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>>> Die Bastei fiel in das Revier des Oberförsters aus Hohnstein – entsprechend
überrascht war er von der Notiz, die etwas von 400 Betten und 1600
Gaststättenplätzen schrieb. Gigantismus in einer einzigartigen Landschaft –
das konnte der parteilose Naturschützer nicht hinnehmen. Er schrieb Eingaben,
führte die Ästhetik der Landschaft ins Feld, argumentierte mit Natur-
schutzbedenken - und stieß auf taube Ohren. Denn wenn etwas nach der
Ideologie der Herrschenden erforderlich war, durfte es keinen Widerspruch
geben.
Walter Ulbricht hatte bei einem Besuch in Dresden die neuen Hochhausbauten
in der Prager Straße gefeiert und forderte, "das Neue in unserer sozialisti-
schen Gesellschaft im weiteren Gebiet (Dresdens) zum Ausdruck zu bringen".
Und wie hätte in den Augen der fortschrittsgläubigen Genossen das Neue
besser zum Ausdruck gebracht werden können als durch einen imposanten
Turm auf der Bastei? Bei schönem Wetter wäre er bis nach Dresden hinein
sichtbar gewesen. 28,8 Millionen DDR-Mark hätte der Bau gekostet, mit allen
Neben- und Folgekosten hätte das Projekt mit 89,7 Millionen DDR-Mark zu
Buche geschlagen. Die Planungen wurden 1969 einem kleinen Kreis beim Bezirkstag
vorgestellt – 90 Meter hoch sollte der Turm werden, die V-Form eine
optimale Aussicht bieten, auf dem Dach ein Schwimmbad den modernen Hotelbau
krönen. Doch trotz aller Planungsvorleistung notiert ein Sitzungspro-
tokoll von damals nüchtern: "Die erforderlichen Mittel stehen nicht zur Ver-
fügung." >>>
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