen noch lange nicht erreicht sind,<br />
fördern so unsere persönliche Entwicklung und sind sozusagen „Motor“<br />
für Verbesserungen, Fortschritt und positive Veränderungen. Und sie<br />
veranlassen uns auch dazu, unsere – vielfach materiell geprägte – Wertewelt<br />
neu zu überdenken. Vieles, das uns früher als scheinbar wichtig<br />
erschien, trat in den Hintergrund, während wir Anderes wieder neu<br />
schätzen lernten oder in neuem Licht sehen. Familie, Eltern, Freunde,<br />
aber auch die Situation jener Menschen, denen es nicht so gut geht. Auch<br />
das sollten wir als Lehre mitnehmen: Gegenüber den Benachteiligten<br />
dieser Krise kein „social distancing“<br />
zu zeigen, sondern<br />
sie zu unterstützen.<br />
Zusammenhalt zählt<br />
Eine intakte Gesellschaft<br />
funktioniert nicht mit „Immunität“<br />
gegenüber Schwächeren,<br />
Ellenbogenmentalität<br />
oder Selbstoptimierung,<br />
sondern muss in schwierigen<br />
Zeiten Solidarität, Empathie<br />
und Hilfsbereitschaft<br />
zeigen. Dies sollten wir – um<br />
beim eingangs gewählten<br />
Bild zu bleiben – für unsere<br />
weitere Reise im Gepäck bereithalten.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
69
Positionen & Meinungen<br />
Was ist der<br />
bedungene<br />
Gebrauch?<br />
Verhärtete Fronten? Die Räumungsklage gegen das Café Landtmann<br />
wird wohl erst vom Obersten Gerichtshof final entschieden. „Es geht<br />
nicht darum, Herrn Querfeld mit juristischen Tricks loszuwerden, sondern<br />
zu einem Ergebnis zu kommen, das einem Drittvergleich standhält“,<br />
betonen Novoreal-Vorstand Martina Schmidradner und ihre beiden<br />
Anwälte Irene Welser und Manfred Ton (Cerha Hempel). Man ist aber<br />
entschlossen, das Verfahren, wenn notwendig, bis zum Höchstgericht<br />
durchzufechten.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Steht ein Vergleich im Raum? Liegt ein<br />
Angebot am Tisch?<br />
Irene Welser: Wir haben diesen Rechtsstreit<br />
nicht gesucht. Er ist das Ergebnis einer<br />
monatelangen Entwicklung. Wir haben<br />
Verständnis für unsere Mieter. Wir haben<br />
mit vielen Geschäftsmietern eine Einigung<br />
erzielen können, in unseren Augen faire und<br />
ausgewogene Lösungen. Die Mieter haben<br />
diese Lösungen auch angenommen. Wir sind<br />
nach wie vor vergleichsbereit. Wenn einmal<br />
ein Gegenangebot käme, könnten wir darüber<br />
sprechen.<br />
Berndt Querfeld hat uns im Verhandlungssaal<br />
gesagt, man habe ja seine Handynummer.<br />
Am Tag davor hat er uns allerdings ausrichten<br />
lassen, es wäre keine Gesprächsbasis mehr<br />
gegeben. Wir glauben nicht, dass die Causa so<br />
einseitig zu sehen ist. Wir rechnen uns für das<br />
gerichtliche Vorgehen sehr gute Chancen aus.<br />
Was macht Sie so sicher?<br />
Irene Welser: Zum einen stellt sich die Frage<br />
nach der Anwendbarkeit des § 1104 ABGB.<br />
Ist das Objekt tatsächlich unbrauchbar? Oder<br />
ist es nicht so, dass bloß der Betrieb, konkret<br />
der Betrieb, den das Café Landtmann betreibt,<br />
gewissen Einschränkungen unterliegt? Es ist<br />
klar, dass § 1104 ABGB eine neutrale Sphäre<br />
regelt und daher das Risiko nicht einseitig<br />
zuteilt.<br />
Gemäß § 1096 Abs 1 ABGB ist der Bestandgeber<br />
verpflichtet, den Bestandgegenstand<br />
in brauchbarem Zustand zu übergeben und<br />
zu erhalten, wenn allgemein vorhersehbare<br />
Ereignisse eine Unbrauchbarkeit bewirken. Ist<br />
hingegen der Mieter verhindert, das Bestandobjekt<br />
zu nutzen oder zu gebrauchen, obwohl<br />
es benutzbar ist, so fällt nach § 1107 ABGB<br />
ihm das Zinsrisiko zu. Er hat den Zins zu<br />
bezahlen. Außerordentliche Zufälle kommen<br />
aber aus der neutralen Sphäre und<br />
treffen gemäß § 1104 ABGB beide Teile<br />
gleichermaßen.<br />
Manfred Ton: COVID-19 ist eine Pandemie,<br />
deren Auftreten nicht mit einem konkreten<br />
Bestandobjekt zusammenhängt, sondern weltweit<br />
alle trifft. COVID-19 ist daher auch kein<br />
spezifisches Vermieterrisiko. Ein gänzlicher<br />
Zinsentfall für die Lockdown-Phasen scheidet<br />
zudem aus, wenn das Bestandobjekt zumindest<br />
teilweise genutzt wurde, etwa für Take-<br />
Away oder Lieferservices oder im Rahmen<br />
eines Click & Collect-Konzepts.<br />
Irene Welser: Zum konkreten Fall: Für BEIDE<br />
Vertragspartner war beim Abschluss des Mietvertrages<br />
unvorhersehbar, dass es zu derart<br />
langfristigen behördlichen Einschränkungen<br />
kommt wie sie die Lockdown-Vorschriften<br />
vorsehen.<br />
70 ImmoFokus
Manfred Ton: Das Bestandobjekt ist gänzlich<br />
intakt, es muss also nicht wiederhergestellt<br />
werden. Die Wertung des § 1104 ABGB ist daher<br />
nicht erfüllt: § 1104 ABGB besagt nämlich, dass<br />
der Mieter zwar, sofern das Objekt komplett<br />
unbrauchbar ist, von der Zahlung des Mietzinses<br />
befreit ist, im Gegenzug aber der Vermieter<br />
das Objekt nicht wiederherstellen muss.<br />
Irene Welser: Kann der § 1104 ABGB daher<br />
überhaupt greifen? Aus unserer Sicht nicht. Die<br />
Risikotragung durch eine einzige Partei kann<br />
COVID-19 nicht gerecht werden, weil es sich<br />
in keiner der beiden Sphären ereignet hat und<br />
gerade zu keiner Substanzbeeinträchtigung<br />
führt. Die Pandemie trifft die ganze Welt<br />
gleichermaßen. § 1104 ABGB berücksichtigt<br />
den Fall, dass das Bestandobjekt nicht untergegangen<br />
ist, nicht. Die richtige Abhilfe für solche<br />
Fälle bietet die Lehre von der Änderung der<br />
Geschäftsgrundlage, nicht aber § 1104 ABGB.<br />
„Wir haben diesen Rechtsstreit<br />
nicht gesucht. Es ist das<br />
Ergebnis einer monatelangen<br />
Entwicklung.“<br />
Irene Welser,<br />
Cerha Hempel<br />
Es handelt sich somit um eine<br />
Gesetzeslücke?<br />
Irene Welser: Es liegt insofern eine Lücke vor,<br />
als § 1104 ABGB des Falles nicht gedenkt, dass<br />
das Objekt unversehrt ist und der Entfall der<br />
Wiederherstellungspflicht des Vermieters<br />
keinen adäquaten Ausgleich für den Mietzinsentfall<br />
bietet. Man muss sich insbesondere<br />
fragen, was war denn eigentlich die Geschäftsgrundlage<br />
dieses ganzen Mietverhältnisses?<br />
Die Geschäftsgrundlage war einerseits, dass<br />
ein Caféhaus betrieben werden kann, und<br />
andererseits, dass dafür Zins gezahlt wird.<br />
Nicht aber, dass dieses Äquivalenzverhältnis<br />
durch einen behördlichen Eingriff betreffend<br />
die Nutzung eines intakten Bestandobjekts<br />
aufgehoben wird. Daher glauben wir, es ist<br />
ein Risiko beider Vertragsparteien. Wir sagen<br />
auch nicht, dass es ein einseitiges Risiko ist.<br />
Diesem Umstand tragen wir dadurch Rechnung,<br />
dass wir für die Zeiten des Lockdowns,<br />
des wirklichen, harten Lockdowns ohne<br />
staatliche Hilfen, nur 25 Prozent des Mietzinses<br />
einklagen.<br />
Manfred Ton: Im Rechtsstreit geht es aber<br />
nicht nur um die Phase des „harten Lock-<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
71
Positionen & Meinungen<br />
„Ist ein Wirtshaus<br />
unbrauchbar, wenn die<br />
Soldaten an der Front sind,<br />
und daher nicht auf ein<br />
Bier gehen? “<br />
Irene Welser,<br />
Cerha Hempel<br />
downs“. Er betrifft auch die Phase der ersten<br />
Öffnung. Hier wird von der Gegenseite argumentiert,<br />
„Es waren aber weniger Touristen<br />
da. Es waren weniger Kunden. Es mussten<br />
Abstandsregeln eingehalten werden.“ Diese<br />
Abstandsregeln mögen zwar für die Gastronomie<br />
speziell anlassfallbezogen festgeschrieben<br />
worden sein, sie waren aber in Form des<br />
vielzitierten „Babyelefanten“ österreichweit in<br />
Geltung. Daher ist unsere Ansicht, dass hier<br />
kein Eingriff erfolgt ist, sondern der Betrieb<br />
möglich war. Es war auch gut besetzt, wie wir<br />
wissen. Die nächste Frage ist, ob die vorgeschriebenen<br />
Abstände tatsächlich zu einer<br />
Sitzplatzminderung geführt haben.<br />
Das Beweisverfahren wird ergeben, dass dies<br />
nicht der Fall war. Wir können dafür Fotos<br />
vorlegen.<br />
Irene Welser<br />
Seit 1992 Rechtsanwältin und Partnerin<br />
der Wirtschaftskanzlei Cerha Hempel. Sie<br />
leitet das Department „Streitige Angelegenheiten“<br />
und ist seit 2003 Honorarprofessorin<br />
für Privatrecht an der Universität<br />
Wien. Dr. Irene Welser vertritt die Vermieterin<br />
im „Landtmann-Streit“ und hat<br />
zu mietvertraglichen Fragen rund um CO-<br />
VID-19 auch in mehreren Medien publiziert.<br />
Irene Welser: Zu dieser Phase sagt jetzt der<br />
Betreiber, dass er nur 55 bis 60 Prozent zahlt,<br />
weil das Caféhaus nicht voll war. Aber das Caféhaus<br />
war geöffnet. Weniger Touristen sind<br />
kein Zinsminderungsgrund. Ich habe schon<br />
einmal gesagt, Hallstadt ist auch nicht deshalb<br />
unbrauchbar, weil weniger Asiaten kommen.<br />
Detto kann man auch nicht sagen, die Wiener<br />
Innenstadt ist als Ganzes, jedes Objekt in<br />
der Wiener Innenstadt ist unbrauchbar, weil<br />
weniger Kundschaft kommt.<br />
Aber ich frage Sie, ist ein Wirtshaus wirklich<br />
unbrauchbar, wenn die Soldaten an der Front<br />
sind, und daher nicht auf ein Bier gehen?<br />
Das glauben wir eben nicht. Wir glauben<br />
auch nicht, dass ein Lebensmittelgeschäft<br />
unbrauchbar ist, weil die Leute während der<br />
Bombenangriffe im Luftschutzkeller sind. Das<br />
sind sehr drastische Beispiele, aber das rührt<br />
eben daher, dass Krieg und Seuche in § 1104<br />
ABGB gleichbehandelt werden.<br />
Manfred Ton: Es kommt ja darauf an, was ist<br />
zugesagt? Was ist der bedungene Gebrauch?<br />
In unserem Fall haben wir keinen Mindestumsatz<br />
oder eine Mindestgästezahl zugesagt. Es<br />
handelt sich um bloße Flächenmiete. Damit<br />
spielt es keine Rolle, wenn weniger Gäste<br />
kommen oder Abstandsregeln gelten, die<br />
zu Umsatzeinbußen führen. Umsatz ist kein<br />
Vertragsinhalt.<br />
Umsatz ist allein in der Risikosphäre des<br />
Unternehmens?<br />
Manfred Ton: Umsatz betrifft – im Falle<br />
Querfeld – ausschließlich die Sphäre des<br />
Unternehmers. Wir stellen nur die Fläche zur<br />
Verfügung.<br />
Irene Welser: Außerdem waren die Abstandsregeln<br />
in der Gastronomie so gestaltet, dass<br />
innerhalb der Gästegruppen gar kein Abstand<br />
72 ImmoFokus
einzuhalten war. Hält man sich die Situation<br />
im Café Landtmann mit den Sitzgruppen und<br />
Logen vor Augen, sieht man, dass zwischen<br />
diesen kein zusätzlicher Abstand eingehalten<br />
wurde.<br />
Manfred Ton: Bei der Gesamtbetrachtung<br />
dürfen auch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen<br />
nicht außer Acht gelassen<br />
werden. Für November und Dezember hat es<br />
Umsatzersatz gegeben. Lockdown-Umsatzersätze,<br />
die doch sehr massiv sind.<br />
Hier sind wir der Meinung, und in diese<br />
Richtung geht auch die Entscheidung des<br />
Landesgerichtes für Zivilrechtsachen Wien,<br />
dass erhaltene Umsatzersätze zu berücksichtigen<br />
sind.<br />
Irene Welser: Seit kurzem sind im Transparenzregister<br />
die erhaltenen Umsatzerlöse abrufbar.<br />
Die Querfeld-Kaffeehaus-Gesellschaft,<br />
also unsere Mieterin, hat am 10. November<br />
2020 637.000 Euro, offensichtlich Umsatzersatz,<br />
jedenfalls staatliche Förderung, von der<br />
COFAG erhalten. Für einen einzelnen Monat<br />
637.000 Euro. Dabei machen die offenen<br />
Bruttomonatsmieten für den Monat November<br />
lediglich ca. 50.000 Euro aus.<br />
Manfred Ton<br />
Seit 2003 Rechtsanwalt und Partner bei<br />
Cerha Hempel; Mitglied des Departments<br />
„Real Estate & Construction“. Auch<br />
Dr. Manfred Ton ist anwaltlicher Vertreter<br />
der Vermieterin; er verfügt über breite<br />
Expertise bei Liegenschaftstransaktionen<br />
und immobilienbezogenen Streitigkeiten.<br />
Manfred Ton: Die gesamten per Ende April<br />
2021 offenen Mieten waren 545.000 Euro.<br />
Davon haben wir aber nur in etwa 390.000<br />
Euro eingeklagt, weil wir gesagt haben, für<br />
diese Zeit, zu der ein Betretungsverbot galt,<br />
und in der kein Umsatzersatz gewährt wird,<br />
verlangen wir für die Caféhausflächen eben<br />
nur 25 Prozent.<br />
Ich denke, das ist mehr als fair – diese Flächen<br />
beinhalten auch Lager im Keller und im Zwischengeschoß,<br />
die allein 40 Prozent ausmachen.<br />
Diese Lager wurden ja weiter genützt.<br />
Wie sind Sie auf den Pauschalsatz von 25<br />
Prozent gekommen?<br />
Martina Schmidradner: Wir haben dieses<br />
Angebot vielen unserer Geschäftsmieter<br />
in einer ähnlichen Form gemacht, weil<br />
wir verstehen, welche Schwierigkeiten der<br />
Lockdown mit sich bringt und wir unsere<br />
Mieter unterstützen wollen. Und daraus hat<br />
sich ein Betrag ungefähr zwischen 20 und 25<br />
Prozent ergeben. Dieses Angebot haben die<br />
allermeisten unserer Mieter sehr fair gefunden<br />
und auch angenommen.<br />
Manfred Ton: Das war eine vereinfachte,<br />
pauschalierende Betrachtungsweise.<br />
Martina Schmidradner: Zwar individualisiert<br />
auf den einzelnen Mieter und die Branche. Auf<br />
dieser Basis haben wir gemeinsam mit unseren<br />
Geschäftsraummietern partnerschaftliche<br />
Lösungen gefunden.<br />
„In unserem Fall haben<br />
wir keinen Mindestumsatz<br />
oder eine Mindestgästezahl<br />
zugesagt.“<br />
Manfred Ton,<br />
Cerha Hempel<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
73
Positionen & Meinungen<br />
Irene Welser: Ein paar Worte zu den staatlichen<br />
Förderungen: Es gibt zwei wesentliche<br />
Instrumente in diesem Zusammenhang. Das<br />
eine ist der Fixkostenzuschuss, und das andere<br />
ist der Umsatzersatz. Der Fixkostenzuschuss<br />
wird ja explizit auch gewährt, um damit<br />
Geschäftsraummieten und Pachtzinse zu<br />
bezahlen. Die Richtlinien sehen hier eine<br />
Schadensminderungspflicht des Mieters ex<br />
ante vor. So ist es explizit bezeichnet. Das<br />
heißt, eine Schadensminderungspflicht im<br />
Vorfeld, wo man sagt, der Mieter muss versuchen,<br />
mit dem Vermieter eine Einigung zu<br />
erzielen, und wenn das nicht möglich ist, dann<br />
bekommt er diesen Fixkostenzuschuss. Man<br />
will den Mieter nicht in einen Streit, schon gar<br />
nicht in einen Räumungsstreit hineintreiben.<br />
Das ist die Idee, die auch in den Richtlinien<br />
ziemlich deutlich zum Ausdruck kommt.<br />
geschmälert. 80 Prozent, das ist an sich,<br />
glaube ich, eine großzügige Zahl für eine<br />
staatliche Förderung. Aber wenn man dann<br />
sagt, zusätzlich darf man noch dieses Geschäft<br />
machen, und das behalten, was man daraus lukriert,<br />
ist das schon ein Punkt. Der Umsatzersatz<br />
ist kein Geschenk auf Steuerzahlerkosten.<br />
Es ist klar vorgegeben, dass diese Förderungen<br />
dazu dienen, die Zahlungsfähigkeit und die Liquiditätsstärke<br />
der Unternehmen zu erhalten.<br />
Es steht außer Streit, dass widmungswidrige<br />
Verwendung auch zur Zurückzahlung der<br />
Umsatzersätze führen kann. Das zeigt auch,<br />
dass es nicht ein frei verfügbarer Betrag ist,<br />
den man, wofür man will, verwenden kann.<br />
Es geht darum, laufende Kosten zu decken.<br />
Ich lukriere einen Umsatz, und damit decke<br />
ich meine Fixkosten, meine laufenden Kosten.<br />
Strom, Versicherung – und meine Mieten.<br />
Irene Welser: Tatsächlich wird vom Café<br />
Landtmann seit November bis zum Ende des<br />
Lockdown II kein Euro bezahlt. Nicht einmal<br />
die Betriebskosten. Nichts. Auch nicht für<br />
die Büroflächen. Trotz gut gehenden Tortenverkaufs<br />
und Konditorshows. Wir haben<br />
das Café Prückel vis-à-vis unserer Kanzlei, da<br />
geht man hin und holt sich das Take-away<br />
aus dem Lokal. Beim Landtmann wird es auf<br />
besondere Art gemacht, nämlich man sagt:<br />
„Wir rühren das Bestandobjekt innen nicht<br />
an. Wir verkaufen alles im Schanigarten.“<br />
Muss ich mich klagen lassen, um vor der<br />
Behörde sagen zu können, ich habe alles<br />
versucht, oder reicht ein Schreiben des Vermieters,<br />
„Nein. Es gibt keinen Nachlass“?<br />
Irene Welser: Die Richtlinien sagen, es reicht,<br />
außergerichtlich eine Lösung mit dem<br />
Vermieter zu suchen. Wenn das nicht möglich<br />
ist, dann wird der Fixkostenzuschuss gewährt.<br />
In den Richtlinien steht explizit, dass mit<br />
dem Vermieter kein Gerichtsverfahren zu<br />
riskieren ist. Es ist nachvollziehbar, dass man<br />
möglichst unkompliziert Mieter unterstützen<br />
und im Vertragsverhältnis Frieden bewahren<br />
will. Wenn diese Bemühungen allerdings<br />
scheitern, dann gibt es den Zuschuss. Dieser<br />
ist zweckkonform zu verwenden. Also auch<br />
zum Bezahlen von Mieten. Es kann nicht<br />
sein, dass man einen Fixkostenzuschuss<br />
lukriert, diesen aber nicht zur Deckung der<br />
Fixkosten verwendet. Der zweite Punkt ist der<br />
Umsatzersatz, der im Fall der Gastronomie im<br />
November 2020 80 Prozent des Umsatzes des<br />
Vorjahresnovembers ausmacht. Eine mehr<br />
als großzügige Lösung. Wie gesagt: 637.000<br />
Euro hat der Betreiber des Café Landtmann<br />
erhalten, überwiesen vier Tage, nachdem man<br />
den Umsatzersatz beantragen konnte.<br />
Martina Schmidradner<br />
Dr. Martina Schmidradner ist Mitglied im<br />
Vorstand der Novoreal, einer Tochtergesellschaft<br />
der an nachhaltigem Werte-<br />
Management orientierten Karl Wlaschek<br />
Privatstiftung. Die promovierte Betriebswirtin<br />
war zuvor in Leitungsfunktionen<br />
bei führenden institutionellen Immobilieninvestoren<br />
tätig und verantwortete dort<br />
nationale und internationale Portfolios<br />
unterschiedlichster Eigentümer- und Objektstrukturen.<br />
Manfred Ton: Noch ein Wort zum Umsatzersatz.<br />
Den gab es in voller Höhe, auch wenn<br />
ein Liefer- und Take-away-Service betrieben<br />
wurde. Das hat den Umsatzersatz also nicht<br />
74 ImmoFokus
„Natürlich können Nebenaspekte eine<br />
Rolle spielen, wenn zum Beispiel eine<br />
Mietvertragsverlängerung im Raum steht.“<br />
Martina Schmidradner,<br />
Novoreal<br />
Die Torten sind fakturiert auf die hauseigene<br />
Konditorei-Gesellschaft mit dem Sitz in Alt<br />
Erlaa. Man bedient sich einer Umgehungskonstruktion:<br />
„Wir machen es ja draußen.<br />
Die Schanigärten-Fläche haben wir ja von der<br />
Stadt Wien, und nicht von euch.“ Das sehen<br />
wir eigentlich schon als eine bemerkenswerte<br />
Vorgangsweise, die offenbar ganz bewusst<br />
gewählt wurde, um auf dem Papier sagen zu<br />
können: „Wir haben leider null Umsatz.“<br />
Manfred Ton: Das Geschäft läuft über Vorflächen<br />
zum Objekt, die man hier nicht bekommen<br />
könnte ohne den mit uns abgeschlossenen<br />
Mietvertrag über Fassadenteile, an denen<br />
der Wintergarten angebracht ist. Auch die<br />
Schanigarten-Konzession bekommt man nur,<br />
wo man ein Lokal hat. Unsere Kanzlei könnte<br />
dort zB keinen Schanigarten aufmachen.<br />
Irene Welser: Bei den hohen Umsatzersätzen<br />
müssten sich die Mieten doch ausgehen. Ich<br />
wage zu behaupten, dass das in den meisten<br />
Fällen mehr als ausreicht. Denn es gibt keinen<br />
Wareneinsatz, es fallen weniger Personalkosten<br />
an, und der Unternehmer hat deutlich<br />
weniger Kosten, als wenn er das Geschäft offen<br />
hätte, weil er ja keinen laufenden Betrieb führt.<br />
Die Kredite wurden in der Regel sogar von den<br />
Banken gestundet. Also selbst da hätte er unter<br />
Umständen nichts zu bezahlen. Steuerzahlungen<br />
wurden gestundet. Ich denke, dieser<br />
Umsatzersatz hat dazu geführt, dass eigentlich<br />
genug Liquidität da sein müsste.<br />
Manfred Ton: Vielleicht noch ein Gedanke<br />
zum § 1104. Viele sagen, der § 1104 regle den<br />
Wegfall der Geschäftsgrundlage schon in sich.<br />
Dies trifft jedoch nur soweit zu, als der Entfall<br />
der Mietzinszahlungspflicht auch wirklich<br />
durch die Befreiung des Vermieters von der<br />
Wiederherstellungspflicht aufgewogen wird,<br />
was bei COVID-19 Fällen nicht der Fall ist.<br />
Außerdem ist der Wegfall der Geschäftsgrundlage<br />
eine moderne Figur, die von der Lehre erst<br />
weit nach Entstehung des § 1104 geschaffen<br />
wurde.<br />
Martina Schmidradner: Wir haben versucht,<br />
alle Mieter möglichst gleich zu behandeln.<br />
Natürlich können Nebenaspekte eine Rolle<br />
spielen, wenn zum Beispiel eine Mietvertragsverlängerung<br />
im Raum steht.<br />
Wir streben immer partnerschaftliche<br />
Lösungen mit unseren Mietern an, Es gibt<br />
viele Immobilienbesitzer. Wir sind ja bei<br />
Weitem nicht der einzige Vermieter - zum<br />
Beispiel Immobilienfonds, die Anlegergelder<br />
zu veranlagen haben. Es gibt Pensionskassen,<br />
die ein Ergebnis darstellen müssen, um<br />
Pensionen zuzusichern. Das Thema ist, glaube<br />
ich, wesentlich größer und weiter zu sehen als<br />
„Stiftung gegen großes Caféhaus“. Es geht um<br />
einen fairen Ausgleich.<br />
Es gibt aber bereits Entscheidungen von<br />
Bezirksgerichten, die die Position der<br />
Mieter zu stärken scheinen?<br />
Irene Welser: In zwei erstinstanzlichen<br />
Entscheidungen, die ein Textilhandelsunternehmen<br />
und einen Friseursalon betrafen,<br />
hat das Bezirksgericht Meidling den Mietern<br />
für die Phase des ersten Lockdowns eine<br />
Zinsbefreiung zugestanden. Auch ein zweitinstanzliches<br />
Urteil des Landesgerichtes für<br />
Zivilrechtssachen Wien, in dem es um eine im<br />
ersten Lockdown geschlossene Buchhandlung<br />
und einen Betrag von nicht einmal 2.000 Euro<br />
ging, bejahte für diesen Zeitraum ein – allerdings<br />
nur teilweises – Zinsbefreiungsrecht des<br />
Mieters.<br />
Ohne diese Entscheidungen abwerten zu<br />
wollen: Es handelt sich um unterinstanzliche<br />
Entscheidungen. Die Beweisthemen und<br />
Rechtsfragen waren auch bei weitem nicht<br />
so komplex wie hier. Höchstgerichtliche<br />
Rechtsprechung gibt es dazu bis dato eben<br />
noch nicht.<br />
Rechtssicherheit wird wohl erst der OGH<br />
schaffen?<br />
Irene Welser: Auch wenn sich der Fall gut<br />
eignet, um Klarheit in allen Rechtsfragen zu<br />
schaffen, sind wir trotzdem weiterhin vergleichsbereit<br />
und müssen das nicht um jeden<br />
Preis bis nach oben treiben. Aber wir fürchten<br />
uns auch nicht davor.<br />
Kann eine Stiftung schwerer als ein privater<br />
Vermieter auf etwas zu verzichten?<br />
Begünstigte könnten sich von Entscheidungen<br />
geschädigt fühlen und vielleicht<br />
nach zwei, drei Jahren den Vorstand<br />
mit Schadensersatzforderungen<br />
konfrontieren?<br />
Martina Schmidradner: Keine Frage, als privater<br />
Eigentümer hätte ich mehr Spielraum.<br />
Von Mensch zu Mensch gemeinsam Lösungen<br />
finden geht trotzdem.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
75
ImmoFokus.Rubrik<br />
Akademische<br />
Seite<br />
Zum Autor<br />
Univ. Prof. Dr. Gunther Maier: Modul Universität Wien (MU).<br />
Gründer des Forschungsinstituts für Raum- und Immobilienwirtschaft<br />
an der WU Wien und Vizepräsident der European<br />
Real Estate Society.<br />
Und führe uns nicht in Versuchung …<br />
Kommentar: Gunther Maier<br />
Seit ihrer Gründung am 1. September 2011 hat die „Zentrale Staatsanwaltschaft<br />
zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption“,<br />
besser bekannt als „Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft“<br />
oder WKStA, genug zu tun. Dabei sind es nicht nur die durch die Medien<br />
geisternden Ermittlungen gegen aktive und ehemalige Politiker und die<br />
damit einhergehenden Berichtspflichten, die die Ermittler an die Belastungsgrenze<br />
bringen. Viele Verfahren sind ausschließlich oder zumindest<br />
größtenteils im Bereich der Wirtschaft angesiedelt. Und in vielen<br />
davon spielen Immobilien eine tragende Rolle.<br />
Lang lebe die Korruption<br />
Ist die Immobilienbranche so besonders korrupt? Ist der Anteil der<br />
Schlitzohren dort ganz besonders hoch? Ohne detailliertere Analysen<br />
lassen sich diese Fragen nicht klar beantworten. Es gilt daher auch hier<br />
zuerst einmal die Unschuldsvermutung: „Wahrscheinlich nicht“. Was<br />
sich aber schon sagen lässt, ist, dass die Rahmenbedingungen der Branche<br />
viele Möglichkeiten eröffnen.<br />
Da sind zuerst einmal die hohen Werte. Wenn einzelne Entscheidungen<br />
den Ausschlag dafür geben, ob wer zig Millionen besitzt oder nicht, dann<br />
liegt die Idee der Hilfe bei der Entscheidungsfindung wohl nahe. Zwar<br />
macht auch das sprichwörtliche Kleinvieh Mist, aber bei wirklich großen<br />
Brocken zahlt sich das Risiko vielleicht eher aus. Dazu kommt noch, dass<br />
viele Entscheidungen eher komplex sind, sodass sich leichter etwas verstecken<br />
und eine Spur verwischen lässt.<br />
Zweitens sind die hohen Werte ziemlich unsicher. Der „wahre“ Wert<br />
eines Gebäudes oder eines Grundstücks lässt sich nur eingrenzen, aber<br />
nicht zweifelsfrei festlegen. Wenn jemand eine Immobilie billig kauft<br />
und nach einigen Wochen oder Monaten teuer wiederverkauft, hatte<br />
der dann Glück mit den Gutachtern? War er besonders geschäftstüchtig?<br />
Oder hatte doch jemand die Finger im Spiel, der sich gar nicht mehr<br />
erinnern kann, was „meine Leistung eigentlich war“?<br />
Komplexität verlangt nach Spezialisten<br />
Die Komplexität der wichtigsten Prozesse der Immobilienbranche erfordert<br />
die Unterstützung von vielen Spezialisten. Jeder größere Developer<br />
oder Investor braucht den Input von vielen Spezialisten: Juristen, Bewerter,<br />
Professionisten, Berater usw. Das wirft Abstimmungsprobleme auf,<br />
die in der Ökonomie als „Agentenproblem“ oder als „Principal-Agent-<br />
Problem“ bekannt sind. Der „Principal“ beauftragt den „Agent“ (den Spezialisten),<br />
ein bestimmtes Problem für ihn zu lösen, und erwartet, dass<br />
der „Agent“ in seinem Sinne handelt. Allerdings hat der „Agent“ auch eigene<br />
Interessen. Laufen diese denen des „Principal“ zuwider, so kommt<br />
es leicht zum Konflikt, zu Verdächtigungen und Anschuldigungen.<br />
Diese Probleme sind nur schwer zu lösen, denn sie stecken quasi „in der<br />
Natur der Sache“. Notwendig sind wahrscheinlich mehr Augenmerk<br />
in der Ausbildung auf derartige Problemzonen, mehr Sensibilität der<br />
Akteure, klarere Richtlinien und auch das Aufdecken von Missständen<br />
durch die WKStA.<br />
Fotos: Adobe Stock, Mag. Dietmar Tollerian<br />
76 ImmoFokus
Die Zwei<br />
Gedankensplitter zum<br />
ImmoMarketing in Theorie und Praxis.<br />
Ein Freiraum für Büros?<br />
Ein Freiraum für Büros!<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak<br />
Das Wort Freiraum im<br />
Wohnbau war eines der<br />
meistgenannten Wörter<br />
seit Beginn der Pandemie.<br />
Vielen wurde die<br />
Bedeutung des Freiraums<br />
im Home-Office bzw. in<br />
den Lockdowns generell<br />
erstmals richtig bewusst<br />
bzw. wurde der Wunsch<br />
nach einem Freiraum<br />
auch zu einem Motivator,<br />
aus einer Wohnung ohne<br />
Freiraum in eine Wohnung/Haus<br />
mit Balkon,<br />
Terrasse, Loggia oder<br />
eben eigenem Garten<br />
umzuziehen. Immerhin<br />
sind in Wien rund 90<br />
Prozent der neu errichteten Wohnungen mit einem sogenannten Freiraum<br />
ausgestattet. Diese unerwartete hohe Zahl ist ein Beweis für die<br />
hohen Qualitäten im Wohnbau und dies betrifft sowohl den Sozialen<br />
Wohnbau als auch den freifinanzierten. Das neue Bewusstsein für den<br />
Freiraum beschleunigte Entscheidungen für einen Wohnungswechsel<br />
und ließ die Branche gute Umsätze vermelden.<br />
Büro neu gedacht<br />
Warum wird ein Freiraum aber nur in Verbindung mit einem Wohngebäude<br />
in Betracht gezogen und nicht mit Bürogebäuden? Das finden wir<br />
zwei sehr spannend. Müssen Büroangestellte wirklich in ein Büro ohne<br />
Freiraum „eingesperrt“ werden, um sich voll und ganz aufs Arbeiten zu<br />
konzentrieren, oder wäre es eigentlich nicht umgekehrt viel besser, wenn<br />
jedes Büro – wie bei Wohnungen schon standardmäßig – über einen Freiraum<br />
verfügen würde?<br />
Wir sind von Zweiterem<br />
überzeugt. Wenn wir uns<br />
den Bürogebäudebestand<br />
ansehen, so ist es leider<br />
augenscheinlich, dass es<br />
fast keine Bürogebäude<br />
mit Freiräumen gibt. Der<br />
Balkon, die Freifläche war<br />
bei Neubauten der Wohnung<br />
vorbehalten und das<br />
Büro zeichnete sich durch<br />
schöne Fassaden und<br />
gerade Linien aus. Bestes<br />
Beispiel ist das Gebäude<br />
der OÖ Wohnbau in Linz,<br />
wo einer von uns wohnt<br />
und arbeitet: Die Wohnungen<br />
verfügen alle über<br />
großzügige Balkone und viel Freiraum mit einem begrünten Innenhof. Die<br />
Stiege mit den Büros zeichnet sich durch eine wunderschöne Fassade aus.<br />
Tipp für Projektentwickler<br />
Und hier kommen wir auch schon zu unserem Tipp für Projektentwickler<br />
von gewerblichen Gebäuden: Ein Bürogebäude mit Freiraum ist die<br />
Marktlücke schlechthin. Und glauben Sie nicht, dass Sie dafür nicht<br />
mehr Miete verlangen können. Wir sind beide so stark von diesem<br />
Mehrwert überzeugt, dass wir Ihnen aus Immobilienmarketingsicht –<br />
Stichwort Differenzierung und soziale Nachhaltigkeit – diesen Entwicklungsschritt<br />
gerne ans Herz legen möchten. Der Freiraum wird nicht<br />
nur für den Neubau relevant, sondern auch für den Bestand. Wichtig<br />
ist, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und Freiraum zu schaffen.<br />
Das Thema ist angekommen und wird bleiben.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
77
Positionen & Meinungen<br />
Viele<br />
offene<br />
Fragen<br />
Vermieter unter Druck.<br />
„Bei vielen gerichtlichen<br />
Auseinandersetzungen sind die<br />
Banken wesentlicher Treiber“,<br />
analysiert Rechtsanwältin Birgit<br />
Kraml von Wolf Theiss.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Es scheint so, dass uns die gerichtlichen<br />
Auseinandersetzungen noch jahrelang<br />
beschäftigen werden. Rechtssicherheit<br />
wird wohl erst der OGH schaffen?<br />
Birgit Kraml: Wir betreten hier juristisches<br />
Neuland. Die Gerichte haben sich bisher noch<br />
nicht oft mit Seuchen auseinandersetzen<br />
müssen. § 1104 ABGB normiert den Entfall der<br />
Verpflichtung zur Mietzins- oder Pachtzinszahlung,<br />
wenn der Bestandgegenstand wegen<br />
außerordentlichen Zufalls nicht zum bedungenen<br />
Gebrauch benutzt werden kann. § 1104<br />
ABGB zählt auch Seuche als solchen Zufall<br />
auf, nicht aber behördliche Betretungsverbote.<br />
Durch diese Betretungsverbote wird der<br />
bedungene Gebrauch aber eingeschränkt: Ein<br />
Geschäft oder ein Gasthaus, das von Kunden<br />
nicht betreten werden kann, verliert seinen<br />
Verwendungszweck.<br />
78 ImmoFokus
Birgit Kraml<br />
Birgit Kraml, Partnerin bei Wolf Theiss, berät regelmäßig Unternehmen<br />
bei bedeutenden Immobilienprojekten und -entwicklungen in<br />
Österreich und CEE. Sie ist spezialisiert auf privates und öffentliches<br />
Immobilienrecht, Mietrecht, Bau-, Anlagen-, und Umweltrecht sowie<br />
auf die Beilegung von Immobilienstreitigkeiten und ist Expertin für<br />
Einkaufszentren. Internationale Erfahrung sammelte Birgit Kraml während<br />
ihres Studiums und ihrer Tätigkeit in London und Paris. Bereits<br />
während des Doktoratsstudiums an der Universität Wien fokussierte<br />
sie auf Planungs- und Baurecht. Sie war Lektorin zu internationalem<br />
Umweltrecht (Masterprogramm) an der Universität für Bodenkultur<br />
Wien und hält Vorträge an der Technischen Universität Wien.<br />
§ 1105 ABGB regelt das Mietzinsminderungsrecht<br />
bei beschränkter Gebrauchsmöglichkeit<br />
wegen außerordentlichen Zufalls. Das<br />
Problem dabei ist: Pächter sind schlechter<br />
gestellt als Mieter. Pächter können eine Zinsminderung<br />
nur dann geltend machen, wenn<br />
ihr Vertrag nicht länger als ein Jahr läuft. Bei<br />
mehrjährigen Pachtverträgen entfällt dieses<br />
Recht, da von einem Ausgleich der Pachterträge<br />
in den Folgejahren ausgegangen wird.<br />
Also keine Gleichstellung von Miete und<br />
Pacht?<br />
Laut Gesetz nicht, einige Gutachten behaupten<br />
nun aber Gegenteiliges mit dem Argument,<br />
dass das ABGB noch keine Unternehmenspacht<br />
kannte und § 1105 ABGB nur die<br />
Landpacht im Auge hätte. Diese Rechtsmeinung<br />
kann ich nicht nachvollziehen. Gerade<br />
in der Hotellerie und Gastronomie ist Pacht<br />
weit verbreitet – hier kann es genau wie bei der<br />
landwirtschaftlichen Pacht vorkommen, dass<br />
es von Jahr zu Jahr zu Umsatzschwankungen<br />
kommt. Weniger Umsatz in einem Jahr wird<br />
im nächsten wettgemacht.<br />
Der Oberste Gerichtshof hat zur Frage, ob<br />
unter Pacht nach § 1105 ABGB auch Unternehmenspacht<br />
zu verstehen ist, bereits 1965<br />
Stellung bezogen (2Ob 11/65) und diese<br />
Frage bejaht: Der Gesetzeswortlaut stellt auf<br />
Pacht ab und differenziert nicht zwischen<br />
Unternehmens- und landwirtschaftlicher<br />
Pacht. Somit steht bei einer Pacht also keine<br />
Mietzinsreduktion zu, wenn der Pachtgegenstand<br />
zumindest teilweise weiter genutzt<br />
werden kann.<br />
Es werden wohl einige Verfahren, die<br />
aktuell laufen, vor dem Obersten Gerichtshof<br />
landen.<br />
Da bin ich mir sicher. Es ist schön zu sehen,<br />
dass es bei manchen Gerichten sehr schnell<br />
ging und bereits Entscheidungen vorliegen.<br />
Das ist gut für den Rechtsstaat und die<br />
Rechtssicherheit. Aber ich bin mir sicher, dass<br />
einige Fälle den Instanzenzug bis rauf zum<br />
OGH durchlaufen werden.<br />
Es gibt aber auch bereits bestätigende<br />
Urteile von Landesgerichten.<br />
Ja, wobei sich diese mit Betretungsverboten<br />
von Buchhandel und eines Ateliers mit<br />
Schneiderei sowie mit dem Fixkostenzuschuss<br />
auseinandersetzten. Die Frage der Reduktion<br />
wegen Umsatzrückgangs oder ob Mietzins-<br />
reduktion bei Büros gerechtfertigt ist, wie<br />
mancherorts gefordert, wurde da noch nicht<br />
behandelt.<br />
Es erscheinen auch jede Woche Zeitungsartikel<br />
zu dem Thema mit unterschiedlichen<br />
Standpunkten.<br />
Eine Mietzinsminderung trotz Öffnung damit<br />
zu begründen, dass der Umsatz zurückgegangen<br />
sei, kann ich nicht nachvollziehen.<br />
Umsatz ist ein klassisches Unternehmensrisiko.<br />
Was passiert, wenn ich meinen Betrieb<br />
auf Touristen ausgerichtet habe, und auf<br />
einmal in deren Herkunftsland ein Ausreiseverbot<br />
erlassen wird und die Touristen aus<br />
diesem Land daher ausbleiben. Hätte ich dann<br />
Anspruch auf Mietreduktion? Wohl nicht.<br />
Für Büroflächen gab es keine Betretungsverbote,<br />
Home Office wurde nur empfohlen.<br />
Diese Bestandgegenstände waren somit<br />
durchgehend nutzbar.<br />
Unternehmer sein, heißt auch, Risiko zu<br />
tragen. Viele Fragen sind allerdings noch offen<br />
und werden erst von den Höchstgerichten<br />
entschieden. Zum Beispiel, ob bei Erhalt von<br />
Förderungen Mieten zu bezahlen sind. Wie<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
79
Positionen & Meinungen<br />
„Konfrontationen gibt es<br />
vorwiegend im Handel und<br />
Dienstleistungsbetrieben. Bei<br />
den Hotels wird versucht,<br />
Einigung zu erzielen.“<br />
Birgit Kraml,<br />
Wolf Theiss<br />
weit geht die Schadensminderungspflicht?<br />
Wird die COFAG, die COVID-19-Finanzierungsagentur<br />
des Bundes, Zuschüsse zurückfordern,<br />
wenn gegen die Schadensminderungspflicht<br />
verstoßen wurde? Das wird schwierig werden.<br />
Wo sehen Sie die größten Probleme?<br />
Dass der Staat letztes Jahr schnell auf die Krise<br />
reagieren wollte, aber vieles nicht wirklich<br />
durchüberlegt wurde. Die COFAG agiert<br />
privatwirtschaftlich nicht hoheitlich, Das<br />
heißt, die COFAG kann sich ausgezahlte Förderungen<br />
nur über den Rechtsweg zurückholen<br />
und nicht mit Bescheid des Finanzamtes. Die<br />
COFAG müsste sich jeden Fall genau ansehen<br />
und dann die Unternehmer auf Rückzahlung<br />
klagen, sollte den Kriterien nicht entsprochen<br />
worden sein, Spannend, ob sie die Ressourcen<br />
hat, um das durchzufechten.<br />
Es gibt Stimmen, die beim Fixkostenzuschuss<br />
von Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes<br />
sprechen. Ein Unternehmen,<br />
das jede einzelne seiner Filialen als eigenständige<br />
Gesellschaft führt, erhält für jede<br />
einzelne Gesellschaft maximal 800.000<br />
Euro. Ein Unternehmer, der alle Filialen in<br />
einer einzigen Gesellschaft hat, nur einmal<br />
diesen Höchstbetrag.<br />
Ein interessantes Thema. Viele der Themen<br />
sind daraus entstanden, weil rasch geholfen<br />
werden wollte. Unschärfen inklusive. Man<br />
kann sich generell lange unterhalten, wie<br />
wirksam oder wie sinnvoll die Förderungsmaßnahmen<br />
waren oder sind. Man wollte<br />
rasch helfen und hat mangelnde Treffsicherheit<br />
in Kauf genommen.<br />
Wie haben Ihre Mandanten auf die Situation<br />
reagiert. Konfrontation oder Konsens?<br />
Konfrontation gibt es vorwiegend im Handel<br />
und bei Dienstleistungsbetrieben. Bei Hotels<br />
wird eher versucht, Einigung zu erzielen.<br />
Es kommt auch auf die Lage an. Bei vor der<br />
Pandemie gut gehenden Einkaufscentern wird<br />
weniger gestritten als in Einkaufscentern, die<br />
auch ohne Pandemie bereits mit Problemen<br />
zu kämpfen hatten. Im Retail-Segment sind<br />
Mieter auch rascher austauschbar. In der<br />
Hotellerie einen neuen Betreiber zu finden,<br />
ist bedeutend schwieriger. Unternehmer sind<br />
nicht per se streitsüchtig – oft bleibt ihnen<br />
keine andere Wahl.<br />
Wie darf man das verstehen?<br />
Viele Vermieter haben ein Problem mit ihren<br />
Banken. Bei Finanzierungen werden von den<br />
Banken Mieten als Sicherheiten akzeptiert. Die<br />
bestehen nun darauf, dass die Mieten gezahlt<br />
werden. Das heißt, die Vermieter haben jetzt<br />
ein Thema mit ihren Banken. Sie müssen auf<br />
ihrer Position beharren und sagen: „Nein.<br />
Miete ist zu zahlen“, einfach damit sie gegenüber<br />
ihrer Bank mehr Verhandlungspuffer<br />
haben. Bei vielen gerichtlichen Auseinandersetzungen<br />
sind auf Vermieterseite die Banken<br />
wesentlicher Treiber.<br />
Bei einem unserer Mandanten hat sein Vermieter<br />
wegen Nichtbezahlen der Miete eine<br />
Bankgarantie gezogen. Unser Mandant musste<br />
nun klagen, um dies zu verhindern. Mit einer<br />
einstweiligen Verfügung haben wir erwirken<br />
können, dass die Bank das Geld nicht auszahlen<br />
darf. Ein Rechtsstreit, den der Mieter<br />
führen muss, ob er will oder nicht. Wäre die<br />
Bankgarantie bereits gezogen und der Betrag<br />
ausgezahlt worden, hätte er klagen müssen,<br />
um sich das Geld wieder zurückzuholen.<br />
Sind institutionelle Investoren beteiligt, wird<br />
mit fremdem Geld gearbeitet, sind Einigungen<br />
schwieriger zu erzielen. Hier sind den<br />
Vorständen oft die Hände für Verhandlungen<br />
gebunden.<br />
Stellt die Pandemie einen Kündigungsgrund<br />
dar?<br />
Mieter, die sich von nicht mehr wirtschaftlich<br />
zu führenden Filialen trennen wollen, stoßen<br />
bei ihren Vermietern auf taube Ohren, sofern<br />
sie befristete Verträge vorzeitig auflösen wollen.<br />
Für den Vermieter ist die Sache eindeutig.<br />
„Vertrag ist Vertrag. Pandemie ist kein Kündigungsgrund.“<br />
Mieter berufen sich auf Judikatur,<br />
die besagt, dass, wenn über einen längeren<br />
Zeitraum geschlossen gehalten werden muss,<br />
der Mieter wohl ein Kündigungsrecht hat.<br />
80 ImmoFokus
Zukünftig werden Mietsvertrags-Prolongationen<br />
wohl unter anderen Gesichtspunkten<br />
verhandelt?<br />
Da bin ich mir sicher. Es wird nicht einfacher<br />
werden – vor allem dann, wenn in der Phase<br />
der Pandemie die Parteien wenig Bewegung<br />
gezeigt hatten, eine Einigung zu erzielen.<br />
Mietverträge sind Verträge auf lange Zeit. Man<br />
muss sich auf Augenhöhe begegnen. <br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
81
Zum Autor<br />
Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei<br />
Phorus Management und Gründungsvorsitzender der<br />
AREAMA – Austrian Real Estate Asset Management<br />
Association.<br />
Bullshit? Bullshit!<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
In dieser, so wie in den vergangenen Ausgaben des ImmoFokus gaben<br />
sich die Autoren einen regelrechten Wettbewerb: Wer schreibt am kompetentesten<br />
und den dennoch g’scheitesten Text für Sie. Das große Thema<br />
dieser Ausgabe ist die Finanzierung. Ich versuche das gar nicht erst.<br />
Business Bullshit<br />
Haben Sie schon einmal Bullshit-Bingo gespielt? Bestimmt kennen Sie<br />
das – eine kleine Matrix befüllt mit dem ständigen Schmäh der Kollegen<br />
und wer zuerst eine ganze Reihe senkrecht, waagrecht oder diagonal voll<br />
hat, hat gewonnen. Als ich noch im angloamerikanischen Kontext tätig<br />
war, waren die Aussagen „… boost the business“ und „hit the ground<br />
running“ die absoluten Spitzenreiter.<br />
Nach der Durststrecke im Home-Office gibt es endlich das Bullshit-<br />
Bingo-Thema schlechthin: Nachhaltigkeit und ESG! Es ist nicht nur ein<br />
steter Quell, sondern bietet auch eine unendliche Bandbreite für neue<br />
Plattitüden. Der amerikanische Philosoph Harry Frankfurt beschreibt in<br />
seinem Standardwerk „On Bullshit“, dass Bullshit eben nicht lügen sei –<br />
sondern die Indifferenz gegenüber der Wahrheit – und dabei der Bezug<br />
zur Wahrheit schlicht wurscht ist. Durch Bullshit möchte man hochtrabend<br />
daherkommen, nervt dabei aber die gebildete Gemeinde. Googeln<br />
Sie bitte mal „Investition“, „ESG“ und „Nachhaltigkeit“ im österreichischen<br />
Kontext. Es ist sehr unterhaltsam, das eine oder andere Alphatier<br />
dabei zu beobachten, wie das eigene grandiose Wirken als nachhaltiges<br />
und ESG-konformes Rebellentum verkauft wird.<br />
Greenwashing<br />
Womit wir beim nächsten Begriff wären. Grünfärberei ist die große<br />
Schwester des vorher Beschriebenen und wird gerne betrieben, um<br />
seinen Produkten oder Aktivitäten eine geschönte positive öffentliche<br />
Wahrnehmung zu verschaffen. Das geht bei der Nachhaltigkeit auch<br />
nicht ohne ordentlichen Bullshit ab und kann sich, vermehrt im Rahmen<br />
der ESG-Faktoren, bei korrekter Anwendung derselben, auf längere Sicht<br />
als peinliche Mogelpackung herausstellen. Im Grunde ist Greenwashing<br />
sinnlos, die Nachhaltigkeitsgemeinde in Österreich wird immer größer<br />
und professioneller.<br />
Zum Schluss zitiere ich mal direkt aus dem Buch van der Leyen: „Und<br />
der Herr sprach: Siehe, der Immobilienwirtschaft geht es zu gut. So will<br />
ich ihnen eine Plage schicken, um sie zu prüfen. Und die Plage hieß EU-<br />
Taxonomie.“ Sobald die Masse der Adressaten verstanden hat, worum es<br />
tatsächlich geht, wird man sich nicht mehr verstecken können. Spätestens<br />
bei der wirtschaftlichen Betrachtung von Immobilieninvestitionen<br />
wird im Rahmen der Finanzierung näher hingeschaut. Wer die Weisheit<br />
„Money talks and Bullshit walks“ kennt, weiß, dass der eine oder andere<br />
Sünder dann möglicherweise Buße tun und seinen Bullshit relativieren<br />
werden muss.<br />
Somit sind wir am Ende doch wieder beim Thema Immobilienfinanzierung.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
82 ImmoFokus
Die bewegte<br />
ImmoWirtschaft<br />
Regelmäßige Kolumne<br />
über Fakten und Inhalte, die<br />
verändern und prägen.<br />
#26<br />
Der Mix schafft den Unterschied<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Als ImmoNomade bin ich gerne unterwegs und ich gebe es offen zu,<br />
dass ich oftmals Städten den Vorzug gebe. Ich liebe es, durch bekannte<br />
und, noch lieber, durch unbekannte Zentren zu spazieren, mich vom<br />
städtischen Leben treiben, mich von den Geschäften und Kultureinrichtungen<br />
inspirieren zu lassen und nach Lust und Laune zu trinken bzw.<br />
zu essen. Auf diesen Entdeckungsreisen bin ich offen für Neues und<br />
komme mit einem reichen Schatz an neuen Eindrücken nach Hause.<br />
Zum Leidwesen meiner Familie auch oftmals mit Neuerwerbungen.<br />
Kann das Leben schöner sein?<br />
Monostruktur: Einfalt statt Vielfalt<br />
Bei aktuellen Neubauprojekten ist mein Interesse berufsbedingt groß,<br />
meine Freude dort zu schlendern meist gering: Monostrukturen prägen<br />
