Unter der Staleke 223, Herbst 2021

SANDSTEDT. „Anlässlich des
wiederholt verhängten Badeverbots
in der Weser bei Sandstedt
fordern wir die umfassende
Ermittlung aller Ursachen,
unverzügliche Maßnahmen zu
deren Beseitigung sowie über
ermittelte Ergebnisse, durchgeführte
Maßnahmen und deren
Erfolge vollständig und öffentlich
zu berichten“, erklären die
Mitglieder einer Sandstedter
Initiative, die sich für eine Öffnung
des Badestrandes in dem
Ferienort stark macht. Kurzfristig
soll das Badeverbot aufgehoben
und die Anzahl der Probeentnahmen
erhöht werden.
„Derzeit treffen Besucher des
Weserstrandes auf eine gute
Wasserqualität, die ein Baden
gefahrlos möglich macht“, betont
die Initiative, die den Landkreis
Cuxhaven zum Handeln
auffordert. Als Grundlage ihrer
Forderung nennen die Akteure
die Badegewässer-Verordnung
Niedersachsen. Unter § 5 muss
die zuständige Behörde bei
„mangelhafter“ Wasserqualität
unverzüglich angemessene
Maßnahmen ergreifen. Diese
beinhalten jedoch nicht nur ein
Badeverbot- es kann auch „vom
Baden abgeraten werden“. Darüber
hinaus sind weitere Proben
in kürzeren Abständen zu
erheben. Im Weiteren ist die
Beschränkung aufzuheben,
„wenn das Gewässer wieder
zum Baden geeignet ist“. „Bei
der letzten Probe am 22. Juni
sind 142 koloniebildender Einheiten
(KBE) je 100ml E-Coli
Bakterien und 60 Intestinale
Beseitigung des wiederholt
verhängten Badeverbots in der
Weser bei Sandstedt
Das Badeverbot sorgt für einen verwaisten Strand in Sandstedt. Burkhard Ilschner,
Sabine Franke und Antje Wittmaier (v.l.n.r.) engagieren sich mit etwa 150 Unterstützern
für die Aufklärung der Gewässerverschmutzung und die Aufhebung des
Badeverbots in der Weser.
Enterokokken KBE je 100ml
festgestellt worden“, erklärt
die Biologin Antje Wittmaier,
setzt die Werte in einen Bezug
zu den Grenzwerten von 500
bei E-Coli und 185 bei Enterokokken.
Bei den Messungen in
den Vorwochen fielen die Werte
sogar noch besser aus. Mit
ihrem Engagement wollen die
Sandstedter den Druck auf Politik
und Verwaltung erhöhen.
„Es muss endlich einmal etwas
geschehen“, findet auch Burkhard
Ilschner, der sich über das
zögerliche Vorgehen der Verwaltung
ärgert. „Es kann nicht
angehen das sich der Landkreis
bis zum geplanten Ende des Badeverbots
2022 in Untätigkeit
übt“, findet auch Sabine Franke.
Alle Akteure haben in vier
Tagen fast 146 Unterschriften
für die Freigabe des Badens
gesammelt. Dabei stießen wir
immer wieder auf Unmut über
untätige Behörden, die „nichts
tun“, obwohl sie „längst von
den Problemen wissen“. Es
herrscht großes Misstrauen,
Teile der Verwaltung könnten
absichtlich untätig sein, um
Geld für Untersuchungen oder
Maßnahmen zu sparen. „Dieses
Unterstellen von Böswilligkeit
schließt Politik und Parteien
immer wieder nachdrücklich
ein“, so Ilschners empfinden. In
Sandstedt kursieren viele Vermutungen
zu den Ursachen
schlechter Wasserqualität. Sie
reichen von Einleitungen aus
lokalen Kläranlagen über Gülleeinträgen
bis zu Ursachen aus
Schifffahrt oder dem Braker
Hafen mit der dortigen Fettraffinerie.
Auch der verlängerte
Leitdamm auf der östlichen
Weserseite könnte durch veränderte
Strömungsverläufe zu
der schlechten Gewässerqualität
beitragen. „Bilanziert man
die Gespräche mit Bürgerinnen
und Bürgern, bleiben unterm
Strich erhebliche Ratlosigkeit,
Empörung über fehlende Aufklärung,
Enttäuschung“, so das
Fazit von Burkhard Ilschner.
In einem Brief an das Niedersächsische
Landesgesundheitsamt
(NLGA) und das Gesundheitsamt
des Landkreises mit
angehängten 137 Stützunterschriften
bitten die Akteure
um Auskunft, „welche Schritte
mit welchen Ergebnissen bisher
unternommen wurden und
welche Aktivitäten das Amt im
laufenden Jahr plant, damit das
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