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ELMA_Magazin_AugSept_2021

ELMA Magazin Ausgabe August September 2021

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50<br />

TITELTHEMA<br />

IST „GRILLEN“ NICHT ÜBERALL<br />

AUF DER WELT DAS GLEICHE,<br />

NÄMLICH LEBENSMITTEL AUF<br />

ODER IN FEUER ZU GAREN?<br />

Doch, das schon. Aber die Ergebnisse<br />

und Gepflogenheiten unterscheiden<br />

sich enorm. Entlang des<br />

Äquators finden wir die extremen<br />

Hochkulturen des Grillens, also<br />

überall dort, wo das Wetter gut ist<br />

und man viel draußen kochen kann.<br />

Insofern stehen wir in Deutschland<br />

noch weit vorm Höhepunkt. Hier<br />

galt Grillen bis zur postindustriellen<br />

Zeit als eine elitäre, gehobene Küche,<br />

die sich nur Wohlhabende leisten<br />

konnten. Ganz einfach, weil ganz im<br />

Gegensatz zu heute die Menschen damals<br />

vor allem das Fette vom Fleisch<br />

wollten und brauchten. Das tropft<br />

beim Grillen ab in die Glut, was damit<br />

als verdammt verschwenderisch galt.<br />

GIBT ES SO EXTREME UNTER-<br />

SCHIEDE AUCH HINSICHTLICH DES<br />

ERGEBNISSES?<br />

Hierzulande geht es ungefähr immer<br />

darum, dass Fleisch unbedingt „zart“<br />

sein muss – so sehr, dass der Geschmack<br />

sekundär wird, dabei unterscheidet<br />

der sich beispielsweise je nach<br />

Haltung, Futter, Rasse der Tiere. In<br />

Südamerika hingegen sagt man „Gutes<br />

Fleisch muss man kauen“. Das liegt an<br />

der Mentalität der Gauchos, also der<br />

nomadischen Viehzüchter, die ihr Rindfleisch<br />

in der Steppe irgendwie haltbar<br />

machen mussten.<br />

„KULTUR“ SIEHT HIERZULANDE JA<br />

ANGEBLICH SO AUS: DIE JUNGS<br />

STEHEN FACHSIMPELND IM GRILL-<br />

QUALM, DIE MÄDELS IN SICHERER<br />

ENTFERNUNG AM BUFFET. IST DAS<br />

NICHT EIN SCHLIMMES KLISCHEE?<br />

Ich würde sagen, das ist Realität – und<br />

das ganz wertfrei. Zu unseren Grillkursen<br />

kommen zu 80 % Männer, bei den Frauen<br />

die eine Hälfte als Begleitung, die andere,<br />

weil sie krass interessiert sind, extrem viel<br />

Ahnung von Lebensmitteln und deren Zubereitung<br />

haben und einen ganz anderen<br />

Blickwinkel. Die Männer wollen Feuer<br />

und möglichst viel Brimborium, sind aufs<br />

Außenrum fixiert: Welcher Brenner, welche<br />

Kohle, welcher Grill? Dabei sagen<br />

wir immer: Das Lebensmittel steht im<br />

Mittelpunkt!<br />

DAS TUT ES JA IM WAHRSTEN<br />

WORTSINNE IN DIESEM SZENA-<br />

RIO.<br />

Stimmt, aber ich meine das sehr<br />

ganzheitlich. Es ist völlig egal, ob ich<br />

einen Fünf-Euro-Grill von der Tankstelle<br />

habe oder die 10.000-Euro-<br />

Hochleistungsanlage. Wichtig ist,<br />

was draufkommt: hochwertige Produkte,<br />

denen wir Wertschätzung<br />

entgegenbringen.<br />

IST DIE GEBOTEN BEI ZEHN<br />

GRILLFACKELN FÜR 1,50 EURO<br />

UND FÜNF SCHWEINESTEAKS<br />

FÜR 3,99 EURO?<br />

Nein, natürlich überhaupt nicht.<br />

Bei diesen günstigen Produkten,<br />

wie man sie in der Selbstbedienungstheke<br />

findet, wird mir<br />

schlecht. Und das Argument,<br />

man könne sich hochwertigere<br />

Lebensmittel nicht leisten,<br />

sehe ich kritisch: Deutsche<br />

essen im Schnitt 600 Gramm<br />

Fleisch am Tag – das ist definitiv<br />

zu viel! Die Deutsche<br />

© Florian Köhler<br />

Lebensmittel-Gesellschaft empfiehlt<br />

höchstens zweimal wöchentlich<br />

Wurst oder Fleisch.<br />

Wenn ich den Konsum entsprechend<br />

reduziere, kann ich mir<br />

die guten Produkte leisten.<br />

SCHNELL WEG VOM FLEISCH!<br />

WAS GEHT DENN NOCH GUT<br />

AUF DEN GRILL?<br />

Bekanntlich vom Seidentofu über<br />

die Banane bis zum Schokoriegel<br />

alles. Man muss halt ein bisschen<br />

Bock haben und experimentieren,<br />

mal eine Süßkartoffel aushöhlen,<br />

füllen und direkt in die Glut<br />

werfen, entdecken, welche Süße<br />

Zwiebelgewächse entfalten können<br />

oder wie toll salzige gegrillte Wassermelone<br />

schmeckt. Mein aktueller<br />

Liebling sind gegrillte Pfirsiche<br />

mit Salzkaramell und Frischkäse.<br />

WAS IST MIT FISCH?<br />

Jeder Fisch funktioniert, am besten<br />

aber die sogenannten Fettfische wie<br />

Lachs, Makrele oder Wolfsbarsch.<br />

Wichtig bei allen: Nicht vor dem Grillen<br />

marinieren und nicht über 60 °C<br />

garen, sonst zerfällt der Fisch.<br />

WAS KÖNNEN KINDER MACHEN<br />

BEIM GRILLEN?<br />

Mein zehnjähriger Sohn tastet sich<br />

so langsam ran an die Materie. Ich<br />

denke, Kinder sollten ein gewisses<br />

Verständnis für die Gefahr haben – am<br />

besten, sie haben sich schon mal leicht<br />

verbrannt. Und sie sollten eine Grillzange<br />

bedienen können, kurze sind<br />

hier gut geeignet. Dann kann es losgehen<br />

– unter Aufsicht, versteht sich. Ab<br />

15, 16 Jahren kann man die Grillerei<br />

dann locker alleine beherrschen.<br />

MEIN GRILL(E)<br />

GESCHEHE<br />

Das brauche ich, um<br />

erfolgreich zu grillen:<br />

// gute Lebensmittel<br />

// Zeit/Geduld (nur weil es heißer<br />

ist, geht es nicht schneller)<br />

// passende Grilltemperatur<br />

// direkte und indirekte Grillmethode.

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