diese Stadtquartiere und, wie es sich die Investoren wünschen, reiht sich<br />
Büro- an Büro- bzw. Wohn- an Wohngebäude und die Durchmischung<br />
erfolgt nicht horizontal, wie wir es in den historischen Stadtzentren<br />
gewohnt sind. Was wir in diesen Zentren schätzen, fehlt. In den Erdgeschoss-Zonen<br />
gibt es bei den wunderschönen, neuen Bürogebäuden vor<br />
allem Lobbys – schön gestaltete Eingangsbereiche für die Büronutzer.<br />
Maximale Abwechslung bietet ein Lebensmittelgeschäft, welches auch<br />
mittlerweile für die kleine Jause zwischendurch und die Versorgung der<br />
Büroangestellten sorgt. So weit so gut.<br />
Stadtquartiere neu gedacht<br />
Ich denke, wir sind es unseren Städten schuldig, vieles neu denken und<br />
Mut zu entwickeln: Wir brauchen in den Neubauprojekten eine Durchmischung,<br />
einen Mix, der es wert ist, besucht zu werden. Es geht hierbei<br />
nicht nur um Verwertungsmöglichkeiten, sondern um das kleine Café, die<br />
Galerie, den Bioladen oder das Experiment, das noch keiner kannte. All<br />
diese Nutzungen machen den Unterschied aus und bieten Lebensqualität.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
83
Zum Autor<br />
Michael Pisecky ist Geschäftsführer der s Real und<br />
Obmann der Wiener Fachgruppe der Immobilien- und<br />
Vermögenstreuhänder.<br />
Mietpreisregulierung<br />
Kommentar: Michael Pisecky<br />
Es ist bekannterweise ein Grundbedürfnis<br />
adäquat zu wohnen. Es ist sicher<br />
so, dass in vielen Städten und Regionen<br />
in Österreich, in Mitteleuropa oder im<br />
ganzen EU-Raum die Preisentwicklung<br />
bei Immobilien enorm ist. Sicher stimmt<br />
auch, dass zwar genug Geld da ist, die<br />
Verteilung aber immer ungleicher wird<br />
und das Einkommen für einen wesentlichen<br />
Teil der Bevölkerung stagniert<br />
oder sogar sinkt. Das führt auch dazu,<br />
dass Wohnen für einen steigenden Anteil<br />
der Bevölkerung unverhältnismäßig<br />
teuer oder unleistbar wird. Hier haben<br />
oft auch Vertreter von Mietern oder sozial<br />
schwächeren Gruppen recht. Recht<br />
haben sie jedoch nicht, wenn sie daraus<br />
den Schluss ziehen, mit Regulierung von<br />
Wohnkosten, vornehmlich Mieten, dies<br />
zu lösen.<br />
Denn es gibt andere Gründe: Da ist einmal das Geldmengenwachstum<br />
und die Minuszinspolitik der EZB und anderer Zentralbanken, wodurch<br />
die Immobilienpreise nach oben getrieben werden. Da ist die zu hohe Belastung<br />
des Faktors Arbeit, was Arbeitsplätze vernichtet oder eben zu wenig<br />
Einkommen ermöglicht. Da ist das Angebot an Wohnungen, das erst<br />
ausreichend sein muss, um auch den Preisauftrieb zu dämpfen. Hier gibt<br />
es Ansätze und viele Möglichkeiten mehr an Steuerungsmaßnahmen,<br />
um zu erreichen, dass sich die Bevölkerung das Wohnen leisten kann.<br />
Denkfehler Mietenregulierung<br />
Die schlechteste Idee, um angeblich leistbare Mieten zu erzielen, sind<br />
Maßnahmen zur Mietenregulierung. Mietenregulierung verhindert<br />
Investitionen im Bestand, und zwar<br />
gerade jetzt, wo wir – Stichwort klimaneutrale<br />
Häuser und Senkung<br />
des CO2-Ausstoßes oder Begrünung<br />
der Gebäude, um Überhitzung zu<br />
vermeiden – diese Investitionen<br />
dringend bräuchten. Weiters verhindern<br />
wir den Neubau oder noch<br />
besser die Nachverdichtung, weil es<br />
nicht wirtschaftlich ist, Wohnraum<br />
zu schaffen. Und als Folge gibt es<br />
nach der Mietenregulierung eine<br />
gewisse Anzahl an Wohnungen, die<br />
günstiger sind, um dann von Besserverdienenden<br />
gemietet zu werden,<br />
die vorher in teureren Wohnungen<br />
gewohnt haben, weil sich jeder gerne<br />
den „sicheren“ Mieter sucht. So erleben<br />
wir es auch in Österreich, dass<br />
der soziale Wohnbau seltener einkommensschwache Personen beherbergt,<br />
sondern eher Gutverdienende dem gewerblichen Wohnbau als<br />
Mieter entzieht.<br />
Mangel bleibt<br />
Ein letzter Punkt an die Adresse von Berlin und an alle, die ähnlich denken:<br />
Eine Regulierung der Mieten oder eine Änderung der Eigentumsverhältnisse<br />
verändert den Bestand an Wohnungen in keiner Weise. Was<br />
Mangel war, bleibt Mangel, dann aber sicher! Bevor hier Wohnungen<br />
von der öffentlichen Hand gekauft werden sollen oder andere Wege der<br />
Enteignung überlegt werden, wäre doch der Bau von neuen Wohnungen<br />
naheliegender, um über ein größeres Angebot zu einem ausreichenden<br />
Angebot zu kommen – dann brauchen wir auch vor dem Markt und seinen<br />
Kräften keine oder zumindest weniger Angst zu haben.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
84 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Hans Jörg Ulreich, Gründer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Ulreich Bauträger GmbH, Bauträgersprecher<br />
Österreich, Lektor an der TU Wien und FH Wien.<br />
Wien, nur Du allein!<br />
Kommentar: Hans Jörg Ulreich<br />
Was für eine Welle der Begeisterung! Die Erleichterung über das Ende<br />
der strengen Corona-Maßnahmen ist überall zu spüren. Auch wenn wir<br />
alle im Hinterkopf die Gefahr haben, diese Tage werden von vielen als<br />
kleiner Sieg über die Pandemie gefeiert. Schaut man sich die Corona-<br />
Maßnahmen und Zahlen aus 2020 an, wird sofort klar, dass die Erleichterungen<br />
heute fast aufs Datum genau den Lockerungen des Vorjahres<br />
gleichen. 2020 öffnete die Gastro am 15. Mai, heuer am 19. Mai. Sie können<br />
es „nachgooglen“. Es betrifft wirklich jede erdenkliche Maßnahme,<br />
ja sogar die Maskenpflicht im Handel wurde auch im Vorjahr im Juni<br />
aufgehoben.<br />
Damals aber waren wir nicht so erleichtert wie heuer – nur warum? Erstens<br />
waren die Öffnungsschritte im Vorjahr auf einen kurzen Lockdown<br />
gefolgt – Corona erreichte uns damals ab Februar, jetzt mussten wir<br />
mehr oder weniger seit September mit Einschränkungen fristen. Zweitens<br />
scheint heute ein Ausweg dank Impffortschritt und Immunisierung<br />
absehbar. Aber vor allem drittens wiegen wir uns alle auch durch die<br />
Berichterstattung und die positiven Prognosen der Meinungsbildner in<br />
relativer Sicherheit.<br />
Richtige Stimmungsmache kommt an. Auch bei mir. Gefährlich wird<br />
Stimmungsmache dann, wenn sie an der Realität vorbeigeht und trotzdem<br />
die Gefühlslage manipuliert. Wenn Sie derzeit in Wien unterwegs<br />
sind, entsteht schnell der Eindruck, dass zumindest uns in Wien der Klimawandel<br />
nicht einholen kann. Jedes Lokal bietet regionale und/oder<br />
biologische Speisen, die Parks blühen und die Politik überschlägt sich<br />
förmlich mit den Begriffen „nachhaltig“, „erneuerbar“ und „grün“.<br />
2040 werde Wien die Klimaziele erreichen,<br />
vernehmen wir beruhigt<br />
Besonders toll daran scheint, dass es gerade die rot-pinke Wiener Stadtregierung<br />
schafft, alle Klimaziele zu erreichen, ohne irgendeine Einschränkung<br />
für uns Bürger erlassen zu müssen. Ist das nicht einmalig?<br />
Das läuft international dem viel beachteten gemeinnützigen Wiener<br />
Wohnbauvorzeigemodell sicher zukünftig den Rang ab.<br />
Wir in Wien können weiter mit dem Auto durch die Stadt brausen und<br />
uns am Gürtel stopfen, weiter von Schwechat in die Welt fliegen und<br />
müssen weniger Steuergeld in die Öffis stecken, denn die Intervalle<br />
wurden von der neuen Fortschrittskoalition dort, wo man sie nicht so<br />
braucht, bereits ausgedünnt. Wien braucht keine unbequemen Maßnahmen<br />
– etwa Nachverdichtung in der Stadt, sanfte Erhöhung und<br />
Verdichtung. Es kann weiter die grüne Wiese am und um den Stadtrand<br />
verbaut werden. Wien kommt ohne Einschränkung, sondern mit Spaß<br />
und Wettbewerben ans Klimaziel. Es soll im öffentlichen Raum gepflanzt<br />
werden, was das Zeug hält. Dächer werden gut sichtbar mit Photovoltaik<br />
ausgestattet und dann noch Stadtbienen überall dort verteilt,<br />
wo sie niemand stören.<br />
Wer braucht da unpopuläre Maßnahmen?<br />
Wien hat eine rot-pinke Fortschrittskoalition, die grüne Stimmung<br />
macht. Und mit einer Sache hat die Regierung auch Recht: Einholen<br />
wird der Klimawandel Wien mit Sicherheit nicht, denn er liegt schon ein<br />
unendliches Vielfaches voran. Und „a bisserl was“ geht sicher nimma!<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
85
Positionen & Meinungen<br />
Hoch hinaus<br />
Ehrgeizig. Karina Schunker ist mit 18 Jahren bei EHL eingestiegen, mit 25 zur Prokuristin und nun mit 27 Jahren<br />
zur Geschäftsführerin avanciert. Im Interview erzählt sie über ihre Leidenschaft für Immobilien und wie sie ihre<br />
Zielstrebigkeit zum Erfolg geführt hat.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
E<br />
s ist kein Zufall, dass wir das Interview<br />
mit Karina Schunker im<br />
Dachgeschoss führen. Die junge<br />
Aufsteigerin weiß genau, was sie<br />
will. Die Sonne blendet uns leicht und die<br />
frischgebackene Geschäftsführerin leitet gleich<br />
zu sich über. „Ich bin ein Sonnenschein“, lacht<br />
sie. Wir nehmen auf der kleinen Terrasse Platz<br />
und befragen die 27-Jährige zu ihrer ungewöhnlich<br />
steilen Karriere. „Ich wusste schon in der<br />
Schule, dass ich im Immobilienbereich arbeiten<br />
möchte“, sagt sie. Initialzündung war die Organisation<br />
des Schulballs, für den sie die Location<br />
suchte und Besichtigungen durchführte. „Das<br />
hat meine Leidenschaft für Liegenschaften<br />
geweckt.“ Nach der Matura fing sie bei EHL im<br />
Bereich Mietwohnungen an. Da war sie 18 Jahre<br />
alt. „Die Maklerei hat mir großen Spaß gemacht“,<br />
erzählt sie. Als nächsten Schritt schrieb sie sich<br />
an der Fachhochschule für Immobilienwirtschaft<br />
ein. Berufsbegleitend absolvierte sie das Studium,<br />
wobei sie sich im Rahmen ihrer Masterthesis<br />
mit den unterschiedlichen Immobilienplattformen<br />
auseinandersetzte. Dabei analysierte sie<br />
das Suchverhalten von Interessenten. Die Erkenntnis?<br />
„Man muss den Menschen dahinter<br />
sehen, den genauen Bedarf ermitteln und zuhören,<br />
das macht einen guten Makler aus.“ Was<br />
ihr am Studium am besten gefallen hat? „Beim<br />
Bachelor hat mich die breite Vielfalt an<br />
Fachwissen beeindruckt, die vermittelt wird,<br />
„Ich bin bereit für diesen<br />
Schritt und freue mich darauf,<br />
ein Team mit 20 Personen zu<br />
führen.“<br />
und beim Master haben mich das Projektmanagement<br />
und Bauträgerwesen besonders interessiert“,<br />
erzählt sie. „Spannend war es dann,<br />
das Wissen zu vertiefen und zu verknüpfen, vor<br />
allem auch im wirtschaftlichen und steuerrechtlichen<br />
Bereich.“<br />
Nach Abschluss des Masterstudiums übernahm<br />
die damals 25-Jährige die Bereichsleitung<br />
für den Eigentums- und Vorsorgebereich<br />
und erhielt die Prokura. „Die Möglichkeit,<br />
mich mit Vertragsinhalten auseinanderzusetzen<br />
und ein Team zu führen, hat mich herausgefordert<br />
und das von Michael Ehlmaier in<br />
mich gesetzte Vertrauen hat mich gestärkt.“<br />
Karina Schunker,<br />
EHL<br />
Zielsetzungen<br />
Schunker hat klare Zielvorstellungen. „Ich bin<br />
ein Typ, der sich Dinge vornimmt und das von<br />
vorne bis hinten rasch durchzieht“, schmunzelt<br />
sie. „Egal ob das der Führerschein mit 18<br />
oder eine eigene Wohnung ist.“ Mit 17 wollte<br />
sie ein eigenes Zimmer. Als eine Wohnung im<br />
gleichen Haus frei wurde, packte sie die Gelegenheit<br />
beim Schopf und zog um. „Es war eine<br />
Kategorie-D-Wohnung, aber ich hatte meinen<br />
eigenen Bereich“, blickt sie zurück. Finanziert<br />
hat sie Wohnung selbst, mit einem Samstagsjob.<br />
„Es ist mir wichtig, unabhängig zu sein. Ich<br />
wollte das allein schaffen, ohne auf das Geld<br />
meiner Eltern angewiesen zu sein.“<br />
86 ImmoFokus
Mittlerweile ist sie wieder im gleichen Haus<br />
umgezogen, diesmal in eine Drei-Zimmerwohnung.<br />
Ist es die Traumwohnung? „Noch nicht<br />
ganz“, meint sie. „Ich hätte gerne einen Balkon,<br />
aber die Nähe zu meiner Familie ist ein großer<br />
Vorteil.“<br />
Vorerst hat die Ottakringerin ohnehin mit ihrem<br />
neuen Job genug zu tun. „Als Sandra Bauernfeind<br />
ihren beruflichen Wechsel bekannt<br />
gegeben hat, ist Michael Ehlmaier auf mich<br />
zugekommen und hat mich gefragt, ob ich die<br />
Geschäftsführung übernehmen möchte.“ Ob<br />
sie lange überlegt hat? „Nein, ich habe gleich<br />
ja gesagt“, lacht sie. „Ich bin bereit für diesen<br />
Schritt und ich freue mich darauf, das Team<br />
mit 20 Personen zu führen.“<br />
Ändern möchte sie durch ihren Führungsstil<br />
vorerst nichts. „Ich habe ja den Vorteil, eine<br />
erfolgreiche Abteilung zu übernehmen“, sagt<br />
sie. „Was im Vordergrund steht, ist die Abläufe<br />
weiter zu optimieren und zeiteffizient zu arbeiten.<br />
Und natürlich auch weitere Schritte im<br />
Bereich Digitalisierung zu setzen.“<br />
Digitalisierung<br />
Sind Smart Contracts und Blockchain bereits<br />
ein Thema? „In naher Zukunft bestimmt, sofern<br />
es noch mehr anerkannt wird. In Wien<br />
sind wir ja immer ein bisschen hinten nach,<br />
aber diese Entwicklung wird kommen …<br />
müssen“, meint sie. „Das Ziel ist, den Kunden<br />
schneller betreuen zu können, und da werden<br />
wir uns dort hinbewegen, wo der Markt uns<br />
braucht. Letztlich ist jede Maßnahme, die eine<br />
Zeitersparnis bringt, gut.“<br />
Neue Entwicklungen am Markt findet Schunker<br />
prinzipiell sehr spannend. „Corona hat uns<br />
ganz plötzlich vor neue Herausforderungen<br />
gestellt und wir haben mit 3D-Rundgängen reagiert“,<br />
erzählt sie. „Dennoch hat sich gezeigt,<br />
wie wichtig der Kontakt mit dem Kunden ist,<br />
und wie stark der nachgefragt wird. Die Zahl<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
87
Positionen & Meinungen<br />
der Besichtigungen nach dem Lockdown war<br />
höher als vorher. Kundenbeziehungen werden<br />
gefordert und gelebt, schließlich ist der Immobilienkauf<br />
eine emotionale Sache, die aber<br />
auch einer rechtlichen Aufklärung bedarf.“<br />
Haben sich die Anforderungen an Wohnungen<br />
durch Corona verändert? „Verstärkt, würde ich<br />
sagen. Es hat sich gezeigt, dass Wohnimmobilien<br />
sehr sicher sind und Investoren vermehrt<br />
große Projekte ankaufen“, so Schunker. „Der Eigentumsmarkt<br />
und die Nachfrage nach Vorsorgewohnungen<br />
ist ungehemmt stark, getrieben<br />
von einem günstigen Zinsniveau und der Sorge<br />
vor der Inflation.“ Dass die Menschen jetzt vermehrt<br />
nach einem Zimmer mehr oder Freiflächen<br />
suchen, kann die Geschäftsführerin nicht<br />
bestätigen. „Wer ein Zimmer mehr wollte und<br />
„Stillstand ist<br />
das Schlimmste.<br />
Man muss jeden<br />
Tag sein Bestes<br />
geben.“<br />
Karina Schunker,<br />
EHL<br />
es sich leisten konnte, hat dieses bereits. Und die<br />
Nachfrage nach Freiflächen war auch schon vor<br />
Corona stark“, meint sie. „Der Trend geht schon<br />
länger in Richtung effizientere Grundrisslösungen,<br />
da muss es nicht das zusätzliche Zimmer<br />
sein. Am Ende des Tages zählt die finanzielle<br />
Gesamtbelastung für den Mieter beziehungsweise<br />
Eigentümer.“ Es steht im Vordergrund,<br />
aus den Grundrissen das Optimum herauszuholen,<br />
einen Platz für einen Schreibtisch zu haben,<br />
einen großen Schrank ins Schlafzimmer stellen<br />
und ein paar Blumenkisterl und Kräuter am Balkon<br />
anpflanzen zu können.<br />
„Wir binden uns nach Möglichkeit schon<br />
möglichst früh bei der Projektrealisierung<br />
mit ein und stehen dem Bauträger beratend<br />
zur Seite, da wir die Nachfrage der Kunden<br />
abfragen und die Trends genau kennen“, so<br />
Schunker. „Als Makler wissen wir, was die Immobilie<br />
können muss, um rasch zu vermieten<br />
oder zu verkaufen.“<br />
Geraten große Wohnungen mit Belastungen<br />
um die 1.400 Euro unter Druck? „Es kommt<br />
auf die Lage an“, antwortet Schunker. „Generell<br />
kann man sagen, dass die, die Zugang zu<br />
Kapital haben, lieber in ein Eigentumsobjekt<br />
investieren, wobei es auch nicht immer nur um<br />
Rendite, sondern auch um Wertsicherung und<br />
-steigerung geht.“<br />
Ratschläge<br />
Was würde sie anderen jungen Menschen als<br />
Ratschlag mit auf den Weg geben? „Man muss<br />
sich Ziele setzen und darf sie nicht aus den<br />
Augen verlieren“, erklärt Schunker, die auch<br />
als Mentorin an der FH tätig ist. „Man sollte<br />
sich Unterstützung und Hilfe einfordern. Das<br />
Wichtigste ist eine positive Einstellung.“<br />
Und wo geht die Reise hin? „Hauptsache man<br />
reist“, meint Schunker. „Stillstand ist das<br />
Schlimmste. Man muss jeden Tag sein Bestes<br />
geben und mit dem Team an einem gemeinsamen<br />
Strang ziehen. Das ist die Basis für den<br />
Erfolg.“ Den Ausgleich zum Berufsleben findet<br />
sie bei ihrer Familie. Für Sport bleibt wenig<br />
Zeit. „Die meisten Baustellen haben mehrere<br />
Stockwerke und die laufe ich hinauf“, lacht sie<br />
und ihre Augen blitzen dabei fröhlich. „Auch<br />
hier bin ich zeiteffizient.“<br />
88 ImmoFokus
Advertorial<br />
Foto: BDO<br />
Neuerungen zur<br />
Liebhaberei im<br />
Steuerrecht<br />
Beratung. Die BDO Immobilienprofis verschaffen nachstehend einen<br />
Überblick über die (steuerliche) Liebhaberei und Highlights aus dem<br />
jüngst veröffentlichten Liebhabereirichtlinien-Wartungserlass 2021 im<br />
Bereich Immobilien.<br />
Liebhaberei im Steuerrecht<br />
Wird aus Tätigkeiten mittel- bis langfristig<br />
kein positiver Gesamterfolg erwartet, ist die<br />
Tätigkeit steuerlich unbeachtlich und man<br />
spricht von Liebhaberei (keine Einkunftsquelle).<br />
Für den Steuerpflichtigen kann<br />
dies im Einzelfall erhebliche Nachteile mit<br />
sich bringen. So könnten Verluste aus einer<br />
„Liebhaberei-Tätigkeit“ nicht mit Gewinnen<br />
anderer Einkunftsarten ausgeglichen werden<br />
(Verwehrung des steuerlichen Abzuges von<br />
Betriebsausgaben oder Werbungskosten).<br />
Im Hinblick auf die Umsatzsteuer könnte der<br />
Vorsteuerabzug verloren gehen. Praxisrelevant<br />
ist dies häufig bei Immobilienprojekten<br />
sowie der Immobilienvermietung oder in der<br />
Anlaufphase bei Unternehmensgründungen.<br />
Problematisch kann dies vor dem Hintergrund<br />
sein, dass Liebhaberei vom Finanzamt erst<br />
nach einem mehrjährigen Beobachtungszeitraum<br />
als solche identifiziert wird und zu einer<br />
(unerwarteten) Steuernachzahlung führt.<br />
Factbox<br />
MARLIES MUCK, MSC<br />
STEUERBERATERIN / MANAGERIN<br />
Telefon +43 5 70 375 1000<br />
marlies.muck@bdo.at<br />
Autor: Marlies Muck, Msc<br />
Grundlage für die steuerliche Beurteilung der<br />
Liebhaberei bildet die Liebhabereiverordnung<br />
(BGBl 1993/33). Mit dem Wartungserlass 2021<br />
wurden nunmehr Gesetzesänderungen und<br />
höchstgerichtliche Entscheidungen in die<br />
Liebhabereirichtlinien (Auslegungsbehelf für<br />
die Finanzverwaltung zur Liebhabereiverordnung)<br />
eingearbeitet, die nachfolgend punktuell<br />
dargestellt sind.<br />
Neues aus dem Liebhabereirichtlinien-<br />
Wartungserlass 2021<br />
1. COVID-19-Pandemie als Unwägbarkeit: Die<br />
COVID-19-Pandemie wird als Unwägbarkeit<br />
genannt, wonach unvorhergesehene Aufwendungen/Einnahmeausfälle<br />
einer Qualifikation<br />
als Einkunftsquelle nicht abträglich sind, sofern<br />
zuvor nachvollziehbar die Erzielung eines<br />
Gesamterfolges bestanden hat.<br />
2. Klarstellungen über den Inhalt einer Prognoserechnung:<br />
Laut der Liebhabereiverordnung<br />
ist für das Vorliegen einer Einkunftsquelle aus<br />
Vermietung und Verpachtung die Erzielung<br />
eines Totalerfolges innerhalb von 20 beziehungsweise<br />
25 Jahren erforderlich. Für die<br />
plausible Darstellung des Gesamterfolges einer<br />
Vermietungstätigkeit gegenüber der Finanzverwaltung<br />
ist eine Prognoserechnung erforderlich.<br />
Folgende konkrete Aussagen über den<br />
Inhalt einer Prognoserechnung wurden unter<br />
anderem aufgenommen:<br />
Marlies Muck, Msc<br />
Steuerberaterin/Managerin<br />
a) Berücksichtigung fiktiver marktkonformer<br />
Mieten bei Mietzinsbeschränkungen;<br />
b) Berücksichtigung von Indexsteigerungen<br />
in Anlehnung an veröffentlichte<br />
Indizes;<br />
c) Einbeziehung des Mietausfall- und<br />
Leerstehungsrisikos mit 2 bis 5 Prozent des<br />
Rohertrages;<br />
d) Einplanung von künftigen Instandhaltungs-<br />
und Reparaturkosten in Abhängigkeit<br />
des Alters und Zustandes des<br />
Gebäudes (Richtwerte je Quadratmeter<br />
Nutzfläche pro Jahr von 7,50 bis 25,00<br />
Euro, soweit dies nicht zu offensichtlich<br />
falschen Ergebnissen führt);<br />
e) Fremdfinanzierungskosten sind unter<br />
Beachtung des Tilgungsplanes aufzunehmen,<br />
etc.<br />
3. Keine Kriterienprüfung bei großer Vermietung:<br />
Bei einer großen Vermietung (entgeltliche<br />
Gebäudeüberlassung, § 2 Abs 3 LVO)<br />
kommt es für die Prüfung, ob Liebhaberei vorliegt,<br />
ausschließlich darauf an, ob die Betätigung<br />
geeignet ist, innerhalb eines absehbaren<br />
Zeitraums einen Gesamterfolg zu erzielen (im<br />
Rahmen der Prognoserechnung). Eine Kriterienprüfung<br />
ist nicht anzustellen.<br />
4. Wechsel zur Liebhaberei: Bei einem Wandel<br />
zur Liebhaberei (da beispielsweise für einen<br />
bestehenden Betrieb die Gewinnerzielungsabsicht<br />
aufgegeben wird) kommt es zur Überführung<br />
des der Tätigkeit gewidmeten Vermögens<br />
ins Privatvermögen des Betriebsinhabers. Es<br />
liegt eine Betriebsaufgabe iSd § 24 EStG vor.<br />
Die dadurch stattfindende Entnahme führt zur<br />
Aufdeckung der stillen Reserven.<br />
Wie sich zeigt, bietet die steuerliche Behandlung<br />
im Immobilien-Sektor auch weiterhin<br />
zahlreiche Fallstricke, bei denen Ihnen die BDO<br />
Expertinnen und Experten gerne beratend zur<br />
Seite stehen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
89
Zum Autor<br />
Peter Engert ist seit 2016 Geschäftsführer der ÖGNI, wo er<br />
sich für den Fortschritt in der nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft<br />
einsetzt. Davor war er zwanzig Jahre in der<br />
Finanzwirtschaft tätig.<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
Kommentar: Peter Engert<br />
Seit einer gefühlten Ewigkeit diskutieren<br />
wir auf den verschiedensten<br />
Ebenen über Kreislaufwirtschaft und<br />
vieles ist auch bereits gut gelungen:<br />
Abfalltrennung zum Beispiel. Die<br />
Restmülltonnen wurden verkleinert,<br />
die Kinder in den Schulen wurden gut<br />
informiert und motiviert und trugen<br />
den Gedanken nach Hause. In manchen<br />
Bereichen sind die Österreicher<br />
Abfall-Trenn-Weltmeister geworden.<br />
Dass der getrennte Abfall dann aber<br />
auch wirklich recycelt wurde, war und<br />
ist noch ein langer Weg, aber die Basis<br />
– der getrennte Abfall – war geschaffen.<br />
Es gab Zeiten, da hatten wir in Österreich<br />
Schuhmacher, Schneidereien<br />
und Elektrofachgeschäfte, die vor allem<br />
reparierten, upcycelten, änderten<br />
– weggespült von einer Wegwerf-Konsumenten-Gesellschaft und einer<br />
Industrie, die an Reparierbarkeit kein Interesse hat.<br />
Bestandsobjekte als Rohstofflager?<br />
Über Kreislaufwirtschaft und ihre Funktionalität sind wir sehr gut informiert,<br />
auch in der Immobilienwirtschaft haben wir alle Beispielbilder im<br />
Kopf, wie wir es besser machen könnten. Das Bestandsobjekt als Rohstofflager?<br />
Ja, natürlich, wo aber sind die Prozesse, die Zeitabläufe, die es<br />
uns ermöglichen, diese Rohstoffe zu verwenden?<br />
Verwendung bereits gebrauchter Materialien in neuen Immobilien?<br />
Ja, gerne, aber wo finde ich die entsprechenden Angebote, wie verhindere<br />
ich lange klimaschädliche Transportwege und wer garantiert mir<br />
die Qualität? Und abgesehen davon –<br />
Hand aufs Herz, haben wir uns schon<br />
überlegt, welche Materialien auch<br />
gebraucht verwendet werden könnten?<br />
Wo sind die Abbruchunternehmen,<br />
die Rohstofftrennung beherrschen?<br />
Können sie überleben, weil der volkswirtschaftliche<br />
Wert dieser Trennung<br />
auch wirtschaftliche Vorteile bringt?<br />
Schreiben wir die Anforderung nach<br />
Rohstofftrennung bei Abbrüchen aus<br />
und bewerten wir diese Leistung bei der<br />
Vergabe?<br />
Abfallvermeidung<br />
Jetzt, da Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung<br />
auch in der EU-Taxonomie<br />
ab 2022 risikorelevante Kriterien werden,<br />
brauchen Bestandshalter und Bauherren<br />
noch dringender als zuvor praktikable Lösungen der Industrie.<br />
Reparierbarkeit, Abfalltrennung, Recycling und Wiederverwendung<br />
sind die neuen Erfolgsfaktoren. Natürlich ist auch der Staat gefordert.<br />
Vernünftige Unterstützungskonzepte müssen helfen, Forschung und<br />
Entwicklung zu fördern und den Markteintritt intelligenter Systeme,<br />
die Anbieter und Nachfrager zueinander bringen, zu ermöglichen. Mangelnde<br />
Abfalltrennung muss teurer werden, die Nutzung von Wiederverwendungs-<br />
und Recyclingkonzepten günstiger.<br />
Als ÖGNI haben wir uns dazu entschlossen, heuer eine Arbeitsgruppe zu<br />
Kreislaufwirtschaft zu starten. Aber nicht, um wie hundert andere zuvor<br />
über Notwendigkeiten zu diskutieren, sondern um die Realität voranzutreiben.<br />
Sie sind herzlich eingeladen, mitzumachen.<br />
Fotos: ValueOne, Adobe Stock<br />
90 ImmoFokus
Gute Aussichten<br />
ImmoFokus.Rubrik<br />
Smart Cities, Stadtklima, Architektur, Sozialer<br />
Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit,<br />
Hotellerie, Revitalisierung, Luxus,<br />
Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments,<br />
Grätzelentwicklung, …<br />
Wir haben die Gegenwart und Zukunft von<br />
Wohnen und Bauen im Blick.<br />
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:<br />
DiePresse.com/immobilien<br />
91 ImmoFokus
Positionen & Meinungen<br />
Die Dinge<br />
vorsichtig angehen,<br />
aber trotzdem<br />
marschieren<br />
Abschied. Bevor Ernst Vejdovszky Ende Juni nach mehr als 30 Jahren endgültig aus der<br />
S Immo ausscheiden wird, nahm er sich Zeit, um über wichtige aktuelle Entwicklungen<br />
in der Immobilienbranche, Portfolioausrichtungen, und wie er das von ihm gegründete<br />
Unternehmen geprägt hat, zu sprechen.<br />
Das Gespräch führten: Patrick Baldia & Michael Neubauer<br />
Sie sind ja als Optimist bekannt. Bleiben<br />
Sie auch angesichts der auf die COVID-<br />
19-Pandemie zurückzuführenden schweren<br />
Wirtschaftskrise optimistisch?<br />
Ernst Vejdovszky: Die Situation, in der wir uns<br />
aktuell befinden, ist nicht mehr so schwierig,<br />
wie es vielleicht manche meinen. Zweifellos<br />
wirkt sich die Pandemie auf die Konjunktur<br />
aus und indirekt auch auf die Immobilienwirtschaft.<br />
Man darf aber nicht vergessen, dass die<br />
Immobilienmärkte teilweise von ganz anderen<br />
Rahmenbedingungen beeinflusst werden.<br />
Der Haupteinflussfaktor auf ihre Entwicklung<br />
waren immer und bleiben auch weiterhin die<br />
langfristigen Zinsen. Und da schaut es noch<br />
für viele Jahre sehr, sehr gut aus. Insofern<br />
kann ich ganz klar sagen, dass ich für die<br />
Immobilienmärkte optimistisch bin.<br />
Wenn Sie weiterhin mit stabilen Zinsen<br />
auf niedrigem Niveau rechnen, wo sehen<br />
Sie dann die Hauptrisiken für die<br />
Immobilienmärkte?<br />
Das größte Risiko wäre zweifellos eine gröbere<br />
Inflation oder gar eine Hyperinflation. Dies<br />
würde sich in weiterer Folge auch auf die<br />
Zinsen auswirken. Von sehr hoher Inflation<br />
gehe ich aber mittelfristig nicht aus. Auf ganz<br />
lange Sicht wird sich die Welt aber ändern, so<br />
wie sie sich bislang geändert hat.<br />
Wohnimmobilien haben sich in der aktuellen<br />
Pandemie einmal mehr als krisensicher<br />
erwiesen. Wird das weiterhin der Fall sein<br />
oder könnte beispielsweise die demographische<br />
Entwicklung – Stichwort Bevölkerungsschwund<br />
und damit einhergehend<br />
ein Nachfragerückgang am Wohnimmobilienmarkt<br />
– eine neue Risikoeinschätzung<br />
der Assetklasse notwendig machen?<br />
In wirtschaftlich sehr entwickelten und prosperierenden<br />
Ländern wie Deutschland wird<br />
ein Schrumpfen der Bevölkerung typischerweise<br />
durch Zuwanderung unterschiedlicher<br />
ausgeglichen. Ich denke hier beispielsweise<br />
an Berlin vor wenigen Jahren. Selten zuvor<br />
hat man so viele neu an einen Ort gezogene,<br />
junge, erfolgreiche und dynamische Leute<br />
gesehen wie damals in der deutschen Hauptstadt.<br />
Die Attraktivität der Stadt hat diese<br />
Zuwanderung bewirkt. Und zwar nicht nur<br />
aus Ländern, die unter Konflikten oder einer<br />
schwierigen wirtschaftlichen Lage leiden,<br />
sondern aus anderen entwickelten Staaten.<br />
Das übergeordnete Motiv nach Berlin zu<br />
ziehen war: Dort ist es interessant, dort gehe<br />
ich hin und gründe ein Unternehmen.<br />
Ein wesentlicher Unterschied zu Wien<br />
ist aber, dass Berlin damals den großen<br />
Masterplan hatte, zum Technologiezentrum<br />
zu werden, weshalb viele qualifizierte<br />
Menschen nach Berlin gezogen sind. Das<br />
92 ImmoFokus
Nachdem auch größere Unternehmen<br />
diese neue Arbeitsform erlauben, würde ich<br />
meinen, dass das zu einem gewissen Trend aus<br />
der Stadt raus und in den Speckgürtel hinein<br />
führen sollte. Und zwar dorthin, wo man in<br />
einer vernünftigen Zeitspanne in die Stadt<br />
fahren kann, um zu arbeiten oder auch seine<br />
Freizeit zu verbringen. Aber vielleicht bleibt<br />
man dann auch öfter zuhause im Speckgürtel.<br />
kann von Wien ja nicht gerade<br />
behauptet werden.<br />
Das ist leider richtig. In dieser Hinsicht kann<br />
sich Wien von Berlin einiges abschauen.<br />
Glauben Sie, dass der aktuelle Trend zum<br />
Home-Office wirklich nachhaltig ist?<br />
Manche Kollegen schreiben ja, dass das<br />
Büro tot sei. Oder würden Sie behaupten<br />
„es lebe das Büro“?<br />
Das Büro ist sicherlich nicht tot. Nach meiner<br />
Erfahrung ist Home-Office eine Ergänzung<br />
zum normalen Bürobetrieb. Für bis zu drei<br />
Tage im Monat kann man das durchaus auch<br />
leben beziehungsweise hat Home-Office eine<br />
Berechtigung. Der Hauptvorteil des Bürostandortes<br />
bleibt schlicht und einfach, dass<br />
dieser die informelle Kommunikation unter<br />
den Mitarbeitern unterstützt. Darüber hinaus<br />
hat das Büro noch viele andere Funktionen. Es<br />
ist etwa auch ein repräsentativer Ort, an dem<br />
man Kunden empfangen kann.<br />
Nicht nur das ist im Home-Office nicht<br />
möglich. Und wenn ich mir die Stimmung<br />
unter meinen Kollegen bei der S Immo<br />
anschaue, so habe ich den Eindruck, dass<br />
die ewigen Videokonferenzen den meisten<br />
schon sehr auf die Nerven gehen.<br />
Sie freuen sich bereits auf Meetings in der<br />
ursprünglichen Form.<br />
Inwiefern wird sich die neue Bedeutung<br />
des Home-Office – auch wenn nur für<br />
einige wenige Tage im Monat – auf den<br />
Wohnungsmarkt auswirken? Die Flächen<br />
sind ja bekanntlich in den letzten Jahren<br />
immer kleiner geworden – was das Home-<br />
Office vor allem für Familien während der<br />
Lockdowns zur Herausforderung gemacht<br />
hat. Auf der anderen Seite steigen sowohl<br />
die Baukosten als auch die Wohnungspreise<br />
weiter.<br />
In UK und den USA verlassen immer mehr<br />
Unternehmen wegen teurer Büromieten<br />
die Ballungszentren. Auch weil im Umland<br />
die Wohnkosten für die Mitarbeiter<br />
niedriger sind. Werden wir eine solche<br />
Entwicklung auch hierzulande erleben?<br />
Die Backoffice-Funktionen von Großunternehmen<br />
müssen ja nicht unbedingt in<br />
Wien angesiedelt sein, sondern könnten<br />
auch an Standorten wie Horn oder Zwettl<br />
stehen?<br />
Das Waldviertel ist eine wunderschöne<br />
Gegend mit malerischen Orten. In technischer<br />
Hinsicht würden sich auch Horn und Zwettl<br />
als Unternehmenssitz anbieten. Die Frage ist<br />
allerdings, ob dort auch eine entsprechende<br />
Anzahl an qualifizierten Mitarbeitern<br />
verfügbar ist. Das könnte schwieriger sein als<br />
am Rand von Wien. Aber grundsätzlich ist<br />
der Trend, dass Unternehmen ins Umland von<br />
Ballungszentren ziehen, auch hierzulande im<br />
Gange. Das ist auch sinnvoll.<br />
Das klassische Büro wird also nicht von<br />
der Bildfläche verschwinden. Aber wo<br />
wird im Retailbereich die Reise hingehen<br />
und vor allem, welche Bedeutung wird<br />
Shopping-Centern zukommen, die ja<br />
auch im Portfolio der S Immo eine nicht<br />
unwesentliche Rolle spielen?<br />
Der Trend zum Online-Handel ist ja nicht erst<br />
durch die Pandemie entstanden, sondern war<br />
auch schon vorher da. Corona hat diesem<br />
Trend sozusagen einen Schub gegeben.<br />
Vielleicht haben sich hier einige Entwicklungen<br />
früher eingestellt, als das sonst der Fall<br />
gewesen wäre. Bei Shopping-Centern wird<br />
sich der Trend weiter fortsetzen, dass man dort<br />
nicht nur zum Einkaufen im engeren Sinn<br />
hingeht, sondern auch, um seine Freizeit zu<br />
verbringen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
93
Positionen & Meinungen<br />
Wie sind Sie in der Pandemie mit Ihren<br />
Retail-Mietern umgegangen? Der Blick in<br />
die Gazetten verrät ja, dass unzählige Prozesse<br />
anhängig sind, wobei verschiedene<br />
Standpunkte aufeinandertreffen.<br />
Wir haben extrem viele, lange und teilweise<br />
mühsame Gespräche und Verhandlungen<br />
mit unseren Mietern geführt. Erfreulich ist,<br />
dass wir uns mit fast allen geeinigt haben<br />
und einen Weg finden konnten, der für beide<br />
Seiten vernünftig ist. Damit war auch viel<br />
Arbeit verbunden – vor allem im vergangenen<br />
Jahr. Heute können wir sagen, dass wir von<br />
dieser Front keine Gefahren mehr sehen.<br />
Werden sich die Entwicklungen – auf<br />
der einen Seite Internethandel, auf der<br />
anderen die Auswirkungen der Pandemie<br />
– künftig auch in den Mietverträgen im<br />
Retailbereich widerspiegeln, vor allem,<br />
was die Gefahrtragung betrifft?<br />
Normalerweise werden Erfahrungen aus<br />
ähnlich herausfordernden Situationen wie der<br />
COVID-19-Pandemie in den Vertragsmustern<br />
berücksichtigt. Und je nach Verhandlungsstärke<br />
und -geschick werden Verträge künftig<br />
etwas anders ausschauen. Aber klar ist auch,<br />
und das war auch immer unser Prinzip, dass<br />
wenn man Flächen vermietet, dann muss der<br />
Mieter dort auch etwas verdienen können.<br />
Daher kommt ja auch meine Miete. Das war<br />
auch 2020 unser Ansatz, weshalb wir auch<br />
sehr kompromissbereit waren. Das ist und<br />
bleibt das Fundamentale in unserem Geschäft<br />
und kann nicht durch vertragliche Regelungen<br />
auf die Seite geschoben werden.<br />
auch die Möglichkeit einer Zwangshypothek,<br />
die es einmal schon gegeben hat, zum<br />
Thema gemacht. Ist das im Bereich des<br />
Möglichen oder wollen Sie lieber gar nicht<br />
an solche Szenarien denken?<br />
Also ehrlich gesagt, würde das einer Enteignung<br />
sehr nahekommen. Ich hoffe, dass die<br />
politische Entwicklung in Deutschland und<br />
Österreich und auch in den anderen Ländern,<br />
in denen wir tätig sind, auf einer vernünftigen<br />
und auch bewährten Basis bleibt.<br />
Wenn Sie jetzt auch von anderen Ländern<br />
sprechen. Wird Deutschland in geographischer<br />
Hinsicht weiter „the place to be“<br />
bleiben?<br />
Keine Frage, ja. Deutschland ist nicht nur die<br />
größte Volkswirtschaft in Europa, sondern<br />
entwickelt sich auch weiter. Das wird auch<br />
durch das dortige Umfeld ermöglicht, das<br />
hoffentlich so bleibt. Aber klar ist auch, dass<br />
das Wachstum in den anderen Märkten, in<br />
denen wir tätig sind, natürlich ein höheres ist.<br />
Dass sehr entwickelte Volkswirtschaften ein<br />
geringeres Wachstumspotenzial aufweisen als<br />
weniger entwickelte, ist aber völlig normal.<br />
Hat die jetzige Krise nicht gezeigt, dass es<br />
besser ist, breit aufgestellt zu sein, als eine<br />
„Pure Play“-Strategie zu verfolgen?<br />
Die Portfolioausrichtung ist eine Frage des<br />
Glaubens beziehungsweise der Philosophie.<br />
Es hat immer Investmentbanker gegeben,<br />
die gemeint haben, Pure Play sei das einzig<br />
Sinnvolle. Ich habe diese Meinung nie<br />
vertreten. Ich habe immer die Diversifikation<br />
gelebt – im Sinne von: Diversifikation heißt<br />
Risikostreuung. Das heißt, dass ein Markt, der<br />
gerade nicht so läuft, durch einen anderen<br />
mit einer besseren Performance ausgeglichen<br />
Fühlen Sie sich von der Politik als Vermieter<br />
ein wenig im Stich gelassen? Vor allem<br />
wenn man sieht, wie viele Branchen Geld<br />
vom Staat bekommen? In einigen Bereichen<br />
wird auch von einer Überförderung<br />
gesprochen. Der Vermieter wird eigentlich<br />
meist – brutal ausgedrückt – im Regen<br />
stehen gelassen.<br />
Ich glaube, die Vermieter haben natürlich den<br />
Nachteil, dass sie über keine große politische<br />
Lobby verfügen und gerne auch als Feindbild<br />
gesehen werden.<br />
Wie die Pandemie und deren Folgen<br />
finanziert werden können, wird gerade in<br />
Deutschland heftig diskutiert. Dabei wird<br />
94 ImmoFokus
werden kann. Diese Strategie hat sich für uns<br />
bislang bewährt. Bewegt man sich im richtigen<br />
Spielfeld, kann aber auch Pure Play Sinn<br />
machen. Das zeigt die starke Entwicklung der<br />
Wohnkonzerne in den letzten zehn Jahren.<br />
Hat man derzeit hingegen einen reinen Fokus<br />
auf Retail oder Hotels, so schaut die Sache<br />
natürlich anders aus.<br />
Wie sehen Sie den Trend zu Mikrowohnungen<br />
mit 35 Quadratmetern? Wie man<br />
hört, soll es schon in Richtung 30 Quadratmeter<br />
gehen.<br />
Ich möchte in solchen Wohnungen nicht<br />
wohnen. Aber wenn man vorübergehend,<br />
Zur Person<br />
vielleicht für ein halbes Jahr in einer Stadt lebt,<br />
warum nicht? Aber nicht auf Dauer. Mikrowohnungen<br />
sind ein Segment, das für eine<br />
gewisse Lebenssituation und typischerweise<br />
für eine begrenzte Zeitdauer eine Berechtigung<br />
hat.<br />
Stichwort kleine und effiziente Wohneinheiten.<br />
Wird das weiterhin ein sinnvoller<br />
Zugang bleiben? Wie man gesehen hat,<br />
ist durch die Pandemie und vor allem das<br />
verstärkte Home-Office der Platzbedarf ja<br />
nicht geringer geworden.<br />
Bei den aktuellen Preisniveaus in den Städten<br />
werden sich größere Wohnungen nicht<br />
„Ich hab nie die<br />
Meinung vertreten,<br />
dass eine Pure Play<br />
Portfolioausrichtung das<br />
einzig Sinnvolle ist. “<br />
Ernst Vejdovszky,<br />
S Immo<br />
Nach einer ersten beruflichen Erfahrung als Bautechniker<br />
und dem darauffolgenden Studium der<br />
Betriebsinformatik an der TU Wien und Universität<br />
Wien trat Ernst Vejdovszky in den frühen 1980er<br />
Jahren in die Dienste der Girozentrale und Bank der<br />
österreichischen Sparkassen ein. 1986 wurde der<br />
gebürtige Wiener zum Vorstand der Immorent ernannt.<br />
Gleichzeitig war er ab 1988 zehn Jahre lang<br />
Prokurist der Girozentrale sowie ab 1989 Vorstand<br />
der Immorent. 2001 wurde er Vorstandsvorsitzender<br />
der S Immo, die aus der Fusion der Sparkassen<br />
Immobilien mit der Erste Immobilien entstand.<br />
Diese Funktion bekleidete Vejdovszky bis März<br />
2021 und war dabei für wesentliche Meilensteine,<br />
wie den Aufbruch nach Osteuropa in den 1990er<br />
Jahren sowie den Markteintritt in Deutschland<br />
2005, verantwortlich. Diesen Juni schied er nach<br />
mehr als 30 Jahren aus der S Immo aus.<br />
ausgehen. Für eine größere Wohnung im<br />
Zentrum einer Stadt braucht man schon eine<br />
ordentliche Erbschaft, um die Eigenmittel<br />
finanzieren zu können.<br />
Schaut man sich derzeit das Angebot an<br />
Flächen an, das beispielsweise für den<br />
Wohnbau zur Verfügung steht, stellt sich<br />
die Frage, wieso die Politik nicht eingreift,<br />
um Boden zumindest für die Bauträger ein<br />
wenig billiger zu machen und Wohnbau<br />
anzukurbeln?<br />
Ich bin ein Anhänger des geförderten Wohnbaus.<br />
Und ich finde das Modell, das wir in<br />
Wien fahren, gar nicht so schlecht. Es könnte<br />
nur mehr Projekte geben. Für die Mehrheit<br />
der Bevölkerung ist irgendeine Art von<br />
gefördertem Wohnbau wahrscheinlich eine<br />
der wenigen Möglichkeiten, um zu leistbaren<br />
Konditionen vernünftigen Wohnraum zu<br />
bekommen. Ich glaube, da ist Wien durchaus<br />
ein Vorbild – vor allem im Vergleich zu den<br />
großen deutschen Metropolen. Als Staatsbürger<br />
würde ich mir nur wünschen, dass der<br />
geförderte Wohnbau intensiviert wird. Das<br />
wäre nämlich auch für den Zusammenhalt der<br />
Gesellschaft wichtig.<br />
Sollte die öffentliche Hand beim Grundstücksverkauf<br />
vom Bestbieterprinzip<br />
abrücken?<br />
Wenn für alle die gleichen Bedingungen<br />
herrschen, dann ist das Bestbieterprinzip<br />
schon sinnvoll. Vorausgesetzt die Auflage ist,<br />
dass geförderter und leistbarer Wohnraum in<br />
sinnvoller Relation errichtet wird. Andererseits,<br />
wieso sollten nicht für alle die gleichen<br />
Chancen gegeben sein? Ich würde es als<br />
gefährlich empfinden, vom Bestbieterprinzip<br />
abzurücken. Das würde in vielen Fällen zu<br />
schlechten Entscheidungen führen.<br />
Als Finanzierungsexperte müssen Sie<br />
ja die aktuellen Entwicklungen in der<br />
Immobilienfinanzierung beobachten?<br />
In der aktuellen Situation, in der wir uns<br />
auf den Finanzierungsmärkten befinden,<br />
sollte Finanzierung nicht das Thema sein.<br />
Die Banken haben ja sehr viel Geld. Sie sind<br />
aber bei Finanzierungen auch vorsichtiger<br />
geworden als beispielsweise zu Zeiten der<br />
Finanzkrise. Das halte ich volkswirtschaftlich<br />
auch für richtig.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
95
Positionen & Meinungen<br />
Der Vejdovszky-Chart: Die Entwicklung der S Immo-Aktie<br />
seit ihrer Erstnotiz 2002 sowie ihres Vorläufers, der Erste<br />
Immo-Aktie, die 1990 ihr Börsen-Debüt feierte.<br />
Was halten Sie von Mezzanine-Kapital<br />
oder Mezzanine-Finanzierungen?<br />
Das ist durchaus ein sinnvolles Instrument für<br />
Entwickler. Der Kapitalgeber weiß hier, dass er<br />
entsprechendes Risiko trägt.<br />
Man hat mir erzählt, dass unter den<br />
Banken vor allem Regionalbanken aktuell<br />
größere Finanzierungs-Tickets vergeben<br />
und sich damit – so die Kritik – auf ein Feld<br />
vorwagen, auf dem sie keine Expertise<br />
haben. Auch weil die größeren Institute<br />
aufgrund ihrer Prüfungsverfahren langsamer<br />
sind und auch die Mezzanine-Kapitalgeber<br />
– wie die Regionalbanken - schneller<br />
Geld hergeben.<br />
Bei Mezzanine-Kapital weiß der Kapitalgeber,<br />
dass er im Risiko ist. Wenn er dann Geld hergibt,<br />
und das bewusst und wissentlich, dann<br />
Quelle: Wiener Börse<br />
„Typischerweise verdient man an<br />
jenen Geschäften, die man nicht<br />
macht, dann wirklich.“<br />
ist das auch OK. Schließlich kriegt er auch<br />
höhere Zinsen. Er kann dann im Ernstfall auch<br />
nicht behaupten, dass hätte er nicht gewusst.<br />
Ernst Vejdovszky,<br />
S Immo<br />
gerne bekommen hätte, wo ich aber nur der<br />
zweite Sieger war. Das kommt vor. Das muss<br />
man auch in Kauf nehmen.<br />
Inwiefern haben Sie der S Immo<br />
Ihren persönlichen Stempel<br />
aufgedrückt?<br />
Ich sehe eigentlich meinen Hauptbeitrag<br />
in meiner Philosophie, dass man die Dinge<br />
vorsichtig angeht, aber trotzdem marschiert<br />
und manche Geschäfte nicht macht.<br />
Typischerweise verdient man an solchen<br />
Geschäften dann wirklich.<br />
Manchmal sollte man auch die Dinge<br />
realisieren und sich nicht nur die Buchgewinne<br />
anschauen. Diese Philosophie hat<br />
auch Eingang in die Unternehmenskultur<br />
gefunden.<br />
Werden Sie der Immobilienwirtschaft<br />
in irgendeiner Art und Weise erhalten<br />
bleiben?<br />
Davon gehe ich aus. Es ist allerdings zu früh zu<br />
sagen, in welcher Funktion das sein könnte.<br />
Einen Weinkeller aufzubauen wird jedenfalls<br />
sicher nicht mein alleiniger Lebensmittelpunkt<br />
sein. <br />
