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Zu Gast bei einer jungen Imkerin – Magdalena Anzill
Wie kommt ein junges Mädchen, Magdalena Anzill, mit 16 Jahren
dazu, Imkerin zu werden? Ein Referat über Bienen weckte ihr Interesse.
Etwas zeitversetzt bat ein Freund der Familie um Asyl für einen
„Ableger“. Ähnlich wie bei Pflanzen kann man nämlich Bienenvölker
teilen, um sie zu vermehren. Hierzu müssen ein paar Waben samt
Bienen (1000 bis 2000) mit Brut-, Futterwabe und leerer Wabe in eine
neue Kiste verbracht werden, die entfernt vom Mutterstock stehen
muss (die Bienen würden sonst wieder dorthin zurückfliegen).
Nach vier Wochen „Asyl“, die zur Vermehrung gereicht haben, sollte das
neue Volk wieder zum Eigentümer zurück. Aber Anzills, insbesondere
Magdalena, hatten Gefallen an den fleissigen Mitarbeiterinnen gefunden
und wollten sie behalten. Eine Erstausstattung wurde beschafft (Kosten
~ 500 Euro), um mit diesem Volk als Imker starten zu können.
Als Jung-Imker braucht es auch einen „Paten“ (Imker mit Erfahrung)
und Kontakt mit einem Imkerverein, um Fachwissen, das zusätzlich
zum „learning by doing“ nötig ist, zu erlangen. Der Bienenzuchtverein
Starnberg bietet sehr gute Anfängerkurse an, die zur Zeit online
hervorragend durchgeführt werden. Auch von der Bürokratie ist
der Imker nicht verschont: die Bienen müssen sowohl beim Amt
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weilheim als auch
beim Veterinäramt im Landratsamt Starnberg angemeldet werden.
Letzteres um die Ausbreitung von Seuchen in Griff zu bekommen (z. B.
amerikanische Faulbrut...), denn im schlimmsten Fall müssten
dann die Völker abgetötet werden.
Vorteilhaft – wie bei Familie Anzill - ist ein Standort im eigenen Garten.
So hat man seine Bienen immer im Blick und kann sie beobachten.
Große Aktivitäten bzw. ein Riesenschwarm am Anflugloch deuten zum
Beispiel auf den bevorstehenden Hochzeitsflug der Königin hin. Aber
auch das Ausschwärmen kann so einfacher „gehört“ werden und
entsprechende Maßnahmen zum Wiedereinfangen getroffen werden.
Der Spruch - 3*5*8 – die Königin ist gemacht
Eine Königin (und nur diese) legt pro Tag bis zu 2000 Eier in die
Wabenzellen. Sie entscheidet, ob ein Ei mit den in ihrem Körper gespeicherten
Spermien befruchtet wird oder nicht. Aus befruchteten Eiern
können sich Königinnen oder Arbeiterinnen entwickeln - das hängt
davon ab, womit die Larven gefüttert werden. Aus den unbefruchteten
Eiern entstehen die Drohnen. Aus den Eiern schlüpfen nach 3 Tagen
die Larven. 5 Tage wachsen diese und werden von den Jungbienen
genährt. Dann werden die Waben verdeckelt. Nach 8 Tagen schlüpft die
Königin (ggf. auch mehrere, nur die stärkere gewinnt).
Ein paar Tage nach dem Schlupf ist die junge Königin „brünftig“. Ihren
Hochzeitsflug unternimmt sie bei Temperaturen über 20 °C und paart
sich während des Fluges mit mehreren Drohnen. Einige Tage später
beginnt sie bereits mit der Eiablage und legt eine neue Brut an. Sie
sollte dann gezeichnet werden (jedes Jahr eine andere Farbe, 2021 –
weiss, 2020 - hellblau) um sie in einem größeren Volk leichter finden
zu können. Ein Volk besteht üblicherweise aus einer Königin, 0 bis 500
Drohnen, ~25.000 Arbeiterinnen. Durchschnittlich produziert so ein
Volk ca. 20-30 kg Honig/Jahr. Nicht zu vergessen aber, dass ein Volk
im Winter auch Nahrung braucht.
Für ein Kilogramm Honig braucht es ca. 100.000 Kilometer Flugleistung
von vielen fleissigen Bienen! In einen Bienenmagen passen ca. 40 mg
Nektar. Um diesen zu sammeln und zum Bienenstock zu transportieren
besucht sie ca. 200-300 Blüten. Am Tag fliegt eine Biene im
Durchschnitt sechs Sammelflüge, sie kann aber auch bis zu 30-mal
fliegen. Für 1 kg Honig braucht es 4-5 kg Nektar, der im Bienenstock
auf unter 18% Wassergehalt getrocknet wird. Hierfür werden ca.
100.000 Sammelausflüge benötigt auf ca. 200 Millionen Blüten.
Kommt eine Biene mit dem im Honigmagen gespeicherten Nektar vom
Sammeln zurück, würgt sie den Inhalt in den Mund einer so genannten
Ammen-Biene. Sie mischt den Nektar mit einem Stoff, den sie in
einer Drüse produziert, füllt ihn in eine Zelle. Stockbienen trocknen
den Nektar durch mehrmaliges Umtragen und verschließen dann die
Zelle mit Wachs. So entsteht der Honig, der den Bienen im Winter als
Nahrung dient. Pro Tag kann ein Bienenvolk bis zu einem Kilogramm
Honig produzieren.Eine Bienenkönigin wird 16 bis 20 Millimeter groß.
Männliche Bienen nennt man Drohnen. Sie werden 14 bis 18 Millimeter
groß. Drohnen besitzen keinen Stachel und sammeln keinen Honig.
Ihre Aufgabe ist, sich mit der Königin zu paaren. Sie werden vor dem
Winter von den Arbeiterinnen vertrieben und sterben. Wenn es im
Herbst immer kühler wird und die Temperatur unter 12°C sinkt, fliegen
die Bienen nicht mehr aus. Dicht aneinander gedrängt in einer Traube
verbringen sie die kalte Jahreszeit in einer Art Winterschlaf.
Mit Magdalenas Unterstützung habe ich versucht, in groben Zügen die
Honigherstellung zu beschreiben, für mich „Unbedarfte“ war das schwer
zu durchblicken. 2021 waren die Wetterbedingungen im Landkreis bzw.
Oberbayern sehr ungünstig, es wird kaum Honig erzeugt.
Arbeiterinnen, Königin und Drohnen haben ganz bestimmte Aufgaben.
Was genau Arbeiterinnen tun müssen, hängt davon ab, wie alt sie
sind: im Alter von einem bis vier Tagen sind sie Putzbienen und dafür
verantwortlich, die Waben sauber zu halten. Wenn Arbeiterinnen fünf bis
elf Tage alt sind, versorgen die den Bienennachwuchs mit Nahrung. Im
Alter von zwölf bis 18 Tagen haben sich ihre Wachsdrüsen entwickelt,
so dass sie Waben bauen können.
Wenn sie 19 bis 21 Tage alt sind, bewachen sie die Eingänge des
Bienenstocks vor fremden Eindringlingen und Feinden.
Mit 22 bis 40 Tagen fliegen die Arbeiterinnen schließlich zu den
Bienenweiden und sammeln Pollen, Nektar und Wasser.
Text und Fotos: Baumer/Anzill
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