Rumänien - Deutsch-Rumänische Gesellschaft
Rumänien - Deutsch-Rumänische Gesellschaft
Rumänien - Deutsch-Rumänische Gesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eine Prinzessin auf Reisen<br />
Die Biographie der Marthe Bibescu von Christine Sutherland<br />
von Axel Bormann<br />
Marthe Bibescu - eine echte Prinzessin auf Reisen. Vor allem zwischen Bukarest und Paris,<br />
aber auch nach Belgrad, Wien und Madrid. Grenzenlose Mobilität in einer Zeit, als die<br />
meisten Menschen nur selten ihr Heimatdorf verließen. Als Angehörige einer kleinen<br />
europäischen Elite, die durch Familienbande und komplizierte Allianzen die Macht in<br />
Europa gleichsam in Erbpacht hielt, hatte sie die Möglichkeit, ein ganz besonderes Leben zu<br />
führen, und sie nutzte diese Chance weidlich. Die Geburt zu Beginn der Belle Epoque, der<br />
Tod am Anfang des Informationszeitalters: ein Leben zwischen den Zeiten und Orten,<br />
dessen Nachzeichnung in einer Biographie lohnend erscheint.<br />
Die Mitglieder der Familie ihres Mannes waren Großgrundbesitzer mit unendlichen Liegenschaften, vor allem<br />
in der Walachei. Inmitten der Besitztümer das Schloß Mogoşoaia, nicht weit von Bukarest entfernt. Das<br />
Bukarest jener Zeit, die „elegante Hauptstadt des neugeschaffenen Königreichs <strong>Rumänien</strong>“, scheint heute fern.<br />
Bei Marthes Diners in Mogoşoaia trafen sich die Reichen und Mächtigen aus ganz Europa.<br />
Europa ist auch das Leitmotiv der Biographie, für Christine Sutherland war Marthe Bibescu „die erste echte<br />
Europäerin“. Den Nachweis dafür bleibt sie jedoch schuldig, sofern man für diese Kategorisierung nicht schon<br />
ausgiebiges Reisen zwischen den Metropolen des Kontinentes und das Verfassen literarischer Werke in<br />
französischer Sprache ausreichen läßt.<br />
Mitte der zwanziger Jahre schrieb Marthe Bibescu ihre erfolgreichsten Romane („Catherine Paris“ und „Le<br />
Perroquet vert“); für sie, die immer anstrebte, nicht nur wegen ihres Vermögens und ihrer Schönheit anerkannt<br />
zu werden, war ein wichtiges Ziel erreicht.<br />
Daneben fand sie Zeit für zahllose Affären mit Männern, die sie interessierten, weil sie in ihrer Zeit prominent<br />
waren, sei es als Politiker, Künstler oder bedeutende Adlige. Viele der Namen sind auch heute noch bekannt, so<br />
gehörten in Paris Claudel, de Jouvenel und auch Proust zu ihren Freunden. Schon 1909 hatte sie eine, wenn auch<br />
nach Ansicht der Biographin lediglich platonische, Beziehung zum deutschen Thronfolger Wilhelm, der ihr<br />
„ewige Freundschaft“ schwor.<br />
__________________________________________________________________________________