Weil Sie ja jetzt aus der S Immo ausscheiden<br />
werden, was war rückblickend Ihr Lieblingsprojekt<br />
oder persönliches Highlight?<br />
Hätten Sie andererseits gerne ein Projekt<br />
umgesetzt beziehungsweise gekauft, das Sie<br />
aber nicht bekommen haben?<br />
In mehr als 30 Jahren hat es sehr viele Projekte<br />
gegeben. Natürlich waren darunter immer<br />
wieder Höhepunkte. Ein einziges hervorzuheben<br />
fällt mir aber schwer. Gleichzeitig hat<br />
es sicherlich auch Projekte gegeben, die ich<br />
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
96 ImmoFokus
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97 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Georg Spiegelfeld, Eigentümer der Spiegelfeld Immobilien GmbH, allg.<br />
beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für das Immobilienwesen,<br />
RICS, REV, Vorstandssprecher des Immobilienring Österreich<br />
und Geschäftsführer der Immobilien Marktplatz GmbH.<br />
Nachfrage nach Eigentum treibt die Preise<br />
Kommentar: Georg Spiegelfeld<br />
In Österreichs Landeshauptstädten verändert sich der Wohnungsmarkt.<br />
Die Nachfrage nach Eigentum ist unverändert hoch. Noch immer<br />
gibt es in der zinsfreien Landschaft kaum Alternativen zur Geldanlage.<br />
Abgesehen von speziellen Lagen oder Objekten hat sich jedoch die Preisentwicklung<br />
beruhigt.<br />
Der Druck steigt in allen Bereichen<br />
Es gibt immer mehr Mietwohnungen, vor allem in Wien, Graz und Linz<br />
wurde viel gebaut und es sind viele Projekte in Fertigstellung. Dazu<br />
kommen viele ältere Wohnungen, die von Privaten zur Veranlagung<br />
gekauft wurden, zur Vermietung auf den Markt. Reüssieren können<br />
allerdings nur topsanierte Objekte. Auf die anderen kommt ein immer<br />
größerer Preisdruck zu, denn um Renditen erzielen zu können, müssen<br />
gebrauchte Wohnungen auch instandgehalten werden. Vor allem an<br />
Küche und sanitäre Anlagen werden hohe Erwartungen gesetzt. Hier<br />
geben Neubauwohnungen den Standard vor.<br />
Problemkind oberes Segment<br />
Der Leerstand im oberen Mietpreissegment ist groß, die Verwertungszeit<br />
wird immer länger. Konnten diese Wohnungen vor einigen Jahren<br />
gut an Expats vermietet werden, ist dieses Segment seit vier bis fünf<br />
Jahren immer schwächer nachgefragt und seit einem Jahr beinahe gar<br />
nicht mehr. Ob sich das mit Ende der Pandemie wieder ändern wird, ist<br />
nicht abzusehen.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
98 ImmoFokus
Zum Autor<br />
ÖVI Präsident Georg Flödl ist geschäftsführender Partner<br />
von Funk Immobilien, seit langem in unterschiedlichen<br />
Funktionen in der Immobilienbranche tätig und<br />
Mitbegründer der ÖVI Young Professionals.<br />
Sozialpflichtiges Eigentum?<br />
Kommentar: Georg Flödl<br />
Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht der Satz: Eigentum<br />
verpflichtet. Dennoch ist der Berliner Mietendeckel vorerst Geschichte.<br />
Der deutsche Bundesgerichtshof tritt immer wieder als zuverlässiger<br />
Hüter der Verfassung in Erscheinung. Dies wünschte man sich<br />
gerade in Sachen Eigentum auch von dessen österreichischem Pendant.<br />
Eine Gruppe engagierter Zinshauseigentümer hat vor mehreren Jahren<br />
den Weg zum VfGH beschritten, um die offensichtlichen Disparitäten<br />
des Richtwertmietgesetzes zu bekämpfen. Leider hat der Gerichtshof<br />
die Argumente ohne große inhaltliche Auseinandersetzung vom Tisch<br />
gewischt.<br />
Ewiges Thema Richtwert<br />
Mittlerweile wird der Kampf um den Richtwert immer erbitterter geführt.<br />
Prozessfinanzierer haben ein lukratives Geschäftsmodell erkannt.<br />
Die Rechtsunsicherheit punkto Lagezuschlag ist fast nicht mehr zu toppen.<br />
Doch der eigentlich Zuständige, der österreichische<br />
Gesetzgeber, schweigt sich aus.<br />
Dieser Umstand ist auch in Zeiten der COVID-<br />
19-Pandemie in anderen Bereichen erkennbar:<br />
Vermieter sind mit bis zu 100%igen<br />
Mietzinsminderungsansprüchen konfrontiert,<br />
können aber im Gegensatz zu<br />
Unternehmensmietern nicht an den Förderinstrumenten<br />
partizipieren. Noch beim<br />
Fixkostenzuschuss I im ersten Lockdown<br />
ist der Pressemeldung des Finanzministeriums<br />
zu entnehmen, dass COVID-<br />
19-bedrängte Unternehmen damit<br />
weiterhin die Geschäftsraummiete<br />
zahlen können sollen. Ein halbes Jahr<br />
später beim Fixkostenzuschuss II ist die<br />
Kommunikation schon verändert: Im Kleingedruckten der Förderbedingungen<br />
der COFAG ist eine Schadensminderungspflicht des Förderungswerbers<br />
(Mieter) normiert, der Geschäftsraummieter erhält nur einen<br />
Fixkostenzuschuss, wenn er beim Vermieter eine Mietzinsminderung<br />
angestrebt hat.<br />
Die Unsicherheit bleibt<br />
Die unklare Rechtslage der §§ 1104 ff wird dieser Situation aber nicht<br />
gerecht. Erst jüngst hat das BMF in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung<br />
auf den Zivilrechtsweg verwiesen. In einigen Jahren werden<br />
wir es also wissen. Die Politik lässt hier Mieter und Vermieter gleichermaßen<br />
im Regen stehen.<br />
Dass überdies die Vermieter von jeglicher staatlicher Unterstützungsleistung<br />
bislang ausgeschlossen waren, komplettiert dieses Bild. Die Lage<br />
kann für Vermieter durchaus prekär werden, wenn diese einen hohen<br />
Anteil an gewerblichen Mietern und/oder Pächtern haben. Förderungstechnisch<br />
wird der Eigentümer eines Zinshauses<br />
nicht als Unternehmer gesehen, auch wenn<br />
dieses aber sehr wohl als Unternehmen im<br />
Sinn des § 1409 ABGB angesehen wird.<br />
Eigentum verpflichtet. Dieser Grundsatz<br />
einer Sozialpflichtigkeit ist offenbar in der<br />
österreichischen „Realverfassung“ verankert.<br />
Rechtsmittel gibt es hier aber<br />
keine. Ob diese Einstellung Investitionen<br />
im Sinn des Green Deal und<br />
der Dekarbonisierung fördert, ist<br />
mehr als fraglich. Nicht nur bei<br />
COVID-19, auch beim Thema Klimaneutralität<br />
ist ein gemeinsames<br />
Vorgehen nötig.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
99
Zum Autor<br />
Hania Bomba ist Geschäftsführerin bei Huber Shop in<br />
AT & DE, Gründerin/CEO der Be Retail und Aufsichtsratsmitglied<br />
der S IMMO und der Erste Immo KAG. Zuvor war<br />
sie Geschäftsführerin bei der Regioplan Consulting.<br />
Die Sonnenschutzfaktor Community<br />
Kommentar: Hania Bomba<br />
Wie es wird im Handel, kann niemand sagen, der tatsächlich etwas<br />
vom Handel versteht. Aber wie es nicht mehr sein wird, das kann man<br />
schon sehr sicher sagen.<br />
Zum Vergleich: Die Immobilienbranche fliegt nicht mehr, einzelne vielleicht<br />
noch, aber die Branche ist am Boden der Tatsachen angelangt. Was<br />
soll denn noch passieren, neben der Diskussion vom Negativzins oder<br />
Wohnungen in Wien, die 13.000 Euro pro Quadratmeter kosten, wenn<br />
sie nicht in Lagen sind, in denen Sie nicht tot über dem Zaun hängen<br />
wollen. Wer heute Geld hat, hat echt ein Problem, denn die Immobilienbranche<br />
ist in der Zwischenzeit so sexy wie eine Magen-Darm-Grippe.<br />
Auch dem Handel fliegt gerade alles um die Ohren und die Handlungsstrategien<br />
im Handel, die ich so beobachte, hängen vom Verzweiflungsgrad<br />
des Marketingleiters ab und variieren von -20 Prozent Rabatt auf<br />
Alles bis -70 Prozent auf Alles. Ich meine damit nicht die Sondersituation,<br />
die wir jetzt aufgrund von COVID und den aktuellen Lagerthematiken<br />
und Abwertungen haben.<br />
Der Tsunami kommt<br />
Ich weiß nicht, warum so viele Menschen nicht begreifen, dass der stationäre<br />
Handel massiven Veränderungen ausgesetzt ist und diese noch<br />
nicht mal so richtig eingesetzt haben. Der Tsunami kommt noch. Und<br />
wenn ich höre, dass wir doch alle den Kontakt im Handel brauchen und<br />
die Menschen und das Einkaufserlebnis, dann ist das viel zu profan und<br />
oberflächlich und erinnert mich an die Vereinigung der Stummfilmemacher<br />
in den 1920ern, die allen erklärt hatten, dass sich der Ton nicht<br />
durchsetzen würde im Kino. Und das zeigt mir, dass der Tsunami kommt<br />
und diese Personen am Strand sitzen und nur darüber nachdenken, ob<br />
sie den richtigen Sonnenschutzfaktor benutzen.<br />
Problem Leerstand<br />
Der Handel braucht die stationäre Fläche nicht mehr. Auch nicht in<br />
den Top-Lagen. Nein, auch eine Mariahilferstraße oder die größten<br />
Shopping-Center braucht der Händler nicht mehr unbedingt, und wenn<br />
er dort nicht ordentlich Geld verdient, dann schon gar nicht mehr.<br />
Wissen Sie, warum der Leerstand nicht schon bei 50 Prozent ist in manchen<br />
Centern? Weil die Mieter nicht aus den Verträgen rauskommen.<br />
Und neue Verträge werden nicht mehr für länger als fünf Jahre unterschrieben.<br />
Manche sehr bedeutende Marken unterschreiben nur mehr<br />
– maximal! – für drei Jahre und Umsatzmiete und Betriebskosten.<br />
Diese Cashcow Asset-Klasse ist also offiziell keine Cashcow mehr. Amen.<br />
COVID hin oder her. Würde ich Handelsimmobilien besitzen, würde ich<br />
diese sofort neu rechnen und der Realität in die Augen schauen, denn dann<br />
gehöre ich wenigstens nicht zu der Sonnenschutzfaktor Community. Sondern<br />
zu denen, die erkannt haben, dass man neue Wege gehen muss.<br />
Gute Kapitäne beten nicht für schönes Wetter und jammern nicht, dass<br />
das Schiff nicht passt oder die Mannschaft. Gute Kapitäne sehen einen<br />
Tsunami kommen und tun alles, um die Mannschaft zu Höchstleistungen<br />
zu motivieren und das Schiff sicher in den Hafen zu bringen. Ach ja,<br />
und ich kann es nicht oft genug wiederholen: Gute Kapitäne sind nicht<br />
männlich oder weiblich, sondern menschlich.<br />
Ich wünsche Ihnen einen guten Riecher,<br />
offene Augen und viele passende<br />
Entscheidungen und freue<br />
mich, wie nach jedem Artikel,<br />
über Ihre Rückmeldungen,<br />
für die ich mich<br />
auch hiermit von Herzen<br />
bedanken möchte!<br />
Ihre<br />
Hania Bomba<br />
Fotos: Adobe Stock, Pia Morpurgo<br />
100 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Gerhild Bensch-König ist Geschäftsführerin von Raiffeisen<br />
WohnBau, dem Bauträger der Raiffeisen Bankengruppe<br />
Österreich, und Mitglied bei Salon Real.<br />
Gekommen, um zu bleiben<br />
Kommentar: Gerhild Bensch-König<br />
Die heimische Immobilienbranche<br />
gehört sicherlich zu jenen Wirtschaftszweigen<br />
im Land, die – so makaber<br />
es auch klingen mag – letztlich von<br />
der Corona-Krise profitiert hat.<br />
Durch die vielen Lockdowns der<br />
letzten Monate haben Herr und<br />
Frau Österreicher viel Zeit in den<br />
eigenen vier Wänden verbringen<br />
müssen und bei vielen hat sich der<br />
Wunsch nach räumlicher Veränderung<br />
manifestiert. Die bereits hohe<br />
Nachfrage nach hochwertigen<br />
Eigentumswohnungen stieg in den<br />
letzten Monaten noch einmal kräftig<br />
an. Gleichzeitig machten es die<br />
strengen Corona-Bestimmungen<br />
teils unmöglich, Wohnungen zu<br />
besichtigen oder persönliche Beratung<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Corona bescherte der Branche einen Technologie-Boom<br />
Doch statt zu resignieren, zeigte unsere Branche einmal mehr, wie<br />
viel Innovationsgeist und Kreativität in ihr steckt, und suchte neue<br />
Formate und Kanäle, um interessierte Kunden dennoch bestmöglich<br />
zu servicieren. Sei es mit selbst gedrehten Videos, in denen charmant<br />
und witzig durch leerstehende Objekte geführt wird, oder mit<br />
etwas aufwendigeren Online-Tools wie etwa 2D-Grundriss- oder<br />
3D-Wohnungsnavigatoren, die anhand von virtuellen Modellen den<br />
Wohnungssuchenden ein besseres räumliches Verständnis für das<br />
jeweilige Objekt vermitteln können. Aber auch „Präsentations-Klassiker“<br />
wie Projektfolder und -videos oder Fotostrecken erhielten in<br />
den letzten Monaten Tech-Upgrades und punkten nun mit QR-Codes<br />
oder 3D-Elementen. Und all diese<br />
neuen, digitalen Helferlein sind<br />
eingebettet im Herzstück eines<br />
jeden Unternehmens: Der SEO<br />
optimierten Webseite, die zum<br />
Informations-Hub aufgewertet<br />
wurde, auf dem übersichtlich und<br />
kompakt alle Informationen zu<br />
den angebotenen Immobilien zu<br />
finden sind.<br />
Wohnungsbesichtigung 2.0<br />
bringt mehr Quality Time<br />
Und das Feedback unserer Kunden<br />
zeigt, dass dieser neue, virtuelle<br />
Ansatz – die Wohnungsbesichtigung<br />
2.0 – sehr geschätzt wird.<br />
Durch die Fülle an Informationen,<br />
die man vorab bereits abfragen<br />
kann, wird die Suche fokussierter und es<br />
bleibt letztlich mehr Zeit für die persönliche<br />
Beratung und Besichtigung jener Objekte, die wirklich in die engere<br />
Auswahl gekommen sind. Wird das die persönliche Beratung und<br />
Besichtigung ersetzen können? Nein! Im Gegenteil – es wird dadurch<br />
sogar mehr Zeit bleiben, um sich auf die persönliche Beratung zu konzentrieren.<br />
Das gilt im Übrigen auch für die Zukunft von virtuellen Immobilienmessen.<br />
Die Kreativität und Ressourcen, die viele von uns nun in die<br />
Schaffung virtueller Messestände gesteckt haben, wird sich langfristig<br />
bezahlt machen. Die Möglichkeit, sich über eine virtuelle Plattform<br />
einen Überblick zu verschaffen, ist sehr effizient und wird uns in Form<br />
von hybriden Veranstaltungsformaten erhalten bleiben.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
101
Zu Tisch mit ...<br />
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Zeljko<br />
Omerovic<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
102 ImmoFokus
Parken polarisiert<br />
Modernisierung und Notwendigkeit. Mit der neu aufgeflammten Diskussion um die Parkraumbewirtschaftung<br />
und ein flächendeckendes Parkpickerl polarisiert das Thema Parken. Doch auch hohe Leerstände in Garagen<br />
und eine ineffiziente Verwaltung von Garagenplatzmietern drängen nach Lösungen.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
M<br />
obilität und Infrastruktur<br />
faszinieren Zeljko Omerovic,<br />
Head of Projects & Sales bei<br />
Payuca Parking Solutions, sehr.<br />
Umso wenig verwundert es, dass der gebürtige<br />
Wiener mit serbischen Wurzeln nach einigen<br />
Jahren in der Finanzbranche ins Garagengeschäft<br />
einstieg, zuerst bei Apcoa und dann bei Marktführer<br />
Wipark. Mit dem Schritt zu Payuca ging<br />
er weg von großen Unternehmen und zu einem<br />
Start-up. „Das war anfangs eine große Umstellung“,<br />
so sagt er. „Bei Konzernen gibt es definierte Prozesse,<br />
eine Struktur, alles ist geregelt, dafür<br />
dauern Innovationen und Veränderungen sehr<br />
lange.“ Bei Payuca nahm er die Herausforderung<br />
an, Prozesse selbst zu definieren und zu optimieren<br />
und fand große Freude daran. „Improvisieren<br />
macht Spaß“, meint er. Dem kann ich nur zustimmen.<br />
Schließlich stellt mich der harte Lockdown<br />
immer wieder vor Herausforderungen, vor allem<br />
bei unserer „Zu Tisch mit …“-Rubrik. Da wir nicht<br />
in ein Lokal gehen können, kommt das Lokal zu<br />
uns. Tina Csenar, Chefin vom Hernalser Vorstadtbeisl<br />
„Der Brandstetter“, liefert heute persönlich<br />
und verwandelt das Besprechungszimmer kurz<br />
zur Küche. Liebevoll dekoriert sie gemäß Vorlage<br />
ihres Küchenchefs Günther Fuchs zwei Vorspeisenteller<br />
mit weißem und grünem Spargel mit<br />
Wasabidressing auf Paprikapaste und Räucherschinken.<br />
Doch zurück zum Start-up-Feeling: „Es<br />
ist schon etwas ganz Besonderes, so ins kalte<br />
Wasser geworfen zu werden und am Aufbau<br />
teilzuhaben, die Entwicklung zu beeinflussen<br />
und Konzepte zu entwerfen“, erzählt Omerovic.<br />
„Es ist eine tolle Teamleistung, von Null auf etwas<br />
zu schaffen.“ In den zweieinhalb Jahren, in denen<br />
Omerovic für Payuca tätig ist, stieg die Belegschaft<br />
von acht auf 25 Mitarbeiter. Auch ein so schnelles<br />
Wachstum muss ein Unternehmen erst einmal<br />
verkraften. In seine Rolle als „Head of Projects &<br />
Sales“ musste Omerovic erst hineinwachsen.<br />
„Anfangs war das ein Titel am Papier“, lacht er.<br />
„Da war ich einfach Mädchen für alles. Bei einem<br />
Start-up packt man an, wo gerade etwas zu tun<br />
ist, egal ob das Support, Marketing oder Vertrieb<br />
ist.“ Dennoch freut er sich, dass er sich jetzt ganz<br />
auf seinen Bereich konzentrieren kann. Alles hat<br />
eben so seine Zeit.<br />
Leerstand nutzen<br />
In Wien stehen viele Stellplätze frei. Grund dafür<br />
ist unter anderem die frühere Gesetzgebung,<br />
die pro gebauter Wohnung einen Parkplatz verlangte.<br />
Nun ist es so, dass der Trend wegführt<br />
vom eigenen Auto. „Wir sprechen also von<br />
Leerständen von 20 bis 30 Prozent bei institutionellen<br />
Anbietern. Die spannende Herausforderung<br />
ist es, diese zu nutzen und damit die Autos<br />
unter die Erde zu bringen“, so Omerovic. „Damit<br />
hat man oben mehr Platz für Stadtbild, Bäume,<br />
Begegnungszonen und vieles mehr. Ganz abgesehen<br />
von Aspekten der Nachhaltigkeit – man<br />
denke nur an die unnötig verbrauchten Liter an<br />
Sprit bei der Parkplatzsuche.“<br />
Intelligente Produkte<br />
Im letzten Jahr hat das Unternehmen, das mittlerweile<br />
seit 2017 operativ tätig ist, viel in die<br />
Weiterentwicklung des Produktes gesteckt. Die<br />
Software wird inhouse programmiert, entstanden<br />
sind zwei Bereiche. „Im Endkonsumenten-<br />
Bereich bieten wir eine Lösung zur Leerstandsverwertung<br />
an. Die User können mithilfe der<br />
Smart Parking App nach einem freien Parkplatz<br />
suchen und diesen buchen“, erklärt Omerovic.<br />
Die Kunden sind über die App, in der sie Name,<br />
Handynummer und Kennzeichen eingeben,<br />
verifiziert. Der Parkvorgang startet mit der<br />
Handyapp. „Derzeit sind es über 25.000 registrierte<br />
User in Wien und Umgebung, die aktiv in<br />
60 unserer Partnergaragen nach einem freien<br />
Parkplatz suchen können.“<br />
Da stellt sich mir die Frage, warum das Produkt<br />
nicht in mehr Städten angeboten wird.<br />
„Es dauert lange, eine Userstruktur aufzubauen,<br />
deswegen bauen wir Wien weiter aus“,<br />
steht Omerovic Rede und Antwort, „auch in<br />
Berlin haben wir vor Kurzem ein Pilotprojekt<br />
gestartet. Berlin, weil es ebenfalls eine große<br />
Stadt in einem Autofahrerland ist.“<br />
Für den Geschäftskundenbereich hat Payuca<br />
das Produkt „Smart Access“ entwickelt, das<br />
den Liegenschaftsverwaltern das Leben vereinfachen<br />
soll. Hier wird die komplette Administration<br />
aller Parkgaragennutzer, also auch der<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
103
Zu Tisch mit ...<br />
„Wir wollen weg<br />
von Schlüsseln und<br />
Funkhandsendern hin zu<br />
einer komplett digitalen<br />
Lösung.“<br />
Zeljko Omerovic,<br />
Payuca<br />
Dauerparker, über ein praktisches Dashboard<br />
angeboten. „Dabei wollen wir ganz weg von<br />
Schlüsseln und Funkhandsendern hin zu einer<br />
komplett digitalen Lösung“, so Omerovic.<br />
Dass viele Hausverwaltungen in diesem<br />
Bereich mit veralteten Methoden arbeiten,<br />
überrascht. „Wir haben mit über fünfzig<br />
Hausverwaltungen gesprochen und festgestellt,<br />
dass die Verwaltung der Dauerparker<br />
oft über ein Excelsheet gemanagt wird“, so<br />
Omerovic. „Weiters weiß eigentlich keiner so<br />
genau, wie viele Schlüssel und Funksender im<br />
Umlauf sind, da diese immer wieder verloren<br />
gehen oder nicht zurückgebracht werden.“ Mit<br />
„Smart Access“ können Nutzergruppen eingerichtet<br />
werden, eine Kennzeichenverwaltung<br />
schützt vor Missbrauch und Zugangsberechtigungen<br />
können per Klick erteilt und auch entzogen<br />
werden. „Das spart viel Zeit und Verwaltungsaufwand“,<br />
fasst mein Gast zusammen.<br />
Während ich das vorbereitete Kalbschnitzel<br />
und Cordon bleu mit Preiselbeeren und Erdäpfel-Vogerlsalat<br />
anrichte, erzählt mein Gast<br />
weiter. Wie kommt Payuca zu neuen Kunden<br />
kommt, möchte ich wissen.<br />
Neukundenakquise<br />
„Wir besuchen Messen wie ExpoReal oder die<br />
Immobilienmesse“, erzählt Omerovic, während<br />
er mit Genuss den ersten Bissen zu sich nimmt.<br />
„Wir sind dort als Aussteller und besuchen viele<br />
Stände, um neue Partner zu akquirieren. Jetzt,<br />
wo die Messen wegfallen, arbeiten wir viel über<br />
Empfehlungen und Online-Maßnahmen. So<br />
konnten wir auch eine Kooperation mit zwei<br />
großen Projekten gewinnen, welche uns positiv<br />
in die Zukunft blicken lassen”, so Omerovic.<br />
„Man muss aber auch sagen, dass in Österreich<br />
bzw. der DACH-Region die Gruppe der Liegenschaftseigentümer,<br />
Hausverwaltungen und Projektentwickler<br />
eine überschaubare Zielgruppe<br />
bilden. Deswegen setzen wir auch bei unseren<br />
Werbemaßnahmen verstärkt auf Bau- und Immobilienmagazine.“<br />
Generell möchte Payuca<br />
dieses Jahr nutzen, um sich gut zu positionieren<br />
und Marketing und Vertrieb auszubauen.<br />
Spannend finde ich auch, wie die Bestandsmieter<br />
darauf reagieren, fremde Kurzmieter in ihrer<br />
Garage vorzufinden. „Wir beugen einem möglichen<br />
Widerstand von privaten Garagennutzern<br />
vor, indem wir ganz gezielt auf Kommunikation<br />
setzen“, so Omerovic. „Nach Abschluss der Rahmenvereinbarungen<br />
gehen wir proaktiv auf die<br />
anderen Mieter zu, weil es uns wichtig ist, nah<br />
am Kunden zu sein. Dabei heben wir den Nachhaltigkeitsaspekt<br />
hervor und auch Vorteile, die<br />
sich für sie ergeben.“ Einige Partner lassen auch<br />
die Einnahmen durch die Kurzzeitvermietungen<br />
wieder in die Liegenschaft fließen. Das bedeutet<br />
einen konkreten Mehrwert für die Mieter selbst.<br />
Mitbewerb<br />
Da es mittlerweile sehr viele PropTechs gibt,<br />
interessiert mich natürlich auch der Mitbewerb.<br />
Produkte wie die Kennzeichenerfassung<br />
gibt es ja schon länger, im Millennium Tower<br />
beispielsweise mit der Technik von Skidata.<br />
„Wir haben uns auf Büro- und Wohnimmobilien<br />
und Hotels spezialisiert“, erklärt<br />
Omerovic. „Also dort, wo die Verwaltung von<br />
Nutzergruppen Sinn macht, damit schließen<br />
104 ImmoFokus
wir große oder kommerzielle Flächen wie zum<br />
Beispiel Flughäfen, Shoppingcenter etc. aus.“<br />
Und Corona?<br />
„Die COVID-19-Pandemie hat die Parkbranche<br />
sehr mitgenommen“, blickt Omerovic auf den<br />
ersten Lockdown zurück. „Im März 2020 ist<br />
alles zusammengebrochen und die Umsätze<br />
lagen bei null. Wir haben darauf reagiert und<br />
unsere Tarife angepasst. Das hat gefruchtet<br />
und wir konnten dadurch viele neue Nutzer<br />
in dieser Zeit dazugewinnen und die Umsätze<br />
stiegen.“ Da mehr Leute die öffentlichen Verkehrsmittel<br />
meiden und lieber mit dem Auto<br />
fahren, gleichzeitig aber mehr Leute im Home-<br />
Office bleiben, will ich wissen, ob sich das ausgleicht.<br />
Das verneint mein Gast. Dennoch, so<br />
merkt er an, ist das gezielte Suchen eines Garagenplatzes<br />
gestiegen. Schließlich gibt es viele<br />
Berufsgruppen, die das Auto benötigen, wie<br />
Pflegepersonal, Ärzte, Schichtdienstler etc. Damit<br />
blickt der Salesprofi zufrieden auf die Umsatzentwicklung.<br />
„Bei Smart Parking hat sich<br />
der Umsatz mehr als verdoppelt“, freut er sich.<br />
Und die Aussichten für das Kurzparkgeschäft<br />
sind gut, Omerovic geht von einer Aufwärtsentwicklung<br />
um 20–30 Prozent aus. Natürlich<br />
hofft er wieder auf die ausländischen Kunden,<br />
die gezielt nach Garagen in Wien googeln und<br />
diese buchen. „Geschäftsleute schätzen es, die<br />
Rechnung als PDF zu bekommen, die sie direkt<br />
an die Verrechnungsstelle weiterleiten können.<br />
Denken Sie an die Tickets, die man zieht<br />
und zahlt, die gehen leicht verloren und man<br />
muss sie direkt bei der Buchhaltung abgeben.“<br />
E-Charging und E-Mobilität<br />
Als Nachspeise gibt es einen herrlichen Kaiserschmarrn.<br />
Mit Rosinen mag er ihn besonders<br />
gerne. Damit sind wir beim letzten und<br />
aktuellsten Thema von Payuca angekommen,<br />
das E-Charging. „Wir wollen im Herbst ein<br />
fertiges Produkt anbieten“, ist Omerovic stolz.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
105
Zu Tisch mit ...<br />
„Eigentümer<br />
müssen sich<br />
auf die Welle<br />
der E-Mobilität<br />
vorbereiten.“<br />
Zeljko Omerovic,<br />
Payuca<br />
„Eigentümer müssen sich auf die Welle der E-<br />
Mobilität vorbereiten. In diesem Bereich gibt<br />
es viele Förderungen und es ist der perfekte<br />
Zeitpunkt, um auf diesen Zug aufzuspringen.“<br />
Zeljko Omerovic<br />
Zeljko Omerovic ist Head of Projects &<br />
Sales bei Payuca Parking Solutions. Nach<br />
Abschluss der Handelsakademie stieg<br />
Omerovic ins Finanz- und später ins Garagengeschäft<br />
ein, zuerst bei der Apcoa<br />
im technischen Bereich, dann wechselte<br />
er zu den Wiener Stadtwerken als Betriebsleiter<br />
der Firma Wipark, wo er sechs<br />
Jahre tätig war. 2019 heuerte er beim 2015<br />
gegründeten Start-up Payuca an.<br />
Was er gerne in der Freizeit macht, möchte ich<br />
zum Abschluss noch wissen. Omerovic erzählt<br />
von seiner heimlichen Liebe, dem Basketball.<br />
Er spielte lange aktiv, jetzt allerdings nur mehr<br />
in der Hobbyliga. Dennoch hat der Sport noch<br />
einen großen Stellenwert in seinem Leben.<br />
„Ich bin damit aufgewachsen“, schwärmt er.<br />
„Mit acht Jahren habe ich angefangen zu spielen<br />
und habe alle NBA-Spiele gesehen.“ Den<br />
Schritt zum Profisportler hat er nicht gesetzt,<br />
doch als Hobbysportler engagiert er sich sehr<br />
stark. Damit sind wir auch schon am Ende des<br />
spannenden Gesprächs. Was ich daraus mitnehme,<br />
will Omerovic wissen. Hauptsächlich,<br />
dass Prozessoptimierung nach wie vor ein<br />
sehr großes Thema und Parken ein durchaus<br />
spannendes Geschäftsfeld ist. Was bei der<br />
breiten Diskussion zur Parkraumbewirtschaftung<br />
herauskommen wird, da müssen wir uns<br />
überraschen lassen. Payuca wird jedenfalls<br />
weiter nach verwertbaren Leerständen in<br />
Garagen suchen.<br />
106 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
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107 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
Wein &<br />
Immobilien<br />
Frisch von der Leber weg<br />
Ein lockeres Gespräch bei einem Vinotheksstreifzug<br />
mit Hannes Speiser, Prokurist von Winegg Realitäten.<br />
Corona-bedingt durchgeführt im Büro.<br />
Die Wahrheit liegt<br />
in der Mitte<br />
Immobilienblase? Jein. Ein Investment in Immobilien lohnt sich trotzdem noch, unter welchen Umständen,<br />
das verrät Hannes Speiser beim Wein- und Immobilien-Talk. Sein Herz schlägt vor allem für Neubauprojekte,<br />
hierbei setzt er bei der Entwicklung auf Nachhaltigkeit und Lebensqualität.<br />
Kolumne: Lisa Grüner<br />
D<br />
er Spumante Rosé aus sortenreinem<br />
Pinot Noir vom Weingut Krug aus<br />
Gumpoldskirchen überzeugt mit<br />
seiner lachsrosa Farbe und angenehmer<br />
Perlenbildung. Dank seines fruchtigen,<br />
spritzigen Geschmacks ist er ideal für den Einstieg<br />
in unser Wein- und Immobilien-Gespräch. „Die<br />
Preise für Immobilien steigen kontinuierlich<br />
und das werden sie auch weiter tun“, antwortet<br />
Hannes Speiser auf meine erste Frage, ob sich<br />
ein Kauf derzeit überhaupt noch lohnen kann.<br />
Winegg, das mit einem Fokus auf Zinshäuser<br />
gegründet wurde, setzt weiterhin verstärkt auf<br />
dieses Geschäftsfeld. Es liegen laufend Angebote<br />
vor, die sorgfältig geprüft werden. Gekauft werden<br />
nur Objekte, die festgelegte Kriterien erfüllen<br />
und Entwicklungspotential aufweisen.<br />
„Winegg zahlt Bestpreise, garantiert eine rasche<br />
Prüfung, eine schnelle Kaufentscheidung und<br />
erstellt jederzeit ein verbindliches Gegenangebot.<br />
Jedoch eignet sich nicht jede Immobilie für ein<br />
nachhaltiges Investment“, erklärt Speiser.<br />
Die Wertsteigerung<br />
übertrifft die Rendite<br />
Wohnungen sind nachhaltige Güter, die generell<br />
eine hohe Wertsteigerung erfahren.<br />
„Es zeigt sich, dass Vorsorgekäufer verstärkt<br />
in Eigennutzer-Lagen investieren, da die<br />
Wertsteigerung mitunter attraktiver ist als die<br />
durch die Vermietung erzielte Rendite. Gründerzeithäuser<br />
besitzen Charme und weisen<br />
eine Großzügigkeit auf, durch gesamtheitliche<br />
Revitalisierungs-Konzepte werden diese sorgfältig<br />
den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts<br />
angepasst. Investoren – sowohl private als<br />
auch institutionelle – erkennen dieses Potential<br />
an Wertsteigerung“, so Speiser.<br />
Preise steigen weiter<br />
„Die Nachfrage der Investoren ist ungebrochen<br />
hoch, daher werden die Preise nicht zurückgehen.<br />
Was sich ändert, ist, dass die Investoren<br />
immer mehr Wert darauf legen, von wem sie<br />
kaufen, und verlässliche Partner schätzen“,<br />
Fotos: Stefan Gergely; Adobe Stock<br />
108 ImmoFokus
erklärt Speiser. Winegg ist ein professioneller<br />
Bauträger mit einer langjährigen Expertise,<br />
zahlreiche beachtliche Projekte wurden bereits<br />
realisiert.<br />
„Für den Eigenbedarf sind Altbauwohnungen<br />
mit ihrem Charme etwas ganz Besonderes, zur<br />
Vermietung eignen sich Neubauten jedoch<br />
besser, weil hier in Vorsorgewohnungen oder<br />
Wohnungspakete investiert werden kann, wo<br />
in der Vermietung marktübliche Mieten verlangt<br />
werden können“, erklärt er.<br />
Doch auch hier steht man Corona-bedingt vor<br />
neuen Herausforderungen. Diese besprechen<br />
wir beim nächsten Achterl. Ich öffne einen<br />
Grünen Veltliner DAC, Ried Kirchberg 2020<br />
vom Weingut Hirtl. Der Poysdorfer Wein<br />
präsentiert sich mit in einem leuchtenden<br />
Strohgelb mit zarten grünen Reflexen, bukettreich,<br />
Alexanderbirnen mit viel Würze in<br />
der Nase, Piment und schwarzer Pfeffer. Der<br />
erste Schluck überzeugt mit seinem pfeffrigen<br />
Geschmack. „Die Preissteigerungen bei den<br />
Rohstoffen und deren Verknappung erschweren<br />
das Bauen“, so Speiser. Die Rohstoffknappheit<br />
beobachtet Speiser mit leichter Sorge.<br />
„Das ist immer ein Indiz für Inflation und<br />
Krisen. Durch die COVID-19-Pandemie sehen<br />
wir auch, wie alles miteinander verflochten<br />
ist.“ Dazu kommt, dass sich Genehmigungen<br />
verzögern. Zum ersten Mal hat Winegg das digitale<br />
Einreichverfahren genutzt. „Wir haben<br />
ein aktuelles Wohnbauprojekt eingereicht und<br />
sind neugierig, wie effizient dieses Verfahren<br />
abgewickelt werden kann.“<br />
Wohnen im Neubau<br />
Beim Neubau achtet Speiser auf die aktuellen<br />
Trends. „Als Immobilienentwickler steht für<br />
uns im Zentrum, dass sich die Menschen in<br />
ihren Wohnungen überdurchschnittlich wohl<br />
fühlen und flexiblen Wohnraum vorfinden.<br />
Derzeit sind funktionale Grundrisse und<br />
Außenflächen wichtig. Sieht man sich die<br />
klassische Zwei-Zimmerwohnung an, so sind<br />
diese von 60 auf 50 und jetzt bis auf unter 40<br />
Quadratmeter geschrumpft.“ Jedenfalls ist es<br />
dem Prokuristen wichtig, Immobilien stets als<br />
Lebensraum und nicht ausschließlich als Renditeprodukt<br />
zu sehen. Der Vorteil am Neubau<br />
ist, dass man flexible und langfristige Wohnkonzepte<br />
für den Markt entwickeln kann.<br />
Als Bauträger errichtet Winegg nachhaltige,<br />
individuelle Immobilien, weswegen mit einer<br />
Vielzahl unterschiedlicher hervorragender<br />
Architekten zusammengearbeitet wird. „Um<br />
unserer sozioökonomischen Verantwortung<br />
gerecht zu werden, streben wir an, alle Wohnprojekte<br />
zu zertifizieren, auch die Bestandsobjekte“,<br />
so Speiser.<br />
Damit sind wir beim letzten Achterl angelangt<br />
und ich schenke uns einen Aviator vom<br />
Keringer ein. Der Blaufränkische konnte<br />
bei der Berliner Wine Trophy als bester<br />
Produzent Österreichs überzeugen und präsentiert<br />
sich mit einer fruchtigen Note nach<br />
roten Beeren und einer weichen Tannin-<br />
Struktur. Zum Schluss spreche ich die derzeitigen<br />
Herausforderungen am Markt an.<br />
„Die Stadtflucht sehen wir natürlich. Wir<br />
bieten ein breites Portfolio an und schränken<br />
uns weder bei der Projektgröße noch beim<br />
Segment ein. Auch entwickeln wir nicht nach<br />
Postleitzahlen, da wir überall Premiumlagen<br />
identifizieren können. Passen Lage, Infrastruktur,<br />
Zuzug und Preisniveau, dann bauen<br />
wir auch im Wiener Umland – wie aktuell in<br />
Korneuburg“, erzählt Speiser.<br />
Eine weitere Veränderung, welche die Corona-<br />
Krise mit sich gebracht hat, ist, dass Banken<br />
jetzt kritischer bei der Kreditvergabe prüfen<br />
und höhere Eigenkapitalquoten gefordert<br />
werden. „Die Banken werden vorsichtiger,<br />
da sie die aktuelle Situation abwarten und<br />
Marktveränderungen beobachten. Daher wird<br />
es immer deutlicher, dass ein gut aufgestelltes,<br />
beständiges Unternehmen mit exzellenter<br />
Bonität und einem hohen Track-Record eine<br />
stärkere Rolle in der Kreditvergabe spielt. Dank<br />
langjähriger Beziehungen und aufgrund der<br />
Erfüllung all dieser Eigenschaften hat die Winegg<br />
noch keine einschränkenden Erfahrungen<br />
gemacht“, so Speiser abschließend.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
109
Über den Tellerrand<br />
Sneaker, die<br />
aufstrebende<br />
Assetklasse<br />
Heiße Sohlen. Der Wiederverkauf von stark limitierten Sportschuhen<br />
hat sich in den letzten Jahren zum Milliardengeschäft entwickelt. Für<br />
Experten ist das Marktpotenzial noch lange nicht ausgeschöpft.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
N<br />
achdem zuvor die Gerüchteküche<br />
bezüglich einer möglichen<br />
Kollaboration zwischen Kanye<br />
West und dem Sportkonzern<br />
Nike mehr als ein Jahr lang so richtig brodelte,<br />
war es bei der Grammy-Verleihung 2008 schließlich<br />
so weit: Der US-Rapper betrat die Bühne<br />
in einem Paar Sneaker, das selbst „Sneakerheads“<br />
– so der Fachjargon für eingefleischte Sportschuhfans<br />
– nicht mehr dem Hersteller, Nike,<br />
zuordnen konnten. Der Rest ist Geschichte.<br />
Modelle von Wests Marke „Yeezy“, die im Übrigen<br />
seit 2015 von Adidas hergestellt werden,<br />
wurden zum weltweiten Verkaufsschlager und<br />
erzielen auf dem Zweitmarkt heute Spitzenpreise.<br />
Erst Ende April wurde der 2008 von West getragene<br />
Prototyp, der „Nike Air Yeezy 1“ via<br />
Sotheby’s um sage und schreibe 1,5 Millionen<br />
Euro verkauft.<br />
Dass sich auch das renommierte Auktionshaus<br />
den Sneakers zugewandt hat – um genau zu<br />
sein, bereits 2019, als es erstmals eine einschlägige<br />
Sammlung noch vor der Versteigerung<br />
an eine Privatperson verkaufte – unterstreicht<br />
den Status, den seltene „Turnpatschen“ heute<br />
unter Liebhabern, Sammlern aber auch Investoren<br />
genießen. Bereits der von Nike Co-<br />
Gründer Bill Bowerman designte „1972 Nike<br />
Waffle Racing Flat Moon Shoe“, das einzige<br />
Modell aus besagter Sammlung, das 2019 bei<br />
Sotheby’s tatsächlich versteigert wurde, ging<br />
für die Kleinigkeit von fast 360.000 Euro an<br />
den Bestbieter. Im Mai 2020 versteigerte das<br />
Auktionshaus schließlich ein Paar „Nike Air<br />
Jordan 1“ um den bisherigen Rekordpreis von<br />
460.000 Euro.<br />
Imposante Erfolgsstory<br />
Das Engagement von Sotheby’s im Geschäft<br />
mit Sneakers ist nur der vorläufig letzte Mosaikstein<br />
einer imposanten Erfolgsstory. Die<br />
ersten „Sneakerheads“ betraten in den 80er<br />
Jahren die Bildfläche. Sie begannen, begehrte<br />
Exemplare zumeist „Deadstock“ – also brandneu,<br />
ungetragen und noch in der Originalverpackung<br />
– zu sammeln und auch weiterzuverkaufen.<br />
Basketball-Stars, wie Michael Jordan,<br />
oder Künstler, wie Run DMC, die mit ihrem<br />
Song „My Adidas“ dem von ihnen präferierten<br />
Modell, dem „Adidas Superstar“, ein Denkmal<br />
setzten, trugen dazu bei, Sneaker in der Populärkultur<br />
zu verankern. Mit dem Aufkommen<br />
von Online-Verkaufsplattformen wie Ebay in<br />
den Nullerjahren war die Tür zum globalen<br />
Resale-Markt aufgestoßen.<br />
Endgültig in den Mainstream katapultiert<br />
wurde der Sneakerkult von sozialen Medien<br />
und Plattformen, die sich auf den Handel mit<br />
der begehrten Ware spezialisierten und – anders<br />
als etwa Ebay – auch deren Echtheit authentifizieren.<br />
Unter Letzteren sticht vor allem<br />
ein Name hervor: StockX. Seit der Gründung<br />
2016 durch Josh Luber hat sich der Online-<br />
Marktplatz für Sneaker, Mode, Elektronik<br />
und andere beliebte Sammlergüter wie etwa<br />
Sportkarten, Pokémon-Produkte oder Lego<br />
zum milliardenschweren Player entwickelt,<br />
der heute in mehr als 200 Ländern Käufer und<br />
Verkäufer zusammenbringt. Allein 2020 wurden<br />
rund 7,5 Millionen Trades abgewickelt und<br />
ein Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro<br />
eingefahren. Stark: In der jüngsten, im April<br />
Foto: DedMityay - stock.adobe.com<br />
110 ImmoFokus
Produkten befinden sich im Übrigen gleich<br />
zwei Sneaker: Auf dem ersten Platz landet der<br />
„Yeezy Boost 350 V2 Black Red“ von Adidas),<br />
auf dem dritten der „Jordan 11 Retro Jubilee<br />
25th Anniversary“ von Nike. Dazwischen<br />
reiht sich die „PlayStation 5 Blu-Ray Edition“<br />
von Sony ein.<br />
abgeschlossenen Finanzierungsrunde wurde<br />
StockX mit 3,8 Milliarden US-Dollar bewertet.<br />
Platzhirsch StockX<br />
„StockX hat sich schnell zu einem der größten<br />
und am schnellsten wachsenden Marktplätze<br />
für ein globales Publikum entwickelt, das sich<br />
nach Authentizität und relevanten Produkten<br />
sehnt“, sagt Brad Gerstner, CEO von Altimeter<br />
Capital, das das Barangebot, an dem sich bestehende<br />
und neue Investoren beteiligt haben,<br />
angeführt hat. Er geht davon aus, dass sich die<br />
Verkaufsplattform zu einer der wichtigsten<br />
E-Commerce-Adressen der Welt entwickeln<br />
wird. Von enormen Wachstumschancen<br />
spricht auch StockX-CEO Scott Cutler. „Wir<br />
kratzen erst an der Oberfläche davon, was<br />
StockX Millionen von Käufern und Verkäufern<br />
auf der ganzen Welt, denen die Plattform<br />
Zugang zu einem breiten Spektrum an authentischen<br />
und aktuellen Kulturprodukten<br />
verschafft, bieten kann“, sagt er.<br />
Angesichts der Entwicklung seit der Gründung<br />
scheint der Optimismus des Unternehmens<br />
und seiner Investoren alles andere als<br />
fehl am Platz zu sein. Vor allem die Pandemie<br />
hat das Geschäft weiter angeheizt. Nach Angaben<br />
von StockX haben „hunderttausende“<br />
Neukunden zwischen März 2020 und April<br />
2021 Waren im Gesamtwert von 800 Millionen<br />
Euro gehandelt. Dabei hat jeder neue<br />
User im Durchschnitt sieben Verkäufe abgeschlossen.<br />
Unter den drei meistgehandelten<br />
Bis 2030: 30 Milliarden<br />
US-Dollar-Markt<br />
Auch die Analysten der US-Investmentbank<br />
Cowen zeichnen ein positives Bild für den weltweiten<br />
Markt für wiederverkaufte Sneaker. Bis<br />
2030 soll dieser auf 30 Milliarden US-Dollar<br />
ansteigen. John Kernen, Analyst für Retail und<br />
Konsumgüter-Marken, hebt in diesem Zusammenhang<br />
vor allem die Vertriebsdynamik von<br />
Online-Marktplätzen, die sich auf den Wiederverkauf<br />
von Aftermarket-Sneakers, wie StockX,<br />
Stadium Goods oder Goat, spezialisiert haben,<br />
hervor. „Wir sehen Sneaker als eine aufstrebende<br />
Assetklasse an, die zwecks Sammlung,<br />
Wertsteigerung und Investment gehandelt<br />
wird“, so der Experte. Zu deren Vorzügen zählt<br />
er neben Illiquiditätsprämien und Diversifikation<br />
beziehungsweise der Nicht-Korrelation<br />
zu traditionellen Assetklassen auch attraktive<br />
Risiko- und Ertragseigenschaften.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
111
Über den Tellerrand<br />
Im Mai 2020 wurde bei<br />
Sotheby‘s ein Paar<br />
getragene „Nike Air Jordan<br />
1“ Sneaker um 460.000 Euro<br />
versteigert. Angesichts des<br />
Trägers kein Wunder: „His<br />
Airness“ Michael Jordan<br />
höchstpersönlich.<br />
Die Erfolgsstory des Handels mit wiederverkauften<br />
Sneakers fußt jedenfalls auf einem<br />
einfachen wirtschaftlichen Prinzip: Starke<br />
Nachfrage bei einem begrenzten Angebot.<br />
Während die Sportartikelhersteller mit dem<br />
Wiederverkauf keine direkten Umsätze erzielen,<br />
profitieren sie letztlich vom boomenden<br />
Zweitmarkt. Die direkten Folgen für den Primärmarkt<br />
laut dem Cowen-Analysten: Der<br />
Release limitierter Editionen, ein zunehmender<br />
Hype um die Launches, der vor allem über<br />
Social Media Kanäle angeheizt wird, sowie<br />
steigende durchschnittliche Verkaufspreise<br />
und Bruttomargen.<br />
„Campout“ oder „Raffle“<br />
Zu der von ihnen begehrten Ware kommen<br />
„Sneakerheads“, Investoren und Konsorten<br />
an den nur kurz davor bekanntgegebenen<br />
offiziellen Release-Tagen, die alle paar Wochen<br />
stattfinden, entweder Online oder im<br />
stationären Handel. Wer sich schon mal über<br />
lange Schlangen von Jugendlichen vor geschlossenen<br />
Sneaker-Geschäften – die Rede ist<br />
vom sogenannten „Campout“ – gewundert hat,<br />
wurde möglicherweise Zeuge eines solchen<br />
Verkaufsstarts. Beim Kauf über das Internet<br />
muss man sich wiederum gegen Sneaker-Bots<br />
wie „QBotaio“, „Cybersole“ oder „thunder_io“<br />
durchsetzen, die den Kaufprozess innerhalb<br />
weniger Sekunden – und damit schneller als<br />
jeder „Sneakerhead“ – völlig automatisiert abschließen<br />
können.<br />
Sowohl Online als auch „Instore“ finden Sneaker-Releases<br />
mittlerweile in der Regel ausschließlich<br />
per „Raffle“ statt. Im Rahmen dieser<br />
Verlosungen kann man sich das Kaufrecht<br />
sichern – zum normalen Ladenpreis wohlgemerkt.<br />
Gehört man zu den Glücklichen, die ein<br />
Paar stark limitierte Sneaker ergattern, so lässt<br />
man diese in der Originalschachtel – in der Regel<br />
die Grundvoraussetzung für einen „Resell“<br />
– und versucht, den optimalen Zeitpunkt für<br />
einen Wiederverkauf auszuloten. Das ist alles<br />
andere als ein einfaches Unterfangen. In der<br />
Regel könnten die höchsten Preise unmittelbar<br />
nach dem Lauch erzielt werden, wenn der von<br />
den Sportartikelherstellern angeheizte Hype<br />
am präsentesten ist. Andererseits kann der<br />
Wert eines bereits vor längerer Zeit veröffentlichten<br />
Modells, das von einem Star bei einem<br />
wichtigen Event getragen wird, unverhofft in<br />
die Höhe schnellen. Besitzt man das richtige<br />
Modell und stimmt der Verkaufszeitpunkt, so<br />
sollten jedenfalls durchaus Preise erzielt werden,<br />
die um einige hundert Prozent über den<br />
Ladenpreis liegen<br />
Fotos: wachiwit - stock.adobe.com, StockX<br />
112 ImmoFokus
Advertorial<br />
Fotos: pkazmierczak/Adobe Stock, Franz Helmreich Fotografie<br />
Ferienimmobilie<br />
Nebenkosten Grunderwerbsteuer.<br />
F<br />
erienimmobilien außerhalb der<br />
Stadt boomen und werden gerne<br />
gekauft. Neben dem eigentlichen<br />
Kaufpreis und einer Maklerprovision<br />
ist insbesondere die Grunderwerbsteuer (GrESt)<br />
zu beachten.<br />
Kaufvertrag entscheidend<br />
Der Kauf eines Ferienhauses oder einer Ferienwohnung<br />
unterliegt der Grunderwerbsteuer.<br />
Hier ist zu beachten, dass bereits der Abschluss<br />
des Kaufvertrages, der den Anspruch auf Übereignung<br />
begründet, der Grunderwerbsteuer<br />
unterliegt. Die Steuerschuld entsteht, sobald<br />
dieser Erwerbsvorgang verwirklicht ist. Die<br />
Steuerschuld entsteht daher mit dem Tag der<br />
Willenseinigung über den Kaufgegenstand und<br />
den Preis. Dies gilt unabhängig von der Bezeichnung<br />
des Dokumentes oder ob diese schriftlich<br />
oder mündlich erfolgt. In der Praxis erfolgt<br />
dies in der Regel mit der Unterfertigung des<br />
Grundstückskaufvertrages durch die Parteien.<br />
Wird daher heute ein Kaufvertrag über eine<br />
Ferienimmobilie abgeschlossen und verein-<br />
LeitnerLeitner<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater<br />
