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SB_19874BGLP

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2020<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Ultraschallgestützte Nachbehandlung<br />

thermisch<br />

gespritzter Schichten


Ultraschallgestützte<br />

Nachbehandlung thermisch<br />

gespritzter Schichten<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 19.874 BG<br />

DVS-Nr.: 02.110<br />

Technische Universität Berlin<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Fabrikbetrieb<br />

Fachgebiet Beschichtungstechnik<br />

Westsächsische Hochschule Zwickau<br />

Institut für Produktionstechnik<br />

Forschungsbereich Spanungstechnik<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 19.874 / DVS-Nr.: 02.110 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF<br />

im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2020 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 474<br />

Bestell-Nr.: 170584<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-4-7<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Schlussbericht<br />

zu IGF-Vorhaben Nr. 19874 BG<br />

Thema<br />

Ultraschallgestützte Nachbehandlung thermisch gespritzter Schichten<br />

Berichtszeitraum<br />

01.01.2018 – 30.09.2020<br />

Forschungsvereinigung<br />

Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

Forschungseinrichtung(en)<br />

• Technische Universität Berlin, Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb, Fachgebiet<br />

Beschichtungstechnik<br />

Berlin,16.3.2021 Prof. Christian Rupprecht Dr. Georg Thomas<br />

Ort, Datum<br />

Name und Unterschrift aller Projektleiterinnen und Projektleiter der Forschungseinrichtung(en)<br />

• Westsächsische Hochschule Zwickau, Institut für Produktionstechnik, Forschungsbereich<br />

Spanungstechnik<br />

Zwickau, 16.3.2021 Prof. Michael Schneeweiß Dipl.Ing. (FH) Andreas Zinke<br />

Ort, Datum<br />

Name und Unterschrift aller Projektleiterinnen und Projektleiter der Forschungseinrichtung(en)


Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19874 BG<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Motivation 4<br />

