TOPFIT Juni 2021
Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness
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14 Diagnose & Therapie
Blasenkrebs
Welche Behandlungsmöglichkeiten
gibt es?
Foto: © Tharakorn Arunothai / 123rf.com
Mit jährlich rund 30.000 Neuerkrankungen
ist Blasenkrebs in Deutschland gar
nicht so selten. Wie bei allen bösartigen
Tumorerkrankungen gilt auch bei dieser
Krebsart: Je früher er entdeckt wird,
desto besser lässt er sich behandeln.
Ein ernstzunehmender Hinweis ist Blut
im Urin – dann sollte baldmöglich der
Urologe aufgesucht werden.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Bei Männern ist Blasenkrebs (Harnblasenkrebs,
Urothelkarzinom, Transitionalzellkarzinom)
nach Prostata-, Lungen- und Darmkrebs
der vierthäufigste Tumor. Frauen sind
zwar seltener von Blasenkrebs betroffen, doch
kommt die Erkrankung auch bei ihnen oft erst
im höheren Lebensalter vor. Sowohl bei Frauen
als auch bei Männern steigt das Erkrankungsrisiko
deutlich, wenn sie rauchen.
Tatsächlich wissen nur wenige, dass viele der im
Zigarettenrauch enthaltenen Substanzen nicht
nur in der Lunge, sondern auch in der Harnblase
das Wachstum von Karzinomen auslösen
können. Denn die krebserregenden Stoffe
werden bei der Ausscheidung aus dem Körper
über die Harnwege in der Blase in konzentrierter
Form zwischengelagert. Ebenso kann es am
Arbeitsplatz, etwa beim Friseurhandwerk, in
der Druck- oder Lederindustrie, zu einer Belastung
durch Karzinogene kommen; dies hat
dazu geführt, dass Blasenkrebs mittlerweile als
Berufskrankheit anerkannt ist. Weitere mögliche
Auslöser sind bestimmte Medikamente
(z. B. Chlornaphazin) oder eine vorangegangene
Strahlentherapie im Beckenbereich. Aber auch
chronische Blasenentzündungen über lange Zeit
können ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom
der Harnblase begünstigen.
Wichtige Alarmzeichen
Blasenkrebs entsteht hierzulande meist in der
Schleimhautschicht der Blase (Urothel); oft sind
die Tumorzellen an mehreren Stellen in dem Organ
zu finden. Zusätzlich können die Schleimhaut
der Nierenauskleidung und der Harnleiter
befallen sein. Tückisch ist, dass es lange Zeit
dauern kann, bis sich Blasenkrebs durch Beschwerden
bemerkbar macht. Als Leitsymptom
gilt Blut im Urin, ohne dass gleichzeitig Schmerzen
bestehen – hiervon sind 80 Prozent der Patienten
mit Blasenkrebs betroffen. »Ein blutiger
Urin muss bis zum Beweis des Gegenteils deshalb
immer erst einmal als mögliche Folge eines
Tumors eingestuft werden«, betont Prof. Dr.
med. Alexander Karl, Chefarzt der Urologischen
Klinik im Krankenhaus Barmherzige Brüder
München. Weitere Alarmzeichen können eher
unspezifische Beschwerden beim Wasserlassen
mit einem chronischen Reizzustand der Blase
sein.
Eine sorgfältige Diagnostik ist
entscheidend
Ob hinter diesen Beschwerden eine harmlose
Ursache oder Blasenkrebs steckt, lässt sich nur
mithilfe einer sorgfältigen Diagnostik klären.
Den Beginn machen in der Regel eine Ultraschalluntersuchung
des Bauchraums sowie eine
Urinprobe: Mithilfe einer Urinkultur wird abgeklärt,
ob ein Harnwegsinfekt die Ursache für die
Symptome ist, eine Urinzytologie gibt Auskunft,
ob Tumorzellen im Urin nachweisbar sind. Die
wichtigste Untersuchung ist jedoch die Blasen
spiegelung (Zytoskopie): Sie erlaubt einen direkten
Blick in das Innere der Harnblase. Besteht
der Verdacht auf einen Tumor in der Blase, wird
eine sogenannte TUR-Blase (Transurethrale
Resektion der Blase) in Narkose durchgeführt.
Noch genauer wird die diagnostische Aussage,
wenn zusätzlich ein Fluoreszenzfarbstoff zum
Einsatz kommt: »Der Fluoreszenzfarbstoff wird
von Tumorzellen verstärkt aufgenommen, was
sich diagnostisch unter Verwendung eines blauen,
Fluoreszenz anregenden Lichts während der
Operation nutzen lässt«, erläutert Prof. Karl.
Insbesondere bei der Aufdeckung von hoch aggressiven
Tumoren mit einem flachen Wachstum
(Carcinoma in situ) oder einer sehr geringen
Größe leistet die photodynamische Diagnostik
(PDD) oder Fluoreszenzendoskopie wertvolle
Dienste, denn sie können im Rahmen der
herkömmlichen Blasenspiegelung leicht übersehen
werden. Zudem lassen sich die Ausläufer eines
Tumors genauer feststellen.
Nicht nur der Nachweis, sondern auch die Bestimmung
von Art, Größe und Lage des Tumors
ist wegweisend für die Therapieplanung; außerdem
lässt das Stadium der Krebserkrankung
(mithilfe der TNM-Klassifikation) Rückschlüsse
auf die Prognose zu.
Die Aussicht auf einen Erhalt der Harnblase ist
groß, wenn sich der Tumor noch im Bereich der
Schleimhaut befindet – bei sieben von zehn Patienten
ist dies bei der Erstdiagnose der Fall. Es
kann aber auch sein, dass der Tumor bereits in
die darunterliegende Muskelschicht vorgedrungen
(muskelinvasiver Blasenkrebs) ist; wenn
dann keine Streuung des Tumors nachzuweisen
ist, ist oftmals eine komplette Entfernung der
Harnblase notwendig, wobei je nach Allgemeinzustand
und individuellem Patientenwunsch
eine kontinente (Ileumneoblase) oder inkontinente
Harnableitung (Ileumconduit) zur Verfügung
stehen.
TOPFIT 2 / 2021