bart, dass die Übergabe und Bezahlung erst<br />
in sechs Monaten erfolgen soll, so entsteht<br />
dennoch bereits heute die Steuerschuld. Bis<br />
zum 15. des zweitfolgenden Monats ist dann<br />
die Grunderwerbsteuer an das Finanzamt<br />
abzuführen (in der Regel erfolgt diese durch<br />
Selbstberechnung durch den Notar oder<br />
Rechtsanwalt). Die Grunderwerbsteuer beträgt<br />
3,5 % von der Gegenleistung, d.h. Kaufpreis<br />
inklusive Umsatzsteuer. Wird der Vertrag<br />
schlussendlich nicht erfüllt, könnte aber geprüft<br />
werden, ob eine Nichtfestsetzung oder<br />
Rückgängigmachung der GrESt möglich ist.<br />
Lediglich eine aufschiebende Bedingung (z.B.<br />
eine behördliche Genehmigung) kann die GrESt<br />
bis zum Bedingungseintritt aufschieben. Das<br />
Bundesfinanzgericht (BFG) hat kürzlich ausgeführt,<br />
dass dies auch für behördliche Bestätigungen<br />
oder Zustimmungen gilt. Nach dem<br />
BFG kann dies aber auch in einer Erklärung des<br />
Erwerbers liegen. Im vorliegenden Fall wurde<br />
der Vertrag unter der Bedingung abgeschlossen,<br />
dass die vermietbare Fläche eine bestimmte<br />
Am Heumarkt 7<br />
A-1030 Wien<br />
Tel: +43 /1/718 98 90<br />
Fax: + 43 /1/718 98 90 - 804<br />
E-Mail: wien.office@leitnerleitner.com<br />
Größe erfüllt. Der Erwerber war verpflichtet,<br />
dies bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu<br />
erklären (BFG 19.01.2021, RV/7102385/2020).<br />
Das Finanzamt ging davon aus, dass bereits der<br />
Vertragsabschluss die GrESt auslöst. Nach dem<br />
BFG ist dies aber erst mit dem späteren Eintritt<br />
dieser Bedingung der Fall.<br />
Getrennte Verträge<br />
Wird ein Grundstück erworben, um darauf später<br />
eine Ferienimmobilie zu errichten, unterliegt<br />
grundsätzlich nur der Grundstückskauf<br />
der GrESt. Erfolgt der Kauf des Grundstücks<br />
und eines zu errichtenden Hauses aber als wirtschaftliche<br />
Einheit, so kann anderes gelten.<br />
Sind die Verträge rechtlich nicht verknüpft,<br />
aber in einem so engen sachlichen Zusammenhang,<br />
sodass bei objektiver Betrachtungsweise<br />
der Käufer als einheitliche Leistung ein bebautes<br />
Grundstück erhält, so fällt GrESt für den<br />
Gesamtkaufpreis (Liegenschaft und Gebäude,<br />
auch bei unterschiedlichen Verkäufern) an<br />
(BFG 06.03.2019, RV/7100894/2016).<br />
Neben der GrESt wird für die Eintragung<br />
des neuen Eigentümers ins Grundbuch eine<br />
Eintragungsgebühr von 1,1 % der Gegenleistung<br />
fällig.<br />
Harald Galla<br />
ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater<br />
bei LeitnerLeitner Wien und auf<br />
Immobilientransaktionen spezialisiert.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
113
Zum Autor<br />
Louis Obrowsky, Präsident des Verbandes der<br />
Institutionellen Immobilieninvestoren. Geschäftsführer der<br />
LLB Immo Kapitalanlagegesellschaft.<br />
Vermieter und Mieter<br />
sind keine Gegensätze<br />
Kommentar: Louis Obrowsky<br />
in der Bewirtschaftung der Immobilien. Dies erreicht man im Regelfall<br />
aber nicht durch das Ausreizen des absoluten Mietzinses, sondern im<br />
Gegenteil durch einen hohen Vermietungsgrad bei gleichzeitig langen,<br />
durchschnittlichen Restlaufzeiten der Mietverhältnisse. Denn mathematisch<br />
ist ein (längerer) Leerstand durch potenziell höhere Mieten in<br />
der Zukunft niemals aufzuholen.<br />
Mieter als Partner<br />
Gute Mieter werden von institutionellen Vermietern als Partner auf Augenhöhe<br />
wertgeschätzt. Und wenn es zur Verhandlung bezüglich einer<br />
Mietvertragsverlängerung kommt, werden die Interessen beider Seiten<br />
ausführlich berücksichtigt. Gerade aktuell in Zeiten der Corona-Krise<br />
hat die professionelle Vermieterseite rasch und unbürokratisch den<br />
Mietern geholfen und wenn nötig mietfreie Zeiten gewährt. Im Gegenzug<br />
waren viele Mieter bereit, ihre Mietverhältnisse langfristig zu verlängern.<br />
So entstand eine Win-win-Situation. Denn jedem Profi-Vermieter<br />
ist bewusst: Es ist immer einfacher und billiger, gute Mieter zu behalten,<br />
als gute neue Mieter zu finden.<br />
Die Kluft zwischen Vermieter und Mieter wird politisch und medial<br />
gerne heraufbeschworen und als unüberbrückbare Gegensätze dargestellt.<br />
Gibt es Diskussionen, wird der Vermieter, sehr oft ohne genaue<br />
Kenntnis der Sachlage, als der „böse Ausbeuter“ dargestellt. Das ist<br />
unlauter und entspricht gerade bei den institutionellen Immobilieninvestoren<br />
nicht der Realität.<br />
Daher sollte man die Beziehung zwischen Vermieter und Mieter durchaus<br />
differenziert betrachten. Denn gerade institutionelle Vermieter<br />
zählen zu den Profis im Geschäft. Das übergeordnete Ziel, unter Berücksichtigung<br />
aller Parameter, ist das Erzielen des besten Ergebnisses<br />
Indexanpassungen müssen stattfinden<br />
Institutionelle Vermieter – dazu zählen unter anderem Versicherungen,<br />
Pensions- und Vorsorgekassen sowie offene Immobilienfonds – veranlagen<br />
in Immobilien auch nicht zum Selbstzweck, sondern halten diese<br />
treuhändig für und managen diese im Interesse ihrer Kunden. Diese Kunden<br />
sind bei den genannten Institutionen die sprichwörtlichen kleinen<br />
Leute, deren Abfertigungen aufgrund gesetzlicher Vorgaben veranlagt<br />
werden, oder jene, die für ihre private Zusatzpension vorsorgen. Leichtfertig<br />
getätigte Äußerungen unbedarfter Politiker beziehungsweise das<br />
Aussetzen von gesetzlich vorgesehenen Indexanpassungen, wonach<br />
Immobilienbesitzer im Sinne der Solidarität auf Einkünfte verzichten<br />
sollten, schädigen in Wahrheit jene Klientel, welche diese Personen vorgeben<br />
zu unterstützen. Die dadurch geringere Rendite wird dann locker<br />
zum Vorwurf erhoben und der Kapitalmarkt schlechtgeredet.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
114 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Martin Prunbauer ist seit 2012 Präsident des Österreichischen<br />
Haus- und Grundbesitzerbundes (ÖHGB), seit 2020<br />
Präsident des Zentralverbands Haus und Eigentum und im<br />
Zivilberuf als Rechtsanwalt in Wien tätig.<br />
Mehr Eigentum!<br />
Kommentar: Martin Prunbauer<br />
Ende März wurde im Nationalrat das „Mietzinsrechtliche Pandemiefolgenlinderungsgesetz“<br />
beschlossen. Mit diesem Gesetz sollten nach<br />
der Absicht der Antragsteller die wirtschaftlichen und sozialen Folgen<br />
der Pandemie zugunsten bedürftiger Mieter abgefedert werden. Tatsächlich<br />
muss diesem Gesetz mangelnde Treffsicherheit beschieden<br />
werden, denn mit dieser Maßnahme wurden im Gießkannenprinzip<br />
sämtliche Mieter des ohnehin preisregulierten Mietsektors – egal, ob<br />
diese von den Folgen der Pandemie überhaupt betroffen waren – auf<br />
Kosten der Vermieter begünstigt. Dagegen erhobene Einwände wurden<br />
von den Grünen kurzerhand als „Sorgen der Wohlhabenden und Eigentümer“<br />
vom Tisch gewischt.<br />
Eigentumsfeindliche Politik<br />
Wer also ein Haus oder eine Wohnung besitzt, ist nach dem Weltbild<br />
linksorientierter Parteien automatisch als vermögend anzusehen. Hinzukommt,<br />
dass nach deren Verständnis mit Wohnraum kein (nennenswerter)<br />
Gewinn gemacht werden soll. Im Sinne des Gemeinwohls soll<br />
leistbarer Wohnraum für alle zur Verfügung stehen. Dafür haben auch<br />
die privaten Eigentümer zu sorgen.<br />
Erhöhung der Ausgaben<br />
Im Interesse von Klima und Umwelt muss dem ökologischen Gedanken<br />
entsprechend die Sanierungsrate drastisch erhöht werden, um CO2-<br />
Emissionen aus dem Hausbestand deutlich zu reduzieren. Dazu sind<br />
hohe Investitionen der Eigentümer durch Fensteraustausch, thermische<br />
Sanierung, Umstellung der Energieversorgung usw. nötig.<br />
Und schließlich gibt es als weitere Hürde noch Corona-Schulden, zu deren<br />
Finanzierung auch der Grundbesitz der Eigentümer herhalten soll.<br />
Die logische Konsequenz einer eigentumsfeindlichen Politik lautet:<br />
Kann sich ein Eigentümer seine Immobilie fortan nicht mehr leisten,<br />
dann soll er sie halt verkaufen. Egal, ob man sich den Erwerb der eigenen<br />
Wohnung vom Mund abgespart hat, die Anschaffung zur Aufbesserung<br />
der eigenen Pension oder zur<br />
Versorgung der eigenen Kinder<br />
vorgenommen hat.<br />
Von einer Immobilie<br />
lässt sich bekanntlich<br />
nicht abbeißen.<br />
Ein „Gewinn“ entsteht<br />
erst, wenn die<br />
Wohnung verkauft<br />
wird. Eine ideologisch<br />
motivierte Politik, die<br />
Handlungsfähigkeit<br />
suggerieren<br />
will und völlig<br />
undifferenziert im<br />
Interesse des Gemeinwohls auf Kosten des Eigentums agiert, halte ich<br />
für brandgefährlich. Es zeugt von Kurzsichtigkeit, auf die Substanz abzustellen<br />
und die Ertragslage außer Betracht zu lassen. Eine derartige<br />
Sichtweise gefährdet den Mittelstand, denn es sind vor allem die kleinen<br />
und mittleren Eigentümer, die „aufgeben“ und aus dem Markt gedrängt<br />
werden.<br />
Die Folgen der Pandemie lassen sich nicht über neue Steuern oder Steuererhöhungen<br />
lösen. Es müssen neue Wege und Strategien beschritten<br />
werden. Eigentum spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es ist eine wesentliche<br />
Voraussetzung für die Vornahme von Investitionen. Damit<br />
diese getätigt werden, müssen Anreize und nicht Belastungen geschaffen<br />
werden.<br />
Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Eigentum! Bereits Julius<br />
Raab hatte die Bedeutung von Eigentum erkannt und gewarnt: „Wo das<br />
Eigentum aufhört, hört auch die Freiheit auf.“<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
115
ImmoFokus.Rubrik<br />
Bewertung<br />
ImFokus<br />
Nehmen wir den<br />
Klimawandel genauso<br />
ernst wie die Pandemie<br />
Hinterfragen wir mal. Als Gutachter haben wir jeden Tag mit großen Summen zu tun, und können<br />
die Auswirkungen beim Einsatz derselben jeden Tag verfolgen. Ganz anders ist das bei den Summen,<br />
die von uns (allen) derzeit eingesetzt werden.<br />
Kolumne: Wolfgang Fessl<br />
W<br />
as würde passieren, wenn<br />
die Politik den Klimawandel<br />
genauso ernst nehmen würde<br />
wie zum Beispiel eine Pandemie?<br />
Die Politik hat uns die letzten Monate<br />
gezeigt, dass man, anders als in der Immobilienbranche,<br />
ohne Fachwissen und Hintergrundinformation<br />
in sehr kurzer Zeit sehr viel Geld bereitstellen<br />
kann. Es ist ganz offensichtlich: Wenn<br />
es darauf ankommt, und die Bereitschaft dazu<br />
da ist, dann können innerhalb von Stunden einige<br />
Milliarden an Staatshilfen lockergemacht werden.<br />
Und wofür eigentlich? Für das Überleben unserer<br />
Wirtschaft? Für ein paar tausend Tote<br />
weniger in der Statistik? Für eine bessere Arbeitslosenquote?<br />
Nein, im Wesentlichen dafür,<br />
damit wir nachher so leben können wie vor der<br />
Pandemie. Nicht besser, nicht anders, nur weiter.<br />
Und wer wird das alles bezahlen?<br />
Die Kabarettszene hatte als erste eine Antwort<br />
darauf: Leute, die wir nie kennenlernen werden!<br />
Weil sich das auch für unsere Enkel nicht<br />
ausgehen wird. Wer da noch Skepsis hat, möge<br />
sich bitte die Staatsverschuldung ab dem Jahr<br />
1970 ansehen, und die bisherigen Bemühungen<br />
diese im Laufe der Jahrzehnte wieder in<br />
den Griff zu bekommen.<br />
Zwar scheint es Ansätze zu geben, wie zum<br />
Beispiel die „Modern Money Theory“, um diese<br />
aber tatsächlich als Lösung zu akzeptieren,<br />
müsste man auch an das Christkind glauben.<br />
Die Kosten steigen und steigen<br />
Es scheint aber jedenfalls Einigkeit darüber<br />
zu geben: Je länger wir uns mit dieser Krise<br />
herumschlagen müssen, desto höher werden<br />
die daraus entstandenen Kosten sein. Eine Binsenweisheit,<br />
die aber natürlich für jede Krise<br />
Geltung hat.<br />
Deswegen sei die Frage erlaubt: Wieso gibt<br />
man das Geld für die eine Gesundheitskrise<br />
(aka Pandemie) sehr leichtfertig aus, für die<br />
andere Gesundheitskrise aber seit Jahren nicht<br />
(aka Klimawandel)? Immerhin sind die Auswirkungen<br />
und Anforderungen der zweiteren<br />
auch schon recht lange bekannt, und Klimaforscher<br />
warnen uns seit Jahrzehnten vor den<br />
Folgen der Erd erwärmung.<br />
Politisch unpopulär<br />
Die Antwort ist so einfach wie unbefriedigend:<br />
Die Maßnahmen im Zuge der Pandemie lassen<br />
sich innerhalb einer Legislaturperiode<br />
politisch gut verwerten. Die Aktionen im Zusammenhang<br />
mit dem Klimawandel sind eine<br />
Investition in die Zukunft, und diese dauert<br />
deutlich länger als eine Legislaturperiode.<br />
Und die Maßnahmen hierfür sind unbequem,<br />
unpopulär, zeitlich kaum abzugrenzen und<br />
kosten auch noch jede Menge Geld.<br />
Die Immobilienbranche ist seit jeher eine, in<br />
der langfristige Überlegungen eher zum Ziel<br />
führen, deshalb fällt es ihr auch so schwer Derartiges<br />
zu akzeptieren.<br />
Die Klimakrise hat jedoch den Vorteil, dass<br />
genau bekannt ist, was zu tun wäre, ganz anders<br />
als bei der Pandemie. Letztere zeigt aber<br />
zumindest, wie wichtig es wäre, dass politische<br />
Entscheidungen anhand wissenschaftlicher<br />
116 ImmoFokus
Fakten gefällt werden. Das Thema wurde ja<br />
bereits umfassend erörtert, es besteht breiter<br />
Konsens darüber, was geschehen müsste: Mobilitätskonzepte<br />
überdenken, mehr Öffi-Angebote,<br />
mehr Radwege, weniger Flächenversiegelung,<br />
mehr Grün in der Stadt, die Zersiedelung<br />
stoppen, Photovoltaik, Windkraft, nachhaltige<br />
Energie, weniger Kunststoffe und so weiter.<br />
Klare Zielvorgaben wären da ein wichtiger<br />
Schritt in die richtige Richtung. „Bis zum <strong>Sommer</strong><br />
sind alle durchgeimpft“ ist da genauso<br />
wenig ausreichend wie „Bis 2050 haben wir<br />
die Energiewende geschafft“. Im Überlebensmarathon<br />
haben wir für die ersten zwei Kilometer<br />
den Großteil des Geldes ausgegeben<br />
und versuchen jetzt mit dem kläglichen Rest<br />
auf den verbleibenden 40 Kilometern auszukommen.<br />
So gesehen habe ich Zweifel, ob die<br />
Lernkurve der Politik steil genug ist und die<br />
Epidemiologen das Staffelholz rechtzeitig an<br />
die Klimaforscher übergeben … <br />
Wolfgang M. Fessl<br />
Wolfgang M. Fessl ist Spezialist für Einzelhandels-<br />
und Sonderimmobilien und<br />
verfügt über langjährige Erfahrung in der<br />
Immobilienbranche. Vor seiner Tätigkeit<br />
bei der Reinberg Gruppe war er als Head<br />
of Asset-Management bei der conwert und<br />
der Immofinanz. Sein Fokus lag auf großvolumigen<br />
Bestandsportfolien und Retailimmobilien.<br />
Insgesamt verfügt Wolfgang<br />
Fessl über mehr als 20 Jahre Erfahrung im<br />
nationalen und internationalen Immobiliengeschäft.<br />
Fessl ist allgemein beeideter und<br />
gerichtlich zertifizierter Sachverständiger,<br />
Immobilientreuhänder (Makler), Member<br />
der Royal Institution of Chartered Surveyors<br />
(RICS), zertifiziert nach CIS Immozert<br />
und Recognised European Valuer (REV).<br />
Die Fußball-Challenge für<br />
die Immobilienbranche<br />
Wer teilnehmen kann: Firmenteams der Immobilienwirtschaft,<br />
Hobbyteams mit Menschen aus der Immobilienwirtschaft<br />
Voraussetzungen: Mindestens 5 SpielerInnen (max. 15 SpielerInnen)<br />
Turniermodus: Fair!<br />
Teilnahmegebühr: € 800,-/Gruppe<br />
(inklusive Getränke und Barbecue)<br />
Wir ersuchen um Bewerbungen an<br />
tanja.klingseis@media-group.immo<br />
Ort: Westside Soccer Arena<br />
Termin: 18. 09. 2021, 13 00 - 18 00 Uhr<br />
powered by<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
117
Positionen & Meinungen<br />
Real Circle<br />
#22<br />
Bewegung in<br />
der Branche<br />
Vier Tische, vier Themen. Auf Einladung von IMMOunited und dem<br />
ImmoFokus stellten beim 22. RealCircle zahlreiche Kapazunder der<br />
Immobilienbranche in vier Diskussionsgruppen aktuelle Business-Modelle<br />
auf den Prüfstand.<br />
L<br />
ange hat es gedauert, bis COVID-19<br />
wieder einen Real Circle möglich<br />
machte. Umso freudiger wurde die<br />
Chance ergriffen, brisante Themen<br />
wie Office & Wohnen & Hotel, Shopping &<br />
Logistik, Rahmenbedingungen in der Finanzierung<br />
und Crowdfinanzierung, Mezzaninkapital<br />
& Co. im illustren Rahmen im Stöckl im<br />
Park zu diskutieren.<br />
Shopping & Logistik<br />
„Equity is the bottleneck“, geht Maximilian<br />
Pasquali von Axian Investment Partners auf die<br />
erste Frage, ob die Banken zwischen „echtem“<br />
Eigenkapital und solchem, das beispielsweise<br />
von Mezzanine-Kapitalgebern akquiriert werden<br />
konnte, unterscheiden, ein. „Für jeden Projektentwickler<br />
ist das Eigenkapital das höchste<br />
Gut.“ Dennoch hat Pasquali die Erfahrung<br />
gemacht, dass Banken, unabhängig von der<br />
Assetklasse, hier keinen zu großen Unterschied<br />
machen, ob das Geld direkt vom Projektentwickler<br />
kommt, oder eine Ebene höher aufgestellt<br />
wird, sei es von einer Zwischenholding,<br />
einem Mezzaninkapitalgeber oder einem Silent<br />
Partner oder einer anderen hybriden Finanzierungsform.<br />
„Solange die Projektentwickler<br />
Skin in the game, also Blutkapital dabei haben,<br />
können die Banken gar nicht sehen, woher die<br />
wirklichen Eigenmittel kommen“, beantwortet<br />
er die Frage mit einem eindeutigen Nein.<br />
Harald Galla von LeitnerLeitner schließt sich<br />
dem an: „Für die Bank ist nur wichtig, dass die<br />
anderen Geldgeber dem Bankkredit nachrangig<br />
sind. Ob es sich um echtes Eigenkapital<br />
oder nachrangige Fremdfinanzierungen wie<br />
Darlehen oder Mezzaninkapital handelt, hat<br />
auf den Zinssatz, den die Bank verlangt, keinen<br />
nennenswerten Einfluss.“<br />
„Als Investor und Geldgeber für ein Bauträgerprojekt<br />
kann ich dem nur beipflichten“, bestätigt<br />
auch Andreas Millonig von Imabis die<br />
Vorredner. „Der Bank war es egal, woher das<br />
Geld kommt, solange die Liquidität vorhanden<br />
ist. In meinem Fall war die Finanzierung<br />
bei 90 Prozent und unsere Eigenmittel kamen<br />
aus einer immobilienbesicherten Finanzierung.“<br />
Dietmar Steger von Colliers schließt<br />
sich den Aussagen seiner Vorredner an und<br />
ergänzt, dass die Banken jetzt kaum mehr zu<br />
100 Prozent finanzierte Projekte genehmigen<br />
und die Risk Manager eine Eigenkapitalquote<br />
von mindestens 10 bis 20 Prozent einfordern.<br />
Millonig bestätigt die Tendenz, dass Projekte<br />
viel genauer geprüft werden als noch vor<br />
zehn Jahren. Pasquali merkt noch an, dass es<br />
„Für jeden Projektentwickler<br />
ist das Eigenkapital das<br />
höchste Gut.“<br />
Maximilian Pasquali,<br />
Axian Investment Partners<br />
118 ImmoFokus
nicht nur auf die Eigenkapitalquote ankommt,<br />
sondern auch auf die Convenance. „Auch darf<br />
man so Kleinigkeiten wie den Negative Pledge,<br />
den man ja nicht haben möchte, vergessen“,<br />
erklärt er.<br />
Shopping-Center im Visier<br />
Unser nächstes Thema kreist um den Shopping-Center-Bereich<br />
und die Frage, ob die<br />
Vorkrisen-Preisniveaus jemals wieder erreicht<br />
werden können. „Die Shopping-Center in guten<br />
Lagen werden weiter funktionieren“, konstatiert<br />
Galla. Die Umsätze des Versandhandels<br />
haben gezeigt, dass der Wunsch nach Konsum<br />
ungebrochen ist. „Die Leuten wollen und<br />
können konsumieren. Der Vorteil am Kaufen<br />
im Geschäft ist, dass ich die Ware sofort habe.<br />
Dennoch werden es Gewerbeparks, vor allem<br />
im ländlichen Bereich oder mit schlecht ausgebauter<br />
Infrastruktur immer schwerer haben.<br />
Vor allem, wenn der Mix an Retailern nicht<br />
passt“, so Millonig. Steger weist darauf hin, bei<br />
Retail zu differenzieren. „Fachmarktzentren<br />
gehen sehr gut, vor allem solche, die einen<br />
Nahversorgungscharakter haben“, so Steger.<br />
„Diejenigen, die einen Lebensmittelhändler als<br />
Ankermieter haben, erzielen immer noch eine<br />
Rendite von bis zu fünf Prozent. Auch Lagen<br />
wie das Goldene Quartier etc. werden weiter<br />
funktionieren, auch wenn die Konzepte zum<br />
Teil neu überdacht werden müssen.“ Pasquali<br />
fasst zusammen, dass sich die Fachmarktzentren,<br />
so sie gut angebunden sind, in den<br />
Randlagen langfristig keine Sorgen machen<br />
müssen, ebenso wie die Core-Lagen. Galla<br />
bestätigt, dass Renditen um die fünf Prozent<br />
immer noch erzielbar sind. Als Beispiel hebt<br />
Steger Parndorf hervor. „Das McArthurGlen<br />
zieht die Leute an und das Fashion Outlet fährt<br />
dadurch mit.“ Die Infrastruktur wird dort weiter<br />
ausgebaut, ein zweites Hotel errichtet. Der<br />
Wettbewerbsvorteil liegt am Einzugsgebiet der<br />
„Projekte werden von<br />
den Finanzierern viel<br />
genauer geprüft als<br />
noch vor zehn Jahren.“<br />
Andreas Millonig,<br />
Imabis<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
119
Positionen & Meinungen<br />
„Für die Bank ist wichtig, dass<br />
die anderen Geldgeber dem<br />
Bankkredit nachrangig sind.“<br />
Harald Galla,<br />
LeitnerLeitner<br />
„Fachmarktzentren<br />
gehen sehr gut, vor<br />
allem solche, die<br />
einen Nahversorgungscharakter<br />
haben.“<br />
Dietmar Steger,<br />
Colliers<br />
drei Städte, wobei vor allem die hohe Kaufkraft<br />
Bratislavas Umsätze bringt. „Parndorf war ein<br />
genialer Schachzug und ein visionärer Ansatz,<br />
der sich rechnet“, fasst Steger zusammen.<br />
Ein Blick auf die Mariahilfer Straße zeigt, dass<br />
sich die Fußgängerzone positiv auf die Geschäfte<br />
und Umsätze ausgewirkt hat. Kritische<br />
Stimmen sind verstummt. „Fragen Sie die Verkäufer,<br />
ob sie wieder Autos dort haben möchten“,<br />
so Millonig. „Unterm Strich ist dort mehr<br />
los als früher, auch wenn ein paar Geschäfte<br />
abgezogen sind.“<br />
Boom Logistikimmobilien<br />
Dass die Assetklasse Logistik einen Boom<br />
feiert, da sind sich alle Diskutanten einig. Österreich<br />
war ein Markt, wo es keine Entwickler<br />
für Logistikimmobilien gegeben hat, und<br />
entsprechend wenig Objekte gibt es. Mit ein<br />
Grund waren die hohen Grundstückspreise in<br />
Österreich, die sich jetzt, wo attraktive Mieten<br />
gezahlt werden, durchaus rechnen. „Hat man<br />
langfristige Mieter wie Amazon oder einen<br />
Pharmakonzern, dann wird auch ohne Besichtigung<br />
gekauft“, erzählt Steger. Der Standort<br />
Perfektastraße erzielt eine Rendite von 3,4 Pro-<br />
zent. Wenn in Österreich von Spitzenrenditen<br />
im Logistikbereich geredet wird, dann spricht<br />
man von etwa vier Prozent, wird ergänzt. „Der<br />
Markt hat sich sehr international entwickelt“,<br />
so Steger weiter. Auch was die Investorenseite<br />
betrifft. Der Druck zu investieren ist hoch, es<br />
gibt viel Kapital und wenig Produkt, ist man<br />
sich einig. „Investoren gehen jetzt durchaus<br />
auch in die Assetklasse Logistik“, so Pasquali.<br />
„Der Markt ist beweglich und passt sich an.“<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass<br />
Retail und Logistik fest zusammenhängen. Es<br />
gibt einen Bedarf, der gedeckt werden muss<br />
und daher wird es immer Retail geben müssen,<br />
es ist nur eine Frage von Lage, Mix und Ankermietern<br />
wie Lebensmittelhandel und Gastronomie.<br />
Hybridvarianten wie beispielsweise<br />
das Pilotprojekt Ikea am Westbahnhof werden<br />
zunehmen und Retailer werden vermehrt<br />
ein gutes Konzept von online und stationär<br />
entwickeln und teilweise Flächen reduzieren<br />
müssen. Kreativität, so ist der Konsens, wird<br />
immer mehr gefragt sein. Wobei sich Retail<br />
auch stark an neuen Konzepten auf Märkten<br />
wie Paris, London und den USA orientieren<br />
werden muss.<br />
120 ImmoFokus
Problem: Hohe Baukosten<br />
Ein Corona-bedingtes Problem ist für Gabriele<br />
Etzl von Deloitte Legal, dass die Vorgaben in<br />
den Kreditverträgen von gewerblichen Projektfinanzierungen<br />
– wie bestimmte Vermietungsraten<br />
zu gewissen Zeitpunkten oder die<br />
Nichtüberschreitung der Gesamtinvestitionskosten<br />
– nicht eingehalten werden können.<br />
Angesichts des starken Anstiegs der Baukosten<br />
würden etwa die Gesamtinvestitionskosten-Kalkulationen<br />
über den Haufen geworfen<br />
werden. „Ich erwarte daher, dass wir in den<br />
kommenden Monaten verstärkt Änderungen<br />
der Finanzierungsstrukturen sehen werden.<br />
In dieselbe Kerbe schlägt auch Anton Bondi<br />
de Antoni von Bondi Immobilien Consulting.<br />
Bei einem eigenen Projekt konnte er etwa die<br />
Laufzeit der Baufinanzierung um sechs Monate<br />
verlängern. „Um eine gewisse Flexibilität<br />
zu bekommen“, erklärt er.<br />
„Eine Folge von COVID-19 ist sicherlich, dass es<br />
auch für Großinvestoren extrem schwierig geworden<br />
ist, Finanzierungen für Großprojekte<br />
zu bekommen“, berichtet Birgit Kraml von<br />
Wolf Theiss, aus ihrem Erfahrungsschatz der<br />
letzten Monate. Selbst bekannte Investoren<br />
würden von den Banken nicht mehr dieselben<br />
Konditionen bekommen wie früher. Aber auch<br />
mit der stark gestiegenen Zahl an Forward<br />
Deals würden sich die Banken schwertun. Die<br />
meisten wären nicht dazu bereit, das Risiko<br />
einzugehen, die aktuellen Fixzinsen der Investoren<br />
längerfristig abzusichern, insbesondere,<br />
wenn das Closing noch nicht absehbar ist.<br />
„Trotz der guten Auslastung der Baubranche<br />
„Auch für Großinvestoren<br />
ist es extrem schwierig<br />
geworden, Finanzierungen<br />
für Großprojekte zu<br />
bekommen.“<br />
Birgit Kraml,<br />
Wolf Theiss<br />
myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />
Eine Marke der IMMOFINANZ<br />
<strong>Sommer</strong> 2021 121
Positionen & Meinungen<br />
ist es derzeit schon möglich Pauschalfixpreise<br />
zu bekommen – zumindest für einen bestimmten<br />
Zeitraum und wenn man diese zeitgleich<br />
mit dem Erhalt der Baugenehmigung vereinbart“,<br />
fügt Bondi de Antoni hinzu.<br />
Kurzfristig kein Zinsanstieg<br />
Stichwort Zinsen. Hier schaut es bis auf Weiteres<br />
ganz gut für die Immobilienbranche aus.<br />
„Im kurzfristigen Bereich sehen wir auf absehbare<br />
Zeit überhaupt keine Zinserhöhungen“,<br />
so Roman Eisenmagen von der Erste Bank. Im<br />
längerfristigen Bereich beziehungsweise auf<br />
Fristigkeiten von 15 Jahren und aufwärts sei<br />
es dagegen bereits zu einem kleinen Zinsanstieg<br />
von 20 bis 30 Basispunkten gekommen.<br />
„Dramatisch mehr“ sollte sich nach seiner<br />
Einschätzung allerdings nicht tun. „Was man<br />
„Zumindest für einen<br />
bestimmten Zeitraum ist<br />
es derzeit möglich, fixe<br />
Zinsen zu bekommen.“<br />
Anton Bondi de Antoni,<br />
Bondi Immobilien<br />
aber wirklich abwarten muss, ist, wie sich die<br />
Inflation weiterentwickelt.“ Ausgehend von<br />
den USA hätten sich da in den letzten Wochen<br />
„wirkliche Tendenzen“ gezeigt.<br />
122 ImmoFokus
ESG wird<br />
Immobilienfinanzierung prägen<br />
Fest steht für die Diskussionsteilnehmer<br />
jedenfalls, dass vor allem ein Thema die Immobilienfinanzierung<br />
in den kommenden<br />
Jahren prägen wird: ESG. Um den berühmten<br />
„Sturm im Wasserglas“ handle es sich dabei<br />
keineswegs, so der Grundtenor. „Ich glaube,<br />
dass ESG als zusätzliches Prüfkriterium kommen<br />
wird, das Entwickler nachweisen müssen“,<br />
meint etwa Etzl. Letztlich habe es auch<br />
Auswirkungen auf die Immobilienbewertung<br />
und könne Probleme verursachen, wenn man<br />
es nicht im Griff habe. In diesem Zusammenhang<br />
würden auch einschlägige Zertifizierungen<br />
eine Rolle spielen. „Sowohl die Fonds, die<br />
nach Kaufgelegenheiten suchen, als auch die<br />
Mieter achten darauf“, hebt Bondi de Antoni<br />
„Mezzanin-Kapital ist<br />
zum fixen Bestandteil<br />
der Projektfinanzierung<br />
geworden.“<br />
Georg Stampfl,<br />
Mezzalite<br />
Ihr schnellster Weg zur<br />
individuellen Bürolösung:<br />
myhive-offices.com<br />
myhive am Wienerberg | myhive Ungargasse<br />
Eine Marke der IMMOFINANZ<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
123
Positionen & Meinungen<br />
„In den kommenden<br />
Monaten werden wir<br />
verstärkt Änderungen<br />
der Finanzierungsstrukturen<br />
sehen.“<br />
Gabriele Etzl,<br />
Deloitte Legal<br />
die Bedeutung von ESG-Zertifizierungen hervor.<br />
Nicht zu leugnen ist jedenfalls, dass alternative<br />
Formen der Immobilienfinanzierung<br />
seit dem Ausbruch der Pandemie weiter an<br />
Bedeutung zugenommen haben. „Wir sehen,<br />
dass Mezzanin-Kapital zum fixen Bestandteil<br />
der Projektfinanzierung geworden ist“,<br />
berichtet Georg Stampfl, Co-Gründer und<br />
Geschäftsführer Mezzalite. Ein wesentlicher<br />
Vorteil für Developer: Sie könnten mit dieser<br />
Finanzierungsform relativ schnell deutlich<br />
mehr Projekte realisieren. Laut Stampfl<br />
hat sich das Kräfteverhältnis am Markt für<br />
Mezzanin-Finanzierungen zuletzt umgedreht.<br />
„Wir erleben gerade die Entwicklung hin zu<br />
einem Kapitalwerbermarkt“, sagt er. Dennoch<br />
würden vor allem in Österreich immer noch<br />
teilweise so hohe Zinnsätze veranschlagt,<br />
dass das kaum mehr nachvollziehbar sei. Eine<br />
Lücke im Markt für Mezzanin-Finanzierungen<br />
macht der Experte hierzulande vor allem bei<br />
kleineren Tickets zwischen 500.000 und zwei<br />
Millionen Euro aus. Nachsatz: „Es scheint so,<br />
dass Kapitalgeber weniger, dafür aber immer<br />
größere Tickets machen möchten.“<br />
Wohnsituation<br />
Wohnen steht auf der Prioritätenliste der<br />
Österreicher ganz oben. Laut einer Integral<br />
Trendstudie, die im Auftrag von ImmoScout24<br />
„Im kurzfristigen Bereich sehen<br />
wir auf absehbare Zeit überhaupt<br />
keine Zinserhöhungen.“<br />
Roman Eisenmagen,<br />
Erste Bank<br />
124 ImmoFokus
durchgeführt wurde, will annähernd jeder<br />
Zweite seine Wohnsituation verbessern und<br />
dafür sogar auf die eine oder andere Shopping-<br />
Ausgabe verzichten. Doch die vielbeschworene<br />
Entwicklung, dass pandemiebedingt auch<br />
vermehrt in Eigentum investiert wird, sieht<br />
Herwig M. Peham, EHL Investment Consulting,<br />
nicht zwingend: „Eben, weil sehr viel Geld<br />
am Investmentmarkt war, hat es sicher wieder<br />
auch einen Trend zur Miete gegeben. Natürlich<br />
ist das Thema Eigenheim für Private aufgrund<br />
der Pandemie ein Thema. So ist der Fokus des<br />
eigenen Investments vermehrt in Richtung<br />
Immobilien gegangen. Dennoch ist die Miete<br />
eine wichtige Alternative – aufgrund der<br />
Leistbarkeit.“ Die Renditen im Wohnsegment<br />
sieht Herwig M. Peham derzeit bereits deutlich<br />
unter 3,5 Prozent Bruttorendite für Investoren.<br />
„Dass die Menschen bereit sind, mehr in ihr<br />
Eigenheim zu investieren, liegt vor allem auch<br />
am Arbeiten im Home-Office“, ist Ari Benz,<br />
Gründer und CEO von Squarebytes, überzeugt.<br />
Doch ist der Trend zum Home-Office ein nachhaltiger?<br />
Und falls ja, wirkt sich das auf den<br />
Wohnbau aus? Jein. „Der Trend zum Home-<br />
Office wird vermutlich in reduzierter Form<br />
fortbestehen. Wenn künftig zum Beispiel jeder<br />
Mitarbeiter einen Tag pro Woche im Home-Office<br />
verbringt, ergibt das rechnerisch einen um<br />
20 Prozent reduzierten Flächenbedarf, der aber<br />
wahrscheinlich dadurch kompensiert wird,<br />
dass sich Großraumbüros in der Corona-Situation<br />
als wenig praktikabel erwiesen haben“, beschreibt<br />
Peter Vcelouch, Cerha Hempel Rechtsanwälte,<br />
die Zukunft der Büroarbeit. Dass das<br />
Home-Office allerdings so nachhaltig ist,<br />
„Für den Austausch der Mitarbeiter<br />
untereinander braucht es das Büro<br />
und Gemeinschaftsflächen und<br />
seien diese noch so kleinteilig.“<br />
Ari Benz,<br />
Squarebytes<br />
dass es Einfluss auf die Grundrissplanung im<br />
Wohnbau haben wird, sieht Herwig M. Peham<br />
aufgrund des Faktors Leistbarkeit jedoch nicht.<br />
Doch wie steht es dann um die Büroimmobilien?<br />
Wird sich der Wunsch nach dem Home-<br />
Office auf den Bedarf an Büroflächen auswirken?<br />
Ein klares Nein – darin ist sich die Runde<br />
einig. „Auch wenn es schön ist, dass nicht für<br />
jede Entscheidung ein Meeting mit Präsenz<br />
notwendig ist und ich praktisch mit dem Laptop<br />
von überall arbeiten kann, brauchen die<br />
„Eben, weil sehr viel<br />
Geld am Investmentmarkt<br />
war, hat es<br />
sicher wieder auch<br />
einen Trend zur Miete<br />
gegeben.“<br />
Herwig M. Peham,<br />
EHL Investment Consulting<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
125
Positionen & Meinungen<br />
„Der Städtetourismus<br />
wird sicher wieder<br />
kommen, allerdings<br />
werden sich hier die<br />
Hotelkonzepte teilweise<br />
ändern.“<br />
Jasmin Soravia,<br />
Kollitsch & Soravia Immobilien<br />
Mitarbeiter den Austausch untereinander! Der<br />
findet aber in der Arbeit vor Ort statt. Und dafür<br />
braucht es im Büro Gemeinschaftsflächen<br />
und seien diese noch so kleinteilig“, berichtet<br />
Ari Benz aus der Praxis. Auch Wolfgang Scheibenpflug,<br />
Geschäftsbereichsleiter Immobilienund<br />
Standortmanagement Flughafen Wien, ist<br />
überzeugt, „das Großraumbüro ist sicher nicht<br />
tot. Man wird versuchen, die Leute räumlich<br />
zu trennen und da gilt es, kreativ zu sein – sei<br />
es mit Schiebeelementen oder vereinzelten<br />
Sitzgruppen. Es wird sicherlich zu Neuerungen<br />
am Büromarkt kommen. Hier werden sich vor<br />
allem moderne Office Buildings, die technisch<br />
bestens ausgestattet und flexibel sind, durchsetzen.<br />
Ältere Bürogebäude aus den 70er und<br />
80er Jahren werden es da eher schwer haben.“<br />
Wenn alle zwischen Wohnen und Arbeiten<br />
pendeln und, um schöner zu wohnen, teilweise<br />
sogar auf ihren Urlaub verzichten wollen – laut<br />
Integralstudie beinahe ein Drittel –, wie ist es<br />
dann um die Assetklasse Hotel bestellt? Nach<br />
monatelanger Investitionspause kaufte Union<br />
Investment um 137 Millionen Euro eine Immobilie.<br />
Aufatmen. Laut Kritikern stehen die<br />
Hotelimmobilien bei Investoren immer noch<br />
besser da als die Retail-Immobilien. Wird der<br />
Nachholeffekt auch für die Stadthotellerie<br />
wieder kommen? „Die Ferienhotellerie wird<br />
sich auf jeden Fall wieder fangen. Für viele Hoteliers<br />
war – besonders in Kärnten – 2020 das<br />
beste Jahr seit langem. Auch der Städtetourismus<br />
wird sicher wieder kommen. Allerdings<br />
werden sich hier die Hotelkonzepte teilweise<br />
ändern. Hier wird man vor allem auf Hotelkonzepte<br />
setzen, bei denen man online einchecken<br />
kann, sodass diese auch viel weniger personalintensiv<br />
sind“, sieht Jasmin Soravia, Kollitsch &<br />
Soravia Immobilien, mögliche Entwicklungen<br />
für die Hotellerie. Der Kongress-Tourismus, so<br />
Jasmin Soravia, „wird zwar weniger werden,<br />
aber er wird wieder zurückkommen, weil sich<br />
die Menschen gerne live sehen und zu Veranstaltungen<br />
gehen.“ Um mit einem treffenden<br />
Satz von Peter Vcelouch zu enden: „Trotz verzweifelter<br />
Versuche, die letzten Monate haben<br />
gezeigt: Online lässt sich schlecht verreisen!“<br />
126 ImmoFokus
„Wenn künftig zum Beispiel jeder<br />
Mitarbeiter einen Tag pro Woche im<br />
Home-Office verbringt, ergibt das<br />
rechnerisch einen um 20 Prozent<br />
reduzierten Flächenbedarf.“<br />
Peter Vcelouch,<br />
Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />
„Am Büromarkt werden sich vor<br />
allem moderne Office Buildings, die<br />
technisch bestens ausgestattet und<br />
flexibel sind, durchsetzen.“<br />
Wolfgang Scheibenpflug,<br />
Flughafen Wien<br />
Crowdfinanzierung,<br />
Mezzaninkapital & Co.<br />
Trotz intakten Umfelds sieht Gernot Ressler,<br />
EY Österreich, dass die Banken zunehmend<br />
mehr echtes Eigenkapital einfordern. Der Satz<br />
bewege sich nun wieder von 10 auf gut 20 Prozent<br />
und darüber Eigenkapital zu. Das betreffe<br />
sowohl die private als auch die gewerbliche<br />
Immobilienfinanzierung. „Das sind natürlich<br />
auch Auswirkungen von Basel III“, so Ressler.<br />
„Auf jeden Fall sollte man sich das niedrige<br />
Zinsumfeld durch eine langfristige Zinsbindung<br />
absichern und nicht allzu scharf gegen<br />
den Wind segeln“, betont der Steuerexperte.<br />
„Das einzige Risiko in der Immobilienfinanzierung<br />
liegt in einer möglichen Zinserhöhung“,<br />
pflichtet Rechtsanwalt Manfred Ton von Cerha<br />
Hempel Rechtsanwälte, bei. „Absichern ist<br />
für Kreditnehmer und Kreditgeber ein Gebot<br />
der Stunde.“ Obwohl niemand in der Runde<br />
kurzfristig mit steigenden Zinsen rechnet.<br />
Niemand habe ein Interesse daran. Die Staaten<br />
schon gar nicht, die sich günstig am Kapitalmarkt<br />
mit für die angekündigten Investitionsprogramme<br />
dringend benötigtem Geld<br />
versorgen können. „Allein eine ansteigende<br />
Inflation könnte Druck auf die Zinslandschaft<br />
ausüben“, wirft Kristian Radosavljevic, Axian<br />
Investment Partners ein. „Steigen die Zinsen,<br />
werden Kredite unfinanzierbar. Die Folge:<br />
Immobilien könnten den Markt überschwem-<br />
„Nichterfüllen von<br />
ESG-Kriterien kann zum<br />
Deal-Breaker werden.“<br />
Gernot Ressler,<br />
EY Österreich<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
127
Positionen & Meinungen<br />
men.“ Blasengefahr orten die Immobilienexperten<br />
– im Gegensatz zur Österreichischen<br />
Nationalbank – keine. „Die Österreichische<br />
Nationalbank will im Wohnimmobilienmarkt<br />
eine Blasenbildung erkennen, die Berater hingen<br />
sehen keine Gefahr“, so Ton. Dennoch: In<br />
Wien laufen – wie auch in vielen deutschen<br />
Städten – die Kaufpreise dem örtlichen Mietniveau<br />
davon. „Im Jahr 2021 dürfte der Zyklus<br />
dank Niedrigzinsumfeld intakt bleiben“ ist<br />
sich die Gruppe einig.<br />
Eines steht außer Streit: Die Nachfrage nach alternativen<br />
Finanzierungsinstrumenten wächst.<br />
Die Banken sind nach wie vor risikoavers. Eine<br />
komplette Banken-Finanzierungen aus einer<br />
„Pensionskassen,<br />
Pfandbriefbanken<br />
sind bereit, ins<br />
Risiko zu gehen.“<br />
Kristian Radosavljevic,<br />
Axian Investment Partners<br />
Hier geht‘s<br />
zum Video<br />
www.immo-timeline.at<br />
128 ImmoFokus
Hand – diese Zeiten sind vorbei. Banken bieten<br />
aufgrund der damit einhergehenden Risiken<br />
typischerweise keine Vollfinanzierung (mehr)<br />
an, sodass Investoren zusätzlich zum „Senior<br />
loan“ der Banken einen entsprechenden Eigenanteil<br />
beisteuern müssen. „Zunehmend<br />
in Form von Nachrangkapital. Hier aber fehlt<br />
vielen Immobilienunternehmen die Expertise“,<br />
wirft Radosavljevic ein. „Pensionskassen,<br />
Pfandbriefbanken sitzen auf Liquidität und<br />
suchen Veranlagungsmöglichkeiten. Sie sind<br />
bereit, ins Risiko zu gehen. Sie lassen sich<br />
das Risiko aber auch mit höheren Zinssätzen<br />
vergüten.“<br />
Wie stark wird sich die EU-Taxonomie-<br />
Verordnung auf die Immobilienfinanzierung<br />
auswirken? Mittelfristig wird ESG-basierte<br />
Finanzierung die neue Norm. Dabei überwiegen<br />
vor allem die Aspekte Umweltschutz<br />
(Environment), gefolgt von guter Unternehmensführung<br />
(Governance), während der<br />
soziale Aspekt (Social) noch etwas zurückliege.<br />
Dennoch sind viele Unternehmen beim Einbetten<br />
von Nachhaltigkeitsinitiativen in Finanzierungen<br />
noch auf Unterstützung angewiesen.<br />
Der aktuell geforderte enge Projektbezug von<br />
Green Bonds mache es für viele Unternehmen<br />
schwierig, diese einzusetzen.<br />
Das Thema selbst, so Ton, sei noch nicht ganz<br />
in den Köpfen angekommen. „Institutionelle<br />
Investoren, wie zum Beispiel Pensionskassen,<br />
sind hier schon einen Schritt weiter. Das Nichterfüllen<br />
von ESG-Kriterien kann dann schon<br />
einmal zu einem Deal-Breaker werden“, ergänzt<br />
Ressler. Man stehe am Anfang einer Entwicklung,<br />
die nun deutlich Fahrt aufnehme. <br />
„Absichern ist für Kreditnehmer<br />
und Kreditgeber ein<br />
Gebot der Stunde.“<br />
Manfred Ton,<br />
Cerha Hempel Rechtsanwälte<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
129
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· Beeindruckendes Foyer mit korinthischen Säulen<br />
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· Grundstücksfläche: ca. 1.568 m 2<br />
· Nutzfläche: ca. 7.280 m 2 (erweiterbar)<br />
· Vermarktungsstart Ende Mai 2021<br />
Die Vermarktung erfolgt im Rahmen eines zweistufigen strukturierten Bieterverfahrens.<br />
Ein Abschluss der Transaktion ist im Herbst 2021 vorgesehen. Weiterführende Unterlagen<br />
übermitteln wir gerne auf Anfrage.<br />
Dipl.-Kfm. Christoph Lukaschek <strong>MB</strong>A, MRICS<br />
Leiter Investment<br />
Mag. Benedikt Perthold<br />
Consultant Investment<br />
+ 43 1 512 77 77-355 investment@otto.at www.otto.at<br />
130 ImmoFokus
Illmitzer<br />
Gespräche<br />
14. – 16. Oktober 2021<br />
Zukunftsmodell<br />
FootprintBudget<br />
Raus aufs Land<br />
Wohnen und<br />
Carsharing<br />
Nachhaltigkeit und das<br />
„Kooperationsdilemma“<br />
Was hat Amygdala mit<br />
Stadtflucht zu tun?<br />
Frühling 2021<br />
1<strong>31</strong>
ImmoFokus.Rubrik<br />
Klimavolksbegehren<br />
jetzt!<br />
L<br />
iebe Kollegin, lieber Kollege, trotz coronarer Umstände,<br />
in der Zwischenzeit aber zumindest einmal<br />
geimpft und dem letzten Lockdown entronnen, arbeiten<br />
wir an den IG 2021 vom 14. bis zum 16.10.2021.<br />
Nochmals ein Danke an die Spitzen der Wirtschaftskammern<br />
im Bund, KR Mag. Georg Edlauer, und in Wien, KR Michael Pisecky,<br />
die uns nicht nur tatkräftig unterstützen, sondern auch am 14.10.<br />
den Wiener Immobilientag nach Illmitz verlegen. Wir haben damit die<br />
Chance, echte Entscheider für unser brennheißes Thema zu gewinnen,<br />
denn wir Immobilientreuhänder haben es in der Hand rund 30 Prozent<br />
des Energiebedarfs im Wohnbereich zu steuern.<br />
Während unsere wohnrechtliche Diskussion zurzeit von der Novellierung<br />
des HeizKG einerseits, von einer möglichen Novelle zum WEG<br />
andererseits bestimmt wird, geraten die Forderungen des Klimavolksbegehrens<br />
in den Hintergrund und drohen zwischen Ibiza und dem<br />
Festland zu versinken. Gerade an den beiden geplanten Novellen wird<br />
ersichtlich, dass eine weitgehend visionsbefreite Politik endlich der<br />
Vergangenheit angehören muss. Nehmen wir einmal das HeizKG, in<br />
Zukunft auch für Kälte zuständig: Wir beschäftigen uns – auf höchstem<br />
Expertenniveau und viele Stunden lang – mit der Frage einer effektiven<br />
und transparenten Abrechnung, ohne vorab klargestellt zu haben, dass<br />
es nachvollziehbarer, für jeden Einzelnen sichtbarer Umsetzungsschritte<br />
vor allem zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern bedarf. Betrachten<br />
wir auch die Diskussion rund um Änderungen im Wohnungseigentumsgesetz:<br />
Statt einfach zu sagen „Maßnahmen, die zur Erreichung der<br />
Klimaschutzziele dienen – und keine schutzwürdigen Interessen der WE<br />
verletzen –, sind privilegierte Maßnahmen im Sinne des Gesetzes“ – beschäftigen<br />
wir uns kasuistisch mit E-Ladestationen und Verschattungsfragen.<br />
Wovor haben wir Angst? Vor der eigenen Zukunft?<br />
Am 26.03.2021 hat der Nationalrat mit dem Stimmen von ÖVP, Grünen<br />
und Neos einen Mehrheitsbeschluss gefasst, mit dem der Bundesregierung<br />
eine breite Palette an Maßnahmen zur Umsetzung aufgetragen<br />
wird. Es liegt an uns nunmehr einzufordern, wofür 380.590 Bürger unterschrieben<br />
haben:<br />
1. Verankerung des Rechtes auf Klimaschutz<br />
in der Verfassung<br />
Erinnern wir uns an den Stufenbau der Rechtsordnung, an dessen nationaler<br />
Spitze das Verfassungsrecht steht. Jedes staatliche Handeln<br />
und jede Maßnahme der Legislative muss diesem „höchsten“ Recht<br />
entsprechen. Hebt man nun den Klimaschutz in den Verfassungsrang,<br />
so zwingt man alle drei Staatsgewalten – Legislative, Judikative und Exekutive<br />
– das übergeordnete Ziel des Klimaschutzes immer im Kalkül zu<br />
haben. Das spart zwar noch kein Gramm CO2 und rettet auch noch keine<br />
