27.07.2021 Aufrufe

Volkskrankheiten – Im Schatten der Aufmerksamkeit

Bestimmt kennen Sie Schlagzeilen wie diese: „Volkskrankheit Demenz: Zahl der Patienten steigt weiter an“, „Corona fördert Volkskrankheiten“ oder „Experten warnen vor neuer Zivilisationskrankheit COPD“. Erzeugen diese Meldungen bei Ihnen auch ein beklemmendes Gefühl? Fakt ist: Immer mehr Menschen erkranken an Volkskrankheiten. Das liegt an der alternden Gesellschaft, aber auch an oftmals unterschätzten Risikofaktoren. Das Gute: Da Volkskrankheiten viele Menschen betreffen, wird auch viel getan, um sie zu bekämpfen oder einzudämmen – sei es mit verbesserten Methoden zur Früherkennung, innovativen Therapien oder interdisziplinären Forschungsansätzen. Neugierig geworden, was konkret dahintersteckt? Dann nehmen wir Sie gerne mit auf eine spannende Informationsreise durch die Welt der unterschiedlichsten Volkskrankheiten. Lernen Sie Symp­tome zu deuten, Ihr persönliches Krankheitsrisiko zu senken und erfahren Sie alles über die neuesten Therapien.

Bestimmt kennen Sie Schlagzeilen wie diese: „Volkskrankheit Demenz: Zahl der Patienten steigt weiter an“, „Corona fördert Volkskrankheiten“ oder „Experten warnen vor neuer Zivilisationskrankheit COPD“. Erzeugen diese Meldungen bei Ihnen auch ein beklemmendes Gefühl? Fakt ist: Immer mehr Menschen erkranken an Volkskrankheiten. Das liegt an der alternden Gesellschaft, aber auch an oftmals unterschätzten Risikofaktoren. Das Gute: Da Volkskrankheiten viele Menschen betreffen, wird auch viel getan, um sie zu bekämpfen oder einzudämmen – sei es mit verbesserten Methoden zur Früherkennung, innovativen Therapien oder interdisziplinären Forschungsansätzen. Neugierig geworden, was konkret dahintersteckt? Dann nehmen wir Sie gerne mit auf eine spannende Informationsreise durch die Welt der unterschiedlichsten Volkskrankheiten. Lernen Sie Symp­tome zu deuten, Ihr persönliches Krankheitsrisiko zu senken und erfahren Sie alles über die neuesten Therapien.

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16<br />

Neues aus <strong>der</strong> Herzforschung<br />

<strong>Volkskrankheiten</strong><br />

STUDIENWEGWEISER | VON NADINE EFFERT<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in<br />

Deutschland. Vor allem ältere Menschen sind davon betroffen.<br />

Neben <strong>der</strong> Lebenserwartung können kardiovaskuläre Krankheiten<br />

auch die Lebensqualität enorm einschränken. Daher sind<br />

Fortschritte in <strong>der</strong> Forschung immens wichtig.<br />

Neuer Prognose-Indikator<br />

Gefäße aus dem Biodrucker<br />

Das Risiko für Herzinfarkt,<br />

Schlaganfall und Co. noch früher<br />

und präziser bestimmen können?<br />

Das ist das Ziel des Forscherteams<br />

rund um Dr. Krasimira<br />

Aleksandrova vom Deutschen<br />

Institut für Ernährungsforschung<br />

(DIfE). Es untersucht, wie das<br />

Zusammenspiel von Ernährung,<br />

Körperzusammensetzung und<br />

<strong>Im</strong>munsystem altersbedingte<br />

Erkrankungen beeinflusst. Ins Visier<br />

geriet dabei <strong>der</strong> Botenstoff<br />

Chemerin, <strong>der</strong> hauptsächlich im<br />

Fettgewebe sowie in Leber, Nieren<br />

und Pankreas gebildet wird.<br />

Erstmals wurde beobachtet, dass<br />

dessen Konzentration im Blut<br />

bereits vor Einsetzen von Herzinfarkten<br />

und Schlaganfällen<br />

erhöht ist. Chemerin könnte daher<br />

künftig als Indikator dienen,<br />

um das Risiko für kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen genauer hervorzusagen.<br />

