16HISTORISCHESWestfalenliedEin fast vergessenes WestfalenliedWie heisst das Land, das schon in grauen ZeitenBewund´rung sich von aller Welt errang?Das mit der Weltbeherrscherin zu streitenVermocht´ und einst das stolze Rom bezwang?Ihr kennt es wohl, ihr Alle wisst es ja:Das tapfre Land, es heisst Westphalia.Wo schlug Arminius die Legionen,Wo hat sich Varus in sein Schwert gestürzt?Wo sieht man nach zweitausend Jahren wohnenDen alten Stamm noch rein und unverkürzt?Ihr kennt den Stamm, ihr Alle wisst es ja:Das Deutsche Land, es heisst Westphalia.Zu schirmen treu das heimische Gefild.Ihr kennt das Land, ihr Alle stehet ja:Mit Gut und Blute für Westphalia.Dieses gegenwärtig fast vergessene Westfalenlied dichtete der1808 in Schwelm geborene Carl Gustav Korte und widmete esdem Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, dem Freiherrn JuliusWilhelm Eduard von Schaper (1792-1868). Im Jahre 1851 schriebder aus Soest stammende August Disselhoff (1829-1903)sein auch heute noch populäres Lied „Nun ade, du mein liebHeimatland“, aus dessen Refrain „Westfalenland ade“ findigeSänger und Chorleiter „Mein Heimatland, ade“ machten, so dasses in jeder Landschaft mit gleicher Gültigkeit zu singen war undder westfälische Ursprung bald vergessen wurde.Wo hat einst Wittekind dem grossen KaiserGetrotzt ein ganzes Menschenalter durch?Wo fand das Deutsche Recht stets freie Weiser,Wo Deutscher Muth stets eine Waffenburg?Ihr kennt das Land, ihr Alle wisst es ja:Das Deutsche Land, es heisst Westphalia.Ihr kennt die Weser, die von Kampf und SiegenDie Kunde fröhlich in die Lande rauscht.Ihr kennt die Lippe, die von RömerkriegenErzählt dem Volke, das der Sage lauscht.Ihr kennt die Ströme, wisst es Alle ja:Sie wogen stolz durch´s Land Westphalia.Ihr kennt die klare Ruhr, die schöne Lenne,Ihr kennt den Hellweg, kennt das Süderland,Ihr kennt das Leben rings auf Feld und Tenne,Euch ist der Städte Regsamkeit bekannt.Ihr kennt es wohl, ihr Alle wisst es ja:Das Land voll Leben heisst Westphalia.Im Bürgerhaus, in Burg und BauerhöfenGrünt Frauentreue, blüht der Jungfrau´n Zucht,Am Ambos und am Herd der HammeröfenTrotzt Männerkraft in fester Arme WuchtDas ist ein Volk! Ihr Alle wisst es ja:Noch Schrot und Korn giebt´s in Westphalia.Da steht die alte Treue, wie die EichenNoch stark und grün nach tausend Jahren steh´n.Da bleibt der Kern, wie rasch sich auch die SpeichenAm Rad der Zeit umschwingend mögen dreh´n.Heil dir, mein Volk! Ihr wisst es Alle ja:Herz, Hand und Mund gilt in Westphalia.Da regen sich die Hände um die Wette,Wenn es ein grosses Werk zu schaffen gilt.Da steht der Männer Schaar wie eine Kette,Widmungsblatt zu Gustav Kortes WestfalenliedHymnen für Landschaft, Länder und NationenHymnen für Nationen, Länder und Landschaften reichen nurselten bis ins 18. Jahrhundert zurück, wie das bei der seit 1740genutzten britischen Hymne „God save the King / the Queen“ („Gotterhalte den König / die Königin“) oder bei der in der französischenRevolution 1792 kreierten Nationalhymne Frankreichs „Allons,enfants de la patrie“ („Auf, Kinder des Vaterlandes“) derFall ist. Die meisten Hymnen wurden im sangesfreudigen 19.Jahrhundert, geprägt von Patriotismus, Nationalstolz undHerkommensbewusstsein, gedichtet und vertont. So schriebJohann Bernhard Thiersch (1793-1855) im Jahre1830: „Ich bin
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