Art, bewirkt aber eine unabdingbare Rücksichtnahme auf die wirklich<br />
übergeordneten Zielsetzungen.<br />
2. Schaffung eines verbindlichen CO2-Budgets<br />
Keiner von uns würde sein Unternehmen führen können, ohne eindeutige<br />
Zielsetzungen. Wir leben als Unternehmer nicht für den Moment,<br />
sondern planen umsichtig und nach Maßgabe unserer Ressourcen unser<br />
Handeln. Im Gegensatz zu aktuellen tagespolitischen „Sagern“, die nur<br />
dazu dienen, das Emotionale im Wähler anzusprechen, verfolgen wir<br />
unsere unternehmerischen Zielsetzungen auf Basis von Markt- und<br />
Fotos: Adobe Stock, REMG<br />
132 ImmoFokus
Trendbeobachtungen. Entscheidend ist für uns die Messbarkeit. Exakt<br />
diese jährlichen Meilensteine gilt es für unsere „Mitarbeiter“ in der Exekutive<br />
– Bund, Länder und Gemeinden – einzuführen und gesetzlich zu<br />
verankern.<br />
3. Controlling durch einen Klimarechnungshof<br />
Gleich wie in unseren Unternehmen muss es eine von der obersten<br />
Leitung unabhängige und nur dieser berichtspflichtige Instanz geben,<br />
die die Einhaltung des Budgets überwacht und – wenn erforderlich<br />
– geeignete Maßnahmen empfiehlt, die – binnen angemessener Frist –<br />
umzusetzen sind. Ich würde in diesem Zusammenhang über den vom<br />
genannten Entschließungsantrag geforderten Expertenrat hinaus einen<br />
Umweltbundesanwalt einrichten, der ein Gesicht und eine Stimme für<br />
das Thema ist.<br />
4. Kostenwahrheit und ökosoziale Steuerreform<br />
Das Steuerrecht ist schon immer eine zentrale Stellschraube gewesen,<br />
um gewünschte volkwirtschaftliche Veränderungen zu bewirken.<br />
Entscheidend ist bei Ein- und Durchgriffen in dieser Materie die Akzeptanz<br />
der Normunterworfenen. Zweckbindung, Kostenwahrheit,<br />
zielgerichtete Förderungen, vor allem aber „Belohnungstatbestände“,<br />
sind wirkungsvolle Treiber in diesem Zusammenhang. An historischen<br />
Beispielen mangelt es nicht. Diejenigen, die schon ein wenig länger dabei<br />
sind, wie ich, erinnern sich an die „steuerfreie Rücklage“. Man durfte<br />
den Überschuss eines Jahres neun Jahre zurückstellen und musste ihn<br />
erst im zehnten Jahr versteuern, es sein denn, man hatte ihn bereits<br />
mit sinnvollen Investitionen verbraucht. Gerne berechne ich für die für<br />
Finanzen zuständigen Autoritäten die positiven Einkommen- und Umsatzsteuereffekte,<br />
wenn man diese Methodik auf klimarelevante Investitionen<br />
anwendet. Warum sollte die Zukunft kein positives Abbild der<br />
Vergangenheit sein?!<br />
5. Brauchen wir wirklich eine dritte Spur<br />
auf jeder Autobahn?<br />
Vor mehr als 30 (!) Jahren hat ein unbeugsamer Stadterneuerer zu mir<br />
als jungem Immobilientreuhänder gesagt: „Thomy: Stadterneuerung<br />
und ruhendes Blech sind einander ausschließende Ziele und – es gibt<br />
kein Recht innerhalb bestimmter Zeit von A nach B zu gelangen.“ Seine<br />
Worte haben sich tief in mein Denken eingeprägt und es vergeht kaum<br />
ein Vortrag, in dem ich dieses Zitat nicht bringe. Jeder von uns muss die<br />
Möglichkeit haben, klimaschonend mobil zu sein. Da darf die Forderung<br />
nicht lauten 1, 2 oder 3 Euro pro Tag für den öffentlichen Verkehr, sondern<br />
null Euro und das aus jedem Winkel der Alpenrepublik.<br />
6. Partizipation als Schlüssel zum Erfolg?<br />
Vor kurzem habe ich aus Anlass des Drei-Parteien-Mehrheitsbeschlusses<br />
mit einem Freund die Frage der Einrichtung von Bürgerbeiräten<br />
diskutiert. Ich gebe zu: Wegen des Mietermitbestimmungsstatutes der<br />
Gemeinde Wien (kennen Sie das noch?) bis hin zu den Regelungen rund<br />
um die Wohnungseigentümerversammlung habe ich nicht geringe Teile<br />
meines Lebens in den Hinterzimmern von Gasthäusern mit den Wünschen<br />
der Menschen verbracht. Manchmal habe ich mich vor diesen<br />
Abenden gefürchtet, zumeist habe ich sie – vielleicht etwas zerzaust –<br />
gut überstanden und war beim Einschlafen stolz auf kleine oder große<br />
Erfolge. WUINAN heißt Wohlfühlen und ist der Sprachstamm von Wohnen<br />
und für dieses Wohlfühlen sind wir verantwortlich. Bewusst haben<br />
wir 2002 die – physische – Versammlung der Wohnungseigentümer<br />
zum zentralen Element der Willensbildung gemacht, denn je weiter wir<br />
von der Entscheidung – auch körperlich – weg sind, desto einfacher wird<br />
das vielgeliebte Nein, das weitaus häufiger als ein beherztes JA ist. JA:<br />
Die Einrichtung von Bürgerbeiräten kann jenen politischen Druck erzeugen,<br />
den es in dieser lauen und visionslosen „Realpolitik“ bedarf, warum<br />
sind sie noch nicht eingerichtet?<br />
DENN WIR HABEN KEINE ZEIT MEHR<br />
Liebe Kollegen: Melden Sie sich an und sind Sie dabei:<br />
www.illmitzer-gespraeche.at oder noch einfacher:<br />
t.malloth@malloth.at.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
133
ImmoFokus.Rubrik<br />
Nachhaltigkeit und das<br />
„Kooperationsdilemma“<br />
Verzicht, Einschränkungen, Kosten. Die Lösung über ein persönliches „Footprint-Budget“, also einer<br />
individuellen Ökobilanz mit Malus- und Bonussystem, ist diskussionsfähig, kratzt aber auch an Themen<br />
wie dem Vermögensstatus und dem Datenschutz.<br />
Autor: Franz Gschiegl<br />
D<br />
as Klima- und Umweltbewusstsein hat sich wohl<br />
breit gemacht, allein die Umsetzung in Richtung<br />
einer sofortigen Verhaltensänderung (sowohl privat<br />
als auch durch die öffentliche Hand) verläuft<br />
sehr holprig. Wirtschaftsexperten sprechen vom<br />
„klassischen Kooperationsdilemma“: Ich soll auf etwas verzichten und/<br />
oder habe Kosten, meine persönlichen Vorteile daraus sind aber aktuell<br />
gering oder gar nicht erkennbar, bestenfalls profitiert die Gemeinschaft<br />
davon in Zukunft. Für „diskontierte Zukunftsthemen“ (wie eben jetzige<br />
Maßnahmen zur Klimaverbesserung) ist man ungern bereit, „Opfer“ zu<br />
bringen. Umweltthemen sind Gemeinwohlthemen, egozentrischen Personen<br />
fällt dies daher besonders schwer.<br />
Die Lösung über ein persönliches „Footprint-Budget“, also einer individuellen<br />
Ökobilanz mit Malus- und Bonussystem, ist diskussionsfähig,<br />
kratzt aber auch an Themen wie dem Vermögensstatus (kann ich mich<br />
freikaufen?) und dem Datenschutz (bin ich dann endgültig gläsern?).<br />
Der zu große „Footprint“<br />
Es ist hinlänglich bekannt, dass die „westliche Welt“ umwelttechnisch<br />
auf zu großem Fuß lebt, unsere persönliche Ökobilanz eben ein Minus<br />
aufweist. Der „Earth Overshoot Day“ wurde heuer für Österreich<br />
bereits für den 7. April 2021 berechnet, dieser „Welterschöpfungstag“<br />
bedeutet, dass an diesem Tag die regenerierbaren Ressourcen für das<br />
ganze Jahr verbraucht waren. Seit dem 8. April leben wir in Österreich<br />
nun auf „Kredit“ und damit auf Kosten der Zukunft.<br />
Wie können wir aber nun rasch eine baldige oder sofortige Verkleinerung<br />
unseres ökologischen Fußabdrucks erreichen? …<br />
und – sorry – wieso soll überhaupt ICH was dazu beitragen? Österreich<br />
ist lediglich für weniger als ein Prozent der weltweiten<br />
Treibhausgasemissionen verantwortlich und ICH bin dabei überhaupt<br />
nur einer von knapp neun Millionen Österreicherinnen<br />
und Österreicher. Was kann da ICH schon ausrichten, bewegen?<br />
Verhaltensänderungen im Sinne einer Verbesserung des ökologischen<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
134 ImmoFokus
Bewusstseins knabbern zumeist an den zwei bedeutenden Ressourcen<br />
Geld und Zeit. Was kostet es mich an meiner wertvollen Zeit und meinem<br />
Finanzbudget? Worauf muss ich verzichten? Was versäume ich? Ist<br />
meine Lebensqualität eingeschränkt? Leidet gar mein Image und mein<br />
Status? Habe ich einen Komfort- oder Convenience-Verzicht zu befürchten?<br />
Erfordert es Mut, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Disziplin? Wie<br />
sieht meine persönliche Kosten-Nutzen-Analyse aus? … und schlussendlich:<br />
Was bringt´s mir?<br />
Nicht nur standfeste Egoisten setzen sich mit der Vielzahl dieser Themen<br />
auseinander.<br />
Natürlich versuchen sich auch zum Klima- und Umweltthema „Verschwörungstheoretiker“<br />
Gehör zu verschaffen. Der Klimawandel sei nur<br />
mit wenigen Fakten beweisbar; der „Untergang der Wälder“, das „Ozonloch“,<br />
den „sauren Regen“ haben wir auch schon überstanden; baldige<br />
technische Innovationen werden die Lösungen liefern; manche wollen<br />
ihre „Story“ nur verkaufen um als „Gutmenschen“ zu gelten; man sollte<br />
einfach Widerstand gegen die Panikmache inszenieren…<br />
Investition in die Zukunft und in das Gemeinwohl<br />
Ja klar, einen sofortigen individuellen (finanziellen) Nutzen hat man nur<br />
in wenigen Fällen, aber gerade diese sind leichter und sofort realisierbar.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
135
ImmoFokus.Rubrik<br />
Etwa wenn man seine Energiekosten (Strom, Heizung, Kühlung etc.)<br />
reduziert oder sein Mobilitätskonzept überdenkt. Also fünf bis zehn Prozent<br />
lassen sich an Energiekosten zumeist relativ leicht und ohne große<br />
Einbußen einsparen. Der (zumindest) gelegentliche Umstieg auf Öffis<br />
kann auch Geld und Nerven sparen, Kurzstrecken mit dem Fahrrad zu<br />
bewältigen ist auch gleich ein aktiver Beitrag zur eigenen Gesundheit.<br />
Auch bei der Urlaubsplanung sollte der ökologische Gedanken präsent<br />
sein. Ein Biohotel in Österreich wäre dabei nur eine Idee.<br />
Bei der „Ernährung“ sollte man auf „regional, saisonal und bio“ achten,<br />
den Fleischkonsum (stark) einschränken, und wenn ich Zucker, Fette,<br />
Milchprodukte und Alkohol reduziere, unterstütze ich nachhaltig meinen<br />
Gesundheitsstatus.<br />
Diese unmittelbaren und relativ leicht umsetzbaren Schritte sind individuelle<br />
Maßnahmen, die auch einen persönlichen Vorteil bringen.<br />
Ein langfristiger Nutzen im Sinne einer direkten Auswirkung auf Umwelt<br />
und Klima hat gemäß der Verhaltensökonomie einen wesentlich<br />
geringeren „Wert“, da spielt der Zeitfaktor und damit die Themen Unsicherheit,<br />
Ungewissheit und Ungeduld eine wesentliche Rolle. Wie viel<br />
ist uns es dann eigentlich heute „wert“, damit die nächsten Generationen<br />
eine heile Welt vorfinden? Diskontierte Zukunftsthemen sind ein sensibler<br />
Punkt. Umwelt- und klimafreundliches Verhalten als Akt für das<br />
Gemeinwohl ist bestenfalls für Bürger, die der „Nächstenliebe“ gewogen<br />
sind, interessant. Jene, die eben nicht egoistisch, sondern kollektiv und<br />
altruistisch handeln.<br />
Es braucht einen ökologischen Kommunitarismus<br />
In unserer ICH-Gesellschaft ist das Kollektiv, das Gemeinwohl oft hintangestellt.<br />
Der ökologische Individualismus muss dem ökologischen<br />
Kommunitarismus weichen.<br />
Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Kollektiv, gegenüber<br />
der Gemeinschaft und auch für die Folgegenerationen. Kommunitarismus<br />
findet seinen Ursprung im lateinischen „Communitas“, also der<br />
Gesellschaft. Die Umwelt, das Klima, die Luft, das Trinkwasser etc. sind<br />
Gemeinschaftsgüter, die allen zustehen und nicht von einzelnen Individuen<br />
„beherrscht“, beeinflusst oder gar geschädigt werden. Jüngstes<br />
136 ImmoFokus
Beispiel sind die massiven Rodungsfeuer im Amazonasgebiet, an sich<br />
(überwiegend) brasilianisches Staatsgebiet. Da nachweislich das weltweite<br />
Klima dadurch mitgeprägt wird, ist es eben ein „Gemeinschaftsund<br />
Gemeinwohlthema“. Und wo setzt hier ein ökologisches Gewissen<br />
ein? Kurzfristige Profitgier lautet zumeist die Priorität.<br />
Das persönliche „Footprint-Budget“<br />
Ein „sanfter Zwang“, um uns in Richtung Gemeinwohl – hier gemeint mit<br />
Klima- und Umweltschutz – zu bewegen, wäre ein persönliches „Footprint-<br />
Budget“. Innerhalb meines Budgets kann ich dann frei und individuell<br />
entscheiden, ob ich meine Fernflüge und Kreuzfahrten buche und dafür<br />
bei meinen Energiekosten drastisch spare und auf Fleisch etc. verzichte. In<br />
einigen Branchen gibt es ja ohnehin bereits einen Emissionshandel. Dies<br />
bedeutet, dass eine gewisse Menge an Kohlendioxid in die Atmosphäre<br />
abgegeben werden darf. Ist das Kontingent erschöpft, muss man „Emissionsrechte“<br />
in Form von Zertifikaten dazukaufen, ist man sparsamer, kann<br />
man „übergebliebene“ Emissionsrechte weiterverkaufen.<br />
Dr. Franz Gschiegl – der Denker<br />
Eigentlich ist der Denker ein Banker. Uneigentlich ist<br />
er jemand, der den Dingen sehr tief auf den Grund<br />
geht und dessen Erfolg in eben diesem ständigen<br />
Hinterfragen auf ethisch hohem Niveau liegt. Er nützt<br />
Chancen für Ideen, die nicht bloß der Kapitalvermehrung<br />
dienen und – er sie setzt um.<br />
Wichtige Wegmarken:<br />
• 1978 Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften<br />
mit Magisterium und Doktorat<br />
• seit 2007 Geschäftsführer der ERSTE Immobilien KAG<br />
• 1991 bis 2016 Mitglied des Vorstandes der ERSTE-SPARINVEST KAG<br />
• 2008 bis 2012 Mitglied des Vorstandes der Erste Asset Management<br />
• 2003 bis 2008 Mitglied des Vorstandes der VÖIG<br />
• Ständiger Autor des Monatsmagazins „GEWINN“<br />
• Referent bei zahlreichen internen und externen Veranstaltungen<br />
• Co-Autor zahlreicher Börsen- und Finanzbücher<br />
Es könnte ja sogar ein „Gratissockel“, ein Grundumsatz, etwa bei Stromkosten<br />
etc. fixiert werden und ein Mehrverbrauch wäre mit deutlichen<br />
Preissteigerungen verbunden. Sofern man sich „freikaufen“ kann, wird das<br />
Klima- und Umweltthema leider die Kluft zwischen Reich und Arm wieder<br />
einmal deutlich machen, andererseits leben wir Gott sei Dank in einer<br />
freien Marktwirtschaft. Weniger Vermögende könnten dann ihre „Emissionsrechte“<br />
verkaufen und zu Geld kommen. Das Ökothema ist ja ohnehin<br />
„kapitalistisch“ geprägt, denn die beste Ökobilanz haben die armen Bürger,<br />
bei denen sich die Themen Fernflüge, Kreuzfahrt etc. gar nicht stellen.<br />
Neue soziale Normen und ein Imagewandel könnten helfen<br />
Unsere Gesellschaft ist durchaus gelegentlich auch von sozialen Normen<br />
und Imagepositionen geprägt. Gerade in den letzten Jahren hat sich<br />
schon da und dort ein „Schamgefühl“, etwa bei Fernflügen, Kreuzfahrten,<br />
hubraumstarken Autos etc., entwickelt. Wenn es einmal „schick“<br />
wird, umwelt- und klimabewusst zu leben, wenn in den Sozialen Medien<br />
die meisten „Follower“ bei diesen Themen zu finden sind, dann hat<br />
sich eine massive Eigendynamik entwickelt. Denken wir nur an den<br />
Stimmungswandel zum Thema „Rauchen“ oder an den mittlerweile<br />
durchaus großen Bevölkerungsanteil von Vegetariern oder sich vegan<br />
ernährenden Personen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
137
ImmoFokus.Rubrik<br />
Was hat Amygdala mit<br />
Stadtflucht zu tun?<br />
Zurück zur Natur. Nicht erst seit Corona stellen die ländlichen Regionen einen stetigen Zulauf fest.<br />
Bis dato blieb dieser Trend allerdings eher unbemerkt, obwohl er schon vor geraumer Zeit still und leise<br />
begonnen hat und sich wie so oft vor allem zuerst bei den Zweitwohnsitzen bemerkbar gemacht hat.<br />
Autor: Christian Janisch<br />
D<br />
urch die Pandemie und die damit einhergehenden<br />
neuen Arbeitsmodelle ist dieser Trend zu einem<br />
regelrechten Hype geworden, mit derzeit nicht<br />
abschätzbaren Konsequenzen. Einerseits freuen<br />
sich strukturschwache Regionen über den Zuzug,<br />
andererseits kommen gewaltige infrastrukturelle Aufgaben auf den<br />
ländlichen Raum zu, die finanziell kaum zu bewältigen sein werden.<br />
Dramatisch ist auch die Preisexplosion vor allem bei den Grundstückspreisen<br />
– quasi über Nacht ist es in manchen burgenländischen Regionen<br />
zu Preisverdoppelungen gekommen, was vor allem die junge Landbevölkerung<br />
vor schier unlösbare Aufgaben stellt. Im schönen Rust am<br />
Neusiedler See lagen die Grundstückspreise für Bauland bis vor Kurzem<br />
bei durchschnittlich 130 Euro pro Quadratmeter, aktuell geht unter 250<br />
Euro gar nichts mehr.<br />
Allein in Eisenstadt ist die Bevölkerungszahl in den letzten drei Jahren<br />
um knapp 15 Prozent gestiegen, was mittlerweile zu erheblichen Konflikten<br />
im Zusammenleben und zu einem schier unlösbaren Verkehrschaos<br />
geführt hat. Wir wissen auch, dass der CO2-Ausstoß durch den Individualverkehr<br />
die größte Belastung in den ländlichen Regionen darstellt.<br />
Und diese Belastung wird durch die exponentiell steigende Zahl der<br />
Pendler deutlich zunehmen.<br />
Es ist also eine Situation eingetreten, die sich sowohl für die Großstädte<br />
als auch für unsere Kleinstädte und Dörfer nachteilig auswirkt – ein<br />
Stopp oder zumindest eine Verlangsamung dieses Trends wäre unbedingt<br />
angesagt.<br />
Fakt ist, dass die Wohn- und Lebensräume in der Stadt anscheinend<br />
nicht mehr den Bedürfnissen entsprechen – nachweislich verursacht das<br />
Leben in der Stadt mehr Stress als jenes auf dem Land.<br />
Tatsächlich hat der deutsche Prof. Andreas Meyer-Lindenberg 2011 herausgefunden,<br />
dass die Amygdala bei Stadtbewohnern im Vergleich zu<br />
Landbewohnern deutlich aktiver ist, was somit ein klares Zeichen für<br />
eine höhere Stressbelastung in den Städten ist. Die Amygdala, oder auch<br />
Mandelkern genannt, ist jener Teil unseres Gehirns, der eine zentrale<br />
Rolle bei der Entstehung von Angst spielt und quasi unser Gefahrensensor<br />
ist.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
138 ImmoFokus
Christian Janisch –<br />
Der Bewahrer<br />
Veränderung kann auch im Erhalten, im behutsamen<br />
Weiterentwickeln liegen. Er ist für pragmatische<br />
Lösungen bekannt und kämpft im Detail bis zum Umfallen.<br />
Man muss in der Änderung auch im richtigen<br />
Moment warten können, dann gilt aber wieder:<br />
„Vollgas“.<br />
Ganz spannend ist auch die Erkenntnis, dass die Erhöhung der Stressaktivität<br />
mit der Größe der jeweiligen Stadtumgebung in einem direkten<br />
Zusammenhang steht.<br />
Was aber sind die Stressfaktoren, die das Leben in der Stadt anscheinend<br />
immer unattraktiver werden lassen?<br />
Prof. Mazda Adli aus Berlin hat herausgefunden, dass der sogenannte<br />
„Social Stress“ durch eine Kombination aus sozialer Dichte bei gleichzeitiger<br />
sozialer Isolation entsteht – zu viele Menschen auf wenig Raum, die<br />
keinerlei Verbindung zueinander haben. Weiterführend hat Prof. Elizabeth<br />
Burton von der Universität Warwick erforscht, dass nicht allein<br />
die bauliche Dichte die Ursache für eine erhöhte Stressbelastung ist. Die<br />
Städte müssen laut ihren Aussagen künftig eine soziale Interaktion und<br />
auch einen privaten Rückzug ermöglichen.<br />
Gefragt sind nicht mehr sogenannte Cure Citys, sondern die Menschen<br />
verlangen nach der Care City – die Stadt von morgen wird sich also zu<br />
einem Ort der Gesundheit und des Wohlbefindens zu entwickeln haben.<br />
Ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden in den urbanen Räumen<br />
wird die Verbesserung des Stadtklimas sein.<br />
Für unsere alternde Gesellschaft, die künftig mehrheitlich im urbanen<br />
Raum leben wird, wird die Lösung dieses Problems von entscheidender<br />
Bedeutung sein. Fehlende Lüftungsschneisen, durchgängig versiegelte<br />
Bodenbeläge und Fassaden, die die Hitze gnadenlos speichern, führen in<br />
Kombination mit der Klimaerwärmung bald schon ganzjährig zu kaum<br />
erträglichen Lebensumständen.<br />
Es gibt durchaus schon intelligente und tatsächlich einfache Lösungsansätze<br />
– Bodenbeläge, die bis zu 50 Prozent der Hitze abgeben (herkömmliche<br />
Beläge tun dies nur zu fünf Prozent), führen zu einer wesentlichen<br />
Temperaturabsenkung in den Straßenräumen.<br />
Bekannt und anerkannt sind begrünte Fassaden – sie bewirken eine<br />
Temperaturabsenkung in den Gebäuden, filtern Schadstoffe und wirken<br />
tatsächlich stressabbauend.<br />
Wir werden auch gewisse körperliche Herausforderungen in den Alltag<br />
zu implementieren haben, Konzepte für die „gesunde Unbequemlichkeit“<br />
müssen her.<br />
Die fußläufige Stadt, auch bekannt unter dem Schlagwort „Walkability<br />
Town“, wird für die moderne Stadt von zentraler Bedeutung sein – den<br />
Slogan „Burn Calories – not Electric Energy“ findet man in öffentlichen<br />
Gebäuden New Yorks, das sollte auch Vorbild für unsere Städte sein.<br />
Ideen und Lösungsansätze für die gesunde Stadt von morgen gibt es<br />
sohin schon jede Menge.<br />
Wir werden einen Mix von intelligenten Ideen und Lösungen brauchen,<br />
um das Leben in den Städten auch künftig attraktiv und lebensfreundlich<br />
zu gestalten und die aktuelle Stadtflucht auf ein verträgliches Maß<br />
zu bringen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
139
ImmoFokus.Rubrik<br />
Wohnen und<br />
Carsharing<br />
Zukunftsmodell. Sowohl für Immobilienentwickler, Eigentümer als auch für Mieter bringt<br />
Carsharing viele Vorzüge: Zum Beispiel höhere Wohnzufriedenheit und höhere Wohnqualität.<br />
Autor: Mag. Kristina Grgić, Energieplanung Stadt Wien<br />
F<br />
lexibel sein und aus einer Vielzahl an Möglichkeiten<br />
wählen zu können, macht den Reiz von Carsharing-<br />
Angeboten für Bewohner aus. Umweltbewusstsein<br />
und eine kritische Distanz gegenüber dem Individualverkehr<br />
nehmen in der Gesamtbevölkerung immer<br />
mehr zu. Deshalb wird Wohnen und Carsharing zunehmend attraktiver<br />
und ist eine echte Win-win-Situation. Sowohl für Immobilienentwickler,<br />
Eigentümer als auch für Mieter bringt das Konzept viele Vorzüge.<br />
Vorteile für Bewohner sind Zeit- und Kostenersparnisse sowie verbesserte<br />
Mobilitätsangebote abseits des privaten PKW. Gleichzeitig tragen<br />
Sharing-Angebote zu einer gestärkten Nachbarschaft bei. Darüber hinaus<br />
entlastet die Integration von Carsharing und Wohnen den Verkehr<br />
im Wohnumfeld und schafft dadurch höhere Wohnzufriedenheit. Die<br />
Wohnqualität in Quartieren steigt. Zudem ist die Investition in ein Mobilitätskonzept<br />
eine wertsteigernde Maßnahme, die den Bewohnern einer<br />
Immobilie direkt zu Gute kommt.<br />
Gute Planung ist das Um und Auf<br />
Um einen deutlichen Zugewinn an Planungssicherheit und einen verbesserten<br />
Zugang zur Zielgruppe zu erreichen, lohnt es sich, Carsharing-<br />
Angebote frühzeitig einzuplanen. Wobei es für die passende Verbindung<br />
von Wohnen und Carsharing keine Standardformel gibt. Vielmehr<br />
sind erfolgreiche Mobilitätskonzepte jeweils an die Gegebenheiten und<br />
die Bedürfnisse der Bewohnerschaft vor Ort angepasst. Da der Erfolg<br />
eines Carsharing-Angebots von vielen Faktoren abhängt und daher auf<br />
umfassende Planung angewiesen ist, hat die Stadt Wien vor nun schon<br />
über einem Jahr eine Förderung ins Leben gerufen. Die „Förderung für<br />
innovative, energieeffiziente Mobilitätsangebote im Wohnbau“ richtet<br />
sich an größere Wohnanlagen und zielt darauf ab, unter Einbeziehung<br />
der Bewohnerschaft moderne Mobilitätsangebote auf Basis von Elektromobilität<br />
zu entwickeln.<br />
Die Förderaktion setzt genau dort an, wo bei der Umsetzung von Sharing-Angeboten<br />
die Stolpersteine liegen. Nämlich bei der Detailplanung<br />
und Vorbereitung von Betriebsmodellen solcher Angebote. Damit ein<br />
Sharing-Angebot angenommen wird, müssen die Bewohner dauerhaft<br />
aktiv in dessen Ausgestaltung einbezogen werden. Außerdem braucht<br />
es neben den Fahrzeugen diverse Anschaffungen: Ladeinfrastruktur,<br />
Buchungsplattformen und Sharing Hardware, Anmietung von Parkflächen,<br />
Marketingmaßnahmen etc. Die Förderung für innovative, energieeffiziente<br />
Mobilitätsangebote fördert diese Zusatzaufwendungen, um<br />
die Umsetzung von Sharing-Angeboten zu erleichtern.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
140 ImmoFokus
Gefördert werden Alternativen zu fossiler Mobilität im Wohnbau – sowohl<br />
im Bestand als auch im Neubau. Konkret werden Projekte gefördert,<br />
die der Wohnbevölkerung ein oder mehrere elektrische Autos zum<br />
Teilen anbieten (E-Carsharing) und ergänzend einspurige E-Fahrzeuge<br />
zum Ausleihen zur Verfügung stellen (Fahrräder, Lastenräder, E-Bikes,<br />
E-Mopeds). So kann auf das eigene Fahrzeug oder Zweitauto verzichtet<br />
werden und Energie und CO2 werden eingespart. Insgesamt stehen dafür<br />
zwei Millionen Euro aus dem Ökostromfonds zur Verfügung.<br />
Die Förderaktion baut unter anderem auf den Erkenntnissen aus dem<br />
erfolgreichen Pilotversuch zu E-Carsharing in der Hauffgasse in Wien-<br />
Simmering im Rahmen des Projektes „Smarter Together“ auf und richtet<br />
sich an Wohnbauträger und Mobilitätsdienstleister sowie Baugruppen<br />
beziehungsweise Gruppen von Bewohnern, um diese Erfahrungen zu<br />
verbreitern.<br />
Förderung startet voll durch<br />
Die Förderung wird sehr gut angenommen. Bisher haben sechs Projekte<br />
die Förderzusage erhalten. Weitere zwei Projekte stehen noch in der<br />
Pipeline.<br />
Das Projekt „Mobilität im Wohnbau 1230 Wien, ERnteLAA“ hat den<br />
Betrieb im Herbst 2020 gestartet. Trotz Pandemie und der damit einhergehenden<br />
eingeschränkten Bewerbungsmöglichkeiten wird sowohl<br />
das E-Bike- als auch das E-Car-Sharing-Angebot von den Bewohnern gut<br />
angenommen. In einer aktuell fertiggestellten Wohnhausanlage in der<br />
Nähe der U6-Station Erlaaer Straße wurden den Bewohnern der rund<br />
190 Wohnungen acht E-Fahrräder zur Verfügung gestellt. Diese können<br />
im Fahrradabstellraum mithilfe einer vollautomatischen Verleihstation<br />
(3sixty5) entlehnt werden. Zudem können die Bewohner ein Elektroauto<br />
mit fix zugewiesenem Stellplatz in der Tiefgarage und dazugehöriger<br />
Ladeinfrastruktur nutzen.<br />
Das vom Bauträger BUWOG entwickelte Wohnprojekt punktet mit<br />
einem gesamtökologischen Konzept – inkludiert sind hier die Verwendung<br />
erneuerbarer Energie, das nachbarschaftliche Gärtnern oder das<br />
Zurverfügungstellen von Elektroladestellen. Betreut wird das Carsharing-Angebot<br />
von UMM Urbanes Mobilitäts Management GmbH. „Da wir<br />
Mobilitätsberater sind, ist uns eine funktionierende ‚Lastmile‘-Mobilität<br />
ein besonderes Anliegen. Ziel ist es daher, Pilotprojekte umzusetzen, aus<br />
denen wir auch Erfahrungen für den Betrieb sammeln können“, betont<br />
Karin Ringhofer. Sie nennt drei Punkte, die eine Umsetzung von weiteren<br />
Carsharing-Angeboten erleichtern würden: Erstens die zeitgerechte<br />
Einbindung dieser Mobilitätsmaßnahmen in die Planung des Wohnbauprojektes.<br />
Zweitens ein frühzeitiges Bewerben durch die Bauträger,<br />
bereits beim Verkauf- beziehungsweise Vermietungsangebot. Drittens<br />
die finanzielle Unterstützung des Betriebes durch den Bauträger, da dies<br />
im derzeitigen Mietrechtsgesetz nicht vorgesehen ist.<br />
Ein weiteres großes Carsharing-Projekt, das die Förderung erhalten hat,<br />
arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung der Carsharing-Infrastruktur<br />
und steht kurz vor der Inbetriebnahme. Aktuell wird an der Buchungsplattform<br />
und der Zugangssteuerung für die E-Autos und Garagen gearbeitet.<br />
Der Wohnbauträger Sozialbau startet das flächendeckende „gemeinsam<br />
mobil“ E-Carsharing-Angebot in bestehenden Wohnanlagen.<br />
Bis 2023 werden zehn Mobilitätsgrätzl mit insgesamt 45.000 Bewohnern<br />
in ganz Wien errichtet, wobei jeweils ein E-Mobilitätsstandort insgesamt<br />
zehn Wohnhausanlagen umfasst. Die in diesem Grätzl gelegenen<br />
Wohnhäuser werden mit E-Mobilitätspoints inklusive Ladestation ausgestattet,<br />
die mit von den Photovoltaikanlagen der Wohnhausanlagen<br />
produziertem Ökostrom gespeist werden. Dabei soll je Grätzl jeweils ein<br />
Carsharing E-PKW sowie zwei weitere E-Mofas den Bewohnern zur Verfügung<br />
stehen. Die Buchung der E-Fahrzeuge erfolgt über die „gemeinsam<br />
stärker“-Community-Plattform www.bewohner.at.<br />
Das groß angelegte Projekt bringt flächendeckend Sharing-Angebote<br />
in eher peripher gelegene Gebiete Wiens, in denen keine alternativen<br />
Angebote bestehen. Der hauseigene Ökostrom, der auf den Dächern der<br />
Wohnhausanlagen produziert wird und die Fahrzeugflotte mit Strom<br />
versorgen soll, macht das gesamte Vorhaben zu einem ökologisch, sozial<br />
und ökonomisch nachhaltigen Projekt.<br />
Aussicht auf weitere spannende Mobilitäts-Projekte<br />
Weitere Projekte können bis Ende 2021 eingereicht werden, solange<br />
Fördermittel vorhanden sind. Insgesamt sind zwei Millionen Euro im<br />
Fördertopf. Die nächste Einreichfrist endet am <strong>31</strong>. Oktober 2021. Weitere<br />
Bauträger und Mobilitätsdienstleister haben bereits Interesse bekundet.<br />
Mehr Informationen:<br />
Zum Förderantrag: www.energieplanung.wien.gv.at/foerderungen<br />
Förderstelle: Die Energieplanung der Stadt Wien verwaltet die Fördermittel<br />
im Rahmen des Ökostromfonds, www.energieplanung.wien.<br />
gv.at Rathausstraße 14–16, 1010 Wien.<br />
Abwicklungsstelle: Förderanträge werden von UIV Urban Innovation<br />
Vienna GmbH, Energy Center abgewickelt, www.urbaninnovation.at<br />
Operngasse 17–21, 1040 Wien.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
141
ImmoFokus.Rubrik<br />
Das Programm<br />
Wie schon für die ersten offiziellen Illmitzer Gespräche 2019 ist es uns gelungen, hochkarätige<br />
Vortragende für unser Forum zu gewinnen. Nachstehend finden Sie das vorläufige Programm. Durch<br />
die 3 Tage führen Sie, wie bereits auch bei den Gesprächen 2019, Romy-Preisträger Gerald Votava und<br />
Illmitzer Gespräche Initiator Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS.<br />
Donnerstag, 14. 10. 2021<br />
# Global und Wissenschaft<br />
13:00 LH Mag. Hans Peter Doskozil<br />
Eröffnung - Labor Burgenland<br />
13:30 Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />
Ziele und Ablauf<br />
14:00 Prof.in (FH) PD Dr.in Christine Vallaster (angefragt)<br />
Was kommt nach dem Kapitalismus?<br />
15:00 Podiumsdiskussion<br />
KommR Mag. Michael Gehbauer<br />
Gemeinützigkeit als Ausweg?<br />
DI Wolfgang Gleissner<br />
Mit Beispiel voran<br />
KommR Michael Pisecky<br />
Wirtschaft neu gedacht.<br />
Bmst. Ing.in Caroline Palfy<br />
17:00 Ivana Vlahusic<br />
„Mutmachen“ Poetry Slammerin<br />
18:00 SchülerInnen des Gymnasiums Neusiedl am See<br />
Präsentation der Projekte im Nationalpark-Kino<br />
20:00 Empfang am Seegelände<br />
mit Musik von Monsieur Lothar und Plakat-Versteigerung<br />
zu Gunsten von Bildungseinrichtungen im Seewinkel.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
142 ImmoFokus
Freitag, 15. 10. 2021<br />
# Klima, Natur und regional<br />
09:30 Em. o. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb<br />
Klimawandel<br />
10:30 Mag. Dr. Georg Wolfram<br />
Der See stirbt.<br />
11:45 Lisa Weddig, BA (angefragt)<br />
Tourismus nachhaltig.<br />
Anmeldung:<br />
www.illmitzer-gespraeche.at<br />
Mittagspause<br />
13:30 Vor den Vorhang<br />
LA DIin Elisabeth Blanik, BM von Lienz<br />
„Prozesse zur Stärkung des Zentrums“<br />
Ing. Hans Peter Bock, BM von Fließ<br />
„Baulandpolitik und Betriebsansiedelung“<br />
DI (FH) Rainer Handlfinger, BM von Ober-Grafendorf<br />
„Ernährungssouveränität und Bodenschutz“<br />
Alfred Reinisch, BM von Tattendorf<br />
„Nationalpark Garten Gemeinde“<br />
Dr. Alexander Scheuch, GF Rustler Immobilien<br />
„Nachhaltig Häuser bewirtschaften“<br />
15:00 Workshop: FORUM Umweltbildung (am Weingut Salzl)<br />
„Bildung for Future“<br />
Parallel dazu:<br />
Exkursion in den Nationalpark<br />
Keynote von DI Johannes Ehrenfeldner<br />
Wissenswertes erklärt durch die Nationalpark-Ranger<br />
Ausstellung<br />
Arbeiten der Volksschule und der neuen Mittelschule<br />
Illmitz zum Thema Nachhaltigkeit<br />
20:00 Empfang in der Pusztascheune<br />
geselliges Beisammensein<br />
20:15 LH-Stvin Mag.a Astrid Eisenkopf<br />
Grußworte<br />
21:30 Boogie-Night<br />
Christoph Steinbach and friends<br />
Samstag, 16. 10. 2021<br />
# Neue Wege<br />
09:30 Global 2000<br />
Vom Sterben der Arten<br />
10:30 Dr. Peter Resetarits<br />
Recht nachhaltig<br />
Pause<br />
12:00 Humorvolles<br />
Eva Maria Marold<br />
13:00 DI Dr. Harald Frey<br />
Zusammenfassung und Verabschiedung<br />
Mittagspause<br />
16:00 Ausklang- Rebenrundfahrt und Kellerbesichtigung<br />
Ab 16.00 Uhr besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau<br />
im Seewinkel zu erfahren. Namhafte WinzerInnen führen<br />
durch ihre Weingärten und Weinkeller und werden Ihnen bei dem<br />
einen oder anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels,<br />
das Terroir und die Vinifikation näherbringen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
143
ImFokus<br />
146<br />
BANKEN ALS UNTERNEHMER<br />
Die Eyemaxx-Finanzexperten Kurt Rusam<br />
und Gerald Oswald wünschen sich von den<br />
Finanzierungspartnern mehr Mut zum Risiko.<br />
Im Interview gehen sie auf Themen wie ESG,<br />
leistbares Wohnen und Mezzaninkapital ein.<br />
162<br />
BLOCKCHAIN<br />
In der Umfrage stehen Blockchain-Profis,<br />
Unternehmensberater und Rechtsanwälte<br />
rund um digitale Immobilientransaktionen,<br />
Immobilien Tokenisierung, digitale<br />
Vermögenswerte und die aktuelle<br />
Gesetzeslage bezüglich Crypto-Assets Rede<br />
und Antwort.<br />
176<br />
KRYPTOWÄHRUNG<br />
Das Thema scheidet die<br />
Geister. Für die einen<br />
eignet er sich weder<br />
als Währung noch als<br />
Wertspeicher, die anderen<br />
wollen noch schnell<br />
auf den Krypto-Zug<br />
aufspringen. Und nun<br />
interessieren sich auch<br />
institutionelle Anleger für<br />
den Bitcoin.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
144 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
AM MODENAPARK<br />
Mit Studio A by Conran + Partners<br />
wurde das Konzept Wohnen neu gedacht.<br />
Konsequent an den heutigen<br />
Bedürfnissen, Besonderheiten und<br />
dem Leben von Singles und Paaren<br />
orientiert, wird am Wiener Modenapark<br />
ein originärer Ort geschaffen.<br />
1030 WIEN<br />
JPI.AT/STUDIOA<br />
Die noch verfügbaren Eigentumswohnungen<br />
mit 127 m 2 und 129 m 2 überzeugen mit ihrer<br />
hochwertigen, vom Tischler maßangefertigten<br />
Küche sowie einer großzügigen Raumaufteilung.<br />
COMMUNITY AND EXCLUSIVITY<br />
145 ImmoFokus
ImFokus<br />
Mehr Mut<br />
zum Risiko<br />
Weg vom Fee-Geschäft. Die Eyemaxx-Finanzexperten<br />
Kurt Rusam und Gerald Oswald würden sich von den<br />
Finanzierungspartnern mehr Mut zum Risiko wünschen.<br />
„Banken müssen wieder Unternehmer werden.“ Es<br />
brauche mehr innovative Köpfe, die das Heft in die<br />
Hand nehmen.<br />
Das Gespräch führten: Patrick Baldia und Michael Neubauer<br />
Wie stark wird ESG auf das Thema<br />
Immobilienfinanzierung durchschlagen?<br />
Kurt Rusam: ESG ist ein starkes Schlagwort,<br />
das quer durch die Medien geht. Aber: ESG<br />
ist nichts Neues. Wir handeln bereits seit vielen<br />
Jahren nach diesen Grundsätzen, haben<br />
dies aber nie wirklich kommuniziert. Auch<br />
die Politik hat das Thema lange vernachlässigt.<br />
Jetzt springen alle darauf auf – und<br />
die Politik macht Druck. Am besten geht<br />
dies über neue Regulatorien. Wo kann man<br />
es am einfachsten versuchen? Dort, wo das<br />
Geld zu Hause ist. Wer sich dem Thema ESG<br />
verschreibt, kann sich günstiger finanzieren.<br />
Es ist modern, sich damit auseinanderzusetzen.<br />
Wie auch mit dem Thema „Leistbares<br />
Wohnen“. Diese Diskussion wurde bereits<br />
vor Jahren begonnen. Jeder wurde gefragt<br />
„Was ist eigentlich leistbares Wohnen?“<br />
146 ImmoFokus
Muss man Jurist sein, um zu definieren was<br />
„Leistbares Wohnen“ ist? Jetzt beginnt man,<br />
durch ESG-Regularien Druck auf das Kapital<br />
auszuüben, um Ideen umzusetzen, die<br />
bereits in vielen Köpfen und Projekten längst<br />
vorhanden beziehungsweise umgesetzt<br />
worden sind.<br />
Die Politik hat bezüglich „Leistbares Wohnen“<br />
keine Lösungsmöglichkeit gefunden. Nun<br />
hängt man das Problem den Privaten um<br />
und sagt: „Jetzt bitte schaust du, dass du es<br />
irgendwie über die Bühne kriegst.“ Man hat<br />
gesehen, dass viele Verordnungsänderungen<br />
im Zusammenhang mit Umwidmungen auch<br />
in Wien punkto leistbares Wohnen nicht jenen<br />
Erfolg gebracht haben, den man sich damals<br />
erhofft hatte. Nun sollen es die Privaten<br />
richten. Wer soll es sonst machen, wenn man<br />
ganz ehrlich ist?<br />
Gerald Oswald: Man verleiht dem Ganzen eine<br />
offizielle Note. Hier wird – vor allem von Seiten<br />
der Europäischen Union – auf die einzelnen<br />
Länder sehr viel Druck ausgeübt: Die Banken<br />
werden Portfolios schnüren müssen, wo sie<br />
entsprechende Green Assets finanzieren und<br />
ausweisen können. Man hat das schon Ende<br />
letzten Jahres gesehen. Ein sehr hoher Prozentsatz<br />
bei Immobilienfinanzierungen sowohl<br />
im Bestandsbereich als auch im Development<br />
wurde von den Banken unter dem Aspekt<br />
Green Assets geführt. Das Thema bringt nicht<br />
nur die Großbanken in Handlungsbedarf,<br />
sondern vor allem auch die Sektoren- und<br />
damit verbundenen Kleinbanken.<br />
Kurt Rusam: Ich würde mir von Finanzierungsseite<br />
mehr Mut wünschen. Es geht<br />
darum innovative Projekte in Angriff zu<br />
nehmen. Die Ideen haben wir. Dazu braucht es<br />
aber auf der Finanzierungsseite wieder mehr<br />
innovative Köpfe, die das Heft in die Hand<br />
nehmen und mehr Risiko eingehen.<br />
Gerald Oswald: Banken müssen wieder<br />
Unternehmer werden.<br />
„Die Politik hat bezüglich<br />
ʼLeistbares Wohnen‘<br />
keine Lösungsmöglichkeit<br />
gefunden. Nun sollen es die<br />
Privaten richten. Wer soll<br />
es sonst machen? “<br />
Klingt so, als würden die Großbanken<br />
in Zukunft noch risikoaverser als bisher<br />
agieren?<br />
Kurt Rusam: Großbanken wurden in der<br />
Kreditvergabe zunehmend restriktiver, insbesondere<br />
im Immobilien-Development. Banken<br />
sind aktuell äußerst risikoavers unterwegs. Sie<br />
können aufgrund der Marktsituation gerade<br />
im Immobilienentwicklungsbereich Cherry-<br />
Picking betreiben. Sie konzentrieren sich sehr<br />
stark auf sogenannte Hausbankenfunktionen.<br />
Der starke regulatorische Druck hat dazu<br />
geführt, dass die Banken während der letzten<br />
Jahre in vielen Teil- und Asset-Bereichen<br />
nahezu eine Nullwachstum-Strategie gefahren<br />
sind. In diese Lücke stoßen nun die Sektorenund<br />
Kleinbanken vor.<br />
Aber die haben ja dieselben Regulatorien<br />
zu berücksichtigen?<br />
Gerald Oswald: Die Kleinbanken sind natürlich<br />
sehr stark im Markt verwurzelt. Da basiert<br />
aus der Vergangenheit heraus sehr viel auf<br />
Handschlagqualität. Da gibt es jahrzehntelang<br />
gewachsene Kundenverbindungen,<br />
die gepflegt worden sind und immer noch<br />
Kurt Rusam,<br />
Eyemaxx<br />
gepflegt werden. Wie ihre Kunden wachsen<br />
auch die Banken. Mit den Finanzierungserfordernissen<br />
wachsen auch die Kreditmitteln, die<br />
bereitgestellt werden. Ich sehe die sehr große<br />
Gefahr, dass es sowohl im Immobilienentwicklungsbereich<br />
aber auch im Investmentbereich<br />
kaum mehr einen Mittelstand gibt. Es gibt nur<br />
entweder ganz groß oder ganz klein.<br />
Die Banken können aufgrund der regulatorischen<br />
Erfordernisse momentan ihrer Funktion<br />
als Finanzintermediär im volkswirtschaftlichen<br />
Sinn nur erschwert nachkommen. Sie<br />
konzentrieren sich verstärkt auf Kapitalmarkttransaktionen.<br />
Projektfinanzierungen – „Nein<br />
Danke“.<br />
Welche Trends machen Sie da aus?<br />
Kurt Rusam: Der Trend geht in Richtung Fee-<br />
Geschäft, in Richtung Provisionsgeschäft. Da<br />
werden Volumina im dreistelligen Millionen-<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
147
ImFokus<br />
Kurt Rusam<br />
Kurt Rusam war, nach dem Studium der<br />
Bauingenieurwissenschaften an der TU<br />
Graz, unter anderem für die Strabag,<br />
Swietelsky, Hypo NOE Real Consult und<br />
6B47 tätig. Rusam ist als allgemein beeideter<br />
und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger<br />
zugelassen, Fellow Member<br />
von RICS und lehrt an der Fachhochschule<br />
OÖ im Bereich Technisches Gebäudemanagement.<br />
Bereich für Großinvestoren begleitet. Da muss<br />
man nicht einmal kurzfristig Assets auf die<br />
eigenen Bücher nehmen. Die Banken gefallen<br />
sich in der Rolle als Co-Lead-Manager oder<br />
Book-Runner. Sie übernehmen lieber die<br />
Funktion einer Investmentbank, denn einer<br />
Corporate Bank.<br />
Auf diesen Zug sind viele Großbanken aufgesprungen,<br />
weil über überschaubare, kurze<br />
Zeiträume großes und gutes Fee-Geschäft<br />
eingefahren werden kann, ohne langfristig ins<br />
Risiko gehen zu müssen.<br />
Alle Banken kämpfen mit sinkenden Renditen.<br />
Die Banken wollen vom Risiko wegkommen.<br />
Bankgeschäft ist Vertrauenssache.<br />
Schauen Sie sich die deutschen Großbanken<br />
mit den digitalisierten Bankgeschäften an. Sie<br />
kennen den Bankbetreuer eigentlich gar nicht<br />
oder kaum mehr. Alles wird online gemacht<br />
– aber auch hier muss Vertrauen geschaffen<br />
werden. Ohne Vertrauen wird es schwierig,<br />
wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten<br />
kommt, das Steuer herumzureißen.<br />
Bewerten Kleinbanken das Risiko anders?<br />
Gerald Oswald: Es gibt ein kalkulatorisches<br />
Risiko. Das kann man imit unterschiedlichen<br />
Berechnungsmethoden wunderbar berechnen.<br />
Es geht aber letztendlich immer auch um<br />
Vertrauen in die handelnden Personen.<br />
Kleine Tickets sind mühsam. Großbanken<br />
setzen aus Kostengründen vermehrt auf großvolumige<br />
Transaktionen, die in Zusammenarbeit<br />
mit anderen Banken abgewickelt werden<br />
können. Diese großen Kapitalmarkttransaktionen<br />
– und das darf man nie vergessen – sind<br />
sehr risikobehaftet. Aus meiner Sicht deutlich<br />
risikobehafteter. Bei diesen Finanzierungen ist<br />
man zumeist unbesichert auf Holdingebene<br />
unterwegs. Das kann dann schon einmal<br />
bis zu 70, 80 Prozent vom Gesamtobligo<br />
betreffen. Dort laufen wir wie die Lemminge<br />
in eine Richtung. Es hat sich eine gewisse<br />
Gier hinsichtlich dieses Provisionsgeschäfts<br />
entwickelt.<br />
Kurt Rusam: Weil sie die Provisionen immer<br />
nach Prozenten rechnen. Kleine oder große<br />
Transaktion: Es ist die gleiche Arbeit. Die<br />
Tätigkeiten, die Dokumente, die man dazu<br />
braucht und auch die Bewertung, das ist immer<br />
die gleiche Arbeit. Ob es da um 500 oder<br />
50 Millionen geht – allerdings ist die Provision<br />
ganz anders.<br />
Gerald Oswald: Natürlich ist es auch eine<br />
Frage der Refinanzierung. Wie refinanzieren<br />
sich die Banken? Kleine Sektoren- oder<br />
Regionalbanken haben einen vergleichsweise<br />
hohen Anteil klassischer Sparbücher und entsprechende<br />
Einlagen in ihrem Asset Liability<br />
Management. Die stehen genauso wie andere<br />
institutionelle Anleger auch unter Investitionsdruck.<br />
Da müssen sie auch größere Tickets<br />
machen. Auf der anderen Seite werden sie<br />
auch mit Liquidität von ihren Sektoren – wenn<br />
man den Sparkassensektor hernimmt, über<br />
die Erste Group, oder den Raiffeisensektor –<br />
zusätzlich mit Liquidität ausgestattet. Diese<br />
Dachinstitute selbst haben auch den Druck,<br />
ihre Überschussliquidität platzieren zu können.<br />
Die Folge: Handlungsbedarf im Bereich<br />
Asset Liability Management. Aus diesem<br />
148 ImmoFokus
Grund werden auch Kleinbanken vermehrt<br />
zu größeren Tickets greifen, die oft konsortial<br />
abgewickelt werden.<br />
Mezannin-Kapital – eine Lösung?<br />
Gerald Oswald: Mezzanin-Finanzierung<br />
profitiert im Moment sehr stark von der<br />
restriktiven Kreditvergabe der Banken. Das<br />
merkt man sehr stark im Konditionen- oder<br />
im Volumens- und im Versicherungsbereich.<br />
Mezzanin-Kapitalgeber treten momentan<br />
unter Konditionen, Bedingungen auf, gemäß<br />
aktuell vorgelegten Term Sheets, die man sich<br />
vor ein, zwei Jahren noch gar nicht vorstellen<br />
