August 2021 - coolibri
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INTERVIEW<br />
undalles weitere, haben wir trotzZeitmehrmals dieerstenTakes genommen,<br />
weil manesdadann am intensivstengefühlt hat–wir sind alsoeine<br />
Band,die Sachen eher nichtzerdenkt. Ichhätte trotzdem niegedacht,<br />
dass ichmal sage,dasswir anderthalb Jahrefür einAlbum gebrauchthaben,<br />
sonstwar immer zwei bisdreiMonateVollgas,Kamikazeund Bock.<br />
Wirhattenerstelf Songs, haben aber 13 zurVeröffentlichungangekündigt<br />
–und so sind dann auch zwei SongserstganzamEnde<br />
wieder entstanden.OhneDruck draufkönnen wir anscheinend<br />
nichtrichtig arbeiten.<br />
Ihrseidbei diesem Albumdas ersteMal 13 statt15Bandmitglieder.Merkt<br />
ihreinen Unterschied?<br />
In erster Linieschmerztdaeigentlich diemenschlicheGeschichte.<br />
Das sind halt Freunde,die dieBanddaverlassen.<br />
Verständlich istesabernatürlich, dass mansichberuflich<br />
anders entwickeln möchte. Wir haben aber trotzdem zum<br />
Glückgenug Energie, weiterzumachen. Musikalisch istes<br />
tatsächlich eine Umstellung.Esist beiuns nichtso, dass<br />
dann einfacheineTrompeteweniger da ist, jederhat seine<br />
Funktion. Das istaberauch oftbei kleinerenAuftritten<br />
schwierig, wenn wirzum Beispiel beim Radiospielen undzu<br />
sechst sind,dann müssendie Songsumarrangiertwerden,<br />
um noch für unsrichtig zu klingen. Im Studio istdas einfacher, weil wiralleseinzeln<br />
aufnehmenund es da nichtsostark merken.Aberwir sind<br />
jetzthaltdie „Wilde 13“und sind damitfein.<br />
Wiehabtihr das überhauptgeschafft,solange so vieleLeute für dasgleicheProjekt<br />
zu begeistern?<br />
Auch da passtder Albumtitel wieder!Wir haben als Schülerband im Jazz<br />
angefangen undallediese „erstenMale“ miteinandererlebt. Erste Diskoabende,man<br />
kenntalleExfreunde,Saufgeschichten.Dadurch sind wiralle<br />
aufeiner Ebene, müssen auch garnicht PolitikoderGeschmackdiskutieren.<br />
Besondersder Geschmackhat sich gemeinsamgeformt.Außerdem<br />
gebenwir jedemdie Chance, malauszubrechen, wasviele Bands nicht<br />
schaffenodernicht können,weilsie viel wenigerMitgliederhaben.Dann<br />
mussebeneiner malein halbes Jahr nachSpanien oder ziehteineZeit<br />
nach London,umdann mitmehrInput undKreativität zurückzukommen.<br />
Wirsindimmer in Bewegung, keinstarresKonstrukt undhattenauch Sitzfleisch.<br />
Am Anfanghaben wir an jederfuckingLaterne in unseremHeimatkaff<br />
gespielt, derWeg bisheute war ultralangund ging erst in denletzten<br />
drei,vierJahrenrichtig steil. Dasswir aber auch vorzweiLeutenfunktionieren<br />
können,nimmt denDruck raus undmacht gelassen.Wir haben immerBockund<br />
selten Angst. Und so „lawinte“man sich vonAnekdotezu<br />
Anekdote undnun zum21-jährigen Bandjubiläum.<br />
Wiegehtihr mitdem stetig steigendenErfolgum? Genuss oder Druck?<br />
Wenn man3000Tickets in zehn Minutenverkauft,ist dasschon irgendwieheftig,<br />
aber auch eine Artvon LiebeinZahlen.Wir haben Demutvor der<br />
Zeit,die Leutefür unsinvestieren.Wennzum BeispieleineGruppevon<br />
fünfLeuteneineWhatsapp-Gruppegründet, sich überlegt,wannsie wo zu<br />
welchemKonzert gehenund dann dafür gucken,wann dieTickets in den<br />
Vorverkauf gehen. Oder auch wenn 4000 Hamburgerfür unsKölner zur<br />
Show kommen.Man fragtsich, wiedie alleauf unsaufmerksam wurden<br />
undwarum wireswertsind, dass dieuns einenFreitagabendschenken.<br />
Sowasmotiviert uns. Jeder, deruns kennt, weiß,dassuns scheißegalist,<br />
ob dasAlbum aufPlatz 1oder100 einsteigt. Wenn aber eine Mail kommt,<br />
in dersteht,dassein Song vonuns dieLaune vonjemandemgebessert<br />
hat, istdas einfachdie besteBestätigung, dass wir irgendwasrichtig machen.<br />
Ihrhabteinen Jazz-Awardgewonnen, ihrhabt WurzelnimKarneval,<br />
