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Ausgabe 02-2021

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Sonstiges<br />

Building Information Modeling (BIM) in der Kanalsanierung:<br />

„Es muss schnellstmöglich etwas passieren.“<br />

Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und der ist jeden Meilenstein wert.<br />

Künstliche Intelligenz, Smart-City Module, 3D-Laserscans und Building Information Modeling (BIM) – gegenüber den<br />

Visionen des digitalen Wandels sieht die Realität der Bauwirtschaft im Jahr 2<strong>02</strong>1 ernüchternd aus. Wie passt das<br />

zusammen und wie kommen wir da heraus?<br />

Eigeninteressen der Gremienteilnehmer – nicht vorankommt<br />

und immer diffuser wird.<br />

Dipl.-Ing. Jörg Brunecker – Geschäftsführer<br />

Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung<br />

Obmann der ISO TC138/SC8/WG2<br />

und des CEN TC 165/WG13<br />

Laut einer McKinsey-Studie wächst die Bauindustrie im Vergleich<br />

zur deutschen Gesamtwirtschaft fünfmal langsamer. Umso wichtiger<br />

ist der angekündigte flächendeckende digitale Ausbau,<br />

der helfen soll, Ressourcen zielgerichteter einzusetzen und die<br />

Effizienz deutlich zu steigern. Der Wunsch nach optimierenden<br />

Lösungen im Infrastrukturbau ist omnipräsent: Der digitale<br />

Wandel verspricht neue Maßstäbe im Bereich der Standardisierung<br />

und Modularisierung. Bisher scheiterte es jedoch an der<br />

Umsetzung – es fehlt an branchenübergreifenden Standards.<br />

Das sogenannte Building Information Modeling, kurz BIM,<br />

welches alle Phasen eines Bauwerks in einem digitalen Modell<br />

abbilden und allen Prozessbeteiligten Zugriff auf eine gemeinsame<br />

Datenbasis geben soll, ist aktuell wie ein Silberstreifen<br />

am Horizont. Die Idee hinter BIM: Reibungen zwischen den Instanzen<br />

sollen reduziert und dadurch die Gesamtproduktivität<br />

verbessert werden.<br />

Digitales Bauen: Vom Zeitplan noch weit entfernt<br />

M. Eng. Lionel Ruben Batzler<br />

Bauleiter<br />

Swietelsky-Faber GmbH<br />

Kanalsanierung<br />

Bereits 2015 veröffentlichte das BMVI einen schrittweisen<br />

Stufenplan Digitales Planen und Bauen. Unter anderem sah<br />

dieser für das Jahr 2<strong>02</strong>0 ein standardisiertes Leistungsniveau<br />

für Projekte im Verantwortungsbereich des BMVI vor. Sechs<br />

Jahre nach der Ankündigung ist die Bilanz der Digitalisierung<br />

jedoch ernüchternd: Auch vom diesjährigen Ziel – BIM-Niveau<br />

I für neu zu planende Projekte – sind wir als Baubranche<br />

noch weit entfernt.<br />

Warum ist das Verfahren trotz aller schlagkräftigen Argumente<br />

noch nicht etabliert? Abgesehen von der Installation eines<br />

technischen Komitees im CEN/TC 442, welches sich bislang<br />

aber nur als beratende Instanz versteht, ist bisher nicht viel<br />

passiert. Es ist zu beobachten, dass die Standardisierung von<br />

nationalen und internationalen Normungen – teils aufgrund<br />

Lückenbekenntnisse<br />

zur Innovations- und Kooperationsbereitschaft<br />

Trotz aller Effizienzsteigerungen und Optimierungen zeichnet<br />

sich auch in Kanalsanierung eine Stagnation ab. Über alle<br />

Beteiligungsinstanzen am Bau – vom Betrieb bis zur Planung,<br />

Herstellung und Ausführung – sind die verbindenden Elemente<br />

doch eher Lückenbekenntnisse zur gegenseitigen Innovations-<br />

und Kooperationsbereitschaft. Nahezu jeder Betreiber<br />

oder dessen Planer kreiert seine eigenen gewerkspezifischen<br />

zusätzlichen technischen Vertragsbedingungen (ZTV), Leistungsanforderungen<br />

und -beschreibungen und Abrechnungsmodalitäten.<br />

Standardtexte nach STLB-Bau, welche der VOB<br />

und den anerkannten Regeln der Technik entsprechen, werden<br />

in der Kanalsanierung aufgrund Ihrer Halbfertigkeit im Markt<br />

nahezu gar nicht verwendet.<br />

Interessant zu beobachten ist, dass das Thema Standardisierung<br />

in Österreich schon sehr gut funktioniert und die Ausführungskette<br />

sich gut auf das österreichische Standardleistungsbuch<br />

eingestellt hat. Umso befremdlicher ist es also, dass<br />

diese Praxis in Europa nicht weiter verbreitet ist.<br />

Fragmentierung statt Standardisierung<br />

Verbandskooperationen versprechen eine bessere Zusammenarbeit,<br />

finden sich aber in der Realität in einem verbitterten<br />

Wettbewerb wieder: Statt eigenständigem Engagement<br />

in der nationalen und internationalen Normung fokussieren<br />

sich Planer auf die Verbandsarbeit, teilweise sogar entgegen<br />

der Ambitionen der maßgebenden normierenden Instanzen.<br />

Oft ist das sogar begründet, da heutzutage in Ermangelung<br />

der Planer und Auftraggeber die herstellende Industrie den<br />

Großteil der Standardisierungsgremien beansprucht. Dass<br />

diese Seite, provokant gesagt, eher an der Standardisierung<br />

von Alleinstellungsmerkmalen interessiert ist, liegt nahe.<br />

RO-KA-TECH Journal <strong>02</strong> / 2<strong>02</strong>1 | 85

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