hätte können.<br />
Auch für einen Developer wie Eyemaxx<br />
interessant?<br />
Gerald Oswald: Für Eyemaxx sehr interessant.<br />
Natürlich. Mezzanin-Kapital gehört<br />
aus unserer Sicht zur Projektfinanzierung<br />
dazu. Wir sind ein mittelständischer Immobilienentwickler.<br />
Wir müssen mit unserem<br />
Eigenkapital sehr sorgsam umgehen. Wir<br />
müssen im Sinne einer Risikostreuung dieses<br />
Eigenkapital auf mehrere Projekte streuen. Es<br />
ist sinnvoll, auch Mezzanin als Beimischung<br />
einer gesamten Finanzierungsstruktur bei<br />
einem Projekt miteinzuplanen. Natürlich sind<br />
Mezzanin-Finanzierungen mit Margen, die<br />
im zweistelligen Bereich liegen, im Projekt<br />
unterzubringen. Das macht die Sache immer<br />
schwierig. Man kann nicht mehr jede Immobilie<br />
mit jedem Grundstück entsprechend<br />
ausfinanzieren, sodass am Ende des Tages<br />
auch ein vernünftiges, tolles Produkt entsteht.<br />
Wie würde eine ideale Mischung Eigenkapital,<br />
Mezzanine und Fremdfinanzierung<br />
aussehen? Wie viel Mezzanin-Kapital<br />
verträgt ein Projekt?<br />
Gerald Oswald: Das hängt von der Assetklasse,<br />
vom Projekt und der Projektgröße ab. Das<br />
kann man nicht pauschal über einen Kamm<br />
scheren. Abseits der Ballungszentren mischen<br />
die Regionalbanken verstärkt mit, weil sie<br />
den Markt kennen, sie dort zu Hause sind, sie<br />
dort jeden Busch, jeden Strauch kennen. Dort<br />
werden Finanzierungen anders dargestellt, als<br />
wenn Sie in Wien einen kompletten Neubau<br />
oder eine komplette Renovierung machen, wo<br />
„Mezzanin-Kapitalgeber treten<br />
momentan unter Konditionen<br />
auf, die man sich vor ein, zwei<br />
Jahren noch gar nicht vorstellen<br />
hätte können.“<br />
Gerald Oswald,<br />
Eyemaxx<br />
Gerald Oswald<br />
Gerald Oswald, Absolvent des Studiums<br />
„Banking and Finance“ an der Fachhochschule<br />
des bfi Wien, zeichnet bei<br />
Eyemaxx für den Bereich Finanzierungen,<br />
einschließlich Projektfinanzierungen verantwortlich.<br />
Oswald war bisher für renommierte<br />
Unternehmen wie die S Immo oder<br />
zuletzt die Raiffeisen Bank International tätig<br />
und verfügt über ein ausgezeichnetes<br />
Netzwerk in der Bankenbranche und der<br />
österreichischen Investorenwelt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
149
ImFokus<br />
ganz andere Anforderungen an die Immobilien<br />
mit dabei sind.<br />
Kurt Rusam: Auch das ist wiederum abhängig<br />
von der Assetklasse. Mezzanine ist wesentlich<br />
teurer als eine freie Finanzierung am<br />
Geldmarkt im Bankenbereich. Das macht nur<br />
derart einen Sinn, Mezzanine beizumischen<br />
in einer Quote, wo sich das Projekt unterm<br />
Strich auch noch rechnet. Das ist von Region<br />
und Assetklasse her unterschiedlich. Das<br />
kann man nicht pauschalisieren und sagen,<br />
man nimmt bis zu einer Summe X Mezzanine-<br />
Finanzierungen dazu.<br />
Aber man hat schon den Eindruck, dass<br />
derzeit eine Art Hype um das Thema<br />
Mezannin-Kapital entstanden ist?<br />
Kurt Rusam: Crowdfunding, all diese Themen.<br />
Es ist eine Art Goldgräbermentalität ausgebrochen.<br />
Gerade in dem Bereich, der wiederum<br />
in die Richtung der Investoren, der Großinvestoren<br />
geht. Wer profitiert denn letztendlich<br />
im Hintergrund dann von diesem System der<br />
Mezzanine-Kapitalgeber? Das ist das Kapital,<br />
wenn man so will. Wir tragen als Entwickler<br />
Verantwortung. Ich sehe uns hier auch in der<br />
Rolle als Intermediär. Wir sollten als Projekt-<br />
entwickler nur Projekte angehen, die dann<br />
auch am Markt platzierbar sind. Da sprechen<br />
wir vom leistbaren Wohnen. Es ist illusorisch,<br />
in Vierteln, in denen man früher Grundstücke<br />
nicht einmal geschenkt haben wollte, jetzt<br />
zu überzogenen Preisen anzukaufen und zu<br />
spekulieren. Das machen aber sehr viele.<br />
Man braucht nur in den öffentlich-rechtlichen<br />
Bereich oder Genossenschaftsbereich<br />
schauen, wie viel Genossenschaften oft über<br />
Jahre Grundstücksreserven liegen haben, bis<br />
sie dann endlich mal Baureife haben. Das ist<br />
auch spekulativ. Es gehen sogar gemeinnützige<br />
Institutionen, wie sie sich früher noch<br />
nennen durften, jetzt auch in den spekulativen<br />
Bereich hinein, wo sie oft bei Bezirkshauptstädten<br />
um 4.000, 5.000 Euro pro Quadratmeter<br />
Wohnfläche verkaufen. Das ist alles<br />
spekulativ. Das muss man auch sagen. Und<br />
hier tragen wir auch eine Verantwortung, aus<br />
unserer Sicht wirklich nur derartige Projekte<br />
umzusetzen, die auch kurzfristig am Markt<br />
platzierbar und vor allem leistbar sind.<br />
Anleihen – nach wie vor eine Option?<br />
Anleihen sind Finanzierungsmittel, die<br />
Immobilienunternehmen brauchen. Zwischen<br />
Ankauf und Verwertung vergehen Jahre ohne<br />
Erlöse. Da sind Anleihen für eine Unternehmensfinanzierung<br />
eine sehr gute Sache.<br />
Gerald Oswald: Es ist auch ein Volumenzum-Preis-Thema.<br />
Es gibt unterschiedliche<br />
Finanzierungsinstrumente am Kapitalmarkt.<br />
Schuldscheindarlehen, die aus dem deutschen<br />
Bereich kommen, wären auch für unsere<br />
Größenordnung ein geeigneteres, weil<br />
günstigeres Finanzierungsinstrument.<br />
Sehen Sie steigende Zinsen? Werden<br />
die ESG-Kriterien sich als Kostentreiber<br />
entpuppen?<br />
Kurt Rusam: Nein. Steigende Zinsen sehe<br />
ich keine. Werden die ESG-Kriterien bereits<br />
frühzeitig berücksichtigt, sehe ich auch<br />
keinen Kostentreiber. Wenn Sie ein Projekt<br />
fertig haben und beginnen, diese Regularien<br />
zu berücksichtigen, kommen Sie natürlich in<br />
eine andere Kostenschiene rein.<br />
Gerald Oswald: Die Zinskurve ist momentan<br />
sehr flach. Bis hin zum zehnjährigen Bereich.<br />
Wir sind im langfristigen Bereich mit Negativzinsen<br />
unterwegs. Man spricht schon seit<br />
Jahren von steigenden Zinsen. Nur wird es<br />
150 ImmoFokus
„Wir werden Jahre<br />
benötigen, um wieder<br />
den Status zu erreichen,<br />
den wir vor der<br />
Pandemie hatten.“<br />
Gerald Oswald,<br />
Eyemaxx<br />
rein volkswirtschaftlich nicht umsetzbar sein.<br />
Was wären die Konsequenzen von steigenden<br />
Zinsen? Das muss man immer im gesamtwirtschaftlichen<br />
Kontext innerhalb der europäischen<br />
Union sehen. Da gibt es mittlerweile<br />
nicht nur die bekannten Krisenländer, sondern<br />
nun auch andere Länder, insbesondere<br />
aufgrund der Bewältigung der Gesundheitskrise,<br />
mit steigenden Staatsverschuldungen<br />
zu kämpfen haben. Es ist unmmittelbar mit<br />
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />
nicht von steigenden Zinsen auszugehen.<br />
Längerfristig gesehen, rechnen Sie mit<br />
höheren Zinsen?<br />
Gerald Oswald: Wir werden Jahre benötigen,<br />
um wieder den Status zu erreichen, den wir<br />
vor der Pandemie hatten. Bis dahin werden<br />
Milliarden oder sogar Billionen Dollar in<br />
Amerika investiert, um die Wirtschaft wieder<br />
anzukurbeln. Es wäre kontraproduktiv, parallel<br />
mit steigenden Zinsen zu agieren. Man hat ein<br />
Steuerungsinstrument, rein volkswirtschaftlich<br />
gesehen, in dem Zusammenhang, dass<br />
man sagt: Man sieht auf der anderen Seite,<br />
sobald die Inflation zu steigen und zu galoppieren<br />
beginnt, muss man natürlich aufpassen.<br />
Es wird in manchen Segmenten aufgrund<br />
erhöhter Nachfrage nach der Pandemie zu<br />
Preissteigerungen kommen. Die Politik kann<br />
nur Rahmenbedingungen aufstellen. Die Umsetzung<br />
des Ganzen ist nicht mehr Sache der<br />
Politik, sondern der Wirtschaft. Ob das dann<br />
in der Privatwirtschaft oder die verstaatlichte<br />
Industrie ist.<br />
Wo liegt aktuell im Development das<br />
größte Risiko. Die Zinsen sind es nach<br />
Ihrer Einschätzung nicht?<br />
Gerald Oswald: Wir haben eher das Risiko,<br />
auch einen vernünftigen Baupartner zu<br />
finden. Die Baufirmen können sich im<br />
Moment aussuchen, mit wem sie bauen<br />
wollen. Da wird ganz logisch das geringste<br />
Risiko mit den höchsten Margen gesucht. Es<br />
wird immer schwieriger, ein marktgerechtes<br />
oder marktkonformes Angebot zu bekommen,<br />
sofern Sie überhaupt eines bekommen. Die<br />
großen Baufirmen sind in der komfortablen<br />
Situation, Cherry-Picking betreiben zu<br />
können. Sie können sich ihre Bauprojekte im<br />
Prinzip aussuchen – und den Preis bestimmen.<br />
Auch steigende Baukosten im Zusammenhang<br />
mit steigenden Materialkosten werden in den<br />
kommenden Monaten eine Herausforderung<br />
darstellen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
151
Zum Autor<br />
Erwin Soravia ist Präsident der VÖPE – Vereinigung<br />
Österreichischer Projektentwickler. Die VÖPE ist die neue<br />
gemeinsame Stimme der Projektentwickler Österreichs<br />
und zählt derzeit knapp 40 Mitglieder.<br />
Wie sich die Pandemie auf die<br />
Immobilienfinanzierung auswirkt<br />
Kommentar: Erwin Soravia<br />
Kaum eine Branche, die nicht direkt oder indirekt mit den Auswirkungen<br />
der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat oder hatte. So auch wir<br />
Projektentwickler. Zu Beginn der Pandemie mussten Baustellen temporär<br />
geschlossen werden, was zu leichten Bauverzögerungen führte.<br />
Mittlerweile stehen wir in einigen Baustoffsegmenten vor der Herausforderung<br />
von Materialengpässen aufgrund der global stark gestiegenen<br />
Nachfrage. Nichtsdestotrotz lässt sich sagen: Die Baustellen wurden<br />
„Corona-fit“ gemacht, die Arbeit läuft.<br />
Nachfrage steigend<br />
Was die Immobilie als Anlage und Investitionsgut betrifft, so war die<br />
Nachfrage schon vor der COVID-19-Pandemie aufgrund der allgemeinen<br />
Zins- und Finanzierungssituation sehr groß. Die Krise wirkte als Verstärker,<br />
was auch die Banken spüren. Definitiv kann man mittlerweile von<br />
einer Kreditklemme in Bezug auf Neuprojekte<br />
sprechen, die Anforderungen an<br />
Eigenkapitalquoten nehmen<br />
zu. Betrachtet man die<br />
unterschiedlichen Asset-<br />
Klassen, so stellen sich<br />
die Auswirkungen sehr<br />
unterschiedlich dar.<br />
Die meisten Segmente<br />
wurden von den Banken<br />
gerne mitgetragen,<br />
insbesondere Projekte<br />
aus den Bereichen Wohnen,<br />
Gewerbe und Logistik<br />
wurden positiv<br />
aufgenommen. Die<br />
Logistik erlebte –<br />
wenig verwunderlich<br />
– sogar einen<br />
Boom, hingegen hatten Hospitality und Retail-Flächen eine durchaus<br />
schwierige Zeit.<br />
Rolle der Banken<br />
Wie haben sich die Banken in der Krise verhalten? Sie waren zu Beginn<br />
sehr proaktiv und haben mit Waivern und flexiblen Stundungen bzw.<br />
Ratenverschiebungen Unterstützung geleistet. Auch Überbrückungslinien<br />
mit oder ohne Absicherungen konnten problemlos und schnell<br />
umgesetzt werden. Ein wichtiger Punkt war, dass der Kreditnehmer<br />
diese Vorteile an den Mieter bzw. Pächter weitergibt. Das haben wir<br />
als Bestandshalter gerne getan, da uns eine nachhaltige und vor allem<br />
langfristige Kooperation mit unseren Partnern am Herzen liegt. Unterm<br />
Strich gehe ich davon aus, dass Corona keine nachhaltigen Auswirkungen<br />
auf die Branche haben wird.<br />
Ein anderes Thema aber beschäftigt uns bereits jetzt:<br />
die ab 2022 sukzessive in Kraft tretenden Evaluierungskriterien<br />
der Taxonomie-Verordnung zur<br />
nachhaltigen Finanzierung. Hier wird es zu<br />
erheblichen Umwälzungen in der Branche<br />
kommen. Um auch in der zukünftigen Finanzierungslandschaft<br />
nicht unter die Räder<br />
zu kommen, müssen wir in der Immobilienwirtschaft<br />
die Umwelt-Effekte noch stärker<br />
als bisher berücksichtigen. Dazu sind wir auch<br />
bereit. Der Wandel hat längst eingesetzt, und<br />
das ist gut so. In der VÖPE – Vereinigung<br />
Österreichischer Projektentwickler ist<br />
die Beschäftigung mit den Nachhaltigkeitszielen<br />
bereits jetzt eine unserer<br />
Schwerpunktaktivitäten. Wir gehen<br />
das Thema gemeinsam mit unseren<br />
Mitgliedern proaktiv an.<br />
Fotos: Reinhard Lang, EHL, Adobe Stock<br />
152 ImmoFokus
Zum Autor<br />
Franz Pöltl ist Geschäftsführender Gesellschafter der EHL<br />
Investment Consulting und seit drei Jahrzehnten im Immobilienbereich<br />
mit Schwerpunkt An- und Verkauf von großvolumigen<br />
Immobilien tätig.<br />
Risiko und Rendite am Immobilienmarkt<br />
Kommentar: Franz Pöltl<br />
Seit Ausbruch der Pandemie regiert Vorsicht und absolutes Sicherheitsdenken<br />
die Kapitalmärkte. Die alleinige Ausrichtung auf Rendite ist<br />
dabei klar in den Hintergrund getreten und im Zweifel entscheiden sich<br />
die Investmentmanager, die Liquidität zulasten des Ertrags in möglichst<br />
risikolose Veranlagungen zu lenken. EHL berät und vermittelt daher seinen<br />
Kunden aktuell verstärkt Investments in der Asset-Klasse „Wohnen“,<br />
der eine geringe Konjunkturreagibilität zugebilligt wird und die daher<br />
einen noch nie da gewesenen Boom erlebt. Im gewerblichen Bereich wird<br />
die Mieterbonität zur entscheidenden Größe, die über den Preis einer Immobilie<br />
entscheidet. Derzeit tendieren die Top-Renditen für Büroobjekte<br />
unter die 3-Prozent-Grenze, ein Wert, den EHL für eine langfristig an die<br />
öffentliche Hand vermietete Immobilie zuletzt erzielen konnte – bei guter<br />
Lage und entsprechender technischer Ausstattung versteht sich.<br />
Dieser These folgend fließt derzeit nur wenig Kapital in große, überregional<br />
strahlende Shopping-Center und Cityhotels, da derartige Immobilien<br />
beziehungsweise die dahinterliegenden Geschäftsmodelle besonders<br />
stark von der Pandemie betroffen sind, sodass Renditen und Cashflows<br />
mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet sind.<br />
Blick auf den Markt<br />
Der Markt für fixverzinsliche Veranlagungen, der noch am ehesten mit<br />
Immobilienveranlagungen in Konkurrenz steht, ist im Moment und<br />
wahrscheinlich auch auf absehbare Zeit keine Alternative für das Kapital,<br />
da die aktuelle Situation mit negativen Renditen auf Staatsanleihen<br />
und dem quasi Nullzinsniveau noch einige Zeit erhalten bleiben wird.<br />
Gleichzeitig registriert EHL den Wunsch vieler Investoren nach einem<br />
möglichst sicheren Hafen, dem Immobilien als Realveranlagung wesentlich<br />
besser gerecht werden können als Geld- und Finanzwerte.<br />
Mezzanin-Finanzierungen<br />
Dieses „Sentiment“ bestimmt auch die Finanzierungsmärkte, wo insbesondere<br />
Entwickler bei Bankfinanzierungen mit strengeren Projektanforderungen<br />
konfrontiert sind und die Eigenmittelanforderungen,<br />
Tilgungsquoten sowie die Margen steigen. In der Regel muss daher<br />
mehr Eigenkapital eingesetzt werden, welches aber viele Projektentwickler<br />
nicht aufbringen können. In den von EHL betreuten Transaktionen<br />
kommen daher oft Finanzinstrumente, die sowohl Eigen- als auch<br />
Fremdkapitalcharakter aufweisen, sogenannte Mezzanin-Finanzierungen,<br />
zum Einsatz. Da dieses Mezzanin-Kapital als Risikopuffer dient, ist<br />
dafür gerade in Zeiten der Pandemie auch eine höhere Verzinsung zu<br />
berücksichtigen, weshalb diese Mittel in der Regel rasch rückgeführt<br />
werden sollten, um das Projektergebnis nicht „aufzufressen“.<br />
Immer mehr Fonds und Finanzhäuser bieten interessierten Projektentwicklern<br />
Finanzlösungen über kreativ strukturierte Eigenkapitalsurrogate<br />
an. Hinter diesen Kapitalgebern stehen in der Regel institutionelle<br />
Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen, die über derartige<br />
Veranlagungen nach höheren Renditen für ihr eingesetztes Kapital bei<br />
vertretbarem Risiko streben.<br />
Oft werden derartige Mittel aber auch durch Privatinvestoren, die ein<br />
Naheverhältnis zu den jeweiligen Projektentwicklern haben, zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
153
ImFokus<br />
Nicht-Banken-<br />
Finanzierungen<br />
stark im Trend<br />
Kapital aus einer Hand. Einfache Abwicklung, hohe Flexibilität<br />
und zentrale Ansprechpartner. „Projektentwickler setzen bei ihren<br />
Finanzierungen immer mehr auf Mezzanin-Kapital und Whole Loans“,<br />
meint Rechtsanwalt Christoph Urbanek, DLA Piper.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Auf der einen Seite hört man, dass viel<br />
Kapital eine Veranlagung sucht. Auf der<br />
anderen Seite hört man jedoch, dass Finanzierungen<br />
immer schwieriger werden. Wo<br />
liegt die Wahrheit?<br />
Christoph Urbanek: Wir leben in paradoxen<br />
Zeiten. Liquidität ist da, aber die Verfügbarkeit<br />
ist das Problem. Es muss schnell gehen –<br />
gerade in der Einkaufssituation geht es darum,<br />
Liquidität aufzustellen. Bei Finanzierungen<br />
geht es neben dem Geld auch um Geschwindigkeit<br />
– wie rasch bekomme ich eine Finanzierung.<br />
Die Banken werden ihre internen<br />
Abläufe nicht beschleunigen können. Ich<br />
kann nicht sechs Wochen warten, bis in der<br />
Bank drei Gremien entschieden haben. Wir<br />
beobachten, dass zunehmend kleinere Banken<br />
zum Zug kommen, da deren Abläufe aufgrund<br />
ihrer geringeren Komplexität einfacher sind.<br />
In den Regionalbanken wird sehr viel persönlich<br />
durch den lokalen Vorstandsdirektor<br />
entschieden.<br />
154 ImmoFokus
Aber ist das nicht gefährlich? Den kleineren<br />
Banken fehlt doch die Expertise?<br />
Zweifellos. Die gehen teilweise Tickets ein, die<br />
gar nicht so klein sind. Wir sehen Tickets bis<br />
20 Millionen Euro und mehr. Das war sicher<br />
nicht ihr Kerngeschäft in den letzten zehn<br />
Jahren.<br />
Aber das große Geld, die große Bühne winkt.<br />
Da kann schon mal eine Regionalbank in<br />
Versuchung geraten, mitspielen zu wollen. Sie<br />
sind nur nicht darauf ausgelegt. Da passen die<br />
Strukturen nicht. Da reicht ein fünfseitiger<br />
Kreditvertrag nicht. Da gibt es viele Punkte zu<br />
berücksichtigen – das können die Regionalbanken,<br />
bei aller Liebe, einfach nicht. Abgesehen<br />
von der fehlenden Marktkenntnis.<br />
„Wir leben in paradoxen<br />
Zeiten. Liquidität ist da,<br />
aber die Verfügbarkeit<br />
ist das Problem.“<br />
Christoph Urbanek,<br />
DLA Piper<br />
Ich fürchte, viele Regionalbanken sind – wenn<br />
es dann einmal eng wird – überfordert. Das<br />
hatten wir 2008 bereits einmal. Die Auswirkungen<br />
sind bekannt.<br />
Bei den etablierten Anbietern wie den<br />
klassischen Hypobanken, den Raiffeisen Landesbanken,<br />
der Bank Austria oder Erste Bank,<br />
die klassische Kreditprozesse fahren, sind<br />
allein schon aufgrund der Größe der Banken<br />
komplexere Regulatorien im Spiel. Kreditvergaben<br />
dauern einfach dadurch länger.<br />
Das heißt auf den Punkt gebracht: Die<br />
Regionalbanken punkten durch kürzere<br />
Vergabeprozesse?<br />
Eindeutig. Wer will schon zwei, drei Monate<br />
auf eine Projektfinanzierung warten. Die<br />
kleineren Banken haben im Moment den Zug<br />
zum Tor. Abgeschlossen wird schnell – ziehen<br />
dunkle Wolken auf, haben finanzierende<br />
Bank und Kreditnehmer ein Problem. Dann<br />
gibt es Verträge, die nichts regeln. Gibt’s da<br />
ein Team für Restrukturierungen? Zumeist<br />
Fehlanzeige. Gerade bei sehr großen Projekten<br />
sind syndizierte Kredite Usus. Mehrere<br />
Banken beteiligen sich dann als Kreditgeber,<br />
weil die Summe für eine Bank zu hoch ist<br />
beziehungsweise das Risiko für ein einzelnes<br />
Institut durch Diversifikation gesenkt werden<br />
soll. Grundlage dafür ist, dass die beteiligten<br />
Banken nicht nur dem Kreditnehmer, sondern<br />
sich auch untereinander vertrauen.<br />
Da kann es auch schon vorkommen, dass<br />
Vereinbarungen knapp vor Unterschrift noch<br />
einmal aufgemacht werden. „Wir zahlen 20<br />
Millionen weniger aus, wir brauchen noch<br />
fünf Sicherheiten mehr oder wir machen es<br />
gar nicht.“ Alles ist möglich. Wenn die Bank<br />
drei Wochen länger braucht, Pech gehabt.<br />
Also doch zu den großen Banken und auf<br />
die Finanzierungszusagen warten?<br />
Durch die COVID-19-Pandemie sind Banken<br />
bei der Vergabe von Krediten an Immobilienentwickler<br />
und Bauunternehmen noch<br />
restriktiver geworden. Mezzanin-Kapital hilft<br />
dabei, die entstandene Kapitallücke zu schließen.<br />
Gleichzeitig sind potenzielle Kapitalgeber<br />
wie institutionelle Investoren, Family Offices<br />
oder vermögende Privatpersonen angesichts<br />
mangelnder Alternativen auf der Suche nach<br />
neuen renditebringenden Investmentmöglichkeiten.<br />
Der Bankkredit wird zum Auslaufmodell?<br />
Das würde ich so nicht unterschreiben wollen.<br />
Alternative Finanzierungen werden an<br />
Bedeutung gewinnen. Banken bieten keine<br />
Vollfinanzierung, keine Whole Loans, mehr<br />
an. Investoren müssen, zusätzlich zum „Senior<br />
Loan“ der Banken, einen entsprechenden Eigenanteil<br />
beisteuern. Hier kommen Mezzanin-<br />
Kapitalgeber ins Spiel.<br />
Bei kleineren Projekten als Crowdfunding, bei<br />
größeren Projekten aus einer Hand. Solange<br />
es keine größeren Ausfälle gibt, ist Crowdfunding<br />
von der Investorenseite her top. Super<br />
Laufzeiten, super Prozente. Bei größeren<br />
Projekten – und das betrifft nun institutionelle<br />
Investoren – stellt sich die Frage, ob ich nicht<br />
komplett auf eine Bankfinanzierung verzichte.<br />
In Deutschland haben sich bereits einige<br />
Anbieter etabliert.<br />
Mezzanin-Kapital – wird da aus der Not<br />
eine Tugend? Gibt es weitere Vorteile für<br />
den Bauträger?<br />
Das Mezzanin-Kapital gilt bilanziell als Eigenkapital<br />
und wird von den Banken bei einer<br />
Finanzierung ebenso gewertet. Damit können<br />
Projektierer und Bauträger ihre Liquidität<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
155
ImFokus<br />
schonen – für die Finanzierung stehen somit<br />
der Senior Loan der Banken sowie ein kleiner<br />
Eigenkapital-Anteil bereit, der durch das<br />
Mezzanin-Kapital zusätzlich erhöht wird.<br />
Bei einer Whole Loan-Lösung wird die<br />
Finanzierung über einen einzelnen Finanzierungspartner<br />
abgewickelt – Senior Loan und<br />
Nachrangdarlehen werden von einem Finanzierungspartner<br />
bereitgestellt. Für Bauträger<br />
und Projektierer bleibt der Eigenkapitalanteil<br />
gleich, die gesamte Finanzierungssumme<br />
wird nun jedoch über einen einzelnen Partner<br />
bezogen. Dadurch können sich die Finanzierungskosten<br />
verringern, da der Investor<br />
teureres „nachrangiges“ Mezzanin-Kapital<br />
durch preiswerteres „vorrangiges“ Kapital<br />
substituieren kann.<br />
Mezannin-Kapital ist also im Vergleich<br />
zu einer herkömmlichen Finanzierung<br />
teurer?<br />
Weil vom Mezzanin- Geldgeber höhere Zinsen<br />
verlangt werden, verdient er auch mehr, hat<br />
aber freilich auch ein höheres Risiko. Die<br />
Bankfinanzierung wird durch Mezzanin-<br />
Kapital ersetzt. Am Ende des Tages ist es eine<br />
Whole-Loan-Lösung mit 90, 95 Prozent Loan<br />
to Value. Das heißt, die Bank ist komplett<br />
weg. Die Mezzanin-Kapitalgeber werden wohl<br />
auf ähnlichen Sicherheiten wie eine Bank<br />
bestehen, aber der Zinssatz ist sehr attraktiv.<br />
Wir reden von Zinssätzen von vier bis fünf<br />
Prozent.<br />
Wer sind die Mezzanin-Kapitalgeber?<br />
In der ersten Linie Fonds. Die suchen Whole-<br />
Loan-Lösungen. Für viele Fonds bedeuten vier<br />
bis fünf Prozent Zinssatz, zwei bis drei Prozent<br />
Netto-Verzinsung.<br />
Die Banken selbst stecken in einem Dilemma.<br />
Wer will jetzt sein Kapital länger binden als<br />
zwei bis drei Jahre? Niemand, weil sich durch<br />
Corona auch die Geschwindigkeit auf der<br />
Zinsseite unter Umständen verändert. Dieser<br />
Trend auf der Einlagenseite macht nunmehr<br />
den Banken zu schaffen. Dadurch, dass einer<br />
Fülle langfristiger Kredite immer weniger<br />
langfristige Einlagen gegenüberstehen, tritt<br />
„Zinssteigerungen<br />
wären sowohl für<br />
Staatshaushalte als auch<br />
für Finanzierungen Gift.“<br />
vermehrt das Risiko fristeninkongruenter<br />
Refinanzierung auf.<br />
Aber auf ewig wird eine Nullzinspolitik<br />
nicht der Weisheit letzter Schluss sein?<br />
Es gibt derzeit zwei Szenarien. Entweder wir<br />
halten die Nullzinspolitik bis ins Jahre Schnee,<br />
was lange die gefestigtere Meinung war bei.<br />
Oder es muss aufgrund der durch die COVID-<br />
19-Pandemie bedingten wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten zu einer höheren Inflation<br />
kommen. Damit muss es auch irgendwann zu<br />
einer Zinssteigerungen kommen. Das wäre<br />
sowohl für die Staatshaushalte als auch für die<br />
Finanzierungen Gift.<br />
Aktuell ist unheimlich viel Liquidität im<br />
Markt vorhanden.<br />
Es gibt große Liquiditätspolster. In Deutschland<br />
sind es vor allem Pensionskassen, die<br />
nach Investitionsmöglichkeiten suchen. Der<br />
Druck ist hoch. Stichwort Negativzinsen. Da<br />
liegen hunderte Millionen Euro auf den Konten.<br />
Da muss ein Vorstand einer Pensionskasse<br />
den Begünstigten schon einmal erklären,<br />
warum sie für ihre Bankeinlagen Millionen<br />
Zinsen an die Bank zahlen. Die sind schon<br />
unter extrem starkem Druck. Dieser Druck<br />
wird in den kommenden Monaten stärker<br />
werden.<br />
Christoph Urbanek,<br />
DLA Piper<br />
156 ImmoFokus
Also steigen die Pensionskassen verstärkt<br />
als Mezzanin-Kapitalgeber in die Finanzierung<br />
ein?<br />
Direkte Finanzierungen sind für Pensionskassen<br />
und Family Offices zu kompliziert. Es bilden<br />
sich aber bereits (fondsartige) Strukturen.<br />
Mittlerweile gibt es bereits Anbieter, die sich<br />
als Vermittler zwischenschalten. Da gibt es<br />
einige Anbieter, die vor allem aus Deutschland<br />
heraus daran arbeiten. Und ich bin mir sicher,<br />
dass Anbieter aus England und Amerika<br />
folgen werden. Solange wir in Negativzinsen<br />
bleiben, wird der Druck da hoch sein. Allein<br />
aufgrund dieser Tatsache ist die Sorge, dass<br />
wir in nächster Zeit Liquiditätsengpässe sehen<br />
werden, unbegründet.<br />
Mezzanin-Kapitalgeber gehen ins Risiko. Viel<br />
stärker im Risiko sind aber Crowdfunding-<br />
Anleger. Da muss ich kein Finanzexperte sein.<br />
Ein Blick auf die Plattformen reicht: Crowdfunding<br />
ist Hochrisikokapital. Null oder sieben<br />
Prozent. Das ist ein Riesenunterschied. Ich bin<br />
mir sicher, das Gejammer wird nach den ersten<br />
schiefgegangenen Investments starten. Bei<br />
jedem Projekt gibt es unvorhersehbare Risiken.<br />
Bauverzögerungen, der Projektentwickler stirbt.<br />
Ein Lieferant geht in Konkurs. Das haben die<br />
Banken jeden Tag seit hundert Jahren erlebt.<br />
Sie können damit umgehen – und haben in der<br />
Regel Sicherheiten. Das von den Crowdfunding-<br />
Anlegern investierte Geld ist qualifiziert<br />
nachrangiges Kapital ohne Sicherheiten. Das<br />
heißt, die sind noch schlechter gestellt als<br />
Mezzanin-Kapital. Totalverlust ist möglich.<br />
Dass Mezzanin-Finanzierungen weniger<br />
stark reguliert sind, ist ein Vorteil. Steht<br />
zu befürchten, dass die Bestimmungen<br />
verschärft werden?<br />
Bei der ersten großen Pleite wird der Gesetzgeber<br />
wahrscheinlich eingreifen – ich fürchte aber<br />
erst dann, wenn sich der erste Pensionsfonds<br />
verspekuliert hat und seinen Bezugsberechtigten<br />
beichten muss, dass er das Geld ins<br />
Development von Bauträgerprojekten gesteckt<br />
hat. Hier kann man gut verdienen, aber auch<br />
viel verlieren. Ob das im Sinne der Versicherten<br />
ist, ist fraglich. Ich weiß es nicht.<br />
Christoph Urbanek<br />
Christoph Urbanek ist Rechtsanwalt und<br />
Partner in der Finance & Projects Gruppe<br />
im Wiener Büro von DLA Piper. Er berät<br />
im Bank- und Finanzierungssektor vor<br />
allem bei Restrukturierungen, Immobilientransaktionen<br />
und -finanzierungen<br />
sowie im Investmentrecht. Neben seiner<br />
Expertise im Banken- und Finanzierungsrecht<br />
zählen M&A, Corporate-Agenden,<br />
Unternehmenssanierungen sowie Private<br />
Equity und regulatorische Fragen des<br />
Bank- und Investmentrechts zu seinen<br />
weiteren Tätigkeitsschwerpunkten.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
157
ImFokus<br />
Dem Hotelmarkt<br />
steht einiges bevor<br />
Restrukturierungen im Hospitality Segment. Die Juristen Florian Klimscha und Felix Neuwirther von<br />
Freshfields Bruckhaus Deringer über die angespannte finanzielle Lage in der Branche.<br />
Das Gespräch führte: Patrick Baldia<br />
158 ImmoFokus
Welche Signale nehmen Sie derzeit aus<br />
der Hotelbranche wahr? Wen drückt der<br />
Schuh am meisten?<br />
Felix Neuwirther: Die seit dem Ausbruch der<br />
Pandemie anhaltenden Einschränkungen<br />
haben die heimische Hospitality-Industrie<br />
schwer getroffen. Dabei haben manche<br />
Teilbereiche des Marktes stärker gelitten als<br />
andere. Während etwa viele Ferienhotels eine<br />
ganz gute <strong>Sommer</strong>saison hatten, mussten<br />
Konferenz- oder Airport-Hotels beim RevPAR<br />
(Revenue per available room) Einbußen von<br />
70 Prozent oder mehr hinnehmen. Dennoch<br />
ist auch in diesem Segment eine Welle an Insolvenzen<br />
oder Restrukturierungen ausgeblieben,<br />
da sich Banken über weite Strecken als<br />
kooperativ erwiesen haben und die Betriebe<br />
darüber hinaus mit staatlichen Hilfsmaßnahmen<br />
unterstützt wurden. Andere haben die<br />
Möglichkeit, auf Reserven zurückzugreifen.<br />
Aber klar ist, dass die Luft für alle dünn wird.<br />
Florian Klimscha: Für Betriebe mit akutem<br />
Liquiditätsbedarf, die schon vor der Krise<br />
Schwierigkeiten hatten, ist die Lage mit<br />
COVID-19 sicherlich dramatisch geworden.<br />
Die staatlichen Hilfsmaßnahmen, unter denen<br />
auch die Kurzarbeit sicherlich ein wichtiges<br />
Instrument darstellt, die Umsatzrefundierungen,<br />
der Fixkostenersatz und auch der<br />
Aufschub bei der Verpflichtung, Insolvenz<br />
anzumelden, haben aber bislang eine<br />
Insolvenzwelle verhindert. Schön langsam<br />
kristallisieren sich jedoch die größten Problemfälle<br />
heraus. Man darf nicht vergessen,<br />
dass, selbst wenn die Reiseeinschränkungen<br />
teilweise aufgehoben werden und viele Hotels<br />
wieder geöffnet haben, schon noch einige Zeit<br />
vergehen wird, bis die Auslastungen wieder in<br />
die Nähe der Vorkrisenniveaus kommen. Das<br />
war auch nach der Finanzkrise 2008 der Fall.<br />
Wie gehen die Banken mit der neuen<br />
Situation um?<br />
Florian Klimscha: Die Banken beobachten<br />
die Entwicklungen am Hospitality-Markt<br />
sehr genau. Fest steht, dass es für sie zunehmend<br />
schwieriger wird, das Risikoprofil von<br />
Hotelbetrieben in Finanzierungen abzubilden.<br />
Ungewissheit über die breite Wiederaufnahme<br />
der internationalen Reisetätigkeit, die Zukunft<br />
großer Veranstaltungen sowie die Dauer bis<br />
zum Wiedererreichen des Vorkrisenniveaus<br />
erschweren die Neustrukturierung von Finanzierungen<br />
deutlich. Letztlich müssen mit<br />
jedem neuerlichen Lockdown die Businesspläne<br />
neu überarbeitet werden. Gleichzeitig<br />
wird es immer schwieriger, tilgende Profile<br />
mit marktgängigen Laufzeiten zu vereinbaren.<br />
Dazu kommt, dass das Risiko für die Banken<br />
mit gestundeten Steuer- und Sozialversicherungsbeträgen<br />
weiter zunimmt.<br />
Wie steht es aktuell Ihrer Erfahrung nach<br />
um das Investoreninteresse an der Assetklasse<br />
Hotel?<br />
Felix Neuwirther: Investoren zeigen Interesse<br />
am Hospitality-Bereich. Das gilt vor allem für<br />
Private-Equity-Investoren. Sie sind auch bereit,<br />
sich im Bereich Refinanzierung zu engagieren.<br />
Neu ist, dass sich infolge der Krise verstärkt<br />
Investmentplattformen gebildet haben, die<br />
bereit sind, in der aktuell schwierigen Phase<br />
am Hotelmarkt Möglichkeiten wahrzunehmen<br />
– etwa um angeschlagene Hotelbetriebe<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
159
ImFokus<br />
mit einem neuen Betreiber oder selbst wieder<br />
auf Kurs zu bringen und dann einen Ausstieg<br />
anzustreben. Das kann je nach Marktsegment<br />
– beispielsweise abhängig von der Erholung<br />
der Geschäftsreise- und Konferenztätigkeit –<br />
mehr oder weniger lange dauern. Insgesamt<br />
gibt es verschiedene Ausprägungen, was das<br />
Engagement der Plattformen betrifft – die<br />
Devise „one size fits all“ gilt sicherlich nicht.<br />
Einige haben auch erkannt, dass es oft besser<br />
ist, wenn der Betreiber das Ruder nicht aus<br />
der Hand geben muss, da dieser über entsprechende<br />
Managementqualität verfügt und es<br />
lediglich einer finanziellen Überbrückungshilfe<br />
bedarf.<br />
Welche Möglichkeiten haben Hotels, die<br />
aktuell beziehungsweise in den kommenden<br />
Monaten vor der Situation stehen,<br />
größere Kreditvolumina refinanzieren zu<br />
müssen?<br />
Florian Klimscha: Für Sponsoren und<br />
Eigentümer, die nicht oder nicht mehr<br />
ausreichend über zusätzliches Eigenkapital<br />
„Nicht nur Investoren<br />
und Kapitalgeber können<br />
aktuell am Hospitality-<br />
Markt Potenziale heben.<br />
Einiges schlummert auch<br />
im Inneren der Betriebe.“<br />
für Refinanzierungen verfügen, kann es in<br />
der aktuellen Situation interessant sein, das<br />
Gespräch mit alternativen Kapitalgebern zu<br />
führen. Hier sind der Strukturierung kaum<br />
Grenzen gesetzt. Im Wesentlichen hängt das<br />
von den Präferenzen der involvierten Parteien<br />
ab. So können Finanzierungen dieser Art zu<br />
bestehenden Bankfinanzierungen hinzukommen<br />
und einen Teil des Risikos im Rang nach<br />
Felix Neuwirther,<br />
Freshfields Bruckhaus Deringer<br />
der Hausbank abdecken oder auch zur Gänze<br />
übernehmen.<br />
Felix Neuwirther: Zuletzt haben Mezzanine-<br />
Finanzierungen stark zugenommen. Ob diese<br />
Entwicklung langanhaltend ist, ist schwer<br />
zu sagen. Viel deutet allerdings auf eine<br />
zunehmende Bedeutung von Mezzanine-<br />
Kapital hin. Dass dieses Bankfinanzierungen<br />
Felix Neuwirther<br />
Felix Neuwirther ist Head of Real Estate<br />
bei Freshfields Bruckhaus Deringer Zu<br />
seinen Beratungsschwerpunkten zählen<br />
Immobilientransaktionen, Hotel- und<br />
Managementverträge, miet- und wohnrechtliche<br />
Angelegenheiten sowie Immobilienentwicklung.<br />
vollständig ersetzen wird, ist aber nicht zu<br />
erwarten. Vielmehr wird ein ausgewogener<br />
Finanzierungsmix weiterhin eine sehr gute<br />
Lösung sein – unabhängig vom konkreten<br />
Marktszenario.<br />
Was macht alternative Kapitalgeber so<br />
interessant?<br />
Florian Klimscha: Alternative Kapitalgeber<br />
kommen deshalb leichter als Kreditgeber<br />
und Finanziers in Frage, weil die Parameter<br />
ihrer Finanzierungen von jenen der institutionellen<br />
Investoren und der Geschäftsbanken<br />
abweichen. Diese Kapitalgeber können eher<br />
akzeptieren, dass Kredite über eine längere<br />
Zeit tilgungsfrei bleiben und Zinsen über<br />
Teile der Laufzeit gestundet werden. Weiters<br />
werden die Kosten der Finanzierung weniger<br />
von Kennzahlen und regulatorischen Key<br />
Performance Indicators (KPIs) getrieben und<br />
160 ImmoFokus
mehr. Dabei dürfte es wohl nicht bleiben.<br />
Branchenexperten befürchten, dass bis<br />
zu einem Viertel der Wiener Hotels die<br />
Corona-Krise nicht überleben wird. Ist das<br />
für Sie ein realistisches Szenario?<br />
Florian Klimscha: Man hat derzeit das Gefühl,<br />
dass nichts passiert, was nicht passieren<br />
darf. Ungeachtet der Tatsache, wie groß<br />
die Probleme sind, die unter der Decke<br />
schlummern. Eine spannende Frage in diesem<br />
Zusammenhang ist, wie lange Hotelbetriebe<br />
ihre Verbindlichkeiten gegenüber dem Fiskus<br />
und den Sozialversicherern schuldig bleiben<br />
dürfen. Vielleicht wird die große Katastrophe<br />
letztlich nicht eintreten. Allerdings deutet<br />
einiges darauf hin, dass in manchen Marktbereichen<br />
eine Konsolidierung bevorsteht.<br />
eine Anpassung der Konditionen an sich<br />
ändernde Situationen ist auch nicht gleich mit<br />
Änderungen interner Ratings verbunden.<br />
Gibt es in diesem Zusammenhang dennoch<br />
Herausforderungen?<br />
Felix Neuwirther: Ein Thema, das diverse<br />
Marktsegmente derzeit stark beschäftigt, ist<br />
die Preisfindung. Mitunter sind die Vorstellungen<br />
der beteiligten Parteien so verschieden,<br />
dass Deals scheitern oder sich bestenfalls<br />
verzögern. Dass die Preisfindung schwierig<br />
ist, ist derzeit aber nicht nur im Hospitality-<br />
Bereich der Fall, sondern auch in anderen<br />
Assetklassen.<br />
Was können Hotelbetriebe selbst tun, um<br />
ein Comeback einzuleiten?<br />
Felix Neuwirther: Nicht nur Investoren und<br />
Kapitalgeber können aktuell am Hospitality-<br />
Markt Potenziale heben. Einiges schlummert<br />
auch im Inneren der Betriebe. Zu den Möglichkeiten<br />
gehören etwa Anpassungen des<br />
Geschäftsmodells. Mitunter gehen Änderungen<br />
des Nutzungskonzepts mit einer Verringerung<br />
der Bettenanzahl und gleichzeitiger<br />
Florian Klimscha<br />
Florian Klimscha ist Partner im Bereich<br />
Bank- und Finanzrecht bei Freshfields<br />
Bruckhaus Deringer und auf Bankrecht,<br />
Finanzierungstransaktionen und Unternehmensrestrukturierungen<br />
spezialisiert.<br />
Schaffung von Apartment- oder Wohnfläche<br />
einher. Gegebenenfalls müssen bestehende<br />
Verträge adaptiert werden, falls sie dafür nicht<br />
ausreichend flexibel ausgestaltet sind. Auch<br />
öffentlich-rechtliche Rahmenbedingungen<br />
müssen beachtet werden.<br />
Laut Kreditschutzverband KSV1870 war<br />
die Zahl der Insolvenzen in der Gastronomie-<br />
und Hotelbranche im ersten Quartal<br />
2021 so niedrig wie schon lange nicht<br />
Felix Neuwirther: Für eine Vorhersage zum<br />
Umfang einer möglichen Marktkonsolidierung<br />
ist es aktuell noch zu früh. Aber – realistisch<br />
betrachtet – dürfte dem Markt noch einiges bevorstehen.<br />
Entscheidend ist, wie lange der Erholungsprozess<br />
in den einzelnen Marktsegmenten<br />
dauern wird, und ob es schwer getroffene<br />
Hotels – etwa mit Fokus auf Konferenzen und<br />
Geschäftsreisende – schaffen, das entstandene<br />
geschäftliche Vakuum durch andere Angebote<br />
„Für Banken wird es<br />
zunehmend schwieriger, das<br />
Risikoprofil von Hotelbetrieben<br />
in Finanzierungen abzubilden.“<br />
Florian Klimscha,<br />
Freshfields Bruckhaus Deringer<br />
zu füllen. Am Ende des Tages kann ein Hotel<br />
– oder Teile davon – oftmals auch noch einer<br />
anderen Nutzungsart zugeführt werden –<br />
beispielsweise Longstay-Apartments. Natürlich<br />
nur, sofern entsprechende widmungsrechtliche<br />
Rahmenbedingungen vorliegen. Auch der<br />
Abverkauf als Wohnimmobilie kann eine<br />
Option sein. Die aktuelle Situation ist herausfordernd,<br />
aber auch mit Chancen verbunden.<br />
Allerdings unter neuen Gegebenheiten, über<br />
die es nachzudenken gilt. <br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
161
ImFokus<br />
Blockchain und<br />
Immobilien<br />
Wunsch nach Automatisierung. Die Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain im Immobiliensektor<br />
stecken noch in den Kinderschuhen. Doch Kinder werden schnell groß und es lohnt sich,<br />
ihre Entwicklung zu beobachten.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
E<br />
ine Immobilie soll als Anlage erworben<br />
werden, Fotos, Grundriss<br />
und die Zahlen passen, gekauft wird<br />
per Mausklick. Auch alles andere<br />
wie Vertragsabschluss, Geldtransfers, Abwicklungsgeschäfte,<br />
Finanzierung etc. bis hin zur<br />
Eintragung ins Grundbuch werden, ohne den<br />
Computer verlassen und teure Intermediäre<br />
zahlen zu müssen, ebenso per Klick erledigt.<br />
Betrugssicher und zeiteffizient. Die Blockchain-<br />
Technologie verspricht das, aber kann sie das<br />
auch halten? Rein technisch wäre die Abwicklung<br />
bereits möglich, aber die geltenden rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen bremsen sie aus.<br />
Hinter Blockchain steht eine Technologie, bei<br />
der Teilnehmer Transaktionen tätigen können,<br />
ohne dass eine zentrale Zertifizierungsstelle<br />
benötigt wird. Wie der Name bereits verrät,<br />
handelt es sich bei der Blockchain um eine<br />
Vorteile der Blockchain:<br />
Transparenz,<br />
Änderungen sind nachverfolgbar,<br />
Daten sind permanent abrufbar,<br />
Manipulation der Daten wird ausgeschlossen,<br />
Daten werden dezentral gespeichert und validiert,<br />
Zeit- und Kostenersparnis,<br />
Wegfall von Intermediären wie z.B. Banken oder Maklern.<br />
„Kette“ von Blöcken, die bestimmte Informationen<br />
bzw. Daten enthalten. Eine Manipulation<br />
ist auszuschließen, da die einzelnen Blöcke<br />
aneinandergereiht werden. Ein Block baut auf<br />
dem nächsten auf, wobei die einzelnen Blöcke<br />
durch kryptografische Schlüssel verkettet sind.<br />
Nach einer Transaktion können die Daten, die<br />
innerhalb einer Blockchain aufgezeichnet<br />
wurden, nicht mehr verändert werden, da die<br />
nachgeschaltete Kette die vorgelagerten Transaktionen<br />
verifiziert. So weit, so sicher.<br />
Erste Experimente<br />
Betrachtet man die Immobilienwirtschaft, so<br />
gibt es einige Einsatzmöglichkeiten für die<br />
Blockchain entlang der gesamten Immobilienwertschöpfungskette.<br />
So kann Blockchain für<br />
die Bezahlung von Immobilientransaktionen<br />
sowie die Finanzierung mithilfe von Initial<br />
Coin Offerings (Tokenization) eingesetzt werden.<br />
Erste Experimente konnten bereits am<br />
Markt beobachtet werden. Mittelfristig ist die<br />
Anwendung von Smart Contracts zu erwarten.<br />
Hierbei handelt es sich um elektronische<br />
Verträge auf Basis von Computerprotokollen,<br />
die die hinterlegten Klauseln bzw. Regeln automatisch<br />
überwachen können und definierte<br />
Aktionen bei Vorliegen eines Trigger-Events<br />
selbsttätig ausführen können. Somit wird eine<br />
schriftliche Fixierung in Papierform überflüssig.<br />
Langfristig wird Blockchain helfen, transparente<br />
Bestands- und Mieterdatenbanken<br />
dezentralisiert und sicher bereitzustellen.<br />
Smart Contracts<br />
Bei einem Smart Contract handelt es sich um<br />
einen digital abgeschlossenen und durchgeführten<br />
Vertrag, bei dem im System hinterlegte<br />
Klauseln erfüllt werden müssen. Als Beispiel<br />
kann ein Mietvertrag als Smart Contract<br />
errichtet und die vollautomatisierte Entrichtung<br />
der Miete über die Blockchain möglich<br />
gemacht werden.<br />
Anwendungsgebiete und Stolpersteine<br />
In der folgenden Umfrage haben wir Blockchain-Profis,<br />
Unternehmensberater und<br />
Rechtsanwälte zum Thema Blockchain befragt.<br />
In den spannenden Statements ist rund um digitale<br />
Immobilientransaktionen, Immobilien<br />
Tokenisierung, digitale Vermögenswerte und<br />
die aktuelle Gesetzeslage bezüglich Crypto-<br />
Assets jede Menge Know-how nachzulesen.<br />
Fotos: Elke Mayr, LGP, Deloitte feelimage, Michael Sazel, Adobe Stock<br />
162 ImmoFokus
Gabriele Etzl,<br />
Deloitte Legal/Jank Weiler<br />
Operenyi Rechtsanwälte<br />
Das digitale Grundbuch und digitale Grundbuchsgesuche<br />
sind in Österreich bereits seit<br />
den 1990er Jahren Realität. Österreich hat hier<br />
international eine Vorreiterrolle eingenommen.<br />
Seit 2020 – nicht zuletzt ausgelöst durch<br />
die Corona-Krise – ist es in Österreich auch<br />
rechtlich möglich, mit hoher Rechtssicherheit<br />
eine Immobilientransaktion papierlos durchzuführen.<br />
Unterschriften auf den Transaktionsdokumenten<br />
können nun elektronisch<br />
vom Notar beglaubigt und beim Grundbuch<br />
eingereicht werden.<br />
Zukünftig mag es möglich sein, einen blockchain-basierten<br />
Immobilienankauf – quasi<br />
ohne Schnittstelle von Intermediären – durchzuführen.<br />
Aufgrund der geltenden rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen ist ein derartiger blockchain-basierter<br />
Immobilienkauf allerdings<br />
noch kein gangbarer Weg. Um derartige Transaktionen<br />
zu ermöglichen, bräuchte es umfassende<br />