„Unsere Ergebnisse<br />

bestätigen, dass das Signalprotein<br />

Chemerin sowohl für Entzündungsprozesse<br />

als auch für<br />

die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

eine wichtige<br />

Rolle spielt. Das Verstehen um<br />

die genauen Funktionen von Chemerin<br />

könnte künftig die Suche<br />

nach neuen Präventionstherapien<br />

und Medikamenten verbessern“,<br />

resümiert Aleksandrova.<br />

Quelle: Chemerin as a Biomarker Linking<br />

Inflammation and Cardiovascular Diseases“,<br />

Journal of the American College of<br />

Cardiology Jan 2019.<br />

Pro Jahr legen die Herzchirurgen<br />

hierzulande rund 45.000<br />

Bypässe. Das Problem: Bei circa<br />

20 Prozent <strong>der</strong> Betroffenen sind<br />

keine geeigneten körpereigenen<br />

Gefäße vorhanden. Zudem<br />

ist fast die Hälfte <strong>der</strong> Venenbypässe<br />

nach etwa zehn Jahren<br />

verengt o<strong>der</strong> verschlossen.<br />

Vor diesem Hintergrund hat <strong>der</strong><br />

Kieler Herzspezialist Dr. med.<br />

Rouven Berndt mit einem Team<br />

aus Medizinern, Biologen und<br />

Ingenieuren den Prototypen eines<br />

3D-Biodruckers entwickelt.<br />

Mit ihm gelingt es, feine Blutgefäße<br />

zu erzeugen. „Der von<br />

uns entworfene Druckkopf kann<br />

einen Schlauch aus körpereigenen<br />

lebenden Endothel- und<br />

Muskelzellen drucken“, erklärt<br />

Berndt. Gerade die Herstellung<br />

von vergleichsweise kleinen<br />

künstlichen Bypässen sei in <strong>der</strong><br />

Herz- und Gefäßchirurgie immer<br />

ein Heiliger Gral, weil die meisten<br />

Materialien nicht geeignet<br />

erscheinen und es zu frühzeitigen<br />

Verschlüssen kommen kann.<br />

In Laborexperimenten haben<br />

sich die gedruckten Gefäße bereits<br />

bewährt. Der Prototyp des<br />

Biodruckers soll nun von einem<br />

Unternehmen aus <strong>der</strong> Luft- und<br />

Raumfahrt industriell hergestellt<br />

werden.<br />

Quelle: Pressemitteilung vom 03. März<br />

2021, www.uksh.de, Aufruf: 14.07.2021<br />

Neue<br />

Herzschwäche-Therapie<br />

macht Hoffnung<br />

Gastbeitrag<br />

Weltweit leben mehr als 200 Millionen Patient:innen mit<br />

chronischer Herzschwäche. Es ist eine <strong>der</strong> Erkrankungen<br />

mit den schwerwiegendsten Symptomen im Bereich <strong>der</strong><br />

Herzmedizin und führt zu Luftnot, zum Teil schon bei<br />

kleinsten Belastungen. Darüber hinaus ist die Sterberate<br />

höher als bei den meisten Krebserkrankungen. Die<br />

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) informiert<br />

über einen neuen Therapieansatz.<br />

Die Herzinsuffizienz, eine Krankheit, welche die Betroffenen<br />

vor erhebliche Probleme im täglichen Leben stellt, ist seit<br />

Jahren <strong>der</strong> häufigste Krankheitsgrund für stationäre Krankenhausaufenthalte<br />

in Deutschland <strong>–</strong> Tendenz steigend.<br />

Dennoch verzeichnen Expert:innen einen Rückgang <strong>der</strong><br />

Sterblichkeit. „Dies liegt unserer Ansicht nach an neu<br />

verfügbaren Therapieoptionen und <strong>der</strong> besseren Etablierung<br />

leitliniengerechter Therapien“, sagt Prof. Dr. Stephan<br />

Baldus, Präsident <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Kardiologie<br />

(DGK). <strong>Im</strong> letzten Jahr wurde ein neues Prinzip <strong>der</strong><br />

Herzinsuffizienztherapie mit sogenannten SGLT2-Inhibitoren<br />

eingeführt. Dabei handelt es sich um Substanzen, die<br />

ursprünglich als Diabetes-Medikamente entwickelt wurden.<br />

In großen kontrollierten Studien zeigte sich jedoch, dass<br />

diese Präparate auch bei Herzschwäche hochwirksam sind.<br />

Dadurch reduzieren sich die kardiovaskuläre Todesrate und<br />

Krankenhauseinweisungen wegen einer sich verschlechternden<br />

chronischen Herzinsuffizienz um ein Viertel.<br />

Ihre Kardiolog:innen beraten Sie gern.<br />

Bei Herzproblemen niemals<br />

abwarten!<br />

Gastbeitrag<br />

In <strong>der</strong> Coronapandemie ist die Anzahl<br />

tödlicher Herzinfarkte sowie schwererer<br />

Verläufe angestiegen. Der Bundesverband<br />

Nie<strong>der</strong>gelassener Kardiologen<br />

(BNK) ruft dazu auf, die Abklärung und<br />

Behandlung von Herzkrankheiten nicht<br />

hinauszuzögern.<br />

<strong>Im</strong>mer noch haben viele Patient:innen<br />

Angst vor einer Ansteckung mit dem<br />

Coronavirus im Krankenhaus. Statt <strong>der</strong><br />

dortigen Behandlung suchen viele lieber<br />

die kardiologische Praxis o<strong>der</strong> ihren<br />

Hausarzt beziehungsweise ihre Hausärztin<br />

auf. Die so entstehenden längeren<br />

Wartezeiten auf den nächsten Untersuchungstermin<br />

können gravierende Folgen<br />

für die Patient:innen haben: „Grundsätzlich<br />

ist bei Herzkrankheiten eine kontinuierliche<br />

und lückenlose Behandlung<br />

für den Therapieerfolg entscheidend.<br />

Viele Untersuchungen müssen regelmäßig<br />

gemacht werden und sollten streng<br />

im Rahmen des Therapieplans erfolgen“,<br />

sagt Dr. Norbert Smetak, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des BNK. „Noch wichtiger ist es, bei<br />

Dr. Norbert Smetak, Vorsitzen<strong>der</strong> des BNK<br />

plötzlich auftretenden starken Beschwerden<br />

unbedingt die 112 zu wählen<br />

o<strong>der</strong> in die Notaufnahme eines Krankenhauses<br />

zu fahren. Beson<strong>der</strong>s Frauen<br />

halten sich oft zu lange zurück.“ So<br />

wird <strong>der</strong> Herzinfarkt bei Frauen häufig zu<br />

lange verkannt, auch von behandelnden<br />

Ärzt:innen. Auch sonstige Vorsorgetermine<br />

gilt es nicht zu vernachlässigen, wie<br />

<strong>Im</strong>pfungen gegen Grippe o<strong>der</strong> Pneumokokken,<br />

die sich für Herzpatient:innen<br />

schwerwiegend auswirken können.

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