2 Aufgabenstellung und Ziele 7<br />

3 Stand von Wissenschaft und Technik 8<br />

3.1 Thermischen Spritzen 8<br />

3.1.1 Drahtlichtbogenspritzen 10<br />

3.1.2 Hochgeschwindigkeitsflammspritzen 11<br />

3.2 Nachbehandlung von Spritzschichten 12<br />

3.2.1 Thermische Behandlung 13<br />

3.2.2 Chemische Behandlung 14<br />

3.2.3 Mechanische Nachbehandlung 15<br />

3.3 Grundwerkstoffe und Oberflächenvorbehandlung 24<br />

3.4 Zusatzwerkstoffe 25<br />

4 Experimentelle Durchführung 28<br />

4.1 Auswahl der Zusatzwerkstoffe (TUB, WHZ, PA) 28<br />

4.2 Probengrundkörperherstellung (TUB) 30<br />

4.3 Drahtlichtbogenspritzen (TUB) 30<br />

4.4 HVOF-Spritzen (TUB) 33<br />

4.5 Nachbehandlung der thermisch gespritzten Schichten 34<br />

4.5.1 Feindrehen (WHZ) 34<br />

4.5.2. Rollieren (WHZ) 35<br />

4.5.3 Schleifen (WHZ, TUB) 37<br />

4.5.4 Ultraschallbehandlung (WHZ) 39<br />

4.6. Schicht- und Oberflächencharakterisierung 41<br />

4.6.1 Metallographie (TUB, WHZ) 41<br />

4.6.2 Härteprüfung (TUB) 44<br />

4.6.3 Rauheitsmessung - Chromatisch-konfokale Aberration (TUB) 45<br />

5 Ergebnisse und Verwendung der Zuwendung 49<br />

5.1 Feindrehen 49<br />

5.1.1 Feindrehen - Querschliffanalyse (TUB, WHZ) 49<br />

5.1.2 Feindrehen - Begutachtung der bearbeiteten Schichtoberfläche (WHZ, TUB) 52<br />

5.1.3 Feindrehen – Rauheitsmessungen (TUB) 54<br />

5.1.4 Feindrehen – Härtemessung (TUB, WHZ) 56<br />

5.2 Rollieren 57<br />

5.2.1 Rollieren - Querschliffanalyse (TUB, WHZ) 57<br />

5.2.2 Rollieren - Begutachtung der bearbeiteten Schichtoberfläche (WHZ, TUB) 60<br />

5.2.3 Rollieren - Rauheitsmessungen (TUB) 63<br />

5.2.4 Rollieren - Härtemessung (TUB, WHZ) 64<br />

5.3 Schleifen 65<br />

5.3.1 Schleifen – Querschliffanalyse (TUB, WHZ) 65<br />

5.3.2 Schleifen - Begutachtung der bearbeiteten Schichtoberfläche (WHZ, TUB) 66<br />

5.3.3 Schleifen - Rauheitsmessungen (TUB) 66<br />

5.2.4 Schleifen - Härtemessung (TUB, WHZ) 67


Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19874 BG<br />

5.4 Ultraschallbehandlung 68<br />

5.4.1 Ultraschallbehandlung - Querschliffanalyse (TUB, WHZ) 68<br />

5.4.2 Ultraschallbearbeitung - Begutachtung Schichtoberfläche (WHZ, TUB) 72<br />

5.4.3 Ultraschallbearbeitung - Rauheitsmessungen (TUB) 76<br />

5.4.3 Ultraschallbehandlung - Härteprüfung (TUB, WHZ) 77<br />

5.5 Optimierung und Qualifizierung der Ultraschallbearbeitungstechnik (WHZ, TUB) 78<br />

5.5.1 Verschleißschutzmaßnahmen für US-Werkzeugoberflächen (WHZ, TUB) 80<br />

5.5.2 Optimierung der Werkzeuggeometrie (WHZ, TUB) 81<br />

5.5.3 Entwicklung angepasster Werkzeuge (WHZ) 82<br />

5.5.4 Implementierung von Qualitätssicherungsstrategien (WHZ) 87<br />

6 Zusammenfassung 90<br />

7 Ausblick 92<br />

8 Gegenüberstellung des Ergebnisses mit den Zielen 93<br />

9 Verwendung der Zuwendung 94<br />

10 Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit 94<br />

12 Wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Nutzen 95<br />

11 Vorträge und Veröffentlichungen 96<br />

12 Fortschreibung des Plans zum Ergebnistransfer und Einschätzung der 96<br />

Realisierbarkeit des Transferkonzeptes<br />

13 Danksagung 98<br />

14 Quellenverzeichnis 99


Seite 4 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19874 BG<br />

1 Motivation<br />

In der modernen Fertigungstechnik gewinnen Beschichtungsverfahren zunehmend an Bedeutung,<br />

da sie im Sinne der Nachhaltigkeit und Prozessökonomie die Oberflächenveredlung artfremder<br />

Grundmaterialien ermöglichen und diese damit in erheblichem Maße aufwerten. Im Bereich<br />

der thermischen Beschichtungstechnologien nimmt das Thermische Spritzen eine Sonderstellung<br />

ein, da es mit diesem Verfahren möglich ist, jedes mechanisch und thermisch stabile<br />

Grundmaterial zu beschichten [Lug02]. Aufgrund der spezifischen Eigenschaften entsprechender<br />

Schichten hat sich das Thermische Spritzen als Schlüsseltechnologie in unterschiedlichen Anwendungsbereichen<br />

etabliert, wie der Luftfahrt (bspw. auf Turbinenschaufeln), dem Automobilbau<br />

(auf Zylinderlaufbahnen und Kolbenringen von Verbrennungsmotoren), der Medizintechnik<br />

(bspw. auf Implantaten), dem Maschinenbau (bspw. auf Werkzeugen), der chemischen Industrie<br />

(bspw. als Kesselinnenbeschichtung), der Papierindustrie (bspw. auf Papier- und Druckwalzen)<br />

und der Energietechnik (bspw. auf Komponenten von Windkraftanlagen und in der Biomasseverbrennung<br />

in Heißgasbereichen). Die Beschichtungen erfüllen dabei anwendungsspezifische Aufgaben,<br />

wie bspw. die Steigerung der Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit, das Einstellen<br />

spezieller tribologischer Eigenschaften und weiterer Funktionen, wie bspw. Haptik, Optik, Selbstreinigung,<br />