rechtliche Änderungen. Das würde zwar<br />
eine Erleichterung in der Abwicklung bringen,<br />
nicht jedoch mehr Rechtssicherheit.<br />
Auch die „Tokenisierung“ von Immobilien,<br />
also der blockchain-basierte Handel von<br />
ideellen Anteilen an Immobilien über eine<br />
blockchain-basierte Plattform per Mausklick,<br />
scheitert aktuell noch an der geltenden Rechtslage:<br />
Will man ideelle Anteile an Immobilien<br />
erwerben, sind eine grundbuchsfähige Urkunde<br />
sowie die Eintragung im Grundbuch<br />
erforderlich. Eine rein blockchain-basierte<br />
Transaktion scheint daher eher beim Erwerb<br />
von Aktien einer Gesellschaft, in deren Eigentum<br />
sich Immobilien befinden, möglich. Hier<br />
sind nämlich weder Änderungen im Grundbuch<br />
noch im Firmenbuch erforderlich. Dabei<br />
handelt es sich jedoch gerade nicht um eine<br />
Immobilientransaktion, sondern um einen<br />
Aktienkauf, der schon bisher rein digital möglich<br />
war.<br />
Die zeitnahe Schaffung der entsprechenden<br />
Gesetzeslage wird wohl daran scheitern, dass<br />
sehr viele Stakeholder, beispielsweise die Justiz,<br />
FMA, Finanz- und Grundverkehrsbehörden,<br />
zusammenarbeiten und dies als gemeinsames<br />
Anliegen verfolgen müssten.<br />
Eine rein blockchain-basierte Immobilientransaktion<br />
ohne Intermediäre ist derzeit<br />
Zukunftsmusik. Dennoch ist es durchaus<br />
denkbar, dass – nach entsprechenden gesetzlichen<br />
Änderungen – Immobilientransaktionen<br />
zukünftig ausschließlich via Blockchain<br />
abgewickelt werden. Die Distributed-Ledger-<br />
Technologie wäre jedenfalls prädestiniert<br />
dafür, die bisher komplexe Umsetzung einer<br />
Immobilientransaktion weiterhin unter Einbeziehung<br />
von unerlässlichen Beteiligten<br />
(Behörden, Banken und Kaufvertragsparteien),<br />
jedoch ohne zusätzliche Intermediäre (Makler,<br />
Treuhänder und Notare) zu gewährleisten.<br />
Es ist jedoch zu bedenken, dass insbesondere<br />
hochpreisige Immobilientransaktionen durchaus<br />
komplexe Fragen aufwerfen, die von Fall<br />
zu Fall – aufgrund faktischer und rechtlicher<br />
Gegebenheiten – unterschiedlich sein können.<br />
Dabei geht es oft um Themen, die ohne<br />
fachkundige Experten weder erkannt noch<br />
gelöst werden können. Dementsprechend<br />
ist es schwer vorstellbar, dass in absehbarer<br />
Zukunft sämtliche Themen, die eine Liegenschaftstransaktion<br />
mit sich bringt, umfassend<br />
und vollständig digital abgebildet werden.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
163
ImFokus<br />
Christoph Urbanek,<br />
DLA Piper<br />
Blockchain-gesteuerte Wertschöpfung in der<br />
Immobilienwirtschaft ist in aller Munde. Eine<br />
dezentralisierte, transparente, unverfälschbare<br />
und vor allem kostengünstige Datenbank. Abgesehen<br />
von Kryptowährungen gibt es für die<br />
Blockchain-Technologie noch zahlreiche weitere<br />
Anwendungsbereiche. Vor allem für die<br />
Immobilienbranche und deren gesamte Wertschöpfungskette<br />
bestehen besondere – bei weitem<br />
noch nicht ausgeschöpfte – Möglichkeiten<br />
und Einsatzbereiche. Durch das transparente<br />
und beinahe manipulationssichere Peer-to-<br />
Peer Blockchain-Netzwerk ergeben sich durch<br />
den Ausschluss von einigen bis dato mitwirkenden<br />
Intermediären zahlreiche Vorteile.<br />
Blockchain-Technologie hat die Chance, den<br />
langsamen und illiquiden Immobilienmarkt<br />
dynamischer und liquider zu gestalten. Verschiedene<br />
Rechte an Immobilien können in<br />
Form von Immo-Token verbrieft werden. Diese<br />
könnten in Zukunft ähnlich wie Aktien am<br />
Sekundärmarkt gehandelt werden. Diese als<br />
Security Token ausgestalteten Immobilienanteile<br />
unterliegen denselben Regeln wie Finanzinstrumente<br />
im Sinne der MiFID. Immobilien<br />
können somit in sehr kleine Teile geteilt werden,<br />
womit auch Kleinanleger in Immobilien<br />
investieren können. Dies kann dem Immobilienmarkt<br />
einen großen Aufschwung geben.<br />
Der Handel von Eigentum an Grundstücken<br />
ist nur bei gleichzeitiger Eintragung in das<br />
Grundbuch möglich. Obwohl Österreich schon<br />
ein Vorreiter in der Digitalisierung des Grundbuchs<br />
ist, würde der Einsatz der Blockchain-<br />
Technologie der Übertragung noch einmal<br />
einen enormen Vorteil verschaffen. Möglich<br />
wären demnach vollkommen digitalisierte<br />
und automatisierte Eigentumsübertragungen<br />
von Immobilien durch sogenannte „Smart<br />
Contracts“, also auf der Blockchain gespeicherte<br />
Verträge, welche beim Eintritt von<br />
bestimmten Bedingungen automatisch exekutiert<br />
werden. Beispielsweise startete Schweden<br />
bereits 2016 ein Pilotprojekt, womit ein Blockchain-basiertes<br />
Grundbuch geschaffen werden<br />
soll. Die zwingenden Formvorschriften bei<br />
der Eigentumsübertragung einer Immobilie<br />
stehen diesem Digitalisierungsschritt in Österreich<br />
noch entgegen.<br />
Dennoch gibt es viele andere Möglichkeiten,<br />
um durch Token indirekt mit Immobilien zu<br />
handeln. Dazu gehören Genussrechte, Aktien,<br />
Anleihen oder Fonds. Möglich ist auch<br />
die Immobilienprojektfinanzierung mittels<br />
eines Token Offerings. Bei diesen können<br />
Unternehmen ein Projekt finanzieren, indem<br />
sie Anlegern Token verkaufen, welche dann<br />
bestimmte Rechte verleihen. Die konkrete<br />
Ausgestaltung ist sehr variabel und kann nicht<br />
nur klassische Auszahlungen in Form von<br />
Genussrechten, sondern auch eine Mischform<br />
mit einem Utility Token vorsehen. Letzterer<br />
könnte zum Beispiel im Tourismusbereich<br />
interessant sein, womit die Token-Inhaber<br />
auch Übernachtungsgutscheine zu ihrem Investment<br />
erhalten. Vergleichbar ist in einem<br />
Neubauprojekt auch die Vergabe von Vorkaufsrechten<br />
an bestimmten Wohnungen<br />
denkbar. In der Ausgestaltung sind der Fantasie<br />
im Rahmen des rechtlich Möglichen kaum<br />
Grenzen gesetzt.<br />
164 ImmoFokus
Andreas Böcskör,<br />
Advoodle<br />
Die digitale Immobilientransaktion ist Realität<br />
geworden. Sie schafft neue Möglichkeiten<br />
in der professionellen Arbeit mit den Kunden,<br />
spart Kosten und Zeit und ist rechtssicher.<br />
Die Einbindung der Blockchain als Plattform<br />
für qualifizierte Transaktionsketten ist offensichtlich,<br />
weil sie technisch transparent und<br />
manipulationssicher ist. Während die Public<br />
Blockchain Sicherheit ausschließlich durch<br />
die Rechenkraft der Teilnehmer gewährleistet,<br />
können in Permissioned Blockchains spezielle<br />
Autorisierungskonzepte zusätzliche Sicherheit<br />
vermitteln. Permissioned Blockchains liefern<br />
somit Vorteile hinsichtlich Performance<br />
und den datenschutzrechtlichen Anforderungen.<br />
Unser Schwerpunkt ist die Verarbeitung<br />
von Rechtstransaktionen unter Zuhilfenahme<br />
von Smart Contracts. Dabei lehnen wir uns<br />
bewusst an die juristische Praxis an und optimieren<br />
bestehende Prozesse. Smart Contracts<br />
werden idealtypisch in der Blockchain gespeichert<br />
und über den Konsensmechanismus<br />
legitimiert.<br />
„Die digitale<br />
Immobilientransaktion<br />
ist<br />
Realität geworden<br />
und schafft neue<br />
Möglichkeiten.“<br />
Andreas Böcskör,<br />
Advoodle<br />
Paul Pöltner,<br />
SimplyTokenized<br />
Immobilien Tokenisierung, die Zukunft der<br />
Vermögenswerte ist digital. In den letzten<br />
Jahren hat Crowdinvesting einen bedeutenden<br />
Anteil in der Finanzierung von Immobilienprojekte<br />
eingenommen. Laut Crowdcircus<br />
entfallen 76 Prozent der Crowdinvesting-Finanzierungen<br />
auf Immobilienprojekte. Crowdinvesting<br />
ist aber erst der erste Schritt auf<br />
dem Weg der Finanzierungsdigitalisierung.<br />
Mit der Tokenisierung von Immobilienprojekten<br />
ergeben sich völlig neue Möglichkeiten.<br />
Es können die Kosten für die Verwaltung und<br />
das Setup von Finanzierungsprojekten über<br />
Investoren gesenkt, die Transparenz gesteigert<br />
und somit das Volumen erhöht werden. Für<br />
Investoren eröffnen sich schrittweise neue<br />
Möglichkeiten in der Übertragbarkeit von Anteilen.<br />
Darüber hinaus wird an Lösungen für<br />
die Handelbarkeit von Immobilienprojekten<br />
gearbeitet. Dadurch kann man zukünftig auch<br />
die Liquidität des Zweitmarktes sichern, welcher<br />
aktuell noch im Crowdfunding fehlt.<br />
Praktisch relevant sind vor allem die sogenannten<br />
Automated Contracts. Diese sind<br />
ebenfalls Smart Contracts, weil sie zumindest<br />
teilweise self-executing sind. Ihr Vorteil besteht<br />
in ihrer Methode, nämlich der Verarbeitung<br />
von menschlich-lesbaren Rechtstexten.<br />
Somit können sie für den Immobilienkauf<br />
ebenso wie für die Immobilienfinanzierung<br />
eingesetzt werden. Sie bilden letztendlich ein<br />
Tool, in dem der automatisiert erstellte Vertrag<br />
beraten, verhandelt und in den vollautomatisierten<br />
Transaktionsprozess eingebunden<br />
werden kann. Die sohin erstellten Dokumente<br />
sind nicht nur der Rechtsauslegung unmittelbar<br />
zugänglich, sondern können auch rechtskonform<br />
qualifiziert elektronisch (mittels eID)<br />
signiert werden, ohne die Notwendigkeit eines<br />
technischen Kunstgriffes.<br />
Man schafft eine Infrastruktur, in der Investoren<br />
vertrauensvoll ihr Geld in Immobilienprojekte<br />
veranlagen können, und bietet<br />
Projektinitiatoren eine einfache Möglichkeit,<br />
diese neuen Wege der Finanzierung zu nutzen.<br />
Bevor ich als Co-Gründer die Guiding Innovators<br />
und SimplyTokenized ins Leben gerufen<br />
habe, war ich als Co-Gründer und Vorstand<br />
von Conda tätig und habe an der Entwicklung<br />
von alternativen Finanzierungsinstrumenten<br />
europaweit mitgewirkt. Bei SimplyTokenized<br />
bündeln wir die rechtlichen, technischen und<br />
regulatorischen Herausforderungen in einer<br />
einfachen Lösung. Dies ermöglicht einer Person,<br />
schnellstmöglich Immobilienprojekte in<br />
der Form von GmbH-Anteilen, Aktien-Anteilen<br />
oder Genussrechten zu tokenisieren und<br />
den neuen Zielgruppen anzubieten.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
165
ImFokus<br />
„Eine automatische<br />
Vertragsdurchführung<br />
mittels Smart Contracts<br />
kann über Blockchains<br />
optimal durchgeführt<br />
werden.“<br />
Sonja Dürager,<br />
bpv Hügel Rechtsanwälte<br />
Sonja Dürager,<br />
bpv Hügel Rechtsanwälte<br />
Smart Contracts – Die Revolution der Immobilienwirtschaft?<br />
Bislang ging man in vielen<br />
Branchen davon aus, dass das in der Finanzwirtschaft<br />
omnipräsente technische Phänomen<br />
der Blockchain nur ein Spezifikum für Bitcoins<br />
oder andere Kryptowährungen wäre. Der<br />
Gedanke, Prozesse der Immobilienwirtschaft<br />
zu digitalisieren und über eine Blockchain abzubilden,<br />
lag fern. Dabei kann der Blockchain<br />
vor allem wegen der Fähigkeit, Transaktionen<br />
ohne Intermediär, der die Richtigkeit und<br />
Vollständigkeit des Inhalts der Transaktion<br />
kontrolliert (z.B. Banken), abzubilden, aus<br />
Effizienz- und Simplifizierungsgründen hohes<br />
Potential zugeschrieben werden.<br />
So kann beispielsweise die automatische Vertragsdurchführung<br />
mittels Smart Contracts<br />
über Blockchains optimal ausgeführt werden.<br />
Wenn nämlich eine im Vertrag festgelegte<br />
Bedingung erfüllt wird, dann führt dies automatisch<br />
zu der vorher bestimmten Folge. Das<br />
könnte etwa das Management von Mietobjekten<br />
erleichtern, indem basierend auf den<br />
Vertragsbedingungen des Smart Contracts<br />
periodisch die Mietzahlungen vom Mieter an<br />
den Vermieter und die sonst eingebundenen<br />
Parteien (zum Beispiel Energieanbieter) veranlasst<br />
werden.<br />
Signifikant für Smart Contracts ist jedoch, dass<br />
diese nicht der Vertrag selbst sind, sondern<br />
diesen nur in einem Code abbilden, und so<br />
Abschluss und/oder Durchführung erleichtern.<br />
Maßgeblich bleibt jedoch der Wille der<br />
Parteien off-chain. In diesem Sinn kann man<br />
auch die Vertragsdurchführung sehr diffizil<br />
gestalten, und muss nicht jeder Vorgang onchain<br />
abgebildet sein. So könnten etwa nur<br />
nicht verhandelbare Bestimmungen mit klaren<br />
Anordnungen – und keinen unbestimmten<br />
Rechtsbegriffen oder sonst auslegungsbedürftigen<br />
Spielräumen – im Smart Contract<br />
programmiert werden, und der übrige Teil des<br />
Vertrags (etwa die Hauptleistungspflichten<br />
und Gewährleistungsbehelfe dazu) individuell<br />
off-chain ausgehandelt und exekutiert werden.<br />
Industrie und Gewerbe sind nicht zuletzt ob des<br />
noch unklaren Verhältnisses zum traditionellen<br />
Schuldrecht und dessen Gestaltungsrechten<br />
(zum Beispiel Vertragsrückabwicklung)<br />
zurückhaltend beim Einsatz von Blockchains,<br />
allerdings ist die Blockchain ein disruptiver<br />
Technologie-Trend, der gerade auch in der Immobilienbranche<br />
vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />
vorfindet, und standardisierte Prozesse<br />
(zum Beispiel Abwicklung von Mietverträgen<br />
und Verträgen der Immobilienverwaltung)<br />
durch digitale Wenn-Dann-Verknüpfungen<br />
effizienter gestalten kann. Langfristig sollte<br />
man sich daher der Herausforderung stellen,<br />
rechtliche Anforderungen an Immobilienverträge<br />
mit den technischen Möglichkeiten in<br />
Einklang zu bringen.<br />
166 ImmoFokus
Fast jede Diskussionsrunde zur Digitalisierung<br />
in der Immobilienwirtschaft beginnt mit dem<br />
Statement, dass die Branche sehr langsam<br />
ist und auf neue Technologien nur sehr zögerlich<br />
reagiert. Und im Gegensatz zu vielen<br />
anderen digitalen Möglichkeiten trifft dieses<br />
Vorurteil bei der Anwendung der Blockchain<br />
auch ausnahmsweise voll zu. Während Cloud<br />
Computing und Robotics Process Automation<br />
Einzug in die IT und Geschäftsprozesse gehalten<br />
haben, sind die Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Blockchain weitestgehend unbekannt.<br />
Allein im Investment Management, also dem<br />
An- und Verkauf von Immobilien, werden gerade<br />
erste Projekte auf dem Markt bekannt, die<br />
darüber abgewickelt werden.<br />
Dabei sehe ich beispielsweise in der Umsetzung<br />
um ESG zahlreiche Möglichkeiten für<br />
deren Anwendung. Man stelle sich nur die<br />
Transparenz für alle Marktteilnehmer und<br />
über den gesamten Immobilien-Lebenszyklus<br />
vor, die eine sichere Speicherung von Bau-,<br />
Betriebs-, Verbrauchs- und Bewirtschaftungsdaten<br />
in einer gegenseitig verifizierten Datenhaltung<br />
schaffen würde. Hierfür müssen sich<br />
jedoch alle Markteilnehmer zu einer qualitativ<br />
hochwertigen Datenhaltung und der Transparenzschaffung<br />
bereit erklären.<br />
Erst dann kann die Auswahl einer geeigneten<br />
„Public Blockchain“ für die Immobilienwirtschaft<br />
erfolgen, denn nicht jedes DLT<br />
(Distributed Ledger Technology)-Verfahren<br />
ist technisch und fachlich gleichzusetzen. Es<br />
existieren Anbieter, die dem „Proof of Work“,<br />
vereinfacht gesagt der inhaltlich sachlichen<br />
Verifizierung dienen, und andere Verfahren,<br />
die eher dem „Proof of Identity“, also der Identifikation<br />
der Prozessbeteiligten einen Beitrag<br />
leisten. Beides ist für die Immobilienwirtschaft<br />
relevant und muss berücksichtigt werden,<br />
damit auf einem einheitlichen Standard aufgesetzt<br />
wird und nicht die gleiche babylonische<br />
Sprachverwirrung wie bei den Smart Building-<br />
Standards entsteht.<br />
Robert Betz,<br />
KPMG<br />
Erst wenn das Commitment der Immobilienbranche<br />
für Transparenz und Datenqualität<br />
für einen allgemein anerkannten Anwendungsfall<br />
besteht, kann die Blockchain einen<br />
Mehrwert für die Reduzierung von „Daten-Intermediären“<br />
liefern. Ob dies dann noch beim<br />
derzeit notwendigen Stromverbrauch auch im<br />
Sinne von ESG nachhaltig ist, steht auf einem<br />
anderen Blatt der aktuellen Diskussion.<br />
Ronald Frankl,<br />
Lansky, Ganzger & Partner<br />
Rechtsanwälte<br />
Entwicklung der Gesetzeslage rund um Crypto-<br />
Assets. Die derzeitige Gesetzeslage hinkt der<br />
rasanten Entwicklung der Blockchain-Technologie<br />
weit hinterher. Einen ersten Anlauf zur<br />
Aufholjagd hat die Europäische Kommission<br />
im September 2020 mit der Veröffentlichung<br />
des Verordnungsentwurf mit dem Titel „on<br />
Markets in Crypto-Assets“ („MiCAR“) gewagt,<br />
der eine europaweite Regulierung für Emissionen<br />
von Stablecoins und Utility Tokens sowie<br />
für das Anbieten von Dienstleistungen im Zusammenhang<br />
mit Kryptowerten vorsieht. Die<br />
MiCAR soll voraussichtlich Ende 2022 in Kraft<br />
treten.<br />
Die MiCAR normiert drei unterschiedliche<br />
Token-Arten und knüpft daran für den Emittenten<br />
– abhängig von der jeweiligen Einordnung<br />
– teils sehr umfangreiche Rechtsfolgen.<br />
Die vom Anwendungsbereich der MiCAR<br />
umfassten Token-Arten sind dabei „Asset<br />
Referenced Tokens“ („ARTs“) und E-Money<br />
Tokens („EMTs“) – beides Stablecoins – sowie<br />
Utility Tokens („UTs“).<br />
Als gemeinsame Voraussetzung teilen sich<br />
diese drei Token-Arten, dass die MiCAR Emittenten<br />
eines öffentlichen Angebots jeweils<br />
zur Veröffentlichung eines sogenanntes<br />
„White-Papers“ verpflichtet. Ein White-Paper<br />
dient dabei insbesondere dem Anleger- und<br />
Verbraucherschutz sowie einer allfälligen Haftungsbegründung<br />
des Emittenten gegenüber<br />
dem jeweiligen Investor und erfüllt damit einen<br />
ähnlichen Zweck wie ein Kapitalmarktprospekt.<br />
Neben diesen für Emittenten vorgesehenen<br />
Verpflichtungen normiert die MiCAR auch<br />
ein Zulassungserfordernis sowie besondere<br />
Anforderungen und Sorgfaltspflichten für<br />
das berufliche und gewerbliche Anbieten von<br />
Dienstleistungen im Zusammenhang mit Krpytowerten.<br />
Nicht umfasst sind von der MiCAR hingegen<br />
Security Tokens. Dies hat zur Folge, dass auf<br />
diese wertpapierähnlichen Tokens weiterhin<br />
das bestehende kapitalmarktrechtliche<br />
Regime Anwendung findet, das jedoch nicht<br />
speziell für Tokens konzipiert wurde. Es wäre<br />
wünschenswert, dass auch für diese Token-Art<br />
ein maßgeschneidertes Regelwerk geschaffen<br />
wird, das deren Eigenheiten in angemessener<br />
Weise berücksichtigt und dementsprechend<br />
differenzierte Regelungen trifft.<br />
Der Entwurf der MiCAR erscheint für die<br />
umfassten Anwendungsbereiche als vereinheitlichte<br />
rechtliche Regelung geeignet, um<br />
den – mangels spezieller Regelungen – vorherrschenden<br />
Missbrauchsmöglichkeiten<br />
entgegenzuwirken und Rahmenbedingungen<br />
für einen durch Rechtssicherheit und Verbraucherschutz<br />
geprägten Wettbewerb zu schaffen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
167
ImFokus<br />
Florian Petrikovics,<br />
tpa<br />
Die Blockchain-Technologie ermöglicht Unternehmen<br />
eine neue Form der Finanzierung<br />
sowohl durch Groß- als auch Kleinanleger.<br />
Konkret kann im Wege der Tokenisierung eine<br />
Finanzierung (zB Genussrecht oder Anleihe)<br />
ohne aufwendiges Listing an einer Börse handelbar<br />
gemacht werden. Somit vergrößert sich<br />
der Kreis potenzieller Investoren signifikant.<br />
Besonders bei tokenisierten Genussrechten<br />
kann das Unternehmen eine für die jeweiligen<br />
Bedürfnisse maßgeschneiderte Finanzierungslösung<br />
schaffen. Je nach konkreter<br />
Ausgestaltung kann unternehmensrechtlich<br />
Eigen-, Hybrid- oder Fremdkapital und steuerlich<br />
Eigenkapital (steuerlich gleichbehandelt<br />
wie eine unmittelbare Beteiligung) oder<br />
Fremdkapital (bei entsprechender Ausgestaltung<br />
stellen die Zinsen beim Unternehmen<br />
steuerlich Werbungskosten dar und werden<br />
beim Empfänger mit 27,5 Prozent KESt endbesteuert)<br />
vorliegen.<br />
Weiters können die Zahlungen aus diesem Genussrecht<br />
auf einzelne Projekte eingeschränkt<br />
werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein<br />
Unternehmen spezifisch die Investition in eine<br />
neue Immobilie oder eine neue Fabrik finanzieren<br />
kann und die Anleger an den Gewinnen<br />
dieses konkreten Projektes beteiligt werden.<br />
Durch die Blockchain-Technologie kann auch<br />
die laufende Verwaltung der Finanzierung<br />
effizient umgesetzt werden. Einerseits kann<br />
über die Analyse der Blockchain ausgewertet<br />
werden, wer die Anleger sind und andererseits<br />
kann durch sogenannte „smart contracts“ die<br />
Abwicklung der laufenden Zahlungen aus der<br />
Finanzierung effizient ohne Einschaltung einer<br />
Bank als Intermediär durchgeführt werden.<br />
Ein Praxisbeispiel: Ein Unternehmen will großflächig<br />
Solaranlagen bauen und betreiben und<br />
benötigt für das erste entsprechende Großprojekt<br />
eine eigenkapitalähnliche Anlauffinanzierung<br />
von 1,5 Millionen Euro. Das Unternehmen<br />
begibt ein tokenisiertes Genussrecht, wobei<br />
die Genussrechtsbedingungen derart ausgestaltet<br />
sind, dass die Investoren zu 70 Prozent<br />
am laufenden Ergebnis und einem allfälligen<br />
Veräußerungserlös dieses Solarkraftwerkes<br />
beteiligt sind. Das Unternehmen muss für die<br />
Auszahlung der laufenden Beteiligung nicht<br />
umständlich über eine auszahlende Stelle<br />
unter Einschaltung der Kontrollbank als Zentralverwahrer<br />
agieren, sondern kann durch den<br />
entsprechenden „smart contract“ unmittelbar<br />
an die Tokeninhaber auszahlen. Die Tokeninhaber<br />
können die in Form von Token verbrieften<br />
Genussrechte falls gewünscht jederzeit<br />
unkompliziert übertragen und verkaufen.<br />
Durch die große Flexibilität, die Vorteile bei<br />
Begebung und der laufenden Verwaltung und<br />
den großen Kreis an potenziellen Investoren<br />
wird die Finanzierung über Token die Unternehmensfinanzierung<br />
in den nächsten Jahren<br />
stark beeinflussen.<br />
Derzeit ist in Österreich leider gefühlt die Luft<br />
etwas raus aus dem Thema Token-Offerings<br />
bzw Security Tokens. Klassische Kapitalmarktinstrumente<br />
gewinnen wieder verstärkt<br />
an Bedeutung, auch im Bereich des Crowdfunding.<br />
Eventuell bietet die digitale Sammelurkunde<br />
(die freilich nichts mit Blockchain<br />
oder klassischen Security Tokens zu tun hat)<br />
einen Anschub, dass das Thema digitale Investments<br />
wieder in den Fokus rückt. Einen<br />
weiteren Anschub könnte die geplante EU-<br />
Verordnung über eine Pilotregelung für auf<br />
der Distributed-Ledger-Technologie (DLT)<br />
basierende Marktinfrastrukturen leisten.<br />
Während Regulierung auf der einen Seite bei<br />
vielen Marktteilnehmern verpönt ist, kann<br />
Regulierung auf der anderen Seite Vertrauen<br />
bei potenziellen Investoren schaffen. Da in der<br />
Vergangenheit gerade im Markt der Token-<br />
Offerings oftmals „Wild West“ geherrscht<br />
hat, ist nicht verwunderlich, dass vor allem<br />
der breiten Masse an Kleinanlegern derzeit<br />
wohl vielfach das Vertrauen in DLT fehlt. Die<br />
geplante Verordnung wird die starre Verwahrung<br />
von „digitalen Wertpapieren“ bei Wertpapiersammelbanken<br />
durchbrechen oder<br />
auch kleineren Wertpapierfirmen das Betreiben<br />
eines DLT-basierten Handelssystems und<br />
den Handel mit DLT-basierten Wertpapieren<br />
ermöglichen.<br />
Stefan Paulmayer,<br />
CMS Reich Rohrwig<br />
Hainz Rechtsanwälte<br />
168 ImmoFokus
„Für Immobiliengesellschaften<br />
und<br />
Investoren ergeben sich<br />
neue Möglichkeiten der<br />
Interaktion.“<br />
Alexander Rapatz,<br />
Black Manta Capital Partners<br />
Alexander Rapatz,<br />
Black Manta Capital Partners<br />
Security Token Offerings als alternative Finanzierungsform?<br />
Der Security Token ist – vereinfacht<br />
gesagt – ein Transport-Medium auf der<br />
Blockchain, welches Rechte und Pflichten an<br />
einem zugrundeliegenden Vermögenswert<br />
widerspiegelt und transportiert. Security<br />
Token Offerings (STO) sind demnach ein<br />
alternatives Beteiligungs- und Finanzierungsinstrument<br />
unter Verwendung der Blockchain-<br />
Technologie.<br />
Grundsätzlich gilt, dass Security Token im Rahmen<br />
des rechtlich Zulässigen frei gestaltbar<br />
sind und man jede Form einer direkten oder indirekten<br />
Beteiligung individuell strukturieren<br />
und abbilden kann. Die Ausgestaltung eines<br />
STO ist jedoch stark abhängig vom jeweiligen<br />
Vermögenswert und auch den Zielen des emittierenden<br />
Unternehmens.<br />
Obwohl es derzeit nur sehr eingeschränkt<br />
möglich ist, unmittelbares Eigentum (iS einer<br />
Handelsregister- oder Grundbuchseintragung)<br />
durch einen Security Token darzustellen,<br />
kann man jedoch mit Treuhandstrukturen<br />
oder Genussrechten ein wirtschaftlich sehr<br />
ähnliches Ergebnis erzielen. Ausnahme in Österreich<br />
ist zum Beispiel das Aktienbuch einer<br />
AG, welches bereits auf der Blockchain geführt<br />
werden kann.<br />
Zinshauses oder einer Wohnung nicht leisten<br />
kann, kann nun über den Erwerb von zum Beispiel<br />
einzelnen Quadratmetern einer solchen<br />
Immobilie mittelbarer Teileigentümer und<br />
anteilsmäßig an deren Wertsteigerung und<br />
laufenden Erträgen beteiligt werden.<br />
Als Beispiel kann hier das Berliner Wohnbau-<br />
Projekt Tigris S17A genannt werden, an<br />
welchem sich Investoren am Bauträger und<br />
Eigentümer der Liegenschaft mittels tokenisierter<br />
Genussscheine beteiligen konnten.<br />
Als eigenkapitalähnliches Instrument ist der<br />
Anleger (im Gegensatz zu Fremdkapitalinstrumenten)<br />
am Erfolg des Immobilien-Projekts<br />
beteiligt. Konkret wurden von rund 11 Millionen<br />
Euro Gesamtkosten zwei Millionen über<br />
Security Token finanziert. Nach Fertigstellung<br />
des Objekts und dem Verkauf der einzelnen<br />
Wohneinheiten werden die Anleger am Bilanzgewinn<br />
der Gesellschaft zu 20 Prozent<br />
beteiligt. Dies bedeutet, der Anleger erhält<br />
die Möglichkeit, sich an der Wertentwicklung<br />
eines einzelnen Immobilienobjektes zu beteiligen,<br />
dies schon ab einem Investment von<br />
500 Euro. Der Projekteigentümer wiederum<br />
konnte hierdurch seinen erforderlichen Eigenkapitalanteil<br />
refinanzieren bzw. durch die<br />
Ausgabe von Security Token ein entsprechend<br />
größeres Projekt realisieren.<br />
Unser Ziel ist es, Anlegern alternative Investitionsmöglichkeiten<br />
am Immobilienmarkt<br />
zu eröffnen, welche bislang für diese nicht<br />
zugänglich waren. Wer sich den Kauf eines<br />
Es eröffnen sich somit für beide Seiten, Immobiliengesellschaften<br />
als auch Investoren, neue<br />
Möglichkeiten einer Interaktion im Rahmen<br />
von Beteiligungs- oder Finanzierungsprojekten.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
169
ImFokus<br />
Welche Potenziale, welche Anwendungsfelder<br />
eröffnet die Blockchain-Technologie der Immobilienwirtschaft?<br />
Die Blockchain-Technologie<br />
kann überall dort ihr Potenzial entfalten,<br />
wo es um Vertrauen geht. Traditionell wird für<br />
solche Konstellationen ein Intermediär, etwa<br />
eine Bank oder ein Treuhänder, eingesetzt.<br />
Diese Rolle kann eine Blockchain übernehmen<br />
und ist dann effizienter, schneller und transparenter.<br />
So lassen sich etwa kleine Transaktionen<br />
im Facility Management einfach abwickeln:<br />
Wenn der Facility Manager einen Auftrag<br />
abgeschlossen hat, hinterlegt er das auf der<br />
Blockchain und wird ausgezahlt. Eine vergleichsweise<br />
aufwendige Rechnungsstellung<br />
mit allem, was dazu gehört, ist nicht nötig.<br />
Auch große Transaktionen von ganzen Gebäuden<br />
lassen sich via Blockchain abbilden. Eine<br />
Anteilsübertragung kommt dann ohne Fonds,<br />
Urkunde und notarielle Beglaubigungen aus.<br />
Generell ist das gesamte Vertragswesen ein<br />
breites Anwendungsfeld für die Blockchain-<br />
Technologie.<br />
Allerdings hängt in all diesen Bereichen der<br />
Erfolg der Blockchain von der Akzeptanz und<br />
dem Vertrauen der Beteiligten in die Technologie<br />
ab. Nur wenn eine kritische Masse von<br />
Akteuren der Immobilienwirtschaft der Blockchain<br />
mindestens genauso stark vertraut wie<br />
den althergebrachten Intermediären, hat sie<br />
eine Zukunft.<br />
Alexander Hellmuth,<br />
EY Real Estate<br />
Peter Fischer,<br />
PwC Österreich<br />
Im Kontext der Immobilienwirtschaft gibt<br />
es mehrere Einsatzmöglichkeiten für die<br />
Blockchain entlang der gesamten Immobilienwertschöpfungskette:<br />
Kurzfristig kann die<br />
Blockchain zur Überweisung des Kaufpreises<br />
bei Immobilientransaktionen mit etablierten<br />
Kryptowährungen sowie durch Initial Coin<br />
Offerings (Tokenisierung) eingesetzt werden.<br />
Erste Experimente sind bereits am Markt zu<br />
beobachten: So wird in Schweden bereits an ei-<br />
nem auf Blockchain-Technologie basierenden<br />
digitalen Grundbuch gearbeitet. Mittelfristig<br />
wird der Einsatz von Smart Contracts erwartet.<br />
Dabei handelt es sich um elektronische<br />
Verträge auf Basis von Computerprotokollen,<br />
welche die hinterlegten Klauseln oder Regeln<br />
automatisch überwachen und bei einem<br />
auslösenden Ereignis automatisch definierte<br />
Aktionen ausführen können. Eine schriftliche<br />
Fixierung in Papierform ist damit überflüssig.<br />
Langfristig wird Blockchain dazu beitragen,<br />
die Markttransparenz deutlich zu erhöhen und<br />
„principal-agent issues“ zu lösen.<br />
Heute ist der praktikable Einsatz von Blockchain<br />
im Immobilienkontext erst im Entstehen<br />
und sehr rudimentär ausgeprägt. Erste<br />
Anwendungsmöglichkeiten sind meist theoretisch<br />
angedacht – eine praxistaugliche und<br />
massentaugliche Implikation bedarf jedoch<br />
noch der weiteren Entwicklung. Mit Hilfe von<br />
Smart Contracts wird es in Zukunft via Blockchain<br />
möglich sein, Miet- und Kaufverträge zu<br />
gestalten, die notwendigen Daten zur Immobilienbewertung<br />
bereitzustellen und auszuwerten,<br />
Dienstleister entlang der Wertschöpfungskette<br />
zu beauftragen, Immobiliendaten<br />
abzubilden und sensible Daten zu speichern.<br />
Dadurch könnten alle Dienstleister, Verträge,<br />
Behörden, Verwalter etc. verbunden und<br />
dezentral verwaltet werden. Gerade in Verbindung<br />
mit IoT (Internet of Things) sind vielfältige<br />
Anwendungen denkbar. Blockchain ist<br />
kein Allheilmittel – wenn jedoch eine gemeinsame<br />
Datenbasis in einem Netzwerk benötigt<br />
wird, dem es zwar an Vertrauen mangelt, das<br />
aber einen mehrfachen und offenen Zugriff erfordert,<br />
kann Blockchain die Technologie der<br />
Wahl sein. Es ist eine sehr komplexe, aber vielversprechende<br />
Technologie, die erhebliches<br />
technisches Wissen voraussetzt und noch intensive<br />
Forschung erfordert, um ihr enormes<br />
Potenzial sinnvoll zu nutzen.<br />
170 ImmoFokus
„Blockchain-Projekte sind<br />
vielfältig und können<br />
verlässlich rechtskonform<br />
umgesetzt werden.“<br />
Stefan Artner,<br />
Dorda Rechtsanwälte<br />
Stefan Artner,<br />
Dorda Rechtsanwälte<br />
Während Krypto-Kunst, Bitcoin & Co den<br />
Sprung aus der Nische geschafft haben, revolutioniert<br />
die Blockchain-Technologie gerade<br />
auch die Immo- und Baubranche. Blockchain<br />
wird in diesem Bereich bereits vielseitig eingesetzt.<br />
Lukrative Use Cases sind zum Beispiel<br />
die automatisierte Überwachung des Baufortschritts,<br />
die Koordination von Bauprojekten<br />
oder die Prüfung der Herkunft von Bauteilen<br />
in der Vertriebskette. Aber auch die Tokenisierung<br />
von Immobilien boomt derzeit gerade<br />
im Crowdinvesting-Bereich und für die Immobilienfinanzierung.<br />
Und die automatisierte<br />
Abwicklung von standardisierten Kauf- und<br />
Mietverträgen „klopft auch schon an die Türe“.<br />
Diese vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />
verdankt die Blockchain ihren Kernmerkmalen<br />
– vor allem der Fälschungssicherheit und<br />
der Dezentralität. Informationen können manipulationssicher<br />
auf der Blockchain gespeichert<br />
werden, ermöglichen jederzeit eine Rückverfolgung<br />
der Transaktionsschritte durch alle Teilnehmer<br />
des Blockchain-Netzes und schaffen so<br />
eine einzigartige Vertrauensbasis.<br />
Bei der Umsetzung von Blockchain-Projekten<br />
stehen Unternehmen allerdings auch vor<br />
vielen neuen Rechtsfragen. Dafür gibt es<br />
aber bereits gangbare und wirtschaftliche<br />
Lösungen. Bei Dorda tauschen wir uns dazu<br />
in unserer Digital Industries Group laufend<br />
zur praktischen Umsetzung zahlreicher<br />
Blockchain-Projekte aus. Das österreichische<br />
Recht ist glücklicherweise technologieneutral<br />
ausgestaltet. Damit kann es auf jedes<br />
noch so innovative Geschäftsmodell umgelegt<br />
werden. Nehmen wir das Beispiel der<br />
Tokenisierung von Rechten an Immobilien:<br />
Zentral ist die Frage, wie ein Token wirksam<br />
übertragen werden kann. Da Tokens keine<br />
körperlichen Sachen sind, scheidet die Übergabe<br />
von Hand zu Hand aus. Das altbewährte<br />
Konstrukt der Besitzanweisung, das schon<br />
das römische Recht kannte und auch das<br />
200 Jahre alte ABGB kennt, funktioniert hier<br />
bestens: Jeder Teilnehmer wird angewiesen,<br />
die neu vermerkte Adresse in seiner Kopie<br />
der Blockchain für den neuen Übernehmer zu<br />
verwahren. Ein weiterer, spannender Aspekt<br />
ist auch die Rückabwicklung von Verträgen.<br />
Ein nachträgliches Entfernen von Informationen<br />
widerspricht der Blockchain-Technologie.<br />
Daher wird die Rückabwicklung in der Praxis<br />
einfach über einen neuen Eintrag dokumentiert.<br />
Somit bleibt die gesamte Transaktion<br />
in der Blockchain-Historie gespeichert, die<br />
Rückabwicklung wird durch den gegenläufigen<br />
Eintrag im letzten Block dokumentiert<br />
und damit das Geschäft de facto aufgehoben.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
171
ImFokus<br />
Digitale<br />
Vermögenswerte<br />
Immobilienfinanzierung. Die Blockchain-Technologie steuert in diesem Bereich neue Ideen bei und hat das<br />
Potenzial, den Markt nachhaltig zu verändern.<br />
Autor: Walter Strametz<br />
E<br />
s klingt zu schön, um wahr zu sein:<br />
Unabhängig von Fremdplattformen<br />
lassen sich digitale Vermögenswerte<br />
auf der eigenen Website anbieten<br />
und verkaufen. Die Digitalisierung öffnet hier<br />
Tür und Tor, um Geld zu verdienen. Da stellt sich<br />
doch für den einen die Frage, ob und wie er die<br />
Blockchain-Technologie für sein Unternehmen<br />
nutzen kann, und für den anderen, ob er einsteigen<br />
oder noch abwarten soll. Währenddessen<br />
liefern sich Security Token Offerings (STOs) ein<br />
Wettrennen um die Pole-Position für die neue<br />
Anlageklasse.<br />
Hinter den Schlagwörtern „Digital Assets“,<br />
„Security Token“, „NFTs“ oder „Dezentrale<br />
Finanzierung“ steckt die Digitalisierung von<br />
Rechten (zum Beispiel Genussrechte oder<br />
Teilhaberschaft an einer Gesellschaft) mittels<br />
Blockchain-Technologie. Ein Beispiel: Eine<br />
digitale Herausgabe von Aktien beziehungsweise<br />
deren Handel gestaltet sich mit traditionellen<br />
Mitteln sehr schwierig. Die Gründung<br />
einer AG ist zwar kein Problem, trotzdem ist<br />
der öffentliche Handel an zum Beispiel der<br />
Wiener Börse wegen des Verbraucherschutzes<br />
mit hohen Auflagen und Kosten verbunden.<br />
Mittels Blockchain-Technologie können „digitale<br />
Aktien“ sehr einfach und sicher umgesetzt<br />
und gehandelt werden. Ob das Geschäftsmodell<br />
hinter einem Investment erfolgreich ist,<br />
oder ob der Herausgeber von digitalen Vermögenswerten<br />
vertrauenswürdig ist, kann natürlich<br />
nicht vorherbestimmt werden.<br />
Bereits bekannt: Crowdfunding<br />
Die Möglichkeiten sind vielfältig, ein Vergleich<br />
mit einem bekannten Modell hilft: Crowdfunding<br />
ist für viele Kleinanleger bereits Realität.<br />
Vor zehn Jahren war es für viele noch undenkbar,<br />
sein Erspartes bei einer Crowdfunding-<br />
Plattform zu investieren. Heute locken diese<br />
Plattformen vor allem mit Renditen von sechs<br />
bis acht Prozent, anstelle nicht vorhandener<br />
Sparzinsen am Bankkonto. Der Markt der<br />
Alternativen Finanzierung in Europa steckt<br />
verglichen mit den USA und China noch in den<br />
Kinderschuhen, doch wächst dieser mit 50–100<br />
Prozent pro Jahr und ist bereits eine wichtige<br />
Finanzierungsquelle für kleinere Unternehmen<br />
(KMU). Das Niedrigzinsumfeld beziehungsweise<br />
einfachere und einheitliche Vorschriften<br />
werden den Markt weiter anheizen.<br />
Die Blockchain-Technologie ermöglicht für<br />
das Crowdfunding-Modell die einfachere Handelbarkeit<br />
von Investments. Heutzutage investiert<br />
man in ein ausgewähltes Immobilien-<br />
Projekt, wartet ca. zwei Jahre und bekommt<br />
Einzahlung plus Zinsen, wenn alles klappt. Das<br />
Management der Investitionen aus Auszahlungen<br />
aus der Sicht der Plattform kann man<br />
in einem einfachen Excel-Sheet bewältigen.<br />
172 ImmoFokus
Walter Strametz<br />
Walter Strametz hat die blockchain-real.at ins Leben<br />
gerufen, digitalisiert mit element36.io Vermögenswerte<br />
und hat die Investitionsplattform für crowdlitoken.com<br />
(ab 100 EUR in 16 Millionen CHF Immo-Anleihen investieren)<br />
gebaut.<br />
Durch sogenannte Blockchain-basierte „Token“<br />
können investierte Anteile gehandelt<br />
werden, was auch längerfristige Geschäftsmodelle<br />
oder die Investition in mehrere Projekte<br />
ermöglicht und vereinfacht. Dies bedeutet die<br />
Herausgabe von Aktien (deren Einlage man<br />
nicht zurückzahlen muss) oder von Genussrechten<br />
– wie zum Beispiel ein Anrecht auf<br />
den Betriebserfolg einer Immobilie (wie zum<br />
Beispiel bei Crowdlitoken.com). Anstatt in<br />
Form eines Excel-Sheets wird die Buchhaltung<br />
im Hintergrund digital durch die Blockchain-<br />
Technologie erledigt.<br />
Wichtiger Aspekt für den Immobiliensektor ist,<br />
dass man mit der Blockchain-Technologie nicht<br />
mehr auf externe Plattformen angewiesen ist,<br />
sondern über die eigene Webseite einen sicheren<br />
Kanal für eigene digitale Vermögenswerte<br />
anbieten kann, aber die „selbstgemachten“ digitalen<br />
Vermögenswerte durch den Blockchain-<br />
Standard trotzdem handelbar bleiben.<br />
Die Digitalisierung (das heißt die technische<br />
Umsetzung) ist heutzutage kein Problem und<br />
in wenigen Wochen durchführbar. Das Geschäftsmodell<br />
und dessen regulatorische Absicherung<br />
kann wegen der vielen Stellschrauben<br />
jedoch herausfordernd sein. Grob gesagt geht<br />
es um folgende Fragen:<br />
Wem beziehungsweise wo biete ich<br />
meine Vermögenswerte an?<br />
Die Platzierung in einer privaten Runde oder<br />
an rein professionelle Investoren ist regulatorisch<br />
viel einfacher zu bewältigen als ein<br />
öffentliches Angebot und konsequenterweise<br />
eine Prospektpflicht. Je nach Investitionsvolumen<br />
sind neben den europarechtlichen<br />
Vorgaben auch nationale Vorschriften, unter<br />
anderem des Kapitalmarktgesetzes oder des<br />
Alternativfinanzierungsgesetzes, zu beachten.<br />
Wie hoch ist der digitalisierte<br />
Vermögenswert?<br />
Stark vereinfacht dargestellt gibt es folgende<br />
Schwellenwerte:<br />
< EUR 250,000: Kein Prospekt<br />
> EUR 250,000 und < EUR 2,000,000:<br />
Einfaches Informationsblatt gemäß Alternativfinanzierungsgesetz<br />
> EUR 2,000,000 und < 5,000,000: Für Security<br />
Token einfacher Prospekt gemäß<br />
Kapitalmarktgesetz<br />
> EUR 5,000,000: Prospekt nach EU-Prospektverordnungen<br />
Wie sollen die Vermögenswerte<br />
gehandelt werden?<br />
Werden Vermögenswerte nur zwischen bereits<br />
vorhandenen Anlegern direkt gehandelt<br />
(Peer-to-Peer), stellt dies kein Problem dar. Geschieht<br />
dies über eine Plattform, sind weitergehende<br />
regulatorische Aspekte zu beachten, die<br />
unter Umständen Anwendung finden.<br />
An Bedeutung gewinnen handelbare (Security)<br />
Token auch durch den vermehrten Einzug<br />
von traditionellen Finanzinstituten in den<br />
Bereich der Token. So kündigten erst kürzlich<br />
die Commerzbank und Deutsche Börse in Zusammenarbeit<br />
mit dem Fintech 360X einen<br />
Marktplatz für digitale Assets (Token) an. In<br />
der Schweiz wird der baldige Start der „Swiss<br />
Digital Exchange“ (sdx.com)– eine Plattform<br />
für digitale Vermögenswerte – erwartet, lanciert<br />
von der SIX-Group, die unter anderem die<br />
Schweizer Börse betreibt.<br />
Wann kommt der Durchbruch?<br />
Der Autor geht davon aus, dass die Entwicklung<br />
im Zusammenhang mit Token vor allem durch<br />
die europäische MiCA-Verordnung (Markets<br />
in Crypto-Assets Verordnung), die derzeit als<br />
Entwurf vorliegt, einen Aufschwung und Bewegung<br />
in den Markt bringen wird. Die geplante<br />
Verordnung soll vor allem im Bereich der Utility<br />
Token ein harmonisierendes Regelwerk schaffen,<br />
wobei Security Token von dem geplanten<br />
Regelwerk explizit ausgenommen sind.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
173
ImFokus<br />
Crowdinvesting ist<br />
Hochrisikokapital<br />
Schwarminvestitionen. Rückzahlungsprobleme, die bei einigen Projekten aufgetreten<br />
sind, erinnern an das hohe Risiko, das mit Crowdinvesting verbunden ist.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
D<br />
ie Bewährungsprobe Corona-<br />
Krise hat das Immobilien-Crowdinvesting<br />
gut überstanden. Nach<br />
einem kurzen Moment der<br />
Schockstarre im März 2020 setzte sich die starke<br />
Entwicklung der Vorjahre fort und Ende 2020<br />
stand schließlich ein Marktvolumen von 62<br />
Millionen Euro zu Buche (2019: 52,9 Millionen<br />
Euro). Auch heuer hält der Run des Schwarms<br />
auf Betongold weiter an, berichten die Plattformen.<br />
Der Hintergrund: Die Krise, das anhaltend<br />
niedrige Zinsniveau, die Geldflut der EZB<br />
und der Mangel an Anlagealternativen würden<br />
Immobilien alles andere als weniger attraktiv<br />
machen. Aber auch die Tatsache, dass von<br />
zuhause per Mausklick investiert werden kann,<br />
hat Crowdinvestments befeuert.<br />
Ein weiterer wichtiger Treiber für die anhaltend<br />
starke Nachfrage am Crowdinvesting<br />
ist für Tobias Leodolter, Co-Gründer und CIO<br />
von Rendity, dass die Anleger ihr Geld bislang<br />
verlässlich zurückerhalten beziehungsweise<br />
laufende Zinszahlungen lukrieren konnten.<br />
Und Letztere können sich bekanntlich sehen<br />
lassen: Der Durchschnitt lag hierzulande<br />
2020 bei rund sieben Prozent. Im Frühjahr ist<br />
allerdings das passiert, womit der Schwarm in<br />
Österreich bislang nicht konfrontiert war und<br />
wovor Kritiker oft gewarnt hatten: Bei einigen<br />
Projekten, die von den beiden Marktführern<br />
Rendity und Dagobertinvest vermittelt wurden,<br />
wurden Verzögerungen beziehungsweise<br />
Rückzahlungsprobleme bekannt.<br />
Corona-bedingte Bauverzögerungen<br />
Im Falle von Rendity geht es um die Projekte<br />
„Habichergasse 47“, ein Entwicklungsprojekt<br />
in Wien-Ottakring (Finanzierungsvolumen:<br />
600.000 Euro), und „MedBase19“ (700.000<br />
Euro), ein Ordinationshaus im 19. Bezirk.<br />
Hinter den Verzögerungen stünden Coronabedingte<br />
Aufschübe beim Bauablauf und<br />
Lieferengpässe. Dazu kommt, dass es länger<br />
als sonst dauere, den Abverkauf abzuwickeln<br />
sowie eine Grundbucheintragung oder einen<br />
Termin beim Notar zu bekommen. „Wir arbeiten<br />
jedenfalls mit den Emittenten daran,<br />
dass die beiden Projekte weiterbetrieben werden<br />
und eine Rückzahlung erfolgen kann“, so<br />
Leodolter. Auch hinsichtlich der Option, eine<br />
Zwischenfinanzierung aufzustellen, befinde<br />
man sich in engen Verhandlungen.<br />
Bei Dagobertinvest betrafen die Rückzahlungsverzögerungen<br />
zwei Wohnprojekte der STH<br />
Living: Eines in der Leebgasse 38 im zehnten<br />
Bezirk mit einem Finanzierungsvolumen von<br />
„Das Crowdinvesting ist<br />
