TOPFIT Juni 2021
Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness
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Rat und Hilfe aus der Apotheke
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Inzwischen sind einige der heilfördernden Wirkungen
auch wissenschaftlich belegt. Dazu
gehören:
• Förderung der Speichel- und
Magensaftausschüttung,
• Anregung der Darmperistaltik und der
Gallensaftbildung,
• Hemmung des Brechzentrums.
Um auf die vielfältigen arzneilichen Effekte des
Ingwers aufmerksam zu machen, wurde Ingwer
2018 zur Heilpflanze des Jahres gewählt.
Foto rechts: © PRAVIT SUWANTHEERAKUL / 123rf.com
Schmerzlindernde- und entzündungshemmende
Wirkung
In den USA und Dänemark werden Extrakte aus
Ingwerrhizomen aufgrund ihrer entzündungshemmenden
Wirkung auch zur Behandlung
rheumatischer Beschwerden eingesetzt. Zudem
mildert Ingwer Schmerzen, etwa bei arthrosebedingten
Schmerzen im Knie. Den schmerzstillenden
Effekt des Ingwers schreiben Forscher
dem Gingerol zu.
Allerdings tritt der schmerzlindernde Effekt nur
in einer hohen Dosierung und auch erst nach einer
mehrwöchigen Anwendung ein. Besprechen
Sie deshalb am besten mit Ihrem behandelnden
Arzt, ob und in welcher Dosierung Sie ein Ingwerpräparat
einnehmen können.
Wichtige medizinische Anwendungsgebiete
Ein wichtiges Anwendungsgebiet des Ingwers ist
der Verdauungstrakt: Dank seiner ätherischen
Öle und Scharfstoffe regt er die Aktivität von
Magen und Darm an und beruhigt sie jedoch
zugleich. Deshalb kann man Ingwer sowohl zur
Steigerung des Appetits als auch gegen Völlegefühl
oder Blähungen einnehmen. Wen hin und
wieder (krampfartige) Magen-Darm-Beschwerden
plagen, dem hilft oft bereits die frische oder
getrocknete Ingwerwurzel, etwa frisch zerrieben
in der Suppe oder im asiatisch zubereiteten
Gemüse.
• Reisekrankheit
Bewährt hat sich Ingwer auch und gerade zur
Vorbeugung bzw. Milderung der Reisekrankheit
mit ihren typischen Symptomen wie Schwindel,
Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüchen,
Kopfschmerzen, mitunter auch Müdigkeit und
Benommenheit. Hierfür kauen Menschen auf
einem kleinen Stück herum, um den Brechreiz
zu vertreiben. Vorzugsweise sollte man jedoch
auf ein kontrolliertes, auf einen definierten
Wirkstoffgehalt eingestelltes Fertigarzneimittel
aus der Apotheke zurückgreifen.
RAT DES APOTHEKERS
Ingwer wird meist in Form eines Tees oder als
pflanzlicher Extrakt in Pulverform bzw. Kapseln
eingesetzt:
• Zintona® Kapseln (250 Milligramm Ingwerwurzelstock-Pulver
pro Kapsel) zur Vorbeugung der
Reisekrankheit mit Symptomen wie Schwindel,
Übelkeit und Erbrechen: Erwachsene und Kinder
über sechs Jahren nehmen eine halbe Stunde vor
Reiseantritt zwei Kapseln und dann alle vier Stunden
zwei Kapseln mit reichlich Flüssigkeit ein. Es
sollen pro Tag nicht mehr als zehn Kapseln eingenommen
werden.
• Alternativ stehen Lutschtabletten (z. B. Green-
Doc® Ingwer Lutschtabletten) zur Verfügung. Es
wird empfohlen, 30 Minuten vor Reisebeginn zwei
Tabletten zu lutschen. Je nach Länge der Reise
können dann alle vier Stunden jeweils zwei weitere
Tabletten, aber nicht mehr als acht Tabletten
täglich eingenommen werden.
• Bei Brechreiz und Verdauungsbeschwerden ist
auch Ingwertee hilfreich. Rezept: Ein Esslöffel geriebenen
Ingwer mit einer Tasse kochendem Wasser
übergießen und acht Minuten zugedeckt ziehen
lassen. Nehmen Sie ihn in der Thermoskanne
mit auf die Reise.
• Zur Linderung von Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden
sind in der Apotheke vor
allem Präparate erhältlich, die Ingwer mit anderen
Arzneipflanzen kombinieren (z.B. Yamato®Gast).
• Ingwer Frischpflanzensäfte zur Beruhigung
des Magens (z.B. von Schoenenberger®) können
bei milden Beschwerden eine Option sein (3-mal
täglich 5 Milliliter des Pflanzentrunks).
• Chemotherapie
Bei Übelkeit als Folge einer Chemotherapie helfen
ebenfalls Ingwerpräparate.
Ist die Übelkeit jedoch sehr stark ausgeprägt,
reichen Ingwerarzneien allein in der Regel nicht
aus.
Mögliche Nebenwirkungen
• Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte auf
Ingwer besser verzichten. Denn das ätherische Öl
der Ingwerwurzel kann die Magenschleimhaut reizen
und dann Magenschmerzen, Aufstoßen und/
oder Blähungen verursachen. Manche Menschen
reagieren zudem mit Sodbrennen auf Ingwer.
• Da die Inhaltsstoffe der Knolle die Bildung von
Gallenflüssigkeit anregt, ist es auch bei Gallensteinen
ratsam, auf ingwerhaltige Anwendungen bzw.
Präparate zu verzichten.
• Es gibt Hinweise, dass Ingwer Einfluss auf
die Blutgerinnung nimmt. Ärzte raten deshalb
dazu, Ingwer(präparate) nicht zusammen mit gerinnungshemmenden
Medikamenten wie ASS
einzunehmen.
• Ingwerpräparate sollten nicht zusammen mit
sogenannten 5-HT3-Antagonisten eingenommen
werden. Diese Substanzgruppe wird vor allem
von Krebspatienten eingenommen, um Übelkeit
und Erbrechen infolge einer Chemotherapie zu
mildern.
• Das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum
für Embryonaltoxikologie der Charité Berlin
(www.embryotox.de) kommt zu dem Schluss, dass
Ingwer in allen Phasen der Schwangerschaft eingenommen
werden kann. Allerdings scheinen
Schwangere häufiger unter Nebenwirkungen
wie Sodbrennen und Kopfschmerzen zu leiden.
Und: Einige Hersteller empfehlen Schwangeren
und stillenden Müttern, ihr Ingwerpräparat nicht
einzunehmen.
• Grundsätzlich gilt: Lassen Sie sich zu Dosierung,
Anwendung und unerwünschten Effekten
von Ingwerpräparaten in der Apotheke beraten.
• Immunsystem
Ingwer hat immunstärkende Effekte, weshalb
bei grippalen Infekten gern Ingwertee (mit etwas
Zitrone und einem Löffel Honig) empfohlen
wird. Am besten wirkt er, wenn er direkt nach
Beginn der ersten Symptome getrunken wird.
TOPFIT 2 / 2021