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68 GESUNDHEIT & FITNESS<br />
Kostenfaktor Kieferorthopädie<br />
AUF UMFASSENDE BERATUNG ACHTEN<br />
Welche Therapie angesichts der zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten<br />
für das eigene Kind ideal<br />
ist, ist für Eltern nicht leicht zu ergründen. Aktuell<br />
arbeiten die Fachgesellschaften an einer Leitlinie,<br />
um die Studienlage zusammenzufassen und die<br />
Aufklärung der jungen Patienten<br />
und ihrer Eltern zu<br />
fördern. Familien müssen<br />
derzeit also vor allem auf<br />
eine umfassende Beratung<br />
des Kieferorthopäden vertrauen,<br />
der möglicherweise<br />
auch privat zu tragende<br />
Zusatzleistungen anbietet.<br />
Die gesetzlichen Krankenkassen<br />
übernehmen die<br />
Kosten erst ab einer bestimmten<br />
Schwere der<br />
Zahnfehlstellung (siehe<br />
Infokasten) und dann in<br />
einer Basisvariante. Wer<br />
beispielsweise weniger auffällige<br />
Brackets aus Keramik<br />
oder die innenliegende<br />
feste Zahnspange wünscht,<br />
muss selbst zahlen. Lina<br />
Gölz empfiehlt, sich die Gesprächssituation<br />
mit dem<br />
Arzt zu vergegenwärtigen.<br />
„Wenn es vorrangig um die<br />
Sichtbarkeit von Brackets<br />
geht und nicht darum,<br />
weshalb eine Therapie in<br />
welcher Form medizinisch<br />
sinnvoll ist, sollten Eltern<br />
sich eine Zweitmeinung<br />
einholen oder sich bei uns<br />
an der Universitätsklinik<br />
beraten lassen“, sagt sie.<br />
Das Krankenkassensystem<br />
Prof. Dr. Lina Gölz<br />
ist Direktorin der Zahnklinik 3 –<br />
Kieferorthopädie am Universitätsklinikum<br />
Erlangen. Die ambulante<br />
Sprechstunde ihrer Abteilung<br />
steht allen Patienten, auch jenen<br />
mit leichteren Zahnfehlstellungen,<br />
zur Beratung und Therapie<br />
offen. Termin unter Tel. 09131 -<br />
85 33645.<br />
erfasse 80 bis 90 Prozent der medizinisch notwendigen<br />
Fälle. Mit den Apparaturen, die die Kassen<br />
zahlten, erreichten Kinder genauso gut und<br />
schnell das Ziel – ein nicht nur schönes, sondern<br />
vor allem gesundes Gebiss.<br />
© privat<br />
© istockphoto / MarianVejcik<br />
Zahn- und Kieferfehlstellungen werden je nach<br />
ihrer Schwere in eine von fünf „kieferorthopädischen<br />
Indikationsgruppen“ (KIG) eingeordnet.<br />
In den ersten beiden Stufen leisten die gesetzlichen<br />
Krankenkassen nicht. Bei KIG 3 bis<br />
5 übernehmen Eltern zunächst 20 Prozent der<br />
Behandlungskosten als Eigenanteil, erhalten<br />
diesen jedoch nach Abschluss der Therapie erstattet.<br />
Ab dem zweiten Kind in kieferorthopädischer<br />
Behandlung reduziert sich der Eigenanteil<br />
auf zehn Prozent. Zahnzusatzversicherungen für<br />
Kinder springen bei Wunschzusatzleistungen<br />
und einer Behandlung in KIG 1 und 2 ein. „Die<br />
Beiträge beginnen ab etwa zehn Euro pro Monat.<br />
Ab 13, 14 Euro lassen sich solide Verträge<br />
finden“, sagt Bastian Landorff, Fachberater Krankenversicherung<br />
bei der Verbraucherzentrale<br />
Bayern. Über die Jahre können sich die Beiträge<br />
auf eine vierstellige Summe läppern. Lohnt<br />
es sich da nicht eher, das Geld für den Fall der<br />
Fälle zur Seite zu legen? Das lässt sich vorab individuell<br />
kaum abschätzen, denn der Versicherungsvertrag<br />
sollte spätestens im Vorschulalter<br />
abgeschlossen werden. Ist eine Fehlstellung<br />
erst einmal diagnostiziert, schließen die Versicherer<br />
eine Leistung aus. Zudem bauen viele<br />
Anbieter Wartezeiten ein. Absehbar ist kaum,<br />
wie hoch die Kosten im eigenen Fall sein könnten.<br />
Laut einer Studie von 2016, für die Daten<br />
der Barmer genutzt wurden, nahmen 85 Prozent<br />
der befragten Familien, bei denen sich das Kind<br />
in kieferorthopädischer Behandlung befand,<br />
Zusatzleistungen in Anspruch. Durchschnittlich<br />
lag die private Zuzahlung bei rund 1.200 Euro.<br />
„Eine Zahnzusatzversicherung für Kinder abzuschließen,<br />
ist Geschmackssache. Sie ist in erster<br />
Linie interessant, wenn Sie bei leichten Fehlstellungen<br />
eingreifen oder bei schwereren Ausprägungen<br />
Extras wählen möchten“, sagt Bastian<br />
Landorff. Die Bedingungen variierten stark. Vor<br />
Abschluss sollten Eltern die einzelnen Leistungen<br />
vergleichen. Oft begrenzen die Versicherer<br />
die Kostenübernahme bei Kieferorthopädie.