Wärmedämmung, Schirmdämpfung (EMV von Elektronikkomponenten), thermische<br />

und elektrische Isolation [DVS07]. Die für die genannten Aufgaben notwendigen Werkstoffe, d.h.<br />

Metalle (Reinmetalle und Legierungen), Cermets oder Keramiken können in Abhängigkeit ihrer<br />

physikalisch-chemischen Eigenschaften mit verschiedenen industrietypischen Spritzverfahren<br />

verarbeitet werden, wie bspw. dem Plasmaspritzen, dem Drahtlichtbogenspritzen, dem Flammspritzen<br />

bzw. dem Hochgeschwindigkeitsflammspritzen (HVOF) und dem Kaltgasspritzen. Seit<br />

der Entwicklung der ersten Spritzverfahren vor rund 100 Jahren hat sich die Spritztechnologie<br />

stetig weiterentwickelt. In den letzten beiden Jahrzehnten zeichnete sich dabei ein deutlicher<br />

Trend in Bezug auf die Entwicklung hochkinetischer Verfahrensvarianten ab [Bac05, Bob08].<br />

Diese Entwicklungen verfolgen das Ziel, besonders dichte, festhaftende und eigenspannungsarme<br />

Beschichtungen zu realisieren. Aufgrund der technologischen Besonderheiten sind optimale<br />

Beschichtungsergebnisse aber auch mit modernsten Verfahren nur eingeschränkt und unter<br />

relativ großem ökonomischem Aufwand möglich. Insofern bestehen für KMU Probleme bei der<br />

Realisierung hochtechnologischer Anwendungen. Vielfach sehen sich gerade kleine Fachbetriebe,<br />

die sich auf das Thermische Spritzen spezialisiert haben, einem enormen Konkurrenzdruck<br />

ausgesetzt. Zudem weisen nahezu alle gebräuchlichen, industriellen Spritzschichten Probleme<br />

hinsichtlich einer unangepassten Porosität auf. Abgesehen von wenigen Anwendungen,<br />

welche diese Porosität explizit fordern, wie bspw. Wärmedämmschichten, Anstreifbeläge (bei<br />

Flugturbinen) oder biokompatible Schichten, sind in der Regel möglichst dichte Schichten erwünscht.<br />

Ein weiteres Problem stellt der zumeist ungünstige Eigenspannungszustand im Schichtinneren<br />

dar, welcher aus der starken und raschen Abkühlung der Spritzpartikel resultiert. Dabei


Seite 5 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19874 BG<br />

können Eigenspannungswerte erreicht werden, welche betragsmäßig größer sind als die Werte<br />

der Haftzugfestigkeit, was bei bestimmten Geometriemerkmalen der Bauteile, wie Kanten, bei<br />

mehrachsigen Spannungszuständen durch mechanische Punkt- und Linienlasten oder bei thermischer<br />

Beanspruchung der beschichteten Bauteile zu katastrophalem Versagen führen kann<br />

(Delamination, Abplatzung von Schichtbestandteilen). Da Spritzschichten nach der Herstellung<br />

im spritzrauen Zustand vorliegen, ist für die meisten technischen Anwendungen eine mechanische,<br />

zumeist spanende Nachbearbeitung notwendig. Diese ist relativ aufwendig, da hohe Bearbeitungskräfte<br />

aus den oben genannten Gründen zu vermeiden sind. Beim Zerspanen ergeben<br />

sich bezogen auf den gesamten Herstellungsprozess weitere Probleme, da die Schichten mit<br />

deutlichem Übermaß aufgebracht werden müssen, nur geringe Vorschübe beim Spanen eingestellt<br />

werden können (lange Bearbeitungszeit) und da aufgrund der Schichtporosität beim Spanen<br />

nur eingeschränkt mit flüssigen Kühlschmierstoffen gearbeitet werden kann. Zusammenfassend<br />

betrachtet, bestehen bei Thermischen Spritzschichten zahlreiche technologiebedingten Nachteile,<br />

welche die Konkurrenzfähigkeit des Verfahrens und damit die Wettbewerbsfähigkeit von<br />

Spritzfachbetrieben einschränken:<br />

Tab. 1: Typische Schichteigenschaften bei thermisch gespritzten Schichten und daraus resultierende<br />