euer Albumklingt nach Ska, Reggae,Pop und Punk –wosehtihr euch?<br />
Wirsindtatsächlich viel.Wir haben viel Latin-Zeugsund Skagemacht,wodurchwir<br />
dann auch in denKarneval kamen, weil es dortsolosgelöstund<br />
voller guter Launeist.Darüber hatessichdann weiterentwickelt.Lustig<br />
aber:DassQuerbeatnicht dasgeilste Wortspielder Welt ist, wissenwir<br />
selbst,haben wir unsaberebenals gerade englisch lernende Kids ausgedacht.<br />
Wir dachtensooft,wir müssenuns unbedingt<br />
umbenennen, hatten dann aber keineZeit, unswas<br />
Besseres zu überlegen. In einergewissenCoolness-<br />
Phasefindetman denNamen dann auch richtig<br />
scheiße undwill nurnochohneNamen auftreten.<br />
Wenn manaberRuhehat unddie Bandgeschichte erzählenkann,passt<br />
derNameQuerbeatmegagut,<br />
weil wir Genresübereinanderlegen. Jederhat auch<br />
beiGenresein anderesGefühl. Dereinefindetespoppig,<br />
derandererockig, einanderer sagt,esist Ska.<br />
Wirsinddafreivon Wertung, jederdarfuns sehen,<br />
wieeruns eben sieht.<br />
Wieklingt denn fürdichdie neuePlatte? Hastdu<br />
Lieblinge?<br />
Es istschwierig beidem eigenen Albumauszusteigen<br />
unddarüber vonaußen zu sprechen.Esist aber supervielEhrlichkeit drin<br />
undviele Stories. Wirzeigen unsmusikalisch experimentierfreudiger. Es<br />
istfastalles Brass. Wirprobieren ja immermit unserenInstrumenten, gewisse<br />
Styles zu machen.BeimIntro zu „Früherwirdalles besser“denken<br />
alle, dasIntro wäre Gitarre,dabei istesein Bariton-Saxophon miteinem Gitarreneffektgerät.Wir<br />
haben beidem AlbumvielmehramSound gearbeitet,<br />
um es wiedererkennbarerzumachen.Das istauch das, waswir wollten.<br />
Nichttraditionelldaherzukommen,sondern zu überraschen, sodass<br />
mannicht jedenSongbeimerstenHörentotal kommerziggeilfinden<br />
muss, stattdessenman es lieber drei-, viermalhört, bisman es liebt.<br />
DerSound istunglaublichenergiegeladen.Seid ihrselbstsoEnergiebomben?<br />
Wir sindtotaleOptimisten, sonstgäbeesuns nichtmehr. Wenn manLeutenFreiräumegibt,<br />
istdas aufder anderenSeite auch wieder Stress.Wenn<br />
drei fehlen, kann manAuftritte nichtspielen undalleanderen müssenein<br />
wenigunfreiwilligherunterschalten. Aber wir wusstenimmer,dassesirgendwiewiedergeilwirdund<br />
wirgemeinsam weiter Musikmachenwollen,<br />
egal wo.Wir haben unsaberbei „Radikal Positiv“ auch einbisschenkonzeptmäßiggedacht,dasswir<br />
nichtnur beschreiben,sondern auch Antwortengeben<br />
wollen.Bei demSong„Tanqueray“gehtesumDigital Detoxund<br />
um’s ständige Vergleicheninden sozialen Kanälenmit anderen. Das ist<br />
aber erstmalnur beschreiben.Allefühlenes, aber wo istdie Antwort?<br />
Deswegensagen wir: Nimm dir‚nenDrink, schau aus demFenster,daist<br />
dasechte Leben. Du brauchst keinen Filter,guck einfachmal!Jeder kennt<br />
diesealten Senioren,die vonmorgens bisabends aus demFenster gucken<br />
undalles kommentieren,trotzdemsehen sieaberVerliebte unddas,<br />
waswirklichist.Umebennicht nurinderbeschreibenden, negativenWelt<br />
zu bleiben,probieren wir immer,einePointemit dabeizugeben.<br />
Gibt es Ziele, wo es noch hingehen soll?<br />
Wäredie Coronabremse nichtgewesen, hättenwir wohl gesagt,wir sind<br />
ziemlich happy. EinfachschöneFestivals spielen. Das Gute an unserem<br />
Statusist,dasswir nachmittagsauf einemgroßenFestivalspielen dürfen,<br />
kurz nach unsdie internationalenHeadliner,die wirselberlieben, dran<br />
sind undwir unsdie trotzdem entspanntmit einemBierangucken können.<br />
Wenn wir dieChancenochmal kriegen, sind wirschon glücklich. Aber<br />
natürlichhaben wir Bock irgendwann aufdem Glastonburyzuspielen.<br />
Und wenn wir da waren, fälltuns wasNeuesein.<br />
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