eine unternehmerische<br />
Veranlagung, mit der auch<br />
das Risiko eines Totalausfalls<br />
verbunden ist.“<br />
Tobias Leodolter,<br />
Rendity<br />
300.000 Euro und eines in Wien-Ottakring<br />
mit knapp 350.000 Euro. Bei beiden Projekten<br />
hat Dagobertinvest das Rückzahlungsdatum<br />
verschoben und den Anlegern angeboten, über<br />
eine Rechtsanwaltskanzlei die Darlehensbeträge<br />
außergerichtlich einzufordern. „Wichtig<br />
ist, dass über die SH Projektentwicklung ein<br />
Sanierungsverfahren eröffnet wurde und nicht<br />
über die Projektgesellschaften“, hält Andreas<br />
Zederbauer, Co-Gründer und Geschäftsführer<br />
von Dagobertinvest, fest. Nachsatz: „Es bleibt<br />
Fotos: Nicole Viktorik, Walter Sieberer, Adobe Stock<br />
174 ImmoFokus
abzuwarten, ob diese Firma ein Bauernopfer<br />
oder der erste Dominostein in der Firmengruppe<br />
des Herrn Stefan Hadrbolec ist.“<br />
Datenherausgabe wird eingeklagt<br />
Laut Zederbauer werde die Firmengruppe von<br />
Hadrbolec bereits seit zwei Jahren kritisch bewertet,<br />
weshalb die beiden Emissionen von Dagobertinvest<br />
schon längere Zeit als „unsicher“<br />
in den Dashboards der Anleger ausgewiesen<br />
würden. „Unseren Informationen zufolge gab<br />
es keine zweckwidrige Mittelverwendung, jedoch<br />
wurden scheinbar beide Crowdfunding-<br />
Projekte nicht ordentlich umgesetzt“, erklärt<br />
er. Deshalb versuche man seit mehreren<br />
Monaten auch an die Daten, die Aufschluss<br />
darüber geben, was eigentlich passiert ist, heranzukommen.<br />
Die Herausgabe der Daten beziehungsweise<br />
Bucheinsichten würden derzeit<br />
im Namen der Anleger eingeklagt werden.<br />
„Den meisten Anlegern ist gar nicht bewusst,<br />
dass es sich beim Crowdinvesting um Hochrisikokapital<br />
handelt“, sagt Stefan Artner, Partner<br />
und Leiter des Real Estate Teams bei Dorda<br />
Rechtsanwälte. Wieso das Risiko hoch ist, völlig<br />
durch die Finger zu schauen, erklärt seine<br />
Kollegin im Real Estate Team der Kanzlei, Magdalena<br />
Brandstetter: „Beim Crowdinvesting<br />
sind die Anleger in der Regel über ungesicherte<br />
Nachrangdarlehen in Immobilienprojekte investiert,<br />
weshalb eigentlich ‚Crowdlending‘ die<br />
treffendere Bezeichnung wäre.“ Das bedeute,<br />
dass die Schwarminvestoren im Falle einer<br />
Insolvenz des Bauträgers beziehungsweise<br />
Developers gegenüber allen anderen Gläubigern<br />
das Nachsehen hätten. „Ihre Ansprüche<br />
werden erst nach jenen der anderen Geldgeber<br />
bedient – vorausgesetzt es bleibt überhaupt<br />
etwas Geld übrig“, so Brandstetter.<br />
Emittent trägt Ausfallsrisiko<br />
Beim Crowdinvesting wird das Ausfallsrisiko<br />
jedenfalls nicht von den Plattformen, sondern<br />
ausschließlich vom Bauträger beziehungsweise<br />
Developer getragen. „Machen es die<br />
Plattformen – über einen Vertrag mit den<br />
Developern – richtig, so beschränkt sich ihre<br />
Rolle auf die reine Vermittlungstätigkeit“,<br />
erklärt Artner. Auch entfalle – gemäß österreichischem<br />
Alternativfinanzierungsgesetz<br />
– bei einem Fundingvolumen von bis zu zwei<br />
Millionen Euro binnen zwölf Monaten die Verpflichtung,<br />
einen Prospekt zu erstellen. „Die<br />
Emittenten müssen den Anlegern lediglich ein<br />
Informationsblatt mit den wesentlichen Projektdaten<br />
zur Verfügung stellen“, so Artner.<br />
Gemäß der Alternativfinanzierungsinformations-Verordnung<br />
muss das besagte Informationsblatt<br />
unter anderem über den Emittenten<br />
und das Projekt, die Hauptmerkmale des<br />
Angebotsverfahrens, die Kapitalbeschaffung<br />
sowie besondere Risikofaktoren aufklären.<br />
„Die Informationen müssen von einem Wirtschaftstreuhänder,<br />
Rechtsanwalt, Notar oder<br />
andernfalls vom Plattformanbieter selbst,<br />
hinsichtlich ihrer Vollständigkeit, Verständlichkeit<br />
und Kohärenz geprüft werden“, erklärt<br />
Gabriele Etzl, Expertin für Immobilienrecht bei<br />
Deloitte Legal. Wenn nicht, würden sich die<br />
Plattformbetreiber einer potenziellen Haftung<br />
aussetzen. Weiters wären sie auch nicht dazu<br />
verpflichtet, von den Developern ein Reporting<br />
– etwa bezüglich Projektfortschritt oder Wohnungsabverkauf<br />
– einzuholen. Allerdings ist<br />
das in der Branche durchaus üblich.<br />
Null versus sieben Prozent Zinsen<br />
„Für das erhöhte Risiko werden Crowdinvestoren<br />
mit höheren Zinsen kompensiert“, bringt<br />
es Etzl auf den Punkt. Sie hat durchaus Verständnis<br />
dafür, dass Immobilieninvestments,<br />
die sieben Prozent Zinsen bieten, für viele Menschen<br />
verlockend sind. Allerdings empfiehlt sie<br />
Personen mit durchschnittlichem Sparvermögen<br />
ihre Immobilien-Crowdinvestments über<br />
mehrere Projekte zu streuen. Für Brandstetter<br />
ist es zudem sinnvoll, sich anzuschauen, wie die<br />
Unternehmen hinter den jeweiligen Projektgesellschaften<br />
in finanzieller Hinsicht aufgestellt<br />
sind. „Etwa, um mit den aktuell hohen Baukosten<br />
umgehen zu können“, meint sie.<br />
So schmerzhaft ein etwaiger Ausfall für jeden<br />
einzelnen Anleger auch sein mag, etwas relativiert<br />
wird dies durch die vergleichsweise<br />
„Im Falle einer Insolvenz des<br />
Developers haben Schwarminvestoren<br />
gegenüber allen<br />
anderen Gläubigern das<br />
Nachsehen.“<br />
Magdalena Brandstetter,<br />
Dorda Rechtsanwälte<br />
geringe Höhe der investierten Beträge. Laut<br />
Crowdcircus wurde 2020 im Durchschnitt<br />
1.440 Euro pro Immobilienprojekt investiert.<br />
Leodolter erinnert daran, dass sich der bisherige<br />
Trackrecord des Crowdinvestings in Österreich<br />
durchaus sehen lassen kann. Allein über Rendity<br />
wurden bislang rund hundert Projekte<br />
finanziert. Davon wurden 25 zurückbezahlt,<br />
wobei mehr als 14 Millionen Euro an die Anleger<br />
flossen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Dagobertinvest:<br />
Von insgesamt 180 Immobilienprojekten<br />
erfolgte bei 54 bereits die Rückzahlung.<br />
Dass es in Zukunft bei einzelnen vom Schwarm<br />
finanzierten Immobilienprojekten – nicht zuletzt<br />
aufgrund des schweren wirtschaftlichen<br />
Umfelds – zu weiteren Rückzahlungsproblemen<br />
oder gar Ausfällen kommt könnte, kann<br />
nicht ausgeschlossen werden. „Wichtig ist es,<br />
sich vor Augen zu führen, dass das Immobilienprojektgeschäft<br />
nicht mit Sparbuch oder<br />
Bausparvertrag verglichen werden kann“,<br />
sagt Leodolter. Vielmehr handele es sich beim<br />
Crowdinvesting um eine unternehmerische<br />
Veranlagung, mit der auch das Risiko eines<br />
Totalausfalls verbunden sei. <br />
Marktdaten Immobilien-Crowdinvesting 2020<br />
• Crowdinvesting-Marktvolumen 2020: 62 Millionen Euro (2019: 52,9 Millionen Euro)<br />
• Durchschnittliche Projekt-Verzinsung: 7 Prozent<br />
• Durchschnittliche Investmenthöhe: 1.440 Euro<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
175
ImFokus<br />
Alles Bitcoin<br />
oder was?<br />
Über den Bitcoin scheiden sich die Geister. Während er sich für<br />
Kritiker weder als Währung noch als Wertspeicher eignet, springen<br />
immer mehr Anleger auf den Krypto-Zug auf – zuletzt verstärkt auch<br />
institutionelle Investoren.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
N<br />
achdem der Kurs des Bitcoins<br />
einige Jahre eher dahindümpelte,<br />
und sich die vielen Kritiker der<br />
Cyberwährung in ihrer Ablehnung<br />
bestätigt sahen, nahm er im Vorjahr so richtig<br />
an Fahrt auf. Ende 2020 stand nach einem heißen<br />
Herbst ein Plus von 300 Prozent zu Buche. Auch<br />
heuer setzte sich der Höhenflug bislang weiter<br />
fort – zumindest bis Mitte April, als sich der<br />
Kursanstieg seit Jahresbeginn noch bei 70 Prozent<br />
belief. Dann passierte das, was langjährige Bitcoin-<br />
Anleger in der Vergangenheit nicht nur einmal<br />
erleben mussten: Innerhalb kürzester Zeit rasselte<br />
der Kurs so richtig in den Keller. Kurz vor Redaktionsschluss<br />
notierte die Cyberwährung bei rund<br />
32.000 US-Dollar und damit ungefähr auf demselben<br />
Niveau wie Anfang 2021.<br />
„Was die Entwicklung des Bitcoin-Kurses<br />
betrifft, überrascht mich mittlerweile nichts<br />
mehr“, sagt Manuel Schleifer, Finanzmarktstratege<br />
bei Raiffeisen Research. Die jüngsten<br />
Verluste führt er zum Teil auf Tesla-CEO Elon<br />
Musk und dessen kryptische Aussagen beziehungsweise<br />
Tweets über den Bitcoin sowie<br />
Kryptowährungsverbote in China zurück. Vor<br />
allem eines sei aber entscheidend gewesen:<br />
Nachdem die Preis-Rallye Ende 2020 mehr<br />
und mehr kurzfristig orientierte Marktteilnehmer<br />
angezogen habe, sei spätestens im ersten<br />
Quartal 2021 der Optimismus der Euphorie<br />
gewichen und Spekulanten hätten vermehrt<br />
das Ruder übernommen. „Nach dem Motto<br />
,Is everybody in? Let the pain begin‘ kam es<br />
nach den massiven Anstiegen zu einer beinahe<br />
schon lehrbuchmäßigen Kurskorrektur“, so<br />
Schleifer.<br />
Rallye nach dem Lehrbuch<br />
Wie nach dem Lehrbuch hatte vor der jüngsten<br />
Korrektur auch der Bitcoin-Höhenflug<br />
im Herbst eingesetzt. „Bislang ist es nach jedem<br />
Halving mit einem Abstand von drei bis<br />
vier Monaten zu starken Kursanstiegen des<br />
Bitcoins gekommen“, erklärt Harald Egger,<br />
Chief Analyst und Crypto Asset Specialist bei<br />
der Erste Asset Management (EAM). Worauf<br />
er anspricht, ist der festgelegte Vorgang, dass<br />
ungefähr alle vier Jahre die Belohnung, die die<br />
so genannten Miner für das Schürfen der Kryptowährung<br />
erhalten, halbiert wird. Dadurch<br />
wird es kostspieliger, neue Bitcoins zu schürfen,<br />
was das Angebot begrenzt. Bei gleichbleibender<br />
Nachfrage sollte das zu Kursanstiegen<br />
führen. „Nachdem das letzte Halving im Mai<br />
2020 stattgefunden hat, ist es nicht überraschend,<br />
dass die Bitcoin-Hausse im vergangenen<br />
September begonnen hat“, so Egger.<br />
„Hohe Volatilität<br />
bedeutet auch, dass ein<br />
Asset mehr Potenzial<br />
nach oben hat.“<br />
Harald Egger,<br />
Erste Asset Management<br />
Die große Frage ist sicherlich, ob dem „Lehrbuch“<br />
entsprechend beziehungsweise wie<br />
nach früheren Halvings noch weitere Preisanstiege<br />
folgen werden oder ein neuerlicher<br />
„Kryptowinter“ bevorsteht? Das legen jedenfalls<br />
die mitunter astromisch anmutenden<br />
Kursziele der Analysten nahe. Anfang April<br />
Fotos: Huger/Erste AM, Union Investment, 21Shares, bitpanda, RBI<br />
176 ImmoFokus
hat beispielsweise Bloomberg in einem Ausblick<br />
verkündet, dass der Bitcoin Ende 2021<br />
bei 400.000 US-Dollar stehen könnte. Bei der<br />
Citigroup hat man bereits im vergangenen<br />
November bis zum heurigen Jahresende einen<br />
Kurs von <strong>31</strong>8.000 US-Dollar prognostiziert. Etwas<br />
zurückhaltender geben sich die Experten<br />
von JP Morgan, die den Bitcoin bis dahin bei<br />
130.000 US-Dollar sehen. Aber sind diese Prognosen,<br />
wie Kritiker meinen, bar jeder Realität<br />
und der Ausdruck eines maßlos überhitzten<br />
Marktes?<br />
Für Schleifer sind Preisziele um die 100.000<br />
US-Dollar auf Basis gängiger Bewertungsmodelle,<br />
wie etwa „Stock-to-Flow“, das im Rohstoffsektor<br />
zur Anwendung kommt, jedenfalls<br />
nicht unrealistisch. In die gleiche Kerbe schlagen<br />
auch die Analysten des Schweizer Krypto-<br />
Asset Managers 21Shares. Da der Bitcoin gerne<br />
als digitales Gold bezeichnet wird, nutzen<br />
sie die „Market-Sizing“-Methode, um dessen<br />
Wert einzuschätzen. Lanre Ige, Research<br />
Team Associate bei 21Shares rechnet vor: Die<br />
gesamte verfügbare Menge Gold habe aktuell<br />
einen Wert von rund 10 Billionen US-Dollar.<br />
Dividiere man diese Zahl durch das Bitcoin-<br />
Angebot (18,6 Millionen), so komme man auf<br />
einen Preis von rund 535.000 US-Dollar. „Das<br />
bedeutet, dass der Bitcoin enormes Wachstumspotenzial<br />
hat“, hält Ige fest, um hinzuzufügen:<br />
„Wie Gold ist der BTC ein Wertspeicher,<br />
den jede Generation anders definiert.“<br />
Institutionelle dominieren<br />
Anders als bei früheren Haussen waren zwischen<br />
dem vergangenen Herbst und Anfang<br />
2021 verstärkt institutionelle Investoren wie Finanzinstitute,<br />
Hedgefonds und Unternehmen<br />
am Bitcoin-Markt aktiv. Auf Coinbase, einer<br />
US-Handelsplattform für Kryptowährungen,<br />
die für 11,3 Prozent der gesamten weltweiten<br />
Krypto-Marktkapitalisierung von rund zwei<br />
Billionen USD verantwortlich zeichnet und daher<br />
ein repräsentatives Bild des Marktes abgibt,<br />
gingen im vierten Quartal 2020 64 Prozent der<br />
Trades beziehungsweise ein Handelsvolumen<br />
von 57 Milliarden US-Dollar auf das Konto institutioneller<br />
Kunden. Retailanleger handelten<br />
über denselben Zeitraum Kryptowährungen im<br />
Wert von 32 Milliarden Euro.<br />
„Wir haben immer gesagt, dass eine Bitcoin-<br />
Rallye erst dann nachhaltig sein wird, wenn<br />
institutionelle Anleger auf den Zug aufspringen“,<br />
sagt Schleifer. Mit ihren hohen Investitionsvolumina<br />
hätten die Institutionellen den<br />
Markt jedenfalls stabiler und widerstandsfähiger<br />
gemacht. Auch größere Mengen der Kryptowährung<br />
können offensichtlich mittlerweile<br />
„Wie Gold ist der<br />
BTC ein Wertspeicher,<br />
den jede Generation<br />
anders definiert.“<br />
Lanre Ige,<br />
21Shares<br />
gehandelt werden, ohne den Markt zu bewegen.<br />
Als etwa Tesla im ersten Quartal Bitcoins<br />
im Wert von 272 Millionen Euro verkauft hat,<br />
hat sich das kaum auf den Preis ausgewirkt.<br />
„Noch 2015 hätten ähnliche Transaktionen<br />
zu einem Preisrückgang von 30 Prozent oder<br />
mehr geführt“, so Ige.<br />
Für Egger ist das verstärkte Engagement der<br />
Institutionellen seit dem vergangenen Herbst<br />
auch darauf zurückzuführen, dass die EU im<br />
September einen Vorschlag zur Regulierung<br />
Volatilitäts-Vergleich: Bitcoin vs Ether<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
177
ImFokus<br />
Bitcoin-Entwicklung von Anfang an<br />
„Viele Investoren beobachten<br />
die Entwicklung<br />
der Geldmenge mit großer<br />
Sorge. Davon profitieren<br />
limitierte Assets wie<br />
Bitcoin und Gold.“<br />
Paul Klanschek,<br />
Bitpanda<br />
von Kryptowährungen vorgelegt hat. „Das hat<br />
die Regulierungssituation für diese Anleger<br />
klarer gemacht“, meint er. Tatsächlich ist die<br />
Regulierung von Kryptowährungen nach wie<br />
vor ein schwieriges Thema. Anders ausgedrückt:<br />
Bitcoin und Konsorten sind – außer in<br />
China – so gut wie nicht reguliert. In Europa<br />
haben beispielsweise nur die Schweiz und<br />
Liechtenstein bislang einschlägige Regeln definiert.<br />
Dass das so bleiben wird, darf bezweifelt<br />
werden. Mit der Zahl der Kryptoanleger steigt<br />
auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Behörden<br />
mit dem Thema beschäftigen – auch in<br />
Österreich, wo die Erträge von Kryptowährungen<br />
ab einer Haltedauer von zwölf Monaten<br />
derzeit noch steuerfrei sind.<br />
Bitcoin als Inflationsschutz<br />
Hinter den Bitcoin-Käufen zwischen Herbst<br />
2020 und dem ersten Quartal 2021 sehen<br />
Experten vor allem drei Motive: Das Wertsteigerungs-Potenzial,<br />
die Nutzung als Zahlungsmittel<br />
sowie die Absicherung gegen Inflation.<br />
„Die Rolle als Inflationsschutz ist angesichts<br />
der leicht negativen Korrelation zu Anleihen<br />
und der Tatsache, dass die Bitcoin-Menge auf<br />
21 Millionen begrenzt ist, durchaus gerechtfertigt“,<br />
findet Egger, der daran erinnert, dass<br />
die Geldmenge durch das Quantitative Easing<br />
seit der Finanzkrise und der EU-Staatsschuldenkrise<br />
massiv gestiegen ist. Wurde früher<br />
noch ein öffentlicher Schuldenstand von 146<br />
Prozent des BIP – wie im Falle Griechenlands<br />
2010 – als Katastrophe gesehen, so stelle heute<br />
ein Wert von rund 200 Prozent nicht selten die<br />
Realität dar.<br />
„Mit Corona hat sich die Geldpolitik komplett<br />
gedreht“, meint auch Paul Klanschek,<br />
Mit-Gründer und CEO der Handelsplattform<br />
Bitpanda. Viele Investoren würden die Entwicklung<br />
der Geldmenge mit „großer Sorge“<br />
beobachten. Normalerweise steige diese um<br />
zwei bis fünf Prozent im Jahr. Allein in den USA<br />
sei heuer jedoch ein Anstieg von 30 Prozent zu<br />
beobachten gewesen. „Das kann schlecht enden<br />
– möglicherweise in einer Hyperinflation“,<br />
warnt Klanschek. Von diesen Ängsten würden<br />
letztlich limitierte Assets wie Bitcoin und Gold<br />
profitieren.<br />
Auch wenn noch kein breiter Konsens herrscht,<br />
was der Bitcoin wirklich ist, so offenbart eine<br />
Studie des Asset-Managers Fidelity aus dem<br />
Vorjahr, für die 800 institutionelle Anleger aus<br />
den USA und Europa befragt wurden, einen interessanten<br />
Zugang dieser Investorengruppe.<br />
Demnach sprachen 60 Prozent all jener, die<br />
meinen, dass digitale Assets in ein Portfolio<br />
gehören, dem Bitcoin eine ähnliche Rolle zu<br />
wie Alternative Investments. Wie auch reale<br />
Assets, Private Equity, Hedgefonds oder struk-<br />
178 ImmoFokus
turierte Produkte werden Bitcoin & Co. von<br />
anderen Risiko- und Ertragsfaktoren getrieben<br />
als traditionelle Investments und helfen daher,<br />
ein Portfolio zu diversifizieren.<br />
Keine Korrelation<br />
Tatsächlich lag die durchschnittliche Korrelation<br />
zwischen Bitcoin und anderen Anlageklassen<br />
zwischen Jänner 2015 und September<br />
2020 bei nicht mehr als 0,11. Kurz: Zwischen<br />
den Erträgen, die mit der Kryptowährung<br />
generiert werden und jenen anderer Assets<br />
besteht nahezu kein Zusammenhang. Der<br />
Frage, wieso das der Fall ist, gingen Ökonomen<br />
der Yale University auf den Grund. Sie fanden<br />
heraus, dass die Erträge von Bitcoin, Ether und<br />
Ripple weder mit den Risikofaktoren, die bei<br />
Aktien, Währungen und Edelmetallen eine<br />
Rolle spielen, noch mit makroökonomischen<br />
Einflussgrößen – wie etwa dem Wachstum<br />
von Konsum, der Industrieproduktion oder<br />
des persönlichen Einkommens – erklärt werden<br />
können.<br />
Vielmehr wird die Performance der Kryptowährungen<br />
von eigenen, ganz spezifischen<br />
Faktoren getrieben, so die Yale-Ökonomen.<br />
Dazu gehört etwa der Momentum-Effekt, der<br />
besagt, dass Veranlagungen, die sich gerade<br />
gut entwickelt haben, das wahrscheinlich auch<br />
weiterhin tun werden. Der zweite wichtige<br />
Faktor, der identifiziert wurde, ist – gemessen<br />
an der Zahl der Twitter-Posts oder Google-<br />
Suchanfragen –, wie sehr die Investoren Kryptowährungen<br />
Beachtung schenken. Demnach<br />
sollte beispielsweise der Wert des Bitcoins<br />
dann steigen, wenn die Kryptowährung verhältnismäßig<br />
oft erwähnt wird.<br />
Ein weiterer Grund, weshalb Preisbewegungen<br />
des Bitcoins nicht anderen Assetklassen<br />
folgen, ist für die Fidelity-Experten, dass<br />
keine Einigkeit in der Frage besteht, was der<br />
Bitcoin überhaupt ist – eine Zahlungsmöglichkeit,<br />
eine Reservewährung für digitale<br />
Assets, ein Wertspeicher oder ein Mittel zur<br />
Portfolio-Optimierung. So lange in dieser<br />
Hinsicht kein Konsens herrscht, könnte der<br />
Bitcoin zu anderen Assets weiterhin unkorreliert<br />
bleiben. „Wir glauben, dass die globale<br />
Akzeptanz, Markenbekanntheit, Vitalität des<br />
Ökosystems, Netzwerkdominanz, Resilienz,<br />
technischer Nutzen und gemeinschaftlicher<br />
Ethos des Bitcoins ein überzeugender Beweis<br />
für seine Überlegenheit als Assetklasse sind<br />
für Anleger, die einen langfristigen Wertspeicher<br />
suchen“, so eine Schlussfolgerung der<br />
Fidelity-Studie.<br />
US-Fed: Bitcoin spekulatives Asset<br />
Kritiker sehen das natürlich anders. Erst im<br />
April hat etwa Fed-Chef Jerome Powell einmal<br />
mehr vor den Risiken des Bitcoins gewarnt.<br />
Letzterer eigne sich aufgrund seiner hohen Volatilität<br />
weder als Währung noch zur Wertaufbewahrung.<br />
Vielmehr sei der Bitcoin „primär<br />
ein spekulatives Asset und im Wesentlichen<br />
eher ein Ersatz für Gold als den US-Dollar“, so<br />
Powell. Andere Notenbanken haben ähnlich<br />
reagiert. Auch die Österreichische Nationalbank<br />
(OeNB), die Bitcoins als „Nischenphänomen“<br />
und „Spekulationsobjekt“, das „zentrale<br />
Geldeigenschaften nicht erfüllt“, bezeichnet<br />
hat. Die österreichische Finanzmarktaufsicht<br />
(FMA) warnte wiederum davor, dass Bitcoins<br />
weder der Regulierung noch der Aufsicht der<br />
FMA unterlägen.<br />
Weitere Kritikpunkte, die gerne von Krypto-<br />
Skeptikern strapaziert werden: Bitcoins hätten<br />
unter anderem keinen intrinsischen Wert, keinen<br />
Bezug zur Realwirtschaft, würden hauptsächlich<br />
von Kriminellen genutzt und wären<br />
aufgrund des hohen Energieverbrauchs beim<br />
„Mining“ alles andere als ESG-tauglich. Und<br />
immer wieder wird die hohe Volatilität des<br />
Bitcoins ins Spiel gebracht. Dass die jährliche<br />
Schwankungsbreite des Preises von 85 Prozent<br />
abschreckend wirkt, kann nicht abgestritten<br />
werden. Zum Vergleich: Beim DAX liegt diese<br />
bei 20 Prozent. Und auch der S&P und Gold<br />
stehen mit einer Volatilität von rund 15 Prozent<br />
besser da als der Bitcoin.<br />
„Wir haben immer gesagt,<br />
dass eine Bitcoin-Rallye erst<br />
dann nachhaltig sein wird,<br />
wenn institutionelle Anleger<br />
auf den Zug aufspringen.“<br />
Manuel Schleifer,<br />
Raiffeisen Research<br />
Der Vergleich zu Rohstoffen fällt freilich differenzierter<br />
aus. Sie sind grundsätzlich für<br />
stärker schwankende Preise bekannt. So hat<br />
sich beispielsweise die vierteljährliche Volatilität<br />
des Rohölpreises seit 1983 in einer Bandbreite<br />
zwischen 13 und 90 Prozent bewegt. Bei<br />
Erdgas lag diese zwischen 23 und 80 Prozent.<br />
Was vielen allerdings nicht bewusst zu sein<br />
scheint: Hohe Volatilität muss nicht zwangsläufig<br />
etwas Schlechtes sein. „Das bedeutet<br />
auch, dass ein Asset mehr Potenzial nach<br />
oben hat“, erklärt Egger. Gleichzeitig räumt<br />
er ein, dass Anleger deshalb nicht gleich einen<br />
Kredit aufnehmen sollten, um in Bitcoin zu<br />
investieren.<br />
Kritisiert wird aber auch, dass Zahlungen mit<br />
Kryptowährungen nicht schnell genug abgewickelt<br />
werden können – im Vergleich zu PayPal<br />
oder Visa nur fünf bis sieben Transaktionen<br />
pro Sekunde. Zum Vergleich: Kreditkarten-<br />
Riese Visa schafft dagegen mehrere Tausend<br />
pro Sekunde. Aber zumindest der Bitcoin hat<br />
sich zuletzt ohnehin zunehmend vom Grundgedanken<br />
eines – von den Zentralbanken –<br />
unabhängigen Zahlungsmittels, das von Pier<br />
zu Pier in anonymer Form transferiert werden<br />
kann, verabschiedet und mehr zum institutionellen<br />
Asset entwickelt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
179
ImFokus<br />
Überholt Ether Bitcoin?<br />
Auch wenn Experten glauben, dass der Bitcoin<br />
aufgrund seines starken Netzwerkeffekts sowie<br />
der Leistungsfähigkeit des Netzes bis auf<br />
weiteres die dominante Kryptowährung bleiben<br />
wird, so muss das nicht bis in alle Zeiten<br />
einzementiert bleiben. „Es ist nur eine Frage<br />
der Zeit, bis sich eine technisch ausgereiftere<br />
Kryptowährung durchsetzen wird“, findet<br />
Schleifer. Das Potenzial, den Bitcoin zu überholen,<br />
wird vor allem dem Ether zugesprochen.<br />
Bei der zugrundeliegenden Ethereum Blockchain<br />
handelt es sich um ein System, welches<br />
das Anlegen, Verwalten und Ausführen von<br />
dezentralen Programmen beziehungsweise<br />
Kontrakten, sogenannten Smart Contracts,<br />
ermöglicht. „Dadurch ergeben sich vielversprechende<br />
real- und finanzwirtschaftliche<br />
Anwendungsmöglichkeiten“, so Schleifer.<br />
Eine Ansage ist in diesem Zusammenhang<br />
sicher, dass die Europäische Investitionsbank<br />
kürzlich eine erste Anleihe über die Ethereum-<br />
Blockchain platziert hat. „Die Blockchain-<br />
Technologie und die Tokenisierung von<br />
Anleihen sind ein Game-Changer für die Branche“,<br />
so Christoph Hock, Head of Multi-Asset<br />
Trading bei Union Investment. Sowohl Zahlungsausgleich<br />
als auch Verrechnung würden<br />
sich damit deutlich einfacher und effizienter<br />
gestalten.<br />
Ether ist jedenfalls auch aus ESG-Gesichtspunkten<br />
interessant. Während laut dem Cambridge<br />
Center for Alternative Finance (CCAF) der<br />
jährliche beim Mining von Bitcoins anfallende<br />
Stromverbrauch mit 120 Terrawattstunden<br />
beispielsweise jenen der Niederlande übertrifft,<br />
wird dem Altcoin eine „grüne“ Zukunft<br />
beschieden. Der Hintergrund: Durch die im<br />
vierten Quartal anstehende Umstellung auf das<br />
sogenannte „Proof-of-Stake“-Verfahren – ein<br />
Konsensmechanismus, der entscheidet, welcher<br />
Netzwerk-Teilnehmer einen neuen Block<br />
in einer Blockchain generieren darf – soll künftig<br />
weniger Energie verbraucht werden, als das<br />
bis dato mit dem rechenintensiven „Proof-of-<br />
Work“-System der Fall war. Gleichzeitig wird<br />
dadurch das sogenannte „Staking“ ermöglicht.<br />
Darunter versteht man das Sperren bzw. die<br />
Aufbewahrung seiner Ether-Bestände, wofür<br />
Anleger eine Belohnung (Zinsen) erhalten.<br />
Musk-Tweets treiben Dogecoin<br />
Welche der mittlerweile mehr als 8.000 Altcoins<br />
eine Zukunft haben, ist schwer zu sagen.<br />
Bei weitem nicht alle punkten mit einer spannenden<br />
Technologie beziehungsweise einer<br />
sinnvollen Anwendung in der Realwirtschaft.<br />
Das trifft sicher auf den Dogecoin, den satirischen<br />
Gegenpart zum Bitcoin, zu. Trotzdem<br />
hat der Altcoin allein seit Jahresbeginn um<br />
mehr als +7.000 Prozent zugelegt. In exorbitante<br />
Höhen wurde der Preis laut Schleifer von<br />
Reddit-Usern und Tweets von Tesla-Boss Elon<br />
Musk getrieben. „Es ist eine künstlich getriebene<br />
Rallye, deren reiner Zweck die Preisspekulation<br />
ist.“ Nachsatz: „Aufgrund solcher<br />
Eskapaden leidet die Integrität des gesamten<br />
Kryptomarktes, der leider bei vielen ohnehin<br />
nicht den besten Ruf genießt.“ <br />
Ranking Top 10 Kryptowährungen<br />
nach Marktkapitalisierung<br />
Name<br />
„Die Blockchain-Technologie<br />
und die Tokenisierung<br />
von Anleihen sind ein Game-<br />
Changer für die Branche.“<br />
Christoph Hock,<br />
Union Investment<br />
Marktkapitalisierung in Euro<br />
Bitcoin 619.299.889.622,–<br />
Ether 241.524.<strong>31</strong>4.625,–<br />
Tether 51.633.989.302,–<br />
Binance Coin 45.885.144.371,–<br />
Cardano 41.000.370.576,–<br />
Dogecoin 34.067.999.714,–<br />
XRP 32.946.837.668,–<br />
USD Coin 19.652.075.924,–<br />
Polkadot 18.895.439.088,–<br />
Uniswap 10.878.877.760,–<br />
CoinMarketCap Ι Stand: 16.06.2021<br />
180 ImmoFokus
Der Bitcoin hat keinen intrinsischen – was?<br />
Kommentar: Patrick Baldia<br />
Der Bitcoin habe keinen intrinsischen Wert, so eines der Argumente,<br />
das Kritiker der Kryptowährung mitunter am häufigsten auf den Tisch<br />
knallen. Ob der alte Freund des Autors, der früh im vergangenen Jahrzehnt<br />
seine letzten – im Übrigen äußerst überschaubaren – Ersparnisse<br />
in Bitcoins investierte, überhaupt weiß, was ein intrinsischer Wert ist,<br />
darf bezweifelt werden. Er war trotz aller Kritik aus dem Freundeskreis<br />
– mit Grundtenor: „Bist Du noch zu retten?“ – relativ sicher, das Richtige<br />
zu tun, und verwies auf den Grundgedanken des sagenumwobenen<br />
Bitcoin-Vaters Satoshi Nakamoto: Eine Währung, mit der digital und anonym,<br />
ohne zwischengeschalteter Bank, und dennoch sicher und transparent,<br />
Überweisungen von einer Person zur anderen getätigt werden<br />
können. „Das ist revolutionär, ihr müsst unbedingt auch investieren“,<br />
meinte er damals mehr als nur einmal.<br />
Große Preissprünge ab 2017<br />
Der Bitcoin eigne sich nicht als Währung. Und als Wertspeicher<br />
schon gar nicht. Für solche Kritik hatte der alte Freund schon vor<br />
den großen Preissprüngen, die um 2017 einsetzten, kaum mehr<br />
als ein müdes Lächeln übrig. Als der Bitcoin dann so richtig an<br />
Fahrt aufnahm, nahm auch er im wahrsten Sinne des Wortes<br />
„richtig an Fahrt auf“: Er legte sich einen neuen, PS-starken<br />
Sportwagen zu. Die Tipps aus dem Freundeskreis ließen nicht<br />
lange auf sich warten: „Glück gehabt. Jetzt solltest Du aber<br />
Kasse machen. Plus 10.000 Prozent sind doch ein guter<br />
Schnitt. Viel mehr geht da nicht.“ Er blieb weiter investiert.<br />
Auch nachdem der Bitcoin-Kurs bereits 2017 zu einer<br />
längeren Korrektur ansetzte – um dann bekanntlich 2020<br />
endgültig durch den Plafond zu schießen.<br />
zuletzt generationsspezifischen – Einflussgrößen getrieben wird. Und ja:<br />
Das - wie die letzten Wochen einmal mehr gezeigt haben - hochspekulativ<br />
ist. Aber bleiben wir bei den harten Fakten: Das Bitcoin-Netzwerk<br />
wächst weiter – zuletzt nicht nur um Retailanleger, sondern auch um<br />
Institutionelle. Darunter auch etliche „Big Player“ der Finanzindustrie.<br />
Sie veröffentlichen heute einschlägigen Research, beraten Kunden bei<br />
Kryptoinvestments oder bieten eigene Produkte an. Aber auch immer<br />
mehr Unternehmen akzeptieren Bitcoin als Zahlungsmittel. Die der<br />
Kryptowährung zugrundeliegende Technologie, die Blockchain, verspricht<br />
vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Realwirtschaft. Entscheidend<br />
ist aber vor allem eines: Die Nachfrage nach Bitcoin steigt trotz<br />
wiederholter Dämpfer, das Angebot bleibt begrenzt. Was der alte Freund<br />
wohl zu alldem zu sagen hat? Schwer zu sagen. Der Kontakt ist etwas<br />
abgerissen. Er lebt heute in der Karibik. Kein Scherz.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
Was ist der Bitcoin eigentlich?<br />
In der Frage, was der Bitcoin eigentlich ist, herrscht nach<br />
wie vor Uneinigkeit. Nicht falsch ist es vermutlich, von<br />
einem „Krypto-Asset“ zu sprechen, das von eigenen – nicht<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
181
ImFokus<br />
YouTube informiert<br />
Privatpersonen und<br />
Onlinenews Experten<br />
Informationskluft. Eine Medientypenanalyse zum Thema Immobilienfinanzierung.<br />
I<br />
n turbulenten wirtschaftlichen Zeiten,<br />
in denen sich die Wirtschaft erholen<br />
muss und die Weltbanken Währungen<br />
entwerten, stellt sich für viele die Frage,<br />
ob es sinnvoll ist, momentan in eine Immobilie<br />
zu investieren und möglicherweise einen Kredit<br />
für eine Immobilie aufzunehmen, oder:<br />
Schulden für eine Immobilie in Kauf zu nehmen<br />
oder ob dies doch riskant ist.<br />
Informationsquellen von Experten<br />
Wer sich informieren will, findet Antworten.<br />
5.137 Berichte, Postings und Videos wurden<br />
innerhalb der letzten 12 Monate über das<br />
Thema veröffentlicht. Für die Investitionsentscheidung<br />
absolut entscheidend ist, welchem<br />
der 2.658 Journalisten/Experten/Influencer<br />
Glauben geschenkt wird. Dies zeigen die stark<br />
divergenten Ergebnisse einer Medientypenanalyse<br />
von „OBSERVER“ auf.<br />
Besonders anschaulich wird die Informationskluft<br />
zwischen den Informationsgruppen<br />
durch das Net-Sentiment** verdeutlicht.<br />
Auf der linken Seite wird aufgezeigt, wie Unternehmen<br />
und Experten das Thema im letzten<br />
Jahr wahrgenommen haben. Diese Grafik<br />
inkludiert journalistische Ausarbeitungen,<br />
Experteninterviews oder Fachforen. Die Berichterstattung<br />
ist größtenteils neutral bis positiv,<br />
nur vereinzelt zeigt sich ein alarmierendes,<br />
negatives Sentiment.<br />
Die zweite Grafik präsentiert das Net-Sentiment<br />
der Medientypen, die eher von Privatpersonen<br />
und privaten Immobilienbesitzern<br />
konsumiert werden. Das Sentiment ist dabei<br />
vielschichtiger, sowohl die Chancen als auch<br />
die Risiken werden stärker betont.<br />
182 ImmoFokus
Informationsquellen von Privatpersonen<br />
So wird zum Beispiel die Zinsentwicklung in der<br />
journalistischen Berichterstattung fast nur positiv<br />
und neutral betrachtet, hingegen konsumieren<br />
Privatinvestoren bis zu 24 Prozent negative<br />
Berichterstattung über die Zinsentwicklung.<br />
Von einer potentiellen Immobilienblase<br />
werden beide Zielgruppen informiert, doch<br />
wiederum mit stark disparatem Sentiment.<br />
Nur 1,7 Prozent der Expertenberichte nehmen<br />
einen warnenden Ton an, wohingegen 30,2<br />
Prozent der an Privatpersonen gerichteten<br />
Artikel und Postings die negativen Auswirkungen<br />
einer platzenden Blase betonen.<br />
Immobilien gelten als sichere Anlagemöglich-<br />
keiten, wieso in den „Neuen Medien“ ein vorsichtigeres<br />
Bild der Investitionsmöglichkeiten<br />
vermittelt wird, hat mehrere Gründe.<br />
Entscheidend ist jedoch, dass sich Privatpersonen<br />
bei diesem Thema gerne an Social<br />
Media wenden. YouTube ist bei Immobilieninvestmentfragen<br />
eine beliebte Suchplattform:<br />
37,9 Prozent aller Clippings wurden im<br />
letzten Krisenjahr via YouTube veröffentlicht.<br />
In den sozialen Medien wird Emotionalisierung<br />
als Erfolgsfaktor angesehen. Persönlicher<br />
Content führt zu Engagement, Clickbaits<br />
generieren Reichweite, und das Sentiment zu<br />
einem Thema kann sich verändern.<br />
Es wird sich zeigen, inwieweit der aktuelle<br />
Trend zum „Schwarzsehen“ nach der wirtschaftlichen<br />
Erholung fortgesetzt wird. <br />
*Der Beobachtungszeitraum der Analyse erstreckt sich von<br />
Juni 2020 bis Juni 2021 und inkludiert Online-Nachrichtenseiten,<br />
Foren und Blogs, sowie die Social-Media-Netzwerke<br />
Twitter und YouTube.<br />
** Interpretation des Grafik Net-Sentiments im Zeitverlauf<br />
Die Linien zeigen das Net-Sentiment im Zeitverlauf zu den<br />
Themen Immobilienfinanzierung via Kredit, via Mezzanine,<br />
Zinsentwicklung und Themen zur Einschätzung des Risikos<br />
(Stichwort Immobilienblase) an, dass sich zwischen +100<br />
(überwiegend positive Berichterstattung) und -100 (überwiegend<br />
negative Berichterstattung) bewegt. Bewegt sich die<br />
Linie zwischen +25% und -25%, so wird die Berichterstattung<br />
mit einem größtenteils neutralen Sentiment beurteilt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
183
ImmoFokus.Rubrik<br />
Vorschau<br />
IMPRESSUM<br />
Lesen Sie im<br />
ImmoFokus Herbst:<br />
Das Büro ist tot - Es lebe das Büro. Moderne Bürokonzepte<br />
– Immobilien Development - Vertiefte vertikale<br />
Wertschöpfung - Betreiberimmobilien am Prüfstand<br />
– SnapShot: Zinshaus & Office -- Zu Tisch mit … - Das<br />
große Interview mit …<br />
Medieneigentümer<br />
Real Estate Media Group GmbH<br />
Handelskai 94-96<br />
1200 Wien<br />
Tel. +43 1 890 18 26-100<br />
office@media-group.immo<br />
www.media-group.immo<br />
Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Lisa Grüner<br />
Grafik & Layout<br />
Eva Stern<br />
Lektorat<br />
Mag. Karlheinz Hoffelner<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Mag. Patrick Baldia,<br />
Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />
Mag. Michael Neubauer,<br />
sowie die Kommentatoren<br />
Sales & Relations<br />
Rudolf E. Oezelt<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: Herbst 2021<br />
Aktuell informiert auf:<br />
www.immofokus.at<br />
Relations Management<br />
Tanja Klingseis<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />
Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
Der IMMOFOKUS wendet sich im Sinne der<br />
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit kann es bei den<br />
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />
Ansprechform verwendet wird.<br />
ImmoFokus ist Mitglied bei:<br />
184 ImmoFokus
Advertorial<br />
Gastronomie und<br />
Hotellerie sind<br />
Vertrauenssache.<br />
Nummer 1: Vertrauen Sie bei der Vermittlung Ihres Betriebes auf RE/MAX Commercial.<br />
Foto: kommunikationsagentur-sengstschmid<br />
O<br />
b die Zeiten gerade heraus -<br />
fordernd sind, oder es durch<br />
„ruhigere Gewässer“ geht – es<br />
gibt eine Vielzahl an guten Gründen,<br />
um auf den Service von RE/MAX<br />
Commercial für Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe<br />
zurückzugreifen.<br />
Als österreichweit aufgestelltes Maklerunternehmen<br />
kennen wir auch Ihre Region wie<br />
unsere eigene Westentasche, nutzen aber<br />
genauso das überregionale Know-how der bekanntesten<br />
Immobilienmarke Österreichs.<br />
Wir wissen: Gastronomie und Hotellerie ist<br />
Vertrauenssache – eine Partnerschaft auf Augenhöhe<br />
daher grundlegend für eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit.<br />
Mag. Stefan Krejci,<br />
Geschäftsführer von RE/MAX<br />
Commercial Group<br />
Sie planen, Ihren Beherbergungsbetrieb zu<br />
veräußern, und wollen dabei mit größtmöglicher<br />
Diskretion vorgehen? Dabei die richtigen<br />
Aktivitäten, zur richtigen Zeit und über die<br />
richtigen Kanäle an die richtige Zielgruppe zu<br />
bringen: Klingt so einfach – ist es aber nicht.<br />
RE/MAX Commercial begleitet<br />
Sie gerne auf diesem Weg:<br />
Von der Sichtung und Aufbereitung der Unterlagen,<br />
Bewertung der Liegenschaft und der<br />
Suche nach potenziellen Käufern/Investoren,<br />
sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler<br />
Ebene, bis hin zum erfolgreichen Abschluss<br />
ist Ihr RE/MAX Commercial Partner<br />
immer an Ihrer Seite.<br />
Doch was, wenn Sie Ihren Beherbergungsbetrieb<br />
nicht veräußern wollen? Auch hier ist Ihr<br />
RE/MAX Partner zur Stelle:<br />
Wir definieren mit Ihnen gemeinsam nachhaltig<br />
mögliche Mietzinse für einen Betreiber<br />
und setzen konsequent unser Vermarktungs-<br />
Know-how bei der Suche nach potenziellen<br />
Pächtern ein. Mit Hilfe professioneller Videotechnik<br />
erstellen wir schnell und unkompliziert<br />
Werbevideos und steigern so nachweislich<br />
den Verwertungserfolg. Dank innovativer<br />
Technologien bieten wir die Vermarktung mittels<br />
digitaler Rundgänge oder virtueller Touren<br />
an, greifen aber natürlich auch auf bewährte<br />
klassische Tools wie Verkaufsschilder, Banner<br />
oder Inserate zurück.<br />
Für uns gilt – RE/MAX lebt Netzwerk: Ausgehend<br />
von Ihren persönlichen Bedürfnissen<br />
und Wünschen arbeiten wir intensiv mit unseren<br />
Partnerbüros in der Umgebung oder auch<br />
überregional für Ihren Erfolg zusammen.<br />
So können wir sicherstellen, dass wir die gesamte<br />
Schlagkraft der Nummer 1 für Sie auf<br />
den Boden bringen.<br />
Firmensitz<br />
RE/MAX Commercial Group<br />
RCG Immobiliendienstleistungs GmbH<br />
Schwarzenbergplatz 6, 1030 Wien<br />
Kontakt<br />
Mag. Stefan Krejci<br />
Geschäftsführer<br />
+43 190 890 50-0<br />
office@remax-commercial.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
185
ImmoFokus.Rubrik<br />
Buchtipps<br />
EDITOR´S<br />
CHOICE:<br />
Lesenswert!<br />
Thomas Haselberger<br />
Externe<br />
Finanzierungsmaßnahmen<br />
Auswirkungen auf Zahlungsfähigkeit,<br />
Überschuldungsstatus & Fortbestehensprognose<br />
234 Seiten<br />
ISBN: 978-3-7007-7919-3<br />
LexisNexis ARD ORAC Verlag | 2021<br />
€ 46,00<br />
Dieses Buch bietet eine umfassende Betrachtung der wichtigsten externen Finanzierungsmaßnahmen für in<br />
der Krise befindliche Unternehmen. Neben bilanziellen und steuerlichen Aspekten stehen die Auswirkungen<br />
auf Zahlungsunfähigkeit, Überschuldungsstatus und Fortbestehensprognose im Fokus. Zudem werden praxisrelevante<br />
zeitliche Aspekte im Zusammenhang mit externen Finanzierungsmaßnahmen im Detail beleuchtet.<br />
Dieses Buch bietet eine interdisziplinäre Aufbereitung des Themas und berücksichtigt dementsprechend sowohl<br />
wirtschaftliche als auch rechtliche Aspekte. Zahlreiche Beispiele machen das vorliegende Buch auch zu<br />
einem aufschlussreichen Nachschlagewerk für Praktiker.<br />
320 Seiten<br />
ISBN: 9783707337358<br />
Linde Verlag | 2020<br />
€ 88,00<br />
420 Seiten<br />
ISBN: 978-3-214-02177-1<br />
MANZ Verlag Wien | 2021<br />
€ 79,00<br />
Martin Hanzl<br />
Handbuch Blockchain<br />
und Smart Contracts<br />
Brauchen wir ein<br />
Zivilrecht 4.0?<br />
Dieses Buch beantwortet insbesondere die viel diskutierte Frage, ob Smart Contracts,<br />
die über die Blockchain-Technologie abgewickelt werden, Verträge im<br />
zivilrechtlichen Sinn sein können. Darüber hinaus wird zu vielen bislang ungeklärten<br />
Punkten im Zusammenhang mit der zivilrechtlichen Einordnung derselben<br />
anhand praktischer und fiktiver Problemstellungen Stellung genommen.<br />
Mit diesem Standardwerk, das sich an alle juristischen Praktiker richtet, haben<br />
Sie die zivilrechtlichen Fragestellungen rund um Smart Contracts und die Blockchain-Technologie<br />
fest im Griff.<br />
Elias Felten, Barbara Trost<br />
Homeoffice<br />
Dieses Werk erklärt die arbeitsrechtliche Rechtslage zum Homeoffice und unterzieht<br />
diese einer eingehenden Analyse.<br />
Eingehend untersucht und auf ihre Effizienz überprüft werden vor allem die<br />
neuen gesetzlichen Bestimmungen des Homeoffice-Maßnahmenpaketes 2021<br />
im systematischen Kontext mit dem alten Rechtsbestand. Das Werk geht dabei<br />
auch den Fragen nach, ob sich Homeoffice (doch nicht) von Heimarbeit unterscheidet,<br />
welche grundrechtlich fundierten Besonderheiten das Homeoffice im<br />
Vergleich zum Betriebsarbeitsverhältnis aufweist und was in jenen Angelegenheiten<br />
gilt, welche vom neuen Gesetz völlig unberührt bleiben.<br />
96 Seiten<br />
ISBN: 9783707343489<br />
Linde Verlag | 2021<br />
€ 19,00<br />
Michael Deichsel, Michael Petritz, Florian Wimmer<br />
Kryptosteuerguide 2021<br />
Dieses Werk ist ein Ratgeber für den steuerlichen Umgang mit digitalen Assets. Das Thema Bitcoin sorgt zurzeit für viel Aufmerksamkeit<br />
in den Medien, nicht zuletzt aufgrund von Investitionen großer Konzerne in Kryptowährungen. War es zu Beginn noch ein<br />
kleines Segment von technikaffinen Tradern, welche diese neue Assetklasse in ihr Portfolio aufgenommen haben, halten heute große<br />
Institutionen bereits Bitcoin & Co im Anlagevermögen und bieten den Handel Blockchain-basierter Assets an. Auch unter österreichischen<br />
Kleinanlegern werden Kryptoassets in unterschiedlichen Formen als Finanzinstrument zunehmend beliebter. Damit<br />
rücken auch Fragen zur steuerlichen Behandlung von Kryptowährungen und digitalen Assets vermehrt in den Fokus. Der „Kryptosteuerguide<br />
2021“ gibt Antwort auf alle steuerrechtlichen Fragen rund um Bitcoin & Co und erläutert die aktuelle Rechtslage. Leicht<br />
verständlich aufbereitet und mit zahlreichen Beispielen veranschaulicht, richtet sich der Guide insbesondere an Anleger bzw. Investoren<br />
in Digitale Assets.<br />
186 ImmoFokus
ImmoFokus.Rubrik<br />
... Ihre Grundbuchexperten<br />
ALLES AUS<br />
EINER HAND!<br />
IMMOstats:<br />
Statistische<br />
Auswertungen von<br />
Kaufvertragsdaten<br />
IMMOfarming:<br />
Grundbuchdaten<br />
zum FLAT-Tarif<br />
IMMObase:<br />
Ihr bequemer<br />
Zugang zu den<br />
österreichischen<br />
Bundesdatenbanken<br />
IMABIS:<br />
Komplette statistische<br />
Analyse des gesamten<br />
Online-Immobilienangebotsmarktes<br />
IMMOmapping:<br />
Immobilientransaktionen<br />
geografisch visualisiert<br />
IMMOvaluation:<br />
Professionelle<br />
Immobilienbewertung<br />
mit IMMOunited<br />
Kaufvertragsdaten<br />
FÜR MEHR TRANSPARENZ<br />
AM IMMOBILIENMARKT<br />
187 ImmoFokus<br />
www.IMMOunited.com
www.arnold.immobilien<br />
ImmoFokus.Rubrik<br />
Stabile Werte<br />
in Bestlage.<br />
Wer beim Investment auf stabile Werte baut, hat mit Sicherheit mehr<br />
Möglichkeiten, das Leben zu genießen und für Generationen vorzusorgen.<br />
Diese Werte sind für uns nicht nur Immobilien in Bestlage, sondern vor allem<br />
auch Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und genaue Marktkenntnis. Europaweit.<br />
Ihr ganz privater Makler wird Sie auf allen Wegen unterstützen.<br />
WIEN | BERLIN | MADRID | MAILAND | LISSABON | PRAG | BRATISLAVA | BUDAPEST<br />
188 ImmoFokus