Problemstellungen für die Anwendung<br />

Schichteigenschaftsmerkmale<br />

Porosität /offene Poren an der Oberfläche<br />

Zugeigenspannungen oder unangepasster Eigenspannungszustand<br />

Hohe Oberflächenrauheit<br />

Schichtdickenschwankungen<br />

Resultierende Anwendungsprobleme<br />

Korrosionsanfälligkeit<br />

Schichtdelamination, Abplatzungen<br />

Unerwünschte tribologische Eigenschaften<br />

Ungenügende Maßhaltigkeit, schlechte Reproduzierbarkeit<br />

insbesondere im Randbereich<br />

Den genannten Nachteilen (Tabelle 1) soll durch ein neues und innovatives Nachbearbeitungsverfahren,<br />

der Ultraschallbehandlung (US), begegnet werden, welche bislang nicht industriell für<br />

Spritzschichten eingesetzt wird. Das einfache Funktionsprinzip der US-Behandlung, basierend<br />

auf einem hochfrequenten mechanischen Hämmern einer Ultraschallsonotrode gegen die Werkstückoberfläche<br />

mit aufgebrachter Spritzschicht, bietet ein enormes, bislang ungenutztes Potenzial<br />

zur Schichteigenschaftsverbesserung. Durch das Hämmern wird die Schichtporosität verringert<br />

(Verdichten), die spritzrauhe Schicht („as-sprayed“-Zustand) wird eingeebnet (Glätten) und<br />

es erfolgt auf Basis der Kaltverformung eine Erhöhung der Versetzungsdichte (Materialverfestigung).<br />

Zudem werden Zugeigenspannungen minimiert bzw. in Druckeigenspannung überführt,<br />

was das Langzeitverhalten der Beschichtung, insbesondere unter Wechselbelastung signifikant<br />

verbessert (Risshemmung) [Bag09]. Die genannten Vorteile sind nachfolgend in der Tabelle 2<br />

zusammengefasst. Zudem bestehen weitere Vorteile, die sich aus der einfachen Handhabbarkeit<br />

der US-Technologie ergeben [Sta04].


Seite 6 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19874 BG<br />

Tab. 2: Verbesserung der Schichteigenschaften durch die Ultraschallbehandlung<br />

Effekt der Ultraschallbehandlung<br />

Glätten der Oberfläche<br />

Verdichten<br />

Druckeigenspannungserzeugung<br />

Kaltverformung<br />

Resultierende Verbesserungen<br />

Spanlose Einebnung der Spritzrauheit<br />

Porosität minimieren, Dichtwirkung herstellen<br />

Risshemmung und Lastwechselbeständigkeit erhöhen<br />

Festigkeitssteigerung aufgrund erhöhter Versetzungsdichte<br />

Das US-Verfahren stellt eine preiswerte Technologie dar, die mit geringen Investitions- und Fertigungskosten<br />

verbunden ist. Die Werkzeuge weisen in der Regel eine hohe Standzeit auf und<br />

können an konventionelle Spanungsmaschinen (bspw. Drehmaschinen, CNC-Fräsmaschinen)<br />

problemlos adaptiert werden. Zudem bietet das Verfahren ein hohes Potenzial, um auch von den<br />

Spritzbetrieben angewendet zu werden, welche nicht über Anlagen zum Zerspanen verfügen.<br />

Dazu kann für zahlreiche Bauteiloberflächengeometrien das US-Werkzeug an den Manipulator<br />

angebracht werden, der ansonsten für die Brennerbewegung beim Spritzen eingesetzt wird<br />

(bspw. Roboter oder Zweiachsmanipulator).<br />

Abb. 1: Querschliff einer konventionellen<br />

drahtlichtbogengespritzten Eisenbasisbeschichtung<br />

mit typischer Porosität (Phasenkontrastbild)<br />

Abb. 2: Lichtmikroskopische Aufnahme einer<br />

drahtlichtbogengespritzten Cu-Basisbeschichtung<br />

mit ultraschallbearbeiteter Oberfläche<br />

Mit der US-Bearbeitung soll eine industrietaugliche Alternative zu anderen mechanischen Oberflächenbearbeitungsverfahren<br />

qualifiziert werden. Einen Überblick zu Nachbehandlungsmethoden<br />

für Spritzschichten liefert die Norm DIN EN ISO 14924. Gegenüber dem Kugelstrahlen und<br />

dem Rollieren wird bei der US-Bearbeitung mit deutlich geringeren Schichtbelastungen gearbeitet.<br />

