01.08.2021 Aufrufe

TOPFIT Juni 2021

Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness

Bescheid wissen - gesund bleiben
Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14 Diagnose & Therapie

Blasenkrebs

Welche Behandlungsmöglichkeiten

gibt es?

Foto: © Tharakorn Arunothai / 123rf.com

Mit jährlich rund 30.000 Neuerkrankungen

ist Blasenkrebs in Deutschland gar

nicht so selten. Wie bei allen bösartigen

Tumorerkrankungen gilt auch bei dieser

Krebsart: Je früher er entdeckt wird,

desto besser lässt er sich behandeln.

Ein ernstzunehmender Hinweis ist Blut

im Urin – dann sollte baldmöglich der

Urologe aufgesucht werden.

Von Dr. Nicole Schaenzler

Bei Männern ist Blasenkrebs (Harnblasenkrebs,

Urothelkarzinom, Transitionalzellkarzinom)

nach Prostata-, Lungen- und Darmkrebs

der vierthäufigste Tumor. Frauen sind

zwar seltener von Blasenkrebs betroffen, doch

kommt die Erkrankung auch bei ihnen oft erst

im höheren Lebensalter vor. Sowohl bei Frauen

als auch bei Männern steigt das Erkrankungsrisiko

deutlich, wenn sie rauchen.

Tatsächlich wissen nur wenige, dass viele der im

Zigarettenrauch enthaltenen Substanzen nicht

nur in der Lunge, sondern auch in der Harnblase

das Wachstum von Karzinomen auslösen

können. Denn die krebserregenden Stoffe

werden bei der Ausscheidung aus dem Körper

über die Harnwege in der Blase in konzentrierter

Form zwischengelagert. Ebenso kann es am

Arbeitsplatz, etwa beim Friseurhandwerk, in

der Druck- oder Lederindustrie, zu einer Belastung

durch Karzinogene kommen; dies hat

dazu geführt, dass Blasenkrebs mittlerweile als

Berufskrankheit anerkannt ist. Weitere mögliche

Auslöser sind bestimmte Medikamente

(z. B. Chlornaphazin) oder eine vorangegangene

Strahlentherapie im Beckenbereich. Aber auch

chronische Blasenentzündungen über lange Zeit

können ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom

der Harnblase begünstigen.

Wichtige Alarmzeichen

Blasenkrebs entsteht hierzulande meist in der

Schleimhautschicht der Blase (Urothel); oft sind

die Tumorzellen an mehreren Stellen in dem Organ

zu finden. Zusätzlich können die Schleimhaut

der Nierenauskleidung und der Harnleiter

befallen sein. Tückisch ist, dass es lange Zeit

dauern kann, bis sich Blasenkrebs durch Beschwerden

bemerkbar macht. Als Leitsymptom

gilt Blut im Urin, ohne dass gleichzeitig Schmerzen

bestehen – hiervon sind 80 Prozent der Patienten

mit Blasenkrebs betroffen. »Ein blutiger

Urin muss bis zum Beweis des Gegenteils deshalb

immer erst einmal als mögliche Folge eines

Tumors eingestuft werden«, betont Prof. Dr.

med. Alexander Karl, Chefarzt der Urologischen

Klinik im Krankenhaus Barmherzige Brüder

München. Weitere Alarmzeichen können eher

unspezifische Beschwerden beim Wasserlassen

mit einem chronischen Reizzustand der Blase

sein.

Eine sorgfältige Diagnostik ist

entscheidend

Ob hinter diesen Beschwerden eine harmlose

Ursache oder Blasenkrebs steckt, lässt sich nur

mithilfe einer sorgfältigen Diagnostik klären.

Den Beginn machen in der Regel eine Ultraschalluntersuchung

des Bauchraums sowie eine

Urinprobe: Mithilfe einer Urinkultur wird abgeklärt,

ob ein Harnwegsinfekt die Ursache für die

Symptome ist, eine Urinzytologie gibt Auskunft,

ob Tumorzellen im Urin nachweisbar sind. Die

wichtigste Untersuchung ist jedoch die Blasen­

spiegelung (Zytoskopie): Sie erlaubt einen direkten

Blick in das Innere der Harnblase. Besteht

der Verdacht auf einen Tumor in der Blase, wird

eine sogenannte TUR-Blase (Transurethrale

Resektion der Blase) in Narkose durchgeführt.

Noch genauer wird die diagnostische Aussage,

wenn zusätzlich ein Fluoreszenzfarbstoff zum

Einsatz kommt: »Der Fluoreszenzfarbstoff wird

von Tumorzellen verstärkt aufgenommen, was

sich diagnostisch unter Verwendung eines blauen,

Fluoreszenz anregenden Lichts während der

Operation nutzen lässt«, erläutert Prof. Karl.

Insbesondere bei der Aufdeckung von hoch aggressiven

Tumoren mit einem flachen Wachstum

(Carcinoma in situ) oder einer sehr geringen

Größe leistet die photodynamische Diagnostik

(PDD) oder Fluoreszenzendoskopie wertvolle

Dienste, denn sie können im Rahmen der

herkömmlichen Blasenspiegelung leicht übersehen

werden. Zudem lassen sich die Ausläufer eines

Tumors genauer feststellen.

Nicht nur der Nachweis, sondern auch die Bestimmung

von Art, Größe und Lage des Tumors

ist wegweisend für die Therapieplanung; außerdem

lässt das Stadium der Krebserkrankung

(mithilfe der TNM-Klassifikation) Rückschlüsse

auf die Prognose zu.

Die Aussicht auf einen Erhalt der Harnblase ist

groß, wenn sich der Tumor noch im Bereich der

Schleimhaut befindet – bei sieben von zehn Patienten

ist dies bei der Erstdiagnose der Fall. Es

kann aber auch sein, dass der Tumor bereits in

die darunterliegende Muskelschicht vorgedrungen

(muskelinvasiver Blasenkrebs) ist; wenn

dann keine Streuung des Tumors nachzuweisen

ist, ist oftmals eine komplette Entfernung der

Harnblase notwendig, wobei je nach Allgemeinzustand

und individuellem Patientenwunsch

eine kontinente (Ileumneoblase) oder inkontinente

Harnableitung (Ileumconduit) zur Verfügung

stehen.

TOPFIT 2 / 2021

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!