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Zukunft des Wohnungsmarktes in Aachen - Forum ...

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wo e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong>ander von Alt und Jung sehr gut funktioniert. Müssen solche D<strong>in</strong>ge nicht mehr publik<br />

gemacht werden oder wie kann man auch dafür werben?<br />

Prof. Dr. Klaus Selle (RWTH):<br />

Ich wäre gerne noch e<strong>in</strong>mal bei dem Punkt geblieben, den wir gerade hatten, weil da wirklich die gravierenderen<br />

Probleme liegen. In dem Bereich, <strong>in</strong> dem wir uns jetzt bewegen, haben wir so e<strong>in</strong>e Art<br />

Luxusproblem. Bestimmte Gruppen, die sich am Wohnungsmarkt auch sonst bedienen können, werden<br />

andere Wohnformen nachfragen können. Das ist zweifellos wichtig und das s<strong>in</strong>d auch Bedarfe,<br />

die sich artikulieren und die im Augenblick bei den Anbietern auf dem Wohnungsmarkt noch nicht so<br />

recht auf Resonanz stoßen. Deswegen s<strong>in</strong>d diese neuen Trägerformen, Baugeme<strong>in</strong>schaften überhaupt<br />

entstanden. Ich b<strong>in</strong> sicher, dass sich da e<strong>in</strong>iges <strong>in</strong> der nächsten Zeit auch <strong>in</strong> den Köpfen der<br />

Anbieter bewegen wird. Das Beispiel aus Hannover, was ich vorh<strong>in</strong> nannte, macht deutlich, dass es<br />

von den Grundstücken angefangen über die Wohnungsgrundrisse bis h<strong>in</strong> zur städtebaulichen Lage<br />

noch zu wenig Potenzial für diese Gruppen gibt. Das wäre die Antwort auf Ihre Frage, aber die anderen<br />

Probleme s<strong>in</strong>d schärfer und da bieten sich weniger Lösungen an, <strong>in</strong>sbesondere solche, die im<br />

baulichen Bereich liegen. Denn ich glaube, die Segregationsprobleme, die Herr Dr. L<strong>in</strong>den angesprochen<br />

hat, werden ganz wesentlich unsere Städte prägen, und zwar je mehr Entspannung am Wohnungsmarkt,<br />

je mehr nachfrageorientierter die Märkte s<strong>in</strong>d, umso schärfer die Segregation. Wie man<br />

damit umgeht, das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Tat Fragen, die ke<strong>in</strong>esfalls nur an die Städtebaupolitik oder nur an die<br />

kommunale Wohnungspolitik zu stellen s<strong>in</strong>d, sondern an die Stadtgesellschaft. Diese be<strong>in</strong>halten möglicherweise<br />

auch die Frage, ob wir nicht e<strong>in</strong>e sich so e<strong>in</strong>stellende Segregation neu bewerten und <strong>in</strong>terkulturell<br />

andere Umgangsformen f<strong>in</strong>den müssen. Ich will das ganz bewusst als offene Frage formulieren,<br />

auf die ich ke<strong>in</strong>e Antwort habe. Nur dürfen wir uns nicht immer <strong>in</strong> diese angenehmen Probleme,<br />

wie sich die besser verdienenden Alten und die besser verdienenden Hochschullehrer ihre Wohnsituation<br />

suchen, flüchten.<br />

OB Dr. Jürgen L<strong>in</strong>den (Stadt <strong>Aachen</strong>):<br />

Ich glaube wir haben, was die Migration angeht, ungefähr 20, 25 Jahre lang gedacht, dass sich die Integration<br />

von alle<strong>in</strong>e vollzieht. Heute stellen wir fest, dass es bei e<strong>in</strong>er bestimmten Bevölkerungsgruppe<br />

nicht der Fall ist. Jetzt gehen wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Richtung, die da lautet: wir machen Programme,<br />

Aktivitäten etc., damit sich die Integration gerade dieser Gruppe – geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Türken<br />

und die Araber – doch noch vollzieht. Die entscheidende Frage wird se<strong>in</strong>, ob wir <strong>in</strong> 20 Jahren die<br />

Frage beantworten können. Es vollzieht sich gerade nicht, das ist die Andeutung, die Herr Prof. Dr.<br />

Selle gemacht hat. Wie lebt man dann? Dann ist es aus me<strong>in</strong>er Sicht wirklich e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturelle Frage.<br />

Ich glaube, Herr Maetschke war es, der sagte, da haben wir wie <strong>in</strong> den großen Metropolen das<br />

Ch<strong>in</strong>esenviertel, Italycity, die Lat<strong>in</strong>os. So weit s<strong>in</strong>d wir noch lange nicht, weil sicher auch im politischen<br />

Bewusstse<strong>in</strong> alle erst diesen Integrationsschritt noch e<strong>in</strong>mal positiv vollziehen wollen, aber man muss<br />

im H<strong>in</strong>terkopf haben, dass er möglicherweise nicht funktioniert. Dann stellt sich die Frage <strong>des</strong> Mite<strong>in</strong>ander-<br />

oder Nebene<strong>in</strong>anderwohnens unter Umständen noch e<strong>in</strong>mal völlig neu. Wir haben es dann mit<br />

der dritten, vierten Generation zu tun, sehen aber heute, dass vor allem die zweite Generation schon<br />

eher wieder „retürkisiert“, als sie sich <strong>in</strong> unser Leben hier problemlos <strong>in</strong>tegriert. Die Frage ist spannend,<br />

kann aber heute am Tisch von niemandem beantwortet werden, gleichwohl sie mit dem Thema<br />

zu tun hat.<br />

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