So beträgt die Vorlast bei US gegenüber dem Rollieren nur ca. 1/10 bis 1/3 (materialabhängig).<br />

Gegenüber Rollieren und Kugelstrahlen können empfindlichere Grundmaterialien und<br />

Schichten bearbeitet werden (wie bspw. beschichtete Polymere oder filigrane Strukturen). Es ist<br />

auch möglich wahlweise ortsaufgelöst (bspw. punktförmig) und flächig zu arbeiten. Rollierprozesse<br />

bedingen einen zeiligen Vorschub und Kugelstrahlen wirkt immer auf einer ausgedehnten,<br />

geometrisch unbestimmten Fläche (statistischer Prozess). Zudem ist das US-Verfahren bei flä-


Seite 7 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 19874 BG<br />

chiger Bearbeitung deutlich schneller und homogener. Die bereits etablierte Verwendung verschiedener<br />

so genannter Peening-Technologien (Begriff: in Anlehnung an die englische Verfahrensbeszeichnung:<br />

„shot peening“) für hochbelastete sicherheitsrelevante Bauteile, wie bspw.<br />

Turbinenschaufeln für stationäre Gasturbinen, dokumentiert das Potenzial der Ultraschalltechnik<br />

und unterstreicht den Forschungsbedarf im Bereich des Thermischen Spritzens.<br />

2 Aufgabenstellung und Ziele<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Ultraschallnachbehandlung<br />

für thermisch gespritzte Schichten. Dabei soll die gesamte Prozesskette der Schichtherstellung<br />

und -nachbehandlung so optimiert werden, dass im Ergebnis deutlich verbesserte<br />

Schichteigenschaften erreicht werden. Da abgesehen von den eigenen erfolgreichen Vorversuchen<br />

bislang keine systematischen Erkenntnisse zur US-Behandlung von Spritzschichten existieren,<br />

ist es dringend notwendig, die für die industriellen Praxis wichtigsten Schichtsysteme bzw.<br />

repräsentative Vertreter der entsprechenden Werkstoffe mit den jeweils typischen Spritzverfahren<br />

zu verarbeiten und dazu die jeweiligen Nachbehandlungsschritte zu optimieren. Nach Erreichen<br />

der Zielstellung wird eine optimierte Prozesskette zur Bauteilbeschichtung und -funktionalisierung<br />

vorliegen, welche höherwertige Beschichtungen unter gleichzeitig verbesserten ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen ermöglicht. Durch das entwickelte Prozess-Know-How, neue US-<br />

Werkzeuge und optimierte Fertigungsstrategien werden für Beschichtungsbetriebe zahlreiche<br />

Vorteile erschlossen und der Endanwender wird von langlebigeren Produkten mit verbesserter<br />

Funktionalität profitieren. Die übergeordneten Projektziele lauten:<br />

• Entwicklung eines schmiermittelfreien und spanlosen Glättverfahrens für Spritzschichten<br />

(signifikante Reduzierung der Rauheitsparameter) und Minimierung des Nachbearbeitungsaufwands<br />

(Substitution des Spanens)<br />

• Entwicklung einer effizienten Methode zum Verdichten der Oberflächenporosität zur Verbesserung<br />

der Korrosionsbeständigkeit bei gleichzeitiger Substitution von Versieglungsprozessen<br />

• Verbesserung der Eigenschaften hochbelasteter Bauteile durch das Einbringen von<br />

Druckeigenspannungen zur Verbesserung der Dauerschwingfestigkeit und Haftzugfestigkeit<br />

• Ausnutzung des Kaltverfestigungseffektes<br />

• Vergleichende Betrachtungen zwischen der Ultraschallbearbeitung und konventionellen<br />

Verfahren (Feindrehen, Schleifen, Rollieren)

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